Blick ins Buch - Bettina Ruehm Dipl.

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BETTINA RÜHM
E N E R G I E P LU S H ÄU S E R
N A C H H A LT I G E S B A U E N
FÜR DIE ZUKUNFT
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BETTINA RÜHM
E N E R G I E P LU S H ÄU S E R
N A C H H A LT I G E S B A U E N F Ü R D I E Z U K U N F T
D E U T S C H E V E R L A G S - A N S TA LT
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INHALT
Vorwort 6
Einführung 7
6
Seite 54
Schritt für Schritt | Neues Leben in alten Mauern
Beelitz, Brandenburg
Energetische Sanierung eines alten Gutshofs
Auf dem Weg zum Effizienzhaus Plus
7
1
Seite 58
Naturnah | Holz, Lehm und Stroh
2
Seite 64
Schlüsselfertiges Energiekonzept | Tanken inklusive
Seite 24
Räumliche Weite | Offen und licht
Steinbach, Taunus
Einfamilienhaus
Effizienzhaus Plus, Passivhaus
Seite 30
Flexibel und geräumig | Platz für eine große Familie
Riehen, Kanton Basel-Stadt, Schweiz
Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung
Energieplushaus, Minergie-P
3
Seite 36
Solar-Aktivhaus | Mit wissenschaftlicher Begleitung
Regensburg
Einfamilienhaus »Haus der Zukunft«
Energieplushaus, energetischer Modellversuch
4
Seite 42
Kleines Grundstück | Platz nach oben
München
Einfamilienhaus in gewachsener Siedlung
Energieplushaus, Passivhaus
5
Seite 48
Licht, Luft und Sonne | Die Natur ins Haus geholt
Leonberg bei Stuttgart
Einfamilienhaus am Hang
Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität
Rosshäusern, Kanton Bern, Schweiz
Zweifamilienhaus
Energieplushaus, Minergie-A-Eco, Passivhaus
8
Fertighauswelt Köln-Frechen
Haus Concept-M Köln,
Musterhaus der Firma Bien-Zenker AG
Effizienzhaus Plus, KfW-Effizienzhaus 40
9
Seite 68
Gelungene Integration | Neues im Bestand
Sommerein, Niederösterreich
Einfamilienhaus im Verbund mit alter Hofanlage
Energieplushaus , klima:aktiv-zertifiziertes Gold-Passivhaus
10
Seite 72
Hobelspäne und Sonne | Energiekonzept eines Gewerbebaus
Pulling bei Freising
Schreinerei Design.S mit Büros
Energieplushaus als Gewerbebau
11
Seite 78
Sol nos fovet gratis | Die Sonne wärmt uns kostenlos
Regensburg
Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung
Sonnenhaus
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12
Seite 82
Altbau und Neubau | Ökologisch bis ins Detail
Khünburg, Kärnten, Österreich
»Der Weber«, Sanierung eines historischen Bauernhauses,
Umbau zu Ferienwohnungen mit Seminarraum
Energieplushaus, zertifiziertes Passivhaus
13
Seite 88
Gebäudecharakter erhalten | Elternhaus im frischen Gewand
Villnachern, Kanton Aargau, Schweiz
Einfamilienhaus, Sanierung
Energieplushaus, Minergie-P
14
Seite 92
Einfach und wirkungsvoll | Platzsparende Technik
Erlangen
Wohnhaus mit flexibler Nutzung
Energieplushaus, KfW-40-Standard
15
Seite 96
Mehrfamilienhaus auf dem Land | Energie für alle Bewohner
Geilenkirchen-Waurichen, Nordrhein-Westfalen
Mehrfamilienhaus mit Reithalle und Tiefgarage
Energieplushaus, Passivhaus
16
Seite 102
Kompakt und effizient | Mit Gebäudemanagement
Fertighauswelt Köln-Frechen
Energiehaus VIO 400,
Musterhaus der Firma FingerHaus GmbH
Effizienzhaus Plus, dena-zertifiziertes Effizienzhaus 55
17
Seite 104
Mitten in der Obstplantage | Offen für die Natur
Langenargen am Bodensee
Einfamilienhaus mit landwirtschaftlichem Betrieb
Energieplushaus
18
Seite 110
Dreiteiliger Würfel | Ringsum mit Energie versorgt
Dresden
Einfamilienhaus an der Elbe
Passivhaus, auf dem Weg zum Energieplushaus
19
Seite 114
Konsequent | Ökologisch und recycelbar
Deitingen, Kanton Solothurn, Schweiz
Wohnhaus aus Lehm
Experimentelles, wiederverwertbares und
weitgehend autarkes Haus
20
Seite 120
Offen nach innen und außen | Holzfertigbau mit Alpenblick
Münsingen, Kanton Bern, Schweiz
Einfamilienhaus am Hang
Energieplushaus
Interview mit Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser 126
Interview mit Dipl.-Ing. Annegret-Claudine Agricola 131
Interview mit Dipl.-Ing. Christian Stolte 133
Interview mit Prof. Dipl.-Ing. Hermann Kaufmann 136
Erläuterungen zu Begriffen und Symbolen 140
Literatur 141
Architekten/Bildnachweis 142
Impressum/Dank 144
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Seite 6
BETTINA RÜHM
VORWORT
ENERGIEPLUSHÄUSER
Das Wort Plusenergie steht derzeit für einen Wandel beim Bauen
von Häusern. Es wird teilweise kontrovers diskutiert, unter anderem
deshalb, weil es bislang noch keine einheitlichen Standards für die
Bedeutung des Begriffs gibt. Doch ob Energieplushaus, Plus- oder
Nullenergiegebäude, Effizienzhaus oder klimaneutrales Haus – alle
diese Bezeichnungen und einige weitere stehen für einen möglichst
geringen Energiebedarf durch Optimierung der Gebäudehülle und für
die Verwendung regenerativ gewonnener Energieformen. Das »Plus«
steht für Gebäude, die im Jahresmittel in der Summe mehr Energie
erzeugen, als sie verbrauchen. Sonnenenergie – aktiv und passiv
genutzt – ist dabei ein entscheidender Faktor.
