Hauszeitung der Tierklinik Aarau West Findlinge Seite 2 Editorial Seite 3 Kastration Seite 4 Magnetresonanztomographie Seite 6 Stiftung Pro Anicare Seite 7 Ellbogendysplasie Seite 8 Augenerkrankungen Seite 10 Rohkost-Ernährung Seite 11 Hautallergien Seite 12 Klinik-Ausbau Seite 13 Hundesport Seite 14 Krankenversicherung Seiten 15/16 WENN DAS BÜSI DEN HEIMWEG NICHT MEHR FINDET Ausgehungert, verwahrlost, angefahren, verletzt: Das Team der Tierklinik Aarau West kümmert sich jedes Jahr um rund 200 herrenlose Katzen. Die wenigsten von ihnen tragen einen Mikrochip. Was passiert mit diesen „Findlingen?“ Dr. med. vet. Barbara Sommer, FVH Immer wieder werden in der Tierklinik Aarau West herrenlose Katzen abgegeben. Manchmal sind es junge, verspielte Büsis, die lediglich die Welt entdecken wollen und es nicht eilig haben, den Heimweg anzutreten. Die kleinen Streuner werden dann von besorgten Menschen in die Tierklinik gebracht. Im anderen Fall - und der kommt deutlich häufiger vor - sind die „Findlinge“ verletzt, etwa durch einen Zusammenprall mit einem Auto, und wurden am Strassenrand liegend aufgefunden. Und dann gibt es noch die verwahrlosten, ausge­ hungerten und herumirrenden Katzen, um die sich offensichtlich niemand kümmert. Dank Mikrochip zum Besitzer zurück Über 200 solcher „Findlinge“ landeten 2014 bei uns in der Tierklinik. Bei allen überprüfen wir als erstes, ob sie einen Chip tragen oder ein mit dem Namen des Besitzers beschriftetes Halsband. Wo wurde die Katze gefunden? Wer hat sie in die Klinik gebracht und warum? Diese Fragen werden ebenfalls gleich zu Beginn geklärt. Der Mikrochip hat die Grösse eines Reiskorns Trägt die Katze einen Mikrochip, kann der Tierarzt mithilfe eines Chiplesegerätes die Nummer ablesen und bei der ANIS, der nationalen Datenbank für gekennzeichnete Heimtiere, den Besitzer ausfindig machen. Leider aber sind nur wenige Katzen gechipt. Im letzten Jahr war dies bei lediglich rund jedem zehnten „Findling“ der Fall. Dies ist umso unverständlicher, weil dank einem Mikrochip ein Tier innerhalb weniger Minuten identifizierbar ist. Das ist vor allem dann wichtig, wenn das Tier Verletzungen hat und man so mit dem Besitzer das weitere therapeutische Vorgehen besprechen kann. 2 Medizinische Grundversorgung für alle Denn: Jedes verletzte Tier (ob mit oder ohne Besitzer) erhält in der Tierklinik eine medizinische Grundversorgung und nach Bedarf auch Schmerzmittel, Infusionen und Medikamente. Sind die Verletzungen jedoch massiv und gar lebensbedrohlich und wäre der medizinische, respektive chirurgische Aufwand sehr hoch oder mit grossem Leiden für das Tier verbunden, kann das auch bedeuten, dass eine besitzer­ lose Katze eingeschläfert wird. KATZENFINDLINGE IN DER TIERKLINIK AARAU WEST (IM JAHR 2014) • 203 Katzen wurden als „Findlinge“ abgegeben • 22% waren schwer verletzt und/oder in einem sehr kranken, lebensbedrohendem Allgemeinzustand • 30% wurden tot übergeben • 15% der Katzen trugen einen Mikrochip • Bei 16% konnte der Besitzer durch die Schweizerische Tiermeldezentrale (stmz) ausfindig gemacht werden • 8% der „Findlinge“ wurden von ihrem Finder übernommen • 30’000 Franken kostete die medizinische Versorgung der „Findlinge“ Dies zu entscheiden, ohne Rücksprache mit dem Besitzer zu nehmen, ist für uns Tierärzte sehr schwierig und mit Stress verbunden. So versuchen wir in den meisten Fällen, eine Notfallversorgung durchzuführen, um etwas Zeit zu gewinnen. Die „Findlinge“ werden am selben Tag bei der Schweizerischen Tiermeldezentrale (stmz) gemeldet – in der Hoffnung, die Besitzer suchen ebenfalls auf diesem Weg nach ihrem vermissten Büsi. Im letzten Jahr konnten so 16 Prozent der Tiere ihrem Besitzer zurückgegeben werden. Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 www.tierklinikaw.ch EDITORIAL Adoptiveltern für „Findlinge“ gesucht Doch: Was geschieht mit den Katzen, deren Besitzer trotz aller Massnahmen nicht auffindbar sind? Dank der Zusammenarbeit mit dem Tierdörfli Wangen bei Olten können viele Büsis, sobald sie wieder gesund sind, im Tierheim untergebracht werden. Auch übernehmen viele der Personen, die die Katze in die Klinik gebracht haben, einen „Findling“ (8 Prozent im letzten Jahr) und sind auch bereit, die Kosten der Behandlung zu tragen. Oft adoptieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder deren Freunde und Bekannte ein solches Tier. Die Kosten für die Behandlung von besitzerlosen, verletzten Katzen betrugen im letzten Jahr rund 30’000 Franken. Dieser Betrag wird grösstenteils von der Tierklinik Aarau West getragen. Die Stiftung „Proanicare“ beteiligt sich an den Kosten für die Pflege kranker, besitzerloser Tiere. Immer wieder erleben wir auch wunderschöne, rührende Geschichten rund um die „Findlinge“; dankbare Besitzer, die ihr verloren geglaubtes Büsi endlich wieder in die Arme schliessen können und froh sind, dass es bei uns gepflegt und versorgt wurde. Unser Rat darum an alle Katzenbesitzer: Chipen Sie Ihr Büsi, bevor es verschwindet. Bei Fragen beraten wir Sie gerne. Liebe Leserinnen und Leser Besitzen Sie einen Junghund oder ein Katzenbaby? Dann dürften Sie sich von unserer dritten Ausgabe der „AW Aktuell“ speziell angesprochen fühlen. Wichtige Fragen rund um die Kastration greifen wir darin ebenso auf wie die häufigsten Gelenks­ erkrankungen des Junghundes. Wir informieren Sie aber auch über die heutigen Möglichkeiten bildgebender Verfahren bei der Diagnose und über die Ernährungsphilosophie des „Barfens.“ Falls Sie zu einem der Themen Fragen haben und diese mit einem Tierarzt, einer Tierärztin besprechen möchten, dürfen Sie sich gerne in der Sprechstunde an uns wenden. Wir stehen Ihnen jederzeit mit fachlichem Rat zur Seite. Jährlich werden pro Jahr rund 200 Katzen als „Findlinge“ in der Tierklinik Aarau West abgegeben. Gesamtschweizerisch gehen bei der Schweizerischen Tiermeldezentrale (STMZ) rund 17‘000 Meldungen betreffend vermisster Tiere ein. Was geschieht mit diesen Findlingen in unserer Tierklinik? Und: Wie können Sie als Tierhalter vorsorgen, falls Ihre Katze eines Tages den Heimweg nicht wiederfindet? Die Tierklinik Aarau West wird grösser - vielleicht haben Sie bereits die Bauprofile seitlich der Klinik entdeckt. Wir benötigen mehr Platz für die Betreuung stationärer Patienten, zusätzliche Konsultationsräume und eine grössere Intensivstation. Selbstverständlich werden unsere Kunden und Patienten auch während der ganzen Planungs- und Bauphase optimal