20 Jahre in der Bremischen Bürgerschaft In eigener Sache: Dies ist keine auch nur annähernd vollständige Geschichte der grünen Bürgerschaftsfraktion. Es ist nur ein lockerer Streifzug durch diese Geschichte. Wem dabei ganz andere Geschichten und Ereignisse einfallen, die vielleicht wichtiger sind als die hier skizzierten, der möge sie unbedingt festhalten. Erst die Kenntnis der Vergangenheit erklärt die Gegenwart. Fehler und Irrtümer sind auch in diesem Text, sie sind der Kürze der Zeit, die der politische Alltag lässt, und Gedächtnislücken zu verdanken. Der Autor bittet um Nachsicht. V.i.S.d.P.: Karoline Linnert Text: Dieter Mützelburg Redaktion & Gestaltung: Thomas Kollande-Emigholz Fotos: Bleiker, Caspari, Heidmann, Quick, Stoss, Rospek, Wagner – sowie diverse private und nicht identifizierbare aus den Handbüchern der Bremischen Bürgerschaft Druck: Geffken & Köllner, Bremen Bremen im November 2003 Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN in der Bremischen Bürgerschaft Schlachte 19/20 28195 Bremen Tel.: 0421/3011-0 Fax: 0421/3011-250 Mail: [email protected] www.gruene-bremen.de Zwanzig Jahre – wir haben nichts ausgelassen Zwanzig Jahre grüne Erfolgsgeschichte mit ein paar Beulen und krummen Ecken. 1983 haben wir mit fünf Abgeordneten begonnen, die auch noch rotieren sollten (und es größtenteils auch taten). Wir hatten jährlich wechselnde Fraktionsvorsitzende, den ersten Rollstuhlfahrer im Parlament und immer Blümchen auf den Pulten in der Bürgerschaft. Die Presse war begeistert: Endlich mal was Anderes, und Sympathie und Verteufelung haben unserem Selbstbewusstsein ziemlich gut getan. Drei grüne Müllbroschüren (leider vergriffen) haben die Welt nicht verändert, die Rammelboxen nach dem Utrechter Modell waren auch nicht durchzusetzen, Bremen wurde keine freie Flüchtlingsstadt und die Hemelinger Marsch leider bebaut. Aber anderes Grünes ist heute kein Skandal mehr: Tenever wird teilweise abgerissen, Bremens Entschuldung als unabdingbar anerkannt, die Kritik am Bremer Gesellschaftsunwesen Allgemeingut, und das Weserkraftwerk kommt bestimmt. Heute sind wir trotz Verkleinerung des Parlaments dreizehn Abgeordnete. Dazwischen liegen Veränderungen und Beständigkeit. Längst gehören wir selbstverständlich zu den ›Altparteien‹ und streben gar nicht mehr an, uns auf jeden Fall von den anderen zu unterscheiden. Wir rotieren nicht mehr, vermarkten Inhalte und Personen, reden mit der BildZeitung, wurden im Bürgerschaftspräsidium und bei der Kontrolle des Verfassungsschutzes zugelassen und besuchen die Handelskammer. Unverändert sind die grundlegenden Überzeugungen: Es geht nachhaltiger, ökologischer und gerechter, und das wäre richtig von Vorteil für unsere Stadt. Geblieben ist auch der Spaß an der Politik und die feste Überzeugung, dass Bremen uns braucht. Noch viel länger als zwanzig Jahre. Karoline Linnert, im November 2003 3 Karoline Linnert, auch von Anfang an dabei. Die heutige Fraktionsvorsitzende ausnahmsweise nicht politisch, sondern als Goldschmiedin aktiv. 4 Woher wir kommen 1978 begann es. Wie aus dem Nichts gekommen eroberten sie in kleinen und größeren Städten die Stadtparlamente: Grüne Listen, alternative Listen, bunte Listen – unter vielen Namen traten sie zu Kommunalwahlen an und gewannen. So bunt wie die Namen war auch die soziale und politische Zusammensetzung. Vom liberalen Wirtschaftskurs der SPD/FDP-Bundesregierung enttäuschte Sozialdemokraten trafen sich mit Latzhosenträgerinnen aus der Umweltbewegung, militante ›Kein AKW hier und anderswo!‹ saßen mit konservativen Naturschützern zusammen, und mittendrin die Anhänger der verschiedenen zerstrittenen kommunistischen Grüppchen. So war es auch in Bremen, dem norddeutschen Zentrum der Anti-AKW-Bewegung. 29 Sozialdemokraten traten im Januar 1979 aus ihrer Partei aus, darunter der Bundesvorsitzende der UmweltschutzInitiativen, Peter Willers, und die Krankenschwester Christa Bernbacher. Als sie erklärten, zur Bürgerschaftswahl 1979 antreten zu wollen, erhielten sie erheblichen Zulauf aus der vielfältigen Bremer alternativen Szene. Die radikaleren Teile dieser Szene organisierten gleichzeitig eine Alternative Liste nach dem Vorbild der Berliner AL. Vereinigungsgespräche beider Gruppen scheiterten. Bei der Wahl im Oktober erreichte die BGL in der Stadt Bremen 5,1 % und zog mit 4 Abgeordneten in die Bürgerschaft ein. Die AL bekam nur 1,4 % und löste sich bald auf. Die BGL kam mit ihrer bunten Herkunft nicht klar. Als sich 1979 die Partei DIE GRÜNEN gründete und diese kurz danach in Baden-Württemberg eine Serie von Wahlerfolgen startete, schloss sich ein Teil der BGL den Grünen an. Ein anderer Teil pflegte die Anti-Parteien-Tradition der alternativen Szene. In den Jahren 1981 und 1982 erlebte die Bundesrepublik riesige Demonstrationen gegen AKWs in Brokdorf, gegen Christine Bernbacher. Vor 22 Jahren die erste ›Geschäftsstelle‹ der die Startbahn West am Frankfurter Flughafen Partei, heute die Ehrenvorsitzende. Niemand anders kann die und gegen die Raketennachrüstung in Bonn. Die Geschichte der Bremer Grünen so anschaulich erklären wie sie – Grünen waren immer dabei, während die BGL hier anhand von Plakaten aus der Vorzeit. 5 keine Rolle spielte. Schließlich trat der Abgeordnete Peter Willers 1982 aus der Bürgerschaftsgruppe der BGL aus und vertrat nun die Partei DIE GRÜNEN im Parlament. Seit der Gründung der Partei entwickelten sich auch die Bremer GRÜNEN schnell. Das erste Parteibüro in Christine Bernbachers Wohnzimmer in Schwachhausen verband zwar Politik mit gutem Essen, ohne das es bei Christine nicht ging, war aber auf Dauer für die junge Partei zu privat. Sie mieteten einen Laden in der Straße Auf den Häfen im Ostertor. Ab 1981 fanden dort die ›Grünen Montage‹ statt, wo jede und jeder vorbeikommen durfte, der in oder mit den Grünen über politische Fragen streiten wollte. Oft drängten sich montags in dem zu kleinen Raum mehr als 50 Diskutanten. Über die grüne Strategie wurde dann hinterher beim Essen in Gianni Buccinis ›Trattoria‹ bei der Mitternachtspizza entschieden und die Wahlkämpfe des Jahres 1983 wurden vorbereitet. 