Gegenwärtig gibt es immer noch relativ wenige Einfamilienhäuser,
bei denen das Energiepluskonzept verwirklicht wurde. Dabei eignen
sich dafür nicht nur Wohnhäuser, sondern auch öffentliche Bauten
wie Schulen, Kindergärten, oder gewerbliche Bauten, denn mit
Photovoltaik und Solarthermie, auf dem Dach oder an der Fassade
installiert, lassen sich häufig so viel Strom und Wärme gewinnen,
dass nicht nur das gesamte Gebäude mit Wärme und Strom versorgt,
sondern je nach Bauweise und technischer Ausstattung auch ein
Energieüberschuss in der Gesamtbilanz erreicht werden kann.
Für Mehrfamilienhäuser ist die aktive Nutzung von Sonnenenergie ebenfalls möglich und sinnvoll, jedoch besteht bei ihnen häufig
das Problem, dass die pro Wohneinheit für Photovoltaik oder Solarthermie zur Verfügung stehende Dachfläche wesentlich geringer
ist als bei Einfamilienhäusern. Werden jedoch die Fassadenflächen
mitgenutzt oder stehen Dachflächen von Nebengebäuden zur Verfügung, kann auch hier ein Plus an Energie erzielt werden.
Im Hinblick auf den Energieverbrauch spielen in Deutschland Altbauten eine besonders wichtige Rolle, da sie zahlenmäßig den weitaus
größten Teil aller Gebäude ausmachen. Sehr viele Bestandsgebäude
sind unsaniert und daher kostenintensiv im Unterhalt. Doch energetisch sanierte Bestandsbauten helfen nicht nur Energie sparen,
sondern bieten auch deutlich höheren Wohnkomfort. Darüber hinaus liefern sie einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, ganz
besonders dann, wenn die Bauherren bei der Sanierung auch von
fossilen Brennstoffen auf regenerative Energien umsteigen.
Gewerbebauten können ebenfalls Energieplushäuser sein, wenn die
Gebäudehülle gut gedämmt ist, regenerative Energien zum Heizen
verwendet werden und die zur Verfügung stehenden Dach- oder
Fassadenflächen im Verhältnis zur Größe des Betriebs ausreichend
groß sind. Im Idealfall können mit dem selbst erzeugten Strom nicht
nur sämtliche zum Betrieb gehörenden Geräte, Maschinen und Beleuchtungseinrichtungen versorgt werden, es kann sogar ein Energieüberschuss entstehen, der dann beispielsweise zum Aufladen
von Elektroautos der Mitarbeiter verwendet werden kann. Zur Veranschaulichung dieses Konzepts stelle ich einen Handwerksbetrieb als
Projektbeispiel vor.
Für dieses Buch habe ich zwanzig Projektbeispiele ausgewählt, die
ein breites Spektrum an Energieplushäusern darstellen und an denen
einige der momentan diskutierten Konzepte umgesetzt wurden –
Häuser, die in der Gesamtenergiebilanz ein Plus aufweisen ebenso
wie Häuser, die sich konzeptionell auf dem Weg dorthin befinden
und derzeit ein Plus im Hinblick auf die elektrische Energie erzielen.
Bauweise und technische Ausstattung variieren je nach städtebaulichen Rahmenbedingungen, Qualität des Grundstücks sowie den
finanziellen Möglichkeiten und Prioritäten der jeweiligen Bauherren.
Passivhäuser werden in diesem Buch ebenso wie Nicht-Passivhäuser
beschrieben, denn der Passivhausstandard ist nicht Voraussetzung
für ein Energieplushaus.
Bei den gezeigten Projektbeispielen handelt es sich um Neubauten
und sanierte Gebäude, um individuell geplante Einfamilienhäuser,
Fertighäuser und Häuser mit Einliegerwohnungen, um ein Mehrfamilienhaus, zwei gewerbliche Bauten sowie ein Lehm-Ökohaus,
das zwar nicht den strengen Kriterien eines Energieplushauses entspricht, aber darüber hinausgehend in Bezug auf die graue Energie,
also die für den Bau benötigte Energie, langfristig eine positive Bilanz
aufweist.
Die meisten der vorgestellten Häuser habe ich persönlich besichtigt.
Mit allen Bauherren, Bewohnern oder Nutzern habe ich über ihre
Wohnerfahrungen, über ihre Prioritäten bei der Hausplanung und
über die Rahmenbedingungen dafür gesprochen. Die wichtigsten
baulichen und energetischen Daten und, sofern möglich, auch die
Baukosten, sind bei jedem Projekttext in der Randspalte zusammengefasst.
Um auch weiterführende Informationen zum Thema zu bieten, habe
ich zudem Interviews mit Professor Dr.-Ing. Gerd Hauser, TU München, mit Professor Hermann Kaufmann, TU München und freier
Architekt, sowie mit Vertretern der Deutschen Energie-Agentur,
Dipl.-Ing. Christian Stolte und Dipl.-Ing. Annegret-Claudine Agricola,
geführt.
Trotz unterschiedlicher Heizenergiekonzepte – mit Erdwärme, Wasser
oder Sonnenenergie, mit Holzpellets oder mit Abfallholz aus eigenem
Anbau oder Betrieb – und trotz unterschiedlicher Bauweise: Allen
Gebäuden ist gemeinsam, dass sie wegen ihrer guten Gebäudehülle
geringe Wärmeverluste aufweisen, regenerative Energiequellen nutzen, ihren Strom über Photovoltaik beziehen und einen Überschuss
an elektrischer Energie erzeugen. Sie alle tragen zu einer Entwicklung in die richtige Richtung bei: zu einem nachhaltigen, ökologisch
verantwortungsvollen und durch die Eigenproduktion von Energie
zukunftsweisenden Baukonzept.
Bettina Rühm
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EINFÜHRUNG
AKTUELLE ENT WICKLUNGEN
ERNEUERBARE ENERGIEN IM AUFWIND
Die Energie aus einer Stunde Sonnenschein reicht für den Energiebedarf der Menschheit in einem kompletten Jahr – theoretisch«, war
am 19. Oktober 2012 in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. An bayerischen Universitäten, wird weiter berichtet, werde derzeit intensiv geforscht, um Solarzellen zu optimieren und dadurch die Sonnenenergie
noch besser als heute nutzen zu können.
Das Thema »Stromgewinnung aus regenerativen Energien« beschäftigt seit vielen Jahren Politiker, Wissenschaftler und Ingenieure.
