synapse

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Ausgabe November
Nr. 4 / 2014
SYNAPSE
Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz
Traumatherapie:
Katastrophen für die Seele
Epilepsie:
Gewitter im Kopf
Schwerpunkt:
Autismus-Spektrum-Störungen
2
SYNAPSE November
Inhalt
3Editorial: Beruf und Familie
Bezirk
4
Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl: Zwischenbilanz
6
Heimatverbunden und weltoffen
Psychiatrie
8
Volkskrankheit Depression – Teil 2
11 20 Jahre psychiatrische Tagesklinik Regensburg
12 Katastrophen für die Seele – Teil 2
14 Wenn die Verzweiflung unerträglich wird
15 Erster Pocket-Flyer Suizid in der Oberpfalz
16 Vernetzung aus trialogischer Sicht
18 Schizophrenie: Einblicke und Ausblicke
20 Neuropsychologische Testverfahren in der Gedächtnisambulanz
22 Von Crystal zu Spice, Badesalzen und Co.
24 Autismus im Erwachsenenalter
26 Sucht-Reha HAUS 19 am Bezirksklinikum Wöllershof
bekommt Top-Noten
28 Wohin bewegt sich die Suchtkrankenhilfe?
29 Besuchsdienst Pflegeheim Parsberg: Ein Geben und Bekommen
Neurologie
30 Gemeinsam durch den Jahreskreis
31 Die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Regensburg
32Epilepsie: Gewitter im Kopf
Kinder- und Jugendpsychiatrie
34 Nikolaus, Christbaum und Gute-Nacht-Geschichte
36 Autismus bei Kindern und Jugendlichen – Teil 1
Forensik
40 Sozialministerin Emilia Müller informiert sich am
Bezirksklinikum Regensburg
42 Psychologen und Psychotherapeuten im Maßregelvollzug
medbo
44 nano - Netzwerk Autismus Niederbayern Oberpfalz
46 Neuer Lehrstuhl für Kinder- und JKugendpsychiatrie
47 Hygiene Surveillance
48 Mein medbo-Tag: Eine saubere Sache
50 Die medbo im Spiegel der Patienten
52 medbo-Spatzennest Regensburg offiziell eingeweiht
53 Reichlich Grund zum Feiern
54 Brandschutz bei der medbo
SYNAPSE November
Editorial
Beruf und Familie
D
ie Feiertage nahen – für die einen ist das eine frohe Botschaft,
bei den anderen löst die Ankündigung Schrecken aus. Ein spezieller
Feiertag stellt Eltern von Schulkindern vor große Herausforderungen:
der Buß- und Bettag am 19. November 2014. Was für die Schüler ein
Tag ohne Unterricht und Schulaufgaben bedeutet, ist für die meisten
Eltern ein normaler Arbeitstag.
Viele Bereiche der medbo
sind von Schicht- und Wochenendarbeit betroffen und die Eltern müssen ständig die Betreuung ihrer Kinder organisieren. Kommt dann so
ein ungewöhnlicher Feiertag hinzu,
empfinden die Eltern ihn als Querschläger in ihrer Organisation. Damit beispielsweise am Buß- und
Bettag die medbo-Kinder nicht unbeaufsichtigt zu Hause bleiben oder
die Eltern einen Urlaubstag opfern
müssen, bietet die medbo die Ferien- und Feiertagsbetreuung an.
An allen Standorten der
medbo wurde im August eine Fe­
rienbetreuung für die Kinder der Mitarbeiter angeboten, die vielen Mitarbeitern gerade in den Sommerferien
Entlastung bot und insgesamt sehr
gut angenommen wurde. Insgesamt
45 Kinder aus Regensburg, Cham,
Wöllershof und Amberg erlebten
eine kurzweilige Zeit mit Höhepunkten wie dem Besuch des bekannten
Eishockey-Spielers Petr Fical. Mit
der Ferienbetreuung an allen Standorten versuchen wir der Diskrepanz
zwischen rund 60 Ferientagen der
Kinder und den rund 30 Tagen Urlaub der Eltern Rechnung zu tragen.
57Kreuzworträtsel
62 Veranstaltungshinweise
U3 Impressum
Die Betreuung der Kleinsten
ist ein weiterer Baustein, der den Eltern helfen soll, Beruf und Familie
miteinander zu vereinbaren. Im September hat die Kinderkrippe „medbo-Spatzennest“ auf dem Gelände
des Regensburger Bezirksklinikums
eröffnet. Damit ist Platz für 24 Kinder
im Alter von einem halben bis drei
Jahren geschaffen, reserviert für
den „medbo-Nachwuchs“.
Der SYNAPSE-Titel zeigt eine Engelsskulptur aus der
Klosterkirche St. Vitus am Bezirksklinikum Regensburg
Um Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, bedarf es einer gehörigen Portion Energie und
Personal
56 Mit Leonardo unterwegs in Europa
58 Betriebsrente bei der medbo
60Personalia
Organisationstalent. Das hat auch
der Familienreport des Sozialministeriums im August bestätigt. Für
mehr als 62 Prozent der Befragten
bleibt die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf eine Herausforderung, die
sich nur mit „viel Energie und Geschick“ bewältigen lässt. Die medbo
versteht sich als familienfreundliches
Unternehmen. Es soll dabei aber
kein inhaltsleeres Image sein, sondern gelebte Realität. Die medbo unterstützt ihre Mitarbeiter, Beruf und
Familie miteinander zu organisieren
und in Einklang zu bringen.
Ein weiterer Baustein wird
gerade bearbeitet, damit er genau in
das familienfreundliche Gefüge hineinpasst: Die Zertifizierung durch
das Audit „berufundfamile“. Durch
mehrere Handlungsfelder will die
medbo ein attraktiver Arbeitgeber
bleiben und für die wachsenden Herausforderungen gerüstet zu sein.
Denn das Lied „Ihr Kinderlein kommet“ soll nicht nur an Weihnachten
positive Stimmung verbreiten.
In diesem Sinne wünsche ich
Ihnen und Ihren Familien entspannte und erholsame Feiertage, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein
gesundes und erfolgreiches 2015!
Kurt Häupl,
Vorstand der medbo
3
4
SYNAPSE November
Bezirk
SYNAPSE November
Bezirk
Bezirksheimatpfleger
Dr. Tobias Appl
Zwischenbilanz
wie auch in der öffentlichen Berichterstattung mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wenn ich dazu
einen Beitrag leisten kann, ist viel
erreicht. Denn vom Bürger über die
Gemeinde- und Stadtverwaltungen
bis zum Freistaat sind bei diesem
Thema viele gefordert. Ich halte es
für wichtig, dass alle Beteiligten an
einen Tisch zusammen kommen,
und zwar über die einzelne Gemeinde hinaus, und gemeinsam überlegen und entscheiden, wo man hin
will. Bei verschiedenen Anlässen,
wie etwa bei einer Bürgermeisterbesprechung vor einiger Zeit im Landkreis Amberg-Sulzbach, werbe ich
dafür, den Ortskernen und ihrer
Zwei Jahre ist er mittlerweile im
Amt: Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl. Es ist an der Zeit, im
Interview mit der SYNAPSE nachzufragen, was sich getan hat in
Sachen „Heimat Oberpfalz“.
S: Zu Ihrem Amtsantritt erklärten Sie
als ein Ziel, regionale Themen stärker in die Oberpfälzer Schulen zu
bringen. Was ist seitdem passiert?
A.: Wir haben unseren Einsatz für
dieses Thema verstärkt. Mein Stellvertreter Johann Wax ist seit Jahren
vor allem in Oberpfälzer Grundschulen vor Ort, um den Kindern einen
lebendigen Zugang zur Volksmusik
zu vermitteln. Außerdem arbeiten wir
gemeinsam an der Universität Regensburg in der Lehreraus- und
-fortbildung mit. Ich mache dort zukünftige Lehrerinnen und Lehrer
nicht nur mit den Epochen und Aspekten der Oberpfälzer Geschichte
vertraut, sondern will auch immer
wieder für regionale Themen im
Schulunterricht werben.
Neu dazugekommen ist die
Gestaltung einzelner Schulstunden
zum Thema Heimat. Für Kinder, insbesondere für solche mit Migrationshintergrund, ist das ein wichtiges
und spannendes Thema. Unsere erfolgversprechenden Gespräche mit
für Oberpfälzer Schulen zuständigen
Fachstellen und den Lehrerverbänden haben zum Ziel, regionale Themen stärker in den verschiedenen
Schulfächern und -arten zu integrieren. So denken wir etwa daran, mit
„regionalgeschichtlichen Anhängen“
zu den Schulbüchern, die online gestellt werden sollen, den Zugang für
Schüler und Lehrer zu vereinfachen.
Die Dinge sind im Fluss, brauchen
aber Zeit. Wir sind auf einem guten
Weg, wie mir etwa eine Anfrage der
Berufsoberschule Cham zeigt, mit
der wir jetzt eine eintägige Fortbildung zum Thema regionale Literatur
entwickeln. Wenn man bedenkt,
dass die Bezirke in Bayern nicht direkt für Schulen zuständig sind, leisten wir eine ganze Menge Unterstützungsarbeit.
S.: Der Bezirksheimatpfleger ist Akteur, aber auch Anreger und Stichwortgeber in einem Netzwerk von
Kulturverantwortlichen und Machern. Wie sehen Sie sich in diesem
Aufgabenfeld?
A.: Zu Gute kommt mir hierbei, dass
ich mich aus meiner früheren Tätigkeit an der Universität Regensburg
und auch durch meine Verwurzelung in der Region auf ein breites
und tragfähiges Netzwerk stützen
kann. Da ich mein Amt nicht vom
Schreibtisch aus verwalte, sondern
regelmäßig in den verschiedenen
Gegenden und kulturellen Einrichtungen der Oberpfalz präsent bin,
ergeben sich auch zahlreiche neue
Kontakte.
Es ist mir wichtig, durch den
persönlichen Kontakt und den Besuch vor Ort den in den Bereichen
der Heimatpflege und der regionalen
Kulturarbeit tätigen Menschen Anerkennung für ihr zumeist ehrenamtliches Engagement zu zollen. Es wird
hier Großartiges geleistet und dennoch sind es auf dem Land oftmals
„Einzelkämpfer“, denen man so ein
Stück weit den Rücken stärken
kann. Vernetzung alleine reicht aber
nicht, die Leute erwarten zu Recht
auch Inhalte. So werde ich immer
wieder zu Rate gezogen oder gebe
durch Vorträge oder Fortbildungen
Impulse.
(Wieder-)Belebung mehr Beachtung
zu schenken und Themen wie das
Ausweisen neuer Wohn- oder Gewerbegebiete im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit zu
bearbeiten. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, um eine attraktive und zukunftsfähige Region über
die einzelne Gemeinde hinaus zu
schaffen.
S.: Eine Ihrer Initiativen, die Sie mit
im Bezirkstag der Oberpfalz eingebracht haben, war die Schaffung eines eigenen Denkmalpreises. Nun
gibt es ja seit vielen Jahren den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz, der
auch immer wieder in der Kategorie
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dem Bezirksheimatpfleger und auch den Kreis-, Stadt- und
Ortsheimatpflegern eine immer stärkere Bedeutung zukommt. Gerade
auf lokaler Ebene übernehmen sie
vielfach die Rolle des früher vor Ort
verwurzelten Lehrers als Kulturanreger oder -vermittler. Heutzutage sind
viele Lehrer dort nicht mehr im Kultur- oder Vereinsleben präsent, da
sie nicht mehr vor Ort wohnen und
leben.
Nicht zuletzt wird der Bezirksheimatpfleger in der Öffentlichkeit
aber auch als Aushängeschild und
zentraler Ansprechpartner für die
kulturellen Förderprogramme des
Bezirks Oberpfalz wahrgenommen.
Oftmals kommen Menschen gerade
auch bei Veranstaltungen mit ihren
Förderwünschen auf mich zu. In den
zwei Jahren meiner bisherigen Arbeit habe ich viele neue Entdeckungen gemacht und es macht schon
sehr viel Freude, mit meiner Arbeit
zu kulturellen Entwicklungen in der
Oberpfalz einen Beitrag zu leisten.
S.: Auf Ihrer Agenda stand vor zwei
Jahren auch, etwas gegen die Verödung der Ortskerne in der Oberpfalz zu unternehmen. Was ist da
passiert?
A.: Mich freut es, dass dieses komplexe Thema sowohl in der Politik
Markt Kallmünz
Denkmalpflege vergeben wurde. Ist
diese „Preiseritis“ nicht langsam
kontraproduktiv?
A.: Im Gegenteil: Speziell bei der
Denkmalpflege engagieren sich
Menschen, die oftmals an ihre finanziellen und zeitlichen Grenzen gehen. Dieser außerordentliche Einsatz für den Erhalt von Kulturgütern
findet nicht immer die Anerkennung,
den er verdient. Es gibt immer wieder Stimmen, die sagen: „Was willst
du mit dem alten Zeug, lass es doch
abreißen.“ Der Denkmalpreis als
nicht nur finanzielle, sondern öffentlich sichtbare Anerkennung wirkt dieser Haltung entgegen. Wenn ich an
den ersten Preisträger, die Berchinger Altstadtfreunde, denke, stärkt
das von ihnen restaurierte Soiferer-Haus den Gemeinsinn und das
Kultur­leben in Berching. Für uns als
Bezirk ist die Förderung dieser weichen Faktoren in der Denkmalpflege
enorm wichtig.
S.: Als Bezirksheimatpfleger ist Ihnen das Thema Heimat ein zentrales
Anliegen. Man hat den Eindruck,
Heimat ist wieder „in“, oder?
A.: Heimat ist zurzeit tatsächlich in
aller Munde. Das ist einerseits sehr
erfreulich und hilft unserer Arbeit. Andererseits wird der Heimatbegriff jedoch oft sehr oberflächlich gebraucht
und meines Erachtens immer wieder
auch überstrapaziert. Da gilt es, der
Verklärung, Verkürzung und oftmals
auch kommerziellen Vermarktung
von Heimat durch Aufklärung entgegenzuwirken. Da jeder mit Heimat
andere Vorstellungen verbindet, stellt
sich für uns immer wieder die Frage:
Wo gibt es regionale Besonderheiten, was zeichnet die Oberpfalz aus?
Um darauf fundierte Antworten geben zu können, ist neben dem Wissen um die Oberpfälzer Geschichte
und Kultur auch ein kritischer Blick
auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Prozesse in der Region nötig. Der romantische, meist rückwärtsgewandte Heimatbegriff wird der Realität
nicht gerecht. Ein „Zuag‘roaster“, der
in Tirschenreuth lebt, erlebt Heimat
sicherlich anders als ein eingefleischter Nordoberpfälzer.
(GBO)
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6
SYNAPSE November
Bezirk
SYNAPSE November
Bezirk
ters“, führte Bezirksheimatpfleger
Dr. Tobias Appl in seiner Laudatio
aus, wenn die aktuelle Fotografie
und die Bildbeschreibung im Text
eigene Assoziationen erzeugen.
Appl lobte die „künstlerisch herausragende Art und Weise“, mit der die
Fotografin sich auf ihre neue Heimat Oberpfalz einlässt und im
Dreiklang „wissen-sehen-fotografieren“ gestaltet. In ihrer Danksagung an die Jury und den Bezirk
Oberpfalz betonte die Fotografin,
wie sehr sie „als Zua’groaste“ diese
neue Heimat Oberpfalz als Wertschätzung ihrer Arbeit und ihrer
Person erlebt.
Überraschend „coole“ Oberpfalz
Bezirkstagspräsident Franz Löffler (r. aussen)
mit Schülern der Grundschule Schönthal
Denkmalpreis, Kultur- und Jugend-Kulturförderpreis 2014
Heimatverbunden und weltoffen
Für Bezirkstagspräsident Franz
Löffler zählen sie zu den „besonderen Höhepunkten im Laufe eines ‚Bezirksjahres‘“: die Verleihungen von Denkmal-, Kulturund
Jugend-Kulturförderpreis
des Bezirks Oberpfalz. Den Denkmalpreis 2014 erhielt das Hotel
Fronfeste in Amberg, die Kulturpreisträger heißen Werner Perlinger (Furth i. Wald), Eveline Kooijman und „Dombert’s Urban Jazz“
(beide Regensburg). Der Jugend-Kulturförderpreis ging an
Ronja Künkler aus Weiden, die
Grundschule Schönthal (Landkreis Cham) und den Verein „Musical und Theater Neumarkt“.
H
eimatverbunden und weltoffen,
so sieht der Bezirk Oberpfalz
den Oberpfälzer im Kern seiner
Identität“, betonte Bezirkstagspräsident Franz Löffler bei der diesjährigen Verleihung von Denkmalpreis
und Kulturpreis in Amberg. „Das
zeigen auch die kreativen Leistungen der seit dem Jahr 2000 mit dem
Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz
ausgezeichneten
Kulturmacher“,
sagte Löffler bei dem Festakt.
Den im letzten Jahr neu geschaffenen, mit 5.000 Euro dotierten
Denkmalpreis des Bezirks Oberpfalz erhielt dieses Jahr das „Hotel
Fronfeste“ in Amberg. Löffler lobte
das „mustergültige denkmalpflegerische Vorgehen“, mit dem das baulich stark beschädigte, zwischen
1699 und 1966 als Stadtgefängnis
genutzte Gebäude renoviert und im
April 2013 unter dem Titel „Rast im
Knast“ neu eröffnet wurde. Mittlerweile zählt das mit elf sehr originell
gestalteten früheren Zellen ausgestattete Haus zu den Top-100-Hotels in Deutschland. Hotel-Gesellschafter Gerald Stelzer verband mit
seiner Danksagung an die Jury
auch die Empfehlung an die Festgäste: „Wenn Sie jemanden haben,
der in Amberg übernachten will: Wir
sperren sie alle weg!“
Um das Thema „Heimat“
(be)greifbar zu machen, wählt Werner Perlinger, der Kulturpreisträger
Diese für den Jazzgitarristen
Andreas Dombert „überraschend
coole Oberpfalz“ wurde mit harmonischen Gitarrenklängen und rhythmisch-elektronischen Sounds aus
dem Computer als musikalische
Umrahmung des Festakts auch hörbar gemacht. Bezirksrat und Kulturreferent Thomas Gabler betonte,
dass Verankerung in der (Jazz-)
Tradition und kreativer Aufbruch als
Pole das Oberpfälzer Kulturleben
auszeichnen. Er betonte die „besondere musikalische Qualität und Kre-
ativität“ von „Dombert’s Urban
Jazz“, die mit Auftritten in ganz
Deutschland und darüber hinaus als
„hervorragende Kulturbotschafter
der Oberpfalz“ gelten kann.
Dass auch die Oberpfälzer
Jugend einiges an Kreativität und
kulturellem Engagement zu bieten
hat, bewiesen die diesjährigen Jugend-Kulturförderpreisträger: Ronja
Künkler aus Weiden i. d. OPf., die
Grundschule Schönthal (Landkreis
Cham) und der Verein „Musical und
Theater Neumarkt“. Die 15-jährige
Ronja Künkler überzeugte als erste
Einzelpreisträgerin durch ihre heimatgeschichtlichen und heimatkundlichen Arbeiten, mit denen sie
Geschichten rund um Weiden für
Mitschüler und Erwachsene gleichermaßen „erlebbar“ macht. Bestes Beispiel dafür sei ihre inszenierte Stadtführung über den Frauenaufstand in Weiden im Jahr 1917,
so Bezirkstagspräsident Löffler.
Kreativität und Umweltbewusstsein von Kindesbeinen an
Ein langjähriges Engagement zeigen die Schülerinnen und Schüler
der Grundschule Schönthal. Sie
bauen seit über zehn Jahren unter
Leitung ihrer Lehrerin Mathilde
Brunner-Trost an der „Villa Pinau“
im nahen Forstwald, und dies ausschließlich mit Waldmaterial. Die
Kinder werden so nicht nur in Kreativität geschult, sondern auch zu
verstärktem
Umweltbewusstsein
erzogen. Das Projekt geht weit über
die praktische Umsetzung von
schulischen Lehrinhalten hinaus
und hilft, die Jungen und Mädchen
zu selbstbewussten Persönlichkeiten zu formen.
Dritter Preisträger war der
Verein „Musical und Theater Neumarkt“, der das eindrucksvolle Projekt „Lass die Vergangenheit ruh’n!?
Neumarkt 1945: ver-Führt – nie wieder!“ mit einem Musical und sechs
verschiedenen Ausstellungen zum
Thema Rechtsextremismus auf die
Beine stellte. Beteiligt haben sich
auch verschiedene Neumarkter
Schulen und die Bildungswerke in
Stadt und Landkreis Neumarkt.
„27 Vorschläge für den Jugend-Kulturförderpreis
zeigen,
dass der Preis an Attraktivität gewinnt, und die Qualität der eingereichten Arbeiten hat uns sehr beeindruckt“, stellte Löffler fest.
(GBO/MHI)
in der Kategorie Heimatgeschichtsforschung, den Weg umfassender
und genauer Wissensvermittlung.
Laudator Dr. Hans Michael Körner,
emeritierter Professor für Geschichtsdidaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, lobte „die ohne Einflüsse von Lokalpatriotismus“ geschichtswissenschaftlich orientierte Darstellungsweise in
dem umfangreichen Werk Perlingers, dessen auf drei Bände angelegte Stadtgeschichte von Furth i.
Wald als sein Lebenswerk bezeichnet werden könne.
Wissenschaftlich akribische
Recherche zeichnet auch die Vorgehensweise der niederländischen
Fotografin Eveline Kooijman aus.
So etwa bei ihrer Bildserie „Auf dem
Schlachtfeld“, wo die seit 2010 in
Regensburg lebende Fotografin
umfangreiches
Quellenmaterial
verarbeitet, um die Standorte historischer Schlachten der vergangenen Jahrhunderte in der Oberpfalz
zu verorten. „Das eigentliche Bild
entsteht aber im Kopf des Betrach-
Die Kultur- und Denkmalpreisträger 2014 mit Vertretern der Politik: Bezirkstagspräsident Franz Löffler,
Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny, Gerald Stelzer und Hans Voss, Werner Perlinger, Andreas Dombert,
Eveline Kooijman, Peter Sander und Regensburgs Kulturreferent Klemens Unger (v.r.n.l.)
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SYNAPSE November
Psychiatrie
SYNAPSE November
Psychiatrie
Volkskrankheit Depression - Therapieverfahren
Prof. Dr. Thomas C. Baghai
In der letzten Ausgabe der SYNA­
PSE wurden die Symptome und
Verlaufsformen der neuen Volkskrankheit Depression erläutert. In
dieser Ausgabe liegt der Fokus
auf den einzelnen Therapieansätzen und ihrer jeweiligen Einsatzbereiche und Wirkmechanismen.
D
ie medikamentöse Behandlung
spielt nach wie vor eine wichtige
Rolle: Gerade bei schweren und
schwersten Formen der Erkrankung
sind sie vor allem in der Akutphase
Mittel der Wahl. Im Verlauf der Behandlung finden weitere Verfahren
Anwendung: Beispielsweise gesprächsbasierte psychotherapeutische Verfahren oder physikalisch
wirksame Methoden.
Medikamente im Einsatz
gegen Depressionen
Aufgrund ihrer guten Verträglichkeit
und der breiten Erfahrung werden
häufig die so genannten selektiven
Serotoninwiederaufnahmehemmer
(SSRI) als Mittel der ersten Wahl
eingesetzt. Ebenso kommen jedoch
Präparate mit dualem (zweifachem)
Wirkmechanismus wie selektive
Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer (SNRI) oder auch
andere moderne Antidepressiva in
Frage. Die älteren Präparate, etwa
die nach ihrer chemischen Struktur
benannten trizyklischen Antidepressiva (prominentester Vertreter ist
hier das altbekannte Amitriptylin,
das auch in der Liste der essentiellen Pharmaka der WHO zu finden
ist) oder die MAO (Monoaminooxidase-)-Hemmer werden hingegen
seltener und meist nur als Therapie
der zweiten Wahl nach unzureichendem Ansprechen auf andere medikamentöse Therapien eingesetzt.
Obwohl nicht jedes Präparat
bei jedem Patienten zu einer ausreichenden antidepressiven Wirkung
führt, ist die Effektivität einer medikamentösen antidepressiven Therapie bei mittel- bis schwergradigen
Depressionen durch kontrollierte kli-
nische Prüfungen sehr gut belegt
und in vielen umfangreichen Metaanalysen bestätigt worden.
Neue Mittel und Wege
Während der letzten Jahrzehnte wurden zudem vielversprechende neue
Substanzen und Therapieprinzipien
in die medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung depressiver Störungen eingeführt. Aktuell
sind nicht nur Medikamente verfügbar, welche direkt in den Stoffwechsel bzw. in Transportmechanismen
der Neurotransmitter (Überträgerstoffe zwischen Nervenzellen) Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin
eingreifen und damit die Wirkung
dieser Substanzen im zentralen Nervensystem verstärken. Es gibt ebenso Substanzen, die auf der Ebene
von Rezeptoren das Melatonin- und
Serotoninsystem modulieren oder
die Neubildung von Nervenzellen
und von Verbindungsstellen zwischen diesen positiv beeinflussen.
Die klinischen Hauptvorteile neuer
Substanzen bestehen in der Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten
und in der besseren Verträglichkeit
im Vergleich zu älteren Präparaten.
Zudem können spezifische Symptome depressiver Erkrankungen, wie
Schlafstörungen oder kognitive Beeinträchtigungen (das heisst eine
Verschlechterung der Denkfunktionen einschließlich Konzentration und
Gedächtnis), noch gezielter und besser verträglich behandelt werden.
Schwierigkeiten bei jeder antidepressiven Therapie – und das
gilt gleichermaßen für medikamentöse Behandlungen wie auch für
spezifische Psychotherapien – sind
jedoch immer noch eine relativ hohe
Rate an Patienten, die von einer ersten Behandlung nicht ausreichend
profitieren, unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die auch bei Einsatz
modernster Substanzen auftreten
können, sowie eine zu lange Wirklatenz, bis ein ausreichendes Ansprechen auf die Behandlung zu verzeichnen ist.
Einsatz pflanzlicher Mittel
Während bei leichtgradigen Depressionen nicht immer sofort eine medikamentöse Behandlung erforderlich
ist und auch Pflanzenpräparate (Phytotherapeutika) wie Johanniskraut
(Hypericum perforatum) wirksam
sind, sollten mittel- bis schwergradige
Depressionen immer auch medikamentös behandelt werden. Es ist inzwischen guter klinischer Standard,
anerkannte Psychotherapieverfahren
mit gutem Wirksamkeitsnachweis in
der Behandlung depressiver Erkrankungen regelhaft in die Therapiepläne miteinzuschließen. Hier sind etwa
die kognitive Verhaltenstherapie (cognitive behavioral therapy, CBT), die
Interpersonelle Psychotherapie (interpersonal psychotherapy, IPT) oder
spezifische Psychotherapien zur Behandlung chronischer Depressionen
(cognitive behavioral analysis system
of psychotherapy, CBASP) zu nennen. Zusätzlich erhalten stationär behandelte Patienten die bereits erwähnte umfassende soziotherapeutische Hilfestellung und weitere Begleitbehandlungen.
Physikalische
Behandlungsmethoden
Zudem finden weitere physikalische
Behandlungsmethoden Eingang in
die Therapiepläne: Die Wachtherapie (Schlafentzug in der zweiten
Nachthälfte) ist eine nebenwirkungsarme und dabei bei rund zwei Drittel
der Anwender rasch wirksame Behandlungsmethode typischer Depressionen. Schon nach einer Behandlungsnacht erleben viele Betroffene eine deutliche Linderung
der depressiven Verstimmung sowie
eine Verbesserung der Antriebslage.
Um eine dauerhafte Stimmungsverbesserung zu erreichen, muss das
Behandlungsergebnis jedoch mit
weiteren Maßnahmen stabilisiert
werden. Diese können z.B. darin bestehen, die Wachtherapie einfach
regelmäßig zu wiederholen. Meist
finden die Behandlungen daher einbis zweimal pro Woche statt.
Auch
stimmungsstabilisierende Medikamente wie etwa Lithium sorgen für eine Stabilisierung
der Effekte einer Wachtherapie. Mit
größerem Aufwand verbunden, jedoch ebenso wirksam ist die so genannte
Schlafphasenvorverlagerung. Bei ihr wird nach einer erfolgreichen Wachtherapie der Rhythmus
der Schlaf- und Wachzeiten täglich
um eine Stunde nach vorne verschoben, bis sich die Betroffenen
wieder in ihrem ursprünglichen TagNacht-Rhythmus befinden. Dieses
Verfahren ist aufwendig und erfordert intensive Mitarbeit aller Beteiligten, hilft aber dabei, positive Effekte
einer Wachtherapie aufrechtzuerhalten, ohne eine zusätzliche Medikation einzusetzen.
Die Lichttherapie findet meist,
aber nicht nur bei der saisonal abhängigen Depression (Herbst-/Winterdepression) Anwendung und unterstützt die weiteren Therapiemaßnahmen. Auch für diese Behandlung
ist die antidepressive Wirksamkeit
bei exzellenter Verträglichkeit sehr
gut belegt. Wichtig ist es hierbei,
Lichttherapielampen einzusetzen,
die hell genug sind und durch ausreichende Filterung des UV-Lichts
das Risiko eines Sonnenbrandes
oder von Augenschädigungen ausschließen. Für die therapeutische
Wirksamkeit ist es wichtig, die Therapie regelmäßig (einmal täglich)
anzuwenden und auf eine ausreichende Dosierung zu achten. Je
nach Lichtintensität reicht es bei hellen Lichttherapielampen (10.000
Lux) meist aus, die Behandlung für
30 Minuten pro Tag und Behandlungssitzung
anzuwenden. Als
rhythmisierende Therapie wird die
Lichttherapie bevorzugt in den Morgenstunden eingesetzt.
Transkranielle Magnetstimulation
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist inzwischen ein
etabliertes Behandlungsverfahren
für depressive Erkrankungen und
als solches bereits in einigen Ländern wie den USA, Kanada und Israel explizit zugelassen. Auch in
Deutschland werden rTMS Geräte
natürlich nur nach Zulassung eingesetzt. Die Behandlung selbst wird im
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SYNAPSE November
Psychiatrie
Fortsetzung von Seite 9
Rahmen eines Heilversuchs angeboten. Bei der rTMS wird durch eine
außen am Kopf platzierte Spule ein
Magnetfeld erzeugt, das seine Wirkung im zentralen Nervensystem
durch eine magnetische Induktion
elektrischer Ströme entfaltet, die ihrerseits regionale Veränderungen
der Aktivitäten in Teilbereichen des
zentralen Nervensystems bedingen.
Dadurch wird versucht, Aktivitätsveränderungen, die durch depressive
Erkrankungen hervorgerufen werden, durch diese so genannte Neuromodulation auszugleichen. Die
hierbei erzielbaren antidepressiven
Effekte sind erwiesen, die Verträglichkeit ist dabei insgesamt sehr gut.
