InvestmentProfessionell - Union Investment Institutional GmbH

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InvestmentProfessionell
Fakten, Themen und Hintergründe für institutionelle Anleger
4/2011
Schwerpunkt
6. Risikomanagement-Konferenz
02 Globale Risiken im Fokus
Aktuelle Risikomanagement-Studie von
Union Investment
04 Kein Konsens zur Euro-Rettung
Paul Krugman und Otmar Issing
06 Podiumsdiskussion
6. Risikomanagement-Konferenz vor dem Hintergrund der Euro-Krise
Experten diskutieren über Makrorisiken
10 Anlagestrategien im Wandel
Globale Risiken managen
Jens Wilhelm zu Chancen im aktuellen
Marktumfeld
Weitere Themen
Staatsschuldenkrise, Rohstoffpreisschwankungen, Fukushima: Die Kapitalanlage
wird zunehmend von globalen Makrorisiken beeinflusst. Wie institutionelle Investoren diese in ihrem Asset Management berücksichtigen können, war das Thema
der 6. Risikomanagement-Konferenz von Union Investment.
— Bei der Begrüßung der mehr als 220 institutionellen Investoren in der Rheingoldhalle in Mainz
wies Alexander Schindler, Mitglied des Vorstandes
von Union Investment, auf die Aktualität des Themas
hin: „Das Motto ‚Globale Makrorisiken’ haben wir
bereits vor einem Jahr gewählt und wussten
damals nicht, wie zutreffend das nun sein würde.“
Vor allem die Staatsschuldenkrise bewegt die
Investoren, und die meisten Gäste sahen darin das
aktuell größte Risiko. Diese Einschätzung deckte
sich auch mit den Ergebnissen der aktuellen Risikomanagement-Studie von Union Investment, die
Professor Lutz Johanning von der WHU – Otto Beisheim School of Management vorstellte (Seite 2).
Wie Johanning ausführte, ist das Risikomanagement von Großinvestoren häufig noch nicht optimal auf die globalen Herausforderungen eingestellt. Dabei sind viele von ihnen nach einer
jahrelangen Niedrigzins-Durststrecke gezwungen,
wieder bewusst Risiken einzugehen. Beim Risikomanagement wird vor diesem Hintergrund die Beachtung von Nachhaltigkeitsaspekten zunehmend
wichtiger werden, wie Jens Wilhelm, Vorstandsmitglied von Union Investment, erläuterte (Seite 10).
Auch bei der von dem Finanzjournalisten Maik
Rodewald moderierten Podiumsdiskussion sprachen
die Teilnehmer über Investment- und Risikomanagement-Ansätze in einem sich verändernden Kapitalmarktumfeld (Seite 6 ff.).
Die abschließende Paneldiskussion der beiden
international renommierten Ökonomen Professor
Paul Krugman und Professor Otmar Issing war
für viele der Höhepunkt der Veranstaltung. Dabei
stellten beide dem Publikum zwei gänzlich unterschiedliche Lösungsansätze für die Euro-Krise vor
fix W
(Seite 4).
Marktbarometer
11 Wider die Pessimisten
2012 könnte für positive Überraschungen
sorgen
Investmentkonzepte
12 Sicherer Hafen gesucht
Institutioneller Fonds für Covered Bonds
Serie: Die Risikoforscher
14 Prof. Anders Levermann
„Der Klimawandel wird alle Risiken
verstärken“
Transparent
16 Frank Engels wird neuer Rentenchef
Wechsel im Rentenfondsmanagement
16 Union Investment Corporate Day
Cash Management unter erschwerten
Bedingungen
2
InvestmentProfessionell 4.2011
Aktuelle Risikomanagement-Studie von Union Investment
Globale Risiken erfordern
Diversifikation
Wie selten zuvor sind globale Makrorisiken 2011 in den Fokus der Investoren gerückt. Vor diesem Hintergrund
befasst sich die neue Risikomanagement-Studie von Union Investment mit den Auswirkungen dieser Risiken auf
das Asset Management. Professor Lutz Johanning von der WHU – Otto Beisheim School of Management stellte
die Kernergebnisse auf der diesjährigen Risikomanagement-Konferenz vor.
