ambassade de france - Französische Botschaft

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Frankreich – Info
Herausgeber : Französische Botschaft
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10.11.2009
Rede des Botschafters Bernard de Montferrand
anlässlich der Verleihung der Insignien eines Offiziers der Ehrenlegion an
Jens Weidmann
Berlin, 5. November 2009
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde,
es ist mir eine Ehre, heute Jens Weidmann im Namen von Staatspräsident Sarkozy die
Auszeichnung eines Offiziers der Ehrenlegion zu verleihen. Die Anwesenheit von Xavier Musca,
dem stellvertretenden Generalsekretär des Elysée, gibt dieser Zeremonie eine ganz besondere
Bedeutung. Danke, cher Xavier, dass Sie heute bei uns sind.
Es ist mir und uns allen eine Freude, Jens Weidmann zu ehren. Er ist ein Volkswirt ersten
Ranges. Er ist ein Freund Frankreichs mit herausragenden menschlichen Qualitäten.
Sehr geehrter Jens Weidmann,
Sie sind an erster Stelle ein echter Volkswirtschaftler mit einer besonderen Eigenschaft: Für Sie
gehörten Theorie und Praxis stets zusammen.
Fangen wir mit der Theorie an: Sie haben sie an den besten Universitäten studiert; und Sie
haben die komplexesten Fächer gewählt.
Angefangen haben Sie in Aix-en-Provence. Aix-en-Provence unterhält enge Beziehungen zu
Baden-Württemberg, wo Sie Abitur gemacht haben. Sie haben Ihr Studium in Bonn fortgesetzt.
1997 haben Sie promoviert. Ihre umfassende Ausbildung macht Sie zu einem Spezialisten der
Geldpolitik. Deren praktische Auswirkungen konnten Sie sowohl als Mitarbeiter der Banque de
France als auch später in Ruanda ermessen, wo Sie bei der Zentralbank und im
Wirtschaftsministerium tätig waren.
Neben Ihrer beruflichen Tätigkeit veröffentlichen Sie regelmäßig Artikel, in denen Sie Ihre
Überlegungen vertiefen. Ihre wichtigste Arbeit ist natürlich Ihre Doktorarbeit. Darin behandeln
Sie die europäische Geldpolitik – ein ganz aktuelles Thema. Axel Weber, heute Präsident der
Bundesbank, hat Ihr Studium wesentlich beeinflusst. Ihr Doktorvater war Manfred Neumann,
einer der renommiertesten Professoren der Universität Bonn.
Sie hätten Professor werden können. Aber Sie haben die praktische Arbeit gewählt.
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Nach Abschluss Ihres Studiums entscheiden Sie sich für eine Tätigkeit beim IWF. In der AfrikaAbteilung beraten Sie die Regierungen des Tschad und der Kapverden. Danach werden Sie
Generalsekretär des Rats der Wirtschaftsweisen, dem Axel Weber bereits angehört. Sie sorgen
dafür, dass die Arbeit des Rates pragmatischer wird. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei
der Erstellung der „20 Punkte für Wachstum und Beschäftigung“. Dieser Bericht war die Basis
der Agenda 2010.
Sie haben weiterhin besondere Beziehungen zum afrikanischen Kontinent unterhalten. So
haben Sie zum Beispiel die Regierung von Angola beraten, als sie ein ähnliches System wie
den Rat der Wirtschaftsweisen einrichten wollte. Dieses Engagement für Afrika zieht sich durch
Ihre gesamte Laufbahn. Es zeigt, dass Ihnen klar ist, was im Entwicklungsbereich auf dem Spiel
steht und wo unsere europäische Verantwortung in diesem Bereich liegt.
Als Axel Weber zum Präsidenten der Bundesbank ernannt wurde, hat er Sie als Leiter der
Abteilung Geldpolitik und monetäre Analyse berufen. Und er hat nicht gezögert, Sie der
Bundeskanzlerin als Berater für Wirtschaftsfragen zu empfehlen.