Sonne, Wind und Biogas spielen bei der Energiewende eine zentrale
Rolle. Windenergie gilt als effektiver als Solarenergie, doch das Windaufkommen ist naturgemäß geografisch sehr ungleich verteilt. Schleswig-Holstein ist mit Wind gesegnet und baut die Errichtung von
Windrädern massiv aus. Begonnen hat diese Entwicklung vor mehr als
35 Jahren auf der nordfriesischen Insel Pellworm. Als erste Gemeinde
Deutschlands unternahm sie Versuche mit Windenergie und stellte
die ersten Kleinwindanlagen mit einer Leistung von 25 Kilowatt auf.
Als die kleinen Windräder einst bei starkem Sturm über die Insel
flogen, wie der Pellwormer Historiker und Gemeindebeauftragte
Walter Fohrbeck erzählt, wurden Anfang der 1980er Jahre an deren
Stelle das erste solare Versuchsfeld und dazu größere, leistungsfähigere Windräder aufgebaut, unterstützt vom Bundesforschungsministerium. Pellworm, das zu den sonnenreichsten Gebieten Deutschlands
zählt, wurde so zum Standort des ersten und größten Sonne-WindHybridkraftwerks Europas. Dieses wurde Anfang der 1990er Jahre von
der E.ON Hanse AG übernommen, ist insgesamt zweimal erneuert
worden und bis heute im Netzbetrieb. Die 37 Quadratkilometer kleine
Nordseeinsel ist auf diese Weise zum Wegbereiter erneuerbarer Energien in Deutschland geworden und damit zu einem Vorreiter der
Energiewende.
Mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen entfällt ein Großteil der
Produktion von Strom aus Windenergie auf den Norden Deutschlands.
Das Problem, den Strom von dort in den südlichen Teil des Landes, zu
den großen Verbrauchszentren, zu transportieren, ist derzeit noch nicht
gelöst. Es fehlt an Stromleitungen von Nord nach Süd, und der Bau dieser Leitungen ist mancherorts umstritten. Einerseits befürchtet man
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AKTUELLE
EINFÜHRUNG
ENT WICKLUNGEN
gesundheitliche Nachteile beim Wohnen unter Hochspannungsleitungen, andererseits sorgen sich manche Menschen um das Landschaftsbild, wenn der Ausbau von Windrädern vorangetrieben wird.
In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ist Sonnenenergie relevanter als Windenergie. Doch auch Sonnenenergie steht nicht ununterbrochen zur Verfügung, auch sie ist wetterabhängig. Ohne geeignete
Speichertechnologien lässt sich Energie weder aus Wind noch aus
Sonne gleichmäßig und kontinuierlich an die Verbraucher verteilen.
Die Entwicklung neuer Stromspeicher ist daher Voraussetzung für den
dauerhaften Einsatz regenerativ gewonnenen Stroms.
Biomassekraftwerke spielen in diesem Zusammenhang ebenfalls eine
wichtige Rolle. Sie sind jedoch viel aufwendiger zu betreiben als Windräder oder Photovoltaikanlagen, denn sie erfordern die Bestückung mit
Mais und Gülle. Dennoch sind sie eine sinnvolle Ergänzung zu anderen
regenerativen Energieformen, da sie wetterunabhängig betrieben werden können.
ENERGIEEINSPARVERORDNUNG (ENEV)
UND ERNEUERBARE-ENERGIEN-GESETZ (EEG)
In privaten Haushalten wird mit rund 85 Prozent die meiste Energie für
Heizung und Warmwasserbereitung benötigt. Ältere Gebäude schneiden dabei schlecht ab: Sie verbrauchen im Mittel drei Mal so viel Heizenergie wie Neubauten. Der wichtigste Beitrag zur Reduzierung des
Energieverbrauchs von Gebäuden ist daher die Sanierung von Bestandsbauten. Zur Begrenzung des Heizwärmebedarfs von Gebäuden
gibt in Deutschland seit 2002 die Energieeinsparverordnung (EnEV)
Mindeststandards vor. Die EnEV wurde 2007 und 2009 verschärft,
eine weitere Verschärfung ist für Anfang 2014 vorgesehen. Seit 2008
schreibt sie die Ausfertigung eines Energieausweises bei Neubau oder
Sanierung vor. Der Energieausweis dient als Nachweis der Höhe des
Energiebedarfs eines Gebäudes und muss bei Verkauf oder Vermietung
vorgelegt werden. Er wird von Energieberatern nach eingehender
Analyse der energetischen Eigenschaften des jeweiligen Gebäudes ausgestellt. Die EnEV gilt für Neubauten und für Bestandsbauten nach
der Sanierung; denkmalgeschützte Häuser sind von den Grenzwerten
der EnEV ausgenommen.
Ein wichtiger Faktor des energieeffizienten Bauens ist die Art der
verwendeten Energieträger. Bei der Versorgung von Gebäuden mit
Heizwärme und mit Strom ist der Anteil an erneuerbaren Energien derzeit noch gering. Laut Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)
tragen erneuerbare Energien derzeit nur 9 Prozent zur Wärmeversorgung bei. Um Bauherren dazu zu bewegen, regenerative Energieerzeugungssysteme zu nutzen, werden ihnen finanzielle Anreize geboten,
vor allem zur regenerativen Stromgewinnung. Dies wird durch das
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt. Es garantiert feste Einspeisevergütungen über einen Zeitraum von 20 Jahren, wenn regenerativ erzeugter Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird. Dabei können verschiedene Energiequellen, beispielsweise Wind, Sonne oder
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Biomasse, genutzt werden. Das EEG wurde regelmäßig novelliert, zuletzt im Jahr 2012, als im Rahmen der sogenannten PhotovoltaikNovelle unter anderem die Vergütungssätze für Strom aus Sonnenenergie gesenkt wurden.
