Grundlagen für die pädagogische Arbeit in der

Werbung
Grundlagen für die pädagogische Arbeit
in der schulergänzenden Betreuung
Departement Schule und Sport
«Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht
des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch.
Und wenngleich sie bei euch sind,
gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure
Gedanken, denn sie haben ihre eigenen.»
Khalil Gibran: «Der Prophet»
Liebe Leserin, lieber Leser
Die Abteilung Schulergänzende Betreuung des Bereichs Bildung vom Departement Schule und Sport
leistet einen Beitrag, dass Eltern Familie und Beruf
vereinbaren können. Trotz Abwesenheit der Eltern
sollen ihre Kinder gut betreut sein. In dem Sinne
unterstützen die Betreuungspersonen die Eltern bei
der anspruchsvollen Aufgabe, ihre Kinder zu begleiten und für das Leben vorzubereiten. Die Betreuungspersonen ermöglichen den Kindern gemeinsame Erlebnisse und Tätigkeiten und das Sammeln
von Erfahrungen, die in einer Familie oft nicht gemacht werden können. Bei den Erfahrungen geht
es vor allem um das Leben in der Gruppe. Kinder
müssen sich durchsetzen, Rücksicht nehmen, Geduld haben, Beziehungen knüpfen und Respekt für
das Gegenüber entwickeln. Die Mitarbeitenden der
Abteilung Schulergänzende Betreuung sind sich
ihrer grossen Verantwortung bewusst. Jedes Kind
soll Zuneigung erfahren, ernst genommen sowie
individuell gefördert und gefordert werden.
Deshalb ist es für die Abteilung Schulergänzende
Betreuung ein zentrales Anliegen, eine hohe Qualität in der Betreuung der Kinder zu gewährleisten.
Die Grundhaltung ist, dass Kinder von Beginn weg
aktiv und lernwillig sind. Ihre Bedürfnisse sollen
erkannt und möglichst erfüllt werden. Sei es beim
Spiel, beim Integrieren in eine Gruppe mit anderen
Kindern, bei der Übernahme von Verantwortung.
Die sozialpädagogisch ausgebildeten Betreuungsleitungen verpflichten sich zu einer gemeinsamen,
verbindlichen, pädagogischen Ausrichtung für alle
städtischen Betreuungseinrichtungen in den freiwilligen Tagesschulen. Die Grundsätze der Arbeit mit
den Kindern sind in den vorliegenden Grundlagen
für die pädagogische Arbeit in der schulergänzenden Betreuung festgelegt. Zu den verschiedensten
Aspekten werden Ziele und Handlungsleitsätze
formuliert. Anhand definierter Überprüfungskriterien können Aussagen zur Zielerreichung gemacht
werden. Die Schwerpunkte der Handlungsleitsätze
liegen in der Begleitung der Entwicklung der Kinder,
der Förderung der Stärken und in der Unterstützung bei der Gestaltung des Alltags. Mit diesen
Schwerpunkten übernimmt die schulergänzende
Betreuung die Philosophie von Khalil Gibran und
setzt sie um.
Ich wünsche allen Kindern, Eltern und Betreuungsleitungen viele unvergessliche, positive und einmalige Erlebnisse in der schulergänzenden Betreuung,
damit die Kinder ihre eigenen Gedanken entwickeln
können und für das Leben vorbereitet werden.
Reto Zubler, Leiter Bereich Bildung
Juli 2010
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
2
II. Persönliche und soziale Entwicklung des Kindes
3
1.
2.
3.
4.
5.
Definition Entwicklung
Zentrale Dimensionen von persönlicher Entwicklung
Zentrale Dimensionen von sozialer Entwicklung
Wechselwirkung zwischen persönlicher und sozialer Entwicklung
Alltägliche Handlungskompetenz
3
3
5
6
7
III. Umgang mit verschiedenen Lebenswelten und Themen
8
1. Leistung und Entspannung
2. Konsum
3. Nähere und weitere Umgebung
IV. Geschlechterrollenidentität
1. Mädchen / Frau; Junge / Mann
2. Sexualität / Körper
3. Verarbeitung und Erfahrung mit geschlechtsspezifischen Modellen
V. Beziehungen zu anderen Kindern
1. Zugehörigkeit zur Gruppe und Freundschaften unter den Kindern
2. Spannungen und Konflikte
3. In und out sein in der Gruppe
VI. Freizeit
1. Langeweile und Kreativität
2. Spiele entwickeln
3. Aktivitäten initiieren und organisieren
VII. Betreuung – Schule – Familie
1. Unterstützung der Kinder im Umgang mit verschiedenen sozialen Systemen
2. Unterstützung bei Schwierigkeiten in der Familie, in der Schule und im Kindergarten
3. Früherkennung
VIII. Ernährung und Bewegung
1. Rund um den Mittagstisch
2. Bewegung
IX. Möglichkeiten und Grenzen der Betreuung
8
9
10
11
11
12
13
14
14
15
16
17
18
18
19
20
20
21
22
24
24
25
26
1
I. Einleitung
Die Grundlagen für die pädagogische Arbeit in der
schulergänzenden Betreuung basieren auf den
gesetzlichen Grundlagen der Verordnung über die
familienergänzende Kinderbetreuung, des Beitragsund des Betriebsreglements der Stadt Winterthur
sowie auf den kantonalen Hortrichtlinien vom 4. Juni
2007. Die Grundlagen für die pädagogische Arbeit
in der schulergänzenden Betreuung enthalten konkrete Umsetzungsmassnahmen.
Das Ziel der Grundlagen für die pädagogische Arbeit
in der schulergänzenden Betreuung ist es, einen fachlich einheitlichen Qualitätsstandard nach aktuellen
Kenntnissen in der Betreuung der Stadt Winterthur
möglichst konkret zu definieren. Es wurde darauf
geachtet, dass die Inhalte konkret im sozialpädagogischen Betreuungsalltag umsetzbar und mit der
Mitarbeiterbeurteilung überprüfbar sind. Deshalb
wird in jedem Kapitel mit dem Unterkapitel «Grundannahmen, Handlungsleitsätze und Überprüfungskriterien» gearbeitet.
Der inhaltliche Aufbau der Grundlagen für die pädagogische Arbeit in der schulergänzenden Betreuung
richtet sich nach den Schwerpunkten der Betreuungsarbeit. Im Mittelpunkt steht das Wohl des
Kindes. An dem Entwicklungs- und Bedürfnisstand
des einzelnen Kindes wie auch der Kindergruppe
orientiert sich die sozialpädagogische Arbeit. Darauf
bauen die sozialpädagogischen Bildungsbereiche
wie Freizeit, Freundschaften, Betreuung – Familie –
Schule, Umgang mit verschiedenen Lebensthemen,
geschlechtsspezifische Rollenidentität, Kreativität und
Langeweile, in denen die Kinder Erfahrungen sammeln und innerhalb der persönlichen und sozialen
Kompetenzen gefördert werden (siehe Grafik).
Die inhaltlichen Aussagen der vorliegenden Grundlagen können selbstverständlich in der schulergänzenden Betreuung nicht alle gleichzeitig umgesetzt
werden. Das Kapitel Möglichkeiten und Grenzen
behandelt dieses Thema. Diese Grundlagen sind die
Basis für die sozialpädagogische Qualität und damit
eine Richtlinie, diese in den einzelnen Betreuungseinrichtungen Schritt für Schritt weiterzuentwickeln.
Möglichkeiten
und Grenzen der
schulergänzenden
Betreuung
Familie – Betreuung –
Schule
Ernährung und
Bewegung
Beziehung
zu anderen
Persönliche und
soziale Entwicklung
des Kindes
Freizeit
2
Umgang
mit verschiedenen
Lebensthemen
Geschlechterrollenidentität
II. Persönliche und soziale Entwicklung des Kindes
1. Definition Entwicklung
a) Was ist Entwicklung?
Entwicklung ist ein komplexer, fortschreitender
Prozess von Wechselwirkungen zwischen der strukturellen Reifung (Altersreifung), den individuellen
genetischen Anlagen (körperliche Dispositionen), den
Umwelteinflüssen und schliesslich der Art und Intensität der individuellen bewussten und unbewussten
Selbststeuerung.
Vererbt sind die programmierten strukturell genetischen Merkmale, die bewirken, dass sich überhaupt
ein Mensch entwickelt, mit den Dispositionen zu
Spracherwerb, körperlicher Entwicklung, Konstitution,
Aussehen, Geschlecht und Temperament. Ebenso
ausschlaggebend sind die kulturelle Umgebung, die
gesellschaftliche Schichtzugehörigkeit der Eltern, die
Familienatmosphäre, die Familienkonstellation, die
Peer-Gruppe sowie äussere Einflüsse: TV, Werbung,
Freunde usw. Die Entwicklung des Kindes ist ein langer
Prozess, der biologische, psychische, soziale und
kulturelle Dimensionen einschliesst. Ein zentraler Entwicklungsfaktor ist der Aufbau einer bewussten
Selbststeuerung als Charakterkonstante, welche aktiv
lernt. Darin werden folgende Tendenzen als richtungsweisend unterschieden: Tendenz zur Bedürfnisbefriedigung, zur Anpassung an die Umwelt, zur
schöpferischen Expansion und zur Aufrechterhaltung
der inneren Ordnung.
Im Weiteren wird die Entwicklung durch unbewusste
dynamische Prozesse beeinflusst, welche sich in den
ersten Lebensjahren bilden.
Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung ist
die Art der emotionalen Zuwendung der Bezugspersonen zum Kind, die Art seiner Konfrontierung
mit Wertmassstäben und die Art seiner Lernmöglichkeiten. Kinder und Jugendliche lernen in allen Bereichen von ihren erwachsenen Bezugspersonen, die
sie je nach Entwicklungsphase nachahmen und auch
herausfordern. Sie sind auf deren wertschätzende
Haltung existenziell angewiesen. In diesem Sinne ist
die Betreuungsleitung eine wichtige Bezugsperson,
die ihr eigenes Verhalten und dessen Auswirkung in
Bezug auf die Entwicklung des Kindes immer wieder
kritisch reflektiert.
Untersuchungen zeigen, dass eine konsequente,
pädagogische Begleitung mit ausreichender emotionaler Zuwendung für die persönliche, soziale und
intellektuelle Entwicklung des Kindes und des/
der Jugendlichen von entscheidender Bedeutung ist.
2. Zentrale Dimensionen von
persönlicher Entwicklung
a) Grundannahmen
Die Kinder und Jugendlichen sind beeinflusst vom
Kulturkreis der weiteren Umwelt (Sozialschicht der
Eltern, Werte der Gesellschaft, Quartierstruktur) und
der engeren Umwelt (Familie, Freundeskreis, Schule
und Betreuung usw.) sowie von seelischen Faktoren.
Die Entwicklung eines jeden Menschen ist einmalig.
In diesem Prozess wachsen die Geschicklichkeit des
Körpers, die Nuanciertheit der Gefühle, die Prägnanz
der Wahrnehmung, die Komplexität des Denkens, die
Gerichtetheit des Willens und ein mehr oder weniger
vielfältiges Verhaltensrepertoire.
Während verschiedene Bereiche der Persönlichkeit
sich entwickeln, wächst auch die Fähigkeit einer Art
zentraler Steuerung. Die aktive Selbststeuerung des
Individuums ist von grosser Bedeutung für Entwicklung und Ausbildung der Persönlichkeit. In der schulergänzenden Betreuung verbringt eine grössere
Kindergruppe unterschiedlichen Alters ihren Alltag.
Wir befassen uns deshalb mit der Entwicklung des
Kindes und des / der Jugendlichen im Alter von 4 1⁄2
bis 15 Jahren.
Während der Kindergartenzeit nimmt das Spiel im
Leben des Kindes einen breiten Raum ein (Rollenspiele, Märchen, Bilderbücher, Geschichten hören,
singen, Bewegung, malen und zeichnen, kneten,
Sandspiele und Baukonstruktionen). Das Kind durchlebt die magische, kreative und gestalterische Phase,
in der es eine stetige Zunahme der Konzentrationszeit entwickelt. Es bewegt sich vorwiegend im egozentrischen Weltbild, d.h., alle Erfahrungen werden
im Bezug zur eigenen Erlebniswelt vorwiegend im
Spiel verarbeitet.
Folgende soziale Kompetenzen sind in diesem Alter
für das Kind entwicklungsbedingt typisch:
völliges Unbeteiligtsein,
wechselhafte Kontakte zu anderen Kindern,
einsames Alleinspiel, die Zuschauerrolle,
das parallel verlaufende Spiel (Kinder spielen
kontaktlos nebeneinander),
das assoziierte Spiel, bei dem Geben und Nehmen
sowie Nachahmen und Nachfolgen auftreten, es
ist jedoch noch keine Arbeitsteilung vorhanden,
das organisierte Spiel, wie z.B. das Regelspiel oder
gemeinsames Bauen, bei dem ein oder mehrere
Kinder das Spiel nach eigenen Regeln leiten.
Mit dem Schuleintritt wird das Kind mit den Leistungsanforderungen seiner Umwelt konfrontiert. Ein not3
wendiger Umwandlungsprozess führt zu einer Umverteilung der Verantwortung, die immer mehr vom
Kind übernommen werden kann.
Kinder im Alter der Unterstufe sind zunehmend in
der Lage, konstante soziale Beziehungen zu anderen
Kindern einzugehen. Dies zeigt sich u.a. darin, dass
sie sich beim Spielen und Zusammenarbeiten selbstständig organisieren können. Kindergruppen zeigen
in diesem Alter klare Rangordnungen auf. Mit der
Überwindung des egozentrischen Weltbildes wird die
Gruppenzugehörigkeit bewusster wahrgenommen.
Der Wunsch, eine angesehenen Rolle innerhalb der
Gruppe einzunehmen, ist vorhanden. Somit erwacht
in diesem Entwicklungsprozess eine der wichtigsten
Motivationen, «das Streben nach Prestige».
Wie im Kindergartenalter, sind auch in dieser Stufe
die sozialen Kontakte der Kinder stark vom Erziehungsstil der Bezugsperson bzw. der Betreuungsleiterin /des Betreuungsleiters beeinflusst. Ist die
Betreuungsleitung einengend autoritär und ungerecht, werden die Kinder aggressiv darauf reagieren. Ein sozial integrativer Erziehungsstil und eine
Atmosphäre der emotionalen Wärme und Geborgenheit wirken sich positiv auf die Gruppendynamik
aus. In diesem Alter übernehmen Kinder durch die
Identifizierung mit Bezugspersonen ein System
von neuen Werten und Ordnungen, die das soziale
Zusammenleben regeln.
Das Kind lernt, eigenverantwortlich seine Schulaufgaben und andere seinem Entwicklungsstand
entsprechende Verpflichtungen zu erledigen. Sein
Selbstwertgefühl wird durch die Anforderungen
von Schule und Aussenwelt stark geprüft.
Durch Ermutigung, Zuwendung, Vertrauen, Verständnis und Begleitung ermöglicht die Betreuungsleitung dem Kind, bestehende Selbstzweifel zu verarbeiten und mittels neuer Erfahrungen zu überwinden.
Durch die differenzierte Sprachentwicklung nimmt
das nicht sozialisierte Sprechen ab. Gespräche sind
zunehmend kontextgebunden. Das Kind zeichnet,
was es weiss, und nicht, was es sieht.
Die Vorpubertät der Mädchen verläuft etwas anders
als die der Knaben. Sie setzt ausserdem durchschnittlich 1–2 Jahre (mit ca. 10/11 Jahren) früher ein. Die
Erscheinungen der Vorpubertät müssen für Knaben
und Mädchen getrennt beschrieben werden.
Physische und psychische Veränderungen beim
Knaben (mit ca. 12/13 Jahren): starke Muskelentwicklung, dadurch erhöhte Kraftsteigerung – oft macht
sich ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Bewegung,
Sport und anderen körperlichen Leistungen bemerkbar. Schneller Wachstumsschub. Die Stimme verändert sich – der Stimmbruch setzt ein.
Intensivierung des Ablösungs- und Verselbstständigungsprozesses und Autonomiestreben.
Ein starkes Bedürfnis nach dem Zusammensein mit
Gleichaltrigen ist die Regel, Anerkennung durch die
Gruppe ist von grundlegender Wichtigkeit. Der Jugendliche bemüht sich um Ansehen und Geltung im
Freundeskreis. So cool er sich nach aussen hin gibt,
so empfindlich reagiert er auf den eigenen Status in
der Gruppe.