6 Die erste Fraktion 1983-1987 Wie es dazu kam Im März 1983 waren DIE GRÜNEN erstmalig in den Deutschen Bundestag gewählt. Im Land Bremen erreichten sie dabei gut 8 % der Stimmen, der Einzug in die Bremische Bürgerschaft schien so gut wie sicher. Allerdings waren die GRÜNEN damals noch nicht konkurrenzlos. In der Bürgerschaft saß seit 1979 die vierköpfige Gruppe der Bremer Grünen Liste (BGL), die sich bei der Parteigründung der GRÜNEN geweigert hatte, in die Partei einzutreten. Ihr Wortführer, Olaf Dinné, hatAlle sind gleich te nach wie vor viele Anhänger unter Atomkraftgegnern und Am Anfang der Partei stand der Grundsatz linken Intellektuellen. Zugleich organisierte sich auf der Lin›Alle sind gleich, und niemand darf Macht ken die Betrieblich-Alternative Liste (BAL), die um Anhänhaben.‹ Also bekamen die frisch gewählger kommunistischer Gruppen, sogenannte Ökosozialisten, ten Abgeordneten Probleme, als die und aktive Gewerkschafter warb. Bürgerschaftsverwaltung sie um Benennung eines Fraktionsvorsitzenden bat. Die Aufstellung der Liste dauerte zwei volle Tage. Über Doppelspitzen und Quotierung waren dreißig Bewerber wollten auf die Liste. Quotierung war da1983 noch nicht so bekannt wie heute. mals noch nicht üblich, Parteizugehörigkeit war auch nicht Aber trickreich waren die Grünen auch entscheidend. Streit gab es vor allem darüber, ob Grüne damals. Also beschlossen sie, alle 5 Moeventuell eine SPD-Minderheitsregierung tolerieren würden. nate einen neuen Vorsitz zu wählen und die anderen vier zu Stellvertretern zu erDas Wahlprogramm umfasste mehr als 100 eng beschrienennen. Das war Gleichheit pur. Gegen bene Schreibmaschinenseiten. Abschalten aller AKWs, Ende der zwei Jahre stand die Rotation an, Stopp der Raketenaufrüstung und Austritt aus der Nato fanund außerdem kam heraus, dass 24 Moden sich dort ebenso wie die 35-Stunden-Woche für den nate durch 5 geteilt nicht gleich 5 mal 5 öffentlichen Dienst und die Schließung der Müllverbrenist. Eine Abgeordnete musste zu kurz kommen. Oder nicht. Christine Bernbacher – nungsanlage. unorthodox wie so oft – erklärte, sie verIm Wahlkampf ging es dann aber nur um die drohende zichte auf die Rotation und bleibe in der Schließung der Werft ›AG Weser‹. Zwischen FDP, der SPD Bürgerschaft. Das Vorsitzendenproblem mit Hans Koschnick und der BAL ging es um die Schuldfrawar gelöst, Christine aber hatte fortan ein ge. Die Grünen setzten dennoch auf ihre eigenen Themen. Problem mit der Partei. Zwei Plakate prägten den Wahlkampf ›Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt‹ und die Bremer Stadt- 7 musikanten, die in wildem Ritt mit der Sonnenblume Richtung Parlament eilten. Erfolgreich. Am 26.9. wurden mit 5,4 % fünf Grüne gewählt, davon einer aus Bremerhaven. Die erste grüne Fraktion rotierte noch in der Mitte der Wahlperiode. Alle fünf Monate wechselte der Fraktionsvorsitz. In den Deputationen waren die Grünen nur Gäste ohne Antrags- und Stimmrecht. In der Geschäftstelle Am Dobben arbeiteten neben dem Geschäftsführer Rainer Oellerich (seit 1983) vier MitarbeiterInnen. Die Abgeordneten aus Bremen: Peter Willers (bis Okt. ‘85) Umwelt, Wirtschaft, Friedenspolitik geb. 1935, Angestellter; heute: Pensionär; trat 1991 aus der Partei aus, Aktivist in Bürgerinitiativen Christine Bernbacher (bis Okt. ‘87) Umwelt, Bau geb. 1930, Krankenschwester; heute: im Ruhestand; Ehrenvorsitzende der Bremer Grünen Einzug der ersten Fraktion in die Bürgerschaft. ›Stopp der RaketenChristiane Bodammer (bis Okt. ‘85) Soziales, Jugendpolitik geb. 1952, Lehrerin; kein Mitglied, bis dato für die GRÜNEN im Rundfunkrat von Radio Bremen Dieter Mützelburg (bis Okt. ‘85) Innenpolitik, Finanzen, Sport, Justiz geb. 1943, Hochschullehrer; heute: Projektleiter; Landesvorsitzender und Mitglied des Kreisvorstands Mitte/Östliche Vorstadt 8 nachrüstung!‹ hieß 1983 die politische Losung. Und das kleine Pflänzchen ist ein Symbol für das künftige Wachstum der Grünen. Ralf Fücks (Okt. ‘85 bis Juni ‘88) Wirtschaft, Finanzen geb. 1951, Sozialwissenschaftler; heute: Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung Uwe Helmke (Okt. ‘85 bis Okt. ‘87) Bildung, Sport geb. 1925, Lehrer; heute: im Ruhestand, trat 1999 aus der Partei aus Uwe Voigt (Okt. ‘85 bis Okt. ‘87) Gesundheit, Innenpolitik geb. 1951, Apotheker Martin Thomas (Aug. ‘86 bis Juni ‘99) Innenpolitik, Friedenspolitik geb. 1950, Industriekaufmann Die Abgeordneten aus Bremerhaven: Hans-Peter Wierk (bis Okt. ‘85) Bildung, Wissenschaft geb. 1947, Lehrer; lebt heute in Niedersachsen Karsten Bischoff (Okt. ‘85 bis Okt. ‘87) Häfen, Wissenschaft geb. 1948, Lehrer Highlights im Hohen Haus In dieser Wahlperiode wurde sehr häufig auf Initiative der Grünen über ›große‹ Politik diskutiert. Die Nachrüstung der Bundeswehr, der 40. Jahrestag der Kapitulation und die Atompolitik der Bundesregierung standen ebenso im Mittelpunkt wie die Zukunft der Bundeswehr oder die Fischfanggründe vor Island und Grönland. Bei den großen Friedensdemos war die Fraktion auf der Straße und gegen Rüstungstransporte stöckelte Christine Bernbacher über Bahngleise. In der Lokalpolitik stritt sich Christine mit Senatorin Evi Lemke ein ums andere Mal um die ›Dreckschleuder‹ Müllverbrennungsanlage, bis diese die Schließung versprach. Dieter Mützelburg kämpfte gegen Senator Frankes Schulschließungspläne, und Ralf Fücks bedrängte den Senat mit Ideen zu Rüstungskonversion und alternativer Produktion, was bis in die Gewerkschaften hinein gut ankam. Höhepunkt aus grüner Sicht war Christine Bernbachers Weigerung, einer Verfassungsänderung zuzustimmen. Damals war Einstimmigkeit vorgeschrieben. Sie blockierte so lange, bis sie den Umweltschutz als verbindliches Staatsziel in der Bremer Verfassung verankert hatte. 9 Grüne der ersten Generation wie aus dem Bilderbuch: Selbst gestrickt und mit langen Haaren. Die erste Hälfte der ersten grünen Fraktion (1983-1985). 