betreut. Wir rechnen in dieser Zeit allerdings mit mehr Umtrieben und auch mehr Verkehr auf dem Areal und bitten Sie dafür um Verständnis. Besten Dank! Und nun wünsche ich Ihnen viel Spass und interessantes Lesevergnügen mit unserer Frühlingsausgabe der „AW Aktuell“! Dr. med. vet. Barbara Sommer, FVH, Chefredaktion WIE GEHE ICH VOR, WENN ICH MEINE KATZE VERMISSE? • Nachfragen/Melden bei der Polizei und Tierarzt/Klinik in der Umgebung • Meldung an die Schweizerische Tiermeldezentrale (stmz, www.stmz.ch) • Vermisstmeldung aufhängen im Quartier; bei Nachbarn und Bekannten nachfragen www.tierklinikaw.ch Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 3 KASTRATION – JA ODER NEIN? Rund um die Kastration des Haustieres gibt es verschiedene Meinungen, viele Unsicherheiten und auch Ängste. Was spricht für, was gegen diesen Eingriff? Welche operativen Möglichkeiten gibt es? Wie funktioniert eine chemische Kastration? Nachfolgend die Antworten auf die häufigsten Fragen. Dr. med. vet. Stefan Schellenberg, Dipl. ACVIM Räumen wir zu Beginn ein sprachliches Missverständnis aus dem Weg: Während die einen von „Kastration“ sprechen, reden andere von „Sterilisation“. Was ist der Unterschied? Bei der Sterilisation wird nur der Samenleiter (beim männlichen Tier) beziehungsweise der Eileiter (beim weiblichen Tier) durchtrennt. Die keimproduzierenden Drüsen verbleiben im Körper; deshalb hat die Sterilisation (im Gegensatz zur Kastration) keinen Einfluss auf die Hormone und damit auf den Geschlechtstrieb und die damit zusammenhängenden Verhaltensweisen. Aus diesem Grund wird in der Veterinärmedizin bei Hund und Katze bei beiden Geschlechtern eine Kastration durchgeführt. Darunter versteht man die chirurgische Entfernung der Keimdrüsen (Hoden, respektive Eierstöcke) und die daraus resultierende Unfruchtbarkeit. Gründe für eine Kastration Weshalb sich Tierbesitzer für eine Kastration bei Hund und Katze entscheiden, ist unterschiedlich. Meist geht es darum, eine unkontrollierte Vermehrung, sprich unerwünschten Nachwuchs, zu verhindern. Häufig erhofft sich der Tierbesitzer durch die Kastration eine Verhaltensänderung oder die Vereinfachung im Umgang mit dem Tier. In vielen Fällen ist eine Kastration jedoch auch medizinisch sinnvoll oder sogar erforderlich. Konkret: Für kastrierte Katzen ist die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu werden, 3,4 mal grösser als für intakte Katzen. So oder so: Übergewichtige Tiere sollten abspecken, denn Hunde und Katzen mit Normalgewicht erkranken generell seltener und weisen eine höhere Lebenserwartung auf. Weniger Mammatumore dank Kastration? Brustkrebs (Mammatumor) ist der häufigste Tumor der Hündin. Bis zu 25 % aller intakten Hündinnen entwickeln einen Brustkrebs, davon sind 20 bis 50 % bösartig. Werden die Hündinnen vor der ersten Läufigkeit kastriert, reduziert sich das Risiko, an einem bösartigen Brustkrebs zu erkranken, um 99.5 %. Eine Kastration zwischen der ersten und zweiten Läufigkeit kann das Risiko immer noch um 92 % senken. Erfolgt sie erst nach der zweiten Läufigkeit, hat dies keinen positiven Effekt mehr auf die Entstehung von Brustkrebs. Ähnliches gilt übrigens auch für die Katze, die zwar seltener Brustkrebs entwickeln, dafür aber in über 85 % der Fälle solche von bösartiger Struktur. Die Rolle der Laparoskopie Bei der Laparoskopie, auch Bauchspiegelung genannt, werden die Bauchorgane mit einer Kamera, die durch die Bauchdecke eingeführt wird, auf dem Bildschirm dargestellt. Mittels speziellen Instrumenten könDie Sache mit dem Übergewicht nen so Operationen im Bauchraum Übergewicht wird durch Faktoren wie durchgeführt werden, ohne dass Foto: dog-shooting.ch Fütterung, die Zugehörigkeit zu eidieser über einen grossen Schnitt ner bestimmten Rasse und Aktivität eröffnet werden muss. Mit dieser beeinflusst. Sie tritt sowohl bei kastrierten als auch modernen, minimal invasiven Operationstechnik intakten Tieren auf. Im Gegensatz zum Hund, bei dem können Hündinnen und kryptorchide Rüden (Rüden, aus medizinischer Sicht bis heute kein eindeutiger deren Hoden im Bauchraum verblieben sind) kastriert Hinweis für einen Zusammenhang zwischen Über­ sowie Proben von Organen entnommen werden. (Den gewicht und Kastration nachgewiesen werden konnte, ganzen Artikel über die laparoskopische Kastration ist die Kastration bei Katzen eindeutig ein Risiko­ kann man in der ersten Ausgabe 2014 von AW Aktuell faktor für Übergewicht. nachlesen; www.tierklinikaw.ch unter „Aktuell“) 4 Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 www.tierklinikaw.ch Alternativen zur chirurgischen Kastration? Falls man Zweifel hat, ob eine Kastration beim eigenen Tier sinnvoll ist und um zu erleben, wie sich das Verhalten nach der Kastration verändert, können anstelle einer (nicht mehr rückgängig zu machenden) chirurgischen Kastration auch temporäre hormonelle Implantate eingesetzt werden. Diese sind offiziell bis jetzt nur für Rüden zugelassen. Die Implantate haben eine Länge von rund einem Zentimeter und werden im Nacken unter die Haut gesetzt. Dieser Eingriff erfordert keine Narkose. Während sechs bis zwölf Monaten (abhängig vom gewählten Produkt) ist der Hund (oder die Katze) chemisch kastriert, was man an der deutlich kleineren Grösse der Hoden feststellen kann. Das Implantat löst sich mit der Zeit unter der Haut auf und muss nicht entfernt werden. Bei Hündinnen, die nach der Kastration an Harnträufeln leiden oder Fellveränderungen aufweisen, zeigt das Implantat nach unseren Erfahrungen ebenfalls erfreuliche Ergebnisse. Bei Hündinnen kann die Läufigkeit auch mit einer Hormonspritze, die alle fünf Monate wiederholt wird, verhindert werden. Eine langfristige Unterdrückung der Läufigkeit ist allerdings nicht zu empfehlen, da es zu Veränderungen der Gebärmutter und zu einer Gebärmuttervereiterung kommen kann. Und zu guter Letzt... Kastrierte Hündinnen, Rüden und Kätzinnen leben im Durchschnitt ein Jahr, kastrierte Kater sogar vier Jahre länger als ihre intakten Geschlechtsgenossen. Um die Vor- und Nachteile der Kastration (unter Berücksichtigung von Alter, Rasse, Gewicht, Haltung) zu besprechen, stehen wir Tierbesitzerinnen und Tierbesitzern sehr gerne beratend zur Seite. Verbessern Sie die Beweglichkeit Ihres Hundes in nur 21 Tagen mit Hill’s™ Prescription Diet™ j/d™ GESCHMACKSGARANTIE URÜCK ZUFRIEDEN – ODER GELD Z Lassen Sie nicht zu, dass steife Gelenke Ihren Hund aufhalten. Fragen Sie noch heute Ihren Tierarzt nach j/d™. Hill’s™ Prescription Diet™ j/d™ reduziert nachweislich Gelenksteife und unterstützt das Management von Osteoarthritis bei Hunden und Katzen. W E L T W E I T www.tierklinikaw.ch VON TIERÄRZTEN E M P F O H L E N Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe *Nur Canine Trockennahrung ™Marques déposées par Hill’s Pet Nutrition, Inc. ©2012 3 | 5/2015 www.hillspet.ch/mobility 5 MOPS „BUDDY“ MUSS IN DIE „RÖHRE“ Längst haben Ultraschall, Computer- und Magnetresonanztomographie (MRT) auch in der Veterinärmedizin Einzug gehalten. Dank dieser modernen bildgebenden Verfahren lassen sich Erkrankungen besser diagnostizieren und therapieren, wie das Beispiel von Mops „Buddy“ zeigt. „Buddy“ war zu bemitleiden: Der sechsjährige Mops hielt seit mehreren Wochen den Kopf schief und nach rechts abgedreht; seine rechte Gesichtshälfte hing leicht herunter. Er hatte ständig Ausfluss aus dem rechten Ohr. Sein Tierarzt diagnostizierte eine starke Entzündung des äusseren Gehörganges sowie ein zerstörtes Trommelfell. Röntgenaufnahmen ergaben eine leicht veränderte Struktur der Paukenhöhle (Hohlraum des Mittelohrs) rechts, was auf eine chronische Entzündung hinwies. Trotz lokaler Behandlung und Gabe von Antibiotika ging es „Buddy“ nicht besser. Im Gegenteil: Bereits bei der geringsten Berührung am Kopf schrie er vor Schmerzen auf. In diesem Zustand überwies der Tierarzt den leidenden Mops zur Magnetresonanztomographie des Kopfs zu uns von „Vetimage Diagnostik.“ Bildgebende Diagnostik: Was bringt sie? Vor allem bei Körperregionen, bei denen die traditionelle Bildgebung mit Röntgen schwierig ist, kommen heute in der Veterinärmedizin – analog zur Humanmedizin - moderne Untersuchungsmethoden wie Ultraschall, Computertomographie und Magnetresonanztomographie zum Einsatz. Die Radiologen von „Vetimage Diagnostik“ arbeiten dabei eng mit den behandelnden Tierärzten zusammen. Verwendet werden dazu topmoderne Geräte, etwa ein Multislice-Computertomograph (CT) und ein Hochfeld-Magnetresonanztomograph (MRT), die beide als „Röhren“ bekannt sind. Der Unterschied liegt darin, dass das CT mit Röntgenstrahlen arbeitet und das MRT Bilder mittels Magnetfeldern und Hochfrequenzimpulsen erstellt. Wie läuft eine tomographische Untersuchung ab? „Buddy“ musste für seine Untersuchung im Magnet­ resonanztomographen in Vollnarkose gelegt werden. Die Radiologen erstellten von seinem Kopf verschiedene Schnittbild-Sequenzen; zusätzlich wurde Kontrastmittel in „Buddys“ Blutbahn injiziiert, was den Bildern weitere Aussagekraft verleiht. Dabei konnte festgestellt werden, dass „Buddys“ äusserer Gehörgang stark verengt und das umliegende Gewebe bis zum Kiefergelenk und Zungenbein entzündlich verändert war. Die Paukenhöhle war mit nicht durchblutetem Material (Verdacht: Eiter) gefüllt. Ausserdem reicherten die Hirnhäute (Meningen) und die Abgänge einiger Gehirnnerven deutlich Kontrastmittel an. Dies ist ein eindeutiges Zeichen einer eitrigen Entzündung des gesamten Gehörgangs, aber auch des Innenohrs, einzelner Hirnnerven und der Hirnhaut – eine Komplikation bei chronischen, therapieresistenten Ohrentzündungen. Dies wurde mit dem «entzündlichen» Bild der Hirnflüssigkeitsuntersuchung noch bestätigt, die im Anschluss an die Studie durchgeführt wurde. MRT-DIAGNOSE Ein Querschnitt und ein so genannter dorsaler Schnitt, in dem man von oben auf den Schädel von Buddy sieht. Im Querschnitt (links) ist „Buddys“ Hirn zu sehen. Man erkennt rechts eine mit Flüssigkeit gefüllte, vergrösserte Paukenhöhle, die eine leicht verdickte Wand und verändertes umliegendes Gewebe mit starker Kontrastmittelanreicherung aufweist. Gleichzeitig ist auch eine helle Linie entlang der Hirnhäute in der Region des Innenohres sichtbar (Pfeile). Diese Befunde stellen eine Entzündung des Gehörs mit Hirnhautentzündung dar. 6 Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 www.tierklinikaw.ch Fazit Erst die Magnetresonanztomographie ermöglichte im Fall von „Buddy“ eine eindeutige Diagnose und machte klar, dass ein operativer Eingriff am Mittelohr unumgänglich ist. Dieser verlief gut, und dank der anschliessenden langen Gabe von Antibiotika wurde „Buddy“ wieder gesund. Wann braucht es CT, MRT & Co.? Reden Sie mit Ihrem Haustierarzt. Er wird aufgrund der klinischen Untersuchung und anhand von Labordaten, die meist erhoben werden, entscheiden, welche Methode verwendet werden könnte. Der Ablauf der bildgebenden Untersuchung wird dann von Tierarzt und den Radiologen von „Vetimage“ gemeinsam besprochen und geplant. „VETIMAGE DIAGNOSTIK“ Dr. med. vet. Olivier Gardelle, Dipl. ECVDI Dr. med. vet. Gernot Scharf, Dipl. ECVDI Die Spezialisten in der Bildgebung Das Hauptarbeitsgebiet von „Vetimage Diagnostik“ sind Ultraschalluntersuchungen, Computertomographien (CT) und Magnetresonanz-Tomographie (MRT). Diese bildgebenden Verfahren kommen bei unterschiedlichen Fragestellungen zum Einsatz; so zum Beispiel bei Erkrankungen des Gehirns, der Wirbelsäule, der Nase und des Halses, der Lunge, des Skeletts, insbesondere der Gelenke und des Dr. med. vet. Marta Schmidhalter, Dipl. ECVDI Blutsystems. In der der Tierklinik Aarau West untersuchen die Radiologen, die ihre Ausbildung in der Schweiz nach europäischen Richtlinien absolviert haben und über langjährige Berufserfahrung verfügen, klinikinterne, aber auch von externen Haustierärzten überwiesene Patienten. Gegebenenfalls können Kunden auch direkt eine Zweitmeinung einholen. STIFTUNG PRO ANICARE PRO aniCARE Pro Anicare – Die Stiftung zur Förderung der Tiergesundheit und für eine tiergerechte Umwelt Pro Anicare ist eine gemeinnützige Stiftung, die von der Tierklinik Aarau West im Jahre 2013 gegründet wurde. Sie hat die Förderung der Tiergesundheit und einer tiergerechten Umwelt zum Ziel. Um dieses zu erreichen, ist Pro Anicare auf Ihre Spende angewiesen. Falls Sie Interesse haben und mehr über die Stiftung erfahren möchten, finden Sie auf unserer Homepage www.proanicare.ch aktuelle Informationen. www.tierklinikaw.ch Sie können sich auch direkt bei Frau Silvia Fischer oder Dr. Peter Beck melden, entweder per E-Mail: [email protected] oder per Telefon: 062 737 80 00. Die Unterstützung kranker besitzerloser Tiere und der Aufbau einer Blutbank sind nur zwei Beispiele von mehreren Projekten, die mit den Spenden realisiert werden sollen. Der Stiftungsrat freut sich, die zahlreichen Projekte mit Ihrer Unterstützung in Angriff zu nehmen. Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 7 WENN ELLE UND SPEICHE NICHT HARMONIEREN Eine der häufigsten Gelenkerkrankungen und vielfach Grund dafür, dass der junge Hund auf einem Vorderbein lahmt, ist die Ellbogendysplasie (ED). Heilbar ist diese Gelenkmissbildung nicht – doch gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Lebensqualität betroffener Hunde zu verbessern. Dr. med. vet. Roman Siegfried,Dipl. ECVS Das Ellbogengelenk besteht aus den gelenkbildenden Gerade sehr frühe Formen sind nicht immer einfach Anteilen von drei Knochen: Dem Oberarmknochen von anderen, klinisch weniger relevanten Wachs(Humerus), der Elle (Ulna) und der Speiche (Radius). tumsstörungen zu unterscheiden. Oft sind zu diesem Diese drei Knochen entwickeln sich während dem Zeitpunkt noch keine radiologischen Veränderungen Wachstum im Normalfall synchron. Das heisst: Keiner sichtbar. der Knochen wird zu lang oder zu kurz, so dass ein Die klinische Diagnosestellung geschieht anhand der kongruentes Gelenk in allen drei Dimensionen gebil- Vorgeschichte, der tierärztlichen Untersuchung und det werden kann. der Röntgenaufnahmen der Ellbogengelenke in zwei Wenn nun die Elle zu lang oder die Speiche zu kurz Ebenen. Einige ED betroffene Fälle können im Röntist, kann ein Knochenteil, meistens ein bestimmter gen normal aussehen und erst mit aufwändigeren Teil der Elle, überbelastet werden. Dies führt dazu, bildgebenden Verfahren wie einer Computertomogradass sich der Knochen verdichtet, was man auf dem phie (CT) oder einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) Röntgenbild sehen kann. Der diagnostiziert werden. Gelenkknorpel wird schon früh In der Schweiz häufig betroffezu stark belastet und nutzt ne Rassen sind Golden Retriever, sich dadurch stark ab. Labrador Retriever, Berner SenWir sehen bei uns in der Klinen Hunde, Deutsche Schäfernik eine Vielfalt von Erscheihunde oder Neufundländer. Sehr nungsformen, die von kleinen, selten betroffen sind Flat Coaoberflächlichen Knorpelschäted Retriever, Collies oder Belgiden über Risse im Knorpel bis sche Schäferhunde und grundzu Teilbrüchen der Elle führen sätzlich Rassen, die leichter als können. Je stärker die Inkon- Arthroskopie mit Knorpleschaden an der Elle 15 Kilogramm sind. gruenz und je höher die Fehlbelastung, desto grösser der entstandene Schaden Heutige Behandlungsmöglichkeiten im Gelenk. Die Ellbogendysplasie ist grundsätzlich nicht heilIn den meisten Fällen hat die ED eine genetische bar. Das heisst nun aber nicht, dass man sie nicht Grundlage. Das heisst: ED ist, auch wenn sie Genera- behandeln sollte oder dass die Behandlung nicht zu tionen überspringen kann, eine Erbkrankheit. beträchtlichen Erfolgen führen kann. Hauptziel der Behandlung ist eine Verbesserung der GelenkfunktiWie macht sich ED bemerkbar? on und damit eine Verbesserung der Lebensqualität Der entstandene Knorpelschaden oder das Bruch- der Hunde. Es gibt keine Standardbehandlung für ED. fragment der Elle führt zu einer Gelenkentzündung Für jeden Hund sollte eine individuelle Behandlung (Arthritis). Das Gelenk ist häufig mit zu viel Flüssigkeit erarbeitet und mit dem Besitzer besprochen werden. angefüllt und schmerzt bei Belastung. Die Arthritis Die nicht-chirurgische Behandlung beinhaltet Geführt zu Hinken/Lahmheit. Je nach Schweregrad der wichtskontrolle, gesunde Bewegung, Physiotherapie, ED und Belastung des Hundes kann sich diese Lahm- Ernährung, Futtermittelzusätze und das Verabreiheit nur sehr diskret zeigen; im schlimmeren Fall ent- chen von entzündungshemmenden Medikamenten. lastet der Hund die betroffene Gliedmasse komplett. Zur chirurgischen Behandlung der ED gehört in den Häufig sind beide Ellbogengelenke betroffen. meisten Fällen eine Gelenkspiegelung (Arthroskopie). Frühe Formen einer ED sehen wir bei Hunden im Alter Ziel der Arthroskopie ist es, den Knorpelschaden, der von 6 bis 8 Monaten, die meisten jedoch im Alter von im Röntgen oder CT nicht sichtbar gemacht werden 10 bis 14 Monaten - also gegen Ende des Wachstums. kann, zu beurteilen und gleichzeitig zu behandeln. 8 Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 www.tierklinikaw.ch Der Knorpelschaden wird in verschiedene Schweregrade eingeteilt, was eine Aussage über die Prognose und über allfällige später zu planende Eingriffe zulässt. Abgestorbener Knorpel, Knorpelrisse oder Knorpelknochenfragmente werden bis auf den Knochen abgetragen. Hyaliner Gelenkknorpel kann leider nur als Narbenknorpel mit schlechteren mechanischen Eigenschaften nachwachsen. Aus diesem Grund werden nach der Operation und während der Phase, in der der Narbenknorpel wachsen soll, Chondroitinsulfate und Hyaloronsäuren in Form von Futtermittelzusätzen, mittels Spezialfutter oder via Injektion direkt ins Gelenk hinein verabreicht. Bei Hunden mit grossen Knorpelschäden kann also nur der entstandene, Schmerzen verursachende Schaden verringert werden und weniger das Grundproblem der punktuellen Gelenküberbelastung. Einige Hunde zeigen nach dem chirurgischen Eingriff eine rasche Besserung der Symptome, andere brauchen länger, bis sie genügend Narbenknorpel gebildet haben - und eine weitere Gruppe braucht im Verlauf des Lebens weitere chirurgische Eingriffe. Portfolio der Tierklinik AW aufnehmen. Idealerweise wird ED früh, also während dem Wachstum, wenn noch kaum Knorpelschaden entstanden ist, diagnostiziert. In diesem Fall kann das Wachstum der Elle mit einem Knochenschnitt der Elle, der nicht verplattet werden muss, gebremst werden, so dass sich im besten Fall ein gesundes Ellbogengelenk mit normalen Belastungsverhältnissen entwickeln kann. Die Problematik dabei ist einerseits der nicht immer deutliche radiologische Befund wie auch die mässige Entscheidungsfreudigkeit der Hundehalter, einen jungen, sechs bis acht Monate alten Hund, der nur leichtgradig hinkt, operieren zu lassen. Wie kann man vorbeugen? Seit vielen Jahren wird bei Zuchthunden (je nach Rasse meistens im Alter von 12 Monaten) ein obligatorisches, offizielles ED-Röntgen durchgeführt. Diese Röntgenaufnahmen, werden am schlafenden Tier gemacht und von einer unabhängiKnochenschnitt in der Elle gen Kommission beurteilt. Normaler­ beim Jungen Hund, um weise sollte ein von ED betroffener Hund das Wachstum der Elle zu direkt von der Zucht ausgeschlossen bremsen werden. Aus diesem Grund empfehlen wir allen Hundehaltern, die mit ihren Hunden züchten Ellbogenprothesen & Co. wollen, unbedingt ab dem Alter von 12 bis 16 Monaten Allfällige weitere Eingriffe haben das Ziel, den