Ausgabe November Nr. 4 / 2014 SYNAPSE Magazin der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz Traumatherapie: Katastrophen für die Seele Epilepsie: Gewitter im Kopf Schwerpunkt: Autismus-Spektrum-Störungen 2 SYNAPSE November Inhalt 3Editorial: Beruf und Familie Bezirk 4 Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl: Zwischenbilanz 6 Heimatverbunden und weltoffen Psychiatrie 8 Volkskrankheit Depression – Teil 2 11 20 Jahre psychiatrische Tagesklinik Regensburg 12 Katastrophen für die Seele – Teil 2 14 Wenn die Verzweiflung unerträglich wird 15 Erster Pocket-Flyer Suizid in der Oberpfalz 16 Vernetzung aus trialogischer Sicht 18 Schizophrenie: Einblicke und Ausblicke 20 Neuropsychologische Testverfahren in der Gedächtnisambulanz 22 Von Crystal zu Spice, Badesalzen und Co. 24 Autismus im Erwachsenenalter 26 Sucht-Reha HAUS 19 am Bezirksklinikum Wöllershof bekommt Top-Noten 28 Wohin bewegt sich die Suchtkrankenhilfe? 29 Besuchsdienst Pflegeheim Parsberg: Ein Geben und Bekommen Neurologie 30 Gemeinsam durch den Jahreskreis 31 Die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Regensburg 32Epilepsie: Gewitter im Kopf Kinder- und Jugendpsychiatrie 34 Nikolaus, Christbaum und Gute-Nacht-Geschichte 36 Autismus bei Kindern und Jugendlichen – Teil 1 Forensik 40 Sozialministerin Emilia Müller informiert sich am Bezirksklinikum Regensburg 42 Psychologen und Psychotherapeuten im Maßregelvollzug medbo 44 nano - Netzwerk Autismus Niederbayern Oberpfalz 46 Neuer Lehrstuhl für Kinder- und JKugendpsychiatrie 47 Hygiene Surveillance 48 Mein medbo-Tag: Eine saubere Sache 50 Die medbo im Spiegel der Patienten 52 medbo-Spatzennest Regensburg offiziell eingeweiht 53 Reichlich Grund zum Feiern 54 Brandschutz bei der medbo SYNAPSE November Editorial Beruf und Familie D ie Feiertage nahen – für die einen ist das eine frohe Botschaft, bei den anderen löst die Ankündigung Schrecken aus. Ein spezieller Feiertag stellt Eltern von Schulkindern vor große Herausforderungen: der Buß- und Bettag am 19. November 2014. Was für die Schüler ein Tag ohne Unterricht und Schulaufgaben bedeutet, ist für die meisten Eltern ein normaler Arbeitstag. Viele Bereiche der medbo sind von Schicht- und Wochenendarbeit betroffen und die Eltern müssen ständig die Betreuung ihrer Kinder organisieren. Kommt dann so ein ungewöhnlicher Feiertag hinzu, empfinden die Eltern ihn als Querschläger in ihrer Organisation. Damit beispielsweise am Buß- und Bettag die medbo-Kinder nicht unbeaufsichtigt zu Hause bleiben oder die Eltern einen Urlaubstag opfern müssen, bietet die medbo die Ferien- und Feiertagsbetreuung an. An allen Standorten der medbo wurde im August eine Fe­ rienbetreuung für die Kinder der Mitarbeiter angeboten, die vielen Mitarbeitern gerade in den Sommerferien Entlastung bot und insgesamt sehr gut angenommen wurde. Insgesamt 45 Kinder aus Regensburg, Cham, Wöllershof und Amberg erlebten eine kurzweilige Zeit mit Höhepunkten wie dem Besuch des bekannten Eishockey-Spielers Petr Fical. Mit der Ferienbetreuung an allen Standorten versuchen wir der Diskrepanz zwischen rund 60 Ferientagen der Kinder und den rund 30 Tagen Urlaub der Eltern Rechnung zu tragen. 57Kreuzworträtsel 62 Veranstaltungshinweise U3 Impressum Die Betreuung der Kleinsten ist ein weiterer Baustein, der den Eltern helfen soll, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Im September hat die Kinderkrippe „medbo-Spatzennest“ auf dem Gelände des Regensburger Bezirksklinikums eröffnet. Damit ist Platz für 24 Kinder im Alter von einem halben bis drei Jahren geschaffen, reserviert für den „medbo-Nachwuchs“. Der SYNAPSE-Titel zeigt eine Engelsskulptur aus der Klosterkirche St. Vitus am Bezirksklinikum Regensburg Um Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, bedarf es einer gehörigen Portion Energie und Personal 56 Mit Leonardo unterwegs in Europa 58 Betriebsrente bei der medbo 60Personalia Organisationstalent. Das hat auch der Familienreport des Sozialministeriums im August bestätigt. Für mehr als 62 Prozent der Befragten bleibt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Herausforderung, die sich nur mit „viel Energie und Geschick“ bewältigen lässt. Die medbo versteht sich als familienfreundliches Unternehmen. Es soll dabei aber kein inhaltsleeres Image sein, sondern gelebte Realität. Die medbo unterstützt ihre Mitarbeiter, Beruf und Familie miteinander zu organisieren und in Einklang zu bringen. Ein weiterer Baustein wird gerade bearbeitet, damit er genau in das familienfreundliche Gefüge hineinpasst: Die Zertifizierung durch das Audit „berufundfamile“. Durch mehrere Handlungsfelder will die medbo ein attraktiver Arbeitgeber bleiben und für die wachsenden Herausforderungen gerüstet zu sein. Denn das Lied „Ihr Kinderlein kommet“ soll nicht nur an Weihnachten positive Stimmung verbreiten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien entspannte und erholsame Feiertage, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches 2015! Kurt Häupl, Vorstand der medbo 3 4 SYNAPSE November Bezirk SYNAPSE November Bezirk Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl Zwischenbilanz wie auch in der öffentlichen Berichterstattung mehr und mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wenn ich dazu einen Beitrag leisten kann, ist viel erreicht. Denn vom Bürger über die Gemeinde- und Stadtverwaltungen bis zum Freistaat sind bei diesem Thema viele gefordert. Ich halte es für wichtig, dass alle Beteiligten an einen Tisch zusammen kommen, und zwar über die einzelne Gemeinde hinaus, und gemeinsam überlegen und entscheiden, wo man hin will. Bei verschiedenen Anlässen, wie etwa bei einer Bürgermeisterbesprechung vor einiger Zeit im Landkreis Amberg-Sulzbach, werbe ich dafür, den Ortskernen und ihrer Zwei Jahre ist er mittlerweile im Amt: Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl. Es ist an der Zeit, im Interview mit der SYNAPSE nachzufragen, was sich getan hat in Sachen „Heimat Oberpfalz“. S: Zu Ihrem Amtsantritt erklärten Sie als ein Ziel, regionale Themen stärker in die Oberpfälzer Schulen zu bringen. Was ist seitdem passiert? A.: Wir haben unseren Einsatz für dieses Thema verstärkt. Mein Stellvertreter Johann Wax ist seit Jahren vor allem in Oberpfälzer Grundschulen vor Ort, um den Kindern einen lebendigen Zugang zur Volksmusik zu vermitteln. Außerdem arbeiten wir gemeinsam an der Universität Regensburg in der Lehreraus- und -fortbildung mit. Ich mache dort zukünftige Lehrerinnen und Lehrer nicht nur mit den Epochen und Aspekten der Oberpfälzer Geschichte vertraut, sondern will auch immer wieder für regionale Themen im Schulunterricht werben. Neu dazugekommen ist die Gestaltung einzelner Schulstunden zum Thema Heimat. Für Kinder, insbesondere für solche mit Migrationshintergrund, ist das ein wichtiges und spannendes Thema. Unsere erfolgversprechenden Gespräche mit für Oberpfälzer Schulen zuständigen Fachstellen und den Lehrerverbänden haben zum Ziel, regionale Themen stärker in den verschiedenen Schulfächern und -arten zu integrieren. So denken wir etwa daran, mit „regionalgeschichtlichen Anhängen“ zu den Schulbüchern, die online gestellt werden sollen, den Zugang für Schüler und Lehrer zu vereinfachen. Die Dinge sind im Fluss, brauchen aber Zeit. Wir sind auf einem guten Weg, wie mir etwa eine Anfrage der Berufsoberschule Cham zeigt, mit der wir jetzt eine eintägige Fortbildung zum Thema regionale Literatur entwickeln. Wenn man bedenkt, dass die Bezirke in Bayern nicht direkt für Schulen zuständig sind, leisten wir eine ganze Menge Unterstützungsarbeit. S.: Der Bezirksheimatpfleger ist Akteur, aber auch Anreger und Stichwortgeber in einem Netzwerk von Kulturverantwortlichen und Machern. Wie sehen Sie sich in diesem Aufgabenfeld? A.: Zu Gute kommt mir hierbei, dass ich mich aus meiner früheren Tätigkeit an der Universität Regensburg und auch durch meine Verwurzelung in der Region auf ein breites und tragfähiges Netzwerk stützen kann. Da ich mein Amt nicht vom Schreibtisch aus verwalte, sondern regelmäßig in den verschiedenen Gegenden und kulturellen Einrichtungen der Oberpfalz präsent bin, ergeben sich auch zahlreiche neue Kontakte. Es ist mir wichtig, durch den persönlichen Kontakt und den Besuch vor Ort den in den Bereichen der Heimatpflege und der regionalen Kulturarbeit tätigen Menschen Anerkennung für ihr zumeist ehrenamtliches Engagement zu zollen. Es wird hier Großartiges geleistet und dennoch sind es auf dem Land oftmals „Einzelkämpfer“, denen man so ein Stück weit den Rücken stärken kann. Vernetzung alleine reicht aber nicht, die Leute erwarten zu Recht auch Inhalte. So werde ich immer wieder zu Rate gezogen oder gebe durch Vorträge oder Fortbildungen Impulse. (Wieder-)Belebung mehr Beachtung zu schenken und Themen wie das Ausweisen neuer Wohn- oder Gewerbegebiete im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit zu bearbeiten. Wir müssen alle an einem Strang ziehen, um eine attraktive und zukunftsfähige Region über die einzelne Gemeinde hinaus zu schaffen. S.: Eine Ihrer Initiativen, die Sie mit im Bezirkstag der Oberpfalz eingebracht haben, war die Schaffung eines eigenen Denkmalpreises. Nun gibt es ja seit vielen Jahren den Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz, der auch immer wieder in der Kategorie Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dem Bezirksheimatpfleger und auch den Kreis-, Stadt- und Ortsheimatpflegern eine immer stärkere Bedeutung zukommt. Gerade auf lokaler Ebene übernehmen sie vielfach die Rolle des früher vor Ort verwurzelten Lehrers als Kulturanreger oder -vermittler. Heutzutage sind viele Lehrer dort nicht mehr im Kultur- oder Vereinsleben präsent, da sie nicht mehr vor Ort wohnen und leben. Nicht zuletzt wird der Bezirksheimatpfleger in der Öffentlichkeit aber auch als Aushängeschild und zentraler Ansprechpartner für die kulturellen Förderprogramme des Bezirks Oberpfalz wahrgenommen. Oftmals kommen Menschen gerade auch bei Veranstaltungen mit ihren Förderwünschen auf mich zu. In den zwei Jahren meiner bisherigen Arbeit habe ich viele neue Entdeckungen gemacht und es macht schon sehr viel Freude, mit meiner Arbeit zu kulturellen Entwicklungen in der Oberpfalz einen Beitrag zu leisten. S.: Auf Ihrer Agenda stand vor zwei Jahren auch, etwas gegen die Verödung der Ortskerne in der Oberpfalz zu unternehmen. Was ist da passiert? A.: Mich freut es, dass dieses komplexe Thema sowohl in der Politik Markt Kallmünz Denkmalpflege vergeben wurde. Ist diese „Preiseritis“ nicht langsam kontraproduktiv? A.: Im Gegenteil: Speziell bei der Denkmalpflege engagieren sich Menschen, die oftmals an ihre finanziellen und zeitlichen Grenzen gehen. Dieser außerordentliche Einsatz für den Erhalt von Kulturgütern findet nicht immer die Anerkennung, den er verdient. Es gibt immer wieder Stimmen, die sagen: „Was willst du mit dem alten Zeug, lass es doch abreißen.“ Der Denkmalpreis als nicht nur finanzielle, sondern öffentlich sichtbare Anerkennung wirkt dieser Haltung entgegen. Wenn ich an den ersten Preisträger, die Berchinger Altstadtfreunde, denke, stärkt das von ihnen restaurierte Soiferer-Haus den Gemeinsinn und das Kultur­leben in Berching. Für uns als Bezirk ist die Förderung dieser weichen Faktoren in der Denkmalpflege enorm wichtig. S.: Als Bezirksheimatpfleger ist Ihnen das Thema Heimat ein zentrales Anliegen. Man hat den Eindruck, Heimat ist wieder „in“, oder? A.: Heimat ist zurzeit tatsächlich in aller Munde. Das ist einerseits sehr erfreulich und hilft unserer Arbeit. Andererseits wird der Heimatbegriff jedoch oft sehr oberflächlich gebraucht und meines Erachtens immer wieder auch überstrapaziert. Da gilt es, der Verklärung, Verkürzung und oftmals auch kommerziellen Vermarktung von Heimat durch Aufklärung entgegenzuwirken. Da jeder mit Heimat andere Vorstellungen verbindet, stellt sich für uns immer wieder die Frage: Wo gibt es regionale Besonderheiten, was zeichnet die Oberpfalz aus? Um darauf fundierte Antworten geben zu können, ist neben dem Wissen um die Oberpfälzer Geschichte und Kultur auch ein kritischer Blick auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Prozesse in der Region nötig. Der romantische, meist rückwärtsgewandte Heimatbegriff wird der Realität nicht gerecht. Ein „Zuag‘roaster“, der in Tirschenreuth lebt, erlebt Heimat sicherlich anders als ein eingefleischter Nordoberpfälzer. (GBO) 5 6 SYNAPSE November Bezirk SYNAPSE November Bezirk ters“, führte Bezirksheimatpfleger Dr. Tobias Appl in seiner Laudatio aus, wenn die aktuelle Fotografie und die Bildbeschreibung im Text eigene Assoziationen erzeugen. Appl lobte die „künstlerisch herausragende Art und Weise“, mit der die Fotografin sich auf ihre neue Heimat Oberpfalz einlässt und im Dreiklang „wissen-sehen-fotografieren“ gestaltet. In ihrer Danksagung an die Jury und den Bezirk Oberpfalz betonte die Fotografin, wie sehr sie „als Zua’groaste“ diese neue Heimat Oberpfalz als Wertschätzung ihrer Arbeit und ihrer Person erlebt. Überraschend „coole“ Oberpfalz Bezirkstagspräsident Franz Löffler (r. aussen) mit Schülern der Grundschule Schönthal Denkmalpreis, Kultur- und Jugend-Kulturförderpreis 2014 Heimatverbunden und weltoffen Für Bezirkstagspräsident Franz Löffler zählen sie zu den „besonderen Höhepunkten im Laufe eines ‚Bezirksjahres‘“: die Verleihungen von Denkmal-, Kulturund Jugend-Kulturförderpreis des Bezirks Oberpfalz. Den Denkmalpreis 2014 erhielt das Hotel Fronfeste in Amberg, die Kulturpreisträger heißen Werner Perlinger (Furth i. Wald), Eveline Kooijman und „Dombert’s Urban Jazz“ (beide Regensburg). Der Jugend-Kulturförderpreis ging an Ronja Künkler aus Weiden, die Grundschule Schönthal (Landkreis Cham) und den Verein „Musical und Theater Neumarkt“. H eimatverbunden und weltoffen, so sieht der Bezirk Oberpfalz den Oberpfälzer im Kern seiner Identität“, betonte Bezirkstagspräsident Franz Löffler bei der diesjährigen Verleihung von Denkmalpreis und Kulturpreis in Amberg. „Das zeigen auch die kreativen Leistungen der seit dem Jahr 2000 mit dem Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz ausgezeichneten Kulturmacher“, sagte Löffler bei dem Festakt. Den im letzten Jahr neu geschaffenen, mit 5.000 Euro dotierten Denkmalpreis des Bezirks Oberpfalz erhielt dieses Jahr das „Hotel Fronfeste“ in Amberg. Löffler lobte das „mustergültige denkmalpflegerische Vorgehen“, mit dem das baulich stark beschädigte, zwischen 1699 und 1966 als Stadtgefängnis genutzte Gebäude renoviert und im April 2013 unter dem Titel „Rast im Knast“ neu eröffnet wurde. Mittlerweile zählt das mit elf sehr originell gestalteten früheren Zellen ausgestattete Haus zu den Top-100-Hotels in Deutschland. Hotel-Gesellschafter Gerald Stelzer verband mit seiner Danksagung an die Jury auch die Empfehlung an die Festgäste: „Wenn Sie jemanden haben, der in Amberg übernachten will: Wir sperren sie alle weg!“ Um das Thema „Heimat“ (be)greifbar zu machen, wählt Werner Perlinger, der Kulturpreisträger Diese für den Jazzgitarristen Andreas Dombert „überraschend coole Oberpfalz“ wurde mit harmonischen Gitarrenklängen und rhythmisch-elektronischen Sounds aus dem Computer als musikalische Umrahmung des Festakts auch hörbar gemacht. Bezirksrat und Kulturreferent Thomas Gabler betonte, dass Verankerung in der (Jazz-) Tradition und kreativer Aufbruch als Pole das Oberpfälzer Kulturleben auszeichnen. Er betonte die „besondere musikalische Qualität und Kre- ativität“ von „Dombert’s Urban Jazz“, die mit Auftritten in ganz Deutschland und darüber hinaus als „hervorragende Kulturbotschafter der Oberpfalz“ gelten kann. Dass auch die Oberpfälzer Jugend einiges an Kreativität und kulturellem Engagement zu bieten hat, bewiesen die diesjährigen Jugend-Kulturförderpreisträger: Ronja Künkler aus Weiden i. d. OPf., die Grundschule Schönthal (Landkreis Cham) und der Verein „Musical und Theater Neumarkt“. Die 15-jährige Ronja Künkler überzeugte als erste Einzelpreisträgerin durch ihre heimatgeschichtlichen und heimatkundlichen Arbeiten, mit denen sie Geschichten rund um Weiden für Mitschüler und Erwachsene gleichermaßen „erlebbar“ macht. Bestes Beispiel dafür sei ihre inszenierte Stadtführung über den Frauenaufstand in Weiden im Jahr 1917, so Bezirkstagspräsident Löffler. Kreativität und Umweltbewusstsein von Kindesbeinen an Ein langjähriges Engagement zeigen die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Schönthal. Sie bauen seit über zehn Jahren unter Leitung ihrer Lehrerin Mathilde Brunner-Trost an der „Villa Pinau“ im nahen Forstwald, und dies ausschließlich mit Waldmaterial. Die Kinder werden so nicht nur in Kreativität geschult, sondern auch zu verstärktem Umweltbewusstsein erzogen. Das Projekt geht weit über die praktische Umsetzung von schulischen Lehrinhalten hinaus und hilft, die Jungen und Mädchen zu selbstbewussten Persönlichkeiten zu formen. Dritter Preisträger war der Verein „Musical und Theater Neumarkt“, der das eindrucksvolle Projekt „Lass die Vergangenheit ruh’n!? Neumarkt 1945: ver-Führt – nie wieder!“ mit einem Musical und sechs verschiedenen Ausstellungen zum Thema Rechtsextremismus auf die Beine stellte. Beteiligt haben sich auch verschiedene Neumarkter Schulen und die Bildungswerke in Stadt und Landkreis Neumarkt. „27 Vorschläge für den Jugend-Kulturförderpreis zeigen, dass der Preis an Attraktivität gewinnt, und die Qualität der eingereichten Arbeiten hat uns sehr beeindruckt“, stellte Löffler fest. (GBO/MHI) in der Kategorie Heimatgeschichtsforschung, den Weg umfassender und genauer Wissensvermittlung. Laudator Dr. Hans Michael Körner, emeritierter Professor für Geschichtsdidaktik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, lobte „die ohne Einflüsse von Lokalpatriotismus“ geschichtswissenschaftlich orientierte Darstellungsweise in dem umfangreichen Werk Perlingers, dessen auf drei Bände angelegte Stadtgeschichte von Furth i. Wald als sein Lebenswerk bezeichnet werden könne. Wissenschaftlich akribische Recherche zeichnet auch die Vorgehensweise der niederländischen Fotografin Eveline Kooijman aus. So etwa bei ihrer Bildserie „Auf dem Schlachtfeld“, wo die seit 2010 in Regensburg lebende Fotografin umfangreiches Quellenmaterial verarbeitet, um die Standorte historischer Schlachten der vergangenen Jahrhunderte in der Oberpfalz zu verorten. „Das eigentliche Bild entsteht aber im Kopf des Betrach- Die Kultur- und Denkmalpreisträger 2014 mit Vertretern der Politik: Bezirkstagspräsident Franz Löffler, Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny, Gerald Stelzer und Hans Voss, Werner Perlinger, Andreas Dombert, Eveline Kooijman, Peter Sander und Regensburgs Kulturreferent Klemens Unger (v.r.n.l.) 7 8 SYNAPSE November Psychiatrie SYNAPSE November Psychiatrie Volkskrankheit Depression - Therapieverfahren Prof. Dr. Thomas C. Baghai In der letzten Ausgabe der SYNA­ PSE wurden die Symptome und Verlaufsformen der neuen Volkskrankheit Depression erläutert. In dieser Ausgabe liegt der Fokus auf den einzelnen Therapieansätzen und ihrer jeweiligen Einsatzbereiche und Wirkmechanismen. D ie medikamentöse Behandlung spielt nach wie vor eine wichtige Rolle: Gerade bei schweren und schwersten Formen der Erkrankung sind sie vor allem in der Akutphase Mittel der Wahl. Im Verlauf der Behandlung finden weitere Verfahren Anwendung: Beispielsweise gesprächsbasierte psychotherapeutische Verfahren oder physikalisch wirksame Methoden. Medikamente im Einsatz gegen Depressionen Aufgrund ihrer guten Verträglichkeit und der breiten Erfahrung werden häufig die so genannten selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) als Mittel der ersten Wahl eingesetzt. Ebenso kommen jedoch Präparate mit dualem (zweifachem) Wirkmechanismus wie selektive Serotonin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer (SNRI) oder auch andere moderne Antidepressiva in Frage. Die älteren Präparate, etwa die nach ihrer chemischen Struktur benannten trizyklischen Antidepressiva (prominentester Vertreter ist hier das altbekannte Amitriptylin, das auch in der Liste der essentiellen Pharmaka der WHO zu finden ist) oder die MAO (Monoaminooxidase-)-Hemmer werden hingegen seltener und meist nur als Therapie der zweiten Wahl nach unzureichendem Ansprechen auf andere medikamentöse Therapien eingesetzt. Obwohl nicht jedes Präparat bei jedem Patienten zu einer ausreichenden antidepressiven Wirkung führt, ist die Effektivität einer medikamentösen antidepressiven Therapie bei mittel- bis schwergradigen Depressionen durch kontrollierte kli- nische Prüfungen sehr gut belegt und in vielen umfangreichen Metaanalysen bestätigt worden. Neue Mittel und Wege Während der letzten Jahrzehnte wurden zudem vielversprechende neue Substanzen und Therapieprinzipien in die medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung depressiver Störungen eingeführt. Aktuell sind nicht nur Medikamente verfügbar, welche direkt in den Stoffwechsel bzw. in Transportmechanismen der Neurotransmitter (Überträgerstoffe zwischen Nervenzellen) Serotonin, Noradrenalin oder Dopamin eingreifen und damit die Wirkung dieser Substanzen im zentralen Nervensystem verstärken. Es gibt ebenso Substanzen, die auf der Ebene von Rezeptoren das Melatonin- und Serotoninsystem modulieren oder die Neubildung von Nervenzellen und von Verbindungsstellen zwischen diesen positiv beeinflussen. Die klinischen Hauptvorteile neuer Substanzen bestehen in der Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten und in der besseren Verträglichkeit im Vergleich zu älteren Präparaten. Zudem können spezifische Symptome depressiver Erkrankungen, wie Schlafstörungen oder kognitive Beeinträchtigungen (das heisst eine Verschlechterung der Denkfunktionen einschließlich Konzentration und Gedächtnis), noch gezielter und besser verträglich behandelt werden. Schwierigkeiten bei jeder antidepressiven Therapie – und das gilt gleichermaßen für medikamentöse Behandlungen wie auch für spezifische Psychotherapien – sind jedoch immer noch eine relativ hohe Rate an Patienten, die von einer ersten Behandlung nicht ausreichend profitieren, unerwünschte Arzneimittelwirkungen, die auch bei Einsatz modernster Substanzen auftreten können, sowie eine zu lange Wirklatenz, bis ein ausreichendes Ansprechen auf die Behandlung zu verzeichnen ist. Einsatz pflanzlicher Mittel Während bei leichtgradigen Depressionen nicht immer sofort eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist und auch Pflanzenpräparate (Phytotherapeutika) wie Johanniskraut (Hypericum perforatum) wirksam sind, sollten mittel- bis schwergradige Depressionen immer auch medikamentös behandelt werden. Es ist inzwischen guter klinischer Standard, anerkannte Psychotherapieverfahren mit gutem Wirksamkeitsnachweis in der Behandlung depressiver Erkrankungen regelhaft in die Therapiepläne miteinzuschließen. Hier sind etwa die kognitive Verhaltenstherapie (cognitive behavioral therapy, CBT), die Interpersonelle Psychotherapie (interpersonal psychotherapy, IPT) oder spezifische Psychotherapien zur Behandlung chronischer Depressionen (cognitive behavioral analysis system of psychotherapy, CBASP) zu nennen. Zusätzlich erhalten stationär behandelte Patienten die bereits erwähnte umfassende soziotherapeutische Hilfestellung und weitere Begleitbehandlungen. Physikalische Behandlungsmethoden Zudem finden weitere physikalische Behandlungsmethoden Eingang in die Therapiepläne: Die Wachtherapie (Schlafentzug in der zweiten Nachthälfte) ist eine nebenwirkungsarme und dabei bei rund zwei Drittel der Anwender rasch wirksame Behandlungsmethode typischer Depressionen. Schon nach einer Behandlungsnacht erleben viele Betroffene eine deutliche Linderung der depressiven Verstimmung sowie eine Verbesserung der Antriebslage. Um eine dauerhafte Stimmungsverbesserung zu erreichen, muss das Behandlungsergebnis jedoch mit weiteren Maßnahmen stabilisiert werden. Diese können z.B. darin bestehen, die Wachtherapie einfach regelmäßig zu wiederholen. Meist finden die Behandlungen daher einbis zweimal pro Woche statt. Auch stimmungsstabilisierende Medikamente wie etwa Lithium sorgen für eine Stabilisierung der Effekte einer Wachtherapie. Mit größerem Aufwand verbunden, jedoch ebenso wirksam ist die so genannte Schlafphasenvorverlagerung. Bei ihr wird nach einer erfolgreichen Wachtherapie der Rhythmus der Schlaf- und Wachzeiten täglich um eine Stunde nach vorne verschoben, bis sich die Betroffenen wieder in ihrem ursprünglichen TagNacht-Rhythmus befinden. Dieses Verfahren ist aufwendig und erfordert intensive Mitarbeit aller Beteiligten, hilft aber dabei, positive Effekte einer Wachtherapie aufrechtzuerhalten, ohne eine zusätzliche Medikation einzusetzen. Die Lichttherapie findet meist, aber nicht nur bei der saisonal abhängigen Depression (Herbst-/Winterdepression) Anwendung und unterstützt die weiteren Therapiemaßnahmen. Auch für diese Behandlung ist die antidepressive Wirksamkeit bei exzellenter Verträglichkeit sehr gut belegt. Wichtig ist es hierbei, Lichttherapielampen einzusetzen, die hell genug sind und durch ausreichende Filterung des UV-Lichts das Risiko eines Sonnenbrandes oder von Augenschädigungen ausschließen. Für die therapeutische Wirksamkeit ist es wichtig, die Therapie regelmäßig (einmal täglich) anzuwenden und auf eine ausreichende Dosierung zu achten. Je nach Lichtintensität reicht es bei hellen Lichttherapielampen (10.000 Lux) meist aus, die Behandlung für 30 Minuten pro Tag und Behandlungssitzung anzuwenden. Als rhythmisierende Therapie wird die Lichttherapie bevorzugt in den Morgenstunden eingesetzt. Transkranielle Magnetstimulation Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist inzwischen ein etabliertes Behandlungsverfahren für depressive Erkrankungen und als solches bereits in einigen Ländern wie den USA, Kanada und Israel explizit zugelassen. Auch in Deutschland werden rTMS Geräte natürlich nur nach Zulassung eingesetzt. Die Behandlung selbst wird im Fortsetzung auf Seite 10 9 10 SYNAPSE November Psychiatrie Fortsetzung von Seite 9 Rahmen eines Heilversuchs angeboten. Bei der rTMS wird durch eine außen am Kopf platzierte Spule ein Magnetfeld erzeugt, das seine Wirkung im zentralen Nervensystem durch eine magnetische Induktion elektrischer Ströme entfaltet, die ihrerseits regionale Veränderungen der Aktivitäten in Teilbereichen des zentralen Nervensystems bedingen. Dadurch