PLÄNE DER BUNDESREGIERUNG UND DER EU
Im Zusammenhang mit der Energiewende hat die Bundesregierung
Ziele festgelegt, die für den zukünftigen Umgang mit Energie in
Deutschland richtungsweisend sind. So sollen bis zum Jahr 2050 die
Treibhausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent gegengenüber dem Jahr
1990 gesenkt werden, erneuerbare Energien sollen ausgebaut, der
Stromverbrauch um 25 Prozent und der Primärenergieverbrauch um
50 Prozent gesenkt werden. Ab dem 31. Dezember 2020 sollen alle
neuen Gebäude Niedrigstenergiehäuser sein, und für bereits bestehende Gebäude soll die Sanierungsrate von derzeit 1 Prozent auf
2 Prozent pro Jahr angehoben werden.
Die EU-Vorgaben gehen in dieselbe Richtung. Sie besagen, dass bis zum
31. Dezember 2020 in der EU um 20 Prozent weniger Treibhausgase
ausgestoßen werden sollen und der Anteil der erneuerbaren Energien
am Gesamtenergieverbrauch 20 Prozent betragen soll. In der Europäischen Gebäuderichtlinie wird gefordert, dass bis zum Jahr 2050
alle Häuser nahezu klimaneutral sein sollen, das heißt, dass der Endenergiebedarf ausschließlich aus erneuerbaren Quellen vor Ort oder
in der Nähe gedeckt werden soll. Dadurch sollen Ressourcen geschont
und der Umstieg auf regenerative Energiequellen gefördert werden.
Der Gedanke hinter diesen Richtlinien ist, dass ein Gebäude durch seine
Bauweise und durch seine technische Ausstattung zunächst einmal
einen möglichst geringen Bedarf an Energie für Heizung, Warmwasser
und Strom haben sollte und der dann noch bestehende Restenergiebedarf durch regenerative Energiequellen gedeckt wird. Dabei spielen
Erdwärme, Solarthermie und Photovoltaik eine zentrale Rolle. In
diesem Zusammenhang sind auch die Lebensdauer eines Gebäudes
und die damit verbundenen Umweltbelastungen zu bedenken, die
durch den Neubau und eventuell späteren Rückbau entstehen können.
Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte die Auswahl der Materialien immer
im Hinblick auf ihre spätere Entsorgung erfolgen.
Die Frage, wie in Zukunft mit fossilen Brennstoffen und regenerativen
Energiequellen umgegangen werden sollte, betrifft viele verschiedene
Branchen. Ein wichtiger Bereich ist hier der Gebäudebau, sowohl der
gewerbliche als auch der private. Vor dem Hintergrund der aktuellen
Diskussionen zum Thema Energiewende machen sich viele Bauherren und Architekten zunehmend Gedanken über energieeffizientere,
nachhaltigere und ressourcenschonendere Bauweisen. Dabei wird
nicht nur Bewährtes übernommen und verbessert, man untersucht
auch, mit welchen neuen baulichen Ansätzen und Materialien und mit
welcher technischen Ausstattung Wohnhäuser und andere Gebäude
am umweltschonendsten realisiert werden können.
ENERGIEEFFIZIENT BAUEN –
N A C H H A LT I G E A R C H I T E K T U R F Ü R D I E Z U K U N F T
Heizwärme auf dem eigenen Grundstück und Strom mit dem eigenen
Wohnhaus regenerativ zu erzeugen führt zur Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und zu größerer Unabhängigkeit von der Energiepreisentwicklung. Dies hilft, langfristig die eigenen Kosten so gering
wie möglich zu halten. Wenn sich bei Neubauten oder beim Sanieren
von Bestandsbauten der Energiebedarf mit baulichen Maßnahmen
und mit effizienten technischen Heizsystemen so stark reduzieren
lässt, dass bei gleichzeitigem Energiegewinn in der Jahresbilanz ein
Energieüberschuss entsteht, spricht man von einem Energieplushaus.
Voraussetzung dafür sind eine hervorragend gedämmte Gebäudehülle
sowie sinnvoll dimensionierte, ins Gebäude integrierte regenerative
Energieerzeugungssysteme.
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ENERGIEEFFIZIENT
EINFÜHRUNG
BAUEN
Auch denkmalgeschützte Gebäude lassen sich gut energetisch optimieren, ohne dass durch den Beitrag an selbst erzeugter Energie ihr
Erscheinungsbild dadurch beeinträchtigt würde. Wer energieeffizient
baut oder saniert, senkt langfristig seine Betriebskosten und steigert
den Wert seines Hauses; darüber hinaus leistet er einen Beitrag zum
Klimaschutz. Der Staat bietet günstige Darlehen und Förderprogramme
sowohl für energiesparende Neubauten als auch für Sanierungsmaßnahmen. Der Energieausweis dokumentiert schließlich die energetische Qualität des Hauses. Auf ansprechende Architektur und hohen
Wohnkomfort muss man dabei keineswegs verzichten – im Gegenteil:
Der Wohnkomfort verbessert sich beträchtlich durch höhere Oberflächentemperaturen der Wände, durch gleichmäßige Verteilung der
Wärme im Raum ohne Turbulenzen und durch hohe Raumluftqualität. Architektonisch ermöglichen Energieplushäuser unterschiedlichste
Gestaltungsvarianten, von denen einige in diesem Buch vorgestellt
werden.
Doch was macht ein Niedrigenergiehaus aus, was ein Effizienzhaus,
was ein Energieplushaus? Bauherren haben es nicht leicht, sich in dem
derzeit herrschenden Begriffsdschungel zu orientieren, denn Häuser
mit guter Energiebilanz gibt es in unterschiedlichen Qualitätsstandards
und mit unterschiedlichen Bezeichnungen. Immer jedoch tragen Häuser, die durch die Verwendung regenerativ erzeugter Energien ihren
Energiebedarf decken oder Energieüberschüsse erzielen, zur Reduzierung des CO2-Austoßes bei.
Für Häuser im Plusenergiebereich, die Thema dieses Buches sind, gibt
es derzeit noch keine allgemein gültige Definition. Grundsätzlich gilt:
Häuser mit dem Attribut »plus« produzieren in der Jahresbilanz mehr
Energie, als sie benötigen. Welche Energieformen damit jeweils gemeint sind, wird zum Teil unterschiedlich diskutiert. Manche stufen
ein Haus als Energieplushaus ein, wenn es im Jahresmittel mehr elektrischen Strom produziert als es verbraucht, andere beziehen die benötigte Heizwärme in die Berechnung mit ein. Um jedoch in der Gesamtenergiebilanz ein Plus zu erzielen, müssen die Energiegewinne
den gesamten Energiebedarf übersteigen. Eine klare Definition gibt
das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtplanung (BMVBS)
für das »Effizienzhaus Plus«, das im Folgenden noch genauer beschrieben wird. Seine Energiebilanz wird auf der Basis von Primärenergiebedarf und Endenergiebedarf berechnet, und die Verwendung regenerativer Energieformen spielt eine wichtige Rolle. Der Endenergiebedarf wird dabei gemäß einer DIN-Norm ermittelt und für den
individuellen Bedarf an Haushaltstrom ein Pauschalwert angenommen. Wie hoch der tatsächliche Energiegewinn ausfällt, hängt beim
Effizienzhaus Plus und bei anderen Energieplushäusern stark vom
Nutzer und seinem Verbrauchsverhalten ab. In technisch entsprechend
ausgestatteten Häusern können die Bewohner an einem Monitor
täglich die aktuellen Daten zu Energieproduktion und Energieverbrauch ablesen.