10 Papierflut Als die Parteiflügel sich bekriegten, war die schärfste Waffe im Kampf das Positionspapier. Davon gab’s in der Bremer Fraktion und Partei große Mengen. Erst 1992 stoppte die Fraktionssprecherin Karoline Linnert diesen schönen Brauch, indem sie ein ›Papierverbot‹ verkündete. Hier einige Auszüge aus diesen Werken: ›Öko ist völlig out. Weite lila Gewänder und selbstgestrickte Pullover werden bekichert. Unter Jugendlichen ist Öko heute ein Schimpfwort.‹ (Rotkäppchenpapier, u.a. von Helga Trüpel, Dieter Mützelburg und Martin Thomas, 1985. Der Name leitet sich von einer Kneipe her, in der das Papier nachts geschrieben worden sein soll). ›Bremens Finanzen werden von einem kleinen Insider-Klüngel beherrscht.‹ (›Der Bremer Finanzklüngel‹ von Ralf Fücks). Dieser Krimi ist leider undatiert, wäre aber sicher heute noch aktuell. Leider ist er unvollendet. ›Die Grünen brauchen endlich wieder Visionen!‹ (Bilanz nach 10 Jahren Arbeit für die Grünen von Jochen Rieß. Mitglied des Landesvorstands, 1989). ›Wenn Du noch ein Papier dieser Art schreibst, dann veröffentliche ich alle.‹ (Martin Thomas an Ralf Fücks, 1988). Und zum Schluss Helga Trüpels Papier von 1993: ›Ankommen am Ende oder Erwachsenwerden tut weh‹. Die zweite Fraktion 1987-1991 Der Weg in die zweite Fraktion Mit 8,4 % waren die Grünen im Frühjahr 1987 die Wahlsieger und mit ihnen Marieluise Beck, die damals zum ersten Mal im Land Bremen gewählt wurde. Der bundesweite Erfolg strahlte nach Bremen aus. Aber nicht nur der Erfolg, sondern auch der parteiinterne Umgang damit. Da in Bonn die SPD im Bund eine Zusammenarbeit mit den Grünen ablehnte, weil sie wegen ihrer Anti-Nato-Haltung nicht zum Grundgesetz stünden, brach auch der innergrüne Streit um Regierungsbeteiligungen wieder auf. Die Parteiflügel hatten begonnen, sich in ›Strömungen‹ zu organisieren. Die Kandidatenaufstellung in Bremen war weitgehend von den Flügelkämpfen geprägt. Fast alle PolitikerInnen, die für den Rest des vergangenen Jahrhunderts die Bremer Grünen repräsentierten, waren im Mai 1987 dabei: Helga Trüpel und Ralf Fücks, Martin Thomas und Elisabeth Hackstein, Christine Bernbacher und Dieter Mützelburg (die letzten beiden wurden im Flügelpoker ausgesiebt). Die Kandidatenaufstellung dauerte bis in den späten Abend. Die Listenplätze ab Platz 13 wurden von wenigen Mitgliedern fast auf Zuruf nominiert. Das Wahlprogramm war hingegen kurz und ließ sich nicht auf viel Grundsätzliches ein: Originell und zugespitzt wollte es sein. Und an manchen Punkten war es das auch. Bremen sollte eine ›Freie Flüchtlingsstadt‹ werden, in der jeder Flüchtling aus jedem Land ein lieber Gast ist. Für jeden Quadratmeter neue Straße sollten zwei Quadratmeter entsiegelt werden. Auf der Vulkan-Werft sollten Zeppeline für die Luftfahrt gebaut 11 werden, womit zugleich ein Ausbau des Flughafens verhindert werden sollte. Eine Parole, die die Grünen damals erfanden, ging tatsächlich in die neuere Stadtgeschichte ein: ›Stadt am Fluss‹ oder, wie wir drastisch formulierten: ›Nicht mit dem Arsch, sondern mit dem Gesicht zur Weser!‹ Im Wahlkampf ging es mehr um den sozialdemokratischen Filz im Land Bremen, das seit Jahren mit absoluter Mehrheit von der SPD beherrscht wurde, und um Arbeitsplätze auf den Werften und in der Industrie. Die Sozialdemokraten mit ihrem neuen und noch relativ jungen Bürgermeister Wedemeier spielten die soziale Alternative zur Bonner ›neoliberalen‹ Kohl-Koalition. Sie hatten ein großes Plus: Für eine Mark hatte Wedemeier die gewerkschaftliche Wohnungsgesellschaft Neue Heimat gekauft und damit über 60.000 Mietwohnungen vor der Zwangsversteigerung gerettet. Am Ende hatten die Wahlforscher Unrecht. Die SPD fiel zwar auf 50,5 %, behielt aber ihre knappe Mehrheit. Die CDU sank auf unter 25 %. Wahlsieger waren die kleineren Parteien. In Bremerhaven fasste der Rechtsextremismus Fuß, die DVU holte erstmals ein Mandat. Die FDP kehrte nach vier Jahren Pause mit rund 10 % in die Bürgerschaft zurück. DIE GRÜNEN verdoppelten mit 10,1 % ihre Stimmanteile und ihre Mandate. 10 Abgeordnete, darunter zwei aus Bremerhaven, saßen im Parlament. Die stadtbremische Liste war erstmals quotiert. DIE GRÜNEN hatten deshalb mit 40 % den höchEinig beim parlamentarischen Fußballturnier, aber sportlich erfolglos; im politischen Leben zwar zerstrit- sten Frauenanteil aller Fraktionen. ten, aber sehr erfolgreich: Die grüne Fraktion und ihre Mithelfer 1987. Parlamentarische Höhepunkte Die Wahlperiode sah den SPD-Senat von einem Skandal in den nächsten taumeln. Die ersten beiden waren noch bitter ernst: Korruption und Abzocke in den Krankenhäusern und Missorganisation der Partei beim sogenannten Geiseldrama. Zweimal gab es Untersuchungsausschüsse, in denen DIE GRÜNEN sich als treibende Kraft der Aufklärung zeigten. Zweimal mussten die verantwortlichen Senatoren kurz nach Ende der Untersuchungen gehe. Der dritte Fall, der ›Fall Griesche‹, war eher eine Posse. Eine Zeitung druckte einen Brief des Finanzsenators Grobecker an einen verdienten Parteigenossen, dem er ein Amt versprach, das er gar nicht vergeben konnte. Politisch wichtiger waren damals die Auflösung der DDR und die deutsche Einheit. Ein Prozess, bei dem die Grünen am Rande standen. Er strahlte dennoch nach Bremen aus. Mit dem schnellen Wachsen der Proteste im Osten entstand auch in Bremen eine große Zahl von Protest- und Bürgerinitiativen, 12 die allerdings überwiegend kommunal orientiert waren: Gegen Straßenausbau und neue Gewerbegebiete, für neue Gesamtschulen und gegen Kulturabbau. Die Grünen glänzten in diesen Debatten, die SPD war in der Defensive und die CDU weitgehend sprachlos. So fiel in der Bürgerschaft kaum auf, dass die grüne Fraktion aus untereinander zerstrittenen Einzelkämpfern bestand, der nach dem Wechsel von Ralf Fücks in den Bundesvorstand im April 1990 auch der charismatische Repräsentant fehlte. Am Ende der Wahlperiode rückten Bewerber von eigentlich aussichtslosen Listenplätzen nach, weil besser platzierte Bewerber verzichteten. Die Abgeordneten aus Bremen: Dr. Helga Trüpel (seit Okt. ‘87) Frauen, Jugend, Wissenschaft, Kultur geb. 1958, Literaturwissenschaftlerin; heute: Unternehrmerin, Vizepräsidentin der Bürgerschaft Ralf Fücks (bis April ‘89) Finanzen, Arbeit, Häfen Irmgard Jahnke (Okt. ‘87 bis Okt. ‘91) Bau, Verkehr geb. 1948, Sozialwissenschaftlerin; 1994 ausgetreten. Horst Frehe (Okt. ‘87 bis Dez.. ‘90) Soziales, Justiz geb. 1951, Jurist; heute: Richter; zeitweise aus der Partei ausgetreten Ralf Fücks mit dem grünen Symbol: Die Sonnenblume. Nach der Wahl 1991 wurde er Umweltsenator. 