Projektbericht Urbaner Gartenbau im Schulhaus Feld

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Projektbericht
Urbaner Gartenbau im Schulhaus Feld
04.11.14
1
Die Projektidee
Auf dem Schulhausplatz Feld in Wetzikon, der von verschiedenen Nutzergruppen regelmässig besucht wird, soll zwischen
Frühlings- und Sommerferien 2014 ein Bauwagen als Jugendraum platziert werden. Dieser hat jeweils zwei Mal pro Woche
geöffnet und bietet den Jugendarbeitenden die Möglichkeit, mit den Jugendlichen in Kontakt zu treten, Präsenz zu
gewährleisten sowie aktuelle Themen der Jugendlichen aufzugreifen. Während der Frühlingsferien und in den Wochen
danach wird gemeinsam mit den Jugendlichen, die sich beim Bauwagen aufhalten, Gemüse gepflanzt. Als Pflanzbehälter
werden möglichst Materialien vor Ort genutzt. Während des Sommers kümmern sich die Jugendlichen um die Pflanzen und
Anfangs Herbst werden diese gemeinsam geerntet. Die Ernte wird mit einem Erntedankfest gefeiert. Vor und während den
Herbstferien wird der Platz aufgeräumt.
Ziele des Projektes sind:
1.
Die Jugendlichen übernehmen Verantwortung für den öffentlichen Raum.
2.
Die Jugendlichen erhalten die Möglichkeit, sich kreativ mit dem Raum auseinanderzusetzen.
3.
Die Jugendlichen lernen den Prozess des Samens bis zur Nahrung kennen.
Des Weiteren können durch dieses Projekt bei den Jugendlichen informelle Bildungsprozesse angeregt werden. Das Projekt
kann relativ ungeplant umgesetzt werden, so dass viele unterschiedliche Situationen zustande kommen. So entstehen
beispielsweise Lernfelder zu den Themen Ernährung, Ökologie, Nachhaltigkeit, Biologie, Teamarbeit und
Verantwortungsbewusstsein. Durch die kreative Auseinandersetzung mit dem Raum erweitern die Jugendlichen ihren
Handlungsspielraum und ihre Handlungskompetenzen. Allenfalls können gesellschaftliche Verhältnisse, Werte und Normen
diskutiert sowie die konkret vorhandenen Themen Vandalismus und Littering, soweit sie die Jugendlichen betreffen,
angesprochen werden.
2
Durchführung
Das Projekt wurde wie geplant durchgeführt. Der Bauwagen konnte sogar länger als ursprünglich gedacht bis zum Ende des
Projekts vor den Herbstferien 2014 auf dem Schulhausplatz platziert bleiben. Insgesamt nahmen ungefähr 25 Jugendliche
aktiv teil. Das Pflanzen mit ihnen fand meist spontan während den Bauwagen-Öffnungszeiten (Mittwochnachmittags und
Freitags am frühen Abend) statt. So konnten die Jugendlichen gemeinsam mit den Jugendarbeitenden die gewünschten
Samen einkaufen und einpflanzen. Als Pflanzbehälter wurden einerseits alte Dosen sowie weitere Metallbehältnisse von der
Abfallsammelstelle genutzt. Daneben konnten die Steinbänke, die bereits beim Schulhausplatz standen, umgedreht und so
ebenfalls bepflanzt werden. Eingesetzt wurde diverses Gemüse wie Gurken, Peperoni, Mais, Salat und Karotten sowie
Kräuter und Kartoffeln. Das Einpflanzen selbst nahm jeweils zwischen 30 bis 60 Minuten in Anspruch, sodass oft noch Zeit
blieb, in der spontan weitere Aktivitäten sportlicher oder kulinarischer Natur entstanden.
Nach der Phase des Einpflanzens folgte eine Zeit des Wartens und Wachsens. Der Bauwagen war weiterhin geöffnet, ausser
während den Sommerferien. Während dieser fünf Wochen wurden die Pflanzen von einem Mädchen, das sich freiwillig dafür
meldete, gegossen.
Nach den Sommerferien konnten bereits das erste Gemüse entdeckt und beim weiteren Wachstum beobachtet werden.
Leider starb während des Sommers ein grosser Teil des gepflanzten Gutes. So konnten am Ende nur die Kräuter und die
Kartoffeln geerntet werden. Letztere wurden jedoch am abschliessenden Erntedankfest, das Ende September stattfand,
gemeinsam ausgegraben, am Feuer gewärmt und zufrieden sowie mit ein bisschen Stolz und Staunen verzehrt. Das Fest
wurde, wie auch der Rest des Projekts, mit einem stark partizipativen Ansatz gestaltet. So kauften die Jugendlichen
gemeinsam mit den Jugendarbeitenden ein, gestalteten und dekorierten den Platz rund um den Bauwagen und kochten ihr
eigenes Essen – sei es Gemüse und Fleisch auf dem Grill oder das Schlangenbrot über dem Feuer der Feuertonne.