Bei der Entwicklung von Energieplushäusern und nachhaltiger Architektur werden derzeit verschiedenste Ansätze erprobt. Dabei spielen immer das Grundstück, die Wohnbedürfnisse der Bauherren, ihre
persönlichen Vorlieben im Hinblick auf Materialien und technische
Ausstattung sowie das zur Verfügung stehende Budget eine zentrale Rolle.
Auch ökologische Überlegungen sollten ein wesentlicher Aspekt energieeffizienten Bauens sein. Was nützt die gute Energiebilanz eines Gebäudes, wenn durch seine Errichtung die Umwelt unverhältnismäßig
stark geschädigt wurde? Zur Nachhaltigkeit gehört auch die Berücksichtigung der sogenannten grauen Energie, der Energie, die zum Errichten eines Gebäudes benötigt wird. Ihr Anteil gibt Auskunft darüber,
ob ein Neubau ressourcenschonend und umweltverträglich errichtet
wurde. Wichtig dabei ist die Herkunft der verwendeten Baumaterialien, die nach Möglichkeit aus der umliegenden Region stammen sollten, denn dann entfallen lange Transportwege und die damit verbundenen Umweltbelastungen. Um dem Ziel »klimaneutrales Haus«, das
die Bundesregierung bis 2020 anstrebt, näher zu kommen, muss die
graue Energie noch stärker als bislang in die energetischen Betrachtungen von Gebäuden einbezogen werden. Und noch ein Aspekt verdient
Beachtung: Sind die konstruktiven Verbindungen des Gebäudes wieder
lösbar, kann das Haus bei Bedarf umweltfreundlich abgerissen oder gar
recycelt werden.
ENERGIEBEGRIFFE UND IHRE
BEDEUTUNG
Um die energetischen Eigenschaften und damit den Energiestandard
eines Gebäudes zu beschreiben, werden vor allem folgende Definitionen für den Energiebedarf herangezogen. Wichtig ist, dass der Begriff
»Bedarf« nicht verwechselt wird mit dem Begriff »Verbrauch«. Während der Energiebedarf eine Gebäudeeigenschaft darstellt, ist der Energieverbrauch auch von den jeweiligen Nutzern abhängig.
Den folgenden Definitionen liegt die EnEV 2009 für Wohngebäude zugrunde. Nicht-Wohngebäude unterliegen einer gesonderten
Berechnung. Passivhäuser werden nach dem Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP) beurteilt, daher entspricht auch die Berechnung
ihrer Energiebedarfswerte den PHPP-Kriterien. Diese können von denen der EnEV abweichen.
HEIZWÄRMEBEDARF
Der Heizwärmebedarf bezeichnet die errechnete Energiemenge, die
zum Heizen eines Gebäudes benötigt wird. Er wird in Kilowattstunden
pro Quadratmeter beheizte Wohnfläche und Jahr (kWh/m²a) angegeben. Dem jährlichen Heizwärmebedarf wird laut DIN-Norm eine Raumtemperatur von 20 °C zugrunde gelegt. Nicht enthalten im Heizwärme-
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bedarf sind der Energiebedarf für die Trinkwassererwärmung und für
den Antrieb der Anlagentechnik sowie die Verluste bei Verteilung und
Umwandlung.
NUTZWÄRMEBEDARF FÜR
DIE TRINKWARMWASSERBEREITUNG
Hiermit ist die Energiemenge gemeint, die benötigt wird, um das Haus
mit Warmwasser, zum Beispiel für Küche und Bad, zu versorgen. Sie
wird in Kilowattstunden pro Quadratmeter Nutzfläche und Jahr angegeben und nach DIN-Norm pauschal mit 11 kWh/m²a angesetzt.
chende Menge an warmem Trinkwasser zur Verfügung steht und die
Anlagentechnik, beispielsweise die Wärmepumpe oder die Lüftungsanlage, genügend Strom erhält. Dabei müssen Wärmeverluste durch
die Gebäudehülle, die sogenannten Transmissionswärmeverluste, und
Verluste bei der Wärmeübergabe durch die Anlagentechnik berücksichtigt werden. Dagegen stehen passive Wärmegewinne im Hausinneren
durch die Bewohner, durch die Abwärme von Geräten und durch die
Sonneneinstrahlung sowie eventuelle aktive Energiegewinne durch
Solarenergienutzung. Für die Gesamtenergiebilanz wird der gesamte
Aufwand für die Endenergieversorgung einschließlich der Verluste mit
den Gewinnen gegengerechnet.
ENDENERGIEBEDARF
Als Endenergiebedarf bezeichnet man diejenige Energie, die für die
gesamte Beheizung eines Gebäudes benötigt wird, unabhängig von
ihrer Form oder Herkunft. Der Endenergiebedarf umfasst den Heizwärmebedarf unter Einbeziehung der Verluste des Heizungssystems, den
Nutzwärmebedarf für die Trinkwarmwasserbereitung und den Bedarf
an Hilfsenergie für die Anlagentechnik. Der Haushaltsstrombedarf ist
nicht enthalten.
Vom Wert des Endenergiebedarfs darf die durch Solarthermie gewonnene Energiemenge abgezogen werden, ebenso die durch Photovoltaik
gewonnene Menge an elektrischer Energie, die selbst verbraucht, also
direkt dem Haushalt zugeführt wird.