13 Dr. Elisabeth Hackstein (seit Okt. ‘87) Umwelt geb. 1949, Umweltwissenschaftlerin; heute: Dezernentin in Nordrhein-Westfalen, Mitglied seit 1994. Martin Thomas Inneres, Sport Dr. Carola Schumann (Okt. ‘87 bis Jan. ‘90) Gesundheit geb. 1944, Sozialwissenschaftlerin; heute: Referentin im niedersächsischen Sozialministerium Dr. Paul Tiefenbach (Okt. ‘87 bis Okt. ‘91) Wirtschaft geb. 1951, Unternehmer Anni Ahrens (ab April ‘89) Umwelt, Energie geb. 1920, Gastwirtin, gest.: Januar 2001 Dr. Wolfram Sailer (ab Okt. ‘87) Medien, Bildung geb. 1953, Gewerkschaftssekretär; heute: Lehrer Marie-Luise Franzen (Jan. bis Okt. ‘91) Gesundheit geb. 1934, Juristin; heute: für die Grünen Bürgerdeputierte in der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf in Berlin Die Abgeordneten aus Bremerhaven: Manfred Schramm (seit Okt. ‘87) Häfen geb. 1949, Lehrer; heute: Lehrer Hans-Joachim Sygusch (April ‘89 bis Okt. ‘91) Bildung geb. 1952, Lehrer; heute: Oberschulrat beim Senator für Bildung; trat 1992 zur SPD über. 14 Eberhard Pfleiderer (bis April ‘89) Bildung geb. 1947, Lehrer; heute: Lehrer, parteilos Die dritte Fraktion – Ampelkoalition 1991-1995 Der Weg zur Fraktion Seit Dezember 1990 gab es keine grüne Fraktion mehr im Bundestag, 4,8 % in Westdeutschland reichten nicht. Selbst in Bremen kam der Spitzenkandidat Ralf Fücks nur auf gut 8 %. DIE GRÜNEN wollten nichts mit der deutschen Einheit zu tun haben und die Westdeutschen nichts mit den Grünen. In Bremen war das anders. Zwanzig Jahre regierte die SPD mit absoluter Mehrheit. In vielen Stadtteilen wuchs Unzufriedenheit mit dem Senat. Neue Straßen vor der Haustür waren unbeliebt, neue Schulen hingegen wollten viele Eltern. Im letzten Jahr vor der Wahl zog Bürgermeister Wedemeier die Notbremse. Er feuerte Bildungssenator Franke, der nichts von Elterninitiativen für neue Gesamtschulen hielt. Und er machte die Straßenplanung zur Chefsache. Alle Projekte wurden gestoppt. Das stoppte aber nicht die Bürgerinitiativen, die sich zusammenschlossen. Und ebenso wenig ließen sich Kulturschaffende und Sozialprojekte vom Protest gegen sozialdemokratische Bürokratie abhalten. Das war ein guter Nährboden für grüne Politik. Mit vielen Aktionen gegen die Verkehrspolitik und die Gewerbeflächenpolitik des Senats wie das große ›Staucafé‹ auf dem Osterdeich/Stader Straße Das grüne Wahlprogramm war trotz angestrebter Regierungsbeteiligung weitgehend ein Oppositionsprogramm: Keine neuen Straßen und hundert Millionen für den ÖPNV, statt Gewerbe und Wohnen auf der grünen Wiese mehr Naturschutz. Teuflische PCs Bis 1988 waren Computer bei den Grünen verboten. Dann schafften sich erst der Landesvorstand und darauf die Fraktion für die Buchhaltung PCs an. Folge: Großes Geschrei unter den Mitarbeitern. ›So etwas nicht bei uns!‹ Und viele Abgeordnete teilten diese Meinung. ›Gefährlich für die Gesundheit und außerdem kulturlos‹, hieß es, und: ›Bei mir nicht!‹ Die eine und der andere dachten anders. So wurden zahllose Sitzungen mit der PC-Frage bestritten, bis dann eine Vertagung herauskam. Ein Expertengutachten und der Entwurf einer Betriebsvereinbarung müsse her. Nach vielen Monaten lag sie auf dem Tisch der Betriebsrätin. ›Nicht mehr als 2 Stunden am PC und nach 45 Minuten eine Pause‹, war einer der Vorschläge. Dann waren Wahlen, im Herbst 1991 kamen neue Abgeordnete, und Wolfram Sailer und Maria Spieker schleppten nach kurzer Zeit nagelneue Laptops an. Ganz ohne Betriebsvereinbarung. Nun wurde diese schnell abgeschlossen, bald hatten fast alle Mitarbeiter und Abgeordneten PCs. Ob die Dienstvereinbarung jemals angewendet wurde weiß niemand. Vielleicht gilt sie ja noch. 15 Wohnungen für Asylbewerber und Drogenabhängige in allen Stadtteilen – das schauderte den traditionellen SPD-Wähler. Nach dem Debakel in der Bundestagswahl nahm bei den Grünen das ›Flügelschlagen‹ ab. Das zeigte auch die Bremer Liste zur Wahl. ›Linke‹ hatten nur wenig Chancen. Neben Helga Trüpel, Ralf Fücks, Elisabeth Hackstein und Martin Thomas aus der alten Fraktion gab es viele neue und auch ein paar alte Namen. Das Wahlergebnis war eine Sensation. Die SPD hatte über 10 % verloren und brauchte Koalitionspartner. Mit der FDP hätte es zwar knapp gereicht, aber das war in den Augen der SPD ebenso wenig ein verlässliches Bündnis wie eines mit den Grünen (die zwar mit 11,4 % etwas zugelegt hatten, aber nur um ein Mandat gewachsen waren auf elf, davon eines in Bremerhaven. Die DVU hatte mit Proteststimmen gut 6 % erhalten und erstmals eine Fraktion in einem Landtag). Ein Mahnmal in der Hemelinger Marsch: Im WahlNach harten internen Auseinandersetzungen stimmten kampf eine Drohung an den SPD-Senat, der tatsächlich ein gewaltiger Stimmenverlust der Sozialdemodie Grünen den Koalitionsverhandlungen mit SPD und FDP kraten folgte, führte der Versuch, die Marsch als zu. Sieben Wochen Naturfläche zu erhalten, zweieinhalb Jahre später zum dauerten die GespräEnde des Ampelsenats und zum Sturz von Senator che, bei denen insbeFücks. sondere zwischen FDP und Grünen Gegensätze oft unüberbrückbar schienen. Wir hatten uns im Umwelt-, Verkehrs- und Kulturbereich zwar weitgehend durchgesetzt, beim Bau des CT III in Bremerhaven nicht, die Flächenfragen wurden verschoben, und in der Schulpolitik gab es einen Kompromiss: Mehr Gesamtschulen, aber auch neue Gymnasien. An dieser Frage und an der Ressortverteilung brach der Streit in Die jüngste deutsche aller Zeiten: der Partei öffentlich aus; reaktionäre Bildungspolitik und Abspei- Ministerin Mit 33 Jahren wurde sung mit den leichtgewichtigen Ressorts Umwelt/Stadtentwicklung Helga Trüpel 1991 und Kultur/Ausländerintegration (die FDP sollte Wirtschaft und In- Senatorin für Kultur neres bekommen) ließen das Fass überlaufen. Auf der entschei- und Ausländerdenden Mitgliederversammlung wurde die Vereinbarung mit einer integration. 