Schweizerische Energie-Stiftung fordert Untersuchungen

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Medienmitteilung
18. Januar 2016
Leere Speicherseen, volle Kassen
Schweizerische Energie-Stiftung fordert Untersuchungen
Trotz europaweiter Stromschwemme herrscht in der Schweiz eine angespannte Energie- und
Netzsituation. Schweizer Stromversorger haben die Speicherseen frühzeitig geleert.
Transformatoren um Importstrom zu den Verbrauchern zu bringen fehlen. Wer hat hier
profitiert? Wer muss die Landesversorgung sicherstellen? Wie gehen wir mit dem
Klumpenrisiko Alt-AKW um? Die Schweizerische Energie-Stiftung SES fordert
Untersuchungen, um diese Fragen zu klären.
Anfang Dezember 2015 hat die Netzbetreiberin Swissgrid auf die limitierte Transformatorenkapazität
hingewiesen, um den Importstrom aus dem EU-Raum zu den Schweizer Verbrauchern zu bringen.
Verschiedene Faktoren haben dazu geführt, dass auf der Netzebene 3 (220kV) und darunter
potenziell zu wenig Strom vorhanden ist: die trockene Witterung, die zu einer tiefen Produktion der
Flusskraftwerke führt, die Ausfälle im AKW Beznau und die tiefen Füllstände der Speicherseen. In
den Seen fehlen rund 800 Gigawattstunden (entspricht ca. dem Stromverbrauch der Stadt Zürich
während einem Monat). Im Sommer waren die Seen noch voll. Im Herbst haben die
Betreiberunternehmen den Speicherstrom nach Italien verkauft und damit ihre Kassen aufpoliert.
Das Thema beschäftigt die Medien und die Öffentlichkeit – etwa heute Abend im SRFWirtschaftsmagazin «ECO». Was aber gemäss Swissgrid auch klar ist: Es wird nicht zu einem
grossflächigen Blackout in der Schweiz kommen. In extremis würden lediglich die
Stromtransitkapazitäten gekürzt.
Unzuverlässige alte AKW
Der älteste AKW-Park der Welt erweist sich zunehmend als Klumpenrisiko für die Schweizer
Stromversorgung. Drei der fünf Schweizer Reaktoren haben die Laufzeit von 40 Jahren, für welche
diese maximal ausgelegt sind, bereits überschritten. Trotz Nachrüstungen in zum Teil dreistelliger
Millionenhöhe werden diese immer unzuverlässiger. Dies belegt das Beispiel des Reaktors Beznau
1: Der älteste Reaktor der Welt steht seit März 2015 still, da Unregelmässigkeiten im
Reaktordruckbehälter gefunden worden sind. «Mit dem plötzlichen Ausfall der Uraltreaktoren wurde
von den Verantwortlichen in der Stromwirtschaft offensichtlich gar nie gerechnet», sagt SESProjektleiter Felix Nipkow. «Gerade mit zunehmendem Alter ist auch in Zukunft vermehrt mit Pannen
in den Altreaktoren zu rechnen. Es ist Zeit, deren Ersatz durch erneuerbare Energien und
Energieeffizienz voran zu treiben.»
Ungenügende Netzinfrastruktur
Die Schweizer Netzinfrastruktur ist für den sehr wahrscheinlichen Fall der wegfallenden AKWProduktion ungenügend vorbereitet. Obwohl europaweit der Strom im Überfluss vorhanden und die
Strompreise dementsprechend tief sind, kann die Schweiz diesen mangels entsprechender
Transformatoren nur beschränkt auf die tieferen Netzebenen und somit zum Konsumenten bringen.
Dies zeigt gemäss Felix Nipkow: «Die Schweiz hat ihr Stromnetz in den letzten Jahrzehnten auf den
internationalen Stromhandel ausgerichtet. Die Versorgung der Bevölkerung war dabei zweitrangig.»
Untersuchungen gefordert
Die SES fordert die Politik auf, eine Untersuchung in die Wege zu leiten, ob die Stromwirtschaft
durch das Leeren der Speicherseen – insbesondere durch die Exporte nach Italien – bewusst eine
kritische Versorgungslage der Schweiz verursacht hat und ob damit absichtlich die Preise für
Regelenergie in die Höhe getrieben wurden. Denn nun profitiert die Stromwirtschaft, falls ihnen
Swissgrid für die Sicherstellung der Landesversorgung höhere Strompreise anbieten muss.
Ebenfalls muss die Politik der Frage nachgehen, wer die Verantwortung für die Versäumnisse bei
der Planung und dem Bau des Stromnetzes trägt. Es braucht zudem ein Konzept des Bundes zum
Umgang mit der Versorgungssicherheit beim Ausfall der AKW. Die alten und unzuverlässigen AKW
stellen möglicherweise eine Gefährdung für die Versorgungssicherheit dar.
SES-Faktenblatt
«Leere Speicher, volle Kassen – Gefährdet die Stromwirtschaft die Versorgungssicherheit?» (pdf)
Weitere Informationen
Felix Nipkow, Projektleiter Netze und Speicher
Tel.: 044 275 21 21
Mobile: 077 413 24 31
Mail: [email protected]
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