wird versucht, Aktivitätsveränderungen, die durch depressive Erkrankungen hervorgerufen werden, durch diese so genannte Neuromodulation auszugleichen. Die hierbei erzielbaren antidepressiven Effekte sind erwiesen, die Verträglichkeit ist dabei insgesamt sehr gut. Elektrokonvulsionstherapie bei schwersten Depressionen Vor allem bei schwersten Depressionen, die einer kombinierten medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung nicht zugänglich sind und bei denen in mehrfachen Behandlungsversuchen kein ausreichender Therapieeffekt erreicht werden konnte, kann die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) eine hilfreiche weitere Behandlungsoption darstellen. Vor allem durch die Fortschritte der Narkosemedizin – die Behandlung wird grundsätzlich nur in Vollnarkose und mit begleitender Muskelentspannung durchgeführt – aber auch durch die Entwicklung moderner Stimulationstechniken wurde die EKT zu einem sehr sicheren und gut verträglichen Behandlungsverfahren weiterentwickelt. Seine Effektstärke, das heißt die antidepressive Wirksamkeit, konnte bislang von keiner anderen antidepressiven Therapie erreicht werden. Da es sich hierbei aber um eine sehr aufwendige Behandlungsprozedur mit intensiver Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Disziplinen handelt, wird diese Behandlung nicht in jeder Klinik, sondern nur in spezialisierten, meist universitären Behandlungszentren angeboten. Bei der Erstellung individueller Behandlungspläne werden regelhaft die oben beschriebenen medikamentösen Behandlungsoptionen mit psychotherapeutischen Verfahren, den genannten Begleittherapien, aber auch mit physikalischen SYNAPSE November Psychiatrie Therapiemaßnahmen kombiniert, um ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Depressive Störungen sind unterschätzte Erkrankungen, die noch immer häufig unerkannt bleiben und noch häufiger nicht adäquat behandelt werden. Sie verursachen daher weltweit hohe sozioökonomische Kosten für die Gesellschaft und vermeidbares Leid für die Erkrankten und Angehörigen. Während der letzten Jahrzehnte wurde eine Vielzahl antidepressiver Behandlungsformen verfügbar, deren Wirksamkeit generell gut belegt ist. Vielversprechende neue Substanzen und Therapieprinzipien verstärken nicht nur die serotonerge und noradrenerge Neurotransmission, sondern beeinflussen ebenso das Dopamin- oder das Melatonin-System. Ob auch andere Wirkmechanismen wie die Stimula­ tion von Nervenzellwachstum und die Ausbildung neuer Verbindungen zwischen Nervenzellen für den Therapieerfolg entscheidend sind, wird derzeit intensiv untersucht. Ebenso sind die seit langem bekannten hormonellen Veränderungen bei depressiven Erkrankungen, zum Beispiel die Überaktivität von Streßhormonen, Gegenstand weiterer Forschung, da man hoffen kann, depressive Erkrankungen auch durch regulierende Eingriffe in hormonelle Regelkreise besser behandeln zu können. Noch ganz am Anfang der psychiatrischen Forschung steht hingegen der mikrobiologische Blick auf die Vielfalt der Bakterienbesiedelung des menschlichen Darms. Erste Untersuchungen legen aber auch hier einen engen Zusammenhang zwischen Streßregulationssystemen des menschlichen Körpers, den Darmbakterien und Angststörungen und depressiven Störungen nahe. Die Hoffnung, die Behandlung depressiver Erkrankungen auch durch Modifikation der Darmbesiedelung, beispielsweise durch die Gabe „probiotischer“ Nahrungsergänzungsmittel, verbessern zu können, ist jedoch zur Zeit lediglich eine Vision und wissenschftlich (noch) nicht begründbar. Die Hauptvorteile der aktuell zur Verfügung stehenden neuen Substanzen zur medikamentösen antidepressiven Therapie bestehen hauptsächlich in der Erweiterung des Behandlungsspektrums und der besseren Verträglichkeit im Vergleich zu älteren Präparaten. Fortbestehende Probleme sind immer noch eine zu hohe Nichtansprechrate, die Wirklatenz von mitunter einigen Wochen sowie verschiedene unerwünschten Arzneimittelwirkungen, die auch bei Einsatz moderner Substanzen auftreten können. Generell wird bei mittel- bis schwergradigen Depressionen der kombinierte Einsatz einer psychopharmakologischen Therapie mit psycho- und soziotherapeutischen Maßnahmen empfohlen. Leichtgradige Depressionen können, mittelbis schwergradige Depressionen müssen auch pharmakotherapeutisch behandelt werden, wobei bei besonders schweren Depressionen dual wirksame Substanzen überlegen sein können. Neben dem Schweregrad der Depression können die Subtypologie und Symptomatik der Erkrankung sowie Alter und Begleiterkrankungen der Patienten eine den Therapieverlauf beeinflussende Rolle spielen. Hierbei sollten sowohl die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolgs, als auch die bestmögliche Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie in die Therapieplanung miteinbezogen werden. Eine individualisierte Differentialdiagnostik und Differentialtherapie ist daher Voraussetzung für eine besser und schneller wirksame, gut verträgliche und damit auch die Compliance fördernde erfolgreiche Therapie depressiver Störungen. Die fortgesetzte Erforschung neuer Behandlungsmöglichkeiten ist von höchster Wichtigkeit um in Zukunft bessere klinische Strategien in der Behandlung depressiver Erkrankungen gewährleisten zu können. Dies ist zudem von herausragender sozioökonomischer Bedeutung. Prof. Dr. Thomas C. Baghai ist Leitender Oberarzt am Zentrum für Allgemeinpsychiatrie I und Psychosomatik der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg Ein festes Programm bestimmt ihren Tagesablauf. Für jedes der vier spezifischen Gruppenangebote gibt es ein eigenes Konzept. Einzeltherapien gibt es in der Klinik nicht – aus gutem Grund: „Den Patienten hilft das Gefühl, dass es anderen auch so geht wie ihnen. Und sie können voneinander lernen.“ Wie Diplom-Psychologe Volker Dittmar, ein Mann der ersten Stunde, berichtete, gab es zum Beispiel am Anfang die Märchengruppe, die Märchen szenisch nachspielte. Das sei heute durch die vielen traumatisierten Patienten nicht mehr denkbar. Großes Interesse an den Vorträgen. Im Vordergrund: medbo-Vorstand Kurt Häupl und Chefarzt Prof. Dr. Rainer Rupprecht. Klinik hat sich verändert 20 Jahre psychiatrische Tagesklinik am Bezirksklinikum Regensburg Wagemutiges Projekt mit großem Erfolg Sie war vor 20 Jahren eine der ersten ihrer Art: Die psychiatrische Tagesklinik am Bezirksklinikum Regensburg. Bis heute ist sie mit ihren 40 Plätzen nach wie vor eine der größten. Am 27. September fand aus Anlass des Jubiläums ein Informationstag statt. D ie psychiatrische Tagesklinik ist ein wichtiges Glied in der Versorgungskette psychisch kranker Menschen. Sie dient nicht nur als Nahtstelle zwischen ambulanter Therapie und stationärer Behandlung. Die tagesklinische Behandlung ermöglicht vielmehr auch, stationäre Aufenthalte zu verkürzen oder gänzlich zu vermeiden. Andererseits kann sie auch eine Behandlungsalternative darstellen, wenn die ambulanten Behandlungsformen nicht mehr ausreichen. Integrierte Versorgung Als „aufgehende Sonne“ kann man das Gebäude der psychiatrischen Tagesklinik am Regensburger Bezirksklinikum bezeichnen. Schon architektonisch stelle es eine Besonderheit neben den anderen Gebäuden der medbo dar. Seit 20 Jahren gibt es die Einrichtung nunmehr und wie medbo-Vorstand Kurt Häupl beim Informationstag anlässlich des Jubiläums Ende September sagte: „Gäbe es die Tageskliniken nicht, müsste man sie erfinden.“ Er sieht es als Vorteil, dass die Tageskliniken auch die sogenannte Integrierte Versorgung ermöglichen. „Sie gewinnt immer mehr an Bedeutung dadurch, dass eine intensive Therapie sichergestellt werden kann, ohne aber die Bezüge zum häuslichen Umfeld aufgeben zu müssen. Hier haben die psychiatrischen Tageskliniken den somatischen Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten viel voraus, wo es nur mühsam gelingt, ein äquivalentes Therapieangebot auf die Beine zu stellen“, stellt Häupl fest. Verstärkt Trauma-Patienten In der Klinik steigen die Zahlen an Patienten mit Traumafolgestörungen etwa nach sexuellem Missbrauch, Gewalt oder emotionaler Vernachlässigung. Außerdem gibt es Gruppenangebote für Menschen mit Angststörungen, mit Persönlichkeitsstörungen wie Borderline und mit depressiven Störungen. Die Behandlung in der Tagesklinik entspricht dabei in etwa dem Zeitaufwand einer Vollzeitbeschäftigung: Die Patienten sind von Montag bis Freitag dort, täglich von 09:00 bis gegen 16:00 Uhr. Die Krankheitsbilder der Patienten haben sich in den vergangenen 20 Jahren verändert. In den Anfangsjahren waren es viele Menschen mit Psychosen, die Hilfe in der Klinik suchten. Nun ist die Nachfrage bei der Traumabewältigungsgruppe am größten. Prof. Dr. Rainer Rupprecht, Chefarzt des Zentrums für Allgemeinpsychiatrie I und Psychosomatik am Bezirksklinikum Regensburg, führte aus, dass das multiprofessionelle Team anfangs die Sorge hatte, dass die Patienten nicht mehr wieder kommen. Doch die erfolgreiche Arbeit der 30 Ärzte, Pflegekräfte, Psychologen, Sozialpädagogen und Ergotherapeuten motiviert die Patienten jeden Tag aufs Neue zu erscheinen. Einen Einblick in die Arbeitswelt boten die Impulsvorträge der Mitarbeiter. So erläuterte Stationsarzt Willy Müller die tagesklinische Therapie von Ängsten und Panikattacken, Oberärztin Dr. Claudia Möbus die Möglichkeiten der Kunsttherapie, Sozialpädagogin Margarete Fischbach und Ergotherapeutin Pia Reiser die Bezugspflege in der tagesklinischen Traumatherapie und Volker Dittmar die Traumatherapie als Ganzes. (LHO) 11 SYNAPSE November Psychiatrie Traumatherapie in der psychiatrischen Tagesklinik am Bezirksklinikum Regensburg Katastrophen für die Seele – Teil 2 Volker Dittmar, Prof. Dr. Thomas Frodl ben in eigener Verantwortung am Abend und am Wochenende gestalten zu können, sowie erfolgreiches Erlernen von Selbstberuhigungsstrategien zur Begrenzung aufkommender unangenehmer Stimmungen oder Erinnerungen wie Flashbacks lassen therapeutische Angebote wie die Traumakonfrontation bei traumatisierten Patienten zu. Phase II: Traumakonfrontation Seit nahezu zehn Jahren gibt es in der psychiatrischen Tagesklinik ein spezielles Behandlungsangebot für schwer traumatisierte Menschen. Ziel der Therapie: Der Schritt in ein neues, angstfreies Leben. H auptziele der Therapie sind selbstverantwortliche Lebensgestaltung, Beziehungsfähigkeit sowie Arbeitsfähigkeit. Die Behandlung erfolgt im Rahmen eines gruppentherapeutischen Konzeptes, innerhalb dessen die Patientengruppe die ganze Woche gemeinsam das gleiche Therapieprogramm durchläuft. Durch eine familiäre Atmosphäre werden Kontaktmöglichkeiten, Vertrauen und Beziehungsfähigkeit gefördert. Der Schwerpunkt der Gruppentherapie liegt auf der Förderung lösungs- und ressourcenunterstützender Gruppeninteraktionen. Die Kerngruppe bildet die therapeutische Heimat der Patienten - sie ist halb geschlossen. Schwerpunktmäßig werden in der Kerngruppe die interpersonellen Probleme angesprochen und erarbeitet. Angelernte fehlangepasste Beziehungsmuster können formuliert, in den Lebenszusammenhang gestellt und mit Hilfe von Veränderungsstrategien neu erprobt werden. Zur Anwendung kommen wissenschaftlich evaluierte Behandlungsverfahren wie tiefenpsychologische Therapie, Verhaltenstherapie, Psychodrama sowie Elemente spezieller Therapieprogramme für traumatisierte Patienten (Psychodynamisch-Imaginative Traumatherapie, PITT) oder emotional-instabile Persönlichkeiten (DBT). In psychoedukativen Gruppen erfahren die Patienten Einsicht in die Bedeutung der eigenen Symptomatik sowie eine ausführliche Informationsvermittlung über die Erkrankung mit ihren typischen Symptomen und Verläufen. Neben der psychotherapeu­ tischen Gruppenbehandlung unterteilt sich die Therapie in einen lebenspraktischen, einen kreativ-gestalterischen sowie einen körperorien­ tierten Teil und in intensive Einzelpsychotherapie. Die spezielle Behandlung der Traumatisierungen erfolgt ausschließlich in Einzelgesprächen. Neben einem differenzierten und strukturierten tagesklinischen Angebot stellt der Aufbau einer Beziehung einen außerordentlich wichtigen Teil der tagesklinischen Therapie dar. Co-therapeutische Gruppenarbeit sowie Bezugspflege, die von Pflegepersonal und Ergotherapeuten durchgeführt wird, ist daher von besonderer Bedeutung. In dieser von den Co-Therapeuten durchgeführten psychosozialen Pflege geht es vor allem um Ich-stützende, haltgebende Gespräche, wobei auch Tagesstrukturierung und milieutherapeutische Elemente Beachtung finden. Dabei werden Ich-Funktionen gestärkt, regressive Entwicklungen begrenzt und ein besserer Realitätsbezug entwickelt. Phase I: Alltagsstabilisierung Für die Behandlung traumatisierter Patienten hat sich eine phasenorientierte Behandlung in drei nicht ganz trennscharf voneinander abgegrenzten Phasen bewährt. Ziele der ersten Phase der Traumatherapie sind Alltagsstabilisierungen und Sicherheit, Beziehungsaufbau und Arbeitsbündnis sowie Ressourcenorientierung und Stressreduktion. Selbstfürsorge und Selbstberuhigung werden durch Erlernen von Imaginations- und Achtsamkeitsübungen bestärkt. Ein Eigenverantwortung förderndes und antiregressives Vorgehen mit Hilfe der Arbeit mit verletzten inneren Anteilen („Innere Kindarbeit“, „Ego-State-Therapie“) stellt einen wichtigen Baustein des therapeutischen und pflegerischen Angebotes dar. Eine ressourcen- und lösungsorientierte Haltung, verbunden mit dem Ansatz der Hilfe zur Selbsthilfe, stellt den wichtigsten Grundsatz der tagesklinischen Arbeit mit traumatisierten Patienten dar. Stabilisierung steht im Vordergrund vor dem Gang in die Vergangenheit. Erst die Fähigkeit der Patienten, ihr Erle- Nach erfolgreicher Stabilisierung erfolgt in einer zweiten Phase der Traumatherapie die Traumakonfrontation, in der verschiedene Techniken zur Traumabewältigung eingesetzt werden können: EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) als hoch wirkungsvolle, aber auch emotional sehr intensive Methode der Traumakonfrontation sowie die Beobachtertechnik und die Bildschirmtechnik als schonendere traumakonfrontative Verfahren. Phase III: Der Blick nach vorne In der dritten Phase der Traumatherapie kommt es zur Zukunftsplanung und Neuausrichtung des Lebens, möglicherweise auch zu einer Phase der Trauer um das Versäumte und die zerstörte Kindheit. Damit verbunden sind auch die Annahme des eigenen Lebensschicksals und die Erkenntnis, zu welchen Stärken und Fähigkeiten die schwierige Lebensgeschichte geführt hat. Aufgrund der relativ langen Aufenthaltsdauer (vier bis sechs Monate) können die Patienten nach langwieriger und erfolgreicher Stabilisierung auch die zweite und dritte Phase der Traumatherapiebehandlung erreichen. Medikamentöse Behandlung Die Behandlung in der Tagklinik ist immer den individuellen Bedürfnissen des Betroffenen angepasst. Somit kann die oben beschriebene psychotherapeutische Behandlung alleine oder auch in Kombination mit medikamentösen Behandlungen erfolgen. Die Auswahl eines Medikaments richtet sich nach den im Vordergrund bestehenden Beschwerden. Bei Schlafstörungen kommen etwa Schlafmittel, bei Depressionen und Ängsten Antidepressiva zum Einsatz. Die Gabe von Antidepressiva, insbesondere die Serotoninwiederaufnahmehemmer, hat sich bisher am meisten bei posttraumatischen Störungen bewährt. Bei Unruhezuständen und Zuständen, in denen es zur Realitätsverkennung kommt, kann auch die Gabe eines Neuroleptikums sinnvoll sein. Die Dauer der Einnahme wird vom Team sorgfältig überprüft. Die Kontaktaufnahme für einen Platz in der Traumatherapie­ gruppe in der Tagesklinik erfolgt über das Sekretariat, einer schriftlichen Anmeldung und einem einige Wochen später stattfindenden ausführlichem Vorgespräch. In diesem stehen neben einer Anamnese auch die Ziele der Patienten sowie das Vorstellen des tagesklinischen Therapieprogramms im Vordergrund. Bereits in diesem ersten Gespräch erfolgt durch die Therapeuten ein Bindungsangebot an die Patienten mit dem Ziel, die in der Kindheit häufig nicht erlebten akzeptierenden und sicheren Bindungserfahrungen im Rahmen des tagesklinischen Ange- botes in der Traumatherapiegruppe neu erfahren zu können. Zusammenfassend hat sich das tagesklinische Angebot sehr bewährt, da es sowohl die Traumatherapie vorbereitet, einen geeigneten stützenden Rahmen bietet als auch eine individuelle Traumatherapie ermöglicht und gleichzeitig den Patienten ermöglicht in ihrem Alltag eingebunden zu bleiben und neu Gelerntes direkt umsetzen zu können. Dipl.-Psych. Volker Dittmar ist Psychologischer Psychotherapeut und Traumatherapeut an der Psychiatrischen Tagesklinik, Prof. Dr. Thomas Frodl ist Chefarzt des Zentrums für Allgemein­ psychiatrie II der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum 13 14 SYNAPSE November Psychiatrie SYNAPSE November Psychiatrie „Signale und Hilfe bei Suizid-Gedanken“ – Erster Pocket-Flyer Suizid in der Oberpfalz Zusammenhänge zwischen Suizidwunsch und seelischer Erkrankung Wenn die Verzweiflung unerträglich wird Jährlich töten sich mehr Menschen selbst, als im Straßenverkehr, durch Verbrechen, Aids und illegale Drogen zusammen sterben. Bei mehr als drei Vierteln der Menschen, die an Suizid versterben, spielt eine oft unbehandelte psychiatrische Erkrankung eine wesentliche Rolle. Z war hat sich die Zahl der Suizide in Deutschland seit 1980 fast halbiert. Doch allein im Jahr 2012 – so das statistische Bundesamt – starb mit 9.890 Menschen fast die Bevölkerung einer deutschen Kleinstadt durch eigene Hand. Besonders häufig sind es Männer: Jeder 50. Todesfall ist hier eine Selbsttötung. Und es sind vor allem Menschen im mittleren und höheren Lebensalter betroffen. Fast jede zweite Frau, die im Jahr 2012 an Suizid verstarb, war über 60 Jahre, bei den Männern war die größte Gruppe (45,5%) zwischen 40 und 65 Jahre alt. Suizidwunsch und seelische Erkrankung „Man kann grob drei starke Risikofaktoren für den suizidgefährdeten Patienten identifizieren: Psychische Erkrankungen, Alkohol- und Drogenprobleme sowie kritische Lebensereignisse wie etwa der Tod eines nahen Angehörigen“, erläutert Prof. Dr. Thomas Frodl, Chefarzt des Zen­ trums für Allgemeinpsychiatrie II am Bezirksklinikum Regensburg. Unter den psychiatrischen Störungen sei- en es, so Prof. Frodl weiter, in aller Regel die schwer ausgeprägten Formen von Depressionen, Psychosen und Persönlichkeitsstörungen (Siehe Kasten: Studie WHO). Der dringende Suizidwunsch eines Menschen ist immer ein Kriterium für die sofortige psychiatrische Behandlung. Je nach akuter Ausprägung ist es Ziel der Ärzte und Pfleger, den Menschen sicher und gut behütet durch die Notsituation zu begleiten. Dazu kann ein suizidgefährdeter Mensch beispielsweise zunächst auf einer beschützten Station untergebracht und durch das Pflegepersonal gestützt werden: Der Patient wird stabilisiert und keinesfalls allein gelassen. Im nächsten Schritt wird ein individueller Therapieplan mit dem Patienten erarbeitet. Nach der stationären Phase kann es sinnvoll sein, ein tagesklinisches oder ein ambulantes Angebot anzuschließen, um den Übergang in den privaten Alltag zu begleiten. Offenbaren sich Selbstmordgedanken erst im Laufe einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung, so erarbeitet das Behandlungsteam am Bezirksklinikum gemeinsam mit dem Patienten Krisenpläne für die Zukunft. Hier bekommt der Patient nicht nur Ansprechpartner für den möglichen Krisenfall, sondern es werden ihm Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit akuten Krisen vermittelt und positive Lebensvisionen entwickelt: Sein ganz persönlicher Notfall-Koffer. Das Schlimmste verhindern: Prävention „Vielen Menschen mit Suizidgedanken könnte geholfen werden, wenn es gelingt, in der Bevölkerung die Sensibilisierung für das Thema Suizid zu stärken“, so Prof. Dr. Thomas Frodl. „Aus der klinischen Sicht gilt: Wer Hilfe sucht und annimmt, hat gute Chancen zu überleben“. Denn der Suizid geschieht in den allermeisten Fällen nicht aus heiterem Himmel. Die Patienten tragen sich schon einige Zeit mit dem Gedanken und äußern diesen in den allermeisten Fällen aktiv gegenüber Familie, Freunden oder dem sozialen Umfeld. Hinzu kommen die typischen Symptome psychiatrischer Erkrankungen, die die Suizidgefährdung möglicherweise auslösen oder verstärken. Daher, so Prof. Frodl, sei es wichtig, breit über das Thema Suizid und seelische Erkrankungen aufzuklären. „Insbesondere die gezielte Sensibilisierung von Schlüsselpersonen wie etwa Lehrer, Erzieher, Vereinsmitarbeiter oder auch Hausärzte ist eine sinnvolle Präventionsstrategie.“ Im Krisenfall: Sofort Hilfe suchen! Erfahrene Patienten und Angehörige wissen: Die Klinik steht im Notfall rund um die Uhr zur Verfügung. Ansonsten gilt: Rettungsdienst oder Polizei informieren. Und in jedem Fall ist Reden Gold, und Schweigen nicht Silber, sondern lebensgefährlich. (RNE) Der Mitte Oktober erstmals erschienene Flyer bietet im handlichen Scheckkartenformat prägnante Informationen zu Fakten und verbreiteten Irrtümern rund ums Thema Suizid wie „Wer damit droht, macht es eh nicht“ und vermittelt praktisches Basiswissen über dem Umgang mit einem suizidgefährdeten Menschen. Beiden Versionen – eine stimmungsvoll gedeckte für Erwachsene und eine leuchtend gelbe für Jugendliche – sind kostenfrei erhältlich und verweisen auf alle wichtigen Ansprechpartner in der Region. Dazu gehören neben den rund um die Uhr verfügbaren Anlaufstellen Telefonseelsorge und medbo Bezirksklinikum inklusive der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Erwachsenenbereich insbesondere der Krisendienst Horizont, die Sozialpsychiatrischen Dienste (SpDi) der Diakonie, die Bayerische Gesellschaft für psychische Gesundheit (BGfpG) und das Gesundheitsamt. Für die Jugendlichen stehen alle drei regionalen Jugendberatungsstellen (Stadt Regensburg, Diakonie und Katholische Jugendfürsorge) sowie das Jugendtelefon des Kinderschutzbundes zu den normalen Bürozeiten offen. Herausgeber des Flyers ist die Arbeitsgruppe Suizidprävention im Auftrag des Regionalen Steuerungsverbundes des Versorgungsgebietes Regensburg (PSAG - Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Regensburg). Der Bezirk Oberpfalz hat die Druckkosten übernommen. (GBO) Der Flyer ist erhältlich beim Gesundheitsamt Regensburg, Tel. +49 (0) 941/4009-749. Suizidversuche: Ergebnisse der Studie der WHO Die WHO (World Health Organization) führte von 1985 bis 2000 ein Langzeit-Projekt zur Erfassung von Suizidversuchszahlen und zur Ableitung möglichst realitätsnaher Schätzwerte in Europa durch. Wesentliche Ergebnisse der Studie: • Zusammenhang Psyche und Suizidversuch: Bei 79% der untersuchten Suizidversuche wurde eine psychiatrische Störung gesichert diagnostiziert. • Häufigste psychiatrische Diagnosen: Bei Männern sind dies Anpassungsstörungen bei Belastungssituationen (23%), affektive Psychosen mit willentlich nicht steuerbaren Stimmungsausprägungen (17%) sowie Suchterkrankungen (15%). Bei den Frauen waren es ebenfalls Anpassungsstörungen (22%) gefolgt von affektiven Psychosen (20%). Die dritthäufigste Diagnosegruppe bei den Frauen bildeten mit 19% die „Neurosen und Persönlichkeitsstörungen“. • Wiederholte Suizidversuche: Der höchste Prozentsatz an mehrfachen Suizidversuchen fand sich bei Patienten mit schizophrenen Psychosen. Bei Patienten mit affektiven Psychosen, mit einer Suchtdiagnose sowie bei Neurosen und Persönlichkeitsstörungen zeigte sich ein erhöhtes Risiko für wiederholte Suizidversuche. Bei Patienten mit akuten Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen kam es häufiger zu einem vereinzelten Suizidversuch, der möglicherweise erst den Hinweis zur psychiatrischen Diagnose gab. • Unverheiratete: 51% der Männer und 47% der Frauen mit Suizidversuchen waren nie verheiratet. Geschieden und getrennt Lebende machten zusammen bei den Männern nur noch 14% und bei den Frauen noch 17% aus. Verheiratete waren bei den Männern und Frauen jeweils zu 29% betroffen. • Alleinlebende: Rund ein Viertel der Personen lebten zum Zeitpunkt ihres Suizidversuchs allein, 5% der Männer und Frauen lebten in einer Einrichtung. Quelle: Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention 15 16 SYNAPSE November Psychiatrie 36. Pflegefachtagung am IBP Vernetzung aus trialogischer Sicht Anna Magin Anfang Oktober fand eine ganz besondere Fachtagung am IBP in Regensburg statt: Psychiatrieerfahrene, Angehörige und Mitarbeiter der medbo und weiterer zahlreicher Einrichtungen zur Unterstützung psychisch kranker Menschen diskutierten gemeinsam, wie die Aufnahme in und die Entlassung aus der Klinik gut gelingen können. B ereits die Vorbereitungsgruppe für den Fachtag „In die Klinik, aus der Klinik – Übergänge begleiten – Wege der Vernetzung aus trialogischer Sicht“ war trialogisch (also mit Vertretern der Betroffenen, der Angehörigen und der Profis) besetzt. Die Erfahrung, dass die gleiche Situation von Vertretern verschiedener Gruppen und Professionen unterschiedlich erlebt werden kann, war der Anstoß zu diesem Fachtag. Ziel war es, einander die verschiedenen Sichtweisen vorzustellen, nachvollziehbar zu machen und gemeinsam Ideen zur Weiterentwicklung zu gewinnen. In Vertretung des Bezirkstagspräsidenten Franz Löffler begrüßte Dr. Benedikt Schreiner, Leiter der Bezirkssozialverwaltung, die Teilnehmer. „Der Bezirk Oberpfalz schätzt es, wenn von einer psychischen Krankheit Betroffene und deren Angehörige ihre Interessen artikulieren und sich gegenseitig zur Seite stehen. Daher unterstützt der Bezirk nicht zuletzt auch die EXIN-Idee. Ich begrüße den Einsatz der medbo und der bezirksgeförderten Einrichtungen für eine weitere Verbesserung der Zusammenarbeit!“ Im Anschluss wurden die Aufnahme- und die Entlass-Situation aus der Betroffenenperspektive von Dipl.