PRIMÄRENERGIE
Die Primärenergie beschreibt dieselbe Energiemenge wie die Endenergie, jedoch unter Berücksichtigung von Gewinnung, Transport und
Umwandlung der genutzten Energieträger. Dazu wird die benötigte
Energiemenge in Abhängigkeit vom jeweiligen Energieträger mit dem
sogenannten Primärenergiefaktor multipliziert. Solarstrom beispielsweise wird der Primärenergiefaktor Null, Strom aus herkömmlicher
Erzeugung dagegen der Primärenergiefaktor 2,6 zugewiesen. Holz
wird mit einem Primärenergiefaktor von 0,2 bewertet, womit ausschließlich der nicht erneuerbare Anteil von Holz berücksichtigt ist. Den
fossilen Brennstoffen Erdöl und Erdgas wird jeweils ein Primärenergiefaktor von 1,1 zugeordnet. Der Primärenergiebedarf wird in Kilowattstunden pro Quadratmeter Nutzfläche und Jahr (kWh/m²a) angegeben
und enthält eine ökologische Bewertung des Energieträgers, das heißt
eine Aussage über die durch seinen Einsatz verursachten CO2-Emissionen. Der Primärenergiebedarf eines Neubaus liegt im Schnitt bei
50 kWh/m²a, ein Altbau kommt dagegen häufig auf 250 kWh/m²a
und mehr.
ENERGIEBILANZ
Bei der Berechnung der Energiebilanz geht es darum, herauszufinden,
wie viel Energie ein Gebäude benötigt, damit die Räume eine Temperatur von 20 °C aufweisen, eine der Nutzfläche des Gebäudes entspre-
E N E R G I E S TA N DA R D S
UND BEZEICHNUNGEN VON GEBÄUDEN
Der jährliche Heizwärmebedarf gibt Auskunft über den Energiestandard eines Gebäudes. Die Höhe des Heizwärmebedarfs wird wesentlich
durch die Art der Gebäudehülle bestimmt. Darüber hinaus liegen den
einzelnen Energiestandards auch gewisse Anforderungen an die ökologische Bauweise zugrunde.
NIEDRIGENERGIEHAUS
Das Niedrigenergiehaus definiert den gesetzlichen Mindestenergiestandard für Neubauten. Als Richtwert gibt die Energieeinsparverordnung (EnEV) einen Heizwärmebedarf von maximal 70 kWh/m²a an.
Jeder Neubau muss diesen Mindestanforderungen entsprechen.
PASSIVHAUS
Passivhäuser haben eine besonders dichte Gebäudehülle und decken,
wie ihr Name schon sagt, ihren Wärmebedarf überwiegend passiv, zum
Beispiel durch Sonneneinstrahlung oder durch Abwärme von Geräten
und Menschen. Daher kommen Passivhäuser mit einem Minimum an
Energie für die Heizung aus. Das Prinzip besteht darin, die einmal im
Haus befindliche Wärme zu nutzen und nicht durch die Gebäudehülle
oder durch Fensterlüftung entweichen zu lassen. Der maximal zulässige Grenzwert für den Heizwärmebedarf eines Passivhauses liegt bei
15 kWh/m²a. Dafür muss die Gebäudehülle extrem gut gedämmt und
luftdicht sein, und sie darf keine Wärmebrücken aufweisen. Auch die
Fenster müssen mit einer Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung oder
einer vergleichbaren Glaskombination besonders gut isoliert sein. Ist
die Gebäudehülle derart dicht, findet jedoch kein natürlicher Luftaustausch mehr statt. Daher ist für Passivhäuser eine Lüftungsanlage
mit Wärmerückgewinnung aus der Abluft unabdingbar. Die Lüftungsanlage sorgt für den notwendigen Luftaustausch, bewahrt dabei die
vorhandene Raumwärme und nutzt diese zum Erwärmen der Zuluft.
Auf diese Weise wird sichergestellt, dass den Wohnräumen keine
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E N E R G I E S TA N D A R D S U N D
EINFÜHRUNG
BEZEICHNUNGEN
Wärme verlorengeht, wie dies bei einer Fensterlüftung der Fall wäre.
Trotzdem können die Bewohner eines Passivhauses natürlich jederzeit
die Fenster öffnen. Ein weiterer Bestandteil des Passivhauskonzepts ist
die passive Nutzung von Solarenergie, zum Beispiel durch große Fensterflächen an der Südseite. Eventuell noch nötige Heizwärme für besonders kalte Tage kann über die Nachheizung der Zuluft oder über
eine zusätzliche Heizanlage erfolgen. Der Passivhausstandard ist ein
zertifizierter Standard, für den die Qualität der Gebäudehülle und somit der Heizwärmebedarf ausschlaggebend sind.
NULLENERGIEHAUS
Ein Nullenergiehaus produziert im Jahresmittel so viele Kilowattstunden Energie, wie das Haus und seine Bewohner insgesamt an Heizenergie, Warmwasser und Strom verbrauchen. Die Jahresenergiebilanz ist
also gleich null. In der Praxis ist dies schwer zu erreichen, weil die Energiebilanz selten exakt bei null liegt, sondern meist etwas darüber oder
darunter.
ENERGIEPLUSHAUS
Energieplushäuser sind grundsätzlich Energieüberschusshäuser, doch
derzeit ist der Begriff »Energieplushaus« noch nicht verbindlich definiert. Häuser mit dem Attribut »plus« produzieren im Jahresmittel
mehr Kilowattstunden Energie, als sie und ihre Bewohner verbrauchen.
Die Jahresenergiebilanz ist also negativ. Heizwärme und Strom sollten
dabei über regenerative Energiequellen wie Sonne, Erdwärme oder
Holzpellets erzeugt werden. Allerdings lässt sich Strom nicht kontinuierlich über Photovoltaik erzeugen, weil die Sonne als Energiequelle
nicht immer zur Verfügung steht. Daher sind ein Netzanschluss und der
Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz erforderlich.
ENERGIEAUTARKES HAUS
Ein energieautarkes Haus ist völlig unabhängig von fremden Energiequellen und benötigt daher keinen Anschluss an das öffentliche Stromnetz. Es versorgt sich ausschließlich selbst mit Energie, beispielsweise
durch Erdwärme und Photovoltaik. Der technische und finanzielle Aufwand für ein energieautarkes Haus ist sehr hoch. Da kein Netzanschluss
besteht, muss der gewonnene Strom in irgendeiner Form gespeichert
werden, was derzeit noch sehr teuer ist.
