Bischof Friedhelm: Liebe Mitbrüder im geistlichen Dienst, liebe

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Predigt zur Eröffnung der Misereor-Fastenaktion, 14.02.16
Bischof Friedhelm:
Bischof Friedhelm:
Liebe Mitbrüder im geistlichen Dienst, liebe Schwestern und
Liebe Mitbrüder im geistlichen Dienst, liebe Schwestern und
Brüder hier im Dom und wo immer Sie uns hören und sehen.
Brüder hier im Dom und wo immer Sie uns hören und sehen.
„Das Recht ströme wie Wasser“ (Am 5,24) wünscht der Prophet
„Das Recht ströme wie Wasser“ (Am 5,24) wünscht der Prophet
Amos in seiner Zeit. Und was können wir uns heute anderes
Amos in seiner Zeit. Und was können wir uns heute anderes
wünschen? Recht ist genauso wichtig wie Wasser.
wünschen? Recht ist genauso wichtig wie Wasser.
Beides wird bei der diesjährigen Misereor-Aktion, die
Beides wird bei der diesjährigen Misereor-Aktion, die bundesweit
bundesweit heute in unserem Würzburger Dom eröffnet wird, in
heute in unserem Würzburger Dom eröffnet wird, in den Blick
den Blick genommen.
genommen.
Die weltweiten Ungerechtigkeiten, die sich in brutalen Aktionen
Die weltweiten Ungerechtigkeiten, die sich in brutalen Aktionen
gegen die – oft einfachen – Menschen richten, dürfen uns
gegen die – oft einfachen – Menschen richten, dürfen uns ebenso
ebenso wenig kalt lassen. Ebenso Sorge machen muss uns der
wenig kalt lassen. Ebenso Sorge machen muss uns der
verantwortungsvolle Gebrauch des Lebenselementes Wasser.
verantwortungsvolle Gebrauch des Lebenselementes Wasser.
Dabei müssen wir als Europäer auch unsere eigene Rolle
Dabei müssen wir als Europäer auch unsere eigene Rolle kritisch
kritisch in den Blick nehmen. Aus politischen und
in den Blick nehmen. Aus politischen und wirtschaftlichen
wirtschaftlichen Interessen ist anderen Völkern gegenüber viel
Interessen ist anderen Völkern gegenüber viel Unrecht geschehen
Unrecht geschehen und geschieht zum Teil immer noch –
und geschieht zum Teil immer noch – Unrecht, das auch für die
Unrecht, das auch für die instabilen Verhältnisse in Afrika,
instabilen Verhältnisse in Afrika, Südamerika und in Nahen
Südamerika und in Nahen Osten mit verantwortlich ist.
Osten mit verantwortlich ist.
Der Griff nach Rohstoffen und die Sicherung des eigenen
Wohlstands standen im Vordergrund – die Würde, die Kultur
und das Wohl der Bewohner dieser Länder wurden dabei nicht
selten missachtet.
Die Bedrohung und Verletzung von Menschenrechten, gerade in
Der Griff nach Rohstoffen und die Sicherung des eigenen
Wohlstands standen im Vordergrund – die Würde, die Kultur
und das Wohl der Bewohner dieser Länder wurden dabei nicht
selten missachtet.
Die Bedrohung und Verletzung von Menschenrechten, gerade
in Brasilien – von denen mein Mitbruder Bischof Kräutler
detaillierter sprechen kann – rufen uns auf den Plan.
Bischof Erwin:
Unser Papst Franziskus hat seiner Enzyklika „Laudato Si“ den
Untertitel beigefügt: „Über die Sorge für das gemeinsame
Haus“.
Mit „gemeinsam meint er nicht nur eine Sorge auf nationaler
oder regionaler Ebene, sondern die Verantwortung aller
Nationen für unseren Planeten, also auch für das
Amazonasgebiet. Diese Region ist aber nicht etwa aufgrund
ihrer Klima regulierenden Funktion in den Mittelpunkt des
Weltinteresses getreten. Internationale Konzerne haben es
längst auf die Ausbeutung der Naturreichtümer abgesehen,
meist unter Missachtung von Sozial- und Umweltstandards.
