Information zum Alterskonzept Mit dem erarbeiteten Alterskonzept geht Amlikon-Bissegg die gesellschaftlichen Herausforderungen der demografischen Entwicklung vorausschauend, zielgerichtet und fundiert an. In mehreren Workshops hat sich eine Arbeitsgruppe ab April 2010 bestehend aus 25 Personen mit Seniorinnen und Senioren, Delegierten der Frauenvereinen, beider Kirchgemeinden und weiterer Organisationen (Pro Senectute, Spitex, Rotes Kreuz, Alters- und Pflegeheime) getroffen und sich generell mit dem Leben und Wohnen im Alter in unserer Gemeinde auseinandergesetzt. Folgende Themen wurden in der Arbeitsgruppe diskutiert und abgeklärt: • Zu erwartende demografische Entwicklung bis ins Jahr 2020 • Entwicklungstrends in der Altersarbeit • Ist-Situation der Angebote • Erwartungen/Bedürfnisse der (älteren) Einwohner/-innen • Erwartungen/Bedürfnisse der in der Altersarbeit tätigen Organisationen • Zielsetzungen und mögliche Massnahmen in der Altersarbeit Ein umfassendes Alterskonzept war das Ergebnis der intensiven Arbeit. So wurden relevante Trends und Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren in unserer Gemeinde erfasst und wichtige Zielsetzungen im Alterskonzept festgehalten. Am 5.Oktober 2010 verabschiedete der Gemeinderat einstimmig das vorliegende Alterskonzept. Dieses soll nun in der kommenden Legislaturperiode 2011-2014 gemeinsam mit einer Seniorenkommission umgesetzt werden. Die Kosten für die Betreuung (Spitex, Rotes Kreuz, etc.) von Senioren und Betagten haben in der Gemeinde stark zugenommen, obwohl der Bevölkerungsanteil der über 65jährigen Einwohner seit Jahren etwa gleichgeblieben ist. Dies veranlasste den Gemeinderat ein Interessens- und Bedarfserhebung zum Thema „Wohnen im Alter“ in der Gemeinde durchzuführen. Als kompetenten Partner wurde damit die Fachhochschule St.Gallen beauftragt. 300 Personen, alle über 50jährige Einwohnerinnen und Einwohner, wurden zu ihren Bedürfnissen schriftlich befragt und ihre Antworten anonymisiert ausgewertet. Besonders erfreulich dabei war, dass 80% der Fragebogen beantwortet und ausgewertet werden konnten. Dazu gehören indes vor allem auch Freiwillige, die engagiert jeden Tag Kleines und Grösseres leisten, Alte für Junge, Jüngere für Ältere. Der Gemeinderat möchte der Altersarbeit ein besonderes Augenmerk geben, um auch zukünftig allen Einwohner und Einwohnerinnen ein sinnerfülltes Altwerden in unserer Gemeinde zu ermöglichen. Beat Buchmann, Gemeinderat Im November 2010 Seite 1/3 Wohnen im Alter Ergebnisse der Interessens- und Bedarfserhebung: „Altersgerechtes Wohnen in Amlikon-Bissegg“ FHS St. Gallen, Fachhochschule für angewandte Wissenschaften. Fachbereich Soziale Arbeit Auszug aus dem Projektbericht: Der Bericht ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde AmlikonBissegg und der Projektgruppe. Durch die Datenerhebung der quantitativen Befragung erhält die Gemeinde Amlikon-Bissegg fachlich erarbeitete Ergebnisse zu den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger ab 50 Jahren bezüglich „Wohnen im Alter“. Die Projektgruppe erhofft sich, dass die Resultate aus der Befragung zusammen mit den Resultaten aus der Literatur- sowie der Wohnmodellrecherche der Gemeinde als Grundlage dienen, um das Projekt "Wohnen im Alter" erfolgreich umzusetzen. Besteht ein Bedarf an einer geeigneten Wohnform fürs Alter? Aus der Bedarfserhebung geht hervor, dass sich eine deutliche Mehrheit der befragten Personen vorstellen kann, in der Gemeinde wohnhaft zu bleiben. Zudem sind in den vergangenen fünf Jahren 29 Personen im Alter 50+ zugezogen. Die hohe Wohnortsverbundenheit und die Attraktivität der Gemeinde bilden eine gute Grundlage dafür, das Projekt „Wohnen im Alter“ in Amlikon-Bissegg weiter zu verfolgen und älteren Menschen alternative Wohnmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Zudem verstärkt der demografische Wandel die Nachfrage nach hindernisfreien Wohnformen. Durch eine altersgerechte Wohnform könnte die Zufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner ab 50 Jahren von Amlikon-Bissegg erhalten bleiben sowie deren Bedürfnissen Rechnung getragen werden. Welche Interessen hat die Bevölkerung bezüglich „Wohnen im Alter“? Durch den Wandel im Alter verändern sich die Ansprüche bezüglich Wohnvorstellungen. Bei der vorliegenden Befragung zeigen sich jedoch in einigen Bereichen Übereinstimmungen, so zum Beispiel beim Wunsch nach privaten Räumlichkeiten. Ein Drittel der befragten Personen möchte den derzeitigen Wohnraum so gestalten, dass dieser möglichst lange genutzt werden kann. Ein grosser Teil der Befragten kann sich auch „Betreutes Wohnen“ oder die „Alterssiedlung“ als Wohnform vorstellen. In diesem Ergebnis widerspiegelt sich das Bedürfnis nach Privatsphäre. Bezüglich der Wohnungsgrösse sollte ein vielfältiges Angebot bereitgestellt werden, wobei berücksichtigt werden sollte, dass eine Mehrheit der Befragten zu viel Wohnraum tendiert (3½ bis 5 Zimmer). Bei der Finanzierungsart bevorzugen 60% der Befragten Eigentum und 40% Miete, daher sollten beide Finanzierungsvarianten angeboten werden. Aufgrund der hohen Bedeutung des Aussenraums empfiehlt es sich, dieses Kriterium in der Bauplanung zu beachten. Dies könnte zum Beispiel durch einen Gartenbereich, der zur Freizeitgestaltung genutzt werden kann und/oder durch Balkone und Terrassen realisiert werden. Des Weiteren ist der Wunsch nach einem Anschluss an den öffentlichen Verkehr, nahe gelegenen Einkaufsmöglichkeiten und einer Arztpraxis sowie einer ruhigen Lage vorhanden. Im Hinblick auf die Zukunft ist den Befragten Unterstützung in den Bereichen Pflege, Haushalt und Fahrdienst sehr wichtig. Welche Wohnformen existieren bereits in ländlichen Gebieten und welche könnten für die Gemeinde Amlikon-Bissegg geeignet sein? Auf eine hindernisfreie Bauweise sollte stets geachtet werden, da diese auch jüngeren Menschen und Familien entgegen kommt. Altersheterogen ausgerichtete Wohnprojekte bieten zwei wesentliche Vorteile: Einerseits können nachbarschaftliche Unterstützungsangebote gefördert werden und andererseits sprechen die Wohnungen eine breitere Zielgruppe an. Die geringe Einwohnerzahl der Gemeinde stellte für die Suche nach geeigneten Wohnmodellen eine Herausforderung dar, weil die meisten existierenden Projekte auf Städte oder Gemeinden mit höheren Einwohnerzahlen ausgelegt sind. Es wurden drei geeignete Modelle gefunden. Das Haus Durachtal in Merishausen entspricht der Wohnform des Betreuten Wohnens, welches in der Bedarfserhebung grossen Zuspruch findet. Als weiteres Modell dienen die Alterswohnungen Untersteig in Nesslau, die durch ihre bäuerliche Ausrichtung dem ländlichen Aspekt gerecht werden. Der nahegelegene Stall und der Garten ermöglichen Raum für Freizeitgestaltung unterschiedlicher Art. Das dritte Modell, das empfohlen wird, ist das Mehrgenerationenhaus in Veringenstadt (Deutschland). Auszug Projektbericht vom 18.10.2010 Seite 2/3 Wohnen im Alter „Utopia“ - so könnte das Wohnmodell für die Gemeinde Amlikon-Bissegg aussehen: Wohnform Standort Betreutes Wohnen Gemeinde Amlikon-Bissegg: 14 km2 , 1'300 Einwohner • ruhige Lage • Anschluss an öffentlichen Verkehr • Arztpraxis in der näheren Umgebung • Einkaufsmöglichkeiten Wohnbereich • 3½ - 5 Zimmerwohnungen, mit Balkon oder Terrasse • Gartenanlage • einige Parkplätze Bewohnende Bevölkerung 50+ aus Amlikon-Bissegg und Umgebung Kosten • Unterschiedliches Angebot 60% Eigentumswohnungen, 40% Mietwohnungen • Zusatzleistungen nach individuellem Bedarf Genossenschaftliche Finanzierung Möglichkeit für Partizipation der Bevölkerung aus Amlikon-Bissegg Finanzierung Dienstleistungen Vielseitiges Dienstleistungsangebot (z.B. Pflege, Betreuung, Unterstützung im Alltag) durch Fachkräfte und freiwillig Engagierte Bemerkungen • hindernisfreier Wohn- und Begegnungsraum • altersheterogen (50+) • Möglichkeit zur Tätigkeit im Garten Auszug Projektbericht vom 18.10.2010 Seite 3/3