Prozent die Höhe des maximal zulässigen Jahresprimärenergiebedarfs
eines Gebäudes im Vergleich zu einem Referenzgebäude an, das
100 kWh/m²a benötigt. Je niedriger die Zahl, desto höher ist die Energieeffizienz. Beispielsweise darf ein KfW-40-Haus nur bei maximal
40 Prozent des nach der EnEV für Neubauten zulässigen Wertes für
den Primärenergiebedarf liegen. Bei Sanierungsmaßnahmen werden
etwas niedrigere Standards zugrunde gelegt, zum Beispiel 55, 70,
85 oder 100, sowie KfW-Effizienzhaus Denkmal. Grundlage für diese
Energiestandards ist die Energieeinsparverordnung (EnEV 2009). Die
KfW-Bankengruppe gewährt eine finanzielle Förderung in Form von
zinsgünstigen Krediten, Tilgungszuschüssen oder Investitionskostenzuschüssen, falls diese Standards erfüllt werden.
EFFIZIENZHAUS PLUS
Der Begriff Effizienzhaus Plus bezeichnet einen Energiestandard, der
vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
(BMVBS) und der Deutschen Energie-Agentur (dena) propagiert wird.
Beim Effizienzhaus Plus müssen sowohl der Primärenergie- als auch
der Endenergiebedarf in der Jahresbilanz kleiner als Null sein. Dabei
wird auch der Haushaltsstrom pauschal mit 20 kWh/m²a in der Energiebilanz berücksichtigt. Das bedeutet, dass derartige Gebäude während eines Jahres mehr Energie erzeugen, als sie für alle Prozesse im
Haus benötigen: für Heizwärme, für Nutzwärme für Trinkwasser, für
Strom für die Anlagentechnik sowie für Strom für Haushaltsgeräte und
Beleuchtung. Berechnungsgrundlage ist der erweiterte Nachweis nach
der Energieeinsparverordnung (EnEV 2009). Auch alle sonstigen Bedingungen der EnEV müssen eingehalten werden. Voraussetzung für ein
Effizienzhaus Plus ist auch die Nutzung von erneuerbaren Energien auf
dem eigenen Grundstück. Des Weiteren werden zusätzliche Forderungen erhoben, etwa der Einsatz von Geräten mit höchstem Effizienzlabel
(A++) und von intelligenten Stromzählern, die dem Verbraucher zusätzliche Informationen des Netzbetreibers bieten, zum Beispiel über
Stromkosten und Netzauslastung. Grundsätzlich muss das Effizienzhaus Plus drei Vorgaben erfüllen: a) die Optimierung der Gebäudehülle zur Steigerung der Energieeffizienz des Hauses, b) die Absenkung
des Energiebedarfs im Haushalt durch den Einsatz modernster Geräte
und c) die Verwendung erneuerbarer Energien zur Deckung des Restenergiebedarfs.
KFW-EFFIZIENZHAUS
SONNENHAUS
Dem KfW-Effizienzhaus liegt ein energetischer Standard mit verbindlichen Werten für den Primärenergiebedarf und für die Transmissionswärmeverluste zugrunde. Dieser Standard bezieht sich also auf Heizung und Gebäudehülle. Die geforderten Werte orientieren sich an
einem durch die Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) vorgegebenen
Referenzhaus. Zusätzlich werden Anforderungen an die Heizungs- und
Lüftungsanlagen gestellt. Die beim KfW-Haus angegebene Zahl gibt in
Das Wort Sonnenhaus beschreibt nicht einen definierten energetischen
Standard, sondern einen energetisch und ökologisch hochwertigen Ansatz. Beim Sonnenhaus wird die jährlich benötigte Wärme für Heizung
und auch für Warmwasser je nach geografischer Lage weitgehend oder
vollständig über Solarthermie erzeugt; es ist also weitgehend unabhängig von anderen Heizenergieträgern. Die Sonne erwärmt mittels
Sonnenkollektoren auf dem Dach Wasser, das in einem großen Tank im
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Haus gespeichert wird und idealerweise ein ganzes Jahr vorhält. Bei
Bedarf kann über einen regenerativen Energieträger nachgeheizt werden, um die Spitzen des Heizwärmebedarfs im Winter abzudecken.
Kommt Stromgewinnung über Photovoltaik hinzu, kann das Sonnenhaus zu einem Nullenergiehaus oder sogar zu einem Energieplushaus
werden. Merkmale eines Sonnenhauses sind eine steil nach Süden geneigte Dachfläche und ein großer, in das gesamte Haus integrierter
Warmwassertank.
REGELUNGEN ZUR EINSPEISE VERGÜTUNG
IN DEN EINZELNEN LÄNDERN
DEUTSCHLAND
Der eingespeiste Strom wird über 20 Jahre fest vergütet, derzeit
(Stand Januar 2013) mit 17,02 Cent pro Kilowattstunde bei Anlagen
bis 10 kWp. Die Einspeisevergütung wird kontinuierlich abgesenkt.
Einen Investitionskostenzuschuss gibt es nicht. Die Selbstentnahme
des eigenen Stroms ist möglich, wird aber nicht mehr eigens vergütet.
ENERGIESTANDARDS IN ÖSTERREICH
In Österreich gelten für Passivhäuser in etwa dieselben, für Niedrigenergiehäuser ähnliche Standards wie in Deutschland. Niedrigenergiehäuser sind hier in die drei Kategorien A, A+ und B eingeteilt. Ein eigener Standard ist der von der Klimaschutzinitiative des österreichischen
Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft eingeführte sogenannte klima:aktiv-Gebäudestandard,
der als Qualitätsnachweis für Energieeffizienz und ökologische Qualität
gilt und zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes beitragen soll. Der Begriff
Energieplushaus unterliegt auch in Österreich noch keiner verbindlich
geltenden Definition.
ENERGIESTANDARDS IN DER SCHWEIZ
In der Schweiz gibt es ähnliche bauliche Klassifizierungen wie in
Deutschland und Österreich. Sie bauen auf dem sogenannten Minergie-Standard auf, der in etwa dem deutschen Niedrigenergiestandard
entspricht. Beim Minergie-Eco-Standard wird auf gesundheitliche und
ökologische Aspekte, auf optimierte Tageslichtverhältnisse, auf die
Verwendung von schadstofffreien und natürlichen Materialien sowie
auf eine geringe Umweltbelastung Wert gelegt.
Minergie-P entspricht im Wesentlichen dem deutschen Passivhausstandard. Die Grenzwerte für den Heizwärmebedarf liegen hier jedoch
mit 30 kWh/m²a doppelt so hoch, weil auch der Warmwasserbedarf pro
Quadratmeter Energiebezugsfläche einbezogen wird. Der Minergie-AStandard wurde im März 2011 eingeführt; für ihn wesentlich sind der
weitestgehende Einsatz erneuerbarer Energien, die Ausrüstung des
Gebäudes mit Geräten und Leuchten der Energieverbrauchsklassen
A bis A++ sowie die Minimierung der grauen Energie, das heißt der
Energie für die Erstellung des Gebäudes. Dahinter verbirgt sich die
Grundidee, dass das Gebäude als Gesamtsystem optimiert werden soll.