überbe- solche Röntgenbilder anzufertigen. Um eine gesunde lasteten Gelenkanteil zu entlasten oder aber künstlich Linie beizubehalten, sollten auch sämtliche Nachkomzu ersetzen. Zur Entlastung des betroffenen Gelenk- men geröntgt werden. anteils kann ein Knochenschnitt in der Elle oder dem Oberam durchgeführt werden. Bei der Fixation wird Zusammenfassend kann man sagen, dass ED zwar die Elle, respektive der Oberarmknochen so fixiert, nicht heilbar ist, es aber doch viele erfolgreiche Theradass dadurch andere Belastungsverhältnisse im Ge- pieansätze gibt, mit denen die Lebensqualität der belenk entstehen. Bei massiven Veränderungen gibt es troffenen Hunde deutlich verbessert werden können. heute die Möglichkeit einer Ellbogenvollprothese oder Wir erachten es als sehr wichtig, dass Vorderbeinganz neu einer Miniprothese, die an der betroffenen lahmheiten bei Junghunden früh erkannt und ernst Stelle im Gelenk eingesetzt wird. In baldiger Zukunft genommen werden. Bei Unsicherheiten empfehlen wir werden wir diese Miniprothesen in unser chirurgisches unbedingt, einen unserer Spezialisten zu konsultieren. Impressum AW Aktuell Hauszeitung Tierklinik Aarau West 3. Ausgabe, Mai 2015 Auflage: 3000 Ex. www.tierklinikaw.ch Chefredaktion: Barbara Sommer Titelbild: dogfoto.ch Fotos: Silvia Rüfenacht, zVg Layout, Bildbearbeitung: sven-bachmann.ch Druck: www.drucksuhr.ch Tierklinik Aarau West AG Muhenstrasse 56 5036 Oberentfelden www.tierklinikaw.ch [email protected] Tel: +41 62 737 80 00 Notfall +41 62 737 80 07 Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 9 HAT IHR HAUSTIER DEN DURCHBLICK? Labrador „Hektor“ kneift ständig das linke Auge zu, Dackel „Herta“ hat stark gerötete Bindehäute und Pudel „Karli“ stösst in der Wohnung immer häufiger an Möbeln an: Augenerkrankungen können die Sehkraft vorübergehend oder dauerhaft einschränken. Dr.med.vet. Marianne Richter, Dipl. ECVO Wer gut sieht, hat mehr vom Leben: Das gilt auch für unsere Haustiere. Doch auch sie bleiben von Augenerkrankungen nicht verschont. Ursachen dafür gibt es deren viele: Traumatische Verletzungen – etwa Unfälle – ebenso wie rassespezifische, erbliche Augenerkrankungen; Infektions- und Immunerkrankungen des Auges bis zu Allgemeinerkrankungen mit Beteiligung der Augen (Diabetes, Bluthochdruck, Niereninsuffizienz, Schilddrüsenüberfunktion, Zahnwurzel- oder Tumorerkrankungen). Der Fachtierarzt für Augenheilkunde (Ophthalmologe) kennt das breite Spektrum an möglichen Augenerkrankungen der einzelnen Tierarten und hat Erfahrung in der Durchführung von Augenoperationen. Besuch beim Augenarzt: Wann nötig? Einige Augenerkrankungen sind schmerzhaft und führen beim Tier zu Tränenfluss, häufigem Blinzeln oder Reiben an den Augen. Vielfach ist auch das Allgemeinbefinden im Sinken begriffen: Betroffene Tiere ziehen sich zurück, wollen nicht mehr spielen und verweigern die Nahrungsaufnahme. Handelt es sich um eine einfache Bindehautentzündung oder um eine oberflächliche Hornhautverletzung, so kann diese oftmals vom Haustierarzt behandelt werden. Tritt jedoch innert einer Woche keine deutliche Besserung ein, ist der Gang zum Augenspezialisten empfehlenswert. Denn: Speziell bei Augenerkrankungen ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Bei einer akuten Trübung des Auges 10 beispielsweise könnte es sich um ein Glaukom oder um eine innere Augenentzündung handeln, die im schlimmsten Fall zur irreversiblen, das heisst nicht mehr rückgängig zu machenden Erblindung führen kann. Andere Augenerkrankungen, etwa solche der Netzhaut, sind nicht schmerzhaft und zeigen keine Trübung oder Rötung. Sie werden daher oftmals zu spät bemerkt. Aufmerksamen Tierhaltern fällt jedoch auf, dass das Sehvermögen ihres Vierbeiners abnimmt; der Hund in der Wohnung und vor allem auch in fremder Umgebung in Gegenstände stösst oder sich generell unsicher verhält. In diesem Fall sollte das Tier ebenfalls einem Augenarzt vorgestellt werden. Jährlicher Augentest für Zuchttiere Eine jährliche Augenuntersuchung ist für Tiere, die zur Zucht eingesetzt werden, notwendig, da erbliche Augenerkrankungen erst im Laufe des Lebens auftreten können. Einige davon sind zudem nur mittels spezieller Untersuchungsgeräte erkennbar. Das Ziel ist, die Verbreitung von Erbkrankheiten durch gezielte Zuchtauslese möglichst gering zu halten. Ebenso empfiehlt es sich, Katzen ab zehn Jahren (und vor allem solche mit Schilddrüsenüberfunktion oder Niereninsuffizienz) einmal jährlich zur Augenuntersuchung vorzustellen. Diese Tiere leiden oftmals unter Bluthochdruck, der zu Schäden an der Netzhaut (und anderen Organen) führt. Auch hier nimmt das Sehvermögen stetig ab, was oftmals erst im fortgeschrittenen Stadium auffällig wird; betroffene Katzen schlafen viel und bewegen sich vorsichtiger. Nur eine frühzeitige Diagnose und Behandlung verhindert eine Erblindung. Weitere Informationen über Augenkrankheiten www.eyevet.ch Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 www.tierklinikaw.ch ROHKOST IM FUTTERNAPF Futtermittel ohne Konservierungsstoffe, Färbemittel und Geschmacksverstärker, selber zubereitet und frisch serviert: BARF, eine alternative Ernährungsmethode aus den USA, hat auch in der Schweiz viele Anhänger. Wer umstellen will, muss allerdings genau wissen, wie. Med. vet. Martina Renggli Immer mehr Tierhalter setzen sich gezielt mit der Ernährung ihres Vierbeiners auseinander. Sie stören sich daran, dass bei Fertigprodukten die Zusammensetzung und Herkunft der einzelnen Nahrungsbestandteile oft nicht transparent dargestellt werden, und suchen gezielt nach einer Fütterungsmethode, die ohne Konservierungsstoffe, Färbemittel und Geschmacksverstärker auskommt. Dies gilt im Speziellen auch für Tierbesitzer, deren Vierbeiner an Futtermittelunverträglichkeiten, Haut- oder MagenDarm-Probleme leiden. Woher kommt der Trend? Die Fütterungsmethode BARF entstand in den USA und in Australien und ist ein alternatives Ernährungskonzept für fleischfressende Haustiere wie Hunde, Katzen und Frettchen. BARF steht für „Biologisch Artgerechte RohFütterung“ und basiert auf der ursprünglichen, natürlichen Ernährung des Wolfes. Als Vorfahre unseres Haushundes ernährt sich dieser von den erjagten Beutetieren – meist Pflanzenfressern. Wölfe und Wildhunde fressen aber nicht nur Fleisch und Knochen, sondern auch den Mageninhalt ihrer Beute; also indirekt Gräser, Kräuter, Beeren und andere Pflanzenbestandteile. Ähnliches ist auch bei der wildlebenden Katze