Die Französische Revolution 1. Frankreich vor der Revolution

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Die Französische Revolution
1. Frankreich vor der Revolution
Ein Film von Wolf Schneider
Beitrag: Edeltraud Glaser
Inhalt
Der König braucht frisches Geld
Das Alte Regime hat abgewirtschaftet
Jetzt sieht sich Ludwig XVI. gezwungen, zum
letzten Hilfsmittel zu greifen, um zu Geld zu
kommen. Er beruft die Generalstände ein, die
1614 zum letzten Mal zusammengetreten waren. Bisher schickte jeder Stand 300 Abgeordnete in die Versammlung. Von Necker gedrängt, stimmt Ludwig XVI. einer ungeheuren
Neuerung zu: Der Dritte Stand, der 96 Prozent
des französischen Volkes vertritt, erhält so viele Abgeordnete wie die beiden oberen Stände
zusammen. In den Salons, auf den Straßen,
sogar in den Bauerndörfern wird heftig diskutiert, um die Beschwerden zu formulieren, die
die Abgeordneten zur Sprache bringen sollen.
Fünfzehn Jahre vor der Revolution besteigt Ludwig
XVI. den Thron von Frankreich. Die Staatsordnung
ist seit Jahrhunderten unverändert. Der Wille des
Königs ist oberstes Gesetz, niemand hat das Recht,
seine Entscheidungen in Frage zu stellen, so die
Theorie. Aber regiert Ludwig XVI. wirklich - träge,
gutmütig und unentschlossen wie er ist? Sein Finanzminister Necker hat es schwer, ihm den drohenden Staatsbankrott klarzumachen.
Leere Kassen und ständische Privilegien
Die Staatskasse ist leer. Die eingehenden Steuergelder reichen nicht aus für das Heer, die Beamten,
die großzügigen Adelspensionen und den Luxus am
Hof von Versailles: denn nur der Dritte Stand - die
Bürger in der Stadt und die Bauern auf dem Land wird vom Staat zur Kasse gebeten. Die beiden oberen Stände, die Geistlichkeit und der Adel, genießen
das Vorrecht, von jeder Steuer befreit zu sein, obwohl sie über großen Grund- und Immobilienbesitz
und verfügen. Auch freiwillige Beiträge wollen sie
nicht leisten, und sie weisen den König auf das alte
ständische Recht hin, die Steuerbewilligung. 180
Jahre lang hat der König von Frankreich die Steuern
allein festgesetzt.
© Bayerischer Rundfunk
Im Ballhaus beginnt der Tanz
Im Mai 1789 treten die Generalstände in Versailles zusammen; Ludwig XVI. hält die Eröffnungsrede. Gespannt warten die Abgeordneten des Dritten Standes, wie er die wichtigste
Verfahrensfrage entscheiden wird: Abstimmung nach Ständen wie bisher oder Abstimmung nach Köpfen. Nur im letzten Fall hätte
der Dritte Stand die Chance, sich durchzusetzen. Aber der König lässt alles offen. Die Enttäuschung darüber schlägt in Empörung um.
Da der Dritte Stand tatsächlich das Volk ver1
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tritt, erklärt er sich zur Nationalversammlung und
fordert die beiden oberen Stände zum Beitritt auf.
Das ist ein revolutionärer Akt, den der König nicht
hinnehmen will. Er zieht Truppen zusammen, aber
er schlägt nicht zu. Sein Zögern gibt Anlass zu den
wildesten Gerüchten. In Paris rottten sich Volkshaufen zusammen und machen sich mit Erfolg auf die
Suche nach Waffen. Mit Kanonen und Gewehren
ziehen sie vor die Bastille, eine alte Festung, die als
Gefängnis dient. Soldaten des Königs solidarisieren
sich mit dem Volk und am 14. Juli 1789 wird die Bastille, das Symbol für die Willkür des absoluten Königs, gestürmt. Die Revolution beginnt.
Fakten
1. Die Ursachen der Französischen Revolution
Die Frage nach den Ursachen der Revolution wird
seit dem Jahre 1789 diskutiert. Mittlerweile ist die
Revolutionsforschung sich aber darüber einig, dass
es nicht nur einer einzigen, sondern des Zusammentreffens einer ganzen Reihe von Ursachen bedurfte, um den Prozess ins Rollen zu bringen, der
zum Zusammenbruch des Jahrhunderte lang stabilen Ancien Régime führte.
Die Krise der feudalabsolutistischen
Ständegesellschaft
Ein Ursachenkomplex für die sich verschärfenden
sozialen Spannungen im vorrevolutionären Frankreich war die Krise der feudalabsolutistischen Ständegesellschaft. Als Stände bezeichnet man die sozialen Gruppen, die sich im Laufe der Jahrhunderte
vor der Revolution in der französischen Gesellschaft
herausgebildet hatten. Insgesamt gab es drei Stände: die Geistlichkeit als den obersten Stand (1.
Stand), den Adel (2. Stand) und schließlich den
Stand der Bürger und Bauern (3. Stand). In ihrer politischen Mitbestimmung waren die Stände von den
absolutistischen Königen jedoch längst ausgeschal© Bayerischer Rundfunk
tet worden. Zwar waren die drei Stände in ihrer
politischen Machtlosigkeit gegenüber der absolutistischen Monarchie gleich, dennoch gab es
bedeutende Unterschiede zwischen den Ständen.
