U1+U4_FPM_3.2010.qxd 09.09.2010 11:29 Uhr Seite 1 Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt 3 2010 Zentrum für Verwaltungsforschung Managementberatungs- und WeiterbildungsGmbH Guglgasse 13 1110 Wien E-mail: [email protected] Internet: www.kdz.or.at Forum Public Management Bürgerhaushalt als Beteiligungschance Was bringt ein Bürgerhaushalt? (Seite 4) Prioritäten setzen – bürgerschaftliches Engagement mobilisieren (Seite 10) www.kdz.or.at Bürgerhaushalt Berlin-Lichtenberg (Seite 13) Inhalt Editorial Bürgermitwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Grundlagen und Informationen für Politik und Verwaltung Was bringt ein Bürgerhaushalt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Haushaltskonsolidierung und Bürgerhaushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Prioritäten setzen – bürgerschaftliches Engagement mobilisieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Bürgerhaushalt in Berlin-Lichtenberg – Baustein auf dem Weg zur Bürgerkommune . . . . 13 Bürgerhaushalt in Solingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Fragmentierung und die Frage nach der optimalen Organisationsform im Wassersektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Projekte www.eu-guide.at – der Städtekompass zu EU-Fördertöpfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Literaturauswahl Bücher Public Management/Government . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Unsere MitarbeiterInnen stehen Ihnen für In­formationen, Anfragen und Anre­gun­gen zu den Beiträgen zur Verfügung unter: [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected], [email protected] Bestellung der Eigenpublikationen: [email protected] telefonisch +43 1 8923492-24 per Fax +43 1 8923492-20 Postadresse: KDZ Managementberatungs- und WeiterbildungsGmbH 1110 Wien, Guglgasse 13 Internet: www.kdz.or.at Finanzwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Stadtwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Seminar- und Tagungsmanagement: Eva Wiesinger +43 1 8923492-16, [email protected] Literaturauswahl Zeitschriften Public Management/Government . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Finanzwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Stadtwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Gleicher Service im neuen Look Wir haben den Sommer genutzt, um das KDZ Logo und die Homepage zu modernisieren. Ein neues Content System soll bessere Möglichkeiten bieten, um uns Web 2.0-tauglich zu präsentieren. Der Layoutauftritt wurde einem Relaunch unterzogen und zeigt sich nun zeitgemäß, aber nach wie vor in den traditionellen KDZ Farben petrol/orange. Wir freuen uns, Sie unter dem neuen Logo als KDZ Mitglied und Interessierte an den KDZ Leistungen begrüßen zu dürfen. Ihr KDZ Team Sekretariat: Elisabeth Apl +43 1 8923492-11, [email protected] Bibliothek: Zeitschriftenartikel und Buchentlehnun­gen bitten wir schriftlich per E-Mail oder per Fax (Bestellschein auf der letzten Umschlagseite) anzufordern: [email protected], [email protected], Fax: +43 1 8923492-20 Öffnungszeiten: Mo 13-16 Uhr und Di-Fr 9-14 Uhr Impressum: Eigentümer, Herausgeber und Verleger: KDZ Redaktion: Mag. Peter Biwald, Mag. Alexander Maimer, Mag. Andrea Steffek Alle: 1110 Wien, Guglgasse 13 Telefon: +43 1 8923492-0 • Fax: +43 1 8923492-20 E-Mail: [email protected] • Internet: www.kdz.or.at Angaben gemäß § 25 Mediengesetz vom 12.6.1981: KDZ Managementberatungs- und WeiterbildungsGmbH, 1110 Wien, Guglgasse 13 Geschäftsführer: Mag. Peter Biwald, Mag. Thomas Prorok (Stv.) Vorstand: Mag. Wolfgang Figl, Bgm. Bernhard Müller, Mag. Martin Pospischill, Dr. Matthias Tschirf, Gen. Sekr. Dr. Thomas Weninger Aufgabe des Forum Public Management ist die praxis­­nahe In­for­mation von Mandataren, öffentlichen ­Bediensteten und anderen Interessierten aus Wirtschaft und Gesellschaft. Preis: Jahresabbonement (4 Ausgaben) E 18,StudentInnen-Abo E 9,- + 10% USt. zzgl. Versandspesen Kündigung nur zum Jahresende möglich Grafische Gestaltung: Karin Hruschka, www.grafic.at Druck: facultas, Wien KDZ Forum Public Management 3/2010 EDITORIAL Bürgermitwirkung Bürgerorientierung, Bürgerhaushalt und Bürgermitwirkung sind Schlagwörter, welche uns in Österreich in Zukunft häufiger begegnen werden. Während wir in Österreich durchwegs eine ausgeprägte Kultur der Bürgerorientierung in vielen öffentlichen Einrichtungen beobachten können, hinken wir in Bezug auf die Bürgerbeteiligung anderen Ländern hinterher. Als Belege für die weitentwickelte Bürgerorientierung der österreichischen Verwaltungen lassen sich der Österreichische Verwaltungspreis 2010 und die Einführung des CAF Gütesiegels anführen. Beides hängt eng mit der Weiterentwicklung von Bürgerorientierung in Österreich zusammen. Der Österreichische Verwaltungspreis 2010 ist sogar gänzlich der Bürgerorientierung mit all ihren Facetten gewidmet. Die Beteiligung der BürgerInnen am Politik- und Verwaltungshandeln bedarf jedoch noch eines Anstoßes in Österreich. Bürgerbeteiligung ist vielfältig und kann von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachtet werden. Die Ausprägungen reichen von der Einbeziehung der BürgerInnen bei einfachen Entscheidungen bis hin zur Bürgermitwirkung oder Koproduktion, bei der BürgerInnen partnerschaftlich mit der Verwaltung Aufgaben wahrnehmen. Wir denken, dass der Bürgerhaushalt ein geeignetes Instrument für die Intensivierung der Bürgerbeteiligung in Österreich ist. Bei Bürgerhaushalten lassen sich diese Ausprägungen ebenfalls beobachten. Im einfachsten Fall handelt es sich um eine Mitbestimmung bei Vorhaben von Gemeinden. Es steckt jedoch viel größeres Potenzial in Bürgerhaushalten: nämlich die KDZ Forum Public Management 3/2010 intensive Einbindung der BürgerInnen beim Budgeterstellungsprozess, so dass sich diese auch in anderen Bereichen für das Gemeinwesen engagieren und partnerschaftlich mit der Verwaltung Aufgaben wahrnehmen. Selbstverständlich kann in Zeiten äußerst knapper öffentlicher Kassen das Thema Bürgerhaushalt nicht unabhängig von den Fragen Budgetkonsolidierung und Einsparungspotenzialen betrachtet werden. Gute Bürgerbudgets sollten demnach die Aspekte Mitbestimmung beim Budget, Mitwirkung bei Verwaltungsaufgaben sowie Entscheidungen zur Budgetkonsolidierung umfassen. Um gut funktionierende und innovative Ansätze von Bürgerhaushalten zu finden, ist der Blick über die Grenze nach Deutschland notwendig. Zwei Beispiele werden in dieser Ausgabe des FPM vorgestellt: Der „Bürgerhaushalt in Berlin Lichtenberg – Baustein auf dem Weg zur Bürgerkommune“ von Johannes Middendorf, Leiter der Abteilung Personal- und Finanzservice im Bezirksamt Berlin-Lichtenberg, und der „Bürgerhaushalt in Solingen“ sollen die österreichische Diskussion befruchten. Neben den Beispielen aus Deutschland führen zwei Artikel von KDZ Mitarbeitern in die Thematik Bürgerhaushalt ein: „Was bringt eigentlich ein Bürgerhaushalt?“ von Alexander Maimer und Manuel Köfel sowie „Haushaltskonsolidierung und Bürgerhaushalt“ von Peter Biwald und Alexander Maimer. Elke Löffler von Governance International rundet die Artikelserie zum Thema Bürgerhaushalt ab. Sie geht auf die unterschiedlichen Aspekte des Beteiligungsinstruments Bürgerhaus- halt ein und zeigt, dass ein funktionierender Bürgerhaushalt mehr ist als die bloße Abstimmung über kommunale Haushalte. Auch der Frage des „Warum Bürgerhaushalt?“ geht Frau Löffler in dem Beitrag nach und kommt u.a. zu dem Schluss, dass bestehende Beteiligungsmöglichkeiten nicht mehr zeitgemäß sind. Die Legitimation von politischen Entscheidungen kann mit modernen Beteiligungsinstrumenten und der Bindung der BürgerInnen an das Gemeinwesen durch Engagement und Mitwirkung gestärkt werden. Im Rahmen des KDZ Round Tables „Mit Bürgermitwirkung und Bürgerbudgets aus der Krise?“ für Mitglieder des KDZ werden Johannes Middendorf und Elke Löffler am 6. Oktober 2010 ihre Gedanken detaillierter präsentieren und in einer Diskussion mit den TeilnehmerInnen weitere Tipps und Hinweise zur Umsetzung von Bürgerhaushalten und Bürgerbeteiligungsinstrumenten geben. Auch wenn der Schwerpunkt dieses Ausgabe „Bürgerhaushalt“ heißt, finden sich darin zwei weitere Artikel außerhalb des Themenbereichs. Alexander Linke stellt die Ergebnisse einer Studie vor, welche den Wassersektor in ausgewählten Ländern untersucht. Die KDZ MitarbeiterInnen Alexandra Schantl und Bernadette Malz zeigen die Funktionen des neuen elektronischen EU-Förderwegweisers des Österreichischen Städtebundes http:// www.eu-guide.at. Q Thomas Prorok | Kommentar senden 3 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Was bringt ein Bürgerhaushalt? BürgerInnen können sich in immer mehr europäischen Städten und Gemeinden an der Haushaltserstellung direkt beteiligen. Dafür wurden unterschiedlichste Verfahren entwickelt, die in der Umsetzung zum Teil mit hohem Aufwand verbunden sind. Was muss man bei der Konzeption eines Bürgerhaushaltsverfahrens beachten und inwiefern macht sich der mitunter hohe Einsatz von Zeit und Geld, der dafür aufgewendet wird, bezahlt? ca. 1.200 EW, Vif in Frankreich mit ca. 8.000 EW etc.).2 Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten (politische und finanzielle Situation, gesellschaftliche Rahmenbedingungen etc.) haben sich viele unterschiedliche Verfahren zur Bürgerbeteiligung bei der Haushaltserstellung entwickelt. In Tabelle 1 sind Kriterien dargestellt, die zur Unterscheidung der einzelnen Bürgerhaushaltstypen dienen können. Demnach ist es entscheidend, wer durch das Bürgerhaushaltsverfahren angesprochen werden soll (Zielgruppe), woher die Mittel kommen, über die die BürgerInnen verfügen können, wofür die Mittel verwendet werden können bzw. welche öffentlichen Leistungen zur Diskussion gestellt werden und wie viel faktische Entscheidungskompetenz den BürgerInnen zukommt. • Werden alle BürgerInnen angesprochen oder wird eine Auswahl getroffen (nur Vereine, nur SeniorInnen, nur Jugendliche etc.)? • Soll lediglich die Verwendung von Mittel diskutiert werden, die durch private Finanzierungsformen (Unternehmen, Spenden etc.) aufgebracht werden oder sollen auch Mittel des Gemeindehaushalts zur Diskussion stehen und wenn ja welche? • Sollen die BürgerInnen ausschließlich über neue Investitionsprojekte bzw. ein abgegrenztes Investitionsbudget entscheiden dürfen oder ist ihnen auch Aufgaben- und Produktkritik oder gar Programmkritik erlaubt? • Sollen BürgerInnen die faktische Letztentscheidung3 über die Ausgabe der Mittel treffen dürfen oder soll der Bürgervorschlag von der Politik noch kritisch reflektiert und gegebenenfalls verändert werden? Jede Gemeinde, die einen Bürgerhaushalt durchführen will, wird schließlich nachfolgende Fragen klären müssen und kann damit entscheiden, wie viel Einflussmöglichkeiten sie den BürgerInnen übergibt: Diese Fragen sind vor der Implementierung eines Bürgerhaushaltsprojekts in Abstimmung mit Politik und Verwaltung zu klären. Die getroffenen Festlegungen sind von Anfang an deutlich, auch gegenüber der BürgerInnen, Verschiedenste Verfahren möglich Alexander Maimer Manuel Köfel Ende der 1980er Jahre wurden in Porto Alegre (Brasilien) erstmals strukturiert BürgerInnen bei der kommunalen Haushaltserstellung miteinbezogen. Die Potenziale dieses „Orçamento Participativo“ (= Beteiligungshaushalt) begannen sich herumzusprechen und das Instrument fand rasch Nachahmer.1 Ab dem Jahr 2000 fand das Verfahren auch in Europa vermehrt Interessenten. Bis heute gibt es ca. 200 Bürgerhaushalte in Städten und Gemeinden mit insgesamt über 8 Mio. EW. Projekte zur Bürgerbeteiligung bei der Haushaltserstellungen finden in Städten wie Sevilla (über 700.000 EW), Córdoba (über 320.000 EW) oder Bonn (über 310.000 EW) statt, werden in Stadtteilen großer europäischer Städte organisiert (z.B.: Berlin-Lichtenberg, London-Harrow, Roma XI), in mittelgroßen Städten wie Cottbus (110.000 EW) oder SaintDenis (ca. 90.000 EW) implementiert und finden auch in Städten und Gemeinden mit weit weniger als 10.000 EW statt (Figaró in Spanien – ca. 1.000 EW, San Sebastiano da Po in Italien – 4 1 Vgl. dazu: Sintomer, Yves; Herzberg, Carsten; Röcke, Anja: Der Bürgerhaushalt in Europa – eine realistische Utopie? Zwischen partizipativer Demokratie, Verwaltungsmodernisierung und sozialer Gerechtigkeit (=Bürgergesellschaft und Demokratie, Bd. 33). Wiesbaden 2010, S. 31ff. u. S. 43f. 2 Vgl. dazu: ebenda, S. 43f. 3 Damit ist gemeint, dass die BürgerInnen entscheiden was mit dem Geld passiert und die politischen Organe diese Entscheidung in vorheriger Übereinkunft mit den BürgerInnen unverändert übernehmen. Rein rechtlich bleibt die Entscheidungsgewalt jedenfalls beim politischen Organ. KDZ Forum Public Management 3/2010 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Unterscheidungskriterium Beteiligung auf VertreterInnen von institutionalisierten $)'(($+')')*$$('/$!) Zielgruppe '!)1'')"*$ Ordentliche Gemeindeausgaben *2'%'$)" (laufende *($1'0fentliche Gemeindeausgaben (Projektmittel) Leistungen) Herkunft der Mittel Private Finanzierung (Unternehmen, Spenden, etc.) Gegenstand der Mittelverwendung Investitionsprojekte .fentliche Dienstleistungen Politische Programme Entscheidungskompetenz der Beteiligten 1''$$$"( $%'#)%$(#&/$' $!"(!*((%$(#0"!) 1''$$$"(')'' Politik/Verwaltung 1''$$$"( $)('$$$ Tabelle 1: Kriterien zur Unterscheidung verschiedener Bürgerhaushaltstypologien zu kommunizieren, so dass keinesfalls falsche Erwartungen entstehen. Angesichts der unterschiedlichsten Rahmenbedingungen in den Städten und Gemeinden werden die Antworten auf diese Fragen in jeder Kommune anders sein. Es liegt demnach nahe, dass jede Gemeinde für ihre individuellen Bedürfnisse und die Bedürfnisse ihrer BürgerInnen ein eigenes Bürgerhaushaltsverfahren entwickeln muss, da es keinen idealtypischen Bürgerhaushalt geben kann. Dies ist mit entsprechendem Aufwand verbunden, bietet aber auch die Chance, dass seitens der Gemeinde kontrolliert werden kann, welche Entscheidungsgewalt aus der Hand gegeben wird und welche Ziele mit dem Bürgerhaushalt verfolgt werden. Im Idealfall sollte bereits die Entwicklung des Verfahrens unter Beteiligung der BürgerInnen erfolgen, um die entsprechenden Einflussmöglichkeiten zu demonstrieren, die Bedürfnisse der BürgerInnen zu Berücksichtigen und von deren Kapazitäten (Planungskompetenz etc.) zu profitieren. Schließlich sind eindeutige VerKDZ Forum Public Management 3/2010 fahrensregeln zu definieren und festzuhalten, an die sich alle Beteiligten zu halten haben. Dabei kann nicht erwartet werden, dass es gelingt, am Reißbrett ein perfektes Bürgerhaushaltsverfahren zu entwerfen. Es empfiehlt sich mit einem überschaubaren Projekt zu beginnen, erste Standards zu entwickeln und dies jährlich auszubauen bzw. weiterzuentwickeln, so dass in einem kontinuierlichen Lernprozess, an den BürgerInnen, Verwaltung und Politik beteiligt sind, ein funktionierendes Bürgerhaushaltsverfahren entsteht. Quelle: KDZ: eigene Darstellung (2010) es darum geht, wie viel Entscheidungskompetenz den Institutionen des Bürgerhaushalts gegeben wird. Der Aufwand, ein Beteiligungsverfahren zu entwerfen und die BürgerInnen zur Beteiligung zu animieren, ist mitunter beträchtlich und darf auch finanziell nicht unterschätzt werden. Auch ist das Interesse der BürgerInnen am Gemeindehaushalt eventuell nur bedingt gegeben. Unter diesen Umständen scheint eine Beteiligung unwahrscheinlich und wenig sinnvoll, da sich vermutlich nur ein relativ kleiner Teil der Bevölkerung an einem Bürgerhaushalt beteiligt. Auch kritische Aspekte beachten Verfahren der Bürgerbeteiligung an der Haushaltserstellung sind aus mehreren Gründen auch kritisch zu hinterfragen: Es kann nicht der Anspruch erhoben werden, dass die BürgerInnen, die sich am Verfahren beteiligen, repräsentativ für alle BürgerInnen der Gemeinde stehen und entsprechend entscheiden. Vielmehr handelt es sich um eine zufällige Auswahl von demokratisch nicht legitimierten Personen, die über Haushaltsfragen beraten. Dies ist sicherlich zu bedenken, wenn Außerdem kann man sich von einem Bürgerhaushalt kaum erwarten, dass BürgerInnen eine Vielzahl von Einsparungsvorschlägen generieren, die keinerlei Widerstände hervorrufen und somit Politik und Verwaltung die Haushaltskonsolidierung in diesen schwierigen Zeiten abnehmen bzw. erleichtern. Eventuell werden BürgerInnen sogar Ideen für Mehrausgaben haben, deren Gegenfinanzierung nicht zur Gänze mitbedacht wird. 5 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Akzeptanz erhöhen Know how der BürgerInnen nutzen All diesen Herausforderungen zum Trotz kann ein intelligentes Bürgerbeteiligungsverfahren, das die genannten Risiken mitberücksichtigt und bestenfalls neutralisiert, wesentliche positive Wirkungen auf Politik- und Verwaltungskultur und die Lebensqualität in der Stadt/Gemeinde haben. BürgerInnen sind ExpertInnen für ihre Bedürfnisse und können sie am besten vermitteln. Wenn sie die Möglichkeit bekommen, dies auf direkte Weg in einem Bürgerhaushaltsverfahren zu tun, kann das ein wichtiger Input sein, das Verwaltungshandeln besser auf die Probleme und Anliegen der BürgerInnen abzustimmen. Wenn BürgerInnen an einem Entscheidungsprozess beteiligt sind, die für die Entscheidungen notwendigen Informationen bekommen und die Entscheidung schließlich nach objektiven und nachvollziehbaren Kriterien getroffen wird, so ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass eine Entscheidung akzeptiert und mitgetragen wird, auch wenn sie nicht im Sinne jeder/s einzelnen Bürgerin/s ist. Nach diesem Prinzip erhöht sich auch die Akzeptanz finanzpolitischer Entscheidungen durch die Anwendung von Bürgerhaushalten, im Vergleich mit etablierteren Verfahren, in denen diese Entscheidungen bisher getroffen werden. Wenn BürgerInnen über Sparpläne mitentscheiden können und auch die Notwendigkeit solcher Konsolidierungsmaßnahmen nachvollziehen können, so wird der Widerstand der Bürgerschaft gegen solche Maßnahmen deutlicher geringer sein. Dies setzt natürlich maßgeblichen Aufwand voraus, um die für die Entscheidung notwendigen Informationen für die BürgerInnen nachvollziehbar aufzubereiten und zu vermitteln. Gegen Politikverdrossenheit In einem Bürgerhaushaltsverfahren kann auch das Know how der BürgerInnen genutzt werden, um bessere Lösungen zu generieren als bisher. Beispielsweise bei bestimmten Projekten, wenn die BürgerInnen die lokalen Besonderheiten genauer kennen, als es für Politik und Verwaltung möglich ist, oder das Verwaltungshandeln betreffend, wenn BürgerInnen Anregungen einbringen, die gegen eine allfällige Betriebsblindheit wirken und zu ungeahnten Effizienzsteigerungen führen. 