wirtschaft kurz und bündig Keine Konkurrenz: Ganter-Frascetti & Frankenberger (links) und das Braukollektiv (rechts). Volle Craft voraus! Ganter verzeichnet Umsatzplus – auch dank boomenden Spezialbieren C Fotos: © Ganter; Braukollektiv raft-Beer liegt im Trend. Noch machen die handgefertigten Tropfen allerdings gerade einmal ein Prozent des Marktes aus. Mancherorts scheint man sogar froh über die junge Konkurrenz zu sein: „Wir sind der Szene sehr dankbar, dass sie den Menschen die Vielfalt der Biere aufgezeigt hat“, sagt Ganter-Geschäftsführerin Katharina Ganter-Fraschetti. Ihre Familienbrauerei hat im vergangenen Braujahr fünf Prozent mehr Bier verkauft als im Vorjahr. Bei den Spezialitäten wie Urtrunk oder Magisch Dunkel lassen sich sogar zweistellige Zuwachszahlen finden. Für rund 15 Prozent des Umsatzes sind die sechs besonderen Sorten mittlerweile verantwortlich. Ein Trend, den Ganter vorantreiben will – mit zwei weiteren Spezialbieren. Euphorische Töne hört man bei den Bilanzvorstellungen der deutschen Brauereien nur noch selten. Um magere 0,1 Prozent sei der Bierabsatz 2016 gestiegen, meldet das Statistische Bundesamt. Und das auch nur, weil im Ausland gerne deutsches Bier getrunken wird – der Deutsche selbst füllt sich immer seltener das Glas mit dem kalten Hopfengetränk. Und so herrscht bei der Vorlage der Bilanz bei Ganter zu Recht gute Stimmung: Denn hier liegt man mit einem Plus von 5,14 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt. Auch der Umsatz sei um 3,9 Prozent auf 18,46 Millionen Euro gestiegen, einen Gewinn konnte die Brauerei nach eigenen Angaben zum dritten Mal in Folge einstreichen. Welche Mengen jährlich in den Kesseln brauen, will man nicht kommunizieren, mehr als 100.000 Hektoliter seien es aber schon, verrät Geschäftsführer Detlef Frankenberger. Die Zahl erklärt das entspannte Verhältnis zur Craft-Beer-Konkurrenz: So brachte das Freiburger Braukollektiv 2016 gerade einmal 350 Hektoliter in den Umlauf. Der Sud, der mit bunten Tierbildern und Namen wie Horst, Dolly oder Ziggy auf dem Etikett daherkommt, geht seit 2014 in den Freiburger Kneipen über die Theke. Die vier Jungbrauer machen deutlich, worauf es vielen Biertrinkern mittlerweile ankommt: Getränke mit besonderer Note statt ewig gleichem MainstreamGeschmack. Ein Hoheitsgebiet der CraftBeer-Brauer ist das jedoch schon lange nicht mehr: Während in den USA Branchenriesen wie Heineken oder AB Inbev die kleinen Brauerein aufkaufen, bringen in Deutschland immer mehr Traditionsbrauerein ihre eigenen Spezialbiere an den Start. Bei Ganter mausern sich das Magisch Dunkel mit einem Absatzplus von 25 Prozent, das Urtrunk mit plus 13 oder das helle Lager mit plus 55 Prozent zu Erfolgsgaranten. 2016 gingen zudem die nur saisonal gebrauten Biere Maibock und Festbier erstmals in Flaschen in den Handel. Zudem seien zwei weitere Spezialitäten noch in diesem Jahr geplant, kündigt Ganter-Fraschetti an. Und auch an einem neuen Look wird gefeilt: 300.000 bis 400.000 Euro sollen in teilbare Kästen fließen, in die auch Bügelflaschen passen. In Holzoptik statt traditionellem Ganter-Gelb. tbr gute zeiten schlechte zeiten Virtual Minds kauft Die Freiburger Technologie- und Medienholding Virtual Minds hat mit ihrer Tochter Myloc ein weiteres Rechenzentrum in Düsseldorf gekauft. Damit unterhält Myloc in der rheinischen Metropole nun 45.000 Server. Virtual Minds macht seinen Umsatz unter anderem mit Anzeigenflächen auf gut besuchten Seiten. Es beschäftigt nun rund 350 Menschen, darunter 85 in Freiburg. Butlers ist pleite Die Einrichtungskette Butlers ist zahlungsunfähig. Der Konzern hat Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Butlers hat zwei Filialen in Freiburg und eine in Offenburg, in denen jeweils bis zu zehn Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Sanierung ist das erklärte Ziel des Insolvenzverwalters. Wachstum hält an Die IHK Südlicher Oberrhein hat ihren Konjunkturbericht zum Jahresbeginn präsentiert. Das Statistische Landesamt geht für 2016 von einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent aus, für 2017 rechnet es mit einem Plus von 1,75 Prozent. Das spiegelt sich auch in Südbaden wider. „Der Index der Geschäftslage bleibt auf seinem Höchstwert von 50 Punkten“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Kempff. 