Adel und Klerus machten zusammen nur etwa
zwei Prozent der Bevölkerung aus, verfügten
aber über ca. 35 bis 50 Prozent des gesamten
Grundbesitzes. Den Rest teilten sich zu je 25
Prozent bis zu 35 Prozent landbesitzende Bürger aus dem 3. Stand und die etwa zwei Millionen Wein-, Vieh- und Ackerbauernfamilien.
Obwohl der erste und der zweite Stand damit
über große Teile des Grundbesitzes verfügten,
zahlten sie jedoch aufgrund ihrer Standesprivilegien fast keine Steuern. Die Hauptlast der
Steuern musste daher von dem 3. Stand getragen werden.
Die Interessenlagen der drei Stände vor
dem Ausbruch der Revolution
Der Adel war der politisch führende, tonangebende Stand im Staat. Aus seinen Reihen rekrutierten sich die wichtigsten Entscheidungsträger in der Regierungszentrale. Seine Vormachtstellung dokumentierte sich in den standesgemäßen Ehren-, Dienst- und vor allem
Steuerprivilegien. Die Versuche der Krone, diese Steuerprivilegien zur Sanierung des Staatshaushalts einzuschränken, führten zu Opposition des Adels in den Parlamenten (Gerichtshöfe) und stellten den ersten Schritt in Richtung
Revolution dar.
Auch der zweite Stand, der Klerus, hatte Steuerprivilegien zu verteidigen. Ihm oblagen wichti-
ge Funktionen im Staatswesen: Erziehungswesen (Universitäten, Schulen), Armenfürsorge,
Krankenhäuser und das alleinige Recht zur Registrierung von Taufen, Heiraten und Sterbefällen. Seine Einkünfte bezog der Klerus aus den
Abgaben der Bauern, die meist in Naturalien
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wie Tieren, Getreide und Wein geleistet wurden. Die
hohe Geistlichkeit konnte damit und mit ihrem
Grundbesitz ein üppiges Leben führen. Die niederen
Geistlichen hingegen verfügten nur über geringe
Einkünfte und standen den kleinen Leuten oft näher
als den Standesgenossen aus dem hohen Klerus.
98 Prozent aller Franzosen gehörten allerdings weder dem 1. noch dem 2. Stand an, sondern dem 3.
Stand. In seiner Propagandaschrift "Was ist der 3.
Stand?" vom Januar 1789 brachte der Abbé de
Sieyès die Stellung des 3. Standes im Ancien Régime auf den Punkt:
1. Was ist der dritte Stand? Alles.
2. Was ist er bis jetzt in der politischen Ordnung
gewesen? Nichts.
3. Was verlangt er? Etwas zu sein.
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von den negativen wirtschaftlichen Faktoren im
18. Jahrhundert bedroht.
Bevölkerungswachstum, Grundbesitzkonzentration, zyklische Inflations- und Mangelkrisen
nach Missernten waren der Grund, dass zahllose Landbewohner in die größeren Städte flüch-
Auch dieser Stand war ins sich sehr gespalten. In
teten. Die drückenden Belastungen aus Steuern und Abgaben für den 3. Stand, insbesondere für die Bauern, stiegen zudem vor 1789
erheblich an. Diese Abgaben bestanden aus
1/7 der Ernte, 5 Hühnern, Mehl-Mahlgeld an
den Grundherrn, der allgemeinen Steuer ("taille") sowie der Salzsteuer ("gabelle") an den
König.
Die Karikatur eines Bauern, der einen Adligen
und eines Geistlichen trägt und unter deren
den Städten gehörten der wohlhabende Bankier, der
Großhandelskaufmann, der Krämer und der Handwerker ebenso zum dritten Stand wie Tagelöhner,
Manufakturarbeiter, Laufburschen, Diener oder Kutscher. Auf dem Land gehörten zum 3. Stand Groß-
bauern, Kleinbauern sowie Landarbeiter und Tagelöhner. Die ländliche Unterschicht war am stärksten
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Last fast zusammenbricht, dokumentiert die
Stellung dieser Bauern.
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2. Die ökonomische Krise und die Finanzkrise
Die soziale Krise der feudalabsolutistischen Ständegesellschaft war ein Ursachenkomplex. Zum eigentlichen Niedergang des Ancien Régime in der politischen Krise vor 1789 führte die ökonomische Krise.
Beide motivierten und verschärften sich wechselseitig. Zu unterscheiden ist eine zyklische Krise und die
Staatsverschuldung.
Die Wirtschaft des Ancien Régime beruhte auf der
naturabhängigen Landwirtschaft. Für die Wirtschaft
des Ancien Régime typische zyklische Produktionskrisen, besonders nach Missernten wie der verheerenden von 1788, führten zu Teuerungen und Hungersnot. Dazu kamen massive Staatsschulden. Seit
dem Regierungsantritt Ludwigs XVI. im Jahr 1774
hatten sie sich verdreifacht. Einen Großteil der
Schulden hatte der König von seinen Vorfahren
übernehmen müssen. Ein anderer Teil der Schulden
ergab sich als Ergebnis des wirtschaftlichen und militärischen Engagements Frankreichs im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 – 1783).