6 Der Bürgerhaushalt ist zudem ein Instrument, das geeignet erscheint der hohen Politikverdrossenheit, wie sie oftmals beklagt wird, entgegenzuwirken. Dadurch, dass BürgerInnen die Möglichkeit bekommen sich einzubringen, mitentscheiden zu können und schließlich auch die Wirkungen ihrer Aktivität erkennen, erfahren sie, dass ihr Engagement für die Gemeinde sinnvoll ist und, dass sie die Gemeinde mitgestalten können. Dies fördert die Bereitschaft in die Gemeinde zu inves- tieren. So steigt das bürgerschaftliche Engagement in Bereichen abseits der Haushaltsplanung. Dies kann soweit führen, dass Bürgerinitiativen von sich aus finanzielle Mittel lukrieren (etwa durch Spenden, Sponsoring etc.), um vorgeschlagene Projekte (z.B.: Kinderspielplätze) umzusetzen, die im Bürgerhaushalt mangels finanzieller Mittel der Gemeinde nicht umgesetzt werden können/konnten. Identifikation mit der Gemeinde Schließlich fördert die Beteiligungsmöglichkeit auch die Identifikation mit der Gemeinde. Durch die Chance aktiv in einer Gemeinde mitzugestalten, wird die Verbundenheit mit der Gemeinde gesteigert. BürgerInnen nehmen sich vermehrt als Teil der Gemeinschaft war, engagieren sich und übernehmen Verantwortung, um die Lebensqualität in ihrer Gemeinde zu erhöhen. Bürgerhaushalt – wie kann vorgegangen werden? Zentrale Grundlagen sind konzeptionelle Vorüberlegungen, die sich damit befassen, welche Zielgruppen besonders erreicht und welche Beteiligungskanäle und -methoden besonders genutzt werden sollen sowie welche personellen und finanziellen Ressourcen notwendig sind. Auf dieser Basis kann eine konkrete Planung und Umsetzung erfolgen. In einer ersten Phase der Umsetzung ist es besonders wichtig, dass die BürgerInnen über den Bürgerhaushalt informiert, zur Mitwirkung bewegt werden und Vorschläge einbringen. Dabei ist ein direktes und aktives Ansprechen der BürgerInnen besonders wichtig. Darauf aufbauend ist es wichtig, die Vorschläge, Ideen und Anregungen zum KDZ Forum Public Management 3/2010 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Haushalt zu sammeln und zu strukturieren. Die Vorschläge müssen durch die Verwaltung bezüglich der damit verbundenen Kosten eingeschätzt werden. Die gesammelten und strukturierten Vorschläge können in weiterer Folge einer Bewertung durch die BürgerInnen unterzogen werden. Dies kann online, mittels Fragebogen oder bei Versammlungen erfolgen. Zum Abschluss müssen die ausgewählten Vorschläge durch die Verwaltung hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit bewertet und mit den benötigten Einnahmen und Ausgaben kombiniert werden. Auf dieser Basis kann ein Beschluss des Stadt- oder Gemeinderates zur Umsetzung der Vorschläge erfolgen. Haushaltskonsolidierung und Bürgerhaushalt Die Einnahmen stagnieren, die Ausgaben wachsen – insbesondere bei den Transfers an die Länder für Sozialhilfe und Gesundheit – weiter. Der Überschuss, der sich aus der Gegenüberstellung von laufenden Einnahmen und Ausgaben ergibt, wird bis 2013 ins Minus gehen, d.h. für Investitionen stehen künftig keine Eigenmittel mehr zur Verfügung. Der Konsolidierungsbedarf führt dazu, dass auch immer intensiver direkt die BürgerInnen betreffende Leistungen von Einsparungen betroffen sind. Damit stellt sich die Frage, ob und wie BürgerInnen in die Haushaltskonsolidierung eingebunden werden können. Varianten von Bürgerhaushalten Bürgerhaushalt in Österreich? Von den angeführten positiven Wirkungen und noch einigen mehr berichten europäische Städte und Gemeinden, die bereits Bürgerhaushaltsprojekte umgesetzt haben. In Österreich ist uns bislang noch kein Bürgerbeteiligungsprojekt bei der Haushaltserstellung bekannt, von dessen Erfahrungen wir berichten können. Sollten Sie allerdings Interesse daran haben, einen Bürgerhaushalt umzusetzen oder von eigenen Erfahrungen berichten können, freuen wir uns, wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen (E-Mail: [email protected]). Wir vermitteln gerne Informationen und/oder Kontakte, bieten die Möglichkeit Ihre Erfahrungen mit anderen interessierten Gemeinden zu teilen bzw. unterstützen Sie nach Möglichkeit. Q | Kommentar senden KDZ Forum Public Management 3/2010 Peter Biwald Alexander Maimer Bürgerhaushalt als Instrument zur Prioritätensetzung Der Bürgerhaushalt kann in unterschiedlichen Varianten1 genutzt werden. Die einfachste Variante ist die Information der BürgerInnen über die Entwicklung des öffentlichen Haushalts. Dabei geht es nur um eine Information der BürgerInnen über die Finanzsituation der Gemeinde, eine Einbeziehung in die Gestaltung der Leistungen oder eine Prioritätensetzung ist dabei nicht gegeben. Erfahrungen haben allerdings gezeigt, dass sich die Nachfrage nach Informationen zum Haushalt auf wenige Personen beschränkt. Eine weitere Variante ist die Einbeziehung von BürgerInnen in ein strukturiertes Vorschlagswesen. Vorschläge kann es dabei einerseits zu neuen Projekten und Vorhaben und andererseits zur Gestaltung von Gemeindeleistungen geben. Diese Variante des Bürgerhaushalts wird in der Praxis sehr häufig genutzt. Sie ermöglicht den BürgerInnen aktiv ihre Vorstellungen und Wünsche in die Diskussion einzubringen. Das strukturierte Vorschlagswesen ist dann besonders sinnvoll, wenn Mittel für Projekte zur Verfügung stehen und nicht Einsparungen im Mittelpunkt stehen. Eine Verknüpfung von Bürgerhaushalt und Haushaltskonsolidierung ergibt sich dann, wenn BürgerInnen in die Prioritätensetzung bei der Vergabe von Haushaltsmitteln einbezogen werden. Dies bedeutet, dass BürgerInnen an der Bewertung von Gemeindeleistungen, Investitionsprojekten, aber auch bei der Bewertung von Bürger- 1 Vgl. dazu: Bovaird, Tony: Bürgerhaushalt in der Finanzkrise: Erfahrungen aus Großbritannien. Vortrag auf dem Infotag „Bürgerhaushalt: Erfahrungen mit der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am kommunalen Haushaltsgeschehen“ vom 18.09.2009 in Köln. 7 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG • Die Investition soll durchgeführt werden. • Die Investition soll zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt werden. • Die Investition soll nicht durchgeführt werden. vorschlägen im Rahmen eines Vorschlagswesens mitwirken. Diese Mitwirkung kann sich auf einzelne Gemeindegebiete, einzelne Projekte und Leistungen beschränken, aber auch den gesamten Gemeindehaushalt betreffen. Es zeigt sich, dass es bei der Prioritätensetzung verschiedene Spielarten und Abstufungen gibt. Wichtig ist dabei, in welchem Ausmaß die Prioritätensetzung durch die BürgerInnen erfolgen soll und wie weit diese bindend ist. Einbeziehung der BürgerInnen Die Mitwirkung von BürgerInnen bei der Prioritätensetzung kann sich in einem einfachen Fall auf die Bewertung von Vorschlägen beschränken, die von anderen BürgerInnen im Rahmen eines strukturierten Prozesses gemacht wurden. Dies ergibt sich in der Praxis, wenn die Prioritätensetzung Teil eines umfassenderen Bürgerhaushaltsprojektes ist, im Rahmen dessen die BürgerInnen die Möglichkeit zur Gestaltung von Vorschlägen haben. Wenn bei der Prioritätensetzung die Haushaltskonsolidierung im Mittelpunkt steht, besteht die Möglichkeit Gemeindeleistungen und Investiti- 8 onen einzuschätzen. Bei der Einschätzung von Gemeindeleistungen können folgende Alternativen zur Auswahl stehen: • Die Leistung soll von der Gemeinde nicht mehr angeboten werden. • Die Leistung soll von der Gemeinde in geringerem Umfang angeboten werden. • Die Leistung soll gleich belassen werden. • Die Leistung soll in verstärktem Umfang angeboten werden. Um eine Bewertung zu erleichtern, ist es sinnvoll, dass die zu bewertenden Leistungen mit den mit ihnen verbundenen Einnahmen und Ausgaben dargestellt und mit einem Konsolidierungsziel (Wie viel soll eingespart werden?) kombiniert werden. Die Abfrage an die BürgerInnen sollte nicht zu komplex gestaltet werden, damit sie auch beantwortet werden kann und keine Einstiegshürden gegeben sind. BürgerInnen können im Rahmen einer solchen Abfrage beispielsweise nicht die Effizienz einer Leistung einschätzen. Bei Investitionen ist ebenfalls wichtig, dass die damit verbundenen Ausgaben dargestellt werden. Eine Einschätzung von Investitionen könnte folgende Optionen umfassen: Als weiteres Instrument zur Prioritätensetzung durch die BürgerInnen kann eine repräsentative Bürgerbefragung genutzt werden. Im Rahmen einer Bürgerbefragung kann die Zufriedenheit der BürgerInnen mit einzelnen Leistungen der Gemeinde abgefragt werden. Dabei kann auch gefragt werden, welche Leistungen aus Bürgersicht höhere bzw. geringere Bedeutung haben. Aus den Befragungsergebnissen kann abgeleitet werden, welche Leistungen für die BürgerInnen höhere und welche Leistungen geringere Priorität haben. Zusätzlich besteht die Möglichkeit Interessengruppen, Vereine und „Opinion Leader“ intensiv in die Festlegung von Prioritäten einzubeziehen. Grenzen des Bürgerhaushalts Bürgerhaushalte dienen dazu Vorschläge für Projekte, Investitionen und öffentliche Leistungen zu entwickeln und eine Bewertung dieser Vorschläge durch die BürgerInnen vorzunehmen. Auf dieser Basis erfolgt eine Priorisierung dieser Vorschläge durch die BürgerInnen. Diese Vorschläge, die Bewertung und Priorisierung dienen der Unterstützung der Verwaltung und der politischen EntscheidungsträgerInnen. Die Entscheidung muss durch die politisch zuständigen Organe getroffen werden, dies kann nicht durch andere Institutionen übernommen werden. KDZ Forum Public Management 3/2010 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Aufgabe der Verwaltung ist in jedem Fall die inhaltliche Einschätzung der Vorschläge sowie die Einschätzung der zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben. Grenzen ergeben sich aus der Personenbeteiligung, da es sein kann, dass für die Mitwirkung am Bürgerhaushalt nur bestimmte Personengruppen aktiviert werden können und dadurch die Priorisierung in eine Richtung geht. Beispielsweise könnte es sein, dass Hochkultur und Minderheitenschutz für die TeilnehmerInnen nur geringe Priorität haben. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass, wenn ein Bürgerhaushalt primär zur Reduktion von Leistungen und Kürzung von Investitionen genutzt wird, die Akzeptanz und die Beteiligung der BürgerInnen sehr gering sind. Fazit und Ausblick Alle genannten Instrumente – vom Bürgerhaushalt bis zur Bürgerbefragung – dienen der Meinungsbildung und damit der Unterstützung der Politik bei der Entscheidungsfindung. Die Budgetkonsolidierung, der Verzicht auf Leistungen und Investitionen ist letztendlich immer eine Entscheidung, die durch die gewählten politischen EntscheidungsträgerInnen getroffen werden muss, BürgerInnen können bei der Entscheidungsfindung nur unterstützend wirken. Der Bürgerhaushalt ist eine Möglichkeit, BürgerInnen aktiver in die Weiterentwicklung der Gemeinde einzubeziehen, bietet viele positive Ansätze zur Aktivierung der BürgerInnen und sollte nicht erstmals als Möglichkeit der Einbeziehung der BürgerInnen bei der Definition von Einsparungen genutzt werden. Es bedarf großer Überzeugung und Einsatzbereitschaft von Verwaltung und Politik, wenn ein Bürgerhaushaltsprozess durchgeführt werden soll. Die Erstellung eines Bürgerhaushalts ist zeitaufwendig und mit immensem Koordinationsaufwand2 verbunden. Je nach verwendetem Modell ist es zudem herausfordernd und teilweise ressourcenaufwändig, BürgerInnen zur Beteiligung zu bewegen. Q | Kommentar senden 2 Man muss Beteiligungsmechanismen und -strukturen entwickeln, Entscheidungskompetenzen regeln, BürgerInnen zur Beteiligung gewinnen, dazu Öffentlichkeitsarbeit betreiben, Wissen über den Gemeindehaushalt vermitteln, über die Umsetzung der Vorschläge transparent entscheiden, Rechenschaft legen etc. KDZ Seminare www.kdz.or.at Refresher: Kommunikation und Konfliktmanagement kompakt Der Refresher dient der Vertiefung und Erweiterung der Kenntnisse in Kommunikation und Konfliktmanagement. Weiters ist an diesem Tag auch genügend Zeit für einen moderierten Erfahrungsaustausch vorgesehen. Programm- • Kommunikationsregeln und -grundsätze schwerpunkte • Wirkungsweise von Kommunikation kennen lernen • Konfliktursachen erkennen • Eigenes Konfliktverhalten erkennen und analysieren • Kommunikation in Konfliktsituationen • Werkzeuge für lösungsorientiertes Konfliktmanagement kennen lernen und anwenden Neben kurzen theoretischen Inputs werden die Seminarinhalte durch Gruppenarbeiten und praxisbezogene Übungen interaktiv erarbeitet. Vortragende Mag. Irene Sachse (Organisationsberatung, Training, Coaching) Termin/Ort 11.11.2010, Ort: Arcotel Hotel Nike GmbH, Linz Detaillierte Informationen erhalten Sie unter http://www.kdz.or.at/seminare KDZ Forum Public Management 3/2010 9 Grundlagen für Politik und Verwaltung Prioritäten setzen – bürgerschaftliches Engagement mobilisieren: Österreichische Pilotkommunen gesucht Misst man die Bürgerbeteiligung in Österreich an der Zahl der Vereine, scheint es um die österreichische Zivilgesellschaft gut bestellt zu sein. 44% der über 15jährigen ÖsterreicherInnen leisten in irgendeiner Form Freiwilligenarbeit. Das entspricht in absoluten Zahlen rund 3 Mio. Menschen. Davon sind rund 1,9 Mio. in Vereinen oder Organisationen, also in der formellen Freiwilligenarbeit, tätig. 1,9 Mio. Personen betätigen sich informell in der Nachbarschaftshilfe. Rund 800.000 Personen sind doppelt, also informell und formell in der Freiwilligenarbeit aktiv.1 Braucht es ange­ sichts von so viel Bürgerengage­ ment noch mehr Beteiligungsan­ gebote? Die Ant­ wort lautet ein­ deutig ja, denn Elke Löffler in der Finanz­ krise stellt sich die Frage nach der Beteiligung von BürgerInnen neu. Insbesondere muss angesichts sinkender Steuereinnah­ men und steigender Ausgaben ge­ klärt werden, welche Leistungen die Verwaltung noch erbringen kann und welchen Beitrag zur Aufrechterhal­ tung öffentlicher Leistungen zukünf­ tig BürgerInnen leisten können. In dieser Lage sind immer mehr Ge­ meinden bereit, Entscheidungspro­ zesse zu öffnen, um inhaltliche Ge­ staltungsmacht zu gewinnen. Dabei rücken immer mehr Verfahren in den Vordergrund, die sich direkt auf die Haushaltsplanung von Kommunen richten. Für sie hat sich dabei der Be­ griff der Bürgerhaushalte etabliert. 1 http://www.statistik.at [Download: 16.08.2010]. 10 „Beim Bürgerhaushalt geht es weniger um den Haushalt als um einen offenes und produktives Dauergespräch zwischen Rathaus und Stadtgesellschaft – über das, was die Kommune, die Bürgerinnen und Bürger selbst oder beide gemeinsam positiv verändern können. Wenn dazu der jährliche Haushalt den Anstoß gibt, umso besser.“ Prof. Gerhard Banner, KGSt und Go­ vernance International A.D. Doch worum geht es dabei? Mit dem landläufigen Begriff Bürgerhaushalt wird eine Vielzahl von Beteiligungs­ verfahren zusammengefasst, die Bür­ gerInnen beratend in die Haushalts­ planungen einbinden. Dabei reicht das Spektrum von Informationsver­ anstaltungen, über die aktuelle Haus­ haltslage der Gemeinde bis zum öf­ fentlichen Vorschlagswesen und Prioritätensetzung von Sparvorschlä­ gen. In allen Fällen bleibt jedoch die eigentliche Entscheidungshoheit bei den Ratsgremien. Drei gute Gründe in Österreich ­Bürgerhaushalte einzuführen Angesichts der aktuellen Finanzkrise sind auch in österreichischen Kom­ munen neue Lösungen gefragt, die das Innovationspotenzial der örtlichen Bürgerschaft und Wirtschaft auf den Plan rufen. 1. Die bestehenden Beteiligungsmöglichkeiten sind nicht mehr zeitgemäß Laut dem Kämmerer der Stadt Berg­ heim – einem Mittelzentrum mit 60.000 EW westlich von Köln –, Nor­ bert Feith (CDU), „ermöglicht die nord­ rhein-westfälische Gemeindeord­ nung [...] den Einwohnern während der öffentlichen Auslegung Einwen­ dungen gegen den Haushaltsent­ wurf zu machen. Nun ist es aber so, dass diese Möglichkeit, und hier ist die Stadt Bergheim keine Ausnahme, so gut wie nicht genutzt wird. Und das braucht auch niemanden zu wundern. Wer kann schon einen ausliegenden Haushaltsplan lesen und wer wird sich dazu in eine Kämmerei bege­ ben? Eine direkte Betroffenheit wird so nicht hergestellt. Die Bürger sind aber von unseren Entscheidungen betroffen, denn in Zeiten knapper Ressourcen muss unsere Stadt mehr denn je Schwerpunkte im Haushalt zu setzen, wofür sie wie viel Geld aus­ geben will und wofür nicht. Es geht KDZ Forum Public Management 3/2010 Grundlagen für Politik und Verwaltung schlicht darum, ob etwa eine Biblio­ thek oder ein Schwimmbad geschlos­ sen oder eine Schule neu gebaut wird oder nicht. Da sollten wir die Bürger­ innen und Bürger einbeziehen. Des­ halb werden wir auch 2008 wieder die Bürgerinnen und Bürger an der Haus­ haltsaufstellung beteiligen“.2 Mittlerweile ist Bergheim mit dieser Erkenntnis nicht mehr alleine: Nach dem aktuellen Statusbericht der Seite Buerger­haushalt.de haben bereits mehr als 50 Kommunen in Deutsch­ land einen Bürgerhaushalt be­ schlossen bzw. eingeführt, Tendenz steigend. Auf einer Informationsver­ anstaltung von KGSt und Governance International sah bei einer Teilnehmer­ befragung mehr als die Hälfte der Be­ fragten den Bürgerhaushalt als Mittel zur Prioritätensetzung bei Sparmaß­ nahmen an. 2.Das Wissen und die Ideen der BürgerInnen nutzen „Jeder ist in etwas Experte“. Mit die­ sem Motto vernetzt Hannes Wezel, Leiter der Geschäftsstelle für Bürger­ engagement, seit über 17 Jahren die Bürgerschaft, Verwaltung und Politik in der baden-württenbergischen Stadt Nürtingen, die inzwischen in Europa als das Mekka für Bürgerengagement gilt. Mit anderen Worten: Politik und Verwaltung wissen nicht alles. Daher gilt es, durch geeignete Beteiligungs­ strategien fachspezifisches Wissen aus der Verwaltung und Laienwis­ sen betroffener BürgerInnen im rich­ tigen Verhältnis zusammenzubringen. Beide Elemente wirken – wie Andreas Osner von der Bertelsmann Stiftung es treffend ausdrückt – wie Phosphor und Stickstoff beim Dünger.3 Dabei kann es nicht darum gehen, BürgerInnen zu FinanzexpertInnen zu schulen, sondern ihr Wissen als All­ tagsexpertInnen in einem bestimm­ ten Fachbereich abzurufen. Beispiels­ weise sind für Eltern mit Kleinkindern Kindergärten von großem Interesse, während sich ältere Mitmenschen mehr für soziale Fürsorgeeinrich­ tungen interessieren. Die Herausfor­ derung besteht darin, die Menschen mit den Themen abzuholen, die ihnen am Herzen liegen. 2 http://www.buergerhaushalt.org/beispiele/interview-mit-kaemmerer-norbert-feith-cdu/ [Download: 16.08.2010]. 3 Vgl. dazu: Osner, Andreas: Von der goldenen Ehrennadel zum Multi-Stakeholder-Management: Bürger­ engagement im demographischen Wandel als strategische Ressource gestalten. In: Wegweiser demo­ graphischer Wandel 2020, Gütersloh: Bertelsmann Stiftung 2005, S. 166-172. Abb. 1: Stufen zum Bürgerhaushalt – eine Beteiligungsleiter Quelle: Elke Löffler (2010) KDZ Forum Public Management 3/2010 11 Grundlagen für Politik und Verwaltung 3.Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen mit Interessengruppen abstimmen Vor allem seitens der Politik wird oft befürchtet, dass BürgerInnen die Ein­ führung eines Bürgerhaushalts mit einem Wunschkonzert verwechseln, bei dem die Regel gilt: „wir wünschen, sie spielen“. Die große Mehrheit der BürgerInnen denkt nicht so kurzfris­ tig und egoistisch wie von vielen ge­ wählten VolksvertreterInnen anfangs angenommen wurde – das zeigen öffentliche Debatten und Auseinan­ dersetzungen zu Haushaltsfragen. Beispielsweise entscheiden im nord­ englischen Newcastle Kinder und Ju­ gendliche jedes Jahr über £ 25.000 freiwillige Ausgaben im Bereich Ju­ gendarbeit. Und diese Zielgruppe gibt das Geld nicht nur für Skate­ boardparks und dergleichen aus, sondern befürwortet sogar Projekte mit Menschen mit besonderen Be­ dürfnissen und älteren Mitmenschen. Einer repräsentativen Bürgerbefragung in Newcastle zufolge sind „66% der Befragten der Meinung, dass Bürger­ innen und Bürger einen Einfluss dar­ auf haben sollten, wie Geld zur Verbes­ serung ihrer Lebensqualität verwendet wird. 79% der Befragten sind der Mei­ nung, daß Bürgerinnen und Bürger be­ reit sind, einen Beitrag zur Lösung ört­ licher Probleme zu leisten“. Quelle: Stadt Newcastle (unveröffentlichte Studie) Vielfach erprobt sind v.a. Beteiligungs­ ansätze, die als öffentliches Vorschlags­ wesen ausgestaltet sind und neue Ideen und Vorschläge zur Verbesserung öf­ fentlicher Leistungen aus der Bevölke­ rung generieren. Kritische Erfolgsfak­ toren sind dabei eine Multi­kanalstrategie sowie die Verankerung ins Quartiers­ management, wie das etwa im ­Berliner 12 ­ ezirk Lichtenberg praktiziert wird. B Weniger zielführend sind hingegen An­ sätze, die Bürger­Innen mit abstraktem Zahlenwerk oder Rechenspielen kon­ frontieren, da sich nur die wenigsten BürgerInnen für Budget und Haushalts­ fragen interessieren. Bürgerhaushalt als Beitrag zur Haus­ haltskonsolidierung: Ein Verfahrens­ weg In der Finanzkrise ist jedoch eine stra­ tegische Neuausrichtung von Bürger­ haushalten notwendig, denn jetzt geht es um die Aktivierung von mehr Bürgermitwirkung und die Priorisie­ rung öffentlicher Leistungen, um Mit­ tel einzusparen. Ein solcher als „Spar­ haushalt“ gestalteter Bürgerhaushalt bedarf jedoch eines gezielten Risiko­ managements, um öffentliche Deba­ kel zu vermeiden. Es bringt nichts, die BürgerInnen pauschal um Sparvor­ schläge zu bitten. Zum einen sind nur die wenigsten BürgerInnen Finanzex­ pertInnen, wie die immer wiederkeh­ renden Vorschläge nach Abschaffung des Dienstwagens des Oberbürger­ meisters zeigen, zum anderen ist es immer opportun die Einsparungen zuerst von anderen zu fordern. So musste kürzlich eine Haushaltskonsul­ tation des britischen Premierministers, die über Facebook lief, abgebrochen werden, nachdem viele Einsparungs­ vorschläge sich stark gegen Minder­ heiten richteten und die öffentliche De­ batte politisch nicht mehr tragbar war. Bewährt hat sich in diesem Zusam­ menhang gleich zu Beginn des Betei­ ligungsprozesses eine repräsentative Bürgerbefragung nach der Zufrieden­ heit und Wertigkeit kommunaler Leis­ tungen durchzuführen. Ganz klar, die Leistungen, mit denen BürgerInnen un­ zufrieden sind und gleichzeitig als un­ wichtig erachten, sind Kandidaten für die Haushaltskonsolidierung. Gleich­ zeitig kann durch die Umfrage die Be­ völkerung in unterschiedliche Grup­ pen segmentiert werden, womit in der zweiten Phase eine zielgruppenspezi­ fische Konsultation ermöglicht wird. Ins­ besondere kann die Bürgerbefragung Hinweise geben, welche Bevölkerungs­ gruppen mit bestimmten Dienstleistun­ gen nicht zufrieden bzw. nicht vertraut sind. Darüber hinaus kann mittels der Umfrage ermittelt werden, welche Bei­ träge BürgerInnen leisten bzw. zu leis­ ten bereit sind, um das Angebot öffent­ licher Leistungen aufrechtzuerhalten. In der zweiten Phase werden themenund zielgruppenspezifische Haushalts­ gespräche durchgeführt. Zu dem jewei­ ligen Haushaltsgespräch sollten etwa 15-20 BürgerInnen eingeladen werden, die in der Befragung angaben, sich zu einem bestimmten Thema mehr enga­ gieren zu wollen. In der etwa dreistün­ digen Veranstaltung sollen folgende Fragen vertieft behandelt werden: • Was ist der Nutzen einer öffent­ lichen Leistung? • Wie kann dieser Nutzen auf an­ derem Weg erreicht werden (z.B. durch mehr Bürgerengagement, Gebührenerhöhung)? • Welche BürgerInnen und Verwal­ tungsmitarbeiterInnen sind persön­ lich bereit an der Umsetzung neuer, smarter Lösungen weiterzuarbeiten? • Welche Unterstützung seitens der Verwaltung ist erforderlich, um neue Ansätze umzusetzen? Erste Vorreiter zeigen den Nutzen ­einer partnerschaftlichen ­ Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Bürger­ schaft. In Offenbach übernahmen drei Dutzend BürgerInnen Paten­ schaften für ­ einen Grünstreifen oder ein Stück Straße. In der kleinen Ge­ KDZ Forum Public Management 3/2010 Grundlagen für Politik und Verwaltung meinde Briese­lang in Brandenburg fahren Bürger­Innen Busse für Bürge­ rInnen und ergänzen dadurch das An­ gebot am öffent­lichen Nahverkehr. In der Gemeinde Weyhe sind seit April 2008 über 30 ehrenamtliche Street­ watcher unterwegs, die gezielt be­ kannte Jugendtreffs aufsuchen und Gewalt vorbeugen. Quelle: Governance International: Leitfaden – von der Kundenorientierung zur Kundenintegration (2009) In einer dritten Phase werden die Vor­ schläge dieser Haushaltsgespräche auf einer Internetplattform zusam­ mengeführt bzw. in einer öffentlichen Bürgerversammlung diskutiert und be­ wertet. Die 20 von den Bürger­Innen fa­ vorisierten Vorschläge mit der höchsten Punktzahl werden von der Verwaltung in Hinblick auf das Einsparpotenzial bewertet und dem Rat zur Entschei­ dung vorgelegt. Die Ergebnisse der Ratsentscheidung werden abschlie­ ßend veröffentlicht, um die Feedback­ schleife zur Bürgerschaft sicherzustel­ len. Nur auf diese Weise lassen sich überzogene Erwartungshaltungen ver­ meiden und Glaubwürdigkeit und Ver­ trauen als Sozialkapital aufbauen. Ein derart abgestuftes Verfahren rich­ tet sich auf die Aktivierung des Innova­ tionspotenzials und der Mitwirkungsbe­ reitschaft der gesamten Bürgerschaft und des Unternehmertums. Wenn Sie an der Umsetzung dieser ­Variante des Bürgerhaushalts bzw. einzelnen Bau­ steinen Interesse haben, treten Sie bitte mit dem KDZ – Zentrum für Ver­ waltungsforschung ([email protected]) bzw. Governance International (elke.­ [email protected]) in Verbindung. n ö Kommentar senden Dr. Elke Löffler ist Geschäftsführerin des Beraternetzwerks Governance International (www.govint.org) und berät öffentliche Verwaltungen bei der wirkungsorientierten Steuerung. Ihre Arbeitsschwerpunkte umfassen Bürgerbeteiligung, Qualitätsmanagement und Leistungsmessung. Zuvor war Elke Löffler bei der OECD tätig. Frau Löffler promovierte an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer. Bürgerhaushalt in Berlin-Lichtenberg – Baustein auf dem Weg zur Bürgerkommune Lichtenberg ist ein Berliner Bezirk mit rund 252.000 EW im Nordosten der Stadt. Es handelt sich bei dem 52,3 km² großen Bezirk um ein mehr oder weniger künstliches Gebilde, das im Jahre 2001 durch Bezirksfusion entstanden ist. Der Bezirk verbindet Tradition und Moderne, vereint großstädtisches Leben und dörf­ liche Idylle. Von der Barnimer Feldmark im Norden, über die Großsiedlung Hohenschönhausen bis zur Victoriastadt am Ostkreuz und zum beschaulichen Karlshorst im Süden präsentiert sich der Bezirk grün, lebendig, kinder- und familienfreundlich. Lichtenberg hat sich bereits im Jahre 2001 die Entwicklung zur Bürgerkommune auf die Fahne geschrieben. Be­ zirksamt und Be­ Johannes Middendorf zirksverordne­ tenversammlung (BVV) waren sich immer einig darü­ ber, dass nicht die „Bürgerkommune“ KDZ Forum Public Management 3/2010 an sich beschlossen, sondern nur das Ziel definiert und der Weg dorthin an­ nähernd beschrieben werden kann, die Straße aber noch gebaut werden muss. Es wird keinen festen Zeitpunkt der fertigen Umsetzung geben. Viel­ mehr wird es ein sich langsam ent­ wickelnder Prozess sein, bei dem al­ lerdings immer zu beachten ist, nicht alles neu zu erfinden. Bestehendes muss genutzt und – soweit erforder­ lich – den Gegebenheiten angepasst werden. Bürgerhaushalt und Bürger­ kommune sind untrennbar mit Lich­ tenberg verbunden. Bürgerkommune Lichtenberg Definition Die „Bürgerkommune Lichtenberg“ ist definiert als ein regionales Gemein­ wesen innerhalb Berlins, in dem die Menschen gern leben, weil sie 13 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG • sich an den kommunalen Gestaltungsprozessen beteiligen; • ein vielfältiges und lebendiges Lebensumfeld mit gestalten; • eine sehr gute bezirkliche Angebots- und Servicequalität vorfinden und nutzen können. Zielbeschreibung Im Rahmen der Gemeinwesenaktivitäten unter der Zielsetzung „Lichtenberg auf dem Weg zur Bürgerkommune“ sollen das bürgerschaftliche Engagement gefördert, soziale und kulturelle Angebote von öffentlicher Hand und freien Trägern vernetzt sowie das stadtteilbezogene Handeln der Verwaltung gestärkt werden. Bezirksamt und BVV haben nach ausführlicher Diskussion vier Leitziele für den Bezirk verabschiedet. Die Leitziele sind jeweils durch Einzelziele definiert und bilden die Grundlage für die Fach- und Ressourcenplanungen sowie das Verwaltungshandeln. 1. Wir sind der kinder- und familienfreundliche Bezirk! 2. Wir fördern Vielfalt und Chancengleichheit! 3. Wir sind eine innovative Verwaltung und setzen Ressourcen effektiv ein! 4. Wir entwickeln Lichtenberg zur Bürgerkommune! - Wir nutzen die vielfältigen Kompetenzen der Bevölkerung im Rahmen einer umfassenden Bürgerbeteiligung. - Wir unterstützen bürgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche Tätigkeit. - Wir fördern die Motivation und Qualifikation der BürgerInnen, um ihre Bereitschaft und Möglichkeit zur Mitbestimmung zu stärken. - Wir streben danach, bürgerschaftliche Partizipationsräume nachhal- 14 tig zu erhalten und zu erweitern. - Wir setzen uns für ein sinnvolles Zusammenwirken von Politik, Bürgerschaft und Verwaltung ein. - Wir erwarten von den BürgerInnen die Übernahme von Verantwortung und die Bereitschaft zum Engagement für kommunale Belange. Aus diesen Leitzielvorgaben ergeben sich für Politik und Verwaltung folgende Handlungsstrategien: • Umfassende Einbeziehung der Bürgerschaft in kommunale Entscheidungen • transparentes Handeln der Verwaltung • Verstärkte Verknüpfung bürgerschaftlichen Engagements mit kommunalem Handeln • Verstärkte Stadtteilorientierung im Handeln der Verwaltung durch Schaffen der dafür notwendigen Strukturen (Stadtteilmanagement, lokale Netzwerke freier Träger) • Unterstützung und Förderung einer verstärkten Selbstorganisation der Bürgerschaft • Erarbeitung integrierter Stadtteilentwicklungsziele Bausteine der Bürgerkommune Lichtenberg Der Bezirk ist in 33 Sozialräume untergliedert, die wiederum zu 13 Stadtteilen zusammengefasst sind. Das Gemeinwesenkonzept knüpft an die Stadtteile an. Die Einwohnerzahlen der Stadtteile schwanken zwischen 3.000 (Rummelsburger Bucht) und 30.000 (Fennpfuhl). Für jeden Stadtteil gibt es ein Stadtteilporträt (Beschreibung des Ist-Zustands und des besonderen Gepräges), ein Leitbild und Perspektiven sowie Entwicklungsziele für den Stadtteil, die von BewohnerInnen, Verwaltung und Politik gemeinsam erarbeitet werden. Stadtteilzentren Die Stadtteilzentren sind als Träger der Stadtteilarbeit Schnittstellen in einem über den ganzen Bezirk ausgelegten Netzwerk sozial-kulturell tätiger Strukturen. Das einzelne Stadtteilzentrum ist nicht nur ein Ort, sondern auch eine Methode der Bündelung von ideellen und materiellen Ressourcen, von Kommunikationsmöglichkeiten, Informationen und Angeboten. Sie wirken mit ihren Standorten und Räumen als regionale Netzwerke und sind Orte des Engagements, der Partizipation und Integration. Den Stadtteilzentren kommt in der Bezirksregion eine besondere Rolle zu. Sie sind wichtige Kristallisationspunkte im Sozialraum, indem sie über unterschiedliche Zugänge vielfältiges Wissen zu Bedarfslagen, Ressourcen und Partnern im Stadtteil gewinnen, daraus Handlungsbedarfe ableiten und sinnvolle Entwicklungsprozesse in der Bezirksregion in die Wege leiten. Dies erfolgt durch das Anpassen bestehender oder Initiieren neuer Angebote in eigener Trägerschaft oder mit geeigneten Partnern. Als Verantwortungsträger für Vernetzungsprozesse in ihrem Prognoseraum mit den dazugehörigen Bezirksregionen und als Katalysatoren für die Bedürfnisse der Anwohnerschaft sind die Stadtteilzentren zudem wichtige Partner der öffentlichen Verwaltung. Stadtteilmanagement Das Stadtteilmanagement unterstützt, als Bestandteil der Verwaltung, die Stadtteilzentren bei der Vernetzungsarbeit im Stadtteil und bildet damit die Schnittstelle zwischen der Bezirksverwaltung und den Stadtteilen, schafft Transparenz sowie einen reibungsKDZ Forum Public Management 3/2010 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Abb. 1: Bürgerhaushalt Lichtenberg Die Stadtteile von Berlin-Lichtenberg teil des Regelaufgabenkatalogs der Bezirksverwaltung. Quelle: Bezirksamt Lichtenberg losen Informationsfluss in beiden Richtungen. Es transportiert Informationen zu Ressourcen, Aktivitäten und Handlungsbedarfen der Stadtteile in die Verwaltung. Umgekehrt werden relevante Informationen zu bezirklichen Interessen und Zielsetzungen sowie über Vorhaben und Planungen in die Stadtteile getragen. Weiters berät und unterstützt das Stadtteilmanagement die Stadtteilzentren bei der Planung und Durchführung der Beteiligung der BürgerInnen an der Haushaltsplanung auf der Ebene der Stadtteile. Das Bezirksamt beschäftigt insgesamt fünf Stadtteilmanagerinnen. Bürgerhaushalt Der Bürgerhaushalt hat sich seit 2005 als Verfahren zur Beteiligung der BürgerInnen an der Haushaltsplanung, -durchführung und -kontrolle im Bezirk Lichtenberg etabliert. Der Bürgerhaushalt ist BestandKDZ Forum Public Management 3/2010 Stadtteilkonferenzen Stadtteilkonferenzen sind regelmäßig stattfindende Foren, die durch die Stadtteilzentren für jeden Stadtteil in Zusammenarbeit mit der Verwaltung, insbesondere mit dem Stadtteilmanagement, durchgeführt werden. TeilnehmerInnen von Stadtteilkonferenzen sind BürgerInnen, alle im Stadtteil ansässigen Träger und Einrichtungen, Kiezvereine und -beiräte, Mieterbeiräte, Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften, VertreterInnen der Wirtschaft u.a. Politik und Verwaltung werden nach Bedarf und auf Anforderung durch die Organisatoren der Stadtteilkonferenzen zugezogen. Stadtteilentwicklungsziele sollen hier abgestimmt und fortgeschrieben sowie die Vernetzung von Planungen der Stadtteilarbeit und des Haushaltes sichergestellt werden. Stadtteilkonferenzen sind ein wesentlicher Bestandteil für die Diskussionen innerhalb des Bürgerhaushaltes Lichtenberg. Sie bieten das Forum für die kontinuierliche Erarbeitung von Vorschlägen und bereiten die Vorschläge für die Votierungsveranstaltungen vor. Dazu gehört auch die Präsentation umgesetzter Vorschläge im Rahmen des Bürgerhaushaltes Lichtenberg. Dem Bezirksamt ist bewusst, dass die Anforderungen, die sich aus der aufgezeigten Struktur an die Beteiligten ergeben, umfangreiche und zielgerichtete Fort- und Weiterbildungen erforderlich machen. Ziele des Bürgerhaushalts und der Gemeinwesenentwicklung Der Bürgerhaushalt soll aufgrund der aktiven Mitwirkung der BürgerInnen an der Haushaltsplanung und Haushaltskontrolle einen effizienteren und effektiveren Einsatz der Ressourcen bewirken, insbesondere sollen die nur begrenzt verfügbaren Mittel aufgrund sorgfältiger Prioritätenabwägung und entsprechend der Bedürfnisse der BürgerInnen eingesetzt werden. Das schließt Vorschläge und Empfehlungen zu Minderausstattungen ein. Die öffentliche Auseinandersetzung über Bedarfe und Ressourcen einerseits, die Transparenz der Haushaltsentscheidungen andererseits ermöglicht einen Informationsgewinn sowohl bei den EntscheidungsträgerInnen als auch bei beteiligten BürgerInnen, eine Ressourcenbündelung durch Planungsvernetzung, einen Wirksamkeitsdialog und die kleinräumliche Steuerung des Mitteleinsatzes. Berliner Haushaltssystematik Berlin ist Stadt und Land zugleich. Die Berliner Bezirke erfüllen ihre Aufgaben nach den Grundsätzen der Selbstverwaltung und nehmen regelmäßig die örtlichen Verwaltungsaufgaben wahr. Gemäß Art. 67 Abs. 2 Satz 1 VvB sind die Bezirke für alle Aufgaben der Landesverwaltung zuständig, die nicht ausdrücklich der Hauptverwaltung zugewiesen sind. Die Steuerhoheit liegt beim Land, die Bezirke dürfen keine Kredite am Kapitalmarkt aufnehmen, die notwendigen Haushaltsmittel werden den Bezirken vom Land im Rahmen einer Globalsumme zugewiesen, soweit diese die Ausgaben nicht durch eigene Einnahmen (Gebühren, Beiträge, Mieten etc.) decken können. Grundsätzlich müssen alle Ausgaben 15 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG aus der Zuweisung und den sonstigen Einnahmen gedeckt werden. Das Jahresabschlussergebnis wird auf das übernächste Haushaltsjahr vorgetragen. Einnahmen und Ausgaben sind titelkonkret in Bezirkshaushaltsplänen nachzuweisen, diese sind haushaltsrechtlich Teil des Berliner Haushaltsplans. Die Bezirke buchen ihre Kosten und Mengen auf einheitlich definierte Produkte. Grundlage für die Ermittlung der Zuweisung ist der so genannte „Medianpreis“ je Produkt (durchschnittliche Stückkosten des 6. u. 7. Bezirks) multipliziert mit der jeweiligen Produktmenge. Das Haushaltsvolumen des Bezirksamtes Lichtenberg beträgt ca. EUR 600 Mio., davon entfallen: 78% auf soziale Leistungen (Sozialhilfe, Jugendhilfe, Kosten der Unterkunft etc.) 14% auf Personal 6% auf konsumtive Sachausgaben (Bauunterhaltung, Bewirtschaftung von Gebäuden, Beköstigung in Schulen, Beschaffungen etc.) 2% auf Investitionen Grundlagen der Beteiligung Grundlage für die Beteiligung ist der Produkthaushalt und nicht der kamerale Haushalt; der gesamte Haushalt wird verständnisorientiert (lesbar) aufbereitet, die Diskussion mit den BürgerInnen wird lebenslagen- bzw. produktbezogen geführt, nicht haushaltstechnisch. Zur Diskussion im Rahmen des Bürgerhaushalts stehen alle Produkte (Angebote), die der Bezirk selbst nach Umfang, Kosten und Qualität steuert und beeinflusst. Leistungen, auf die einzelne BürgerInnen gegebenenfalls einen individuellen Rechtsanspruch 16 haben, sind von der Beteiligung ausgeschlossen. Steuerbare Angebote im Rahmen des Bürgerhaushaltes mit einem Gesamtbudget von ca. 38 Mio. EUR sind: • öffentliche Bibliotheken • Musikschule • Volkshochschule • kulturelle Angebote aller kommunalen Kultureinrichtungen • Gesundheitsförderung • allgemeine Kinder- und Jugendförderung • Seniorenbetreuung • Sportförderung • Unterhaltung des Straßenbegleitgrüns und der Straßenbäume • Grünflächenunterhaltung • Spielplätze • Unterhaltung des öf fentlichen Straßenlandes • Wirtschaftsförderung • Stadtteilarbeit • Bauinvestitionen Der Beteiligungsprozess Zu Beginn des Beteiligungsprozesses für das jeweilige Haushaltsjahr erhalten 10 v.H. der nach dem Zufallsprinzip ausgewählten EinwohnerInnen je Stadtteil eine Einladung der Bezirksbürgermeisterin (insgesamt 25.000 Haushalte), sich zu beteiligen. Daneben wird über diverse Medien geworben. BürgerInnen können sich auf drei Wegen und in unterschiedlicher Intensität einbringen: • Diskussion mit anderen BürgerInnen in stadtteilbezogenen Diskussionsforen - kleinere Veranstaltungen für bestimmte Zielgruppen oder für BewohnerInnen eines Kiezes - Stadtteilkonferenzen für alle BewohnerInnen des Stadtteils Ziel: Vorschläge werden eingebracht, diskutiert und qualifiziert, jedoch ohne Priorisierung Organisation: Stadtteilzentren als Träger der Stadtteilarbeit • Online-Diskussionen zu überwiegend gesamtbezirklichen Themen - Vorschläge werden von BürgerInnen eingestellt, kommentiert und bewertet - Die Online-Moderation erfolgt durch die Verwaltung • Vorschläge können jederzeit schriftlich, per E-Mail oder persönlich, z.B. in den Bürgerämtern, eingereicht werden Nach Abschluss der Diskussionen werden alle Vorschläge, die sich den vom Bezirksamt beeinflussbaren Aufgabenbereichen zuordnen lassen, zur Abstimmung (Votierung) gestellt. • Über Vorschläge aus den Stadtteildiskussionen können die BürgerInnen am Votierungstag (an stark frequentierten Orten des Stadtteils – insbesondere Einkaufszentren, zentrale Plätze, Bahnhöfe – abstimmen; je BürgerIn 5 Punkte). Zusätzlich werden die o.g. Haushalte schriftlich befragt. Die 5 Vorschläge mit der höchsten Punktzahl je Stadtteil bleiben im Rennen. • Über die im Internet eingebrachten Vorschläge können die registrierten und berechtigten NutzerInnen über einen Zeitraum von 10 Tagen ebenfalls durch Verteilung von 5 Punkten verdeckt für Vorschläge votieren. Auch diese Vorschläge werden zusätzlich von den o.g. Haushalten votiert. Hier kommen 10 Vorschläge in die nächste Runde. KDZ Forum Public Management 3/2010 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG In dieser Weise wurde die Beteiligung erstmalig im Jahre 2009 (für den Haushalt 2011) mit Erfolg praktiziert. Die von den BürgerInnen im Rahmen der Votierung priorisierten 65 + 10 Vorschläge werden der BVV zugeleitet, die nach Diskussion in den Ausschüssen entscheidet, welche Vorschläge in die Haushaltsplanung aufgenommen werden sollen. Die Beteiligung der BürgerInnen für den Haushalt 2012 hat im April 2010 begonnen und wird im Oktober 2010 abgeschlossen. Kiezfonds Die Lichtenberger BürgerInnen beteiligen sich im Jahre 2010 zum sechsten Mal in Folge an der Aufstellung des Haushaltsplans. Der Bürgerhaushalt ist als Regelaufgabe in die Geschäftsverteilungspläne der Bezirksverwaltung aufgenommen. Die BürgerInnen unterbreiten Vorschläge für den Haushaltsplan zu einem Zeitpunkt, zu dem sich weder Politik noch Verwaltung mit der Haushaltsplanung befasst haben. Das hat Vor- und Nachteile. Einerseits: Die BürgerInnen können unvoreingenommen von fachlichen und/oder politischen Prioritätensetzungen Vorschläge einbringen und diskutieren, die Politik kann entscheiden, welche Vorschläge die Verwaltung bei der Aufstellung des Haushaltsplanentwurfs berücksichtigen soll. Die Haushaltsplanung wird durch die vorgeschaltete Bürgerbeteiligung aufwändiger, aber auch qualifizierter. Die Diskussionen in den politischen Gremien sind deutlich niveauvoller. Andererseits: Vielen BürgerInnen, v.a. Kindern und Jugendlichen ist der Prozess vom Vorschlag zur sichtbaren Umsetzung (bis zu 2 Jahren) zu lang. Sie verlieren das Interesse an der BeKDZ Forum Public Management 3/2010 Abb. 2: Der Beteiligungsprozess teiligung. Um diesem Dilemma abzuhelfen, haben die BürgerInnen in den vergangenen Jahren mehrfach gefordert, einen Fonds für kurzfristig umsetzbare, kleinere Projekte einzurichten. Nach intensiver Diskussion zwischen BürgerInnen, Politik und Verwaltung wurde mit der Haushaltsplanung 2010 ein so genannter Kiezfonds in Höhe von jährlich EUR 65.000,- eingerichtet, aus dem je Stadtteil EUR 5.000,- bereitgestellt Quelle: http://www.buergerhaushalt-lichtenberg.de werden. Gefördert werden Vorhaben, die den Zusammenhalt im Kiez fördern, Nachbarschaften stärken oder das Wohnumfeld verschönern, z.B.: • Hoffeste, Nachbarschaftsfeste, Straßenfeste • Verschönerung von Spielplätzen, Gehweg- oder Straßenbereichen • Gebäudefassaden u.ä. • Pflanzaktionen in Ihrer Straße • Lehr- und Diskussionsveranstaltungen 17 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG !! ! $ #"% ! $ #" ! " • Selbsthilfe- und Nachbarschaftsprojekte • Material zur Bürgerinformation AnwohnerInnen, Initiativen und Vereine können die Kostenübernahme bis zu EUR 1.000,- für die Realisierung einer solchen Idee beantragen. Über die Vergabe entscheidet eine für jeden Stadtteil gebildete Bürgerjury. 515 BürgerInnen haben sich bereit erklärt, in den Jurys mitzuwirken. Jede Jury besteht aus 10-15 BürgerInnen, die Zusammensetzung erfolgte nach einem Losverfahren, wobei drei Altersgruppen (Jugendliche, Erwachsene, SeniorInnen) geschlechtsparitätisch gebildet wurden, hinzu kamen jeweils BürgerInnen mit Migrationshintergrund. Die Konstituierung der Bürgerjurys erfolgte Mitte April 2010. Sie haben bereits mehrfach getagt, Projektvorschläge werden z.T. sehr kritisch beäugt. Die Verwaltung prüft die bewilligten Projekte nur unter formalrechtlichen Aspekten, nicht jedoch fachlich-inhaltlich. Für die Realisierung der bewilligten Projekte sind die BürgerInnen verantwortlich. Voraussetzungen für Erfolg und Nachhaltigkeit Die politische Spitze muss • bürgerschaftliches Engagement wollen und unterstützen; • bereit und in der Lage sein, Kompetenzen der Bevölkerung zu nutzen; • die Übernahme von Verantwortung für kommunale Belange durch BürgerInnen fördern; 18 2007 4.048 367 43 39 2008 4.140 182 35 29 2009 4.150 378 31 27 • bürgerschaftliche Partizipationsräume nachhaltig erweitern und hierzu eine Beteiligungskultur entwickeln. Der Bürgerhaushalt darf nicht als EinParteien-Projekt angelegt sein, ein parteiübergreifender Konsens ist notwendig. Zunächst ist ein Regelwerk – welches strikt zu beachten ist – zu den Beteiligungsverfahren, -grundlagen und -wegen unter Beteiligung aller AkteurInnen zu erarbeiten. Die Partizipation befördert zugleich die Entwicklung der Stadtteile und die Realisierung der Leitziele. Sie wird für den Bezirk insgesamt und nicht nur für ausgewählte Stadtteile durchgeführt. Der Bezirkshaushaltsplan ist insgesamt verständlich und lesbar, die Beteiligung sollte sich aber auf die Aufgabenbereiche erstrecken, die vom Bezirksamt beeinflussbar/steuerbar sind. Das Verfahren ist offen, auf Dauer angelegt und findet im jährlichen Zyklus statt. Die Politik legt Rechenschaft darüber ab, inwieweit die Vorschläge in den Bezirkshaushaltsplan aufgenommen bzw. im Rahmen der Haushaltsdurchführung umgesetzt wurden. Eine regelmäßige Berichterstattung über die Art der Umsetzung von Vorschlägen der Bürgerhaushalte ist Pflicht der Verwaltung. Der Zugang ist niedrigschwellig, d.h., • zur Motivation von Kindern und Jugendlichen werden niedrige Altersgrenzen gesetzt, angekoppelt von der Wahlberechtigung (in Lichten- 2010 Abb. 3: Entwicklung der 5.794 Beteiligung im Vergleich 232 68 65 Quelle: Johannes Middendorf 2010 berg gibt es keine Altersbeschränkung nach oben und unten); • keine deutsche oder EU-Staatsangehörigkeit: Gemeinwesenarbeit und Partizipation muss auch die Integration von MigrantInnen fördern und einen Beitrag zum interkulturellen Verständnis leisten; • der Arbeits- bzw. Lebensmittelpunkt ist maßgebend; • die Beteiligung erfolgt auf mehreren Wegen: - Bürgerversammlungen/Stadtteilkonferenzen, - Internet, - schriftlich/Haushaltebefragung. Das Beteiligungsverfahren fördert die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement. Der Prozess wird regelmäßig unter Beteiligung von BürgerInnen, Politik und Verwaltung evaluiert (z.B. im Rahmen eines offenen Workshops). Q Weitere Informationen http://www.buergerhaushalt-lichtenberg.de | Kommentar senden Johannes Middendorf, 58, Leiter des Personal- und Finanzservice im Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, seit 2004 maßgeblich an der Entwicklung des Bürgerhaushalts beteiligt, verantwortlich für die administrative Betreuung des Bürgerhaushalts in Berlin-Lichtenberg, Beauftragter für Gender Budgeting. KDZ Forum Public Management 3/2010 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Bürgerhaushalt in Solingen „Bürgerhaushalte“, auch elektronische gab es zwar schon in anderen deutschen Städten – Solingen (160.000 EW) geht trotzdem neue Wege. Neu ist: Solingens BürgerInnen sind aufgerufen, ihrer Stadt beim Sparen zu helfen und nicht, Vorschläge für neue Ausgaben und Leistungen zu machen. Denn die „Klingenstadt“ muss bis 2013 ihr Defizit um EUR 45 Mio. reduzieren, sonst droht ihr womöglich die Entsendung eines „Staatskommissars“ durch die Bezirksregierung. Vom 4. bis zum 25. März 2010 war der Solinger Bürgerhaushalt online. In dieser Zeit beteiligten sich 3.595 registrierte NutzerInnen mit insgesamt 4.752 Kommentaren an der Diskussion zum Sparhaushalt, mehr als 2% der Solinger Bevölkerung. Rund 1.000 der Einträge enthielten eigene Sparvorschläge der BürgerInnen. Zusammen mit 300 Bürgervorschlägen, die aus einer Leseraktion des Solinger Tageblattes stammen, werden sie jetzt dem Stadtrat vorgelegt. Die Ratsfraktionen erhalten CDs mit den umfangreichen Daten, die ausgedruckt einen fast drei Zentimeter hohen Papierstapel ergeben. Außerdem werden die Dokumente im Internet veröffentlicht. Sie bilden einen wichtigen Teil der Beratungsunterlagen zur Vorbereitung des „Haushaltsbegleitbeschlusses 2010“. Der Doppelhaushalt 2009/10 Durch den Beschluss soll der Doppelhaushalt 2009/10 an die infolge der Wirtschaftskrise verschlechterten Rahmenbedingungen des Jahres 2010 angepasst werden. Den Entwurf dazu haben Oberbürgermeister Norbert Feith und Stadtkämmerer Ralf Weeke dem Rat am 25. Februar 2010 vorgelegt. Die Beschlussfassung des Rates war für den 8. Juli 2010 geplant. Klar ist: Die Stadt muss das jährliche Defizit bis 2013 um EUR 45 Mio. senken. Anderenfalls drohen Einschränkungen der Selbstverwaltung bis hin zur Entsendung eines Staatskommissars durch die Bezirksregierung. Im Kern des Begleitbeschlusses steht deshalb das „Haushaltskonsolidierungskonzept 2010 bis 2013“, eine Liste mit insgesamt 248 Sparvorschlägen. 78 dieser Vorschläge stellte die Stadt im Rahmen des Internetportals http://www.solingen-spart.de zur Dis- kussion. Dazu kamen noch 30 „Sondervorschläge“ mit einschneidenden Sparmaßnahmen, die der Verwaltungsvorstand erwogen, aber dem Rat nicht zur Umsetzung vorgeschlagen hatte. Im Ergebnis trugen die NutzerInnen 63 von 78 Vorschlägen mit. Das erreichte Sparvolumen betrug EUR 31,6 Mio. D.h. aber auch: Um die 45Millionen-Euro-Marke zu erreichen, wird der Rat auch gegen die Bürgervoten entscheiden müssen. Der Solinger Stadtrat hat am 8. Juli 2010 mehrheitlich ein Sparpaket mit einem Gesamtvolumen von rund EUR Q 43,7 Mio. beschlossen. Pressestelle der Stadt Solingen E-Mail: [email protected] Online: http://www.solingen-spart.de http://www.solingen.de | Kommentar senden Ankündigung – Anündigung – Ankündigung Neugründung des Institutes für Kommunalwissenschaften (IKW) Der Verein IKW wurde unter der wissenschaftlichen Leitung von o. Univ.-Prof. Dr. Ludwig Fröhler, erster Rektor der Universität Linz, im Jahr 1969 gegründet und auf Wunsch der Vereinsmitglieder 1996 vorläufig aufgelöst. Das IKW soll – neu gegründet 2010 – zu einem Linzer Studien- und Forschungszentrum für Öffentliche Wirtschafts- und Verwaltungslehre, Kommunalwissenschaften und Statutarstadtforschung ausgebaut werden. In der konstituierenden Generalversammlung vom 18.02.2010 wurde Obersenatsrat Univ.-Doz. FH-Prof. Dr. Friedrich Klug zum Obmann und Institutsleiter gewählt. Nähere Informationen finden Sie unter http://www.ikw.co.at KDZ Forum Public Management 3/2010 19 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Fragmentierung und die Frage nach der optimalen Organisationsform im Wassersektor1 Der Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssektor in Europa befindet sich im Wandel, die weitere Entwicklung wird kontrovers diskutiert. Die Standpunkte reichen dabei von der Stärkung der Gemeinden bzw. Gemeindebetriebe im Sinne der öffentlichen Daseinsvorsorge bis hin zu einer stärkeren Liberalisierung (Ausschreibungswettbewerb, Privatisierung oder Einbindung der Privatwirtschaft im Rahmen von Public Private Partnerships). Eine einheitliche Sichtweise über optimale Strukturen und Organisationsformen ist nicht in Sicht, aber aufgrund der unterschiedlichen Ausgangslage in einzelnen Ländern auch schwer möglich. Während die westeuropäischen Länder auf eine kontinuierliche und stabile Entwicklung im Wassersektor zur ückblicken, Alexander Linke haben die neuen europäischen Mitgliedländer Zentral- und Osteuropas seit dem Fall des Kommunismus eine turbulente und dynamische politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung hinter sich. Ein wesentliches Element war dabei die Dezentralisierung öffentlicher Dienstleistungen von der staatlichen Ebene auf die Gemeindeebene und damit einhergehend eine Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung. Diese Dezentralisierung hat aber in vielen Fällen zu einer starken Fragmentierung kommunaler Dienstleistungen geführt, ein Phänomen welches in vielen Ländern beobachtbar ist. Die Abbildung (Seite 21) stellt die Wirkungskette dar, welche aus einer Dezentralisierung von öffentlichen Aufgaben auf eine Vielzahl kleinerer Gemeinden folgt sowie die Möglichkeiten, die einer Fragmentierung entgegenzuwirken. 20 Während die westeuropäischen Länder in den vergangen Jahrzehnten große Summen in den Ausbau der Wasserver- und Abwasserentsorgungsinfrastruktur investiert haben, müssen die neuen EU-Mitgliedländer in relativ kurzer Zeit diese Investitionen nachholen. Das stellt natürlich die verantwortlichen Städte, Gemeinden und Kommunalbetriebe nicht nur vor große finanzielle, sondern auch vor große organisatorische Herausforderungen. Reformbemühungen in Osteuropa Vor diesem Hintergrund hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Kommunalkredit Public Consulting mit der Erstellung einer Studie beauftragt, welche den Wassersektor in ausgewählten Ländern vergleichend in Hinblick auf Dezentralisierung und Fragmentierung untersucht (die Studie steht unter http://www.publicconsulting.at/uploads/final_report_overfragmentation.pdf zum Download bereit). Die OECD ist im Rahmen der EUWater Initiative aktiv an den Reformbemühungen im Wassersektor in den Ländern Osteuropas und des Kaukasus interessiert und führt gemeinsam mit den Regierungen dieser Länder regelmäßig strukturierte Reformdialoge durch. Im Rahmen der Studie wurde das Ausmaß an Fragmentierung im Wassersektor und mögliche Lösungsansätze in westeuropäischen Ländern (Österreich und Frankreich) mit jenen der neuen EU-Mitgliedländer Polen und Rumänien sowie mit der Ukraine verglichen. Die Ergebnisse der Studie haben einerseits große Unterschiede in der Organisationsform des Wassersektors in den untersuchten Ländern aufgezeigt, andererseits aber auch die Schwierigkeit der Ermittlung einer optimalen Betriebsgröße für Wasserver- und Abwasserentsorgungsunternehmen. Die Haupteinflussfaktoren für die Beurteilung der optimalen Größe und Struktur von Versorgungsbetrieben sind die lokalen topografischen und geologischen Gegebenheiten, die Bevölkerungsverteilung und -dichte, die politischen und administrativen Strukturen sowie das Nachfrageverhalten der KundInnen. 1 Im vorliegenden Beitrag handelt es sich ausschließlich um die Meinung des Autors. KDZ Forum Public Management 3/2010 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG Ein Blick auf die unterschiedliche Bevölkerungsdichte auf Gemeindeebene in den untersuchten Ländern zeigt sofort große Unterschiede auf: Die kleinste durchschnittliche Einwohnerzahl haben Frankreich (1.728 EW) und Österreich (3.272 EW), Rumänien liegt mit 6.807 EW im Mittelfeld, gefolgt von Polen mit 15.375 EW. Die Ukraine sticht hier besonders hervor, hier liegt die durchschnittliche Gemeindegröße aufgrund der starken Urbanisierung bei 94.285 EW. Dezentralisierung Fragmentierung Optionen zur Leistungserbringung und Effizienzsteigerung: Fragmentierung innerhalb der Verwaltung durch Eigenunternehmen im Rahmen der Interkommunalen Kooperation durch Public-Private Partnerships Individuelle Lösungen Quelle: Alexander Linke Je kleiner die durchschnittliche Einwohnerzahl von Gemeinden, desto problematischer wird eine eigenständige Leistungserbringung in der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung, da hierfür ein Mindestmaß an Managementkapazität erforderlich ist, um einen dauerhaften Betrieb aufrechterhalten zu können. Die Größe von Ver- und Entsorgungsbetrieben hat auch einen großen Einfluss auf die Kostenstruktur, jedoch ist sich Forschung und Praxis uneins ob des Ausmaßes an möglicher Kostendegression durch größere Einheiten (economies of scale). Die Weltbank hat im Jahr 2005 in einem Diskussionsbeitrag zur Frage der optimalen Betriebsgröße festgestellt, dass v.a. Kommunalbetriebe, die weniger als 125.000 EW versorgen, das Potenzial für positive Skalenerträge aufweisen.2 Dabei zeigt die Erfahrung in Österreich, dass auch eine fragmentierte und kleinteilige Wasserwirtschaft zu positiven Ergebnissen, wie einer sehr guten Wasserqualität, führen kann.3 Es kann also keineswegs um eine Umkehr der Dezentralisierung gehen, sondern vielmehr um individuelle Maßnahmen und Lösungen, um die Effizienz der Leistungserbringung weiter zu stärken. KDZ Forum Public Management 3/2010 Die Studie der Kommunalkredit Public Consulting hat v.a. zwei mögliche Optionen näher beleuchtet: interkommunale Kooperationen und die Regionalisierung von Versorgungsunternehmen. Dabei kann sowohl in Österreich als auch in Frankreich auf eine lange Tradition in der interkommunalen Kooperation, speziell im Wassersektor, zurückgeblickt werden. Während in Österreich interkommunale Kooperation v.a. in der Abwasserentsorgung zu beobachten ist (51% aller EW werden hier durch Gemeindeverbände entsorgt), ist diese Organisationsform in Frankreich v.a. in der Trinkwasserversorgung verbreitet. Die bisherige Erfahrung hat auch gezeigt, dass interkommunale Kooperationen einen Anreiz benötigen, um tatsächlich genutzt zu werden. In Frankreich dürfen beispielsweise Gemeindeverbände in der Form von communautés urbaines und communautés d`agglomeration zur Refinanzierung eine eigene Steuer einheben, in Österreich hingegen wurden Gemeindeverbände in der Wasserwirtschaft bis zum Jahr 1993 mit einem höheren Fördersatz belohnt. Einen anderen Weg ist Rumänien gegangen. Hier wurde teilweise die Dezentralisierung rückgängig gemacht, indem regionale Wasserversorgungsund Abwasserentsorgungsbetriebe gegründet wurden. Ein Grund dafür war das Ziel, hierdurch die notwendigen Investitionsprojekte zu bündeln, um damit effizienter EU-Mittel aus den Strukturfonds und dem Kohäsionsfonds beantragen zu können. Optimierung von Gemeinkosten Ein aktueller Blick nach Deutschland zeigt, wie kontrovers dort die Frage nach der Organisation und Effizienz im Wassersektor öffentlich diskutiert wird. Hier hat im Juli 2010 die Monopolkommission in ihrem Hauptgutachten4 die deutsche Trinkwasser- 2 Vgl. dazu: The World Bank Group: Optimal Site for Utilities? Public Policy for the Private Sector (=Note No. 283). Washington 2005. 