Durch die nun vorhandene Anpassung der kognitiven
Prozesse an die reale Umwelt können die Kinder
schrittweise das eigene Verhalten reflektieren und
zunehmend Verantwortung übernehmen. Grundsätzlich können sich die Kinder in andere Situationen
versetzen, kulturelle Unterschiede können demnach
thematisiert werden.
Physische und psychische Veränderungen bei
Mädchen: Bei den Mädchen ist die Kraftsteigerung
durch die Entwicklung der Muskulatur weniger ausgeprägt, in der Feinmotorik sind sie den Knaben
überlegen. Die Geschlechtsmerkmale entwickeln sich.
Die erste Menstruation setzt ein. Durch die Aktivierung
des hormonalen Regelkreislaufes entsteht oft eine
Stimmungslabilität – Geselligkeitsbedürfnis wechselt
mit dem Verlangen nach Einsamkeit, Anpassungsbereitschaft mit Auflehnung, Unternehmungslust mit
Trägheit. Mädchen schliessen sich eher mit einigen
Freundinnen zusammen, diskutieren gerne über
Themen wie Stars, Liebe, Schwärmereien, Probleme
usw. Sie bilden weniger oft Gruppen, ziehen sich
auch mal zurück und geniessen das Alleinsein.
Der Betreuungsalltag wird durch animierende und
lernfördernde Spiele geprägt, die die Kinder auch
selbstständig in der Gruppe machen können.
In der Pubertät erlangen dialogische Widersprüche
für den Heranwachsenden eine neue Bedeutung.
Besonders beunruhigt ihn der Konflikt zwischen seinen
Die emotionale Bindung des Kindes zur Betreuungsleiterin bzw. zum Betreuungsleiter ist in diesem
Alter sehr wichtig, es braucht für seinen Selbstwert
die positive Wertschätzung seiner Bezugspersonen.
4
Im Schulalter (ab ca. 9 Jahren) beginnt die körperliche
Reifung. Man nennt diese Zeit auch Schulkindalter,
weil die Schule und die Gruppe der Gleichaltrigen
einen zentralen Einfluss auf das Kind hat. Das Schulkindalter ist durch eine zunehmend sachliche, realitätsbezogene und kritische Einstellung zur Umwelt
geprägt. Diese Grundhaltung ist besonders ab 9
Jahren sehr spürbar. Wettkampf und sportliche Leistungen werden immer wichtiger und spielen auch
für die Positionierung innerhalb der Gruppe eine
wichtige Rolle. Bewegungsbedürfnisse können besser
kontrolliert werden. Im kognitiven Bereich distanziert
sich das Kind eher vom Eigenerleben und erfasst
auch komplexe Sachverhalte. Die Bedeutung der
Sprache und die Abstraktionsfähigkeit nehmen in
diesem Alter sehr zu. Zunehmend gewinnt es auch
Übersicht über Raum und Zeit. Formale Denkoperationen sind in Ansätzen möglich.
ganz persönlichen Bedürfnissen und dem Streben
nach Selbstentfaltung und den Erwartungen und
Anforderungen, denen er in den sozialen Systemen
seiner Lebenswelt begegnet.
Diese Widersprüche anzuerkennen und lernen, damit
umzugehen, gehört zu den Aufgaben der Pubertät.
Diese Entwicklung zur Widerspruchs- und Konfliktfähigkeit ist schwierig und nicht ein für allemal lernbar.
In der stürmischen körperlichen und seelisch-geistigen
Wachstumsperiode der Pubertät kann es häufig zu
Extremhaltungen in der einen oder anderen Richtung
kommen.
b) Zielsetzungen
Die Knaben und Mädchen werden in ihrem
Selbstwert gestärkt.
Sie können ihre Schwächen annehmen und ihre
Stärken weiterentwickeln.
Die Weiterentwicklung ihrer Kreativität und die
Fähigkeit zur Selbststeuerung werden unterstützt.
Die Freude am Lernen und der Blick für die eigene
Entwicklung werden erhalten bzw. neu aufgebaut.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
ermöglicht den Kindern und Jugendlichen, Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln, die ihrem
Entwicklungsstand entsprechen.
respektiert die Persönlichkeit des Kindes und
des/der Jugendlichen und unterstützt die soziale,
emotionale, kognitive und physische Entwicklung
ressourcenorientiert.
regt die Knaben und Mädchen zu einer positiven
Auseinandersetzung mit der Geschlechterrolle an.
bietet den Knaben und Mädchen aus anderen
Kulturen persönliche Unterstützung zur Bewältigung der unterschiedlichen Erwartungen an die
Geschlechterrollen in den verschiedenen Kulturkreisen an.
achtet darauf, ihre Rolle als erwachsene Bezugs
person mit einer respektvollen Beziehung und
einer dialogischen Kommunikation zu erfüllen.
überprüft die Motive ihres Handelns und kontrolliert die Auswirkungen ihres Tuns.
hat gegenüber den Jugendlichen nicht mehr
Betreuungsaufgaben in erster Linie zu erfüllen,
sondern vielmehr die Rolle einer Ansprech- und
Vertrauensperson.
nimmt sich Zeit, um partnerschaftliche Gespräche
über Probleme und Fragen mit den Kindern und
Jugendlichen zu führen.
geht auf die Nöte von Kindern und Jugendlichen
in schwierigen Situationen ein. Sie zeigt Verständnis für deren Situation und bietet ihnen diejenige
Zuwendung, Unterstützung, Bestätigung und
Kritik an, die es ihnen ermöglicht, schrittweise
neue Erfahrungen zu machen und neue Fähigkeiten aufzubauen.
vermeidet negative Kreisläufe und versucht, mit
den Kindern und Jugendlichen Ziele zu klären und
Lösungen zu finden. Wo nötig bezieht sie die
Erziehungsberechtigten und allenfalls Fachstellen
in ihre Bemühungen ein.
vertraut der Entwicklungsfähigkeit der Kinder und
Jugendlichen und unterstützt sie mit Übergabe
von Verantwortung in der Betreuungseinrichtung.
Ihr Erziehungsdenken bezieht sich nicht auf Traditionen, sondern auf den Menschen selbst, auf
seine individuellen Fähigkeiten, seine innerste
Natur, seine eigenen Erfahrungen vor allem in
den Stadien seines Lebensweges.
gestaltet die Bindung an die Kinder und Jugendlichen so, dass sie schrittweise gelöst wird und die
Kinder oder Jugendlichen unabhängig und selbstständig ihr Leben führen können.
Überprüfungskriterien
Die persönliche und soziale Anerkennung gegenüber den Kindern und
Jugendlichen findet statt.
Die Kinder und Jugendlichen fühlen sich geborgen, angenommen und
geschätzt.
Die Kinder und Jugendlichen erhalten genügend Raum, um ihre
Bedürfnisse und Meinungen mitzuteilen.
Die Beziehung zwischen der Betreuungsleitung und den Kindern und
Jugendlichen beruht auf einer gegenseitigen respekt- und vertrauensvollen Basis.
Der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen ist ressourcen-, zielund lösungsorientiert.
Kinder und Jugendliche lernen im gleichen Masse von wertschätzender
Unterstützung, kritischen Rückmeldungen und der Übernahme von
angemessener Verantwortung für sich und die Gemeinschaft.
Die Kinder und Jugendlichen haben klar definierte Verantwortlichkeiten
in der Betreuungseinrichtung.
Mädchen und Knaben bewältigen Konflikte im Gespräch.
3. Zentrale Dimensionen von sozialer
Entwicklung
Kinder und Jugendliche sind soziale Wesen. Sie entwickeln sich nach ihrem persönlichen Entwicklungsrhythmus und ihren Vorlieben, und sie brauchen die
Zugehörigkeit zu verlässlichen Gemeinschaften.
Ihre Sozialisierung ist ein lange dauernder
Lernprozess.
Bei einer grossen Altersbandbreite in der Gruppe
können beträchtliche individuelle Unterschiede im
kognitiven und im sozialen Entwicklungsbereich bestehen. Die Verhaltensstruktur eines Vorschulkindes
ist grundlegend verschieden von jener der mittleren
und späten Kindheit. Diese Tatsache ist für grössere
Kindergruppen in der schulergänzenden Betreuung
von grosser Bedeutung und macht einen massgeblichen Unterschied im Vergleich zu anderen pädagogischen Bereichen (Schule, Kindergarten usw.) aus.
5
a) Verschiedene Lernbereiche
Spätestens mit dem Eintritt in den Kindergarten
beginnt für das Kind die Ablösung von seiner Familie,
es verbringt Stunden seines Alltages im Kindergarten
bzw. in der Betreuungseinrichtung, mit anderen
Kindern und der Kindergärtnerin bzw. Betreuungsleitung als neuer Bezugsperson.
Mit dem Schulbeginn muss sich das Kind im Umfeld
ausserhalb der Familie bewähren. Es lernt, sich in der
sozialen Welt zurechtzufinden, und kann sich vermehrt in die Lage anderer versetzen. Es ist bereit,
Freundschaften aufbauen.
Die Individuation ist nur im sozialen Umfeld des Kindes
möglich. Eine soziale Gemeinschaft wiederum ist nur
möglich, wenn sich das Kind bzw. der/die Jugendliche
mit seiner/ihrer Individualität bereichernd einbringt.
Die schulergänzende Betreuung als familienergänzende Einrichtung bietet Kindern ab Kindergartenalter
und Jugendlichen eine günstige Voraussetzung zur
sozialen Integration in eine Gemeinschaft. Durch das
Zusammenleben verschiedener Altersgruppen und
Kulturen wird die kognitive und soziale Entwicklung
unterstützt.
Es wird den Kindern und Jugendlichen mit ihrer
jeweils einmaligen Persönlichkeit ermöglicht, sich mit
anderen Menschen und mit den Erfordernissen der
Gemeinschaft auseinander zu setzen. Diese Auseinandersetzung soll so erfolgen, dass Individuation und
Sozialisation, die Einmaligkeit und der Gemeinschaftssinn miteinander verwirklicht werden. Die Verbundenheit mit positiven emotionalen Beziehungen bestärkt
das Kind in seiner Fähigkeit, durch Identifikation mit
Vorbildern und durch Einsicht seine persönliche und
soziale Entwicklung voranzutreiben.
Das Kind lernt Grenzen kennen, wo es elementare
Regeln der Gemeinschaft verletzt oder die persönliche Freiheit anderer Menschen stark einschränkt.
Es lernt, einerseits Mitmenschen zu respektieren und
wahrzunehmen, andererseits aber auch, sich mit
Konflikten, Streitereien und Meinungsverschiedenheiten auseinander zu setzen.
Es tauscht Ideen aus, erlebt kooperative Aushandlungsprozesse, nimmt verschiedene Positionen und
Rollen innerhalb der Gruppe ein und lernt, um Unterstützung zu fragen.
b) Zielsetzung
Die Kinder und Jugendlichen erwerben soziale
Kompetenzen.
Sie lernen, sich verständlich einzubringen und
anderen zuzuhören.
Sie lernen, Aktivitäten zu planen und zu organisieren.
Sie pflegen Freundschaften
Sie bauen ihre Fähigkeiten zur Kooperation aus.
6
Sie lernen, eigene Positionen durchzusetzen und
auch auf andere einzugehen.
Sie nehmen Rücksicht aufeinander und unterstützen sich gegenseitig.
Sie lernen, Konflikte auszutragen.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
achtet auf gegenseitige Toleranz. Die gegenseitig
vereinbarten Gesprächsregeln und Konfliktslösungsmodelle sind entwicklungsgerecht und
werden umgesetzt.
lebt Kritikfähigkeit vor.
stärkt das Selbstvertrauen der Kinder und
Jugendlichen.
strukturiert den Betreuungsalltag bedürfnisgerecht und abwechslungsreich.
stellt geeignete Rahmenbedingungen, Lernfelder
und Freiräume zur Verfügung, damit die Kinder
bzw. Jugendlichen sich frei bewegen und experimentieren können.
führt die Gruppe nach gruppenpädagogischen
Gesichtspunkten.
Überprüfungskriterien
In der Betreuungseinrichtung existieren demokratische Regeln, die zusammen mit den Kindern und Jugendlichen erarbeitet und festgelegt
wurden. Partizipation in der Betreuung wird gelebt.
Sozialpädagogische Zielsetzungen sind formuliert. Der Alltag in der
Betreuungseinrichtung ist abwechslungsreich, bedürfnisorientiert und
dem Auftrag entsprechend gestaltet.
Der Tagesablauf bietet Freiräume und gestaltete Lernfelder, die soziale,
emotionale, kognitive und grobmotorische wie feinmotorische Aspekte
der Entwicklung gleichwertig angehen.
Es werden Übungsfelder zur Verfügung gestellt, in denen sich die
Kinder und Jugendlichen frei bewegen und experimentieren können.
Grenzen sind dabei gesetzt und formuliert.
Regeln und Vereinbarungen sind gemeinsam erarbeitet worden. Sie sind
kommuniziert und sind transparent.
Entwicklungsgerechte Konfliktlösungsmodelle sind gemeinsam mit den
Kindern und Jugendlichen formuliert und entwickelt worden und werden geduldig, aber konsequent eingeübt.
Den Kindern und Jugendlichen werden ihnen gerechte Verantwortungsbereiche übergeben.
4. Wechselwirkung zwischen persönlicher
und sozialer Entwicklung
a) Grundannahmen
Es ist davon auszugehen, dass die Entwicklung immer
auf einer Wechselwirkung von Anlage und Umweltfaktoren, von Reifungs- und Lernprozessen bzw. von
inneren und äusseren Bedingungen beruht. Entscheidend für das Gelingen der Entwicklung ist die
immer wieder neu abzustimmende Passung zwischen
den Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten des
einzelnen Kindes bzw. Jugendlichen mit den Anforderungen, welche ihm durch seine Bezugspersonen
und seine Lebenswelten gestellt werden.
Dieser wechselseitige Prozess ist abhängig von der
sozioökonomischen Situation, in der ein Kind und
seine Erziehungsberechtigten leben, von den Erwartungen der Schule, der Betreuungseinrichtung
und auch von den individuellen Möglichkeiten und
Grenzen der beteiligten Personen.
Belastende familiäre Ereignisse, Naturkatastrophen
usw., aber auch besonders günstige Umstände sind
von grossem Einfluss auf die Entwicklung.
Das pädagogische Verhältnis ist eine Beziehung der
Wechselwirkung, bei der die Bezugspersonen eine
bewusste Verantwortung für die Entwicklung der ihr
anvertrauten Kinder übernehmen. Erziehung ist ein
Beziehungs- und Interaktionsprozess, in welchem
alle Beteiligten, Kinder und Erwachsene, sich verändern. Die Wechselseitigkeit des sozialen Austausches
zeigt sich in der Entwicklung der Beziehung, welche
durch Qualitäten wie Geborgenheit, Zuwendung,
Verlässlichkeit, gegenseitige Bezogenheit, Vertrauen
und Kontinuität gekennzeichnet ist. Das pädagogische Verhältnis kann auch als Entwicklungsklima
bezeichnet werden, bei dem vorhandene Anlagen
positiv gefördert oder aber unterdrückt werden
können.
verfolgt und unterstützt die persönlichen und
sozialen Ziele der Kinder und Jugendlichen.
überprüft die Wirkung ihrer bzw. seiner Machtausübung und korrigiert diese wo nötig im Interesse
der Entwicklung der Kinder und Jugendlichen.
Überprüfungskriterien
Kulturelle (Geschichte, Sitten und Bräuche) und soziale Aspekte
(Familienkonstellationen usw.) sind bekannt und werden in der Arbeit
mit berücksichtigt.
Probleme der Kinder und Jugendlichen werden erkannt. Geeignete,
unterstützende Massnahmen werden nach Absprache mit den Kindern
und Jugendlichen in die Wege geleitet.
In Beobachtungsberichten sind die individuellen, sozialen, familiären
Einflüsse formuliert. Der Personenschutz und das Berufsgeheimnis sind
gewährleistet.
5. Alltägliche Handlungskompetenz
a) Allgemeine Gedanken
Die Kinder und Jugendlichen lernen in der
Betreuungseinrichtung, ihrem Alter entsprechende
Aktivitäten zu planen und zu gestalten. Sie werden
damit kompetent für Lösungen alltäglicher Herausforderungen.
b) Zielsetzungen
Kinder bzw. Jugendliche vertreten ihre eigenen
Bedürfnisse und ihre eigene Art. Sie verbinden
diese mit einer sozialen Grundhaltung.