Elektrokonvulsionstherapie
bei schwersten Depressionen
Vor allem bei schwersten Depressionen, die einer kombinierten medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung nicht zugänglich
sind und bei denen in mehrfachen
Behandlungsversuchen kein ausreichender Therapieeffekt erreicht werden konnte, kann die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) eine hilfreiche
weitere Behandlungsoption darstellen. Vor allem durch die Fortschritte
der Narkosemedizin – die Behandlung wird grundsätzlich nur in Vollnarkose und mit begleitender Muskelentspannung durchgeführt – aber
auch durch die Entwicklung moderner Stimulationstechniken wurde die
EKT zu einem sehr sicheren und gut
verträglichen Behandlungsverfahren
weiterentwickelt. Seine Effektstärke,
das heißt die antidepressive Wirksamkeit, konnte bislang von keiner
anderen antidepressiven Therapie
erreicht werden. Da es sich hierbei
aber um eine sehr aufwendige Behandlungsprozedur mit intensiver
Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Disziplinen handelt, wird
diese Behandlung nicht in jeder Klinik, sondern nur in spezialisierten,
meist universitären Behandlungszentren angeboten.
Bei der Erstellung individueller Behandlungspläne werden regelhaft die oben beschriebenen medikamentösen Behandlungsoptionen
mit psychotherapeutischen Verfahren, den genannten Begleittherapien, aber auch mit physikalischen
SYNAPSE November
Psychiatrie
Therapiemaßnahmen
kombiniert,
um ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen.
Zusammenfassung und
Schlussfolgerungen
Depressive Störungen sind unterschätzte Erkrankungen, die noch immer häufig unerkannt bleiben und
noch häufiger nicht adäquat behandelt werden. Sie verursachen daher
weltweit hohe sozioökonomische
Kosten für die Gesellschaft und vermeidbares Leid für die Erkrankten
und Angehörigen.
Während der letzten Jahrzehnte wurde eine Vielzahl antidepressiver Behandlungsformen verfügbar, deren Wirksamkeit generell
gut belegt ist. Vielversprechende
neue Substanzen und Therapieprinzipien verstärken nicht nur die
serotonerge und noradrenerge
Neurotransmission, sondern beeinflussen ebenso das Dopamin- oder
das Melatonin-System. Ob auch
andere Wirkmechanismen wie die
Stimula­
tion von Nervenzellwachstum und die Ausbildung neuer Verbindungen zwischen Nervenzellen
für den Therapieerfolg entscheidend sind, wird derzeit intensiv untersucht. Ebenso sind die seit langem bekannten hormonellen Veränderungen bei depressiven Erkrankungen, zum Beispiel die
Überaktivität von Streßhormonen,
Gegenstand weiterer Forschung, da
man hoffen kann, depressive Erkrankungen auch durch regulierende Eingriffe in hormonelle Regelkreise besser behandeln zu können.
Noch ganz am Anfang der
psychiatrischen Forschung steht
hingegen der mikrobiologische Blick
auf die Vielfalt der Bakterienbesiedelung des menschlichen Darms.
Erste Untersuchungen legen aber
auch hier einen engen Zusammenhang zwischen Streßregulationssystemen des menschlichen Körpers,
den Darmbakterien und Angststörungen und depressiven Störungen
nahe. Die Hoffnung, die Behandlung
depressiver Erkrankungen auch
durch Modifikation der Darmbesiedelung, beispielsweise durch die
Gabe „probiotischer“ Nahrungsergänzungsmittel, verbessern zu können, ist jedoch zur Zeit lediglich eine
Vision und wissenschftlich (noch)
nicht begründbar.
Die Hauptvorteile der aktuell
zur Verfügung stehenden neuen
Substanzen zur medikamentösen
antidepressiven Therapie bestehen
hauptsächlich in der Erweiterung
des Behandlungsspektrums und der
besseren Verträglichkeit im Vergleich zu älteren Präparaten. Fortbestehende Probleme sind immer
noch eine zu hohe Nichtansprechrate, die Wirklatenz von mitunter einigen Wochen sowie verschiedene
unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die auch bei Einsatz moderner
Substanzen auftreten können.
Generell wird bei mittel- bis
schwergradigen Depressionen der
kombinierte Einsatz einer psychopharmakologischen Therapie mit
psycho- und soziotherapeutischen
Maßnahmen empfohlen. Leichtgradige Depressionen können, mittelbis schwergradige Depressionen
müssen auch pharmakotherapeutisch behandelt werden, wobei bei
besonders schweren Depressionen
dual wirksame Substanzen überlegen sein können. Neben dem
Schweregrad der Depression können die Subtypologie und Symptomatik der Erkrankung sowie Alter
und Begleiterkrankungen der Patienten eine den Therapieverlauf beeinflussende Rolle spielen. Hierbei
sollten sowohl die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolgs, als auch
die bestmögliche Sicherheit und
Verträglichkeit der Therapie in die
Therapieplanung
miteinbezogen
werden. Eine individualisierte Differentialdiagnostik und Differentialtherapie ist daher Voraussetzung für
eine besser und schneller wirksame,
gut verträgliche und damit auch die
Compliance fördernde erfolgreiche
Therapie depressiver Störungen.
Die fortgesetzte Erforschung
neuer Behandlungsmöglichkeiten ist
von höchster Wichtigkeit um in Zukunft bessere klinische Strategien in
der Behandlung depressiver Erkrankungen gewährleisten zu können.
Dies ist zudem von herausragender
sozioökonomischer Bedeutung.
Prof. Dr. Thomas C. Baghai ist
Leitender Oberarzt am Zentrum für
Allgemeinpsychiatrie I und Psychosomatik der Klinik und Poliklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie der
Universität Regensburg am
Bezirksklinikum Regensburg
Ein festes Programm bestimmt ihren Tagesablauf. Für jedes
der vier spezifischen Gruppenangebote gibt es ein eigenes Konzept.
Einzeltherapien gibt es in der Klinik
nicht – aus gutem Grund: „Den Patienten hilft das Gefühl, dass es anderen auch so geht wie ihnen. Und sie
können voneinander lernen.“ Wie
Diplom-Psychologe Volker Dittmar,
ein Mann der ersten Stunde, berichtete, gab es zum Beispiel am Anfang
die Märchengruppe, die Märchen
szenisch nachspielte. Das sei heute
durch die vielen traumatisierten Patienten nicht mehr denkbar.
Großes Interesse an den Vorträgen.
Im Vordergrund: medbo-Vorstand Kurt Häupl
und Chefarzt Prof. Dr. Rainer Rupprecht.
Klinik hat sich verändert
20 Jahre psychiatrische Tagesklinik
am Bezirksklinikum Regensburg
Wagemutiges Projekt mit
großem Erfolg
Sie war vor 20 Jahren eine der
ersten ihrer Art: Die psychiatrische Tagesklinik am Bezirksklinikum Regensburg. Bis heute ist sie
mit ihren 40 Plätzen nach wie vor
eine der größten. Am 27. September fand aus Anlass des Jubiläums ein Informationstag statt.
D
ie psychiatrische Tagesklinik ist
ein wichtiges Glied in der Versorgungskette psychisch kranker Menschen. Sie dient nicht nur als
Nahtstelle zwischen ambulanter
Therapie und stationärer Behandlung. Die tagesklinische Behandlung
ermöglicht vielmehr auch, stationäre
Aufenthalte zu verkürzen oder gänzlich zu vermeiden. Andererseits kann
sie auch eine Behandlungsalternative darstellen, wenn die ambulanten
Behandlungsformen nicht mehr ausreichen.
Integrierte Versorgung
Als „aufgehende Sonne“ kann man
das Gebäude der psychiatrischen
Tagesklinik am Regensburger Bezirksklinikum bezeichnen. Schon
architektonisch stelle es eine Besonderheit neben den anderen Gebäuden der medbo dar. Seit 20 Jahren gibt es die Einrichtung nunmehr
und wie medbo-Vorstand Kurt Häupl beim Informationstag anlässlich
des Jubiläums Ende September
sagte: „Gäbe es die Tageskliniken
nicht, müsste man sie erfinden.“ Er
sieht es als Vorteil, dass die Tageskliniken auch die sogenannte
Integrierte Versorgung ermöglichen.
„Sie gewinnt immer mehr an Bedeutung dadurch, dass eine intensive
Therapie sichergestellt werden
kann, ohne aber die Bezüge zum
häuslichen Umfeld aufgeben zu
müssen. Hier haben die psychiatrischen Tageskliniken den somatischen Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten viel voraus, wo es
nur mühsam gelingt, ein äquivalentes Therapieangebot auf die Beine
zu stellen“, stellt Häupl fest.
Verstärkt Trauma-Patienten
In der Klinik steigen die Zahlen an
Patienten mit Traumafolgestörungen
etwa nach sexuellem Missbrauch,
Gewalt oder emotionaler Vernachlässigung. Außerdem gibt es Gruppenangebote für Menschen mit
Angststörungen, mit Persönlichkeitsstörungen wie Borderline und
mit depressiven Störungen. Die Behandlung in der Tagesklinik entspricht dabei in etwa dem Zeitaufwand einer Vollzeitbeschäftigung:
Die Patienten sind von Montag bis
Freitag dort, täglich von 09:00 bis
gegen 16:00 Uhr.
Die Krankheitsbilder der Patienten haben sich in den vergangenen 20 Jahren verändert. In den Anfangsjahren waren es viele Menschen mit Psychosen, die Hilfe in der
Klinik suchten. Nun ist die Nachfrage
bei der Traumabewältigungsgruppe
am größten. Prof. Dr. Rainer
Rupprecht, Chefarzt des Zentrums
für Allgemeinpsychiatrie I und Psychosomatik am Bezirksklinikum Regensburg, führte aus, dass das multiprofessionelle Team anfangs die
Sorge hatte, dass die Patienten nicht
mehr wieder kommen. Doch die erfolgreiche Arbeit der 30 Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen, Sozialpädagogen und Ergotherapeuten motiviert die Patienten jeden Tag aufs
Neue zu erscheinen.
Einen Einblick in die Arbeitswelt boten die Impulsvorträge der
Mitarbeiter. So erläuterte Stationsarzt Willy Müller die tagesklinische
Therapie von Ängsten und Panikattacken, Oberärztin Dr. Claudia Möbus die Möglichkeiten der Kunsttherapie, Sozialpädagogin Margarete
Fischbach und Ergotherapeutin Pia
Reiser die Bezugspflege in der tagesklinischen Traumatherapie und
Volker Dittmar die Traumatherapie
als Ganzes.
(LHO)
11
SYNAPSE November
Psychiatrie
Traumatherapie in der
psychiatrischen Tagesklinik
am Bezirksklinikum Regensburg
Katastrophen
für die Seele – Teil 2
Volker Dittmar, Prof. Dr. Thomas Frodl
ben in eigener Verantwortung am
Abend und am Wochenende gestalten zu können, sowie erfolgreiches
Erlernen von Selbstberuhigungsstrategien zur Begrenzung aufkommender unangenehmer Stimmungen
oder Erinnerungen wie Flashbacks
lassen therapeutische Angebote wie
die Traumakonfrontation bei traumatisierten Patienten zu.
Phase II: Traumakonfrontation
Seit nahezu zehn Jahren gibt es in der psychiatrischen
Tagesklinik ein spezielles Behandlungsangebot für
schwer traumatisierte Menschen. Ziel der Therapie:
Der Schritt in ein neues, angstfreies Leben.
H
auptziele der Therapie sind selbstverantwortliche Lebensgestaltung, Beziehungsfähigkeit sowie Arbeitsfähigkeit. Die Behandlung erfolgt im Rahmen eines gruppentherapeutischen Konzeptes, innerhalb dessen die Patientengruppe die ganze Woche gemeinsam das gleiche Therapieprogramm durchläuft. Durch eine familiäre Atmosphäre werden
Kontaktmöglichkeiten, Vertrauen und Beziehungsfähigkeit
gefördert.
Der Schwerpunkt der Gruppentherapie liegt auf der Förderung
lösungs- und ressourcenunterstützender Gruppeninteraktionen. Die
Kerngruppe bildet die therapeutische Heimat der Patienten - sie ist
halb geschlossen. Schwerpunktmäßig werden in der Kerngruppe die
interpersonellen Probleme angesprochen und erarbeitet. Angelernte
fehlangepasste Beziehungsmuster
können formuliert, in den Lebenszusammenhang gestellt und mit Hilfe
von Veränderungsstrategien neu erprobt werden.
Zur Anwendung kommen
wissenschaftlich evaluierte Behandlungsverfahren wie tiefenpsychologische Therapie, Verhaltenstherapie,
Psychodrama sowie Elemente spezieller Therapieprogramme für traumatisierte Patienten (Psychodynamisch-Imaginative Traumatherapie,
PITT) oder emotional-instabile Persönlichkeiten (DBT). In psychoedukativen Gruppen erfahren die Patienten Einsicht in die Bedeutung der
eigenen Symptomatik sowie eine
ausführliche Informationsvermittlung
über die Erkrankung mit ihren typischen Symptomen und Verläufen.
Neben der psychotherapeu­
tischen Gruppenbehandlung unterteilt sich die Therapie in einen lebenspraktischen, einen kreativ-gestalterischen sowie einen körperorien­
tierten Teil und in intensive Einzelpsychotherapie. Die spezielle Behandlung der Traumatisierungen erfolgt ausschließlich in Einzelgesprächen.
Neben einem differenzierten
und strukturierten tagesklinischen
Angebot stellt der Aufbau einer Beziehung einen außerordentlich
wichtigen Teil der tagesklinischen
Therapie dar. Co-therapeutische
Gruppenarbeit sowie Bezugspflege, die von Pflegepersonal und Ergotherapeuten durchgeführt wird,
ist daher von besonderer Bedeutung. In dieser von den Co-Therapeuten durchgeführten psychosozialen Pflege geht es vor allem um
Ich-stützende, haltgebende Gespräche, wobei auch Tagesstrukturierung und milieutherapeutische
Elemente Beachtung finden. Dabei
werden Ich-Funktionen gestärkt,
regressive Entwicklungen begrenzt
und ein besserer Realitätsbezug
entwickelt.
Phase I: Alltagsstabilisierung
Für die Behandlung traumatisierter
Patienten hat sich eine phasenorientierte Behandlung in drei nicht ganz
trennscharf voneinander abgegrenzten Phasen bewährt. Ziele der ersten
Phase der Traumatherapie sind Alltagsstabilisierungen und Sicherheit,
Beziehungsaufbau und Arbeitsbündnis sowie Ressourcenorientierung
und Stressreduktion. Selbstfürsorge
und Selbstberuhigung werden durch
Erlernen von Imaginations- und Achtsamkeitsübungen bestärkt. Ein Eigenverantwortung förderndes und
antiregressives Vorgehen mit Hilfe
der Arbeit mit verletzten inneren Anteilen („Innere Kindarbeit“, „Ego-State-Therapie“) stellt einen wichtigen
Baustein des therapeutischen und
pflegerischen Angebotes dar.
Eine ressourcen- und lösungsorientierte Haltung, verbunden
mit dem Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe, stellt den wichtigsten Grundsatz der tagesklinischen Arbeit mit
traumatisierten Patienten dar. Stabilisierung steht im Vordergrund vor
dem Gang in die Vergangenheit. Erst
die Fähigkeit der Patienten, ihr Erle-
Nach erfolgreicher Stabilisierung erfolgt in einer zweiten Phase der
Traumatherapie die Traumakonfrontation, in der verschiedene Techniken zur Traumabewältigung eingesetzt werden können: EMDR (Eye
Movement Desensitization and Reprocessing) als hoch wirkungsvolle,
aber auch emotional sehr intensive
Methode der Traumakonfrontation
sowie die Beobachtertechnik und die
Bildschirmtechnik als schonendere
traumakonfrontative Verfahren.
Phase III: Der Blick nach vorne
In der dritten Phase der Traumatherapie kommt es zur Zukunftsplanung
und Neuausrichtung des Lebens,
möglicherweise auch zu einer Phase
der Trauer um das Versäumte und
die zerstörte Kindheit. Damit verbunden sind auch die Annahme des eigenen Lebensschicksals und die Erkenntnis, zu welchen Stärken und
Fähigkeiten die schwierige Lebensgeschichte geführt hat. Aufgrund der
relativ langen Aufenthaltsdauer (vier
bis sechs Monate) können die Patienten nach langwieriger und erfolgreicher Stabilisierung auch die zweite und dritte Phase der Traumatherapiebehandlung erreichen.
Medikamentöse Behandlung
Die Behandlung in der Tagklinik ist immer den individuellen Bedürfnissen
des Betroffenen angepasst. Somit
kann die oben beschriebene psychotherapeutische Behandlung alleine
oder auch in Kombination mit
medikamentösen Behandlungen erfolgen. Die Auswahl eines Medikaments richtet sich nach den im Vordergrund bestehenden Beschwerden.
Bei Schlafstörungen kommen etwa
Schlafmittel, bei Depressionen und
Ängsten Antidepressiva zum Einsatz.
Die Gabe von Antidepressiva, insbesondere die Serotoninwiederaufnahmehemmer, hat sich bisher am meisten bei posttraumatischen Störungen
bewährt. Bei Unruhezuständen und
Zuständen, in denen es zur Realitätsverkennung kommt, kann auch die
Gabe eines Neuroleptikums sinnvoll
sein. Die Dauer der Einnahme wird
vom Team sorgfältig überprüft.
Die Kontaktaufnahme für einen Platz in der Traumatherapie­
gruppe in der Tagesklinik erfolgt über
das Sekretariat, einer schriftlichen
Anmeldung und einem einige Wochen später stattfindenden ausführlichem Vorgespräch. In diesem stehen neben einer Anamnese auch die
Ziele der Patienten sowie das Vorstellen des tagesklinischen Therapieprogramms im Vordergrund. Bereits in diesem ersten Gespräch erfolgt durch die Therapeuten ein Bindungsangebot an die Patienten mit
dem Ziel, die in der Kindheit häufig
nicht erlebten akzeptierenden und
sicheren Bindungserfahrungen im
Rahmen des tagesklinischen Ange-
botes in der Traumatherapiegruppe
neu erfahren zu können.
Zusammenfassend hat sich
das tagesklinische Angebot sehr bewährt, da es sowohl die Traumatherapie vorbereitet, einen geeigneten
stützenden Rahmen bietet als auch
eine individuelle Traumatherapie ermöglicht und gleichzeitig den Patienten ermöglicht in ihrem Alltag eingebunden zu bleiben und neu Gelerntes direkt umsetzen zu können.
Dipl.-Psych. Volker Dittmar ist
Psychologischer Psychotherapeut
und Traumatherapeut an der
Psychiatrischen Tagesklinik,
Prof. Dr. Thomas Frodl ist Chefarzt
des Zentrums für Allgemein­
psychiatrie II der Klinik und
Poliklinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der Universität
Regensburg am Bezirksklinikum
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14
SYNAPSE November
Psychiatrie
SYNAPSE November
Psychiatrie
„Signale und Hilfe bei
Suizid-Gedanken“ –
Erster Pocket-Flyer
Suizid in der Oberpfalz
Zusammenhänge zwischen Suizidwunsch
und seelischer Erkrankung
Wenn die Verzweiflung
unerträglich wird
Jährlich töten sich mehr Menschen selbst, als im Straßenverkehr, durch Verbrechen, Aids und
illegale Drogen zusammen sterben. Bei mehr als drei Vierteln der
Menschen, die an Suizid versterben, spielt eine oft unbehandelte
psychiatrische Erkrankung eine
wesentliche Rolle.
Z
war hat sich die Zahl der Suizide
in Deutschland seit 1980 fast halbiert. Doch allein im Jahr 2012 – so
das statistische Bundesamt – starb
mit 9.890 Menschen fast die Bevölkerung einer deutschen Kleinstadt
durch eigene Hand. Besonders häufig sind es Männer: Jeder 50. Todesfall ist hier eine Selbsttötung. Und es
sind vor allem Menschen im mittleren und höheren Lebensalter betroffen. Fast jede zweite Frau, die im
Jahr 2012 an Suizid verstarb, war
über 60 Jahre, bei den Männern war
die größte Gruppe (45,5%) zwischen
40 und 65 Jahre alt.
Suizidwunsch und seelische
Erkrankung
„Man kann grob drei starke Risikofaktoren für den suizidgefährdeten
Patienten identifizieren: Psychische
Erkrankungen, Alkohol- und Drogenprobleme sowie kritische Lebensereignisse wie etwa der Tod eines nahen Angehörigen“, erläutert Prof. Dr.
Thomas Frodl, Chefarzt des Zen­
trums für Allgemeinpsychiatrie II am
Bezirksklinikum Regensburg. Unter
den psychiatrischen Störungen sei-
en es, so Prof. Frodl weiter, in aller
Regel die schwer ausgeprägten Formen von Depressionen, Psychosen
und Persönlichkeitsstörungen (Siehe Kasten: Studie WHO).
Der dringende Suizidwunsch
eines Menschen ist immer ein Kriterium für die sofortige psychiatrische
Behandlung. Je nach akuter Ausprägung ist es Ziel der Ärzte und Pfleger, den Menschen sicher und gut
behütet durch die Notsituation zu
begleiten. Dazu kann ein suizidgefährdeter Mensch beispielsweise zunächst auf einer beschützten Station
untergebracht und durch das Pflegepersonal gestützt werden: Der Patient wird stabilisiert und keinesfalls
allein gelassen. Im nächsten Schritt
wird ein individueller Therapieplan
mit dem Patienten erarbeitet. Nach
der stationären Phase kann es sinnvoll sein, ein tagesklinisches oder
ein ambulantes Angebot anzuschließen, um den Übergang in den privaten Alltag zu begleiten. Offenbaren
sich Selbstmordgedanken erst im
Laufe einer psychiatrischen oder
psychotherapeutischen
Behandlung, so erarbeitet das Behandlungsteam am Bezirksklinikum gemeinsam mit dem Patienten Krisenpläne
für die Zukunft. Hier bekommt der
Patient nicht nur Ansprechpartner für
den möglichen Krisenfall, sondern
es werden ihm Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit akuten Krisen
vermittelt und positive Lebensvisionen entwickelt: Sein ganz persönlicher Notfall-Koffer.
Das Schlimmste verhindern:
Prävention
„Vielen Menschen mit Suizidgedanken könnte geholfen werden, wenn
es gelingt, in der Bevölkerung die
Sensibilisierung für das Thema Suizid zu stärken“, so Prof. Dr. Thomas
Frodl. „Aus der klinischen Sicht gilt:
Wer Hilfe sucht und annimmt, hat
gute Chancen zu überleben“. Denn
der Suizid geschieht in den allermeisten Fällen nicht aus heiterem Himmel. Die Patienten tragen sich schon
einige Zeit mit dem Gedanken und
äußern diesen in den allermeisten
Fällen aktiv gegenüber Familie,
Freunden oder dem sozialen Umfeld.
Hinzu kommen die typischen Symptome psychiatrischer Erkrankungen,
die die Suizidgefährdung möglicherweise auslösen oder verstärken. Daher, so Prof. Frodl, sei es wichtig,
breit über das Thema Suizid und seelische Erkrankungen aufzuklären.
„Insbesondere die gezielte Sensibilisierung von Schlüsselpersonen wie
etwa Lehrer, Erzieher, Vereinsmitarbeiter oder auch Hausärzte ist eine
sinnvolle Präventionsstrategie.“
Im Krisenfall: Sofort Hilfe suchen!
Erfahrene Patienten und Angehörige
wissen: Die Klinik steht im Notfall
rund um die Uhr zur Verfügung. Ansonsten gilt: Rettungsdienst oder
Polizei informieren. Und in jedem
Fall ist Reden Gold, und Schweigen
nicht Silber, sondern lebensgefährlich.
(RNE)
Der Mitte Oktober erstmals erschienene Flyer bietet im handlichen
Scheckkartenformat prägnante Informationen zu Fakten und verbreiteten
Irrtümern rund ums Thema Suizid
wie „Wer damit droht, macht es eh
nicht“ und vermittelt praktisches Basiswissen über dem Umgang mit einem suizidgefährdeten Menschen.
Beiden Versionen – eine stimmungsvoll gedeckte für Erwachsene und
eine leuchtend gelbe für Jugendliche
– sind kostenfrei erhältlich und verweisen auf alle wichtigen Ansprechpartner in der Region. Dazu gehören
neben den rund um die Uhr verfügbaren Anlaufstellen Telefonseelsorge
und medbo Bezirksklinikum inklusive
der Kinder- und Jugendpsychiatrie
im Erwachsenenbereich insbesondere der Krisendienst Horizont, die
Sozialpsychiatrischen Dienste (SpDi)
der Diakonie, die Bayerische Gesellschaft für psychische Gesundheit
(BGfpG) und das Gesundheitsamt.
Für die Jugendlichen stehen alle drei
regionalen Jugendberatungsstellen
(Stadt Regensburg, Diakonie und
Katholische Jugendfürsorge) sowie
das Jugendtelefon des Kinderschutzbundes zu den normalen Bürozeiten
offen.
Herausgeber des Flyers ist
die Arbeitsgruppe Suizidprävention
im Auftrag des Regionalen Steuerungsverbundes des Versorgungsgebietes Regensburg (PSAG - Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Regensburg). Der Bezirk Oberpfalz hat die
Druckkosten übernommen. (GBO)
Der Flyer ist erhältlich beim
Gesundheitsamt Regensburg,
Tel. +49 (0) 941/4009-749.
Suizidversuche: Ergebnisse der Studie der WHO
Die WHO (World Health Organization) führte von 1985 bis 2000 ein Langzeit-Projekt zur Erfassung von
Suizidversuchszahlen und zur Ableitung möglichst realitätsnaher Schätzwerte in Europa durch. Wesentliche
Ergebnisse der Studie:
• Zusammenhang Psyche und Suizidversuch: Bei 79% der untersuchten Suizidversuche wurde eine
psychiatrische Störung gesichert diagnostiziert.
• Häufigste psychiatrische Diagnosen: Bei Männern sind dies Anpassungsstörungen bei Belastungssituationen (23%), affektive Psychosen mit willentlich nicht steuerbaren Stimmungsausprägungen (17%) sowie
Suchterkrankungen (15%). Bei den Frauen waren es ebenfalls Anpassungsstörungen (22%) gefolgt von
affektiven Psychosen (20%). Die dritthäufigste Diagnosegruppe bei den Frauen bildeten mit 19% die
„Neurosen und Persönlichkeitsstörungen“.
• Wiederholte Suizidversuche: Der höchste Prozentsatz an mehrfachen Suizidversuchen fand sich bei
Patienten mit schizophrenen Psychosen. Bei Patienten mit affektiven Psychosen, mit einer Suchtdiagnose
sowie bei Neurosen und Persönlichkeitsstörungen zeigte sich ein erhöhtes Risiko für wiederholte Suizidversuche. Bei Patienten mit akuten Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen kam es häufiger zu
einem vereinzelten Suizidversuch, der möglicherweise erst den Hinweis zur psychiatrischen Diagnose gab.
• Unverheiratete: 51% der Männer und 47% der Frauen mit Suizidversuchen waren nie verheiratet. Geschieden und getrennt Lebende machten zusammen bei den Männern nur noch 14% und bei den Frauen
noch 17% aus. Verheiratete waren bei den Männern und Frauen jeweils zu 29% betroffen.
• Alleinlebende: Rund ein Viertel der Personen lebten zum Zeitpunkt ihres Suizidversuchs allein, 5% der
Männer und Frauen lebten in einer Einrichtung.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention
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16
SYNAPSE November
Psychiatrie
36. Pflegefachtagung am IBP
Vernetzung aus trialogischer Sicht
Anna Magin
Anfang Oktober fand eine ganz
besondere Fachtagung am IBP in
Regensburg statt: Psychiatrieerfahrene, Angehörige und Mitarbeiter der medbo und weiterer zahlreicher Einrichtungen zur Unterstützung psychisch kranker Menschen diskutierten gemeinsam,
wie die Aufnahme in und die Entlassung aus der Klinik gut gelingen können.
B
ereits die Vorbereitungsgruppe
für den Fachtag „In die Klinik,
aus der Klinik – Übergänge begleiten – Wege der Vernetzung aus trialogischer Sicht“ war trialogisch (also
mit Vertretern der Betroffenen, der
Angehörigen und der Profis) besetzt.
Die Erfahrung, dass die gleiche Situation von Vertretern verschiedener Gruppen und Professionen unterschiedlich erlebt werden
kann, war der Anstoß zu diesem
Fachtag. Ziel war es, einander die
verschiedenen Sichtweisen vorzustellen, nachvollziehbar zu machen
und gemeinsam Ideen zur Weiterentwicklung zu gewinnen. In Vertretung
des Bezirkstagspräsidenten Franz
Löffler begrüßte Dr. Benedikt Schreiner, Leiter der Bezirkssozialverwaltung, die Teilnehmer. „Der Bezirk
Oberpfalz schätzt es, wenn von einer
psychischen Krankheit Betroffene
und deren Angehörige ihre Interessen artikulieren und sich gegenseitig
zur Seite stehen. Daher unterstützt
der Bezirk nicht zuletzt auch die EXIN-Idee. Ich begrüße den Einsatz der
medbo und der bezirksgeförderten
Einrichtungen für eine weitere Verbesserung der Zusammenarbeit!“
Im Anschluss wurden die Aufnahme- und die Entlass-Situation
aus der Betroffenenperspektive von
Dipl.-Psych. Klaus Nuissl (Vorstandsmitglied von Irren ist menschlich e.V.), aus der Sicht der Angehörigen durch Gundula Engel (Vorsitzende des Regensburger Vereins
der Angehörigen Psychisch Kranker
e.V.), der Sicht medbo-externer Profis durch Dr. Stefan Gerhardinger
(Leiter des Sozialpsychiatrischen
Dienstes in Weiden) und der Sicht
einer Mitarbeiterin der Klinik (Sigrid
Klein, Stationsleitung im Zentrum für
Altersmedizin der medbo Regensburg) beschrieben. Abgerundet wurden diese Erfahrungsberichte durch
den Vortrag von Dr. Michael Ziereis
(Stellvertretender Ärztlicher Direktor
des Bezirksklinikums Wöllershof),
der die Situation im Sinne einer „systemischen Draufschau“ beleuchtete.
Den gelungenen Abschluss des Tages bildete die Sicht der Pflege
durch Jürgen Hollick, Bildungsreferent des Bildungswerks der Bayerischen Bezirke in Irsee.
Drei Kernaussagen
Wie ein roter Faden durchzogen drei
Kernaussagen alle Vorträge: Erstens, die Bedeutung einer persönlichen, menschlichen Beziehung zwischen den Akteuren, zweitens die
Idee, schon am Anfang des Kontaktes an den Abschied zu denken, und
schließlich der Bedarf an beziehungsweise die Knappheit der Ressource Zeit.
Eindrücklich schilderte Klaus
Nuissl, wie es bei seiner ersten Auf-
(v.l.n.r.) Klaus Nuissl, Anna Magin,
Dr. Benedikt Schreiner, Gundula Engel,
Dr. Stefan Gerhardinger, Sigrid Klein,
Jürgen Hollick und Uwe Detter,
Bildungsreferent am IBP und
Mit-Organisator der Tagung.
nahme der Ärztin und bei einem späteren Klinikaufenthalt dem Bezugspfleger gelungen sei, eine persönliche Beziehung zu ihm herzustellen
und sein Vertrauen zu gewinnen. Er
halte diese positiven Begegnungen
für wesentlich verantwortlich für seinen günstigen Krankheitsverlauf.