— Die Atomkatastrophe in Fukushima, der arabische Frühling,
die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA oder die Schuldenkrise Europas – all diese Ereignisse bestätigen die gestiegene
Bedeutung globaler Instabilitäten für die Kapitalanlage. Wie
gehen institutionelle Anleger mit diesen und anderen globalen
Makrorisiken um? Ausgangspunkt der Studie war eine Befragung
unter 42 deutschen Großanlegern mit einem Gesamtanlagevermögen von rund 300 Milliarden Euro zur Relevanz globaler
Risiken für die Finanz- und Kapitalmärkte.
Hierbei wurden die Investoren um eine Einschätzung von
insgesamt 22 einzelnen globalen Risiken gebeten. Die globalen
Eintrittswahrscheinlichkeit und Einfluss globaler Risiken
Einfluss
(Anteil Nennung stark/sehr stark)
100%
75%
50%
25%
0%
0%
50%
25%
100%
75%
Eintrittswahrscheinlichkeit
(Anteil Nennung hoch/sehr hoch)
Wirtschaftliche Risiken
Erneute Finanzkrise
Geringeres Wirtschaftswachstum in China
Energiepreisschwankungen
Rohstoffpreisschwankungen
Steigende Staatsschulden
Demografische Risiken
Alternde Bevölkerung
Bevölerungswachstum
Nahrungsmittelengpässe
Wasserversorgungsengpässe
Infektionskrankheiten
Migration
Umweltrisiken
Hochwasser und Trockenheit
Erdbeben und Vulkanausbrüche
Stürme, Zyklone und Hurrikans
Wandel in der Energieversorgung
Politische Risiken
Korruption
Geopolitische Konflikte
Terrorismus
Organisiertes Verbrechen
Technologische Risiken
IT-Infrastruktur-Breakdowns
Online-Kriminalität
Technologieumwälzungen
Quelle: Christian Funke, Timo Gebken, Lutz Johanning, „Globale Risiken und ihre Auswirkungen auf das
Risikomanagement institutioneller Anleger“, 2011
Risikofaktoren sollten sowohl mit Blick auf deren absoluten Einfluss als auch mit Blick auf deren Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet werden. Im Ergebnis dominierten globale wirtschaftliche
Risiken klar die Sichtweise der Investoren. Dabei stuften die
meisten Befragten die Eintrittswahrscheinlichkeit und den Einfluss der international ungebremsten Staatsverschuldung als
hoch beziehungsweise sehr hoch ein. Es folgten extreme Rohstoffpreisschwankungen und die Gefahr einer erneuten Finanzkrise. Mit Abstand folgten dann in der Risikoeinschätzung der
befragten Investoren technologische, politische, demografische
Risiken und Umweltrisiken sowie weitere wirtschaftliche Risiken
(siehe Grafik unten links).
Unterschiedliche Ansätze im Risikomanagement
Doch wie berücksichtigen Investoren die globalen Makrorisiken
in ihrem Risikomanagement? Hierbei zeigt die Studie ein sehr
uneinheitliches Bild (siehe Grafik auf Seite 3 unten). So hat die
große Mehrheit der Investoren Makrorisiken über ganz unterschiedliche Ansätze in das Risikomanagement integriert. Das regelmäßige Monitoring spielt dabei die größte Rolle. Fast ein
Viertel der Investoren nutzt dieses Verfahren. 14 Prozent arbeiten mit regionalen Investmentrestriktionen. Ebenso viele gaben
an, keine Investitionen zu tätigen, die mit hohen Unwägbarkeiten verbunden sind. Und weitere 14 Prozent der befragten
Großanleger greifen zur Steuerung auf der Grundlage eigener
Risikoanalysen. Budgetbegrenzungen für das Eingehen globaler
Risiken gibt es bei zwölf Prozent. Ebenso viele Investoren setzen
auf das Mittel der Diversifikation. Szenario-Analysen dienen
fünf Prozent der Großanleger als Instrument im Risikomanagement. „Insgesamt erscheint das Instrumentarium der Anleger
stark fragmentiert“, bewertete Prof. Johanning das Ergebnis.