Die Bezugspersonen überprüfen ihre eigenen
Handlungsmotive, kontrollieren die Wirkungen
ihres Handelns und reflektieren ihre Arbeit. Erforderlich ist seelisch-geistige Beweglichkeit und
Offenheit für jedes einzelne Kind.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
nimmt die Kinder und Jugendlichen an, so wie sie
sind, unabhängig ihrer geografischen und sozialen
Herkunft.
analysiert Probleme unter verschiedenen Aspekten,
erkennt soziokulturelle, personelle und gruppenpädagogische Einflüsse und geht sie unter
Berücksichtigung des eigenen Auftrages in der
Betreuung an.
kennt den Lebensraum, die Herkunft und den
kulturellen Hintergrund des Kindes bzw. des/der
Jugendlichen. Diese Kenntnis wird in der Arbeit
mit berücksichtigt.
ist eine gute Zuhörerin bzw. ein guter Zuhörer,
beobachtet die persönliche und soziale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und bezieht
Einflussfaktoren und vorhandene Anlagen in ihre
Arbeit mit ein.
b) Zielsetzung
Die Kinder und Jugendlichen können schrittweise
Aufgaben analysieren und Handlungen daraus
ableiten.
c) Handlungsleitsätze und Überprüfungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
übergibt Verantwortlichkeiten (z.B. Aufgaben) und
altersgemässe Aktivitätsplanung an Kinder und
Jugendliche und unterstützt diese in der Vorgehensweise.
bezieht die Kinder und Jugendlichen aktiv in die
Gestaltung des Betreuungsalltages ein und übergibt ihnen entwicklungsgerechte Aufgaben.
bezieht die Kinder und Jugendlichen aktiv in die
thematische Planung der Ferienbetreuung ein.
Sie übergibt den Kindern und Jugendlichen die
Planung und Gestaltung von einzelnen Aktivitäten.
7
III. Umgang mit verschiedenen Lebenswelten und Themen
1. Leistung und Entspannung
a) Grundannahmen
b) Zielsetzungen
Leistung ist ein Teil unseres Lebens. Sie beeinflusst
die Erziehung der Kinder.
Kinder und Jugendliche
Kinder wollen Situationen meistern. Sie sind stolz auf
das Gelingen ihrer Vorhaben. In denjenigen Bereichen,
in denen sie Interesse und Selbstvertrauen haben,
leisten sie gerne.
Erziehungsberechtigte, die Schule und andere Bezugspersonen richten vielfältige Leistungserwartungen an die Kinder und Jugendlichen. Allzu oft zielen
diese Erwartungen an den Möglichkeiten und Entwicklungsrhythmen von Kindern und Jugendlichen
vorbei. Leistungsblockierung, Widerstand, Verweigerung, Ängste und die Belastung der Beziehung zwischen Kind und Bezugsperson sind weit verbreitete
destruktive Folgen von Fehlerwartungen.
Leistungsfreude und Zuversicht in die eigene Entwicklung werden durch eine lange Reihe von kleinen
Erfolgserlebnissen, in denen Kinder und Jugendliche
ihre Fähigkeiten selbst gesteuert umsetzen, aufgebaut. Das Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen hängt davon ab, ob die Leistungserwartungen
ihren psychischen und körperlichen Möglichkeiten
entsprechen. Im Weiteren ist es wichtig, dass die
eigenen Veranlagungen zum Ausdruck kommen
können. Demzufolge ist es unerlässlich, dass sich ein
Kind von seinen Interessen leiten lassen kann. Kinder
müssen sich mit Gleichaltrigen vergleichen können.
Die Feststellung, dass sie genauso leistungsfähig sind
wie die anderen, ist wesentlich für ihr Selbstwertgefühl. Ebenso ist es wichtig, nicht die Leistung, sondern die Anstrengung für die Leistung zu würdigen.
Wohlbefinden und Selbstwertgefühl werden im
Wesentlichen durch die drei Bereiche Geborgenheit,
Zuwendung und soziale Anerkennung sowie durch
Entwicklung und Leistung bestimmt. Die Wichtigkeit
jedes einzelnen Aspektes der drei Bereiche sind von
Kind zu Kind von unterschiedlicher Bedeutung. Zur
Erhaltung der Leistungsfähigkeit und der Leistungsfreude ist es notwendig, genügend Zeit für die
körperliche, geistige und soziale Entspannung zu
gewähren. Nicht alle Kinder sind gleich vital. Jedes
hat seinen eigenen Rhythmus.
Die schulergänzende Betreuung gibt den Kindern
Möglichkeiten zur individuell angemessenen Leistung
und Erholung. Die Leistungserwartungen richten sich
nach dem Entwicklungsstand des einzelnen Kindes
und den kulturellen Werten unserer Gesellschaft.
Angebote für die Erholung werden aufgrund
des Erholungsbedarfes der Kinder geplant und zur
Verfügung gestellt.
8
sind initiativ und bringen Ideen ein.
verfügen über Handlungskompetenzen zur
Bewältigung von alltäglichen Herausforderungen.
lernen, sich selber realistisch einzuschätzen.
sind ermutigt, aus Fehlern zu lernen.
können sich entspannen.
erhalten Angebote für die Verarbeitung von
Belastungen und Stress.
lernen ihre eigenen Ressourcen im Umgang
mit Frustrationen kennen.
gehen ihren Interessen nach und erhalten auf
ihre Entwicklung abgestimmte Anregungen und
Handlungsmöglichkeiten.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
plant ein Freizeitangebot gemäss den spezifischen
Bedürfnissen der Kinder nach Leistung und Erholung.
erstellt Beobachtungsberichte, um die spezifischen
Bedürfnisse einzelner Kinder zu erfassen.
gibt den Kindern spezifische Angebote zu
Entwicklung und Lernerfahrung.
schafft eine Atmosphäre in der Betreuung, in der
sich die Kinder angenommen, geborgen fühlen
und ihre Stärken und Schwächen zeigen dürfen.
gestaltet die Einrichtung mit verschiedenen
Angeboten, um Stress, Ärger und Anspannungen
zu verarbeiten.
bietet Rückzugsmöglichkeiten an, damit die
Kinder und Jugendlichen sich entspannen können.
unterstützt und ermutigt die Kinder und Jugendlichen, eigene Entscheidungen zu treffen.
beachtet das Wohlbefinden des einzelnen Kindes
und Jugendlichen und geht darauf ein.
fragt die Kinder und Jugendlichen nach ihrer
Befindlichkeit und bietet Gespräche an.
ermutigt die Kinder und Jugendlichen bei Misserfolgen.
ermutigt die Kinder und Jugendlichen, ihren
Interessen nachzugehen.
ermutigt dazu, Gefühle verbal oder kreativ
auszudrücken.
vermittelt geeignete Arbeitstechniken zur Lösung
von Aufgaben.
überträgt den Kindern und Jugendlichen ihrer
Entwicklung entsprechende Verantwortung.
gibt den Kindern und Jugendlichen Anerkennung
für ihre Anstrengungen und nicht primär für die
erbrachte Leistung.
hilft den Kindern und Jugendlichen, Frustrationen
zu verarbeiten, und bietet spezifische Unterstützung an (Trost, Ermutigung, Erklärung, Gespräch,
Hilfestellung usw).
hört den Kindern und Jugendlichen aktiv zu und
schenkt ihnen echte Aufmerksamkeit und Zuwendung.
verarbeitet über- oder unterfordernde Leistungserwartungen mit den Kindern und Jugendlichen.
Überprüfungskriterien
Die Handlungsleitsätze sind umgesetzt.
Auf die Befindlichkeit, den Entwicklungsstand und die Wünsche der
Kinder und Jugendlichen wird Rücksicht genommen.
Gegenüber den einzelnen Kindern und Jugendlichen wird Vertrauen
geäussert und gezeigt.
Der Umgang mit den Kindern ist wertschätzend und unterstützend.
Bei Bedarf werden Arbeits- und Entspannungstechniken vermittelt.
Die einzelnen Kinder und Jugendlichen werden im Gespräch ernst
genommen und auf ihre Bedürfnisse wird eingegangen.
Die Anstrengung einzelner Kinder und Jugendlicher wird gewürdigt.
Fehler werden als Lernchancen gewürdigt.
Die Kinder und Jugendlichen übernehmen ihrem Alter entsprechend
Verantwortung.
Die Freizeit in der schulergänzenden Betreuung ist so gestaltet, dass
sie viele Möglichkeiten für Bewegung bietet.
Das Freizeitangebot ist so gestaltet, dass das Kind entwicklungsspezifische Erfahrungen machen kann.
Es gibt spezielle Angebote, um Frust und Ärger abzubauen.
Bei den Hausaufgaben werden die Kinder und Jugendlichen ressourcenorientiert unterstützt und gefördert.
2. Konsum
a) Grundannahmen
Das Konsumverhalten ist von aussen beeinflussbar.
Übermässigem Konsum sowie Suchtverhalten liegen
verschiedene Ursachen zugrunde. Meist liegt das Problem in der schwierigen Situation im nahen Umfeld
des Kindes oder des/der Jugendlichen, das von diesem
psychisch nicht konstruktiv bewältigt werden kann.
Die Erwachsenen tragen mit ihrem eigenen Umgang
auf herausfordernde Situationen, ihrem eigenen
Konsumverhalten als Vorbilder eine grosse Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen.
Deshalb ist eine konstruktive Konfliktkultur, ein
gesprächswilliges und ein das Selbstbewusstsein förderndes Umfeld in der Familie, in der Schule, in der
Betreuungseinrichtung, im Sportclub usw. für die
Kinder und Jugendlichen von grosser Bedeutung für
die Prävention von Suchtverhalten. Demnach beginnt
Suchtprävention in der positiven Gestaltung von
Alltagssituationen der Kinder und Jugendlichen. Ein
gestärktes Selbstwertgefühl, soziale Kompetenz,
realistische Selbsteinschätzung und Selbstakzeptanz
sowie echte Genussfähigkeit verhindern kompensierendes Konsumverhalten. Lustvolles und Genuss
förderndes Essverhalten kann sich präventiv auf
allfällige Essstörungen auswirken. Ein gutes Körper-
gefühl, d. h. den eigenen Körper als gesund, kräftig,
vital, und attraktiv zu empfinden, kann ebenfalls vor
einer Suchtentwicklung schützen.
Kinder und Jugendliche mit gestärktem Selbstwertgefühl können innerhalb der Gruppe einen eigenen
Standpunkt vertreten und sich integrieren. Diese
Kinder und Jugendlichen sind weniger darauf angewiesen, sich über Prestigeartikel eine besondere
Rolle und Akzeptanz in der Gruppe einzuhandeln.
Grundsätzlich kann jeder Gegenstand und jede Handlung zur Sucht führen, wenn sie als Kompensation
und zur Vermeidung von echter Auseinandersetzung
vorgenommen wird. Bekannte kompensatorische
Handlungen können sein: Kaufen von Prestigeartikeln
in Form von Markenkleidern, Handys usw., gesundheitsschädigendes Arbeiten, übermässiges und
einsames Computerspielen, gestörtes Essverhalten
sowie das Konsumieren von legalen und illegalen
Substanzen wie Alkoholgetränken, Zigaretten, Tabletten, Ecstasy, LSD usw.
Grundsätzlich ist nicht jede kompensierende Handlung Ausdruck eines übermässigen Konsums und
führt auch nicht zwangsläufig zur Entwicklung eines
Suchtverhaltens. Problematisch wird es, wenn über
längere Zeit durch kompensierenden Konsum Probleme verdrängt werden. Aus diesem Verdrängungsverhalten kann sich aus gelegentlichem missbräuchlichem Konsumieren eine Gewohnheit und später ein
Suchtverhalten entwickeln.
b) Zielsetzung
Die Betreuungsleiterin bzw. der Betreuungsleiter
lebt einen bewussten, kritischen Umgang mit
Konsumgütern vor.
Die Kinder erleben die Betreuungsleitung als
positives Vorbild.
Sie setzen sich mit dem Umgang mit Konsumgütern bewusst auseinander.
Sie werden ermutigt, ihre Bedürfnisse auszusprechen.
Sie sind unterstützt, soziale Kompetenzen zu
erlernen.
Sie erleben Integration und Wertschätzung aufgrund ihrer Persönlichkeit.
Sie erleben genuss- und freudvolle Zeiten in der
Betreuungseinrichtung.
Sie sind fähig, ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen.
Sie lernen was und wieviel sie beim Mittagessen
essen möchten.
Sie erleben sich beim Mittagessen als Teil einer
kommunikativen Gemeinschaft.
Sie lernen, einander zuzuhören und aktiv am
Gespräch teilzunehmen.
Sie sind in der Kindergruppe integriert.
Mädchen und Knaben lernen einen gleichwertigen und wertschätzenden Umgang untereinander.
9
Sie lernen, sich mit ihren Begabungen und
Grenzen zu akzeptieren.
Sie lernen, Frustrationen zu verarbeiten.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
praktiziert in der Betreuungseinrichtung einen
kritischen Umgang mit Konsum.
plant ein Spielangebot, welches zur Aktivität
anregt.
plant ein vielfältiges Freizeitangebot (siehe
Kapitel Freizeit, Beziehungen zu andern Kindern
usw.).
repariert mit den Kindern beschädigtes Spielmaterial.
thematisiert Vor- und Nachteile von Konsumgütern.
sorgt für klare Regelung für die Benützung von
Konsumgütern in der Betreuungseinrichtung.
fördert mit Angeboten Spiel und Spass, Freude
und Genuss.
fördert mit Bewegungsangeboten und lustvollem Essverhalten ein gutes Körperbewusstsein.
bezieht die Kinder beim gemeinsamen Kochen
und Einkaufen ein.
ermutigt die Kinder und Jugendlichen, ihre
Bedürfnisse auszudrücken und zu verarbeiten.
unterstützt die Kinder und Jugendlichen,
Frustrationen zu verarbeiten.
motiviert die Kinder und Jugendlichen, selber
Ideen zu entwickeln.
konfrontiert die Kinder und Jugendlichen wertschätzend mit ihrem Alter entsprechenden
Schwierigkeiten und zeigt die Konsequenzen auf.
vereinbart mit den Kindern und Jugendlichen
Regeln, um einander zuzuhören und einen wertschätzenden Umgang zu üben.
unterstützt ausgegrenzte Kinder und Jugendliche bei der Integration.
thematisiert Ausgrenzung und Abwertungen
unter den Kindern und Jugendlichen.
fördert ein positives Gemeinschaftsgefühl.
fördert beim Essen die Verantwortung der
Kinder und Jugendlichen für ein gesundes Essverhalten.
unterstützt die Kinder und Jugendlichen in der
Entscheidung, was sie essen möchten und was
nicht.
sorgt dafür, dass genügend Zeit für das Essen
und Tischgespräche vorhanden ist.
bezieht die Kinder bei der Erarbeitung von Tischregeln ein.
10
Überprüfungskriterien
Die Handlungsleitsätze sind umgesetzt.
Der Umgang mit den Kindern ist verständnisvoll und wertschätzend.
Kinder und Jugendliche äussern ihre Bedürfnisse und Gefühle.
Partizipation der Kinder und Jugendlichen findet statt.
In der Betreuungseinrichtung wird mit Material und Spielsachen usw.
bewusst und sorgfältig umgegangen.
Das Spielangebot fördert Eigenaktivität.
Die Raumeinrichtung bietet Möglichkeit für verschiedene Tätigkeiten.
Es bestehen vereinbarte und transparente Regeln zum Umgang untereinander, am Mittagstisch sowie zum Umgang mit Konsumgütern.
Tischgespräche finden statt, Kinder hören einander zu.
Die Kinder und Jugendlichen bestimmen selber, was und wie viel sie
essen möchten.
Die Kinder und Jugendlichen werden beim Mittagstisch aktiv einbezogen (Schöpfen).
Der Abfall wird sortiert.
3. Nähere und weitere Umgebung
a) Grundannahmen
Als Bestandteil der verschiedenen Lebenswelten
der Kinder und Jugendlichen übernimmt die schulergänzende Betreuung eine wichtige Funktion.
Sie ist im Quartier verankert und bietet eine Tagesstruktur für die familienergänzende Betreuung von
Kindern und Jugendlichen an.
b) Zielsetzung
Die Betreuungseinrichtung ist im Quartier
bekannt und integriert.
In der schulergänzenden Betreuung werden
soziale Kontakte gepflegt und gefördert.
Die Betreuungseinrichtung bringt den Kindern
andere Lebenswelten näher.
Eine Vernetzung mit der Umgebung findet statt.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
bietet einen Tag der offenen Tür an.
setzt die abteilungsinterne Checkliste
zur Öffentlichkeitsarbeit um.
ist mit dem Quartier vernetzt.
nimmt an Aktivitäten im Quartier teil.
benützt Spielplätze im Quartier.
kennt die Quartierstruktur.