Die Konsolidierung der Finanzen scheitert
Versuche seitens der Krone, die Finanzlage in den
Griff zu bekommen, scheiterten. Ludwigs XVI. erster
Finanzminister Anne-Robert-Jacques Turgot unternahm zwischen 1774–1776 weitreichende Schritte
zur Liberalisierung von Handel und Gewerbe. Sein
Versuch, durch Schaffung einer gestuften Landschaftsvertretung die Steuerlast nach Gesichtspunkten der Leistungsfähigkeit umzuverteilen, scheiterten am Widerstand der Parlamente, die seine Entlassung erzwangen. Sein zweiter Nachfolger, der
Bankier Jacques Necker, wagte nur noch Reformen, die das Sozialgefüge unangetastet ließen.
1781 veröffentlichte er den ersten öffentlichen Rechenschaftsbericht (Compte rendu), der erhebliche
Beunruhigung über die Ausgaben des Hofes auslöste, obwohl er das tatsächliche Ausmaß der Verschuldung noch verschleierte. Die um die Königin
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Marie Antoinette
(1755 – 1793),
eine Tochter Kaiserin Maria Theresias,
organisierten, reformfeindlichen Hofkreise
bewerkstelligten
auch
Neckers
Sturz.
Zu Symbol der
Verschwendungssucht der Königin, vom Volk
nur "die Österreicherin" genannt, wurde das
Lustschlösschen Trianon, das inmitten einer
künstlich nachempfundenen Schäferidylle lag.
Nach Necker machte Charles-Alexandre de
Calonne wieder hemmungslos neue Ausgaben, in der Hoffnung, eine umfassende Steuerreform im Sinne Turgots doch noch durchbringen zu können. Um die Parlamentsopposition
zu umgehen, ließ er den König eine Notabelnversammlung einberufen, die er über das ganze Ausmaß der Finanzkrise informierte. Diese
entschied jedoch nicht anders als die Parlamente: Sie erzwang Calonnes Entlassung. Als
nächster versuchte Étienne-Charles de Loménie de Brienne als Generalkontrolleur der Finanzen, die Krise zu bewältigen, ohne die Interessen der Privilegierten anzutasten. Wiederum vergeblich. Gegen dennoch ausgeschriebene neue Steuern riefen die Parlamente zum
Steuerboykott auf; Gerichts- und Verwaltungsbehörden, Aristokraten, Kleriker und Stadtbürgerschaften schlossen sich dem Aufruhr an.
3. Die mentale Krise – Die Ideen der Aufklärung
Eine Revolution der Mentalitäten fand zudem
vor 1789 in der aus unterschiedlichen geistigen
Bewegungen gespeisten Aufklärung statt. Sie
wurde als die beherrschende, europäische
geistige Reformbewegung des 18. Jahrhunderts zum ideellen Fundament der Revolution
von 1789.
Charles des Secondat, Baron de La Brède et
de Montesquieu (1689 – 1755), Senatspräsident in Bordeaux, forderte die Gewaltenteilung
als Voraussetzung für politische Freiheit; Voltaire (François-Marie Arouet, 1694–1778)
kämpfte gegen Vorurteile, kirchliche Unterdrückung und irrationalistische Traditionen; Denis Diderot (1713 – 1784) und Jean-Baptiste le
Rond D’Alembert (1717 – 1783) boten in der
unter ihrer Leitung entstehenden 35-bändigen
Enzyklopädie nicht nur eine Summe der aufklä4
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rerischen Kritik an Kirche und Staat, sondern auch
umfassende Begründungen für die Prinzipien der
Rechtsstaatlichkeit des Naturrechts, der Freiheit
und der Gleichberechtigung. Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) weitete die Staatskritik zu einer
generellen Zivilisationskritik aus und entwickelte mit
der Idee des Gesellschaftsvertrages als alleiniger
Grundlage des Staates ein radikales Demokratiemodell.
Die Wirkungskraft der aufklärerischen Ideen hatte
sich 1776 in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten gezeigt. In ihr finden sich bereits
Grundüberzeugungen der französischen Revolutionäre formuliert.
Die politische Krise in der Pré-Revolution
1787-1789
In der Finanzkrise gipfelten die "Krisen des Ancien
Régime". Sie lösten – verschärft durch die Folgen
der Missernte 1788 – die Pré-Révolution aus.
Zunächst kam es in einer ersten Phase zu einer
Adelsrevolte (1787/88), in deren Rahmen privilegierte Reformgegner der Krone die Zustimmung zu
Steuerreformen für die Budget-Sanierung verweigerten. In einer zweiten Phase kam es zur Abkoppelung des 3. Standes. Der 3. Stand instrumentalisier-
te die standesegoistisch motivierte Gegnerschaft
der Privilegierten für seine weitergehenden, systemverändernden politischen Ziele. Die Vertreter des 3.
Standes setzten sich mit der in der Adelsrevolte aufgebrachten Forderung nach einer Einberufung der
Generalstände für das gesamte Königreich, die das
alleinige Steuerbewilligungsrecht haben sollten,
durch.
Ludwig XVI. gab angesichts des drohenden Staatsbankrotts nach und berief die Versammlung für Mai
1789 nach Versailles ein. In Erwartung der für Mai
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1789 einberufenen Generalstände artikulierte
der dritte Stand seine Ziele, während die Krone
in Entscheidungslosigkeit verharrte. Eine Fülle
von Beschwerdeheften, die Cahiers de doléances, überfluteten das Land.
