Forum Ne w s l e t t e r der KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS 04/2009 Beweglich bleiben – die Wirbelsäule Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, nahezu alle Menschen leiden im Laufe ihres Lebens an Rückenschmerzen. Rückenschmerzen sind der zweithäufigste Grund für einen Arztbesuch. 15 % aller Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen gehen auf Rückenschmerzen Bandscheibenprothese S3 Wie die dynamische Funktion der Lendenwirbelsäule erhalten wird zurück. Bereits vor dem 45. Lebensjahr sind Rückenschmerzen der häufigste Krankheitsgrund. Nur selten spielt hier jedoch der im Volksmund so häufig genannte Bandscheibenvorfall eine Rolle. Oftmals sind es andere Bereiche des Rückens, die Therapie beim Rückenschmerz S4 Verschiedene Möglichkeiten stationärer Schmerztherapie Probleme machen. Zu nennen sind die Arthrose der kleinen Wirbelgelenke, die Blockierung der Kreuzdarmbeingelenke oder der kleinen Wirbelgelenke, insbesondere aber Schwächen und Überlastungen von Rücken- und Bauchmuskulatur. Daneben gilt es immer Fortsetzung nächste Seite Rückenschmerzen beim Golf S6 Wenn die schönste Nebensache der Welt zur Qual wird N e w s l e t t e r der KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS Editorial 04/2009 abzuklären, ob nicht auch vom Becken, von den Beinen oder von den Hüften Probleme in den Bereich des Rückens ausstrahlen. über die Geschäftsstelle unseres Hauses ([email protected]) erhalten. Ich hoffe, dass wir Ihnen viele nützliche Informationen mit der vorliegenden Ausgabe vermitteln können. Glücklicherweise können mehr als 80 % der Beschwerden durch die klassische Orthopädie konservativ behandelt werden. Nur sehr selten muss chirurgisch eingegriffen werden. Weitergehende Beratung erhalten Sie natürlich gerne in unseren Spezialsprechstunden, insbesondere in der Wirbelsäulen-, aber auch in der GolferSprechstunde. Fortsetzung vorige Seite In dem vorliegenden Newsletter wollen wir Sie über die aktuellen therapeutischen Maßnahmen bei Rückenproblemen informieren. Sie werden sehen, dass die Palette hier sehr umfangreich ist und man gerade bei Rückenbe- Christian Neuhäuser Leitender Oberarzt Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie, spezielle Unfallchirurgie [email protected] Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg Jerosch Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie Chefarzt Mit herzlichen Grüßen schwerden jeden Patienten individuell beraten muss. Ihr Wie gewohnt können Sie die vergangenen Ausgaben des Newsletters auch Dr. med. Ingo Meyer Oberarzt Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie, spezielle Unfallchirurgie [email protected] Dr. med. Oliver-Max Potrett Oberarzt Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie, Akupunktur [email protected] Erdogan Altunok Oberarzt Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie [email protected] Sprechstunden der Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 8.00 – 15.30 Uhr Unfallchirurgische Sprechstunde 8.00 – 15.30 Uhr Unfallchirurgische Sprechstunde 8.00 – 15.30 Uhr Unfallchirurgische Sprechstunde 8.00 – 15.30 Uhr Unfallchirurgische Sprechstunde 8.00 – 15.30 Uhr Unfallchirurgische Sprechstunde 9.00 – 11.30 Uhr Allgemeine orthopädische Sprechstunde 9.00 – 12.00 Uhr Allgemeine orthopädische Sprechstunde 9.00 – 12.00 Uhr Allgemeine orthopädische Sprechstunde 9.00 – 12.00 Uhr Allgemeine orthopädische Sprechstunde 9.00 – 12.00 Uhr Allgemeine orthopädische Sprechstunde 11.30 – 15.00 Uhr Privatsprechstunde 10.00 – 14.00 Uhr Wirbelsäulensprechstunde 9.30 – 11.30 Uhr Kindersprechstunde 11.00 – 13.30 Uhr Endoprothesensprechstunde und Tumorsprechstunde 10.00 – 12.00 Uhr Handsprechstunde 13.00 – 15.00 Uhr Fußsprechstunde 11.30 – 14.30 Uhr Privatsprechstunde 12.30 – 14.30 Uhr Schultersprechstunde und Sportsprechstunde 10.00 – 12.00 Uhr Knie- und Knorpelsprechstunde 14.00 – 15.00 Uhr Golfersprechstunde 12.00 – 14.00 Uhr Schmerzsprechstunde Für alle Sprechstunden ist unbedingt eine Terminabsprache über die Ambulanz unter T (02131) 5295-8700 erforderlich. 