Therapeutische Apherese - Marktreview Germany Apherese Natalie Salih Dipl.-Chem. Kaneka Pharma Europe N.V. German Branch Otto-von-Guericke-Ring 13 65205 Wiesbaden [email protected] www.kanekapharma.com Apherese kommt aus dem Griechischen und bedeutet Abtrennung. Die Plasmapherese ist eine Separationsmöglichkeit, bei der Plasma von zellulären Blutbestandteilen teilweise getrennt wird. Bei der Lipidapherese haben wir in einem extrakorporalen Blutreinigungsverfahren die Abtrennung von Lipiden aus dem Plasma oder aus dem Vollblut. Sie wird bei Patienten mit Fettstoffwechselstörungen eingesetzt. Anfang der 80er Jahre kamen die ersten selektiven Lipid-Apherese-Systeme zur therapeutischen Plasma-Apherese auf den Markt (Hersteller Kaneka und B. Braun). Im Laufe der Zeit sind weitere Verfahren entwickelt worden: Antikörper-Säulen zur Abtrennung von LDL-Cholesterin (erstmals berichtet von Borberg et al. 1983), Verfahren zur Vollblut-Therapie (Otto et al. 2003) sowie zur Immunadsorption. Die Immunadsorption hat den Fokus auf die Entfernung von Autoantikörpern und Immunkomplexen bei Autoimmunerkrankungen sowie auch bei antikörpervermittelten Transplantatabstoßungen. Erste Publikationen über die Immunadsorption erschienen bereits 1979 zur Behandlung von Lupusnephritis (Terman et al.). 1981 kam die Protein-A-Säule erstmals zum Einsatz (Nilson et al.). Immunadsorption bei bestimmten Erkrankungen (wie Systemischer Lupus erythematodes (SLE), Rheumatoide Arthritis) etablieren können. Heute werden aus aktuellen Gründen bei bestimmten Erkrankungen neben den etablierten Behandlungen auch Möglichkeiten der Apheresebehandlungen geprüft bzw. durchgeführt. Übersicht der Indikationen1 • Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) • Endokrine Orbitopathie • Diabetische Retinopathie • Uveales Effusionssyndrom • Akutes Guillain-Barré-Syndrom • Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuritis • Myasthenia gravis • Systemischer Lupus erythematodes (SLE) • Antiphospholipid-Syndrom (APS) • Rheumatoide Arthritis • Hemmkörperhämophilie • Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) und thrombotisch-thrombopenische Purpura (TTP) • Hyperviskositäts-Syndrom (HVS) • Goodpasture-Syndrom • Kryoglobulinämie • Exogene Intoxikation • Immunthrombozytopenische Purpura (ITP) • Glomerulonephritiden • HLA-Sensibilisierung bei Nierentransplantation • Idiopathische dilatative Kardiomyopathie • Tinnitus und Hörsturz • Diabetischer Fuß • Bullöses Pemphigoid/Pemphigus vulgaris • LDL-Apherese bei schwerer familiärer Hypercholesterinämie homozygoter und heterozygoter Ausprägung und anderen schweren therapierefraktären Hypercholesterinämien • LDL-Apherese bei schwerer isolierter Lipoprotein(a)-Erhöhung • LDL-Apherese zur Sekundärprävention der koronaren Herzerkrankung ohne primäre Fettstoffwechselstörung • LDL-Apherese zur Prävention und Therapie der Transplantatvaskulopathie Die Plasmapherese wird in diagnostische und therapeutische Plasmapherese unterteilt. Während das Spenderplasma bei der diagnostischen Plasmapherese zur Herstellung von Plasmakonserven, Plasmafraktionen und Blutzellen dient, wird bei der therapeutischen Plasmapherese Patientenplasma in der Therapie verworfen oder im Sekundärschritt weiterbehandelt. Das Marktreview soll einen ersten Eindruck in die „Welt der Apherese“ geben