Stefan Esser | Gesundheit Gesundheit durch Gewichtsreduktion Gute Ernährung steht im engen Kontext zu einem vernünigen Körpergewicht. Gleich vorneweg muss hier gesagt werden: Das Wort „vernünig“ ist wichtig, denn ebenso wie ein übermäßiges Körpergewicht unvernünftig für die Seele und die Gesundheit ist, so ist auch eine Jagd nach Schlankheitsrekorden äußerst unvernünig. Was als Gewicht unter Models kursiert, hat allein mit harten Verkaufsstrategien im Damenkleidungsbereich zu tun, nichts aber mit einem gesunden Körper. Mittlerweile gibt es genügend Berichte von „Magermodels“, die in ihrer Selbstkasteiung häufig unter Hunger und Psychoproblemen leiden und den von Auraggebern diktierten Schlankheitswahn nur mit diversen Arzneimitteln und Drogen aushalten. Vernüniges Körpergewicht, das umfasst immer eine gewisse Bandbreite, denn je nach Körpertyp kann man bei derselben Körpergröße mal mehr, mal weniger wiegen und sich dennoch völlig im normalen Gewichtsbereich befinden. Magerwahn führt übrigens o noch weiter, in die Magersucht. Hier ist hinlänglich bekannt, dass diese Krankheit – ebenso wie starkes Übergewicht – immer einen seelischen Hintergrund hat. Der Mensch spürt sich seelisch nicht, nimmt sich nicht positiv als Person wahr, liebt sich nicht selbst und fordert sich – ganz extrem bei Bulimie – auf grausame Weise heraus, um sich wenigstens „irgendwie“ zu spüren. Beim extremen Übergewicht spie- 32 Stefan Esser | Gesundheit len meist ebenfalls eine innere Leere, Ziellosigkeit und mangelnder Selbstwert eine Rolle, hinzu kommt, dass diese Menschen sich o eine Art Schutzwall „anfressen“. Zwischen den beiden Extremen finden wir ein gesundes Wohlfühlgewicht – und mittlerweile viel zu häufig ein Übergewicht, das o nicht drastisch sein mag, aber dennoch keineswegs gesund ist. Schon bei wenig Übergewicht ist man unzufriedener, und es fällt dann auch sehr schwer, sich sportlich in Bewegung zu bringen. Kein Wunder, denn das Übergewicht entstand ja nicht nur durch zu reichliche Mahlzeiten, sondern fast immer auch durch zu wenig Bewegung – folglich ist der übergewichtige Körper meist auch sehr untrainiert und konditionsschwach. Das Heer von Menschen, das sich genau in diesem ungesunden Zustand befindet und sich mit teilweise abstrusen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmittel „zuballert“, fühlt sich meist unwohl. Man könnte auch sagen, zu viele Menschen sind zu dick, weil es zu viele ungesunde Nahrungsangebote gibt. Schokoriegel an jeder Tankstelle und in jedem Kino, süße Limonaden schon für die lieben Kleinen, Burger-Restaurants quer durchs Land und Supermärkte, die so edel und durchdacht aufgebaut sind, dass man meist mehr kau, als man braucht. Aber – muss man deshalb wirklich auch mehr essen? Man entscheidet doch eigentlich immer noch selbst, was man tut, oder? Stimmt. Theoretisch: Als Kunde ist man in den Lebensmittelmärkten tatsächlich der mündige Bürger – denn 33 Stefan Esser | Gesundheit man hat ja die Wahl. Geboten werden neben Diätkost oder Müslivariationen auch extrem süße Kalorienbomben oder eben jene berühmt-berüchtigten Fertiggerichte. Einer besonderen Aufklärung über Lebensmittel bedarf es eigentlich nicht mehr, denn dass Salat und Gemüse gesund sind, hingegen täglich viel Schokolade, Kuchen und reichlich süße Getränke fett und krank machen, weiß inzwischen jeder. Die Bedeutung bewusster Ernährung Allerdings gibt es tatsächlich viele versteckte Fette. Bei natürlichen oder noch sehr naturnahen, also kaum bearbeiteten Produkten findet man sich leicht durch: Frische Tomaten brauchen keine Deklaration für Fett, das ist bei ihnen