Bakkalaureatsarbeit Alterssport und seine physischen, psychischen und gesellschaftlichen Auswirkungen - im Speziellen Formen von Ballspielen mit alten Menschen Medizinische Universität Graz eingereicht bei: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. Andrea PALETTA von: Florian EIBINGER Matrikelnummer: 0533828 Lehrveranstaltung: Präventive und rehabilitative Aspekte der Gesundheitsversorgung von Menschen im Kindes- und Jugendlichen- und mittleren Alters Graz, Mai 2009 Ehrenwörtliche Erklärung: Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Bakkalaureatsarbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Weiters erkläre ich, dass ich diese Arbeit in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt habe. Graz, Mai 2009 (Eibinger Florian) Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ........................................................................................................................................1 2. Bewegung und Sport im Alter..........................................................................................................3 2.1 Warum Bewegung und Sport im Alter .......................................................................................4 2.1.1 Der Nutzen des Alterssports für das Individuum .................................................................4 2.1.2 Der Nutzen des Alterssports für die Gesellschaft.................................................................5 2.2 Phasen der sportlichen Betätigung ............................................................................................6 2.2.1 Entstehungs- oder Antriebsphase .......................................................................................6 2.2.2 Vorbereitungs- oder Orientierungsphase (Klärung und Planung) .........................................7 2.2.3 Realisierungsphase .............................................................................................................8 2.2.4 Nachwirkungs- und Reflexionsphase...................................................................................8 2.3 Warum betreiben ältere Menschen Sport? ................................................................................9 2.3.1 Leistungssportler .............................................................................................................. 10 2.3.2 Lebenszeitsportler ............................................................................................................ 10 2.3.3 Breitensportler ................................................................................................................. 11 2.3.4 Freizeit- und Gesundheitssportler ..................................................................................... 11 2.3.5 Inaktive ............................................................................................................................ 11 2.4 Barrieren für Sport im Alter ..................................................................................................... 13 2.5 Forschung, Politik und Sportverbände nehmen Herausforderung an ....................................... 15 3. Zusammenhang zwischen Sport und Alternsprozess ...................................................................... 16 3.1 Körperliche Veränderungen im Alternsprozess und ihre Beeinflussung durch Sport ................. 16 3.1.1 Veränderung anthropologischer Messgrößen .................................................................. 16 3.1.2 Bewegungsapparat ........................................................................................................... 17 3.1.3 Herz-Kreislauf-Gefäß-System ............................................................................................ 19 3.1.4 Atmung ............................................................................................................................ 20 3.1.5 Sportärztliche Untersuchung ............................................................................................ 21 i 3.2 Psychische Veränderungen im Alternsprozess und ihre Beeinflussung durch Sport .................. 22 3.2.1 Geistige Leistungsfähigkeit ............................................................................................... 23 3.2.2 Emotionale Veränderungen im Alternsprozess ................................................................. 24 3.2.3 Soziale Aspekte im Alternsprozess .................................................................................... 25 4. Ziele des Alterssport...................................................................................................................... 26 4.1 Ziele der Bewegungsaktivitäten ............................................................................................... 26 5. Spielformen mit dem Ball .............................................................................................................. 28 5.1 Verhalten des Spielleiters ........................................................................................................ 28 5.2 Spiele zum Fangen und Werfen ............................................................................................... 31 5.3 Sportspiele .............................................................................................................................. 35 5.4 Wasserballspiele ..................................................................................................................... 38 6. Die Rolle des Sports im Konzept erfolgreichen Alterns................................................................... 41 7. Zusammenfassung ........................................................................................................................ 44 8. Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................... 46 9. Literaturverzeichnis: ..................................................................................................................... 47 ii 1. Einleitung Bewegung, Sport und soziale Kontakte sind ein ständiger Begleiter in unserem Leben. Aber im zunehmenden Alter erkennt man die Bedeutung dieser Aspekte. Vor allem in der heutigen Zeit, in der die Lebenserwartung stetig steigt und somit an die Gesellschaft und Politik neue Anforderungen stellt. Das betrifft zum einen den Pflegebereich, der immer mehr Personal für bedürftige Menschen benötigt, als auch das Gesundheitswesen, welches für die zunehmenden Untersuchungen und Behandlungen die Kosten zu tragen hat. Da diese Thematik in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle spielt, wird in dieser Arbeit näher auf diese Problematik eingegangen. Ein Weg, um diesen Anforderungen entgegenzuwirken, ist jener der Gesundheitsförderung. Vor allem Alterssport kann dazu beitragen, dass Menschen ab dem fünfzigsten Lebensjahr ohne wesentliche Einschränkungen gesund altern. Die Faktoren Sport und körperliche Bewegung spielen somit auch im Alter eine wichtige Rolle für die Erhaltung der Gesundheit. Aus diesem Grund beschäftigt sich diese Arbeit mit dem Thema Alterssport, wobei näher auf Ballspiele eingegangen wird. Die Gründe dafür sind, dass Ballspiele in der Gesellschaft weit verbreitet sind und auch die Möglichkeit bieten, soziale Kontakte zu knüpfen. Auch der Kontakt mit Menschen kann zu einem erfolgreichen älter werden beitragen. Im ersten Kapitel dieser Arbeit wird der Begriff „Alter“ näher erläutert, um ein besseres Verständnis für die Auswirkungen des Alterssports auf den Alternsprozess zu bekommen. In den darauffolgenden Kapiteln zwei und drei wird darauf eingegangen, warum man Sport im Alter betreiben sollte, wieso diese Altersgruppe Sport betreibt und welche Barrieren sie daran hindern. Des Weiteren werden auch die körperlichen, geistigen und sozialen Auswirkungen durch Sport dargestellt. Im vierten und fünften Kapitel wird ein Überblick gegeben, welche Ziele der Alterssport hat und welche Ballspiele für die ältere Generation geeignet sind. Das sechste Kapitel gibt einen Ausblick über die Wichtigkeit des Sports für ein erfolgreiches Altern. Abschließend werden noch einmal die wichtigsten Aussagen zusammengefasst. Seite 1 Um Bewegungsaktivitäten im Alter und deren Auswirkungen auf den Alternsprozess besser zu verstehen, muss auch der Begriff des Alters erläutert werden. In der Alternsforschung wird zwischen drei verschiedenen Bedeutungen des Begriffs Altern unterschieden:1 - kalendarisches oder chronologisches Alter: die Zahl der Jahre, - funktionales oder biologisches Alter: die Leistungsfähigkeit, - Alter als Kennzeichnung eines spezifischen Lebensabschnitts.2 Das kalendarische oder chronologische Alter: Der Begriff des chronologischen Alters ist ein Informationsrahmen im Sinne einer numerischen Skala. In dieser Skala werden Menschen anhand ihres Geburtsdatums eingeordnet. Daraus können aber keine Angaben über die Leistungsfähigkeit der Menschen, sowie über die Art und Weise sinnvoller sportlichen Betätigung gezogen werden. Das funktionale oder biologische Alter: Mit dem Begriff des biologischen Alters wird der Aspekt der Leistungsfähigkeit aufgegriffen. Beim biologischen Alter gibt es keine numerische Zuordnung, sondern der Begriff bezieht sich auf den biologischen bzw. leistungsphysiologischen Zustand von Organen oder Organsystemen. Hierbei werden anhand von Körpergröße oder-Proportionen, Skelettentwicklung oder physiologischen Leistungsdaten Kriterien geschaffen, die eine Einordnung in biologische Altersphasen ermöglichen. Es kann auch der Altersbegriff zur Kennzeichnung von Lebensabschnitten herangenommen werden. Anhand des biologischen Alters, kann man nun auch für jede altersbedingte Entwicklungsphase eine phasenspezifische sportliche Leistungsfähigkeit zuordnen. Winter (1987) differenziert aus einer leistungssportlichen Sicht zwischen vier Phasen sportmotorischer Entwicklung im Erwachsenenalter:3 1 Vgl. Meusel (1996), S. 2 f. Meusel (1996), S. 3 3 Vgl. Meusel (1996), S. 3 2 Seite 2 - das frühe Erwachsenenalter (etwa 18/20 bis 30/35 Jahre), die Jahre der relativen Erhaltung der motorischen Leistungsfähigkeit; - das mittlere Erwachsenenalter (etwa 30/35 bis 45/50 Jahre), die Jahre der allmählichen motorischen Leistungsminderung; - das späte Erwachsenenalter (etwa 45/50 bis 65/70 Jahre), die Jahre der verstärkten motorischen Leistungsminderung; - das späte Erwachsenen- und Greisenalter (ab 65/70 Jahr), die Jahre der ausgeprägten motorischen Rückbildung.4 Mit steigendem Alter wird die Beschreibung solcher altersbedingter Entwicklungsphasen immer schwieriger und komplexer, da mit zunehmendem kalendarischem Alter die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der einzelnen Individuen immer größer werden. Alter als Kennzeichnung eines spezifischen Lebensabschnitts – Drittes Alter: Das dritte Alter beginnt mit dem Ende der Berufslaufbahn, und dem Eintritt in den Ruhestand. Dieser Lebensabschnitt ist gekennzeichnet durch einen Rückgang der motorischen Leistungsfähigkeit im Alltag. Daher ist es in diesem Altersabschnitt auch schwer, die Leistungsfähigkeit der Individuen zu erfassen. 5 2. Bewegung und Sport im Alter Seit den 70er Jahren haben Sport und Bewegungsaktivitäten für ältere Menschen eine immer größere Bedeutung bekommen. Dies zeigt sich sowohl in der Zunahme von Alterssportgruppen, als auch in der vermehrten Aktivität von Sportverbänden, Wohlfahrtsverbänden und kommunalen Einrichtungen. Daher wird sich die Bedeutung der Bewegungsaktivitäten von älteren Menschen zur Bewältigung der Lebenssituation bzw. von gesellschaftspolitischen Aufgaben in der Zukunft noch steigern. 6 4 Meusel (1996), S. 3 f. Vgl. Meusel (1996), S. 4 6 Vgl. Meusel (1996), S. 5 5 Seite 3 2.1 Warum Bewegung und Sport im Alter Die Frage „Warum Alterssport“ ist zugleich auch die Frage, welchen Nutzen Alterssport hat. Beim Nutzen gibt es sowohl einen individuellen, als auch einen gesellschaftlichen und sozialpolitischen. Die Verbindung zwischen individuellem und gesellschaftlichem Nutzen besteht darin, den älteren Menschen einen möglichst langen Erhalt der Selbstständigkeit zu ermöglichen. 