und weitere informative und spannende Beiträge werden an dieser Stelle folgen. Indikationen für die therapeutische Apherese Eine Vielzahl an Erkrankungen (siehe folgende Auflistung) können mit der Apherese behandelt werden. Hier haben sich die Lipid-Apherese und die 18 Spektrum der Dialyse & Apherese I 05/2011 Quelle: aus Anhang des HTA-Berichtes - Pkt. 32.7, Zusammenfassender Bericht des Arbeitsausschusses „Ärztliche Behandlung“ des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die Beratungen gemäß §135 Abs.1 SGB V 1 Für alle Aphereseverfahren gilt, dass vor Beginn der Behandlung ein Antragsverfahren im Sinne eines Einzelfallantrages zu durchlaufen ist. Bei positivem Bescheid kann bei dem beantragten Patienten eine Behandlung durchgeführt und abgerechnet werden. Bei den meisten der oben aufgelisteten Erkrankungen ergibt sich ein positives Votum zwischen 1:10 bis 1:50, abhängig von der vorliegenden Erkrankung, dem Schweregrad und der entsprechend vorher durchgeführten leitliniengerechten Standardtherapie. Neben der Beantragung einer sogenannten Einzelfallbehandlung, die auch in der niedergelassenen Praxis (Dialyse) beantragt und durchgeführt werden kann, haben Krankenhäuser oder Institutionen im Rahmen der integrierten Versorgungskonzepte oder als MVZ (medizinisches Versorgungszentrum) die Möglichkeit, diese Apheresebehandlung im Rahmen von Sondervereinbarungen als Zusatzentgelt abzurechnen. An dieser Stelle werden in den nächsten Ausgaben weitere Beiträge dazu folgen. Die LDL-Apherese-Therapie hat unter den zu Lasten der GKV erbringbaren ärztlichen Leistungen als Apheresebehandlung eine Sonderstellung inne. Nach dem Beschluss des „Bundesausschuss Ärzte und Krankenkassen“ (GBA) können LDL-Apheresen zu Lasten der GKV durchgeführt werden bei Patienten mit: 1.Familiärer Hypercholesterinämie in homozygoter Ausprägung 2.Schwerer Hypercholesterinämie, bei denen grundsätzlich mit einer über 12 Monate dokumentierten maximalen diätetischen und medikamentösen Therapie das LDL-Cholesterin nicht ausreichend gesenkt werden kann. weiterhin: evtl. Infarkte, Bypässe etc. in die Antragsstellung einbeziehen. Es muss eine progrediente kardiovaskuläre Erkrankung nachzuweisen sein, deren Progression mit Einsatz der etablierten Behandlungsmethoden nicht zu stoppen ist. Die Ursache der familiären Hypercholesterinämie sind Defekte des LDL-Rezeptor-Gens oder des Apolipoprotein-B-Gens (ApoB-Gen), was zur Folge hat, dass der Rezeptor oder das ApoB nicht bzw. nur unvollständig ausgebildet ist. Bei der heterozygoten Form ist der Gendefekt von nur einem Elternteil vererbt. Man geht in diesem Fall in Deutschland von einer Häufigkeit von 1:500 aus. Bei der homozygoten Form ist der Gendefekt von beiden Elternteilen vererbt, die Häufigkeit liegt hier bei 1:1.000.000. Durchführung und Abrechnung von Apheresen Im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung können Apheresen durchgeführt und abgerechnet werden, wenn die Erteilung der Genehmigung für Apherese durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) gegeben ist. Die „Qualifikationsvoraussetzungen gemäß §135 Abs. 2 SGB V zur Ausführung und Abrechnung von Blutreinigungsverfahren“ müssen erfüllt sein. Die in Abschnitt I (Dialyse) §4 (fachliche Befähigung) genannten notwendigen Qualifikationen gelten in der Regel bei