Stichwort „Cahiers de doléances“
Nöte und Erwartungen des Volkes 1789
Als im Januar 1789 die Generalstände einberufen wurden, forderte die Regierung die Wähler
dazu auf, wie früher üblich, den Vertretern Hefte mit Beschwerden und Wünschen mitzugeben. Die 40.000 heute noch erhaltenen, bei
weitem noch nicht erschöpfend erforschten,
Beschwerdehefte dokumentieren die konkreten
Nöte und Erwartungen des Volkes. Aus jeder
Urwählerversammlung wurde ein redigiertes
Beschwerdeheft dem gewählten Abgeordneten
als verbindlicher Wählerauftrag nach Versailles
mitgegeben. Die erste landesweite Volksbefragung der Neuzeit bietet einen einmaligen Einblick in das Frankreich am Ende des Ancien
Régime.
Die Einwohner des Dorfes Guyancourt
Wir forden
1. dass alle Steuern von den drei Ständen
ohne irgendwelche Ausnahme gezahlt werden,
von jedem Stand gemäß seinen Kräften;
2. das gleiche Gesetz und Recht im ganzen
Königreich;
5. die völlige Beseitigung jeglicher Art von
Zehnten in Naturalien; ...
8. dass die Eigentumsrechte heilig und unverletzlich sind;
9. dass rascher und mit weniger Parteilichkeit
Recht gesprochen wird;
10. dass alle Frondienste, welcher Art sie auch
sein mögen, beseitigt werden;
11. dass die Einziehung vom Heeresdienst nur
in den dringenden Fällen erfolgt ...
17. dass alle Pfarrer verpflichtet sind, alle ihre
Amtspflichten zu erfüllen ohne dafür irgendwelche Bezahlung zu fordern; ...
Zit. nach Hartwig: Die Französische Revolution,
Stuttgart 1984, S. 34
Bittschriften von Frauen des 3. Standes
In einer Zeit, da ein jeder bemüht ist, seine Ansprüche und Rechte geltend zu machen ... sollte es da nicht auch den Frauen möglich sein,
ihrer Stimme Gehör zu verschaffen? …
Die Frauen des dritten Standes werden fast
alle ohne Reichtümer geboren; ihre Erziehung
wird sehr vernachlässigt ...
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Wir bitten Euch inständig, Sire, kostenlose Schulen
einzurichten, wo wir unsere Sprache von Grund auf
erlernen können, die Religion und die geistigen und
sittlichen Werte; eins wie das andere soll uns in seinem ganzen Umfang dargeboten werden ...
Ebenso (ist) es nur gerecht, ihre (der Frauen) Stimmen zu zählen, da sie doch, wie die Männer dazu
verpflichtet sind, die königlichen Abgaben zu zahlen
und den Verpflichtungen des Handels nachzukommen.
Man wird eventuell vorbringen, alles, was man ihnen
gewähren könne, sei ihnen zu gestatten, sich durch
Bevollmächtigte in den Generalständen vertreten zu
lassen. Man könnte dem entgegnen, es sei mit Fug
und Recht erwiesen, dass weder ein Adeliger einen
Nichtadeligen vertreten kann noch dieser einen
Adeligen, ebenso kann ... kein Mann eine Frau vertreten ... können Frauen doch nur von Frauen vertreten werden.
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der Abgeordnetenzahl des 3. Standes, ließ jedoch die Frage offen, ob korporativ nach Ständen oder nach Köpfen abgestimmt werden sollte. Diese Frage war aber entscheidend. Jetzt
forderte der dritte Stand anstatt der Abstimmung nach Ständen eine Abstimmung nach
Köpfen, die seinen Zielen unter Einrechnung
einiger Wechselwähler aus dem 1. und 2.
Stand die entscheidenden Mehrheiten sichern
würden.
4. Die Revolution der Generalstände
in Versailles
Am 5. Mai 1789 eröffnete König Ludwig XVI.
feierlich die Generalstände. Durch die zweiflü-
Zit. nach: Geschichte auch für Mädchen. Cahiers de
doléances des femmes en 1789 et autres textes, hg. von
der Landesregierung NRW, S. 20f.
Persönlicher Zusatz des Michel Brohy im Beschwerdeheft der Gemeinde Saint Gilles de Repainville/Rouen
Persönliche Beschwerde. Ich habe die Ehre, Seiner
Majestät, der ich mein Leben und meine Güter weihe, vorzutragen, dass Ihr Volk durch Zusatzsteuern
überlastet ist. Dies nicht nur seitens der Steuerpächter, welche die Gerechtigkeit und väterliche
Güte seiner Majestät betrügen, sondern auch durch
die Herren Seigneurs, die den Untertanen Seiner
Majestät schwere Lasten auferlegen. ... Auch müsse für die Verkürzung der die Untertanen ruinierenden Prozesse gesorgt werden.
Zit. nach: Lautemann, Wolfgang/Schlenke, Manfred
(Hg.): Geschichte in Quellen. Bd. 4: Amerikanische und
Französische Revolution. Bearbeitet von Wolfgang Lautemann. München: BSV 1981, S. 148ff, hier S. 153.