Für den Kapitalmarktforscher deutet dies auf eine gewisse Verunsicherung der Investoren im Umgang mit globalen Risiken
hin. Andererseits, so räumte Johanning ein, erschwere die Inhomogenität der sehr unterschiedlichen Makrorisiken ein standardisiertes Vorgehen im Risikomanagement.
Mangel an internationaler Diversifikation
Eindeutigen Handlungsbedarf konstatiert die Studie allerdings
mit Blick auf das Instrument der Diversifikation. Obwohl die internationale Streuung des Anlagevermögens bei der Steuerung
globaler Risiken ein zentrales Element ist, lassen institutionelle
Schwerpunkt Risikomanagement-Konferenz
Prof. Lutz Johanning (li.) und Alexander Schindler (re.) bei der Vorstellung der neuen Risikomanagement-Studie von Union Investment.
Investoren in ihrer regionalen Aufteilung einen deutlich europäisch geprägten „Home Bias“ erkennen. Während 81 Prozent aller
Aktienanlagen in Europa investiert werden, sind es bei den Rentenanlagen sogar 93 Prozent. Emerging Markets hingegen spielen mit acht beziehungsweise fünf Prozent nur eine sehr geringe
Rolle, und dies obwohl sich die Bewertungskriterien sowohl von
Renten- als auch Aktieninvestments in diesen Ländern in den vergangenen Jahren stetig verbessert haben. Vor diesem Hintergrund warnte Prof. Johanning vor den Folgen mangelnder internationaler Diversifikation. „Die starke Fokussierung auf
heimische Märkte erschwert das erfolgreiche Management
globaler Risiken erheblich“, sagte er vor den Teilnehmern der
Risikomanagement-Konferenz.
Unterstützung erhielt er von Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das Geschäft mit institutionellen Kunden. „Gerade im gegenwärtigen Niedrigzinsumfeld und angesichts der ungelösten Probleme in der
Euro-Zone kommt es entscheidend darauf an, nicht nur das gesamte Spektrum der Assetklassen zu nutzen, sondern auch in
einer Vielzahl unterschiedlicher Anlageregionen investiert zu
sein.“ Schindler räumte ein, dass der Zugang zu internationalen Anlagen mit dringend benötigtem Renditepotenzial dem Investor durch regulatorische Vorgaben mitunter erschwert werde. Seine Schlussfolgerung: „Der regulatorische Rahmen sollte
überdacht werden.“
gement institutioneller Investoren. Strategien der dynamischen, risikogesteuerten Asset Allocation in Kombination mit
aktivem Management können jedoch dazu beitragen, mit dieser Herausforderung chancenorientiert umzugehen. Als eine
Möglichkeit wurde in der Studie der Minimum-Varianz-Ansatz
untersucht, der bei der Portfoliokonstruktion gänzlich ohne
Renditeprognosen auskommt. Anhand einer empirischen Analyse der historischen Performance eines Minimum-VarianzPortfolios konnte Prof. Johanning nachweisen, dass solche
Portfolios auch in turbulenten Marktphasen eine durchgängig
positive Rendite erwirtschaften können, wenn sie auf einer
ausreichenden internationalen Diversifikation beruhen. Sein
Fazit: „Entsprechend gesteuerte Strategien können durchaus
ein Weg sein, den negativen Einfluss globaler Risiken auf die
ch W
Schätzparameter zu minimieren.“
Management globaler Risiken (Top-/Mehrfachnennung)
Regelmäßiges Monitoring
Investment nur in bestimmten Regionen
14 %
Keine Investitionen bei hohen Risiken
14 %
Risikoeinschätzung/-analysen
14 %
Begrenztes Budget
12 %
Diversifikation
Szenarien
Chancen nutzen mit dynamischem und aktivem
Management
Die Berücksichtigung globaler Risiken im Rahmen eines globalen Portfolios bleibt eine Herausforderung für das Risikomana-
21 %
Kein Management globaler Risiken
12 %
5%
14 %
Quelle: Christian Funke, Timo Gebken, Lutz Johanning, „Globale Risiken und ihre Auswirkungen auf das
Risikomanagement institutioneller Anleger“, 2011
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InvestmentProfessionell 4.2011
Paul Krugman und Otmar Issing suchen Wege aus der Euro-Krise
Kein Konsens zur Euro-Rettung
Die mit Spannung erwartete Podiumsdiskussion zwischen dem Wirtschaftsnobelpreisträger Professor
Paul Krugman und dem ehemaligen Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Otmar Issing,
war für viele Teilnehmer der Höhepunkt der diesjährigen Risikomanagement-Konferenz.