Selbst und gerade bei Menschen,
die in ihrer eigenen Welt lebten, sei
es möglich und notwendig, einen
Kontakt herzustellen, und diesen damit wieder den Zugang zur Realität
zu öffnen. Die beiden medbo-Mitarbeiter seien auf ihn als Individuum
eingegangen und hätten ihm in zahlreichen Gesprächen geholfen, die
Erkrankung zu verstehen und anzunehmen. Auch Gundula Engel, Vorsitzende des Vereins der Angehörigen Psychisch Kranker, beschrieb,
dass es für einen Angehörigen wesentlich sei, als Mensch wahrgenommen zu werden – als ein Mensch
in großer Not. „Manchmal reicht
schon ein Stuhl, ein Glas Wasser
und ein freundliches Wort“.
Dr. Stefan Gerhardinger, der
für seinen Vortrag von „extramuralen“ Institutionen ein Feedback über
die Zusammenarbeit mit der Klinik
bei Aufnahme und Entlassung eingeholt hatte, kam bei sehr heterogenen Rückmeldungen zu einem ähnlichen Ergebnis: Wenn persönliche
Beziehungen bestehen, wird die Zusammenarbeit als positiv und reibungslos beschrieben.
In seiner Vorstellung des Peplau‘schen Pflegemodells kritisierte
Jürgen Hollick Prozessmodelle, die
mechanistisch den Patienten nur als
Objekt betrachten. Er betonte, dass
zwischen Patient und Pfleger eine
Beziehung entstehe und entstehen
müsse, durch die sich beide Seiten
veränderten. Die Gestaltung und
Entwicklung dieser Beziehung sei
durchaus vergleichbar mit der Beziehung zwischen Eltern und Kindern.
In beiden Fällen seien im Laufe des
Entwicklungsprozesses die Befreiung von der Identifikation, die Ablösung vom Hilfebedarf und die Fähigkeit, alleine zu sein, notwendig (mit
der Option, im Notfall zurück zu können). Die Ablösung sei dabei vom
Pfleger von Beginn an mitzudenken.
Auch Sigrid Klein berichtete, dass
schon in der Aufnahmesituation die
„Überleitung“, also die Entlassung,
beginne. Sie schrieb dies vor allem
dem steigenden Entlassdruck zu. In
ihrem Vortrag schilderte sie, dass
sich das Zeitproblem in den letzten
Jahren zugespitzt habe und sie mit
einer weiteren Verschärfung der Situation rechne. Der Wunsch nach
(mehr) Zeit für die Beziehung und für
die Behandlung wurde in allen Beiträgen thematisiert.
Unterschiedliche Positionen
Die Frage, ob es gut sei, wenn man
bereits bei Kontaktaufnahme an den
Abschied denke, könnte nicht kontroverser diskutiert werden: Die einen
finden eine solche Haltung fürchterlich, andere halten sie wegen der
endlichen Ressourcen für notwendig, und wieder andere halten sie im
Sinne der Selbstbestimmung und
des Empowerments der Betroffenen
sogar für sinnvoll. Dr. Michael Ziereis verdeutlichte, dass dies nicht
der einzige Unterschied zwischen
den Positionen ist. Vielmehr könne
es selbst bei größtem Bemühen und
bestem Willen keine Deckungsgleichheit der Positionen aller Beteiligten geben. Bei endlichen Ressourcen stünden sich konkurrierende Bedürfnisse und Angebote gegenüber. Man rede zwar einhellig
von dem Wunsch nach einer guten
Versorgung. Keineswegs gesichert
sei es aber, dass unter einer „guten
Versorgung“ alle das Gleiche verstünden. Zusätzlich komplexer werde das System dadurch, dass es
noch weit mehr als die am Fachtag
vertretenen Beteiligten gebe. Beispielhaft seien hier nur Kostenträger
wie Krankenkassen und Rentenversicherungen genannt.
Bearbeitung konkreter
Fragestellungen in den
Workshops
In fünf Workshops wurden am Nachmittag konkrete Fragestellungen trialogisch bearbeitet. Die Überlegungen der Arbeitsgruppen sollten von
der Vorbereitungsgruppe weiter aufbereitet werden und zu konkreten
Handlungen führen. Denn medbo
Vorstand Kurt Häupl, der Ärztliche
Direktor der Regensburger Klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie,
Prof. Dr. Rainer Rupprecht, und Prof.
Dr. Thomas Frodl, Chefarzt des
medbo Zentrums für Allgemeinpsychiatrie II, haben um Übermittlung
der Workshop-Ergebnisse gebeten.
Der von Dr. Stefan Gerhardinger moderierte Workshop „Wann
wird Fürsorge zur Fremdbestimmung?“ beschäftigte sich damit, wie
Selbstbestimmung gelingen kann,
ohne dass notwendige und würdevolle Für-Sorge unterbleibt.
Im von Franz Wisneth (Sozialdienst medbo) geleiteten Workshop „Die Angst vor der Entlassung“
ging es um das Mitdenken der Entlassung ab der Kontaktaufnahme,
aber auch um Möglichkeiten etwa
der Sozialpsychiatrischen Dienste,
psychisch kranke Menschen nach
einem Klinikaufenthalt zu unterstützen. Die Teilnehmer beschlossen,
für die Station 11b des Bezirksklinikums Regensburg in „dialogischer“
Kooperation eine Infowand mit Angeboten der ambulanten Dienste zu
erstellen. Schon in seinem Impulsreferat am Morgen hatte Klaus Nuissl die Entlassung aus der Klinik
als krassen Einschnitt beschrieben.
Aus der Vollversorgung müsse man
zurück zur Selbstversorgung. Diesen Übergang gelte es sanft zu gestalten, sonst stelle er eine Überforderungssituation dar.
Im Workshop unter Leitung
von Thomas Fehr (Sprecher der
Oberpfälzer PSAGen) wurden zwei
Projekte diskutiert, bei denen die Bewohner von Heimeinrichtungen
durch gute Zusammenarbeit von
Heim und medbo so begleitet werden, dass Klinikaufenthalte im Idealfall vermieden beziehungsweise
möglichst reibungslos für den psychisch erkrankten Menschen verlaufen können.
Eva Frigo (RSV Regensburg)
bot einen Workshop zum Thema
„enttäuschte Erwartungen“ an, der
Profis, Betroffenen und Angehörigen
einen sehr persönlichen Austausch
ermöglichte. Wichtig sei in diesem
Zusammenhang das Überdenken
von Zielen und Erwartungen, das
Annehmen von Unveränderlichem
und – man ahnt es schon – Zeit.
Privatdozent Dr. Berthold
Langguth, Chefarzt der Zentralen
Psychiatrischen Aufnahme am Bezirksklinikum
Regensburg,
beschrieb im Workshop „Aufnahme in
die Klinik“ zunächst die Situation, in
der er und sein Team stünden: Die
zentrale Aufnahme stehe als Bindeglied oder „Puffer“ zwischen einer
großen Zahl von Menschen, die einen (schnellen) Zugang zur Klinik
wünschten beziehungsweise benötigten, und den Klinikzentren mit einer begrenzten Zahl an Betten.
Fazit
Dieser erste Oberpfälzer Trialog
stellte die Bereitschaft der Beteiligten zur konstruktiven Zusammenarbeit unter Beweis. Insbesondere die
gleichberechtigte Teilhabe von Betroffenen und Angehörigen bereicherte die offene und von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Diskussion. Der Fachtag zeigte aber
auch, dass angesichts der unterschiedlichen Positionen und des
ausbaufähigen Wissens von- und
übereinander sowohl eine Aufarbeitung der Workshop-Ergebnisse, als
auch eine Fortsetzung des Austauschs zwischen den involvierten
Gruppen sinnvoll ist. Über einen weiteren Fachtag sollte entsprechend
nachgedacht werden.
Tagungsbegleitend stellten
die Regensburger Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen KISS, die Sozialpsychiatrischen
Dienste der Oberpfalz, der Verein Irren ist menschlich, der Verein der
Angehörigen Psychisch Kranker, der
Regensburger Werkhof und die
medbo ihre Angebote vor und zeigten einmal mehr, wie vielfältig das
Hilfenetz ist.
Anna Magin ist Psychiatrie­
koordinatorin des Bezirks
Oberpfalz und Mitglied der
Vorbereitungsgruppe des Fachtags
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18
SYNAPSE November
Psychiatrie
gfts Jahreskongress in Regensburg
Schizophrenie: Einblicke und Ausblicke
Prof. Dr. Thomas Frodl
Anfang Oktober fand der Jahreskongress der Gesellschaft zur
Förderung empirisch begründeter
Therapieansätze bei schizophrenen Menschen gfts statt. Regensburg ist dabei zum dritten Mal
Austragungsort des jährlich stattfindenden Kongresses.
D
er Kongress mit dem Titel „Schizo­
phrenie, Einblicke und Ausblicke“
wurde von Prof. Dr. Thomas Frodl
und Dipl. Psychologe Volker Dittmar
vom Zentrum für Allgemeinpsychiatrie II des Bezirksklinikums Regensburg geplant und zusammen mit
dem Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP) organisiert. Der
Kongress war eine gute Gelegenheit
Experten einzuladen, deren wissenschaftliche und klinische Arbeiten
die Behandlung von Betroffenen mit
Schizophrenie im deutschsprachigen Raum mit beeinflusst ha­ben.
Ziel der Veranstaltung war es, über
die neuesten Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie der Schizophrenie zu lernen und Visionen zu entwickeln, wie die Behandlung der
Schizophrenie in Zukunft, zum Beispiel durch die Schaffung innovativer
Versorgungsformen wie dem Hometreatment, aussehen könnte.
Die Idee, diesen Kongress in
Regensburg auszutragen, wurde vor
eineinhalb Jahren auf einer Fortbildungsreise nach Irland mit den Vorstandsmitgliedern der gfts geboren.
Auf dem Programm in Irland stand
das dortige Versorgungssystem mit
den Besonderheiten im Hometreatment und der gemeindenahen Be-
handlung durch beständige multidisziplinäre Teams, die den Patienten
durch die einzelnen Versorgungs­
sektoren kontinuierlich begleiten.
Daher ergab es sich auch, im Kongressprogramm einen starken Fokus auf „Hometreatment“ und „Recovery-orientierte Modelle“ zu legen
und von Deutschland aus auf die
Versorgungsstruktur unserer europäischen Nachbarländer zu blicken.
Internationaler Ansatz
Der Kongress bearbeitete drei Themengebiete. Erstens wurde über
leitliniengerechte Behandlung, Früh­
erkennung und innovative Therapien
gelehrt. Zweitens wurden in Vorträgen und Workshops psychotherapeutische Therapieprogramme vorgestellt und diskutiert. Drittens wurde von vier Rednern aus Irland,
Tschechien, Italien und Deutschland
der Stand in den jeweiligen Ländern
zu Versorgungsmodellen inklusive
Hometreatment und recovery-orientierten Ansätzen erläutert.
In dem ersten Teil des Kongresses sprach Prof. Dr. Joachim
Klosterkötter, Ärztlicher Direktor der
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Köln,
über die indizierte Prävention schizophrener Erkrankungen und erläuterte
ausführlich den Kenntnisstand zur
Früherkennung schizophrener Erkrankungen. Derzeit gelingt schon
eine gute Risikoabschätzung von
Personen, die an kurzfristigen und
wiederkehrenden
psychotischen
Symptomen leiden, wenn alle Risiko-
faktoren inklusive Cannabiskonsum
und biologische Messparameter mit
erfasst werden. Diese Risiko-Personengruppe ist Zielgruppe von indizierten frühzeitigen Therapien, um
die Entstehung eines Vollbildes der
Schizophrenie zu verhindern.
Leitliniengerechte Therapie
Prof. Dr. Peter Falkai, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und
Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München, sprach
über die leitliniengerechte Therapie
der Schizophrenie und Innovationen
auf diesem Gebiet. Besondere Beachtung fanden dabei neue Untersuchungen, die darstellen wie positiv
sich körperliche Aktivität bei schizophrenen Patienten auf die Gehirnfunktionen auswirken. Prof. Falkai stellte ferner personalisierte Vorgehensweisen in der Pharmakotherapie der Schizophrenie dar.
Prof. Dr. Tanja Lincoln aus
Hamburg brachte die Teilnehmer auf
den neuesten Stand zur Verhaltenstherapie der Schizophrenie und erläuterte die Evidenz der Verhaltenstherapie. Außerdem wurde eindrücklich gezeigt, wie Wahn und Halluzination
verhaltenstherapeutisch
positiv beeinflusst werden können.
Dies wurde in einem anschließenden Workshop noch weiter vertieft
und mit Praxisbeispielen versehen.
Arbeit mit Angehörigen
Prof. Dr. Roland Vauth aus Basel
trug über emotionsfokussierte Arbeit
mit Angehörigen vor und überzeugte
die Teilnehmer von der Effektivität
der strukturierten Angehörigenarbeit
auf Basis der derzeit entwickelten
Therapiemanuale. Dabei stellte er
sein emotions- und stigmafokussiertes Behandlungsprogramm vor, welches neben psychoedukativen Ansätzen insbesondere an der Affekt­
regulation der Angehörigen angreift.
Ziel ist es, dysfunktionale Einstellungen, die Gefühle von Überforderung,
Schuld und Scham oder auch Ärger
induzieren und damit Resignation
und sozialen Rückzug begünstigen,
zu erkennen und zu verändern.
Ebenso sollen dysfunktionale Einstellungen, die die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe sowie
einen sinnhaften Lebensstil verhindern, bearbeitet werden.
über den Umgang mit traumatisierten schizophrenen Patienten.
Auch die Psychoedukationsprogramme kamen nicht zu kurz.
Dipl. Psych. Dr. Annette Schaub von
der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München erläuterte das bewältigungsorientierte Therapieprogramm für
schizophrene Patienten in einem
Workshop.
In Italien hatte die Abkehr von
der stationären psychiatrischen Versorgung in großen psychiatrischen
Kliniken schon unter dem Einfluss
von Dr. Franco Basaglia begonnen.
Dr. Alessandro Svettini, Ärztlicher
Direktor der Kliniken für Psychiatrie
in Bozen, berichtete, wie sich die
Versorgungssituation in Italien nach
der Schließung der psychiatrischen
Kliniken weiterentwickelt hatte. Insbesondere ging er auf die „Recovery“orientierte psychiatrische Rehabilitation in Italien ein und berichtete von
neuen eigenen Studienergebnissen,
nach denen es möglich war, mit psychiatrischen Testverfahren „Reco-
Einem neuen Thema wurde
in dem Workshop von Dipl. Psych.
Volker Dittmar und Prof. Dr. Thomas
Frodl nachgegangen. Hier ging es
um Trauma und Schizophrenie, um
die wissenschaftlichen Hintergründe
und den Austausch von Erfahrungen
Zweiter Kongresstag:
Blick ins Ausland
Am zweiten Kongresstag wurde ein
Blick in die Versorgungssituation
verschiedener europäischer Länder
gewagt. Nils Greve, Psychiater aus
Solingen, stellte integrierte Versorgungsmodelle und deren Finanzierung in Deutschland vor und erläuterte wie „Hometreatment“ im gemeindepsychiatrischen
Verbund
funktionieren kann. An Praxisbeispielen wurde die Arbeitsweise des
Teams für „Hometreatment“ verbildlicht und dargelegt, wie sehr dadurch
stationäre Behandlungen vermieden
werden können.
gfts – Gesellschaft zur Förderung empirisch begründeter
Therapieansätze bei schizophrenen Menschen
Die gfts wurde 1985 in der Psychiatrischen Klinik des Schweizer
Kantons Thurgau, Münsterlingen/Bodensee, gegründet und 1987 in der
Bundesrepublik Deutschland als eingetragener Verein etabliert. Diese
Gesellschaft will die Weiterentwicklung und Evaluation empirisch
fundierter Therapiekonzepte in der Behandlung, Rehabilitation und
Rückfallprophylaxe schizophren erkrankter Menschen fördern und den
Dialog zwischen Grundlagenforschung und klinischer Praxis anregen.
Weitere Aufgaben sind die Organisation und Vermittlung von Fortbildungs- und Supervisionsseminaren zur Erweiterung therapeutischer
Kompetenzen, die Standardisierung und das Bereitstellen von Therapiematerialien. Der Erfahrungsaustausch zwischen den Einrichtungen,
die derartige Therapiekonzepte anwenden oder mit deren Weiterentwicklung beschäftigt sind, soll gefördert werden. Die gfts hat sich zu
einer überregionalen Gesellschaft entwickelt, deren Mitglieder überwiegend aus dem deutschen Sprachraum kommen. Vertreten sind alle
in der Psychiatrie tätigen Berufsgruppen, deren spezifische Anliegen
durch entsprechende Beiträge in dem Mitteilungsorgan „Schizophrenie“ und Angebote auf den Jahresversammlungen besondere Berücksichtigung finden sollen.
very“ zu messen und einen Punktwert zu definieren, ab dem von „Recovery“ auszugehen ist. „Recovery“
schließt neben der Remission der
psychiatrischen Symptomatik auch
das soziale und berufliche Funk­
tionsniveau mit ein.
In Irland hatte der Aufbau
des Hometreatments schon in den
80er Jahren begonnen. Ein Überblick über die Versorgungssituation
wurde von Dr. Robert Daly, Exekutiver Ärztlicher Direktor der Kliniken
Dublin Süd und Mitte, gegeben. Die
ohnehin schon sehr kurze Verweildauer in der stationären Behandlung mit etwa 15 Tagen konnte in
Irland durch Einsatz des „Home­
treatments“ teilweise auf zehn Tage
verkürzt werden. Nachdem Irland
lange Zeit den weiteren Aufbau der
integrierten Versorgung bestritten
hatte, wurde kürzlich speziell in
Dublin ein Programm entwickelt,
das zusätzlich auf Ersterkrankungen von Psychosen sowie Essstörungen und auf Suizidpräventionen
abzielt und hier den Betroffenen
zusätzliche spezielle Expertisen
zur Verfügung stellt. „Recovery“orientierte Ansätze werden ebenfalls in Irland verwendet. Die Pa­
tienten sollen durch Expertenteams
auf den Weg der vollständigen Gesundung gebracht werden. Ab diesem Zeitpunkt wird ihnen und ihren
Angehörigen die Verantwortung
übergeben, so dass sie inmitten
der Gesellschaft die vollständige
Wiederherstellung der psychischen
Gesundheit erlangen können.
Dr. Ondrej Pec berichtete
über die Behandlung von schizophrenen Patienten in Tschechien.
Während lange Zeit nur wenige sehr
große psychiatrische Kliniken zur
Verfügung standen und die Patienten sehr lange Fahrtwege in Kauf
nehmen mussten, wurden in den
letzten Jahren psychiatrische Abteilungen an den Allgemeinkrankenhäusern aufgebaut. Neuerdings gibt
es ein Bestreben, integrierte Versorgungszentren aufzubauen. Allerdings sei das Betreiben dieser Zentren derzeit nur kurzfristig genehmigt
worden.
Prof. Dr. Thomas Frodl ist Leitender Arzt (Chefarzt) des Zentrums
für Allgemeinpsychiatrie II am
Bezirksklinikum Regensburg
19
20
SYNAPSE November
Psychiatrie
Zentrum für Altersmedizin
GDS – Geriatric Depression Scale
Neuropsychologische Testverfahren
in der Gedächtnisambulanz
Achim Weigel, PD Dr. Jochen Schneider und PD Dr. Stephan Schiekofer
Die neuropsychologische Dia­
gnostik stellt ein umfangreiches
Repertoire an testpsychologischen Verfahren zur Prüfung kognitiver Funktionen zur Verfügung.
Mit deren Hilfe werden Ausfälle
einzelner Funktionsbereiche erfasst.
I
n der Gedächtnisambulanz am Bezirksklinikum Regensburg liegt der
Schwerpunkt der Neuropsychologie
in der Diagnostik von neurodegenerativen (hirnorganischen) Veränderungen, deren Lokalisation sowie einer differenzierten Beurteilung des
kognitiven Status des Patienten.
Neurodegenerative Erkrankungen sind durch charakteristische
Leistungsprofile
gekennzeichnet,
die im Zusammenhang mit den zugrunde liegenden neuropathologischen Veränderungen stehen. Für
manche Erkrankungen ist auch heute noch der Rückschluss von psychischen Ausfällen auf die Lokalisation der Schädigung verlässlicher
als die Darstellung der Läsion mittels bildgebender Verfahren. Diese
psychischen Ausfälle lassen sich
durch die standardisierten Testverfahren einer neuropsychologischen
Untersuchung objektiv einordnen.
Vor der Überweisung in die Gedächtnisambulanz hat nicht selten
bereits der Haus- oder Facharzt ein
auffälliges Ergebnis in einem der zur
Verfügung stehenden Suchtests
(„Screening-Verfahren“) festgestellt.
Als bekannteste Verfahren im
deutschsprachigen Raum sind hier
der „Uhrentest“, der „Mini Mental
Status Test“ (MMSE) und der „DemTect“ zu nennen. Diese Verfahren
erlauben zwar noch keine differentialdiagnostischen Aussagen, aber
geben wichtige Hinweise innerhalb
des diagnostischen Entscheidungsprozesses und schon eine vorläufige, grobe Schweregradeinteilung.
Bei einem standardisierten
Test in einer Gedächtnisambulanz
sind die Durchführungsmodalitäten
vorgegeben und auch die Auswertung erfolgt nach einem vorgegebe-
nen Standard. Das individuelle Test­
ergebnis wird in Bezug gesetzt zu
einer repräsentativ erhobenen Stichprobe, die idealerweise nach Alter,
Geschlecht und Bildungsgrad der
untersuchten Person gleichgesetzt
werden kann. In der Regensburger
Gedächtnisambulanz wird standardmäßig die umfangreichere Testbatterie des „CERAD“ eingesetzt, in
den auch der MMSE und der Uhrentest integriert sind. Darüber hinaus
sind ausführlichere Untertests für
nicht-/sprachliches
Gedächtnis,
Sprache, kognitive Geschwindigkeit
und Flexibilität beinhaltet. Zur Abklärung einer möglichen depressiven
Störung kommt der Fragebogen der
„Geriatric Depression Scale“ (GDS)
zum Einsatz. Für spezifische Fragestellungen oder eine tiefere neuropsychologische
Untersuchung
kann noch auf spezielle Einzelverfahren zurückgegriffen werden.
CERAD-Plus –
Neuropsychologische Testbatterie
Als Standardverfahren zur Abklärung und Objektivierung kognitiver
Beeinträchtigungen bei Patienten
über 50 Jahren wird die deutschsprachige Version des „CERADPlus“ (Consortium to Establish a Registry for Alzheimer‘s Disease; ent-
wickelt von der Memory Clinic des
Universitätsspitals Basel, Schweiz)
verwendet.
Diese neuropsychologische
Testbatterie lässt sich zeitökonomisch durchführen (Dauer etwa eine
Stunde), gilt aber gerade auch für ältere Patienten als zumutbar und fair.
Die CERAD-Plus Testbatterie besteht aus folgenden Untertests:
• Verbale Flüssigkeit
• Boston Naming Test
• Mini Mental Status Examination
(MMSE)
• Wortliste Lernen, Abrufen,
Wiedererkennen
• Figuren Abzeichnen, Abrufen
• Phonematische Flüssigkeit
• Trail Making Test A/B
Es werden die Bereiche sprachliches und visuelles Gedächtnis, visokonstruktive und räumliche Fähigkeiten, Sprache, Wortflüssigkeit,
Wortfindung, psychomotorische Geschwindigkeit, Aufmerksamkeit/Konzentration sowie die Leistung der
exekutiven Funktionen wie Planung,
Organisation, Flexibilität erfasst. Die
individuellen Ergebnisse werden
über Normwerte (z-Werte) ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gesetzt und verglichen.
Beispiel Untertest „Verbale Flüssigkeit“
Der Patient wird aufgefordert, eine Minute lang Tiere aufzuzählen. Der
Untersuchungsleiter notiert mit und wertet die Anzahl verschieden
genannter Tiere (Mehrfachnennungen oder Regelbrüche werden nicht
mit Punkten bewertet, aber bei einer Gesamtbetrachtung qualitativ
mitberücksichtigt). Über den ermittelten Punktwert kann die individuelle Leistung des Patient in Bezug zur Normbevölkerung gesetzt und
als „durchschnittlich“ oder „über-/unterdurchschnittlich“ eingeordnet
werden.
Gemessen wird die „kategorial-semantische Wortflüssigkeit“, also ein
Konstrukt aus sprachlichen Fähigkeiten, Produktionsgeschwindigkeit,
kognitiver Flexibilität, Leichtigkeit der verbalen Produktionsfähigkeit,
semantischem Gedächtnis und exekutiven Funktionen. Defizite in
diesem Bereich geben Hinweise auf eine mögliche „Sprachstörung“
(„Aphasie“), aber auch eine mögliche kognitive Verlangsamung oder
bei vielen Wiederholungen oder Vergessen der Aufgabenstellung auch
Hinweise auf eine Gedächtnisstörung.
Das Fragebogenverfahren in Interviewform dient zur Abschätzung einer
depressiven Stimmungslage oder
Störung und wird bei der Anamnese
und zur Verlaufsbeobachtung eingesetzt. Der Fragebogen umfasst 15
Fragen und ist auch für (mild bis moderat) kognitiv eingeschränkte, ältere
Menschen geeignet. Die Auswertung
erlaubt eine grobe Einteilung in drei
Bereiche („keine depressive Störung“, „leichte depressive Störung
oder Verstimmung“, „schwere depressive Störung“). Der Test ist jedoch zur Diagnose einer depressiven
Erkrankung alleine nicht ausreichend.
SKT – Syndrom-Kurztest
Bei dem Syndrom-Kurztest handelt
es sich um ein Testinventar zur Erfassung und Schweregradbestimmung
von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen bei kognitiven Leistungseinbußen, dementiellen Erkrankungen und hirnorganischen PsychoBeispiel Untertest „Trail
Making Test“ (TMT)
Dieser Test kam schon 1944 bei
der Tauglichkeitsprüfung des
US-Militärs zur Anwendung. Im
deutschsprachigen Raum ist
dieses Verfahren auch unter
dem Namen “Zahlenverbindungstest” bekannt. In der
Formvariante TMT-B sollen auf
einem Blatt vorgegebene
Zahlen und Buchstaben mit
einem Bleistift in aufsteigender
Form so schnell wie möglich
verbunden werden. Gemessen
werden hier die psychometrische Geschwindigkeit, Aufmerksamkeit, mentale Flexibilität und
frontal-exekutive Funktionen.
Schlechte Leistungen im TMT-B
verweisen auf mögliche
Störungen in den frontalen
Bereichen des Gehirns („Stirnhirn“ oder „Frontallappen“). Es
können aber auch die räumliche
Übersicht, Visuokonstruktion
oder psychomotorische Fähigkeiten beeinträchtigt sein
– ergeben sich hierfür Anzeichen, können auch Störungen
der Hinterhaupts- oder Okzipitallappen oder auch des
rechten Schläfenlappens des
Gehirns vorliegen.
syndromen. Die ansprechende äußere Form und die relativ kurze
Durchführungsdauer (15-30 Minuten)
führen zu einer hohen Akzeptanz bei
den Patienten. Meist wird der SKT als
Ergänzung zu anderen Testverfahren
verwendet. Da die einzelnen Untertests wenig sprachlastig sind, kommt
der SKT auch bevorzugt bei Patienten zum Einsatz, die im Sprach- oder
Sprechvermögen eingeschränkt sind.
Nürnberger Altersinventar
Eine sehr umfassende und deshalb
auch relativ zeitaufwändige (60-240
Minuten) Testbatterie zur Erfassung
kognitiver Einschränkungen im Alter
ist das „Nürnberger Altersinventar“
(NAI). Neben der Erfassung der kognitiven Leistungsfähigkeit durch entsprechende Testverfahren können
auch über Selbst- und Fremdbe­
urteilungsfragebögen Informationen
über Aktivitäten des täglichen Lebens und Lebensqualität gesammelt
und bewertet werden. Die Einzelergebnisse lassen sich als graphische
Kurve darstellen, so dass Unterschiede in den einzelnen Bereichen
und Auffälligkeiten auf einen Blick
feststellbar sind.
Neuropsychiatrisches Inventar
Mit diesem Inventar können psychische/psychiatrische Auffälligkeiten
und Veränderungen festgestellt werden. Es handelt sich hierbei um einen ausführlichen Fremdbeurteilungsfragebogen (das heißt er muss
mit Angehörigen/Betreuern des Patienten durchgeführt werden), der verschiedene relevante Bereiche (etwa
„Angst“, „Enthemmung“, „Wahnvorstellungen“) abfragt und in ihrem
Schweregrad und Auftretenshäufigkeit beurteilt.
TAP – Testbatterie
Aufmerksamkeitsprüfung
Die TAP wird computergestützt
durchgeführt und ausgewertet. Es
werden verschiedene Formen der
Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeits­
intensität und Konzentration mittels
der Reaktionszeit, Auslassungen
und Fehlerquote des Patienten überprüft. Die Aufgaben werden am
Computermonitor bearbeitet, die
Reaktion erfolgt mittels Druck auf
spezielle Tasten. Die TAP enthält
langdauernde, einfache Signalent­
deckungsaufgaben, in denen Reize
in zweierlei Modalitäten (visuell und
akustisch) und in unterschiedlicher
Frequenz (niedrig und hoch) dargeboten werden. Durch Vorgabe eines
hohen Anteils relevanter Stimuli
kann die Daueraufmerksamkeit
durch niedrige Reizfrequenz die Vigilanz in monotoner Si­tuation erfasst
werden. Bei einer anderen Aufgabe
der TAP wird die selektive oder fokussierte Aufmerksamkeit über eine
sogenannte „Go-NoGo“-Aufgabe ermittelt. Hier muss der Patient auf
zwei von insgesamt fünf dargebotene visuelle Muster richtig reagieren,
etwa seinen Impuls, die Taste möglichst schnell zu drücken, gezielt
kontrollieren.
PD Dr. Stephan Schiekofer
ist Chefarzt, Achim Weigel
Psycho­loge am Zentrum für
Altersmedizin am Bezirksklinikum
Regensburg, Klinik und Poliklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie
der Univer­sität Regensburg.
PD Dr. Jochen Schneider ist
Arbeitsgruppenleiter am LCSB &
Zentrum für Innere Medizin, Klinik
für Innere Medizin II, Homburg,
Universität des Saarlandes
22
SYNAPSE November
Psychiatrie
SYNAPSE November
Psychiatrie
Dies bestätigte auch Bezirkstagspräsident Franz Löffler: „In den
Kliniken der medbo hat sich die Zahl
der Patienten mit Crystal-Problemen
in den letzten Jahren vervielfacht.