einem Nephrologen als erfüllt. Für die Durchführung der Apherese-Therapie bedarf es eines förmlichen Antrags für den jeweiligen Patienten, der durch die KV bzw. durch die Krankenversicherung zu genehmigen ist. Die Genehmigung ist in der Regel auf ein Jahr befristet und muss vor Ablauf neu beantragt werden. Der Antrag muss beinhalten: • Begründung der Indikation zur Apherese mit bisherigem Behandlungsverlauf • relevante Laborparameter und deren Verlauf • Therapiemaßnahmen unter Angabe der eingesetzten Arzneimittel, ihrer Dosierungen und der Behandlungsdauer • unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die zu Änderung oder Absetzen der medikamentösen Therapie geführt haben (belegt durch UAWMeldung) • ggf. Kontraindikationen gegen bestimmte Arzneimittel Der Indikationsstellung zur LDL-Apherese hat eine ergänzende kardiologische bzw. angiologische und lipidologische Beurteilung voranzugehen. 19 Therapeutische Apherese - Marktreview Germany Die Apherese ist nur als „Ultima Ratio“ bei therapierefraktären Verläufen in Erwägung zu ziehen. Dafür soll das Gesamtrisikoprofil des Patienten immer im Vordergrund der Abwägung stehen! Der behandelnde Arzt entscheidet über Auswahl des Aphereseverfahrens sowie die Festsetzung des Behandlungsintervalls (Therapiehoheit). Behandlungsintervalle liegen in der Lipid-AphereseTherapie meist auf wöchentlicher Behandlung, in manchen Fällen alle zwei Wochen, in anderen Fällen sogar zweimal wöchentlich. Es dürfen nur Verfahren angewendet werden, die eine Absenkung des jeweiligen LDL-Ausgangswertes um mindestens 60% je Therapiesitzung bei höchstens 6 Stunden Dauer erreichen. Definierte Zielwerte für LDL-Cholesterin bei sehr hohem Risikoprofil sind: risikoprofil in mg/dL ohne KHK mit einem Risikofaktor < 160 mit KHK u. mit einem Risikofaktor < 130 mit KHK/Atherosklerose < 100 mit KHK/Atherosklerose u. Diabetes mellitus < 70 Lipoprotein(a) als unabhängiger Risikofaktor Lipoprotein(a), kurz Lp(a), ist im Aufbau dem LDL sehr ähnlich und gilt als unabhängiger Risikofaktor für die KHK. Die Konzentration im Blut ist genetisch festgelegt und kann über die Ernährung nicht beeinflusst werden. Auch medikamentös kann ein erhöhter Lp(a) Spiegel nur bedingt mit Nikotinsäure beeinflusst werden (Absenkung um 20%). Seit Mitte 2008 ist eine isolierte Lp(a)-Erhöhung als Indikation für Lipid-Apherese laut der Richtlinie „Methoden vertragsärztliche Versorgung“ anerkannt, wenn 60 mg/dL trotz maximaler medikamentöser Therapie überschritten werden, der LDL-Cholesterin-Wert im Normbereich liegt und eine progrediente kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt, die durch Einsatz etablierter Behandlungsmethoden nicht beeinflusst werden kann. Durch Apherese kann das Lp(a) um 60-80% gesenkt werden, je nach eingesetztem System. Auch hier muss vor der Behandlung die KV bzw. 20 Spektrum der Dialyse & Apherese I 05/2011 die Kommission einem entsprechenden Antrag zugestimmt haben. Es ist festzustellen, dass seit dem Beschluss 2008 von den neu an die Apherese kommenden Patienten sich vermehrt Fälle mit isoliertem oder kombiniertem Lp(a) zeigen. Der Gefäßzugang Gängig bei der Lipidapherese ist der venovenöse Gefäßzugang. Ein AV-Shunt (arteriovenöse Fistel) ist in der Regel nicht notwendig, aber auch nicht hinderlich. Jedoch sollte man bedenken, dass ein Shunt