Dieser wichtige Posten, auf dem Sie Thomas Mirow nachgefolgt sind, steht in der Kontinuität
der praktischen Arbeit, die Sie in Ihrer ganzen Laufbahn bevorzugen. Von Anfang an haben Sie
dieser Aufgabe Ihre persönliche Note gegeben. Vor Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 haben
Sie Frau Merkel vor allem zu den Herausforderungen des Mindestlohns und der deutschen
Energiepolitik beraten – Sie waren einer der wesentlichen Architekten des Energiegipfels im
Jahr 2007. Sie haben die Kanzlerin ebenfalls in Fragen der Handels- und Industriebeziehungen
mit den neuen starken Partnern China und Russland beraten.
Darüber hinaus haben sie ein bemerkenswertes Organisationstalent bewiesen, so als Sherpa
der Kanzlerin bei den G8- und G20-Treffen. Sie haben natürlich die deutsche Position
abgestimmt: mit den zuständigen Ministerien, mit den europäischen Partnern Deutschlands und
dann mit den übrigen Gipfelteilnehmern.
Seit September 2008 hat die Finanzkrise Sie in eine der schwierigsten Rollen gebracht, die man
sich vorstellen kann: Die Neuheit und das Ausmaß der Krise haben völlig neue Lösungen
erfordert. Die Rettung mehrerer Banken, die Konjunkturpakete, die Vorschläge zum Umbau des
internationalen Finanzsystems – an all diesen Entscheidungsprozessen waren Sie wesentlich
beteiligt. Darüber hinaus waren Sie als Vertreter der Bundesregierung beim Wirtschaftsfonds
und beim Soffin als Entscheider an allen Rettungen von Unternehmen und Banken beteiligt,
deren Insolvenz ein systemisches Risiko dargestellt hätte. Zunächst war da die IKB, mit
wesentlichen Auswirkungen auf die KfW. Dann die SachsenLB, die als erste öffentliche Bank
durch die Finanzkrise in Schwierigkeiten kam. Der Einstieg des Bundes bei der Commerzbank;
die Insolvenz der Hypo Real Estate; die Staatshilfen, die unter anderem für Arcandor/Quelle
und Opel bewilligt wurden. Gleichzeitig sind Sie seit November 2008 Mitglied der Arbeitsgruppe
um Ottmar Issing, die über eine neue globale Finanzarchitektur nachdenkt. Wir erinnern uns:
Der Bericht der Arbeitsgruppe war die Basis des deutschen Vorschlags beim G20-Gipfel in
Washington.
Sie haben sich in einer historischen Periode bewiesen, die Ihre herausragenden menschlichen
Eigenschaften ans Licht gebracht hat. Und mit der Auszeichnung, die Sie heute erhalten, sollen
auch diese Eigenschaften gewürdigt werden. Dazu gehören vor allem Diskretion, Bestimmtheit
und Verhandlungsgeschick. Im vergangenen Jahr sind in der deutschen Presse Dutzende von
Artikeln über Sie erschienen, aber Sie haben kein einziges Interview gegeben. Alle, die mit
Ihnen in Gremien zur Krisenbewältigung zusammengearbeitet haben betonen, dass Ihre
schonungslose Analyse es Ihnen ermöglicht, schneller als andere zum Kern eines Problems
vorzudringen und dass
Vertrauensbasis darstellt.
Ihre
Loyalität
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in persönlichen
Beziehungen
eine
starke
Es sind diese Eigenschaften, die Ihnen den Respekt und die Bewunderung Ihrer
Ansprechpartner einbringen und die Sie zu einem gefürchteten Verhandlungsführer machen.
„Eine eiserne Hand in einem Samthandschuh“. Auf Französisch ist das ein echtes Kompliment!
Jeder erinnert sich, mit welcher Unnachgiebigkeit Sie die Interessen Deutschlands bei so
schwierigen Themen wie der Führung von EADS Anfang Sommer 2007 oder dem CO2-Ausstoß
von PKW im Juni 2008 vertreten haben. Aber in jedem dieser Fälle haben Sie Kompromisse
aufgezeigt, die sich als absolut tragfähig erwiesen haben.
Es sind diese Eigenschaften, die Ihre französischen Ansprechpartner so schätzen und achten.