2 N e w s l e t t e r der KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS 04/2009 Die Bandscheibenprothese der Lendenwirbelsäule Wie die dynamische Funktion der Lendenwirbelsäule erhalten wird Die Funktion der Bandscheibe Durch Verschleiß bedingte Erkrankungen der Bewegungssegmente der Lendenwirbelsäule (Osteochondrose) sind häufig Ursache für Rücken und/oder Beinschmerzen. Die Bandscheibe als zentraler hydraulischer Puffer zwischen zwei Wirbelkörpern spielt für die Stabilität und Funktion des Wirbelsegments eine entscheidende Rolle. Das Bandscheibenfach kann man sich als Gelenk vorstellen. Es unterliegt, wie alle anderen Gelenke des menschlichen Körpers, einem Verschleißprozess, der mit Abschluss des Wachstums beginnt (Abb. 1). Dies erklärt, warum auch junge Menschen (Altersgruppe 20 bis 50 Jahre) Bandscheibenprobleme beklagen. Abb. 1: MRT mit Bandscheibendegeneration Was ist ein Bandscheibenvorfall? Der Bandscheibenvorfall ist in den Industriestaaten eine Volkskrankheit, die Behandlung mitunter schwierig und Folgeschäden aufgrund des „Gelenkverlusts“ vorprogrammiert. Die meisten Bandscheibenvorfälle können zwar konservativ behandelt werden, das Bandscheibenfach aber bleibt erkrankt und funktionsgestört, so dass häufig lebenslange Rückenprobleme auftreten. Der eigentliche Bandscheibenvorfall stellt nur eine Komplikation der Erkran- kung des Bandscheibenfachs dar. Auch ohne den erlittenen Vorfall handelt es sich um eine ernsthafte Lendenwirbelsäulenerkrankung, die für den Patienten mit Schmerzen verbunden ist und häufig lange Arbeitsunfähigkeiten bis hin zur Erwerbsunfähigkeit verursacht. Die Folge sind häufige Arztbesuche und langwierige, teils lebenslange, Behandlungsmaßnahmen, die hohe Kosten im Gesundheitssystem verursachen. Zur operativen Behandlung der chronischen Bandscheibenfacherkrankung gehört neben der Bandscheibenentfernung (Nukleotomie) die Versteifungsoperation (Fusion/Spondylodese) des Bewegungssegments zwischen zwei Wirbelkörpern. Hierbei wird das betroffene Bandscheibenfach nach Entfernung des geschädigten Bandscheibengewebes mit körpereigenem Knochen oder einem künstlichen Abstandhalter aufgefüllt und über ein Schrauben- oder Plattensystem versteift. Gerade für jüngere Patienten bedeutet dies den Verlust eines Bewegungssegments der Lendenwirbelsäule, d. h. einen Gelenkverlust, so dass die auftretenden Kräfte von den Nachbargelenken übernommen werden müssen. Nicht selten führt dies zur Erkrankung der benachbarten Bewegungssegmente (Anschlussarthrosen). Hinzu kommt, dass der Erfolg der Versteifungsoperation davon abhängt, dass die operierten Wirbelkörper fest zusammenwachsen. Dies dauert mindestens drei Monate, kann aber auch bis zu einem Jahr dauern. In dieser Zeit sind die Patienten nicht oder nur bedingt belastbar und arbeitsunfähig. Einsatz einer Bandscheibenprothese Aus diesem Grunde wurde der künstliche Gelenkersatz für das Bandscheibenfach, die Bandscheibenprothese, entwickelt. Ähnlich wie bei dem Kunstgelenkersatz von Hüft- und Kniegelenk werden die Gelenkpartner durch Metallteile (Titan) ersetzt. Im Fall der Bandscheibenprothese ist zwischen den