Überprüfungskriterien
Die Öffentlichkeitsarbeit wird wahrgenommen.
Kinder in der schulergänzenden Betreuung können die anderen
Kulturen kennen lernen.
Kindergärten und Schule werden eingeladen, um die Betreuungseinrichtung kennen zu lernen.
Einmal im Jahr erscheint ein Artikel in der Quartierzeitung.
IV. Geschlechterrollenidentität
1. Mädchen / Frau; Junge / Mann
a) Grundannahme
Die Geschlechterrollen sind kulturell geprägt und werden durch gesellschaftliche und wirtschaftliche Interessen gesteuert. Die Rollenprägungen werden durch
Literatur, Kunst und Kultur unterstützt und finden
darin Ausdruck. Auf der gesellschaftlichen Ebene prägen patriarchale und asymmetrische Machtverhältnisse die Beziehung unter den Geschlechtern. Dies hat
vielfältige Auswirkungen auf die verschiedenen persönlichen Lebensbereiche von Männern und Frauen.
Im persönlichen Bereich werden die traditionellen
Rollen- und Lebensmuster individuell gelebt und an
die Kinder weitervermittelt. Kinder werden aufgrund
von geschlechts- und kulturspezifischen Rollenerwartungen sozialisiert. Die traditionellen Erwartungen an
die Geschlechterrolle prägen die Kinder. Verinnerlichte Rollenmuster werden durch die Erziehungspersonen bewusst und unbewusst an die Kinder weitervermittelt.
In unserer Gesellschaftsform, deren Norm eine Familienstruktur ist, bei der Väter abstrakt wichtig, aber
physisch die meiste Zeit abwesend sind und die Mütter den Hauptteil der Erziehungsarbeit leisten, wird
vermehrt der Einfluss der Beziehung der Mütter auf
die Kinder thematisiert. Die Auswirkung von physisch
abwesenden Vätern ist bis anhin weniger untersucht
worden. Ein wichtiger Faktor besteht darin, dass die
meisten Mütter ihre Töchter als «artgleich» erleben
und ihre Söhne als «andersartig». Eigene Gefühle der
Mütter werden daher oft auf die Tochter projiziert;
den Sohn erlebt sie viel früher als eigenständige Person. Deshalb gestehen Mütter ihren Jungen eher die
Möglichkeit und den Freiraum zu, sich selbstständig
zu verhalten, während Mädchen länger «festgehalten»
bleiben. Dieser Unterschied hat grossen Einfluss in
einer Phase, in der die ersten Beziehungsformen eingeübt werden, welche als Muster die Beziehungen der
Erwachsenen prägen werden. Frauen werden sich
später «in Beziehung zu» anderen Menschen erleben
und Männer werden sich eher als eigen- und selbstständige Personen in Abgrenzung zu emotionaler
Hingabe definieren. Durch das vielfache Fehlen männlicher Vorbilder – wie das eines nahen, vertrauten,
gefühlvollen Vaters – lernen Jungen Männlichkeit als
das, was für Autonomie steht, doch zugleich auch
für die Ablehnung von Verbundenheit, die Ablehnung
der Fähigkeit zur Fürsorge für andere. Daher haben
Männer oft mehr Schwierigkeiten, ihre Gefühle und
Bedürfnisse zu regulieren, und zeigen z.B. höhere
Suchtrisiken auf als Frauen. Dazu kommt, dass Mädchen über lange Zeit bis meist in die Unterstufe der
Primarschule in einer Umgebung aufwachsen, in der
sie mit weiblichen Bezugspersonen verbunden sind.
Daher lernen Mädchen, was es heisst, eine Frau zu
sein, innerhalb einer Gefühlsbeziehung. Der Vorteil dieses Prozesses besteht für Frauen darin, dass Weiblichkeit mit sozialer Interaktion und persönlicher Beziehung verwoben bleibt. Jungen erleben wegen der
Abwesenheit männlicher Bezugspersonen bis oft in
die Unterstufe der Primarschule daher einen komplizierteren Prozess, mit weniger Möglichkeiten, Männlichkeit innerhalb einer Gefühlsbeziehung zu lernen.
Der beschriebene Entwicklungsprozess ist prägender
für die Geschlechterrollenidentität als die Frage, ob
Knaben und Mädchen die gleichen Spielsachen erhalten oder nicht.
Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist gesetzlich
verankert. Den Gleichberechtigungsanspruch schrittweise umzusetzen, umfasst neben dem Abbau von
asymmetrischen Machtverhältnissen auch, die Erziehung der Kinder so zu gestalten, dass die Kinder in
Auseinandersetzung mit Geschlechterrollenerwartungen ihre Persönlichkeit entfalten können. Einen wichtigen Einfluss haben dabei die Arbeitsteilung in
der traditionellen Familie und das Angebot an professionellen familienergänzenden Betreuungsinstitutionen.
Die schulergänzende Betreuung ist eine koedukative
Einrichtung. Durch den Fachhochschulabschluss
der Betreuungsleitung hat die Profession eine gesellschaftlich anerkannte Stellung erhalten und es besteht vermehrt die Chance, dass Knaben eine männliche Bezugsperson in in einem Betreuungsleiter
erleben und dadurch Männlichkeit innerhalb einer
Gefühlsbeziehung lernen können. Durch das Vorbild
der Bertreuungsleitung haben die Kinder Möglichkeiten, andere Erfahrungen als in der Familie und
der Schule zu machen. Ein auf Geschlechterrollen
sensibilisierter Erziehungsstil kann die Kinder unterstützen, sich ihren Begabungen entsprechend zu
entfalten und neue Erfahrungen im Unterschied zu
stereotypen Geschlechterrollenerwartungen zu
machen.
b) Zielsetzung
Die Kinder und Jugendlichen werden in der
Betreuungseinrichtung als individuelle Persönlichkeiten anerkannt.
Mädchen sind unterstützt in der Entfaltung von
Eigenständigkeit und Autonomie.
Knaben sind unterstützt im Umgang mit Emotionen und sozialen Kompetenzen.
11
Kinder und Jugendliche erfahren Gleichberechtigung in den Rollenerwartungen und Aufteilung
der Haushaltarbeiten.
Mädchen und Knaben erfahren, dass keine
geschlechtsspezifischen Abwertungen toleriert
werden.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
setzt sich mit der eigenen Geschlechtsidentität,
den Rollenzuschreibungen und Erwartungen
auseinander.
überprüft das eigene Erziehungsverhalten auf
geschlechtsspezifische Rollenerwartungen.
gestaltet die Betreuungsarbeit so, dass stereotype Rollenerwartungen durch andere Erfahrungen relativiert werden können.
unterstützt die Mädchen in persönlichen Bestrebungen nach Eigenständigkeit und Autonomie.
unterstützt die Mädchen, Selbstbewusstsein
nicht nur über die Beziehung zu anderen und
durch die Anerkennung von anderen zu erleben.
unterstützt Mädchen, Selbstbewusstsein zu
beziehen über die Erfahrungen und Erfolge von
persönlichen Kompetenzen und Begabungen.
unterstützt die Mädchen gemäss ihren persönlichen Begabungen.
unterstützt die Knaben, Selbstbewusstsein nicht
nur über die Erfahrung von Autonomie und
Eigenständigkeit zu erleben.
unterstützt die Knaben, Selbstbewusstsein über
die sozialen Kompetenzen und das Pflegen von
Freundschaften zu erleben.
unterstützt die Knaben mit adäquaten
Angeboten zur Verarbeitung und Würdigung
von Emotionen.
unterstützt die Knaben gemäss ihren persönlichen Begabungen.
sorgt für eine gleichwertige Gesprächskultur
unter den Kindern und Jugendlichen.
pflegt eine Sprache, in der beide Geschlechter
persönlich angesprochen sind.
sorgt dafür, dass geschlechtsspezifische und
andere Abwertungen in der Betreuung lösungsorientiert besprochen und nicht toleriert werden.
sorgt für geschlechtsspezifische Angebote,
damit Mädchen und Buben ihre Handlungsmöglichkeiten erweitern und ihren Sinn für Gleichberechtigung entwickeln können.
bespricht, ausgehend von den Bedürfnissen der
Kinder und Jugendlichen, geschlechtsspezifische
Themen.
unterstützt mit Vorbildergeschichten über
autonome Mädchen- und Frauengeschichten
und sozialkompetente Knaben- und Männergeschichten.
sorgt für ein Spielangebot, das geschlechtsspezifischen Bedürfnissen Rechnung trägt.
12
Überprüfungskriterien
Die Handlungsleitsätze sind umgesetzt.
Ein Spielangebot ist sichtbar, das geschlechtsspezifischen Bedürfnissen
Rechnung trägt.
Die Raumeinteilung berücksichtigt geschlechtsspezifische Bedürfnisse.
Die Planung der Freizeit findet unter Einbezug von Mädchen und
Knaben statt.
Spiel- und Freizeitangebote gibt es für beide Geschlechter und sind frei
wählbar.
Geschlechtsspezifische Angebote und Aktivitäten sind vorhanden.
Beobachtungsberichte zeigen spezielle Bedürfnisse des einzelnen
Kindes auf und berücksichtigen spezifische Rollenerwartungen.
Umgangsregeln, welche keine geschlechtsspezifischen Abwertungen
zulassen, sind vorhanden.
Die Haushaltarbeiten werden in der Betreuungseinrichtung vom beiden
Geschlechtern übernommen.
Die Betreuungsleitung unterstützt die Knaben und Mädchen entsprechend ihren spezifischen Bedürfnissen.
Mädchen und Knaben werden gleichberechtigt behandelt.
In Tischgesprächen können sich beide Geschlechter gleichwertig einbringen.
Spielregeln, Verantwortungsübergaben und Rollenverteilung erfolgen.
aufgrund der persönlichen Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen
und nicht aufgrund des Geschlechtes.
2. Sexualität / Körper
a) Grundannahmen
Kinder und Jugendliche lernen aus Situationen und
von Personen, mit denen sie sich identifizieren
können. Sie orientieren sich an täglichen Vorbildern
und haben ihrem Alter und kulturellem Hintergrund
entsprechende, unterschiedliche Fragestellungen
und Interessen.
Kinder haben ein Recht auf Sicherheit, Schutz und
Geborgenheit. Ein gutes Körperbewusstsein stärkt
das Selbstbewusstsein, ein schlechtes und negatives
Körperbewusstsein schwächt die Persönlichkeit des
Kindes. Kinder, die über ein gutes Selbstwertgefühl
verfügen, können sich auch besser für den Respekt
von persönlichen Grenzen einsetzen. Sexualität,
Attraktivität und Körper sind altersgemäss wichtige
Themen für die Kinder mit unterschiedlichen pädagogischen Ansprüchen an die Erwachsenen.
b) Zielsetzung
Respektvolle Umgangsformen sind integrierter
Bestandteil im Betreuungsalltag und werden
gelebt.
Mädchen und Knaben erleben keine Abwertungen aufgrund des Geschlechtes oder der gesellschaftlichen Schönheitsideale.
Mädchen und Knaben können Grenzen setzen
und «Nein» gegenüber unerwünschtem Verhalten sagen.
Mädchen und Knaben erleben in der Betreuungseinrichtung Schutz und Geborgenheit.
Mädchen und Knaben erleben ein gesundes
Bewusstsein für den eigenen Körper.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
respektiert die Kontaktgrenzen der einzelnen
Kinder
bietet bedürfnisgemässe Aufklärung und Gespräche zur Abgrenzung gegenüber Erwachsenen
und Kindern.
sorgt mit ihrem Erziehungsstil für den Aufbau
vertrauensvoller Beziehungen.
nimmt die Kinder ernst und geht auf für sie
interessante Themen altersgemäss ein.
unterstützt spezifisch die Mädchen und Knaben
in der Vorpubertät.
thematisiert altersentsprechend Attraktivität und
Schönheitsideale.
sensibilisiert die Kinder für gegenseitige Unterstützung, wenn eines in Bedrängnis, Angst oder
Not ist.
bietet regelmässige Aktivitäten für Bewegungsspiele und Sport an.
erstellt spezifische Beobachtungsberichte.
sind mit verschiedenen Modellen konfrontiert. Diese
unterschiedlichen Rollenerwartungen können in den
Kindern mit zunehmendem Alter grosse
Spannungen hervorrufen.
b) Zielsetzung
Kinder aus anderen Kulturen erfahren
Wertschätzung.
Kinder aus anderen Kulturen lernen, sich zu
integrieren.
Die Beziehungen zwischen Betreuungsleitung,
Kindern und Erziehungsberechtigtern werden
gepflegt.
Die Betreuungsleitung unterstützt die Kinder,
ihr eigenes Modell zu entwickeln mit Anteilen
aus der eigenen Kultur und der Gesellschaft,
in der sie leben.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
Überprüfungskriterien
Die Raumgestaltung bietet genügend Platz für Bewegung an.
Regelmässige Aktivitäten für Bewegungsspiele und Sport sind im
Betreuungsalltag integriert.
Sexualisierendes Verhalten der Kinder wird nicht geduldet.
Das Thema Sexualität wird in der Betreuungseinrichtung altersspezifisch
und bedürfnisorientiert thematisiert.
Die Bereuungsleitung hat einen respektvollen Umgang mit Nähe und
Distanz.
Sie respektiert die natürlichen Grenzen der Kinder und hat eine sensible
Wahrnehmung, wenn es um Hilferufe der Kinder geht (verändertes
Verhalten, Aggression usw.).
Die Betreuungsleitung nimmt wenn nötig ihre Triagefunktion wahr und
informiert die Fachleitung.
Bei Verdacht auf Übergriffe oder sexuellen Missbrauch eines Kindes
wird die Fachleitung informiert und gemäss dem Merkblatt über das
Vorgehen beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch gehandelt.
Beobachtungsprotokolle sind vorhanden.
Die Beziehungen zwischen Betreuungsleitung, Kindern und Erziehungsberechtigten werden gepflegt.
3. Verarbeitung und Erfahrung mit
geschlechtsspezifischen Modellen
a) Grundannahmen
Die Entwicklung des Menschen erfolgt aufgrund
einer ständigen Wechselwirkung zwischen individuellen Vorgängen und verschiedenen Einflüssen in
unterschiedlichen sozialen Systemen. Es ist notwendig, diese Wechselwirkung zu beachten und den
Gedankenaustausch zwischen den für die Entwicklung relevanten sozialen Systemen zu gewährleisten.
bringt die verschiedenen Kulturen durch Bücher,
Erzählungen, Berichte von Kindern, spezielle
Aktivitäten in der Betreuungseinrichtung usw.
den Kindern und Jugendlichen näher.
respektiert die durch geschlechtsspezifische
Modelle bestehenden Grenzen der Kinder und
Jugendlichen und das Rollenverständnis der
Erziehungsberechtigten. Sie werden angenommen, so wie sie sind, und wertgeschätzt.
unterstützt diejenigen Kinder und Jugendlichen
besonders, welche sich in kulturellen Spannungsfeldern befinden. Dazu können sowohl verbale
wie kreative Angebote hilfreich sein.
unterstützt die Kinder und Jugendlichen in ihrer
Rollenfindung und bezieht nach Bedarf Schule
und Familie ein.
unterstützt die Integration der Kinder und
Jugendlichen.
vermittelt einen sinnvollen Umgang mit der Freiheit der Geschlechter in unserer Kultur (Vorbild,
Gespräche usw.).
Überprüfungskriterien
Werte unserer Kultur sind thematisiert und respektiert
Unterstützung einzelner Kinder und Jugendlicher zum sinnvollen
Umgang mit der Freiheit der Geschlechter in unserer Kultur (Vorbild,
Gespräche usw.) findet statt.
Themenspezifische und integrative Aktivitäten (Theater, Tänze, Kinderspiele) in Bezug auf unterschiedliche Modelle (Kulturen) sind eingeplant.
Der Austausch mit Erziehungsberechtigten über kulturelle Themen und
Fragen in Bezug auf verschiedene Geschlechterrollenmodelle findet statt.
Einzelgespräche mit belasteten Kindern finden statt.
Es gibt viele unterschiedliche geschlechtsspezifische
Modelle, je nach Kultur, Religion und Herkunft.
