Projekte einer Grundtvig

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Projekte einer
Grundtvig-Partnerschaft
Die Grundtvig-Partnerschaft geht
in das zweite und letzte Jahr über.
Südtirol/Italien ist, zusammen mit
Deutschland, Österreich, Ungarn
und Rumänien, einer der EU-Partner. Das Ladinische Schulamt vertritt in dieser spezifischen Partnerschaft Italien. Mitarbeiter/innen der
pädagogischen Dienste des Ladinischen Schulamtes nehmen an verschiedenen Projekten zum Thema
«Vielfalt für gemeinsame Lernerfahrungen nutzen« teil. In den vorhergehenden Ausgaben von «Aules«
wurde darüber berichtet.
Im Oktober 2010 hat Österreich, eines der 5 EU-Länder, die das
Grundtvig-Programm mittragen, ein
Projekt zum o.g. Thema vorgestellt.
In einer Forschungsarbeit wurde
analysiert, inwieweit TZI (=Themenzentrierte Interaktion*) in gewaltträchtigen Konflikten eingesetzt
werden kann, wo diesbezüglich die
Grenzen der TZI liegen und in welchem Ausmaß einer TZI-gemäßen
Intervention in gesellschaftlichen
Konfliktfeldern
gesellschaftspolitische Relevanz zukommt. Eine der
Projektleiter/innen hat, im Rahmen
einer Tagung des Ruth Cohn Institut
Österreich, Hintergründe, Ziele und
Ergebnisse dieser Studie vorgestellt
(s. Projektbericht unter http://www.
uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/709.
html Stand: 31.01.11).
Nach diesem wissenschaftlichen
Input haben sich dann die Teilnehmenden mit den verschiedenen Vorstellungen von Gewalt auseinander-
gesetzt, Meinungen und Gedanken
ausgetauscht und versucht, gemeinsame Kriterien für das Phänomen
Gewalt zu entwickeln. Es wurde sowohl im Plenum als auch in
kleineren Arbeitsgruppen diskutiert.
Besonders fruchtbar und lebendig
war der Austausch in den Kleingruppen. Diese waren auf Grund des
sprachlichen, kulturellen und beruflichen Hintergrundes unterschiedlich zusammengesetzt. Eine erste
Herausforderung war deshalb schon
die, eine gemeinsame Terminologie
für ein so facettenreiches Phänomen
zu finden.
Anhand folgender Fragen wurde
reflektiert und versucht, als Gruppe
zu einem Konsens zu gelangen:
• Wenn ich an Gewalt denke,
dann meine ich…
• Wenn ich an Gewalt denke, was
kann Haltung und Methode der
TZI bewirken?
Dabei wurden für die Gruppe/n
grundlegenden Aussagen, Leitsätze,
Fragen festgehalten. Hier folgend
einige davon:
Gewalt tut weh!
Angst weckt Aggression. Aggression weckt
Angst.
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Gewalt erleiden.
Gewalt ausüben.
Gewalt beobachten.
Welche sind die jeweiligen Konsequenzen?
Was erleben wir dabei?
Gewalt hat auch etwas
mit Energie und Lebenskraft zu tun.
Gewalt ist destruktiv.
Konflikt kann konstruktiv sein.
Gewalt ist ein Hilferuf.
Der (internationale) Austausch über
das Lernen und die eigenen positiven
und negativen Lernerfahrungen ist
das Herzstück dieses EU-Projektes.
Durch das Arbeiten an einem spezifischen Thema (z. B. Gewaltprävention) reflektieren die Mitglieder
gleichzeitig über das eigene Lernen, die eigenen Lernerfahrungen,
über förderliche und hinderliche
Aspekte eines Lernprozesses, über
Vielfalt als Lernmotor. Weiters
dokumentieren und evaluieren sie
mittels eines eigens dafür erarbeiteten «roten Fadens« den eigenen
Lernprozess und jenes der Gruppe.
Die Eindrücke der Teilnehmenden
am Ende eines jeden Treffens sind
immer faszinierend und für die weitere Reflexion anregend: Wie jede/r
ihren/seinen Zugang bzw. Platz in
der Gruppe findet, wie Vertrauen
entstehen kann, wie körperliches
Wohlbefinden und angenehme Rahmenbedingungen ausschlaggebend
für ein gutes Gelingen der Treffen
sind, wie die einzelnen Menschen
ihre Lernerfahrungen in die Gruppe
einbringen, wie interkulturelle Vielfalt zu Missverständnissen und Konflikten, aber auch, in einem zweiten
Moment, zur gegenseitigen Bereicherung führen kann.
* Die Themen-zentrierte Interaktion ist ein von Ruth Cohn
aus der Psychoanalyse und der Humanistischen Psychologie entwickeltes professionelles Handlungskonzept, das auf effektives, soziales, lebendiges Lernen
und Arbeiten abzielt: In allen Situationen, in denen es
auf Kommunikation entscheidend ankommt. TZI kann
Unterstützung in der Gestaltung von Gesprächs- und
Arbeitssituationen anbieten, die spannungsreich und
konfliktträchtig sein können. Es ist eine Haltung und
eine Methode, um Gruppen zu leiten, Prozesse zu
begleiten, um Menschen zur Zusammenarbeit zu motivieren.
Irene Costa
Dienststelle für Schulberatung
und Integration
Gewalt entsteht, wenn
man keine Sprache für
die eigenen Gefühle hat.
Paradox: Verbale
Gewalt kann durch hohe
sprachliche Kompetenz
verstärkt werden.
Strukturelle Gewalt:
wie viel ist zulässig
und berechtigt? Bis zu
welchem Punkt hat sie
unseren Konsens?
Themen-zentrierte
Interaktion* = Gewalt
mindernd, weil Beziehung fördernd?
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