3 Biwald, Peter; Hödl Markus; Maimer, Alexander: Kommunale Infrastrukturbetriebe erfolgreich führen: Grundlagen – Beispiele – Perspektiven (=Öffentliches Management und Finanzwirtschaft, Bd. 11). Wien, Graz 2009. 4 Vgl. dazu: Monopolkommission: Mehr Wettbewerb, Weniger Ausnahmen. Achtzehntes Hauptgutachten der Monopolkommission gemäß § 44 Abs. 1 Satz 1 GWB – 2008/2009. Bonn 2009. 21 GRUNDLAGEN FÜR POLITIK UND VERWALTUNG versorgung vor dem Hintergrund der Wettbewerbspolitik kritisch analysiert und in einer bemerkenswerten Schärfe als zu fragmentiert und ineffizient bezeichnet. Hierbei wird das Argument vorgebracht, dass aufgrund der Charakteristik der Trinkwasserwirtschaft als natürliches Monopol kein Wettbewerbsdruck herrscht und es deshalb wenig Anreize für die Betreiber gibt, effizienter zu wirtschaften. Der Appell lautet: größere Versorgungseinheiten zu etablieren, um Größenvorteile in Form von niedrigeren Gemeinkosten zu nutzen, womit auch die Wassertarife gesenkt werden könnten. Es wird also nicht explizit die Zusammenlegung von Wasserversorgungsnetzen, sondern vielmehr eine Optimierung von administrativen Betriebsgemeinkosten durch größere Einheiten gefordert. Die Analyse der Monopolkommission fordert aber weiters auch eine verschärfte kartellrechtliche Überprüfung von Wassertarifen und die Einführung einer bundesweit einheitlichen Tarifregulierung. Während ein Wasserregulator noch Zukunftsmusik bleibt, ist aber mittlerweile eine stärkere kartellrechtliche Überprüfung von Wassertarifen in Deutschland Realität. In einem viel beachteten Beschluss des deutschen Bundesgerichtshofes vom 2. Februar 2010 wurde die Entscheidung einer Landeskartellbehörde bestätigt, welche einem privaten Konzessionär per Verfügung untersagt hat, die Wassertarife über einem bestimmten Wert zu erhöhen. Dabei war und ist diese Entscheidung nicht unumstritten, da die Landeskartellbehörde einen Kostenvergleich mit „vergleichbaren“ Versorgungsunternehmen vorgenommen hat, und dabei zu dem Schluss gekommen ist, dass die Wassertarife des betroffenen Konzessionärs um 22 durchschnittlich 30% höher waren als jene der Vergleichsunternehmen. Die Diskussion über „gleichartige“ Versorgungsunternehmen und welche Kriterien hierbei zu berücksichtigen sind, wird wohl in Zukunft weiter kontrovers diskutiert werden. Tatsache ist aber, dass dieses Urteil die Beweislast für die individuelle Kostenstruktur auf den Versorger verteilt hat. Insofern hat dieses Urteil die Rechtsunsicherheit über die angemessene Höhe von Wassertarifen erhöht und somit ein neues Kapitel in der deutschen Wasserwirtschaft eingeleitet. Interkommunale Kooperation Diese Diskussion wird sicher über kurz oder lang auch in Österreich geführt werden und somit dort anschließen, wo seinerzeit die PWC-Studie zur Siedlungswasserwirtschaft5 angestoßen hat. Anders als damals wird aber in Zukunft weniger die Forderung nach mehr Public Private Partnerships im Zentrum stehen, als vielmehr eine stärkere Nutzung des Instruments der interkommunalen Kooperation sowie eine einheitlichere Gebührenmethodologie, welche es erlauben, durch gemeinsame Betriebsführung und Administration, unterstützt durch selektives Outsourcing bestimmter Aufgaben (z.B. Rechnungsstellung, Messwesen), die Betriebsführungskosten weiter zu optimieren, gleichzeitig aber die Verantwortung und das Eigentum in der öffentlichen Hand beizubehalten. Auch der österreichische Rechnungshof fordert in seinen Vorschlägen zur Verwaltungsreform und zum Bürokratieabbau aus dem Jahr 2009 den verstärkten Zusammenschluss zu Abwasserverbänden. Allerdings wird interkommunale Kooperation alleine in Zukunft nicht ausreichen, um den zunehmenden Druck in Richtung mehr Effizienz und Transparenz in der Siedlungswasserwirtschaft standzuhalten. Denn Gemeindekooperationen sind kein Allheilmittel und es darf auch nicht der Umkehrschluss gezogen werden, dass aus größeren Einheiten automatisch Kosten- und Effizienzvorteile gegenüber kleineren Einheiten erzielt werden können. So mangelt es zwar in Praxis und Forschung nicht an allgemeinen Handlungsanleitungen und individuellen Erfolgsbeispielen für interkommunale Kooperationen, aber eine breite empirische Erfahrungs- und Datenbasis für „economies of scale“ bei Gemeindekooperationen ist noch nicht vorhanden und wird weiterhin kontrovers diskutiert, nicht nur in Österreich, auch auf europäischer Ebene (hier lohnt auch ein Blick auf die zahlreichen Publikationen des Europarates6). Klarheit & Transparenz Es wird notwendig sein, über eine einheitliche Gebührenordnung und -regulierung nachzudenken, welche klare Rahmenbedingungen für zulässige Kosten sowie eine einheitliche Methodologie zur Kalkulation von Wasserund Abwassergebühren vorgibt. Nur so können in Zukunft Klarheit und Transparenz sowohl für Betreiber als auch für VerbraucherInnen geschaffen werden. Ein erster Schritt in Richtung Kostentransparenz wurde bereits mit dem 5 Vgl. dazu: PricewaterhouseCoopers: Optimierung der kommunalen Wasserver- und Abwasserentsorgung im Rahmen einer nachhaltigen Wasserpolitik. Wien 2001. 6 Vgl. dazu: Europarat, European Committee on Local and Regional Democracy: Economies of scale resulting from increasing the size of local authorities: what evidence? November 2009. KDZ Forum Public Management 3/2010 PROJEKTE Leitfaden „Kosten- und Leistungsrechnung in der Siedlungswasserwirtschaft“7 gemacht, an welchem die Kommunalkredit Public Consulting maßgeblich mitgewirkt hat. Dieser gibt Gemeinden und Verbänden, welche ihr Rechnungswesen noch auf Basis der Kameralistik führen, ein modernes betriebswirtschaftliches Instrumentarium in die Hand, um ihre Kostentransparenz und Planungssicherheit zu erhöhen. Weiters ist auch wichtig das Instrument des Benchmarking weiterzuführen, welches eine wertvolle Datenbasis und Orientierungshilfe für die Durchführung von Wirtschaftlichkeitsvergleichen bei Gemeindekooperationen bietet. Die weitere Entwicklung von Strukturreformen in der Siedlungswasserwirtschaft in Österreich bleibt also spannend, und es bleibt zu hoffen, dass Bund und Länder proaktiv ihren Gestaltungsspielraum, v.a. im Bereich Tarifwesen und Regulation, ausnutzen, um das Qualitätsniveau zu halten, gleichzeitig aber Anreize zu mehr Effizienz zu schaffen. Q | Kommentar senden Mag. Alexander Linke ist stellvertretender Leiter der Abteilung für Internationales Consulting bei der Kommunalkredit Public Consulting GmbH (KPC) 7 Vgl. dazu: Heiss, Raimund; Pilz, Dietmar: Kosten- und Leistungsrechnung der Siedlungswasserwirtschaft. Arbeitsbehelf zur Ermittlung und Zuordnung der Kosten in der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung für Gemeinden und Verbände (=RFG Schriftenreihe 2005, 2). Wien 2005. KDZ Forum Public Management 3/2010 www.eu-guide.at – der Städtekompass zu EU-Fördertöpfen Ihre Stadt hat innovative Projektideen? Doch wie finanzieren? EU-Förderungen als eine Möglichkeit gibt es auch für Ihre Stadt! Die notwendige Hilfestellung bekommen Sie unter www.eu-guide.at, dem neuen elektronischen Wegweiser des Österreichischen Städtebundes. Alexandra Schantl Bernadette Malz Die Umsetzung innovativer Projektideen scheitert gerade in Zeiten knapper öffentlicher Budgets oftmals an der Finanzierung. Gerade deshalb wird es zusehends wichtiger über die verschiedenen Fördermöglichkeiten gut informiert zu sein. Insbesondere auf europäischer Ebene gibt es eine Vielzahl von Programmen, die Projekte, Initiativen und Kooperationen in Europa unterstützen. Dabei reicht die Themenpalette von A wie Arbeitsmarkt bis Z wie Zukunft Europas. Antragstellung und grenzüberschreitende Partnersuche, hemmen darüber hinaus die Bereitschaft, EU-Projekte durchzuführen. Der neue, speziell auf die Bedürfnisse der Städte ausgerichtete elektronische Förderwegweiser www.eu-Guide.at versucht das komplexe EU-Fördergeflecht zu entwirren und die gängigen Stolpersteine, von der Projektantragstellung bis zum Projektabschluss, aus dem Weg zu räumen. Förderdickicht durch EU-Guide gelichtet www.eu-guide.at wurde im Auftrag des Österreichischen Städtebundes vom KDZ Zentrum für Verwaltungsforschung entwickelt und versteht sich als nutzerfreundliches Werkzeug, das Städte bei der Umsetzung ihrer Projektideen mit Hilfe von EU-Mitteln unterstützen soll. Durch den grenzüberschreitenden Know how-Transfer von EU-Projekten können darüber hinaus bestehende Städtepartnerschaften intensiviert und neue gegründet werden. Die Vielzahl von EU-Förderprogrammen und die unterschiedlichen Ansprechstellen auf lokaler, Bundes- und EU-Ebene gestalten das Finden jener Fördertöpfe, die für das eigene Projektvorhaben adäquat wären, oftmals schwierig. Zusätzliche Hürden, wie Technisch betrachtet, ist der EU-Guide eine Wiki-basierte Online-Datenbank: Inhalte können beliebig erweitert und ausgetauscht werden – auch von den Städten selbst –, wodurch sowohl Aktualität als auch Interaktion gewährleistet sind. 23 PROJEKTE EU-Guide bietet Projektleitfaden, Praxisbeispiele, Partnersuche etc. www.eu-guide.at greift auf Bestehendes und Bewährtes zurück (z.B. steirischer EU-Förderkompass) und ergänzt aus Städteperspektive. Derzeit bietet der Guide folgende Servicebereiche an: • Ein Projektleitfaden liefert wesentliche Informationen, Tipps und Tricks für ein erfolgreiches EU-Förderprojekt, von der Projektidee, über die Antragstellung, Projektdurchführung bis hin zum Projektabschluss. Der Leitfaden wurde gemeinsam mit EU-Projektfachleuten österreichischer Städte erarbeitet und setzt seine Schwerpunkte primär auf städterelevante Aspekte 24 in der Abwicklung von EU-Förderprojekten und darüber hinaus auf EU-konformes Projektmanagement in Anlehnung an das Project Cycle Management. • Der EU-Guide selektiert all jene, für Städte relevante Förderprogramme und ergänzt sie um Beispiele aus der Praxis, inklusive der Nennung von AnsprechpartnerInnen. So wird eine mögliche Projektabwicklung besser veranschaulicht und ein praxisnaher Zugang gewährleistet, wie Abbildung 2 verdeutlicht. • Um die Partnersuche zu erleichtern, steht eine Plattform mit Zugang zu den wichtigsten, für Städte interessanten Datenbanken und Netzwerken zur Verfügung, die durch eine elektronische Partnerbörse ergänzt wird. • Ansprechstellen und Kontaktpersonen für EU-Förderungen finden sich sowohl bei den einzelnen Förderprogrammen als auch gesondert als eigene Kategorie und geografisch strukturiert, um die Suche so einfach wie möglich zu gestalten. • Last but not least wird auf Kooperationsmöglichkeiten außerhalb der EU mit Schwerpunkt Südosteuropa und Osteuropa hingewiesen, indem die wichtigsten Programme und Organisationen vorgestellt werden. Das KDZ fungiert hierbei als Schnitt- und Ansprechstelle. KDZ Forum Public Management 3/2010 Projekte Als exklusiver Service des Österreichischen Städtebundes für seine Mitglieder wird ein Benutzerkonto benötigt, um die Inhalte des Guides einsehen und/oder bearbeiten zu können. Dieses kann jedoch unbürokratisch und rasch unter www.eu-guide. at angefordert werden. n Rückfragen, Anregungen, Beispiele EU-geförderter Projekte: KDZ Zentrum für Verwaltungsforschung Mag. Alexandra Schantl: +43 1-8923492-37, E-mail: [email protected] Mag. (FH) Bernadette Malz: +43 1-8923492-12, E-mail: [email protected] ö Kommentar senden FIN-URB-ACT ist ein URBACT-Projekt, das an 11 europäischen Wirtschaftsstandorten lokale Strukturen unterstützt, die der Förderung und ­Finanzierung innovativer Wirtschaftszweige und kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU) dienen. ­Speziell an Standorten der Wissens­ökonomie sind solche lokalen Unterstützungsstrukturen wichtig für Unternehmensgründungen und die Entwicklung bereits bestehender KMUs. Die teilnehmenden Städte bringen ihre Handlungskonzepte in einen internationalen Vergleich und entwickeln ihre integrierten lokalen Konzepte aufgrund der Erkenntnisse aus diesem Austausch weiter. FIN-URB-ACT fokussiert dabei auf maßgeschneiderte lokale Unterstützungsinstrumente und auf die ­Verbindung finanzieller Instrumente mit nicht-finanziellen Unterstützungsstrukturen. Teilnehmende Städte: Rom (Italien), Edinburgh (Vereinigtes Königreich), ­Aachen und Leipzig (Deutschland), Linz (Österreich), Reims (Frankreich), Gijón (Spanien), Aveiro (Portugal), Gliwice (Polen), Maribor (Slowenien) und Galati (Rumänien). Abb. 2: Praxisbeispiel aus dem EU-Guide: FIN-URB-ACT Quelle: www.eu-guide.at KDZ Seminare www.kdz.or.at EU-Förderungen für Ihre Stadt – Praxisseminar für EinsteigerInnen Sie möchten sich zunächst einen Überblick über die für Städte relevanten EU-Förderungen verschaffen und sich mit den Voraussetzungen und Bedingungen europäischer Fördermittel vertraut machen? Unser eintägiges Praxisseminar bietet Ihnen einen guten Einstieg. Lernen Sie neue Fördermöglichkeiten für Ihr Projekt kennen, erfahren Sie, was bei der Projektantragstellung und bei der Projektdurchführung zu beachten ist und machen Sie sich mit einschlägigen Datenbanken und Netzwerke vertraut. Programm- • Die Struktur der EU-Förderung schwerpunkte • EU-Förderprogramme für grenzüberschreitende Kooperationen im Überblick • Eine Reise durch ein EU-Projekt: von der Idee bis zum Abschluss – die wichtigsten Tipps • EU-Datenbanken und Netzwerke • Mein EU-Projekt – Gruppenarbeit zur Projektkonzeption und Antragstellung Vortragende Mag. Bernhard Krabina (KDZ), Mag. Bernhard Kühr (Datenbankexperte der Europäischen Kommission, Vertretung in Österreich), Mag. Alexandra Schantl (KDZ) Termin/Ort 17.11.2010, Ort: Arcotel Hotel Nike GmbH, Linz Detaillierte Informationen erhalten Sie unter http://www.kdz.or.at/seminare KDZ Forum Public Management 3/2010 25 Weiterbildung für MitarbeiterInnen und MandatarInnen im öffentlichen Dienst Sept. bis Dez. 2010 Konsolidieren und Optimieren der öffentlichen Haushalte 23.09. 07.10. 28.10. 09.11. 16.-17.11. 23.11. Grundlagen der Haushaltskonsolidierung – Erarbeiten von Konsolidierungsstrategien Gemeindekooperationen entwickeln Aufgaben- und Produktkritik Optimieren von Infrastrukturbetrieben – Kompaktseminar für Führungskräfte und MandatarInnen Mitarbeiterführung in schwierigen Zeiten Verbessern von Prozessen – ein Ansatz zur Haushaltskonsolidierung Linz Bruck/Mur Linz Linz Linz Linz Public Governance und Public Management 21.09. 05.10. 12.-13.10. 20.-21.10. 21.-22.10. 17.11. 30.11. Praxisforum BauhofleiterInnen 2010 Lobbyingarbeit auf kommunaler Ebene Kulturbetriebe und -angebote im Spannungsfeld zwischen Qualität und Kosten Bürgerbeteiligung konkret CAF anwenden leicht gemacht EU-Förderungen für Ihre Stadt – Praxisseminar für EinsteigerInnen Open Government Data – Daten der Verwaltung nutzen und nutzbar machen Kapfenberg Linz Bruck/Mur Wien Wien Linz Wien Instrumente der täglichen Führungsarbeit 15.10. Mitarbeitergespräche erfolgreich führen 20.-21.10. Die Führungskraft als Coach Bruck/Mur Linz Erfolgreich Kommunizieren und Persönlichkeitstrainings 14.10. Zeit- und Ressourcenmanagement für Führungskräfte 11.11. Refresher: Kommunikation und Konfliktmanagement kompakt St. Pölten Linz www.kdz.or.at Juristisches Update für VerwaltungsmitarbeiterInnen 22.09. Datenschutz in der Verwaltungspraxis und praktische Sicherheitstechnik im Datenschutz 23.09. Die Anwendung der EG-Verordnungen zu den Sozialvorschriften und Lenkervorschriften im Strafverfahren 29.09. Bescheide wirksam durchsetzen – Zustellung, Vollstreckung und Umgang mit Rechtsmitteln in der Behördenpraxis 30.09. Bau und Verwaltung von Gemeindestraßen nach dem NÖ Straßengesetz 04.10. Bau und Verwaltung von Gemeindestraßen nach dem OÖ Straßengesetz 13.10. Die OÖ Bauordnung – Grundzüge des Baurechts für Nicht-JuristInnen 18.10. Abgabenverpflichtungen nach der NÖ Bauordnung 1996 - Aufschließungs-, Ergänzungs-, Grundabtretungs- und Stellplatzausgleichsabgaben 04.11. Die Auswirkungen des Stmk. ROG 2010 auf die Praxis der Steiermärkischen Raumordnung 08.11. Anlieger- und Aufschließungsbeiträge nach der OÖ Bauordnung und dem OÖ Raumordnungsgesetz 10.11. Der Sachverständige im Verwaltungsverfahren 18.11. Die NÖ Bauordnung – Grundzüge des Baurechts für Nicht-JuristInnen 23.11. Amtshaftung – Grundlagen, Risiken, Rechtsfolgen 24.11. Datenschutz-Workshop: Spezialfragen aus der Praxis 30.11. Baupolizeiliche und sonstige behördliche Aufträge im Rahmen des eigenen Wirkungsbereiches der Gemeinden in der Stmk Niklasdorf Linz Linz St. Pölten Linz Linz St. Pölten Bruck/Mur Linz Linz Wiener Neustadt Linz Linz Bruck/Mur Steuern und Abgaben 20.09. Die Kommunalsteuer – Grundlagen und aktuelle Entwicklungen 04.10. Das neue einheitliche Abgabenverfahren für Salzburg – Anwendung in der Praxis Linz Salzburg Spezialseminare in Kooperation mit KM-A 2010/2011 23.-24.09. Wissensstädte und Wissensregionen. 20.