zu beobachten, die Nagetiere und Vögel mitsamt Haut und Haaren, respektive Federn, frisst. Hingegen kommen Getreideprodukte und Zucker weniger häufig vor. Alles wird roh verfüttert Die wichtigste Grundregel der BARF-Methode: Alle Produkte werden roh verfüttert. Durch die Erhitzung würden wichtige Nährstoffe und Vitamine verloren gehen und die Knochen härter und spitziger und dadurch kaum verdaubar (zusätzlich zum Risiko für Magen-Darmverletzungen). Innerhalb der selber zusammengestellten Ration sollte beim Hund der Anteil an Fleisch, fleischhaltigem Knochen und Knorpel etwa 70 Prozent betragen, die restlichen 30 Prozent der Ration bestehen aus Obst und Gemüse. Dieses wird möglichst fein püriert, denn nur so kann der Hund die Zellulose (pflanzliche Zellwände) verdauen und die Nährstoffe und Vitamine aufnehmen. www.tierklinikaw.ch Je nach Individuum und abhängig von den verfütterten Produkten kann, respektive muss die Gesamt-Futterration mit Milchprodukten und diversen Zusätzen ergänzt werden. Die einzelnen Mahlzeiten müssen nicht täglich ausgeglichen sein. Die Rationen dürfen in ihrer Zusammensetzung variieren, solange die Ausgewogenheit der Ernährung auf rund vier Wochen hinaus gewährleistet ist. Welche Risiken bestehen? Wer die Ernährung seines Haustiers auf BARF umstellen will, muss genau wissen, wie vorgehen. Denn: Bei unsachgemässer Umsetzung können Mangelerscheinungen oder Magen-Darm-Probleme auftreten sowie verschiedenen Krankheiten vom Fleisch übertragen werden (Toxoplasmose, Salmonellose). Deshalb empfehlen wir jedem Tierbesitzer, sich vorgängig gründlich zu informieren, Fachliteratur zu lesen und sich während der Umstellung und Angewöhnung bei einer Tierernährungsberatung Hilfe zu holen. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Inhalt des Futternapfs dem Tier nicht schadet und die Kriterien einer gesunden, abwechslungsreichen und bedarfsgerechten Ernährung auch wirklich erfüllt. Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 11 STÄNDIGER JUCKREIZ IST EINE PLAGE Unter Hautproblemen leiden nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Was tun, wenn sich der Hund ständig kratzt? Immer häufiger suchen ratlose Besitzer deswegen die Tierklinik Aarau West auf. Dr. med. vet. Katrin Timm, Dipl. ECVD Futterbestandteile, Pilzsporen, Hausstaubmilben: Auslöser für Allergien gibt es deren viele. Meistens machen sich diese vor dem dritten Lebensjahr des Tieres bemerkbar und bleiben dem vierbeinigen Patienten dann bis zu dessen Tod treu. Zu den häufig betroffenen Rassen zählen Labrador- und Golden Retriever, West Highland White Terrier, Boxer und Schäferhund. Die Futtermittelallergie und die atopische Dermatitis führen die Liste der Hautallergien an, mit denen wir es in der Praxis immer wieder zu tun haben. Seltener sieht man beim Hund eine Flohspeichelallergie. Es ist auch möglich, dass ein Tier an mehr als an einer Allergieform gleichzeitig leidet. Ursache im Futternapf Bei einer Futtermittelallergie reagiert der Hund auf ein oder mehrere Eiweisse, die er über die Nahrung zu sich nimmt. Dabei kommt als Auslöser alles in Frage, was der Hund frisst: Das Hauptfutter (egal, ob Trocken- oder Dosenfutter, BARF oder selbstgekocht); Leckerlis, Kauartikel, Futterzusätze, aromatisierte Tabletten oder Gelatinekapseln. Die häufigsten Allergieauslöser sind Poulet, Rind, Trute, Lamm, Soja, Reis, Getreide und Milchprodukte. Eine Futtermittelallergie kann sich auch plötzlich entwickeln; also auch dann, wenn der Hund bisher ein „problemloser Fresser“ war. Die atopische Dermatitis wiederum ist eine Allergie auf Umweltallergene wie zum Beispiel Hausstaubmilben, Pilzsporen und Pollen von Bäumen, Gräsern und Kräutern. Je nachdem, auf welche Allergene der Hund reagiert, sind die Symptome ganzjährig oder saisonal zu beobachten. Juckreiz, Rötungen, Haarausfall Das Hauptsymptom von Hautallergien ist Juckreiz, der sich in Form von Kratzen, Lecken, Beissen, Reiben oder Wälzen äussert. Dadurch entstehen auf der Haut Rötungen, Krusten und auch Haarausfall. Betroffen sind vor allem die Pfoten, aber auch Gesicht und Ohren. In vielen Fällen kommt es zusätzlich zu Infektionen von Haut und Ohren mit Bakterien und Hefepilzen, die den Juckreiz nochmals verstärken. 12 Weitere mögliche Symptome sind Niesen, tränende Augen und Bindehautentzündungen. Hunde mit Futtermittelallergie können auch Verdauungsprobleme zeigen wie Durchfall, sehr häufigen oder aber sehr weichen Kotabsatz sowie Erbrechen. Wie findet man die Ursache heraus? Klinisch sind die verschiedenen Allergietypen nicht voneinander unterscheidbar, sodass die Diagnose nur schrittweise gestellt werden kann. Wichtig ist, dass zunächst andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Zum Ausschluss von Infektionen mit Hautmilben (Fuchsräude, Demodikose), Bakterien und Hefepilzen werden Hautproben mikroskopisch untersucht. Zur Diagnose einer Futtermittelallergie ist eine achtwöchige Ausschlussdiät mit einem speziellen Futter notwendig. Bessern sich während dieser Zeit die Symptome und treten sie während einer darauf folgenden Provokationsphase, in der wieder das alte Futter verabreicht wird, erneut auf, ist die Futtermittelallergie bewiesen. Ist dies nicht der Fall und der Grund demzufolge nicht im Futternapf zu suchen, schafft ein Allergietest Klarheit. Mögliche Behandlung? Bei einer Futtermittelallergie bleibt nichts anderes übrig, als die Ernährung des Hundes gänzlich umzustellen. Bei einer atopischen Dermatitis kann mit einer Desensibilisierung versucht werden, den Körper an die Allergene zu gewöhnen. Bei starken Symptomen ist es aber oft nötig, Tabletten gegen den Juckreiz und die Infektionen zu verabreichen. Ausserdem ist die Hautpflege mit beruhigenden und desinfizierenden Shampoos und Lotionen ein essentieller Teil der Allergiebehandlung. Orale Omega3- und -6-Fettsäuren können ebenfalls helfen, die Symptome zu reduzieren. Wichtig zu wissen ist, dass es bei Hautallergien kein Patentrezept gibt. Die Behandlung muss immer individuell dem vierbeinigen Patienten angepasst werden. Aus diesem Grund ist eine gute Zusammenarbeit mit dem Tierarzt ratsam. Weitere Informationen unter www.dermavet.ch Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 www.tierklinikaw.ch DIE TIERKLINIK AARAU WEST WIRD GRÖSSER Mehr Platz für die stationäre Betreuung der Patienten, zusätzliche Konsultationsräume und eine grössere Intensivstation: Anfang Januar dieses Jahres hat die Tierklinik Aarau West das