Erziehungsmuster fördern ein rollentypisches Verhalten der Kinder und Jugendlichen. Wer dem Rollenbild nicht entspricht, kann den Rückhalt der Familie
verlieren. Die Kinder in der Betreuungseinrichtung
13
V. Beziehungen zu anderen Kindern
1. Zugehörigkeit zur Gruppe und
Freundschaften unter den Kindern
a) Grundannahmen
Das Schulkind ist nicht mehr auf die unmittelbare
Nähe vertrauter Erwachsener angewiesen. Es braucht
aber die Gewissheit, jederzeit Zuwendung und Schutz
von einer Bezugsperson erhalten zu können. Die
Kinder und Jugendlichen können sich im Schulalter
gegenseitig ein Gefühl von Nähe und Sicherheit geben. Sie sind bereit, von den Erwachsenen zu lernen,
und benötigen Anerkennung von ihren Kameraden
bzw. Kameradinnen. Dadurch können sie sich die
Zugehörigkeit zu einer Gruppe sichern. Die Kinder
und Jugendlichen entwickeln soziale Kompetenzen
und lernen durch Nachahmung.
Im Umgang mit anderen, zunächst mit wichtigen
erwachsenen Bezugspersonen, zunehmend aber vor
allem durch Kontakte und Auseinandersetzungen
mit den ungefähr Gleichaltrigen einer Gruppe erfahren
die Kinder und Jugendlichen ihre eigene Persönlichkeit. Sie lernen, ihre individuellen Bedürfnisse gegenüber denen anderer abzugrenzen, ein eigenes Selbstbewusstsein zu entwickeln, sich mit Einfällen, Gefühlen und Befindlichkeiten auseinander zu setzen.
Durch die Interaktionen mit Spiel- und Lerngefährten
werden sie zur Selbsteinschätzung herausgefordert.
Die Betreuungseinrichtung ist Dreh- und Angelpunkt,
um Kontakte zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen. Daher bieten sich den Kindern und Jugendlichen in der Betreuung viele Möglichkeiten, neue
Freunde bzw. Freundinnen zu finden und Erfahrungen zu sammeln mit verschiedenen Formen der
Freundschaft.
Kinder und Jugendliche brauchen für ihre Entwicklung andere Kinder und Jugendliche: zum Spielen
und Reden, zur Unterstützung und zum Lernen, zu
Erfahrungsaustausch und Kräftemessen, zum Finden
ihrer eigenen Position und zur Ausbildung ihrer Persönlichkeit. Die Fähigkeit zur Aufnahme freundschaftlicher Beziehungen zu anderen Menschen, die Bereitschaft zur Übernahme der Perspektive anderer, empathisches Verhalten, kooperatives Problemlösen
sowie Durchsetzungsfähigkeit sind zu einem grossen
Teil durch Erfahrungen im Umgang mit anderen
Kindern und Jugendlichen möglich.
Je nach Entwicklungsstand des Kindes oder des/der
Jugendlichen sind wechselhafte Kontakte zu verschiedenen Kindern, ein enger Zusammenschluss mit einer
Freundin bzw. einem Freund oder gemeinsame Unternehmungen in der Clique ein zentrales Bedürfnis.
14
Kinder und Jugendliche bringen sich unterschiedlich
in die Gruppe ein. Die Bandbreite des Verhaltens umfasst aufbauende Kommunikation, Dominanz, Anpassung, Rückzug und auch Aggressivität. Die kindliche
Aggressivität und Bedürfnisäusserungen zeigen sich
in verschiedenen, teils offenen, teils versteckten
Formen. Sie treten verbal und nonverbal, reaktiv und
aktiv, zielgerichtet und ziellos auf.
Das Verhalten des Kindes und des/der Jugendlichen
findet innerhalb einer Gruppendynamik statt. Die
Gruppendynamik beeinflusst das Kind in seinem
Verhalten. Die einzelnen Kinder und Jugendlichen
beeinflussen die Gruppendynamik. Beide Ebenen
sind in ihrer Wechselwirkung zu sehen.
Es ist die Aufgabe der Betreuungsleitung, die Gruppe
nach den Gesichtspunkten der Gruppenentwicklungsphasen zu führen und gleichzeitig auf Befindlichkeit und Ressourcen des einzelnen Kindes einzugehen.
b) Zielsetzung
Die Kinder und Jugendlichen lernen, sich gegenseitig zu achten, sind kontaktfähig und erleben
ein positives Gemeinschaftsgefühl.
Die Kinder und Jugendlichen lernen in der
Betreuungseinrichtung mit anderen Kindern
Kontakt aufzubauen.
Die Kinder und Jugendlichen kennen den Unterschied zwischen den vielen «Gschpänli» in
der Betreuungseinrichtung und einer engeren,
freundschaftlichen Beziehung zu einem Kind.
Sie können altersgerechte Beziehungen mit
anderen Kindern und Jugendlichen eingehen.
Enttäuschungen und Verletzungen werden von
den Kindern und Jugendlichen besprochen
und verarbeitet.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
bietet Spielecken und Aufenthaltsorte für alle
Alterskategorien an.
bietet ungestörte Rückzugsmöglichkeiten für
die älteren und jüngeren Kinder an.
bietet einen Werkplatz zum Hämmern und
Werken an.
macht Angebote zur Austragung von Wettkämpfen, Bewegungsspielen usw.
plant gemeinsame Erlebnisse in allen Persönlichkeitsbereichen, z.B.
New Games, Tischspiele und andere Spiele, die das Gemeinschaftsgefühl fördern
Gemeinschaftsbild malen, Theater spielen, kochen, Ausflüge und
Aktivitäten gemeinsam planen
Verantwortungen zusammen übernehmen
Gemeinsamkeiten in der Betreuungseinrichtung thematisieren
(Hobbys, Alter, Lieblingskleider usw.)
Themen für Ferienbetreuung: wir Kinder in der Betreuungseinrichtung,
Freundschaften usw.
plant die Ausübung und Vereinbarung gemeinsamer Pflichten im Betreuungsalltag.
plant die Kinderaufnahme wenn möglich so, dass
die Beziehungen unter den Kindern berücksichtigt sind.
plant die Tischordnung unter Berücksichtigung
und Einbezug der aktuellen Gegebenheiten.
fördert vorhandene Freundschaften und Beziehungen unter Berücksichtigung der Gruppendynamik.
macht einen Tag der offenen Tür für Freunde
und Freundinnen aus der Schule.
kann die Kinder und Jugendliche bei der
Platzwahl mitbestimmen lassen.
plant die Einführung neuer Kinder in die Gruppe
z.B. mittels Patenschaften.
hilft den Kindern und Jugendlichen, im Konfliktfall Enttäuschungen und Verletzungen zu verarbeiten.
pflegt einen gleichwertigen Umgang mit den
Kindern.
motiviert die Kinder und Jugendlichen, einander
zu unterstützen.
leitet die Kinder und Jugendlichen zu Kooperation statt Konkurrenz an.
ist für die Kinder und Jugendlichen ein Vorbild.
Überprüfungskriterien
Die Kinder und Jugendlichen pflegen ihre Freundschaften.
Konflikte werden bearbeitet, je nach Situation von den Kindern und
Jugendlichen direkt oder mit Hilfe der Betreuungsleitung.
Das Wechselspiel zwischen geführtem und freiem Spiel wird
selbstkritisch überprüft.
Es besteht die Möglichkeit, dass zerstrittene Kinder und Jugendliche
sich beim Mittagstisch treffen, um anstehende Konflikte lösen zu
können, (evtl. mit Unterstützung der BL).
Die Mitsprache der Kinder und Jugendlichen bei Aufteilung und
Übernahme von alltäglichen Pflichten findet statt.
Die Kinder und Jugendlichen dürfen ihre Plätze beim Mittags- und
Zvieritisch selbst wählen.
Freiräume sind vorhanden, in welchem Kinder und Jugendliche ungestört miteinander spielen können.
Gemeinschaftsspiele finden statt.
Kooperation unter den Kindern und Jugendlichen findet statt.
Betreuungsleiterinnen und Betreuungsleiter sind Vorbilder.
2. Spannungen und Konflikte
In jeder Gruppensituation überwiegen die Anliegen
und Bedürfnisse der Mitglieder die bestehenden
Möglichkeiten zu deren Befriedigung. Das Zusammenprallen von unterschiedlichen Interessen erfordert
einen andauernden Aushandlungsprozess, der zur
Klärung dessen, was möglich ist, führen sollte. Dies
ist nicht immer ohne Konflikte möglich. In diesem
Sinne sind Konflikte Bestandteil des Gruppenalltages.
b) Zielsetzung
Die Kinder und Jugendlichen lernen, Konflikte
wahrzunehmen.
Sie lernen, Spannungen auszuhalten.
Sie lernen, Konflikte fair miteinander auszutragen.
Sie lernen, Lösungen zu suchen und Kompromisse zu finden.
Durch die Lösung von Konflikten wird ein positives
Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe aufgebaut.
Eine konstruktive, verbale Streitkultur ist in der
Betreuungseinrichtung vorhanden.
Die Kinder und Jugendlichen kennen ihrem Alter
entsprechende Möglichkeiten, mit einem Konflikt
umzugehen.
Eine grundsätzliche Regelung für den Umgang
miteinander ist mit den Kindern erarbeitet worden.
Die Kinder und Jugendlichen können ihren solidarischen Beitrag für die Gemeinschaft leisten.
Jedes Kind, jeder/jede Jugendliche spürt seine /
ihre Wichtigkeit in der Gruppe.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
geht auftretende Konflikte und Aggressionen
lösungsorientiert an.
begleitet die Konfliktregelung unter den Kindern
und Jugendlichen so wenig wie möglich und
so viel wie nötig.
handelt in Konfliktsituationen als positives Rollenmodell, macht keine Schuldzuweisungen und
handelt nicht nach einem Täter-Opfer-Schema.
bietet den Kindern einen Rahmen an, in welchem
sie ihre Konflikte austragen können.
nimmt eine achtsame Beobachterrolle ein und
reagiert in einer dem Alter des Kindes entsprechenden Form auf Auseinandersetzungen.
erkennt Grund und Ziel des kindlichen Verhaltens
und begegnet dem Kind mit emotioneller
Zuwendung, statt es zu verurteilen.
Initiiert regelmässige Gruppengespräche (Kinderkonferenzen), in denen die aktuellen Probleme
besprochen werden.
erarbeitet mit den Kindern und Jugendlichen
Regeln zum Umgang miteinander, z.B:
einander ausreden lassen
seine eigene Meinung/Streitpunkte einbringen
seine Befindlichkeit äussern
andere Meinungen/Streitpunkte hören und anerkennen
Stärken und Schwächen von anderen kennen und akzeptieren lernen
gemeinsam nach Lösungen suchen
Win-Win-Vereinbarungen schliessen
entwickelt zusammen mit den Kindern und
Jugendlichen Strategien zum positiven, gewaltfreien Lösen von Konflikten, z.B.
mittels Rollenspielen, Theater, Video, Jeux dramatique
Bilderbücher und Geschichten
Peacemaker
Boxball, Seilziehen usw.
faire vereinbarte Kampfspiele ohne Verletzungsgefahr
Musikinstrumentenecke
Angebote für Sport und Bewegungsspiele
15
plant die gezielte Raumgestaltung je nach Alter,
unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder und
Jugendlichen und bietet besondere Spielecken
oder Rückzugsmöglichkeiten an.
Überprüfungskriterien
Mitsprache der Kinder und Jugendlichen findet statt.
Verhalten der Betreuungsleitung ist wohlwollend.
Kommunikationsverhalten der Betreuungsleitung ist offen und transparent.
Verhalten der Betreuungsleitung bei Konflikten ist dem Grad des
Konfliktes gerecht.
Kinder und Jugendliche äussern ihre Bedürfnisse.
Kinder und Jugendliche vereinbaren Win-Win-Lösungen.
Einhaltung der gemeinsam erarbeiteten Regeln.
Ansprechen und Bearbeiten von Konflikten.
Konfliktlösungsmodell liegt schriftlich vor.
Raumgestaltung nimmt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der
Kinder und Jugendlichen Rücksicht.
Einsatz von verschiedenen Strategien und Methoden in der Konfliktbewältigung.
3. In und out sein in einer Gruppe
a) Grundannahme
Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und das Bestehen
in ihr stellt eine wichtige Voraussetzung für eine
gelungene soziale und kognitive Entwicklung des
Menschen dar. Im Laufe ihrer Entwicklung erleben
Kinder und Jugendliche immer wieder das Wechselspiel zwischen in und out sein in einer Gruppe.
Für Jugendliche im Ablösungsprozess ist die Clique
(Peer Group) eine wichtige Sozialisationsinstanz und
hilft den jungen Menschen in ihrer Identitätsentwicklung.
In einer bunt gemischten Kindergruppe läuft fortwährend ein dynamischer Gruppenprozess. Die
Beziehungen der Kinder untereinander, die Position
der Kinder in der Gruppe sowie ihr Rollenverhalten
kann sich je nach Zusammenstellung der Gruppe
immer wieder verändern. Ein- und Austritte von Kindern bewirken je nach deren Persönlichkeit grössere
oder kleinere Veränderungen. Je konstanter die
Gruppe ist, desto leichter fällt es dem einzelnen Kind,
sich darin zu bewegen.
Im Laufe des Schuljahres verläuft die Gruppenentwicklung in verschiedenen Phasen, denen im
Betreuungsalltag Rechnung getragen werden soll.
b) Zielsetzung
Die einzelnen Kinder und Jugendlichen sind in
die Gruppe integriert.
Jedes Kind findet seinen Platz in der Gruppe,
fühlt sich zugehörig zur Gruppe.
Alle Kinder und Jugendlichen können sich in der
Gruppe frei bewegen, ohne diskriminiert oder
ausgegrenzt zu werden.
Die Gruppe ist möglichst konstant und die
angemeldeten Kinder besuchen die Betreuungseinrichtung möglichst mehrmals pro Woche.
Im sozialpädagogischen Rahmen der Betreuung
findet die Auseinandersetzung des Kindes mit sei16
ner Rolle und seiner Position in der Gruppe statt.
Das Kind findet die Balance zwischen Selbstbehauptung und Anpassung an die Gruppe.
Jedes Kind wird ermutigt, sich mit aufbauendem
Verhalten in die Gruppe einzubringen.
Destruktives Verhalten wird nicht toleriert.
In und out sein in der Gruppe wird thematisiert.
Die Integration von Kindern und Jugendlichen
und das Zusammengehörigkeitsgefühl werden
unterstützt.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
macht die Eltern bei der Anmeldung auf die
Vorteile aufmerksam, welche sich für das Kind
ergeben, wenn es sich dank grösserer Präsenz
gut in die Gruppe integrieren kann. Höhere
Betreuungseinheiten sind demzufolge für das
Wohl des Kindes empfehlenswert.
plant einen sorgfältigen Vereinbarungsprozess
zu Beginn des Schuljahres, in dem die geltenden
Regeln in der Betreuungseinrichtung mit allen
Kindern besprochen und wo nötig neu vereinbart
bzw. festgelegt werden.
beobachtet den Gruppenprozess laufend, reflektiert die verschiedenen Phasen der Gruppenentwicklung und leitet die Gruppe dementsprechend.
beobachtet die einzelnen Kinder und Jugendlichen und deren Position in der Gruppe und bietet individuell Zuwendung und Unterstützung an.
gibt den Kinder und Jugendlichen die
Möglichkeit, sich in verschiedenen Rollen zu
üben, sei dies in Rollenspielen, im gemeinsamen,
geleiteten Spiel oder in der Ausübung eines
«Ämtlis» mit speziellem Inhalt.
sorgt dafür, dass Gruppenrituale gepflegt werden.
nimmt wenn nötig mit gezielten Massnahmen
Einfluss auf die Gruppendynamik.
bespricht regelmässig den Gruppenprozess mit
den Kindern und Jugendlichen. Sie lernen dabei,
sich mitzuteilen und auf andere einzugehen.
bietet Möglichkeiten an, damit Kinder und
Jugendliche ihr Wohlbefinden geschützt äussern
können, z.B. mit einem Briefkasten, der den
Kindern die Möglichkeit gibt, auch einmal auf indirektem Weg ihre negativen und positiven Befindlichkeiten, Ideen und Wünsche mitzuteilen.
Überprüfungskriterien
Integration der Kinder in die Gruppe findet statt.
jedes Kind wird mit der nötigen Zeit und Geduld dabei begleitet und
unterstützt.
Konstanz der Kindergruppe ist gewährleistet.
Freiräume für Gruppen- sowie für Einzelgespräche sind vorhanden.
Konflikte werden von den Kindern und Jugendlichen angesprochen und
gelöst.
Gemeinsame Regeln für die Kommunikation sind vereinbart.
Spiele und Rituale, welche das «Wir-Gefühl» der Kinder und Jugendlichen
stärken, sind in den Betreuungsalltag eingebaut.