-Psych. Klaus Nuissl (Vorstandsmitglied von Irren ist menschlich e.V.), aus der Sicht der Angehörigen durch Gundula Engel (Vorsitzende des Regensburger Vereins der Angehörigen Psychisch Kranker e.V.), der Sicht medbo-externer Profis durch Dr. Stefan Gerhardinger (Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Weiden) und der Sicht einer Mitarbeiterin der Klinik (Sigrid Klein, Stationsleitung im Zentrum für Altersmedizin der medbo Regensburg) beschrieben. Abgerundet wurden diese Erfahrungsberichte durch den Vortrag von Dr. Michael Ziereis (Stellvertretender Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Wöllershof), der die Situation im Sinne einer „systemischen Draufschau“ beleuchtete. Den gelungenen Abschluss des Tages bildete die Sicht der Pflege durch Jürgen Hollick, Bildungsreferent des Bildungswerks der Bayerischen Bezirke in Irsee. Drei Kernaussagen Wie ein roter Faden durchzogen drei Kernaussagen alle Vorträge: Erstens, die Bedeutung einer persönlichen, menschlichen Beziehung zwischen den Akteuren, zweitens die Idee, schon am Anfang des Kontaktes an den Abschied zu denken, und schließlich der Bedarf an beziehungsweise die Knappheit der Ressource Zeit. Eindrücklich schilderte Klaus Nuissl, wie es bei seiner ersten Auf- (v.l.n.r.) Klaus Nuissl, Anna Magin, Dr. Benedikt Schreiner, Gundula Engel, Dr. Stefan Gerhardinger, Sigrid Klein, Jürgen Hollick und Uwe Detter, Bildungsreferent am IBP und Mit-Organisator der Tagung. nahme der Ärztin und bei einem späteren Klinikaufenthalt dem Bezugspfleger gelungen sei, eine persönliche Beziehung zu ihm herzustellen und sein Vertrauen zu gewinnen. Er halte diese positiven Begegnungen für wesentlich verantwortlich für seinen günstigen Krankheitsverlauf. Selbst und gerade bei Menschen, die in ihrer eigenen Welt lebten, sei es möglich und notwendig, einen Kontakt herzustellen, und diesen damit wieder den Zugang zur Realität zu öffnen. Die beiden medbo-Mitarbeiter seien auf ihn als Individuum eingegangen und hätten ihm in zahlreichen Gesprächen geholfen, die Erkrankung zu verstehen und anzunehmen. Auch Gundula Engel, Vorsitzende des Vereins der Angehörigen Psychisch Kranker, beschrieb, dass es für einen Angehörigen wesentlich sei, als Mensch wahrgenommen zu werden – als ein Mensch in großer Not. „Manchmal reicht schon ein Stuhl, ein Glas Wasser und ein freundliches Wort“. Dr. Stefan Gerhardinger, der für seinen Vortrag von „extramuralen“ Institutionen ein Feedback über die Zusammenarbeit mit der Klinik bei Aufnahme und Entlassung eingeholt hatte, kam bei sehr heterogenen Rückmeldungen zu einem ähnlichen Ergebnis: Wenn persönliche Beziehungen bestehen, wird die Zusammenarbeit als positiv und reibungslos beschrieben. In seiner Vorstellung des Peplau‘schen Pflegemodells kritisierte Jürgen Hollick Prozessmodelle, die mechanistisch den Patienten nur als Objekt betrachten. Er betonte, dass zwischen Patient und Pfleger eine Beziehung entstehe und entstehen müsse, durch die sich beide Seiten veränderten. Die Gestaltung und Entwicklung dieser Beziehung sei durchaus vergleichbar mit der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. In beiden Fällen seien im Laufe des Entwicklungsprozesses die Befreiung von der Identifikation, die Ablösung vom Hilfebedarf und die Fähigkeit, alleine zu sein, notwendig (mit der Option, im Notfall zurück zu können). Die Ablösung sei dabei vom Pfleger von Beginn an mitzudenken. Auch Sigrid Klein berichtete, dass schon in der Aufnahmesituation die „Überleitung“, also die Entlassung, beginne. Sie schrieb dies vor allem dem steigenden Entlassdruck zu. In ihrem Vortrag schilderte sie, dass sich das Zeitproblem in den letzten Jahren zugespitzt habe und sie mit einer weiteren Verschärfung der Situation rechne. Der Wunsch nach (mehr) Zeit für die Beziehung und für die Behandlung wurde in allen Beiträgen thematisiert. Unterschiedliche Positionen Die Frage, ob es gut sei, wenn man bereits bei Kontaktaufnahme an den Abschied denke, könnte nicht kontroverser diskutiert werden: Die einen finden eine solche Haltung fürchterlich, andere halten sie wegen der endlichen Ressourcen für notwendig, und wieder andere halten sie im Sinne der Selbstbestimmung und des Empowerments der Betroffenen sogar für sinnvoll. Dr. Michael Ziereis verdeutlichte, dass dies nicht der einzige Unterschied zwischen den Positionen ist. Vielmehr könne es selbst bei größtem Bemühen und bestem Willen keine Deckungsgleichheit der Positionen aller Beteiligten geben. Bei endlichen Ressourcen stünden sich konkurrierende Bedürfnisse und Angebote gegenüber. Man rede zwar einhellig von dem Wunsch nach einer guten Versorgung. Keineswegs gesichert sei es aber, dass unter einer „guten Versorgung“ alle das Gleiche verstünden. Zusätzlich komplexer werde das System dadurch, dass es noch weit mehr als die am Fachtag vertretenen Beteiligten gebe. Beispielhaft seien hier nur Kostenträger wie Krankenkassen und Rentenversicherungen genannt. Bearbeitung konkreter Fragestellungen in den Workshops In fünf Workshops wurden am Nachmittag konkrete Fragestellungen trialogisch bearbeitet. Die Überlegungen der Arbeitsgruppen sollten von der Vorbereitungsgruppe weiter aufbereitet werden und zu konkreten Handlungen führen. Denn medbo Vorstand Kurt Häupl, der Ärztliche Direktor der Regensburger Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Prof. Dr. Rainer Rupprecht, und Prof. Dr. Thomas Frodl, Chefarzt des medbo Zentrums für Allgemeinpsychiatrie II, haben um Übermittlung der Workshop-Ergebnisse gebeten. Der von Dr. Stefan Gerhardinger moderierte Workshop „Wann wird Fürsorge zur Fremdbestimmung?“ beschäftigte sich damit, wie Selbstbestimmung gelingen kann, ohne dass notwendige und würdevolle Für-Sorge unterbleibt. Im von Franz Wisneth (Sozialdienst medbo) geleiteten Workshop „Die Angst vor der Entlassung“ ging es um das Mitdenken der Entlassung ab der Kontaktaufnahme, aber auch um Möglichkeiten etwa der Sozialpsychiatrischen Dienste, psychisch kranke Menschen nach einem Klinikaufenthalt zu unterstützen. Die Teilnehmer beschlossen, für die Station 11b des Bezirksklinikums Regensburg in „dialogischer“ Kooperation eine Infowand mit Angeboten der ambulanten Dienste zu erstellen. Schon in seinem Impulsreferat am Morgen hatte Klaus Nuissl die Entlassung aus der Klinik als krassen Einschnitt beschrieben. Aus der Vollversorgung müsse man zurück zur Selbstversorgung. Diesen Übergang gelte es sanft zu gestalten, sonst stelle er eine Überforderungssituation dar. Im Workshop unter Leitung von Thomas Fehr (Sprecher der Oberpfälzer PSAGen) wurden zwei Projekte diskutiert, bei denen die Bewohner von Heimeinrichtungen durch gute Zusammenarbeit von Heim und medbo so begleitet werden, dass Klinikaufenthalte im Idealfall vermieden beziehungsweise möglichst reibungslos für den psychisch erkrankten Menschen verlaufen können. Eva Frigo (RSV Regensburg) bot einen Workshop zum Thema „enttäuschte Erwartungen“ an, der Profis, Betroffenen und Angehörigen einen sehr persönlichen Austausch ermöglichte. Wichtig sei in diesem Zusammenhang das Überdenken von Zielen und Erwartungen, das Annehmen von Unveränderlichem und – man ahnt es schon – Zeit. Privatdozent Dr. Berthold Langguth, Chefarzt der Zentralen Psychiatrischen Aufnahme am Bezirksklinikum Regensburg, beschrieb im Workshop „Aufnahme in die Klinik“ zunächst die Situation, in der er und sein Team stünden: Die zentrale Aufnahme stehe als Bindeglied oder „Puffer“ zwischen einer großen Zahl von Menschen, die einen (schnellen) Zugang zur Klinik wünschten beziehungsweise benötigten, und den Klinikzentren mit einer begrenzten Zahl an Betten. Fazit Dieser erste Oberpfälzer Trialog stellte die Bereitschaft der Beteiligten zur konstruktiven Zusammenarbeit unter Beweis. Insbesondere die gleichberechtigte Teilhabe von Betroffenen und Angehörigen bereicherte die offene und von gegenseitiger Wertschätzung geprägte Diskussion. Der Fachtag zeigte aber auch, dass angesichts der unterschiedlichen Positionen und des ausbaufähigen Wissens von- und übereinander sowohl eine Aufarbeitung der Workshop-Ergebnisse, als auch eine Fortsetzung des Austauschs zwischen den involvierten Gruppen sinnvoll ist. Über einen weiteren Fachtag sollte entsprechend nachgedacht werden. Tagungsbegleitend stellten die Regensburger Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen KISS, die Sozialpsychiatrischen Dienste der Oberpfalz, der Verein Irren ist menschlich, der Verein der Angehörigen Psychisch Kranker, der Regensburger Werkhof und die medbo ihre Angebote vor und zeigten einmal mehr, wie vielfältig das Hilfenetz ist. Anna Magin ist Psychiatrie­ koordinatorin des Bezirks Oberpfalz und Mitglied der Vorbereitungsgruppe des Fachtags 17 18 SYNAPSE November Psychiatrie gfts Jahreskongress in Regensburg Schizophrenie: Einblicke und Ausblicke Prof. Dr. Thomas Frodl Anfang Oktober fand der Jahreskongress der Gesellschaft zur Förderung empirisch begründeter Therapieansätze bei schizophrenen Menschen gfts statt. Regensburg ist dabei zum dritten Mal Austragungsort des jährlich stattfindenden Kongresses. D er Kongress mit dem Titel „Schizo­ phrenie, Einblicke und Ausblicke“ wurde von Prof. Dr. Thomas Frodl und Dipl. Psychologe Volker Dittmar vom Zentrum für Allgemeinpsychiatrie II des Bezirksklinikums Regensburg geplant und zusammen mit dem Institut für Bildung und Personalentwicklung (IBP) organisiert. Der Kongress war eine gute Gelegenheit Experten einzuladen, deren wissenschaftliche und klinische Arbeiten die Behandlung von Betroffenen mit Schizophrenie im deutschsprachigen Raum mit beeinflusst ha­ben. Ziel der Veranstaltung war es, über die neuesten Erkenntnisse zur Diagnostik und Therapie der Schizophrenie zu lernen und Visionen zu entwickeln, wie die Behandlung der Schizophrenie in Zukunft, zum Beispiel durch die Schaffung innovativer Versorgungsformen wie dem Hometreatment, aussehen könnte. Die Idee, diesen Kongress in Regensburg auszutragen, wurde vor eineinhalb Jahren auf einer Fortbildungsreise nach Irland mit den Vorstandsmitgliedern der gfts geboren. Auf dem Programm in Irland stand das dortige Versorgungssystem mit den Besonderheiten im Hometreatment und der gemeindenahen Be- handlung durch beständige multidisziplinäre Teams, die den Patienten durch die einzelnen Versorgungs­ sektoren kontinuierlich begleiten. Daher ergab es sich auch, im Kongressprogramm einen starken Fokus auf „Hometreatment“ und „Recovery-orientierte Modelle“ zu legen und von Deutschland aus auf die Versorgungsstruktur unserer europäischen Nachbarländer zu blicken. Internationaler Ansatz Der Kongress bearbeitete drei Themengebiete. Erstens wurde über leitliniengerechte Behandlung, Früh­ erkennung und innovative Therapien gelehrt. Zweitens wurden in Vorträgen und Workshops psychotherapeutische Therapieprogramme vorgestellt und diskutiert. Drittens wurde von vier Rednern aus Irland, Tschechien, Italien und Deutschland der Stand in den jeweiligen Ländern zu Versorgungsmodellen inklusive Hometreatment und recovery-orientierten Ansätzen erläutert. In dem ersten Teil des Kongresses sprach Prof. Dr. Joachim Klosterkötter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Köln, über die indizierte Prävention schizophrener Erkrankungen und erläuterte ausführlich den Kenntnisstand zur Früherkennung schizophrener Erkrankungen. Derzeit gelingt schon eine gute Risikoabschätzung von Personen, die an kurzfristigen und wiederkehrenden psychotischen Symptomen leiden, wenn alle Risiko- faktoren inklusive Cannabiskonsum und biologische Messparameter mit erfasst werden. Diese Risiko-Personengruppe ist Zielgruppe von indizierten frühzeitigen Therapien, um die Entstehung eines Vollbildes der Schizophrenie zu verhindern. Leitliniengerechte Therapie Prof. Dr. Peter Falkai, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München, sprach über die leitliniengerechte Therapie der Schizophrenie und Innovationen auf diesem Gebiet. Besondere Beachtung fanden dabei neue Untersuchungen, die darstellen wie positiv sich körperliche Aktivität bei schizophrenen Patienten auf die Gehirnfunktionen auswirken. Prof. Falkai stellte ferner personalisierte Vorgehensweisen in der Pharmakotherapie der Schizophrenie dar. Prof. Dr. Tanja Lincoln aus Hamburg brachte die Teilnehmer auf den neuesten Stand zur Verhaltenstherapie der Schizophrenie und erläuterte die Evidenz der Verhaltenstherapie. Außerdem wurde eindrücklich gezeigt, wie Wahn und Halluzination verhaltenstherapeutisch positiv beeinflusst werden können. Dies wurde in einem anschließenden Workshop noch weiter vertieft und mit Praxisbeispielen versehen. Arbeit mit Angehörigen Prof. Dr. Roland Vauth aus Basel trug über emotionsfokussierte Arbeit mit Angehörigen vor und überzeugte die Teilnehmer von der Effektivität der strukturierten Angehörigenarbeit auf Basis der derzeit entwickelten Therapiemanuale. Dabei stellte er sein emotions- und stigmafokussiertes Behandlungsprogramm vor, welches neben psychoedukativen Ansätzen insbesondere an der Affekt­ regulation der Angehörigen angreift. Ziel ist es, dysfunktionale Einstellungen, die Gefühle von Überforderung, Schuld und Scham oder auch Ärger induzieren und damit Resignation und sozialen Rückzug begünstigen, zu erkennen und zu verändern. Ebenso sollen dysfunktionale Einstellungen, die die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe sowie einen sinnhaften Lebensstil verhindern, bearbeitet werden. über den Umgang mit traumatisierten schizophrenen Patienten. Auch die Psychoedukationsprogramme kamen nicht zu kurz. Dipl. Psych. Dr. Annette Schaub von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München erläuterte das bewältigungsorientierte Therapieprogramm für schizophrene Patienten in einem Workshop. In Italien hatte die Abkehr von der stationären psychiatrischen Versorgung in großen psychiatrischen Kliniken schon unter dem Einfluss von Dr. Franco Basaglia begonnen. Dr. Alessandro Svettini, Ärztlicher Direktor der Kliniken für Psychiatrie in Bozen, berichtete, wie sich die Versorgungssituation in Italien nach der Schließung der psychiatrischen Kliniken weiterentwickelt hatte. Insbesondere ging er auf die „Recovery“orientierte psychiatrische Rehabilitation in Italien ein und berichtete von neuen eigenen Studienergebnissen, nach denen es möglich war, mit psychiatrischen Testverfahren „Reco- Einem neuen Thema wurde in dem Workshop von Dipl. Psych. Volker Dittmar und Prof. Dr. Thomas Frodl nachgegangen. Hier ging es um Trauma und Schizophrenie, um die wissenschaftlichen Hintergründe und den Austausch von Erfahrungen Zweiter Kongresstag: Blick ins Ausland Am zweiten Kongresstag wurde ein Blick in die Versorgungssituation verschiedener europäischer Länder gewagt. Nils Greve, Psychiater aus Solingen, stellte integrierte Versorgungsmodelle und deren Finanzierung in Deutschland vor und erläuterte wie „Hometreatment“ im gemeindepsychiatrischen Verbund funktionieren kann. An Praxisbeispielen wurde die Arbeitsweise des Teams für „Hometreatment“ verbildlicht und dargelegt, wie sehr dadurch stationäre Behandlungen vermieden werden können. gfts – Gesellschaft zur Förderung empirisch begründeter Therapieansätze bei schizophrenen Menschen Die gfts wurde 1985 in der Psychiatrischen Klinik des Schweizer Kantons Thurgau, Münsterlingen/Bodensee, gegründet und 1987 in der Bundesrepublik Deutschland als eingetragener Verein etabliert. Diese Gesellschaft will die Weiterentwicklung und Evaluation empirisch fundierter Therapiekonzepte in der Behandlung, Rehabilitation und Rückfallprophylaxe schizophren erkrankter Menschen fördern und den Dialog zwischen Grundlagenforschung und klinischer Praxis anregen. Weitere Aufgaben sind die Organisation und Vermittlung von Fortbildungs- und Supervisionsseminaren zur Erweiterung therapeutischer Kompetenzen, die Standardisierung und das Bereitstellen von Therapiematerialien. Der Erfahrungsaustausch zwischen den Einrichtungen, die derartige Therapiekonzepte anwenden oder mit deren Weiterentwicklung beschäftigt sind, soll gefördert werden. Die gfts hat sich zu einer überregionalen Gesellschaft entwickelt, deren Mitglieder überwiegend aus dem deutschen Sprachraum kommen. Vertreten sind alle in der Psychiatrie tätigen Berufsgruppen, deren spezifische Anliegen durch entsprechende Beiträge in dem Mitteilungsorgan „Schizophrenie“ und Angebote auf den Jahresversammlungen besondere Berücksichtigung finden sollen. very“ zu messen und einen Punktwert zu definieren, ab dem von „Recovery“ auszugehen ist. „Recovery“ schließt neben der Remission der psychiatrischen Symptomatik auch das soziale und berufliche Funk­ tionsniveau mit ein. In Irland hatte der Aufbau des Hometreatments schon in den 80er Jahren begonnen. Ein Überblick über die Versorgungssituation wurde von Dr. Robert Daly, Exekutiver Ärztlicher Direktor der Kliniken Dublin Süd und Mitte, gegeben. Die ohnehin schon sehr kurze Verweildauer in der stationären Behandlung mit etwa 15 Tagen konnte in Irland durch Einsatz des „Home­ treatments“ teilweise auf zehn Tage verkürzt werden. Nachdem Irland lange Zeit den weiteren Aufbau der integrierten Versorgung bestritten hatte, wurde kürzlich speziell in Dublin ein Programm entwickelt, das zusätzlich auf Ersterkrankungen von Psychosen sowie Essstörungen und auf Suizidpräventionen abzielt und hier den Betroffenen zusätzliche spezielle Expertisen zur Verfügung stellt. „Recovery“orientierte Ansätze werden ebenfalls in Irland verwendet. Die Pa­ tienten sollen durch Expertenteams auf den Weg der vollständigen Gesundung gebracht werden. Ab diesem Zeitpunkt wird ihnen und ihren Angehörigen die Verantwortung übergeben, so dass sie inmitten der Gesellschaft die vollständige Wiederherstellung der psychischen Gesundheit erlangen können. Dr. Ondrej Pec berichtete über die Behandlung von schizophrenen Patienten in Tschechien. Während lange Zeit nur wenige sehr große psychiatrische Kliniken zur Verfügung standen und die Patienten sehr lange Fahrtwege in Kauf nehmen mussten, wurden in den letzten Jahren psychiatrische Abteilungen an den Allgemeinkrankenhäusern aufgebaut. Neuerdings gibt es ein Bestreben, integrierte Versorgungszentren aufzubauen. Allerdings sei das Betreiben dieser Zentren derzeit nur kurzfristig genehmigt worden. Prof. Dr. Thomas Frodl ist Leitender Arzt (Chefarzt) des Zentrums für Allgemeinpsychiatrie II am Bezirksklinikum Regensburg 19 20 SYNAPSE November Psychiatrie Zentrum für Altersmedizin GDS – Geriatric Depression Scale Neuropsychologische Testverfahren in der Gedächtnisambulanz Achim Weigel, PD Dr. Jochen Schneider und PD Dr. Stephan Schiekofer Die neuropsychologische Dia­ gnostik stellt ein umfangreiches Repertoire an testpsychologischen Verfahren zur Prüfung kognitiver Funktionen zur Verfügung. Mit deren Hilfe werden Ausfälle einzelner Funktionsbereiche erfasst. I n der Gedächtnisambulanz am Bezirksklinikum Regensburg liegt der Schwerpunkt der Neuropsychologie in der Diagnostik von neurodegenerativen (hirnorganischen) Veränderungen, deren Lokalisation sowie einer differenzierten Beurteilung des kognitiven Status des Patienten. Neurodegenerative Erkrankungen sind durch charakteristische Leistungsprofile gekennzeichnet, die im Zusammenhang mit den zugrunde liegenden neuropathologischen Veränderungen stehen. Für manche Erkrankungen ist auch heute noch der Rückschluss von psychischen Ausfällen auf die Lokalisation der Schädigung verlässlicher als die Darstellung der Läsion mittels bildgebender Verfahren. Diese psychischen Ausfälle lassen sich durch die standardisierten Testverfahren einer neuropsychologischen Untersuchung objektiv einordnen. Vor der Überweisung in die Gedächtnisambulanz hat nicht selten bereits der Haus- oder Facharzt ein auffälliges Ergebnis in einem der zur Verfügung stehenden Suchtests („Screening-Verfahren“) festgestellt. Als bekannteste Verfahren im deutschsprachigen Raum sind hier der „Uhrentest“, der „Mini Mental Status Test“ (MMSE) und der „DemTect“ zu nennen. Diese Verfahren erlauben zwar noch keine differentialdiagnostischen Aussagen, aber geben wichtige Hinweise innerhalb des diagnostischen Entscheidungsprozesses und schon eine vorläufige, grobe Schweregradeinteilung. Bei einem standardisierten Test in einer Gedächtnisambulanz sind die Durchführungsmodalitäten vorgegeben und auch die Auswertung erfolgt nach einem vorgegebe- nen Standard. Das individuelle Test­ ergebnis wird in Bezug gesetzt zu einer repräsentativ erhobenen Stichprobe, die idealerweise nach Alter, Geschlecht und Bildungsgrad der untersuchten Person gleichgesetzt werden kann. In der Regensburger Gedächtnisambulanz wird standardmäßig die umfangreichere Testbatterie des „CERAD“ eingesetzt, in den auch der MMSE und der Uhrentest integriert sind. Darüber hinaus sind ausführlichere Untertests für nicht-/sprachliches Gedächtnis, Sprache, kognitive Geschwindigkeit und Flexibilität beinhaltet. Zur Abklärung einer möglichen depressiven Störung kommt der Fragebogen der „Geriatric Depression Scale“ (GDS) zum Einsatz. Für spezifische Fragestellungen oder eine tiefere neuropsychologische Untersuchung kann noch auf spezielle Einzelverfahren zurückgegriffen werden. CERAD-Plus – Neuropsychologische Testbatterie Als Standardverfahren zur Abklärung und Objektivierung kognitiver Beeinträchtigungen bei Patienten über 50 Jahren wird die deutschsprachige Version des „CERADPlus“ (Consortium to Establish a Registry for Alzheimer‘s Disease; ent- wickelt von der Memory Clinic des Universitätsspitals Basel, Schweiz) verwendet. Diese neuropsychologische Testbatterie lässt sich zeitökonomisch durchführen (Dauer etwa eine Stunde), gilt aber gerade auch für ältere Patienten als zumutbar und fair. Die CERAD-Plus Testbatterie besteht aus folgenden Untertests: • Verbale Flüssigkeit • Boston Naming Test • Mini Mental Status Examination (MMSE) • Wortliste Lernen, Abrufen, Wiedererkennen • Figuren Abzeichnen, Abrufen • Phonematische Flüssigkeit • Trail Making Test A/B Es werden die Bereiche sprachliches und visuelles Gedächtnis, visokonstruktive und räumliche Fähigkeiten, Sprache, Wortflüssigkeit, Wortfindung, psychomotorische Geschwindigkeit, Aufmerksamkeit/Konzentration sowie die Leistung der exekutiven Funktionen wie Planung, Organisation, Flexibilität erfasst. Die individuellen Ergebnisse werden über Normwerte (z-Werte) ins Verhältnis zur Gesamtbevölkerung gesetzt und verglichen. Beispiel Untertest „Verbale Flüssigkeit“ Der Patient wird aufgefordert, eine Minute lang Tiere aufzuzählen. Der Untersuchungsleiter notiert mit und wertet die Anzahl verschieden genannter Tiere (Mehrfachnennungen oder Regelbrüche werden nicht mit Punkten bewertet, aber bei einer Gesamtbetrachtung qualitativ mitberücksichtigt). Über den ermittelten Punktwert kann die individuelle Leistung des Patient in Bezug zur Normbevölkerung gesetzt und als „durchschnittlich“ oder „über-/unterdurchschnittlich“ eingeordnet werden. Gemessen wird die „kategorial-semantische Wortflüssigkeit“, also ein Konstrukt aus sprachlichen Fähigkeiten, Produktionsgeschwindigkeit, kognitiver Flexibilität, Leichtigkeit der verbalen Produktionsfähigkeit, semantischem Gedächtnis und exekutiven Funktionen. Defizite in diesem Bereich geben Hinweise auf eine mögliche „Sprachstörung“ („Aphasie“), aber auch eine mögliche kognitive Verlangsamung oder bei vielen Wiederholungen oder Vergessen der Aufgabenstellung auch Hinweise auf eine Gedächtnisstörung. Das Fragebogenverfahren in Interviewform dient zur Abschätzung einer depressiven Stimmungslage oder Störung und wird bei der Anamnese und zur Verlaufsbeobachtung eingesetzt. Der Fragebogen umfasst 15 Fragen und ist auch für (mild bis moderat) kognitiv eingeschränkte, ältere Menschen geeignet. Die Auswertung erlaubt eine grobe Einteilung in drei Bereiche („keine depressive Störung“, „leichte depressive Störung oder Verstimmung“, „schwere depressive Störung“). Der Test ist jedoch zur Diagnose einer depressiven Erkrankung alleine nicht ausreichend. SKT – Syndrom-Kurztest Bei dem Syndrom-Kurztest handelt es sich um ein Testinventar zur Erfassung und Schweregradbestimmung von Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen bei kognitiven Leistungseinbußen, dementiellen Erkrankungen und hirnorganischen PsychoBeispiel Untertest „Trail Making Test“ (TMT) Dieser Test kam schon 1944 bei der Tauglichkeitsprüfung des US-Militärs zur Anwendung. Im deutschsprachigen Raum ist dieses Verfahren auch unter dem Namen “Zahlenverbindungstest” bekannt. In der Formvariante TMT-B sollen auf einem Blatt vorgegebene Zahlen und Buchstaben mit einem Bleistift in aufsteigender Form so schnell wie möglich verbunden werden. Gemessen werden hier die psychometrische Geschwindigkeit, Aufmerksamkeit, mentale Flexibilität und frontal-exekutive Funktionen. Schlechte Leistungen im TMT-B verweisen auf mögliche Störungen in den frontalen Bereichen des Gehirns („Stirnhirn“ oder „Frontallappen“). Es können aber auch die räumliche Übersicht, Visuokonstruktion oder psychomotorische Fähigkeiten beeinträchtigt sein – ergeben sich hierfür Anzeichen, können auch Störungen der Hinterhaupts- oder Okzipitallappen oder auch des rechten Schläfenlappens des Gehirns vorliegen. syndromen. Die ansprechende äußere Form und die relativ kurze Durchführungsdauer (15-30 Minuten) führen zu einer hohen Akzeptanz bei den Patienten. Meist wird der SKT als Ergänzung zu anderen Testverfahren verwendet. Da die einzelnen Untertests wenig sprachlastig sind, kommt der SKT auch bevorzugt bei Patienten zum Einsatz, die im Sprach- oder Sprechvermögen eingeschränkt sind. Nürnberger Altersinventar Eine sehr umfassende und deshalb auch relativ zeitaufwändige (60-240 Minuten) Testbatterie zur Erfassung kognitiver Einschränkungen im Alter ist das „Nürnberger Altersinventar“ (NAI). Neben der Erfassung der kognitiven Leistungsfähigkeit durch entsprechende Testverfahren können auch über Selbst- und Fremdbe­ urteilungsfragebögen Informationen über Aktivitäten des täglichen Lebens und Lebensqualität gesammelt und bewertet werden. Die Einzelergebnisse lassen sich als graphische Kurve darstellen, so dass Unterschiede in den einzelnen Bereichen und Auffälligkeiten auf einen Blick feststellbar sind. Neuropsychiatrisches Inventar Mit diesem Inventar können psychische/psychiatrische Auffälligkeiten und Veränderungen festgestellt werden. Es handelt sich hierbei um einen ausführlichen Fremdbeurteilungsfragebogen (das heißt er muss mit Angehörigen/Betreuern des Patienten durchgeführt werden), der verschiedene relevante Bereiche (etwa „Angst“, „Enthemmung“, „Wahnvorstellungen“) abfragt und in ihrem Schweregrad und Auftretenshäufigkeit beurteilt. TAP – Testbatterie Aufmerksamkeitsprüfung Die TAP wird computergestützt durchgeführt und ausgewertet. Es werden verschiedene Formen der Aufmerksamkeit, Aufmerksamkeits­ intensität und Konzentration mittels der Reaktionszeit, Auslassungen und Fehlerquote des Patienten überprüft. Die Aufgaben werden am Computermonitor bearbeitet, die Reaktion erfolgt mittels Druck auf spezielle Tasten. Die TAP enthält langdauernde, einfache Signalent­ deckungsaufgaben, in denen Reize in zweierlei Modalitäten (visuell und akustisch) und in unterschiedlicher Frequenz (niedrig und hoch) dargeboten werden. Durch Vorgabe eines hohen Anteils relevanter Stimuli kann die Daueraufmerksamkeit durch niedrige Reizfrequenz die Vigilanz in monotoner Si­tuation erfasst werden. Bei einer anderen Aufgabe der TAP wird die selektive oder fokussierte Aufmerksamkeit über eine sogenannte „Go-NoGo“-Aufgabe ermittelt. Hier muss der Patient auf zwei von insgesamt fünf dargebotene visuelle Muster richtig reagieren, etwa seinen Impuls, die Taste möglichst schnell zu drücken, gezielt kontrollieren. PD Dr. Stephan Schiekofer ist Chefarzt, Achim Weigel Psycho­loge am Zentrum für Altersmedizin am Bezirksklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Univer­sität Regensburg. PD Dr. Jochen Schneider ist Arbeitsgruppenleiter am LCSB & Zentrum für Innere Medizin, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Universität des Saarlandes 22 SYNAPSE November Psychiatrie SYNAPSE November Psychiatrie Dies bestätigte auch Bezirkstagspräsident Franz Löffler: „In den Kliniken der medbo hat sich die Zahl der Patienten mit Crystal-Problemen in den letzten Jahren vervielfacht. Bei den von illegalen Substanzen Abhängigen wird als Hauptdroge Crystal in der Regensburger Klinik zwischenzeitlich von jedem Siebten und am Bezirksklinikum Wöllershof schon von mehr als jedem Dritten angegeben.