2.1.1 Der Nutzen des Alterssports für das Individuum Ältere Menschen können solange ihre Selbstständigkeit bzw. Unabhängigkeit aufrecht erhalten, solange sie in der Lage sind Alltagsanforderungen körperlich bewältigen zu können. Für die Gerontologie ist die Voraussetzung eines erfolgreichen Alterns die körperliche und geistige Aktivität. Anhand von sportwissenschaftlichen Untersuchungen sieht man, dass richtig dosierte und regelmäßige Bewegungsaktivitäten im Alter eine präventive, rehabilitative und ausgleichende Wirkung haben. So kann dem Abbau und der Einschränkung der Leistungsfähigkeit bei älteren Menschen am ehesten begegnet werden. Trainingswirkungen lassen sich je nach Inhalt der sportlichen Aktivität im konditionellen Bereich (Ausdauer, Kraft) als auch im koordinativen Bereich (Beweglichkeit) erzielen. Bei älteren Menschen hat sich gezeigt, dass ein Nachlassen von motorischen und körperlichen Fähigkeiten am ehesten Auswirkungen auf die Beweglichkeit und Koordination im Alltag hat. Der konditionelle Bereich hat dagegen auf die Alltagskompetenz von älteren Menschen nicht soviel Einfluss. Untersuchungen belegen, dass Bewegungsaktivitäten im Alter Einfluss auf die geistige Leistungsfähigkeit haben. Berichten zufolge kommt es in Folge sportlicher Aktivitäten sowohl zu Verbesserungen von Gedächtnis- und Konzentrationsleistungen, als auch zu schnelleren Reaktions- und Lösungszeiten. Erklärt wird diese Verbesserung, durch eine vermehrte Stimulation der Neurotransmitter im Zentral Nervensystem und durch eine verbesserte Sauerstoffversorgung in Folge der körperlichen Aktivität. Zu beachten ist aber, dass diese Effekte differenziert zu betrachten sind und auch in ihrem Ausmaß nicht überbewertet werden sollten. Seite 4 Bewegungsaktivitäten haben bei älteren Menschen aber auch psychische Wirkungen, die sich anhand von Lebensfreude und Wohlbefinden beschreiben lassen. Sportpädagogen sehen für ältere Menschen im Sport die Möglichkeit, einer sozialen Isolierung entgegen zu wirken. Denn beim Sport bietet sich wie bei anderen Gemeinschaftsaktivitäten die Möglichkeit, neue Kontakte und Freundschaften zu finden. Durch das Bewältigen von sportlichen bzw. körperlichen Anforderungen bekommen ältere Menschen auch ein positiveres Selbstbild, das wiederum zu einer Verbesserung des Lebensgefühls führt. Inwieweit Bewegungsaktivitäten im Alter die vorher erwähnten Sozial- und Selbsterfahrungen herbeiführen können, ist nicht sicher vorherzusagen. Man kann nur versuchen, durch eine umsichtige Planung und sensible Führung von Sportgruppen diese herbeizuführen, aber sicher geplant werden können sie nicht. Man muss auch damit rechnen, dass es im Zuge des Sports auch zu negativen Erfahrungen (zum Beispiel Misserfolge) kommen kann.7 Dennoch ist zu sagen, dass eine richtig gewählte Bewegungsaktivität den ganzen Menschen betrifft. Durch den Sport ist der alte Mensch aktiv und wird daher in allen Persönlichkeitsbereichen gefördert. Somit hat der Sport für den älteren Menschen einen hohen präventiven Wert für die Gesunderhaltung. Ob durch den Alterssport auch die Lebenserwartung steigt, wird diskutiert. Bewegungsaktivitäten im Alter, unabhängig vom Niveau, tragen aber dazu bei, dem Leben mehr Struktur und Inhalt zu geben und somit die Lebensqualität zu erhöhen. 8 2.1.2 Der Nutzen des Alterssports für die Gesellschaft Aufgrund des Wandels in der Bevölkerungsstruktur, der in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu erwarten ist, darf es der Gesellschaft nicht egal sein, wie es um die physische und psychische Verfassung der älteren Mitglieder in der Gesellschaft bestellt ist. Damit eine Überforderung der Gemeinschaft vermieden werden kann, muss die Gesellschaft ein reges Interesse daran haben, die Selbstständigkeit und die Selbstverantwortung einer so großen und weiterhin wachsenden Bevölkerungsgruppe zu stärken. 7 8 Vgl. Denk et al (2003), S. 86 ff. Vgl. Meusel (1999), S. 8 Seite 5 So kann durch den Erhalt der Leistungsfähigkeit der älteren Menschen die Gesamtleistungsfähigkeit der Gesellschaft beibehalten werden und dadurch auch das Sozialsystem entlastet werden. Eine Förderung von gesundheitsorientierten Bewegungs- und Sportaktivitäten führt dazu, dass ältere Menschen eine längere Selbstständigkeit erlangen und sich in Folge die Kosten für Betreuung und Pflege senken lassen. Das bedeutet, dass es durch Bewegungsaktivitäten im Alter zu einer Verbesserung des subjektiven und objektiven Gesundheitszustandes kommt, was wiederum zu einer Senkung der Gesundheitskosten beiträgt.9 2.2 Phasen der sportlichen Betätigung Das Sporttreiben erfolgt in typischen Phasen. Der Verlauf dieser Phasen ist ausschlaggebender für Erfolg oder Misserfolg, als der Inhalt der Bewegungsaktivität und die gewählte Sportart. Daher soll in den nachfolgenden Punkten ein optimaler Verlauf einer Bewegungsaktivität beschrieben werden. Es sind vier Phasen zu unterscheiden:10 Entstehungs- oder Antriebsphase Vorbereitungs- oder Orientierungsphase (Klärung und Planung) Realisierungsphase Nachwirkungs- und Reflexionsphase11 2.2.1 Entstehungs- oder Antriebsphase In dieser Phase wird das Interesse für eine Bewegungsaktivität geweckt bzw. es entwickelt sich aus unterschiedlichsten Gründen auch ein Bedürfnis nach ihr. In der Regel lässt sich die betroffene Person vom Aufforderungscharakter einer Situation ansprechen. Die Intensität dieser Aufforderung ist abhängig vom Erfolg und vom Grad der Befriedung, die sich die betroffene Person nach der Bewältigung der sportlichen Aktivität erhofft. Die Antriebskräfte für eine Bewegungsaktivität können in verschiedenen Persönlichkeitsbereichen wirksam werden. Bei älteren Menschen ist zum Beispiel das außer Atem kommen beim Treppensteigen ein Antrieb sportlich aktiv zu werden. Da meistens bei der körperlichen 9 Vgl. Denk et al (2003), S. 89 f. Vgl. Meusel (1999), S. 10 f. 11 Meusel (1999), S. 11 10 Seite 6 Alltagsarbeit auch Schwierigkeiten auftreten, rät auch der Arzt zu mehr körperlicher Bewegung. Daher spricht man bei älteren Menschen meist auch von einer kompensatorischen Intention, wenn es um Bewegungsaktivitäten geht. Präventive Intentionen werden daher nicht so oft als Antrieb für eine sportliche Aktivität genannt. Diese spielen eher eine Rolle, wenn es darum geht Bewegungsbeeinträchtigungen vorzubeugen. 2.2.2 Vorbereitungs- oder Orientierungsphase (Klärung und Planung) Nach der Entstehungsphase kommt die Vorbereitungsphase. In dieser Phase wird das Pro und Kontra für die unterschiedlichsten Bewegungsaktivitäten abgewogen sowie auch über die verschiedensten Möglichkeiten der Realisierung entschieden. Es kommt auch zur Eingliederung der sportlichen Aktivität in den Lebensplan bzw. Alltagsplan der betroffenen Person. Im Zuge dieser Phase wird auch die Chance einer erfolgreichen Bewältigung der sportlichen Aktivität abgewogen, indem die betroffene Person ihre Fähigkeiten den erwarteten Anforderungen gegenüberstellt. Wichtig ist auch zwischen Klärungs- und Planungsphase zu unterscheiden. In der Planungsphase werden Möglichkeiten zur Verwirklichung der Bewegungsaktivität abgewogen. Das heißt, es werden verschiedene Lösungen zur Verwirklichung gegenübergestellt. Bei der Klärungs- und Planungsphase sind vor allem Kommunikation und Information für die erfolgreiche Hinwendung zum Sport sehr wichtig. Viele Sportinteressierte können ihre Absicht Sport zu betreiben nämlich nicht verwirklichen, weil sie die zahlreichen Möglichkeiten in den Vereinen, Betrieben, Volkshochschulen usw. nicht kennen. Daher ist es wichtig, dass man schon in der Schule im Sportunterricht über die verschiedensten Möglichkeiten der sportlichen Betätigung informiert wird. Bei älteren Menschen ist der Erfolg der Vorbeireitungsphase vom vorhandenen motorischen Leistungsniveau abhängig. So können bei alten Menschen Ungeübtheit und Ungeschicklichkeit den Anschluss an eine Gruppe verhindern. Genauso kann bei individualsportlicher Betätigung das Nichterreichen von Vorsätzen durch Misserfolgserlebnisse zu einem Abbruch der Bewegungsaktivität führen. Seite 7 2.2.3 Realisierungsphase Die Realisierungsphase umfasst die konkrete Umsetzung der Bewegungshandlung. Die Sportpsychologie hat sich mit dem Zustandekommen, der Steuerung, der Optimierung und der Ausführung einer Bewegungshandlung beschäftigt. Eine Bewegungshandlung wird wie folgt definiert.12 In die Handlung gehen Empfindungs-, Wahrnehmungs-, Vorstellungs-, Gedächtnis- und Denkleistungen ein, sie wird von Gefühlen und Emotionen begleitet und in einem (volitiv) gesteuerten Vollzug realisiert. Es bewegt sich also nicht nur der Körper, sondern der ganze Mensch. 13 Unter Sporttreiben versteht man eine regelmäßige Tätigkeit wie zum Beispiel ein Instrument spielen. Das bedeutet, dass Sporttreiben bzw. eine Bewegungshandlung kein einmaliger Prozess ist. Damit ich eine Bewegungshandlung durchführe, muss sie sich auch gegen andere Handlungsmöglichkeiten durchsetzen. Umso größer die positive Einstellung und Motivation gegenüber der Bewegungshandlung ist, desto häufiger wird die Bewegungshandlung auch ausgeübt. Daher muss das Ziel sein, dass Bewegungshandlungen in die individuelle Lebensgestaltung integriert werden. 2.2.4 Nachwirkungs- und Reflexionsphase Aufgrund von Bewegungshandlungen kommt es zu Empfindungen, Erfahrungen und Erlebnissen, die sich unterschiedlich auf die jeweilige Persönlichkeit auswirken. Durch physiologische Prozesse hat sich gezeigt, dass es schon während der sportlichen Betätigung zu Veränderungen des Befindens kommt. Dieses Befinden kann nach der Beendigung der sportlichen Aktivität anhalten oder erst nach einer gewissen Verzögerung eintreten. Abhängig von Belastung und Intensität der jeweiligen Bewegungshandlung, zeigen sich diese Nachwirkungen in körperlicher und physischer Ermüdung, Entspannung oder Frische. 12 13 Vgl. Meusel (1999), S. 11 ff. Meusel (1999), S. 13 Seite 8 In der Reflexionsphase können diese Nachwirkungen bewusst verarbeitet werden. Hierbei werden der wirkliche Handlungsverlauf und das reale Handlungsergebnis mit dem geplanten Handlungsverlauf und dem erwarteten Handlungsergebnis verglichen. Dadurch können sich dann Erklärungen für Abweichungen ergeben, die zu neuen Überlegungen führen, um gegebenenfalls die Handlungsstrategie zu verbessern. So ist es für die Motivation sehr hilfreich, in gewissen Abständen den Erfolg einer Bewegungshandlung zu kontrollieren, um eine Leistungsverbesserung festzustellen. Für ältere Menschen ist es schon ein Erfolg, ein Leistungsniveau über einen gewissen Zeitraum halten zu können. Die Reflexionsphase spielt eine wichtige Rolle, weil die Reflexion in die Antriebsund Planungsphase übergehen kann und daher der Bewegungshandlung eine neue Richtung vorgegeben werden kann. 14 2.3 Warum betreiben ältere Menschen Sport? Es gibt sehr viele Motive, warum ältere Menschen Sport betreiben. Die Palette reicht von Freude an der Bewegung, über das Bedürfnis sich gesund und fit zu fühlen, bis hin zu sozialen Gründen, wie sich einer Gruppe anzuschließen um Freundschaften zu knüpfen oder Geselligkeit zu erfahren. Meistens wirken mehrere Motive zusammen, die ältere Menschen dazu veranlassen Sport zu betreiben. Da beim Alterssport zwischen verschiedenen Adressatengruppen unterschieden wird, ist auch die Rangfolge der Motive in den verschiedenen Gruppen unterschiedlich. Man unterscheidet zwischen folgenden Adressatengruppen: 14 - Leistungssportler - Lebenszeitsportler - Breitensportler - Freizeit- und Gesundheitssportler - Inaktive Vgl. Meusel (1999), S. 13 f. Seite 9 2.3.1 Leistungssportler Bei dieser Gruppe handelt es sich um ältere Menschen, die auch noch im fortgeschrittenen