56 Prozent der Unternehmen geben an, über eine gute Geschäftslage zu verfügen, nur sechs Prozent sind unzufrieden. Der Index der geplanten Inlandsinvestitionen stieg auf 26 Punkte und ist damit so hoch wie seit Frühjahr 2011 nicht mehr. bar Februar 2017 CHILLI 21 wirtschaft Luftverkehr Bremsspuren des Terrors Der Euroairport legt zu, aber langsamer als gedacht Renditestarker Airport: Easyjet spielt am EAP die unumschränkte Führungsrolle. W ir sind nicht so stark gewachsen wie in den Vorjahren, aber wir haben einen neuen Rekord und sind zufrieden.“ So fasst Flughafenchef Matthias Suhr die Bilanz des vergangenen Jahres am EuroAirport Basel-Mulhouse-Freiburg (EAP) zusammen. Es war der Terror im einstigen Urlaubsland Türkei, der das angepeilte Wachstum von 7,5 Millionen Gästen verhindert hatte. 7,314 Millionen Passagiere kamen im vergangenen Jahr, ein erneuter Rekord, ein Plus von knapp vier Prozent im Vergleich zu 2015. Wäre das Türkeigeschäft einigermaßen normal gelaufen, wären nicht alle Flüge nach Tunesien gestrichen und wären die Flüge nach Marokko und Ägypten nicht so stark abgesackt, es wären ein paar Hunderttausend Passagiere mehr gewesen. Trotz der eingetrübten Stimmung würde die Wirtschaftlichkeit des binationalen Flughafens jedem Aktionär ein Lächeln ins Gesicht zaubern: Bei Umsatzerlösen von 136,6 Millionen Euro im Jahr 2015 (plus 17 Prozent) blieben vor Steuern 29,5 Millionen Gewinn übrig, nach der Überweisung an die französischen und schweizerischen Finanzämter noch 23,2 Millionen. Der 2016er Abschluss ist hingegen noch nicht fertig. „Wir werden aber wieder Gewinne haben“, so Suhr. Zur Strategie 2030 konnte Suhr noch keine genauen Angaben machen. So viel aber ist klar: Schon heute ist die stadtseitige Infrastruktur in Spitzenzeiten an ihrer Kapazitätsgrenze. Weiteres Wachstum – und das steht auf dieser Agenda – wird ohne kräftige Investitionen nicht zu haben sein. Das Terminal muss ebenso ausgebaut werden wie das Parkplatzangebot, die Gepäckabfertigung oder auch die Gastronomie. Anders als bislang muss der EAP diese Investitionen fortan aus Bordmitteln stemmen, wie die Kommunikationschefin Vivienne Gaskell bestätigt: „Wir können aber auch auf Darlehen zurückgreifen und sind finanziell gut aufgestellt.“ Wer bis 2030 weiterhin ein vierprozentiges Wachstum annimmt, landet bei 11,6 Millionen Passagieren. Inwiefern der Bahnanschluss („Wir sind so weit wie nie“, so der Vize-Verwaltungsratspräsident Andreas Büttiker) noch mehr Gäste an die Rollbahn bringen würde, ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen. Die wichtigste der 20 Fluglinien bleibt Easyjet: Der Billigflieger hat rund 60 Prozent Marktanteil. Wizz Air als Zweiter bringt gerade einmal vier Prozent auf die Waage. Die Zahl der Flugbewegungen ist im Vergleich zu 2015 nur um ein Prozent auf 95.600 angewachsen, 64.000 entfallen auf den Passagierverkehr, der mit immer größeren und volleren Maschinen fliegt. Besonders deutlich wird diese Tendenz im Langzeittrend: 1999 gab es noch über 120.000 Flugbewegungen für weniger als vier Millionen Passagiere. Der EAP sichert aktuell rund 6200 Arbeitsplätze, die meisten sind bei AMAC Areospace und Jet Aviation beschäftigt, die Flugzeuge aus- oder umbauen. bar »wir sind so weit wie nie« 22 CHILLI Februar 2017 Foto: © EAP wirtschaft Verkehr Freiburg ist FlixBus-Hochburg Erstmals mehr als eine Million Fahrgäste F ür 25 Euro von Freiburg nach Hamburg? Fernbus-Marktführer FlixBus macht’s möglich. 