“ Ministerin Huml, die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler und Bezirkstagspräsident Franz Löffler nahmen sich überdies die Zeit, bei einigen der Fachvorträge dabei zu sein. Interdisziplinäre Fachtagung „Neue Psychoaktive Substanzen“ am Bezirksklinikum Regensburg Von Crystal zu Spice, Badesalzen und Co. Prof. Dr. Norbert Wodarz In den letzten Jahren ist die Zahl der sogenannten „Neuen Psychoaktiven Substanzen“ enorm gewachsen. Allein 2013 wurden europaweit 82 völlig neue erfasst. Eine groß angelegte interdisziplinäre Fachtagung am Bezirksklinikum Regensburg widmete sich diesem Themenkreis: Der Andrang war immens. teilnehmenden Berufsgruppen (etwa Sozialpädagogen, Psychologen, Mediziner, Polizei- und Justizvollzugsbeamte, Bewährungshelfer, Krankenpfleger, Jobvermittler, Suchtbeauftragte in Unternehmen) war Indiz dafür, dass die NPS in vielen Bereichen sprichwörtlich „angekommen“ sind und viele Probleme und Fragen aufwerfen. E Höchste politische Aufmerksamkeit nde Juli 2014 fand am IBP in Regensburg die große interdisziplinäre Fachtagung zu „Neuen Psychoaktiven Substanzen“ (NPS) statt. Deren Organisation erfolgte federführend durch die Bayerische Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (www.bas-muenchen.de) in Kooperation mit der medbo. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege unterstützte die Tagung intensiv. Lange Wartelisten und am Ende 320 Teilnehmer zeigten bereits im Vorfeld der Tagung, welch große Bedeutung diese NPS im Alltag von Medizin, Unternehmen und bei den Behörden haben. Allein die große Bandbreite der Auch wenn Crystal Meth eigentlich nicht zu den „neuen psychoaktiven Substanzen“ zählt, da die Substanz schon lange bekannt ist, wurde es trotzdem berechtigterweise immer wieder thematisiert. So warnte die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml in ihrem Grußwort: „Crystal Meth ist in Bayern die Droge mit den größten Steigerungsraten, besonders in der Oberpfalz, Niederbayern und Oberfranken. Die gesundheitlichen Schäden von Crystal Meth können verheerend sein.“ NPS in Forschung und Versorgung Prof. Dr. Norbert Wodarz begrüßte die Teilnehmer und vermittelte einen Einblick, wie unterschiedlich und wenig vorhersagbar die Wirkungen und Nebenwirkungen der vielen Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) sind. So entstammen einige ursprünglich den Forschungslaboren von Pharmafirmen oder Universitäten (daher der Begriff „research chemicals“), waren dort aber meist aus gutem Grund nie für die Anwendung am Menschen weiterentwickelt worden. Die Konsumenten seien es nun, so Prof. Wodarz, die sich seltsamerweise freiwillig zum „Versuchskaninchen“ der Forschung machten. Der Geschäftsführer der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, Dr. Tim Pfeiffer-Gerschel, zeigte, dass es bislang kaum belastbare Daten über die Verbreitung dieser NPS in der Allgemeinbevölkerung gibt. Im Gegensatz dazu stellte PD Dr. med. Ingo Schäfer vom Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung in Hamburg die Ergebnisse der ersten deutschen Untersuchung zu den Konsummotiven, Konsumentenprofilen und Konsumorten für die besondere Untergruppe der Amphetamine und Crystal Meth vor und leitete daraus Empfehlungen für die Prävention ab. Erster Kriminalhauptkommissar Peter Eisenreich vom Polizeipräsidium Regensburg blickte aus Sicht der Strafverfolgung besonders auf die Herstellungs- und Vertriebswege. Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter, Chefarzt des Kompetenzzentrums Sucht am kbo Isar-Amper-Klinikum in Haar, berichtete über die dortigen Erfahrungen mit den Konsumfolgen von NPS, vor allem der sogenannten „Badesalze“. Im Mittelpunkt stand dabei die zunehmende Zahl der akut ausgelösten schweren Psychosen, die bislang eher schlecht behandelbar sind. In einer Reihe alternativ zur Auswahl stehender Seminare wurden in Arbeitsgruppen praktisch relevante Themen zum Umgang mit den NPS aufgegriffen, beispielsweise NPS in der ambulanten Beratung, im Arbeitsalltag von Polizei und Suchthilfe, in der Akutversorgung und Reha und bezüglich des praktischen Vorgehens bei der Behandlung von NPS-Konsumenten. Ein weiteres gut besuchtes Thema war die (eingeschränkte) Nachweisbarkeit der neuen Drogen. Abschließend diskutierten Experten, welcher neuen Wege es in der Prävention, der Beratung und Behandlung sowie im gesellschaftlichen Umgang im Hinblick auf die neuen psychoaktiven Substanzen bedarf. Erfahrungen aus erster Hand Politiker wie Teilnehmer waren besonders beeindruckt von den ehemaligen Konsumenten. So berichtete eine 21-jährige Frau, wie sie als 16-Jährige über Freunde an Crystal Meth geraten war. Aus Neugier probierte sie die Droge. „Anfangs habe BayernweiteTelefon-Hotline zu Crystal Meth Die Hotline ist zu erreichen unter der Nummer: +49 (0)941/569-582-901. Das Angebot ist Montag bis Freitag von 10:00 bis 16:00 Uhr und am Sonntag von 18:00 bis 20:00 Uhr erreichbar. Weitere Infos unter www.drugstop.org. (v.l.n.r.) Bezirkstagspräsident Franz Löffler, MdB Marlene Mortler (Bundesdrogenbauftragte), Gesundheitsministerin Melanie Hummel ich mich toll gefühlt, aber innerhalb weniger Wochen ging alles den Bach runter“. Bald schnupfte sie die Droge, die etwa 20 Euro pro Dosis kostet, mehrmals täglich. „Erst gehen die Ersparnisse drauf, dann fängt man an zu lügen und zu betrügen“, erzählte sie. Die junge Mutter – sie hat einen dreijährigen Sohn – hat schließlich erfolgreich eine Therapie in der Mutter-Kind-Einrichtung (Karthause) am Bezirksklinikum Regensburg absolviert und ist seit letztem Jahr clean. Auch andere ehemalige Konsumenten, die erfolgreiche Therapien in der Regensburger Karthause hinter sich haben und nun bei der Selbsthilfeorganisation DrugStop in Regensburg mithelfen, berichteten über ihre Lebensläufe. So wurde schnell deutlich, dass es sehr unterschiedliche Wege in den Konsum gibt, und dass dieser immer einfacher ist, als der Weg heraus. Telefon-Hotline gestartet Im Rahmen der Fachtagung hatten Gesundheitsministerin Melanie Huml und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, eine neue Telefon-Hotline zur Verbesserung der Hilfen in Bayern gestartet. Huml betonte: „Bayern verstärkt das Vorgehen gegen Crystal Meth. Mit der neuen Hotline bieten wir auch Angehörigen von Süchtigen die Möglichkeit, sich schnell beraten zu lassen. Unser Ziel ist es, vor allem Jugendlichen und Heranwachsenden den Weg zurück in ein normales Leben ohne Drogen zu erleichtern.“ Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler betonte: „Crystal verbreitet sich in sehr unterschiedlichen Konsumentengruppen. Darauf muss mit differenzierten Angeboten von Aufklärung, Beratung und Hilfe reagiert werden. Die neue Hotline, sowie das bayerische Projekt „Mindzone“ sind wichtige und beispielhafte Angebote, um dieser erforderlichen Hilfe zu entsprechen.“ Träger der neuen Telefon-Hotline zu Crystal Meth ist der Verein „DrugStop Drogenhilfe“ in Regensburg, deren Vorsitzender der leitende Oberarzt des Regensburger Zentrums für Suchtmedizin ist, Dr. Willi Unglaub. Viele der dort tätigen „Ex-User“ haben eine erfolgreiche Therapie am Zentrum für Suchtmedizin am Bezirksklinikum hinter sich. Prof. Dr. Norbert Wodarz ist Leitender Arzt (Chefarzt) des Zentrums für Suchtmedizin der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum 23 24 SYNAPSE November Psychiatrie SYNAPSE November Psychiatrie Spezialambulanz der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) Regensburg Autismus im Erwachsenenalter Dr. Lore Blaas Autismus-Spektrum-Störungen spielen eine zunehmende Rolle in der Erwachsenenpsychiatrie und Psychotherapie. Nach neuesten Zahlen wird die Prävalenz für Autismus-Spektrum-Erkrankungen auf immerhin 1% geschätzt und ist damit ähnlich hoch wie die der schizophreniformen Erkrankungen. D achte man früher meist an Menschen mit geistiger Behinderung oder Charaktere wie „Rain Man“ aus dem Film mit Dustin Hoffman, so wird heutzutage immer klarer, dass Menschen mit hochfunktionalem Autismus und Asperger-Syndrom durchaus auf den ersten Blick völlig unauffällig und angepasst sein können. Dennoch bestehen Beeinträchtigungen in der Kommunikation, der sozialen Interaktion, der Wahrnehmung und im Verhalten. Insbesondere hochfunktionale Menschen mit Autismus-Spek­ trum-Störung, die auch beruflich sehr erfolgreich sein können, werden immer noch spät diagnostiziert. Viele von ihnen haben eine lange und leidvolle Geschichte von Missverständnissen, heftigsten interpersonellen Konflikten, Mobbing und Ausgrenzung zu verarbeiten. Manche der Betroffenen bleiben trotz hoher fachlicher Qualifikation arbeitslos, da schon die Hürde „Bewerbungsgespräch“ unüberwindbar ist. Autistische Störungen prägen die ganze Lebensspanne. Komorbiditäten wie Depressionen, Ängste und Zwänge sowie ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) sind häufig. Viele leiden unter einer ständigen Reizüberflutung und einem erhöhten Stresslevel. Im Erwachsenenalter fällt der gewohnte und Schutz bietende Rahmen der Familie weg, so dass Defizite deutlicher zu Tage treten. Menschen mit Autismus leiden oft unter der Isolation, in der sie leben. Es besteht der Wunsch nach sozialen Kontakten und Beziehungen. Allerdings fällt es ihnen schwer, sich in andere „Seid nett zu den Sonder­ lingen. Es kann gut sein, dass ihr später mal für einen arbeitet.“ Bill Gates, Microsoft-Gründer in einer Rede vor Schülern Menschen hineinzuversetzen, nonverbale Kommunikation zu verstehen und sich im zwischenmenschlichen Kontakt sicher zu bewegen. Diagnose „Anderssein“ Eine Diagnose kann zu einer deutlichen Entlastung führen: endlich haben die Betroffenen eine Erklärung für ihr „Anderssein“. Dann entsteht die Frage nach Therapie und oft auch nach sozialmedizinischer Betreuung. Die Betroffenen suchen Unterstützung und Hilfe beim Umgang mit der Störung, beim Krankheitsverständnis, bei der Behandlung der Symptome und beim Erlernen sozialer Kompetenzen. Die Versorgungssituation in der Erwachsenenpsychiatrie ist bisher unzureichend. Ambulante Angebote für betroffene Erwachsene sind wegen des großen Andrangs und der aufwändigen Diagnostik überlaufen. Einen Psychotherapieplatz zu bekommen, ist für Menschen mit Autismus noch schwieriger als für andere Patienten. Mangels gut erprobter Therapieformen und aus Unsicherheit lehnen Psychotherapeuten die Patienten oft von vornherein ab. Bisher scheinen die kognitive Verhaltenstherapie, das Soziale Kompetenztraining speziell für Menschen mit Autismus und ein effektives Stressmanagement die besten Therapieansätze zu bieten. Auch die symptomorientierte medikamentöse Behandlung kann manchmal hilfreich sein. Ambulanter Ansatz in Regensburg In der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) in Regensburg besteht seit mehreren Jahren ein spezialisiertes Angebot zur Diagnose und Behandlung von Autismus. Dabei wird eine ausführliche Diagnostik für Autismus-Spektrum-Störungen angeboten, die pro Patient insgesamt etwa zehn Stunden an Befragungen und Tests umfasst. Nach einem ausführlichen Anamnesegespräch, wenn möglich zusätzlich mit Fremdanamnese durch Angehörige, finden testpsychologische Untersuchungen statt, um die klinische Verdachtsdiagnose zu untermauern oder Differentialdiagnosen abzuwägen. „Gleich am ersten Tag im Studium hatten sich viele Mitstudenten in Gruppen zusammengefunden. Ich habe keine Ahnung, wie ihnen das so schnell gelungen war.“ Dr. Christine Preißmann, Asperger-Autistin und Ärztin Angelehnt an gruppentherapeutische Konzepte der Kölner und Freiburger Spezialambulanzen für Autismus wird an der PIA beginnend im Herbst 2014 nun zum dritten Mal ein spezielles Soziales Kompetenztraining angeboten. Als weitere Schritte sind ein spezifisches psychotherapeutisches Angebot, ein offenes Gruppenangebot und eine Therapiestudie mit transkranieller Magnet­ stimulation in Planung. Die Autismus-Spezialambulanz am Bezirksklinikum arbeitet eng mit dem Kompetenznetz Autismus (siehe Seite 44) zusammen und stellt für betroffene Erwachsene aus der Oberpfalz wohnortnah eine multidisziplinäre Versorgung sicher. Es besteht insbesondere auch eine Anlaufstelle für Krisensituationen. Dr. Lore Blaas ist Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie an der PIA der Klinik und Poli­klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum 25 26 SYNAPSE November Psychiatrie SYNAPSE November Psychiatrie Ergebnisse der aktuellen Sucht-Rehabilitandenbefragung der Deutschen Rentenversicherung Sucht-Reha HAUS 19 am Bezirksklinikum Wöllershof bekommt Top-Noten Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat eine umfassende Befragung ehemaliger Sucht-Patienten von sowohl Entwöhnungs- als auch psychosomatischen Reha-Einrichtungen durchgeführt. Der jetzt veröffentlichte Qualitätssicherungsbericht attes- tiert HAUS 19, der Abteilung für Sucht-Rehabilitation am Bezirksklinikum Wöllershof, durchweg Spitzen-Noten. D ie DRV hatte insgesamt knapp 22.700 stationäre Patienten aus 275 Reha-Einrichtungen be- fragt. Diese Patienten waren zuvor im Zeitraum August 2012 bis Juli 2013 entlassen worden. Ein wichtiges Ergebnis: Die überwiegende Mehrheit der Patienten (65%) sieht die durchgeführte Rehabilitation als für sich erfolgreich an. Gemeinschaftsraum HAUS 19 Auf einer Skala von „1“ (sehr gut) bis „5“ (sehr schlecht) punktete die Gruppe der Reha-Einrichtungen für Entwöhnungsbehandlungen mit der Note 2,1 etwas höher als die psychosomatischen Häuser (Note 2,3). Zudem seien der Studie gemäß trotz des guten Gesamtergebnisses durchaus Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen getesteten Häusern zu verzeichnen. Hidden Champion aus der Nord-Oberpfalz Von 100 möglichen Qualitätspunkten erreichte HAUS 19 bei der aktuellen DRV-Umfrage knapp 96 Punkte und steht damit an der Spitze der Vergleichsgruppe „Reha-Einrichtungen für Entwöhnungsbehandlungen“. War HAUS 19 in den vorangegangenen drei Befragungsrunden schon immer im obersten Spitzenfeld vertreten, so ist die Einrichtung in dieser Runde absolut auf dem „Stockerl“ gelandet. Die Befragung erfolgte zu folgenden Themenkomplexen: Zufriedenheit mit … • der ärztlichen Versorgung • der psychotherapeutischen Betreuung • der pflegerischen Betreuung • den Einrichtungsangeboten • den Schulungen und Vorträgen • den Behandlungen • den Beratungen • der Planung und Abstimmung der Reha • der Vorbereitung auf die Zeit nach der Reha • den Verhaltensempfehlungen für zum Beispiel Alltag und Beruf • sowie der Reha insgesamt Entwöhnungsbehandlung in Wöllershof mit nachhaltigem Erfolg Der Wöllershofer Einrichtung bescheinigt die DRV durchweg signifikant bessere Bewertungen. Das heißt, HAUS 19 punktet in allen Kategorien (siehe Kasten) höher als die Vergleichsgruppe „Reha-Einrichtun- Das Team von HAUS 19 in Wöllershof: Haupteingang HAUS 19 Ärztlicher Dienst: Dr. Anja-Nancy Narr Psychologischer Dienst: Detlef Herrig, Hermann Koop Sozialpädagogischer Dienst: Dr. Elke Hellwig Pflegedienst: Isabella Landgraf, Rita Meier, Johann Moldaschl Ergo-/Arbeitstherapie: Roland Schröder, Michael Vollath Physio-/Sporttherapie: Wilhelm Daubner Diätassistentin: Kathrin Arnold Medizinische Fachangestellte: Sabine Hummer Sekretariat: Elisabeth Walter gen für Entwöhnungsbehandlungen“. „Unsere ehemaligen Patienten bewerten die gesamte Reha mit 1,4“, so Dr. Heribert Fleischmann, Ärtzlicher Direktor des Bezirksklinikums Wöllershof. „Vor allem freut uns, dass sie sich besonders gut auf die Zeit „danach“ vorbereitet fühlen: Sowohl in der Kategorie „Vorbereitung auf die Zeit nach der Reha“ als auch bei den Verhaltensempfehlungen punktet HAUS 19 mit einer hervorragenden 1,2!“. Ebenfalls interessant: Die DRV ermittelte nicht nur den Ist-Stand der Bewertungen, sondern hatte für einige Kategorien vorab eine Soll-Note – also ein Mindest-Qualitätsziel – für Wöllershof definiert. „Wir haben alle Hürden genommen und somit auch die Erwartungen DRV übertroffen“, freut sich Oberärztin Dr. Nancy-Anja Narr, die Leiterin der Abteilung HAUS 19. (RNE) 27 28 SYNAPSE November Psychiatrie 29 Jahrestreffen Suchtkrankenhilfe am Bezirksklinikum Wöllershof Wohin bewegt sich die Suchtkrankenhilfe? Dr. Elke Hellwig Im Sommer 2014 trafen sich Vertreter der Suchtberatungsstellen, Gesundheitsämter und Suchtabteilungen der Bezirkskrankenhäuser aus dem Einzugsgebiet des Bezirksklinikums Wöllershof zum traditionellen Jahrestreffen. Erstmals waren Vertreter der regionalen Arbeitsverwaltung zum Gedankenaustausch eingeladen. Ziel der Veranstaltung: Zusammenhänge zwischen Suchterkrankung und Erwerbstätigkeit genauer beleuchten. D r. Heribert Fleischmann, Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Wöllershof (BKW), stellte aus seinen Erfahrungen als Vorsitzender der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. aktuelle Überlegungen der Verbände und der Politik zur Verbesserung der Teilhabe Suchtkranker am Arbeitsleben vor. Etwa 56,4% der Arbeitssuchenden hätten, so Dr. Fleischmann, einen Schulabschluss, der auf dem Arbeitsmarkt keine besonderen Chancen eröffne. Dazu kämen Beeinträchtigungen durch Spielsucht, problematischer oder pathologischer Umgang mit Medien oder Medikamentenabhängigkeit. Andererseits sei ein festes Arbeitsverhältnis mit einem ausreichenden Einkommen einer der wesentlichen Faktoren für einen Therapieerfolg einer medizinischen Rehabilitation (Entwöhnung). Von Dr. Elke Hellwig, Sozialtherapeutin am BKW, wurden die vielfältigen Maßnahmen zur Medizinisch-Beruflichen Orientierung in der Rehabilitation (MBOR) in der stationären medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker am Beispiel der Rehabilitationsabteilung in Wöllershof vorgestellt. Die Maßnahmen schließen unter anderem entsprechende Diagnostik, Berufsanamnese, partnerschaftliche Therapiezielplanung, arbeitsbezogene Interventionen und Gruppenangebote sowie die Auswertung der Ergebnisse und Ableitung weiterführender Maßnahmen ein. Auf die seit Jahren praktizierte Zusammenarbeit mit regionalen Betrieben, die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen, wurde hinge- wiesen. Die Zielstellung der Rehabilitation, die Erwerbsfähigkeit der Betroffenen zu erhalten, gilt gleichermaßen für die ambulante Behandlung in Suchtberatungsstellen. Erster, zweiter und dritter Arbeitsmarkt Für nicht mehr rehabilitationsfähige Patienten erweisen sich die bestehenden Angebote öfter als unangemessen. Diese Menschen brauchen Hilfen, um eine Alltagsstabilisierung zu erreichen und wiederholte Aufenthalte in Kliniken zu reduzieren. Anda Laiu, Pädagogin auf der Station für Mehrfach Beeinträchtigte Abhängige (CMA) am BKW, stellte dazu einen Entwurf einer tagesstrukturierenden Behandlung von CMA-Patienten vor. Hier geht es um ein stabiles, verlässliches Beziehungsangebot für die Patienten zur Erhaltung der Abstinenz. Aspekte sind nicht zuletzt die Reduzierung von stationären Aufenthalten bis hin zu reduziertem Konsum. Auch die Unterstützung bei der Erarbeitung einer sinnvollen Tagestruktur gehört zum Programm. Zu den Angeboten gehören selbstverständlich auch arbeitsähnliche Module oder praktische Arbeitsanforderungen. Die Vertreter der Arbeitsverwaltung verwiesen darauf, wie schwierig es sei, Menschen mit psychischen Störungen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln. Arbeitgeber suchten vor allem leistungsfähige und stabile Arbeitnehmer. Nach Erfahrungen der Fachleute würden zur erfolgreichen Wiedereingliederung mehr Maßnahmen auf dem zweiten Arbeitsmarkt oder einem dritten Arbeitsmarkt mit beschützten Arbeitsplätzen benötigt. Die Veranstaltung sollte zu einer verbindlicheren Kooperation zwischen stationärer Rehabilitation und Arbeitsverwaltung anregen. Ein Ergebnis des Tages war, dass künftig konkrete Absprachen zwischen Arbeitsverwaltung und besonders Job-Center für Patienten aus der Region getroffen werden, wie es für den Rehabilitanden nach der Behandlung mit Unterstützung weitergehen kann. Künftig werden solche Vereinbarungen zwischen Rehabilitanden und Vertretern der Job-Center aus Weiden beziehungsweise Tirschenreuth noch in der Zeit der Behandlung getroffen. Dr. Elke Hellwig ist Sozialtherapeutin am Bezirksklinikum Wöllershof Dr. Heribert Fleischmann beim Vortrag Zahlen und Fakten 2011 • Die Raten für Arbeitslosigkeit lagen 2011 für Menschen mit Hauptdiagnose Alkohol bei 32,1% nach SGB II (langzeitarbeitslos), bei 5,4% nach SGB III. • Bei den Opioidabhängigen waren 54,6% langzeitarbeitslos (nach SGB II) beziehungsweise 5,9% nach SGB III und 11,1% als „sonstige Nichterwerbspersonen“ erfasst. • Fast 31,9% der Menschen mit einer Hauptdiagnose Cannaboide sind langzeitarbeitslos, ebenso wie 33,1% der Kokainkonsumenten. Besuchsdienst Pflegeheim Parsberg Ein Geben und Bekommen Es herrschte Aufregung unter den 23 Bewohnern des Pflegeheims für psychisch kranke Menschen, als Stefan Heptner ihnen am Morgen sagt, dass am Nachmittag der Besuchsdienst kommt. „Die freuen sich auf die Dienstage wie wenn es Weihnachten wäre“, beschreibt der Parsberger Stationsleiter die Stimmung. Und tatsächlich stehen manche am Fenster und winken ihren Besuchern zu. F ünf Damen und zwei Herren aus Seubersdorf und Parsberg bilden den Besuchsdienst. In zwei Gruppen aufgeteilt besucht jeder einmal im Monat die Bewohner. Kleine Geschenke in Form von Schokolade oder auch Zigaretten werden von den Bewohnern gerne angenommen. Allein die Gespräche, das gemeinsame Singen oder einfach nur Dasein reichen aus, um den Bewohnern ein wenig Normalität von draußen zu bringen und Abwechslung zu bescheren. „Bei den wenigsten Bewohnern kommt die Familie zu Besuch. Ihre Sozialkontakte bestehen aus dem Pflegepersonal, den Reinigungskräften und dem Hausmeister“, beschreibt Heptner die einsame Situation. Gegründet hat sich die Gruppe Freiwilliger vor 25 Jahren, damals mit großer Hilfe des damaligen evangelischen Parsberger Pfarrers Manfred-Bodo Wähner und des Regensburger Caritas-Besuchsdienstes. Als eine der ersten Das Parsberger Besuchsdienst-Team: Josef Regnet, Irmgard Zwiener, Berta Karl, Rosa Wagner, Stationsleiter Stefan Heptner, Christel Curtius, Elisabeth Hofmann und Christian Segerer (v.l.n.r.) ließ sich Christel Curtius überzeugen und sie ist mittlerweile die Dienstälteste im ehrenamtlichen ­ Team. Viele, die jetzt regelmäßig einen Nachmittag die Bewohner des Pflegeheims besuchen, wurden von dem Pfarrer oder Bekannten angesprochen und eingeladen. An diesem Dienstag ist eine neue Besucherin dabei, die jedoch im Pflegeheim eine Altbekannte ist: Rosa Wagner. Sie war bis vor einem Vierteljahr als Krankenpflegerin im Pflegeheim beschäftigt. Dann fiel die frische, voll Tatendrang berstende Rentnerin in ein Loch. Zu ihrem zweiten Einstand brachte sie selbstgebackene Torte mit und freute sich, nicht nur ihre ehemaligen Kollegen wiederzusehen. Gerade auch die Bewohner haben ihr gefehlt. „Ehrenämter halten jung!“. „Ich denke mir jedes Mal, wenn ich wieder rausgehe, dass ich so dankbar bin, weil es keinem in meiner Familie so schlecht geht“, beschreibt sie. Trotz der jahrelangen Routine gehen ihr die Besuche noch nahe. Als ein Geben und Nehmen beschreiben alle Besucher ihre Arbeit: Sie geben Freude an die Bewohner und erhalten im Gegenzug Dankbarkeit und die Bestätigung, dass ihr Engagement sinnvoll ist. An diesem Tag ist Curtius in besonderer Art beschenkt worden. „Seit 25 Jahren komme ich hier her und heute hat ein Autist mir zum ersten Mal die Hand gegeben“, freut sie sich über die große Geste des Heimbewohners. Gegen Ausgrenzung In der Gruppe ist trotz des langen Bestehens eine Dynamik vorhanden. Neue Ideen, wie sie den Bewohnern Abwechslung bescheren könnten, werden diskutiert. Was sie vor allem umtreibt ist die Frage der Erweiterung des Kreises. Ihre Befürchtung ist, dass der Besuchsdienst keine weiteren Freiwilligen findet. „In der letzten Zeit mussten einige aufhören“, erklärt Curtius. Eigene Krankheit oder ein Pflegefall in der Familie ließen die Gruppe schrumpfen. „Von alleine hört keiner auf“, betont Curtius. Was auch die anderen bestätigen. Wer Interesse hat, beim Besuchsdienst in Parsberg mitzumachen, kann sich mit Christel Curtius unter 09497/1700 telefonisch in Verbindung setzen. (LHO) Dabei ist sie nicht die einzige „Wiederholungstäterin“. Vor zwanzig Jahren war Christian Seegerer als Zivildienstleistender im Pflegeheim. Nun kommt der Angestellte einer Sicherheitsfirma in seiner Freizeit zu den Bewohnern. Er ist bestürzt darüber, wie die Gesellschaft mit psychisch kranken Menschen umgeht. „Die Gesellschaft will diese Leute nicht in ihrer Mitte haben“, beschreibt er. Für den 42-jährigen Familienvater war es Ehrensache, sich für dieses Ehrenamt zu entscheiden. Berta Karl ist mit ihren 83 Jahren die älteste Besucherin - mit einem ganz persönlichen Credo: Nachwuchs gesucht SYNAPSE November Neurologie woch im Monat von 17:30 bis 18:30 Uhr ein „Offenes Singen“ im Lichthof der Neuro-Reha statt. Melanie Helmer leitet dieses offene Singen, bei dem jeder, der mag – Patient, Angehöriger, Mitarbeiter – mitmachen kann. Ob Kanon oder Gassenhauer: Es wird mit Leidenschaft gemeinsam gesungen, getrommelt und gerasselt. Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben Gemeinsam erleben, gemeinsam freuen: Ein Patient der Neuro-Reha-Intensiv-Station 14b mit Stationsleiterin Gabriele Rieder Die AG hat es sich zum Ziel gesetzt, sich durch geeignete Veranstaltungen am Lauf der vier Jahreszeiten zu orientieren. In den monatlichen Treffen der AG werden die Aufgaben verteilt. Dabei muss an viel gedacht werden: Gibt es einen geeigneten Raum mit ausreichender Bestuhlung? Wie kann man die Veranstaltung ankündigen? Wer gestaltet und verteilt Plakate? Hier haben gerade auch Patienten die Möglichkeit zur Mitarbeit, zum Beispiel im therapeutischen Angebot der Recreation. Selbstverständlich greift die AG Vorschläge von Patienten auf: So wurde auf Initiative eines Patienten eine Maiandacht durchgeführt. Die AG Veranstaltungen, Diakon Harald Wieder und die Neuropsychologin Gudrun Laufkötter unterstützten den Patienten bei Planung und Organisation. Für ihn bedeutete diese Aktion eine enorme Bestätigung auf seinem Weg durch und aus der Erkrankung heraus. Freude an den schönen Dingen des Lebens Die AG hofft, auch weiterhin mit ihren Angeboten dazu beizutragen, den Patienten, Bewohnern und Angehörigen der Neuro-Reha Raum für die schönen Dinge des Lebens ge- ben zu können, damit sie den oft sehr schweren Alltag dadurch besser meistern. Für die Zukunft ist geplant, die Veranstaltungen einem größeren Kreis publik zu machen, zum Beispiel über das medbo Intranet. Die AG ist natürlich jederzeit offen für Ideen und Unterstützung. Eines hat sich schon jetzt deutlich gezeigt: Die Offenheit der AG trägt zu einer sehr intensiven Vernetzung der verschiedensten Berufsgruppen bei und ermöglicht zutiefst menschliche und wertschätzende Begegnungen, die sowohl für die Patienten, Bewohner und Angehörigen als auch für die Mitarbeiter eine große Bereicherung bringen. Thomas Beie ist Fachkrankenpfleger für Rehabilitation an der Klinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg Arbeitsgruppe „Veranstaltungen in der Neuro-Reha“ Die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Regensburg Gemeinsam durch den Jahreskreis „Jeder muss lernen, sein Schicksal anzunehmen.“ Thomas Beie Matthias Kunz Zusammen kommen, die Seele baumeln lassen und einmal nicht an die Krankheit denken: Ziel der interdisziplinären Arbeitsgruppe „Veranstaltungen in der Neuro-Reha“ ist es, den Patienten der Klinik für Neuro-Reha, den Bewohnern des neurologischen Spezialpflegeheims und ihren Angehörigen Lebensqualität und Teilhabe an den so wichtigen „schönen Dingen des Lebens“ abseits des oft harten und anstrengenden Klinikalltags zu ermöglichen. E s hat schon einen festen Platz im Kalender: Das Martinsfest im Lichthof der Klinik für Neurologische Rehabilitation am Bezirksklinikum Regensburg. Im letzten Jahr wurde unter der Leitung von Manuela Hofknecht eigens eine Kindergruppe der Malteser-Jugend organisiert, die das Martinsspiel vorführte und die Herzen der Zuschauer für sich gewann. Für die Patienten der Neuro-Reha und deren Angehörige ist es eine willkommene Abwechslung zum Alltag in der Klinik – und ein romantischer Anknüpfungspunkt auf das alltägliche Leben außerhalb des Kran- kenhauses. Jahreszeitliche Feste und Feiertage sind immer ein guter Anlass, um Normalität ins Krankenhaus zu holen: Ob Ostern, Sonnwend oder Nikolaus. Mit Musik geht alles besser Aber auch kulturelle und soziale Anlässe bieten sich an. So organisierte Thomas Beie, Fachkrankenpfleger an der Neuro-Reha und passionier- ter Zitherspieler, im Juni dieses Jahres einen „Musikalischen Frühlingsgruß“ der Seniorengruppe des „Zitherklub Regensburg 1884 e.V.“ im Lichthof der Neuro-Reha. Dann erfüllten harmonische Saitenklänge von sieben Zithern und einer Gitarre die offene Aula des Lichthofes und bezauberten das Publikum. Seit Juli 2014 findet seit neuestem jeden ersten und dritten Mitt- Mitglieder der Arbeitsgruppe „Veranstaltungen an der Neuro-Reha“ und Ansprechpartner: • Nora Dreyling, Leiterin Patienten- und Pflegemanagement • Melanie Helmer, Musiktherapeutin und zertifizierte Singleiterin des Konzeptes „Singende Krankenhäuser“ • Bernhardine Bialas, Diplom-Sozialpädagogin und Sozialdienst Neurologische Spezialpflegeheim • Monika Klein, Sprachtherapie • Manuela Hofknecht, Krankenschwester Station 24c • Susanne Pleischl, Ergotherapeutin der Recreation • Diakon Harald Wieder und Pfarrer Wolfgang Reindlmeier für besondere Veranstaltungen der katholischen und evangelischen Klinikseelsorge • Thomas Beie, Fachkrankenpfleger für Rehabilitation an der Klinik für Neurologische Rehabilitation und Leitung der Arbeitsgruppe Im Herbst 2014 feiert die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe Regensburg ihr 15-jähriges Bestehen. Sie ist Anlaufpunkt für Schlaganfall-Betroffene und deren Angehörige und hat mittlerweile über 40 Mitglieder. D ie Treffen finden einmal im Monat, immer am letzten Freitag statt. Im Rahmen dieser Treffen haben die Mitglieder die Möglichkeit, von ihren Sorgen zu erzählen, Fra- gen zu stellen und diese mit den anderen Mitgliedern zu erörtern. Der Informationsaustausch innerhalb der Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil der Treffen. Darüber hinaus finden regelmäßig Fachvorträge zu verschiedenen Themen „rund um die Diagnose Schlaganfall“ statt. Experten zu den jeweiligen Bereichen werden zu den Treffen eingeladen, informieren die Gruppe und sind offen für die Fragen der Mitglieder. Die Geselligkeit darf bei den Treffen ebenfalls nicht zu kurz kommen - man soll sich wohlfühlen und gerne zu den Treffen kommen. So gehört die jährliche Weihnachtsfeier genauso in das Jahresprogramm, wie ein Ausflug mit der Gruppe. Der diesjährige Ausflug der Schlaganfall-Selbsthilfegruppe führte die Teilnehmer in die Benediktiner Abtei nach Weltenburg. Die Selbsthilfegruppe profitiert zudem durch ihre Anbindung an den Verein „Schlaganfall-Initiative-Regensburg e.V.“, der von Prof. Dr. Ulrich Bogdahn, dem Ärztlichen Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg, geleitet wird. Kontakt zur SchlaganfallSelbsthilfegruppe: Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Matthias Kunz, den Leiter der Selbsthilfegruppe: Tel +49 (0) 941/942-19025. 31 32 SYNAPSE November Neurologie Sie ist die Krankheit der Könige und Herrscher – heißt es: Julius Cäsar oder auch Napoleon Bonaparte sollen unter ihr gelitten haben. Nach Schätzungen von Experten ist heute etwa ein Prozent der Bevölkerung von einer aktiven, chronischen Epilepsie betroffen. Demnach sind in Deutschland rund 800.000 Menschen an Epilepsie erkrankt. Damit gehört sie zu den häufigsten chronisch verlaufenden neurologischen Erkrankungen überhaupt. U ngefähr 44.000 Menschen erkranken in Deutschland pro Jahr neu an Epilepsie. Dabei gibt es eine Häufung an Neuerkrankungen bei Kindern unter 16 Jahren und bei Erwachsenen ab dem 55. Lebensjahr. Neurophysiologisch betrachtet entladen sich bei einem epileptischen Anfall zeitgleich übererregte Neuronengruppen im Gehirn. Diese Entladungen können sich wie Wellen in benachbarte Nervenzellen fortsetzen. Je nachdem, welche Gruppen von Nervenzellen betroffen sind, kommt es zu Hirnfunktionsausfällen mit durchaus unterschiedlichen Ausprägungen. Ist zum Beispiel der Hinterhauptslappen betroffen, erleben die Patienten während des Anfalls Wahrnehmungsstörungen wie etwa Blitze. Ist der Stirnlappen betroffen, können Arme oder Beine unkontrolliert zucken. Ausfälle im Scheitellap- SYNAPSE November Neurologie pen können sich zum Beispiel durch ein Kribbelgefühl an Armen oder Beinen äußern. Zu Gedächtnisstörungen in Form von zum Beispiel „Déjà-vus“ – also dem Eindruck, eine Situation bereits einmal erlebt zu haben – kommt es, wenn der Schläfenlappen tangiert ist. Epilepsie Gewitter im Kopf Renate Neuhierl, Dr. Michael Schröder Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen Für Patienten und Helfer gilt sich bewusst zu machen: Auch wenn die Symptome drastisch sein können, so sind sie normalerweise harmlos. Dennoch sollten einige Regeln im Umgang mit akuten Anfällen beachtet werden: • Schützen Sie den Betroffenen vor Selbstverletzung. Er sollte aus Gefahrenzonen gebracht werden, weg vom Straßenverkehr. Nehmen Sie ihm die Brille ab und entfernen Sie scharfkantige Gegenstände aus seiner Nähe. • Fixieren Sie den Patienten nicht und fassen ihn nur am Oberkörper an, um Zerrungen oder ausgerenkte Gelenke zu verhindern. • Schützen Sie den Kopf des Patienten nach Möglichkeit mit einer weichen Unterlage. • In keinem Fall dürfen Sie dem Patienten einen Gegenstand zwischen die Zähne schieben. • Versuchen Sie nicht, den Anfall durch Festhalten des Betroffenen zu unterbrechen. • Es kann auch die Atemmuskulatur des Betroffenen verkrampfen und ein Atemstillstand einsetzen. Dieser ist nach spätestens 30 Sekunden vorbei. Sie brauchen also keine Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten. • Bringen Sie den Betroffenen nach dem Anfall in die stabile Seitenlage und bleiben bei ihm, bis er vollständig wach ist. Er kann in dieser Phase verwirrt sein: Sprechen Sie daher beruhigend mit ihm. Ganz wichtig: Schützen Sie ihn vor Schaulustigen! Notfall: Status epilepticus Dauert der Anfall länger als fünf Minuten oder kommt der Betroffene zwischen einzelnen Anfällen nicht mehr zu sich, rufen Sie umgehend den Notarzt (Telefon 112 oder die bundesweit gültige Notfallnummer 116 117). Regensburger Epilepsie-Ambulanz: Bezirksklinikum Regensburg, Klinik für Neurologie der Universität Regensburg, HAUS 20, Universitätsstraße 84, 93053 Regensburg, Tel +49 (0)941/941-3003, Email [email protected] Aktive Epilepsiekranke erleiden wiederholt Anfälle, die sehr unterschiedlich ausfallen können: Man differenziert hier nach der äußerlichen Sichtbarkeit der Anzeichen, der Häufigkeit und der Dauer der epileptischen Anfälle. Von der milden Aura zum „status epilepticus“ Ist eine Nervenzellgruppe in einem eng umschriebenen Gehirnbereich betroffen, spricht man von einem fokalen Anfall. Ihm gegenüber steht der generalisierte Anfall, bei dem vom Beginn des Anfalles an beide Gehirnhälften betroffen sind. Fokale Anfälle können vom Patienten bewusst erlebt werden: Man spricht dann von einem einfach-fokalen Anfall. Der Patient kann die Symptome des Anfalls beschreiben und lokalisieren. Die Symptome sind sehr unterschiedlich – je nach betroffener Hirnregion: von ungewöhnlichen Sinneseindrücken und zuckenden Gliedmaßen, bis hin zu Sprachstörungen. Die mildeste Form eines fokalen Anfalls ist die sogenannte Aura. Es kann sich hier um eine Wahrnehmungsstörung handeln wie etwa eine eigenartige Geschmacks- oder Geruchsstörung, oder sogar um eine Halluzination, also die Wahrnehmung von Trugbildern. Handelt es sich um einen komplex-fokalen Anfall, ist die bewusste Wahrnehmung des Patienten in aller Regel getrübt. Entsprechend kann er sich an den Anfall später meist nicht erinnern. Der Betroffene fühlt sich leicht benommen, durchläuft möglicherweise kürzere Bewusstseinsausfälle oder wird richtig bewusstlos. Typisch für komplex-fokale Anfälle sind begleitende wiederholte Bewegungsmuster wie etwa Kaubewegungen oder Zungenschnalzen. Häufig können sinnfreie Muster wie Klopfen und Scharren mit den Füßen oder Zupfen und Nesteln mit den Händen beobachtet werden. Man nennt dies Automatismen. Da bei einem generalisierten Anfall beide Gehirnhälften betroffen sind, geht dieser meist mit einer Trübung des Bewusstseins oder einer tiefen Ohnmacht einher. Die Symptome können bei einem generalisierten Anfall zum Beispiel tonisch-klonischer Ausprägung entsprechend drastisch sein: Ein großer Anfall („grand mal“, französisch für „großes Übel“) beginnt in aller Regel mit einem Initialschrei des Patienten. Es folgt eine Phase, in der sich die Gliedmaßen beider Körperhälften versteifen (tonischer Anfall). Im Anschluss zucken Arme und Beine rhythmisch (klonischer Anfall). Der Patient braucht meist lange Zeit, um sich zu erholen. Begleitbeschwerden sind häufig Kopfschmerzen, Muskelkater oder auch Verwirrtheit. Dauert der Anfall länger als fünf Minuten oder erfolgen die Anfälle so dicht aufeinander, dass der Patient sich nicht mehr erholen kann, spricht man vom „status epilepticus“: Dieser Zustand ist extrem gefährlich für den Patienten, denn wenn er über längere Zeit anhält, kann das Gehirn Schädigungen davontragen. Ursachen Ursachen von Epilepsien, die sich im Kindesalter manifestieren, sind, wenn es sich um früh nach der Geburt auftretende Anfälle handelt, oft Stoffwechselstörungen. Ansonsten überwiegen im Kindesalter generalisierte Epilepsien, für die keine unmittelbare Ursache gefunden werden kann. Diese werden als idiopathische Epilepsien bezeichnet. Man nimmt eine Vererbung an, wobei diese bisher nur für einen kleinen Teil der Epilepsien nachgewiesen ist. Die häufigsten Ursachen von Epilepsien im Erwachsenenalter nach dem 55. Lebensjahr sind zum Beispiel Schlaganfälle, traumatische Verletzungen des Gehirns, Hirntumore oder Hirnhautentzündungen. Diagnosestellung und Therapien Bei der Epilepsie ist eine gründliche Abklärung durch den Neurologen notwendig. Dabei ist die Krankengeschichte von wesentlicher Bedeutung. Patient und Angehörige sollten sie so detailliert wie möglich beschreiben: Vorzeichen, mögliche Auslöser, vorhergehende Ereignisse, den Anfall, seine Dauer, seinen Verlauf und seine Symptome selbst sowie die Befindlichkeit des Patienten nach dem Ereignis. Der Arzt wird Fragen nach Vorerkrankungen wie Kopf- oder Nervenverletzungen, Gefäßerkrankungen oder auch möglicher erblicher Vorbelastung stellen. Neben einer ausführlichen körperlichen Untersuchung werden auch bildgebende Verfahren eingesetzt, insbesondere die Magnetresonanztomographie. Mit ihr werden die Hirnstrukturen des Patienten sichtbar gemacht. Über ein Elektroenzephalogramm werden die Hirnströme erfasst. Die Epilepsie ist eine nicht heilbare Krankheit. Doch gelingt es mit modernen Medikamenten heute in den meisten Fällen sehr gut, die Ausprägung, die Häufigkeit und die Dauer von Anfällen günstig zu beeinflussen. Bei vielen Betroffenen erreicht die medikamentöse Behandlung mit Antiepileptika eine dauerhafte Anfallsfreiheit – allerdings auch um den Preis der lebenslangen disziplinierten Einnahme der Medikamente. Moderne Antiepileptika zielen darauf, das aus den Fugen geratene Gleichgewicht zwischen den Botenstoffen im Gehirn zu regeln. Die erregenden Botenstoffe werden „entschärft“, die hemmenden „gefördert“. Auf diese Weise soll die individuelle „Reizschwelle“ des Patienten angehoben werden, nach Möglichkeit bis zur völligen Anfalls-Unempfindlichkeit. Kann bei einem Patienten durch Medikamente keine Anfallsfreiheit erreicht werden, muss überprüft werden, ob durch eine operative Entfernung des anfalls­ auslösenden Gehirnareales Anfallsfreiheit erreicht werden kann (sogenannte Epilepsiechirurgie). Ist dies nicht möglich, kann durch Stimula­ tionsverfahren eine Verringerung der Anfallshäufigkeit und -schwere erreicht werden Inzwischen etablierte Operationsverfahren sind die Tiefe-Hirnstimulation (SYNAPSE 4/2013) oder die Vagnus-Nerv-Stimulation. Dr. Michael Schröder ist Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg 33 34 SYNAPSE November KJP SYNAPSE November KJP Warum Rituale für Kinder so wichtig sind Plätzchenbacken, Kalendertürchen öffnen und Weihnachtslieder singen: Die Advents- und Weihnachtszeit ist voller Brauchtum. Neben der Lebensfreude, die solche Traditionen und Rituale vermitteln, sind sie aber auch für das Großwerden der kleinen Menschen wichtig. Nikolaus, Christbaum und Gute-Nacht-Geschichte Dr. Christian A. Rexroth U nter einem Ritual versteht man eine kulturell eingebundene beziehungsweise bedingte Interaktion mit der Umwelt, die sich im Sinne eines „gelernten Tuns“ als geregelter Kommunikationsablauf beschreiben lässt. So beschreiben es zumindest Experten. Für Kinder ist allerdings erstmal eines wichtig: Rituale müssen Spaß machen, damit man sie immer wieder machen möchte – und ohne Mama, Papa, Geschwister und Freunde als Mitmacher geht gar nichts. Das Miteinander zählt hier. Und das gilt für den Spiele-Abend genauso wie für das Kuscheln vor dem Einschlafen. Rituale finden sich in unterschiedlichsten sozialen Zusammenhängen: In der Familie, in der Schule oder später in der „Clique“. Sie haben neben der Förderung der zwischenmenschlichen Verständigung und des Gruppenzusammenhalts auch eine identitäts- und sinnstiftende Funktion: Sie vermitteln dem Kind Halt und Orientierung und sind insgesamt Ausdruck des menschlichen Selbstbewusstseins. Rituale vereinfachen die Bewältigung komplexer sozialer Situationen. Sie zeigen uns, wie man richtig und konstruktiv miteinander umgeht, wie man sich durchsetzt oder sich fügt und Rollen akzeptiert. Rituale führen in gewisser Weise zu routinierten Abläufen, die eine große Bedeutung bei Kindern und Jugendlichen haben, jedoch auch für Erwachsene wichtig sind. Ein Beispiel: Zur Begrüßung reichen wir uns als Kinder und als Erwachsene die Hand und signalisieren damit, dass wir offen für den anderen sind und „friedliche Absichten“ haben. Im Rahmen der Entwicklung eines Menschen wirken Rituale damit prägend auf die Ausbildung von Persönlichkeit und Charakter. Rituale: Schon bei den ganz Kleinen ganz groß Entsprechend dem Fürsorgebedarf ist der äußere Rahmen umso wichtiger, je kleiner ein Kind ist. Bereits im Säuglingsalter geben Fingerspiele, Singen und Vorlesen das Gefühl von familiärer Zugehörigkeit und Geborgenheit. Bei Kleinkindern finden ritualisierte Handlungen in Form von zum Beispiel Tischgebeten, Geburtstagsfeiern oder auch Gute-Nacht-Geschichten, dem Klassiker unter den Alltagsritualen bei Kindern, Bedeutung. Auch alltägliche Verrichtungen der Hygiene, wie etwa Händewaschen und Zähneputzen, gehören zu solchen ritualisierten Handlungen. Kinder brauchen einen geregelten, rhythmischen Tagesablauf. Für dessen Ablauf bilden Rituale das Gerüst. Es gibt wissenschaftliche Studien, die die Bedeutung von Ritualen für die psychische und physische Gesundheit der Kinder hervorheben. Beispielsweise bringen unregelmäßige Bettgehzeiten den natürlichen Tag-Wach-Rhythmus des Kindes durcheinander. Dieser „Schlafentzug“ kann die Gehirnentwicklung und damit die Fähigkeit beeinträchtigen, das eigene Verhalten zu steuern. Im schlimmsten Fall entwickelt das Kind Verhaltensstörungen. Andererseits sind regelmäßige und ungestörte Mahlzeiten mit der Familie ein „Anker“ im Tagesab- lauf von Kindern und damit ein wesentlicher Schutzfaktor im Hinblick auf die Entwicklung von Übergewicht. Nebenbei vermitteln Zusammenkünfte der Familie, wie gemeinsame Mahlzeiten, als „Familienkonferenz“ neben Austausch auch Sicherheit und Ruhe. Aus Kindern werden Jugendliche Bei Mädchen und Jungen spielen Übergangsriten für den Eintritt in die Lebenswelt von Frauen und Männern eine wesentliche Rolle und dienen der Handlungsorientierung. Rituale sind auch von Bedeutung in der Schulpädagogik, insbesondere in der Grundschule, um den Unterricht aufzufrischen und lebendig zu strukturieren. Rituale haben natürlich auch in der Welt der Erwachsenen einen festen Stellenwert. Zu nennen sind beispielsweise Feiern im familiären und gesellschaftlichen Rahmen, die lebenszyklisch oder auch ereignisbezogen vorkommen (etwa Geburt, Konfirmation/Kommunion, Heirat). Die Medizin kennt ebenfalls degenerierte Rituale beispielsweise in Form von Zwangshandlungen. Die Betroffenen praktizieren hier Zwangsrituale gegen ihren Willen. Sie haben etwa den Zwang zum wiederholten Händewaschen oder müssen sich ständig überzeugen, dass Elektrogeräte ausgeschaltet und die Haustüre auch wirklich verschlossen sind. Darüber hinaus haben Rituale auch struktur- und bedeutungsstiftende Kraft in der Psychotherapie von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Das ist für Menschen wichtig, die sprichwörtlich durch eine Krankheit aus dem Leben gefallen sind: hier ist die Aufgabe, neue oder verloren gegangene Alltagsrituale aufzubauen – Krippenspiel und Gute-Nacht-Rituale inklusive. Dr. Christian A. Rexroth ist kommissarischer Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie, Psycho­ somatik und Psychotherapie am Bezirks­klinikum Regensburg 35 36 SYNAPSE November KJP SYNAPSE November KJP Autismus bei Kindern und Jugendlichen – Teil 1 Dr. Christiane Bormann-Kischkel Autismus ist eine tiefgreifende, viele Lebensbereiche umfassende und nicht heilbare Entwicklungsstörung. Ihre Leitsymptome zeigen sich meist bis zum 36. Lebensmonat eines Kindes. In dieser und der nächsten Ausgabe widmet sich SYNAPSE dieser Störungsgruppe, an der etwa ein Prozent der Bevölkerung ein Leben lang leidet. D en Autismus“ gibt es nicht. Experten sprechen von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS), die durchaus heterogene Erscheinungsbilder beschreiben. Viele der Verhaltensauffälligkeiten gerade beim (früh-)kindlichen Autismus sind zudem nicht ASS-spezifisch, sondern können auch bei anderen Störungen auftreten: Seien es Lese-/ Lernstörungen, Bindungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen. ASS sind organisch bedingte Störungen, die nicht psychogen verursacht, sondern erblich veranlagt sind. Symptomatisch handelt es sich um Auffälligkeiten bei der gegenseitigen sozialen Interaktion, bei Kommunikation und Sprache, sowie um repetitive, restriktive und oft stereotypische Verhaltensmuster der Kinder. Bei vielen Kindern bestehen zusätzliche psychiatrische oder neurologische Erkrankungen wie Epilepsie, Störungen der Aufmerksamkeit und Impulskontrolle, Phobien, Ticund Zwangsstörungen sowie depressive Störungen vor allem bei jungen Erwachsenen mit guter Intelligenz. Gestörte emotionale Wahrnehmung Bereits von den ersten Lebenswochen an spielt der emotionale Austausch zwischen Säuglingen und ihren Eltern eine wesentliche Rolle für ihre Entwicklung. Bei vielen ASS-Kindern ist dieser emotionale Ausdruck eingeschränkt. Häufig sind es Auffälligkeiten in der sozio-emotionalen Kommunikation, die die Eltern als erstes irritieren, ohne dass sie es immer recht in Worte fassen können. Diese Kinder lächeln ihre Eltern nicht an, recken ihnen nicht die Ärmchen entgegen, sind entweder extrem ruhig und genügsam, oder übererregbar und untröstlich. Im Verlauf der normalen Entwicklung lernen Kinder, anhand des mimischen Ausdrucks der Eltern deren Aufmerksamkeit zu lenken, oder sie orientieren sich auch mit ihrem eigenen Verhalten daran. Wenn die Mutter neuen, angstauslösenden Gegenständen gegenüber gelassen und sicher ist, erkunden die Kinder diese sehr viel schneller, als wenn die Mutter ängstlich gegenüber dem fremden Objekt reagiert (social referencing). All diese Hilfsmittel stehen den autistischen Kindern mit diesem Defizit nicht oder weniger zur Verfügung. In einer Unzahl von Experimenten ist beschrieben worden, dass autistische Kinder den emotionalen Ausdruck anderer Menschen nicht oder schlechter verstehen als andere Kinder mit vergleichbarem Entwicklungsstand. Sehr viele Arbeiten gibt es hierbei zum Verständnis des mimischen Ausdrucks. Aber auch die Zuordnung von stimmlichen emotionalen Äußerungen oder emotionalen Begriffen zu entsprechenden Abbildungen ist beeinträchtigt. Gesten und Körperhaltungen werden von diesen Kindern ebenfalls nicht so gut erkannt. Verhaltensprobleme im Alltag Dabei handelt es sich nicht um einen „Alles-oder-Nichts“-Prozess. Einfache Emotionen wie Zorn, Trauer, Freude werden zumindest von den Kindern mit einer besseren kognitiven und sprachlichen Entwicklung erkannt, komplexere Emotionen wie Stolz oder Scham sind jedoch auch für sie schwieriger. Es gibt Hinweise, dass die Kinder mit Autismus, wenn sie Emotionen erkennen, dies doch mit anderen Prozessen tun. Der emotionale Ausdruck ist für sie häufig weniger relevant als andere Aspekte. Gibt man ihnen zum Beispiel drei Foto-Karten vor, von denen sie zwei auswählen sollen, bevorzugen einige von ihnen jene zwei Karten, auf denen das gleiche Gesicht abgebildet ist. Andere, vor allem die nicht-sprechenden Kinder, wählen zwar die Karten mit der gleichen Emotion, vergleichen sie aber anhand der Öffnung der Mundpartie. Sie können diese Bilder auch nicht der entsprechenden emotionalen Lautäußerung zuordnen, so dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie die Mimik des Gesichts verstanden haben. Sie haben sich an Einzelmerkmalen orientiert, aber die Gestalt und den Inhalt nicht wahrgenommen. Diese umfassende Schwierigkeit, soziale Signale angemessen zu beachten, zu verstehen und darauf zu reagieren, erklärt manche Verhal- Multiaxiale Diagnostik nach ICD 10: Achse I: Kinderpsychiatrische Diagnose Achse II: Umschriebene Entwicklungsstörungen Achse III: Intelligenzniveau Achse IV: Körperliche Symptomatik Achse V: Psychosoziale Umstände Achse VI:Ausmaß der globalen Beeinträchtigung Fortsetzung auf Seite 38 37 38 SYNAPSE November KJP Fortsetzung von Seite 36 tensprobleme im Alltag. Bei ironischen Äußerungen widersprechen sich emotionaler Ausdruck und semantischer Inhalt. Wenn diese Kinder nur beachten, was gesagt, und nicht wie es gesagt wird, missverstehen sie zwangsläufig solche Aussagen. Das kann durchaus schwerwiegende Folgen haben. So wird berichtet, dass ein Arbeitgeber ziemlich erbost einen jungen Mann mit Autismus auf einen Fehler hingewiesen und ihm gedroht hatte, wenn er das nochmal mache, könne er ein blaues Wunder erleben. Der junge Mann hat den gleichen Fehler prompt nochmal begangen in Erwartung dieses zitierten blauen Wunders. Mögliche Ursachen Es gibt Hinweise auf gestörte hirnphysiologische Entwicklungsabläufe bei ASS-Patienten: ein schon lange bekanntes Phänomen ist bei jungen Kindern ein zu großer Kopfumfang, der sich aber mit dem Alter wieder verliert. Gleichzeitig gibt es aus neuroanatomischen Untersuchungen Hinweise darauf, dass Prozesse der Spezialisierung und Vernetzung von Nervenzellen in den ersten Lebensjahren nicht in gleicher Weise stattfinden wie bei ungestörten Kindern. Diese Spezialisierungsvorgänge bedeuten, dass bestimmte Bahnungen sich ausbreiten und andere Nervenfasern, die nicht benötigt werden, wieder abgebaut werden. Grob vereinfacht könnte man sagen, dass bei den autistischen Kindern zu viele