Metallplatten ein beweglicher Kunststoffkern, die „neue Bandscheibe“, positioniert (Abb. 2). Abb. 2: Bandscheibenprothese Prodisk® der Fa. Synthes Mit diesem Operationsverfahren ist es möglich, das erkrankte Bewegungssegment zu erneuern und die Beweglichkeit der Wirbelkörper zueinander zu erhalten. Zwei wesentliche Vorteile dieser Operation müssen hervorgehoben werden. Zum einen werden die auf die Wirbelsäule einwirkenden Kräfte nun wieder gleichmäßig verteilt, zum anderen heilen die Implantate wesentlich schneller ein, als die Versteifung durch die Fusionsoperation einsetzt. Bei welchen Patienten wird das Behandlungsverfahren angewendet? Das Behandlungsverfahren ist bei Patienten zwischen 20 und 50 Jahren angezeigt, bei denen eine symptoma- 3 N e w s l e t t e r der KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS tische Verschleißerkrankung in einem Segment oder zwei Segmenten der Lendenwirbelsäule sicher diagnostiziert wurde und bei denen konservative Behandlungsmaßnahmen (> 6 Monate) nicht zum Erfolg geführt haben. Eine weitere Indikation ist bei Patienten vorhanden, die nach einer Bandscheibenoperation unter dem so genannten Postnukleotomiesyndrom leiden. Wann erfolgt eine Operation? Der Patient muss ausführlich über Nutzen und Risiken eines operativen Eingriffs, im Vergleich zur konservativen Therapie, und über die Prognose aufgeklärt werden. Da die Bandscheibenprothese ein noch recht „junges“ Implantat ist, kann über Langzeitergebnisse noch kein Aufschluss gegeben werden. Kurzund mittelfristige Ergebnisse zeigen ein gleichwertiges bis leicht überlegenes Ergebnis im Vergleich zur Versteifungsoperation. Die Patientenzufriedenheit ist wesentlich höher als bei der Versteifungsoperation. Zudem sind Rehabilitations- und Arbeitsunfähigkeitszeit deutlich kürzer. Die Implantation der Bandscheibenprothese erfolgt von vorne über einen Unterbauchschnitt, die Bauchhöhle selbst wird nicht geöffnet. Die erkrankte Bandscheibe wird, insofern noch vorhanden, entfernt und das Bandscheibenfach für die Aufnahme der Bandscheibenprothese vorbereitet. Anschließend wird der Bandscheibenersatz unter Röntgenkontrolle perfekt zwischen den Wirbelkörpern eingebracht. Die Verankerung erfolgt durch kleine Metallfortsätze der Prothese im Knochen ohne Knochenzement (Abb. 3 und 4). Die Nachbehandlung ist funktionell, die Patienten müssen für 12 Wochen ein Lendenkorsett verwenden und sich einer speziellen Rückenschule unterziehen. Fazit Es handelt sich bei der Bandscheibenprothese um ein neuartiges Operationsverfahren zur Behandlung eines bandscheibenbedingten Rücken- oder Beinschmerzes. Statt einer Versteifung des Bewegungssegments wird die natürliche Funktion der Lendenwirbelsäule durch die Bandscheibenprothese wiederher- 04/2009 Links Abb. 3: Postopeartives Röntgenbild seitlich Rechts Abb. 4: Postoperatives Röntgenbild frontal gestellt. Die Operation ist vom Aufwand her mit dem der Versteifungsoperation vergleichbar, die Nachbehandlungszeit ist kürzer und die Arbeitsfähigkeit in der Regel schneller wieder erreicht. Zur Operationsplanung sind spezielle Untersuchungen und Tests erforderlich, um die Wahrscheinlichkeit des Therapieerfolgs richtig einschätzen zu können. Hierzu bieten wir unsere Wirbelsäulensprechstunde an. Haben Sie eine Überweisung durch den Orthopäden, können unter der Telefonnummer (02131) 5295-8700 Untersuchungstermine vereinbart werden. Stationäre Schmerztherapie beim Rückenschmerz Verschiedene Möglichkeiten der Behandlung Im Laufe des Lebens ist die Wirbelsäule einem natürlichen Verschleiß unterworfen. Diese Veränderungen äußern sich häufig in Form von Schmerzen. Meist ist dabei der untere Wirbelsäulenabschnitt, die Lendenwirbelsäule, betroffen. Die Schmerzen sind dann im Rücken zu spüren oder sie ziehen in ein Bein. Faktoren, die den Verschleiß begünstigen, sind u. a. Übergewicht, schlechte Ernährung, den Rücken belastende Tätigkeiten, zu wenig Sport bzw. Be- 4 wegung, einseitige Bewegungen und Körperhaltungen und das Rauchen. Sind die Veränderungen nicht sehr stark ausgeprägt, besteht die Therapie in einer konservativen Behandlung des Symptoms Schmerz. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt bzw. Orthopäde. In vielen Fällen ist hier bereits eine sehr gute Behandlung möglich. Ist die Therapie seitens des niedergelassenen Kollegen nicht ausreichend, besteht die Möglichkeit einer stationären Behandlung der Rückenschmerzen. Dabei gibt es viele parallel durchgeführte Maßnahmen, auch „multimodale Schmerztherapie“ genannt. Die konservativen Maßnahmen bestehen aus Gabe von Schmerzmedikamenten, Lagerung, Wärmeanwendung und Physiotherapie. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen kann eine Spritzentherapie (bzw. Infiltrations- oder Injektions- N e w s l e t t e r der KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS therapie) an den kleinen Wirbelkörpergelenken, den Nervenwurzeltaschen oder auch die Nadelung des Wirbelkanals durchgeführt werden. Schmerzmedikamente Die Gabe von Schmerzmedikamenten kann als Tablette oder Tropfen erfolgen. Im Bereich der stationären Schmerztherapie erfolgt jedoch eine spezielle Infusionsbehandlung. Diese muss besonders im Akutzustand wiederholt erfolgen. Zum Ende des stationären Aufenthalts, bei abnehmenden Beschwerden, wird dann die Schmerztherapie auf Tabletten, Tropfen oder Schmerzpflaster umgestellt. Parallel zur Schmerztherapie erfolgt im akuten Stadium eine spezielle Lagerung des Patienten im so genannten Stufenbett. Dies ist die für den Rücken bzw. die Wirbelsäule am wenigsten belastende Haltung. Wärmebehandlung Patienten mit Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule empfinden im Allgemeinen Wärme als wohltuend. Dabei kann es sich um lokale Wärme oder auch um warmes Klima wie z. B. im Urlaub handeln. Eine sehr gute Maßnahme der Wärmeanwendung ist die Fangotherapie. Im Zuge der stationären Schmerztherapie werden wiederholte Fangoanwendungen durchgeführt. Physiotherapie Die Krankengymnastik bzw. Physiotherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der konservativen Schmerztherapie der Wirbelsäule. Einzelheiten dazu können Sie in diesem Heft nachlesen. Spritzentherapie Durch die Befragung der Patienten und Untersuchungen wird die Ursache der Schmerzen lokalisiert, wie z. B. ein Ver- 04/2009 schleiß der kleinen Wirbelgelenke oder eine Bandscheibenvorwölbung. Durch wiederholte Injektionen kommt es dabei zu einer rückläufigen Schmerzempfindlichkeit und einer Entspannung der damit zusammenhängenden Muskelverspannung. Gleichzeitig wird der Reizzustand im umliegenden Gewebe gebessert. Wichtig ist die Wiederholung der Infiltrationen. Injektion an die Nervenwurzel Eine häufige Ursache von Schmerzen besteht in Verschleißerscheinungen der kleinen Wirbelgelenke, den so genannten Facettengelenken. Da diese sehr gut kommt es zu Schmerzen, die in das entsprechende Bein ziehen. Durch eine gezielte Injektion an den entsprechenden Nerven können die Beschwerden gelindert werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, unter Kontrolle der Computertomographie gezielte Spritzen an den aus dem Wirbelsäulenkanal austretenden Nerven zu setzen (PRT). Injektion an das Facettengelenk durch Nerven versorgt werden, können