Bestimmung der Konzentration wichtiger 31P-Metaboliten im menschlichen Körper mittels Magrietresonanz-Spektroskopie R.Buchli, D.Meier, C.ßurger, G.McKinnon und P.Bocsiger Institut für Biomedizinische Technik und Medizinische Informatik, Universität und GH 8044 Zürich, Schweiz METHODE EINFÜHRUNG Mit der MR-Spektroskopie können auf nichtinvasive Art Informationen über die Stoffwechsel Vorgänge im menschlichen Körper gewonnen werden. Die Resonanzlinien von 31 P-Spektren können den Metaboliten Phosphomonoester (PME), anorganisches Phosphat (Pi), Phosphodiester (PDE1, PDE2), Phosphokreatin (PCr) und Adenosintriphosphat (7-, -, ß-ATP) zugeordnet werden (siehe Abb.l). Die Fläche einer Resonanzlinie ist proportional zur Konzentration des entsprechenden Metaboliten. Als Ergebnisse von Untersuchungen werden oft relative Metabolitenkonzentrationen als Verhältnisse der Flächen der interessierenden Resonanzlinien angegeben. Die Flächenverhältnisse für das untersuchte, pathologische Gewebe werden mit den entsprechenden Verhältnissen für gesundes Gewebe verglichen. Mittels MR-Spektroskopie sind aber nicht nur relative Konzentrationsangaben möglich, sondern es können auch absolute Angaben in mmol/l gemacht werden. Um MRSpektren quantifizieren zu können, ist eine KalibrierungsStrategie notwendig. Abb.l: Ein Wadenmuskel-Spektrum, das dazugehörige, berechnete Modell-Spektrum, und die einzelnen ModellResonanzlinien sind dargestellt. Pi /3-ATP -10 10 -20 PP771 Tabelle 1: Absolute 31P-Metaboliten Konzentrationen im gesunden, erwachsenen, menschlichen Körper. Muscle n 10 Mean (mmol/l) Stand.Dev. (%) Liver 17 Mean (mmol/l) Stand.Dev. (%) Brain 24 Mean (mmol/l) Stand.Dev. (%) 82 PME Zürich, ABSOLUTE 31 P-METABOLITE CONCENTRATIONS in healthy adult human calf muscle, liver, and brain Pi PDE1 PDE2 PCr f-ATP - 1.9 32 2.9 9 3.8 21 5.5 40 20.9 6 5.7 12 6.6 7 5.7 9 4.1 24 1.9 20 10.5 17 4.6 45 0.0 3.3 18 6.5 24 3.1 25 3.3 18 1.1 14 6.0 16 19.1 31 3.1 10 3.0 15 3.6 12 2.8 18 Um lokalisierte, gewebespezifische Spektren erhalten zu können, müssen die Signalanteile von ausserhalb des interessierenden Gewebes unterdrückt werden. Die Selektierung von oberflächennahem Gewebe (z.B. Skelettmuskeln) erfolgt meistens mittels einer kleinen, kreisrunden RFSpule, deren Empfindlichkeitsbereich dieselbe Grosse wie das interessierende Gewebe aufweist. Zur Selektierung von tieferliegendem Gewebe (z.B. Hirn, Leber) muss eine volumenselektive Pulssequenz zur Anregung der Kernspins angewendet werden. Solche volumenselektiven Messungen werden mit relativ grossen RF-Spulen durchgeführt. Zuerst werden zwei Kalibrierungs-Strategien zur Quantifizierung von oberflächennahem Gewebe vorgestellt: A. WATER REFERENCE METHOD (1): Das 3lP-Spektrum wird mit Hilfe des in vivo ^-Spektrums und der bekannten Wasserkonzentration im Gewebe quantifiziert. Dazu wird eine RF-Spule benötigt, die auf die Resonanzfrequenz von 31P-Kernen und ^-Kernen abgestimmt werden kann. Ferner muss das Sensitivitätsverhältnis zwischen dem 31Pund dem ^-Empfangspfad experimentell mittels eines Eichphantoms ermittelt werden (siehe Abb. 2A). B. SYMMETRICAL PHANTOM METHOD (Neuentwicklung): Ein mit Eichlösung gefülles Phantom wird an der Unterseite der kleinen RF-Spule angebracht. Die symmetrische Lage zwischen Phantom und Gewebe ermöglicht eine genaue Kalibrierung, weil die signalsensitiven Gebiete (Sensitive Areas) im Gewerbe und im Phantom