nicht gegeben. Und dass Butter, ein noch sehr naturnahes Produkt, ordentlich viel Fett aufweist, weiß man. Aber auf manchem Becher mit einem stark bearbeiteten Milchprodukt, etwa einem Fit-for-healthy-life-andhappiness-Schoko-Fluffy-Joghurt, wirkt auf dem Deckel alles so fröhlich und gesund, erst beim Studium des Fettanteils im Kleingedruckten auf der Rückseite des Bechers kommt der Schock – wenn man denn dieses Kleingedruckte überhaupt liest. Wer über eine bewusstere Ernährung abnehmen will, sollte als ersten großen Grundsatz für mehr Bewegung sorgen. Denn ausschließliches Abnehmen hat o etwas von Selbstkasteiung, da wirkt die Abnehmeritis mitsamt ihren quälenden Diätplänen seelisch negativ, und das 34 Stefan Esser | Gesundheit wiederum führt zu psychischen Belastungen. Redet man dagegen nicht mit schmerzverzerrter Miene vom Abnehmen-Müssen, sondern sagt schlicht, ich esse neuerdings bewusster und bewege mich viel mehr als früher, dann kommen die Dinge auch wirklich positiv in Bewegung, ohne dass ich eine der unzähligen Spezialdiäten machen muss, die allwöchentlich durch die Frauenzeitschrien gejagt werden wie die sprichwörtlichen Säue durchs Dorf. Hier einige Tipps für ein unaufgeregtes Umsteigen auf eine sinnvollere Ernährung: Diäten: Man muss nicht jede Diät mit exotischem Namen ernst nehmen, und einseitige Diäten regen ohnehin gewichtsmäßig einen Ping-Pong-Effekt an. Viele Wunderdiäten speziell in Frauenzeitschrien können übrigens kaum seriös sein, wenn sie schon in der nächsten Ausgabe von der allerneuesten Wunderdiät abgelöst wird. Wir warten hier nur noch auf die Dalai-Lama-Om-OmTempeldiät oder die Kosmos-Diät „Schlank wie ein Alien in einer Lichtsekunde“. Spezialdiäten sind ohnehin ernährungsmäßig fast immer sehr einseitig und damit ungesund. Wie etwa die, nach der man keinerlei Kohlenhydrate zu sich nehmen darf, dafür aber nach Herzenslust kiloweiße Eiweiß, etwa Steaks. Tatsächlich nimmt man dabei ab, allerdings nach dem Ende der Diät auch rasant wieder zu. Unabhängige Fachleute raten immer noch zur einfachen FDH-Diät (Friss die Häle), weil sie eine normale, ausgewogene Ernährung beinhaltet, vor allem im Hinblick auf Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett. 35 Stefan Esser | Gesundheit Einkaufsplanung: Die beste Diät ist die, die naturnahe Produkte favorisiert und bei der man zugleich von allem weniger als bisher isst. In Verbindung mit mehr Bewegung fällt all das viel leichter, denn wer Sport treibt, hat tatsächlich weniger Heißhunger. Bewegt man sich intensiv, werden psychische und physiologische Prozesse in Gang gesetzt, über die wir zu üppige und ungesunde Speisen erstaunlicherweise ganz ohne Mühe als überflüssig ablehnen. Man braucht also im Normalfall keine Diäten. Essensplanung: Halten Sie dennoch eine Diät für notwendig, machen Sie täglich einen Einkaufszettel, auf dem Sie nur das wirklich Notwendige aufschreiben. Essen Sie vor dem Einkauf, anstatt hungrig loszuziehen, so wird die Gefahr kleiner, mehr als das zu besorgen, was auf dem Zettel steht, so können Sie eher den geschickt inszenierten Werbeversprechen in den psychologisch durchgestylten Supermärkten widerstehen. Schauen Sie bei den Produkten auch kritisch die Rückseiten an, auf denen der Anteil an Fetten und Zusatzstoffen deklariert ist. Zuckeraustauschstoffe: Glauben Sie nicht, dass Sie über Zuckeraustauschstoffe schlanker werden. Es ist richtig, dass hierbei das Produkt weniger Kalorien hat, aber unser Körper wird dabei hereingelegt. Er stellt nämlich in der körpereigenen Fabrik für das, was da so süß den Gaumen herunterging, Insulin her – aber es kommt dann gar kein echter Zucker, sondern ein Ersatzprodukt. Der so „reingelegte“ höhere Insulinspiegel ist aber bereits aktiviert und sorgt für ein zusätzliches Hungergefühl. 