Physiologie, Biologie, Anatomie u. Morphologie. 117 Sack, Arnold, U e b e r v a c u o l i s i r t e K e r n e d e r F e t t z e l l e n mit b e s o n d e r e r B e r ü c k s i c h t i g u n g des U n t e r ­ hautfettgewebes des Menschen. (Archiv für mikro­ skopische Anatomie. Band X X X X V I . 1895. Heft 3. p. 431 —476.) Die Ergebnisse der Arbeit lassen sich unter Weglassung aller unter­ geordneten Momente in folgende Sätze zusammenfassen: Die ruhenden Kerne der meisten Fettzellen enthalten scharf um­ schriebene, sphärische oder ellipsoidische Vacuolen, deren Inhalt fettfreie, wahrscheinlich alkalische Flüssigkeit ist. Die Vacuolen entstehen juxtanucleolär, als ganz winzige Bläschen inmitten der Kernsubstanz, vergrössern sich durch eigenes Wachsthum oder durch Verschmelzung mit anderen benachbarten Vacuolen desselben Kerns, überschreiten schliesslich die Kerncontouren und entweichen dann nach dem Binnenraum der Fettzelle. Nach dem Austritt der Vacuole aus dem Kern bleibt die von ihr zurückgelassene napfförmige Depression des Kerncontours oder auch der lochförmige Durchbruch des ganzen Kerns eine Zeit lang bestehen. Inzwischen beginnt eine neue Vacuole im Innern des Kerns denselben Vorgang der Auswanderung. Da die Vacuolisirung der Kerne nur bei gut ausgebildeten, keinesr wegs aber bei atropisehen Fettzellen beobachtet wird, so muss ein directer Zusammenhang zwischen dieser Besonderheit des Fettgewebes und seinee Ernährung angenommen und demnach dem Kern der Fettzelle auch ein­ wichtige instruetive Function zugestanden werden. Ueber die Ursachen und den Mechanismus des ganzen, ausschliess­ lich den Fettzellen zukommenden Phänomens lassen sich naturgemäss nur Vermuthungen aussprechen. Wie aus der Kernabplattung ersichtlich, muss der Fetttropfen der Zelle einen hohen Druck auf den Kern aus­ üben und dadurch den Luftstrom, der vermuthlich vom Kern zum Zell­ protoplasma fliesst und bei allen übrigen Geweben continuirlich verläuft, bis zu einem .gewissen Grade hemmen, das heisst ihn in einen discontinuirliehen Strom umwandeln. Die nächste Folge dieser Hemmung ist eine optisch wahrnehmbare Flüssigkeitsansammlung im Kern, welche als Vacuole imponirt. Erst mit dem Wachsthum dieser Flüssigkeitsmenge oder Vacuole erreicht dieselbe genügend hohe Spannung, um den auf den Kern lastenden Druck zu überwinden und nach dem Binnenraum der Fett­ zelle zu entweichen. Eine Tafel enthält 10 Figuren, während sich weitere 8 im Text be­ finden. Die Arbeit war bereits abgeschlossen und ihre Ergebnisse der französischen Gesellschaft für Dermatologie zu Paris in der Sitzung vom 9. Mai 1895 mitgetheilt, als U n n a seine kurze Notiz über Lochkerne im Unterhautzellgewebe veröffentlichte. Bei den wahrscheinlich übereinstimmenden Dingen gehen beide in der Deutung sehr weit auseinander. E. Roth (Halle a. S.).