Alter an Sportwettkämpfen teilnehmen. In dieser Gruppe ergibt sich folgende Rangfolge der Motive: 15 1. Freude/Spaß 2. Gesundheit/Fitneß 3. Spiel/Spannung 4. Ausgleich/Abwechslung 5. Geselligkeit/Kommunikation 6. Leistung/sportlicher Erfolg16 Diese Rangfolge ist bemerkenswert, da Freude/Spaß und das Gesundheitsmotiv an oberster Stelle stehen und nicht die Leistung bzw. der sportliche Erfolg. Da es sich aber in dieser Adressatengruppe um Wettkampfsportler handelt, hätte man erwarten können, dass der sportliche Erfolg das bestimmende Motiv ist. Man geht davon aus, dass in dieser Gruppe das Leistungsstreben schon so verinnerlicht ist, dass es einem als Motiv nicht mehr bewusst ist. 2.3.2 Lebenszeitsportler Lebenszeitsportler sind Sportler, die ihre sportliche Aktivität seit der Jugend nicht unterbrochen haben. Bei dieser Gruppe steht das Motiv Gesundheit an vorderster Stelle. Danach folgt das Motiv Freude an der Bewegung und Spaß an Spiel und Spannung. Interessant ist, dass 60 % der Lebenszeitsportler das Motiv Freude an der Bewegung als Motiv für ihr lebenslanges Sporttreiben angeben. Nicht so wichtig ist für diese Gruppe das Motiv Geselligkeit und Kommunikation. Der Grund dafür könnte sein, dass der mitmenschliche Kontakt für die Lebenszeitsportler als selbstverständlicher Bestandteil ihrer Aktivität erlebt wird und daher nicht bewusst wahrgenommen wird. 15 16 Vgl. Meusel (1999), S. 21 f Meusel (1999), S. 22 Seite 10 2.3.3 Breitensportler Bei Breitensportlern handelt es sich um Sportler, die mehrere Sportarten über eine längere Zeit ausüben und gegebenenfalls auf unterschiedlichen Niveaus Wettkämpfe bestreiten. Auch in dieser Gruppe haben das Wohlbefinden und die Gesundheit den höchsten Stellenwert. An dritter Stelle folgt das Motiv der Geselligkeit/Kommunikation. An vierter und fünfter Stelle folgen die körperliche Selbsterfahrung und die Attraktivitätssteigerung. Der letzte Rang stellt das Motiv des Leistungsvergleiches mit anderen dar. Zu beachten ist aber, dass bei Personen, die Wettkämpfe bestreiten das Leistungsmotiv ausgeprägter ist als bei den Personen, die dies nicht tun. 2.3.4 Freizeit- und Gesundheitssportler Bei dieser Gruppe ergab sich bei den Motiven folgende Reihenfolge: 17 1. Gesundheit/Fitneß 2. Entspannung/Wohlbefinden 3. Geselligkeit 4. Figur 5. Anstrengung/Leistung18 Das Motiv Gesundheit/Fitness ist hier bei Frauen stärker als bei Männern. Dafür wird bei den Männern die Geselligkeit höher bewertet. Je höher bei Männern aber der Zeitaufwand für eine sportliche Betätigung wird, desto mehr tritt das Leistungsmotiv in den Vordergrund. 19 2.3.5 Inaktive Der Anteil der Nichtsportler bei den älteren Menschen ist mit Abstand die größte Gruppe in der Bevölkerung. Dabei wär es vor allem sozialpolitisch sehr wichtig, dass die sportliche Aktivität in dieser Gruppe erhöht wird. Folgende Beweggründe werden nun 17 Vgl. Meusel (1999), S. 22 f. Meusel (1999), S. 23 19 Vgl. Meusel (1999), S. 23 18 Seite 11 aufgezählt, die ältere Männer und Frauen, die seit ihrer Schulzeit nicht sportlich aktiv waren, wieder zu körperlicher Betätigung motivieren:20 1. Sorge um die Erhaltung der Gesundheit (95 %) 2. Wunsch nach einem Ausgleich zum beruflichen Streß (73 %) 3. Bedürfnis nach mitmenschlichen Kontakten (52 %) 4. Freude an der Bewegung (9 %)21 Auch bei den ehemaligen Sportlern, die wieder aktiv werden, ist die Reihenfolge der Motive gleich. Dies bedeutet, gesundheitliche Gründe und das Bedürfnis nach mitmenschlichem Kontakt sind die zwei wichtigsten Motive, warum Inaktive wieder sportlich aktiv werden. Das Motiv Freude an der Bewegung ist deswegen am geringsten ausgeprägt, weil Menschen, die seit ihrer Schulzeit keinen Sport betrieben haben, auch nie Freude an der Bewegung erfahren konnten.22 Viele ältere Menschen nennen das Motiv „Sorge um die Erhaltung der Gesundheit“ aufgrund eines ärztlichen Gesprächs. Viele ältere Menschen beginnen erst nach einer ärztlichen Empfehlung, im Zuge von gesundheitlichen Problemen mit Bewegungsaktivitäten. Da aber die Anzahl der Nichtsportler bei den älteren Menschen in der Bevölkerung die größte Gruppe ist, kann man daraus auch schließen, dass es keine breite ärztliche Förderung von Bewegungs- und Sportaktivitäten im Alter gibt. Eine unter Hamburger Ärzten durchgeführte Befragung bestätigt das. In dieser Erhebung gaben die Ärzte auch an, dass die Bewegungstherapie für ältere Menschen im Studium und auch in der ärztlichen Praxis eine größere Rolle spielen sollte. Als Grund für diese Situation wird angenommen, dass sich viele Patienten zur Lösung ihres gesundheitlichen Problems die Verschreibung eines Medikaments erwarten und nicht die Verordnung einer „ungeliebten“ aktiven/sportlichen Therapieform. Daher ist es wichtig, dass die Ärzteschaft und die im Gesundheitswesen tätigen Institutionen durch Aufklärung und Information die Wertschätzung für sportliche Aktivitäten im Alter zu Erhaltung der Gesundheit steigern. 23 20 Vgl. Meusel (1999), S. 25 Meusel (1999), S. 25 22 Vgl. Meusel (1999), S. 25 f. 23 Vgl. Denk et al (2003), S. 80 ff. 21 Seite 12 2.4 Barrieren für Sport im Alter Die Beweggründe, warum ältere Menschen keiner sportlichen Aktivität nachgehen, lassen sich in den folgenden sechs Barrieren zusammenfassen: 24 1. „Ich bin gesund, ich brauch keinen Sport“25 Viele ältere Menschen sehen in einer sportlichen Aktivität noch keine Notwendigkeit, weil sie der Meinung sind, dass sie im Garten bzw. Haushalt genug Bewegung machen, oder noch keine gesundheitlichen Probleme haben. 26 Tatsache ist, dass viele vorige Generationen ohne Sport ausgekommen sind. Der Unterschied zu heute liegt aber darin, dass man damals ein Vielfaches an Bewegung in Beruf und Alltag hatte. Heutzutage belasten Alltagsaktivitäten auch oft einseitig. Daher ist es wichtig, Ausgleichssport zu betreiben um Beschwerden zu vermeiden. Bei sportlichen Aktivitäten ist zu sagen, dass leichte bis mittlere Belastungen vollkommen ausreichen. Nur so kann sich ein erhöhtes Kräftepotential bzw. eine vermehrte Vitalität aufbauen.27 2. „Die sportliche Betätigung ist mit einem zu großen Aufwand verbunden“28 Oft haben ältere Menschen den Vorwand, dass Übungsstätten zu weit entfernt sind oder nur unter großen Umständen zu erreichen sind. Hierbei wird auch die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln als nicht geeignet angesehen. Ältere Menschen scheuen auch die Kosten für eine Bewegungsaktivität oder haben auch Angst, dass sie sich die Kosten für einen Kurs nicht erlauben können.29Um dieser Barriere entgegenzuwirken reicht es meistens schon den Betroffen ausreichend zu informieren. So ist dem Großteil der älteren Menschen nicht bekannt, dass sich Sportgruppen bzw. Übungsstätten oft in unmittelbarer Nähe befinden. Auch Fahrdienste und Fahrgemeinschaften lassen sich als Alternative zu den öffentlichen Verkehrsmitteln meist ohne Probleme organisieren. Auch das Argument der „hohen Kosten“ ist nicht haltbar. Viele Institutionen bieten für Bedürftige entsprechende Beiträge bzw. Lösungen an. Es gibt auch immer wieder Schnupperkurse, die gratis sind oder auch probeweise besucht werden können. 30 24 Vgl. Meusel (1999), S. 32 Meusel (1999), S. 32 26 Vgl. Meusel (1999), S. 32 27 Vgl. Meusel (1999), S. 49 28 Meusel (1999), S. 33 29 Vgl. Meusel (1999), S. 33 30 Vgl. Meusel (1999), S. 50 25 Seite 13 3. „Der sportlichen Betätigung stehen andere Interessen und Verpflichtungen entgegen, die für wichtiger gehalten werden“31 Diese Barriere gehört zu den wichtigsten Hinderungsgründen einer Bewegungsaktivität nachzugehen. Die zu dieser Eigenschaft zählenden älteren Menschen halten eine sportliche Aktivität deshalb nicht für wichtig, weil sie ihren erwerbstätigen Kindern bei der Betreuung der Enkel oder auch bei der Haushaltsführung helfen. Oft unterstützen diese Menschen weniger Gesunde bei der Erledigung diverser Alltagstätigkeiten. 32 Um diese Barriere abzubauen, ist das soziale Netz gefragt. Es muss möglich sein, den betroffenen Personen durch nachbarschaftliche Hilfe, Rücksichtnahme der Kinder oder Inanspruchnahme von Pflegekräften einen Freiraum für Bewegungsaktivitäten zu schaffen. So können ältere Menschen ihre Leistungsfähigkeit länger und besser erhalten, um ihrem sozialen Umfeld zu helfen. 33 4. „Soziale Ängste verhindern die Teilnahme am Sport“34 Viele ältere Menschen haben Angst, in Kontakt mit anderen Menschen zu treten. Sie befürchten, dass sie in der jeweiligen Sportgruppe nicht akzeptiert werden oder von der Gruppe ausgeschlossen werden. Genauso haben sie bedenken aufgrund ihres Gewichts oder ihrer Sportkleidung aufzufallen. Oft werden diese Ängste durch Vorurteile von Familie oder Freunden verstärkt, indem Ältere wegen ihrer Bewegungsaktivität belächelt werden.35 Betroffenen dieser Barriere muss man klar machen, dass jeder Mensch Schwächen hat und man keine Angst haben muss, sich zu diesen zu bekennen. Hierbei ist es von Vorteil, dass in den jeweiligen Sportkursen eine freundschaftliche und kooperative Atmosphäre herrscht. So verlieren die neuen Kursteilnehmer schnell ihre Bedenken und Ängste. Familie und Freunde müssen begreifen, dass es sich bei alten Menschen nicht um schonungsbedürftige Personen handelt. Wichtiger ist es, dass das soziale Umfeld ältere Menschen in ihren Bestrebungen nach sportlicher Aktivität unterstützt.36 31 Meusel (1999), S. 33 Vgl. Meusel (1999), S. 33 33 Vgl. Meusel (1999), S. 50 34 Meusel (1999), S. 33 35 Vgl. Meusel (1999), S. 33 36 Vgl. Meusel (1999), S. 50 32 Seite 14 5. „Die Gruppe der „Sportablehner“ hält Sport für Zeitvergeudung“37 Diese Gruppe von älteren Menschen vertritt die Meinung, dass Sport nicht zur Bedürfnisbefriedigung dient, denn wenn ich zum Beispiel Unterhaltung suche kann ich auch eine Theatervorstellung besuchen. Genauso haben diese Menschen auch Angst, durch Sport unnötige Kräfte zu vergeuden, sich zu verletzen oder krank zu werden.38 Ursache für diese Argumente ist oft nur Bequemlichkeit. So ist die Faulheit der häufigste Grund für Inaktivität in allen Altersgruppen und somit auch bei älteren Menschen. Deshalb ist es wichtig, dass die lebenslange Aktivität immer wieder neue Anstöße bekommt. Diese Anreize wirken besser, wenn in einem Kurs eine freundliche Atmosphäre herrscht und dieser abwechslungsreich gestaltet ist.39 6. „Ich habe lange Zeit nichts gemacht und den Zeitpunkt verpaßt“40 Diesen Menschen fehlen oft Erfahrungen mit sportlichen Aktivitäten. Dadurch können sich diese Menschen nach einer längeren inaktiven Zeit auch schwer vorstellen, einer sportlichen Betätigung nachzugehen. Oft ist es auch so, dass diese Menschen bis auf den Schulsport nie Sport betrieben haben. 41 Viele ältere Menschen in dieser Gruppe assoziieren Sport mit Leistungssport und Wettkampf. Daher ist es wichtig diesen Menschen die Angst vor dem Sport zu nehmen, indem man ihnen zeigt, dass Sport Spaß macht. Genauso muss man ihnen erklären, dass Umfang und Intensität der jeweiligen Bewegungsaktivität individuell gewählt und angepasst werden können. Nur so erkennen diese Menschen, dass es nicht darauf ankommt jemanden beim Sport zu besiegen, sondern dass man Freude an der sportlichen Aktivität hat.42 2.5 Forschung, Politik und Sportverbände nehmen Herausforderung an Mitte der 80iger Jahre erlebte die Forschung im Bereich des Alterssport einen großen Aufschwung. Das zunehmende Interesse der Forschung für den Bereich Alterssport zeigt sich vor allem in der steigenden Publikation von wissenschaftlichen Berichten und in der wachsenden Anzahl von internationalen Kongressen zum Thema Alterssport. Aufgrund des vermehrten Interesses der Forschung bemühen sich auch Sportorganisationen und 37 Meusel (1999), S. 33 Vgl. Meusel (1999), S. 33 39 Vgl. Meusel (1999), S. 51 40 Meusel (1999), S. 33 41 Vgl. Meusel (1999), S. 33 42 Vgl. Meusel (1999), S. 49 f. 38 Seite 15 Wohlfahrtsverbände mehr um das Thema Altersport. Sie versuchen die Ergebnisse der Forschung anhand von Modellseminaren und praxisbezogenen Handbüchern in eine dem älteren Menschen angepasste Bewegungspraxis umzusetzen. Dennoch sind die Politik, die Sportverbände und die kommunalen Einrichtungen laufend gefordert, spezifische Bewegungsangebote für ältere Menschen anzubieten. Dabei ist es wichtig, dass diese Angebote auf die Bedürfnisse der älteren Generation angepasst werden.43 3. Zusammenhang zwischen Sport und Alternsprozess Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Alternsprozess und den Folgen von Bewegungsmangel gibt. Ein Bewegungsmangel im Alter hat Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Organsysteme. Das bedeutet, dass sich die Muskulatur zurückbildet bzw. die Leistungsfähigkeit des Kreislaufs und der Gleichgewichtssinn verschlechtert. Solch eine Verschlechterung kann für einen älteren Menschen tödlich sein. Dennoch ist zu sagen, dass auch bei Älteren die Folgen von Bewegungsmangel durch sportliche Aktivität ausgeglichen oder auch teilweise überkompensiert werden können. 