sie leicht Beschwerden auslösen. Dabei kann es sich um Rückenschmerzen oder auch um in das Bein ziehende Schmerzen handeln. Durch Injektionen an den Facettengelenken können die Beschwerden gut gelindert werden. Ist die Injektionsbehandlung erfolgreich, kann man eine Verödung der kleinen Nervenfaser der Facettengelenke durchführen, die so genannte Facettenkoagulation. Dies erfolgt unter Einsatz eines Lasers. Jeweils zwischen zwei Wirbelkörpern treten auf Höhe der Bandscheiben die Spinalnerven aus, die zum Teil bis in das Bein ziehen. Reizungen durch Bandscheibenvorwölbungen, Operationsnarben oder Einengungen der Austrittstellen sind oft die Ursache. Dadurch Spritze unter CT-Kontrolle (PRT) Nach einer Spritzentherapie von 8-10 Tagen kann man eine dauerhafte Schmerzlinderung erreichen. In vielen Fällen kann durch die Kombination der genannten Behandlungsmöglichkeiten eine langfristige Besserung der Beschwerden bis hin zur Schmerzfreiheit erreicht werden. Sollten gleiche Beschwerden nach einer gewissen Zeit erneut auftreten, kann die Therapie auch wiederholt werden. 5 N e w s l e t t e r der KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS 04/2009 Rückenschmerzen beim Golf Wenn die schönste Nebensache der Welt zur Qual wird Der Golfsport ist eine Sportart, die ein hohes Maß an Koordination verlangt, um einen ca. 43 mm großen Ball mit einem Schläger zu treffen, der sich in einer Schwungbewegung auf einer Kreisbahn bewegt. Hierbei bedarf es eines Zusammenspiels verschiedener Muskelgruppen des Körpers. Um diesen komplexen Bewegungsablauf bei jedem Schlag reproduzieren zu können, ist ein gewisses Trainingsausmaß unentbehrlich. Bei einer nicht ausreichend entwickelten Muskulatur sowie schlechter Schwungtechnik kann es leicht zu Überlastungen oder auch akuten Verletzungen kommen, die den Golfspieler daran hindern, seinen Sport womöglich über einen längeren Zeitraum ausüben zu können. Neben den Beschwerden am Ellenbogen und an der Schulter treten bei Amateurspielern häufig Schwierigkeiten an der Lendenwirbelsäule auf. Die Ursachen liegen häufig in einer fehlenden Vorbereitung der Muskulatur auf die Belastungen beim Golfschwung. Bei einem fehlerhaft ausgeführten Golfschwung wird der Schläger von ca. 170 km/h auf 0 km/h abgebremst. Diese Energie wird natürlich auf den Körper übertragen, was zu akuten Verletzungen, aber auch zu chronischen Veränderungen führen kann. Andererseits können auch vorbestehende Veränderungen wie z. B. Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke oder der Bandscheiben durch eine fehlende 6 Vorbereitung auf das Golfspiel zu einer akuten Verschlechterung vorbestehender Erkrankungen führen. Im Rahmen einer Untersuchung über die Druckverhältnisse in der Bandscheibe während des Golfspiels konnte ermittelt werden, dass der Abschlag mit einer Druckerhöhung um 10 bar (5-mal mehr als ein Autoreifen) im Wirbelsäulensegment L5/S1 den Rücken am meisten belastet. Auch das Tragen des Golfbags sowie das stetige Bücken nach dem Ball führt zu deutlichen Druckerhöhungen. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse sollte bei Golfspielern mit Rückenproblemen eine genaue Analyse des Trainings- und Spielverhaltens erfolgen, damit neben der Schwungkorrektur eine Veränderung des Trainingsverhaltens erfolgt, um somit eine Beschwerdebesserung zu erzielen. Im Jahr 2008 waren 575.176 aktive Golfspieler im Deutschen Golfverband registriert. Die männlichen Spieler ab 55 Jahren stellten mit 144.665 sowie die Frauen ab 55 Jahren mit 99.288 Spielerinnen die prozentual größten Gruppen dar. Aufgrund des natürlichen Alterungsprozesses mit zunehmendem Verschleiß der Gelenke, insbesondere an der Wirbelsäule, sowie Abbau von der rumpfstabilisierenden Muskulatur, ist hier einerseits eine saubere Schwungtechnik, andererseits ein spezielles muskelstabilisierendes Trai- ning neben dem reinen Golftraining essentiell, um Verletzungen und Überlastungsschäden zu vermeiden. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, unterhält die Abteilung für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin seit einigen Jahren eine spezielle Golfersprechstunde, die in enger Kooperation zwischen Ärzten und Physiotherapeuten betrieben wird. In der Sprechstunde erfolgt neben einer ärztlichen Anamnese sowie körperlichen Untersuchungen auch die Durchführung einer videogestützten Schwunganalyse, um ein umfassendes Bild der individuellen Problematik zu erhalten. Durch die erhaltenen Informationen können somit der Golfspielerin bzw. dem Golfspieler gezielt Empfehlungen an die Hand gegeben werden, die im weiteren Verlauf mit dem Trainer im Heimatclub erarbeitet werden können. Patienten, die z. B. an der Wirbelsäule operiert wurden, jedoch auf das Golfspiel nicht verzichten wollen, können durch kleine Änderungen des Golfschwungs eine den Rücken schonende Technik erlernen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, ein spezielles Muskelstabilisierungstraining zu entwerfen und auf Wunsch im angeschlossenen Rehabilitationszentrum direkt umzusetzen. Ferner dient die Golfersprechstunde ebenfalls dazu, Veränderungen im Bereich der Gelenke zu erkennen und ggf. medizinisch zu behandeln. Die Golfersprechstunde des JohannaEtienne-Krankenhauses möchte dem motivierten Golfspieler helfen, die schönste Nebensache der Welt bis ins hohe Alter mit Spaß und vor allem schmerzfrei betreiben zu können. N e w s l e t t e r der KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS Physiotherapie bei Rückenschmerzen 04/2009 Klinik aktuell Gezieltes und individuelles Aufbautraining unter Anleitung Häufige Ursachen für Rückenschmerzen liegen in einer Muskelschwäche. Das akute Stadium kann schon nach kurzer Zeit chronisch werden. Gleichzeitig sollte der Patient ein langfristig angelegtes Trainingsprogramm unter Anleitung absolvieren. Dieses muss individuell zugeschnitten sein und von einem Physiotherapeuten oder Diplom-Sportwissenschaftler entwickelt werden, der über Erfahrungen in der Behandlung von Schmerzpatienten verfügt. Im persönlichen Gespräch werden Arztbefunde gründlich gesichtet und die Ziele gemeinsam mit dem Patienten erörtert. Im optimalen Trainingsprogramm spielt nicht nur die „Kraftkom- Das sensomotorische Training auf der Rüttelplatte stärkt die Muskulatur. Einstellung der Geräte. Erst wenn nach mehrmonatigem regelmäßigem Training eine gute Kraftausdauer erreicht ist, kann zum Kraftaufbau übergegangen werden. Für eine bessere Stoffwechselaktivität bleibt das Ausdauertraining allerdings Voraussetzung und sollte unter Pulskontrolle fortgesetzt werden. Prof. Jerosch Kongresspräsident 2010 in Baden-Baden Für den größten deutschen Orthopädenkongress ist Prof. Dr. Jerosch zum Kongresspräsidenten berufen worden. Zu der jährlich in Baden-Baden stattfindenden Jahrestagung treffen sich mehrere tausend Orthopäden aus dem deutschsprachigen Raum, um aktuelle Probleme der Orthopädie und Unfallchirurgie zu diskutieren. Neben den fachlichen Schwerpunkten wird auf diesem Kongress ein besonderer Schwerpunkt die Weiterbildung der jungen Kolleginnen und Kollegen sein. Hier wird erstmals ein spezielles Programm für Assistentinnen und Assistenten etabliert. Impressum Newsletter