Es bestehen verschiedene Verantwortungen, welche der unterschiedlichen Altersstruktur in der Betreuungseinrichtung gerecht werden.
Die Betreuungsleitung behandelt die Kinder und Jugendlichen gleichwertig.
VI. Freizeit
1. Langeweile und Kreativität
a) Grundannahme
Der Freizeitbereich in der schulergänzenden Betreuung ist beschränkt auf einige wenige Stunden.
Der Tagesablauf der Kinder und Jugendlichen ist
durch Schulbesuch und andere fixe Tätigkeiten strukturiert und vorgegeben. In der Ferienbetreuung
können die Kinder und Jugendlichen den ganzen Tag
anwesend sein. Deshalb bietet dieses Betreuungsangebot andere Möglichkeiten als die Schulzeit.
In jeder Entwicklungsperiode reifen bestimmte Fähigkeiten heran, die sich das Kind durch konkrete Erfahrungen aneignet. Grundsätzlich sind Kinder neugierig
und wissensbegierig. Sie suchen Erfahrungen, die
ihrem Entwicklungsstand entsprechen. Demzufolge
sind diejenigen Freizeitaktivitäten für die Kinder und
Jugendlichen interessant, welche dem Entwicklungsstand und den spezifischen Bedürfnissen Rechnung
tragen. Die Kinder und Jugendlichen üben und lernen
im Spiel in der Freizeit die Lebenskompetenzen wie
Sprache, logisch-mathematisches Denken, figuralräumliche Vorstellung, Musikalität, motorisch-kinästhetische Geschicklichkeit und soziale Kompetenzen.
Bei jedem Kind und jedem/jeder Jugendlichen sind
die Kompetenzen in den sechs Bereichen unterschiedlich ausgeprägt. Die Kompetenzausprägung ist
individuell und wird durch Erfahrungen verinnerlicht.
Verhalten und Leistungen werden somit durch
mehrere Komponenten beeinflusst. Der Sinn des
kindlichen Spielens und Lernens liegt im Prozess, d.h.
in den konkreten Erfahrungen, welche ein Spiel
zulässt. Fähigkeiten können nicht durch stereotypes
Üben verbessert werden, sondern indem sie sich
ständig an neue Anforderungen anpassen und das
Kind sie verinnerlichen und integrieren kann. Positive Lernerfahrungen sind für die Kinder und Jugendlichen wichtig und stärken das Selbstwertgefühl.
Die Kinder verarbeiten ihre Emotionen je nach Alter
schwerpunktmässig spielerisch. Das Spielen ist für die
persönliche Entwicklung und das Lernen sowie für
die Verarbeitung von emotionalen Inhalten zentral.
Spielen sollte grundsätzlich Spass machen, Fantasie
und spontanes Handeln erlauben, sonst verlieren die
Kinder schnell das Interesse. Die Aufgabe der Betreuungsleitung ist es, ein interessantes Freizeit- und
Spielangebot bereitzustellen, das den entwicklungsspezifischen Bedürfnissen der Kinder und
Jugendlichen Rechnung trägt und sie gezielt unterstützt.
Gelegentliche Langeweile, Unproduktivität und Lustlosigkeit können Ausdruck von verschiedenen Ursachen sein. Zeitweise können Kinder und Jugend-
liche äusserlich unproduktiv erscheinen, trotzdem
sammeln sie Beobachtungen, welche sie später umsetzen können. In diesem Sinne ist es für den Erwachsenen wichtig, zu erfahren, welche Ursachen der
Langeweile zugrunde liegen, um die Kinder und
Jugendlichen spezifisch unterstützen zu können.
b) Zielsetzungen
Die Kinder und Jugendlichen können selber aktiv
sein und positive Lernerfahrungen machen.
Sie sind durch ein altersspezifisches Freizeitangebot gefördert.
Sie üben spielerisch logisch-mathematisches
Denken, räumliche Vorstellung, Musikalität,
motorisch-kinästhetische Geschicklichkeit und
soziale Kompetenz.
Sie erfahren Unterstützung in ihren Stärken und
Verständnis für ihre Grenzen.
Sie lernen, sich in produktiven und unproduktiven Phasen wohl zu fühlen.
Sie lernen, Verantwortung für ihr Wohlbefinden
zu übernehmen und sich mit Aktivität selber zu
steuern.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
setzt sich mit dem eigenen Anspruch der Freizeitgestaltung auseinander und reflektiert diese
aufgrund der Fachkenntisse.
plant die Freizeitaktivitäten aufgrund der spezifischen Bedürfnisse der Kindergruppe und des Entwicklungsstandes der Kinder und Jugendlichen.
bezieht die Gruppendynamik, die Altersdurchmischung in die Planung ein.
stellt ein animierendes Freizeitangebot bereit,
das Erfahrungsmöglichkeiten für die Kinder und
Jugendlichen in den erwähnten Bereichen anbietet, z.B.
logisch-mathematisches Denken: konstruktive Spiele, Regel- und Wissensspiele, initiieren, planen und durchführen von Abläufen beim Werken,
basteln, kochen, Zahlenreihen nach logischem Muster weiterführen usw.
Sprache: lesen und vorlesen, Verse, Rap, singen, Wortspiele, sprachliche Rituale, Bücher lesen, Lernspiele für die Sprache, Geschichten
hören und erzählen, Bilderbücher, Theater spielen usw.
räumliche Vorstellung: Platz für Raum- und Bewegungserfahrungen,
Raum- und Bewegungserfahrungen auf dem Spielplatz und in der
Natur, zeichnen, kneten, tanzen, bauen mit Bauklötzen, Malatelier usw.
Musikalität: Instrumente ausprobieren und basteln, singen, hören,
Geräusche in der Betreuungseinrichtung, in der Natur produzieren,
wahrnehmen und zuordnen, selber musizieren und aufnehmen, Musik
aus anderen Kulturen kennen lernen usw.
motorisch-kinästhetische Kompetenz: Bastel-, Ton- und Werkarbeiten
mit Erfahrungsmöglichkeiten für die Grob- und Feinmotorik, Haushaltarbeiten in der Betreuungseinrichtung, Sport, Bewegungs- und
Geschicklichkeitspiele, Zirkus spielen usw.
soziale Kompetenzen: gemütliche Rückzugmöglichkeiten, evtl. Sofa,
Kissen usw., Bäbiegge, Leseecke, Win-Win-Spiele, gemeinsame
Aktivitäten, Übernehmen von Verantwortung für gemeinsames Spiel,
Gruppenspiele, Rollenspiele usw.
17
unterstützt grundsätzlich die Eigenaktivität der
Kinder.
bezieht die Kinder und Jugendlichen in die Freizeitplanung ein.
unterstützt die Kinder und Jugendlichen in der
Lernerfahrung und setzt dort den Schwerpunkt.
erkennt die Bedürfnisse der einzelnen Kinder
und Jugendlichen und unterstützt diese gezielt.
unterstützt die Begabungen der Kinder und
Jugendlichen im Betreuungsalltag.
bespricht Beobachtungen mit dem Kind und
dem Jugendlichen und wenn nötig mit den
Erziehungsberechtigten.
spricht Langeweile der Kinder und Jugendlichen
an und bietet ihnen Unterstützung an.
beobachtet und signalisiert Gesprächsbereitschaft während des freien Spiels.
vereinbart transparente Regeln für das freie Spiel.
Überprüfungskriterien
Die Handlungsleitsätze sind schwerpunktmässig umgesetzt.
Regeln im freien Spiel sind umgesetzt und werden eingehalten.
Auf Ideen und Wünsche der Kinder und Jugendlichen wird eingegangen.
die einzelnen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen werden
berücksichtigt.
Gegenüber Hobbys und Interessen der Kinder aller Alterskategorien ist
die Betreuungsleitung aufgeschlossen.
Die Betreuungsleitung gibt den Kindern und Jugendlichen Wertschätzung für den Lernprozess.
Die Betreuungsleitung kennt die Angebote aus dem Quartier und kann
die Kinder und Jugendlichen diesbezüglich beraten und motivieren.
Eine schriftliche Planung und Ziele des Freizeitangebotes sind einsehbar.
Die Angebote sind altersgemäss und ermöglichen Eigenaktivität und
Lernerfahrungen.
Die Kinder und Jugendlichen können unter mehreren Angeboten
auswählen.
Die Räume in der Betreuungseinrichtung sind veränderbar und Nischen
sind vorhanden.
Der Raum ist von den Kindern und Jugendlichen mitgestaltet.
Die Betreuungseinrichtung ist so eingerichtet und ausgestattet, dass die
Kinder und Jugendlichen sich einerseits wohl fühlen, Orientierung und
Sicherheit finden, anderseits selbstständig handeln können.
2. Spiele entwickeln
a) Grundannahme
Im Spiel entwickeln sich die Sinne der Kinder. Das
Kind erforscht, probiert aus, schlüpft in verschiedene
Rollen und macht im Spiel seine Welt erfahrbar. Das
Spiel ist eine Form der tätigen Auseinandersetzung
mit der Umwelt.
In der Spielentwicklung der ersten Lebensjahre stehen
zunächst die Explorationsspiele im Vordergrund, bei
denen sowohl der eigene Körper als auch die unmittelbare Umwelt erforscht werden. Ab dem zweiten
Lebensjahr weiten sich die Fantasieanteile im Spiel
aus, und die Kinder werden zunehmend unabhängiger
von ihrer konkreten Umwelt. Die Fantasiespiele sind
wiederum die Voraussetzung für Rollen- und Konstruktionsspiele, in denen die Spiele mit sozialen
Beziehungen und mit Beziehungen zu Gegenständen
nach und nach differenziert werden. Schliesslich entsteht parallel dazu der weite Bereich der Regelspiele,
18
in denen die Organisation von wiederkehrenden Abläufen im Spiel Vorrang hat.
Im Spiel kommt es häufig zur Entwicklung eigener
Vorstellungen und Ideen. Ausserdem werden Spieltätigkeit von den Spielenden selbst gesteuert, die
Kinder erlangen Handlungskompetenz.
b) Zielsetzungen
Die Betreuungsleitung ist verantwortlich für
kindliche Spielräume und stellt Bedingungen her
für ein gelingendes Spielleben der Kinder.
Für die Planung und Umsetzung der Freizeit in
der Betreuung stehen Bedürfnisse, alters- und
geschlechtsspezifische Interessen sowie die
Selbstständigkeit der Kinder und Jugendlichen
im Vordergrund.
Kinder und Jugendliche erhalten Unterstützung,
Spiele zu entwickeln.
Kinder und Jugendliche lernen, selber Spiele zu
iniitieren und durchzuführen.
Kinder und Jugendliche können ihre Fantasie im
Spiel mit anderen aushandeln und umsetzen.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
lässt die Kinder und Jugendlichen fantasievoll
ihre Spiele entwickeln und durchführen.
vereinbart Regeln, welche genügend Freiraum
für Kreativität zulassen.
vereinbart Regeln zum Umgang mit Material
sowie zum Aufräumen.
berücksichtigt grosse Altersdifferenzen in
der Betreuung und unterstützt die Kinder und
Jugendlichen, mit unterschiedlichen Bedürfnissen umzugehen.
interveniert so wenig wie möglich und so viel
wie nötig.
nimmt wertschätzend Anteil an den Spielerfahrungen der Kinder.
Überprüfungskriterien
Kinder und Jugendliche entwickeln eigene Spiele.
Bastelarbeiten, Bau-, Legoarbeiten usw. sind gewürdigt.
Mit den Kindern und Jugendlichen ist der Umgang mit den Spielmaterialien festgelegt.
Sie wissen, welche Nischen, Ecken, Räume für ihr vorgesehenes Spielen
genutzt werden können.
Rahmenbedingungen und Abmachungen sind für die Kinder und
Jugendlichen klar verständlich.
Mit den Kindern soll der Zeitrahmen festgelegt werden. Die Betreuungsleitung räumt ihnen genügend Zeit ein zum Beenden und Aufräumen
ihres Spiels und bereitet die Kinder rechtzeitig darauf vor.
3. Aktivitäten initiieren und
organisieren
a) Grundannahmen
c) Handlungsleitsätze
Die Kinder und Jugendlichen in der Betreuung haben
vielerlei Materialien und Spielsachen. Deshalb ist der
Freizeitbereich in der Betreuung ein ideales Übungsfeld, um Verantwortung und Selbstständigkeit einzuüben. Im Einbezug und im Übergeben von Verantwortung gewinnen die Kinder und Jugendlichen
an Selbstvertrauen und Sicherheit. Die Kinder und
Jugendlichen organisieren ihre Freizeit gerne selber.
Eigene Aktivitäten zu initiieren und zu organisieren,
bereitet die Kinder und Jugendlichen positiv auf das
Erwachsenenleben vor.
Die Betreuungsleitung
b) Zielsetzungen
Die Kinder und Jugendlichen lernen, ihre Bedürfnisse ernst zu nehmen und für die Umsetzung
Verantwortung zu übernehmen.
Die Kinder und Jugendlichen lernen, zu planen,
auszuhandeln, Abklärungen zu treffen und eine
Idee umzusetzen.
Sie erlangen Handlungs- und soziale Kompetenzen, um Aktivitäten mit anderen zu initiieren.
unterstützt ältere Kinder, Schritt um Schritt an
freien Nachmittagen und in der Ferienbetreuung
einzelne Aktivitäten für die Betreuungseinrichtung zu planen.
unterstützt einzelne Kinder/Jugendliche, Schritt
für Schritt eine Aktivität zu planen.
wägt ab, wie viel Hilfestellung und Anregung
nötig ist.
traut den Kindern und Jugendlichen zu, gestalterische und organisatorische Aufgaben im
Freizeitbereich zu übernehmen und zu lösen.
unterstützt die Kinder und Jugendlichen, Ideen
und Vorschläge einzubringen.
regt an und gestaltet die Diskussion und leistet
Hilfestellung bei der Umsetzung.
lehrt die Kinder, Toleranz zu üben und Rücksicht
aufeinander zu nehmen.
Überprüfungskriterien
Die Planung und Durchführung ist in der Betreuungseinrichtung
einsehbar.
Kinder und Jugendliche sind in die Planung einbezogen.
Vorbereitungen zur Planung der Aktivitäten von Jugendlichen sind
vorhanden.
Erlebnisse aus Gruppenaktivitäten sind gewürdigt, evtl. dokumentiert.
Mit den Kindern und Jugendlichen wird offen über Ideen, Vorschläge
und Umsetzungsmöglichkeiten diskutiert.
Die Betreuungsleitung ist selber kreativ, kennt Angebote in der Umgebung, informiert sich über Veranstaltungen und gibt das Wissen weiter.
19
VII. Betreuung – Schule – Familie
1. Unterstützung der Kinder im Umgang
mit verschiedenen sozialen Systemen
a) Grundannahmen
Kinder wachsen in verschiedenen Lebensräumen auf,
und spätestens beim Eintritt in den Kindergarten
erlebt das Kind andere Einflüsse. Familiäre, soziokulturelle und schichtspezifische Einflüsse prägen die
Lebenswelten der Kinder. In diesem Sinne bewegt
sich das Kind in unterschiedlichen Erfahrungsfeldern
mit jeweils spezifischen Werten und Regeln. Je älter
das Kind wird, desto mehr Bezugspersonen erlebt
es. Im Primarschulalter sind die Bezugspersonen
neben der Familie u.a. Lehrpersonen, die Kindergärtnerin und die Betreuungsleitung. Schon früh werden
Einflüsse der Erziehungsberechtigten durch andere
Bezugspersonen ergänzt. Trotzdem bleibt die Familie
das primäre Sozialisationsfeld des Kindes. Die Dynamik der Herkunftsfamilie übt einen sehr starken
Einfluss auf das Kind aus. Dort interpretiert es seine
Erlebnisse und Erfahrungen. In der Regel bringt es
dort das meiste Vertrauen entgegen.
Die Betreuungsleitung braucht genügend Kenntnisse
über die Familienverhältnisse und die soziokulturellen Hintergründe der Kinder. Mit diesem Hintergrundwissen kann sie bzw. er die Verhaltensweisen
des Kindes besser verstehen.
Die schulergänzende Betreuung ergänzt die Erfahrungen, welche die Kinder in der Familie machen.
Die Ausrichtung der Dienstleistung richtet sich prioritär nach den Bedürfnissen der Kinder und der
Erziehungsberechtigten aus.
b) Zielsetzungen
Die Kinder und Jugendlichen sind bestärkt, ihren
eigenen Weg unter Einbezug der verschiedenen
Lebensbereiche zu finden.