die Belastung der Herzkranzgefäße erhöhen kann, was bei der bestehenden KHK nicht unbedenklich ist. Die Erfahrung zeigt außerdem, dass im Normalfall die Gefäße durch die regelmäßige Punktierung „antrainiert“ werden können und sich der Gefäßzugang mit der Zeit verbessert. Die Antikoagulation Zur Antikoagulation werden in der Lipidapherese Heparin und Zitrat eingesetzt. Heparin wird bei der Plasmapherese in größeren Mengen verwendet als in der Hämodialyse, da es teilweise mit dem Plasma separiert wird. Heparin wird vor der Behandlung in der Spülflüssigkeit verwendet, um die Oberfläche des Systems zu benetzen. Außerdem wird es als Initialbolus vor der Behandlung und kontinuierlich während der Behandlung gegeben. Die Menge der Heparingabe wird entsprechend der Gerinnungsfaktoren, des klinischen Zustands und der Medikation des Patienten individuell angepasst. Eine regelmäßige Messung und Kontrolle der Gerinnungsparameter (PTT und ACT) sind ratsam. Zitrat wird hingegen als kontinuierliches Antikoagulans während der Vollblut-Apherese und bei der Plasmatrennung durch Zentrifuge eingesetzt. Die Menge variiert hier je nach System von 1:15 bis 1:40 (Zitrat:Blutfluss). Zitrat wird in Form von ACD-A (Acidum-Citricum-Dextrose) verwendet. Bei der Gabe von Zitrat kann es zu einer Hypokalzämie kommen, die jedoch in den meisten Fällen leicht durch orale oder intravenöse Gabe von Calcium behoben werden kann. Ein Heparin-Initialbolus ist auch hier im Allgemeinen zu geben. Die verschiedenen LipidApherese-Systeme Therapeutische Plasma-Apherese Bei der therapeutischen Plasmapherese wird im ersten Schritt das Plasma aus dem vom Patienten kommenden Blut separiert. Für diesen ersten Schritt gibt es zwei mögliche Primärsysteme: Die Zentrifugation oder Filtration über eine Membran. Das Plasma, das die pathologischen Substanzen enthält, wird entweder verworfen und durch einen Plasmaersatz, wie zum Beispiel Plasmaeiweißkonserven, Frischplasma, Humanalbumin-ElektrolytLösung, substituiert (Plasmaaustausch) oder in einem zweiten Schritt, mit dem sogenannten Sekundärsystem, weiter behandelt und dann dem Patienten wieder zugeführt. Bei dem Sekundärsystem kann es sich um einen weiteren Filtrationsschritt handeln (Kaskadenfiltration, erstmals beschrieben von Agishi et al. 1980) oder die Lipide werden über Heparin-induzierte Präzipitation (erstmals berichtet von Wieland et al. 1983) oder durch Adsorption an Adsorbermaterial aus dem Plasma abgetrennt. Bei den verschiedenen Verfahren unterscheidet man unter selektiven und unselektiven Verfahren. Der Plasmaaustausch gehört hierbei zu den unselektiven Verfahren. Obwohl die Kaskadenfiltration heutzutage wesentlich selektiver geworden ist, zählt sie dennoch meist zu den unselektiven Verfahren, im Vergleich sind die anderen Verfahren die Selektiven. Der Vorteil des Plasmaaustauschs ist die Einfachheit des Systems sowie die Bandbreite an Indikationen, für die es eingesetzt werden kann. Der Nachteil ist die Unselektivität, wodurch es bei regelmäßiger Anwendung zu Mangelerscheinungen und nicht selten auch zu Nebenwirkungen (Infektionen, allergische Reaktionen...) kommen kann. Membran-Differenzial-Filtration Die Membran-Differenzial-Filtration (MDF) entspricht der oben erwähnten Kaskadenfiltration. Es beruht auf dem Prinzip der Doppelmembran, bei der in der