36 Stefan Esser | Gesundheit Essenszeiten: Sorgen Sie privat und im Beruf für feste Essenszeiten, machen Sie diese zum Ritual. Genießen Sie das Essen, indem Sie sich Zeit nehmen, vor allem: Kauen Sie bewusst langsamer als früher. Und essen Sie in den Zeiten zwischen den Mahlzeiten nichts „nebenbei“. Man braucht eine ganz klare Struktur. Kein Multitasking-Essen: Wenn Sie essen, sollten Sie nur essen – und nicht dabei lesen, fernsehen, telefonieren, entscheiden … Das viel zitierte Multitasking ist beim Essen übler Unsinn. Es ist eine Frage der Achtsamkeit, Selbstachtung und der Konzentration auf das, was man wirklich tut. Der Körper erhält so auch klare Signale für eine gute Verdauung. (Eine der dümmsten Erfindungen der Berufswelt ist das „Arbeitsessen“ – siehe dazu auch weiter unten. Multitasking wird immer als intelligentes Verhalten dargestellt, ist aber in den meisten Bereichen letztlich kontraproduktiv). Es ist nicht alles in Butter: Verzichten Sie am besten auf Butter oder Sahne beim Kochen und Braten. Bis auf Ausnahmen kann man alles mit gesunden Ölen – kaltgepresstes Oliven- oder Rapsöl bewältigen. Die Behauptung, Kalbsleber müsse man in Butter braten, stammt aus Großmuttis Zeiten, als es in Deutschland noch keine so schmackhaen und physiologisch gesunden Öle wie heute zu kaufen gab. Süßes erzeugt nur Gier: Vergessen Sie das Dessert, ein Nachtisch ist überflüssig. Jeder Kuchen und jedes Sahne- 37 Stefan Esser | Gesundheit törtchen weniger hält ihre Arterien geschmeidiger, verhindert Ablagerungen, Ihr Herz schlägt müheloser, Ihre Atmung arbeitet frei und dynamisch, Ihr Hosenbund klemmt nicht. Darüber hinaus fühlen Sie sich, wenn Sie das vitaminlose Fettbomben-Törtchen nicht gegessen haben, ohnehin satter und ausgeglichener, denn Süßes erzeugt nur Gier nach mehr … Säe und Smoothies: Trinken Sie Säe, aber keine, denen noch extra Zucker zugesetzt wurde; achten Sie auf den Packungsvermerk „ohne Zuckerzusatz“. Apfelsa ist von Natur wunderbar süß. Aber er hat Kalorien: Verdünnen Sie Säe mit Leitungswasser, das schont den Geldbeutel, schmeckt nicht so übermäßig süß und spart Kalorien. Falls Sie einen guten Mixer besitzen, können Sie aus Obst und Gemüse die wirklich gesunden Smoothies zaubern. Sie sind kein Marketing-Gag, sondern wahre Energiebomben. Rezepte für Smoothies finden Sie reichlich im Internet. Segensreiche Selbstgespräche: Lassen Sie sich beim Thema Übergewicht und falsche Ernährung nicht von falschen Propheten beirren. Lassen Sie sich auch nicht unnötige Dinge aufschwatzen, Sie entscheiden immer noch selbst über sich. Unsere Ernährung ist fast immer ein spiegelbildlicher Abdruck unseres seelischen Befindens, darum kommen Sie am besten weiter, wenn Sie vertrauensvoll mit sich selbst kommunizieren. Fragen Sie sich: „Was tut mir persönlich gut?“ Fragen Sie sich dabei auch ganz ehrlich: „Warum esse ich eigentlich so viel von dem, was mir 38 Stefan Esser | Gesundheit gar nicht guttut?