intensiv Konzeption Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. Ausgangssituation Die derzeitige gesellschaftliche Situation ist u.a. durch eine starke Individualisierung von Lebenslagen und einer Pluralisierung der Lebenswelten gekennzeichnet. Die dadurch komplexer werdende Lebenswelt stellt speziell an junge Menschen höhere Anforderungen, der immer weniger Jugendliche gewachsen sind. Lebensbiographien von Jugendliche, bei denen Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe eine immer größere Rolle spielen, vermehren sich. Auf der anderen Seite werden die Möglichkeiten, speziell für Jugendliche mit Hauptschulabschluss, in einer Arbeitswelt, die eine immer höhere Zahl an Kompetenzen verlangt, Fuß zu fassen, immer schwieriger. Die Spannung und Spaltung zwischen Gewinnern und Verlierern verschärfen sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen. Soll nicht ein ganzes Segment der heranwachsenden Generation schon von Beginn an von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen werden, müssen entsprechende Formen und Angebote der Unterstützung, Integration und Qualifizierung entwickelt und gefördert werden. An diesen Punkten setzt der Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. mit seinem Kurzzeitfreiwilligendienst „engagiert plus“ an. Ein Freiwilligendienst der flexibel und ortsnah auf die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Teilnehmenden zugeschnittenen ist. Jugendliche erfahren so eine breit angelegte Kompetenzerweiterung, die sich in einer Verbesserung der Chancen am Arbeitsmarkt niederschlägt. Durch den Einsatz bekommen Jugendliche Einblicke und Zugang in soziale Arbeitsfelder und werden somit für die Dauer der Beschäftigung vor Arbeitslosigkeit bewahrt und können für sich eine Zukunftsperspektive entwickeln. Durch die Flexibilisierung der Dienstzeit werden, speziell durch den kurzen Einsatz, gezielt Jugendliche aus unterschiedlichen sozialen Schichten und in verschiedenen Lebenssituationen angesprochen. Konzeption „engagiert plus“ Seite 2 Ziele Mit engagiert plus werden folgende Zielrichtungen verfolgt: Soziale Kompetenz stärken: Die Vermittlung grundlegender sozialer Kompetenz (wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Stärkung der emotionalen Intelligenz, Schulung der Belastbarkeit) stärkt die Persönlichkeit Jugendlicher und junger Erwachsener. In verschiedenen Handlungsfeldern können Schlüsselqualifikationen erworben oder vertieft werden. Vermeidung von Leerlauf und Arbeitslosigkeit: Durch eine schnelle Vermittlung in eine sinnvolle Tätigkeit werden junge Menschen vor dem Nichtstun bzw. vor Arbeitslosigkeit bewahrt. Zeiten, die überbrückt werden müssen, können somit sinnvoll gefüllt und Ideen für die Zukunft entwickelt werden. Durch den Einsatz in sozialen Einrichtungen, die gleichzeitig Ausbildungsbetriebe sind, können evtl. neue Ausbildungsverträge abgeschlossen werden. Stärkung von Gemeinsinn und Solidarität: Soziales Lernen in begleiteten und befristeten sozialen Einsätzen ermöglicht Erfahrungen gelebter Solidarität. Neue Handlungsspielräume werden eröffnet und das Bewusstsein für die Lebensthemen anderer Menschen geschärft. Begegnung und Vernetzung: Soziale Einsätze ermöglichen Einrichtungen und den in ihr lebenden und arbeitenden Menschen neue Kontakte zu schließen und dadurch Brücken zu bauen zwischen jungen Menschen und Einrichtungen sowie zwischen Caritas und Gemeinde. Hinzu kommt, dass Kirche und Caritas mit ihrem speziellen Auftrag und ihren Leitbildern erlebbar wird. Das freiwillige Engagement und Interesse junger Menschen wird aufgegriffen und Handlungsfelder werden zur Verfügung gestellt. So werden sie zum Vorbild für eine gesellschaftliche Entwicklung, in der quer durch alle