der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Johanna-Etienne-Krankenhaus Herausgeber Johanna-Etienne-Krankenhaus gGmbH Am Hasenberg 46 41462 Neuss Die Schulung des Gleichgewichts ist als Koordinationstraining wichtig für die bewusste Wahrnehmung des Körpers. ponente“ eine Rolle, sondern auch die Schulung der Koordination der Muskulatur des gesamten Körpers. Ohne diese ist es gar nicht möglich, die Leistungsfähigkeit des Körpers auszunutzen. Eine besondere Form stellt das Vibrationstraining dar. Bei diesem ist der Muskelaufbau um ein Vielfaches höher als bei einem konventionellen Training. Übungen an Kraftgeräten sind ebenfalls sinnvoll, jedoch nur bei einer optimalen Der Kraftaufbau ist die letzte Phase des physiotherapeutischen Trainings. Für den Therapieerfolg ist also ein individuelles Behandlungskonzept wichtig, genauso wie die enge Zusammenarbeit zwischen Therapeuten, Sportwissenschaftlern, Ärzten und dem Patienten. Die dauerhafte Schmerzfreiheit lässt sich oft nur durch die Umstellung von Lebensgewohnheiten erhalten – und über ein regelmäßiges Training für mindestens ein halbes Jahr oder länger. V.i.S.d.P. Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg Jerosch Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Johanna-Etienne-Krankenhaus Layout + copymed [email protected] Fotovermerke Titelfoto: © Studio-54/fotolia.com S. 6: © michanolimit/fotolia.com Weitere Fotos: Johanna-Etienne-Krh. und savita Illustrationen Titel, Rückseite: Charlotte Schmitz Ausgabe 04/2009 Der Newsletter erscheint viermal jährlich Auflage 8.000 Exemplare 7 N e w s l e t t e r der KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE, UNFALLCHIRURGIE UND SPORTMEDIZIN am JOHANNA-ETIENNE-KRANKENHAUS 04/2009 Veranstaltungskalender Veranstaltungen für Patienten Anmeldungen sind nicht erforderlich! Wann? Was? Wo? Mittwoch, 11.11.2009, 17 Uhr Patientenforum zum Thema Wirbelsäule Samstag, 06.02.2010 Patienta 2010 Messe Essen Achtung! Ab 09.09.2009 finden die Veranstaltungen wegen JEK-Umbaus im St. Alexius-Krankenhaus statt. (Alexianerplatz 1, 41464 Neuss, Kardinal-Frings-Saal) Wissenschaftliche Veranstaltungen der Klinik für Ärzte Information und Anmeldung über Prosympos GmbH, Essen, [email protected] Wann? Was? Wo? Freitag, 20.11.2009 bis Samstag, 21.11.2009 Freitag, 27.11.2009 bis Samstag, 28.11.2009 Freitag, 04.12.2009 bis Samstag, 05.12.2009 Donnerstag, 18.02.2010 bis Samstag, 20.02.2010 OP-Kurs Schulterendoprothetik Münster, Universitätsklinikum, Institut für Anatomie Neuss, Rheinisches Landestheater Münster, Universitätsklinikum, Institut für Anatomie Essen, Universitätsklinikum, Institut für Anatomie Samstag, 17.04.2010 Neusser Schmerztag Neuss, Zeughaus Donnerstag, 29.04.2010 bis Sonntag, 02.05.2010 58. Jahrestagung der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e.V. Baden-Baden, Kongresshaus Kongress UpDate Orthopädie & Unfallchirurgie OP-Kurs Hüftendoprothetik 9. OP-Kurs Fuß minimal-invasive Vorfußchirurgie/arthroskopische Therapie/ OSG-Prothetik Ihr Weg zu uns Johanna-Etienne-Krankenhaus Am Hasenberg 46 41462 Neuss Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin Chefarztsekretariat Monika Stickelbruck Terminvereinbarungen Ambulanz T (02131) 5295-8700 F (02131) 5295-2003 [email protected] Mit dem Bus Haltestelle Johanna-Etienne-Krankenhaus: 848 Haltestelle Neusser Weyhe: 841, 843, 844, 851, 852 Mit dem Pkw A 57 Ausfahrt Neuss-Holzbüttgen/Kaarst, Zufahrt über Viersener Straße, Venloer Straße www.johanna-etienne-krankenhaus.de Seit März ist der Haupteingang verlegt. Eine neue Beschilderung führt Sie sicher über das Gelände zu unserem neuen provisorischen Haupteingang.