Sie haben es Frankreich und Deutschland in den letzten Monaten ermöglicht, sich bei der so
schwierigen und grundlegenden Frage der Reform der globalen Finanzarchitektur auf eine
einheitliche Position zu einigen. Xavier Musca betont gerne, dass Frankreich und Deutschland
bei den G20-Treffen auf Grund der alphabetischen Reihenfolge nebeneinander am
Verhandlungstisch sitzen. Aber diese zufällige physische Nähe ist zum Symbol für die
einheitlichen Verhandlungspositionen geworden und macht den anderen Delegationen deutlich,
dass zwischen Deutschland und Frankreich kein Blatt Papier passt.
Sie sind ein anspruchsvoller Freund, aber auch ein Freund, der uns besonders gut kennt. Diese
Auszeichnung ist auch ein Dank für das Interesse, das Sie Frankreich seit jeher entgegen
bringen. Da ist zunächst Ihr Studium. Man kann verstehen, dass Sie die Sonne in Aix-enProvence und die Straßencafés, die Platanen und die Brunnen des Cours Mirabeau lieben.
Aber in einer Zeit, wo viele junge Menschen Ihrer Generation das Klima Kaliforniens oder der
Ostküste vorziehen, beginnen Sie Ihr Studium an einer französischen Universität – ein
Interessensbeweis, der uns zutiefst berührt.
Durch Ihre Tätigkeit bei der Banque de France kennen Sie die französische Wirtschaft sehr gut.
Und natürlich wissen Sie – da bin ich ganz sicher – welchen Wert die Franzosen auf die
Stabilität legen. Wir sind Ihnen dankbar, dass Sie die deutschen Wirtschaftsforscher von Ihren
Kenntnissen profitieren lassen. Sie haben auf Französisch für die Banque de France einen
Artikel über „die Wechselwirkung der Zinssätze in Frankreich und Deutschland“ verfasst. Und
Sie haben an der Universität Bonn einen Artikel über die Banque de France geschrieben:
„Central bank independence and seignorage: the Banque of France.“
Aber Ihre Liebe zu Frankreich belegen vor allem Ihre hervorragenden Kenntnisse unserer
Sprache. Aus Bescheidenheit wahren Sie dieses Geheimnis auf bewundernswerte Art und
Weise, und doch spielt es eine wesentliche Rolle bei Ihren Kontakten und fast täglichen
Verhandlungen mit Ihren französischen Ansprechpartnern. Mir als Botschafter kommt die
Aufgabe zu, für die französische Sprache zu werben. Und Sie sollen wissen, dass ich Ihre
Französischkenntnisse – und natürlich auch die von Christoph – gerne überall bekannt mache.
Damit allen klar wird, dass die Kenntnis der französischen Sprache einen sehr weit bringen
kann.
Sehr geehrter Jens Weidmann, diese Zeremonie ist die Gelegenheit, die deutsch-französischen
Wirtschaftsbeziehungen zu betrachten und darüber nachzudenken, wie wir Sie zum Wohle
unserer beiden Länder und zur Stabilität Europas noch sinnvoller gestalten können.
Ich denke, wir müssen in diesem Bereich einige Regeln beachten. Die erste lautet: Wir müssen
an den heutigen Wirklichkeiten bauen, nicht an den Vorurteilen von gestern. Wir müssen uns so
sehen, wie wir sind! Deutschland hat sich verändert. Aber wie Staatspräsident Sarkozy sagte:
Auch Frankreich ändert sich zur Zeit sehr.
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Ja, wir sind sehr unterschiedlich und wir werden es bleiben. Aber wenn man genau
hinschaut sieht man, dass wir uns in den wesentlichen Punkten immer weiter annähern: Wir
sind gemeinsam dem Euro und dem Binnenmarkt verpflichtet. Wir wissen, was sie wert sind.
Zweifeln Sie nicht daran, dass Frankreich es ernst meint und sich dafür einsetzt. Wir haben
ähnlich hohe Sparquoten. Wir stehen im selben Wirtschafszyklus. Wir teilen dieselben Werte im
Hinblick auf die soziale Marktwirtschaft und den Sozialliberalismus. Das unterscheidet uns ganz
bedeutend vom Kapitalismus angel-sächsischer Prägung. Wir betrachten die Industrie als
wesentliche Quelle von Wertschöpfung. Diese Gemeinsamkeiten sind heute sehr viel wichtiger
als unsere Unterschiede.
Die zweite Regel lautet, dass die deutsch-französischen Beziehungen kein Selbstzweck sind.