Generationen und Gruppierungen die Bedeutung und die Chance sozialen Handelns erkannt und umgesetzt wird. Somit wird ein Grundstein für die sogenannte „Bürgergesellschaft“ gelegt. Zielgruppe Junge Menschen zwischen 16 - 27 Jahren speziell in Überbrückungs- bzw. Umbruchsituation, die Lust haben, sich sozial zu engagieren und ungewohnte Lebenswelten kennen zu lernen. Eine Öffnung der Altersgruppe nach oben kann im Einzelfall möglich sein. Konzeption „engagiert plus“ Seite 3 Durch den flexiblen Beginn wollen wir besonders neue Zielgruppen wie Migranten, AbgängerInnen des Berufsvorbereitungsjahres bzw. schulmüde Jugendliche für einen Freiwilligendienst ansprechen und gewinnen. Die Einstiegsmöglichkeiten in den Freiwilligendienst werden so flexibel wie möglich angeboten. Ein Einstieg soll jeder Zeit realisierbar sein. Die Interessen der Freiwilligen stehen im Vordergrund und werden mit den Angeboten/Möglichkeiten der Einrichtungen koordiniert. Beginn und Dauer Einsätze mit einer Dauer ab vier Monaten mit Option auf Verlängerung auch über ein Jahr hinaus werden angeboten. Die klare zeitliche Perspektive soll den Teilnehmenden die Entscheidung zur Teilnahme erleichtern. Der Freiwilligendienst ist in der Regel als Vollzeiteinsatz konzipiert. Individuelle Absprachen sollen im Einzelfall ermöglicht werden. In der ersten Projektphase werden Einrichtungen im sozialen Bereich wie der Altenhilfe, der Behindertenhilfe, der Kinderund Jugendhilfe, Krankenhäuser und Einrichtungen für psychisch kranke Menschen bevorzugt. Eine Ausweitung auf den Bereich der Ökologie und der Kunst sind denkbar. Einsatzbereiche Die Einsatzbereiche werden entsprechend der Ziel- bzw. Altersgruppe ausgewählt. Der Einsatz umfasst Aufgaben, die von unausgebildeten Hilfskräften ausgeführt werden können. Im Vordergrund steht hierbei die Begegnung mit den Menschen in den jeweiligen Einrichtungen. Der Einsatzbereich soll individuell abgestimmt für die Freiwilligen die Möglichkeiten bieten, Hauptamtliche bei ihrer Arbeit zu erleben, als auch im angemessenen Rahmen selbstständige Aufgaben zu übernehmen. Voraussetzung hierfür ist, dass der entsprechende Tätigkeitsbereich genau beschrieben und klar abgegrenzt ist und eine qualifizierte Anleitung und Begleitung durch die Einrichtung sichergestellt wird. Regionaler Zuschnitt Das Projekt wird in vier Regionen (Karlsruhe, Heidelberg, Freiburg, Hochrhein) mit dort ansässigen Vermittlungsbüros erprobt. Hierbei sollen Unterschiede zwischen ländlich geprägten Regio- Konzeption „engagiert plus“ Seite 4 nen und städtischen Regionen untersucht werden und den Austausch in eine Gesamtkonzeption eingebracht werden. Besonderheiten der Regionen werden so berücksichtigt und Lösungsansätze dem Gesamtprojekt zur Verfügung gestellt. Durch die örtlichen Kenntnisse der regionalen Vermittlungsbüros wird eine schnelle Vermittlung sicher gestellt und eine direkte, personenbezogene Begleitung der Einsatzes garantiert. Die überregionale Stelle beim Diözesan-Caritasverband sichert die notwendigen Bildungsangebote zur Qualifizierung der Teilnehmenden. Sie berät die regionalen Vermittlungsbüros in allen Fragen des Dienstes (arbeitsrechtliche, sozialversicherungsrechtliche und pädagogische Fragen). Sie koordiniert den Erfahrungsaustausch und die wissenschaftliche Evaluation des Projektes und sorgt somit für eine Weiterentwicklung der Konzeption. Durch eine übergeordnete Stelle werden Synergieeffekte im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, der Mittelaquise und eine Vertretung in politischen Gremien geschaffen. Unterbringung Durch den regionalen Zuschnitt des Projektes werden Freiwillige aus der jeweiligen Region gesucht. Eine Unterbringung in der Einrichtung für die Dauer des Einsatzes ist nicht vorgesehen. Leistungen Die Leistungen für den Einsatz der Freiwilligen orientieren sich am Vorpraktikantenstatus: Taschengeld (€ 200.