44 3.1 Körperliche Veränderungen im Alternsprozess und ihre Beeinflussung durch Sport In den nachfolgenden Punkten wird erläutert, zu welchen körperlichen Veränderungen es im Alternsprozess kommt und wie sich Bewegungsaktivitäten auf diese Veränderungen auswirken. 3.1.1 Veränderung anthropologischer Messgrößen Im Alternsprozess kommt es zu einigen äußeren Veränderungen. Im fortgeschrittenen Alter kommt es zu einer Abnahme der Körpergröße. Dafür nimmt das Körpergewicht im Alternsprozess zu. Genauso kommt es im Altersverlauf zu einer Zunahme des Körperfetts. Dieses Körperfett befindet sich vorwiegend im viszeralen Bereich und erhöht natürlich auch 43 44 Vgl. Meusel (1996), S. 8 f. Vgl. Meusel (1996), S. 15 f. Seite 16 das Risiko für die Gesundheit. Die reine Körpermasse (=ohne Körperfett) dagegen nimmt wie die Körpergröße mit zunehmendem Alter ab. Bei diesen anthropologischen Veränderungen gibt es auch keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Bewegungsaktivitäten erhöhen den Stoffwechsel und führen zu einem zusätzlichen Energieverbrauch. Das ist insofern wichtig, weil eine regelmäßige sportliche Aktivität zu einer Reduzierung des Körperfetts und zu einer Verringerung des erhöhten Körpergewichts führt.45 Im Alter nimmt der Stoffwechsel ab, weil sich auch der Energieverbrauch bei älteren Menschen verringert. Ältere Menschen unterschätzen aber das Ausmaß ihrer Aktivität und auch die Höhe ihrer Kalorienzufuhr. Die Folgen sind, dass es im Alter meist zu einer erhöhten Energiezufuhr kommt, was dazu führt, dass das Körpergewicht und der Anteil des Körperfetts steigen. Durch Bewegungsaktivitäten kann der Stoffwechsel aber erhöht werden und in Folge kann der Nahrungsbedarf auf der gewohnten Höhe gehalten werden. Somit ist zu sagen, dass sportliche Aktivitäten den Stoffwechselprozess im Alter günstig beeinflussen und auch positive Auswirkungen auf dessen Regulierung haben. 3.1.2 Bewegungsapparat Die im Alter auftretenden Veränderungen des Bewegungsapparats beeinflussen sehr oft die Mobilität von älteren Menschen und somit auch ihre soziale Kompetenz. Im Alternsprozess kommt es zu einem zunehmenden Verlust an Flüssigkeit im Halte- und Bewegungsapparat. In Folge kommt es zu einem „Austrocknen“, welches eine Veränderung in der Struktur des Knochenmaterials bewirkt. Somit verlangsamt sich der Stoffwechsel im Knochen, was zu einer Osteoporose (=Rückbildung des Knochens) führt. Studien zeigen, dass sportliche Aktivitäten den Mineralgehalt im Knochen und somit die Knochendichte erhöhen. Je höher die Knochendichte desto geringer ist das Risiko für Osteoporose. Bei der Wirbelsäule kommt es im Alternsprozess aufgrund eines zunehmenden Flüssigkeitsverlustes in der Bandscheibe zu Veränderungen. Diese Veränderungen führen zu einer Abnahme der Körperhöhe und die Bandscheibe verliert ihre stoßdämpfende Funktion. Durch diese fehlende Pufferfunktion und einer dazukommenden Fehlhaltung kann sich der Druck auf die Wirbel, das Bandscheibengewebe oder auf die Nerven erhöhen, was wiederum zu Schmerzen im Hals- und Lendenwirbelbereich führt. Eine weitere Veränderung des 45 Vgl. Meusel (1996), S. 20 ff. Seite 17 Alternsprozess ist, dass es zu einem degenerativen Prozess an den Wirbelkörpern kommen kann. Die Wirbelsäule verliert an Beweglichkeit und durch die verringerte Elastizität der Bandscheibe kann es zu einer Verkrümmung der Wirbelkörper nach hinten kommen (=Alterskyphose). Durch Bewegungsaktivitäten wird der Pumpmechanismus der Bandscheibe gefördert und die Versorgungssituation verbessert. Dadurch kann ein Austrocknen der Bandscheibe verhindert werden. Genauso ist es wichtig, die Rückenmuskulatur zu kräftigen, um eine funktionsgerechte Haltung und Bewegung zu unterstützen und um Verschleißerscheinungen ausgleichen zu können. Zu den spürbarsten Veränderungen im Zuge des Alternsprozess kommt es an den Gelenken. Verschleiß, sportliche Aktivitäten und Überbelastungen führen zu degenerativen Prozessen im Gelenk. Das bedeutet, dass der Knorpel an Flüssigkeit verliert, die Bänder und Sehnen spröder werden, sich die Beweglichkeit in den Gelenken reduziert und sich die Elastizität in der Muskulatur verringert. Genauso kommt es zu einer Abnahme der Synovialflüssigkeit, die für die Ernährung und Beweglichkeit des Gelenks wichtig ist. Durch diesen Verlust kann es in den Gelenken zu Arthrose kommen, und dieser schmerzhafte Prozess kann sich auch auf die umgebende Muskulatur ausdehnen. Sportliche Aktivitäten unterstützen die Stoffwechselprozesse in den Gelenken. Dadurch können degenerative Prozesse an den Gelenken verzögert werden. Mit zunehmendem Alter kommt es auch zu einem Verlust der Muskelmasse bzw. Muskelfasern. Dadurch ist der Alternsprozess auch mit einer Verringerung der Muskelkraft verbunden. 46 Bewegungsaktivitäten können die Durchblutung im Muskel gegenüber einem Muskel in Ruhe um das 20igfache steigern. Durch sportliche Aktivität wird daher nicht nur der für die Leistungsfähigkeit wichtige Spannungszustand, der Muskeltonus erhöht, sondern auch das Gefühl der Vitalität verbessert. Der Verlust an Muskelfasern kann auch durch Sport nicht verhindert werden. Die Kräftigung der Muskulatur ist aber dennoch wichtig, um das Verletzungsrisiko zu verringern. Eine Erhöhung des Muskeltonus trägt dazu bei, dass der Energieverbrauch im Muskel gesteigert wird. Das ist wichtig, weil die Energie, die im Muskel nicht verbraucht wird, als Fett abgelagert wird. Somit kann eine gut trainierte Muskulatur im Alter zu einer Einschränkung des Körperfetts beitragen. 46 Vgl. Meusel (1996), S. 24 ff. Seite 18 Der Fuß ist im Alter sehr wichtig für die Mobilität. Im Alternsprozess kommt es bei allen Strukturen des Fußes zu Veränderungen. So resorbiert sich an der Auftrittsfläche des Fußes das Fettgewebe, was dazu führt, dass die Fußsohlenhaut stärker strapaziert wird. Auch das Fußgewölbe flacht mit zunehmendem Alter ab. Regelmäßige Fußgymnastik stärkt die Fußmuskulatur und kann dabei helfen, die Mobilität des Fußes zu erhalten. Genauso ist es wichtig, dass ältere Menschen Fußbekleidungen tragen, die das Fußgewölbe stützen und die Fußsohle gut betten. 3.1.3 Herz-Kreislauf-Gefäß-System Unser Herz-Kreislauf-System steht in enger Verbindung mit der Atmung. Der Zusammenhang besteht darin, dass über die Atmung der Sauerstoff bereitgestellt wird, den das Herz dann mit dem Blut zu den übrigen Organsystemen pumpt. Dieser Kreislauf wird als kardio-pulmonales System bezeichnet. Die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems ist für die Gesundheit älterer Menschen sehr wichtig, weil es durch eine Verschlechterung des kardio-pulmonalen Systems zu krankhaften Veränderung der anderen Organsysteme kommen kann. Bei älteren Menschen lässt im Zuge des Alternsprozesses die Elastizität der Gefäße nach. Diese degenerative Veränderung wird auch als Arteriosklerose bezeichnet. Diese Erkrankung entsteht durch die Einlagerung von weniger dichten Lipoproteinen (=LDL) in den Gefäßwänden. Durch sehr dichte Lipoproteine (=HDL) können aber in die Gefäße eingeschleuste LDL wieder herausgelöst und vorgebeugt werden. Bewegungsaktivitäten können somit beitragen den HDL-Spiegel zu erhöhen und so arteriosklerotische Veränderungen vorzubeugen. Im Alter verliert auch die große Körperschlagader, die Aorta, an Elastizität. Dadurch hat das Herz bei seiner Austreibungsphase einen erhöhten Widerstand. Dieser führt dazu, dass das Herz bei gleicher Arbeit einen höheren Blutdruck aufbringen muss. In der Folge bedeutet das für das Herz Mehrarbeit, eine größere Belastung für das Herz- und Gefäßsystem und es kann auch zu pathologischen Veränderungen in den Organen kommen. In den Venen dagegen sinkt der Blutdruck und damit auch die Rückflussgeschwindigkeit des Blutes. Durch die nun fehlende Elastizität der Venenwände nimmt die Funktionsfähigkeit der Venenklappen ab. Eine verminderte Venenklappenfunktion kann aber zu einer Stauung des venösen Blutes und Seite 19 somit zur Bildung von Krampfadern (Varizen) führen. Sport wirkt der Varizen Bildung entgegen, indem es durch sportliche Aktivitäten in der Muskulatur zu einem ständigen Wechsel von Anspannung und Entspannung kommt. Diese An- und Entspannung fördert nämlich die Muskelpumpe und somit den Rückfluss des venösen Blutes. Auch die Herzkranzgefäße sind von sklerotischen Veränderungen betroffen, was wiederum zu einem Sauerstoffmangel im Herzmuskel führt. Durch den Sauerstoffmangel wird die Leistungsfähigkeit des Herzens eingeschränkt, daraus entwickelt sich eine Rückbildung des Herzmuskels. Die verminderte Sauerstoffversorgung des Herzmuskels führt auch zu einer Abnahme der Herzfrequenz. Dagegen bleibt der Ruhe- und Leistungspuls mit zunehmendem Alter gleich. Nur die Erholungszeit nach körperlichen Belastungen erhöht sich. Durch Alterssport kann der Ruhe- und Leistungspuls gesenkt werden. Dadurch kann die Erholungszeit, die die Herzfrequenz nach Belastungen benötigt, verkürzt werden und der Herzmuskel benötigt bei gleicher Leistung weniger Sauerstoff. Durchblutung, Leistungsfähigkeit und Leistungsreserven des Herzens werden durch Bewegungsaktivitäten erhöht. Durch die vermehrte Durchblutung wird sowohl die Blutmenge, die das Herz bei jeder Kontraktion auswirft (=Schlagvolumen), als auch die Blutmenge, die es in der Minute auswirft (=Herzminutenvolumen), erhöht. Somit ist zu sagen, dass ältere Menschen, die Sport betreiben, ein ökonomisch arbeitendes Herz haben und auch über eine bessere Sauerstoffversorgung des gesamten Organismus verfügen. Das bedeutet, dass sie das Risiko für eine Verkalkung ihrer Gefäße, für Bluthochdruck und sich daraus ergebende Erkrankungen erheblich verringern können. 3.1.4 Atmung Wie schon im vorigen Punkt beschrieben, nimmt die kardio-pulmonale Leistungsfähigkeit mit dem Alter ab. Dennoch reicht die Lungenreserve bzw. Lungenfunktion im Alter aus, weil ältere Menschen nicht mehr so aktiv sind. Die eingeschränkte Leistungsreserve macht sich erst bei steigender Belastung bemerkbar. Im Alternsprozess sinkt auch das Volumen der ausgetauschten Atemluft (=Vitalkapazität). Durch das Absinken der Vitalkapazität verringert sich auch die Atemreserve (=expiratorisches Reservevolumen). Die Ursache der Abnahme liegt in der Verknöcherung der Rippenknorpel, was zur Folge hat, dass die Lunge an Dehnbarkeit verliert, der Rücken runder wird und der Brustkorb dadurch in seiner Elastizität und Bewegungsweite eingeschränkt wird. Daraus ergibt sich, dass sich der Seite 20 Brustkorb in Richtung Einatmung fixiert, die Sauerstoffaufnahme verringert wird und die Atemfrequenz steigt. Durch Bewegungsaktivitäten im Alter kann die Lungenfunktion erheblich verbessert werden. Durch Sport bekommen ältere Menschen eine tiefere Atmung, die Atemfrequenz bleibt bei sportlicher Belastung niedriger und der Brustkorb bleibt elastischer. Durch den elastischeren Brustkorb steigen auch die Vitalkapazität und das expiratorische Atemvolumen. Alterssport ist daher wichtig, um den Abbauerscheinungen der Lunge entgegenzuwirken und die Atemarbeit ökonomischer gestalten zu können.47 3.1.5 Sportärztliche Untersuchung Ein Freizeitsportler sollte sich alle zwei Jahre einer sportmedizinischen Untersuchung unterziehen. Ältere Menschen die mit Sport wieder beginnen wird dagegen empfohlen, eine sportärztliche Kontrolle alle drei bis sechs Monate durchzuführen. Geübteren Alterssportlern wird eine jährliche Untersuchung nahegelegt.48 Eine Kontrolle ist insofern wichtig, da auch ohne vorhandene Beschwerden gewisse Risikofaktoren wie erhöhter Blutdruck und Cholesterinspiegel, starker Nikotinkonsum, deutliches Übergewicht, hoher Stress und starker Bewegungsmangel unter körperlicher Belastung eine große Gefahr sein können. 