Sie sind nur ein Werkzeug. Sie haben nur einen Sinn, wenn sie im Dienste einer Sache stehen,
die sehr viel mehr ist als nur die Summe unserer gemeinsamen Interessen. Sie haben nur einen
Sinn, weil dadurch – wie schon General de Gaulle gesagt hat – unser gemeinsames Handeln zu
einer archimedischen Schraube wird, zu einer großen Kraft. Im wirtschaftlichen Bereich ist klar,
dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass Europa handeln kann. Das haben Sie in den
vergangenen Monaten bewiesen beim Kampf gegen die Wirtschaftskrise und beim Vorantreiben
der Reform der globalen Finanzarchitektur.
Die Frage ist heute, ob wir auch in Zukunft wissen, wie wir diesen deutsch-französischen
Hebeleffekt weiterhin nutzen können.
Werden wir in der Lage sein, unsere Wachstumsmodelle so zu gestalten, dass sie sich noch
besser ergänzend und noch unabhängiger sind? Werden wir in der Lage sein, eine europäische
Politik zu definieren, die unsere Unternehmungen in Zukunftstechnologien stärkt? Werden wir
schließlich in der Lage sein, ein besseres internationales Kurswechselsystem zu fördern? Es
kommt nicht darauf an, auf welch unterschiedliche Weise man diese Fragen stellt. Was zählt, ist
dass wir in all diesen Bereichen gemeinsam mehr erreichen können als jeder für sich und dass
der Wohlstand Europas davon abhängt.
Die dritte Regel lautet, dass wir unser gegenseitiges Vertrauen weiter stärken müssen. Denn
Vertrauen kann man nicht verordnen, man muss es aufbauen. Ich glaube, wir könnten in
unseren Unternehmensbeziehungen noch enger zusammenarbeiten, wenn wir noch mehr
Vertrauen schaffen könnten. Wir sind füreinander die wichtigsten Handelspartner und unsere
wechselseitigen Investitionen sind beachtlich. In 90 % der Fälle laufen die
Geschäftsbeziehungen bemerkenswert gut und daher geräuschlos ab. Doch in bestimmten
Bereichen, in denen wir lebhaft miteinander konkurrieren, sehe ich manchmal einen Mangel an
Vertrauen. Die Unternehmen verfolgen dann genau die entgegengesetzte Strategie und die
Macht der selffulfilling prophecy setzt ein. Ich glaube, das Beispiel von Siemens und Areva,
über das viel gesprochen wurde, illustriert diese bedauerliche Folge eines solchen Mangels an
Vertrauen.
Wie können wir die Dinge verbessern? Ich denke, die Mittel sind einfach und wohl bekannt.
Zunächst ist da der Dialog: Wir müssen noch mehr miteinander sprechen und die Unternehmen
ermutigen, ebenfalls stärker in Dialog zu treten. Dann müssen wir systematisch nach Bereichen
suchen, in denen unsere Zusammenarbeit zu einem wirklichen technologischen und finanziellen
Mehrwert und zu Kostenersparnissen führt. Schließlich müssen wir in klar definierten Projekten
zusammenarbeiten, um gemeinsame Methoden und Gewohnheiten zu entwickeln. Was auch
kommen mag, die Europäer brauchen im 21. Jahrhundert Technologieprojekte, die zu
Hoffnungsträgern werden. So wie Airbus der Hoffnungsträger für das 20. Jahrhundert war. Ich
hoffe es wird uns gelingen, dafür den erforderlichen Rahmen und das nötige Vertrauen zu
schaffen, damit unsere Unternehmen dies erreichen können.
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Cette décoration et votre présence sur Pariser Platz est un symbole. Autrefois, l’Allemagne et
la France menaient des batailles en France, dans le Palatinat ou dans d’autres régions. Il y
avait toujours un vainqueur et un vaincu. Aujourd’hui, nous menons toujours des batailles, mais
elles sont d’une nature bien différente : elles se nomment Meseberg (EADS), Hanovre (Union
pour la Méditerranée), Straubing (CO2). Il n’y a plus un vainqueur et un vaincu, mais un
compromis utile à l’Europe. Ayons de grandes ambitions ! Elles seules justifieront les partages
de souveraineté ou les solutions très nouvelles qu’exigent les défis auxquels nous devons faire
face.
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