Daher gibt es keine Anforderungen an die Gebäudehülle, die über den
normalen Minergie-Standard hinausgehen. Der Begriff Energieplushaus unterliegt auch in der Schweiz noch keiner verbindlich geltenden
Definition.
ÖSTERREICH
Die Einspeisevergütung wird in Österreich nach dem Ökostromgesetz
geregelt und jährlich neu berechnet. Sie wird bei einer Anlagengröße
gewährt, die eine maximale Leistung von fünf Kilowatt erbringt. Seit
dem 1. September 2012 gibt es zusätzlich einen einmaligen Zuschuss
zu den Investitionskosten.
SCHWEIZ
Derzeit wird meist der gesamte von privaten Haushalten erzeugte
Strom ins Netz eingespeist und anschließend von dort zurückgekauft.
Voraussetzung dafür ist die Teilnahme am »Bundesprogramm KEV«
(kostendeckende Einspeisevergütung). Die Höhe der KEV beträgt derzeit je nach Art und Größe der Anlage zwischen 30 und 40 Rappen pro
Kilowattstunde (Stand Januar 2013). In naher Zukunft soll für Anlagen bis zu 10 kWp ein Pauschalbetrag für die Investition die aktuell
bestehende Einspeisevergütung ablösen. Sie gilt dann nur noch für
Anlagen ab 10 kWp.
BAULICHE RAHMENBEDINGUNGEN
FÜR ENERGIEPLUSHÄUSER
Für die Energiebilanz eines Gebäudes spielen passive und aktive Komponenten eine Rolle. Zu den passiven Komponenten zählen das Grundstück, die Gebäudeform und die Gebäudehülle, die Anlagentechnik
und die Art der Energieträger. Aktive Komponenten sind Solarthermie,
Photovoltaik und energiesparende Haushaltsgeräte. Auch die Gebäudeautomation, also die technischen Einrichtungen zur Überwachung
und Optimierung von Heizung, Raumtemperatur, Luftfeuchte und
Stromverbrauch, trägt zu einer guten Energiebilanz bei. Allerdings
sollte nicht vergessen werden, dass auch die Disziplin der Bewohner
beim Energieverbrauch eine wesentliche Rolle spielt: Für die jährliche Energiebilanz eines Gebäudes ist der Mensch eine wichtige Einflussgröße.
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BAULICHE RAHMEN-
EINFÜHRUNG
BEDINGUNGEN
GRUNDSTÜCK
Die Planung eines Energieplushauses beginnt mit der Wahl des Grundstücks. Seine Ausrichtung zu den Himmelsrichtungen und eine möglicherweise unmittelbare Verschattung durch Bäume oder Nachbarhäuser sind wichtige Kriterien im Hinblick auf den zukünftigen
Energieverbrauch des Gebäudes, weil sie sowohl den passiven als auch
den aktiven Ertrag an Solarenergie beeinflussen. Die Ausrichtung der
Wohnräume und der Dachflächen zur Sonne ist wesentlich für Energieersparnis und Energiegewinn.
GEBÄUDEFORM UND GEBÄUDEHÜLLE –
PASSIV ENERGIE GEWINNEN
Der nächste Schritt ist der Gebäudeentwurf. Energetisch am sparsamsten ist ein Gebäude mit möglichst geringer Außenfläche, denn über die
Außenfläche geht Wärme verloren. Das Optimum böte in diesem Zusammenhang eine Kugel. Die halbkugelförmigen Iglus der Eskimos
sind auch unter diesem Aspekt zu sehen.
Auf ein festes Wohngebäude übertragen wäre der Würfel die energetisch sinnvollste Baukörperform. Allerdings muss immer ein optimales Verhältnis von Kompaktheit und Tageslichtversorgung gefunden
werden.
Die Gebäudegeometrie zu optimieren heißt eine möglichst kompakte
Bauweise anzustreben, und das ist wesentlich für energieeffizientes
Bauen. Ein quantitatives Maß für diese Kompaktheit ist das Verhältnis von Gebäudeoberfläche zu beheiztem Raumvolumen, das soge-
Sonnenschutzvorrichtungen, außenliegend
nannte A/V-Verhältnis. Ein sehr guter Wert für das A/V-Verhältnis ist
0,5; typische Werte kompakter Einfamilienhäuser liegen bei 0,5 bis
etwa 0,7. Daraus ergibt sich auch, dass ein quadratischer Grundriss aus
energetischer Sicht sehr effektiv ist. Vor- und Rücksprünge oder Erker
sind im Hinblick auf das A/V-Verhältnis dagegen eher ungünstig, man
muss mit erhöhtem Aufwand für eine lückenlose Wärmedämmung
rechnen.
Um die Sonnenenergie passiv zu nutzen, sollten die Wohnräume an die
besonnten Gebäudeseiten gelegt, nach Möglichkeit vollständig oder
überwiegend nach Süden, und mit großen Fenstern oder sogar einer
vollflächigen Verglasung versehen werden. Auf jeden Fall muss eine
wirksame Verschattung vorhanden sein, um Überhitzung des Gebäudes im Sommer zu verhindern.
Der Sonnenschutz ist besonders wichtig, wenn die Gebäudehülle dicht
ist, da Wärme, ist sie einmal im Haus, nicht mehr so leicht entweichen
kann. Auf der Südseite bietet bereits ein tiefer Dachüberstand oder Balkon einen gewissen Sonnenschutz; im Winter kann die tief stehende
Sonne trotzdem ins Gebäude scheinen, was wesentlich für die passive
Solarenergienutzung ist. Zusätzliche bewegliche Sonnenschutzvorrichtungen, zum Beispiel Lamellenrollos, sind dennoch meistens erforderlich, um die gesamte Fensterfläche verschatten zu können. Derartige
Vorrichtungen müssen unbedingt außen angebracht werden, damit
die Wärme nicht ins Gebäude gelangen kann. Rollos, die sich zum Beispiel nicht nur von oben nach unten, sondern auch stufenlos von unten
nach oben schieben lassen, schirmen den unteren Raumbereich gegen
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