49 Eine sportmedizinische Untersuchung umfasst die Überprüfung der Leistungsfähigkeit des HerzKreislauf-Systems sowie den Zustand des Stütz- und Bewegungsapparates. Die Untersuchung enthält aber auch die allgemeine Krankengeschichte, Sport- und Leistungsanamnese, klinische Untersuchungen, Ergometrie sowie EKG in Ruhe und unter Belastung. Entscheidend ist, dass der Alterssportler über die Untersuchungsergebnisse genauestens informiert und aufgeklärt wird, damit einer sportlichen Aktivität(mit oder ohne Einschränkungen) nichts im Wege steht.50 Dennoch gibt es auch Kontraindikationen für eine sportliche Betätigung älterer Menschen:51 47 Vgl. Meusel (1996), S. 28 ff. Vgl. Essl (1991), S. 62 49 Vgl. Schwarz (2007), S. 42 50 Vgl. Essl (1991), S. 62 51 Vgl. Novak (1996), S. 88 48 Seite 21 Einschränkungen der Herz-Kreislauf-Leistungsbreite auf organischer Grundlage (nicht durch Trainingsmangel); Angina pectoris-Beschwerden schon in Ruhe bzw bei mäßigen Belastungsstufen. Lungenerkrankungen mit stärkerer Belastung des kleinen Kreislaufs. Ausgeprägte Blutdrucksteigerungen (systolisch über 200 mm Hg, diastolisch über 120 mm Hg. Störungen des Herzrhythmus (soweit nervöser Natur) und der Erregungsausbreitung im Herzmuskel. Alle akuten Erkrankungen der verschiedensten Organe (z.B. Grippe, Anginen, Harnwegsinfekte). Aktivitätszeichen entzündlicher Herzerkrankungen. Chronische Lebererkrankungen Niereninsuffizienz Überstandener Schlaganfall (nach längerem Intervall eventuell erlaubt).52 Bei den Kontraindikationen unterscheidet man zwischen absoluten und relativen. Zu den absoluten Kontraindikationen gehören alle chronischen und akuten Krankheitszustände die Bewegungsaktivitäten absolut verbieten. Bei den relativen Kontraindikationen gilt es die Vor- und Nachteile eines therapeutischen Vorgehens gegeneinander abzuschätzen. 53 Hier gilt es die Bewegungstherapie durch die Zusammenarbeit von Arzt, Therapeuten und Sportwissenschafter optimal hinsichtlich Qualität und Quantität auf den Gesundheitszustand des Alterssportlers abzustimmen. 54 3.2 Psychische Veränderungen im Alternsprozess und ihre Beeinflussung durch Sport Im Alternsprozess ist nicht nur der Körper von Veränderungen betroffen, sondern auch die geistigen Leistungen, das seelische Erleben und das soziale Verhalten eines älteren Menschen. 52 Novak (1996), S. 88 f. Vgl. Novak (1996), S.89 54 Vgl. Schwarz (2007), S. 44 53 Seite 22 3.2.1 Geistige Leistungsfähigkeit Ergebnisse empirischer Studien haben gezeigt, dass die Entwicklung der geistigen Leistungsfähigkeit weniger vom chronologischen Alter abhängt als vom Gesundheitszustand, vom Bildungsstand und der intellektuellen Anregung durch die Umgebung. Es sind vor allem jene älteren Menschen von Abbauerscheinungen der intellektuellen Fähigkeiten betroffen, die über einen schlechten Gesundheitszustand verfügen und deren intellektuellen Fähigkeiten im Berufsleben wenig gefordert wurden. Bei Menschen, die in ihrem Arbeitsleben intellektuell gefordert wurden, tritt im Alter sogar eine Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit auf. Für die Erhaltung der intellektuellen Leistungsfähigkeit ist vor allem die Interaktion zwischen Person und Umwelt von großer Bedeutung. Das bedeutet wiederum, dass eine selbstaktive Lebensgestaltung von älteren Menschen ein wesentlicher Einflussfaktor für deren Intelligenz ist. Fluide und kristalline Intelligenz: Unter fluider Intelligenz versteht man die Fähigkeit neue Probleme zu bewältigen. Hierbei spielt vor allem die Geschwindigkeit, mit der die Information verarbeitet wird, eine entscheidende Rolle. Die kristalline Intelligenz dagegen ist die Fähigkeit, ein vertrautes Problem zu bewältigen. Sie baut auf das Allgemeinwissen, Erfahrungswissen und Sprachverständnis auf und kann bis ins hohe Alter erhalten bleiben. Im Zuge des Alternsprozess nimmt die fluide Intelligenz ab. Das heißt, dass die Geschwindigkeit mit der die intellektuellen Probleme gelöst werden, abnimmt. Die kristalline Intelligenz dagegen bleibt im Alter gleich bleibend. Bewegungsaktivitäten haben in der Regel einen positiven Einfluss auf die kognitive Leistungsgeschwindigkeit. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen der körperlichen Fitness und der fluiden Intelligenz gibt. Bei einer computergesteuerten Testabnahme hat man die psychische Leistungsfähigkeit während eines körperlichen Bewegungsprogramms untersucht. Dabei hat man eine signifikante Zunahme der Kurzzeitspeicherkapazität festgestellt. Auch eine Steigerung der fluiden Intelligenz hat man im Zuge dieses Tests festgestellt. Somit wird diese Intelligenz durch Bewegungsaktivitäten beeinflusst. Eine Steigerung der geistigen Leistung unter motorischer Aktivität wird darauf zurückgeführt, dass sich bei Bewegungsaktivitäten die Durchblutung des Gehirns verbessert. Seite 23 Auch die Gedächtnisfunktion wird durch die bessere Blutversorgung nach Sport positiv beeinflusst.55 3.2.2 Emotionale Veränderungen im Alternsprozess Gründe für emotionale Veränderungen im Alter können sowohl psychische und somatische Faktoren, als auch umweltbezogen sein. Das Problem ist, dass diese Faktoren kaum zu unterscheiden sind, sich gegenseitig stark beeinflussen und oft gemeinsam auftreten. Fakt ist, dass Auswirkungen nicht zu verkennen sind. Einen großen Einfluss auf die emotionale Entwicklung dürfte aber das soziale Umfeld haben. Negative Emotionen entstehen sehr oft durch die Einschränkung sozialer Kontakte und Aktivitäten. Auch der Übergang in den Ruhestand oder Einschränkungen in der Mobilität können für eine negative Stimmung verantwortlich sein. Genauso können aber eine hohe Mobilität oder Reisemöglichkeiten die Stimmung positiv beeinflussen. Obwohl es offensichtlich ist, dass zwischen den Veränderungen in der Lebenssituation und Emotionen ein Zusammenhang besteht, gibt es kein gesichertes wissenschaftliches Wissen dazu. So ist es auch nicht verwunderlich, dass empirische Untersuchungen über Emotionen im Sport erst am Anfang stehen. Bewegungsaktivitäten beeinflussen ganz unterschiedlich wie wir uns fühlen. Dabei sind Erfahrungen, die man als Kind im Sport erlebte, entscheidend, welche Erwartungen man an die jeweilige Bewegungsaktivität hat. Erfahrungswerte treten bei der Ausübung der sportlichen Aktivität mit den Empfindungen aus dem Körperinneren (zum Beispiel über den Muskeltonus), mit kinästhetischen Empfindungen oder anderen Sinnesempfindungen zusammen und beeinflussen das innere Geschehen. Auch die Teilnehmer des Kurses, Mitspieler, räumliche Bedingungen, bisheriger Tagesablauf usw. sind mitbestimmend, welche Gefühle oder Empfindungen auftreten. Schon die Terminologie der Emotionen macht es für die Wissenschaft schwer empirische Untersuchungen zu erheben. Emotionen lassen sich weder durch Begriffe noch über ein entsprechendes Verhalten ausreichend definieren. Jeder Mensch empfindet anders und hat dadurch auch unterschiedliche Emotionen. Dennoch gibt es Mitteilungen, die mit denen im Sport vermittelten Emotionen übereinstimmen. Obwohl diese Erfahrungen nicht verallgemeinert werden dürfen, können sie zusammen mit den wenigen vorhandenen empirischen 55 Vgl. Meusel (1996), S.42 ff. Seite 24 Untersuchungen helfen, Bewegungsaktivitäten so zu steuern, um ältere Menschen in der Therapie, Prävention und Rehabilitation zu unterstützen.56 3.2.3 Soziale Aspekte im Alternsprozess Sehr oft sind soziale Aspekte für Veränderungen im Gefühlsleben von älteren Menschen ausschlaggebend.57 So kann das wegfallen der Berufstätigkeit bei Menschen ein Gefühl des nicht gebraucht werden bzw. der Langeweile mit sich bringen. Sport kann dabei helfen dieses Gefühl zu bekämpfen, indem man anhand der sportlichen Aktivität wieder etwas vor hat, plant und sich auch Ziele setzt. Somit hat man eine Möglichkeit der bestehenden Gegenwartssituation und den damit verbundenen depressiven Gedanken zu entkommen. 58 Des Weiteren können Bewegungsaktivitäten sowohl in der Gruppe als auch im Verein eine wichtige Funktion für die Erhaltung sozialer Kompetenz haben. Durch Sport in der Gruppe oder im Verein wird das soziale Netzwerk gestärkt, was zur Folge hat, dass die Älteren einen sozialen Rückhalt verspüren. Das hilft jenen Leuten wiederum mit Belastungssituationen besser zurecht zu kommen, ein realistisches Selbstbild zu bekommen und sich anhand größerer Mobilität und Zufriedenheit ein hohes Maß an Lebensqualität zu erhalten. In wie weit aber die im Sport erworbenen Kompetenzen auf die außersportliche Welt übertragbar sind, wird kontrovers betrachtet. Unabhängig von diesen unterschiedlichen Betrachtungen ist es auch relevant zu erwähnen, dass der Alterssport sowohl für das seelische, als auch für das soziale Befinden von großer Bedeutung ist. Daher ist es wichtig, dass man den Alterssport auch unter den psychologischen und sozialen Gesichtspunkten diskutiert und sich in den Diskussionen nicht nur auf seine biologischen Auswirkungen beschränkt. Somit sollten bei den Sportarten nicht nur Bewegungsaktivitäten einbezogen werden, die ausschließlich physiologische Auswirkungen haben, sondern auch welche, die zum Beispiel Freude und Zufriedenheiten vermitteln, um die Aktivität älterer Menschen zu fördern. 59 56 Vgl. Meusel (1996), S. 48 ff. Vgl. Meusel (1996), S. 60 58 Vgl. Essl (1991), S. 17 f. 59 Vgl. Meusel (1996), S. 66 f. 57 Seite 25 4. Ziele des Alterssport Ein bedeutendes Ziel im Alter ist die Erhaltung und Wiederherstellung der Beweglichkeit. Da in unserer Gesellschaft auch die Anzahl der älteren Menschen immer mehr zunimmt, gibt es auch vermehrt Angebote zur aktiven Gestaltung des Lebens im Alter. Die Ursache für die zunehmenden Bewegungsangebote ist die Erkenntnis und Einsicht, dass nur die Erhaltung der Beweglichkeit die Selbstständigkeit, Unabhängigkeit, Zufriedenheit und Kompetenz älterer Menschen sichert. Mit dem Begriff Beweglichkeit meint man vor allem die körperliche, psychische, geistige und soziale Beweglichkeit. Nur durch umfassende sportliche Aktivitäten kann die Bewegungsfähigkeit im Alter erhalten bleiben. Die Aufrechterhaltung der Bewegung ist deshalb so wichtig, weil sie die Grundlage für die Handlungsfähigkeit des Menschen ist. So können Bewegungseinschränkungen bei der Bewältigung der Alltagsaufgaben hinderlich sein, Bewegungsunsicherheiten das Selbstvertrauen beeinflussen und Bewegungsbehinderungen die Mobilität einschränken. Daher ist es wichtig, die Bewegungsfähigkeit zu fördern, damit man über die Aktivität die persönliche Entwicklung stabilisieren kann. Die Handlungsfähigkeit, die persönliche Identität und die Unabhängigkeit können somit aufrechterhalten werden. 60 Durch Sport werden auch die Selbständigkeit und Unabhängigkeit aufrechterhalten, was wiederum zu einer aktiven Gestaltung des Lebens beiträgt. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Aufrechterhaltung der Beweglichkeit im Alter Voraussetzung für die alltägliche Daseinsbewältigung, die Mobilität und der sozialen Aktivität ist. 4.1 Ziele der Bewegungsaktivitäten Anhand der oben beschriebenen Bedeutung der Bewegung für ältere Menschen ist auch gut zu erkennen, welche weitgefächerten Ziele Bewegungsaktivitäten für Ältere haben müssen. Die Aktivitäten sollen vor allem eine stabile und harmonische Entwicklung der Persönlichkeit im Alter gewährleisten. Durch die Förderung der Beweglichkeit im Alter wird die körperliche, psychische, geistige und soziale Beweglichkeit bei älteren Leuten gestärkt. Die körperliche Betätigung ist wichtig, für die alltägliche Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt. Die psychische Beweglichkeit ist entscheidend für das Gleichgewicht von 60 Vgl. Philippi-Eisenburger (1991), S. 9 Seite 26 Gefühlen und Emotionen und die Geistige hält das Interesse für die Umwelt aufrecht. Die soziale Beweglichkeit dagegen ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der sozialen Kontakte. Das sportliche Training sollte zur Stabilisierung, Erhaltung und Wiedergewinnung der Handlungskompetenzen beitragen und somit helfen, die anfallenden Lebensaufgaben zu bewältigen. Bewegungsaktivitäten sollten daher die Stärkung dieser Handlungskompetenzen zum Ziel haben. Dabei lassen sie sich in Ich-Kompetenz, Sach-Kompetenz und SozialKompetenz unterteilen. Ziel des Alterssports ist es, diese Kompetenzen aufrecht zu erhalten. Ich-Kompetenz: Bei der Ich-Kompetenz geht es darum seinen Körper wahrzunehmen, zu verstehen und zu erleben. Für alte Menschen ist es auch trotz der biologisch-organischen Veränderungen im Alternsprozess wichtig, über Identität und Körper zu verfügen. Voraussetzung für eine selbstaktive Gestaltung des Lebens im Alter ist ein hohes Maß an eigener Aktivität. Somit gehören zur Ich-Kompetenz neben der Selbstaktivierung auch die Selbstgestaltung und die Erhaltung der Lernbereitschaft bzw. der geistigen Leistungsfähigkeit. Sach-Kompetenz: Die Sach-Kompetenz ist die Fähigkeit an der materiellen und dinglichen Welt teilnehmen zu können. Das heißt, dass es für jene Menschen wichtig ist, dass Interesse an der Welt aufrecht zu erhalten und auch an neuen Entwicklungen teilzunehmen. Je mehr sie die Geschehnisse in ihrer Umwelt verfolgen und sich neuen Aufgaben und Entwicklungen stellen, desto mehr wird sich ihre Handlungsfähigkeit erweitern und ihr Leben bereichern. Sozial-Kompetenz: Die Sozial-Kompetenz ist entscheidend für Art und Ausmaß der sozialen Kontakte. Sie ist auch mitbestimmend in der Entscheidung, inwieweit eintretende Veränderungen selbst gewollt oder fremdbestimmt sind. Bei dieser Kompetenz geht es darum sich über Sprache, Körper und Bewegung auszudrücken, aber auch andere Menschen wahrzunehmen und zu wissen, wie man mit ihnen umgeht. All diese Elemente der Sozial-Kompetenz sind wichtige Bestandteile der Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit. Ich-, Sach- und Sozial-Kompetenz sind jene Ziele des Alterssports, die es zu erreichen gilt. Sie sind wichtige Teilbereiche der Handlungsfähigkeit, die anhand von Seite 27 Bewegungsaktivitäten gestärkt werden können und dazu beitragen, dass ältere Menschen ihr Leben in Unabhängigkeit und Zufriedenheit selbst gestalten und bewältigen. 61 5. Spielformen mit dem Ball Anhand von Sportspielen mit dem Ball soll älteren Menschen ermöglicht werden ihren Körper näher kennen zu lernen als auch gesellschaftliche Kontakte zu knüpfen. Ziel der Spiele ist es den Menschen zu helfen zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, um weiterhin in der Gesellschaft integriert zu sein und sich nicht sozial abzugrenzen. Des Weiteren sollen die Spiele dazu beitragen den Körper wahrzunehmen. Zum Beispiel wie verhält er sich in der Konzentrationsphase. Somit lernen die älteren Menschen ihre Körpersinne zu sensibilisieren, was ihnen wiederum dabei hilft, wie sie sich in bestimmten Spielsituationen verhalten müssen62 5.1 Verhalten des Spielleiters Die Leiter von Bewegungstherapien haben einen zentralen Einfluss auf den Erfolg von Spielformen. Spielleiter sollten erkennen und darauf sensibilisiert sein, welche Situationen im Spiel zu bewältigen sind und welche nicht. Genauso sollten sie Offenheit und Spielfreude ausstrahlen, ihre Spiele immer wieder variieren, Anregungen der Mitspieler aufnehmen und diese auch anregen, neue Ideen und Spielvariationen zu entwickeln. Für den Spielleiter ist es auch wichtig, eine angstfreie und spielfreudige Atmosphäre zu gestalten. Hierbei ist es von Vorteil Spiele auszuwählen, die von den älteren Menschen bewältigt werden können und sie in der Spielgruppe nicht bloßstellen. Spiele sollten auch so gestaltet sein, dass sie den jeweiligen Möglichkeiten der Spieler entsprechen. Das bedeutet, sie sollten nicht zu leicht, als auch nicht zu schwer sein, um so den Spannungsgehalt der Spiele aufrecht erhalten zu können. Wichtig ist auch, dass jeder Spieler das Recht hat sich von einem Spiel zurückziehen zu können. Der Spielleiter sollte auch immer wieder darauf hinweisen, dass man nicht gezwungen ist an einem Spiel teilzunehmen. Bei spielorientierten Bewegungstherapien sollten sich Spielleiter auch eher abwartend und zurückhaltend 61 62 Vgl. Philippi-Eisenburger (1991), S. 12 f. Vgl. Kolb (1995), S. 43 Seite 28 verhalten, nur bei Bedarf eingreifen und neue Impulse setzen. Der Auftrag des Leiters besteht darin, Aufgaben zu stellen, die Spielgruppe beim Lösen der Aufgabe zu beobachten und gegebenenfalls neue Aufgabenstellungen zu initiieren. Spielleiter sollten daher nur wenig eingreifen, die Mitspieler nicht bevormunden und ihre Aktivitäten auch nicht kommentieren und reglementieren. Beim Alterssport ist es wichtig, dass der Spielleiter einen angemessenen Umgangsstil hat. Es sollte vor allem bei dieser Altersgruppe kein Befehlston oder autokratischer Führungsstil angewendet werden. So ist es am besten, wenn der Spielleiter eine partnerschaftliche Beziehung zu den älteren Mitspielern aufbaut, in der die Beteiligten die Möglichkeit haben, ihre Lebenserfahrung mit einbringen zu können. Der Spielleiter sollte auch nicht zu jung sein, da er aufgrund der fehlenden Lebenserfahrung gegenüber den Älteren nicht ernst genommen werden bzw. zu wenig Autorität haben könnte. Entscheidend für den Spielleiter ist es auch, dass er versucht bei den älteren Menschen das Konkurrenzdenken gegenüber den anderen Mitspielern abzubauen. Ziel der Spiele sollte es sein, soziale und kooperative Beziehungen aufzubauen oder entspannende Zustände des Körpers zu erleben. Den älteren Menschen muss durch den Spielleiter auch der Versagensdruck vor neuen Anforderungen genommen werden. Die Mitspieler sollen allein durch das Gelingen einer sportlichen Aufgabe Befriedigung finden und nicht durch das Wissen etwas besser zu können als der Andere. Die Spiele sollten auch nicht dazu dienen, seine Position gegenüber den Anderen zu sichern und zu stärken, sondern sich anhand der Bewegungsaktivität neuen und unerwarteten Situationen zu stellen und sich auch auf neue soziale Beziehungen einzulassen. 63 Der Spielleiter muß sozusagen in einer Gratwanderung die Mitspielenden vor nicht bewältigbaren Situationen bewahren, gleichzeitig durch das Spiel aber einen Raum für eigenständige, neuartige Erfahrungen schaffen.64 Eine weitere wichtige Aufgabe des Spielleiters ist die der Gruppeneinteilung. Das ist insofern entscheidend, weil sich bei freier Gruppenwahl immer wieder dieselben Mitspieler zusammenfinden. Um jedoch die Bildung von konkurrenzorientierten Mannschaften zu 63 64 Vgl. Kolb (1995), S. 47 ff. Kolb (1995), S. 49 Seite 29 vermeiden sollte der Spielleiter die Gruppierungen öfters durchwechseln. Ein Vorteil bei häufigerem Gruppenwechsel ist auch, dass sie lernen müssen, sich auf neue Menschen einzustellen. Dennoch ist es auch wichtig, dass sie vom Spielleiter angeleitet werden sich selbst in Gruppen einzuteilen. Somit werden die Mitspieler dazu angeleitet, sich selbstbestimmter im sozialen Umgang mit Anderen zu verhalten. Bei der selbständigen Gruppeneinteilung gibt es eine Reihe von verschiedenen spielerischen Möglichkeiten: 65 Auf Kommando stellen sich alle auf ein Bein. Die, die auf dem rechten Bein stehen und die, die auf dem linken Bein stehen, gehören zusammen. Alle strecken auf Kommando eine Hand nach vorn. Die, die die Handfläche nach oben und die, die sie nach unten halten, gehören jeweils zusammen. Alle stellen sich der Reihe nach auf. Das Sortierkriterium kann dabei der Anfangsbuchstaben der Vornamens, die Geburtstagsreihenfolge im Jahr oder ähnliches sein. Die erste Hälfte der Reihe wird zur einen, die zweite Hälfte zur anderen Mannschaft. Alle gehen langsam und mit geschlossenen Augen rückwärts durch den Raum. Der erste, an dessen Po man stößt, wird zum Spielpartner. Die eine Hälfte der Mitspieler legt einen Gegenstand (ein Ball, eine Jacke, ein Schlüsselbund oder ähnliches) auf den Boden. Die anderen nehmen irgendeinen Gegenstand auf. Der Mitspieler, dem der Gegenstand gehört, wird zum Spielpartner. Genausoviele jeweils doppelt vorhandene Gegenstände wie teilnehmende Mitspieler werden in der Halle ausgelegt. Alle gehen durcheinander und werden aufgefordert, sich einen Gegenstand zu nehmen. Dann gehen die Mitspieler, die die identischen Gegenstände genommen haben, zusammen. Alle Mitspieler stellen sich in einen Kreis und zählen durch, so daß jeder eine Nummer erhält. Nun ruft der Spielleiter zwei Nummern auf. Diese Mitspieler gehen als Spielpartner zusammen. 66 65 66 Vgl. Kolb (1995), S. 44 f. Kolb (1995), S. 45 f. Seite 30 5.2 Spiele zum Fangen und Werfen Das Fangen und Werfen eines Balles gehört zu den grundlegenden Fertigkeiten, um viele Spiele bzw. Sportarten ausüben zu können. Häufig haben Menschen mit zunehmendem Alter jedoch Schwierigkeiten im Umgang mit dem Ball. Ein Grund dafür liegt auch darin, dass viele von ihnen in der Schulzeit kaum die Möglichkeiten hatten, den richtigen Umgang mit Bällen zu erlernen. In diesem Kapitel werden Ballspielübungen beschrieben, die den Menschen dabei helfen sollen, Erfahrungen mit Wurfgelegenheiten und Bällen zu sammeln. Hierbei werden sowohl Situationen erprobt, bei denen gezieltes Werfen erforderlich ist, als auch Ball- und Laufspiele gespielt, um eine spielerische Spannung innerhalb der Gruppe zu entwickeln. Ball auf Befehl: Bei dieser Ballübung besteht die Aufgabe darin möglichst rasch zwischen verschiedenen Wurfformen zu wechseln. Die Sportgruppe wird dazu in Paare eingeteilt und jedes Paar erhält einen Ball. Der Ball wird zwischen den beiden Mitspielern hin und her gespielt, wobei das Zuspiel variiert. Das heißt, der Ballfänger sagt dem Ballwerfer vor jedem Wurf, wie er den Ball zuspielen soll. Ziel dieser Übung ist es, dass der Werfer aufgrund des häufigen Wechsels des Zuspiels sich ein variables Wurfrepertoire aneignet. Gassenlauf: Dieses Spiel beinhaltet das Fangen und Werfen eines Balls in der Bewegung. Die Sportgruppe wird wiederum in Paare unterteilt und pro Paar wir ein Ball benötigt.67 Die Mitspieler stehen sich paarweise in zwei Linien, also in Gassenaufstellung, gegenüber und spielen sich je einen Ball zu. Dabei bewegen sie sich gleichzeitig seitwärts, bis das erste Paar an der Hallenwand angekommen ist. Dieses Paar geht durch die Gasse an den Anfang zurück und schließt sich dort an. Die anderen müssen ihre Bälle gezielt über dieses Paar, vor ihm oder hinter ihm, vorbeiwerfen.68 67 68 Vgl. Kolb (1995), S. 117 ff. Kolb (1995), S. 119 Seite 31 69 Abbildung 1: Gassenlauf Da es manchen oft schwer fällt einen Ball zu werfen bzw. zu fangen und sich dabei auch noch zu bewegen, werden diese Fähigkeiten mit dieser Übung sehr gut geübt. Bei dieser Ballübung muss der Spieler die Bewegungen des Mitspielers genau beobachten, weil er sie für den Wurf des Balls berücksichtigen muss. Foppen: Ziel dieser Wurfübung ist es, auf eine Ansage möglichst schnell zu reagieren. Hier kann die ganze Sportgruppe miteinbezogen werden, nur wenn die Gruppe mehr als acht Mitspieler umfasst, sollte sie in zwei Halbgruppen unterteilt werden. Als Wurfball