Der 3. Stand bezieht Stellung
In einer dritten Phase (Ende 1788) kam es zu einer
Auseinandersetzung um die besten Ausgangspositionen für die Generalständeversammlung. Das Parlament von Paris forderte die Zusammensetzung
der Generalstände nach dem Muster des Jahres
1614. Bisher waren die je 300 Vertreter der Stände
in drei verschiedenen Versammlungen zusammengetreten, hatten beraten und Beschlüsse gefasst. In
der Vollversammlung, in der die Beschlüsse aller
Stände gefasst wurden, besaß jeder Stand nur eine
Stimme, es wurden also nur drei Stimmen abgegeben. Dabei scheiterte der 3. Stand oft an der Einigkeit der beiden oberen Stände. Jetzt forderte der 3.
Stand eine Verdoppelung seiner Vertreter. Der wieder berufene Finanzminister (nun auch Premierminister) Jacques Necker verfügte die Verdoppelung
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gelige große Tür betraten die Adligen in ihren
Goldroben und die Geistlichen in ihren roten
und violetten Gewändern den Sitzungssaal,
während die Vertreter des dritten Standes dem
alten Eröffnungszeremoniell nach durch die
Hintertür in den Saal kamen. Schon in den ersten Sitzungen nach der Eröffnung der Generalstände kam es zu schweren Streitigkeiten, insbesondere über die Art der Beratung und die
Form der Abstimmung.
Nach den Forderungen des dritten Standes
sollten von nun an in den Generalständen 1200
Stimmen abgegeben werden können, von denen die Hälfte auf den dritten Stand entfallen
sollte. Da aber die niedere Geistlichkeit in vielen Bereichen eher die Interessen von Bürgern
und Bauern vertrat als die ihrer Standesgenossen aus der hohen Geistlichkeit, konnte der
dritte Stand, wenn das neue Verfahren eingeführt würde, mit sicheren Mehrheiten rechnen.
Zudem hatte nämlich der dritte Stand auch unter den adligen Standesgenossen Freunde.
Welche Folgen die Erfüllung der Forderungen
des 3. Standes haben würde, war auch dem
König bewusst. Deshalb gewährte er nur die
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Verdoppelung der Vertreter des dritten Standes,
nicht aber die Abstimmung nach Köpfen. Mit halbherzigen Zugeständnissen aber gab sich das Bürgertum nicht mehr zufrieden.
Am 17. Juni 1789 erklärten sich die Abgeordneten
des 3. Standes und ihre Freunde aus Geistlichkeit
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übrigen aber verharrten getreu ihrem Schwur
auf den Plätzen. Als der königliche Oberzeremonienmeister den Befehl des Königs eindringlich wiederholte und auf Gehorsam drang,
erhielt er von dem Grafen Mirabeau, dem
Wortführer des 3. Standes, folgende Antwort:
"Wir sind hier kraft des Volkswillens und werden nur der Gewalt der Bajonette weichen."
Die Nationalversammlung berief sich auf den
Volkswillen, als gäbe es in Frankreich keinen
absoluten König von Gottes Gnaden. Das war
eine Revolution.
In den folgenden Tagen schlossen sich weitere
Abgeordnete des Adels und der Geistlichkeit
den Vertretern des dritten Standes an. Der König lenkte jetzt ein und befahl den privilegierten
Ständen, sich mit der Nationalversammlung zu
vereinigen. Der Weg zu einer Neugestaltung
der politischen Verhältnisse in Frankreich war
frei.
und Adel zur "Nationalversammlung", also zur einzigen rechtmäßigen Vertretung der Nation. Hatte
nicht der Abbé Sieyès geschrieben, der dritte Stand
weise alle Merkmale einer vollständigen Nation auf?
Der König verweigerte daraufhin den Vertretern des
dritten Standes die weitere Benutzung des Sitzungssaales im Schloss. So zogen sie in das nahegelegene Ballhaus und gaben am 20. Juni folgende Erklärung ab: "Wir schwören, uns niemals von der Nationalversammlung zu trennen und uns überall zu versammeln, wo die Umstände es möglich machen
5. Die städtische Revolution
Noch nie zuvor hatte der Brotpreis solch
schwindelerregende Höhen erreicht wie im Juli
1789. Noch nie war Brot so knapp gewesen.
Vor jedem Bäckerladen sammelten sich lange
Menschenschlangen. Werkstätten standen
leer, weil Arbeiter und Handwerker damit beschäftigt waren, lebenswichtige Grundnahrungsmittel zu besorgen. So verloren sie ihren
Verdienst und wussten nicht, wovon sie am
nächsten Tag das Brot bezahlten sollten.
Es kursierten Gerüchte, dass adlige Großgrundbesitzer Getreide zurückhielten, um
durch eine künstliche Verknappung die Preise
noch mehr in die Höhe zu treiben. Und tatsächlich entdeckte man am 13. Juli in einem Kloster
ein Getreidelager, das sofort geplündert wurde.
„Das ist ja eine Revolte“! - Zeitgenössische
Berichte über den Ausbruch der Revolution
werden, so lange, bis die Verfassung des Königreiches geschaffen und auf feste Grundlagen gestellt
ist"(Ballhausschwur).