Bei den von illegalen Substanzen Abhängigen wird als Hauptdroge Crystal in der Regensburger Klinik zwischenzeitlich von jedem Siebten und
am Bezirksklinikum Wöllershof schon
von mehr als jedem Dritten angegeben.“ Ministerin Huml, die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler
und Bezirkstagspräsident Franz Löffler nahmen sich überdies die Zeit, bei
einigen der Fachvorträge dabei zu
sein.
Interdisziplinäre Fachtagung „Neue Psychoaktive
Substanzen“ am Bezirksklinikum Regensburg
Von Crystal zu Spice,
Badesalzen und Co.
Prof. Dr. Norbert Wodarz
In den letzten Jahren ist die Zahl
der sogenannten „Neuen Psychoaktiven Substanzen“ enorm
gewachsen. Allein 2013 wurden
europaweit 82 völlig neue erfasst.
Eine groß angelegte interdisziplinäre Fachtagung am Bezirksklinikum Regensburg widmete sich
diesem Themenkreis: Der Andrang
war immens.
teilnehmenden Berufsgruppen (etwa
Sozialpädagogen, Psychologen, Mediziner, Polizei- und Justizvollzugsbeamte, Bewährungshelfer, Krankenpfleger, Jobvermittler, Suchtbeauftragte in Unternehmen) war Indiz
dafür, dass die NPS in vielen Bereichen sprichwörtlich „angekommen“
sind und viele Probleme und Fragen
aufwerfen.
E
Höchste politische
Aufmerksamkeit
nde Juli 2014 fand am IBP in Regensburg die große interdisziplinäre Fachtagung zu „Neuen Psychoaktiven Substanzen“ (NPS) statt.
Deren Organisation erfolgte federführend durch die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (www.bas-muenchen.de) in Kooperation mit der medbo. Das Bayerische
Staatsministerium
für
Gesundheit und Pflege unterstützte
die Tagung intensiv. Lange Wartelisten und am Ende 320 Teilnehmer
zeigten bereits im Vorfeld der Tagung, welch große Bedeutung diese
NPS im Alltag von Medizin, Unternehmen und bei den Behörden haben. Allein die große Bandbreite der
Auch wenn Crystal Meth eigentlich
nicht zu den „neuen psychoaktiven
Substanzen“ zählt, da die Substanz
schon lange bekannt ist, wurde es
trotzdem berechtigterweise immer
wieder thematisiert. So warnte die
Bayerische Gesundheitsministerin
Melanie Huml in ihrem Grußwort:
„Crystal Meth ist in Bayern die Droge
mit den größten Steigerungsraten,
besonders in der Oberpfalz, Niederbayern und Oberfranken. Die gesundheitlichen Schäden von Crystal
Meth können verheerend sein.“
NPS in Forschung und
Versorgung
Prof. Dr. Norbert Wodarz begrüßte
die Teilnehmer und vermittelte einen
Einblick, wie unterschiedlich und wenig vorhersagbar die Wirkungen und
Nebenwirkungen der vielen Neuen
Psychoaktiven Substanzen (NPS)
sind. So entstammen einige ursprünglich den Forschungslaboren
von Pharmafirmen oder Universitäten (daher der Begriff „research chemicals“), waren dort aber meist aus
gutem Grund nie für die Anwendung
am Menschen weiterentwickelt worden. Die Konsumenten seien es nun,
so Prof. Wodarz, die sich seltsamerweise freiwillig zum „Versuchskaninchen“ der Forschung machten.
Der Geschäftsführer der
Deutschen Beobachtungsstelle für
Drogen und Drogensucht, Dr. Tim
Pfeiffer-Gerschel, zeigte, dass es
bislang kaum belastbare Daten über
die Verbreitung dieser NPS in der
Allgemeinbevölkerung gibt. Im Gegensatz dazu stellte PD Dr. med.
Ingo Schäfer vom Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung in Hamburg die Ergebnisse der ersten deutschen Untersuchung zu den Konsummotiven, Konsumentenprofilen
und Konsumorten für die besondere
Untergruppe der Amphetamine und
Crystal Meth vor und leitete daraus
Empfehlungen für die Prävention ab.
Erster Kriminalhauptkommissar Peter Eisenreich vom Polizeipräsidium Regensburg blickte aus Sicht
der Strafverfolgung besonders auf
die Herstellungs- und Vertriebswege.
Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, Chefarzt
des Kompetenzzentrums Sucht am
kbo Isar-Amper-Klinikum in Haar, berichtete über die dortigen Erfahrungen mit den Konsumfolgen von NPS,
vor allem der sogenannten „Badesalze“. Im Mittelpunkt stand dabei die
zunehmende Zahl der akut ausgelösten schweren Psychosen, die bislang eher schlecht behandelbar sind.
In einer Reihe alternativ zur
Auswahl stehender Seminare wurden in Arbeitsgruppen praktisch relevante Themen zum Umgang mit den
NPS aufgegriffen, beispielsweise
NPS in der ambulanten Beratung, im
Arbeitsalltag von Polizei und Suchthilfe, in der Akutversorgung und
Reha und bezüglich des praktischen
Vorgehens bei der Behandlung von
NPS-Konsumenten. Ein weiteres gut
besuchtes Thema war die (eingeschränkte) Nachweisbarkeit der
neuen Drogen. Abschließend diskutierten Experten, welcher neuen
Wege es in der Prävention, der Beratung und Behandlung sowie im gesellschaftlichen Umgang im Hinblick
auf die neuen psychoaktiven Substanzen bedarf.
Erfahrungen aus erster Hand
Politiker wie Teilnehmer waren besonders beeindruckt von den ehemaligen Konsumenten. So berichtete eine 21-jährige Frau, wie sie als
16-Jährige über Freunde an Crystal
Meth geraten war. Aus Neugier probierte sie die Droge. „Anfangs habe
BayernweiteTelefon-Hotline
zu Crystal Meth
Die Hotline ist zu erreichen
unter der Nummer:
+49 (0)941/569-582-901.
Das Angebot ist Montag bis
Freitag von 10:00 bis 16:00 Uhr
und am Sonntag von 18:00
bis 20:00 Uhr erreichbar.
Weitere Infos unter
www.drugstop.org.
(v.l.n.r.) Bezirkstagspräsident Franz Löffler,
MdB Marlene Mortler (Bundesdrogenbauftragte),
Gesundheitsministerin Melanie Hummel
ich mich toll gefühlt, aber innerhalb
weniger Wochen ging alles den
Bach runter“. Bald schnupfte sie die
Droge, die etwa 20 Euro pro Dosis
kostet, mehrmals täglich. „Erst gehen die Ersparnisse drauf, dann
fängt man an zu lügen und zu betrügen“, erzählte sie. Die junge Mutter
– sie hat einen dreijährigen Sohn –
hat schließlich erfolgreich eine Therapie in der Mutter-Kind-Einrichtung
(Karthause) am Bezirksklinikum Regensburg absolviert und ist seit letztem Jahr clean.
Auch andere ehemalige Konsumenten, die erfolgreiche Therapien in der Regensburger Karthause
hinter sich haben und nun bei der
Selbsthilfeorganisation DrugStop in
Regensburg mithelfen, berichteten
über ihre Lebensläufe. So wurde
schnell deutlich, dass es sehr unterschiedliche Wege in den Konsum
gibt, und dass dieser immer einfacher ist, als der Weg heraus.
Telefon-Hotline gestartet
Im Rahmen der Fachtagung hatten
Gesundheitsministerin Melanie Huml
und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, eine
neue Telefon-Hotline zur Verbesserung der Hilfen in Bayern gestartet.
Huml betonte: „Bayern verstärkt das
Vorgehen gegen Crystal Meth. Mit
der neuen Hotline bieten wir auch
Angehörigen von Süchtigen die Möglichkeit, sich schnell beraten zu lassen. Unser Ziel ist es, vor allem Jugendlichen und Heranwachsenden
den Weg zurück in ein normales Leben ohne Drogen zu erleichtern.“ Die
Bundesdrogenbeauftragte Marlene
Mortler betonte: „Crystal verbreitet
sich in sehr unterschiedlichen Konsumentengruppen. Darauf muss mit
differenzierten Angeboten von Aufklärung, Beratung und Hilfe reagiert
werden. Die neue Hotline, sowie das
bayerische Projekt „Mindzone“ sind
wichtige und beispielhafte Angebote,
um dieser erforderlichen Hilfe zu
entsprechen.“
Träger der neuen Telefon-Hotline zu Crystal Meth ist der
Verein „DrugStop Drogenhilfe“ in
Regensburg, deren Vorsitzender der
leitende Oberarzt des Regensburger
Zentrums für Suchtmedizin ist, Dr.
Willi Unglaub. Viele der dort tätigen
„Ex-User“ haben eine erfolgreiche
Therapie am Zentrum für Suchtmedizin am Bezirksklinikum hinter sich.
Prof. Dr. Norbert Wodarz ist
Leitender Arzt (Chefarzt) des
Zentrums für Suchtmedizin der
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
und Psychotherapie der Universität
Regensburg am Bezirksklinikum
23
24
SYNAPSE November
Psychiatrie
SYNAPSE November
Psychiatrie
Spezialambulanz der Psychiatrischen
Institutsambulanz (PIA) Regensburg
Autismus im Erwachsenenalter
Dr. Lore Blaas
Autismus-Spektrum-Störungen
spielen eine zunehmende Rolle in
der Erwachsenenpsychiatrie und
Psychotherapie. Nach neuesten
Zahlen wird die Prävalenz für Autismus-Spektrum-Erkrankungen
auf immerhin 1% geschätzt und
ist damit ähnlich hoch wie die der
schizophreniformen Erkrankungen.
D
achte man früher meist an Menschen mit geistiger Behinderung
oder Charaktere wie „Rain Man“ aus
dem Film mit Dustin Hoffman, so
wird heutzutage immer klarer, dass
Menschen mit hochfunktionalem Autismus
und Asperger-Syndrom
durchaus auf den ersten Blick völlig
unauffällig und angepasst sein können. Dennoch bestehen Beeinträchtigungen in der Kommunikation, der
sozialen Interaktion, der Wahrnehmung und im Verhalten.
Insbesondere hochfunktionale Menschen mit Autismus-Spek­
trum-Störung, die auch beruflich
sehr erfolgreich sein können, werden immer noch spät diagnostiziert.
Viele von ihnen haben eine lange
und leidvolle Geschichte von Missverständnissen, heftigsten interpersonellen Konflikten, Mobbing und
Ausgrenzung zu verarbeiten. Manche der Betroffenen bleiben trotz hoher fachlicher Qualifikation arbeitslos, da schon die Hürde „Bewerbungsgespräch“ unüberwindbar ist.
Autistische Störungen prägen die
ganze Lebensspanne. Komorbiditäten wie Depressionen, Ängste und
Zwänge sowie ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung)
sind häufig. Viele leiden unter einer
ständigen Reizüberflutung und einem erhöhten Stresslevel.
Im Erwachsenenalter fällt der
gewohnte und Schutz bietende Rahmen der Familie weg, so dass Defizite deutlicher zu Tage treten. Menschen mit Autismus leiden oft unter
der Isolation, in der sie leben. Es besteht der Wunsch nach sozialen Kontakten und Beziehungen. Allerdings
fällt es ihnen schwer, sich in andere
„Seid nett zu den Sonder­
lingen. Es kann gut sein,
dass ihr später mal für einen
arbeitet.“
Bill Gates, Microsoft-Gründer
in einer Rede vor Schülern
Menschen hineinzuversetzen, nonverbale Kommunikation zu verstehen
und sich im zwischenmenschlichen
Kontakt sicher zu bewegen.
Diagnose „Anderssein“
Eine Diagnose kann zu einer deutlichen Entlastung führen: endlich haben die Betroffenen eine Erklärung
für ihr „Anderssein“. Dann entsteht
die Frage nach Therapie und oft
auch nach sozialmedizinischer Betreuung. Die Betroffenen suchen Unterstützung und Hilfe beim Umgang
mit der Störung, beim Krankheitsverständnis, bei der Behandlung der
Symptome und beim Erlernen sozialer Kompetenzen.
Die Versorgungssituation in
der Erwachsenenpsychiatrie ist bisher unzureichend. Ambulante Angebote für betroffene Erwachsene sind
wegen des großen Andrangs und der
aufwändigen Diagnostik überlaufen.
Einen Psychotherapieplatz zu bekommen, ist für Menschen mit Autismus noch schwieriger als für andere
Patienten. Mangels gut erprobter
Therapieformen und aus Unsicherheit lehnen Psychotherapeuten die
Patienten oft von vornherein ab.
Bisher scheinen die kognitive
Verhaltenstherapie, das Soziale
Kompetenztraining speziell für Menschen mit Autismus und ein effektives Stressmanagement die besten
Therapieansätze zu bieten. Auch die
symptomorientierte medikamentöse
Behandlung kann manchmal hilfreich sein.
Ambulanter Ansatz in Regensburg
In der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) in Regensburg besteht
seit mehreren Jahren ein spezialisiertes Angebot zur Diagnose und
Behandlung von Autismus. Dabei
wird eine ausführliche Diagnostik für
Autismus-Spektrum-Störungen angeboten, die pro Patient insgesamt
etwa zehn Stunden an Befragungen
und Tests umfasst. Nach einem ausführlichen
Anamnesegespräch,
wenn möglich zusätzlich mit Fremdanamnese durch Angehörige, finden
testpsychologische Untersuchungen
statt, um die klinische Verdachtsdiagnose zu untermauern oder Differentialdiagnosen abzuwägen.
„Gleich am ersten Tag im
Studium hatten sich viele
Mitstudenten in Gruppen
zusammengefunden. Ich habe
keine Ahnung, wie ihnen das
so schnell gelungen war.“
Dr. Christine Preißmann,
Asperger-Autistin und Ärztin
Angelehnt an gruppentherapeutische Konzepte der Kölner und
Freiburger Spezialambulanzen für
Autismus wird an der PIA beginnend
im Herbst 2014 nun zum dritten Mal
ein spezielles Soziales Kompetenztraining angeboten. Als weitere
Schritte sind ein spezifisches psychotherapeutisches Angebot, ein offenes
Gruppenangebot und eine Therapiestudie mit transkranieller Magnet­
stimulation in Planung. Die Autismus-Spezialambulanz am Bezirksklinikum arbeitet eng mit dem Kompetenznetz Autismus (siehe Seite 44)
zusammen und stellt für betroffene
Erwachsene aus der Oberpfalz
wohnortnah eine multidisziplinäre
Versorgung sicher. Es besteht insbesondere auch eine Anlaufstelle für
Krisensituationen.
Dr. Lore Blaas ist Fachärztin für
Psychiatrie und Psychotherapie an
der PIA der Klinik und Poli­klinik für
Psychiatrie und Psychotherapie
der Universität Regensburg am
Bezirksklinikum
25
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SYNAPSE November
Psychiatrie
SYNAPSE November
Psychiatrie
Ergebnisse der aktuellen Sucht-Rehabilitandenbefragung
der Deutschen Rentenversicherung
Sucht-Reha HAUS 19
am Bezirksklinikum Wöllershof bekommt Top-Noten
Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat eine umfassende
Befragung ehemaliger Sucht-Patienten von sowohl Entwöhnungs- als auch psychosomatischen Reha-Einrichtungen durchgeführt. Der jetzt veröffentlichte
Qualitätssicherungsbericht attes-
tiert HAUS 19, der Abteilung für
Sucht-Rehabilitation
am
Bezirksklinikum Wöllershof, durchweg Spitzen-Noten.
D
ie DRV hatte insgesamt knapp
22.700 stationäre Patienten
aus 275 Reha-Einrichtungen be-
fragt. Diese Patienten waren zuvor
im Zeitraum August 2012 bis Juli
2013 entlassen worden.
Ein wichtiges Ergebnis: Die überwiegende Mehrheit der Patienten
(65%) sieht die durchgeführte Rehabilitation als für sich erfolgreich
an.
Gemeinschaftsraum HAUS 19
Auf einer Skala von „1“ (sehr
gut) bis „5“ (sehr schlecht) punktete
die Gruppe der Reha-Einrichtungen
für Entwöhnungsbehandlungen mit
der Note 2,1 etwas höher als die
psychosomatischen Häuser (Note
2,3). Zudem seien der Studie gemäß
trotz des guten Gesamtergebnisses
durchaus Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen getesteten
Häusern zu verzeichnen.
Hidden Champion aus der
Nord-Oberpfalz
Von 100 möglichen Qualitätspunkten erreichte HAUS 19 bei der aktuellen DRV-Umfrage knapp 96 Punkte und steht damit an der Spitze der
Vergleichsgruppe „Reha-Einrichtungen für Entwöhnungsbehandlungen“. War HAUS 19 in den vorangegangenen drei Befragungsrunden
schon immer im obersten Spitzenfeld vertreten, so ist die Einrichtung
in dieser Runde absolut auf dem
„Stockerl“ gelandet.
Die Befragung erfolgte zu folgenden Themenkomplexen:
Zufriedenheit mit …
• der ärztlichen Versorgung
• der psychotherapeutischen Betreuung
• der pflegerischen Betreuung
• den Einrichtungsangeboten
• den Schulungen und Vorträgen
• den Behandlungen
• den Beratungen
• der Planung und Abstimmung der Reha
• der Vorbereitung auf die Zeit nach der Reha
• den Verhaltensempfehlungen für zum Beispiel Alltag und Beruf
• sowie der Reha insgesamt
Entwöhnungsbehandlung in
Wöllershof mit nachhaltigem
Erfolg
Der Wöllershofer Einrichtung bescheinigt die DRV durchweg signifikant bessere Bewertungen. Das
heißt, HAUS 19 punktet in allen Kategorien (siehe Kasten) höher als die
Vergleichsgruppe „Reha-Einrichtun-
Das Team von HAUS 19 in Wöllershof:
Haupteingang HAUS 19
Ärztlicher Dienst: Dr. Anja-Nancy Narr
Psychologischer Dienst: Detlef Herrig, Hermann Koop
Sozialpädagogischer Dienst: Dr. Elke Hellwig
Pflegedienst: Isabella Landgraf, Rita Meier, Johann Moldaschl
Ergo-/Arbeitstherapie: Roland Schröder, Michael Vollath
Physio-/Sporttherapie: Wilhelm Daubner
Diätassistentin: Kathrin Arnold
Medizinische Fachangestellte: Sabine Hummer
Sekretariat: Elisabeth Walter
gen für Entwöhnungsbehandlungen“. „Unsere ehemaligen Patienten
bewerten die gesamte Reha mit
1,4“, so Dr. Heribert Fleischmann,
Ärtzlicher Direktor des Bezirksklinikums Wöllershof. „Vor allem freut
uns, dass sie sich besonders gut auf
die Zeit „danach“ vorbereitet fühlen:
Sowohl in der Kategorie „Vorbereitung auf die Zeit nach der Reha“ als
auch bei den Verhaltensempfehlungen punktet HAUS 19 mit einer hervorragenden 1,2!“. Ebenfalls interessant: Die DRV ermittelte nicht nur
den Ist-Stand der Bewertungen,
sondern hatte für einige Kategorien
vorab eine Soll-Note – also ein Mindest-Qualitätsziel – für Wöllershof
definiert. „Wir haben alle Hürden genommen und somit auch die Erwartungen DRV übertroffen“, freut sich
Oberärztin Dr. Nancy-Anja Narr, die
Leiterin der Abteilung HAUS 19.
(RNE)
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SYNAPSE November
Psychiatrie
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Jahrestreffen Suchtkrankenhilfe am Bezirksklinikum Wöllershof
Wohin bewegt sich die Suchtkrankenhilfe?
Dr. Elke Hellwig
Im Sommer 2014 trafen sich Vertreter der Suchtberatungsstellen, Gesundheitsämter und Suchtabteilungen der Bezirkskrankenhäuser
aus dem Einzugsgebiet des Bezirksklinikums Wöllershof zum traditionellen Jahrestreffen. Erstmals
waren Vertreter der regionalen Arbeitsverwaltung zum Gedankenaustausch eingeladen. Ziel der Veranstaltung: Zusammenhänge zwischen Suchterkrankung und Erwerbstätigkeit genauer beleuchten.
D
r. Heribert Fleischmann, Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Wöllershof (BKW), stellte aus
seinen Erfahrungen als Vorsitzender
der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. aktuelle Überlegungen
der Verbände und der Politik zur Verbesserung der Teilhabe Suchtkranker am Arbeitsleben vor. Etwa 56,4%
der Arbeitssuchenden hätten, so Dr.
Fleischmann, einen Schulabschluss,
der auf dem Arbeitsmarkt keine besonderen Chancen eröffne. Dazu
kämen Beeinträchtigungen durch
Spielsucht, problematischer oder
pathologischer Umgang mit Medien
oder
Medikamentenabhängigkeit.
Andererseits sei ein festes Arbeitsverhältnis mit einem ausreichenden
Einkommen einer der wesentlichen
Faktoren für einen Therapieerfolg einer medizinischen Rehabilitation
(Entwöhnung).
Von Dr. Elke Hellwig, Sozialtherapeutin am BKW, wurden die
vielfältigen Maßnahmen zur Medizinisch-Beruflichen Orientierung in der
Rehabilitation (MBOR) in der stationären medizinischen Rehabilitation
Abhängigkeitskranker am Beispiel
der Rehabilitationsabteilung in Wöllershof vorgestellt. Die Maßnahmen
schließen unter anderem entsprechende Diagnostik, Berufsanamnese, partnerschaftliche Therapiezielplanung, arbeitsbezogene Interventionen und Gruppenangebote sowie
die Auswertung der Ergebnisse und
Ableitung weiterführender Maßnahmen ein. Auf die seit Jahren praktizierte Zusammenarbeit mit regionalen Betrieben, die Praktikumsplätze
zur Verfügung stellen, wurde hinge-
wiesen. Die Zielstellung der Rehabilitation, die Erwerbsfähigkeit der Betroffenen zu erhalten, gilt gleichermaßen für die ambulante Behandlung in Suchtberatungsstellen.
Erster, zweiter und dritter
Arbeitsmarkt
Für nicht mehr rehabilitationsfähige
Patienten erweisen sich die bestehenden Angebote öfter als unangemessen. Diese Menschen brauchen
Hilfen, um eine Alltagsstabilisierung
zu erreichen und wiederholte Aufenthalte in Kliniken zu reduzieren. Anda
Laiu, Pädagogin auf der Station für
Mehrfach Beeinträchtigte Abhängige
(CMA) am BKW, stellte dazu einen
Entwurf einer tagesstrukturierenden
Behandlung von CMA-Patienten vor.
Hier geht es um ein stabiles, verlässliches Beziehungsangebot für die Patienten zur Erhaltung der Abstinenz.
Aspekte sind nicht zuletzt die Reduzierung von stationären Aufenthalten
bis hin zu reduziertem Konsum. Auch
die Unterstützung bei der Erarbeitung
einer sinnvollen Tagestruktur gehört
zum Programm. Zu den Angeboten
gehören selbstverständlich auch arbeitsähnliche Module oder praktische
Arbeitsanforderungen.
Die Vertreter der Arbeitsverwaltung verwiesen darauf, wie
schwierig es sei, Menschen mit psychischen Störungen auf dem ersten
Arbeitsmarkt zu vermitteln. Arbeitgeber suchten vor allem leistungsfähige und stabile Arbeitnehmer. Nach
Erfahrungen der Fachleute würden
zur erfolgreichen Wiedereingliederung mehr Maßnahmen auf dem
zweiten Arbeitsmarkt oder einem
dritten Arbeitsmarkt mit beschützten
Arbeitsplätzen benötigt. Die Veranstaltung sollte zu einer verbindlicheren Kooperation zwischen stationärer Rehabilitation und Arbeitsverwaltung anregen. Ein Ergebnis des Tages war, dass künftig konkrete
Absprachen zwischen Arbeitsverwaltung und besonders Job-Center für
Patienten aus der Region getroffen
werden, wie es für den Rehabilitanden nach der Behandlung mit Unterstützung weitergehen kann. Künftig
werden solche Vereinbarungen zwischen Rehabilitanden und Vertretern
der Job-Center aus Weiden beziehungsweise Tirschenreuth noch in
der Zeit der Behandlung getroffen.
Dr. Elke Hellwig ist
Sozialtherapeutin am
Bezirksklinikum Wöllershof
Dr. Heribert Fleischmann beim Vortrag
Zahlen und Fakten 2011
• Die Raten für Arbeitslosigkeit lagen 2011 für Menschen mit
Hauptdiagnose Alkohol bei 32,1% nach SGB II (langzeitarbeitslos),
bei 5,4% nach SGB III.
• Bei den Opioidabhängigen waren 54,6% langzeitarbeitslos
(nach SGB II) beziehungsweise 5,9% nach SGB III und 11,1% als
„sonstige Nichterwerbspersonen“ erfasst.
• Fast 31,9% der Menschen mit einer Hauptdiagnose Cannaboide
sind langzeitarbeitslos, ebenso wie 33,1% der Kokainkonsumenten.
Besuchsdienst Pflegeheim Parsberg
Ein Geben und Bekommen
Es herrschte Aufregung unter
den 23 Bewohnern des Pflegeheims für psychisch kranke Menschen, als Stefan Heptner ihnen
am Morgen sagt, dass am Nachmittag der Besuchsdienst kommt.
„Die freuen sich auf die Dienstage wie wenn es Weihnachten
wäre“, beschreibt der Parsberger
Stationsleiter die Stimmung. Und
tatsächlich stehen manche am
Fenster und winken ihren Besuchern zu.
F
ünf Damen und zwei Herren aus
Seubersdorf und Parsberg bilden den Besuchsdienst. In zwei
Gruppen aufgeteilt besucht jeder
einmal im Monat die Bewohner.
Kleine Geschenke in Form von
Schokolade oder auch Zigaretten
werden von den Bewohnern gerne
angenommen. Allein die Gespräche, das gemeinsame Singen oder
einfach nur Dasein reichen aus, um
den Bewohnern ein wenig Normalität von draußen zu bringen und Abwechslung zu bescheren. „Bei den
wenigsten Bewohnern kommt die
Familie zu Besuch. Ihre Sozialkontakte bestehen aus dem Pflegepersonal, den Reinigungskräften und
dem Hausmeister“, beschreibt
Heptner die einsame Situation.
Gegründet hat sich die Gruppe Freiwilliger vor 25 Jahren, damals mit großer Hilfe des damaligen evangelischen Parsberger
Pfarrers Manfred-Bodo Wähner
und des Regensburger Caritas-Besuchsdienstes. Als eine der ersten
Das Parsberger Besuchsdienst-Team:
Josef Regnet, Irmgard Zwiener, Berta Karl,
Rosa Wagner, Stationsleiter Stefan Heptner,
Christel Curtius, Elisabeth Hofmann und
Christian Segerer (v.l.n.r.)
ließ sich Christel Curtius überzeugen und sie ist mittlerweile die
Dienstälteste im ehrenamtlichen
­
Team. Viele, die jetzt regelmäßig einen Nachmittag die Bewohner des
Pflegeheims besuchen, wurden von
dem Pfarrer oder Bekannten angesprochen und eingeladen. An diesem Dienstag ist eine neue Besucherin dabei, die jedoch im Pflegeheim eine Altbekannte ist: Rosa
Wagner. Sie war bis vor einem Vierteljahr als Krankenpflegerin im Pflegeheim beschäftigt. Dann fiel die
frische, voll Tatendrang berstende
Rentnerin in ein Loch. Zu ihrem
zweiten Einstand brachte sie selbstgebackene Torte mit und freute
sich, nicht nur ihre ehemaligen Kollegen wiederzusehen. Gerade auch
die Bewohner haben ihr gefehlt.
„Ehrenämter halten jung!“. „Ich denke mir jedes Mal, wenn ich wieder
rausgehe, dass ich so dankbar bin,
weil es keinem in meiner Familie so
schlecht geht“, beschreibt sie. Trotz
der jahrelangen Routine gehen ihr
die Besuche noch nahe. Als ein Geben und Nehmen beschreiben alle
Besucher ihre Arbeit: Sie geben
Freude an die Bewohner und erhalten im Gegenzug Dankbarkeit und
die Bestätigung, dass ihr Engagement sinnvoll ist. An diesem Tag ist
Curtius in besonderer Art beschenkt
worden. „Seit 25 Jahren komme ich
hier her und heute hat ein Autist mir
zum ersten Mal die Hand gegeben“,
freut sie sich über die große Geste
des Heimbewohners.
Gegen Ausgrenzung
In der Gruppe ist trotz des langen
Bestehens eine Dynamik vorhanden. Neue Ideen, wie sie den Bewohnern Abwechslung bescheren
könnten, werden diskutiert. Was sie
vor allem umtreibt ist die Frage der
Erweiterung des Kreises. Ihre Befürchtung ist, dass der Besuchsdienst keine weiteren Freiwilligen
findet. „In der letzten Zeit mussten
einige aufhören“, erklärt Curtius. Eigene Krankheit oder ein Pflegefall in
der Familie ließen die Gruppe
schrumpfen. „Von alleine hört keiner
auf“, betont Curtius. Was auch die
anderen bestätigen. Wer Interesse
hat, beim Besuchsdienst in Parsberg
mitzumachen, kann sich mit Christel
Curtius unter 09497/1700 telefonisch in Verbindung setzen. (LHO)
Dabei ist sie nicht die einzige „Wiederholungstäterin“. Vor zwanzig
Jahren war Christian Seegerer als
Zivildienstleistender im Pflegeheim.
Nun kommt der Angestellte einer Sicherheitsfirma in seiner Freizeit zu
den Bewohnern. Er ist bestürzt darüber, wie die Gesellschaft mit psychisch kranken Menschen umgeht.
„Die Gesellschaft will diese Leute
nicht in ihrer Mitte haben“, beschreibt
er. Für den 42-jährigen Familienvater war es Ehrensache, sich für dieses Ehrenamt zu entscheiden.
Berta Karl ist mit ihren 83
Jahren die älteste Besucherin - mit
einem ganz persönlichen Credo:
Nachwuchs gesucht
SYNAPSE November
Neurologie
woch im Monat von 17:30 bis 18:30
Uhr ein „Offenes Singen“ im Lichthof
der Neuro-Reha statt. Melanie Helmer leitet dieses offene Singen, bei
dem jeder, der mag – Patient, Angehöriger, Mitarbeiter – mitmachen
kann. Ob Kanon oder Gassenhauer:
Es wird mit Leidenschaft gemeinsam
gesungen, getrommelt und gerasselt.
Teilhabe am gesellschaftlichen
und sozialen Leben
Gemeinsam erleben, gemeinsam freuen:
Ein Patient der Neuro-Reha-Intensiv-Station 14b
mit Stationsleiterin Gabriele Rieder
Die AG hat es sich zum Ziel gesetzt,
sich durch geeignete Veranstaltungen am Lauf der vier Jahreszeiten
zu orientieren. In den monatlichen
Treffen der AG werden die Aufgaben
verteilt. Dabei muss an viel gedacht
werden: Gibt es einen geeigneten
Raum mit ausreichender Bestuhlung? Wie kann man die Veranstaltung ankündigen? Wer gestaltet und
verteilt Plakate? Hier haben gerade
auch Patienten die Möglichkeit zur
Mitarbeit, zum Beispiel im therapeutischen Angebot der Recreation.