Baubewilligungsgesuch für den geplanten Anbau eingereicht. Dieser soll Anfang 2016 bezugsbereit sein. Dr. med. vet. Peter Beck Mitte 2015 werden die ersten Lastwagen auffahren - und sie sind nicht allein: Auf dem Gelände rund um die Tierklinik Aarau West sind noch weitere Bauprojekte im Gang. So befindet sich ein Appartementhotel bereits im Bau, und für dieses wird in nächster Zeit noch eine Tiefgarage entstehen. Damit es möglichst keine Verzögerungen gibt, müssen die Bautätigkeiten gut koordiniert werden. Trotz dieser schwierigen Umstände rechnen wir damit, den Anbau Anfang 2016 beziehen zu können. Akuten Platzmangel beheben Mit dem neuen Anbau wollen wir eine noch bessere Betreuung der stationären Patienten erreichen, indem mehr Platz zur Verfügung steht. Die Hunde- und Katzenboxen können Geplanter Anbau, Westansicht somit künftig besser getrennt werden. Ein wichtiger Schritt ist der geplante Ausbau der Intensivstation. Es gibt zusätzliche Konsultationsräume und der Empfangsbereich wird abgeändert. Der Hauptteil der Chirurgie mit den spezialisierten Operationen wird neu im Untergeschoss des Anbaus stationiert. Umkleide- und Aufenthaltsräume, sanitäre Anlagen und eine grössere Küche sind im ersten Stock vorgesehen, was die Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeitenden verbessert. Mit grosser Vorfreude nehmen wir den Ausbau und die damit verbundenen Herausforderungen in Angriff. Noch stehen viele Detailfragen im Raum, die geklärt und ausdiskutiert werden müssen. Mit Umtrieben und unvorhergesehenen Problemen ist zu rechnen; zudem dauert es mit Sicherheit auch eine gewisse Zeit, bis alles wieder eingerichtet ist. Während der ganzen Bauphase (Hotel, Tiefgarage, Anbau Tierklinik) wird es auf dem Areal zu mehr Verkehr, vor allem auch mit Lastwagen, kommen. Wir bitten dafür um Verständnis. Aktiver Klinikbetrieb auch während Bauphase Zentral ist, dass während der ganzen Planungs-, Bau- und Umzugsphase unsere zwei- und vierbeinigen Patienten weiterhin optimal betreut werden. Der Klinikbetrieb wird während der ganzen Bauzeit aufrecht erhalten. Das stellt alle Mitarbeitenden vor neue und grosse Herausforderungen. Im Zentrum steht die kompetente und tiergerechte Betreuung der uns anvertrauten Patienten. Mit grossen Erwartungen blicken wir dem Bauprojekt entgegen. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten und freuen uns schon jetzt, Sie nach der Fertigstellung zu einer ausführlichen Besichtigung einzuladen. NICHT VERPASSEN: KUNDENANLÄSSE IN DER TIERKLINIK AARAU WEST Vortrag: «Gynäkologie und Andrologie beim Hund» Datum: Montag, 22. Juni 2015 Referenten: Drs. med. vet. Stefan Schellenberg, Barbara Sommer und Flurina Salis Beginn: 19.00 Uhr, mit Apéro Ort: Golfpavillon Hotel aarau-west Vortrag: «„Gewitter im Kopf“- alles rund um die Epilespie» Datum: Mittwoch, 28. Oktober 2015 Referent: Dr. med. vet. Tim Bley Beginn: 19.00 Uhr, mit Apéro Ort: Golfpavillon Hotel aarau-west Anmeldungen für alle Kundenanlässe: Bitte bis jeweils 10 Tage vor dem Anlass an: [email protected], Tel 062 737 80 00 oder direkt am Empfang. www.tierklinikaw.ch Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 13 WELCHE TALENTE HAT MEIN HUND? Wer sich heute einen Hund anschafft, weiss: Eine solide Grunderziehung ist ein Muss. Darüber hinaus gibt es eine breite Palette von Beschäftigungsmöglichkeiten für Zwei- und Vierbeiner: Agility, Begleithund und SpassSport sind nur drei davon. Vielleicht wird eines zu Ihrem künftigen Hobby? Cornelia von Burg, Dipl. tiermedizinische Praxisassistentin Esther Schmidlin ist seit wenigen Wochen stolze Besitzerin der knapp sieben Monate alten Mischlingshündin Luna. „Sie ist ein quirliger, lustiger und anhänglicher Hund - ein richtiger Wildfang mit Temperament ohne Ende“, erzählt Schmidlin, die mit Luna ihre ersten Erfahrungen als Hundehalterin macht. Den obligatorischen Sachkundenachweiskurs (Theorie und Praxis) haben die beiden bereits hinter sich und jetzt? „Für mich war von Beginn weg klar, dass ich mit meinem Hund Erziehungskurse besuchen werde. Ein guter Gehorsam ist heute für einen Hund unabdingbar.“ Doch die Neu-Hundehalterin hat noch weitere Pläne: „Ich suche für „Luna“ und mich nach einem lässigen Hobby; einer Beschäftigung, die uns körperlich, aber auch im Kopf fordert und die uns zu einem guten Team zusammenwachsen lässt.“ Die Frage, die sich - wie Esther Schmidlin - viele Neuhundehalter stellen: Was passt zu mir, was passt zu meinem Vierbeiner? Welche Talente hat mein Hund? Woran haben wir beide Spass? Weitere Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen: Wie ambitioniert bin ich? Was will ich erreichen? Wie viel Zeit und Geld bin ich bereit, zu investieren? Denn: Das Angebot ist riesig, die Kursangebote von lokalen Hundevereinen und privaten Hundeschulen enorm. Am besten vereinbart man ein unverbindliches Schnuppertraining und sammelt Erfahrungen „vor Ort“. Nachfolgend drei Beschäftigungsmöglichkeiten im Kurzporträt vorgestellt. 14 Agility Agility ist eine Hundesportart, die von Mensch und Hund eine partnerschaftliche Teamarbeit verlangt. Die Freude an der Bewegung steht dabei im Vordergrund. So funktioniert es: Der Hund wird ohne Leine und Halsband von seinem Besitzer durch einen Parcours mit rund 20 Hindernissen geführt; dies möglichst fehlerfrei und innert möglichst kurzer Zeit. Der Hund überspringt Hürden, durchquert Tunnels, schlängelt sich durch einen Slalom und passiert Schrägwand und Passerelle. Die Abfolge der Hindernisse ist mittels Nummernschilder vorgegeben und immer wieder anders - Abwechslung ist damit garantiert. Agility kann mit grossen und kleinen Hunden betrieben werden; die Höhe der Hindernisse wird entsprechend angepasst (drei Kategorien: „Small“, „Medium“, „Large“). Voraussetzung ist allerdings, dass der Hund ausgewachsen, gesund, von Vorteil gut bemuskelt und nicht allzu schwer ist. Praktisch jedes Wochenende finden in der Schweiz Agility-Wettkämpfe statt. Für die Teilnahme muss der Hund mindestens 18 Monate alt sein und der Besitzer benötigt eine Wettkampflizenz, ein Leistungsheft und die Mitgliedschaft in einem kynologischen Verein. Begleithund Die Disziplin „Begleithund“ ist für viele Teams quasi die Eingangstür zum Hundesport. Wer mit seinem Hund einen Erziehungskurs absolviert und dadurch Freude an der Arbeit mit dem vierbeinigen Kumpel bekommen hat, findet in der Disziplin „Begleithund“ eine machbare Herausforderung. Der Hund lernt, mit und ohne Leine neben