wird ein weicher Ball verwendet. Die Übung läuft so ab, dass sich die Mitspieler in einer Linie aufstellen. Der Mitspieler, der den Ball zuwirft, steht den Partnern in einem Abstand von circa drei Metern gegenüber. Derjenige der den Ball hat, wirft ihn nun den Spielern gegenüber zu. Er hat dabei auch die Möglichkeit, Zuspiele nur anzutäuschen. Sollte der Ballwerfer sein Zuspiel nur antäuschen, darf sich sein Gegenüber nicht bewegen. Bewegt er sich doch, muss er mit dem Ballwerfer Platz tauschen. Die Aufgabe besteht nun darin, dass die Ballfänger aufgrund der Täuschungen den Ballwerfer genau beobachten. Nur so lernen sie sein Verhalten im Voraus einzuschätzen, um sein Vorhaben möglichst rasch und früh zu erkennen. Spiel im Viereck: Die Aufgabenstellung dieser Sportübung ist es, Fangen, Werfen und Laufen zu koordinieren. Für diese Übung benötigt man zwei Bälle und die Gruppe wird in vier Kleingruppen unterteilt.70 69 70 Kolb (1995), S. 119 Vgl. Kolb (1995), S. 119 ff. Seite 32 Vier gleich starke Kleingruppen stellen sich jeweils an den Ecken eines Vierecks auf. Nun werfen die ersten Mitspieler der zwei auf einer Seite stehenden Gruppen ihre Bälle zum ersten Mitspieler der diagonal gegenüberstehenden Gruppe und schließen sich dann der nächsten Gruppe im Uhrzeigersinn an.71 Abbildung 2: Spiel im Viereck72 Ziel ist es, die Aufmerksamkeit zu trainieren. So müssen die Spieler es lernen, sich von einer Bewegungsaktion schnell auf die nächste zu konzentrieren. Dabei müssen sie auch noch auf die Mitspieler und deren Bewegungen achten. Aufgrund des vorgegebenen Bewegungsablaufs hat diese Ballübung für die Mitspieler einen hohen koordinativen Anspruch. Eine Herausforderung bei diesem Spiel ist es, die Übung solange wie möglich ohne Fehler durchzuführen. Sternball: Die Sportgruppe muss es schaffen, Laufen und Werfen zu koordinieren. Es ist nicht notwendig die Gruppe zu unterteilen, man benötigt ein bis drei Bälle. 73 Alle Mitspieler stehen auf einer Kreislinie. Einer geht in die Mitte und erhält von einem Mitspieler aus dem Kreis einen Ball zugespielt, den er zu dessen rechten Nachbarn weiterwirft. Alle Spieler gehen immer hinter ihrem geworfenen Ball her, so daß der Fänger im Kreis ständig wechselt. 74 71 Kolb (1995), S. 122 Kolb (1995), S. 122 73 Vgl. Kolb (1995), S. 122 ff. 74 Kolb (1995), S. 124 72 Seite 33 Abbildung 3: Sternball75 Dieses Spiel erfordert aufgrund des ständigen Standortwechsels der Mitspieler eine erhöhte Aufmerksamkeit und eine ständige Neuorientierung. Mit steigender Wurf- und Bewegungssicherheit werden die Spielübungen auch immer schneller durchgeführt, was wiederum die Spannung des Spiels erhöht. 76 Ball-Squash: Bei Ball-Squash muss der Ball indirekt zu seinem Mitspieler zugespielt werden. Die Gruppe wird dazu in Paare eingeteilt und jedes Pärchen erhält einen Ball. Die Aufgabe bei diesem Spiel besteht darin, dass der Spieler den Ball indirekt über eine Wand zu seinem Mitspieler zuwirft. Ziel ist es, die Flugbahn des Balls einzuschätzen und auch genau zu werfen, damit der Mitspieler den Ball auch fangen kann. Da der Ball aber von der Wand unvorhergesehen zurückprallen kann, wird somit auch das Reaktionsvermögen trainiert. 75 76 Kolb (1995), S. 124 Vgl. Kolb (1995), S. 125 Seite 34 5.3 Sportspiele Durch Sportspiele/Mannschaftsspiele knüpfen ältere Menschen sehr leicht soziale Kontakte, die auch oft über die gemeinsame Sportausübung hinausreichen. Dennoch ist die körperliche Belastung bei den Sportspielen für die Älteren sehr hoch. Mannschaftsspiele stellen hohe Anforderungen an das Herz-Kreislauf-System, an die Schnelligkeit- und Reaktionsfähigkeit und somit auch an die körperliche Gewandtheit. Aufgrund dieser Ansprüche an den Körper sind Sportspiele für diese Altersgruppe eine große Herausforderung. Der Belastung des Herz-Kreislauf-Systems kann aber sehr gut durch spielbedingte Pausen entgegengewirkt werden. Sportspiele haben jedoch aufgrund der vielseitigen Belastung einen hohen Stellenwert, weil die motorischen Fertigkeiten und konditionellen Fähigkeiten sehr gut trainiert werden. Die bei Spielen aufkommende Emotionalität, ist für die Beteiligten sowohl ein Vorteil als auch ein Risiko. Die Emotionen fördern zwar auf der einen Seite die Motivation für das Spielen, können aber auf der anderen Seite von körperlichen Anstrengungen ablenken, was wiederum zu Verletzungen führen kann. Mannschaftspiele sind daher eher nur für geübte ältere Sportler geeignet. Diese sind meist auch mit den für die Spiele erforderlichen Balltechniken und Regelwerken vertraut. Dennoch gibt es Empfehlungen um etwaigen Verletzungen entgegen zu wirken:77 Konsequente Spielleitung Geeignetes Schuhwerk, Ablegen von Uhren, Schmuck und usw. Brillen u.U. mit Gummiband befestigen Größe, Gewicht und Härte der Bälle dem Alter und Leistungsniveau anpassen. Für Anfänger eher größere und weichere (evtl. Schaumstoffbälle) als zu kleine und zu harte Bälle zu verwenden Ausreichende Vorbereitung (Aufwärmen!), insbesondere bei wettkampfmäßigem Spiel Ausreichende technische Schulung Bei freier Benutzung und beim Spiel mit mehreren Bällen Zahl der Bälle in übersichtlichen Grenzen halten.78 77 78 Vgl. Meusel (1999), S. 224 ff. Meusel (1999), S. 226 Seite 35 Volleyball, Faustball: Diese beiden Sportarten sind für ältere Menschen sehr geeignet. So ist die Verletzungsgefahr bei beiden Spielen aufgrund des fehlenden Körperkontakts sehr gering. Jedoch sind die unteren und oberen Extremitäten aufgrund von Sprüngen, schnellen Bewegungen und Ballschlägen erhöhten Belastungen ausgesetzt. Beide Spiele sind auch deshalb geeignet, weil sehr viele Spieler daran teilnehmen können. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Ballstärke sowie auch die Netzhöhe für die jeweiligen Spielteilnehmer individuell gewählt bzw. eingestellt werden kann. Basketball, Korbball: Basketball ist im Vergleich zu Volleyball als Sportspiel nicht so gut geeignet. Durch die beim Sprung mit dem Ball zum Korb entstehenden Zweikampfsituationen ist auch das Verletzungsrisiko für die Spieler sehr hoch. Jedoch sind einzelne Elemente des Basketballspiels, wie zum Beispiel mit dem Ball dribbeln oder ihn gezielt wohin werfen, als Sportübungen für Ältere sehr geeignet. In der Regel wird das Korbballspiel gegenüber dem Basketball bevorzugt, weil es mit weniger Körperkontakt und Tempo gespielt wird. Fußball, Handball: Fußball ist in den meisten Fällen ungeeignet. So ist es aus orthopädischer Sicht ein großes Risiko ab dem 50igsten Lebensjahr Fußball zu spielen. Fußball ist eine sehr vielseitige Sportart. Man benötigt sowohl allgemeine aerobe Ausdauer, eine hohe Belastbarkeit der Muskulatur als auch Grundschnelligkeit, Kraft und Koordination. Da diese Komponenten vor allem bei älteren Menschen nicht mehr alle gegeben sind, besteht bei dieser Sportausübung ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Eine Ausnahme kann man bei jenen machen, die über ihre körperlichen Grenzen sehr gut Bescheid wissen. So haben Menschen, die bis ins hohe Alter Fußball spielen, eine sehr gute körperliche Verfassung. Dagegen ist das Handballspiel mehr geeignet, weil die statischen Belastungen niedriger sind. Für ungeübte ältere Sportler besteht aber auch ein erhöhtes Verletzungsrisiko.79 Prellballspiel: Das Prellballspiel gehört zu den Turnspielen und hat gegenüber den anderen Sportspielen nur eine sehr geringe Popularität. Dennoch ist es ein Spiel, das eine kleine Schar von Anhängern hat und auch eine Menge Vorzüge für ältere Menschen besitzt. Ein Vorteil 79 Vgl. Meusel (1999), S. 227 f. Seite 36 des Spieles besteht darin, dass es von Anfängern rasch erlernt werden kann. Des Weiteren beinhaltet das Spiel nicht viele Regeln und erfordert auch keinen hohen athletischen Einsatz. Um dieses Spiel korrekt durchführen zu können, benötigt man zwei Teams mit derselben Spieleranzahl, ein Spielfeld in der Größe 8x16m oder 4x8m, eine Schnur oder eine Turnbank in ca. 40 cm Höhe (um das Spielfeld in zwei Hälften zu teilen) und einen Ball. Das Spiel verläuft nun so, dass die beiden Mannschaften versuchen, den Ball mit der geschlossenen Faust bzw. mit dem Unterarm so auf den Boden der eigenen Spielhälfte zu prellen, dass dieser über die Schnur in die gegnerische Spielhälfte springt. Wichtig ist, dass der Ball nur mit der Faust oder dem Unterarm von oben nach unten geschlagen werden darf. Es ist nicht erlaubt, den Ball zu heben, oder ihn von unten nach oben zu prellen. Der Ball muss auch einmal im eigenen Spielfeld aufspringen, bevor er über die Schnur gespielt wird. Es ist auch möglich, dass der Ball innerhalb der Mannschaft dreimal hin und her geprellt wird, bevor er in die gegnerische Hälfte geschlagen wird. Hierbei ist aber zu beachten, dass der Ball nach jedem Prellen nur einmal den Boden berühren darf. 80 Aufgrund dessen, dass man das Spiel schnell erlernen kann, es einfache Regeln hat und es ohne Körperkontakt gespielt wird, ist es für ältere Menschen sehr gut geeignet. Abbildung 4: Prellballspiel81 Abschließend ist zu sagen, dass Sportspiele meist ein großes Laufpensum mit sich bringen was wiederum den Menschen im fortgeschrittenen Alter körperlich stark belasten kann. Wenn man aber die Spiele zum Beispiel durch eine veränderte Spielfeldgröße dem Leistungsstand der Beteiligten anpasst, kann man ohne weiteres Volleyball bzw. Elemente des Hand- und Basketballspiels ausüben. Basketball, Handball und Fußball sollten nur von 80 81 Vgl. Lang (1991), S. 125 ff. Lang (1991), S. 126 Seite 37 erfahrenen Sportlern und auch ohne Körperkontakt ausgeübt werden. Grundsätzlich sind Hand-, Fuß- und Basketball Spiele, die eher Männer ansprechen und auch bevorzugt von diesem Geschlecht ausgeübt werden. Dennoch spricht nichts dagegen, dass auch Frauen diese Sportarten betreiben. Volleyball, sowie die Übungselemente des Hand- und Basketballspiels, werden sowohl von Frauen und Männern ausgeübt.82 Das Prellballspiel ist zwar nicht sehr bekannt, hat aber für jene Menschen die sehr gerne Sportspiele ausüben, eine Menge Vorzüge. Da es ohne Körperkontakt gespielt wird, können die Spielermannschaften aus Männern und Frauen bestehen. Auch die Sportübungen zum Fangen und Werfen sind für beide Seiten geeignet. 5.4 Wasserballspiele Der Vorteil bei Spielen im Wasser und beim Schwimmen ist, dass sie aufgrund der Hallenbäder das ganze Jahr lang ausgeübt werden können. Bewegungen im Wasser haben vor allem für ältere Menschen eine Menge biologische, physikalische und physiologische Vorteile. Auch der Erholungs- und Freizeitwert darf nicht unterschätzt werden.83 Durch das Spielen im Wasser erreicht man eine Vielzahl von positiven Auswirkungen: Durch die sportliche Aktivität im Wasser, hat man ein wirksames Herz-Kreislauftraining, das wiederum zu einer Verbesserung der Sauerstoffversorgung und zur Steigerung des Atemvolumens führt. Im Wasser besteht auch seine sehr geringe Verletzungsgefahr, da schnelle und ruckartige Bewegungen sehr gut gebremst werden. Des Weiteren hat das Wasser für Gleichgewichtsübungen eine stabilisierende Wirkung.84 Der Auftrieb im Wasser verringert auch das Körpergewicht. So reduziert sich zum Beispiel das Gewicht von 70-80 kg auf ca. 6,5-7,5 kg. Somit eignen sich Bewegungen im Wasser für jene Menschen sehr gut, die von orthopädischen Belastungsschäden und Übergewicht betroffen sind. 85 Aufgrund dessen, dass der gesamte Körper beansprucht wird, werden die Muskeln gestärkt und die Gelenke frisch ernährt und geschmiert.86 82 Vgl. Meusel (1999), S. 227 ff. Vgl. Theilacker (1991), S. 114 84 Vgl. Kalchgruber (1993), S. 69 85 Vgl. Weineck (2000), S. 451 86 Vgl. Kalchgruber (1993), S. 69 83 Seite 38 Der Kältereiz fördert mit der körperlichen Bewegung zusammen die Durchblutung und regt durch den gleichzeitigen Wärmeentzug den Stoffwechsel an.87 Spiele im Wasser haben nicht nur positive Auswirkungen auf Kraft und Ausdauer, sondern auch auf Geschicklichkeit und Fertigkeiten. Genauso werden, wie schon oben erwähnt, das Herz-Kreislaufsystem und die Atmung gestärkt, sowie der Stoffwechsel angeregt. Wasser-Korbball: Bei diesem Spiel kann man sowohl einen Korb, als auch mehrere Körbe verwenden. Bei nur einem Korb hat man folgende Möglichkeiten: 88 Zielwürfe aus verschiedenen Entfernungen, stehend oder schwimmend Eine Mannschaft verteidigt, die andere versucht Körbe zu erzielen. Korb darf (nicht) berührt werden. Beide Mannschaften versuchen Körbe zu werfen.89 Abbildung 5: Wasser-Korbball90 Bei zwei Mannschaften hat man auch die Möglichkeit, zwei Körbe aufzustellen. Die Aufgabe besteht nun darin, wie beim Basket- und Korbball, Punkte zu erzielen. Die Mannschaft, die nach Spielschluss am meisten Punkte erzielt, hat gewonnen. 