Primärabtrennung das Plasma separiert wird und in einem Sekundärschritt die Pathogene (hier die Lipide) abhängig vom Membrantyp des Sekundärfilters abgetrennt werden. Das System ist verhältnismäßig einfach im Aufbau, jedoch kommt es bei dem häufigen Einsatz der Lipid-Apherese-Therapie durch die mangelnde Selektivität auch zu Albumin- und Immunglobulinverlusten. Monet-Verfahren Das Filtrationsverfahren „Monet“ (Membrane Filtration Optimised Novel Extracorporeal Treatment) ist eine Doppelfiltrations-Plasmapherese (DFPP). Das zuvor abgetrennte Plasma wird über eine PolysulfonMembran geleitet, wobei LDL-Cholesterin, Lp(a) und Fibrinogen abgetrennt werden. Immunadsorption Bei der Immunadsorption zur Lipid-Apherese wird Plasma über Adsorber gereinigt, die mit polyklonalen Apoprotein-B-Antikörpern vom Schaf auf Sepharose aufgebaut sind. Zwei Adsorptions-Säulen werden während einer Behandlung wechselweise mit Plasma beladen, während die andere Säule mit saurer Glycinlösung gespült und regeneriert wird. Somit hat dieses selektive Apherese-Verfahren unbegrenzte Kapazität. Dieses System wird für den jeweiligen Patienten wieder verwendet. Die Regenerierung nach einer Behandlung, die Lagerung und die Pyrogentests vor dem nächsten Einsatz sind mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Außerdem sind die Kosten für dieses System einmalig sehr hoch und rentieren sich erst, wenn Säulen für den jeweiligen Patienten auch entsprechend oft eingesetzt werden können. Die Säulen können für ca. 40-50 Behandlungen eingesetzt werden, danach nimmt ihre Kapazität ab. 21 Therapeutische Apherese - Marktreview Germany Dextran-Sulfat-Apherese A. Plasma-Apherese – LA-15 Nach Trennung des Plasmas über einen Plasmafilter, wird das Plasma abwechselnd über zwei Adsorber-Säulen geleitet, die aus negativ geladenem Dextran-Sulfat gebunden an Zellulose bestehen. Die selektive Bindung der ApoB-haltigen Lipide findet über die negativ geladene Oberfläche des Adsorbers statt. Im Laufe einer Behandlung wird Hemmer-Kontraindikation gilt. Sartane können jedoch gegeben werden. Da die Primärtrennung entfällt, ist dieses System erheblich schneller im Aufbau wie auch in der Behandlungszeit (1,5 h anstatt 2-3 h). Die Bindungskapazität ist zwar limitiert, jedoch für den Großteil der Patienten ausreichend, um die Zielwerte zu erreichen. Es stehen zwei Adsorbergrößen zur Verfügung: DL-75 und DL-100. In der Praxis haben sich gerade für die Vollblutsysteme hervorragende Absenkraten ergeben. Dextran-Sulfat-Apherese-Systeme sind weltweit die am meisten eingesetzten. Apheresemaschine Vollblutapherese Liposorber Bild rechts: LA-15-Doppelsäule zur Plasma-Apherese Bild rechts oben: Liposorber D zur Vollblutapherese wechselseitig, während das Plasma über die eine Säule gereinigt wird, die andere Säule gespült und regeneriert, so dass die Bindungskapazität während einer Behandlung mit diesem Verfahren praktisch unendlich ist. Das im Vergleich sehr kleine extrakorporale Volumen ist ein weiterer Vorteil. Deshalb ist dieses Verfahren auch für Kinder geeignet. Durch die negativ geladene Oberfläche und der damit verbundenen Bradykinin-Ausschüttung sind hier ACE-Hemmer kontraindiziert. Jedoch kann ohne Bedenken auf die Gabe von Sartanen (AT1Rezeptorblocker) gewechselt werden. B. Vollblut-Apherese – Liposorber D Adsorptionsmechanismus