— Auf der einen Seite Professor Otmar Issing: ehemaliges EZBDirektoriumsmitglied und einer der Wegbereiter des Euro. Entsprechend entschieden verteidigt der jetzige Präsident des Center for Financial Studies die Gemeinschaftswährung gegen alle
Einflüsse, die ihr Fortbestehen gefährden könnten. Auf der anderen Seite der Princeton-Professor Paul Krugman: Der einflussreiche Wirtschaftswissenschaftler steht einer rein der Preisstabilität
verpflichteten EZB-Linie kritisch gegenüber, die vor allem in
Deutschland viele Befürworter hat. Zwei Vertreter gänzlich unterschiedlicher Positionen, wie der Euro zu retten sei.
In der Diagnose der Euro-Krise waren sich die beiden Wissenschaftler noch im Großen und Ganzen einig. Nicht die Verschuldungsprobleme einzelner Staaten hätten das Dilemma eigentlich
verursacht. Vielmehr lägen die Fehler im System eines Währungsraumes voller Widersprüche: Einerseits teile man sich eine Währung, andererseits gehe man in der Wirtschafts- und Steuerpolitik
Otmar Issing
Paul Krugman
Der Wirtschaftswissenschaftler Otmar Issing, Jahrgang 1936, war
von 1998 bis 2006 Chefvolkswirt und Direktoriumsmitglied der
EZB. In dieser Zeit war er maßgeblich an der geldpolitischen
Strategie der EZB und der Einführung des Euro beteiligt. Seit
2006 ist Prof. Issing Präsident des Center for Financial Studies der
Goethe-Universität in Frankfurt. Daneben ist er Vorsitzender einer
Expertengruppe, die im Auftrag der Bundesregierung Vorschläge
für eine Reform der internationalen Finanzmärkte erarbeiten soll.
Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman
zählt zu den weltweit einflussreichsten Ökonomen. Als Professor
lehrt er Ökonomie und Internationale Beziehungen an der Universität Princeton. 2008 erhielt er den Nobelpreis für seine Forschung
zur Handelstheorie und Wirtschaftsgeographie. Eine hohe Bekanntheit genießt der ehemalige Präsidentenberater auch wegen seiner
wöchentlichen Kolumne in der New York Times. Sein Blog „The
Conscience of a Liberal“ gehört zu den meistgelesenen weltweit.
Schwerpunkt Risikomanagement-Konferenz
unterschiedliche Wege. Darüber hinaus variiere der wirtschaftliche Entwicklungsstand der einzelnen Euro-Staaten stärker als
für eine stabile Währung gut sei – so weit herrschte Konsens
zwischen Issing und Krugman.
vergleichen, da die Staaten der Währungsunion im Gegensatz zu
den USA noch immer ein Verbund souveräner Staaten mit jeweils
eigener Steuer- und Wirtschaftspolitik seien. Daher plädierte
Issing für einen konsequenten Spar- und Reformkurs der einzelnen Euro-Staaten.
Drohende Geldentwertung
Die Versuchung sei groß, die aktuellen Probleme zu lösen, indem Hebel ist keine Hilfe
man die EZB zum Kreditgeber letzter Instanz für Staaten mache. Auch in Bezug auf andere Maßnahmen zur Euro-Rettung sparte
Hiervor warnte Issing in seinem Vortrag und der Podiumsdiskus- Issing in seinem Vortrag nicht mit Kritik. „Die Idee, dass man eision noch einmal eindringlich. Letztlich würden damit Regierun- nen Schirm so groß macht, dass ein Land wie Italien gerettet werden kann, ist für mich absurd.“ Da
gen Geldschöpfung betreiben, was
könne man so viel hebeln, wie man
auf eine dramatische Geldentwer„Der einzige Akteur, der
wolle, das funktioniere nicht. Abgesetung hinauslaufen könne. In diesem
Zusammenhang wies der Wirthier infrage kommt, ist die hen davon seien die Summen, die
man dafür benötige, nicht durch die
schaftswissenschaftler auf die HyperEZB. Die EZB würde also
Parlamente zu bringen. Issing erinflation in Deutschland im Oktober
1923 hin.