Gehirnzellen da sind, die aber nicht in die notwendigen Spezialisierungen eingebaut werden. Mittlerweile gibt es mittels bildgebender Verfahren auch viele Hinweise, dass bei erwachsenen Menschen mit Autismus jene Teile vom Hirn nicht oder weniger aktiv sind, mit denen wir im weitesten Sinn soziale Verhaltensweisen verarbeiten. Das bedeutet, dass diese Menschen andere Bereiche ihres Gehirns einsetzen, um diese Informationen zu verarbeiten, diese Zonen dafür jedoch nur bedingt geeignet sind. Dies alles sind sehr span- SYNAPSE November KJP nende Befunde, aber sie sind immer noch sehr unspezifisch und im Einzelfall zu ungenau, als dass man sie zu diagnostischen Zwecken heranziehen könnte. Erblichkeit Aus Familienuntersuchungen ist bekannt, dass das Risiko, an einer autistischen Störung zu leiden, bei Geschwistern autistischer Kinder gegenüber der Normalbevölkerung deutlich erhöht ist. Auch bei eineiigen Zwillingen ist die Konkordanz höher als bei zweieiigen Zwillingen. Man geht davon aus, dass verschiedene Anlagen oder Dispositionen vererbt werden, die als „Verhaltensphänotyp“ häufiger bei Eltern, Geschwistern oder anderen nahen Verwandten auftreten können, ohne dass diese an einem autistischen Syndrom leiden. Aus genetischen Analysen von betroffenen Familien leitet man ab, dass Abweichungen an mindestens drei bis vier unterschiedlichen Genen auftreten müssen, um dieses Störungsbild zu verursachen. In verschiedenen Untersuchungen wurde auch die Ortung auf bestimmten Chromosomen versucht, aber hier sind etwa zehn verschiedene Chromosomen ins Spiel gebracht worden. Trotz der wissenschaftlichen Fortschritte ist eine Heranziehung der einzelnen Erkenntnisse zu diagnostischen Zwekken im Einzelfall oder etwa zur genetischen Beratung noch nicht möglich. Multiaxiale Diagnostik Sowohl die Tatsache, dass ein Kind sich entwickelt, wie auch seine Einbindung in unterschiedliche Lebensbereiche wie Familie, Schule oder die Gleichaltrigengruppe erfordert eine umfassende Beschreibung eines Kindes. Deshalb werden in der Kinderpsychiatrie mehrere Beschreibungsdimensionen oder Achsen verwendet. Die klassischen Untersuchungsmethoden sind dabei neben dem Gespräch mit dem Kind selbst die Beschreibung der Entwicklungs- geschichte durch die Eltern, die körperliche, neurologische und psychologische Untersuchung, die Verhaltensbeobachtung des Kindes. Auch die Stellungnahmen der Lehrer etwa in den Zeugnissen oder auch in der direkten Beobachtung sind wichtig. renzierung nach dem Ausmaß der intellektuellen Beeinträchtigung erfolgt hier innerhalb der diagnostischen Kategorie. Ob eine entsprechende Veränderung auch im ICD 11 realisiert werden wird, bleibt abzuwarten. Achse I: Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (ASS) Manchmal ist durch die Entwicklungsgeschichte und die Beobachtung des Kindes recht schnell Für die Diagnose des Autismus ist die erste Achse relevant, auf der die kinderpsychiatrische Diagnose im engeren Sinn abgebildet wird. Nach der ICD 10 wird zwischen dem „Frühkindlichen Autismus“ und dem „Asperger Syndrom“ differenziert. Beide unterscheiden sich deutlich in der Ausprägung der Symptomatik in den ersten fünf Lebensjahren. Ein weiterer Unterschied besteht in der intellektuellen Begabung. Da es im lebenslangen Verlauf aber zu einer Angleichung in der Symptomatik kommt, wird in der neuen Version der DSM-V nur noch die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung vergeben. Eine Diffe- klar, ob bei ihm die Diagnose eines frühkindlichen Autismus zutrifft. Manchmal ist das Bild aber auch sehr komplex, so dass man, um ganz sicher zu gehen, einige spezifische Untersuchungsmethoden durchführen muss. Als sogenannter „Gold-Standard“ gelten ein sehr umfangreiches Elterninterview und eine ebenso aufwändige Verhaltensbeobachtung des Kindes. Störungsspezifische Diagnostik: ADI-R, ADOS Diese Instrumente wurden von internationalen Forschergruppen im Rahmen genetischer Untersuchungen von autistischen Störungen entwickelt. Für den internationalen Vergleich dieser Daten war es erforderlich, sicher zu stellen, dass überall die gleichen Diagnosekriterien verwendet wurden. Die Durchführung dieser Interviews und vor allem der Verhaltensbeobachtung, des ADOS, ist nicht leicht und muss in speziellen Ausbildungskursen erlernt werden. Dr. Christiane Bormann-Kischkel ist Leitende Psychologin an der Klinik für Kinder- und Jugend­ psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg 39 40 SYNAPSE November Forensik SYNAPSE November Forensik Erweiterung der Erwachsenenforensik und Neubau der Jugendforensik Sozialministerin Emilia Müller informiert sich am Bezirksklinikum Regensburg Der Bezirk Oberpfalz und die medbo bauen derzeit im Auftrag der bayerischen Staatsregierung eine Jugendforensik und erweitern die bisherige Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg. Sozialministerin Emilia Müller informierte sich Anfang August vor Ort. D er Freistaat hat den Bezirken die Durchführung des Maßregelvollzugs übertragen, was für den Bezirk Oberpfalz von der medbo übernommen wird. In Regensburg entsteht die erste bayerische Jugendforensik für psychisch kranke Jugendliche als Pilotprojekt. „Die Errichtung einer jugendforensischen Klinik mit 24 Betten und die Erweiterung der Regensburger Forensik um 32 Betten ist dringend nötig. Vor allem bedarf es einer Einrichtung, in der jugendliche Straftäter mit psychiatrischen Erkrankungen und Störungen therapiert und auch resozialisiert werden können“, erklärt Bezirkstagspräsident der Oberpfalz, Franz Löffler. Der Bau einer Jugendforensik ist nötig, damit die bayerischen Straftäter im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, in Ausnahmen bis 21 Jahren, nicht zur Unterbringung in einem Maßregelvollzug in ein anderes Bundesland müssen. „Der Maßregelvollzug für Heranwachsende verbindet die Behandlung der jungen Straftäter mit Erziehung und Resozialisierung. Viele der Patienten in der Jugendforensik haben neben ihren Erkrankungen und Störungen starke Defizite in der Schulbildung und beruflichen Ausbildung und finden sich auch deshalb in der Gesellschaft nicht zurecht. Dieser wichtigen gesellschaftspolitischen Herausforderung stellt sich die medbo“, betont Löffler. Moderner Maßregelvollzug Bayerns Sozialministerin Emilia Müller betonte, dass ein rechtssicherer, moderner und qualitätsgesicherter Maßregelvollzug ein wichtiges Anliegen der Staatsregierung sei. „Dazu gehört auch, dass die Maßregelvollzugseinrichtungen baulich die Sicherheit der Bevölkerung gewährleisten. Daneben müssen die Einrichtungen so gestaltet sein, dass sie eine Therapie der untergebrachten Personen mit dem Ziel der Resozialisierung bestmöglich gewährleisten. Mit dem Bau einer Jugendforensik für psychisch kranke Jugendliche und der Erweiterung der Regensburger Erwachsenenforensik setzen wir das gezielt um.“ Wichtig sei ebenso eine sichere rechtliche Grundlage. „Mit einem eigenen bayerischen Maßregelvollzugs-Gesetz werden wir den Vollzug der Maßregeln der Besserung und Sicherung auf ein neues rechtliches Fundament stellen. Dies bringt für die untergebrachten Personen, aber auch für die Beschäftigten Rechtssicherheit und Transparenz.“ Das bayerische Kabinett hat den Gesetzesentwurf ver- (v.l.n.r.) Patientenbeauftragter Prof. Dieter Schmidt, Bauprojektleiter Marco Hutzler, stv. Maßregelvollzugsleiterin Dr. Kirsten Lange, Vorstand Kurt Häupl, Sozialministerin Emilia Müller, Bezirkstagspräsident Franz Löffler und Dr. Christian Rexroth gangene Woche beschlossen. Er befindet sich derzeit in der Verbandsanhörung. Impulse aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie Neben der Erfahrung in der Erwachsenenforensik bringt die medbo auch die nötige Kompetenz aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) ein. Mit dem stationären, teilstationären und ambulanten Angebot in Regensburg, Amberg, Cham und Weiden bauen der Bezirk Oberpfalz und sein Krankenhausträger medbo seit 1992 das kinder- und jugendpsychiatrische Angebot kontinuierlich aus. Der bisherige kommissarische Ärztliche Direktor der Regensburger Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Daten und Fakten Jugendforensik • In Deutschland gibt es derzeit 14 jugendforensische Einrichtungen. • Keinen Jugend-Maß­regelvollzug haben Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. • Am medbo Bezirkskrankenhaus Parsberg werden bereits drogenabhängige jugend­liche Straftäter therapiert. • Laut einer Studie wurden im Jahr 2010 in Deutschland insgesamt 282 junge Straftäter, davon 38 Jugendliche und 175 Heranwach­ sende, in einer jugendforensischen Einrichtung untergebracht. • Bei den Straftaten handelt es sich um Körperverletzung, Sexual­delikte, Eigentumsdelikte, andere Delikte, Brandstiftung und Tötungsdelikte. Psychotherapie, Dr. Christian Rexroth, wird mit der Inbetriebnahme der Jugendforensik deren Chefarzt. Eine der größten Baumaßnahmen des Bezirks Seit Oktober 2012 wird die Baumaßnahme umgesetzt. Am 14. Mai vergangenen Jahres wurde der Grundstein gelegt. Noch in diesem Jahr wird die Entlassstation und Nachsorgeeinheit der Erwachsenenforensik im Neubau ihren Betrieb aufnehmen. Die geplante Inbetriebnahme aller Gebäude wird im September 2016 erfolgen. Die Baumaßnahme ist mit einem Volumen von etwa 40 Millionen Euro die größte Investitionsmaßnahme der letzten Jahrzehnte in der Geschichte der Krankenhäuser, die der Bezirk Oberpfalz zu verantworten hat. Es entstehen insgesamt 6.250 Quadratmeter Nutzfläche, wobei auf die Jugendforensik 1.600 Quadratmeter entfallen. (LHO) 41 42 SYNAPSE November Forensik SYNAPSE November Forensik Psychologen und Psychotherapeuten im Maßregelvollzug Dr. Christian Hartl Ende September fand im Bezirksklinikum Regensburg das dritte Treffen der bayerischen Maßregelvollzugspsychologen statt, das von den Regensburger Kollegen organisiert worden war. Dr. Christian Hartl in DGPPN-Arbeits­ gruppe berufen Neue „Task Force Behandlungsstandards im Maßregelvollzug“ Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat eine neue Arbeitsgruppe (Task Force) zur Festlegung von Behandlungsstandards im Maßregelvollzug ins Leben gerufen. Dr. Christian Hartl, Psychologischer Psychotherapeut an der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg, wurde in das 15-köpfige Gremium aus Mitarbeitern im Maßregelvollzug, Medizin-Ethik-Professoren und Richtern am Landgericht berufen. Ziel der Arbeitsgruppe ist die Definition von Mindeststandards sowie die Erarbeitung von Leitlinien im Sinne eines „Good-ClinicalPractice“-Standards für Therapie, Sicherung und Resozialisierungsaufgaben im Maßregelvollzug. Die Ergebnisse werden unverbindlich sein, sollen aber den Maßregelvollzugsleitungen in ganz Deutschland als Argumentationsvorschläge und Orientierungshilfen zur Verfügung stehen. Geleitet wird die Task Force von Prof. Dr. Jürgen Müller, Leiter des DGPPN-Fachreferats Forensische Psychiatrie und langjähriger leitender Oberarzt in der Forensik des Bezirksklinikums Regensburg. (RNE) N ach dem Grußwort der stellvertretenden ärztlichen Leiterin Dr. Kirsten Lange, die aus ärztlicher Sicht die besondere Bedeutung der Aufgaben der psychologischen Kollegen betonte, fassten die Mitorganisatorinnen Uta von Hahn und Katrin Hammer die Ziele des Treffens zusammen. Einerseits gehe es um den Erfahrungsaustausch über praktische Umsetzungen in den Kliniken, andererseits auch um eine bessere Interessenvertretung durch eine gute Vernetzung untereinander. In den anschließenden thematischen Kleingruppen ergaben sich konstruktive Diskussionen über die teilweise unterschiedlichen Vorgehensweisen in verschiedenen Kliniken. Im Bereich der suchtkranken Straftäter (§ 64 StGB) wurden unterschiedliche Vorgehensweisen bei Stufenanträgen und auch zum Teil unterschiedliche Unterbringungsdauern diskutiert, während bei den psychisch Kranken (§ 63 StGB) die zum Teil deutlich rückläufigen Belegungszahlen im letzten Jahr im Vordergrund standen. Neues Maßregelvollzugsgesetz Eine lebhafte Diskussion ergab sich am Nachmittag im Plenum. Dr. Christian Hartl war zuerst auf die Notwendigkeit berufspolitischen Engagements eingegangen. Danach erläuterte er den Entwurf des bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Soziales für ein Maßregelvollzugsgesetz und die Stellungnahme der bayerischen Psychotherapeutenkammer dazu. In diesem Entwurf wurden die Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten bisher „komplett vergessen“. Dabei sei ihre Tätigkeit im praktischen Alltag der Kliniken in keinem Bereich wegzudenken und die Chefärzte auf örtlicher Ebene betonten regelmäßig, wie unverzichtbar die Kollegen seien. Doch sei es bisher nicht zu einer einheitlichen Stellungnahme der Chefärzte und der Verwaltungen gekommen, die die Problematik bei anstehenden Stellenbesetzungen genauso spüren: Dies bei gleichzeitigem Ärztemangel und der übermäßigen Belastung der Ärzteschaft. Eine Forderung der Klinikleitungen nach gesetzlich verankerter Gleichstellung hätte ein ganz besonderes Gewicht und würde den klinischen Gegebenheiten besser gerecht. chotherapeut“ verweigert. Auch im TVöD tauche sie bisher nicht auf. Während Schirmer für einzelne Tarifverträge diesbezüglich auf positive Entwicklungen verweisen konnte, sah er beim TVöD noch wenig Bewegung. Allerdings zeichnete sich auch hier eine gewisse positive Entwicklung ab, häufig auf betrieb­ licher oder regionaler Ebene. Auch gebe es zahlreiche individuelle Lösungen, die deutliche Besserstellungen von Kollegen nach persön­ licher Verhandlung in Form von Zulagen erreicht hätten. In der anschließenden Diskussion wurde nicht zuletzt darauf hingewiesen, dass von den Klinikleitungen durch die nicht-adäquate Berücksichtigung der Psychothera- peuten auch selbst Einflussmöglichkeiten nicht genützt würden, die Bedingungen der Psychologen, aber auch die zunehmende Überlastung der Ärzte zu verbessern. Aus- und Weiterbildung Im Vortrag von Dr. Heiner Vogel (Vorstandsmitglied der Psychotherapeutenkammer) wurden zunächst die mögliche Reform des Psychologie-Studiums beziehungsweise die Einführung einer sogenannten Psychotherapie-Direktausbildung mit anschließender Psychotherapie-Weiterbildung diskutiert. Anschließend ging es um die möglichen Folgen des neuen Maßregelvollzugsgesetzes auf die dort aktuell nicht berücksichtigten Berufsgruppen der Diplom-Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten. Als Fazit der Veranstaltung verwies Hartl auf die Bedeutung eines permanenten Austausches über die Kliniken hinweg, um die Position der Kollegen zu stärken. Außerdem müsse das Maßregelvollzugsgesetz noch dringend nachgebessert werden, um den praktischen Bedingungen, aber auch den gesetzlichen Vorgaben aus dem Psychotherapeutengesetz gerecht zu werden. Dr. Christian Hartl ist Psycho­ logischer Psychotherapeut an der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg Psychologische Psychotherapeuten im TVÖD Im zweiten Vortrag ging ver. di-Landesfachbereichsleiter Dominik Schirmer auf die tariflichen Besonderheiten der verschiedenen „Berufsgruppen“ der Psychologen ein. Bedauerlich sei dabei immer noch der Status der Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA), die in vielen psychiatrischen Kliniken deutlich unter dem Mindestlohn bezahlt würden, obwohl sie ein abgeschlossenes Studium aufzuweisen hätten und größtenteils vollwertig therapeutisch eingesetzt würden. Für den Bereich der Psychologischen Psychotherapeuten, die seit dem Psychotherapeutengesetz von 1999 den Fachärzten gesetzlich gleichgestellt sind, sei man in den meisten Kliniken von einer praktischen Umsetzung dieses Gesetzes noch weit entfernt. Häufig würde sogar die gesetzlich vorgesehene Berufsbezeichnung „Psychologischer Psy- (v.l.n.r.) Dominik Schirmer, Uta von Hahn, Dr. Heiner Vogel, Katrin Hammer und Dr. Christian Hartl 43 44 SYNAPSE November medbo SYNAPSE November medbo 5 Jahre Beratungs- und Koordinierungsstelle für die Oberpfalz nano - Netzwerk Autismus Niederbayern Oberpfalz Heike Vogel Ein Zusammenbruch beim Laborpraktikum brachte für Maria K. den Stein ins Rollen. Die hochbegabte Pharmaziestudentin wurde nach diesem alarmierenden Zwischenfall mit der Diagnose Asperger-Autismus konfrontiert. Maria K. ist damit eine von geschätzt 14.000 Autismus-Patienten im Raum Niederbayern/ Oberpfalz. Die Dunkelziffer ist wohl noch höher einzuschätzen. E s folgten Monate der Fassungslosigkeit und Ratlosigkeit für Maria K. und ihr privates Umfeld. Eine erneute Abklärung zur Absicherung bestätigte die Diagnose. Maria K. und ihre Familie machten sich jetzt gezielt auf den Weg, um mehr über das Phänomen Autismus zu erfahren und sich über mögliche Hilfen zu informieren. Als Studentin lebt Maria K. nicht in der Familie, sondern bewohnt ein kleines Appartement in Regensburg. Nachvollziehbar waren die Sorgen und Ängste der Mutter: Wird sich die Tochter – schon immer ein wenig einzelgängerisch – weiter zurechtfinden? Wie verkraften sie und die Familie die Diagnose? Welche Konsequenzen ergeben sich für den Alltag und die weitere Zukunft? Informationen waren gefragt und vor allem ganz praktische Hilfen: Etwa bei der Beantragung von „Nachteils­ ausgleichen“ für das Studium oder aber unterstützende Mitwirkung bei der Aufklärung der Professoren sowie der Mitstudenten. Viele Fragen waren zu klären: Welche Auswirkungen hat die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises auf den Betroffenen? Wer hilft bei der Beantragung? Wo gibt es geeignete Therapiemöglichkeiten? Niederschwelliges Angebot Die Mutter war es auch, die den ersten Kontakt zur Beratungs- und Koordinierungsstelle aufnahm. Zu wissen, nicht alleine mit „dem Autismus“ zu sein, eine niederschwellige Anlaufstelle gefunden zu haben und sich mit Fachleuten, aber auch anderen Betroffenen austauschen zu können, trägt wesentlich zur Entspannung der Lebenssituation von Betroffenen und deren Familien bei. Lag diese wichtige Aufgabe in früheren Jahren alleine bei den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern der Elternverbände Autismus, so wird der hohe Beratungs- und Informationsbedarf heute in Bayern zu einem großen Teil von speziellen Beratungsstellen für Menschen mit Autismus und deren Angehörige aufgefangen. Jeder bayerische Bezirk beheimatet ein „Autismus-Kompetenzzentrum“(„Autkom“). Die Beratungs- und Koordinierungsstellen arbeiten auf der Grundlage des „Bayerischen Rahmenkonzeptes Autismus-Kompetenz-Netzwerk des Verbandes der Bayerischen Bezirke“ vom Februar 2008. Sie wurden auf den dringenden Wunsch von Elternverbänden, Betroffenen und Fachkräften als niederschwellige Anlaufstelle etabliert. nano: Netzwerk Autismus Niederbayern Oberpfalz Vor fünf Jahren hat die Beratungsund Koordinierungsstelle des Netzwerkes Autismus für die Oberpfalz ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist die Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) und deren Angehörigen. Träger der freien Wohlfahrtspflege aus Niederbayern und der Oberpfalz, der Elternverband Autismus Regensburg e.V. sowie die medbo haben sich für die Gründung der „Nano GmbH“ (Netzwerk Autismus Niederbayern Oberpfalz) entschieden, die jeweils eine Beratungsstelle in Passau sowie in Regensburg unterhält. Der ehrenamtliche Geschäftsführer wird derzeit durch die Katholische Jugendfürsorge Regensburg gestellt. Fachlich unterstützt wird die Arbeit der Stelle durch einen Fachbeirat, zu dem Vertreter der beteiligten Gesellschafter sowie Prof. Dr. Matthias Dalferth, OTH Regensburg, als wissenschaftlicher Begleiter zählen. Die Finanzierung der beiden Beratungsstellen erfolgt nach Grundlagen der Überregionalen Offenen Behindertenarbeit OBA durch die zuständigen Bezirke, anteilig durch das Bayerische Sozialministerium sowie über Einlagen der jeweiligen Gesellschafter. Hilfe für Betroffene und ihre Familien Der Arbeitsschwerpunkt der Beratungsstellen liegt in der konkreten Beratung und Begleitung von Fami- lien und betroffenen Einzelpersonen in allen Lebenslagen. Das Netzwerk hilft bei der Koordination von Leistungen sowie bei der Vernetzung sozialer Dienste und Einrichtungen, die unter anderem in Gestalt von Facharbeitskreisen und Fachforen umgesetzt wird. Fachkräfte unterschiedlicher Institutionen sowie andere Interessierte können ebenfalls Beratung in Anspruch nehmen. Es werden Fortbildungen und Fachvorträge zum Thema angeboten und rege genutzt. Auch stellt das Netzwerk seine Räumlichkeiten Selbsthilfe- und Angehörigengruppen ebenso zur Verfügung, wie es sich bei der Abklärung des Behinderungsbildes mit Experten, Kliniken und Behör- Netzwerk Autismus Koordinierungsstelle für die Oberpfalz Grasgasse 12 93047 Regensburg Tel +49 (0) 941/595799-81 [email protected] Sprechzeiten: Montag bis Donnerstag 09:00 bis 15:00 Uhr und nach Vereinbarung. Das Beratungsangebot ist vertraulich und kostenfrei. Einmal pro Quartal bietet nano Außensprechstunden in Amberg, Cham und Weiden an. Daneben gehören Haus- und Einrichtungsbesuche sowie Hospitationen zum Leistungsangebot. Ein elektronischer Newsletter informiert sechs Mal im Jahr über Aktionen, Veranstaltungen und Angebote des Netzwerks. den einbringt. Der Verleih spezifischer Fachliteratur ist kostenlos und für jedermann zugänglich. Dem Netzwerk Autismus liegt nicht zuletzt besonders daran, die Öffentlichkeit über die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Autismus-Spektrum-Störungen aufzuklären. Denn es gilt: „Den Autismus gibt es nicht“. In vielen Aktionen und Veranstaltungen kann sich die interessierte Bevölkerung über das Netzwerk und das Thema Autismus-Spektrum-Störungen selbst, die Gesellschafter-Firmen und Einrichtungen der Nano sowie Partner-Organisationen informieren. Nicht zuletzt am 2. April, dem Welt-Autismus-Tag, öffnet das Netzwerk Autismus jährlich seine Pforten und gibt Einblick in seine Arbeit. Heike Vogel ist Sozialpädagogin bei der Beratungs- und Koordinierungsstelle des Netz­ werkes Autismus in Regensburg 45 46 SYNAPSE November medbo SYNAPSE November medbo Das medbo Hygiene-Team informiert Hygiene Surveillance Sabine-Antje Edenhofer Hygiene ist Präventionsmedizin. Ein zentrales Thema bei der Prävention ist, dass der Erfolg nicht direkt sichtbar ist. Eine nicht erlittene Infektion hat für den Patienten und die Einrichtung auch keine sichtbaren Folgen. Trotzdem ist der Präventionserfolg messbar. S o ist ein Ziel aller vorbeugenden Maßnahmen, Infektionserkrankungen von den Patienten abzuwenden und die Verbreitung von Erregern mit besonderen Resistenzen zu verhindern. Aber wie lässt sich feststellen, ob all diese Maßnahmen tatsächlich zielführend sind? Wie lässt sich hygienisches Handeln messbar und nachvollziehbar mit der Infektionshäufigkeit, der Übertragungshäufigkeit oder auch einem Ausbruchsgeschehen in Verbindung bringen? medbo-Vorstand Kurt Häupl, Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg, und Bezirkstagspräsident Franz Löffler Neuer Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie medbo finanziert Stiftungsprofessur An der Universität Regensburg wird ein neuer Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie eingerichtet. Das bezirkseigene Kommunalunternehmen medbo finanziert die auf sechs Jahre befristete W3-Stiftungsprofessur in diesem Fachgebiet. A m 23. Oktober 2014, unterzeichneten Prof. Dr. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg, Bezirkstagspräsident Franz Löffler und medbo-Vorstand Kurt Häupl den Stiftungsvertrag, in dem die Anschubfinanzierung des neuen Lehrstuhls festgelegt wurde. Die medbo fördert den neuen Lehrstuhl mit insgesamt 1,26 Millionen Euro. Außerdem stellt das Unternehmen der Universität Regensburg 14 Betten in ihrer Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Bezirksklinikum Regensburg für Forschungs- und Lehrzwecke zur Verfügung. Die künftige Lehrstuhlinhaberin beziehungsweise der Lehrstuhlin- haber wird die Klinik in Personalunion auch als Ärztlicher Direktor leiten. „Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung“, betonte Prof. Hebel. „Immer noch werden auch Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen zu oft stigmatisiert. Zugleich sind anhaltende psychische Störungen häufig Gründe für eine spätere Arbeitsunfähigkeit. Wir freuen uns deshalb, dass an der Universität Regensburg neue Forschungsmöglichkeiten im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie angestoßen und neue Lehrangebote für angehende Medizinerinnen und Mediziner geschaffen werden können.“ Bezirkstagspräsident Franz Löffler zeigte sich zufrieden: „Wie bei den Lehrstühlen für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Neurologie kommt es hier zu einer weiteren Zusammenarbeit mit der Universität Regensburg, von der die jungen Patientinnen und Patienten in der Region profitieren werden.