87 Vgl. Theilacker (1991), S. 114 Vgl. Theilacker (1991), S. 121 f. 89 Theilacker (1991), S. 122 90 Theilacker (1991), S. 122 88 Seite 39 Wasservolleyball – Ball über die Schnur Hierbei handelt es sich um Spielformen, die im Wasser genauso anzuwenden sind wie am Land. Für beide Spiele verwendet man Plastik- oder Gummiwasserbälle, oder auch Luftballons. Ein Vorteil der Luftballons ist, dass sich das Spiel verlangsamt. Ziel beim Ball über die Schnur ist es, den Ball zu fangen. Beim Volleyball dagegen, muss der Ball immer in Bewegung gehalten werden. Bei beiden Spielen schwankt die Netz- oder Schnurhöhe zwischen 1 m und 1,50 m.91 Abbildung 6: Wasservolleyball92 Wasserball: Das Wasserballspiel orientiert sich an den Handballregeln. Als Tor wird entweder der Beckenrand oder ein Raum zwischen zwei Leinenbefestigungen verwendet. Damit das Spiel abwechslungsreicher wird, kann versucht werden, nur mit dem Kopf Tore bzw. Punkte zu erzielen. 91 92 Vgl. Theilacker (1991), S. 122 f. Theilacker (1991), S. 122 Seite 40 Ballschieben: Bei dieser Ballübung geht es darum, dass zwei Spieler einen Ball umfassen und nur durch ihren Beinschlag versuchen, den anderen Spieler wegzuschieben.93 94 Abbildung 7: Ballschieben Aufgrund der geringen Verletzungsgefahr und der reduzierten Belastung der Gelenke, sind Sportspiele im Wasser für ältere Menschen absolut zu empfehlen. Auch bei den Wasserballspielen ist zu sagen, dass sie sowohl für Frauen als auch für Männer geeignet sind. 6. Die Rolle des Sports im Konzept erfolgreichen Alterns Der Begriff „Erfolgreiches Altern“ bezieht sich auf die individuelle motorische Entwicklung und die vorhandenen Leistungsreserven von älteren Menschen. Das bedeutet, dass sich Menschen bei auftretenden Leistungseinbußen und Beschwerden auf ihre vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten konzentrieren sollen, um so anfallende Aktivitäten bewältigen zu können. Genauso geht es beim erfolgreichen Altern darum, diese bis zum Maximum zu entwickeln, damit man die verlorengegangenen Fertigkeiten und Fähigkeiten optimal kompensieren kann. 95 93 Vgl. Theilacker (1991), S. 123 f. Theilacker (1991), S. 124 95 Vgl. Meusel (1996), S. 210 94 Seite 41 Deshalb verlangt erfolgreiches Altern eine bewußte und wertgeleitete Auswahl aus den möglichen Verhaltensweisen, systematisches Erhalten der vorhandenen und Kompensation verlorengehender Kompetenzen. Dabei zeigt sich Kompetenz darin, daß man persönliche Ressourcen und Kapazitäten optimal nutzt, um die Lebenssituation zu bewältigen.96 Ältere Menschen haben dann die Möglichkeit erfolgreich alt zu werden, wenn sie es schaffen ihre biologischen, psychischen und sozialen Kapazitätsreserven hoch und aufrecht zu erhalten. Bewegungsaktivitäten können dazu beitragen, jene folgenden Voraussetzungen zu schaffen, um ein erfolgreiches Altern zu ermöglichen: 97 1. Erhaltung der Alltagsmotorik auf einem möglichst guten Leistungsniveau: […] Ankleiden, Einkaufen, Besorgen des Haushalts, hygienische Maßnahmen u.a. können ohne größere Schwierigkeiten erfüllt werden. 2. Vorsorge gegen Erkrankungen durch Training des Herz-Kreislauf-Systems, Stabilisierung des Haltungs- und Bewegungsapparats, Erhöhung des Stoffwechsels, Verbesserung der Koordination. 3. Stabilisierung der psychischen Gesundheit und des sozialen Befindens durch Erfolgserlebnisse, Erfahrungen der Vitalität, Stärkung des Selbstvertrauens und Selbstbewußtseins [...] Gewinnung neuer Freunde.98 Eine weitere Strategie um erfolgreich älter zu werden ist jene der Prävention. Bei der Prävention bzw. Vorsorge geht es darum Risikofaktoren zu vermeiden. Das sind zum Beispiel Bewegungsmangel, falsche Ernährung und übermäßiger Stress. Der Vorteil der Prävention ist, dass sie sich der jeweiligen Lebenssituation individuell anpasst. Um Risikofaktoren auszuschalten ergibt sich folgende Strategie: 99 96 Meusel (1996), S. 212 Vgl. Meusel (1996), S. 212 98 Meusel (1996), S. 212 f. 99 Vgl. Meusel (1996), S. 216 97 Seite 42 1. Gesunderhaltung durch Vermeidung bzw. Reduzierung der Risikofaktoren und angemessene körperliche Aktivität, sichtbar im Ausbleiben von Krankheitssymptomen (Primärprävention). 2. Früherkennung auftretender Beschwerden und Krankheitssymptomen und Beseitigung durch angemessenes Verhalten unter Einbeziehung spezifisch ausgewählter und dosierter körperlicher Aktivität mit Wiederherstellung der Gesundheit, z. B. bei Schmerzen durch verspannte Muskulatur: Dehnen und Lockern der Muskulatur […]. (Sekundärprävention). 3. Beseitigen aufgetretener Beschwerden und Krankheitssymptome durch ärztliche Behandlung […] Vorbeugemaßnahmen nach der Rehabilitation, z. B. Entwicklung von Trainingsprogrammen und Verhaltensformen zur Verhütung von Rückfällen (Tertiärprävention). 4. Bei chronischen Beschwerden und Erkrankungen: Kompensation der aufgetretenen Leistungseinbußen durch Entwicklung neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten. 5. Lindern chronischer Beschwerden und ausgewählte und dosierte körperliche Aktivität. Erkrankungen durch spezifisch 100 Die Vielseitigkeit der oben dargestellten Strategien lässt auch erkennen, welche Bedeutung die körperliche Aktivität für ein erfolgreiches und gesundes Altern hat.101 Damit die oben genannten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Altern erreicht werden können, ist die Ausübung einer einzelnen Sportartart nicht ausreichend. Um ein gesundes Altern zu ermöglichen, ist eine breite motorische Aktivität von nöten. Genauso ist es erforderlich, dass die jeweiligen Sportarten und Übungsformen individuell auf die älteren Menschen abgestimmt sind. Schlussendlich ist Alterssport auch eine geistige Leistung. Jene, die es schaffen, die erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten in die Praxis umzusetzen und mit Disziplin und Regelmäßigkeit sportlich aktiv sind, können erfolgreich und gesund alt werden.102 Nur anhand dieser Selbst-Erziehung ist es möglich die motorische Leistungsfähigkeit zu erhalten, um jene Bewegungsfreude zu ermöglichen, die zu einer Verbesserung der Lebensqualität führt und somit ein erfolgreiches Altern gewährleistet.103 100 Meusel (1996), S. 216 Vgl. Meusel (1996), S. 217 102 Vgl. Meusel (1996), S. 214 103 Vgl. Meusel (1996), S. 219 101 Seite 43 7. Zusammenfassung Anhand dieser Arbeit bekommt man einen Überblick über die Thematik Alterssport und dessen Einfluss, Bedeutung und Auswirkungen auf die ältere Generation. Sie soll auch darstellen, wie wichtig Bewegung im Alter für ein gesundes und erfolgreiches Altern ist. Des Weiteren soll die Arbeit auch darauf aufmerksam machen, wie bedeutend Alterssport in der Gesundheitsförderung und -prävention sein könnte. Zu Beginn bekommt man einen Überblich über den Begriff „Alter“. Die Definitionen des Begriffs sind insofern wichtig, um zu erfassen was man unter „Alter“ versteht und welche Bedeutung der Begriff im Bezug auf den Menschen auch haben kann. Als nächstes wird in der Arbeit beschrieben, was für Auswirkungen der Alterssport zum einen für das Individuum und zum anderen für die Gesellschaft hat. Genauso wird auch dargestellt, welche Motive ältere Menschen antreiben sich sportlich zu betätigen bzw. auch welche Blockaden sie haben, die sie daran hindern. In diesem Zusammenhang bekommt man auch einen Überblick über die verschiedenen Phasen, die ein Mensch beim Sport durchlebt. Sport im Alter hat natürlich auch Auswirkungen auf den Alternsprozess. So kommt es aufgrund sportlicher Aktivität zu körperlichen Veränderungen, die wiederum den Alternsprozess positiv beeinflussen können. Die Arbeit zeigt auch auf, inwieweit Sport die psychische Leistungsfähigkeit und das soziale Umfeld der älteren Menschen beeinflusst. Die Arbeit thematisiert auch die Ziele des Alterssports. Anhand von Bewegungsaktivitäten sollen die Kompetenzen der Menschen aufrecht erhalten werden, die es ihnen ermöglichen ihre Handlungsfähigkeit zu behalten um somit Selbstständig und Unabhängig zu leben. Das fünfte Kapitel der Arbeit behandelt verschiedene Formen von Ballspielen. Hierbei handelt es sich um Spiele zum Fangen und Werfen, Sportspiele/Mannschaftsspiele und Wasserballspiele. In der Arbeit wird auch beschrieben was für Vor- und Nachteile die einzelnen Spiele für die älteren Menschen haben. Genauso wird auch dargestellt, welche Ballspiele im Alter geeignet sind und welche eher nicht. Seite 44 Abschließend gibt die Arbeit noch einen Überblick über die Wichtigkeit von Sport im Alter. Der Sport hat insofern eine große Bedeutung, weil er die älteren Menschen dabei unterstützen kann ihre vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten aufrechtzuerhalten, um ein gesundes altern sicherzustellen. Um dies zu gewährleisten, wird in der Arbeit näher auf die Strategie der Prävention und Vorsorge eingegangen, die den Menschen dabei helfen soll ihre Lebensqualität beizubehalten. Seite 45 8. Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Gassenlauf (Kolb 1995, S. 119) Abb. 2: Spiel im Viereck (Kolb 1995, S. 122) Abb. 3: Sternball (Kolb 1995, S. 124) Abb. 4: Prellballspiel (Lang 1991, S. 126) Abb. 5: Wasser-Korbball (Theilacker 1991, S. 122) Abb. 6: Wasservolleyball (Theilacker 1991, S. 122) Abb. 7: Ballschieben (Theilacker 1991, S. 124) Seite 46 9. Literaturverzeichnis: Denk, Heinz/Pache, Dieter (2003): Gesellschaftliche und inhaltliche Rahmenbedingungen von Alterssport, in: Denk, Heinz/Pache, Dieter/ Schaller, Hans-Jürgen (Hrsg.): Handbuch Alterssport, Grundlagen – Analysen Perspektiven, Band 139: Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport, Schorndorf 2003, S. 23-97. Essl, Silvia (1991): Die Relevanz des Seniorensports in der heutigen Zeit am Beispiel der Therme Loipersdorf, Dipl.-Arb., Universität Graz, Graz 1991 Kalchgruber, Otmar (1993): Sport im Alter; Geeignete Sportarten aus medizinischer Sicht, Dipl.-Arb., Universität Graz, Graz 1993 Kolb, Michael (1995): Spiele für den Herz und Alterssport: Perspektive und Praxis einer spielorientierten Bewegungstherapie, 2. unveränd. Aufl., Band 3 der Schriftenreihe des Behindertensportverbandes NW: Behinderte machen Sport, Aachen 1995. Lang, Heinz (1991): Prellballspiel, in: Geiger, Erwin/Grindler, Karlheinz (Hrsg.): Fit+gesund in der 2. Lebenshälfte, Schorndorf 1991, S. 125-130 Meusel, Heinz (1996): Bewegung, Sport und Gesundheit im Alter, Wiesbaden 1996. Meusel, Heinz (1999): Sport für Ältere: Bewegung – Sportarten – Training; Handbuch für Ärzte, Therapeuten, Sportlehrer und Sportler; Stuttgart 1999. Novak, Claudia (1996): Alter-Bewegung-Leistung, Dipl. Arb., Universität Graz, Graz 1996 Philippi-Eisenburger, Marianne (1991): Praxis der Bewegungsarbeit mit Älteren; Motogeragogik in Stundenbildern, Schorndorf 1991. Seite 47 Schwarz, Stefan (2007): Die Bedeutung von körperlicher Aktivität und Sport im Alterungsprozess, Dipl.-Arb., Universität Graz, Graz 2007 Theilacker, Karl (1991): Schwimmen (Hallenbad, Freibad, See und Meer), in: Geiger, Erwin/Grindler, Karlheinz (Hrsg.): Fit+gesund in der 2. Lebenshälfte, Schorndorf 1991, S. 114-124 Weineck, Jürgen (2000): Sportbiologie, 7. überarbeitete und erweiterte Auflage, Balingen 2000 Seite 48