Kreditgeber letzter Instanz schien es zudem bedenklich, die Hebelung als Instrument zur ErweiteEZB als Kreditgeber
rung des Rettungsschirms zu nutzen.
werden und Anleihen im
letzter Instanz
Denn genau solche Hebel hätten wegroßen Stil kaufen.“
Dagegen kam Paul Krugman, Wirtgen ihrer Rolle in der Finanzmarktschaftsnobelpreisträger von 2008, in
krise besonders beobachtet werden
Paul Krugman
seinem Vortrag und in der Podiumssollen. Die Hebelung verglich er dabei
diskussion zu einem gänzlich andemit den vergeblichen Versuchen der
ren Schluss. Die Staatsschulden würden die Lage für die Alchimisten, aus unedlen Metallen Gold zu gewinnen.
Euro-Länder stetig verschlimmern, und das europäische Krisenmanagement stehe unter einem enormen Zeitdruck. „Wir kön- Umstrittene Euro-Bonds
nen uns nicht erlauben, anderthalb Jahre lang mehr Disziplin zu Ein weiteres viel diskutiertes Rettungsinstrument der Risikomafordern und dann zu schauen, ob sich die Italiener auch daran nagement-Konferenz waren die Euro-Bonds. Auch in dieser Frage
halten. Wenn wir das tun, wird der Euro schon vorher kollabie- ist Issing ein strikter Vertreter der deutschen Linie. Er warnte in
seinem Vortrag vor der Einführung
ren“, so Krugman. Um den Euro zu
dieser Gemeinschaftsanleihen. „Insretten, sieht er daher vor allem die
„Die Aufgabe eines Kredit- besondere internationale Banken
EZB gefordert: „Der einzige Akteur,
geradezu nach einem solchen
der hier infrage kommt, ist die EZB.
gebers letzter Instanz ist es lechzen
Asset. Das kann ich aus geschäftliDie EZB würde also Kreditgeber letzter Instanz werden und Anleihen im eigentlich, Banken Liquidität chen Gründen gut verstehen“, führte
Issing aus. „Aber das ist kein Argugroßen Stil kaufen.“ Im Gegensatz
zu verschaffen, nicht aber ment dafür, dass wir in Europa diesen
dazu betonte Issing mit Verweis auf
Unfug einführen.“ Die Euro-Bonds
den britischen Ökonomen Walter
die letzte Rettung für verwürden zu einer gemeinschaftlichen
Bagehot noch einmal, dass es die Aufgabe des „Lender of Last Resort“ sei,
antwortungslos handelnde Haftung führen, die wiederum die
Zinsen in den bisher stabilen Ländern
Geschäftsbanken Liquidität zu verRegierungen zu sein.“
steigen ließe. Euro-Bonds seien nicht
schaffen und nicht letzte Rettung für
nur teuer, sie nähmen Schuldenstaaverantwortungslos handelnde RegieOtmar Issing
ten auch den Druck, ihre Defizite in
rungen zu sein. Krugmans Vorschlag
den Griff zu bekommen. Es laufe
würde Issing zufolge praktisch bedeuten, dass die EZB die Notenpresse anwürfe, um Geld zum außerdem dem demokratischen Grundverständnis zuwider, wenn
massiven Ankauf von Staatsanleihen zu drucken. Und dies, wie Steuergelder ohne Legitimation transferiert würden.
Krugman selbst betonte, in theoretisch unbegrenztem Umfang.
