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200 Jahre Kunst in Winterthur:
Eine geistige Lebenshilfe.
D
as Jahr 2015 ist ein ge-
ein Gesamtkunstwerk, wie es
schichtliches Erinnerungs-
selten öffentlich kreiert wird. Ein
D
ie Wirkung auf den Homo
sapiens findet unter-
jahr. Vor 200 Jahren war nicht
Beispiel für hohe Qualität und
schwellig aber auch direkt über
nur der Wiener Kongress, der
nicht oberflächliche Massenpro-
die Reflexion im Gehirn statt.
Europa politisch neu ordnete,
duktion. Ein Versuch: Der Sinn
Auf Grund der geschilderten,
nein in dieser Zeit begann die
der Kunst und ihre Aufgabe im
vielfältigen Einflussnahme ist
Moderne. Die Industrialisierung,
Leben des Menschen aus meiner
die Verantwortung der Künstler
die Motorisierung des Verkehrs
Sicht wird in den folgenden Sät-
und der professionellen Kunst-
(Eisenbahnen, Schifffahrt, Auto),
zen formuliert.
vermittler wie Lehrer, Galeristen,
die sprunghaften Fortschritte der
Wissenschaften, aber auch die
D
ie Kunst soll wie die Lite-
Medienleute usw. enorm. Sie be-
ratur oder die Musik den
stimmen mit, ob BürgerInnen
Kunst entwickelte sich markant
Menschen in seiner Evolution
sich positiv oder negativ ange-
von der detailliert darstellenden,
voranbringen – seine Humanität
sprochen fühlen und wie ihre
gegenständlichen Arbeitsweise
weiter ausbilden. Sie hat einen
Persönlichkeit geformt wird und
bis zur experimentellen Vielfalt
Bildungsauftrag und das recht-
die Lebensqualität sich gestaltet.
2015. Die Mannigfaltigkeit der
fertigt Steuermittel, die von der
Was ist Kunst und was nicht?
Kunstszene heute begeistert oder
Allgemeinheit in den Gemein-
Das kann aus dem Geschriebe-
langweilt, je nach Anspruch, den
den, Kantonen und im Bund ge-
nen abstrahiert werden. Kunst
man an ein Kunstwerk stellt.
neriert werden, für die Entwick-
muss, um als solche gewertet zu
Winterthur: Die Veranstaltungen
lung der Kunst in der Vergan-
werden, dem Menschen immer
anlässlich des 50. Todestages
genheit (Museen), in der Gegen-
wieder eine geistige Lebenshilfe
von Oskar Reinhart, dem weltbe-
wart die Ausrichtung von Stipen-
sein. Die Künstler in den Winter-
rühmten Kunstmäzen im wun-
dien, die Finanzierung der
thurer Kunstsammlungen von
derschönen Musiksaal des Stadt-
Kunsthochschulen, von Ausstel-
Weltruf und die Winterthurer
hauses mit der neuklassizisti-
lungen lebender Künstler sowie
Künstlergruppe leisten einen
schen Architektur von Semper,
Ateliers. Die umfassende Aktivi-
Beitrag seit langer Zeit zur Be-
ein architektonisches Highlight;
tät der Kunst und ihrer immanen-
reicherung der Einwohner und
der anschliessenden Führung von
ten Impulse in der Gegenwart:
vieler Besucher von nah und
Direktor Dr. Marcus Fehlmann
von den Medien, Museen, Gale-
fern. Die Stadt, der Kanton und
in der Kunstsammlung am Stadt-
rien, Art Basel, Biennale Vene-
die Eidgenossenschaft sind gut
garten und der sprachlich gedie-
dig, Kulturzentren, Hotels, Kunst
beraten, dieses dynamisch wach-
genen Festrede von Stadtpräsi-
am Bau, im öffentlichen Raum
sende Erbe zu schützen, respekti-
dent Michael Künzle sowie der
und last but not least im Internet,
ve mitzufinanzieren.
Aufführung der 3. Synphonie
beeinflusst das Leben des moder-
von Ludwig van Beethoven
nen Menschen jetzt und in der
Pierre-François Bocion,
durch das Musikkollegium war
Zukunft.
22.10.2015, 114. Jahrgang, Nr. 295.
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