16 Stimme Mehrheit abgelehnt. Nach verheerendem bundesweiten Medienecho griff der Bundesvorstand ein und empfahl auf einer zweiten Versammlung wenige Tage später den Eintritt in die Regierung. Diese Versammlung, von mehr als 250 Mitgliedern besucht, stimmte dann mit großer Mehrheit zu. Es gab die bisher einzige Senatsbeteiligung der Grünen in Bremen. Helga Trüpel und Ralf Fücks wurden am 11. Dezember 1991 zu Senatoren gewählt. Parlamentarische Höhepunkte Die Umstellung auf Regierungsarbeit fiel schwer. Eine vom Fraktionsvorstand geführte Fraktion war etwas Neues. Und im Parlament den Senat verteidigen zu müssen, sogar ungeliebte SPD- oder FDPSenatoren, war noch schwerer. Mit besonderer Freude hackte die CDU wechselnd auf FDP und Grünen herum, denen sie ständig Verrat ihrer Prinzipien vorwarf. Das Parlament hatte wichtige Probleme zu lösen. Das Bundesverfassungsgericht hatte Bremen als Haushaltsnotlageland anerkannt und ihm Bundeshilfen zugesprochen. Es ging um die Verwendung der Milliarden, um ein wirksames Sanierungsprogramm, dem möglichst alle wichtigen Kräfte in Bremen zustimmen konnten. Das gelang, ebenso wie ein neues Schulgesetz, das den Schulen Autonomie und Eltern und SchülerInnen mehr Mitsprache bringen sollte. Ein erfolgreiches Wohnungsbauprogramm wurde begonnen und ein Gesetz zur För- Rauchen für Bremen: Grüne Abgeordnete bemühen sich 1994 derung des ÖPNV beschlossen. Die Kulturein- verzweifelt, wie es der Koalitionspartner FDP forderte, die Steuereinzu verbessern. Wahrscheinlich muss diese Aktion zum 20richtungen erhielten mehr Geld und neues Füh- nahmen jährigen Jubiläum wiederholt werden. rungspersonal. Im November 1994 wurde die Landesverfassung so geändert, dass Volksentscheide und Bürgerbegehren ermöglicht wurden. Auch die Selbstauflösung der Bürgerschaft wurde beschlossen. Bis ins Jahr 1995 hing über der Koalition das Flächenproblem. DIE GRÜNEN hatten die Bebauung der Hemelinger Marsch im Senat durch ein Veto verhindert. Die FDP kartete nach. Angeblich hatte der Umweltsenator ohne Zustimmung des Senats einen Teil der Marsch als schützenswertes Flora-Fauna- 17 Habitat-(FFH)-Gebiet der EU gemeldet. Die FDP sah das als Grund, aus dem Senat auszuziehen und einen Abwahlantrag gegen Umweltsenator Fücks zu stellen. Mehrere vorherige Abwahlanträge der CDU waren gescheitert. Diesmal jedoch gab es auch SPD-Abgeordnete, die drohten, gegen Fücks zu stimmen. Fücks trat nicht zurück und erhielt im Parlament keine ausreichende Mehrheit, um im Amt zu bleiben. Die Ampelkoalition war zerbrochen, und auch Rot-Grün hatte keine sichere Mehrheit. Die Bürgerschaft löste sich auf, Neuwahlen wurden für Mai angesetzt. Die Abgeordneten aus Bremen: Dr. Helga Trüpel (bis Dez. ‘91) Senatorin für Kultur und Ausländerintegration Ralf Fücks (bis Dez. ‘91) Senator für Umwelt und Stadtentwicklung Dr. Elisabeth Hackstein Bau, Stadtentwicklung, Umwelt, Häfen Dieter Mützelburg (erneut seit Okt. ‘91) Haushalt, Bau, Verkehr, Häfen Karoline Linnert (seit Okt. ‘91) Soziales geb. 1958, wiss. Mitarbeiterin; heute: Fraktionsvorsitzende Martin Thomas Inneres, Sport Christine Bernbacher (erneut seit Okt. ‘91) Gesundheit Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft Walter Ruffler (Okt. ‘91 bis Juni ‘95) Arbeitsmarkt, Migration geb. 1949, Lehrer; heute: Berufsschullehrer und Modellbauunternehmer 18 Maria Spieker (seit Okt. ‘91) Frauen, Jugend, Wirtschaft geb. 1951, wiss. Mitarbeiterin; heute: Leiterin der VHS-Sektion Bremen-Süd. Dr. Hermann Kuhn (seit Okt. ‘91) Wissenschaft, Europapolitik geb. 1945, Schriftsetzer Marieluise Beck (seit Dez. ‘91 bis Okt. ‘94) Arbeitsmarkt, Wirtschaft geb. 1952, Lehrerin; heute: Bundestagsabgeordnete und parlament. Staatssekretärin Dr. Wolfram Sailer (Dez. ‘91 bis Juni ‘95) Bildung, Kultur Ute Treptow (Nov. ‘91 bis Juni ‘95) Arbeitsmarkt geb. 1954, Gewerkschaftssekretärin; heute: Versicherungsberaterin Aus Bremerhaven: Manfred Schramm Häfen, Wirtschaft 19 Die Fraktion zu Beginn der 13. Wahlperiode und – selten! – komplett mit den Deputierten in der 14. Legislaturperiode 20 Die vierte Fraktion – Vergangenheitsbewältigung und Widerstand 1995-1999 Der Weg zur Fraktion Erster Spatenstich für die Schule Am Weidedamm. Die grüne Fraktion protestiert gegen gebrochene Senatsversprechen und für moderne Schulen. In Bremen war im ganzen Hin und Her um das Ende der Ampelkoalition der Wahlerfolg der Grünen bei der Bundestagswahl 1994 schon fast vergessen. Mit 7,3 % gelang die Rückkehr nach Bonn, und Marieluise Beck war mit 12,1 % im Land Bremen dabei. In der knappen Zeit zwischen Auflösung der Bürgerschaft und Wahl mussten ein Wahlprogramm formuliert und die Liste aufgestellt werden. Oberstes Ziel der Grünen war eine erneute Beteiligung am Senat, und zwar ohne FDP. Im Vorfeld der Wahl gab es hinreichende Anzeichen, dass die SPD ebenfalls auf Rot-Grün zielte. Die Mehrzahl der ›Abweichler‹ bei der Abwahl von Ralf Fücks war nicht auf der neuen SPD-Liste. Inhaltlich waren die Aktivitäten der grünen SenatorInnen Trüpel und Fücks Kern des Programms: Eine zurückhaltende Flächenpolitik mit dem Schlagwort Innenentwicklung, die Realisierung des Konzepts ›Stadt am Fluß‹, die Öffnung der alten Hafenreviere für Wohnungsbau und modernes Gewerbe sowie die Modernisierung der Bremer Kultureinrichtungen. Ganz nebenbei hofften die Grünen, dass in einem Senat ohne FDP auch eine weniger autoorientierte Verkehrspolitik und eine liberalere Ausländerpolitik möglich werde. 