Dazu kommt der Bau von Dutzenden Wasserkraftwerken ohne
dass sich die Bauunternehmen um Konsequenzen für die
Menschen und ihre Mitwelt kümmern. Der Weltöffentlichkeit
wird vermittelt, alle Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung
und deren Umwelt seien getroffen. In Brasilien selbst sind der
Rat für Indigene Völker der Bischofskonferenz und die
Kommission für Landpastoral allen möglichen Schikanen
ausgesetzt und werden mit Prozessen überzogen, weil sie seit
Jahren die Rechte der Ureinwohner oder Bauern verteidigen.
Manche unserer Schwestern und Brüder haben ihren Einsatz
mit dem Leben bezahlt.
Wasserkraftwerke werden lautstark als „saubere“
Energiequellen gepriesen.
Wir aber stellen uns die Frage: Was heißt da „sauber“, wenn
tausende Familien ihren Grund und Boden verlieren und
bestenfalls in enge Fertigteilhäuschen zwangsumgesiedelt
werden? Was heißt da „sauber“, wenn tausende
Quadratkilometer tropischen Regenwaldes solchen
Wahnsinnsprojekten zum Opfer fallen? Was ist da noch
„sauber“, wenn die in der Verfassung festgeschriebenen Rechte
der indigenen Bevölkerung missachtet, die Indios aus ihrem
sozialen Gefüge gerissen und in ihrem Überleben bedroht
werden? Europäische Turbinenhersteller verteidigen sich und
verweisen auf milliardenschwere Aufträge und die damit
verbundene Garantie von Arbeitsplätzen.
Aber astronomische Gewinne und die Sicherung von
Arbeitsplätzen machen die folgenschweren Eingriffe auf
Mensch und Mitwelt noch lange nicht ethisch vertretbar.
Jedes Unternehmen, das sich an diesen Projekten beteiligt, ist
auch mitverantwortlich für die Verletzung von Menschenrechten
und die damit verbundenen, nie wieder gutzumachenden
Umweltschäden. Papst Franziskus weist darauf hin, dass „den
Gemeinschaften der Ureinwohner mit ihren kulturellen
Traditionen besondere Aufmerksamkeit zu schenken“ ist und
erklärt: „Sie sind nicht eine einfache Minderheit unter anderen,
sie müssen vielmehr die wesentlichen Ansprechpartner werden,
vor allem, wenn man mit Großprojekten in ihre Gebiete
eindringt.“ (LS 146)
Wirtschaftliche Projekte, die Familien und Völker von Grund und
Boden vertreiben oder in ihrem Überleben bedrohen, sind
unmoralisch und ein eklatanter Verstoß gegen die
Menschenrechte.
Sie stehen im krassen Gegensatz zum Plan Gottes mit uns
Menschen, der uns ALLEN ein Leben in Fülle verheißen hat.
Bischof Friedhelm:
Bei uns in Deutschland steht genügend Wasser zur Verfügung.
Aber horchen wir nicht auf, wenn – wie im vergangenen Jahr –
wenig Regen fällt?
Kritisch ist bei uns die Verschmutzung der Oberflächen und des
Grundwasserspiegels. Wie sagte der Prophet Amos im 8.
Jahrhundert vor Christus: „Das Recht ströme wie Wasser, die
Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“ (Am 5,24)
Diesem wichtigen Satz setzt er aber eine Tempelkultkritik
voraus, die wir genauso beherzigen sollten:
„Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich
nicht hören, sondern das Recht ströme wie Wasser und die
Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.“
Das heißt doch: Redet nicht nur über die Probleme der Welt
und jammert nicht, sondern handelt!
Amen
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