Auf einer gemeinsamen Sitzung der drei Stände am
23. Juni 1789 lehnte der König die Anerkennung der
Nationalversammlung ab, befahl den Abgeordneten
auseinander zu gehen und wieder getrennt zu beraten. Dann verließ er die Versammlung und mit ihm
der größte Teil des Adels und der Geistlichkeit. Die
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Pierre-Victore de Besenval, in seinen Memoiren über den 13. Juli 1789: Auf beiden Seiten
würde kostbares Blut vergossen werden, ohne
der öffentlichen Ruhe damit nützlich zu sein.
Meine Soldaten wurden ... mit den üblichen
Überredungsversuchen bearbeitet ... Warnungen, die ich erhielt, machten mich um ihre Zuverlässigkeit besorgt... Dies alles erwägend,
fand ich es am klügsten, die Soldaten abzuziehen und die Stadt sich selbst zu überlassen
Morris, Tagebuch (12. Juli 1789): Das Volk ist
in die Lager von Waffenhändlern eingedrungen
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... sie haben den Rubikon überschritten. "Sieg oder
der Galgen" muss jetzt ihre Parole sein. Ich glaube,
der Hof wird noch mehr nachgeben, ... sonst ... ist
der Bürgerkrieg das wahrscheinlichste.
Camille Desmoulins, Aufforderung zum Sturm auf
die Bastille (berichtet in einem Brief an seinen Vater
vom 16. Juli 1789): Bürger, ihr wisst, die Nation hatte gefordert, dass ihr Necker erhalten bliebe ... man
hat ihn davongejagt! Kann man frecher trotzen?
Nach diesem Streich werden sie alles wagen, und
noch für diese Nacht planen sie ... vielleicht eine
Bartholomäusnacht für die Patrioten... Zu den Waffen! ... Die Bastille hätte sich 6 Monate halten können, wenn sich irgend etwas gegen das französische Ungestüm halten könnte; die Bastille genommen von Bürgersleuten und führerlosen Soldaten,
ohne einen einzigen Offizier!
Ludwig von Flüe, Schweizer, Brief an seinen Bruder über die Erstürmung der Bastille: Nachmittags
um 3 Uhr wurden wir angegriffen... Nachdem man
die Belagerer umsonst ermahnt hatte, sich zurückzuziehen, wurde endlich befohlen, auf sie zu schießen ... Auf diese Weise scharmützten wir 3 Stunden. Die Belagerer hatten, wie wir hörten, 160 Tote
und Verwundete; wir aber hatten einen Mann verloren und nur wenige Verwundete. Als die Feinde sahen, dass ihr Geschoss ohnmächtig an den Mauern
abprallte, machten sie Anstalten, die Tore einzubrechen, und brachten die Geschütze auf die Brücke,
die zum Portal führt. Sobald Herr Launay diese Veränderung ... sah, schien er gänzlich den Kopf zu
verlieren... Der Zettel hatte keine Wirkung. Ein allgemeines Geschrei, man solle die Tore öffnen, ... war
die einzige Antwort ... Ich wunderte mich sehr, als
ich einen Augenblick später 4 Invaliden sah, die sich
dem Portal näherten, es öffneten und die Fallbrücke
herunterließen. Im gleichen Augenblick war die Festung mit Volk angefüllt, das sich unser bemächtigte
und uns entwaffnete. Wir mussten fürchten, auf
hunderterlei Weise ermordet zu werden.
Keversau, Jurist, über die Erstürmung der Bastille:
Im Rausche des Erfolges hatte man die unglücklichen Gefangenen in der Festung vergessen... Sieben Gefangene wurden gefunden; sie wurden zum
Palais Royal gebracht... bald sahen sie das blutige
Haupt des Kommandanten... Bei diesem Anblick
flossen Tränen der Freude aus ihren Augen.
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lastwachen ... auf der Rue Royale mit dem Volke schreien und tanzen, Frauen mitschleppend, die als Nonnen gekleidet waren ... und
alles schrie und sang: Die Aristokraten an die
Laterne ...
Desmoulins, Brief (Juli 1789): Gestern folgte
das Artillerieregiment dem Beispiel der Garde,
überwältigte die Schildwachen und ging zu den
Patrioten im Palais Royal über. Jeder Soldat,
den die Menge sieht, wird ... in die nächste
Weinstube gebracht, damit er auf das Wohl
des dritten Standes trinkt.
Zeitungsbericht, nach dem Fall der Bastille:
Die Öffentlichkeit würde lieber 48 Stunden fasten als die tägliche Nachricht von Pans verpassen.
Zit. nach Heidegger, Joe H. Zeugen ihrer Zeit. München-Zürich: Piper Verlag, 1993, S. 300f.
Der König laviert
Das Verhalten des Königs in dieser Situation
war äußerst zwiespältig und von Unsicherheit
geprägt. Er hatte zwar die Nationalversammlung anerkannt, ließ aber gleichzeitig Soldaten
um Paris zusammenziehen. Es schien, als wol-
le er diese neue Entwicklung doch noch mit
Gewalt aufhalten. Die Nachricht von Truppenbewegungen versetzte die Bevölkerung von
Paris in Angst und löste Empörung aus. Die
Ludwig XVI.: „Das ist ja eine Revolte!“ (Mais, c'est
une revolte!) (Nach dem Sturm auf die Bastille zum
Duc de La Rochefoucauld-Liancourt, der antwortete:
Majestät, dies ist keine Revolte, dies ist eine Revolution! Ludwigs Tagebuch enthält für den 13. und
14. Juli nur die Worte: nichts.)
Duchesse de Gontaut, "Memoires" (Juli 1789): ...