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Kebab+-Elemente
2.1
Bewegung
Bewegung fand bei diesem Projekt beständig statt. Einerseits erforderte das Pflanzen selbst schon einige körperliche
Betätigung durch den Aufbau von Pflanzmöglichkeiten, den Transport der Erde, das Gärtnern und Ernten. Daneben lud der
Platz zum Verweilen ein, woraus oftmals sportliche Betätigung resultierte wie zum Beispiel Volley- und Fussball. Des
Weiteren entstanden beim gemeinsamen Ausspannen neue Bewegungsideen, wie beispielsweise eine Stuhlschlange, um bei
der Abfallsammelstelle Behältnisse für die Bepflanzung abzuholen. Während des Erntedankfestes war ein Spielmobil mit
diversen Outdoor-Spielmöglichkeiten (Ball-, Wurf-, Koordinationsspiele und mehr) zur Nutzung vorhanden.
2.2
Essen
Während der Pflanz- und Wachstumsphase des Gemüses fanden am Freitagabend öfters spontane Grilladen beim
Bauwagen statt. Dabei wurde sowohl der Einkauf als auch die Zubereitung gemeinsam mit den Jugendlichen durchgeführt.
Nochmals zelebriert wurde sowohl die Ernte als auch das gemeinsame Essen beim abschliessenden Erntedankfest, wo
grilliert und saisonales Gemüse gegessen wurde. Durch die Zusammensetzung der Speisen bei den Grilladen wurde jeweils
darauf geachtet, eine vollständige Mahlzeit mit Fleisch, Gemüse und Stärke anzubieten.
2.3
Kochen
Das Kochen beschränkte sich in diesem Projekt auf das gemeinsame Grillieren, wobei nebst diversen Fleischwaren auch
Gemüse gerüstet und gegrillt wurde. Am Erntedankfest wurden ausserdem die selbst geernteten Kartoffeln in Alufolie
verpackt und am Feuer gewärmt.
2.4
Ausspannen
Die Gestaltung des Ortes mit dem Bauwagen (mit Sofas ausgestattet) sowie mit Tischen und Stühlen, die bei guter
Witterung auf dem Platz vor dem Bauwagen standen, lud zum Verweilen und Entspannen inmitten des gepflanzten Gemüses
ein. Besonders während der Wachstumsphase der Pflanzen konnte während den Öffnungszeiten ausgeruht und der Anblick
der getanen Arbeit genossen werden.
2.5
Begegnen
Während der Projektphase fungierte der Bauwagen als Treffpunkt für Jugendliche und Kinder. Die schon erwähnte
Gestaltung des Platzes förderte auch spontane Kontakte mit Personen, die sich sonst auf dem Schulhausplatz aufhielten
oder auf der „Durchreise“ waren. Dies waren sowohl Kinder und Jugendliche als auch Anwohnerinnen und Anwohner, Eltern,
Lehrerinnen und Lehrer oder Hauswärte. Besonders gelungen war das friedliche Nebeneinander und Begegnen von Kindern
und Jugendlichen am Erntedankfest.
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3
Evaluation
3.1
Zielerreichung und informelle Lernprozesse
Beobachtungen zur Zielerreichung:
1.
Einige der Teilnehmenden Jugendlichen zeigten die Übernahme einer gewissen Verantwortung für den
öffentlichen Raum (Platz wischen, aufräumen, Schäden melden). Inwiefern dies auf die Teilnahme am Projekt
zurückzuführen ist, ist hierbei nicht klar definierbar.
2.
Den Jugendlichen wurden durch das Projekt verschiedene Möglichkeiten der kreativen Auseinandersetzung mit
dem Raum geboten. Dies waren sowohl die Mitgestaltung des Raumes durch das Pflanzen (Behälter, Art und
Platzierung der Pflanzen) als auch die Gestaltung des Ortes für das Erntedankfest. Daneben war Platz für die
Entstehung von gemeinsamer sportlicher Betätigung und kreativen Spielarten.
3.
Der Prozess vom Samen bis zum ersten Wachstum der Pflanzen konnte von den Jugendlichen gut beobachtet
werden. Durch das Verfaulen eines Grossteils der Pflanzen bleib diese Beobachtungsphase leider lückenhaft.
Allerdings konnte das gesamte Wachstum inklusive Ernte und Nahrung zumindest am Beispiel der Kartoffeln gut
mitverfolgt werden. Eine Erkenntnis, die bei vielen Jugendlichen aufkam und Erstaunen hervorrief, war der
Zeitraum, der für das Wachsen vonnöten ist.
Beobachtungen zu informellen Lernprozessen:
-
Die meisten Jugendlichen hatten vor dem Projekt weder praktisches noch theoretisches Wissen zur Gartenarbeit.