Die Kinder und Jugendlichen erweitern ihre
Handlungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten, um
die verschiedenen Lebenswelten zu verstehen.
Die Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigten und den Lehrkräften ist partnerschaftlich,
transparent und loyal.
Das Wohl der Kinder und Jugendlichen steht in
der Zusammenarbeit mit Erziehungsberechtigten
und Schule im Mittelpunkt.
20
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
gestaltet den Betreuungsalltag unter Berücksichtigung von verschiedenen familiären,
soziokulturellen und schulischen Bedingungen.
berücksichtigt die schicht- und kulturspezifischen
Aspekte in der Vorbereitung.
bietet bei Problemen aktive Unterstützung für
Lösungsmodelle zum Wohle des Kindes und
des/der Jugendlichen an.
unterstützt die Kinder und Jugendlichen mit
Angeboten, welche die verschiedenen Persönlichkeitsbereiche ansprechen (im verbalen,
kreativen, kognitiven, körperlichen und sozialen
Bereich).
bietet im Gespräch Gelegenheit, den Umgang
mit unterschiedlichen kulturellen, gesellschaftlichen und familiären Werte zu üben und zu verarbeiten.
fördert auf eine spielerische Weise das Verständnis der Kinder für einen respektvollen Umgang
und das Interesse für andere Kulturen, Religionen und Werte.
vermittelt eine offene, positive Weltanschauung.
interessiert sich für die gesellschaftliche Entwicklung, für die Hobbys, Interessen und Probleme
der Kinder und Jugendlichen und fördert den
Meinungsaustausch zu diesen Themen.
schafft Rahmenbedingungen und fördert eine
entwicklungsfähige, offene Zusammenarbeit mit
Schule und Elternhaus.
pflegt eine entwicklungsfähige, offene Zusammenarbeit mit dem gesamten Bezugssystem.
kann als konkrete Verarbeitungsmöglichkeit u.a.
anbieten:
Thema in der Ferienbetreuung «Wie leben wir zuhause – in der Schule,
im Quartier?», Video zum Thema herstellen, Interviews machen,
Theater spielen
Lieder, Musikinstrumente, Spiele, Verse und Gerichte aus anderen
Kulturen von Kindern in der Betreuung
Malatelier und Musikecke
Geschichten erzählen und erfinden
Rollenspiele, Ton- und Holzarbeiten
Gemeinschaftsspiele
hat Kenntnisse über die Familien-, Schul- und
Kindergartensituation sowie wichtige Bezugspersonen des Kindes und kann differenziert
Auskunft geben.
unterstützt die Erziehungsberechtigten und die
Kinder zur Mitsprache im Betreuungsalltag.
nimmt Meinungen ernst und anerkennt Erziehungsberechtigte, Lehrpersonen und Kindergärtnerinnen als Experten in ihrer Funktion.
lädt auf Wunsch der Kinder und Jugendlichen
wichtige Bezugspersonen (Lehrkraft usw.) zu
einem Besuch in die Betreuungseinrichtung ein
(z.B. Mittagessen, Zvieri usw.).
pflegt einen partnerschaftlichen Kontakt zu den
Erziehungsberechtigten, den Lehrpersonen und
Kindergärtnerinnen.
kann als Zusammenarbeitsmöglichkeit unternehmen/anbieten:
Festivitäten in Schule und Betreuung (Tag der offenen Tür)
gegenseitige Hospitationen von Betreuungsleitungen und Lehrkräften
gemeinsame Projekte Schule, KG, Betreuung
Nutzung gemeinsamer schulischer Einrichtungen
Teilnahme an Konventen
Sprechstunden für Eltern
Informationsschreiben an Schule, KG und Eltern
Helferkonferenzen Schule, Eltern, Institutionen usw.
Elternabende
heitsdauer des Kindes in der Betreuung eine wichtige
Rolle. Die Betreuungsleitung bezieht die familiäre
und schulische Situation ein und arbeitet wenn nötig
mit dem Umfeld des Kindes zusammen. Dies ermöglicht ein Ansprechen und Ernstnehmen von allfälliger
Überforderung des Kindes bei Hausaufgaben oder
anderen sozialen Schwierigkeiten. Der Auftrag und
die Aufgabe der Betreuungsleitung sollte gegenüber
Erziehungsberechtigten, Lehrkräften und anderen
Bezugspersonen des Kindes nach Absprache mit dem
Kind und dem/der Jugendlichen transparent und klar
definiert sein.
Überprüfungskriterien
Die Handlungsleitsätze sind umgesetzt.
Das Angebot ist vielseitig, abwechslungsreich und nach den Bedürfnissen
und dem sozialen Hintergrund der Kinder und Jugendlichen gestaltet.
Die Betreuungseinrichtung bietet Verarbeitungsmöglichkeiten an.
Im Angebot sind der Entwicklungsstand und das soziokulturelle Umfeld
der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt.
Respektvoller Umgang innerhalb der Kindergruppe sowie zwischen
Betreuungsleitung und Kind findet statt.
Mitsprache findet statt und die Meinungen der Kinder und Jugendlichen
werden einbezogen.
Offenen Diskussionen über Themen, welche die Kinder und Jugendlichen
betreffen und beschäftigen, wird Raum gegeben.
Regelmässige Kontaktgespräche mit Erziehungsberechtigten,
Lehrpersonen, Kindergärtnerinnen und wichtigen Bezugspersonen
(evtl. zusammen mit den Kindern und Jugendlichen) finden statt.
Unter der Wahrung des Berufsgeheimnisses und des Personenschutzes
sind Familien- und Schulverhältnisse, Therapien und sonstige Hilfestellungen schriftlich festgehalten.
2. Unterstützung bei Schwierigkeiten
in der Familie, in der Schule und
im Kindergarten
a) Grundannahmen
Jedes Kind verfügt über Ressourcen und Grenzen,
um mit herausfordenden Situationen umzugehen.
Kinder und Jugendliche können die persönlichen
Belastungen unterschiedlich äussern und verfügen
diesbezüglich über eine eigene persönliche Ausdrucksweise. Kinder und Jugendliche mit belastenden familiären Hintergründen und / oder schulischen
Schwierigkeiten benötigen eine intensivere Betreuung. Die Betreuungsleitung hat die Möglichkeit,
ausserhalb von schulischem Leistungsdruck die
Kinder und Jugendlichen gemäss ihren besonderen
Bedürfnissen zu stützen und ein Vertrauensverhältnis
aufzubauen. Dabei sind die Kinder und Jugendlichen
besonders auf eine differenzierte Erfassung ihrer
Situation angewiesen. Dies erfordert von der Betreuungsleitung viel fachliches und persönliches Wissen
und Können und einen mehrperspektivischen Blickwinkel. Durch eine ressourcenorientierte Begleitung
der Betreuungsleitung können die Kinder und
Jugendlichen in ihren Bewältigungsstrategien unterstützt, entlastet und befähigt werden. Die Bedeutung der Betreuungsleitung als Bezugsperson hat
mehr Einfluss, wenn das Kind regelmässig Zeit in der
Betreuung verbringt. Deshalb spielt die Anwesen-
b) Zielsetzungen
Das Selbstbewusstsein und die sozialen Kompetenzen von Kindern mit besonderen Bedürfnissen sind gestärkt.
Die besonderen Bedürfnisse von einzelnen
Kindern sind erkannt.
Eine einfühlende, positiv unterstützende Beziehung zum Kind ist aufgebaut.
Kinder mit besonderen Bedürfnissen sind gezielt
unterstützt.
Kinder mit besonderen Bedürfnissen sind im
Betreuungsalltag integriert.
Beziehungsfördernde Aktivitäten sind umgesetzt.
Die Zusammenarbeit zwischen Schule, Erziehungsberechtigten und Betreuung findet zugunsten der Kinder und Jugendlichen statt.
Definition besondere Bedürfnisse: Das Kind bzw.
der/die Jugendliche befindet sich in einer vorübergehend schwierigen Lebenslage und ist zur Unterstützung seiner/ ihrer individuellen Bedürfnisse auf
besondere erzieherische Impulse und Achtsamkeit
angewiesen. Er/sie benötigt von seinen/ihren
Bezugspersonen zusätzliche Anerkennung, Aufmerksamkeit, Zuwendung, Geborgenheit, Einfühlungsvermögen und Verständnis.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
verfasst Beobachtungsberichte, aus denen der
Entwicklungsstand des Kindes, die soziokulturellen,
familiären und schulischen Einflüsse sowie die
besonderen Bedürfnisse des Kindes hervorgehen.
leitet aus dieser Situationsanalyse des Kindes und
des/der Jugendlichen kurz- und langfristige
Erziehungsziele ab.
bezieht, sofern sinnvoll, weitere Bezugspersonen
ein.
unterstützt die Kinder und Jugendlichen ressourcen- und lösungsorientiert.
bezieht die familiäre und die schulische Situation
für die tägliche Arbeit mit dem Kind ein.
21
erkennt die Stärken des Kindes und unterstützt
diese.
bestärkt das Kind, bei Schwierigkeiten eigene Lösungen zu finden, und bietet Hilfestellungen an.
begleitet das Kind mit Geduld, Achtsamkeit, Feingefühl, Vertrauen und Verständnis.
bietet spezielle Unterstützung für Kinder mit
besonderen Bedürfnissen an:
Einzelgespräche
gezielte Unterstützung bei den Hausaufgaben
klare Vereinbarungen und Verbindlichkeiten zu spezifischen Themen,
welche für das Kind von Bedeutung sind
ermutigt das Kind bei Misserfolgen
bietet dem Kind Möglichkeiten an, die Erfolgserlebnisse vermitteln
setzt Grenzen mit nachvollziehbaren und vereinbarten Konsequenzen
übergibt dem Kind selbstbewusstseinsfördernde Verantwortlichkeiten
plant Übungsfelder für soziales Lernen (Spiele, Ämtli, Abmachungen
zum Umgang mit anderen Kindern und Jugendlichen)
gibt dem Kind Verantwortungsbereiche als Hilfe zur Integration
thematisiert Themen des einzelnen Kindes mittels einer Geschichte,
Theater usw. und fördert den Austausch unter den Kindern dazu
klärt Verantwortlichkeiten gegenüber Schule und
Erziehungsberechtigten, trifft Abmachungen
(z.B. Hausaufgabenhilfe).
verweist bei komplexeren Problemen an entsprechende Fachdienste und Beratungsstellen.
kommuniziert den Auftrag der Betreuung beim
Erstgespräch mit den Eltern.
Überprüfungskriterien
Handlungsleitsätze sind umgesetzt.
Die Betreuungsleitung hat einen geduldigen und verständnisvollen
Umgang mit Kindern und Jugendlichen.
Die Betreuungsleitung steht den Kindern und Jugendlichen als
Ansprechperson zur Verfügung.
Die Betreuungsleitung nimmt sich Zeit für das einzelne Kind.
Erziehungsziele sind formuliert und werden umgesetzt.
Spezifische Angebote für einzelne Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen sind sichtbar.
In regelmässigen Gesprächen werden die Erziehungsberechtigten über
das Befinden ihres Kindes informiert. Im Normalfall nimmt das Kind an
diesen Gesprächen teil. Wichtige Informationen über Familie und Kind
werden schriftlich festgehalten und Beobachtungen, Gespräche usw.
regelmässig nachgeführt.
Der Kontakt zu den Lehrkräften ist aufgebaut und der gegenseitige
Informationsfluss ist gewährleistet.
Eine professionelle, reflektierende Haltung der Betreuungsleitung ist im
Umgang mit den Kindern und Jugendlichen, Erziehungsberechtigten
und Lehrpersonen anhand der Interventionen erkennbar.
Die Betreuungsleitung reflektiert aufgrund von fachlichen Kenntnissen.
3. Früherkennung
a) Grundannahmen
Kinder und Jugendliche brauchen seelische Sicherheit.
Verhaltensauffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen äussern sich auf verschiedene Weise, z.B. durch
Aggressionen, Konzentrationsstörungen, störendes
Verhalten, Rückzugstendenzen, Essstörungen,
Distanzlosigkeit usw.
Verhaltensschwierigkeiten gründen nicht alleine auf
der Persönlichkeit des Kindes. Die Ursachen sind
meist ein Zusammenspiel von verschiedenen persönlichen, familiären, schulischen und gesellschaftlichen
Gegebenheiten. Einige Kinder und Jugendliche haben
wenig hilfreiche Bewältigungsstrategien erlernt, um
22
mit auftauchenden Schwierigkeiten, Frustrationen,
Ängsten und Aggressionen umzugehen. Diese Verhaltensweisen können sie in Schwierigkeiten mit der
Umgebung bringen.
Nachfolgend sind Faktoren aus dem Buch «Kinderjahre» von R. H. Largo zitiert, welche die Kinder längerfristig belasten können.
Familie
Eltern mit Normvorstellungen, übersteigerte Erwartungen, ungünstige Kindheitserfahrungen, Überbehütung
Sozioökonomische Faktoren
Arbeitslosigkeit, Schichtarbeit, Armut, ungenügende
soziale Integration
Psychosoziale Faktoren
Zerrüttete Familienverhältnisse, partnerschaftliche
Schwierigkeiten, körperliche und psychische Krankheiten, Alkoholismus, andere Suchtkrankheiten
Trennungen
Scheidungen, Spitalaufenthalt, Krankheit, Tod von
Bezugspersonen, Wechsel von Institutionen (Krippe,
Betreuungseinrichtung, Schule), Umzug der Familie
Familienkonstellationen
Allein erziehende Mütter / Väter, grosse Kinderzahl,
Mehrlinge, ungünstige Geschwisterkonstellation
Ausserfamiliärer Bereich: Schule, Freizeit
Beziehungen zu Bezugspersonen (z.B. Lehrpersonen,
Betreuungsleitung, Kindergärtnerin)
Ablehnung
Beziehung zu Gleichaltrigen
Fehlende Kontakte, Ausgrenzung
Leistung
Über- oder Unterforderung
Die Grundkenntnisse über Entwicklungsstörungen
sind für die Betreuungsleitung unerlässlich, um professionell den speziellen Bedürfnissen dieser Kinder
und Jugendlichen gerecht zu werden. Es geht
immer darum, das Verhalten der Kinder und Jugendlichen verstehen zu lernen und daraus Ansatzpunkte
für die pädagogische Arbeit zu entwickeln. Die empathische Haltung gegenüber dem Kind und seinem
Umfeld sowie die Fähigkeit zur Bildung von unterschiedlichen Hypothesen sind Voraussetzung. Die
Zusammenarbeit und der Austausch mit der Schule
und der Familie ist bei Kindern mit Schwierigkeiten
ebenfalls wichtig.
Bei schwierigen Themen wie Verdacht auf Missbrauch
usw. wird die zuständige Fachleitung kontaktiert und
wird das weitere Vorgehen besprochen.
b) Zielsetzungen
Schwierigkeiten von einzelnen Kindern und
Jugendlichen sind erkannt und dokumentiert.
Risikofaktoren und Schutzfaktoren sind erfasst.
Auffällige Kinder sind zielgerichtet in ihren
Bedürfnissen unterstützt.
Triage für weitere professionelle Unterstützung
wird erfüllt.
Das Vorgehen ist gemäss dem Merkblatt über
Prävention festgelegt.
c) Handlungsleitsätze
Überprüfungskriterien
(siehe auch Kriterien des letzten Kapitels)
Verschiedene kreative Handlungsräume für die Kinder sind gewährleistet.
Beobachtungsberichte der Kinder sind vorhanden.
Hilfestellungen und Lösungsansätze sind formuliert und werden im
Betreuungsalltag umgesetzt.
Die Betreuungsleitung führt Fallbesprechungen durch und reflektiert
dabei ihr eigenes Verhalten.
Einzelne Kinder sind spezifisch unterstützt und erhalten die nötige Zeit,
Geduld und Zuwendung.
Kinder und Jugendliche werden nur in Ausnahmefällen aus der Betreuungseinrichtung ausgeschlossen.
Langfristige Lösungen sind mit Erziehungsberechtigten, Schulpflege,
Schule, sozialen Institutionen i. d. R. erarbeitet, bevor ein Kind aus der
Betreuungseinrichtung ausgeschlossen wird.
Die Betreuungsleitung holt sich bei auffälligen Kindern zuerst fachliches
Coaching bei der Fachleitung. Sie unternimmt nichts im Alleingang.
Die Betreuungsleitung bildet sich laufend weiter und verfügt über
aktuelles Fachwissen.