Der folgende Tag war furchtbar. Wir sahen die Pa© Bayerischer Rundfunk
Straßen der Stadt waren voller Menschen. Man
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befürchtete, dass Paris in wenigen Tagen von den
königlichen Truppen eingenommen und von den
Soldaten geplündert werden würde. Der Ruf nach
Widerstand wurde laut. Waffengeschäfte wurden
geplündert und die königstreuen Truppen aus der
Stadt gejagt. In der Nacht zum 13. Juli war die ganze Stadt auf den Beinen. Während des nächsten
Tages wurden einige Adelspalais geplündert. Am
14. Juli erstürmte die aufgeregte Menge das Zeughaus des Heeres und erbeutete rund 30.000 Gewehre und vier Kanonen.
Sturm auf die Bastille
Mit den gewaltsam eroberten Waffen stürmte
das Volk die
Bastille, das
kaum belegte, alte Pariser Stadtgefängnis (La
Prise de Ba-
stille). Die Erstürmung der Bastille wurde spä-
ter als der eigentliche Beginn der Französischen Revolution bezeichnet - und der 14. Juli
1889 zum Nationalfeiertag erklärt.
Der militärische Gegenschlag des Königs blieb
aber aus. Zum Schutz von Paris wurde eine revolutionäre Bürgerwehr, die "Nationalgarde"
gebildet. Sie wählte eine blau-weiß-rote Kokarde als Abzeichen: Rot und blau waren die Farben von Paris, während das Weiß dem Lilienbanner der königlichen Familie entstammte.
Damit sollte deutlich gemacht werden, dass
man die neue Ordnung Frankreichs zusammen
mit dem König errichten wollte. Der König
reichte dem Bürgermeister von Paris die Hand
zur Verbrüderung. Daraus wurde aber auch
deutlich, dass viele der kleinen Handwerker
und Ladenbesitzer in erster Linie gegen das
neue reiche Bürgertum der Händler und Manufakturbesitzer revoltierten, das während der
Krise immer reicher geworden war. Die Aufständischen hofften, dass eine staatliche Einschränkung und Regelung der Wirtschaft einen
Ausweg aus der Misere bringen würde.
Didaktische Hinweise
Der Film eignet sich für Geschichtsunterricht ab der 7. Jahrgangsstufe
Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler sollen
• eine Vorstellung von der alten Staats- und Gesellschaftsordnung in Frankreich gewinnen;
• erkennen, dass die Forderungen des Dritten Standes (Steuerbewilligungsrecht und angemessene
Vertretung in den Generalständen) zunächst nicht auf einen Umsturz, sondern auf eine konstitutionelle Beschränkung der Monarchie abzielten;
• wissen, dass das starre Festhalten des Adels an seinen Privilegien und die passive Entschlusslosigkeit des Königs den revolutionären Akt der Umwandlung der Generalstände in die Nationalversammlung verursachten;
• erkennen, dass die Nationalversammlung nur durch bewaffnete Unterstützung der Pariser Volksmassen dem König und der Adelsopposition standhalten konnte.
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Anregungen
Es empfiehlt sich, die Schüler vor der Sendung mit den handelnden Personen bekannt zu machen und
ihnen die Orte der Handlung ins Gedächtnis zu rufen. Versailles ist das Schloss, an dem Ludwig XIV.
ab 1661 fünfzig Jahre lang gebaut hatte. Bis zum Jahr 1789 wohnten dort die französischen Könige.
Die Bastille gehörte zur mittelalterlichen Befestigung von Paris. Der massige Bau hatte über zwei Meter dicke Mauern und acht hohe Ecktürme. Zur Zeit Ludwigs XVI. wurde die Bastille als Gefängnis benützt. Das Gebäude war ein Symbol für die Willkür des absoluten Königs. Aufgrund eines Geheimbriefes, den der König unterschrieben hatte, konnte jedermann ohne Beteiligung der Gerichte auf unbegrenzte Zeit hinter Gefängnismauern gebracht werden. Nach der Eroberung der Bastille durch das
Volk am 14. Juli 1789 wurde der Bau niedergerissen.
Die einzelnen Szenen der Sendung sind so aufgebaut, dass jede von ihnen ein wichtiges Strukturelement der vorrevolutionären Staats- und Gesellschaftsordnung deutlich macht. Jede Szene kann für
sich durch Denkanstöße und Arbeitsaufgaben weiter erschlossen werden.
Erste Szene
Wie verlaufen Entscheidungsprozesse in der absoluten Monarchie? Die Minister tragen dem König
ihre Auffassung vor; sie versuchen ihn zu beeinflussen. Der König muss ihre Argumente nicht berücksichtigen. Er entscheidet, wie er will.
Beobachte, wie die erhabene Stellung des Königs durch die Gesten der anderen Menschen und durch
ihre Redeweise deutlich wird! Wagt der Minister, seine eigene Meinung zu sagen?
Beobachte, wie der König den Mann behandelt, der das schwierigste und verantwortungsvollste Amt in
seinem Staat innehat!