Selbstverständlich greift die AG Vorschläge von Patienten auf: So wurde
auf Initiative eines Patienten eine
Maiandacht durchgeführt. Die AG
Veranstaltungen, Diakon Harald
Wieder und die Neuropsychologin
Gudrun Laufkötter unterstützten den
Patienten bei Planung und Organisation. Für ihn bedeutete diese Aktion eine enorme Bestätigung auf seinem Weg durch und aus der Erkrankung heraus.
Freude an den schönen Dingen
des Lebens
Die AG hofft, auch weiterhin mit ihren Angeboten dazu beizutragen,
den Patienten, Bewohnern und Angehörigen der Neuro-Reha Raum für
die schönen Dinge des Lebens ge-
ben zu können, damit sie den oft
sehr schweren Alltag dadurch besser meistern. Für die Zukunft ist geplant, die Veranstaltungen einem
größeren Kreis publik zu machen,
zum Beispiel über das medbo Intranet. Die AG ist natürlich jederzeit offen für Ideen und Unterstützung.
Eines hat sich schon jetzt
deutlich gezeigt: Die Offenheit der
AG trägt zu einer sehr intensiven
Vernetzung der verschiedensten Berufsgruppen bei und ermöglicht zutiefst menschliche und wertschätzende Begegnungen, die sowohl für
die Patienten, Bewohner und Angehörigen als auch für die Mitarbeiter
eine große Bereicherung bringen.
Thomas Beie ist Fachkrankenpfleger für Rehabilitation an der Klinik
für Neurologische Rehabilitation
am Bezirksklinikum Regensburg
Arbeitsgruppe „Veranstaltungen in der Neuro-Reha“
Die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Regensburg
Gemeinsam durch den Jahreskreis
„Jeder muss lernen, sein Schicksal anzunehmen.“
Thomas Beie
Matthias Kunz
Zusammen kommen, die Seele
baumeln lassen und einmal nicht
an die Krankheit denken: Ziel der
interdisziplinären Arbeitsgruppe
„Veranstaltungen in der Neuro-Reha“ ist es, den Patienten der
Klinik für Neuro-Reha, den Bewohnern des neurologischen
Spezialpflegeheims und ihren Angehörigen Lebensqualität und
Teilhabe an den so wichtigen
„schönen Dingen des Lebens“
abseits des oft harten und anstrengenden Klinikalltags zu ermöglichen.
E
s hat schon einen festen Platz im
Kalender: Das Martinsfest im
Lichthof der Klinik für Neurologische
Rehabilitation am Bezirksklinikum
Regensburg. Im letzten Jahr wurde
unter der Leitung von Manuela Hofknecht eigens eine Kindergruppe der
Malteser-Jugend organisiert, die das
Martinsspiel vorführte und die Herzen der Zuschauer für sich gewann.
Für die Patienten der Neuro-Reha
und deren Angehörige ist es eine
willkommene Abwechslung zum Alltag in der Klinik – und ein romantischer Anknüpfungspunkt auf das alltägliche Leben außerhalb des Kran-
kenhauses. Jahreszeitliche Feste
und Feiertage sind immer ein guter
Anlass, um Normalität ins Krankenhaus zu holen: Ob Ostern, Sonnwend oder Nikolaus.
Mit Musik geht alles besser
Aber auch kulturelle und soziale Anlässe bieten sich an. So organisierte
Thomas Beie, Fachkrankenpfleger
an der Neuro-Reha und passionier-
ter Zitherspieler, im Juni dieses Jahres einen „Musikalischen Frühlingsgruß“ der Seniorengruppe des
„Zitherklub Regensburg 1884 e.V.“
im Lichthof der Neuro-Reha. Dann
erfüllten harmonische Saitenklänge
von sieben Zithern und einer Gitarre
die offene Aula des Lichthofes und
bezauberten das Publikum.
Seit Juli 2014 findet seit neuestem jeden ersten und dritten Mitt-
Mitglieder der Arbeitsgruppe „Veranstaltungen
an der Neuro-Reha“ und Ansprechpartner:
• Nora Dreyling, Leiterin Patienten- und Pflegemanagement
• Melanie Helmer, Musiktherapeutin und zertifizierte Singleiterin
des Konzeptes „Singende Krankenhäuser“
• Bernhardine Bialas, Diplom-Sozialpädagogin und Sozialdienst
Neurologische Spezialpflegeheim
• Monika Klein, Sprachtherapie
• Manuela Hofknecht, Krankenschwester Station 24c
• Susanne Pleischl, Ergotherapeutin der Recreation
• Diakon Harald Wieder und Pfarrer Wolfgang Reindlmeier für
besondere Veranstaltungen der katholischen und evangelischen
Klinikseelsorge
• Thomas Beie, Fachkrankenpfleger für Rehabilitation an der Klinik
für Neurologische Rehabilitation und Leitung der Arbeitsgruppe
Im Herbst 2014 feiert die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Regensburg ihr 15-jähriges Bestehen. Sie
ist Anlaufpunkt für Schlaganfall-Betroffene und deren Angehörige und hat mittlerweile über 40
Mitglieder.
D
ie Treffen finden einmal im Monat, immer am letzten Freitag
statt. Im Rahmen dieser Treffen haben die Mitglieder die Möglichkeit,
von ihren Sorgen zu erzählen, Fra-
gen zu stellen und diese mit den anderen Mitgliedern zu erörtern. Der
Informationsaustausch innerhalb der
Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil
der Treffen.
Darüber hinaus finden regelmäßig Fachvorträge zu verschiedenen Themen „rund um die Diagnose
Schlaganfall“ statt. Experten zu den
jeweiligen Bereichen werden zu den
Treffen eingeladen, informieren die
Gruppe und sind offen für die Fragen
der Mitglieder. Die Geselligkeit darf
bei den Treffen ebenfalls nicht zu
kurz kommen - man soll sich wohlfühlen und gerne zu den Treffen
kommen. So gehört die jährliche
Weihnachtsfeier genauso in das Jahresprogramm, wie ein Ausflug mit der
Gruppe. Der diesjährige Ausflug der
Schlaganfall-Selbsthilfegruppe führte die Teilnehmer in die Benediktiner
Abtei nach Weltenburg.
Die Selbsthilfegruppe profitiert zudem durch ihre Anbindung an
den Verein „Schlaganfall-Initiative-Regensburg e.V.“, der von Prof.
Dr. Ulrich Bogdahn, dem Ärztlichen
Direktor der Klinik und Poliklinik für
Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, geleitet wird.
Kontakt zur SchlaganfallSelbsthilfegruppe:
Bei Interesse wenden Sie sich
bitte an Matthias Kunz, den
Leiter der Selbsthilfegruppe:
Tel +49 (0) 941/942-19025.
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SYNAPSE November
Neurologie
Sie ist die Krankheit der Könige
und Herrscher – heißt es: Julius
Cäsar oder auch Napoleon Bonaparte sollen unter ihr gelitten haben. Nach Schätzungen von Experten ist heute etwa ein Prozent
der Bevölkerung von einer aktiven, chronischen Epilepsie betroffen. Demnach sind in Deutschland rund 800.000 Menschen an
Epilepsie erkrankt. Damit gehört
sie zu den häufigsten chronisch
verlaufenden neurologischen Erkrankungen überhaupt.
U
ngefähr 44.000 Menschen erkranken in Deutschland pro Jahr
neu an Epilepsie. Dabei gibt es eine
Häufung an Neuerkrankungen bei
Kindern unter 16 Jahren und bei Erwachsenen ab dem 55. Lebensjahr.
Neurophysiologisch betrachtet entladen sich bei einem epileptischen
Anfall zeitgleich übererregte Neuronengruppen im Gehirn. Diese Entladungen können sich wie Wellen in
benachbarte Nervenzellen fortsetzen. Je nachdem, welche Gruppen
von Nervenzellen betroffen sind,
kommt es zu Hirnfunktionsausfällen
mit durchaus unterschiedlichen Ausprägungen. Ist zum Beispiel der Hinterhauptslappen betroffen, erleben
die Patienten während des Anfalls
Wahrnehmungsstörungen wie etwa
Blitze. Ist der Stirnlappen betroffen,
können Arme oder Beine unkontrolliert zucken. Ausfälle im Scheitellap-
SYNAPSE November
Neurologie
pen können sich zum Beispiel durch
ein Kribbelgefühl an Armen oder
Beinen äußern. Zu Gedächtnisstörungen in Form von zum Beispiel
„Déjà-vus“ – also dem Eindruck,
eine Situation bereits einmal erlebt
zu haben – kommt es, wenn der
Schläfenlappen tangiert ist.
Epilepsie
Gewitter im Kopf
Renate Neuhierl, Dr. Michael Schröder
Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen
Für Patienten und Helfer gilt sich bewusst zu machen: Auch wenn die Symptome drastisch sein können, so sind
sie normalerweise harmlos. Dennoch sollten einige Regeln im Umgang mit akuten Anfällen beachtet werden:
• Schützen Sie den Betroffenen vor Selbstverletzung. Er sollte aus Gefahrenzonen gebracht werden, weg vom
Straßenverkehr. Nehmen Sie ihm die Brille ab und entfernen Sie scharfkantige Gegenstände aus seiner Nähe.
• Fixieren Sie den Patienten nicht und fassen ihn nur am Oberkörper an, um Zerrungen oder ausgerenkte
Gelenke zu verhindern.
• Schützen Sie den Kopf des Patienten nach Möglichkeit mit einer weichen Unterlage.
• In keinem Fall dürfen Sie dem Patienten einen Gegenstand zwischen die Zähne schieben.
• Versuchen Sie nicht, den Anfall durch Festhalten des Betroffenen zu unterbrechen.
• Es kann auch die Atemmuskulatur des Betroffenen verkrampfen und ein Atemstillstand einsetzen. Dieser ist
nach spätestens 30 Sekunden vorbei. Sie brauchen also keine Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten.
• Bringen Sie den Betroffenen nach dem Anfall in die stabile Seitenlage und bleiben bei ihm, bis er vollständig
wach ist. Er kann in dieser Phase verwirrt sein: Sprechen Sie daher beruhigend mit ihm. Ganz wichtig:
Schützen Sie ihn vor Schaulustigen!
Notfall: Status epilepticus
Dauert der Anfall länger als fünf Minuten oder kommt der Betroffene zwischen einzelnen Anfällen nicht mehr zu
sich, rufen Sie umgehend den Notarzt (Telefon 112 oder die bundesweit gültige Notfallnummer 116 117).
Regensburger Epilepsie-Ambulanz:
Bezirksklinikum Regensburg, Klinik für Neurologie der Universität Regensburg, HAUS 20, Universitätsstraße 84,
93053 Regensburg, Tel +49 (0)941/941-3003, Email [email protected]
Aktive Epilepsiekranke erleiden wiederholt Anfälle, die sehr unterschiedlich ausfallen können: Man
differenziert hier nach der äußerlichen Sichtbarkeit der Anzeichen,
der Häufigkeit und der Dauer der
epileptischen Anfälle.
Von der milden Aura zum
„status epilepticus“
Ist eine Nervenzellgruppe in einem
eng umschriebenen Gehirnbereich
betroffen, spricht man von einem fokalen Anfall. Ihm gegenüber steht
der generalisierte Anfall, bei dem
vom Beginn des Anfalles an beide
Gehirnhälften betroffen sind. Fokale
Anfälle können vom Patienten bewusst erlebt werden: Man spricht
dann von einem einfach-fokalen Anfall. Der Patient kann die Symptome
des Anfalls beschreiben und lokalisieren. Die Symptome sind sehr unterschiedlich – je nach betroffener
Hirnregion: von ungewöhnlichen
Sinneseindrücken und zuckenden
Gliedmaßen, bis hin zu Sprachstörungen. Die mildeste Form eines
fokalen Anfalls ist die sogenannte
Aura. Es kann sich hier um eine
Wahrnehmungsstörung
handeln
wie etwa eine eigenartige Geschmacks- oder Geruchsstörung,
oder sogar um eine Halluzination,
also die Wahrnehmung von Trugbildern.
Handelt es sich um einen
komplex-fokalen Anfall, ist die bewusste Wahrnehmung des Patienten
in aller Regel getrübt. Entsprechend
kann er sich an den Anfall später
meist nicht erinnern. Der Betroffene
fühlt sich leicht benommen, durchläuft möglicherweise kürzere Bewusstseinsausfälle oder wird richtig
bewusstlos. Typisch für komplex-fokale Anfälle sind begleitende wiederholte Bewegungsmuster wie etwa
Kaubewegungen oder Zungenschnalzen. Häufig können sinnfreie
Muster wie Klopfen und Scharren mit
den Füßen oder Zupfen und Nesteln
mit den Händen beobachtet werden.
Man nennt dies Automatismen.
Da bei einem generalisierten
Anfall beide Gehirnhälften betroffen
sind, geht dieser meist mit einer
Trübung des Bewusstseins oder einer tiefen Ohnmacht einher. Die
Symptome können bei einem generalisierten Anfall zum Beispiel tonisch-klonischer Ausprägung entsprechend drastisch sein: Ein großer
Anfall („grand mal“, französisch für
„großes Übel“) beginnt in aller Regel
mit einem Initialschrei des Patienten.
Es folgt eine Phase, in der sich die
Gliedmaßen beider Körperhälften
versteifen (tonischer Anfall). Im Anschluss zucken Arme und Beine
rhythmisch (klonischer Anfall). Der
Patient braucht meist lange Zeit, um
sich zu erholen. Begleitbeschwerden sind häufig Kopfschmerzen,
Muskelkater oder auch Verwirrtheit.
Dauert der Anfall länger als
fünf Minuten oder erfolgen die Anfälle so dicht aufeinander, dass der Patient sich nicht mehr erholen kann,
spricht man vom „status epilepticus“:
Dieser Zustand ist extrem gefährlich
für den Patienten, denn wenn er
über längere Zeit anhält, kann das
Gehirn Schädigungen davontragen.
Ursachen
Ursachen von Epilepsien, die sich im
Kindesalter manifestieren, sind,
wenn es sich um früh nach der Geburt auftretende Anfälle handelt, oft
Stoffwechselstörungen. Ansonsten
überwiegen im Kindesalter generalisierte Epilepsien, für die keine unmittelbare Ursache gefunden werden kann. Diese werden als idiopathische Epilepsien bezeichnet. Man
nimmt eine Vererbung an, wobei
diese bisher nur für einen kleinen
Teil der Epilepsien nachgewiesen
ist. Die häufigsten Ursachen von
Epilepsien im Erwachsenenalter
nach dem 55. Lebensjahr sind zum
Beispiel Schlaganfälle, traumatische
Verletzungen des Gehirns, Hirntumore oder Hirnhautentzündungen.
Diagnosestellung und Therapien
Bei der Epilepsie ist eine gründliche
Abklärung durch den Neurologen
notwendig. Dabei ist die Krankengeschichte von wesentlicher Bedeutung. Patient und Angehörige sollten
sie so detailliert wie möglich beschreiben: Vorzeichen, mögliche
Auslöser, vorhergehende Ereignisse, den Anfall, seine Dauer, seinen
Verlauf und seine Symptome selbst
sowie die Befindlichkeit des Patienten nach dem Ereignis. Der Arzt wird
Fragen nach Vorerkrankungen wie
Kopf- oder Nervenverletzungen, Gefäßerkrankungen oder auch möglicher erblicher Vorbelastung stellen.
Neben einer ausführlichen
körperlichen Untersuchung werden
auch bildgebende Verfahren eingesetzt, insbesondere die Magnetresonanztomographie. Mit ihr werden die
Hirnstrukturen des Patienten sichtbar gemacht. Über ein Elektroenzephalogramm werden die Hirnströme erfasst.
Die Epilepsie ist eine nicht
heilbare Krankheit. Doch gelingt es
mit modernen Medikamenten heute
in den meisten Fällen sehr gut, die
Ausprägung, die Häufigkeit und die
Dauer von Anfällen günstig zu beeinflussen. Bei vielen Betroffenen erreicht die medikamentöse Behandlung mit Antiepileptika eine dauerhafte Anfallsfreiheit – allerdings auch
um den Preis der lebenslangen disziplinierten Einnahme der Medikamente. Moderne Antiepileptika zielen darauf, das aus den Fugen geratene Gleichgewicht zwischen den
Botenstoffen im Gehirn zu regeln.
Die erregenden Botenstoffe werden
„entschärft“, die hemmenden „gefördert“. Auf diese Weise soll die individuelle „Reizschwelle“ des Patienten
angehoben werden, nach Möglichkeit bis zur völligen Anfalls-Unempfindlichkeit. Kann bei einem Patienten durch Medikamente keine Anfallsfreiheit erreicht werden, muss
überprüft werden, ob durch eine
operative Entfernung des anfalls­
auslösenden Gehirnareales Anfallsfreiheit erreicht werden kann (sogenannte Epilepsiechirurgie). Ist dies
nicht möglich, kann durch Stimula­
tionsverfahren eine Verringerung der
Anfallshäufigkeit und -schwere erreicht werden
Inzwischen etablierte Operationsverfahren sind die Tiefe-Hirnstimulation (SYNAPSE 4/2013) oder
die Vagnus-Nerv-Stimulation.
Dr. Michael Schröder ist Oberarzt
an der Klinik und Poliklinik
für Neurologie der Universität
Regensburg am Bezirksklinikum
Regensburg
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SYNAPSE November
KJP
SYNAPSE November
KJP
Warum Rituale für Kinder so wichtig sind
Plätzchenbacken, Kalendertürchen öffnen und Weihnachtslieder singen: Die Advents- und
Weihnachtszeit ist voller Brauchtum. Neben der Lebensfreude,
die solche Traditionen und Rituale vermitteln, sind sie aber auch
für das Großwerden der kleinen
Menschen wichtig.
Nikolaus, Christbaum und
Gute-Nacht-Geschichte
Dr. Christian A. Rexroth
U
nter einem Ritual versteht man
eine kulturell eingebundene beziehungsweise bedingte Interaktion
mit der Umwelt, die sich im Sinne
eines „gelernten Tuns“ als geregelter Kommunikationsablauf beschreiben lässt. So beschreiben es
zumindest Experten. Für Kinder ist
allerdings erstmal eines wichtig: Rituale müssen Spaß machen, damit
man sie immer wieder machen
möchte – und ohne Mama, Papa,
Geschwister und Freunde als Mitmacher geht gar nichts. Das Miteinander zählt hier. Und das gilt für
den Spiele-Abend genauso wie für
das Kuscheln vor dem Einschlafen.
Rituale finden sich in unterschiedlichsten sozialen Zusammenhängen: In der Familie, in der
Schule oder später in der „Clique“.
Sie haben neben der Förderung der
zwischenmenschlichen Verständigung und des Gruppenzusammenhalts auch eine identitäts- und
sinnstiftende Funktion: Sie vermitteln dem Kind Halt und Orientierung
und sind insgesamt Ausdruck des
menschlichen Selbstbewusstseins.
Rituale vereinfachen die Bewältigung komplexer sozialer Situationen. Sie zeigen uns, wie man
richtig und konstruktiv miteinander
umgeht, wie man sich durchsetzt
oder sich fügt und Rollen akzeptiert. Rituale führen in gewisser
Weise zu routinierten Abläufen, die
eine große Bedeutung bei Kindern
und Jugendlichen haben, jedoch
auch für Erwachsene wichtig sind.
Ein Beispiel: Zur Begrüßung reichen wir uns als Kinder und als Erwachsene die Hand und signalisieren damit, dass wir offen für den
anderen sind und „friedliche Absichten“ haben. Im Rahmen der
Entwicklung eines Menschen wirken Rituale damit prägend auf die
Ausbildung von Persönlichkeit und
Charakter.
Rituale: Schon bei den ganz
Kleinen ganz groß
Entsprechend dem Fürsorgebedarf
ist der äußere Rahmen umso wichtiger, je kleiner ein Kind ist. Bereits
im Säuglingsalter geben Fingerspiele, Singen und Vorlesen das
Gefühl von familiärer Zugehörigkeit
und Geborgenheit. Bei Kleinkindern finden ritualisierte Handlungen in Form von zum Beispiel
Tischgebeten, Geburtstagsfeiern
oder auch Gute-Nacht-Geschichten, dem Klassiker unter den Alltagsritualen bei Kindern, Bedeutung. Auch alltägliche Verrichtungen der Hygiene, wie etwa Händewaschen
und
Zähneputzen,
gehören zu solchen ritualisierten
Handlungen.
Kinder brauchen einen geregelten, rhythmischen Tagesablauf.
Für dessen Ablauf bilden Rituale
das Gerüst. Es gibt wissenschaftliche Studien, die die Bedeutung von
Ritualen für die psychische und
physische Gesundheit der Kinder
hervorheben. Beispielsweise bringen unregelmäßige Bettgehzeiten
den natürlichen Tag-Wach-Rhythmus des Kindes durcheinander.
Dieser „Schlafentzug“ kann die Gehirnentwicklung und damit die Fähigkeit beeinträchtigen, das eigene
Verhalten zu steuern. Im schlimmsten Fall entwickelt das Kind Verhaltensstörungen.
Andererseits sind regelmäßige und ungestörte Mahlzeiten mit
der Familie ein „Anker“ im Tagesab-
lauf von Kindern und damit ein wesentlicher Schutzfaktor im Hinblick
auf die Entwicklung von Übergewicht. Nebenbei vermitteln Zusammenkünfte der Familie, wie gemeinsame Mahlzeiten, als „Familienkonferenz“ neben Austausch
auch Sicherheit und Ruhe.
Aus Kindern werden Jugendliche
Bei Mädchen und Jungen spielen
Übergangsriten für den Eintritt in
die Lebenswelt von Frauen und
Männern eine wesentliche Rolle
und dienen der Handlungsorientierung. Rituale sind auch von Bedeutung in der Schulpädagogik, insbesondere in der Grundschule, um
den Unterricht aufzufrischen und
lebendig zu strukturieren.
Rituale haben natürlich auch
in der Welt der Erwachsenen einen
festen Stellenwert. Zu nennen sind
beispielsweise Feiern im familiären
und gesellschaftlichen Rahmen,
die lebenszyklisch oder auch ereignisbezogen vorkommen (etwa Geburt,
Konfirmation/Kommunion,
Heirat).
Die Medizin kennt ebenfalls
degenerierte Rituale beispielsweise in Form von Zwangshandlungen. Die Betroffenen praktizieren
hier Zwangsrituale gegen ihren Willen. Sie haben etwa den Zwang
zum wiederholten Händewaschen
oder müssen sich ständig überzeugen, dass Elektrogeräte ausgeschaltet und die Haustüre auch
wirklich verschlossen sind.
Darüber hinaus haben Rituale auch struktur- und bedeutungsstiftende Kraft in der Psychotherapie von Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen. Das ist für Menschen wichtig, die sprichwörtlich
durch eine Krankheit aus dem Leben gefallen sind: hier ist die Aufgabe, neue oder verloren gegangene
Alltagsrituale aufzubauen – Krippenspiel und Gute-Nacht-Rituale
inklusive.
Dr. Christian A. Rexroth ist
kommissarischer Ärztlicher
Direktor der Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie, Psycho­
somatik und Psychotherapie am
Bezirks­klinikum Regensburg
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SYNAPSE November
KJP
SYNAPSE November
KJP
Autismus bei Kindern und Jugendlichen – Teil 1
Dr. Christiane Bormann-Kischkel
Autismus ist eine tiefgreifende,
viele Lebensbereiche umfassende und nicht heilbare Entwicklungsstörung. Ihre Leitsymptome
zeigen sich meist bis zum 36. Lebensmonat eines Kindes. In dieser und der nächsten Ausgabe
widmet sich SYNAPSE dieser Störungsgruppe, an der etwa ein Prozent der Bevölkerung ein Leben
lang leidet.
D
en Autismus“ gibt es nicht. Experten sprechen von Autismus-Spektrum-Störungen
(ASS),
die durchaus heterogene Erscheinungsbilder beschreiben. Viele der
Verhaltensauffälligkeiten
gerade
beim (früh-)kindlichen Autismus sind
zudem nicht ASS-spezifisch, sondern können auch bei anderen Störungen auftreten: Seien es Lese-/
Lernstörungen, Bindungsstörungen
oder Persönlichkeitsstörungen.
ASS sind organisch bedingte
Störungen, die nicht psychogen verursacht, sondern erblich veranlagt
sind. Symptomatisch handelt es
sich um Auffälligkeiten bei der gegenseitigen sozialen Interaktion, bei
Kommunikation und Sprache, sowie
um repetitive, restriktive und oft stereotypische Verhaltensmuster der
Kinder.
Bei vielen Kindern bestehen
zusätzliche psychiatrische oder neurologische Erkrankungen wie Epilepsie, Störungen der Aufmerksamkeit
und Impulskontrolle, Phobien, Ticund Zwangsstörungen sowie depressive Störungen vor allem bei
jungen Erwachsenen mit guter Intelligenz.
Gestörte emotionale Wahrnehmung
Bereits von den ersten Lebenswochen an spielt der emotionale Austausch zwischen Säuglingen und ihren Eltern eine wesentliche Rolle für
ihre Entwicklung. Bei vielen ASS-Kindern ist dieser emotionale Ausdruck
eingeschränkt. Häufig sind es Auffälligkeiten in der sozio-emotionalen
Kommunikation, die die Eltern als
erstes irritieren, ohne dass sie es immer recht in Worte fassen können.
Diese Kinder lächeln ihre Eltern nicht
an, recken ihnen nicht die Ärmchen
entgegen, sind entweder extrem ruhig und genügsam, oder übererregbar und untröstlich.
Im Verlauf der normalen Entwicklung lernen Kinder, anhand des
mimischen Ausdrucks der Eltern deren Aufmerksamkeit zu lenken, oder
sie orientieren sich auch mit ihrem
eigenen Verhalten daran. Wenn die
Mutter neuen, angstauslösenden
Gegenständen gegenüber gelassen
und sicher ist, erkunden die Kinder
diese sehr viel schneller, als wenn
die Mutter ängstlich gegenüber dem
fremden Objekt reagiert (social referencing).
All diese Hilfsmittel stehen
den autistischen Kindern mit diesem
Defizit nicht oder weniger zur Verfügung. In einer Unzahl von Experimenten ist beschrieben worden,
dass autistische Kinder den emotionalen Ausdruck anderer Menschen
nicht oder schlechter verstehen als
andere Kinder mit vergleichbarem
Entwicklungsstand. Sehr viele Arbeiten gibt es hierbei zum Verständnis
des mimischen Ausdrucks. Aber
auch die Zuordnung von stimmlichen emotionalen Äußerungen oder
emotionalen Begriffen zu entsprechenden Abbildungen ist beeinträchtigt. Gesten und Körperhaltungen
werden von diesen Kindern ebenfalls nicht so gut erkannt.
Verhaltensprobleme im Alltag
Dabei handelt es sich nicht um einen
„Alles-oder-Nichts“-Prozess. Einfache Emotionen wie Zorn, Trauer,
Freude werden zumindest von den
Kindern mit einer besseren kognitiven und sprachlichen Entwicklung
erkannt, komplexere Emotionen wie
Stolz oder Scham sind jedoch auch
für sie schwieriger.
Es gibt Hinweise, dass die
Kinder mit Autismus, wenn sie Emotionen erkennen, dies doch mit anderen Prozessen tun. Der emotionale
Ausdruck ist für sie häufig weniger
relevant als andere Aspekte. Gibt
man ihnen zum Beispiel drei Foto-Karten vor, von denen sie zwei
auswählen sollen, bevorzugen einige
von ihnen jene zwei Karten, auf denen das gleiche Gesicht abgebildet
ist. Andere, vor allem die nicht-sprechenden Kinder, wählen zwar die
Karten mit der gleichen Emotion, vergleichen sie aber anhand der Öffnung der Mundpartie. Sie können
diese Bilder auch nicht der entsprechenden emotionalen Lautäußerung
zuordnen, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie die Mimik des
Gesichts verstanden haben. Sie haben sich an Einzelmerkmalen orientiert, aber die Gestalt und den Inhalt
nicht wahrgenommen.
Diese umfassende Schwierigkeit, soziale Signale angemessen zu
beachten, zu verstehen und darauf
zu reagieren, erklärt manche Verhal-
Multiaxiale Diagnostik nach ICD 10:
Achse I: Kinderpsychiatrische Diagnose
Achse II: Umschriebene Entwicklungsstörungen
Achse III: Intelligenzniveau
Achse IV: Körperliche Symptomatik
Achse V: Psychosoziale Umstände
Achse VI:Ausmaß der globalen Beeinträchtigung
Fortsetzung auf Seite 38
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38
SYNAPSE November
KJP
Fortsetzung von Seite 36
tensprobleme im Alltag. Bei ironischen Äußerungen widersprechen
sich emotionaler Ausdruck und semantischer Inhalt. Wenn diese Kinder nur beachten, was gesagt, und
nicht wie es gesagt wird, missverstehen sie zwangsläufig solche Aussagen. Das kann durchaus schwerwiegende Folgen haben. So wird berichtet, dass ein Arbeitgeber ziemlich erbost einen jungen Mann mit Autismus
auf einen Fehler hingewiesen und
ihm gedroht hatte, wenn er das nochmal mache, könne er ein blaues
Wunder erleben. Der junge Mann hat
den gleichen Fehler prompt nochmal
begangen in Erwartung dieses zitierten blauen Wunders.
Mögliche Ursachen
Es gibt Hinweise auf gestörte hirnphysiologische Entwicklungsabläufe
bei ASS-Patienten: ein schon lange
bekanntes Phänomen ist bei jungen
Kindern ein zu großer Kopfumfang,
der sich aber mit dem Alter wieder
verliert. Gleichzeitig gibt es aus neuroanatomischen
Untersuchungen
Hinweise darauf, dass Prozesse der
Spezialisierung und Vernetzung von
Nervenzellen in den ersten Lebensjahren nicht in gleicher Weise stattfinden wie bei ungestörten Kindern.
Diese Spezialisierungsvorgänge bedeuten, dass bestimmte Bahnungen
sich ausbreiten und andere Nervenfasern, die nicht benötigt werden,
wieder abgebaut werden. Grob vereinfacht könnte man sagen, dass bei
den autistischen Kindern zu viele
Gehirnzellen da sind, die aber nicht
in die notwendigen Spezialisierungen eingebaut werden.
Mittlerweile gibt es mittels
bildgebender Verfahren auch viele
Hinweise, dass bei erwachsenen
Menschen mit Autismus jene Teile
vom Hirn nicht oder weniger aktiv
sind, mit denen wir im weitesten
Sinn soziale Verhaltensweisen verarbeiten. Das bedeutet, dass diese
Menschen andere Bereiche ihres
Gehirns einsetzen, um diese Informationen zu verarbeiten, diese Zonen dafür jedoch nur bedingt geeignet sind. Dies alles sind sehr span-
SYNAPSE November
KJP
nende Befunde, aber sie sind immer
noch sehr unspezifisch und im Einzelfall zu ungenau, als dass man sie
zu diagnostischen Zwecken heranziehen könnte.