Sie konnten unverbindlich und unkompliziert erste Erfahrungen machen. Einigen hat sich ein grosser, neuer
Handlungsbereich eröffnet. Schon der gemeinsame Einkauf des benötigten Materials, das Pflanzen und Ernten, das
Beobachten des Wachstums und die benötigte Zeitdauer waren neue Erlebnis- und Erkenntnis felder für die
Jugendlichen.
-
Grundkenntnisse zum Pflanzen sowie Pflanzenwachstum konnten vermittelt werden.
-
Gesellschaftliche Verhältnisse, Normen und Werte sowie Littering und Vandalismus waren während der
Projektphase nur am Rande ein Thema.
3.2
Niederschwelligkeit und Partizipation
Die Projektinitiierung und –planung fand vonseiten der Jugendarbeit statt. Durch die Verbindung mit dem Bauwagen und
dessen fixen Öffnungszeiten konnte jedoch sowohl Niederschwelligkeit als auch Partizipation gewährleistet werden. Die
Jugendlichen konnten sich auf unkomplizierte Art und Weise spontan beteiligen. Es war weder eine Anmeldung nötig, noch
war die Teilnahme am Projekt auf eine kurze Zeitspanne beschränkt. Während vier bis fünf Wochen konnten alle, die
während den Bauwagen-Öffnungszeiten vorbeikamen, sich kurzfristig dafür entscheiden, ob und was sie pflanzen wollten.
Auch das Erntedankfest wurde zu einem grossen Teil von den Teenagern mitgestaltet. Ausserdem entstanden spontan
unterschiedlichste Situationen mit verschiedenen Teilnehmenden, in denen jeweils natürlich und ungeplant auch die
Kebab+-Elemente einflossen.
Eine grössere Beteiligung vonseiten der Jugendlichen während der Auf- und Abbauphase wäre denkbar.
3.3
Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit
Dadurch, dass das Projekt an einem Durchgangsort stattfand, waren die jeweiligen Aktivitäten für viele verschiedene
Parteien sichtbar und trug zur Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit in der Stadt bei. Somit fanden viele Kontakte und
Austauschgespräche in unmittelbarer Umgebung des Bauwagens statt. Daneben vernetzte sich die Jugendarbeit gezielt mit
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Schulleitung, Hauswärten, Liegenschaftenverwaltung sowie der Abfallsammelstelle, wo die Behälter für die Pflanzen
kostenlos abgeholt und wieder zurück gebracht werden konnten.
3.4
Stolpersteine und Verbesserungsmöglichkeiten
Bei einer Durchführung des Projekts muss über die Zeitspanne des Anpflanzens diskutiert werden. Nebst dem Pflanzen über
mehrere Wochen hinweg (wie im vorliegenden Projekt) besteht die Möglichkeit, dies an mehreren fixen
aufeinanderfolgenden Tagen derselben Woche zu tun. Beim Pflanzen über mehrere Wochen hinweg ist eher zufällig, wer
mitmacht und das Entstehen von Prozessen schwieriger, da immer wieder andere Jugendliche vor Ort sind und die Aktivität
unverbindlich ist. Dies erschwert auch einen gemeinsamen Projektabschluss (wie im vorliegenden Fall das Erntedankfest).
Andererseits führt dies dazu, dass viele Jugendliche ungeplant mitmachen (Niederschwelligkeit) und somit auch diejenigen
das Pflanzen für sich entdecken konnten, die sonst eher nicht mitgemacht hätten.
Das Durchführen des Projekts ohne Bauwagen wird als kritisch gesehen, respektive scheint eine wie hier geleistete
Niederschwelligkeit schwieriger umsetzbar. Die Öffnungszeiten des Bauwagens ermöglichten ein unverbindliches
Miteinander, aus dem heraus verschiedenes (Bewegung, Pflanzen, gemeinsames Essen) ungeplant entstehen konnte. Die
Jugendlichen mussten sich nicht verpflichten, die Jugendarbeitenden konnten spontan auf entstehende Situationen
reagieren. Ohne räumliche Basis müsste dieses Vorgehen umgedacht werden.
Um mehr Nachhaltigkeit zu gewährleisten, sind Gedanken zur Wiederverwertung der gebrauchten Erde unabdingbar. Eine
mögliche Lösung wäre die Zusammenarbeit mit einer lokalen Gartenfirma, die einem die Erde zur Verfügung stellen und sie
nach Beendigung des Projekts wieder zurücknehmen kann.
3.5
Empfehlung
Das Projekt „Urbaner Gartenbau“ lässt sich auf verschiedenste Umstände und Plätze übertragen. Wichtig ist dabei die
Zusammenarbeit mit den Zuständigen Behörden und weiteren Stellen, die bezüglich des gewählten Ortes betroffen sind.
Eine attraktive Gestaltung des Platzes trägt zur Anziehungskraft für die Beteiligung am Projekt bei und lädt zum essen,
kochen, bewegen, ausspannen und begegnen ein.
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