“ Stellen Sie sich diese Fragen – ohne Schuldgefühle zu erzeugen, sondern sachlich-neutral – in aller Ruhe, etwa in einem Selbstgespräch auf einem Spaziergang im Wald, jedenfalls dort, wo es keine störenden Einflüssen gibt. Reden Sie dabei ruhig laut mit sich, Selbstgespräche sind ein echter Knotenlöser! Sie werden wahrscheinlich auf diese Erkenntnis stoßen: Sie müssen das Essen im Griff haben und nicht umgekehrt! Sie müssen der Chef im eigenen Unterbewusstsein, im eigenen Körper sein, souverän bestimmen Sie Ihr Essverhalten, denn dann werden sich die Dinge ändern. Mit den meisten Diäten erreichen Sie das nie, denn diese empfindet man ja als von außen bestimmt. Jeder Diätplan, der vorgaukelt, es sei ganz einfach, abzunehmen und würde sogar Spaß machen, bedeutet letzten Endes Stress. Das muss man sich immer wieder klarmachen. Warum sind ausgerechnet in Zeiten, in denen so viel über Gesundheit, Diäten, Abnehmen geredet wird wie noch nie zuvor, 67 Prozent aller Männer, 53 Prozent der Frauen und bereits 20 Prozent unserer Kinder übergewichtig? Die fatalen Folgen des Übergewichts Welche fatalen Folgen starkes Übergewicht hat, ist hinreichend bekannt: eine extrem hohe Belastung für die Gelenke und für das Herz-Kreislauf-System, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Fettleber, Bluthochdruck, ein Nachlassen der Lebensqualität vor allem wegen der schwindenden Kondition, Atemstillstände während des 39 Stefan Esser | Gesundheit Schlafes, hohes Risiko für bestimmte Krebsarten (Nierenkrebs), Potenzprobleme, eine um mindestens drei Jahre verkürzte Lebenserwartung. Gallensteine, Diabetes, Thrombosen … die Liste ist lang. Wenige Fettleibige haben das Glück einer besonders stabilen genetischen Veranlagung und bleiben, auch wenn sie immer kugelrunder werden, dennoch recht gesund. Aber man sollte hier besser kein Russisch Roulette spielen und auf eine gute Genetik hoffen. Vielleicht glauben manche, es würde nichts machen, mal ordentlich zuzulegen, man wird das schon wieder los. Im Prinzip stimmt das, jeder kann abnehmen – es ist nur unendlich mühsam. Besonders dann, wenn man bei starker Gewichtszunahme in einen Teufelskreis geraten ist: Durch die Gewichtszunahme bewegt man sich viel weniger, weil es ja so anstrengend geworden ist und Atemnot verursacht. Man sitzt also noch mehr herum, und dadurch isst man wiederum meist mehr, wird noch dicker, bewegt sich noch weniger, fühlt sich noch unwohler und unschöner, ist frustriert, nimmt nicht mehr am sozialen Leben teil, die Lebensfreuden werden immer weniger, aber es bleibt einem ja bei all dem Frust noch als Trost die Möglichkeit einer weiteren Steigerung der Essensmengen … Viele Menschen geraten dadurch in einen Circulus vitiosus. Außenstehende wundern sich, warum ein so richtig dicker und mit diesem Umstand gar nicht glücklicher Mensch nicht endlich die Reißleine zieht und abnimmt – aber wenn man sich, egal welches Problem man hat, erst 40 Stefan Esser | Gesundheit einmal in einer Abwärtsspirale befindet, wird es schwierig, den Prozess umzudrehen. Denn die Stellhebel, die man beim Übergewicht angehen muss, sitzen tiefer. Das uns körperlich wie seelisch schadende Übergewicht ist ein globales Thema. Immerhin schätzt die Wissenscha weltweit über eine Milliarde Menschen als übergewichtig oder adipös (also schon fettleibig) ein, und das Schlimme ist, dass der Anteil bei den Kindern am rasantesten zunimmt – das ist auch der Grund dafür, dass Altersdiabetes bei Jugendlichen verstärkt vorkommt. Fettleibigkeit ist auch eine nicht so ganz ausschließlich private Angelegenheit, wie manche meinen. Adipositas führt zu jeder Menge Krankheiten, bis hin zu schweren psychischen Leiden. In den USA verursacht Fettleibigkeit jährliche Kosten von bis zu 120 Milliarden Dollar. Sie ist ein Problem wirtschalich hoch entwickelter Länder. Bis vor etwa zehn Jahren kannte beispielsweise Indien diese wie auch andere typische Krankheiten westlicher Länder gar nicht, dann legte es wirtschalich enorm zu – und im selben Maße tat es der Taillenumfang der Menschen in den prosperierenden Großstädten. Besser