Erblichkeit
Aus Familienuntersuchungen ist bekannt, dass das Risiko, an einer autistischen Störung zu leiden, bei Geschwistern autistischer Kinder gegenüber der Normalbevölkerung
deutlich erhöht ist. Auch bei eineiigen
Zwillingen ist die Konkordanz höher
als bei zweieiigen Zwillingen. Man
geht davon aus, dass verschiedene
Anlagen oder Dispositionen vererbt
werden, die als „Verhaltensphänotyp“ häufiger bei Eltern, Geschwistern oder anderen nahen Verwandten auftreten können, ohne dass diese an einem autistischen Syndrom
leiden. Aus genetischen Analysen
von betroffenen Familien leitet man
ab, dass Abweichungen an mindestens drei bis vier unterschiedlichen
Genen auftreten müssen, um dieses
Störungsbild zu verursachen.
In verschiedenen Untersuchungen wurde auch die Ortung auf
bestimmten Chromosomen versucht,
aber hier sind etwa zehn verschiedene Chromosomen ins Spiel
gebracht worden. Trotz der
wissenschaftlichen Fortschritte ist eine Heranziehung der einzelnen
Erkenntnisse zu diagnostischen Zwekken im Einzelfall oder
etwa zur genetischen
Beratung noch nicht
möglich.
Multiaxiale Diagnostik
Sowohl die Tatsache, dass
ein Kind sich entwickelt, wie auch
seine Einbindung in unterschiedliche
Lebensbereiche wie Familie, Schule
oder die Gleichaltrigengruppe erfordert eine umfassende Beschreibung
eines Kindes. Deshalb werden in der
Kinderpsychiatrie mehrere Beschreibungsdimensionen oder Achsen verwendet. Die klassischen Untersuchungsmethoden sind dabei neben
dem Gespräch mit dem Kind selbst
die Beschreibung der Entwicklungs-
geschichte durch die Eltern, die körperliche, neurologische und psychologische Untersuchung, die Verhaltensbeobachtung des Kindes. Auch
die Stellungnahmen der Lehrer etwa
in den Zeugnissen oder auch in der
direkten Beobachtung sind wichtig.
renzierung nach dem Ausmaß der
intellektuellen Beeinträchtigung erfolgt hier innerhalb der diagnostischen Kategorie. Ob eine entsprechende Veränderung auch im ICD
11 realisiert werden wird, bleibt abzuwarten.
Achse I: Tiefgreifende
Entwicklungsstörungen (ASS)
Manchmal ist durch die Entwicklungsgeschichte und die Beobachtung des Kindes recht schnell
Für die Diagnose des Autismus ist
die erste Achse relevant, auf der die
kinderpsychiatrische Diagnose im
engeren Sinn abgebildet wird. Nach
der ICD 10 wird zwischen dem
„Frühkindlichen Autismus“ und dem
„Asperger Syndrom“ differenziert.
Beide unterscheiden sich deutlich in
der Ausprägung der Symptomatik in
den ersten fünf Lebensjahren. Ein
weiterer Unterschied besteht in der
intellektuellen Begabung. Da es im
lebenslangen Verlauf aber zu einer
Angleichung in der Symptomatik
kommt, wird in der neuen Version
der DSM-V nur noch die Diagnose
einer
Autismus-Spektrum-Störung vergeben. Eine Diffe-
klar, ob bei ihm die Diagnose eines
frühkindlichen Autismus zutrifft.
Manchmal ist das Bild aber auch
sehr komplex, so dass man, um
ganz sicher zu gehen, einige spezifische
Untersuchungsmethoden
durchführen muss. Als sogenannter
„Gold-Standard“ gelten ein sehr umfangreiches Elterninterview und eine
ebenso aufwändige Verhaltensbeobachtung des Kindes.
Störungsspezifische Diagnostik:
ADI-R, ADOS
Diese Instrumente wurden von internationalen Forschergruppen im
Rahmen genetischer Untersuchungen von autistischen Störungen entwickelt. Für den internationalen Vergleich dieser Daten war es erforderlich, sicher zu stellen, dass überall
die gleichen Diagnosekriterien verwendet wurden. Die Durchführung
dieser Interviews und vor allem der
Verhaltensbeobachtung, des ADOS,
ist nicht leicht und muss in speziellen
Ausbildungskursen erlernt werden.
Dr. Christiane Bormann-Kischkel
ist Leitende Psychologin an der
Klinik für Kinder- und Jugend­
psychiatrie, Psychosomatik
und Psychotherapie am
Bezirksklinikum Regensburg
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40
SYNAPSE November
Forensik
SYNAPSE November
Forensik
Erweiterung der Erwachsenenforensik und Neubau der Jugendforensik
Sozialministerin Emilia Müller informiert sich
am Bezirksklinikum Regensburg
Der Bezirk Oberpfalz und die
medbo bauen derzeit im Auftrag
der bayerischen Staatsregierung
eine Jugendforensik und erweitern die bisherige Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg. Sozialministerin Emilia
Müller informierte sich Anfang
August vor Ort.
D
er Freistaat hat den Bezirken die
Durchführung des Maßregelvollzugs übertragen, was für den Bezirk
Oberpfalz von der medbo übernommen wird. In Regensburg entsteht
die erste bayerische Jugendforensik
für psychisch kranke Jugendliche als
Pilotprojekt. „Die Errichtung einer jugendforensischen Klinik mit 24 Betten und die Erweiterung der Regensburger Forensik um 32 Betten ist
dringend nötig. Vor allem bedarf es
einer Einrichtung, in der jugendliche
Straftäter mit psychiatrischen Erkrankungen und Störungen therapiert und auch resozialisiert werden
können“, erklärt Bezirkstagspräsident der Oberpfalz, Franz Löffler.
Der Bau einer Jugendforensik
ist nötig, damit die bayerischen
Straftäter im Alter zwischen 14 und
18 Jahren, in Ausnahmen bis 21 Jahren, nicht zur Unterbringung in einem
Maßregelvollzug in ein anderes Bundesland müssen. „Der Maßregelvollzug für Heranwachsende verbindet
die Behandlung der jungen Straftäter
mit Erziehung und Resozialisierung.
Viele der Patienten in der Jugendforensik haben neben ihren Erkrankungen und Störungen starke Defizite in
der Schulbildung und beruflichen
Ausbildung und finden sich auch
deshalb in der Gesellschaft nicht zurecht. Dieser wichtigen gesellschaftspolitischen Herausforderung stellt
sich die medbo“, betont Löffler.
Moderner Maßregelvollzug
Bayerns Sozialministerin Emilia Müller betonte, dass ein rechtssicherer,
moderner und qualitätsgesicherter
Maßregelvollzug ein wichtiges Anliegen der Staatsregierung sei. „Dazu
gehört auch, dass die Maßregelvollzugseinrichtungen baulich die Sicherheit der Bevölkerung gewährleisten. Daneben müssen die Einrichtungen so gestaltet sein, dass
sie eine Therapie der untergebrachten Personen mit dem Ziel der Resozialisierung bestmöglich gewährleisten. Mit dem Bau einer Jugendforensik für psychisch kranke Jugendliche
und der Erweiterung der Regensburger Erwachsenenforensik setzen wir
das gezielt um.“ Wichtig sei ebenso
eine sichere rechtliche Grundlage.
„Mit einem eigenen bayerischen
Maßregelvollzugs-Gesetz werden
wir den Vollzug der Maßregeln der
Besserung und Sicherung auf ein
neues rechtliches Fundament stellen. Dies bringt für die untergebrachten Personen, aber auch für die Beschäftigten Rechtssicherheit und
Transparenz.“ Das bayerische Kabinett hat den Gesetzesentwurf ver-
(v.l.n.r.) Patientenbeauftragter Prof. Dieter Schmidt,
Bauprojektleiter Marco Hutzler,
stv. Maßregelvollzugsleiterin Dr. Kirsten Lange,
Vorstand Kurt Häupl, Sozialministerin Emilia Müller,
Bezirkstagspräsident Franz Löffler und
Dr. Christian Rexroth
gangene Woche beschlossen. Er
befindet sich derzeit in der Verbandsanhörung.
Impulse aus der Kinder- und
Jugendpsychiatrie
Neben der Erfahrung in der Erwachsenenforensik bringt die medbo
auch die nötige Kompetenz aus der
Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP)
ein. Mit dem stationären, teilstationären und ambulanten Angebot in
Regensburg, Amberg, Cham und
Weiden bauen der Bezirk Oberpfalz
und sein Krankenhausträger medbo
seit 1992 das kinder- und jugendpsychiatrische Angebot kontinuierlich aus. Der bisherige kommissarische Ärztliche Direktor der Regensburger Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Daten und Fakten Jugendforensik
• In Deutschland gibt es derzeit 14 jugendforensische Einrichtungen.
• Keinen Jugend-Maß­regelvollzug haben Schleswig-Holstein,
Hamburg, Bremen, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt.
• Am medbo Bezirkskrankenhaus Parsberg werden bereits
drogenabhängige jugend­liche Straftäter therapiert.
• Laut einer Studie wurden im Jahr 2010 in Deutschland insgesamt
282 junge Straftäter, davon 38 Jugendliche und 175 Heranwach­
sende, in einer jugendforensischen Einrichtung untergebracht.
• Bei den Straftaten handelt es sich um Körperverletzung,
Sexual­delikte, Eigentumsdelikte, andere Delikte, Brandstiftung
und Tötungsdelikte.
Psychotherapie, Dr. Christian Rexroth, wird mit der Inbetriebnahme der
Jugendforensik deren Chefarzt.
Eine der größten Baumaßnahmen
des Bezirks
Seit Oktober 2012 wird die Baumaßnahme umgesetzt. Am 14. Mai vergangenen Jahres wurde der Grundstein gelegt. Noch in diesem Jahr
wird die Entlassstation und Nachsorgeeinheit der Erwachsenenforensik
im Neubau ihren Betrieb aufnehmen.
Die geplante Inbetriebnahme aller
Gebäude wird im September 2016
erfolgen. Die Baumaßnahme ist mit
einem Volumen von etwa 40 Millionen Euro die größte Investitionsmaßnahme der letzten Jahrzehnte in
der Geschichte der Krankenhäuser,
die der Bezirk Oberpfalz zu verantworten hat. Es entstehen insgesamt
6.250 Quadratmeter Nutzfläche, wobei auf die Jugendforensik 1.600
Quadratmeter entfallen.
(LHO)
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42
SYNAPSE November
Forensik
SYNAPSE November
Forensik
Psychologen und
Psychotherapeuten
im Maßregelvollzug
Dr. Christian Hartl
Ende September fand im Bezirksklinikum Regensburg das
dritte Treffen der bayerischen
Maßregelvollzugspsychologen
statt, das von den Regensburger Kollegen organisiert worden war.
Dr. Christian Hartl
in DGPPN-Arbeits­
gruppe berufen
Neue „Task Force Behandlungsstandards im Maßregelvollzug“
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde
(DGPPN) hat eine neue Arbeitsgruppe (Task Force) zur Festlegung von
Behandlungsstandards im Maßregelvollzug ins Leben gerufen. Dr.
Christian Hartl, Psychologischer
Psychotherapeut an der Klinik für
Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg, wurde in das 15-köpfige
Gremium aus Mitarbeitern im Maßregelvollzug, Medizin-Ethik-Professoren und Richtern am Landgericht
berufen.
Ziel der Arbeitsgruppe ist die
Definition von Mindeststandards
sowie die Erarbeitung von Leitlinien
im Sinne eines „Good-ClinicalPractice“-Standards für Therapie, Sicherung und Resozialisierungsaufgaben im Maßregelvollzug. Die Ergebnisse werden unverbindlich sein,
sollen aber den Maßregelvollzugsleitungen in ganz Deutschland als Argumentationsvorschläge und Orientierungshilfen zur Verfügung stehen.
Geleitet wird die Task Force
von Prof. Dr. Jürgen Müller, Leiter
des DGPPN-Fachreferats Forensische Psychiatrie und langjähriger leitender Oberarzt in der Forensik des
Bezirksklinikums Regensburg.
(RNE)
N
ach dem Grußwort der stellvertretenden ärztlichen Leiterin Dr. Kirsten Lange, die aus
ärztlicher Sicht die besondere
Bedeutung der Aufgaben der
psychologischen Kollegen betonte, fassten die Mitorganisatorinnen Uta von Hahn und Katrin
Hammer die Ziele des Treffens
zusammen. Einerseits gehe es
um den Erfahrungsaustausch
über praktische Umsetzungen in
den Kliniken, andererseits auch
um eine bessere Interessenvertretung durch eine gute Vernetzung untereinander.
In den anschließenden
thematischen Kleingruppen ergaben sich konstruktive Diskussionen über die teilweise unterschiedlichen Vorgehensweisen in
verschiedenen Kliniken. Im Bereich der suchtkranken Straftäter
(§ 64 StGB) wurden unterschiedliche Vorgehensweisen bei Stufenanträgen und auch zum Teil
unterschiedliche Unterbringungsdauern diskutiert, während bei
den psychisch Kranken (§ 63
StGB) die zum Teil deutlich rückläufigen Belegungszahlen im
letzten Jahr im Vordergrund standen.
Neues Maßregelvollzugsgesetz
Eine lebhafte Diskussion ergab
sich am Nachmittag im Plenum.
Dr. Christian Hartl war zuerst auf
die Notwendigkeit berufspolitischen Engagements eingegangen. Danach erläuterte er den
Entwurf des bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales für ein Maßregelvollzugsgesetz und die Stellungnahme der
bayerischen Psychotherapeutenkammer dazu. In diesem Entwurf wurden die Psychologen
und Psychologischen Psychotherapeuten bisher „komplett
vergessen“. Dabei sei ihre Tätigkeit im praktischen Alltag der Kliniken in keinem Bereich wegzudenken und die Chefärzte auf
örtlicher Ebene betonten regelmäßig, wie unverzichtbar die
Kollegen seien. Doch sei es bisher nicht zu einer einheitlichen
Stellungnahme der Chefärzte
und der Verwaltungen gekommen, die die Problematik bei anstehenden Stellenbesetzungen
genauso spüren: Dies bei gleichzeitigem Ärztemangel und der
übermäßigen Belastung der
Ärzteschaft. Eine Forderung der
Klinikleitungen nach gesetzlich
verankerter Gleichstellung hätte
ein ganz besonderes Gewicht
und würde den klinischen Gegebenheiten besser gerecht.
chotherapeut“ verweigert. Auch im
TVöD tauche sie bisher nicht auf.
Während Schirmer für einzelne Tarifverträge diesbezüglich auf positive Entwicklungen verweisen konnte, sah er beim TVöD noch wenig
Bewegung. Allerdings zeichnete
sich auch hier eine gewisse positive
Entwicklung ab, häufig auf betrieb­
licher oder regionaler Ebene. Auch
gebe es zahlreiche individuelle Lösungen, die deutliche Besserstellungen von Kollegen nach persön­
licher Verhandlung in Form von Zulagen erreicht hätten.
In der anschließenden Diskussion wurde nicht zuletzt darauf
hingewiesen, dass von den Klinikleitungen durch die nicht-adäquate
Berücksichtigung der Psychothera-
peuten auch selbst Einflussmöglichkeiten nicht genützt würden, die Bedingungen der Psychologen, aber
auch die zunehmende Überlastung
der Ärzte zu verbessern.
Aus- und Weiterbildung
Im Vortrag von Dr. Heiner Vogel
(Vorstandsmitglied der Psychotherapeutenkammer) wurden zunächst die mögliche Reform des
Psychologie-Studiums beziehungsweise die Einführung einer sogenannten
Psychotherapie-Direktausbildung mit anschließender
Psychotherapie-Weiterbildung diskutiert. Anschließend ging es um
die möglichen Folgen des neuen
Maßregelvollzugsgesetzes auf die
dort aktuell nicht berücksichtigten
Berufsgruppen der Diplom-Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten.
Als Fazit der Veranstaltung
verwies Hartl auf die Bedeutung eines permanenten Austausches über
die Kliniken hinweg, um die Position
der Kollegen zu stärken. Außerdem
müsse das Maßregelvollzugsgesetz
noch dringend nachgebessert werden, um den praktischen Bedingungen, aber auch den gesetzlichen
Vorgaben aus dem Psychotherapeutengesetz gerecht zu werden.
Dr. Christian Hartl ist Psycho­
logischer Psychotherapeut an der
Klinik für Forensische Psychiatrie
und Psychotherapie am
Bezirksklinikum Regensburg
Psychologische
Psychotherapeuten im TVÖD
Im zweiten Vortrag ging ver.
di-Landesfachbereichsleiter Dominik Schirmer auf die tariflichen
Besonderheiten der verschiedenen „Berufsgruppen“ der Psychologen ein. Bedauerlich sei dabei
immer noch der Status der Psychotherapeuten in Ausbildung
(PiA), die in vielen psychiatrischen Kliniken deutlich unter
dem Mindestlohn bezahlt würden, obwohl sie ein abgeschlossenes Studium aufzuweisen hätten und größtenteils vollwertig
therapeutisch eingesetzt würden.
Für den Bereich der Psychologischen Psychotherapeuten, die
seit dem Psychotherapeutengesetz von 1999 den Fachärzten
gesetzlich gleichgestellt sind, sei
man in den meisten Kliniken von
einer praktischen Umsetzung
dieses Gesetzes noch weit entfernt. Häufig würde sogar die gesetzlich vorgesehene Berufsbezeichnung „Psychologischer Psy-
(v.l.n.r.) Dominik Schirmer, Uta von Hahn,
Dr. Heiner Vogel, Katrin Hammer und Dr. Christian Hartl
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SYNAPSE November
medbo
SYNAPSE November
medbo
5 Jahre Beratungs- und Koordinierungsstelle
für die Oberpfalz
nano - Netzwerk Autismus
Niederbayern Oberpfalz
Heike Vogel
Ein Zusammenbruch beim Laborpraktikum brachte für Maria
K. den Stein ins Rollen. Die hochbegabte
Pharmaziestudentin
wurde nach diesem alarmierenden Zwischenfall mit der Diagnose Asperger-Autismus konfrontiert. Maria K. ist damit eine von
geschätzt 14.000 Autismus-Patienten im Raum Niederbayern/
Oberpfalz. Die Dunkelziffer ist
wohl noch höher einzuschätzen.
E
s folgten Monate der Fassungslosigkeit und Ratlosigkeit für
Maria K. und ihr privates Umfeld.
Eine erneute Abklärung zur Absicherung bestätigte die Diagnose.
Maria K. und ihre Familie machten
sich jetzt gezielt auf den Weg, um
mehr über das Phänomen Autismus zu erfahren und sich über
mögliche Hilfen zu informieren.
Als Studentin lebt Maria K.
nicht in der Familie, sondern bewohnt ein kleines Appartement in
Regensburg. Nachvollziehbar waren
die Sorgen und Ängste der Mutter:
Wird sich die Tochter – schon immer
ein wenig einzelgängerisch – weiter
zurechtfinden? Wie verkraften sie
und die Familie die Diagnose? Welche Konsequenzen ergeben sich für
den Alltag und die weitere Zukunft?
Informationen waren gefragt und vor
allem ganz praktische Hilfen: Etwa
bei der Beantragung von „Nachteils­
ausgleichen“ für das Studium oder
aber unterstützende Mitwirkung bei
der Aufklärung der Professoren sowie der Mitstudenten. Viele Fragen
waren zu klären: Welche Auswirkungen hat die Beantragung eines
Schwerbehindertenausweises auf
den Betroffenen? Wer hilft bei der
Beantragung? Wo gibt es geeignete
Therapiemöglichkeiten?
Niederschwelliges Angebot
Die Mutter war es auch, die den
ersten Kontakt zur Beratungs- und
Koordinierungsstelle aufnahm. Zu
wissen, nicht alleine mit „dem Autismus“ zu sein, eine niederschwellige Anlaufstelle gefunden zu haben und sich mit Fachleuten, aber
auch anderen Betroffenen austauschen zu können, trägt wesentlich
zur Entspannung der Lebenssituation von Betroffenen und deren Familien bei.
Lag diese wichtige Aufgabe
in früheren Jahren alleine bei den
ehrenamtlich tätigen Mitgliedern
der Elternverbände Autismus, so
wird der hohe Beratungs- und Informationsbedarf heute in Bayern zu
einem großen Teil von speziellen
Beratungsstellen für Menschen mit
Autismus und deren Angehörige
aufgefangen. Jeder bayerische Bezirk beheimatet ein „Autismus-Kompetenzzentrum“(„Autkom“).
Die Beratungs- und Koordinierungsstellen arbeiten auf der
Grundlage des „Bayerischen Rahmenkonzeptes
Autismus-Kompetenz-Netzwerk des Verbandes der
Bayerischen Bezirke“ vom Februar
2008. Sie wurden auf den dringenden Wunsch von Elternverbänden,
Betroffenen und Fachkräften als niederschwellige Anlaufstelle etabliert.
nano: Netzwerk Autismus
Niederbayern Oberpfalz
Vor fünf Jahren hat die Beratungsund Koordinierungsstelle des Netzwerkes Autismus für die Oberpfalz
ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist
die Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS)
und deren Angehörigen.
Träger der freien Wohlfahrtspflege aus Niederbayern und
der Oberpfalz, der Elternverband
Autismus Regensburg e.V. sowie
die medbo haben sich für die Gründung der „Nano GmbH“ (Netzwerk
Autismus Niederbayern Oberpfalz)
entschieden, die jeweils eine Beratungsstelle in Passau sowie in Regensburg unterhält. Der ehrenamtliche Geschäftsführer wird derzeit
durch die Katholische Jugendfürsorge Regensburg gestellt.
Fachlich unterstützt wird die
Arbeit der Stelle durch einen Fachbeirat, zu dem Vertreter der beteiligten Gesellschafter sowie Prof. Dr.
Matthias Dalferth, OTH Regensburg,
als wissenschaftlicher Begleiter zählen. Die Finanzierung der beiden Beratungsstellen erfolgt nach Grundlagen der Überregionalen Offenen
Behindertenarbeit OBA durch die
zuständigen Bezirke, anteilig durch
das Bayerische Sozialministerium
sowie über Einlagen der jeweiligen
Gesellschafter.
Hilfe für Betroffene und ihre
Familien
Der Arbeitsschwerpunkt der Beratungsstellen liegt in der konkreten
Beratung und Begleitung von Fami-
lien und betroffenen Einzelpersonen in allen Lebenslagen. Das
Netzwerk hilft bei der Koordination
von Leistungen sowie bei der Vernetzung sozialer Dienste und Einrichtungen, die unter anderem in
Gestalt von Facharbeitskreisen
und Fachforen umgesetzt wird.
Fachkräfte unterschiedlicher Institutionen sowie andere Interessierte
können ebenfalls Beratung in Anspruch nehmen. Es werden Fortbildungen und Fachvorträge zum
Thema angeboten und rege genutzt. Auch stellt das Netzwerk seine Räumlichkeiten Selbsthilfe- und
Angehörigengruppen ebenso zur
Verfügung, wie es sich bei der Abklärung des Behinderungsbildes
mit Experten, Kliniken und Behör-
Netzwerk Autismus Koordinierungsstelle für die Oberpfalz
Grasgasse 12
93047 Regensburg
Tel +49 (0) 941/595799-81
[email protected]
Sprechzeiten:
Montag bis Donnerstag 09:00 bis 15:00 Uhr und nach Vereinbarung.
Das Beratungsangebot ist vertraulich und kostenfrei.
Einmal pro Quartal bietet nano Außensprechstunden in Amberg, Cham
und Weiden an. Daneben gehören Haus- und Einrichtungsbesuche
sowie Hospitationen zum Leistungsangebot. Ein elektronischer
Newsletter informiert sechs Mal im Jahr über Aktionen, Veranstaltungen und Angebote des Netzwerks.
den einbringt. Der Verleih spezifischer Fachliteratur ist kostenlos
und für jedermann zugänglich.
Dem Netzwerk Autismus
liegt nicht zuletzt besonders daran,
die Öffentlichkeit über die unterschiedlichen Erscheinungsformen
der Autismus-Spektrum-Störungen
aufzuklären. Denn es gilt: „Den Autismus gibt es nicht“. In vielen Aktionen und Veranstaltungen kann
sich die interessierte Bevölkerung
über das Netzwerk und das Thema
Autismus-Spektrum-Störungen
selbst, die Gesellschafter-Firmen
und Einrichtungen der Nano sowie
Partner-Organisationen informieren. Nicht zuletzt am 2. April, dem
Welt-Autismus-Tag, öffnet das
Netzwerk Autismus jährlich seine
Pforten und gibt Einblick in seine
Arbeit.
Heike Vogel ist Sozialpädagogin
bei der Beratungs- und
Koordinierungsstelle des Netz­
werkes Autismus in Regensburg
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SYNAPSE November
medbo
SYNAPSE November
medbo
Das medbo Hygiene-Team informiert
Hygiene Surveillance
Sabine-Antje Edenhofer
Hygiene ist Präventionsmedizin.
Ein zentrales Thema bei der Prävention ist, dass der Erfolg nicht
direkt sichtbar ist. Eine nicht erlittene Infektion hat für den Patienten und die Einrichtung auch keine sichtbaren Folgen. Trotzdem
ist der Präventionserfolg messbar.
S
o ist ein Ziel aller vorbeugenden
Maßnahmen, Infektionserkrankungen von den Patienten abzuwenden und die Verbreitung von Erregern mit besonderen Resistenzen zu
verhindern. Aber wie lässt sich feststellen, ob all diese Maßnahmen tatsächlich zielführend sind? Wie lässt
sich hygienisches Handeln messbar
und nachvollziehbar mit der Infektionshäufigkeit, der Übertragungshäufigkeit oder auch einem Ausbruchsgeschehen in Verbindung bringen?
medbo-Vorstand Kurt Häupl, Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität
Regensburg, und Bezirkstagspräsident Franz Löffler
Neuer Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie
medbo finanziert Stiftungsprofessur
An der Universität Regensburg
wird ein neuer Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie eingerichtet. Das bezirkseigene Kommunalunternehmen medbo finanziert die auf sechs Jahre befristete
W3-Stiftungsprofessur in diesem
Fachgebiet.
A
m 23. Oktober 2014, unterzeichneten Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg,
Bezirkstagspräsident Franz Löffler
und medbo-Vorstand Kurt Häupl den
Stiftungsvertrag, in dem die Anschubfinanzierung des neuen Lehrstuhls festgelegt wurde.
Die medbo fördert den neuen
Lehrstuhl mit insgesamt 1,26 Millionen Euro. Außerdem stellt das Unternehmen der Universität Regensburg 14 Betten in ihrer Fachklinik für
Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am
Bezirksklinikum Regensburg für Forschungs- und Lehrzwecke zur Verfügung. Die künftige Lehrstuhlinhaberin beziehungsweise der Lehrstuhlin-
haber wird die Klinik in Personalunion auch als Ärztlicher Direktor leiten.
„Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung“, betonte Prof. Hebel. „Immer noch werden auch Kinder und Jugendliche mit psychischen
Erkrankungen zu oft stigmatisiert.
Zugleich sind anhaltende psychische Störungen häufig Gründe für
eine spätere Arbeitsunfähigkeit. Wir
freuen uns deshalb, dass an der Universität Regensburg neue Forschungsmöglichkeiten im Bereich
der Kinder- und Jugendpsychiatrie
angestoßen und neue Lehrangebote
für angehende Medizinerinnen und
Mediziner geschaffen werden können.“
Bezirkstagspräsident Franz
Löffler zeigte sich zufrieden: „Wie
bei den Lehrstühlen für Psychiatrie
und Psychotherapie sowie für Neurologie kommt es hier zu einer weiteren Zusammenarbeit mit der Universität Regensburg, von der die jungen
Patientinnen und Patienten in der
Region profitieren werden.“ Damit
würden die psychiatrischen Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten
für Kinder und Jugendliche verbessert und die Medizinerausbildung an
der Universität Regensburg weiter
ausgebaut. „Die Ausbildung von Ärzten sowie die Forschung in diesem
Fachbereich ist sehr wichtig, da die
entsprechenden Fallzahlen steigen“,
erklärte Löffler.
Man hoffe, den Lehrstuhl bis
Ende 2015 besetzen zu können, erklärte medbo-Vorstand Kurt Häupl.
Nach Ablauf des Stiftungsvertrags
wird die Fakultät für Medizin der Universität Regensburg dem Lehrstuhl
für Kinder- und Jugendpsychiatrie
Stellen und Mittel für eine adäquate
Erfüllung der Aufgaben in Forschung
und Lehre zur Verfügung stellen.
„Wir werden in Zukunft noch mehr
gut ausgebildete Kinder- und Jugendpsychiater benötigen, da wir
diesen Bereich an fast allen
medbo-Standorten in der ganzen
Oberpfalz ausbauen werden“, kündigte Häupl an.
(LHO)
„Surveillance“ (engl. Überwachung, Beobachtung) umfasst die
fortlaufende, systematische Erfassung von Infektionen und Erregern
mit besonderen Resistenzen, die
Analyse und Interpretation relevanter Daten sowie deren Feedback in
den Präventionsprozess. Sie dient
der Qualitätssicherung und hilft, geeignete Maßnahmen zur Eingrenzung oder Verhinderung von Infektionskrankheiten zu treffen. Eindeuti-
ge gesetzliche Vorgaben wie § 23
IfSG (Seuchenschutz) oder § 10
MedHygV (Hygieneverordnung) verpflichten die Kliniken dazu, das Aufkommen von nosokomialen Infektionen und Problemkeimen fortlaufend
zu dokumentieren, zu bewerten und
sachgerechte Schlüsse daraus zu
ziehen. Die Umsetzung kann dabei
nicht alleine durch das Hygienepersonal erfolgen. Sehr wichtig ist bei
diesem Prozess die Zuarbeit aus
den bettenführenden Abteilungen.
Daher sollte den pflegerischen und
ärztlichen Mitarbeitern bekannt sein,
wie das Verfahren in den medbo-Einrichtungen abläuft und welches Ziel
damit verfolgt wird.
MRGN 3 und 4, MRSA, VRE und andere problematische Keime, wie
zum Beispiel Stenotrophomonas
maltofilia oder Pseudomonas aeruginosa.
Welche Daten werden erfasst?
Welche Informationen liefern die
Daten?
Routinemäßig erfasst werden Infektionen, die durch ärztliche Diagnose
gesichert sind: Atemwegsinfektionen, Harnwegsinfektionen, Meningitis/Ventrikulitis, insbesondere wenn
sie im Zusammenhang mit einer invasiven Maßnahme wie Tracheostoma, Blasenkatheter oder einer Ventrikeldrainage stehen, aber auch Magen-Darm Infektionen durch Clostridien. Ebenfalls routinemäßig erfasst
wird eine Besiedelung oder Infektion
mit antibiotikaresistenten Erregern
via Screening auf allen Stationen:
Hygiene-Surveillance kurz und bündig:
• Reaktion mit ganz gezielten Maßnahmen auf hohe Infektionsraten
• Entsprechende Anpassung des Hygienemanagements
• Sensibilisierung der Mitarbeiter
• Schaffung von Referenzzahlen
• Einrichtungsinterner Vergleich (Jahresabgleich)
• Einrichtungsübergreifender Vergleich
(Referenzdatenbank beim Nationalen Referenzzentrum für
Surveillance von nosokomialen Infektionen NRZ)
Informationsquellen:
• Hygieneplan, Verzeichnis 06
(Erreger mit besonderen Resistenzen im Klinikbereich)
• www.nrz-hygiene.de (Nationales Referenzzentrum für
Surveillance von nosokomialen Infektionen)
• www.lgl.bayern.de
• LARE (Landes Arbeitsgemeinschaft Resistente Erreger)
Wie erfolgt die Datenweitergabe?