-21.01. Wissensmanagement in der öffentlichen Verwaltung Wien Wien KDZ-Lehrgang 2010-2011 Oktober KDZ-Praxislehrgang Bürgerservice: Konzepte, Tools und Exkursionen bis Jänner Information und Anmeldung: KDZ ManagementberatungsGuglgasse 13 und WeiterbildungsGmbH A-1110 Wien Online-Anmeldung: www.kdz.or.at/seminare Baden, Linz, Bruck/Mur Mit Unterstützung von: Ansprechpartnerin: Eva Wiesinger Tel.: +43 1 8923492-16 Fax: +43 1 8923492-20 E-Mail: [email protected] AUSWAHL BÜCHER: PUBLIC MANAGEMENT/GOVERNANCE Management von Kundenbeziehungen Das Kundenbeziehungsmanagement oder Customer Relationship (CRM) kann als konsequente Ausrichtung des Unternehmens auf seine KundInnen gesehen werden. Die Festschrift für Manfred Bruhn bemüht sich dem Thema Management von Kundenbeziehungen systematisch und in einem ganzheitlichen Ansatz zu nähern. Sie splittet sich in vier Teile, die sich den Perspektiven, Analysen, Strategien und Instrumenten der Kundenbeziehung widmen. Werden in Teil eins die externen und internen Betrachtungsweisen aufgezeigt, beschäftigt sich der Analyseteil stark mit der emotionalen Kundenbeziehung und -bindung. Als ge- Motivieren, delegieren, kritisieren: die Erfolgsfaktoren der Führungskraft Führung mit Erfolg gelingt, wenn Führungskräfte das Motivieren, Delegieren und Kritisieren beherrschen. Die vorliegende Publikation bereitet hilfreiches Wissen für die eigene Führungspraxis auf und trägt damit zu einer Verbesserung der Leistungsbereitschaft und Leistungsbereitschaft von MitarbeiterInnen und Führungskräften bei. Der Autor kann als Führungs- und Verhaltenstrainer sowie systemischer Organisationsentwickler viele Tipps und Erfahrungen Das Mitarbeitergespräch als Führungsinstrument Mitarbeitergespräche haben sich in den letzten Jahren vielerorts als wichtiges Instrument zur Mitarbeiterführung herauskristallisiert. Als zentrales Element zur Strukturierung des Führungsprozesses und des Leistungsmanagements ist das Thema jedoch auch komplexer und umfangreicher geworden. PersonalexpertInnen können auf Erfahrungswerte zurückgreifen und auch die Wissenschaft erforscht eingehend die Einflussfaktoren und Folgeeffekte von Mitarbeitergesprächen. Die AutorInnen haben dieses Buch sehr klar gegliedert, indem sie vor jedem Kapitel Fragestel- KDZ Forum Public Management 3/2010 nereller Paradigmenwechsel wird in Teil drei der Trend weg von den Transaktionen hin zum Beziehungsmanagement beleuchtet. Bei den Instrumenten reicht die Palette der Artikel von Beschwerdemanagement über Brand Communities bis zu der Rolle der Direktkommunikation in öffentlichen Institutionen. Die 22 Buchbeiträge sind sehr klar strukturiert und wissenschaftlich abgehandelt, demnach benötigt diese Lektüre auch eingehend Zeit, um verarbeitet zu werden. Ein gut sortiertes Stichwortverzeichnis erleichtert die Arbeit mit dem Thema, da einzelne Aspekte sehr schnell herausgegriffen werden können, um sich rasch einen Überblick zu verschaffen. aus der Praxis berichten, wie etwa Kritik als Führungsinstrument, Werkzeuge zum Umgang mit Regelverstößen, Wege zur (Selbst-)Motivation und souveränes Begegnen und konstruktives Umgehen mit Widerständen. Auch wird auf wichtige Grundlagen wie Führungsmodelle und -theorien oder Mitarbeitergespräche eingegangen. Besonders vorteilhaft erscheint die prägnante Formulierung von einfachen, aber wichtigen Empfehlungen für Führungskräfte. Damit eignet sich dieses Werk von Dahms besonders als praktischer Leitfaden insbesondere für junge und/oder neue Führungskräfte. lungen aufwerfen, die anschließend sehr anschaulich beantwortet werden. In konzisen Punkten beschreiben sie die einzelnen Kapitel und fassen diese abschließend in „Das wichtigste in Kürze“ zusammen. Gespickt mit Checklisten, übersichtlichen Grafiken und Tabellen ist diese Abhandlung ein zeitgemäßes und gut lesbares Handbuch. Fallbeispiele runden diesen Wegweiser ab, der sich auch weiter in die Materie vorwagt und u.a. Leistungsbeurteilungen, schwierige Gespräche und Vergütungssysteme unter die Lupe nimmt. Insgesamt wird hier eine gute Verquickung zwischen wissenschaftlicher Herangehensweise und praktischem, gelebtem Erfahrungsschatz geboten. Bürger-/Kundenorientierung Georgi, Dominik u.a. (Hrsg.) Wiesbaden: Gabler 2010, 520 S. ISBN 978-3-8349-1800-0 DIV 155 4696 Führung Dahms, Matthias Wiesbaden: Gabler 2010, 2. Aufl.; 195 S. ISBN 978-3-8349-1873-4 A 710 229 4697 Winkler, Brigitte; Hofbauer, Helmut München: Hanser 2010, 4., vollst. überarb. Aufl., 491 S. ISBN 978-3-446-41606-2 A 710 223 4698 27 AUSWAHL BÜCHER: PUBLIC MANAGEMENT/GOVERNANCE Soziales Grohs, Stephan Wiesbaden: VS Verlag 2010, 280 S. ISBN 978-3-531-17098-5 A 734 169 4699 Verwaltungsentwicklung König, Klaus (Hrsg.) Speyer: DHV Speyer 2009; 249 S. (=Speyerer Forschungsberichte, Bd. 263) ISBN 978-3-941738-01-0 A 402 153 4700 Röttgen, Norbert; Vogel, Bernhard (Hrsg.) Baden-Baden: Nomos 2010, 274 S. ISBN 978-3-8329-5174-0 A 104 275 4701 28 Modernisierung kommunaler Sozialpolitik: Anpassungsstrategien im Wohlfahrtskorporatismus Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich am Beispiel der Jugendhilfe empirisch mit dem Einfluss der Modernisierungsund Ökonomisierungsimpulse auf die Ausgestaltung und den Wandel lokaler Wohlfahrtsarrangements. Damit ist das Zusammenspiel von staatlichen, marktlichen, verbandlichen und privaten Formen der Wohlfahrtsproduktion gemeint. Im Mittelpunkt des Bandes stehen zwei zentrale Fragestellungen: Welchen Einfluss haben Modernisierungsanstrengungen der kommunalen Sozialverwaltung und Ökonomisierungsimpulse auf Theoretische Aspekte einer zivilgesellschaftlichen Verwaltungskultur Der vorliegende Forschungsbericht fasst die Ergebnisse eines Symposiums des Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung zusammen. Dabei werden unterschiedliche Aspekte einerseits der Kultur der öffentlichen Verwaltung und andererseits der Zivilgesellschaft beleuchtet. Angestrebt wird, mit dieser Publikation einen Beitrag dazu zu leisten, diese unterschiedlichen Aspekte zusammenzuführen und die Stichworte Bürokratiekostenabbau in Deutschland Wie internationale Erfahrungen zeigen, nehmen Maßnahmen zum Bürokratieabbau einen zunehmend wichtigeren Stellenwert und stakeholderorientierten Standpunkt in der Verwaltungsreform ein. Die Autoren haben mit diesem Buch die vielfältigen Bemühungen engagierter VertreterInnen eines modernen, leistungsfähigen Staates für eine weiterführende Debatte zusammengestellt. Hintergrund war, eine Weiterführung des politischen und fachlichen Diskurses über die Intensivierung des Bürokratieabbaus, die Modernisierung des Staates und den Abbau unnötiger Bürokratie zu initialisieren. Dieses Werk beinhaltet u.a. die Trägerstrukturen sozialer Dienstleistungen? und Wie werden die Leistungsbeziehungen und Koordinationsstrukturen zwischen Sozialverwaltung und externen Wohlfahrtsproduzenten im Zuge der Modernisierung verändert, kommt es zu Änderungen hinsichtlich der Steuerung und Kontrolle sozialer Dienste? Die Studie untersucht vor diesem Hintergrund am Beispiel von Leistungsvereinbarungen und Kontrakten empirisch die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Trägerstrukturen und die Leistungsbeziehungen. Dabei werden unterschiedliche Implementationsweisen dieser Instrumente untersucht, die durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. „kooperative Verwaltung“ oder „aktivierender Staat“ wissenschaftlich zu beleuchten und weiter zu entwickeln. Die einzelnen AutorInnen versuchen aktuelle Themen, wie Bürgerbeteiligung, Demokratiekrise, Informationsgesellschaft, Bürgerkommune etc., aus unterschiedlichen methodischen und disziplinären Blickwinkeln zu beleuchten. Besonderes Augenmerk wird jenen Facetten geschenkt, die sich mit den Auswirkungen neuer zivilgesellschaftlicher Entwicklungen und Modelle auf die öffentliche Verwaltung auseinander setzen. ein innovatives Konzept zur Ausdehnung des Standardkostenmodells auf die öffentliche Verwaltung am Beispiel der Kommunen. Dieser Ansatz wird vor dem Hintergrund existierender Erfahrungen beleuchtet und seine Anwendbarkeit im Rahmen einer Fallstudie evaluiert. Übertragen auf Österreich wird deutlich, dass eine Erfassung der, für Kommunen im Rahmen ihrer Leistungserbringung durch gesetzliche Informationsverpflichtungen (z.B. Dokumentations- und Nachweispflichten gegenüber Bund, Ländern, EU etc.) entspringenden, Bürokratielasten einen wertvollen Beitrag zur Föderalismus- und Verwaltungsreform leisten könnte. KDZ Forum Public Management 3/2010 AUSWAHL BÜCHER: PUBLIC MANAGEMENT/GOVERNANCE Daseinsvorsorge E-Government EU-Dienstleistungsrichtlinie Governance Wasserpolitik – Zur politischen Theorie, Praxis und Kritik globaler Governance; Dobner, Petra; Berlin: Suhrkamp 2010, 400 S.; ISBN 978-3-518-29558-8; A 744 296; 4702 E-Government: Konzepte, Modelle und Erfahrungen; Promberger, Kurt; Wien: Linde 2010, 313 S. (=Management und Unternehmenskultur, Bd. 18); ISBN 978-3-7073-1745-9; A 404 349; 4703 Die Umsetzung der EU-Dienstleistungsrichtlinie – Verwaltungsreform in der Europäischen Union; Wien: LexisNexis 2010, 53 S. (=Schriftenreihe Niederösterreichische Juristische Gesellschaft, Bd. 108); ISBN 978-3-7007-4532-7; EG 644; 4704 Interkulturelle Kompetenz für die öffentliche Verwaltung; Raiser, Peter; Ufholz, Bernhard; Bielefeld: Bertelsmann 2009, 31 S. (=Leitfaden für die Bildungspraxis, Nr. 35); ISBN 978-3-7639-3699-1; A 733 266; 4705 Systemanalyse als politische Reformstrategie; Dahme, Heinz-Jürgen; Wohlfahrt, Norbert (Hrsg.); Wiesbaden: VS Verlag 2010, 420 S.; ISBN 978-3-531-17037-4; A 735 063; 4706 Kooperation Gemeindefusion – unter besonderer Berücksichtigung des Kantons Graubünden; Fetz, Ursin; Zürich: Schulthess 2009, 252 S. (=Zürcher Studien zum öffentlichen Recht, Bd. 187); ISBN 978-3-7255-5856-8; A 909 0 017; 4707 Korruptionsbekämpfung Ethics in public management; Frederickson, George H.; Ghere, Richard K. (Ed.); Armonk, NY u.a.: Sharpe 2005, 390 S.; ISBN 0-7656-1461-8; A 504 170; 4708 Recht Der Vertrag von Lissabon; Hummer, Waldemar; Obwexer, Walter (Hrsg.); BadenBaden: Nomos 2009, 548 S.; ISBN 978-3-8329-4169-7; A 907 0 026; 4709 Soziales Mögliche Ansätze zur Unterstützung von Familien; Festl, Eva; Lutz, Hedwig; Schratzenstaller, Margit; Wien: WIFO 2010, 142 S.; A 738 220; 4710 Regiert das Lokale das Soziale? Die Kommunalisierung und Dezentralisierung sozialer Dienste als sozialpolitische Reformstrategie; Dahme, Heinz-Jürgen (Hrsg.); Baltmannsweiler: Schneider 2010, 214 S. (=Grundlagen der Sozialen Arbeit, Bd. 24); ISBN 978-3834006912; A 735 062; 4711 Soziale Gerechtigkeit – ein magisches Viereck; Becker, Irene; Hauser, Richard; Berlin: Edition Sigma 2009, 308 S. (=Forschungen der Hans-Böckler-Stiftung, Bd. 104); ISBN 978-3-8360-8704-9; A 501 157; 4712 Verwaltungsentwicklung Verwaltungsmodernisierung als Voraussetzung für nachhaltige Effizienzgewinne im öffentlichen Sektor; Pitlik, Hans; Wien: WIFO 2010, 236 S.; A 408 152; 4713 Wissensmanagement Wissen managen: wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen; Probst, Gilbert J.B.; Raub, Steffen; Romhardt, Kai; Wiesbaden: Gabler 2010, 6. überarb. u. erw. Aufl., 315 S.; ISBN 978-3-8349-1903-8; INF 290; 4714 Wissensmanagement, Wissenstransfer, Wissensnetzwerke: Konzepte, Methoden, Erfahrungen; Pircher, Richard (Hrsg.); Erlangen: Publicis Publication 2010, 331 S.; ISBN 978-3-89578-360-9; INF 289; 4715 KDZ Forum Public Management 3/2010 29 AUSWAHL BÜCHER: FINANZWIRTSCHAFT Bürgerhaushalt Bürgerbeteiligung in Finanzfragen Müller, Martin Wien: Nomos 2009, 299 S. ISBN 978-3-8329-4137-6 A 102 154 4716 Der Autor nimmt eine Einordnung der Konzepte der Bürgerbeteiligung in Haushaltsfragen aus rechtlicher Sicht vor. Auch wenn die Analyse auf der deutschen Rechtslage beruht, lassen sich daraus allgemeine Rückschlüsse und Denkanstöße ziehen, die für die Verhältnisse in Österreich von Bedeutung sein können. Es wird u.a. zwischen formeller und informeller Bürgerbeteiligung unterschieden und somit darauf aufmerksam gemacht, dass die informellen Möglichkeiten zu Einflussnahmen (z.B. im Rahmen von Bürgerhaushaltsverfahren) oft tiefgreifender sind, als die formalrechtlich vorgesehenen. Aus diesem Grund wird Sintomer, Yves; Herzberg, Carsten; Röcke, Anja Wiesbaden: VS Verlag 2010, 378 S. ISBN 978-3-531-17083-1 A 114 136 4717 Der Bürgerhaushalt in Europa – eine realistische Utopie? Öffentliches Haushaltswesen Holtkamp, Lars Berlin: Edition Sigma 2010, 95 S. ISBN 978-3-8360-7233-5 A 214 149 4718 30 Die Idee der direkten Bürgerbeteiligung an der Erstellung des kommunalen Haushalts findet in Europa zusehends mehr InteressentInnen. Dabei wird der Bürgerhaushalt in unterschiedlich großen Kommunen in den verschiedenen Ländern anders implementiert. Die Methodik, wie diese Bürgerbeteiligung erreicht werden soll bzw. die konkrete Vorstellung davon, wie weit Bürgerbeteiligung gehen kann, unterscheidet die einzelnen Projekte oft sehr deutlich voneinander. Die AutorInnen analysieren die Zugänge der Kommunen europäischer Länder zum Bürgerhaushalt und erarbeiten dabei eine Kommunale Haushaltspolitik bei leeren Kassen Die deutschen Kommunen stecken in einer tiefen Haushaltskrise und im kommunalen Alltagsgeschäft wird zukünftig kaum mit nachhaltigen Staatshilfen zu rechnen sein. Wesentlich ist, dass selbst die Kommunen mit Nothaushalt sehr unterschiedliche Wege beschreiten; allerdings sind die dahinter stehenden Entscheidungen und mikropolitischen Strategien bislang wenig bekannt. Der Autor beschreibt ohne Denkverbote in dieser Publikation krisenerprobte Strategien. Er hebt deutlich die sehr unterschiedlichen Entscheidungsoptionen hervor, vor denen Rat, Verwaltung und in weiterer Folge versucht abzuschätzen, inwiefern und wie eine formelle Ausweitung der Einflussrechte der BürgerInnen in Finanzfragen im aktuellen Rechtsrahmen möglich ist. Dies betrifft u.a. die Frage, ob Entscheidungen in Finanzfragen demokratisch legitim sind, wenn sie anstatt von demokratisch gewählten Organen, wie etwa dem Gemeinderat, in Bürgerbeteiligungsverfahren getroffen werden, bei denen die Gesellschaft in der Regel nicht vollständig repräsentiert wird. Daneben werden noch einige andere verfassungsrechtliche Prinzipien im Zusammenhang mit der Ausweitung der Bürgerbeteiligungsrechte in Finanzfragen diskutiert. Systematisierung der existierenden Bürgerhaushaltsprojekte. Daraus werden Bürgerhaushaltstypen abgeleitet, die ein breites Spektrum der Möglichkeiten zur Bürgerbeteiligung in Haushaltsfragen abstecken. Dabei wird betont, dass einzelne Städte und Gemeinden die jeweils auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Methodik der Bürgerbeteiligung bei der Haushaltserstellung entwickeln müssen, ohne den Anspruch zu erheben, einen Idealtypus vollständig zu erfüllen. Somit dienen die Idealtypen eher einer theoretischen Systematisierung der einzelnen Projekte und sollen dabei kaum als Leitfäden für die konkrete Umsetzung des Bürgerhaushalts dienen. engagierte BürgerInnen in der Haushaltpolitik bei leeren Kassen stehen. Sie entscheiden maßgeblich mit über die Zukunft ihrer Stadt, gerade wenn öffentlich suggeriert wird, dass es eigentlich nichts mehr zu entscheiden gebe. Lars Holtkamp verknüpft die Verwaltungsreformen und die Konsolidierungsstrategien und bietet eine Übersicht über wesentliche Instrumente der Konsolidierung, wie die Aufgabenkritik. Gleichzeitig geht er auf die Besonderheit der Städte in Nordrhein-Westfalen ein. Diese stehen aufgrund ihrer finanziellen Bedingungen intensiv unter Kommunalaufsicht. Abschließend werden von ihm Handlungsoptionen in der kommunalen Haushaltskrise dargestellt. KDZ Forum Public Management 3/2010 AUSWAHL BÜCHER: FINANZWIRTSCHAFT Kommunale Doppik: Einführung in das Dreikomponentensystem Was bedeutet der Begriff Doppik und welche Rolle spielt er in Rahmen der Verwaltungsreform? Das Umstellen des Rechnungswesens auf die doppelte Buchführung nach dem Vorbild der Wirtschaft stellt in deutschen Kommunen derzeit eine zentrale Aufgabe dar. Im zweiten Band der derzeit sechsteiligen Reihe „Kommunale Verwaltungssteuerung“ erläutern Heinz Kußmaul und Jörg Henkes die Anwendung der Doppik in der kommunalen Verwaltungspraxis. Das vorliegende, kompakte Basiswerk vermittelt die notwendigen Grundlagen zum System der Doppik sowie die Buchführungstechnik inklusive Der kommunale Gesamtabschluss: Zielsetzung, Grundlagen und Erstellung Mittlerweile hat ein großer Teil der deutschen Städte und Gemeinden ein doppisches Rechnungswesen eingeführt. Der kommunale Gesamtabschluss ist eine Weiterentwicklung und auch eines der zentralen Reformelemente des neuen öffentlichen Haushaltsrechts und Rechnungswesens in Deutschland. Mit seiner Einführung können in der Wirtschaft bewährte Methoden für die Steuerung von Kommunen genutzt werden. Ziel ist es, über die gesamte Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage einer kommunalen Gebietskörperschaft Transparenz zu schaffen. Zusammen mit dem BeKommunalfinanzen Das vorliegende Werk befasst sich umfassend mit der Struktur der deutschen Kommunen und vertiefend mit den Kommunalfinanzen. In einem ersten Kapitel widmen sich die beiden AutorInnen der Einbettung der Kommunalpolitik im politischen System der Bundesrepublik und darauf aufbauend den Fragen des Föderalismus. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Einnahmenstruktur, wobei intensiver auf die kommunalen Steuern und Gebühren als Teil des kommunalen Einnahmensystems eingegangen wird. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Themenblock der kommunalen Verschuldung mit ihrer Rechtsgrundlage, KDZ Forum Public Management 3/2010 des Jahresabschlusses mit Ergebnisrechnung, Finanzrechnung und Bilanz. Vertiefend befassen sich die beiden Autoren mit dem Dreikomponentensystem des neuen Rechnungswesens. Das Dreikomponentensystem umfasst Ergebnishaushalt und Ergebnisrechnung, Finanzhaushalt und Finanzrechnung sowie Vermögensrechnung/Bilanz. Die vorliegende Publikation informiert ebenfalls über die aktuellen Bilanzierungsund Bewertungsvorschriften. Zahlreiche praxisnahe Beispiele erleichtern den Einstieg in die Materie. Dieses Buch wendet sich in erster Linie an kommunale PraktikerInnen und dient als Leitfaden für die Umsetzung des doppischen Rechnungswesens in der Kommune. Kußmaul, Heinz; Henkes, Jörg Berlin: Erich Schmidt 2009, 235 S. ISBN 978-3-503-11476-4 A 111 074 4719 teiligungsmanagement bildet der Gesamtabschluss die Grundlage, um den „Konzern Kommune“ mit modernen und bewährten Methoden zu steuern. Der Praxisleitfaden bietet nicht nur einen schnellen Überblick über das Thema, sondern auch konkrete Hilfestellungen für die Umsetzung in den einzelnen Phasen der Erstellung. Er zeigt die Wichtigkeit dieses Themas, da insbesondere viele deutsche Kommunen und mittlerweile auch verstärkt österreichische Gemeinden über ausgegliederte Unternehmen und Einrichtungen und damit konzernähnliche Strukturen verfügen. Um einen Gesamtüberblick über die Entwicklung zu haben, ist der Gesamtabschluss ein passendes Instrument. Müller-Marqués Berger, Thomas; Krebs, Uwe (Hrsg.) Stuttgart: Schäffer-Poeschel 2010, 290 S. ISBN 978-3-7910-2936-8 A 111 075 4720 den Instrumenten und dem kommunalen Schuldenmanagement. Finanzierungsalternativen, wie z.B. das Betreibermodell, Public Private Partnership oder modifizierte Projektfinanzierungen, werden in einem eigenen Kapitel beleuchtet. Der letzte Teil des Buches befasst sich intensiv mit dem kommunalen Finanzausgleich und dem kommunalen Haushaltswesen mit seinen aktuellen Entwicklungen, wie der Doppik. Abschließend werden Möglichkeiten zur Reform des kommunalen Einnahmensystems, wie der Instrumente der kommunalen Finanzwirtschaft behandelt. Das vorliegende Werk stellt eine grundlegende, vielfältige Betrachtung der deutschen Kommunen und ihrer Möglichkeiten dar. Rehm, Hannes; Matern-Rehm, Sigrid Wiesbaden: VS Verlag 2010, 425 S. ISBN 978-3-531-15593-7 A 111 076 4721 31 AUSWAHL BÜCHER: FINANZWIRTSCHAFT Ausgliederung Öffentliche Finanzwirtschaft Ausgliederungen aus dem öffentlichen Bereich. Versuch einer Bilanz; Schlager, Christa (Hrsg.); LexisNexis 2010, 178 S.; ISBN 978-3-7007-4504-4; A 408 151; 4722 Österreich und die internationale Finanzkrise; Kühnelt, Erich u.a.; Wien: Ueberreuter 2009, 118 S. (=Publikationen des Beirats für Wirtschafts- und Sozialfragen, Bd. 83); ISBN 978-3-901466-14-4; A 108 203; 4723 Wirtschaftlichkeitsrechnung in der öffentlichen Verwaltung; Reichardt, Jacqueline; Stuttgart: Boorberg 2009, 169 S.; ISBN 978-3-415-04104-2; A 101 127; 4724 Gemeindehaushalt Kooperationen Kommunale Kosten- und Leistungsrechnung: Grundlagen und Umsetzung; Isemann, Rainer; Müller, Christian; Müller, Stefan; Berlin: Erich Schmidt 2009, 199 S. (=Kommunale Verwaltungssteuerung, Bd. 3); ISBN 978-3-503-11489-4; A 311 058; 4725 Public Private Partnerships und öffentliche Verschuldung: PPP-Modelle im Licht deutscher und europäischer Verschuldungsregeln und ihre Transparenz in den öffentlichen Haushalten; Gatzke, Nicolas; Frankfurt am Main, Wien: Lang 2010, 287 S. (=Sozialökonomische Schriften, Bd. 41); ISBN 978-3-631-59878-8; A 401 347; 4726 KDZ Seminare www.kdz.or.at Mitarbeiterführung in schwierigen Zeiten In Zeiten von Stellen- und Budgeteinsparungen leidet oft auch die Motivation der verbleibenden MitarbeiterInnen. Gleichzeitig ist die Motivation und das Engagement der Mitarbeitenden die wichtigste Voraussetzung, um bei eingeschränkten Ressourcen weiterhin leistungsfähig zu bleiben. Die Chancen, die sich aus einer krisenhaften Entwicklung ergeben und die Potenziale der Mitarbeitenden können nur durch eine Abkehr von hierarchisch-bürokratischen Führungsansätzen genutzt werden. In diesem Seminar sollen ein Grundverständnis für eine neue Kultur wirkungsorientierter Führung geschaffen und die Grundsätze für dieses Führungsverständnis vorgestellt werden. Es richtet sich an Führungskräfte aus allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung oder ausgelagerter öffentlicher Betriebe sowie politische Mandatare. Programm- • Probleme bei Budgetkonsolidierung und Dienstposteneinsparungen schwerpunkte • Strategien zur Verbesserung von Qualität und Akzeptanz von Einsparungsentscheidungen • Einsparung und Leistungsverbesserung – (k)ein Widerspruch? • Konsolidierungsmanagement im politiknahen Bereich • widersprüchliche Interessen verschiedener Gruppen – Wie bringt man möglichst alle ins Boot? 32 Vortragende Mag. DDr. Günther Bauer, MSc (Geschäftsführer der Seniorenzentren Linz GmbH) Mag. Peter Biwald (Geschäftsführer, KDZ) Termin/Ort 16.-17.11.2010, Ort: Arcotel Hotel Nike GmbH, Linz Detaillierte Informationen erhalten Sie unter http://www.kdz.or.at/seminare KDZ Forum Public Management 3/2010 AUSWAHL BÜCHER: STADTWIRTSCHAFT Im Interesse des Gemeinwohls: regionale Gemeinschaftsgüter in Geschichte, Politik und Planung Dieses Buch ist das zentrale Produkt eines dreijährigen Forschungsprojekts am Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung mit dem Ziel, den Wert von Gemeinschaftsgütern und Gemeinwohlvorstellungen für die Regionalpolitik und Regionalentwicklung in Geschichte und Gegenwart theoretisch und empirisch zu prüfen. Neben einer Reflexion des Standes der Forschung zu den Konzepten „Gemeinschaftsgüter“ und „Gemeinwohl“ im ersten Kapitel, bietet dieser Projektband schwerpunktmäßig empirische Befunde anhand von Mehr Gesundheit im Quartier Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte Gruppen wird angesichts der Tatsache, dass Armut ein beträchtliches Gesundheitsrisiko darstellt, immer bedeutender. Menschen mit geringer Qualifizierung, niedrigem Einkommen und niedrigem sozialen Status leben zumeist in benachteiligten Stadtteilen. Dementsprechend gilt es Stadtteilentwicklung und Gesundheitsförderung stärker als bisher gemeinsam zu betrachten. Allerdings gibt es bis dato kaum erprobte und evaluierte Strategien und Projekte, die beides unterstützen. Ausgehend von einem Forschungsprojekt zur Weiterentwicklung und Bewertung gesundheits- Auf dem Weg zur sozialen Stadt: Abbau benachteiligender Wohnbedingungen als Instrument der Armutsbekämpfung Im Gegensatz zur Mehrheit der stadtsoziologischen Forschungsliteratur legt gegenständliche Publikation einer Dissertation den Fokus auf mittlere Großstädte. Anhand der Stadt Karlsruhe, welche rund 280.000 EW umfasst, überprüft der Autor inwieweit Theorien zu sozialer Ungleichheit und räumlicher Segregation für die kommunale Praxis von Sozialverwaltungen relevant sind und in diesem Zusammenhang die Methoden der empirischen Sozialforschung angewendet werden können. Aufbauend auf einer Beschreibung der theoretischen KDZ Forum Public Management 3/2010 aktuellen Beispielen aus der Wasserversorgung und Kulturlandschaftsentwicklung aus dem Raum Berlin-Brandenburg. Das Besondere an der vorliegenden Publikation ist der interdisziplinäre Ansatz – die Verbindung von sozial-, raum- und geschichtswissenschaftlichen Sichtweisen. Ergänzend zu den Ergebnissen des Forschungsprojektes ist daher ein drittes Kapitel externer AutorInnen und damit erweiternden Sichtweisen auf die Raumrelevanz dieser Konzepte vorbehalten. Zusätzlich bieten Syntheseabschnitte am Abschluss der Kapitel sowie der Publikation eine Zusammenfassung und vergleichende Auswertung der Beiträge. fördernder Stadtentwicklungsprozesse versucht vorliegender Band darzustellen, wie Gesundheitsförderung auf Quartiersebene funktionieren kann. So wird u.a. ein einheitlicher Finanzierungstopf für stadtteilbezogene Gesundheitsförderung empfohlen und für einen gemeinsamen Aktionsrahmen für gesundheitliche Stadtentwicklung plädiert, um eine strategisch ausgerichtete Projektentwicklung zu gewährleisten. Nachdem in der Regel sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche gesundheitlich besonders gefährdet sind, sei an dieser Stelle noch die DIFU-Arbeitshilfe „Kinder- und jugendbezogene Gesundheitsförderung im Stadtteil“ erwähnt. Grundlagen zu „benachteiligenden Wohnbedingungen“ anhand des aktuellen Standes der deutschen Segregationsforschung sowie einer Analyse der Zusammenhänge und Ursachen erfolgt eine empirische Untersuchung anhand von Befragungen in ausgewählten Karlsruher Wohngebieten. Theoriediskussion und Empirische Analyse münden in einem „Prozessmodell der nachhaltigen Stadt(teil)entwicklung“, welches einen Weg der theoretischen und praktischen Anwendung soziologischen Wissens auf kommunaler Ebene aufzeigt. Interessant erscheint das Buch für Fach- und Führungskräfte in Kommunalverwaltungen sowie bundes-, landes- und kommunalpolitischen Institutionen. Raumentwicklung/-planung Bernhardt, Christoph u.a. (Hrsg.) Frankfurt am Main: Campus-Verlag 2009, 397 S. ISBN 978-3-593-39012-3 A 214 148 4727 Stadtentwicklung Reimann, Bettina; Christa Böhme; Bär, Gesine (Hrsg.) Berlin: Edition DIFU 2010; 190 S. ISBN 978-3-88118-472-4 A 614 247 4728 Stadtwirtschaft Lenz, Martin Wiesbaden: Gabler 2007, 275 S. ISBN 978-3-8350-6072-2 A 613 166 4729 33 AUSWAHL BÜCHER: STADTWIRTSCHAFT Verwaltungsentwicklung Schimanke, Dieter (Hrsg.) Baden-Baden: Nomos 2010, 159 S. ISBN 978-3-8329-5224-2 A 405 216 4730 Web 2.0 Bieber, Christoph u.a. (Hrsg.) Frankfurt am Main: Campus Verlag 2009, 329 S. ISBN 978-3-593-39013-0 INF 288 4731 Stadtwirtschaft Umweltschutz 34 Verwaltung und Raum Die Tagung der Deutschen Sektion des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaften widmete sich im November 2008 der Frage nach der Bedeutung der räumlichen Dimension der Verwaltung bzw. der einzelnen Verwaltungsebenen für ihre Leistungsfähigkeit sowie ihre Funktion zur Integration und Identitätsbildung. Im Wesentlichen wurden dabei drei Themenkomplexe behandelt: 1. Grundsatzfragen zur Raumdimension – Territoriale Gliederung im Informationszeitalter: Braucht die öffentliche Verwaltung den Raumbezug und welche Bedeutung hat er in einer Zeit, in der Dank der technischen Errungenschaften der Soziale Netze in der digitalen Welt: das Internet zwischen egalitärer Teilhabe und ökonomischer Macht Die Fachbeiträge dieses Bandes basieren auf der Herbsttagung 2008 des Zentrums für Medien und Interaktivität (ZMI) der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Die AutorInnen untersuchen darin die Auswirkungen der neuen Formen der Internetnutzung und -teilhabe im so genannten Web 2.0. Die KonsumentInnen des Internets werden immer mehr auch zu potentiellen ProduzentInnen von Inhalten und damit zu aktiven GestalterInnen. In Blogs, Wikis und Videoplattformen kann jede NutzerIn im Netz mit einfachsten Mitteln selbst verfasste Bei- Großteil der Verwaltungsangelegenheiten der EinwohnerInnen theoretisch an zentralen Stellen bearbeitet werden könnte? 2. Funktionalreformen – die Debatte um die optimale Verteilung der Aufgaben auf die verschiedenen Ebenen. Unter anderem enthält dieser Abschnitt eine vergleichende Analyse der Dezentralisierungspolitiken in Frankreich, England und Deutschland. 3. Die unmittelbar raumbezogene Gebietsreform – Gebietsreformen als Auseinandersetzung um die kommunale Selbstverwaltung. Gegenständliche Publikation enthält die Beiträge unterschiedlicher AutorInnen zu dieser Tagung in überarbeiteter und aktualisierter Form. träge veröffentlichen. Dieser enormen Erweiterung der (Kommunikations-)Möglichkeiten für die InternetnutzerInnen stehen infolge der globalen Öffentlichkeit jedoch auch größere Risiken gegenüber. Dieser Band konzentriert sich auf vier Themenbereiche, welche durch die digitalen sozialen Netzwerke besonders starken Veränderungen unterliegen: die Felder der politischen Kommunikation, die Stellung der VerbraucherInnen, das Urheberrecht und das Persönlichkeitsrecht. Die AutorInnen zeigen auf, dass dem Ideal der egalitären Teilhabe aller NutzerInnen durch die sozialen, ökonomischen und juristischen Rahmenbedingungen Grenzen gesetzt sind. Städtisches Handeln in Zeiten der Krise: Vorträge, Aussprachen und Ergebnisse der 35. ordentlichen Hauptversammlung des Deutschen Städtetages vom 12. bis 14 Mai 2009 in Bochum; Schönwälder, Daniela; Berlin u.a.: Deutscher Städtetag 2009, 154 S. (=Beiträge zur Stadtpolitik, Bd. 92); ISBN 978-3-88082-240-5; A 114 137; 4732 Feinstaubproblem Baumaschine: Emissionen und Kosten einer Partikelfilternachrüstung in Österreich; Lichtblau, Günther u.a.; Wien: Bundeskammer für Arbeiter u. Angestellte 2009, 82 S. (=Informationen zur Umweltpolitik, Bd. 179); ISBN 978-3-7062-0108-7; IzU 179/09; 4733 KDZ Forum Public Management 3/2010 AUSWAHL ZEITSCHRIFTEN: PUBLIC MANAGEMENT/GOVERNANCE Bildungschancen von Kindern mit Migrationshintergrund Bacher widmet sich in seiner aktuellen Studie der schulischen Integration von Kindern mit Migrationshintergrund (Migru). Er spürt Ursachen für die geringen Bildungschancen dieser Kinder auf und gibt Handlungsempfehlungen ab. Generell konstatiert Bacher, dass die Potenziale von Kindern mit Migru, nicht ausreichend gefördert werden und Leistungsdefizite erkennbar sind. Der fehDie Zukunft der ehrenamtlichen Kommunalverwaltung Der Beitrag betrachtet die Entwicklungen der Kommunalpolitik, die – in Deutschland ebenso wie in Österreich – sehr stark durch ehrenamtliches Engagement geprägt sind. Im Unterschied zur „großen“ Politik ist in der Kommunalpolitik weniger die ideologische Ausprägung als vielmehr das Selbstverständnis der AkteurInnen und daraus resultierende Logiken, etwa für Entscheidungsprozesse (z.B. Konkordanz versus Konkurrenz) von Wie viel Bürgerbeteiligung ist bei den Finanzen möglich? Der Artikel reflektiert die Instrumente des Bürgerhaushalts in Deutschland aus rechtlicher Perspektive und kommt dabei zum Schluss, dass deren Anwendung unter der aktuellen Rechtslage unbedenklich sei. Da sich in Kommunen, in denen ein Bürgerhaushalt erstellt wird, deutlich positive Wirkungen zeigen, wird vielmehr empfohlen, dass die Bürgerbeteiligung bei der Haushaltserstellung Beweggründe zivilgesellschaftlichen Engagements Die These „Bürgerschaftliches Engagement braucht ein Klima der Förderung und Akzeptanz und es braucht förderlicher Rahmenbedingungen“ wird vom Autor in den Mittelpunkt seiner Ausführungen gerückt. Er untermauert dies mit gesellschaftlichen Entwicklungen und praktischen Erfahrungen (wie Wertewandel, weniger Orts- und Zeitkontinui- KDZ Forum Public Management 3/2010 lende Kindergartenbesuch oder geringe Bildungsaspiration können nicht ausschließlich als Ursache angeführt werden, vielmehr sind die Leistungsunterschiede sozio-ökonomisch bedingt. Er ortet auch eine mangelnde Sprachförderung, die es zu beheben gelte. Ebenso müsse Migration als kulturelle Bereicherung gesehen werden, anstelle von ökonomischer Last. Ein Bündel von Maßnahmen sei zu fordern, um diese umfassende Aufgabe zu bewältigen, begleitet von systematischen Evaluierungen. Bedeutung. Ein weiterer, wesentlicher Aspekt für die Beurteilung der Kommunalpolitik ist die Gemeindegröße. Bewiesen sei, dass mit zunehmender Größe der Kommune die Parteipolitisierung zunimmt, aus nachvollziehbaren Gründen. Der vielfach geforderten und etwa in Nordrhein-Westfalen weitgehend realisierten Professionalisierung der Kommunalpolitik steht der Autor skeptisch gegenüber. Warum er demokratiepolitische Bedenken hat, führt er in seinem Beitrag aus. Bildung Bacher, Johann WISO 33(2010), 1, S. 29-48 4734 Bürger-/Kundenorientierung Bogumil, Jörg Die Verwaltung 43(2010), 2, S. 151-166 4735 von zentraler Stelle (etwa vom Innenministerium) gefördert werden soll. So wird ein klares Bekenntnis dazu angeregt, dass auch Abgangsgemeinden einen Bürgerhaushalt durchführen dürfen, um die BürgerInnen an der Haushaltssanierung zu beteiligen. Daneben soll es finanzielle Anreize (Förderprogramme für einschlägige Projekte etc.) geben und kommunale Spitzenverbände sollten die Anwendung von Instrumenten der Bürgerbeteiligung empfehlen. Löhr, Ulrike Innovative Verwaltung 32(2010), 4, S. 23-25 4736 tät im Berufsleben, sinkende Akzeptanz vertrauenswürdiger Organisationen). Besonderer Raum wird der aktuellen Debatte um den Beitrag der Zivilgesellschaft beim „Stopfen“ von Haushaltslöchern eingeräumt. Es kann nicht zielführend sein, zivilgesellschaftliches Engagement durch Verpflichtungen zu forcieren. Vielmehr bedarf es, wie eingangs angeführt, eines positiven Klimas und entsprechender Rahmenbedingungen seitens des Staates. Sendler, Hans H. Sozialwirtschaft 20(2010), 2, S. 36-37 4737 35 AUSWAHL ZEITSCHRIFTEN: PUBLIC MANAGEMENT/GOVERNANCE Daseinsvorsorge Baumann, Hans-Wilhelm Das Rathaus 63(2010), 3, S. 75-77 4738 E-Government Brüggemeier, Martin Verwaltung & Management 16(2010), 2, S. 93-101 4739 Führung Wiseman, Liz; McKeown, Greg Harvard Business Manager 2010, 7, S. 44-51 4740 Gender Mainstreaming Hewlett, Sylvia Ann; Sherbin, Laura Harvard Business Manager 2010, 5, S. 52-61 4741 36 Wettbewerbsregeln für ein unverzichtbares Gut Die heute überwiegend öffentlich gelenkte Wasserwirtschaft sichert jeder Person den Zugang zu sauberem Wasser. Sowohl die standortgebundene Förderung als auch die Aufbereitung und leistungsgebundene Verteilung eignen sich eher für die Rechtsform des gemeinschaftlichen Eigentums als für marktwirtschaftlichen Wettbewerb. Nach den bisherigen Erfahrungen auf VerkäuAuf dem Weg zur No-Stop-Verwaltung Der Beitrag widmet sich der Entbürokratisierung durch E-Government. Ausgehend von einer Begriffsordnung zu Entbürokratisierung, Better Regulation und der Rolle und Funktionsweise des Standardkostenmodells zur Bürokratiekostenmessung wird eine Systematik zur Ordnung von Maßnahmen der Bürokratieentlastung unter dem Aspekt der Spürbarkeit des Verwaltungsvollzugs entwickelt. Dabei werden Grundlagen Sind Sie ein guter Chef? In diesem Artikel werden zwei Typen von Führungskräften vorgestellt: die Verhinderer und die MultiplikatorInnen. Auf der einen Seite handelt es sich bei den Verhinderern um Vorgesetzte, die von ihrer eigenen Intelligenz überzeugt sind und ihre Ideen als die besten ansehen. Damit sorgen sie aber, durchaus nicht bewusst, für eine negative Führungskultur. Auf der anderen Seite gibt es die MultiplikatorInnen. Sie sorgen durch richtig Letzte Ausfahrt Babypause Dass Kinderbetreuung einen Karriereknick bedeutet, ist keine neue Erkenntnis – leider noch immer Status quo. Die aktuelle Studie „Off-Ramps & On-Ramps“ von Hewlett und Sherbin, vom New Yorker Center for Work-Life-Policy, hat sich nach der amerikanischen Situation nun dem europäischen Kontinent gewidmet und sich die Frage gestellt: Warum gibt es so wenige deutsche Frauen im Mana- fen von Wasserwerken an private Unternehmen haben sich die Erwartungen an mehr Wettbewerb und eine rationellere Betriebsführung nicht erfüllt. Der Wasserkreislauf von Verdunstung und Niederschlag bzw. Quellfluss entzieht sich jedem menschlichen Zugriff und damit auch jedem Wettbewerb. Es scheint, dass bei einem unverzichtbaren Gut wie Wasser zu Recht von „Versorgung“ und nicht wettbewerbsgerecht von „Angebot u. Nachfrage“ gesprochen wird. und praktische Beispiele terminologisch abgegrenzt. Die Bandbreite reicht von „Go-Government“ – dem traditionellen Leitbild der fordernden Verwaltung – bis hin zum Prinzip „No-Government“ – dem visionären Gedanken, dass Verwaltungskontakte für die AdressatInnen obsolet werden. Dieser Artikel unterstreicht Notwendigkeit und Mehrwert eines besser vernetzten Verwaltungsvollzugs auf der Basis von E-Government sowohl für die AdressatInnen als auch die öffentliche Verwaltung selbst. gestellte Fragen für kreatives und innovatives Arbeiten und schaffen eine Kultur des Ermöglichens und des Vertrauens, indem Ideen aller Hierarchieebenen nicht nur zugelassen, sondern erwünscht und gefördert werden. Der Multiplikator spielt mit offenen Karten und sorgt durch Diskussionen, Fragestellungen, freies Denken und Investitionen in gute Arbeitsbedingungen für ein gutes Klima der wertschätzenden, akzeptierten und mitgetragenen Weiterentwicklung. gement? Die typischen Karrierehemmer sind nach wie vor unzureichende Betreuungsmöglichkeiten für den Nachwuchs, die Realität, dass Frauen noch immer die Hauptlast der Hausarbeit tragen und die geringe Bereitschaft der Unternehmen weibliche Talente zu fördern. Die Folge ist ein Abwandern von qualifizierten Frauen in die Selbstständigkeit oder in