21 Die Liste wurde weitgehend von den Abgeordneten der alten Fraktion dominiert. Lediglich an Stelle des Bildungspolitikers Wolfram Sailer, der nicht antrat, schob sich der Lehrer Helmut Zachau als Newcomer nach vorn. Neulinge landeten ebenso wie die Kandidaten der grünen Jugend auf ungünstigen Plätzen. Neu im Wahlkampf war das Auftreten der Wählervereinigung ›Arbeit für Bremen‹ (AfB), einer Abspaltung der SPD, die statt Rot-Grün eine bürgerliche Koalition mit der CDU anstrebte. Ihr Wahlprogramm hieß Friedrich Rebers. Der Ex-Chef der Sparkasse sollte als Grüne Fraktion im Matsch: Es war kein Betriebsausflug ins WattenGarant der Bremer Sanierung alle Bürgerinnen meer, sondern praktischer Einblick in die Verschmutzung der und Bürger auf Zusammenhalt statt Streit – Nordsee, die im Watt besonders auffällig ist. wie in der Ampelkoalition – verpflichten. Die AfB-Parolen fanden in der Öffentlichkeit Anklang und viel Unterstützung aus der Bremer Wirtschaft. Ihr Einzug in die Bürgerschaft schien sicher. Dennoch war die Überraschung am Wahltag groß: Mit knapp mehr als 11 % sorgte sie für eine Sensation, die SPD kam nur noch auf 33 %, ein verheerendes Ergebnis für Bürgermeister Wedemeier, der das Handtuch warf. Die CDU wurde gleich stark wie die SPD, FDP und DVU verschwanden aus der Bürgerschaft. Zweiter Wahlsieger waren DIE GRÜNEN mit 13,1 %, ihrem bisher besten Ergebnis im Land Bremen. 14 Abgeordnete hatte die neue Fraktion, darunter zwei aus Bremerhaven. Rot-Grün hatte eine Mehrheit von vier Stimmen. Das schien einigen Sozialdemokraten zu knapp. Sie führten eine Urabstimmung in der Partei durch, in der zwischen Bildungssenator Scherf und dem früheren Chef der Senatskanzlei sowie zwischen Rot-Grün und großer Koalition entschieden wurde. Ganz knapp siegte die große Koalition, deutlich hingegen Scherf, der für Rot-Grün stand. – Damit begann die noch heute regierende große Koalition. 22 Höhepunkte im Parlament Anfangs hatte die Fraktion große Probleme, sich mit der Oppositionsrolle anzufreunden. All zu oft hielten Abgeordnete der Regierungsfraktionen dagegen, ›Das haben Sie doch in der Ampel mitgemacht‹. So war die Ampelkoalition an allem Schuld, am Haushaltsdefizit, an der Arbeitslosigkeit, an Löchern in den Dächern von Schulen. Die SPD und Bürgermeister Scherf hatten offenbar nie in der Regierung gesessen. In der Öffentlichkeit gab es große Bewegung. Volksinitiativen gegen Schulraumnot, Tierversuche und vor allem gegen die Privatisierung der städtischen Wohnungsbaugesellschaften fanden auch bei vielen Sozialdemokraten Unterstützung. In zahlreichen Debatten, die vor allem Hermann Kuhn und Karoline Linnert über diese Fragen führten, kam die SPD mit ihrem rabiaten Kurswechsel häufig in Argumentationsnotstand. Ebenso wichtig war die Auseinandersetzung um den Sanierungskurs: Während DIE GRÜNEN Teile der Bundeshilfen in Bremens Entschuldung stecken wollten, legte die Koalition ein gewaltiges Investitionsprogramm vor: Ausbau der Uni, Tourismuseinrichtungen und viel Straßenbau. Die AfB stand in dieser Frage an der Seite der Regierung. Eine Klage vor dem Staatsgerichtshof gegen zu hohe Investitionsmittel in einer Zeit ohne Haushalt führte zu einem Teilerfolg. Der Senat braucht die Zustimmung des Parlaments und dafür wiederum einen parlamentarischen Haushaltsausschuss. Dieser wurde eingerichtet, die Finanzdeputation und auch die Justizdeputation wurden abgeschafft. Gegen Ende der Wahlperiode, als absehbar wurde, dass über den Haushalt nicht alle Vorhaben finanziert werden könnten, begann die große Zeit der Gesellschaftsgründungen. ›Kapitaldienstfinanzierung‹ hieß das neue Zauberwort. Immer dabei und gar nicht wegzudenken, egal ob in der Politik, der Kultur, beim Wein oder Fußball: Rechtsanwalt Rainer Oellerich (ganz rechts), von 1983 bis 2000 Geschäftsführer der Fraktion. Heute ist er Direktor der Bremischen Bürgerschaft. 23 Die Abgeordneten aus Bremen: Dr. Helga Trüpel (erneut seit Juli ‘95) Wirtschaft, Kultur Ralf Fücks (bis Juni ‘96) Wirtschaft Karoline Linnert Soziales, Haushalt Dieter Mützelburg Haushalt, Bau, Verkehr, Justiz Dr. Elisabeth Hackstein (bis März ‘96) Umwelt, Bau, Verkehr Helmut Zachau (seit Juni 1995) Bildung, Arbeitsmarkt geb. 1948, Lehrer Maria Spieker (bis Juni ‘99) Frauen, Jugend Dr. Hermann Kuhn Wissenschaft, Europa Vizepräsident der Bürgerschaft Christine Bernbacher (bis bis Juni ‘99) Petitionen Dr. Arendt Hindriksen (Juni ‘95 bis Juni ‘99) Arbeit, Häfen geb. 1947, Verleger; heute: Unternehmer Elisabeth Wargalla (seit Juni ‘95 bis Juni ‘99) Umwelt, Bildung geb. 1949, Justizangestellte Martin Thomas (bis Juni ‘99) Inneres, Sport Karin Krusche (seit Juni bis Juli ‘95 und ab März ‘96 bis Juni ‘99) Bau, Verkehr, Kultur, Regionalpolitik geb. 1950, Lehrerin Klaus Möhle (seit Juli ‘96 bis Juni ‘99) Arbeitsmarkt, Bau geb. 1952, Handwerker Manfred Schramm Wirtschaft, Häfen Gerhild Engels (seit Juni ‘95 bis Juni ‘99) Gesundheit, Migration geb. 1949, Krankenpflegerin Die Abgeordneten aus Bremerhaven: 24 Die fünfte Fraktion – Politik im Umbruch 1999-2003 Der Weg zur Fraktion Die Stimmung unter den Bremer Grünen vor der Wahl 1999 war Schlagabtausch gereizt bis depressiv. Nach den Bundestagswahlen im Herbst 1998, Abg. Teiser (CDU): ›Ach so, eins noch, bei denen Marieluise Beck mit 12 % der Stimmen das beste Ergebwir lehnen Ihren Antrag ab.‹ nis der Grünen in der Republik erzielte, gab es endlich eine rotAbg. Mützelburg (Bündnis 90/DIE grüne Regierung in Berlin. Deren Start war ernüchternd, erste ReGRÜNEN): ›Begründung!‹ formen, wie bei den Minijobs, hatten eine negative Resonanz in Abg. Teiser: ›Die brauchen wir nicht. Sie wissen doch, dass wir Ihre Anträge der Öffentlichkeit. Grüne Projekte wie Ökosteuer und Atomausstieg naturgemäß ablehnen!‹ wurden halbherzig angegangen. DIE GRÜNEN verloren bei Landtagswahlen deutlich, während die SPD sich behauptete. In Bremen schien die große Koalition unangefochten. Sie verkaufte ihr 4,6 Milliarden teures Investitionsprogramm als den selig machenden Pilgerweg ins Paradies, auf dem jeder Opfer bringen müsse. Die Grünen wurden als kleinkarierte Nörgler und Bedenkenträger dargestellt, die keine Alternative zum Sanierungskurs des Senats wüssten. Und Henning Scherf wurde als Leuchtturm auf diesem Pfad präsentiert. Offensichtlich wirkte dieses Konzept bis in die eigenen Reihen. An Regierungsbeteiligung nach der Wahl glaubte keiner der Spitzenleute der Partei. Es gab ständig ratloses Gezänk um die richtige Antwort auf das Eigenlob des Senats, Plakate wie Wahlkampfstrategie waren düster gehalten: Der Senat mache alles falsch – er versiegele alle Grünflächen, mache die Schulkinder in verrottenden Schulen unglücklich und vertreibe ausländische Einwanderer gegen Recht und Gesetz. Kurz: Große Koalition sei menschenfeindlich