gestellte Menschen aßen nun weniger das kerngesunde traditionelle indische Essen, sondern vermehrt fettes Junk Food. Und heute gehören auch in Indiens „Wohlstandsgürtel“ Bluthochdruck, Darmkrebs oder Herzprobleme zu den häufigen Todesursachen. Beim Thema Übergewicht ist immer wieder vom BMI die Rede. Das ist der Body Mass Index, also der berechenbare 41 Stefan Esser | Gesundheit Anzeiger der Körpermasse. Um den BMI auszurechnen, nimmt man das Körpergewicht in Kilogramm und dividiert diese Zahl durch die Körpergröße im Quadrat. Natürlich ist er nur eine recht allgemeine Größe, er berücksichtigt zum Beispiel nicht die Relation von Fettgewebe und Muskelanteil, aber dafür kann man sich recht schnell einstufen. Die optimalen BMI-Werte liegen für 24- bis 34Jährige bei 20 – 25, für 35- bis 44-Jährige bei 21 – 26, für 45- bis 54-Jährige bei 22 – 27, für 55- bis 64-Jährige bei 23 – 28, für über 65-Jährige bei 24 – 29. Was ist das „Normalgewicht“? Um Adipositas, also krankhae Fettleibigkeit, handelt es sich ab einem BMI-Wert von 30 aufwärts. Liegt man unter den BMI-Mindestwerten, kann man von einem Untergewicht ausgehen, das vor allem bei Frauen in jüngeren Jahren ein wachsendes Problem ist. Bei den BMI-Werten muss korrekterweise darauf hingewiesen werden, dass sie bei besonders stark mit Muskeln bepackten Männern nicht schlüssig sind. Ein echter Bodybuilder mit einem Bizeps wie ein Oberschenkel kommt auf BMI-Werte, die einer Fettleibigkeit entsprechen – Tarzan-Typen sollten sich also von der BMI-Tabelle nicht angesprochen fühlen. Ein Handeln wird notwendig, wenn man fünf oder gar zehn Prozent über dem Normalgewicht liegt. Um das festzustellen, braucht man eigentlich gar keine Waage, denn muss man den Gürtel an der Hose um ein Loch weiterstellen oder passt der Rock in Größe 40 nicht mehr, hat 42 Stefan Esser | Gesundheit man zugenommen. Sind es drei Löcher und bekommt man den Reißverschluss auch bei Größe 42 nicht zu, liegt man sicher schon nahe bei diesen zehn Prozent Übergewicht. Frauen, die gern besonders enge Hosen tragen, spüren die Mahnung zu mehr Bewegung und vernünigerem Essen noch rascher … Allen Ernstes, die Warnung, die von der plötzlich zu engen Hose, dem Rock oder dem Gürtel ausgeht, der weiter geschnallt werden muss, macht jedoch Sinn. Es sind „Warnlampen“, die man wahrnehmen sollte. Die Waage wiederum sollte tatsächlich nicht überbewertet werden, denn sie hat einen psychologischen Nachteil: Waagen teilen uns mit ihrer digitalen Exaktheit Veränderungen von wenigen Gramm mit, und man wird dadurch von ihnen geradezu sklavisch abhängig. Bei manchen Menschen kann jedes kleine Auf und Ab der Anzeige sofort zu einem seelischen Auf und Ab führen – und das bringt nicht die geringste Zufriedenheit, zumal 40 Gramm mehr Körpergewicht gesundheitlich noch keine Rolle spielen. Ohnehin sollte unser Denken, Handeln und Fühlen nicht von außen – weder von der Waage noch von Vorwürfen aus dem sozialen Umfeld – bestimmt werden, sondern in einer „richtig gepolten“ Einstellung in uns, tief in unserem Bewusstsein verankert sein. Nur so kommt man über eigenes Erkennen zu wirkungsvollen und freudvoll umzusetzenden Lösungsansätzen. Jetzt werden Sie vielleicht denken, was man denn gegen eine Waage im Bad haben kann. Aber es geht nicht um 43 Stefan Esser | Gesundheit die Waage, sondern darum, dass man selbstbestimmt gesünder lebt, dass man rascher gesund oder auch schlank wird, wenn man die Zügel seines Lebens selbst in der Hand hat und authentisch lebt. Da sollte man einfach weniger auf das „Urteil“ einer Waage achten, sondern eher selbst-bewusst achtsam leben. 44