Schematische Darstellung 22 Spektrum der Dialyse & Apherese I 05/2011 Bei der Vollblut-Apherese entfällt die Primärtrennung. Das vom Patienten kommende Blut wird direkt über das Adsorbermaterial geleitet, indem die Lipide selektiv abgetrennt werden. Auch hier ist das Adsorbermaterial an Zellulose gebundenes DextranSulfat, so dass auch für dieses System die ACE- Polyacrylatadsorption Heparin-induzierte extrakorporale LDL-Präzipitation Ein weiteres Verfahren zur Vollblut-Behandlung ist das DALI-System (Direkte Adsorption von Lipoproteinen). Das Adsorptionsmaterial ist hier das negativ geladene Polyacrylat gebunden an Polymetacrylamid. Die Bindung der Lipide beruht auch hier auf elektrostatischem Wege. Es stehen unterschiedliche Konfigurationen (500/750/1000/1250) zur Verfügung. Da dieses System auch nur aus einem Trennungsschritt besteht, ist es im Aufbau vereinfacht und die Behandlungszeit verkürzt. Die Kontraindikation ACE-Hemmer besteht auch hier wegen der negativ geladenen Adsorberoberfläche vom Polyacrylat. Das HELP-Verfahren gehört zu den selektiven Verfahren und eliminiert LDL-Cholesterin, Lipoprotein(a) und Fibrinogen aus Plasma durch Präzipitation mit Heparin in saurem pH-Milieu (pH-Wert 5,1). Durch die im Vergleich zu den anderen Systemen verstärkte Fibrinogenabsenkung wird auch die Blutviskosität verringert und somit die Durchblutung insbesondere der Kapillargefäße verbessert. Dies macht man sich auch bei der Behandlung des akuten Hörsturzes zunutze. Die starke Fibrinogenabsenkung limitiert das Behandlungsvolumen, unabhängig von der erreichten Cholesterin-Absenkung. Betrachtung der Systeme in der Literatur Im Folgenden werden die verschiedenen Systeme und ihre Effektivität durch die Literatur beschrieben. Parameter Therasorb Fresenius B. Braun Diamed Kaneka DhP Kaneka LA15 Life 182 DALI3,5 HELP4,6 Kaskade/MDF6 Vollblut/DHP9,10 Plasmabeh. LA15 7,8,11 Einwegsystem nein ja ja ja ja ja Albumin-Absenkung 20% 13% 14% 5-10% 2% 2% LDL-Absenkung 60% 60-75% 55-61% 60-70% 60-75% 60% - unbegrenzt Lp(a)-Absenkung 60% 60-75% 46% 60-70% 60-75% 60% - unbegrenzt Cholesterin gesamt k.A. 60% 48% 53% 55 % + 60 % + HDL- Absenkung 20% 16-29% 2,8-16% bis 20% 5-13% 5-6% Fibrinogen-Absenkung 20% 16% 50-60% 42% 20-40% 20-25% Triclyceride-Absenkung 55% ca. 40,1% + ca. 24,6-55% bis 57,5% ca. 66% ca. 66% IgG / IgM 20% / 15% 20% / 21% 16% / 20% 10% / 15% 1 - 7% / 14% 7% / 14% Heparin/Citrat 1500 Heparin- Heparinbedarf für 1500 Heparin- kein Heparinbolus Heparinbolus, Misch- Bolus, Citrat nach Therapie: Bolus; Heparin bis notwendig;Citrat Heparin 1500 IE/h antikoagulation Arztvorschrift 100 IE/100ml zu 1500 IE/h nach Arztvorschrift theoretisch unbe- 1,6fache des ca. 3 Liter 4-4,5 Liter Blutvolumen Kapazität grenzt, Säulenpaar Blutvolumens Antikoagulation Plasmavolumen/ Extrakorporales Volumen Max. Plasmafluss während der The- während der Therapie regenerierbar Blut: 65 ml Dali 1000 Blut: 250 ml Blut: 210 ml DL-75 Blut: 175 ml Plasma: 380 ml Blut: 700 ml Plasma: 700 ml Plasma: 340 ml 450 ml Plasma: 200 ml 30 ml/min /// max. 25% vom (1:3 Plasma-Blut) /// max. 40% vom Blutfluss Filter 2 max. Druck Zeitbedarf Therapie spezifisch Sterilisation theoretisch unbegrenzt, Säulenpaar rapie regenerierbar (1:3 Plasma-Blut) Zeitbedarf Vorbereitung 1,5fache des Blutvolumens Blutfluss 500 mmHg