Projektbeschreibung „Krankenhausbesuchsdienst für Migrantinnen

Werbung
Herausgeber:
Redaktion:
Stand:
Stadt Osnabrück, Fachbereich Stadtentwicklung und Integration
Johanna Karapinar, Barbara Behnen, Frauke Barske
17. Juni 2014
Projektbeschreibung
„Krankenhausbesuchsdienst für Migrantinnen und Migranten“
Hintergrund
Ein Krankenhausaufenthalt ist oft mit Unsicherheit oder Ängsten verbunden, insbesondere
wenn die Patientin oder der Patient keine persönlichen Bezugspersonen hat, die ihr bzw. ihm
Beistand leisten. Seit vielen Jahren existiert aus diesem Grund ein ehrenamtlicher
Besuchsdienst in den Krankenhäusern in Osnabrück.
Gerade bei Migrantinnen und Migranten sind die Familienangehörigen zum Teil nicht vor Ort
oder die Betroffenen hatten noch keine Möglichkeit einen Freundeskreis in Osnabrück
aufzubauen. Aufgrund fehlender Sprachkenntnisse können diese Menschen den regulären
Besuchsdienst im Falle eines Krankenhausaufenthaltes allerdings häufig nicht in Anspruch
nehmen. Der bestehende Besuchsdienst in den Krankenhäusern ist zwar sehr bemüht auch
dieser Gruppe gerecht zu werden, gleichzeitig sind die sprachlichen und kulturellen Barrieren
manchmal zu groß.
Durch ein Gespräch mit einer Migrantin, die einer Integrationslotsin (ILOS) diese Erfahrung
schilderte, entstand im Frühjahr 2013 die Idee, die bereits vorhandenen Besuchsteams in
den Krankenhäusern in Osnabrück mit Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund zu
verstärken. Wie eine darauffolgende Recherche ergab, schien ein entsprechender Bedarf zu
existieren. Daraufhin ergriffen die Integrationslotsinnen Johanna Karapinar und Petra van
den Hurk die Initiative und stellten ihre Idee der Osnabrücker Freiwilligenagentur vor.
Zielsetzung
Das Projekt „Krankenhausbesuchsdienst für Migrantinnen und Migranten“ richtet sich an
Männer und Frauen mit Migrationshintergrund, die stationär in einem Osnabrücker
Krankhaus behandelt werden und einen Besuchsdienst in ihrer Muttersprache in Anspruch
nehmen möchten. Das Angebot soll dabei ausdrücklich nicht als Dolmetscherdienst
verstanden werden, sondern zielt darauf ab, den Patienten:





Einsamkeit, Angst und Unsicherheit zu nehmen,
ein positives Erlebnis zu bescheren und Freude zu bereiten,
kulturelles und sprachliches „Verstanden sein“ zu ermöglichen,
sie moralisch aufzubauen und ihr Selbstwertgefühl zu steigern und damit
den Heilungsprozess voranzutreiben.
Im Idealfall können sich nach dem Ende des Krankenhausaufenthalts aus dem
Besuchsdienst auch individuelle Unterstützungsnetzwerke ergeben, die ähnlich dem
klassischen Tätigkeitsfeld der Integrationslotsen (ILOS) den ehemaligen Patientinnen und
Patienten Hilfen im Alltag ermöglichen und beispielsweise Behördengänge erleichtern.
1
Nicht zuletzt können durch das Projekt Vorurteile erkannt und abgebaut werden oder sogar
Freundschaften entstehen. Dieser Prozess soll der Integration aller Mitwirkenden dienen und
damit zu einer positiven Entwicklung des Miteinanders in unserer Gesellschaft beitragen.
Konzeption und Ablauf
Ausgehend von der Entwicklung der Projektidee im Frühjahr 2013 konnte mit Hilfe der
Osnabrücker Freiwilligenagentur innerhalb relativ kurzer Zeit ein Pool von 20 bis 30
ehrenamtlich tätigen Besucherinnen und Besuchern mit Migrationshintergrund aufgebaut
werden. Zudem wurden in Absprache mit den beteiligten Krankenhäusern Flyer für
Patientinnen und Patienten in verschiedenen Sprachen entwickelt und gedruckt. Nach
Abschluss aller organisatorischen Vorbereitungen ist das Projekt im März 2014 offiziell
gestartet.
Die Ehrenamtlichen werden bei der Freiwilligenagentur in einer Liste geführt, aus der das
Herkunftsland, die Sprache und die Kontaktdaten ersichtlich sind. Nach Klärung einiger
Formalitäten zur Wahrung des Versicherungsschutzes während der Tätigkeit sowie dem
Unterschreiben einer Schweigepflichterklärung erhält jede/-r Ehrenamtliche ein eigenes
Namensschild, mit dem sie bzw. er sich in den Krankenhäusern ausweisen kann.