Tritt einer der vorbeschriebenen Fälle auf, muss auf der Station die Meldeliste ausgefüllt werden. Diese ist
im Hygieneplan (Verzeichnis 11) hinterlegt und kann bei Bedarf ganz einfach ausgedruckt werden. Ganz
wichtig ist, diese Liste vollständig
und zeitnah auszufüllen und an die
Klinikhygiene zu faxen (Fax +49 (0)
941/941-1295).
Die gemeldeten Daten werden in
spezielle EDV-Systeme eingegeben.
Durch diese kontinuierliche Zusammenführung der Daten aus allen Einrichtungen ist jederzeit ein schneller,
einfacher und vor allem einrichtungsübergreifender Überblick möglich: Es erfolgt praktisch ein kontinuierliches Monitoring. Der zuständige
Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin erstellt in regelmäßigen Abständen eine endgültige Bewertung
und Interpretation der Daten.
Wie schließt sich der Kreis?
Im Rahmen der Hygienekommissionssitzung werden die Zahlen vorgestellt. In Abhängigkeit von den
Tendenzen, die sich daraus ergeben, werden die entsprechenden
Maßnahmen bestätigt. Wird klar,
dass eine Maßnahme nicht mehr
zielführend ist, wird sie kritisch hinterfragt. Im Fortgang erfolgt eine
Anpassung der Maßnahmen an die
aktuellen Gegebenheiten. Alle Beschlüsse werden mittels Hygieneplan, Schulungen oder Be­
sprech­
ungen in den Teams zeitnah an die
Mitarbeiter weitergegeben.
Sabine-Antje Edenhofer ist
Mitglied des medbo-Hygieneteams
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48
SYNAPSE November
medbo
SYNAPSE November
medbo
Mein medbo-Tag mit dem
Reinigungs-Service
des Bezirksklinikums Regensburg
Eine saubere Sache
Verena Kobras
Rot, gelb, grün. Das sind nicht die
Farben der Ampel im Straßenverkehr. Dahinter verbirgt sich das
Reinigungsfarbsystem für die Unterhaltsreinigung am medbo-Bezirksklinikum Regensburg. Heute
befinde ich mich in HAUS 12 und
werde die Büros der Verwaltung
vom Staub des Vortags befreien.
6
Uhr morgens. Auf dem Gelände
des medbo Bezirksklinikums Regensburg ist es mucksmäuschenstill
und niemand ist unterwegs. Fast
niemand. Frau H., Reinigungskraft
am Klinikum, erwartet mich bereits
mit einem strahlenden Lächeln. Ich
ziehe meine Dienstkleidung für den
heutigen Tag an und schon kann es
losgehen. „Wo soll man hier nur anfangen?“, frage ich mich – Frau H.
zwinkert: Das Geheimnis ist – Arbeitsteilung.
Haken dran – Vorgaben zur
Reinigungspraxis
Das ganze Verwaltungsgebäude
HAUS 12 kann niemand alleine reinigen. Deshalb teilen sich drei Reinigungskräfte die Arbeit. Jede hat ihren eigenen Bereich – Revier genannt. Wir sind heute für den vorderen Teil des Erdgeschosses und den
Seminar-Raum zuständig.
Zuerst räumen wir schmutzige Gläser aus dem Seminar-Raum
in den Geschirrspüler der Verwaltungsküche und stellen unbenutzte
Säfte in den Vorratsraum zurück.
Dann geht es an das fachgerechte
Bestücken des Reinigungswagens
(RW). Der RW ist ein Wunder an
Multifunktionalität: Ein rollbares Baukastensystem mit Reinigungsutensilien, Abfallbehältern und Bevorratung. Ordnung und Sauberkeit hat
oberste Priorität auf dem Wagen:
Wo kämen wir hin, wenn schon das
Basisinstrument jedes professionellen Reinigungsvorgangs ein Saustall
wäre! Frau H. geht mit mir eine
Checkliste für den RW aus dem FF
durch. Reinigungsmittel wie Sani-
tär-, Glas- und Alkoholreiniger sowie
Scheuermilch sind vorhanden. Hinter den Arbeitsmitteln wie Mopps
und Besen sind die nötigen Verbrauchsmaterialien wie Handseife,
Toilettenpapier und Händedesinfektionsmittel ausreichend vorhanden.
Es kommt auch gleich ein Haken
dran. Los geht’s in die einzelnen
Räume!
Von oben nach unten im Achter
Zuerst werden Müll- und Papiereimer ausgeleert. Denn bei der medbo
herrscht strenge Mülltrennung. Bewaffnet mit einem Einwegtuch der
Farbe Blau beginnen wir mit dem
Abwischen des Inventarbereichs,
also der Tische, Stühle, Regale und
Fensterbretter der Büros. Natürlich
tragen wir die ganze Zeit Handschuhe. Um das blaue Reinigungsmittel
im blauen Eimer nicht verschwen­
derisch zu verbrauchen, ist im Reinigungsfarbsystem für jedes Mittel die
genaue Dosierung pro Liter Wasser
notiert (siehe Kasten). Das alte Motto „Viel hilft viel“ stimmt halt nicht,
zumindest nicht bei Putzmitteln.
Anders ist es bei den Trägermaterialien. Nachdem ich mit einem
Büro fertig bin, verwende ich für das
nächste Büro gleich ein neues Einwegtuch. Je nach Bedarf muss es
gewechselt werden, und hier gilt: Im
Zweifel ein frisches benutzen.
„Schon halb 7 – jetzt aber Beeilung!“,
denke ich mir und komme schon ins
Schwitzen, denn in einer Stunde
kommen die meisten Verwaltungs-
mitarbeiter und die Büros müssen
vorher noch gewischt werden.
Damit der Boden gründlich
sauber wird, bekomme ich von Frau
H. einen „Wisch-Tipp“. Nur durch
diese Technik nimmt man mit dem
Wischer jedes noch so kleine Staubkorn mit: Wischen in 8-er-Technik.
Das heißt, ich gehe mit dem Mopp
durch das Zimmer und meine Bewegung ähnelt der einer Acht. Im Nu ist
jedes Büro nass vorgewischt und
trocken nachgearbeitet. Der Mopp
wird nach jedem Büro in den Wäscheabwurfsack am RW geworfen.
Hintergrund für die sofortige
Entsorgung der gebrauchten Einwegtücher und Mopps ist die Gefahr
der Verkeimung, bestätigt Frau H.
meine Vermutung. Der Reinigungs-Service ist neben dem Verwaltungsgebäude auch für die einzelnen Häuser der Kliniken zuständig. Aufgrund von Patienten-Verkehr
ist hier eine keimfreie Reinigung unbedingt erforderlich. Die ganze
Dreck-Wäsche wie die Mopps der
Reinigung wurde vor vielen Jahren
noch an der damals ansässigen
medbo-Wäscherei selbst gewaschen
und wieder an die Häuser verteilt.
Seit elf Jahren erledigt dies jetzt ein
externer Dienstleister.
Ordnung – auch unter Zeitdruck
Nach den Büros geht es an den
WC-Bereich. Toiletten-Reinigen ist
ja schon an und für sich so eine Sache. In meiner Studenten-WG klappt
das nie reibungslos, denn keiner
macht das gerne. Aber Frau H. ist
Profi – entschlossen, gründlich und
vor allem so zügig, dass ich staune.
Jetzt verwenden wir rote Einwegtücher für die WCs, gelbe für die
Waschbecken und grüne für Kontaktflächen wie die Türklinken
und Haltegriffe. „Nur die Farben nicht durcheinander
bringen“, schärfe ich mir
ein. Hier muss nach jeder
Anwendung das Reinigungstuch weggeworfen
werden. Durch die sogenannte „Falttechnik“ eines
Tuches habe ich immer eine
feuchte und saubere Tuchfläche, mit
der ich die Oberfläche reinigen kann
und komme so mit einem Tuch gut zu
recht. „Knuddeln“ ist nicht angesagt.
Es ist inzwischen recht heiß
draußen. Der Schweiß läuft mir über
den Rücken. Aber die Zeit drängt.
Gerade im Service ist Zeitdruck Normalität. Für ein Zimmer mit 120 Leistungsmaßen (LM) darf eine Reinigungskraft genau zwölf Minuten
brauchen. Oder anders herum: von
dieser Raum-Art müssen 120 Quadratmeter pro Stunde gereinigt werden. Übersetzt in Alltagssprache:
Für ein Büro mit 24 Quadratmeter
Grundfläche sind genau 12 Minuten
Zeit. Die Räume werden in Raumgruppen eingeteilt (A bis H) und mit
entsprechenden Leistungszahlen,
die in der Reinigungsbranche üblich
sind, versehen. Die Art der Raum-
nutzung und die Struktur der Räumlichkeiten werden bei der Zeitvorgabe berücksichtigt.
Zahlen, Daten, Fakten
Insgesamt werden pro Tag 5.205
Räume, das heißt 101.693,37 Quadratmeter am Bezirksklinikum Regensburg gereinigt. Dafür sind derzeit 34 Mitarbeiter in der Eigenreinigung und im internen Stationshilfen-Dienst fest angestellt. Zwei
Gebäudereinigungsfirmen mit etwa
120 Mitarbeitern ergänzen das hauseigene Team in ihrem Aufgabengebiet, der Reinigung und Speisenversorgung in den Stationsküchen.
In jedem Haus gibt es andere
Rahmenbedingungen im Umgang
mit den Mitarbeitern und primär mit
den Patienten. Bei Patienten mit
psychiatrischer Erkrankung zum
Beispiel ist es wichtig, die Privatsphäre zu achten und sie im Patientenzimmer so wenig wie möglich zu
stören: Die Klinik ist ja in aller Regel
über mehrere Wochen oder gar Monate ihr „Zuhause auf Zeit“.
Die Reinigungskräfte sind
stille Helfer im Mikrokosmos des Bezirksklinikums. Sie verrichten Tätigkeiten, die für alle, die am Bezirksklinikum arbeiten und leben, meist
selbstverständlich sind. Aber nach
diesem Tag heute weiß ich, dass
ihre Arbeit eine dieser Basisdienstleistungen ist, ohne die die medizini-
sche Leistung nicht möglich ist. Eine
höchst verantwortungsvolle Aufgabe. Und aufgrund der professionellen Methoden und Instrumente ist
die Aufgabe komplexer, als man
landläufig meinen möchte.
Sauberkeit: Eine Disziplin
mit vielen Seiten
Es geht nicht nur um das pure tägliche Saubermachen. Die Behandlung von problematischen Verschmutzungen oder die Zusammenarbeit mit dem Hygieneteam und der
Haustechnik, die Unterhaltsreinigung von Gebäuden aller Art oder
die Organisation von Sonderreinigungsaktionen zum Beispiel bei Inbetriebnahme neuer beziehungsweise sanierter Gebäude, Ungezieferkunde, -bekämpfung und -prophylaxe – professionelle Sauberkeit ist
eine komplexe Sache. Das Team der
Reinigung und Stationshilfen ist immer mit von der Partie.
Bevor ich meinen Dienst gegen Mittag beende, wird im Reinigungslager von HAUS 12 noch einmal kontrolliert, ob Reinigungsmittel,
Mopps und Toilettenpapier für die
nächsten Tage ausreichend vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, bestellt Frau H. über den medbo Online-Shop die verbrauchten Dinge
nach. So kann am nächsten Tag
frisch und mit nötigem Material wieder an die Arbeit gegangen werden
– eine saubere Sache.
Kleine Putzmittelkunde - Reinigungsfarbsystem nach RKI (Unterhaltsreinigung)
Farbe
Produkt/Aufgabe
Arbeitsmaterial RW
Anwendungsbereich
Dosierung
Sanitärreiniger:
Reinigung von
WC-Bereichen
Roter Eimer, rotes
Einweg-Reinigungstuch
WC-Becken, Urinale,
WC-Bürstenstiel, WC-Bürstenhalter
Im WC-Becken: Purer Einsatz
Lösung: 5 ml/2 Liter Wasser
Sanitärreiniger:
Reinigung von
Sanitärbereichen
Gelber Eimer, gelbes
Einweg-Reinigungstuch
Waschbecken, Spritzbereich,
Dusche/Badewanne, Fliesen,
Regale, Trennwände
-Lösung: 5 ml/2 Liter Wasser
-Bei Bedarf: purer Einsatz
Desinfektionsmittel:
Desinfektion von
Kontaktflächen
Grüner Eimer, grünes
Einweg-Reinigungstuch
Türklinken, Haltegriffe,
Schalter, Seifenspender,
Wasserhähne, Armaturen
Lösung: 0,5%
10 ml/2 Liter Waser
Unterhaltsreiniger:
Reinigung von Inventar
Blauer Eimer, blaues
Einweg-Reinigungstuch
Oberflächen, Tische, Stühle,
Regale, Türen, Fensterbretter,
Heizkörper, Bilderrahmen
Lösung: 10 ml/2 Liter Wasser
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SYNAPSE November
medbo
SYNAPSE November
medbo
Patientenbefragungen
Die medbo im Spiegel der Patienten
Stefan Krischker
Patientenbefragungen haben in
der medbo eine lange Tradition.
Seit Mitte der 90er-Jahre wurden
die psychiatrischen Patienten am
Standort Regensburg und kurz
darauf auch in Wöllershof regelmäßig nach ihrer Zufriedenheit
mit dem Service und der Behandlung befragt.
der Patienten über die ersten drei
Quartale 2014.
Die Befragung an einem
Stichtag hat den großen Vorteil, dass
ein Querschnitt aller Patienten erreicht wird – vom gerade aufgenommenen bis zum kurz vor der Entlassung stehenden Patienten. Auf diese
Weise können sehr hohe Rücklaufquoten erzielt werden. Insgesamt beteiligen sich an allen Standorten je
Quartal etwa 650 Patienten an der
anonymen Befragung. Das sind mehr
als 90% aller Patienten, die in der
Lage sind, zu antworten. Die Patienten erhalten in der Mittagspause einen Fragebogen, der nach dem Mittagessen wieder eingesammelt und
zur Auswertung an das zentrale Qualitätsmanagement geschickt wird. Die
Befragung ist logistisch sehr effizient
und läuft nicht ins Leere.
S
eit Anfang 2014 werden an einem Stichtag jeweils zu Beginn
eines neuen Quartals nahezu alle
Patienten der medbo mit einem Fragebogen befragt. Einige wenige Stationen, wie etwa die meisten Intensivstationen oder auch die Stationen
mit dementen und hirnorganisch veränderten Patienten, nehmen nicht
an der Patientenbefragung teil.
Ebenfalls ausgeschlossen sind die
forensischen Stationen. Insgesamt
zeigt sich eine hohe Zufriedenheit
Im grünen Bereich
Auf die Frage, ob sie die Klinik
Freunden und Bekannten weiterempfehlen würden, antworten zwischen 75% und 95% der Patienten
mit ja. Nur ein sehr geringer Anteil
(<1%) verneint, der Rest meint „vielleicht“ oder beantwortet diese Frage
nicht (etwa weil ein Patient erst kürzlich aufgenommen wurde und sich
noch kein Bild machen konnte).
Die Abbildung 1 zeigt das
„Stimmungsbarometer“ für die Kliniken und Zentren mit stationärem Angebot an den verschiedenen Standorten im dritten Quartal 2014.
Ein Blick aufs Detail ergibt
dann aber auch spannende Fragen,
die die Weiterentwicklung der Kliniken fördern. Ein Beispiel: Die Zeit
BK Wöllershof
Wie haben Sie die
Aufnahmesituation erlebt?
BKR-Psychiatrie
BKR-Neurologie
Wie wurden Sie über die Abläufe auf Station
(z.B. Visiten, Essenszeiten) informiert?
BKR-Neuro-Reha
BKR-Kinder- und
Jugendpsychiatrie
Wie beurteilen Sie die Organisation
auf Ihrer Station?
Wie erleben Sie die
Stationsatmosphäre?
Wie erleben Sie die Betreuung
…durch das Pflegepersonal?
Wie erleben Sie die Betreuung
…durch Ärztinnen und Ärzte?
Wie erleben Sie die Betreuung … durch
andere Therapeuten (z.B. Psychologen,
Musik-, Sport-, Physiotherapeuten)?
Wie gut wurden Sie in die
Therapieplanung einbezogen?
von der Ankunft in der Klinik bis zum
Bezug des Zimmers betrug im 1.
Quartal 2014 in Wöllershof 1,2 Stunden, in den Zentren in Regensburg
aber 3,3 Stunden. Warum ist das so?
Diagnostizieren die Kollegen in Regensburg besonders ausführlich, bevor der Patient sein Zimmer bezieht?
Oder warten die Patienten lange,
weil niemand Zeit für sie hat? Wie
können unnötige Wartezeiten vermieden werden?
Am Bezirksklinikum Regensburg beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit dem Aufnahme- und Entlassungsmanagement. Denn schließlich können Patienten nur dann zügig
aufgenommen werden, wenn vorher
ein Patient entlassen wurde. Das Ergebnis ist in Abbildung 2 sichtbar: Die
Zeiten von der Ankunft in der Klinik
bis zum Bezug des Zimmers beträgt
in beiden Kliniken jetzt etwa eine
Stunde.
Qualität, subjektiv erlebt
Die Zufriedenheit mit der Betreuung
durch das Personal (Pflege, Ärzte,
Therapeuten) ist durchweg gut. In
den freien Antworten finden sich Bemerkungen wie „Super Personal“,
„Personal hat immer ein offenes
Ohr“ oder „Es ist immer jemand da“.
Auffällig ist der Unterschied
zwischen Wöllershof und Regensburg bei der Teilnahme an Behandlungsangeboten (6,4 gegenüber
4,3). Das ist wahrscheinlich auf einen „Fehler“ beim Ausfüllen des Fragebogens zurückzuführen: Ein bemerkenswerter Teil der Patienten in
Regensburg trägt in dem Feld keine
Zahl ein, sondern schreibt „alle“.
Sind das „alle verschriebenen“ oder
„alle angebotenen“? Wie viele? Das
Feld bleibt bei der Datenerfassung
deshalb leer, obwohl der Patient vermutlich an so vielen Therapieangeboten teilnimmt, dass er sie zum
Zeitpunkt der Befragung gar nicht
alle überblickt.
Befragungsdesign
Je nach Klinik beantworten die Patienten 15 bis 22 Fragen zu den Themen Aufnahme, Aufenthalt in der Klinik, Betreuung durch das Personal,
Behandlung sowie Ergebnis der Behandlung. Sie verwenden dafür überwiegend das klassische Schulnotensystem („1: Sehr gut“ bis „6: Ungenügend“). Am Ende des Fragebogens
können Patienten noch Beschwerden und Ärgernisse, riskante Situationen, Verbesserungsvorschläge und
Positives beschreiben.
Wie lange hat es nach der Ankunft in der Klinik
gedauert, bis Sie Ihr Zimmer beziehen konnten?
Wie wird Ihre Privatsphäre gewahrt?
1. Quartal
Wie bewerten Sie die Sauberkeit/
Hygiene auf Ihrer Station?
2. Quartal
BK Wöllershof
3. Quartal
Wie zufrieden sind Sie mit
der Behandlung insgesamt?
Wie ist Ihr Gesamteindruck
von unserer Klinik?
BK Regensburg
(Psychiatrie)
3,5
3,0
2,5
2,0
1,5
Note (1-6)
1,0
Abbildung 1: Patientenzufriedenheit bei stationärem Aufenthalt, Q3/2014 · In der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist die Frage „Betreuung durch Ärzte“
und „Betreuung durch andere Therapeuten“ zusammengefasst. Die Frage „Aufklärung über Abläufe auf Station“ richtet sich an Patienten und ist in der KJP
durch Eltern kaum zu beantworten.
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0
Abbildung 2: Trend „Schnelligkeit Aufnahmemanagement“
2,5
3,0
3,5
Stunden
Das Essen am Bezirksklinikum schmeckt den Patienten offensichtlich sehr gut. Das wird immer
wieder in den Freitextantworten
deutlich, wie zum Beispiel „Sehr gutes, abwechslungsreiches Essen“.
Dennoch kommt es vereinzelt zu Beschwerden, das Essen sei nicht heiß
genug oder (noch) mehr Obst und
Gemüse auf dem Speiseplan wären
gut. Die Küche reagiert dann prompt
und stellt Mikrowellengeräte auf den
Stationen zur Verfügung oder ändert
kurzfristig den Speiseplan. Übrigens:
Die Küchen an den Bezirksklinika
Regensburg und Wöllershof kochen
selbst und beziehen ihre Zutaten
überwiegend von regionalen Versorgern „frisch vom Feld“.
Spitzenreiter: KJP
Die besten Beurteilungen (durch Eltern) erhalten die Tageskliniken für
Kinder- und Jugendpsychiatrie in
Weiden und Amberg (Gesamteindruck und Behandlung: 1,4). Im
Durchschnitt benoten die Patienten
ihre Behandlung und ihren Gesamt­
eindruck von den medbo-Kliniken
mit „gut“. In Zeiten knapper (Personal)Ressourcen ist das ein bemerkenswertes Ergebnis und wohl nur
auf das hohe Engagement gut ausgebildeter Kolleginnen und Kollegen
zurück zu führen.
Stefan Krischker ist
QualitätsmanagementBeauftragter der medbo
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SYNAPSE November
medbo
SYNAPSE November
medbo
Erster medbo-Spatz im Nest
Examen an der Berufsfachschule für Krankpflege
Reichlich Grund zum Feiern
Einen herausragenden Jahrgang
hat die medbo-Berufsfachschule
für Krankenpflege mit der Überreichung der Abschlusszeugnisse entlassen. 53 Schüler haben
das Examen bestanden und bekamen am 18. September bei einem Festakt von Schulleiter Rupert Brenninger die Zeugnisse
überreicht.
A
lle Absolventen haben in den
drei Ausbildungsjahren erfolgreich gelernt. Der aktuelle Examensjahrgang zählt zu einem der
erfolgreichsten Jahrgänge in der
Geschichte der medbo-Berufsfachschule. Die Absolventen waren
überaus erfolgreich: 19 Schüler erreichten eine „Eins“ vor dem Komma und sieben davon konnten sogar mit der Traumnote 1,0 abschließen. Annemarie Daffner, Lilly Gaza,
Julia Kraus, Jennifer Gollis, Jessica
Boguth, Mandy Lamers und Dominik Keck wurden in allen drei Prüfungsbereichen mit einer „Eins“ be-
wertet und schafften durch diese
bemerkenswerte Leistung die Bestnote.
Duales Studium in Regensburg
Unter den Absolventen befinden
sich auch 20 Studenten des ersten
Jahrgangs des rein Regensburger
Dualen Studiums „Pflege“. Sie können ab Oktober mit dem Hauptstudium an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg
(OTH) fortfahren. Seit 2011 werden
die Studenten von der medbo-Berufsfachschule in Kooperation mit
der OTH ausgebildet. „2009 war es
die Krankenpflegeschule (KPS),
die das Duale Studium in Regensburg erstmals thematisierte und die
OTH Regensburg gewinnen konnte“, erinnerte Bezirkstagspräsident
Franz Löffler. Der Bezirk steuerte
die dazu notwendige Stiftungsprofessur und Anschubfinanzierung
bei. „Der Stellenwert des Berufs
wird mit Sicherheit steigen“, prog-
nostizierte Löffler durch den akademisierten Aufbau.
„Durch dieses erweiterte Bildungsangebot der KPS erwerben
einige von Ihnen ohne Zeitverzug
nicht nur den Fachschul-, sondern
auch den Bachelor-Abschluss. Das
steigert nicht nur die Attraktivität der
Schule, sondern setzt ganz neue Impulse für den Pflegeberuf insgesamt
in der Region“, betonte der Direktor
des Geschäftsbereichs Personal,
Horst Meisinger, in seiner Begrüßung. Ein Duales Studium bietet die
medbo-Berufsfachschule seit 2007
an, zuerst mit der FH Mainz, später
dann mit der FH Nürnberg.
Dreizehn Absolventen bekamen gemeinsam zu ihren Zeugnissen auch ihre Fachabiturzeugnisse. Sie bauten neben der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger ihr Fachabitur. Auch für
sie ist das Thema Studium aktuell.
(LHO)
Vereinbarkeit von Beruf und Familie:
medbo-Spatzennest Regensburg offiziell eingeweiht
Auf dem Gelände des Bezirksklinikums Regensburg ist im September 2014 die neue Kinderkrippe
„medbo-Spatzennest“
feierlich
eingeweiht worden. Nach einer
Bauzeit von rund einem Jahr bietet die Kinderkrippe dem Mitarbeiter-Nachwuchs Betreuung an. In
zwei Gruppen können rund 24 Kinder im Alter von sechs Monaten
bis drei Jahren betreut werden.
D
er Bau und die Einrichtung der
Kinderkrippe kosteten in etwa
1,1 Millionen E. Die Kosten fördert
die Regierung der Oberpfalz mit fast
527.000 E. Beim medbo- Spatzennest teilen sich die Stadt Regensburg und die medbo die nicht geförderten Kosten auf: etwa 270.000 E
übernimmt die Stadt und über
300.000 E die medbo.
„Es ist mir ein besonderes
Anliegen, dass das Thema Beruf
und Familie ernst genommen wird.
Gerade die Bezirke stehen für soziales Engagement in vielen Bereichen. Der Bezirk hat die medbo
von Anfang an unterstützt, eine
Kinderkrippe am Bezirksklinikum
Regensburg zu errichten“, erklärte
Bezirkstagspräsident Franz Löffler.
Gerade in einem wachsenden Unternehmen wie die medbo sei es
wichtig, die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie zu fördern.
„Wir bekennen uns zum „familienfreundlichen Unternehmen“.
Das muss heute aber auch mit Inhalten gefüllt werden. Die Herausforderungen, denen sich nahezu
jeder Arbeitgeber unserer Branche
heute stellen muss, heißen Demo-
grafie, Fachkräftemangel, Ärzteund Pflegenotstand und zunehmender Wettbewerb“ führte medboVorstand Kurt Häupl aus.
Mit der Kinderkrippe wurden
auch die Räume für die Ferienbetreuung gebaut. Für fast 290.000 E
hat die medbo die Räume für dieses zusätzliche Betreuungsangebot geschaffen, das bereits in den
Sommerferien erfolgreich startete.
Der Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs begrüßte die Initiative der medbo und
freute sich, dass vakante Krippenplätze auch an Nicht-medbo-Mitarbeiter vergeben werden. Betreiber
des medbo-Spatzennestes ist die
Johanniter-Unfall-Hilfe.
(LHO)
Ein „großer“ Jahrgang – die Exsmensklassen 2014 der
Berufsfachschule für Krankenpflege Regensburg
53
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SYNAPSE November
medbo
SYNAPSE November
medbo
Brandschutz
bei der medbo
Für den Ernstfall:
Richtig Handeln lernen
Peter Exner
Beim abwehrenden Brandschutz
geht es darum, die Organisation in
die Lage zu versetzen, im Brandfall
richtig zu reagieren. Hierzu gehört
die regelmäßige Information über
richtiges Verhalten im Brandfall, den
Umgang mit Feuerlöschern sowie
die Rettungsorganisation von Personen. Das Brandschutzkonzept ist in
der Brandschutzordnung, Teil A, B
und C gemäß DIN 14096 beschrieben. Es ist somit zentrales Dokument
zum Brandschutz in der medbo.
Der Brandschutz und insbesondere der Schutz gefährdeter Personengruppen ist gerade in einer
Infrastruktur wie in einem Krankenhaus oder Pflegeheim oberstes Gebot. So auch in der medbo.
L
aut einer Veröffentlichung des
bvfa (Bundesverband Technischer Brandschutz e.V.) kam es
2013 zu rund 40 Krankenhausbränden in Deutschland: Einer davon am
Bezirksklinikum Wöllershof.
Die meisten Brände entstehen durch technische Defekte,
Unachtsamkeit bei Baumaßnahmen und Renovierungsarbeiten sowie – wie im Fall Wöllershof – durch
Brandstiftung. Neben erheblichen
Sachschäden,
Betriebsausfällen
und Imageschäden kommen gemäß bvfa leider oft genug Menschen zu Schaden.
Bränden vorbeugen
Der Brandschutz untergliedert sich
in den vorbeugenden und den abwehrenden Brandschutz. Unter Vorbeugung (Brandprävention, Brandverhütung) versteht man alle Maßnahmen, durch die der Entstehung
oder Ausbreitung eines Brandes vorgebeugt wird. Hierzu zählen unter
anderem:
• Rauchverbote und Verbote des
Hantierens mit offenem Feuer
sind strikt einzuhalten,
• nur geprüfte ordnungsgemäße
elektrische Geräte verwenden,
• Vorsicht im Umgang mit Wärmegeräten (Kaffeemaschinen,
Herdplatten, Heizgeräten,
Strahlern),
• Vorsicht mit brennbaren
Flüssigkeiten, Gasen,
• Freihalten der Flure, Gänge und
Treppenhäuser von Brandlasten,
• Notausgänge nicht verstellen,
• Brand- und Rauchschutztüren
nicht festbinden oder verkeilen,
• Feuermelde- und Feuerlöscheinrichtungen nicht verstellen.
Um das Brandrisiko grundsätzlich zu minimieren und im Ernstfall die nutzbare Eingriffszeit zu ver-
längern, ist nach wie vor ein ganzheitliches Schutzkonzept mit sorgfältig
aufeinander
abgestimmten
baulichen, anlagentechnischen und
organisatorischen Maßnahmen ein
Muss für die medbo. Dieses Schutzkonzept wird ständig fortgeschrieben. Die medbo investiert daher laufend in Brandschutzmaßnahmen
und -verbesserungen. Auch bei Neubauten wird viel Geld in den vorbeugenden baulichen und anlagentechnischen Brandschutz investiert.
Zwar spielt der vorbeugende
bauliche Brandschutz in Krankenhäusern mit Brandmeldeanlagen
und
feuerbeständigen
Brandabschnitten eine zentrale Rolle.
Doch erst das Zusammenspiel mit
organisatorischen Maßnahmen im
Brandfall trägt dazu bei, Schäden
Ansprechpartner in Sachen Brandschutz:
• Brandschutz (Brandschutzbeauftragte):
Sabine Hempel, Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 12,
Tel. +49 (0)941/941-1770
• Arbeitssicherheit (sicherheitstechnischer Dienst):
Peter Hahn, Reiner Kopp, ias health & safety GmbH,
Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 12, Tel. +49 (0)941 / 941-1777
• Arbeitsschutzkoordinator:
Peter Exner, Abteilung Organisation, Gebäude- und
Raummanagement, Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 12
Tel. +49 (0)941/941-7220
zu minimieren und Gefährdungen
für Patienten und Bewohner zu begrenzen.