“ Damit würden die psychiatrischen Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten für Kinder und Jugendliche verbessert und die Medizinerausbildung an der Universität Regensburg weiter ausgebaut. „Die Ausbildung von Ärzten sowie die Forschung in diesem Fachbereich ist sehr wichtig, da die entsprechenden Fallzahlen steigen“, erklärte Löffler. Man hoffe, den Lehrstuhl bis Ende 2015 besetzen zu können, erklärte medbo-Vorstand Kurt Häupl. Nach Ablauf des Stiftungsvertrags wird die Fakultät für Medizin der Universität Regensburg dem Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie Stellen und Mittel für eine adäquate Erfüllung der Aufgaben in Forschung und Lehre zur Verfügung stellen. „Wir werden in Zukunft noch mehr gut ausgebildete Kinder- und Jugendpsychiater benötigen, da wir diesen Bereich an fast allen medbo-Standorten in der ganzen Oberpfalz ausbauen werden“, kündigte Häupl an. (LHO) „Surveillance“ (engl. Überwachung, Beobachtung) umfasst die fortlaufende, systematische Erfassung von Infektionen und Erregern mit besonderen Resistenzen, die Analyse und Interpretation relevanter Daten sowie deren Feedback in den Präventionsprozess. Sie dient der Qualitätssicherung und hilft, geeignete Maßnahmen zur Eingrenzung oder Verhinderung von Infektionskrankheiten zu treffen. Eindeuti- ge gesetzliche Vorgaben wie § 23 IfSG (Seuchenschutz) oder § 10 MedHygV (Hygieneverordnung) verpflichten die Kliniken dazu, das Aufkommen von nosokomialen Infektionen und Problemkeimen fortlaufend zu dokumentieren, zu bewerten und sachgerechte Schlüsse daraus zu ziehen. Die Umsetzung kann dabei nicht alleine durch das Hygienepersonal erfolgen. Sehr wichtig ist bei diesem Prozess die Zuarbeit aus den bettenführenden Abteilungen. Daher sollte den pflegerischen und ärztlichen Mitarbeitern bekannt sein, wie das Verfahren in den medbo-Einrichtungen abläuft und welches Ziel damit verfolgt wird. MRGN 3 und 4, MRSA, VRE und andere problematische Keime, wie zum Beispiel Stenotrophomonas maltofilia oder Pseudomonas aeruginosa. Welche Daten werden erfasst? Welche Informationen liefern die Daten? Routinemäßig erfasst werden Infektionen, die durch ärztliche Diagnose gesichert sind: Atemwegsinfektionen, Harnwegsinfektionen, Meningitis/Ventrikulitis, insbesondere wenn sie im Zusammenhang mit einer invasiven Maßnahme wie Tracheostoma, Blasenkatheter oder einer Ventrikeldrainage stehen, aber auch Magen-Darm Infektionen durch Clostridien. Ebenfalls routinemäßig erfasst wird eine Besiedelung oder Infektion mit antibiotikaresistenten Erregern via Screening auf allen Stationen: Hygiene-Surveillance kurz und bündig: • Reaktion mit ganz gezielten Maßnahmen auf hohe Infektionsraten • Entsprechende Anpassung des Hygienemanagements • Sensibilisierung der Mitarbeiter • Schaffung von Referenzzahlen • Einrichtungsinterner Vergleich (Jahresabgleich) • Einrichtungsübergreifender Vergleich (Referenzdatenbank beim Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen NRZ) Informationsquellen: • Hygieneplan, Verzeichnis 06 (Erreger mit besonderen Resistenzen im Klinikbereich) • www.nrz-hygiene.de (Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen) • www.lgl.bayern.de • LARE (Landes Arbeitsgemeinschaft Resistente Erreger) Wie erfolgt die Datenweitergabe? Tritt einer der vorbeschriebenen Fälle auf, muss auf der Station die Meldeliste ausgefüllt werden. Diese ist im Hygieneplan (Verzeichnis 11) hinterlegt und kann bei Bedarf ganz einfach ausgedruckt werden. Ganz wichtig ist, diese Liste vollständig und zeitnah auszufüllen und an die Klinikhygiene zu faxen (Fax +49 (0) 941/941-1295). Die gemeldeten Daten werden in spezielle EDV-Systeme eingegeben. Durch diese kontinuierliche Zusammenführung der Daten aus allen Einrichtungen ist jederzeit ein schneller, einfacher und vor allem einrichtungsübergreifender Überblick möglich: Es erfolgt praktisch ein kontinuierliches Monitoring. Der zuständige Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin erstellt in regelmäßigen Abständen eine endgültige Bewertung und Interpretation der Daten. Wie schließt sich der Kreis? Im Rahmen der Hygienekommissionssitzung werden die Zahlen vorgestellt. In Abhängigkeit von den Tendenzen, die sich daraus ergeben, werden die entsprechenden Maßnahmen bestätigt. Wird klar, dass eine Maßnahme nicht mehr zielführend ist, wird sie kritisch hinterfragt. Im Fortgang erfolgt eine Anpassung der Maßnahmen an die aktuellen Gegebenheiten. Alle Beschlüsse werden mittels Hygieneplan, Schulungen oder Be­ sprech­ ungen in den Teams zeitnah an die Mitarbeiter weitergegeben. Sabine-Antje Edenhofer ist Mitglied des medbo-Hygieneteams 47 48 SYNAPSE November medbo SYNAPSE November medbo Mein medbo-Tag mit dem Reinigungs-Service des Bezirksklinikums Regensburg Eine saubere Sache Verena Kobras Rot, gelb, grün. Das sind nicht die Farben der Ampel im Straßenverkehr. Dahinter verbirgt sich das Reinigungsfarbsystem für die Unterhaltsreinigung am medbo-Bezirksklinikum Regensburg. Heute befinde ich mich in HAUS 12 und werde die Büros der Verwaltung vom Staub des Vortags befreien. 6 Uhr morgens. Auf dem Gelände des medbo Bezirksklinikums Regensburg ist es mucksmäuschenstill und niemand ist unterwegs. Fast niemand. Frau H., Reinigungskraft am Klinikum, erwartet mich bereits mit einem strahlenden Lächeln. Ich ziehe meine Dienstkleidung für den heutigen Tag an und schon kann es losgehen. „Wo soll man hier nur anfangen?“, frage ich mich – Frau H. zwinkert: Das Geheimnis ist – Arbeitsteilung. Haken dran – Vorgaben zur Reinigungspraxis Das ganze Verwaltungsgebäude HAUS 12 kann niemand alleine reinigen. Deshalb teilen sich drei Reinigungskräfte die Arbeit. Jede hat ihren eigenen Bereich – Revier genannt. Wir sind heute für den vorderen Teil des Erdgeschosses und den Seminar-Raum zuständig. Zuerst räumen wir schmutzige Gläser aus dem Seminar-Raum in den Geschirrspüler der Verwaltungsküche und stellen unbenutzte Säfte in den Vorratsraum zurück. Dann geht es an das fachgerechte Bestücken des Reinigungswagens (RW). Der RW ist ein Wunder an Multifunktionalität: Ein rollbares Baukastensystem mit Reinigungsutensilien, Abfallbehältern und Bevorratung. Ordnung und Sauberkeit hat oberste Priorität auf dem Wagen: Wo kämen wir hin, wenn schon das Basisinstrument jedes professionellen Reinigungsvorgangs ein Saustall wäre! Frau H. geht mit mir eine Checkliste für den RW aus dem FF durch. Reinigungsmittel wie Sani- tär-, Glas- und Alkoholreiniger sowie Scheuermilch sind vorhanden. Hinter den Arbeitsmitteln wie Mopps und Besen sind die nötigen Verbrauchsmaterialien wie Handseife, Toilettenpapier und Händedesinfektionsmittel ausreichend vorhanden. Es kommt auch gleich ein Haken dran. Los geht’s in die einzelnen Räume! Von oben nach unten im Achter Zuerst werden Müll- und Papiereimer ausgeleert. Denn bei der medbo herrscht strenge Mülltrennung. Bewaffnet mit einem Einwegtuch der Farbe Blau beginnen wir mit dem Abwischen des Inventarbereichs, also der Tische, Stühle, Regale und Fensterbretter der Büros. Natürlich tragen wir die ganze Zeit Handschuhe. Um das blaue Reinigungsmittel im blauen Eimer nicht verschwen­ derisch zu verbrauchen, ist im Reinigungsfarbsystem für jedes Mittel die genaue Dosierung pro Liter Wasser notiert (siehe Kasten). Das alte Motto „Viel hilft viel“ stimmt halt nicht, zumindest nicht bei Putzmitteln. Anders ist es bei den Trägermaterialien. Nachdem ich mit einem Büro fertig bin, verwende ich für das nächste Büro gleich ein neues Einwegtuch. Je nach Bedarf muss es gewechselt werden, und hier gilt: Im Zweifel ein frisches benutzen. „Schon halb 7 – jetzt aber Beeilung!“, denke ich mir und komme schon ins Schwitzen, denn in einer Stunde kommen die meisten Verwaltungs- mitarbeiter und die Büros müssen vorher noch gewischt werden. Damit der Boden gründlich sauber wird, bekomme ich von Frau H. einen „Wisch-Tipp“. Nur durch diese Technik nimmt man mit dem Wischer jedes noch so kleine Staubkorn mit: Wischen in 8-er-Technik. Das heißt, ich gehe mit dem Mopp durch das Zimmer und meine Bewegung ähnelt der einer Acht. Im Nu ist jedes Büro nass vorgewischt und trocken nachgearbeitet. Der Mopp wird nach jedem Büro in den Wäscheabwurfsack am RW geworfen. Hintergrund für die sofortige Entsorgung der gebrauchten Einwegtücher und Mopps ist die Gefahr der Verkeimung, bestätigt Frau H. meine Vermutung. Der Reinigungs-Service ist neben dem Verwaltungsgebäude auch für die einzelnen Häuser der Kliniken zuständig. Aufgrund von Patienten-Verkehr ist hier eine keimfreie Reinigung unbedingt erforderlich. Die ganze Dreck-Wäsche wie die Mopps der Reinigung wurde vor vielen Jahren noch an der damals ansässigen medbo-Wäscherei selbst gewaschen und wieder an die Häuser verteilt. Seit elf Jahren erledigt dies jetzt ein externer Dienstleister. Ordnung – auch unter Zeitdruck Nach den Büros geht es an den WC-Bereich. Toiletten-Reinigen ist ja schon an und für sich so eine Sache. In meiner Studenten-WG klappt das nie reibungslos, denn keiner macht das gerne. Aber Frau H. ist Profi – entschlossen, gründlich und vor allem so zügig, dass ich staune. Jetzt verwenden wir rote Einwegtücher für die WCs, gelbe für die Waschbecken und grüne für Kontaktflächen wie die Türklinken und Haltegriffe. „Nur die Farben nicht durcheinander bringen“, schärfe ich mir ein. Hier muss nach jeder Anwendung das Reinigungstuch weggeworfen werden. Durch die sogenannte „Falttechnik“ eines Tuches habe ich immer eine feuchte und saubere Tuchfläche, mit der ich die Oberfläche reinigen kann und komme so mit einem Tuch gut zu recht. „Knuddeln“ ist nicht angesagt. Es ist inzwischen recht heiß draußen. Der Schweiß läuft mir über den Rücken. Aber die Zeit drängt. Gerade im Service ist Zeitdruck Normalität. Für ein Zimmer mit 120 Leistungsmaßen (LM) darf eine Reinigungskraft genau zwölf Minuten brauchen. Oder anders herum: von dieser Raum-Art müssen 120 Quadratmeter pro Stunde gereinigt werden. Übersetzt in Alltagssprache: Für ein Büro mit 24 Quadratmeter Grundfläche sind genau 12 Minuten Zeit. Die Räume werden in Raumgruppen eingeteilt (A bis H) und mit entsprechenden Leistungszahlen, die in der Reinigungsbranche üblich sind, versehen. Die Art der Raum- nutzung und die Struktur der Räumlichkeiten werden bei der Zeitvorgabe berücksichtigt. Zahlen, Daten, Fakten Insgesamt werden pro Tag 5.205 Räume, das heißt 101.693,37 Quadratmeter am Bezirksklinikum Regensburg gereinigt. Dafür sind derzeit 34 Mitarbeiter in der Eigenreinigung und im internen Stationshilfen-Dienst fest angestellt. Zwei Gebäudereinigungsfirmen mit etwa 120 Mitarbeitern ergänzen das hauseigene Team in ihrem Aufgabengebiet, der Reinigung und Speisenversorgung in den Stationsküchen. In jedem Haus gibt es andere Rahmenbedingungen im Umgang mit den Mitarbeitern und primär mit den Patienten. Bei Patienten mit psychiatrischer Erkrankung zum Beispiel ist es wichtig, die Privatsphäre zu achten und sie im Patientenzimmer so wenig wie möglich zu stören: Die Klinik ist ja in aller Regel über mehrere Wochen oder gar Monate ihr „Zuhause auf Zeit“. Die Reinigungskräfte sind stille Helfer im Mikrokosmos des Bezirksklinikums. Sie verrichten Tätigkeiten, die für alle, die am Bezirksklinikum arbeiten und leben, meist selbstverständlich sind. Aber nach diesem Tag heute weiß ich, dass ihre Arbeit eine dieser Basisdienstleistungen ist, ohne die die medizini- sche Leistung nicht möglich ist. Eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe. Und aufgrund der professionellen Methoden und Instrumente ist die Aufgabe komplexer, als man landläufig meinen möchte. Sauberkeit: Eine Disziplin mit vielen Seiten Es geht nicht nur um das pure tägliche Saubermachen. Die Behandlung von problematischen Verschmutzungen oder die Zusammenarbeit mit dem Hygieneteam und der Haustechnik, die Unterhaltsreinigung von Gebäuden aller Art oder die Organisation von Sonderreinigungsaktionen zum Beispiel bei Inbetriebnahme neuer beziehungsweise sanierter Gebäude, Ungezieferkunde, -bekämpfung und -prophylaxe – professionelle Sauberkeit ist eine komplexe Sache. Das Team der Reinigung und Stationshilfen ist immer mit von der Partie. Bevor ich meinen Dienst gegen Mittag beende, wird im Reinigungslager von HAUS 12 noch einmal kontrolliert, ob Reinigungsmittel, Mopps und Toilettenpapier für die nächsten Tage ausreichend vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, bestellt Frau H. über den medbo Online-Shop die verbrauchten Dinge nach. So kann am nächsten Tag frisch und mit nötigem Material wieder an die Arbeit gegangen werden – eine saubere Sache. Kleine Putzmittelkunde - Reinigungsfarbsystem nach RKI (Unterhaltsreinigung) Farbe Produkt/Aufgabe Arbeitsmaterial RW Anwendungsbereich Dosierung Sanitärreiniger: Reinigung von WC-Bereichen Roter Eimer, rotes Einweg-Reinigungstuch WC-Becken, Urinale, WC-Bürstenstiel, WC-Bürstenhalter Im WC-Becken: Purer Einsatz Lösung: 5 ml/2 Liter Wasser Sanitärreiniger: Reinigung von Sanitärbereichen Gelber Eimer, gelbes Einweg-Reinigungstuch Waschbecken, Spritzbereich, Dusche/Badewanne, Fliesen, Regale, Trennwände -Lösung: 5 ml/2 Liter Wasser -Bei Bedarf: purer Einsatz Desinfektionsmittel: Desinfektion von Kontaktflächen Grüner Eimer, grünes Einweg-Reinigungstuch Türklinken, Haltegriffe, Schalter, Seifenspender, Wasserhähne, Armaturen Lösung: 0,5% 10 ml/2 Liter Waser Unterhaltsreiniger: Reinigung von Inventar Blauer Eimer, blaues Einweg-Reinigungstuch Oberflächen, Tische, Stühle, Regale, Türen, Fensterbretter, Heizkörper, Bilderrahmen Lösung: 10 ml/2 Liter Wasser 49 50 SYNAPSE November medbo SYNAPSE November medbo Patientenbefragungen Die medbo im Spiegel der Patienten Stefan Krischker Patientenbefragungen haben in der medbo eine lange Tradition. Seit Mitte der 90er-Jahre wurden die psychiatrischen Patienten am Standort Regensburg und kurz darauf auch in Wöllershof regelmäßig nach ihrer Zufriedenheit mit dem Service und der Behandlung befragt. der Patienten über die ersten drei Quartale 2014. Die Befragung an einem Stichtag hat den großen Vorteil, dass ein Querschnitt aller Patienten erreicht wird – vom gerade aufgenommenen bis zum kurz vor der Entlassung stehenden Patienten. Auf diese Weise können sehr hohe Rücklaufquoten erzielt werden. Insgesamt beteiligen sich an allen Standorten je Quartal etwa 650 Patienten an der anonymen Befragung. Das sind mehr als 90% aller Patienten, die in der Lage sind, zu antworten. Die Patienten erhalten in der Mittagspause einen Fragebogen, der nach dem Mittagessen wieder eingesammelt und zur Auswertung an das zentrale Qualitätsmanagement geschickt wird. Die Befragung ist logistisch sehr effizient und läuft nicht ins Leere. S eit Anfang 2014 werden an einem Stichtag jeweils zu Beginn eines neuen Quartals nahezu alle Patienten der medbo mit einem Fragebogen befragt. Einige wenige Stationen, wie etwa die meisten Intensivstationen oder auch die Stationen mit dementen und hirnorganisch veränderten Patienten, nehmen nicht an der Patientenbefragung teil. Ebenfalls ausgeschlossen sind die forensischen Stationen. Insgesamt zeigt sich eine hohe Zufriedenheit Im grünen Bereich Auf die Frage, ob sie die Klinik Freunden und Bekannten weiterempfehlen würden, antworten zwischen 75% und 95% der Patienten mit ja. Nur ein sehr geringer Anteil (<1%) verneint, der Rest meint „vielleicht“ oder beantwortet diese Frage nicht (etwa weil ein Patient erst kürzlich aufgenommen wurde und sich noch kein Bild machen konnte). Die Abbildung 1 zeigt das „Stimmungsbarometer“ für die Kliniken und Zentren mit stationärem Angebot an den verschiedenen Standorten im dritten Quartal 2014. Ein Blick aufs Detail ergibt dann aber auch spannende Fragen, die die Weiterentwicklung der Kliniken fördern. Ein Beispiel: Die Zeit BK Wöllershof Wie haben Sie die Aufnahmesituation erlebt? BKR-Psychiatrie BKR-Neurologie Wie wurden Sie über die Abläufe auf Station (z.B. Visiten, Essenszeiten) informiert? BKR-Neuro-Reha BKR-Kinder- und Jugendpsychiatrie Wie beurteilen Sie die Organisation auf Ihrer Station? Wie erleben Sie die Stationsatmosphäre? Wie erleben Sie die Betreuung …durch das Pflegepersonal? Wie erleben Sie die Betreuung …durch Ärztinnen und Ärzte? Wie erleben Sie die Betreuung … durch andere Therapeuten (z.B. Psychologen, Musik-, Sport-, Physiotherapeuten)? Wie gut wurden Sie in die Therapieplanung einbezogen? von der Ankunft in der Klinik bis zum Bezug des Zimmers betrug im 1. Quartal 2014 in Wöllershof 1,2 Stunden, in den Zentren in Regensburg aber 3,3 Stunden. Warum ist das so? Diagnostizieren die Kollegen in Regensburg besonders ausführlich, bevor der Patient sein Zimmer bezieht? Oder warten die Patienten lange, weil niemand Zeit für sie hat? Wie können unnötige Wartezeiten vermieden werden? Am Bezirksklinikum Regensburg beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe mit dem Aufnahme- und Entlassungsmanagement. Denn schließlich können Patienten nur dann zügig aufgenommen werden, wenn vorher ein Patient entlassen wurde. Das Ergebnis ist in Abbildung 2 sichtbar: Die Zeiten von der Ankunft in der Klinik bis zum Bezug des Zimmers beträgt in beiden Kliniken jetzt etwa eine Stunde. Qualität, subjektiv erlebt Die Zufriedenheit mit der Betreuung durch das Personal (Pflege, Ärzte, Therapeuten) ist durchweg gut. In den freien Antworten finden sich Bemerkungen wie „Super Personal“, „Personal hat immer ein offenes Ohr“ oder „Es ist immer jemand da“. Auffällig ist der Unterschied zwischen Wöllershof und Regensburg bei der Teilnahme an Behandlungsangeboten (6,4 gegenüber 4,3). Das ist wahrscheinlich auf einen „Fehler“ beim Ausfüllen des Fragebogens zurückzuführen: Ein bemerkenswerter Teil der Patienten in Regensburg trägt in dem Feld keine Zahl ein, sondern schreibt „alle“. Sind das „alle verschriebenen“ oder „alle angebotenen“? Wie viele? Das Feld bleibt bei der Datenerfassung deshalb leer, obwohl der Patient vermutlich an so vielen Therapieangeboten teilnimmt, dass er sie zum Zeitpunkt der Befragung gar nicht alle überblickt. Befragungsdesign Je nach Klinik beantworten die Patienten 15 bis 22 Fragen zu den Themen Aufnahme, Aufenthalt in der Klinik, Betreuung durch das Personal, Behandlung sowie Ergebnis der Behandlung. Sie verwenden dafür überwiegend das klassische Schulnotensystem („1: Sehr gut“ bis „6: Ungenügend“). Am Ende des Fragebogens können Patienten noch Beschwerden und Ärgernisse, riskante Situationen, Verbesserungsvorschläge und Positives beschreiben. Wie lange hat es nach der Ankunft in der Klinik gedauert, bis Sie Ihr Zimmer beziehen konnten? Wie wird Ihre Privatsphäre gewahrt? 1. Quartal Wie bewerten Sie die Sauberkeit/ Hygiene auf Ihrer Station? 2. Quartal BK Wöllershof 3. Quartal Wie zufrieden sind Sie mit der Behandlung insgesamt? Wie ist Ihr Gesamteindruck von unserer Klinik? BK Regensburg (Psychiatrie) 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 Note (1-6) 1,0 Abbildung 1: Patientenzufriedenheit bei stationärem Aufenthalt, Q3/2014 · In der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist die Frage „Betreuung durch Ärzte“ und „Betreuung durch andere Therapeuten“ zusammengefasst. Die Frage „Aufklärung über Abläufe auf Station“ richtet sich an Patienten und ist in der KJP durch Eltern kaum zu beantworten. 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 Abbildung 2: Trend „Schnelligkeit Aufnahmemanagement“ 2,5 3,0 3,5 Stunden Das Essen am Bezirksklinikum schmeckt den Patienten offensichtlich sehr gut. Das wird immer wieder in den Freitextantworten deutlich, wie zum Beispiel „Sehr gutes, abwechslungsreiches Essen“. Dennoch kommt es vereinzelt zu Beschwerden, das Essen sei nicht heiß genug oder (noch) mehr Obst und Gemüse auf dem Speiseplan wären gut. Die Küche reagiert dann prompt und stellt Mikrowellengeräte auf den Stationen zur Verfügung oder ändert kurzfristig den Speiseplan. Übrigens: Die Küchen an den Bezirksklinika Regensburg und Wöllershof kochen selbst und beziehen ihre Zutaten überwiegend von regionalen Versorgern „frisch vom Feld“. Spitzenreiter: KJP Die besten Beurteilungen (durch Eltern) erhalten die Tageskliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Weiden und Amberg (Gesamteindruck und Behandlung: 1,4). Im Durchschnitt benoten die Patienten ihre Behandlung und ihren Gesamt­ eindruck von den medbo-Kliniken mit „gut“. In Zeiten knapper (Personal)Ressourcen ist das ein bemerkenswertes Ergebnis und wohl nur auf das hohe Engagement gut ausgebildeter Kolleginnen und Kollegen zurück zu führen. Stefan Krischker ist QualitätsmanagementBeauftragter der medbo 51 52 SYNAPSE November medbo SYNAPSE November medbo Erster medbo-Spatz im Nest Examen an der Berufsfachschule für Krankpflege Reichlich Grund zum Feiern Einen herausragenden Jahrgang hat die medbo-Berufsfachschule für Krankenpflege mit der Überreichung der Abschlusszeugnisse entlassen. 53 Schüler haben das Examen bestanden und bekamen am 18. September bei einem Festakt von Schulleiter Rupert Brenninger die Zeugnisse überreicht. A lle Absolventen haben in den drei Ausbildungsjahren erfolgreich gelernt. Der aktuelle Examensjahrgang zählt zu einem der erfolgreichsten Jahrgänge in der Geschichte der medbo-Berufsfachschule. Die Absolventen waren überaus erfolgreich: 19 Schüler erreichten eine „Eins“ vor dem Komma und sieben davon konnten sogar mit der Traumnote 1,0 abschließen. Annemarie Daffner, Lilly Gaza, Julia Kraus, Jennifer Gollis, Jessica Boguth, Mandy Lamers und Dominik Keck wurden in allen drei Prüfungsbereichen mit einer „Eins“ be- wertet und schafften durch diese bemerkenswerte Leistung die Bestnote. Duales Studium in Regensburg Unter den Absolventen befinden sich auch 20 Studenten des ersten Jahrgangs des rein Regensburger Dualen Studiums „Pflege“. Sie können ab Oktober mit dem Hauptstudium an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH) fortfahren. Seit 2011 werden die Studenten von der medbo-Berufsfachschule in Kooperation mit der OTH ausgebildet. „2009 war es die Krankenpflegeschule (KPS), die das Duale Studium in Regensburg erstmals thematisierte und die OTH Regensburg gewinnen konnte“, erinnerte Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Der Bezirk steuerte die dazu notwendige Stiftungsprofessur und Anschubfinanzierung bei. „Der Stellenwert des Berufs wird mit Sicherheit steigen“, prog- nostizierte Löffler durch den akademisierten Aufbau. „Durch dieses erweiterte Bildungsangebot der KPS erwerben einige von Ihnen ohne Zeitverzug nicht nur den Fachschul-, sondern auch den Bachelor-Abschluss. Das steigert nicht nur die Attraktivität der Schule, sondern setzt ganz neue Impulse für den Pflegeberuf insgesamt in der Region“, betonte der Direktor des Geschäftsbereichs Personal, Horst Meisinger, in seiner Begrüßung. Ein Duales Studium bietet die medbo-Berufsfachschule seit 2007 an, zuerst mit der FH Mainz, später dann mit der FH Nürnberg. Dreizehn Absolventen bekamen gemeinsam zu ihren Zeugnissen auch ihre Fachabiturzeugnisse. Sie bauten neben der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger ihr Fachabitur. Auch für sie ist das Thema Studium aktuell. (LHO) Vereinbarkeit von Beruf und Familie: medbo-Spatzennest Regensburg offiziell eingeweiht Auf dem Gelände des Bezirksklinikums Regensburg ist im September 2014 die neue Kinderkrippe „medbo-Spatzennest“ feierlich eingeweiht worden. Nach einer Bauzeit von rund einem Jahr bietet die Kinderkrippe dem Mitarbeiter-Nachwuchs Betreuung an. In zwei Gruppen können rund 24 Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren betreut werden. D er Bau und die Einrichtung der Kinderkrippe kosteten in etwa 1,1 Millionen E. Die Kosten fördert die Regierung der Oberpfalz mit fast 527.000 E. Beim medbo- Spatzennest teilen sich die Stadt Regensburg und die medbo die nicht geförderten Kosten auf: etwa 270.000 E übernimmt die Stadt und über 300.000 E die medbo. „Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass das Thema Beruf und Familie ernst genommen wird. Gerade die Bezirke stehen für soziales Engagement in vielen Bereichen. Der Bezirk hat die medbo von Anfang an unterstützt, eine Kinderkrippe am Bezirksklinikum Regensburg zu errichten“, erklärte Bezirkstagspräsident Franz Löffler. Gerade in einem wachsenden Unternehmen wie die medbo sei es wichtig, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu fördern. „Wir bekennen uns zum „familienfreundlichen Unternehmen“. Das muss heute aber auch mit Inhalten gefüllt werden. Die Herausforderungen, denen sich nahezu jeder Arbeitgeber unserer Branche heute stellen muss, heißen Demo- grafie, Fachkräftemangel, Ärzteund Pflegenotstand und zunehmender Wettbewerb“ führte medboVorstand Kurt Häupl aus. Mit der Kinderkrippe wurden auch die Räume für die Ferienbetreuung gebaut. Für fast 290.000 E hat die medbo die Räume für dieses zusätzliche Betreuungsangebot geschaffen, das bereits in den Sommerferien erfolgreich startete. Der Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs begrüßte die Initiative der medbo und freute sich, dass vakante Krippenplätze auch an Nicht-medbo-Mitarbeiter vergeben werden. Betreiber des medbo-Spatzennestes ist die Johanniter-Unfall-Hilfe. (LHO) Ein „großer“ Jahrgang – die Exsmensklassen 2014 der Berufsfachschule für Krankenpflege Regensburg 53 54 SYNAPSE November medbo SYNAPSE November medbo Brandschutz bei der medbo Für den Ernstfall: Richtig Handeln lernen Peter Exner Beim abwehrenden Brandschutz geht es darum, die Organisation in die Lage zu versetzen, im Brandfall richtig zu reagieren. Hierzu gehört die regelmäßige Information über richtiges Verhalten im Brandfall, den Umgang mit Feuerlöschern sowie die Rettungsorganisation von Personen. Das Brandschutzkonzept ist in der Brandschutzordnung, Teil A, B und C gemäß DIN 14096 beschrieben. Es ist somit zentrales Dokument zum Brandschutz in der medbo. Der Brandschutz und insbesondere der Schutz gefährdeter Personengruppen ist gerade in einer Infrastruktur wie in einem Krankenhaus oder Pflegeheim oberstes Gebot. So auch in der medbo. L aut einer Veröffentlichung des bvfa (Bundesverband Technischer Brandschutz e.V.) kam es 2013 zu rund 40 Krankenhausbränden in Deutschland: Einer davon am Bezirksklinikum Wöllershof. Die meisten Brände entstehen durch technische Defekte, Unachtsamkeit bei Baumaßnahmen und Renovierungsarbeiten sowie – wie im Fall Wöllershof – durch Brandstiftung. Neben erheblichen Sachschäden, Betriebsausfällen und Imageschäden kommen gemäß bvfa leider oft genug Menschen zu Schaden. Bränden vorbeugen Der Brandschutz untergliedert sich in den vorbeugenden und den abwehrenden Brandschutz. Unter Vorbeugung (Brandprävention, Brandverhütung) versteht man alle Maßnahmen, durch die der Entstehung oder Ausbreitung eines Brandes vorgebeugt wird. Hierzu zählen unter anderem: • Rauchverbote und Verbote des Hantierens mit offenem Feuer sind strikt einzuhalten, • nur geprüfte ordnungsgemäße elektrische Geräte verwenden, • Vorsicht im Umgang mit Wärmegeräten (Kaffeemaschinen, Herdplatten, Heizgeräten, Strahlern), • Vorsicht mit brennbaren Flüssigkeiten, Gasen, • Freihalten der Flure, Gänge und Treppenhäuser von Brandlasten, • Notausgänge nicht verstellen, • Brand- und Rauchschutztüren nicht festbinden oder verkeilen, • Feuermelde- und Feuerlöscheinrichtungen nicht verstellen. Um das Brandrisiko grundsätzlich zu minimieren und im Ernstfall die nutzbare Eingriffszeit zu ver- längern, ist nach wie vor ein ganzheitliches Schutzkonzept mit sorgfältig aufeinander abgestimmten baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Maßnahmen ein Muss für die medbo. Dieses Schutzkonzept wird ständig fortgeschrieben. Die medbo investiert daher laufend in Brandschutzmaßnahmen und -verbesserungen. Auch bei Neubauten wird viel Geld in den vorbeugenden baulichen und anlagentechnischen Brandschutz investiert. Zwar spielt der vorbeugende bauliche Brandschutz in Krankenhäusern mit Brandmeldeanlagen und feuerbeständigen Brandabschnitten eine zentrale Rolle. Doch erst das Zusammenspiel mit organisatorischen Maßnahmen im Brandfall trägt dazu bei, Schäden Ansprechpartner in Sachen Brandschutz: • Brandschutz (Brandschutzbeauftragte): Sabine Hempel, Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 12, Tel. +49 (0)941/941-1770 • Arbeitssicherheit (sicherheitstechnischer Dienst): Peter Hahn, Reiner Kopp, ias health & safety GmbH, Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 12, Tel. +49 (0)941 / 941-1777 • Arbeitsschutzkoordinator: Peter Exner, Abteilung Organisation, Gebäude- und Raummanagement, Bezirksklinikum Regensburg, HAUS 12 Tel. +49 (0)941/941-7220 zu minimieren und Gefährdungen für Patienten und Bewohner zu begrenzen. Die Führungskräfte der medbo werden einmal jährlich an allen Standorten in diesem Schutzkonzept unterwiesen: Eine Pflicht-Fortbildungsmaßnahme für alle medboFührungskräfte. Denn die Unterweisung der Mitarbeiter ist wiederum eine Pflichtaufgabe für die Vorgesetzten, die auch dokumentiert und nachgewiesen werden muss. Zum Unterweisungsinhalt gehören neben den Grundzügen des vorbeugenden Brandschutzes Kenntnisse über die betriebliche Brandschutzorganisation und deren Umsetzung im eigenen Arbeitsbereich, die Funktions- und Wirkungsweise von Feuerlöscheinrichtungen, die Gefahren durch Brände sowie über das Verhalten im Brandfall. Das richtige Verhalten der Beschäftigten im Brandfall spielt eine zentrale Rolle. Was jeder einzelne im Notfall zu tun hat, ist in der Brandschutzordnung und im Alarm-, Verständigungs- und Evakuierungsplan festgeschrieben. Hierzu zählen auch die praktischen Übungen mit dem Feuerlöscher, die über das hausinterne Institut für Bildung und Personalentwicklung IBP angeboten werden. Peter Exner ist medboArbeitsschutzkoordinator Schaubild: Struktur und Inhalte der Brandschutzunterweisungen in der medbo Regelmäßige Brandschutz-Unterweisung für alle Mitarbeiter Kenntnisse der betrieblichen Brandschutzmaßnahmen und der betrieblichen Brandschutzorganisation Kenntnisse der Brandbekämpfung, der Funktion und Bedienung von Feuerlöscheinrichtungen 1. Grundzüge des vorbeugenden Brandschutzes 2. Betriebliche Brandschutz­ organisation „Was tue ich, damit es nicht brennt?