seinem Besitzer herzugehen, ohne sich ablenken zu lassen; einen Gegenstand zu apportieren und eine Gruppe von Personen zu durchqueren. Verschiedene Gehorsamsübungen also, die - regelmässiges Training vorausgesetzt - älteren und jüngeren Hunden, egal welcher Grösse und Rasse - beigebracht werden können. Speziell an der Disziplin „Begleithund“ ist die Nasenarbeit, für die der Hund mit seinem exzellenten Riechorgan bestens gerüstet ist: Er lernt, eine von Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 www.tierklinikaw.ch seinem Besitzer (oder von einer Fremdperson) zuvor gelegte Fährte zu „erschnüffeln“, dieser zu folgen und unterwegs „verlorene“ Gegenstände anzuzeigen. Für den Aufbau der Fährtenarbeit benötigt man Zeit und einen guten Ausbildner, was sich aber in jedem Fall lohnt. Wer will, kann sich wettkampfmässig messen: Hundesportvereine bieten regelmässig Begleithundeprüfungen in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen an. SpassSport SpassSport ist eine noch relativ junge Beschäftigungsmöglichkeit für den Hund, bei der der Name Programm ist: Der Spass steht im Vordergrund; Präzision und Geschwindigkeit sind hier - anders als in anderen Sportarten - weniger gefragt. SpassSport besteht aus verschiedenen Übungen in den Kategorien Bindung Mensch-Hund, Führigkeit, Geschicklichkeit sowie Nasenarbeit. Bei einigen Übungen wird der Hund rein körpersprachlich, also ohne stimmliche Kommandos, geführt. Dies bedingt ein grosses gegenseitiges Vertrauen sowie auch einen guten Grundgehorsam des Hundes. SpassSport bedeutet viel Abwechslung und kann mit jedem Hund, egal welcher Grösse und welchen Alters, betrieben werden. Aufgrund des positiven Echos der Hundehalter haben die Initianden dieser Sportart mittlerweile zusätzliche, schwierigere Übungen ins Leben gerufen. So gibt es aktuell die Stufe A, B1 und - seit diesem Jahr - auch die Stufe B2. Trainingsmöglichkeiten gibt es - anders als bei Agility und Begleithund - aktuell aber noch nicht deren viele; einige Anbieter sind auf www.polyog.ch aufgelistet. KRANKENVERSICHERUNG FÜR HAUSTIERE: WANN SINNVOLL? Rund 250 Franken machen die jährlichen „Routine“- Tierarztkosten für eine Katze aus, gegen 300 Franken sind es beim Hund. Doch: Bei einer ernsthaften Erkrankung oder einem Unfall steigen diese Zahlen in die Höhe. Wann ist es sinnvoll, sein Haustier gegen Unfall und Krankheit zu versichern? Silvia Fischer, KMU Dipl. HSG Ein Haustier ist ein Familienmitglied und bereitet viel Freude. Kosten stehen bei der Anschaffung nicht im Vordergrund - und wenn, dann denkt man in erster Linie an Futter- und Impfkosten, vielleicht noch an eine Kastration und das Chipen. Der Gedanke daran, dass ein Haustier schwer erkranken oder in einen Unfall verwickelt werden kann, wird - verständlicherweise eher ausgeblendet. Je nach Art der Krankheit oder des Unfalls können aber sehr schnell hohe Kosten entstehen – solche, die man nicht budgetiert hat oder die die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigen. www.tierklinikaw.ch Mit einer Tierversicherung gegen Unfall und Krankheit kann dieses Risiko begrenzt werden. Stellt sich zuerst die Frage: Wie viel machen die jährlichen Tierarztkosten bei einem gesunden Haustier aus? Gemäss Studien muss man für eine Katze mit 247 Franken rechnen (jährliche Konsultation mit Impfung Fr. 83.-, Entwurmung Fr. 44.-, Zecken-/Flohschutz Fr. 120.-). Beim Hund ist es mit 291 Franken etwas mehr (jährliche Konsultation mit Impfung Fr. 63.-, Entwurmung F. 48.-, Zecken-/Flohschutz Fr. 180.-). Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 15 KRANKENVERSICHERUNG FÜR HAUSTIERE (FORTSETZUNG) Alter des Haustieres entscheidend Bei den meisten Versicherungen muss das Tier älter als drei Monate und jünger als sieben Jahre sein, um in die Versicherung aufgenommen zu werden. Die Versicherungsdauer ist dann in der Regel unbeschränkt. Es empfiehlt sich, die Angebote der verschiedenen Tierversicherungen zu vergleichen. Nicht alle Versicherungen übernehmen sämtliche Tierarztkosten; dies variiert zwischen 80 bis 100 Prozent (nach Abzug der Jahresfranchise). Zudem bieten die Versicherungen unterschiedliche Lösungen im Bereich der möglichen Deckungssummen an. Auch hier muss nach einer dem Tier angepassten Lösung gesucht werden. So ist es eher selten, dass eine Tierarztrechnung bei einem normalen Familienhund für ein Ereignis 6000 Franken übersteigt. Hingegen kann dies bei einem Rassehund oder einem Tier mit speziellen Fähigkeiten (Lawinenoder Blindenhund) durchaus möglich sein. NICHT VERSICHERTE EREIGNISSE Ereignisse, die in der Regel von den Versicherungen nicht oder nur zu einem geringen Teil gedeckt sind: • Vorsorgeuntersuchungen sowie die Kennzeichnung des Tieres (Mikrochip) • Geburtenkontrolle, Geburt, Kastration, Sterilisation und deren möglichen Folgen • Obligatorische und fakultative Impfungen und Nachimpfungen sowie andere prophylaktische Massnahmen (Zeckenschutz) • Chirurgische Eingriffe ästhetischen Charakters und deren Folgen • Zahnpflegeleistungen, prophylaktische und korrektive Leistungen • Die Folgen von Infektionskrankheiten, falls das Tier weder die Schutzimpfung noch die periodische erforderliche Nachimpfung erhalten hat • Invalidität, Erbkrankheiten, Missbildungen, Gebrechen und chronische Krankheiten, welche bei Abschluss der Versicherung bestehen oder vor Ablauf der Karenzfrist auftreten • Diätbehandlungen • Gesundheitsbeeinträchtigungen, die sich anlässlich von Wettkämpfen oder Trainings ereignen, in denen das Tier einem oder mehreren anderen Tieren gegenübersteht 16 Verschiedene Anbieter In der Schweiz bieten verschiedene Gesellschaften einen Versicherungsschutz für Haustiere an – unter anderem wau.miau.ch (Nationale Suisse), epona.ch oder animalia-sa.ch. Auf unserer Homepage (www.tierklinikaw.ch) haben wir die allgemeinen Versicherungsbedingungen der verschiedenen Gesellschaften in einer Übersicht zusammengestellt. Fazit Abhängig von den Möglichkeiten des eigenem Haushaltsbudgets kann es Sinn machen, eine Versicherung abzuschliessen, um dem Tier im Bedarfsfall die bestmöglichste medizinische Versorgung bieten zu können. Wichtig ist, vor Vertragsabschluss die Versicherungsbedingungen genau zu lesen und sich darüber zu informieren, welche Leistungen im Versicherungsvertrag nicht eingeschlossen sind. Im Zweifelsfall unbedingt bei den Versicherungen persönlich um Auskunft anfragen. Hauszeitung Tierklinik Aarau West | Ausgabe 3 | 5/2015 www.tierklinikaw.ch