und undemokratisch. In diese für die Grünen schwierige Situation platzte die Beteiligung Deutschlands an der Invasion in den Kosovo. Der parteiinterne Streit war – auch in Bremen – heftig. Viele bisherige Anhänger der Partei empfanden die Zustimmung der Grünen als Bruch mit den Grundsätzen der Partei. In dieser Lage war es schwer, überhaupt aktive Wahlkämpfer zu gewinnen. Auf der Straße wurden sie als Kriegstreiber und Verräter beschimpft. Es gab für die Grünen kaum andere Themen als den Kosovo-Krieg, die örtliche Politik kam kaum noch vor. 25 Die grüne Liste zur Wahl war eine interessante Mischung aus alt und neu. Hinter der Spitzenkandidatin Helga Trüpel stand der erfahrene Schulpolitiker Helmut Zachau. Mit Karin Mathes bekam die Umweltpolitik ein neues Gesicht, und mit Anja Stahmann und Matthias Güldner schob sich die Generation der Dreißigjährigen nach vorn. Auch Jörg Hutter, stadtbekannter Vorkämpfer für die Gleichstellung schwuler Beziehungen erhielt einen aussichtsreichen Platz. Während des Wahlkampfs sanken die Hoffnungen auf ein gutes Ergebnis immer mehr, selbst die größten Optimisten rechneten mit Verlusten. Als die Stimmen ausgezählt waren, schlug die Depression in Wut und neue Kampfeslust um. Die Parteien der Koalition hatten fast 80 % der Stimmen erhalten, die Grünen nur 8,9 % (in der Stadt Bremen 9,1 %). Die AfB flog aus der Bürgerschaft, alle anderen Parteien holten nicht mal 3 %, nur die DVU bekam in Bremerhaven ein Mandat. Den 89 Koalitionsabgeordneten stand nun eine grüne Opposition mit 10 Abgeordneten gegenüber. Höhepunkte in der Bürgerschaft Vor allem zu Beginn der Wahlperiode war es schwer, sich öffentlich gegen die überwältigende Mehrheit bemerkbar zu machen. Sie stimmte, oft ohne plausible Argumente, grüne Anträge nieder. Wir versuchten, durch eine Klage vor dem Staatsgerichtshof gegen das ›Beleihungsgesetz‹ zu mehr Zurückhaltung bei der Verlagerung staatlicher Aufgaben auf GmbHs zu zwingen, was nicht ganz erfolglos war. Kinder zu Gast bei den Grünen in der Bürgerschaft: DIE GRÜNEN Im Lauf der Zeit – und je mehr die Koalitierreichten 2003 eine Änderung der Landesverfassung. Jetzt sind Rechte der Kinder festgeschrieben. on von Misserfolg zu Misserfolg torkelte – gewannen wir an Fahrt. Es begann mit der Musical-Pleite und dem unbebauten Grundstück am Bahnhof, der Abgang des Ocean- und Space-ParkInvestors Köllmann folgte. Als dann die Ergebnisse der Pisa-Studie bekannt wurden, war die Kinderund Schulpolitik öffentlich so wichtig wie die Investitionspolitik. Jetzt führten die Abgeordneten erfolgreich Debatten, bei denen sich die Koalition schwer tat; Karoline Linnert zur Haushaltspolitik, Helga Trüpel zu den Pleiten in der Wirtschaftspolitik und Dieter Mützelburg zur diffusen Schulpolitik punkte- 26 ten. Höhepunkt war aber die Auseinandersetzung um den Untersuchungsausschuss Bau und Immobilien (grüner Obmann Matthias Güldner), den die Grünen durchsetzten. Auch die Beschimpfungen von Henning Scherf, der die Grünen als Nestbeschmutzer und den beschuldigten Bauunternehmer Zech als großen Bremer bezeichnete, ändern nichts daran, dass viele im Ausschuss aufgeworfene Fragen heute Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen und Anklagen sind. Ein Dauerbrenner seit zwanzig Jahren: Der Kampf um die Erhaltung des Hollerlands als Naturschutzgebiet. DIE GRÜNEN unterstützen diese Bürgerinitiative von Anfang an. Ihr Sprecher, Gerold Janssen, heute 80 Jahre alt, kandidierte 1983 für die GRÜNEN zur Bürgerschaft. 27 Die Abgeordneten aus Bremen: Dr. Helga Trüpel Wirtschaft, Kultur Helmut Zachau (bis Aug. 2000) Haushalt, Bildung Austritt aus der Partei 2001 Karoline Linnert Soziales, Haushalt Dr. Hermann Kuhn Vizepräsident der Bürgerschaft Dr. Karin Mathes (seit Juni ‘99) Umwelt, Energie geb. 1955, Umweltwissenschaftlerin Dieter Mützelburg Bau, Verkehr, Regionalpolitik, Haushalt, Bildung Anja Stahmann (seit Juni ‘99) Jugend, Medien, Arbeitsmarkt geb. 1967, Bildungsreferentin Dr. Matthias Güldner (seit Juni ‘99) Inneres, Sport geb. 1960, Referatsleiter beim Senator; für Soziales Karin Krusche (erneut seit Aug. 2000) Bau, Verkehr, Sport, Regionalpolitik Die Abgeordneten aus Bremerhaven: Manfred Schramm Wirtschaft, Häfen, Haushalt Doris Hoch (seit Juni ‘99) Gesundheit geb. 1954, Krankenschwester In den letzten dreieinhalb Jahren Geschäftsführerin der Fraktion: Die Juristin Anni Nottebaum. 28 Die sechste Fraktion – die jüngste Fraktion 2003-... Die Bundespartei hatte sich von den harten Auseinandersetzungen um militärische Einsätze der Bundeswehr im Ausland erholt. In der rot-grünen Bundesregierung erreichten die Minister Joschka Fischer und Renate Künast hohe Werte auf der Skala der beliebtesten PolitikerInnen. Überraschend wurden die Grünen bei den Bundestagswahlen 2002 Wahlsieger und erreichten 8,6 % der Stimmen. In Bremen erreichte Marieluise Beck zum dritten Mal bundesweit die besten Ergebnisse für die Grünen und zog wieder in den verkleinerten Bundestag ein. Die gute Stimmung, die in der Schlussphase des Wahlkampfes aufkam, trug auch die Vorbereitungen der Bürgerschaftswahl. Programmkommission und Landesvorstand begannen ohne große Pause mit den Vorbereitungen zur Bürgerschaftswahl. Die Werbeagentur, die den Bundestagswahlkampf organisierte, wurde auch in Bremen beauftragt. Die politische Lage im Land war jetzt für die Grünen besser als in den Vorjahren. Viel gefärbter Putz war von der großen Koalition abgefallen, brüchiges Mauerwerk und hohler Beton kamen zum Vorschein. Pleiten der Großmannssucht von SPD wurden öffentlich: Die Musical-Pleite, kein Ocean Park mehr für Bremerhaven, eine leere Betonhülle namens Space Park, eine ganz und gar überflüssige Trainingsrennbahn. Zugleich wurde unwiderlegbar deutlich, das Bremens Schulen und Kindergärten am Tabellenende in Deutschland stehen. Und die Arbeitslosigkeit nahm nicht ab, die Löcher bei den Steuereinnahmen hingegen nahmen zu. Das Programm der Partei und der Wahlkampf setzten bei diesen Widersprüchen der Regierung an. Erstmals in der Bremer Parteigeschichte wurden die Bildungs- und Ausbildungschancen der Kinder und Jugendlichen