“ (z.B. allgemeine Brandschutzmass­ nahmen) (z.B. Verantwortung, Zuständigkeiten, Alarmpläne) 3. Funktions- und Wirkungsweise von Feuerlösch­ einrichtungen (z.B. Bedienung, Einsatzgrenzen und Löschtaktik) 4. Gefahren durch Brände 5. Verhalten im Brandfall (z.B. Entstehungs­brand, Ausbreitung von Feuer und Rauch) (z.B. Brandschutzordnung Teil A, C) Ziel: Arbeitssicherheit durch sicheren Umgang mit Brandgefahren am Arbeitsplatz und richtiges Verhalten im Brandfall durch selbstständiges Verlassen (Flucht) bei unmittelbarer Gefahr + Praktische Löschübung mit Feuerlöscheinrichtungen (mindestens zehn Prozent der Mitarbeiter) (z.B. Handhabung und Funktion, Auslösemechanismen von Feuerlöscheinrichtungen, Löschtaktik und eigene Grenzen der Brandbekämpfung) Ziel: Sicherer Umgang mit und der Einsatz von Feuerlöscheinrichtungen zur Bekämpfung von Entstehungsbränden ohne Eigengefährdung und zur Sicherstellung des selbstständigen Verlassens (Flucht) der Beschäftigten und anwesenden Personen 55 56 SYNAPSE November Personal SYNAPSE November Personal Krankenpflegeschüler im Schatten des Stephansdoms legen und Patienten, die der deutschen Sprache nicht fließend mächtig sind, verbessert. Mit Leonardo unterwegs in Europa Die Berufsfachschule für Krankenpflege Regensburg ist derzeit die einzige Berufsfachschule ihrer Art in Bayern, die ihren Schülern die Möglichkeit eines Schnupperaufenthalts an renommierten Kliniken im europäischen Ausland anbietet: In Irland, Frankreich, Malta, Tschechien und Österreich. Und weitere Länder sind schon in Planung. K offerpacken hieß es für 27 Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege Regensburg, um vier Wochen lang Erfahrungen an fünf ganz unterschiedlichen Stellen in Europa zu sammeln. Als einzige Krankenpflegeschule in Bayern bietet sie im Rahmen des EU-Bildungsprogramms „Leonardo Da Vinci“ ihren Schülern die Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts an. Andere Länder, andere Methoden Überrascht war die Neumarkterin über die unterschiedlichen Aufgabenbereiche. So wechselten die Ärzte in der Wiener Klinik Katheder, was in Deutschland Aufgabe der Pflegekräfte ist. Aufgefallen ist den Schülern, dass in der Universitätsklinik Pilsen die Onkologie auf dem neuesten Stand ist und sich sehr modern präsentiert, oder dass man sich in Malta und Irland mit enormem Aufwand um die behinderten Patienten kümmert. Diplom-Pflegepädagogin Heike Schüßler besuchte die Schüler in der Zeit ihres Auslandsaufenthalts, um sicher zu gehen, dass es ihnen gut ginge und sie sich in den jeweiligen Einrichtungen gut bewähren. „Das Pflegepersonal war von unseren Schülern begeistert“, berichtet sie. Sie habe von beiden Seiten nur positive Rückmeldungen bekommen. Dabei waren die Einrichtungen ganz unterschiedlich. In Irland waren die Schüler positiv überrascht, mit welcher Hingabe die Patienten gepflegt und betreut wurden. „Es wurden natürlich auch die unterschied­ lichen Abtreibungsgesetze und deren jeweilige Auswirkung mit unseren Schülern diskutiert“, so Schüßler. Im katholischen Irland ist Abtreibung verboten. (v.l.n.r.) Jasmin Roth, Silke Morgenthum, Christina Gruber und Lisa Pruy im Einsatz Mit der Zeit gehen Der Schulleiter nimmt den hohen verwaltungstechnischen Aufwand gerne in Kauf. Die Krankenpflegeschule muss alle Einsatzorte prüfen und sich um Versicherungen kümmern. Der Mehrwert, der den Schülern vermittelt wird, ist ungleich höher: So manche Vorurteile wurden revidiert und das Verständnis in der künftigen Zusammenarbeit mit Kol- „Am liebsten würde ich nächstes Jahr wieder ein Auslandspraktikum machen“, schwärmt Pruy, aber Brenninger weist sie mit einem Zwinkern darauf hin, dass sie um diese Zeit ihre Abschlussprüfungen hat. Ein Gegenbesuch bei den neugefundenen Freunden ist sowieso schon geplant und wird demnächst wahr gemacht. (LHO) medbo-logisch! Blick über den Tellerrand „Am liebsten wäre ich in Wien geblieben“, schwärmt die 19-jährige Lisa Pruy, die im zweiten Jahr ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin ist. Sie wurde der noblen Privatklinik Döbling zugewiesen und hat dort eine ganz andere Art ihres künftigen Berufs kennengelernt. Ganz fremd war es ihr nicht, denn auch am Bezirksklinikum Regensburg gibt es eine Komfortsta­ tion. Dort wird sich um Patienten in einem gehobenen Wohnstandard und zusätzlichen Serviceleistungen gekümmert. Im sonnigen Malta waren die Schüler ebenfalls in einer Pflegeeinrichtung für Behinderte tätig. „Wie in den anderen Ländern achteten die Auslandspartner darauf, dass unsere Schüler Zeit haben, Land und Leute kennenzulernen.“ In Irland war dieser Kontakt besonders eng, weil die Schüler dort in Gastfamilien untergebracht waren und nicht wie üblich in Studentenwohnheimen. Mitbewohner und Gastgeber luden die Schüler zu unvergesslichen Ausflügen zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten oder sportlichen Aktivitäten ein. Eigentlich hatte die Krankenpflegeschülerin sich für Wien beworben, da sie sich vor den Fremdsprachen scheute. Ihre Klassenkameraden waren gleichzeitig in Irland, Malta, Frankreich oder Tschechien im Einsatz. Dass in der Wiener Ordination auch Englisch Standard ist, erlebte Pruy schon am dritten Tag, als sie eine Patientenaufnahme in Englisch meistern musste. Aber auch die österreichischen Eigenheiten wie „Ventflon“ für den Verweilkatheder oder „Jause“ für den Nachmittagskaffee stellten kleinere Herausforderungen dar. Einen ganz anderen Alltag ­ rlebten die Schüler, die in Paris im e Centre Medical eingesetzt waren. Tagsüber arbeiten die Pflegekräfte in der Klinik und nachmittags sind sie auf Hausbesuch bei den Patienten unterwegs. „Zu unserem Blick über den Tellerrand gehört auch, dass das Wissen um berufspolitische Inhalte vertieft wird. Das ermöglicht den Schülern, in Deutschland in die Diskussion zu treten“, erklärt Schulleiter Rupert Brenninger und bezieht sich auf die Tatsache, dass in Frankreich Pflegekräfte rezeptieren dürfen. Lisa Pruy und Christine Gruber vor dem Wiener Prater Unser Lösungswort: Nordoberpfälzer Ort mit berühmter Basilika (Die Auflösung finden Sie auf der Umschlagseite 3) 57 58 SYNAPSE November Personal SYNAPSE November Personal Betriebsrente bei der medbo Finanzielle Absicherung im Alter durch den Arbeitgeber Markus Schaffer Die Zusatzversorgung ist die betriebliche Altersversorgung (Betriebsrente) für die Beschäftigten im öffentlichen und kirchlichen Dienst. Als medbo-Beschäftigte haben alle Mitarbeiter insoweit einen tarif- beziehungsweise arbeitsrechtlichen Anspruch gegen den Arbeitgeber auf Verschaffung dieser Zusatzversorgung. D er Arbeitgeber ist verpflichtet, seine sämtlichen der Sozialversicherungspflicht unterliegenden Beschäftigten in dieser Zusatzversorgung zu versichern. Die Versicherungsbeiträge werden derzeit monatlich vom Arbeitgeber eingezahlt. Es handelt sich hierbei nicht um Kosten, die der Arbeitnehmer trägt, sondern um reine Arbeitgeberkosten. Die Versicherten erhalten die Leistungen aus der Betriebsrente später bei Eintritt in den Ruhestand zusätzlich zur Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung oder einer berufsständischen Versorgung. Eine Anrechnung untereinander findet nicht statt. Partner kommunaler Unternehmen in Sachen Zusatzversorgung ist die Bayerische Versorgungskammer (BVK). Seit einiger Zeit wird der monatlich gezahlte Versicherungsbeitrag auch auf der Gehaltsabrechnung unter dem Block „Arbeitgeberaufwendungen – ZVBei­trag“ ausgewiesen. sen im Banken- und Kreditwesen! Die Mitarbeiter der medbo bekommen zu Anfang eines neuen Jahres eine Kontostandsmeldung ihres Zusatzversorgungskontos direkt von der BVK. In dieser Kontoinformation werden die aufgelaufenen Einzahlungen in Form von erreichten Versorgungspunkten ausgewiesen. Zins, Zinseszins und Überschussbeteiligung Soweit die BVK Zusatzversorgung höhere Kapitaleinnahmen erreicht, wird auch der erzielte Überschuss – nach der Füllung von Rückstellungen – auf die einzelnen Versicherten entsprechend der Höhe der bereits vorhandenen Versorgungspunkte verteilt. Die Höhe der späteren Betriebsrente ergibt sich wie bei einem kapitalgedeckten System aus der Summe der Einzahlungen und der erreichten Zinsen und Zinseszinsen. Während der Einzahlungsphase werden die Beiträge nach momentanem Stand mit 3,25% pro Jahr verzinst. Ab dem Zeitpunkt der Auszahlung der Rentenleistung wird der angesparte Betrag weiter mit 5,25% jährlich verzinst. Damit ergibt sich eine durchschnittliche Verzinsung pro Beitragsjahr von etwa 4%: Eine außerordentlich gute Verzinsung im Vergleich zu den derzeitigen Niedrigzin- Beispielberechnung Betriebsrente Bei der Berechnung der Altersrente aus der Pflichtversicherung wird von folgenden Annahmen ausgegangen: • Beginn der Einzahlungsphase zum 01.08.2014 • Geburtsdatum 01.01.1970 • Rentenzahlung (Altersrente) ab 01.01.2037 • Zusatzversorgungspflichtiges Jahresentgelt 40.000 E • Durchgängige Zahlung des Entgelts bis zum Renteneintrittsalter • Jahresentgelt dynamisiert mit 1,5% jährlicher Steigerung • Wartezeit von 60 Beitragsmonaten ist erfüllt Die Leistung wurde auf der Grundlage der derzeit gültigen Satzung ermittelt. Ab Zahlungsbeginn wird sie jedes Jahr jeweils zum 1. Juli um 1% erhöht. Die lebenslange monatliche Altersrente aus der Pflichtversicherung beträgt: 385,91 €. Diese Beispielsberechnung dient lediglich zur Orientierung. Sie ersetzt nicht die verbindliche Rentenberechnung zum tatsächlichen Rentenbeginn. Prognosen für künftige Jahre können aus ihr nicht abgeleitet werden. Die BVK bietet unter www.bvk-zusatzversorgung.de in der Rubrik „Rentenberechnung“ einen individualisierbaren Zusatzversorgungsrechner. Wartezeit erfüllt? Leistungen der Zusatzversorgung setzen grundsätzlich voraus, dass der Arbeitgeber für mindestens 60 Monate Umlagen oder Beiträge zur Zusatzversorgung für den Arbeitnehmer entrichtet hat (§ 32 der Satzung). Diese Voraussetzung entfällt, wenn der Versicherungsfall durch einen Arbeitsunfall verursacht worden ist. Versicherungsfall eingetreten? Ist ein Arbeitnehmer in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert, tritt dieser Versicherungsfall mit Beginn der Rente aus der Rentenversicherung (§ 31 der Satzung) ein. Als Nachweis für den Eintritt des Versicherungsfalls benötigt die BVK den Rentenbescheid der gesetzlichen Rentenversicherung. Ist ein Arbeitnehmer nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert, werden die Versicherungsfälle denen in der gesetzlichen Rentenversicherung nachgebildet. Antrag bei der BVK gestellt? Wenn der Arbeitnehmer die Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung beantragt, sollte er zeitgleich die Rente aus der BVK Zu- satzversorgung beantragen. Die entsprechenden Anträge und Anlagen sind im Internet auf www.bvk-zusatzversorgung.de im Servicebereich unter „Formulare“ zu finden. keine Leistung aus der Zusatzversorgung: Dies ist erst bei Vollrente der Fall. Leistungen der BVK Zusatzversorgung Die Betriebsrenten aus der Zusatzversorgung werden – unabhängig von Rentenanpassungen der gesetzlichen Rentenversicherung – jeweils zum 1. Juli um 1% des bisherigen Betrages erhöht (§ 37 der Satzung). Die BVK Zusatzversorgung gewährleistet nicht nur eine zusätzliche Altersversorgung, sondern einen umfassenden Versicherungsschutz. Sie zahlt eine Betriebsrente in allen Rentenfällen, die es in der gesetzlichen Rentenversicherung gibt: • Regelaltersrente • Altersrente für Frauen • Altersrente für schwerbehinderte Menschen • Altersrente nach Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeit • Altersrente für langjährig Versicherte • Altersrente für besonders langjährig Versicherte • Volle oder teilweise Erwerbsminderungsrente • Renten an Hinterbliebene (Witwen-/Witwerrente und Waisenrente) Wird eine Teilrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt, erhält der Mitarbeiter allerdings noch Anpassung der Renten Abschläge bei Altersrente mit vorzeitigem Rentenbeginn Bei Altersrenten, die vor der Regelaltersrente beginnen, nimmt die gesetzliche Rentenversicherung Abschläge in Höhe von 0,3% für jeden Monat der vorzeitigen Inanspruchnahme vor, allerdings höchstens 18% insgesamt. Die Be- triebsrente der Zusatzversorgung mindert sich bei vorzeitiger Inanspruchnahme entsprechend der Abschläge in der gesetzlichen Rentenversicherung, insgesamt höchstens jedoch nur um 10,8%. Über Fragen zum abschlagsfreien Renteneintrittsalter und die Höhe eines eventuellen Abschlags informiert die Deutsche Rentenversicherung. Markus Schaffer ist stellvertretender Abteilungsleiter Personalmanagement und leitet das Sachgebiet Personalcontrolling/ Abrechnung – Quelle: www. bvk-zusatzversorgung.de 59 60 SYNAPSE November Personalia SYNAPSE November Personalia Alexander Adam neuer Sachgebietsleiter im Personalreferat Seit August 2014 leitet Alexander Adam das Sachgebiet Personalreferat in der Abteilung Personalmanagement. Er folgt auf Borgia Zizler, die die Leitung der Abteilung Personalmanagement übernommen hat (SYNAPSE 3/2014). Verstärkung bei der Unternehmens­ kommunikation Seit Mitte Juli verstärkt Lissy Höller die Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit der medbo. Die erfahrene Journalistin wird sich künftig um die Erstellung von Schriftbeiträgen aller Art kümmern. Dies umfasst die Recherche von Themen und die Erstellung von Beiträgen ebenso wie das Verfassen von Pressemitteilungen. Lissy Höller wird zudem den Bezirkstagspräsidenten und den Vorstand der medbo im Bereich Reden und Grußworte unterstützen. Die studierte Historikerin und Germanistin arbeitete vor ihrem Einstieg bei der medbo lange Jahre als freie Journalistin für verschiedene Tageszeitungen in Nordbayern, unter anderem für den Neuen Tag in Weiden. Zuvor war sie Redakteurin bei Oberpfalz TV in Amberg, bei weiteren Sendern und Filmproduktionen. In der freien Wirtschaft sammelte sie Erfahrungen als Redakteurin im Bereich Business TV und Mitarbeiterfernsehen. Die Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ist dem Vorstand der medbo, Kurt Häupl, direkt zugeordnet. Renate Neuhierl ist als Redaktionsleitung für die Eigenmedien der medbo und das Corporate Design (Marke medbo) zuständig, Susanna Pröbstl (derzeit in Elternzeit) pflegt Intranet und Homepage. (RNE) Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Regensburg absolvierte Alexander Adam 2005 bis 2007 sein Rechtsreferendariat unter anderem am Amtsgericht Regensburg, bei der Regierung der Oberpfalz und im Umweltamt der Stadt Regensburg. Nach dem Zweiten Staatsexamen war er bis Juli 2014 als Rechtsanwalt in einer Regensburger Kanzlei tätig. Seit 2011 ist Alexander Adam Fachanwalt für Arbeitsrecht. Alexander Adam wird sich neben der Leitung des Teams insbesondere um die Personalangelegenheiten des ärztlichen Dienstes der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der sechs Zentren in Regensburg und Cham kümmern. Das Personalreferat unterstützt in allen personal- und arbeitsrechtlichen Fragestellungen. Individual- und kollektivrechtliche Personalmaßnahmen werden im Rahmen der gesetzlichen und betrieblichen Regelungen umgesetzt. Die serviceorientierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Führungskräften des Hauses ist hierbei der Dreh- und Angelpunkt. (RNE) (v.l.n.r.) Justin Kamwanya Kishimbe, Harald Wieder und Michael Alkofer Katholische Klinikseelsorge in Regensburg verstärkt Seit September wird Diakon Harald Wieder bei seiner seelsorgerischen Arbeit am Bezirksklinikum Regensburg durch zwei Priester unterstützt: Pfarrvikar Justin Kamwanya Kishimbe – er stammt aus dem Kongo und ist Doktorand – und Pfarrer Michael Alkofer aus der Pfarrei Regensburg-Schwabelweis stehen stundenweise für priesterliche Dienste (Eucharistiefeiern, Beichte, Krankensalbung), Sprechzeiten und Vertretungen zur Verfügung. Die aktuellen Termine der Sprechzeiten werden jeweils im Vitusbrief bekannt gegeben. Die medbo freut sich über diese Unterstützung zum Wohl der Patienten und Mitarbeiter und heißt die beiden herzlich willkommen!(RNE) Dr. Stephanie Kandsperger neue Leitende Oberärztin der KJP Dr. Stephanie Kandsperger ist seit 15. August neue leitende Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (KJP). In dieser Funktion vertritt sie den kommissarischen Ärztlichen Direktor Dr. Christian Rexroth. Ihre bisherige Funktion als Leiterin der KJP-Institutsambulanz Regensburg führt sie auch weiterhin aus. Stephanie Kandsperger startete ihre berufliche Karriere 2006 als Assistenzärztin am Bezirksklinikum Mainkofen und wechselte Anfang 2007 zur KJP nach Regensburg. Im Juli 2011 absolvierte sie die Fach­ arztprüfung und wurde kurz darauf zur kommissarischen Oberärztin, 2012 dann zur Oberärztin in der KJP berufen. Innerhalb der medbo leitet sie die Arbeitsgruppen „Weiterentwicklung und Einführung des stationären Klinik-Informationssystems in der KJP“ und „PEPP/Einführung der PEPP-Inhalte in der KJP“. Dr. Kandsperger ist Absolventin des medbo Führungskräfte-Entwicklungsprogramms.(RNE) 61 Bildungswerk Irsee SYNAPSE November Personalia / Veranstaltungen Synapse August Bezirk Der medbo-Vorstand dankt allen Jubilaren für ihre langjährige Treue und Unterstützung! 63 www.bildungswerk-irsee.de 40-jähriges Jubiläum Georg Beer Gudrun Dachauer Lothar Domine Gerhard Kettl Wilhelm Prechtl Stationsleiter Stationsleiterin Gesundheits- und Krankenpfleger Personalabrechner Personalabrechner Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Kraftfahrer Gesundheits- und Krankenpflegerin Gesundheits- und Krankenpfleger Fachpflegerin Postsachbearbeiter Gesundheits- und Krankenpflegerin Fachpflegerin Personalabrechnerin Psychologe Fachpfleger Fachpflegerin Postsachbearbeiter Psychologe Fachpflegerin Gesundheits- und Krankenpflegehelferin Küchenhilfe Gesundheits- und Krankenpflegerin Fachpfleger Fachpflegerin Stationsleiterin Erzieherin Stationshilfe Teamassistentin Gesundheits- und Krankenpflegerin Fachpflegerin Gesundheits- und Krankenpflegerin Gesundheits- und Krankenpflegerin Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Wöllershof Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Parsberg Regensburg Regensburg Wöllershof Regensburg Cham Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Regensburg Wöllershof Neue Impulse für 2015 Kommen Sie ins Kloster! Genießen Sie das einmalige Ambiente der beiden Tagungshäuser im bayerisch-schwäbischen Irsee und im oberbayerischen Seeon. Nutzen Sie die vielfältigen Angebote des zentralen Fort- und Weiterbildungsinstituts des Bayerischen Bezirketags zur beruflichen Qualifikation und persönlichen Kompetenzerweiterung. Nehmen Sie die Herausforderung an. 25-jähriges Jubiläum Franz Bäuml Martha Beck Oliver Boin Manuela Brandl Gerhard Braun Iris Dachs Karin Haberland Heidi Haimerl Georg Hofmann Alexander Huber Bettina Kain Jürgen Käufer Josef Kroiß Elisabeth Lengmüller Bettina Müller Christine Mutzbauer Esther Oberleitner Wolfgang Pellkofer Sieglinde Rankl Angela Röhrl Sabine Schießl Alexandra Schmidt Martina Schreiner Petra Schreiter Manuela Seiderer Barbara Wagner Tatjana Wild Veranstaltungshinweise Fordern Sie noch heute unser neues Jahresprogramm „impulse 2015“ an oder besuchen Sie unsere Homepage. Auch dort finden Sie ausführliche Beschreibungen der Angebote. Telefon 08341 906-604, -606, -608 Telefax 08341 906-605 E-Mail [email protected] www.bildungswerk-irsee.de Herausgeber: Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz KU (Anstalt des öffentlichen Rechts), Vorstand Universitätsstraße 84 | 93053 Regensburg | Tel +49 (0) 941/941-0 | www.medbo.de 5. Februar 2015 Regensburg, IBP, 19:00 Uhr Fachtagung „Pflegewissenschaft trifft Pflegepraxis: Advanced Nursing Practice in Deutschland – Science Fiction oder schon Realität?“ Visite-Vortrag – Dr. Christiane BormannKischkel, Leitende Psychologin an der KJP-Klinik am Bezirks­klinikum Regensburg: „Mein Kind ist anders: Autismus-Spektrum-Störungen“ Visite-Vortrag Dr. med. Eva Rothenfußer-Korber, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum: „Parkinson: Wenn der Körper nicht mehr gehorcht“ Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags Klosterring 4, D-87660 Irsee Impressum 25. November 2014 Regensburg, IBP, 16:00 Uhr 4. Dezember 2014 Regensburg, IBP, 19:00 Uhr Sämtliche Veranstaltungen sind praxisorientiert und wissenschaftlich fundiert. Ärzte, Forscher und Experten der medizinischen Einrichtungen schätzen sowohl den fachlichen als auch den persönlichen Austausch. 5. März 2015 Regensburg, IBP, 19:00 Uhr Visite-Vortrag Prof. Dr. Thomas Frodl, Chefarzt des Zentrums für Allgemeinpsychiatrie II am Bezirksklinikum Regensburg: „Traumatherapie: Der Weg mit dem Trauma“ Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags Rätselauflösung von Seite 57 Lösungswort: WALDSASSEN Redaktionelle Leitung: Renate Neuhierl (RNE), [email protected] Autoren: Günter Bonack (GBO), Pressestelle Bezirk Oberpfalz Martina Hirmer (MHI), Pressestelle Bezirk Oberpfalz Lissy Höller (LHO), Presse- und Öffentlichkeitsarbeit medbo Verena Kobras (VKO), Praktikantin PR & Öffentlichkeitsarbeit medbo Foto: Titel medbo; S2/3 Monkey Business - Fotolia.com; S3 Zitzlsperger; S4/5 ventura - Fotolia.com; S4 Bezirk Oberpfalz; S5 medbo; S6 Bonack; S7 Hirmer; S8/9 Adam Gregor - Fotolia.com; S11 Höller; S11 Hübler; S12 Jaimie Duplass - Fotolia.com; S13 Ilka Burckhardt - Fotolia.com; S14/15 OlgaLIS - Fotolia.com; S16 Höller; S18 Astova - Fotolia.com; S21 takasu - Fotolia.com; S22 Juanmonino - istockphoto.com; S23 Höller; S25 Engine Images - Fotolia.com; S26/27 Hübler; S28 medbo; S29 medbo; S30 Neuhierl; S31 medbo; S32 psdesign1 - Fotolia.com; S34/35 Gina Sanders - Fotolia.com; S37 Jaimie Duplass - Fotolia.com; S38/39 mma23 - Fotolia.com; S40/41 Höller; S42 Privat; S43 Neuhierl; S44/45 olly - Fotolia.com; S46 Universität Regensburg; S48/49 Hübler; S51 Dmytro Konstantynov - Fotolia.com; S52/53 Höller; S54/55 Neuhierl; S56/57 roth morgenthum gruber pruy (c)privat; S58/59 karelnoppe - Fotolia.com; S60 Neuhierl; S60 medbo; S60/61 Adam Gregor; S61 Privat; S62/63 a_korn - Fotolia.com Der SYNAPSE-Titel zeigt eine Engelsskulptur aus der Klosterkirche St. Vitus am Bezirksklinikum Regensburg Konzeption und Leitung: Renate Neuhierl Grafische Gestaltung: Creativbuero Jürgen Mayer Auflage: 5.000 Stück | Erscheinungsweise: vierteljährig | Vertrieb: B 07930 S Gender-Erklärung: Um die Lesbarkeit zu vereinfachen wird in der SYNAPSE meist auf die zusätzliche Formulierung der weiblichen Form verzichtet. Wir möchten deshalb darauf hinweisen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form explizit als geschlechtsunabhängig verstanden werden soll. Die nächste SYNAPSE erscheint am 15. Februar 2015. Redaktionsschluss ist der 19. Dezember 2014. 1V05-1408-00035 62 visite 05. Februar 2015 Mein Kind ist anders: Autismus-Spektrum-Störungen Dr. Christiane Bormann-Kischkel, Leitende Psychologin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirksklinikum Regensburg 05. März 2015 Traumatherapie: Der Weg mit dem Trauma Prof. Dr. Thomas Frodl, Chefarzt des Zentrums für Allgemeinpsychiatrie II am Bezirksklinikum Regensburg 07. Mai 2015 Tinnitus: Wenn es im Ohr klingelt oder pfeift PD Dr. Berthold Langguth, Chefarzt der Psychiatrischen Institutsambulanz am Bezirksklinikum Regensburg 02. Juli 2015 Wie Hund und Katz: Geschwisterrivalität aus psychologischer Sicht Roman Christl, Psychologe an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirksklinikum Regensburg Ärzte, Forscher und Experten unserer Kliniken und Einrichtungen informieren Sie zu wichtigen Themen der seelischen und neurologischen Gesundheit Ort: IBP Institut für Bildung und Personalentwicklung, Hörsaal, medbo Bezirksklinikum Regensburg Universitätsstraße 84 93053 Regensburg Beginn: jeweils um 19 Uhr 01. Oktober 2015 Neue Drogen: Mit Crystal & Co. in die Psychose Prof. Dr. Norbert Wodarz, Chefarzt des Zentrums für Suchtmedizin am Bezirksklinikum Regensburg 03. Dezember 2015 Epilepsie: Gewitter im Kopf Dr. Michael Schröder, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg Der Eintritt ist kostenfrei. Kostenloses Parken auf dem Besucherparkplatz hinter der Haupteinfahrt zum Bezirksklinikum Regensburg, Universitätsstraße 84. Sie erreichen das Bezirksklinikum Regensburg mit den Buslinien 2b, 4, 6 und 11, Ausstieg an der Zentralen Omnibushaltestelle (ZOH) „Universität“.