Die Betreuungsleitung
verfügt über Fachwissen häufig auftretender
Verhaltensstörungen.
nimmt Symptome, Auffälligkeiten und Merkmale
einzelner Kinder wahr.
erkennt Wechselwirkungen.
hält diese in den Beobachtungsberichten schriftlich fest. Die jeweilige Situation, das Umfeld und
der Kontext des Kindes ist dabei berücksichtigt.
teilt ihre Beobachtungen der Fachleitung mit.
plant mit der Fachleitung das weitere Vorgehen.
ist informiert über Anlauf- und Beratungsstellen
und kennt deren Angebote.
motiviert die Lehrpersonen und ermutigt die Erziehungsberechtigten, Kontakt mit Institutionen
aufzunehmen, wenn Kinder und Jugendliche im
Schulalltag oder in der Familie in Schwierigkeiten
geraten.
stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder und Jugendlichen, indem sie ihnen etwas zutraut, ihnen
Anerkennung gibt, sie auffordert und darin unterstützt, selber Lösungen zu finden.
bemüht sich, die Kinder und Jugendlichen in
ihrem Verhalten zu verstehen.
nimmt intensive Elternarbeit wahr.
23
VIII. Ernährung und Bewegung
1. Rund um den Mittagstisch
a) Grundannahme
Das Thema der gesunden Ernährung ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Immer mehr
Kinder leiden bereits im frühen Primarschulalter
an Übergewicht. Bewegungs- und Ernährungsmassnahmen gehören anerkanntermassen zu den
wirksamen Ansätzen in der Prävention. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung in Verbindung
mit viel Bewegung verbessert zudem massgebend
Lern- und Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden
der Kinder.
Auch die schulergänzende Betreuung muss in dieser Frage Verantwortung übernehmen.
Die Mittagspause und das Mittagessen bilden einen
wesentlichen Bestandteil im strukturierten Alltag
eines Kindes. Die Kinder sollen in dieser Zeit auftanken und neue Kraft schöpfen können. Deshalb
ist es ausnehmend wichtig, dass das Angebot an
Essen und Trinken gesund und ansprechend ist.
Ein weiteres, ebenso wichtiges Element einer Mittagspause bildet das soziale und emotionale
Umfeld. Kinder sollen sich während der kurzen
Mittagszeit entspannen und erholen können. Dies
kann nur gewährleistet werden, wenn sie ohne
Leistungsdruck und mit Vergnügen ihren Hunger,
ihre Spiel- und Kommunikationsfreude sowie ihr
Bedürfnis nach Bewegung und Ruhe stillen können.
Kinder und Jugendliche, die in der schulergänzenden Betreuung zu Mittag essen, werden
gesund ernährt, in ihrer Selbständigkeit gefördert und erleben Essen als positives soziales
Ereignis.
b) Zielsetzung
Die Betreuungsleitung achtet bei Essensbestellung und Einkauf auf ein ausgewogenes, gesundes Angebot.
Sie fördert die Selbständigkeit der Kinder und ermutigt sie untereinander frei zu kommunizieren.
Die Kinder erleben ihre Betreuungsleitung als
Vorbild.
Sie lernen, wieviel und was sie zu Mittag essen
möchten.
Die Kinder erleben sich beim Mittagessen als Teil
einer kommunikativen Gemeinschaft. Sie lernen
einander zuzuhören und aktiv am Gespräch teilzunehmen.
Die Kinder lernen gesellschaftliche Essens- und
Verhaltensgrundlagen kennen. Sie werden motiviert, ihnen Unbekanntes zu probieren.
24
Die Betreuungsleitung vermittelt den Kindern
eine gute Zahnhygiene.
Die Kinder übernehmen Mitverantwortung für
den reibungslosen Ablauf der Mittagspause.
Sie erleben das Essen als Genuss und positives
soziales Ereignis.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
vereinbart mit den Kindern Regeln, um einander
zuzuhören und einen wertschätzenden Umgang
zu üben.
fördert ein gesundes Essverhalten.
bietet eine gesunde Ernährung an.
fördert den Lernprozess der Kinder, zu entscheiden, was und wie viel sie essen wollen, indem sie
Auswahl anbietet.
plant genügend Zeit für stressfreies Essen und
Tischgespräche ein.
bezieht die Kinder bei der Erarbeitung von
Tischregeln ein.
lebt eine gesunde Esskultur vor.
isst gemeinsam mit den Kindern.
bezieht die Kinder in gemeinsame
Aufräumarbeiten ein.
vermeidet Belohnungen und Bestrafungen
mittels Esswaren (Süssigkeiten, Desserts, usw.)
informiert korrekt und ehrlich über Inhalt und
Zusammensetzung der Nahrungsmittel.
berücksichtigt kulturelle oder religiöse
Essensgewohnheiten oder Essensvorschriften
und bietet Alternativen an.
hält Wartezeiten möglichst kurz und unterstützt
die Kinder diese zu überbrücken.
schafft eine friedliche, entspannte Atmosphäre.
bezieht die Eltern mit ein in die Thematik
«gesunde Ernährung».
befolgt die Empfehlungen auf der internen
Nahrungsmittelliste für Pausenernährung
Überprüfungskriterien
Das Angebot am Mittagstisch ist ausgewogen, abwechslungsreich und
gesund.
Die Betreuungsleitung ist Vorbild in ihrem Essverhalten.
Die Kinder und Jugendlichen bestimmen selbständig wieviel sie wovon
essen wollen.
Die Kinder und Jugendlichen übernehmen Verantwortung im Ablauf der
Mittagszeit.
Alle Kinder beteiligen sich am Tischgespräch.
Die Zeiteinteilung lässt Tischgespräche und ein stressfreies Essen zu.
Alle Kinder und Jugendlichen putzen nach dem Essen die Zähne.
Die Vorgaben zur gesunden Ernährung der Abteilung Schulergänzende
Betreuung werden befolgt.
2. Bewegung
a) Grundannahme
Für eine gute Gesundheit ist es wichtig, sich jeden
Tag ausreichend zu bewegen. Dies gilt für Kinder,
Jugendliche und Erwachsene jeden Alters. Im Kindesalter hat die Bewegung eine besonders grosse
Bedeutung. In diesem Lebensabschnitt trägt die
Bewegung zu wichtigen Entwicklungsschritten bei,
die später nicht mehr nachgeholt werden können.
Bewegung ist wichtig für einen gesunden Bewegungsapparat und beugt Übergewicht vor. Die Bewegung fördert Geschicklichkeit und Grobmotorik
der Kinder und wirkt sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit aus.
Bewegung und Sport machen Spass und tragen zur
psychischen Ausgeglichenheit bei. Kinder, die sich
regelmässig bewegen, entwickeln ein gesundes
Körperbewusstsein.
Sie lernen ihre Fähigkeiten kennen und auf sie zu
vertrauen. Im Spiel erlernen Kinder Teamfähigkeit
und den angemessenen Umgang mit Siegen,
Niederlagen und unterschiedlichen Fähigkeiten.
Überprüfungskriterien
Die Kinder bewegen sich täglich mindestens eine halbe Stunde.
Das Angebot an Bewegungsspielen ist breit und vielseitig.
Die Turnhalle wird regelmässig genutzt.
Die Kinder bewegen sich gerne und spielen oft draussen.
Die Betreuungsleitung nimmt eine Vorbildrolle ein.
b) Zielsetzung
Die Bewegungslust der Kinder wird gefördert
durch tägliche Zeitfenster für Bewegungsspiele
(auch im Winter und bei schlechtem Wetter).
Geschicklichkeit und Grobmotorik der Kinder
werden mittels geeigneter Spiele gefördert.
Die Kinder lernen ihre körperlichen Grenzen
kennen und aufeinander Rücksicht zu nehmen.
Die Kinder werden unterstützt bei Erlangen oder
Erhalten eines gesunden Körpergewichtes.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
schafft Zeit und Raum für Bewegungsspiele.
baut viele Bewegungsmöglichkeiten in den
Alltag ein.
plant sportliche Aktivitäten in der Freizeit.
stellt Spielmaterial für Bewegungsspiele zur
Verfügung.
nutzt die Turnhalle nach Möglichkeit regelmässig.
motiviert und unterstützt die Kinder in Ihrem
Bewegungsdrang.
Die Kinder
erleben Spass im gemeinsamen Spiel.
lernen mit Sieg und Niederlagen umzugehen.
entwickeln Teamfähigkeit.
entwickeln ihre Geschicklichkeit.
erlernen ein gesundes Bewusstsein für Sport und
Spiel.
25
IX. Möglichkeiten und Grenzen der schulergänzenden
Betreuung
Die Dienstleistung der schulergänzende Betreuung
wird durch die gesellschaftlichen, kantonalen, kommunalen, politischen und finanziellen Gegebenheiten
bestimmt. Sie wird in der Verordnung und den
Reglementen über familienergänzende Betreuung
der Stadt Winterthur geregelt, welche die Rahmenbedingungen prägen. Indirekt wird damit die Qualität
in der Betreuung beeinflusst. Im Weiteren prägen
die Organisationsstruktur der Abteilung Schulergänzende Betreuung, die Ausbildung des Betreuungspersonals, die Unterstützungssysteme (Supervision,
Begleitung durch die Fachleitungen) in der Abteilung
sowie die städtischen Anstellungsbedingungen des
Betreuungspersonals indirekt die Betreuungsqualität
in der Betreuung.
Die schulergänzende Betreuungseinrichtung bietet
eine professionelle sozialpädagogische Betreuung
der Kinder an. Die Dienstleistung richtet sich nach
den Bedürfnissen der Kinder und deren Familien
aus. Im Weiteren wird sie durch die schulischen
Bedingungen beeinflusst. Die Aufenthaltsdauer der
einzelnen Kinder, der Betreuungsschlüssel (Betreuungspersonen pro Gruppengrösse) und die soziale
Durchmischung der Gruppe sind wichtige Rahmenbedingungen, welche die Möglichkeiten und
Grenzen der pädagogischen Arbeit mitbestimmen.
Die Sensibilität und das kreative Engagement der
Betreuungsleitung beeinflussen, wie stark der
gegebene Rahmen genutzt wird. Der sozialpädagogische Auftrag richtet sich nach dem Stellenbeschrieb.
Die pädagogische Qualität in den Betreuungseinrichtungen ist wesentlich durch die fachlichen und
persönlichen Kompetenzen der Betreuungsleitung
bestimmt. Die Aufenthaltsdauer des Kindes in der
Betreuung, die Beziehung der Betreuungsleitung
zum Kind bestimmen im Wesentlichen, ob die
Betreuungsleitung eine wichtige Bezugsperson wird
und die sozialpädagogischen Bemühungen einen
nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder
haben. Die Aufenthaltsdauer der Kinder reichen von
1,5 h bis zu 30 h pro Woche. Zudem kann die Betreuungseinrichtung von einem Kind über Jahre, bis
Ende der sechsten Klasse benutzt werden. Deshalb
ist für die sozialpädagogischen Zielsetzungen die
Anwesenheitsdauer des einzelnen Kindes ein entscheidendes Kriterium. Aus diesen Gründen richtet
sich die Betreuung der Kinder nach kurzfristigen und
langfristigen sozialpädagogischen Zielsetzungen aus.
Die Umsetzung dieses pädagogischen Konzeptes
und des Stellenbeschriebes ist auch in dieser Relation
und in diesem Verhältnis zu verstehen und zu
bewerten.
26
Die Arbeit mit den Erziehungsberechtigten, die Zusammenarbeit mit der Schule und dem Kindergarten
umfassen den Informationsaustausch und Absprachen
im Interesse des Kindes. Therapeutische oder beraterische Aspekte gehören nicht zum Auftrag der
Betreuungsleitung.
b) Zielsetzungen
Die Betreuungsleitung identifiziert sich mit der
Dienstleistung und dem Auftrag.
Sie führt die Betreuungseinrichtung gemäss
aktuellem fachlichem Wissen und Auftrag.
Sie kommuniziert den sozialpädagoischen
Auftrag in der Öffentlichkeit.
Sie kennt die Möglichkeiten und Grenzen der
Dienstleistung der Betreuungseinrichtung und
des eigenen Auftrages.
Sie positioniert die Dienstleistung in der
Schule, dem Kindergarten und den Eltern gemäss
dem Auftrag.
Sie trägt gemäss den zeitlichen Ressourcen
Eigenverantwortung für sinnvolle sozialpädagogische Zielsetzungen in der eigenen Betreuungseinrichtung.
Sie nimmt die Aufgaben in den vorhandenen
zeitlichen Ressourcen wahr.
Sie achtet bei Neuaufnahmen wenn möglich auf
die Grösse der Kindergruppe (Platzzahl) und die
Zusammensetzung der Gruppe (z.B. intensivere
Begleitung von Kindern und Jugendlichen).
Sie bezieht die Anwesenheitsdauer der Kinder in
die Planung ein.
Sie nutzt den vorhandenen Handlungsspielraum
zugunsten der Kinder.
Sie verfügt über kreative und realistische
Lösungsstrategien.
c) Handlungsleitsätze
Die Betreuungsleitung
setzt die Zeitressourcen zielorientiert gemäss
dem Auftrag ein.
findet die Balance zwischen Berufsengagement
und Berufsauftrag.
teilt das eigene Befinden den Vorgesetzten mit
und erarbeitet in Gesprächen bei Problemen
Lösungsmodelle für den Arbeitsalltag.
nutzt die vorhandenen Unterstützungssysteme
innerhalb der Abteilung Schulergänzende Betreuung.
trägt Eigenverantwortung und holt sich bei
persönlichen Grenzen, bei hoher Belastung oder
Überforderung Unterstützung (Supervision,
Gespräch mit Vorgesetzten, Gespräch mit Kolleginnen: Arbeitsverteilung – Abgrenzung usw.).
kennt familien- und schulergänzende Betreuungsfelder (Krippen, Spielgruppen, Tagesstrukturen, Tagesschulen usw.) sowie Konzepte
der Jugendhilfe (Schulsozialarbeit, aufsuchende
Jugendarbeit usw.).
nimmt Triage professionell wahr.
übernimmt keine therapeutischen und beraterischen Rollenfunktionen.
vertritt die schulergänzende Betreuung in der
Öffentlichkeit loyal gegenüber dem Auftrag und
dem Arbeitgeber.
setzt beim Mittagstischangebot den Schwerpunkt bei der Betreuung der Kinder. Elternarbeit und Öffentlichkeitsarbeit geschehen nach
Bedarf.
trägt die Verantwortung für die Gestaltung der
Bereuungsarbeit und setzt sinnvolle Zielsetzungen
im sozialpädagogischen Bereich und innerhalb
der Elternarbeit.
setzt kurz- und langfristige Zielsetzungen innerhalb der Planung gemäss der Anwesenheitsdauer
der Kinder in der Betreuung.
steuert, kontrolliert und reflektiert das eigene
Tun, leitet Verhaltensmodifikationen daraus ab.
setzt sich mit der Rolle als Betreuungsleitung
bewusst auseinander und verinnerlicht das
Berufsverständnis.
reflektiert das eigene Tun auf professionelles
Handeln hin.
verfügt über aktuelles Fachwissen und bildet
sich weiter.
Überprüfungskriterien
Die Handlungsleitsätze sind umgesetzt.
Die Betreuungsleitung nimmt ihre Rolle gemäss Stellenbeschreibung wahr.
Der Handlungsspielraum ist professionell und gemäss den Interessen
der Kinder.
Die Berufsidentität der Betreuungsleitung begründet sich im Auftrag.
Die Betreuungsleitung vertritt den Auftrag der schulergänzenden
Betreuung gegenüber der Schule und Erziehungsberechtigten.
Die Betreuungsleitung positioniert sich gemäss ihrem Auftrag und übernimmt dafür Verantwortung.
Die Betreuungsleitung reflektiert fragegeleitet, zielorientiert und aufgrund sozialpädagogischer Kriterien. Konsequenzen daraus prägen den
Betreuungsalltag.
Sozialpägogische Schwerpunktsetzung findet zielorientiert statt.
Konstruktive Zusammenarbeit und berufliche Reflektion finden im
Schulkreis statt.
Die zeitlichen Ressourcen sind eingehalten.
Die Verantwortung über das eigene Tun und Lassen ist vorhanden.
Weiterbildungen werden besucht.
27
U3
Fotos: Ursula Markus
« In der Betreuung ist immer etwas los.
Da können wir viel mehr
machen als zu Hause. »
Lavinia, 4. Klasse
Departement Schule und Sport
Abteilung Schulergänzende Betreuung Mühlestrasse 10 8400 Winterthur
www.kinderbetreuung.winterthur.ch
Telefon 052 267 59 14
Herunterladen