das wichtigste Thema für die Grünen. ›Bildung von Anfang an‹ und ›eine Schule, die jedes Kind fördert‹ waren die zentralen Forderungen. Traditionelle grüne Themen, wie der Kampf gegen 29 den ›Flächenfraß‹ oder die Ausländerpolitik, waren zwar wichtig, aber nicht so wichtig wie die Politik für Kinder. ›Alles neu macht der Mai‹ war eine Parole bei der Aufstellung der Kandidaten. Mit Karoline Linnert statt Helga Trüpel gab es nach 16 Jahren einen Wechsel auf Platz eins. Die Liste insgesamt wurde wesentlich verjüngt. Mit Dieter Mützelburg und Hermann Kuhn verzichteten zwei in den letzten zehn Jahren im Parlament und in der Öffentlichkeit angesehene ältere Abgeordnete. Mit Matthias Güldner, Anja Stahmann und Karin Krusche rückten Abgeordnete nach vorn, die für die Grünen ebenso wie die Umweltpolitikerin Karin Mathes viel Öffentlichkeit organisiert hatten. Der große Clou aber: Vier Vertreter der grünen Jugend wurden gut platziert. Ähnlich war die Tendenz in Bremerhaven. Nach 16 Jahren schied Manfred Schrammm aus, der Kreisvorsitzende Peter Lehmann (21) trat an seine Stelle. Der Wahlkampf selbst war von SPD und CDU als ›Nichtangriffspakt‹ organisiert. Ohne Grüne hätte er gar nicht stattgefunden. So viele junge und alte Grüne in allen Stadtteilen unterwegs, und so viel Zustimmung hatten wir bisher in Bremen noch nicht erlebt. Die Organisation durch den Landesvorstand klappte, seine SprecherInnen Klaus Möhle und Silvia Schön machten der Partei ein schönes Abschiedsgeschenk vor ihrem Einzug in die Bürgerschaft. Die Wahl aber entschied letztlich Henning Scherf. Seine Drohung, er trete zurück, wenn die SPD nicht stärkste Partei werde und es somit ein Signal gegen die große Koalition gebe, zog Wähler an. Die SPD legte leicht zu, die CDU stürzte um acht Prozent ab, FDP und DVU erhielten nur in Bremerhaven ein Mandat. Die Grünen holten vier Prozentpunkte mehr als 1999. 12,9 % für GRÜN im Land. Mit 13,5% gab es das beste Ergebnis aller Zeiten in der Stadt Bremen. Und ohne die Scherf-Drohung hätte es vielleicht noch besser ausgesehen. Bei den gleichzeitigen Wahlen zu den Beiräten erhielten die Grünen 18,4 %. Die große Koalition geht vorerst weiter. DIE GRÜNEN haben im verkleinerten Parlament jetzt zwölf Mandate im Landtag und elf in der Stadtbürgerschaft. Weil sie bei den Wählern aus EU-Staaten 20 % der Stimmen erhielten, gab es dort ein zusätzliches Mandat. Und ganz an der Spitze stehen die Grünen im Altersdurchschnitt. Mit gut 39 Jahren die jüngste Fraktion, vier von dreizehn Abgeordneten sind unter 30 Jahre alt. Acht Abgeordnete sind Frauen. Diese Fraktion ist rekordverdächtig. 30 Die Abgeordneten aus Bremen: Karoline Linnert Fraktionsvorsitzende Haushalt, Verfassung, Soziales Dr. Matthias Güldner Inneres, Migrationspolitik Dr. Helga Trüpel Vizepräsidentin der Bürgerschaft Kultur, Wirtschaft Klaus Möhle (erneut seit Juni 2003) Wirtschaft Dr. Karin Mathes Umwelt, Haushalt Anja Stahmann Bildung, Medien Karin Krusche Bau, Verkehr, Sport, Regionalpolitik Jan Köhler (seit Juni 2003) Finanzen, Justiz geb. 1975, Jurist Silvia Schön (seit Juni 2003) Wissenschaft, Arbeitsmarktpolitik geb. 1959, Geschäftsführerin der Bremer Umweltberatung Jens Crueger (seit Juni 2003) Umwelt, Jugend geb. 1984, Student Tanja Prinz (seit Juni 2003) Soziales, Kultur geb. 1979, Dipl.-Politologin Die Abgeordneten aus Bremerhaven: Doris Hoch Gesundheit Peter Lehmann (seit Juni 2003) Häfen geb. 1982, Student 31 Die grüne Fraktion, gestern, heute – und was kommt morgen? Ein beliebtes Thema für die Kaffeepausen im Grünen-Büro ist die Frage, ob wir grüne Abgeordnete denn überhaupt noch ›Volksvertreter‹ im besten Sinne, nämlich ›Vertreter des Volkes‹ sind. Da heißt es dann, wir diskutierten schließlich die meiste Zeit auf Meta-Ebenen und in einer politischen Fachsprache, die außerhalb der politischen Sphären fast niemand verstehen könne. Nun ja, im Laufe der Zeit ist die grüne Fraktion eben nicht nur an der Zahl der Abgeordneten, sondern auch an politischer Erfahrung und Professionalität gewachsen. Wer die Schlachte 19/20 kennt, weiß allerdings, dass eine gewisse Professionalität auf der einen und der Hang zum ›kreativen Chaos‹ auf der anderen Seite kein zwingender Gegensatz sein müssen. Wir sind eben eine Fraktion bestehend aus 13 Individualisten – dafür findet aber wohl (fast) jeder Sympathisant bei uns seinen persönlichen ›Volksvertreter‹. Ich meine, genau in diesem Sinn sollten wir uns auch fort- und weiterentwickeln, sollten uns unsere Heterogenität, unsere Ecken und Kanten nicht nehmen lassen, sondern mit der daraus entstehenden Kreativität wie mit einem Pfund wuchern. Auch wenn man unter den momentanen politischen Umständen allzu leicht den Eindruck bekommt, die eigenen politischen Initiativen ja doch nur für die Ablage zu produzieren – nutzen wir diese Zeit, schärfen wir unser Profil inhaltlich und seien wir gespannt auf die Zeit, wenn die grüne Fraktion in einer Koalition zu bestehen haben wird. Die heterogene Mischung aus neuen, jungen und erfahrenen Abgeordneten lässt mich positiv in die politische Zukunft schauen. Statt uns Sorgen um unsere personelle Zukunft machen zu müssen, können wir uns ganz den Inhalten widmen. Also, weiter ran ans Werk! Jens Crueger, im November 2003 32 Anni Ahrens Marieluise Beck Christine Bernbacher Christiane Bodammer Jens Crueger Gerhild Engels Horst Frehe Ralf Fücks Dr. Matthias Güldner Dr. Elisabeth Hackstein Dr. Arendt Hindriksen Doris Hoch Irmgard Jahnke Jan Köhler Karin Krusche Dr. Hermann Kuhn Gewusst, wer? Es fehlen leider die Fotos von Karsten Bischoff, Marie-Luise Franzen, Uwe Helmke und Ute Treptow, die es auf wundersame Weise nicht in unser Handbuch der Bremischen Bürgerschaft geschafft haben. Peter Lehmann Karoline Linnert Dr. Karin Mathes Klaus Möhle Dieter Mützelburg Eberhard Pfleiderer Tanja Prinz Walter Ruffler Dr. Wolfram Sailer Silvia Schön Manfred Schramm Dr. Carola Schumann Maria Spieker Anja Stahmann Hans-Joachim Sygusch Martin Thomas Dr. Paul Tiefenbach Dr. Helga Trüpel Uwe Voigt Elisabeth Wargalla Hans-Peter Wierk Peter Willers Helmut Zachau in der Bremischen Bürgerschaft