- monatlich) wenn möglich Verpflegung durch die Einrichtung Versicherungsleistungen: Krankenversicherung /Pflegeversicherung Rentenversicherung Arbeitslosenversicherung Berufshaftpflichtversicherung Unfallversicherung Fahrkarte für den ÖPNV min. 2 Urlaubstage pro vollständigem Monat Einsatz Ausstellen eines Zertifikates und eines qualifizierten Zeugnisses Finanzierung des Einsatzes und der Bildungsarbeit Es wird geprüft in welcher Form und in welchem Umfang sich die Einrichtungen an der Finanzierung des Einsatzes/der Bildungsarbeit beteiligen bzw. welche Fördermöglichkeiten ausgeschöpft werden können. Angedacht ist, dass die Einrichtungen für die Kosten der Jugendlichen aufkommen. Die Overhead- und Seminarkosten werden Konzeption „engagiert plus“ Seite 5 über Eigenmittel und Drittmittel finanziert. Einweisung, Begleitung, Auswertung Die Einweisung findet zu Beginn des Einsatzes in der Einrichtung statt. Die Einrichtung schafft und sichert die notwendigen Voraussetzungen hierfür. Eine klare personelle Zuordnung von Anleitung/Begleitung und Freiwilligen wird sichergestellt. Die externe Bildungsarbeit wird in Form von Begleitseminaren und Regionaltreffen angeboten. Die Teilnahme ist für die Freiwilligen verpflichtend. Begleitung und Auswertung in Form von Gruppenarbeit bietet die Möglichkeiten, ergänzend zu den Erfahrungen in der Einrichtung, auch die Gruppe als Ort für soziale Lernerfahrungen zu nutzen. Darüber hinaus werden weiterreichende Bildungsangebote zur Qualifizierung am Arbeitsmarkt angeboten: • Bewerbungstraining • Erstellen eines Kompetenzprofils • Persönlichkeitsstärkung • Förderung sozialer Kompetenz • Erstellung und Überprüfung eines Perspektivplanes Durch die Seminare, Regionaltreffen und einen Besuch des Trägers während des Einsatzes wird eine kontinuierliche pädagogische Begleitung sichergestellt. Durch die feste Ansprechperson in der Einrichtung ist auch hier eine Betreuung gewährleistet. Die Auswertung der Erfahrungen am Ende des Einsatzes wird sowohl durch die Einrichtung, als auch durch ein Gespräch mit dem Projektträger umgesetzt. Voraussetzungen bei den Einrichtungen Die Einsatzstelle wird während des Einsatzes für die Freiwilligen zum "Ort der Begegnung". Dies eröffnet für hauptamtliche Mitarbeiter(innen), Klient(innen) und Freiwillige neue Erfahrungsmöglichkeiten. Die Arbeitskraft der/des Freiwilligen steht für die Einrichtung nicht im Vordergrund, sondern wird lediglich als willkommene Ergänzung der professionellen Dienste verstanden. Die notwendigen (personellen und materiellen) Ressourcen für die Einführung und Begleitung der Freiwilligen werden im Vorfeld abgeklärt und schriftlich vereinbart. Eine kurze Darstellung des Einsatzfeldes der Freiwilligen wird von der Einsatzstelle erstellt. Konzeption „engagiert plus“ Seite 6 Durch den Modellcharakter bedingt, ist eine enge Zusammenarbeit mit den potentiellen Einsatzstellen und dem hauptamtlichen Personals vorgesehen und erwünscht. Kooperationen Abteilung Jugendpastoral im Erzbischöflichen Seelsorgeamt als Träger des FSJs um gemeinsam von den jeweiligen Erfahrungen zu profitieren Diakonisches Werk Baden Kooperation mit dem Projekt engagiert plus für Schulen und der Austausch an Einrichtungen Projektträger sind: Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. Referat Zivildienst / Freiwilligendienste Caritasverband Karlsruhe e.V. Caritasverband Heidelberg e.V. Caritasverband Hochrhein e.V. Referat Zivildienst/Freiwilligendienste im Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg e.V. Freiburg im Frühjahr 2005 Konzeption „engagiert plus“ Seite 7