In den beteiligten Krankenhäusern liegen die Flyer in den verschiedenen Sprachen aus.
Patientinnen und Patienten ohne ausreichende Deutschkenntnisse werden vom
Pflegepersonal oder vom ehrenamtlichen Besuchsdienst über dieses Angebot informiert,
indem ihnen ein Flyer in ihrer Herkunftssprache übergeben wird. Wünscht die Patientin bzw.
der Patient Besuch, so informiert das Krankenhaus die Freiwilligenagentur.
Die Freiwilligenagentur kontaktiert dann eine/-n in Frage kommende/-n ehrenamtliche/-n
Besucher/-in und gibt alle notwendigen Informationen an diese/-n weiter. Dies umfasst auch
einen Plan zu dem vom jeweiligen Krankenhaus gewünschten Ablauf des Besuchsdienstes.
Erklärt sich die bzw. der Ehrenamtliche bereit, kann sie bzw. er direkt in das jeweilige
Krankenhaus gehen und dort mit der betreffenden Patientin bzw. dem Patienten persönlich in
Kontakt treten.
In regelmäßigen Abständen laden die Besuchsdienste der jeweiligen Krankenhäuser
außerdem zu Gesprächsrunden und Themenabenden ein, damit sich Besucher mit und ohne
Migrationshintergrund als Gruppe zusammensetzen und zu ihren Erfahrungen mit den
Patientinnen und Patienten austauschen können.
Kooperationspartner
Am Projekt „Krankenhausbesuchsdienst für Migrantinnen und Migranten“ sind neben der
Freiwilligenagentur als Projektträger mehrere Kooperationspartner beteiligt. Dazu zählen vor
allem die ehrenamtlichen Besucherinnen und Besuchern mit eigenem Migrationshintergrund
sowie weitere Freiwillige, die unter anderem die Übersetzung der Flyer ermöglicht haben. Für
die Durchführung des Projektes ist darüber hinaus die Offenheit und Kooperationsbereitschaft der beteiligten Krankenhäuser entscheidend. Derzeit arbeitet die Freiwilligenagentur im Rahmen des Projektes mit folgenden Kliniken zusammen:
 Klinikum Finkenhügel
 Paracelsusklinikum
 Marienhospital
(Ansprechpartner: Frau Fitschen und Herr Pope)
(Ansprechpartner: Herr Robben und Frau Brinkmann)
(Ansprechpartner: Herr Hehemann)
2
Kosten
Das Projekt „Krankenhausbesuchsdienst“ ist durch die gute Zusammenarbeit mit den
genannten Kooperationspartnern, insbesondere der Freiwilligenagentur, nicht mit Kosten
verbunden. Die notwendigen Materialien wie Flyer, Namensschilder, Infobriefe usw. werden
von der Freiwilligenagentur zur Verfügung gestellt. Auch die Nutzung der Räume für den
Austausch und für Themenabende ist dort unentgeltlich möglich. Da der Besuchsdienst
ehrenamtlich organisiert, koordiniert und durchgeführt wird, sind auch zukünftig keine
weiteren Kosten absehbar.
Erfahrung und Nachhaltigkeit
Das Angebot eines „Krankenhausbesuchsdienstes für Migrantinnen und Migranten“ wurde in
allen Krankenhäusern als gewinnbringend für Patienten, Krankenhauspersonal und
Mitwirkende gelobt und die daran beteiligten Ehrenamtlichen herzlich begrüßt. Wie groß die
Nachfrage nach diesem muttersprachlichen und kultursensiblen Angebot tatsächlich sein
wird, kann aufgrund der erst kürzlich gestarteten Durchführungsphase noch nicht umfassend
beurteilt werden. Die positiven Reaktionen der beteiligten Krankenhäuser wie auch die im
Vorfeld durchgeführte Bedarfsanalyse lassen aber auf einen hohen Bedarf schließen.
Bei guter Resonanz soll das Angebot zeitlich unbefristet fortgeführt werden und zukünftig
auch in Senioreneinrichtungen sowie bei der Hebammen-Zentrale vorgestellt werden. Eine
Kooperation mit ortsansässigen Vereinen ist ebenfalls angedacht. Zukünftig sollen zudem
weitere „Besucherinnen und Besucher“ aus verschiedenen Ländern und mit verschiedenen
(Mutter-)Sprachen für das Projekt gewonnen werden. Interessierte können sich gern bei der
Freiwilligenagentur melden.
3
Herunterladen