genau gleich gross sind. Eine einzige Messung genügt um eine Konzentrationsbestimmung machen zu können (siehe Abb.2B). Nun werden zwei Kalibrierungs-Strategien zur Quantifizierung von tieferliegendem Gewebe beschrieben: C. EXTERNAL PROBE METHOD (2): Eine kleine externe Eichflasche wird in der Spulenmitte plaziert. Nach der volumenselektiven Messung der 31P-Metaboliten wird das Eichsignal mittels einer einfachen nicht selektiven Messung erfasst (siehe Abb.2C). D. SIMULATION PHANTOM METHOD (3): Nach der in vivo Messung wird eine identische in viiro Eichmessung mit einem Phantom durchgeführt. Die Grosse, die Form und die elektrische Leitfähigkeit des Phantoms sollen dem untersuchten Körperteil entsprechen (siehe Abb.2D). Zwei prinzipiell verschiedene Spektren-Aus werte verfahren . sind möglich: entweder wird das gemessene Induktionssignal im Zeitbereich oder, nach der Fouriertransformation, das Spektrum in Frequenzbereich mittels einer iterativen Computerroutine 'gerittet*. Beide Verfahren wurden angewandt. Unauthenticated Biomedizinische Download Date | 5/12/16 3:47 AM Technik Band 36 · Ergänzungsband · 1991 RESULTATE Alle vier Kalibrierungs-Strategien wurden mittels Testphantome auf Genauigkeit und Einfachheit geprüft. Die sehr verbreitete WATER REFERENCE METHOD ist nur mittelmässig genau (ca.8% Fehler) und leider recht aufwendig, wie alle heteronuklearen Strategien, die zwei Resonanzlinien bei zwei verschiedenen Resonanzfrequenzen vergleichen. Die SYMMETRICAL PHANTOM METHOD ist recht genau (ca.3% Fehler) und zudem sehr einfach zu handhaben. Die EXTERNAL PROBE METHOD ist zwar in der Laborspektroskopie einfach und präzise, aber in der klinischen Spektroskopie zu ungenau (ca.15% Fehler), weil die Grosse des selektierten Volumens in die Konzentrationsberechnung einfliesst. Die relevante, effektive Volumengrösse weicht aber oft beträchtlich von der nominellen Volumengrösse ab. Die SIMULATION PHANTOM METHOD ist einfach und recht genau (ca.4% Fehler), vorausgesetzt die RF-Spule wird während der in vitro Eichmessung gleich stark belastet wie während der in vivo Untersuchung. Die 31P-Metaboliten des menschlichen Wadenmuskels (calf muscle) wurden mit der neuentwickelten SYMMETRICAL PHANTOM METHOD quantifiziert. Die Metabolitenkonzentrationen in der Leber (Jiver), und im Hirn (brain) wurden mit einer verbesserten Version der SIMULATION PHANTOM METHOD ermittelt (siehe Tabelle 1). LITERATUR 1. K.R.Thulborn and J.J.H.Ackerman, J.Magn.Reson. 55, 357 (1983). 2. K.Roth, B.Hubesch, D.J.Meyerhof, S.Naruse, J.R. Gober, T.J.Lawry M.D.Boska, G.B.Matson, and M.W. Weiner, J.Magn.Reson. 81, 299 (1989). 3. R.Buchli and P.Boesiger, "Abstracts, Eighth Annual Meeting Soc. Magn. Reson. in Medicine, 1989," p.598. Abb.2: Skizze der verschiedenen Kalibrierungs-Strategien. Water Reference Method Smmetrical Phantom Method In Vivo In Vitro In Vivo Calf Muscle Phantom Sensitive Area Double Tuned Surface Coll Sensitive Area Double Tuned Surface Coll in Vitro Calf Muscle Sensitive Area Coil Sensitive Area Phantom » 1 P-Spec!rum 1 H.Spectrum "P-Spectrum ^H-Soectrum Callbratlon Peak Water Peak "P Peak External Probe Method In Vivo In Vitro PCr Peak D Simulation Phantom Method In Vivo in Vitro Llver NSIS-Vol. "Surf.Coll Catlbratlon-Peak " Surf. Coll PCr PCr JDULA- ^Phantom JlAJLA- Biomedizinische Technik Band 36 · Ergänzungsband ·Unauthenticated 1991 Download Date | 5/12/16 3:47 AM 83