ca. 45 min ca. 20 min ca. 1 h ca. 30 min ca. 20 min ca. 30 min 3h je nach Volumen 2-3 h ca. 2 h je nach Volumen 1,5-3 h ja ja ja nein ja ja autoklaviert Dampf ? Gamma Dampf Gamma/Dampf 23 Therapeutische Apherese - Marktreview Germany Progress in LDL Apheresis Table 1. Mean percentage reduction of plasma proteins with different methods of LDL apheresis (pre and post treatment values) according to published data MDF(7,19,21,23,59) Lipid filtration(9) HELP(60-63) DALI(8,64) DSA(10,62,65) IA (59,62,63,66) LDL cholesterol 56-62% 61% 55-61% 53-76% 49-75% 62-69% HDL cholesterol 25-42% 6% 5-17% 5-29% 4-17% 9-27% Lp (a) 53-59% 61% 55-68% 28-74% 19-70% 51-71% Triglycerides 37-49% 56% 20-53% 29-40% 26-60% 34-49% Fibrinogen 52-59% 42% 51-58% 13-16% 17-40% 15-21% IgG 13-32% 14% 16% 15-20% 11% 25% High variation of value are partially due to differences in treated plasma and blood volumes. MDF, membran differential filtration; HELP, heparin-induced extracorporeal LDL precipitation; DALI, direct adsorption of lipoproteins; DSA, dextrum sulfate adsorption; IA, immunoadsorption; LDL, low-density lipoprotein; HDL, high-density lipoprotein. Tab. Progress in LDL Apheresis From Membrane Differential Filtration to Lipidfiltration: Technological Progress in Low-density Lipoprotein Apheresis; R. Klingel, T. Fassbender, C. Fassbender, and B. Göhlen; Apheresis Research Institute, Cologne, Germany; Therapeutic Apheresis and Dialysis 7(3):350358, 2003 Literaturverzeichnis / Quellenangaben: 2 Flyer/Richter et al., Three-Years Treatment of Familial Heterozygous Hypercholesterolemia by Extracorporeal Low-Desity Lipoprotein Immunoadsorption with Polyclonal Apolipoprotein B Antibodies, Metabolism, Vol 42, No.7, 1993, 88-894 3 Jansen et al., Direct adsorptio of lipoproteins (DALI) from whole blood: First long-term clinical experience with a new LDL-Apheresis system for the Treatment of familial hypercholesterolemia, Wiener Klinische Wochenschrift 2000; 112/2:61-69 4 Eisenhauer et al., Selective Continous Elimination of Low Density Lipoproteins (LDL) by Heparin Precipitation: First Clinical Application, Trans Soc Artif Intern Organs 1986, Vol.XXXII 104 - 106 5 Hörl et al.(2000) 6 Prof. Dr. Julius et al., Universitätsklinikum Dresden, 2001 7 Bambauer et al., Low Desity Lipoproteins Apheresis in the Treatment of Two Patients with Coronary Heart Disease and Extremely Elevated Lipoprotein (a) Levels, Artificial Oragns 20(4):340-343, 1996 8 Tatami et al., Regression of coronary atherosclerosis by combined LDL-apheresis and lipid-lowering drug therapy in patients with familial hypercholesterolemia: a multicenter trial, Atherosclerosis, Vol 95, 1992, 1-13 9 Otto C. et al., Efficacy and Safety of a New Whole-blood Low density Lipoprotein Apheresis System (Liposorber D) in Servere Hypercholesterolemia, Artif.Organs 2003;27:1116-1122 10 Tasaki et al., Low-desity Lipoprotein Apheresis Therapy with a Direct Hemoperfusion Column; A Japanese Multicenter Clinical Trial, Therapeutic Apheresis and Dialysis 2005, 9(5):383-392 11 Sachais B. et al., Long Term Effect of LDL Apheresis in Patients with Severe Hypercholesterolemia, Journal of Clinical Apheresis 20:252-255 (2005) „Fachpflege Nephrologie und Dialyse“; Hrsg. G. Breuch; 4. Auflage; elsevier, urban & fischer Verlag 24 Spektrum der Dialyse & Apherese I 05/2011