Zweite Szene
In der Hierarchie der vorrevolutionären Gesellschaft steht der Bauer auf der letzten Stufe. Er ist am
schwersten mit Steuern und Abgaben belastet und hat keine Möglichkeit, zu Ansehen und Vermögen
zu kommen. Stelle zusammen, welche Abgaben der Bauer an den Grundherrn, welche Steuer er an
den König zu entrichten hat! Achte auf die Argumente der Bäuerin! Worüber beklagt sie sich, warum
erregt sie sich so?
Dritte Szene
Der Adelige nimmt aufgrund seiner Verdienste in früheren Jahrhunderten - er ist für den König in den
Krieg gezogen - eine bevorzugte Stellung ein. Er betont diese Vorrangstellung besonders dort, wo er
mit dem Bürger zusammentrifft. Im Gegensatz dazu sieht der Bürger, der die Steuern bezahlt, im Adeligen nur mehr den Parasiten, der von der Leistung anderer lebt. Beobachte, welche Gründe das Bürgerpaar für seine Ablehnung der adeligen Gesellschaft vor den Galeriebildern zur Sprache bringt!
Vierte Szene
Angestachelt von Agitatoren übernimmt das Volk von Paris eine aktive Rolle in der Auseinandersetzung zwischen der Nationalversammlung und dem König. Erkläre, warum der König die Vorgänge in
Paris nicht verstehen kann! Differenziere zwischen den Begriffen Revolte und Revolution!
Zusammenfassendes Reflexionsgespräch
• Welche berechtigten Interessen verfolgt der Dritte Stand?
• Warum entstand aus dem Versuch, diese Interessen in den Generalständen durchzusetzen, eine
Revolution?
Literaturhinweise
Die Literatur zur Französischen Revolution wächst ständig. Besonders im Jahre 1989, dem 200. Geburtstag der Revolution, erschien eine Fülle an Literatur, die jedoch nur in wenigen Fällen neue Ergebnisse brachte und deshalb die älteren Gesamtdarstellungen nicht verdrängte. Empfehlenswert ist eine
1999 erschienene Überblicksdarstellung, die auch die wichtigsten Quellen zur Französischen Revolution beinhaltet: Kuhn, Axel: Die Französische Revolution. Stuttgart: Reclam 1999.
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Schulfernsehen
Schulfernsehen
Gesamtdarstellungen
Furet, François/Richet, Denis: Die Französische Revolution. Frankfurt a. M.: Fischer 1993.
Grab, Walter: Die Französische Revolution. Aufbruch in die moderne Demokratie. Stuttgart 1989.
Lefebvre, Georges: La Révolution Française. Paris 1968.
Markov, Walter/Soboul, Albert: 1789. Die Große Revolution der Franzosen. Berlin: Akademie 1975.
Mathiez, Abert: Die Französische Revolution. 3 Bde. Hamburg 1950.
Reichardt, Rolf (Hg.): Die Französische Revolution. Mit 39 Abbildungen. Freiburg und Würzburg 1988.
Schmitt, Eberhard: Einführung in die Geschichte der Französischen Revolution. München: C.H. Beck
1980.
Schulin, Ernst: Die Französische Revolution. München 1988.
Schulze, Winfried: Der 14. Juli 1789. Biographie eines Tages. Stuttgart: Klett-Cotta 1989.
Vovelle, Michel: Die Französische Revolution. Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten. München/Wien 1982.
Voss, Jürgen: Geschichte Frankreichs II: Von der frühneuzeitlichen Monarchie zur Ersten Republik
1500-1800. München: C.H. Beck 1980
Ursachen der Revolution
Schmitt, Eberhard (Hg.): Die Französische Revolution. Anlässe und langfristige Ursachen. Darmstadt:
Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1973.
Lexika
Jeschonnek, Bernd: Revolution in Frankreich 1789–1799. Ein Lexikon. Berlin 1989.
Loth, Winfried: Frankreich-Ploetz: französische Geschichte zum Nachschlagen, Würzburg 1993.
Biographien
Chaussinand-Nogaret, Guy: Madame Roland. Stuttgart: Klett-Cotta 1988.
Bluche, Frédéric: Danton. Stuttgart: Klett-Cotta 1988.
Gallo, Max: Robespierre, Stuttgart: Klett-Cotta 1989.
Marko, Gerda: Das Ende der Sanftmut. Frauen in Frankreich 1789-1795, München: C.H. Beck 1993.
Ausgewählte Quellentexte
Boehncke, Heiner/Zimmermann, Harro (Hg.): Reiseziel Revolution. Berichte deutscher Reisender aus
Paris 1789-1805, Reinbek: Rowohlt 1988.
Gouges, Olympe de: Schriften. Hg. v. Monika Dillier, Vera Mostowlansky, Regula Wyss. Frankfurt a.
M. 1980.
Grab, Walter (Hg.): Die Französische Revolution. Eine Dokumentation. München 1973.
Hartig, Irmgard/Hartig, Paul: Die Französische Revolution. Stuttgart 1990.
Pernoud, Georges/Flaissier, Sabine (Hg.): Die Französische Revolution in Augenzeugenberichten.
München:dtv 1976.
Sieyes, Emmanuel Joseph: Politische Schriften 1788–1790. Hg. u. übers. v. Eberhard Schmitt u. Rolf
Reichardt. München: Oldenburg 1981.
Linkhinweis
http://www.republique.de
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