Die Führungskräfte der medbo
werden einmal jährlich an allen
Standorten in diesem Schutzkonzept unterwiesen: Eine Pflicht-Fortbildungsmaßnahme für alle medboFührungskräfte. Denn die Unterweisung der Mitarbeiter ist wiederum
eine Pflichtaufgabe für die Vorgesetzten, die auch dokumentiert und
nachgewiesen werden muss. Zum
Unterweisungsinhalt gehören neben
den Grundzügen des vorbeugenden
Brandschutzes Kenntnisse über die
betriebliche Brandschutzorganisation
und deren Umsetzung im eigenen Arbeitsbereich, die Funktions- und Wirkungsweise von Feuerlöscheinrichtungen, die Gefahren durch Brände
sowie über das Verhalten im Brandfall.
Das richtige Verhalten der Beschäftigten im Brandfall spielt eine
zentrale Rolle. Was jeder einzelne im
Notfall zu tun hat, ist in der Brandschutzordnung und im Alarm-, Verständigungs- und Evakuierungsplan
festgeschrieben. Hierzu zählen auch
die praktischen Übungen mit dem
Feuerlöscher, die über das hausinterne Institut für Bildung und Personalentwicklung IBP angeboten werden.
Peter Exner ist medboArbeitsschutzkoordinator
Schaubild: Struktur und Inhalte der Brandschutzunterweisungen in der medbo
Regelmäßige Brandschutz-Unterweisung für alle Mitarbeiter
Kenntnisse der betrieblichen
Brandschutzmaßnahmen und der
betrieblichen Brandschutzorganisation
Kenntnisse der Brandbekämpfung, der Funktion
und Bedienung von Feuerlöscheinrichtungen
1. Grundzüge des
vorbeugenden
Brandschutzes
2. Betriebliche
Brandschutz­
organisation
„Was tue ich, damit
es nicht brennt?“
(z.B. allgemeine
Brandschutzmass­
nahmen)
(z.B. Verantwortung,
Zuständigkeiten,
Alarmpläne)
3. Funktions- und
Wirkungsweise
von Feuerlösch­
einrichtungen
(z.B. Bedienung,
Einsatzgrenzen
und Löschtaktik)
4. Gefahren
durch Brände
5. Verhalten
im Brandfall
(z.B. Entstehungs­brand, Ausbreitung
von Feuer und
Rauch)
(z.B. Brandschutzordnung Teil A, C)
Ziel: Arbeitssicherheit durch sicheren Umgang mit Brandgefahren am Arbeitsplatz und richtiges
Verhalten im Brandfall durch selbstständiges Verlassen (Flucht) bei unmittelbarer Gefahr
+ Praktische Löschübung mit Feuerlöscheinrichtungen
(mindestens zehn Prozent der Mitarbeiter)
(z.B. Handhabung und Funktion, Auslösemechanismen von Feuerlöscheinrichtungen, Löschtaktik
und eigene Grenzen der Brandbekämpfung)
Ziel: Sicherer Umgang mit und der Einsatz von Feuerlöscheinrichtungen zur Bekämpfung
von Entstehungsbränden ohne Eigengefährdung und zur Sicherstellung des selbstständigen
Verlassens (Flucht) der Beschäftigten und anwesenden Personen
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SYNAPSE November
Personal
SYNAPSE November
Personal
Krankenpflegeschüler im Schatten des Stephansdoms
legen und Patienten, die der deutschen Sprache nicht fließend mächtig sind, verbessert.
Mit Leonardo unterwegs in Europa
Die Berufsfachschule für Krankenpflege Regensburg ist derzeit
die einzige Berufsfachschule ihrer Art in Bayern, die ihren Schülern die Möglichkeit eines Schnupperaufenthalts an renommierten
Kliniken im europäischen Ausland anbietet: In Irland, Frankreich, Malta, Tschechien und Österreich. Und weitere Länder sind
schon in Planung.
K
offerpacken hieß es für 27 Schüler der Berufsfachschule für
Krankenpflege Regensburg, um vier
Wochen lang Erfahrungen an fünf
ganz unterschiedlichen Stellen in
Europa zu sammeln. Als einzige
Krankenpflegeschule in Bayern bietet sie im Rahmen des EU-Bildungsprogramms „Leonardo Da Vinci“ ihren Schülern die Möglichkeit eines
Auslandsaufenthalts an.
Andere Länder, andere Methoden
Überrascht war die Neumarkterin
über die unterschiedlichen Aufgabenbereiche. So wechselten die Ärzte in der Wiener Klinik Katheder, was
in Deutschland Aufgabe der Pflegekräfte ist. Aufgefallen ist den Schülern, dass in der Universitätsklinik
Pilsen die Onkologie auf dem neuesten Stand ist und sich sehr modern
präsentiert, oder dass man sich in
Malta und Irland mit enormem Aufwand um die behinderten Patienten
kümmert.
Diplom-Pflegepädagogin Heike Schüßler besuchte die Schüler in
der Zeit ihres Auslandsaufenthalts,
um sicher zu gehen, dass es ihnen
gut ginge und sie sich in den jeweiligen Einrichtungen gut bewähren.
„Das Pflegepersonal war von unseren Schülern begeistert“, berichtet
sie. Sie habe von beiden Seiten nur
positive Rückmeldungen bekommen. Dabei waren die Einrichtungen
ganz unterschiedlich. In Irland waren
die Schüler positiv überrascht, mit
welcher Hingabe die Patienten gepflegt und betreut wurden. „Es wurden natürlich auch die unterschied­
lichen Abtreibungsgesetze und deren jeweilige Auswirkung mit unseren Schülern diskutiert“, so Schüßler.
Im katholischen Irland ist Abtreibung
verboten.
(v.l.n.r.) Jasmin Roth, Silke Morgenthum,
Christina Gruber und Lisa Pruy im Einsatz
Mit der Zeit gehen
Der Schulleiter nimmt den hohen
verwaltungstechnischen Aufwand
gerne in Kauf. Die Krankenpflegeschule muss alle Einsatzorte prüfen
und sich um Versicherungen kümmern. Der Mehrwert, der den Schülern vermittelt wird, ist ungleich höher: So manche Vorurteile wurden
revidiert und das Verständnis in der
künftigen Zusammenarbeit mit Kol-
„Am liebsten würde ich
nächstes Jahr wieder ein Auslandspraktikum machen“, schwärmt Pruy,
aber Brenninger weist sie mit einem
Zwinkern darauf hin, dass sie um
diese Zeit ihre Abschlussprüfungen
hat. Ein Gegenbesuch bei den neugefundenen Freunden ist sowieso
schon geplant und wird demnächst
wahr gemacht.
(LHO)
medbo-logisch!
Blick über den Tellerrand
„Am liebsten wäre ich in Wien
geblieben“, schwärmt die 19-jährige
Lisa Pruy, die im zweiten Jahr ihrer
Ausbildung zur Gesundheits- und
Krankenpflegerin ist. Sie wurde der
noblen Privatklinik Döbling zugewiesen und hat dort eine ganz andere
Art ihres künftigen Berufs kennengelernt. Ganz fremd war es ihr nicht,
denn auch am Bezirksklinikum Regensburg gibt es eine Komfortsta­
tion. Dort wird sich um Patienten in
einem gehobenen Wohnstandard
und zusätzlichen Serviceleistungen
gekümmert.
Im sonnigen Malta waren die Schüler ebenfalls in einer Pflegeeinrichtung für Behinderte tätig. „Wie in den
anderen Ländern achteten die Auslandspartner darauf, dass unsere
Schüler Zeit haben, Land und Leute
kennenzulernen.“ In Irland war dieser Kontakt besonders eng, weil die
Schüler dort in Gastfamilien untergebracht waren und nicht wie üblich in
Studentenwohnheimen. Mitbewohner und Gastgeber luden die Schüler
zu unvergesslichen Ausflügen zu
den jeweiligen Sehenswürdigkeiten
oder sportlichen Aktivitäten ein.
Eigentlich hatte die Krankenpflegeschülerin sich für Wien beworben, da sie sich vor den Fremdsprachen scheute. Ihre Klassenkameraden waren gleichzeitig in Irland, Malta, Frankreich oder Tschechien im
Einsatz. Dass in der Wiener Ordination auch Englisch Standard ist, erlebte Pruy schon am dritten Tag, als
sie eine Patientenaufnahme in Englisch meistern musste. Aber auch die
österreichischen Eigenheiten wie
„Ventflon“ für den Verweilkatheder
oder „Jause“ für den Nachmittagskaffee stellten kleinere Herausforderungen dar.
Einen ganz anderen Alltag
­ rlebten die Schüler, die in Paris im
e
Centre Medical eingesetzt waren.
Tagsüber arbeiten die Pflegekräfte in
der Klinik und nachmittags sind sie
auf Hausbesuch bei den Patienten
unterwegs. „Zu unserem Blick über
den Tellerrand gehört auch, dass
das Wissen um berufspolitische Inhalte vertieft wird. Das ermöglicht
den Schülern, in Deutschland in die
Diskussion zu treten“, erklärt Schulleiter Rupert Brenninger und bezieht
sich auf die Tatsache, dass in Frankreich Pflegekräfte rezeptieren dürfen.
Lisa Pruy und Christine Gruber
vor dem Wiener Prater
Unser Lösungswort: Nordoberpfälzer Ort
mit berühmter Basilika
(Die Auflösung finden Sie auf der
Umschlagseite 3)
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SYNAPSE November
Personal
SYNAPSE November
Personal
Betriebsrente bei der medbo
Finanzielle Absicherung im Alter durch den Arbeitgeber
Markus Schaffer
Die Zusatzversorgung ist die betriebliche Altersversorgung (Betriebsrente) für die Beschäftigten
im öffentlichen und kirchlichen
Dienst. Als medbo-Beschäftigte
haben alle Mitarbeiter insoweit
einen tarif- beziehungsweise arbeitsrechtlichen Anspruch gegen
den Arbeitgeber auf Verschaffung
dieser Zusatzversorgung.
D
er Arbeitgeber ist verpflichtet,
seine sämtlichen der Sozialversicherungspflicht
unterliegenden
Beschäftigten in dieser Zusatzversorgung zu versichern. Die Versicherungsbeiträge werden derzeit
monatlich vom Arbeitgeber eingezahlt. Es handelt sich hierbei nicht
um Kosten, die der Arbeitnehmer
trägt, sondern um reine Arbeitgeberkosten. Die Versicherten erhalten
die Leistungen aus der Betriebsrente später bei Eintritt in den Ruhestand zusätzlich zur Rente aus der
gesetzlichen Rentenversicherung
oder einer berufsständischen Versorgung. Eine Anrechnung untereinander findet nicht statt.
Partner kommunaler Unternehmen in Sachen Zusatzversorgung ist die Bayerische Versorgungskammer (BVK). Seit einiger
Zeit wird der monatlich gezahlte Versicherungsbeitrag auch auf der Gehaltsabrechnung unter dem Block
„Arbeitgeberaufwendungen – ZVBei­trag“ ausgewiesen.
sen im Banken- und Kreditwesen!
Die Mitarbeiter der medbo bekommen zu Anfang eines neuen Jahres
eine Kontostandsmeldung ihres Zusatzversorgungskontos direkt von
der BVK. In dieser Kontoinformation
werden die aufgelaufenen Einzahlungen in Form von erreichten Versorgungspunkten ausgewiesen.
Zins, Zinseszins und Überschussbeteiligung
Soweit die BVK Zusatzversorgung höhere Kapitaleinnahmen
erreicht, wird auch der erzielte Überschuss – nach der Füllung von
Rückstellungen – auf die einzelnen
Versicherten entsprechend der
Höhe der bereits vorhandenen Versorgungspunkte verteilt.
Die Höhe der späteren Betriebsrente
ergibt sich wie bei einem kapitalgedeckten System aus der Summe der
Einzahlungen und der erreichten Zinsen und Zinseszinsen. Während der
Einzahlungsphase werden die Beiträge nach momentanem Stand mit
3,25% pro Jahr verzinst. Ab dem
Zeitpunkt der Auszahlung der Rentenleistung wird der angesparte
Betrag weiter mit 5,25% jährlich
verzinst. Damit ergibt sich eine
durchschnittliche Verzinsung pro Beitragsjahr von etwa 4%: Eine außerordentlich gute Verzinsung im Vergleich zu den derzeitigen Niedrigzin-
Beispielberechnung Betriebsrente
Bei der Berechnung der Altersrente aus der Pflichtversicherung wird
von folgenden Annahmen ausgegangen:
• Beginn der Einzahlungsphase zum 01.08.2014
• Geburtsdatum 01.01.1970
• Rentenzahlung (Altersrente) ab 01.01.2037
• Zusatzversorgungspflichtiges Jahresentgelt 40.000 E
• Durchgängige Zahlung des Entgelts bis zum Renteneintrittsalter
• Jahresentgelt dynamisiert mit 1,5% jährlicher Steigerung
• Wartezeit von 60 Beitragsmonaten ist erfüllt
Die Leistung wurde auf der Grundlage der derzeit gültigen Satzung
ermittelt. Ab Zahlungsbeginn wird sie jedes Jahr jeweils zum 1. Juli um
1% erhöht.
Die lebenslange monatliche Altersrente aus der
Pflichtversicherung beträgt: 385,91 €.
Diese Beispielsberechnung dient lediglich zur Orientierung. Sie ersetzt
nicht die verbindliche Rentenberechnung zum tatsächlichen Rentenbeginn. Prognosen für künftige Jahre können aus ihr nicht abgeleitet
werden. Die BVK bietet unter www.bvk-zusatzversorgung.de in der
Rubrik „Rentenberechnung“ einen individualisierbaren Zusatzversorgungsrechner.
Wartezeit erfüllt?
Leistungen der Zusatzversorgung
setzen grundsätzlich voraus, dass
der Arbeitgeber für mindestens 60
Monate Umlagen oder Beiträge zur
Zusatzversorgung für den Arbeitnehmer entrichtet hat (§ 32 der Satzung). Diese Voraussetzung entfällt,
wenn der Versicherungsfall durch
einen Arbeitsunfall verursacht worden ist.
Versicherungsfall eingetreten?
Ist ein Arbeitnehmer in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert, tritt dieser Versicherungsfall mit Beginn der Rente aus
der
Rentenversicherung
(§ 31 der Satzung) ein.
Als Nachweis für den Eintritt des Versicherungsfalls
benötigt die BVK den Rentenbescheid der gesetzlichen Rentenversicherung.
Ist ein Arbeitnehmer nicht in
der gesetzlichen Rentenversicherung versichert, werden die Versicherungsfälle denen in der gesetzlichen Rentenversicherung nachgebildet.
Antrag bei der BVK gestellt?
Wenn der Arbeitnehmer die Rente
aus der gesetzlichen Rentenversicherung beantragt, sollte er zeitgleich die Rente aus der BVK Zu-
satzversorgung beantragen. Die entsprechenden Anträge und Anlagen
sind im Internet auf www.bvk-zusatzversorgung.de im Servicebereich
unter „Formulare“ zu finden.
keine Leistung aus der Zusatzversorgung: Dies ist erst bei Vollrente
der Fall.
Leistungen der BVK
Zusatzversorgung
Die Betriebsrenten aus der Zusatzversorgung werden – unabhängig
von Rentenanpassungen der gesetzlichen Rentenversicherung – jeweils zum 1. Juli um 1% des bisherigen Betrages erhöht (§ 37 der Satzung).
Die BVK Zusatzversorgung gewährleistet nicht nur eine zusätzliche Altersversorgung, sondern einen umfassenden Versicherungsschutz. Sie
zahlt eine Betriebsrente in allen
Rentenfällen, die es in der gesetzlichen Rentenversicherung gibt:
• Regelaltersrente
• Altersrente für Frauen
• Altersrente für schwerbehinderte
Menschen
• Altersrente nach Arbeitslosigkeit
oder nach Altersteilzeit
• Altersrente für langjährig Versicherte
• Altersrente für besonders langjährig Versicherte
• Volle oder teilweise Erwerbsminderungsrente
• Renten an Hinterbliebene
(Witwen-/Witwerrente und
Waisenrente)
Wird eine Teilrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt,
erhält der Mitarbeiter allerdings noch
Anpassung der Renten
Abschläge bei Altersrente mit
vorzeitigem Rentenbeginn
Bei Altersrenten, die vor der Regelaltersrente beginnen, nimmt die gesetzliche Rentenversicherung
Abschläge in Höhe von 0,3%
für jeden Monat der vorzeitigen Inanspruchnahme vor, allerdings
höchstens 18% insgesamt. Die Be-
triebsrente der Zusatzversorgung
mindert sich bei vorzeitiger Inanspruchnahme entsprechend der Abschläge in der gesetzlichen Rentenversicherung, insgesamt höchstens
jedoch nur um 10,8%. Über Fragen
zum abschlagsfreien Renteneintrittsalter und die Höhe eines eventuellen Abschlags informiert die
Deutsche Rentenversicherung.
Markus Schaffer ist stellvertretender Abteilungsleiter Personalmanagement und leitet das Sachgebiet Personalcontrolling/
Abrechnung – Quelle: www.
bvk-zusatzversorgung.de
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SYNAPSE November
Personalia
SYNAPSE November
Personalia
Alexander Adam neuer
Sachgebietsleiter im
Personalreferat
Seit August 2014 leitet Alexander
Adam das Sachgebiet Personalreferat in der Abteilung Personalmanagement. Er folgt auf Borgia Zizler, die die Leitung der Abteilung
Personalmanagement übernommen hat (SYNAPSE 3/2014).
Verstärkung bei
der Unternehmens­
kommunikation
Seit Mitte Juli verstärkt Lissy Höller
die Stabsstelle Kommunikation und
Öffentlichkeitsarbeit der medbo.
Die erfahrene Journalistin wird sich
künftig um die Erstellung von
Schriftbeiträgen aller Art kümmern.
Dies umfasst die Recherche von
Themen und die Erstellung von
Beiträgen ebenso wie das Verfassen von Pressemitteilungen. Lissy
Höller wird zudem den Bezirkstagspräsidenten und den Vorstand der
medbo im Bereich Reden und
Grußworte unterstützen.
Die studierte Historikerin
und Germanistin arbeitete vor ihrem Einstieg bei der medbo lange
Jahre als freie Journalistin für verschiedene Tageszeitungen in Nordbayern, unter anderem für den
Neuen Tag in Weiden. Zuvor war
sie Redakteurin bei Oberpfalz TV in
Amberg, bei weiteren Sendern und
Filmproduktionen. In der freien
Wirtschaft sammelte sie Erfahrungen als Redakteurin im Bereich Business TV und Mitarbeiterfernsehen.
Die Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ist
dem Vorstand der medbo, Kurt
Häupl, direkt zugeordnet. Renate
Neuhierl ist als Redaktionsleitung
für die Eigenmedien der medbo
und das Corporate Design (Marke
medbo)
zuständig,
Susanna
Pröbstl (derzeit in Elternzeit) pflegt
Intranet und Homepage. (RNE)
Nach seinem Studium der
Rechtswissenschaften an der Universität Regensburg absolvierte
Alexander Adam 2005 bis 2007
sein Rechtsreferendariat unter anderem am Amtsgericht Regensburg, bei der Regierung der Oberpfalz und im Umweltamt der Stadt
Regensburg. Nach dem Zweiten
Staatsexamen war er bis Juli 2014
als Rechtsanwalt in einer Regensburger Kanzlei tätig. Seit 2011 ist
Alexander Adam Fachanwalt für
Arbeitsrecht.
Alexander Adam wird sich
neben der Leitung des Teams insbesondere um die Personalangelegenheiten des ärztlichen Dienstes
der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der
sechs Zentren in Regensburg und
Cham kümmern. Das Personalreferat unterstützt in allen personal- und
arbeitsrechtlichen Fragestellungen.
Individual- und kollektivrechtliche
Personalmaßnahmen werden im
Rahmen der gesetzlichen und betrieblichen Regelungen umgesetzt.
Die serviceorientierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den
Führungskräften des Hauses ist
hierbei der Dreh- und Angelpunkt.
(RNE)
(v.l.n.r.) Justin Kamwanya Kishimbe,
Harald Wieder und Michael Alkofer
Katholische Klinikseelsorge in Regensburg verstärkt
Seit September wird Diakon Harald Wieder bei seiner seelsorgerischen Arbeit
am Bezirksklinikum Regensburg durch zwei Priester unterstützt: Pfarrvikar
Justin Kamwanya Kishimbe – er stammt aus dem Kongo und ist Doktorand –
und Pfarrer Michael Alkofer aus der Pfarrei Regensburg-Schwabelweis stehen stundenweise für priesterliche Dienste (Eucharistiefeiern, Beichte, Krankensalbung), Sprechzeiten und Vertretungen zur Verfügung. Die aktuellen
Termine der Sprechzeiten werden jeweils im Vitusbrief bekannt gegeben.
Die medbo freut sich über diese Unterstützung zum Wohl der Patienten und Mitarbeiter und heißt die beiden herzlich willkommen!(RNE)
Dr. Stephanie
Kandsperger neue
Leitende Oberärztin
der KJP
Dr. Stephanie Kandsperger ist seit
15. August neue leitende Oberärztin
der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und
Psychotherapie (KJP). In dieser
Funktion vertritt sie den kommissarischen Ärztlichen Direktor Dr. Christian Rexroth. Ihre bisherige Funktion
als Leiterin der KJP-Institutsambulanz Regensburg führt sie auch weiterhin aus.
Stephanie Kandsperger startete ihre berufliche Karriere 2006 als
Assistenzärztin am Bezirksklinikum
Mainkofen und wechselte Anfang
2007 zur KJP nach Regensburg. Im
Juli 2011 absolvierte sie die Fach­
arztprüfung und wurde kurz darauf
zur kommissarischen Oberärztin,
2012 dann zur Oberärztin in der KJP
berufen.
Innerhalb der medbo leitet
sie die Arbeitsgruppen „Weiterentwicklung und Einführung des stationären Klinik-Informationssystems
in der KJP“ und „PEPP/Einführung
der PEPP-Inhalte in der KJP“. Dr.
Kandsperger ist Absolventin des
medbo
Führungskräfte-Entwicklungsprogramms.(RNE)
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Bildungswerk Irsee
SYNAPSE November
Personalia / Veranstaltungen
Synapse August
Bezirk
Der medbo-Vorstand dankt allen
Jubilaren für ihre langjährige Treue und Unterstützung!
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www.bildungswerk-irsee.de
40-jähriges Jubiläum
Georg Beer
Gudrun Dachauer
Lothar Domine
Gerhard Kettl
Wilhelm Prechtl
Stationsleiter
Stationsleiterin
Gesundheits- und Krankenpfleger
Personalabrechner
Personalabrechner
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Kraftfahrer
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Gesundheits- und Krankenpfleger
Fachpflegerin
Postsachbearbeiter
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Fachpflegerin
Personalabrechnerin
Psychologe
Fachpfleger
Fachpflegerin
Postsachbearbeiter
Psychologe
Fachpflegerin
Gesundheits- und Krankenpflegehelferin
Küchenhilfe
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Fachpfleger
Fachpflegerin
Stationsleiterin
Erzieherin
Stationshilfe
Teamassistentin
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Fachpflegerin
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Gesundheits- und Krankenpflegerin
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Wöllershof
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Parsberg
Regensburg
Regensburg
Wöllershof
Regensburg
Cham
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Regensburg
Wöllershof
Neue Impulse für 2015
Kommen Sie ins Kloster! Genießen Sie das einmalige Ambiente der beiden Tagungshäuser im bayerisch-schwäbischen Irsee und im oberbayerischen Seeon. Nutzen
Sie die vielfältigen Angebote des zentralen Fort- und Weiterbildungsinstituts des
Bayerischen Bezirketags zur beruflichen Qualifikation und persönlichen Kompetenzerweiterung. Nehmen Sie die Herausforderung an.
25-jähriges Jubiläum
Franz Bäuml
Martha Beck
Oliver Boin
Manuela Brandl
Gerhard Braun
Iris Dachs
Karin Haberland
Heidi Haimerl
Georg Hofmann
Alexander Huber
Bettina Kain
Jürgen Käufer
Josef Kroiß
Elisabeth Lengmüller
Bettina Müller
Christine Mutzbauer
Esther Oberleitner
Wolfgang Pellkofer
Sieglinde Rankl
Angela Röhrl
Sabine Schießl
Alexandra Schmidt
Martina Schreiner
Petra Schreiter
Manuela Seiderer
Barbara Wagner
Tatjana Wild
Veranstaltungshinweise
Fordern Sie noch heute unser neues Jahresprogramm „impulse 2015“ an
oder besuchen Sie unsere Homepage. Auch dort finden Sie ausführliche
Beschreibungen der Angebote.
Telefon 08341 906-604, -606, -608
Telefax 08341 906-605
E-Mail [email protected]
www.bildungswerk-irsee.de
Herausgeber: Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz KU (Anstalt des öffentlichen Rechts), Vorstand
Universitätsstraße 84 | 93053 Regensburg | Tel +49 (0) 941/941-0 | www.medbo.de
5. Februar 2015
Regensburg, IBP, 19:00 Uhr
Fachtagung „Pflegewissenschaft
trifft Pflegepraxis: Advanced Nursing
Practice in Deutschland – Science
Fiction oder schon Realität?“
Visite-Vortrag – Dr. Christiane BormannKischkel, Leitende Psychologin an der
KJP-Klinik am Bezirks­klinikum Regensburg: „Mein Kind ist anders:
Autismus-Spektrum-Störungen“
Visite-Vortrag
Dr. med. Eva Rothenfußer-Korber,
Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für
Neurologie der Universität Regensburg am
Bezirksklinikum: „Parkinson: Wenn der
Körper nicht mehr gehorcht“
Bildungswerk des
Bayerischen Bezirketags
Klosterring 4, D-87660 Irsee
Impressum
25. November 2014
Regensburg, IBP, 16:00 Uhr
4. Dezember 2014
Regensburg, IBP, 19:00 Uhr
Sämtliche Veranstaltungen sind praxisorientiert und wissenschaftlich fundiert. Ärzte,
Forscher und Experten der medizinischen Einrichtungen schätzen sowohl den fachlichen als auch den persönlichen Austausch.
5. März 2015
Regensburg, IBP, 19:00 Uhr
Visite-Vortrag
Prof. Dr. Thomas Frodl, Chefarzt des
Zentrums für Allgemeinpsychiatrie II
am Bezirksklinikum Regensburg: „Traumatherapie: Der Weg mit dem Trauma“
Bildungswerk des
Bayerischen Bezirketags
Rätselauflösung von Seite 57
Lösungswort: WALDSASSEN
Redaktionelle Leitung: Renate Neuhierl (RNE), [email protected]
Autoren:
Günter Bonack (GBO), Pressestelle Bezirk Oberpfalz
Martina Hirmer (MHI), Pressestelle Bezirk Oberpfalz
Lissy Höller (LHO), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit medbo
Verena Kobras (VKO), Praktikantin PR & Öffentlichkeitsarbeit medbo
Foto: Titel medbo; S2/3 Monkey Business - Fotolia.com; S3 Zitzlsperger; S4/5 ventura - Fotolia.com;
S4 Bezirk Oberpfalz; S5 medbo; S6 Bonack; S7 Hirmer; S8/9 Adam Gregor - Fotolia.com; S11 Höller; S11 Hübler;
S12 Jaimie Duplass - Fotolia.com; S13 Ilka Burckhardt - Fotolia.com; S14/15 OlgaLIS - Fotolia.com; S16 Höller;
S18 Astova - Fotolia.com; S21 takasu - Fotolia.com; S22 Juanmonino - istockphoto.com; S23 Höller;
S25 Engine Images - Fotolia.com; S26/27 Hübler; S28 medbo; S29 medbo; S30 Neuhierl; S31 medbo;
S32 psdesign1 - Fotolia.com; S34/35 Gina Sanders - Fotolia.com; S37 Jaimie Duplass - Fotolia.com;
S38/39 mma23 - Fotolia.com; S40/41 Höller; S42 Privat; S43 Neuhierl; S44/45 olly - Fotolia.com; S46 Universität
Regensburg; S48/49 Hübler; S51 Dmytro Konstantynov - Fotolia.com; S52/53 Höller; S54/55 Neuhierl;
S56/57 roth morgenthum gruber pruy (c)privat; S58/59 karelnoppe - Fotolia.com; S60 Neuhierl; S60 medbo;
S60/61 Adam Gregor; S61 Privat; S62/63 a_korn - Fotolia.com
Der SYNAPSE-Titel zeigt eine Engelsskulptur aus der Klosterkirche St. Vitus am Bezirksklinikum Regensburg
Konzeption und Leitung: Renate Neuhierl
Grafische Gestaltung: Creativbuero Jürgen Mayer
Auflage: 5.000 Stück | Erscheinungsweise: vierteljährig | Vertrieb: B 07930 S
Gender-Erklärung: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen wird in der SYNAPSE meist auf die zusätzliche
Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließliche
Verwendung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.
Die nächste SYNAPSE erscheint am 15. Februar 2015. Redaktionsschluss ist der 19. Dezember 2014.
1V05-1408-00035
62
visite
05. Februar 2015
Mein Kind ist anders: Autismus-Spektrum-Störungen
Dr. Christiane Bormann-Kischkel, Leitende Psychologin an der
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirksklinikum Regensburg
05. März 2015
Traumatherapie: Der Weg mit dem Trauma
Prof. Dr. Thomas Frodl, Chefarzt des Zentrums für Allgemeinpsychiatrie II
am Bezirksklinikum Regensburg
07. Mai 2015
Tinnitus: Wenn es im Ohr klingelt oder pfeift
PD Dr. Berthold Langguth, Chefarzt der Psychiatrischen Institutsambulanz
am Bezirksklinikum Regensburg
02. Juli 2015
Wie Hund und Katz: Geschwisterrivalität aus psychologischer Sicht
Roman Christl, Psychologe an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
am Bezirksklinikum Regensburg
Ärzte, Forscher und Experten
unserer Kliniken und
Einrichtungen informieren
Sie zu wichtigen Themen
der seelischen und
neurologischen Gesundheit
Ort: IBP Institut für Bildung und
Personalentwicklung, Hörsaal,
medbo Bezirksklinikum Regensburg
Universitätsstraße 84
93053 Regensburg
Beginn: jeweils um 19 Uhr
01. Oktober 2015
Neue Drogen: Mit Crystal & Co. in die Psychose
Prof. Dr. Norbert Wodarz, Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin
am Bezirksklinikum Regensburg
03. Dezember 2015
Epilepsie: Gewitter im Kopf
Dr. Michael Schröder, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie
der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg
Der Eintritt ist kostenfrei.
Kostenloses Parken auf dem Besucherparkplatz hinter der Haupteinfahrt zum Bezirksklinikum Regensburg, Universitätsstraße 84.
Sie erreichen das Bezirksklinikum Regensburg
mit den Buslinien 2b, 4, 6 und 11, Ausstieg
an der Zentralen Omnibushaltestelle (ZOH)
„Universität“.
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