geringer qualifizierte Positionen – Brain Drain – ein alter, noch immer schlechter Hut! Jetzt mit neuen Zahlen! KDZ Forum Public Management 3/2010 AUSWAHL ZEITSCHRIFTEN: PUBLIC MANAGEMENT/GOVERNANCE Vom Feminismus zum Genderkonzept Aktuelle Studien zeigen, dass heute eine Aufweichung der geschlechtsbezogenen Zuschreibungen erfolgt ist, es aber weiterhin notwendig ist, strukturelle und reale Privilegien von Männern und Benachteiligung von Frauen öffentlich zu benennen und Gleichberechtigung einzufordern. Mädchenarbeit wurde von feministischen Sozialarbeiterinnen in den 1970er Jahren in der Kinder- und Chancen und Risiken der Extensivierung Die Betreuung der öffentlichen Grünflächen ist vielerorts eine kommunale Aufgabe. Die Art der Bewirtschaftung, intensive oder extensive Pflege, beeinflusst maßgeblich die Kosten. In letzter Zeit wird vermehrt naturnah, d.h. extensiv, bewirtschaftet, so die Berichte bei einer Tagung zum Grünflächenmanagement. Damit jedoch sowohl der ästhetische Korruptionscontrolling und Compliance Im Korruptionswahrnehmungsindex Transparency International hat sich Österreich auf den 16 Platz verschlechtert. Grund dafür nennt Stierle keinen, jedoch präsentiert er in diesem Beitrag sein Korruptionscontrollingmodell nach der Agency-Theorie, ausgehend davon, dass Korruption System bedingt sei. Korruptionscontrolling ist demnach die planmäßige und systematische Minimierung von Risiken durch den PrinziBedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS) gerade in Krisenzeiten wichtig In der Wirtschaftskrise sind vermehrt Menschen auf die Sozialhilfe angewiesen. Deren Leistungen sind aktuell in unterschiedlichen Bundesländern unterschiedlich hoch und deren Inanspruchnahme mit hohem administrativem Aufwand verbunden. Die BMS vereinfacht durch eine Vereinheitlichung der Leistungen bei Verschlechterungsverbot KDZ Forum Public Management 3/2010 Jugendarbeit als Gegenkonzept zu einer patriarchalen Gesellschaft entwickelt, die Mädchen nur als Randgruppe betrachteten. Feministische Mädchenarbeit wollte Mädchen stärken und ihre individuellen und gesellschaftlichen Benachteiligungen bekämpfen. Heute ist Mädchenarbeit eine große Chance, die im Kontext von politischen Gleichstellungsstrategien, wie Gender Mainstreaming, und pädagogischen Konzepten wieder neu entwickelt werden muss. Eindruck als auch der ökologische Nutzen stimmen, muss ein differenziertes Vorgehen mittels Arbeitsplänen gewählt werden. Die MitarbeiterInnen sind einzuschulen und durch Weiterbildung für diese neue Form der Grünflächenpflege zu sensibilisieren. Es gilt, die Bevölkerung in Entscheidungen und Pflegearbeiten einzubeziehen und diese neue Form der Bewirtschaftung zu argumentieren. Letztlich muss auch der Fuhrpark adaptiert werden. pal = der/die ArbeitgeberIn des/der Vorteilgebers/in, als auch der/die ArbeitgeberIn des/der Vorteilnehmers/ in. Es ist ein umfassendes Projekt, das auch die Implementierung eines Frühwarnsystems beinhaltet sowie die Steuerung einer Aufbau- und Ablauforganisation und vieles mehr. Stierle weist auf Korruptionscontrolling hinsichtlich der momentanen Wirtschaftskrise und der damit verbundenen neuen Rahmenbedingungen hin. die Administration und erhöht gleichzeitig die Leistungen für viele EmpfängerInnen. Überdies sollen flankierende Maßnahmen die Arbeitsmarktintegration fördern. Auch wenn die Höhe der finanziellen BMS-Leistung unter der Armutsschwelle liegt (Länder können freiwillig zuschießen), konstatiert die Autorin, dass die Einführung der BMS eine wesentliche Unterstützung zur Armutsbekämpfung in Österreich darstellt, alleine aber nicht ausreicht. Wallner, Claudia Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit 41(2010), 2, S. 5-19 4742 Infrastrukturbetriebe Truninger, Katharina Die Schweizer Gemeinde 47(2010), 3, S. 19-21 4743 Korruptionsbekämpfung Stierle, Jürgen CFO aktuell 4(2010), 3, S. 115-118 4744 Soziales Woltran, Iris WISO 33(2010), 1, S. 81-94 4745 37 AUSWAHL ZEITSCHRIFTEN: PUBLIC MANAGEMENT/GOVERNANCE Bildung Der Betrieb als Ort Lebensbegleitenden Lernens?; Heidemann, Winfried; WSI Mitteilungen 63(2010), 4, S. 210-213; 4746 Bürger-/Kundenorientierung Gleich und gleich gesellt sich gern? Ehrenamtliches Engagement – Die Wahl des Engagementbereichs; Nebauer, Teresa; Unz Dagmar; Zeitschrift für Sozialmanagement 8(2010), 1, S. 73-90; 4747 E-Government IT-induzierte Verwaltungsreformen: vom E-Government zur interaktiven öffentlichen Wertschöpfung; Budäus, Dietrich; Hilgers, Dennis; Verwaltung & Management 16(2010), 2, S. 79-83; 4748 Neubewertung staatlicher Leistungstiefe bei Informatisierung; Schuppan, Tino; Reichard, Christoph; Verwaltung & Management 16(2010), 2, S. 84-92; 4749 EU-Dienstleistungsrichtlinie Dienstleistungen von allgemeinem Interesse im Vertrag von Lissabon; Krajewski, Markus; Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen 33(2010), 2, S. 75-96; 4750 Governance Was kann Government 2.0? Eine Reflexion auf neue Logiken der politischen Partizipation; Lenz, Justus; Mueller, Philipp; Verwaltung & Management 16(2010), 3, S. 147-156; 4751 Interkommunale Kooperation Die Anwendung von KG-Modellen in der interkommunalen Kooperation; Huber, Andreas; Recht & Finanzen für Gemeinden 8(2010), 2, S. 56-60; 4752 Nichtanwendbarkeit des Vergaberechts bei interkommunaler Zusammenarbeit unter Einbeziehung des EuGH-Urteils „Stadtreinigung Hamburg“; Hausmann, Hans-Christian; Verwaltungsrundschau 56(2010), 6, S. 191-193; 4753 Zusammenarbeit auf (inter)kommunaler Ebene; Ammann, Thomas; Die Schweizer Gemeinde 47(2010), 5, S. 13-15; 4754 Soziales (Arbeitsmarkt)Integration von MigrantInnen. Die neue soziale Frage?; Tamesberger, Dennis; Kontraste 2010, 5, S. 16-19; 4755 Das Schwierigste kommt noch – Pflegereform; Bölicke, Claus; Sozialwirtschaft 20(2010), 2, S. 23-26; 4756 Die Chance ergreifen – Behindertenhilfe; Zinke, Claudia; Sozialwirtschaft 20(2010), 2, S. 17-22; 4757 Verwaltungsentwicklung Bürokratie abbauen – auch in der Bürokratie selbst!; Pfisterer, Petra; Schwarting, Gunnar; Innovative Verwaltung 32(2010), 4, S. 13-15; 4758 Die Verwaltung als Motor für Transformationsprozesse; Nobbe, Philipp; Reiners, Markus; Innovative Verwaltung 32(2010), 4, S. 19-22; 4759 Goodbye, old Eisenerz: Herausforderungen und Schwierigkeiten in der kommunalen Strukturreform; Rosegger, Rainer; ÖGZ 76(2010), 6, S. 21-23; 4760 38 KDZ Forum Public Management 3/2010 AUSWAHL ZEITSCHRIFTEN: FINANZWIRTSCHAFT Optionen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte Die AutorInnen beschreiben potenzielle Maßnahmen zur mittelfristigen Konsolidierung des öffentlichen Haushalts in Folge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise. Dabei werden der Abbau der Staatsverschuldung, eine Effizienzsteigerung der Staatsausgaben und das Schaffen von finanziellen Spielräumen für die (wirtschafts-)politische Prioritätensetzung angestrebt. Es wird daher Erfolgsfaktoren von Budgetkonsolidierungsstrategien im internationalen Vergleich Der Beitrag stellt, basierend auf Konsolidierungsbemühungen von OECDLändern in den letzten 20 Jahren, dar, welche Faktoren positiv auf den Erfolg von Budgetkonsolidierungsmaßnahmen wirken. Als wesentlicher Erfolgsfaktor erweist es sich u.a., wenn die Konsolidierung mehrheitlich ausgabenseitig erfolgt. Weitere Einflussfaktoren sind Struktur und Finanzierungsformen der Sozialausgaben 2008 Die Entwicklung der Sozialausgaben steht in Zusammenhang mit der Wirtschaftsentwicklung. 2009 wurde demnach ein starker Anstieg der Sozialausgaben erwartet, der sich bereits in den Daten des Jahres 2008 abzeichnete. Dabei war in den letzten Jahren auch ein Wandel der Struktur der Sozialausgaben zu beobachten. Die Ausgaben gegen soziale Ausgrenzung sowie Alters- KDZ Forum Public Management 3/2010 von einer strategischen Konsolidierung gesprochen, bei der man neben dem obersten Ziel der Verbesserung der Finanzlage, auch andere wirtschaftspolitische Ziele nicht aus den Augen verliert. Will man das Budgetdefizit gemäß der EU-Vorgaben bis 2013 wieder auf unter drei Prozent des BIP reduzieren, sind demnach in den Jahren 2011 und 2012 Konsolidierungspakete im Volumen von jeweils gut zwei Mrd. Euro zu schnüren. die Höhe des Konsolidierungsbedarfs, ob radikale Reformen oder langfristige schrittweise Konsolidierungen durchgeführt werden, ob Budgetentscheidungen top-down oder eher bottom-up getroffen werden etc. Außerdem wird argumentiert, dass Konsolidierungen im öffentlichen Haushalt nicht zwingend negative Wachstumseffekte haben müssen. Es werden schließlich Konsolidierungserfahrungen in europäischen Ländern anhand von Fallbeispielen dargestellt. aufwendungen wuchsen beispielsweise überdurchschnittlich stark, während die Ausgaben für Invalidität bzw. Hinterbliebene nur in geringerem Ausmaß anstiegen. Außerdem erhöhten sich Familienleistungen, obwohl die Kinderzahl sank. Gründe für diese Entwicklungen wurden in Detailanalysen angeführt. Außerdem wurden Finanzierungsstruktur und Ausgabenvolumen im Sozialbereich in Österreich einem europäischen Vergleich unterzogen. Öffentliches Haushaltswesen Aiginger, Karl; Pitlik, Hans; Schratzenstaller, Margit WIFO-Monatsberichte 83(2010), 3, S. 219-232 4761 Pitlik, Hans; Gruber, Norbert; Walterskirchen, Ewald WIFO-Monatsberichte 83(2010), 3, S. 233-245 4762 Soziales Mayrhuber, Christine; Knittler, Käthe WIFO-Monatsberichte 83(2010), 5, S. 445-460 4763 39 Auswahl Zeitschriften: Finanzwirtschaft Finanzausgleich Bildung von Rückstellungen für ungewisse Verbindlichkeiten im Rahmen des Finanzausgleichs; Zeis, Adelheid; Zahradnik, Stefan; Der Gemeindehaushalt 111(2010), 6, S. 121-127; 4764 Gemeindehaushalt Betriebswirtschaftliche Aspekte von Gemeindekooperationen; Pilz, Peter; Recht & Finanzen für Gemeinden 8(2010), 2, S. 52-56; 4765 Der kommunale Lagebericht und Empfehlungen zur Ausgestaltung; Stuhlert, Nicole; Der Gemeindehaushalt 111(2010), 6, S. 128-134; 4766 Die Zweckverbandskasse als Chance für kleine Kommunen. Gestaltungsalternativen der Aufbauorganisation im Neuen Kommunalen Finanzmanagement; Ott, Steven; Der Gemeindehaushalt 111(2010), 5, S. 107-110; 4767 Gemeindehaushaltsreform und Doppik; Edler, Thomas Chr.; Körner, Horst; Der Städtetag 63(2010), 3, S. 30-32; 4768 Öffentliches Haushaltswesen Keine Harmonisierung im öffentlichen Haushalts- und Rechnungswesen; Stemmler, Robert; Verwaltung & Management 16(2010), 3, S. 128-136; 4769 Optionen einer ausgabenseitigen Budgetkonsolidierung; Pitlik, Hans; Budimir, Kristina; Gruber, Norbert; WIFO-Monatsberichte 83(2010), 3, S. 247-267; 4770 Optionen einer einnahmenbasierten Budgetkonsolidierung; Böheim, ­Michael; Handler, Heinz; Schratzenstaller, Margit; WIFO-Monatsberichte 83(2010), 3, S. 269-283; 4771 Soziales Struktur und Finanzierungsformen der Sozialausgaben 2008; Mayrhuber, Christine; Knittler, Käthe; WIFO-Monatsberichte 83(2010), 5, S. 445-460; 4772 Steuern und Abgaben ELENA oder der Weg in die durchorganisierte Informationsgesellschaft; Lenk, Klaus; Verwaltung & Management 16(2010), 3, S. 137-146; 4773 40 KDZ Forum Public Management 3/2010 AUSWAHL ZEITSCHRIFTEN: STADTWIRTSCHAFT Die energetische Zukunft der Städte und Gemeinden Klimaschutz und Energieversorgung stellen Städte und Gemeinden vor große Herausforderungen, bieten aber auch einmalige Chancen: Die dezentrale Versorgung mit erneuerbaren Energien sowie im Verkehrsbereich eine starke Ausdehnung der Elektromobilität werden CO2-Ausstoß und Luftverschmutzung bereits in naher Zukunft drastisch senken. Die Kommunen sind aufgefordert, Interkommunale Zusammenarbeit und Vergaberecht Mit seinem Urteil „Stadtreinigung Hamburg“ hat der EuGH die Weichen für die vergaberechtliche Zulässigkeit interkommunaler Zusammenarbeit konkretisiert. Abweichend von der Teckal-Judikatur stellte er fest, dass das Kriterium der gemeinsamen Kontrolle über den Vertragspartner im Falle einer interkommunalen Kooperation zur Wahrnehmung einer gemeinsamen öffentlichen Aufgabe für eine vergaberechtsfreie Beauftra- Aufgaben einer altersgerechten Stadtentwicklung Welches sind die zentralen Herausforderungen für eine altersgerechte Stadtentwicklung? Vorliegender Artikel versucht einen Überblick über die wesentlichen Handlungsfelder für die Raumplanung zu geben und soll als Planungshilfe dienen. Dabei geht es v.a. darum, die Bandbreite an Themen, die Einfluss auf eine altersgerechte Entwicklung nehmen, in ihrer Gesamtheit zu benennen, auch über den eigentlichen Tellerrand KDZ Forum Public Management 3/2010 ihre Flächen nachhaltig zu bewirtschaften (Fassaden- und Dachflächen, Erdboden und Wasserläufe), um sich von der Abhängigkeit konventioneller, fossiler Energieerzeugung zu lösen und zunehmend andere Energieressourcen zu nutzen. Die Energiepartner Haushalte, Gewerbe und Handel können langfristig energieautark werden, wenn erneuerbare Energien passgenau mit den lokalen Voraussetzungen abgeglichen und optimale Lösungen gefunden werden. gung nicht vorliegen muss. Im Fall der Stadtreinigung Hamburg bedeutet dies, dass der Vertragsabschluss keine Verletzung des Vergaberechts darstellt. Interkommunale Kooperationen auf bloß vertraglicher Ebene sind nun aus vergaberechtlicher Sicht unter gewissen Voraussetzungen grundsätzlich möglich. Diese Entscheidung ist vor dem Hintergrund der evidenten Möglichkeiten der Realisierung von Effizienzvorteilen durch interkommunale Kooperationen zu begrüßen. der Raumplanung hinaus. Dementsprechend werden vier zentrale Handlungsfelder skizziert: Wohnen, Unterstützung und soziale Integration, öffentlicher Raum und Mobilität sowie die Nahversorgung. Von essentieller Bedeutung für eine erfolgreiche, zielgruppenorientierte Umsetzung genannter Aufgabenbereiche ist das funktionierende Zusammenspiel der handelnden AkteurInnen, wobei neben der öffentlichen Hand auch auf das notwendige Engagement Privater hingewiesen wird. Energiepolitik Schneider, Steff Die Schweizer Gemeinde 47(2010), 5, S. 22-24 4774 Recht Fuchs, Claudia; Holzinger, Kerstin RFG 8(2010), 2, S. 60-64 4775 Stadtentwicklung Kreuzer, Volker; Scholz, Tobias Raumplanung 2010, 149, S. 69-74. 4776 41 AUSWAHL ZEITSCHRIFTEN: STADTWIRTSCHAFT Gender Mainstreaming Der Geschlechtervielfalt eine Chance geben: für neue Weibs- und Mannsbilder; Aufhauser, Elisabeth; Raum 2010, 77, S. 21-25; 4777 Ist gleichberechtigte Nutzung von Parkanlagen planbar? Gender in der Freiraumplanung; Rita Mayrhofer; Raum 2010, 77, S. 38-40; 4778 Projektarbeit für Chancengleichheit: Wos is’n des scho wieda?; Schindler-Perner, Andrea; Raum 2010, 77, S. 33-35; 4779 Steht Regionalentwicklung drauf, muss Gender Mainstreaming rein: Gleichstellung als Ziel; Cortolezis, Heide; Raum 2010, 77, S. 26-29; 4780 Integration „Integration ist die Schlüsselaufgabe“; Nowoczyn, Tobias; Sozialwirtschaft 20(2010), 2, S. 27-29; 4781 Raumentwicklung/-planung Gemeinsame Politik für Stadt und Land; Schneider, Steff; Die Schweizer Gemeinde 47(2010), 3, S. 10-11; 4782 Neue Wege im Kosmos. Mobilitätsplanung im Rheintal und Bodenseeraum; Rankl, Christian; Raum 2010, 77, S. 18-21; 4783 Stadtentwicklung Alternde Räume am Rande der Großstadt; Gernhardt, Matthias u.a.; Raumplanung 2010, 149, S. 87-90; 4784 Garant für zukunftsfähige Städte und Gemeinden; Portz, Norbert; Düsterdiek, Bernd; Stadt und Gemeinde interaktiv 65(2010), 5, S. 169-172; 4785 Gemeinschaft in der Stadt; Fedrowitz, Micha; Raumplanung 2010, 149, S. 75-80; 4786 Städte und Gemeinden lebendig erhalten; Beckmann, Ralf; Stadt und Gemeinde interaktiv 65(2010), 5, S. 177-179; 4787 Stadtentwicklungsplan: Wien reagiert auf steigenden Wohnraumbedarf; Mittringer, Kurt; Berauschek, Gaby; ÖGZ 76(2010), 6, S. 18-20; 4788 Städtepartnerschaften für ein besseres Klima; Drees, Sabine; Der Städtetag 63(2010), 3, S. 36-37; 4789 Wohnen im Alter und Stadtentwicklung; Gädker, Julia; Sinning, Heidi; Raumplanung 2010, 149, S. 81-86; 4790 Umweltschutz 42 Umweltzonen in Städten – ein Zwischenbericht; Welge, Axel; Der Städtetag 63(2010), 2, S. 25-27; 4791 KDZ Forum Public Management 3/2010 KDZ PUBLIKATIONEN Schriftenreihe Öffentliches Management und Finanzwirtschaft im NWV Euro Band 3 Interkommunale Kooperation – Zwischen Tradition und Aufbruch Wien, Graz 2006, 328 Seiten 44,80 Band 4 Handbuch zur Kommunalsteuer – Neuauflage Wien, Graz 2006, 771 Seiten 88,00 Band 5 Finanzmanagement im föderalen Staat – Internationale & nationale Reformansätze Wien, Graz 2006, 191 Seiten 38,80 Band 6 Kalkulation von Gebühren und Entgelten – Leitfaden für die Praxis Wien, Graz 2007, 227 Seiten 34,80 Band 7 Stärkung der subnationalen Steuerautonomie und intragovernmentale Transfers Wien, Graz 2007, 210 Seiten 38,80 Band 8 Finanzausgleich 2008: Ein Handbuch – mit Kommentar zum FAG 2008 Wien, Graz 2008, 536 Seiten 44,80 Band 9 Reform der vertikalen Aufgabenverteilung und Verwaltungsmodernisierung im Bundesstaat, Wien, Graz 2008, 227 Seiten 38,80 Band 10 Innovation im öffentlichen Sektor. Festschrift für Helfried Bauer Wien, Graz 2008, 496 Seiten 68,80 Band 11 Kommunale Infrastrukturbetriebe erfolgreich führen. Grundlagen – Beispiele – Perspektiven, Wien, Graz 2009, 392 Seiten 48,80 Band 12 Demografischer Strukturwandel als Herausforderung für die öffentlichen Finanzen, Wien, Graz 2010, 215 Seiten 38,80 Die Schriftenreihe erscheint im Neuen Wissenschaftlichen Verlag (NWV). Bestellungen richten Sie bitte schriftlich, per Telefon, Fax oder Online an die AMEDIA GnbR, 1141 Wien, Sturzgasse 1a, Tel.: +43 1 9821322, Fax: +43 1 9821322-311, Wir leiten Ihre Bestellung auch gerne weiter! E-Mail: [email protected], Web: http://www.nwv.at Sonstige Institutspublikationen Band 43 Kontierungsleitfaden für Gemeinden und Gemeindeverbände 2008 Wien 2007, 400 Seiten UStG 1994 Umsatzsteuerpflicht der Gemeinden – Spezialkommentar (Loseblattsammlung) Lieferung zum UStG 1994 (1.-6. Lieferung, 1994 – 2006), Gesamtlieferung 6. Erg.-Lfg. zum UStG 1994 35,60 110,00 45,00 Wenn nicht anders angegeben, verstehen sich die Preise zzgl. 10% USt. und Versandspesen. Fördernde Mitglieder des KDZ erhalten als Stammkunden Preisnachlässe auf alle Publikationen mit Ausnahme der Loseblattsammlungen. Für Buchhandlungen gelten Stammkundenpreise. Bestellung direkt beim KDZ! Bestellschein Ich bestelle aus der KDZ-Schriftenreihe „Arbeitshilfen für die öffentliche Verwaltung“ Band UStG/1.-6. 43 Stück Name: Ansprechpartner: Adresse: Telefon: Fax: Unterschrift: E-Mail: Datum: KDZ Managementberatungs- und WeiterbildungsGmbH, 1110 Wien, Guglgasse 13, Fax: +43 1 8923492-20 KDZ Forum Public Management 3/2010 43 Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt Zentrum für Verwaltungsforschung Managementberatungs- und WeiterbildungsGmbH Guglgasse 13 1110 Wien E-mail: [email protected] Internet: www.kdz.or.at