2016 sind 30 Millionen Menschen mit den grünen Bussen gefahren, 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Freiburg ist dabei eine Hochburg und lässt Amsterdam oder Rom hinter sich. Erstmals fuhren mehr als eine Million Fahrgäste mit der grünen Flotte. Die Stadt ist auch deswegen gut fürs Unternehmen, weil es den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) kostenlos stellt. beachtlich: Eine Million Fahrgäste sind hier ein- und ausgestiegen. „Freiburg lässt Metropolen wie Amsterdam und Rom hinter sich und ist eines der beliebtesten Ziele im FlixBus-Netz“, sagt PR-Managerin Marie Gloystein. Im innerdeutschen Vergleich liegt Freiburg auf Platz acht – hinter den Top-Zielen Berlin, München und Hamburg. Wieso gerade der Breisgau? „Freiburg bietet mit dem ZOB einen zentral gelegenen und idealen Abfahrtspunkt zu beliebten Reisezielen wie Bozen, Prag Fahrgastmagnet: Der Freiburger Busbahnhof wird stärker von Flixbus-Kunden frequentiert als die Fotos: © FlixBus Metropolen-Stationen in Rom oder Amsterdam. Während FlixBus boomt, muss die Fernbusbranche Verluste hinnehmen: Marktanalysen des IGES-Instituts zeigen, dass im Vorjahr 37 Prozent weniger Fernbusfahrten angeboten wurden als noch 2015. „Der Ausstieg von BerlinLinienBus und der damit verbundene Rückzug der Deutschen Bahn sowie die Übernahme des Postbus-Geschäfts durch FlixBus“, begründet das IGES-Institut. Rund 30 Millionen Fahrgäste haben sich 2016 in einen Flixbus gesetzt, etwa zwei Drittel davon in Deutschland. Mehr als je zuvor. Freiburgs Anteil ist oder Paris“, sagt André Schwämmlein, der das Unternehmen 2011 mitgegründet hat. Freiburg habe als Studentenund Touristenstadt viele potenzielle Kunden und stellt dem Unternehmen den ZOB unentgeltlich zur Verfügung. „Das ist nicht in allen Städten so,“ sagt Gloystein. In Hamburg, Berlin oder München müssten Fernbusanbieter Nutzungsgebühren zahlen. Die Haltestellen werden dort privat betrieben. Seit 2017 kommt man von Freiburg mit dem FlixBus auch nach Wien, Innsbruck und Budapest. Das Unternehmen wächst, Konkurrenten verschwinden. Der grüne Riese hat seit der Zusammenführung mit MeinFernbus und der Übernahme von Megabus und Postbus heute rund 1000 Mitarbeiter – nur sechs davon in Freiburg – und etwa 90 Prozent Marktanteil. Über Umsatz oder Gewinn möchte Gloystein nur vage Auskunft geben. „Im Jahr 2016 war FlixBus im Raum Deutschland, Österreich und der Schweiz erstmals profitabel“, sagt sie. Im Geschäftsbericht indes steht schon hinter dem Geschäftsjahr 2014 eine tiefschwarze Null: Der Jahresüberschuss lag bei 1,14 Millionen Euro. Für 2015 erwartete die Firmenleitung sogar einen Überschuss im „oberen einstelligen Euro-Millionen“-Bereich. Monopolist ist FlixBus trotz der gewaltigen Marktanteile nicht. „Es gibt auch weiterhin kleinere deutsche Anbieter sowie Angebote mehrerer ausländischer Unternehmen“, sagt Christoph Gipp, Geschäftsführer des IGES-Instituts. Auch Bahn, Billigfluglinien und Mitfahrdienste wie BlaBlaCar buhlen um Kunden. Laut Gipp bleibt der eigentliche Konkurrent das Auto. Der Konkurrenzkampf sei so stark, dass sich FlixBus kurzfristige Preissteigerungen nicht erlauben kann. Busfahrten müssten immer etwas günstiger bleiben als Bahn, Mitfahrzentralen oder Billigflieger. Auch weil die Busse meist langsamer sind. „Preiserhöhungen, die für den Kunden bisher kaum spürbar waren, hat es aber bereits vor der weiter voranschreitenden Marktkonzentrierung gegeben“, erklärt Gipp. Isabel Barquero Wer ist schneller? Wer ist billiger? Einen Konkurrenzcheck zwischen Bus, Bahn und Mitfahrgelegenheit gibt es auf bit.ly/frbus Februar 2017 CHILLI 23