Doch Krugman ist überzeugt: Allein das uneingeschränkte Reformpolitik ist unumgänglich
Engagement der Europäischen Zentralbank könne Signalwir- Issing und Krugman waren sich zumindest dahingehend wieder
kung für Anleger haben. „Die EZB muss diese Feuerkraft viel- einig, dass ein höheres Wirtschaftswachstum notwendig sei, um
leicht gar nicht unbedingt einsetzen. Sie muss aber glaubhaft die Staatsfinanzen wieder in den Griff zu bekommen. Hoffnunvermitteln, dass sie gewillt wäre, sie zu nutzen“, so Krugman. Die gen verbanden beide mit Regierungswechseln in Italien und
Europäische Zentralbank müsse somit für Italien und Spanien Griechenland. Und so blieb der ehemalige EZB-Chefvolkswirt opdas Gleiche tun, was unter ähnlichen Umständen die Fed für die timistisch: „Die Chancen, den Euro zu retten, sind immer noch
USA oder die Bank of England für Großbritannien täte, forderte größer als das Risiko zu scheitern.“ Issings Standpunkt der
der Princeton-Professor. Die Überwindung der Staatsschulden- Eigenverantwortung der EU-Staaten teilte auch das Gros der ankrise und die Rettung des Euro müssten notfalls mit einer höhe- wesenden Investoren: 94,4 Prozent von ihnen stimmten in einer
ren Inflationsrate erkauft werden. Davor warnte wiederum TED-Abstimmung für mehr Haushaltsdisziplin, um die Staatsfix/stb W
Otmar Issing eindringlich. Die Fed könne man nicht mit der EZB defizite zu senken.
5
Beiträge zu Paul Krugman und Otmar Issing
als Vodcast unter
. www.risiko
management.tv
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InvestmentProfessionell 4.2011
Podiumsdiskussion: Umgang mit globalen Makrorisiken in der Praxis
„Das stumpfe Kaufen
von ETFs hat keine Zukunft“
Globale Makrorisiken standen bei der Podiumsdiskussion der 6. Risikomanagement-Konferenz im
Mittelpunkt. Wie Großanleger damit in der Praxis umgehen, fragte Moderator Maik Rodewald vier
Akteure aus dem institutionellen Geschäft.
— Rodewald: Herr Hentschel, woher kommen Sie in der Kapitalanlage, und wohin gehen Sie 2012?
Hentschel: Als Pensionskasse haben wir Garantieleistungen zu
erfüllen. Deshalb sind wir in erster Linie auf stabile Cashflows
und Coupons angewiesen. Zum anderen versuchen wir natürlich
auch, Risikoprämien abzuschöpfen, um eine Mehrverzinsung zu
erzielen. Doch wir fragen uns, wo ist der sichere Hafen für die
ordentlichen Erträge?
Rodewald: Wie stellen Sie fest, was sicher ist?
Hentschel: Eine große Herausforderung ist für uns das Basisszenario. Früher hatte das Basisszenario eine Wahrscheinlichkeit
von 90 Prozent. Nun sind es nur noch zwischen 60 und 70 Prozent. Der Rest sind Risikoszenarien.
Interessiert verfolgten über 220 institutionelle Anleger die Podiumsdiskussion.
Rodewald: Herr Fröhlich, was machen Sie anders?
Fröhlich: Im Gegensatz zum Kollegen Hentschel müssen wir
keine Garantieverzinsung zahlen. Wenn man die Strukturen der
Kirchenbanken kennt, weiß man, dass wir sehr einlagenlastig
sind. Das heißt, unser Depot ist leicht liquidierbar. Das größte
Problem, das wir in unserer Anlagestrategie berücksichtigen, ist
eine flache Kurve. Ein prognostiziertes niedriges Trendwachstum
und eine Geldpolitik in den USA und England, die eher in Richtung Inflationierung der Schulden geht. Das ist unser Hauptrisikoszenario.
Rodewald: Danke, Herr Fröhlich. Herr Kresin, eine Steilvorlage.
Sie können ihm ein paar Bonds verkaufen.
Kresin: Ja, aber ich nutze diese Gelegenheit nicht, sondern gehe
mal auf die Kapitalanlage ein. Wir kommen aus einem reinen
Rentenmandat, und ich habe lange daran gearbeitet, dass wir
jetzt endlich unser Anlageuniversum weiter diversifizieren. Denn
es ist für die Ziele, die wir auf der Verpflichtungsseite haben, einfach notwendig. Ich bin froh, dass wir jetzt in Aktien investieren,
in Wandelanleihen und natürlich auch in Renten.
Rodewald: Herr Bossert, wohin bewegt sich die Mehrzahl Ihrer
Kunden?
Bossert: Ich glaube, was Herr Hentschel gesagt hat, trifft es schon
relativ gut. Wir kommen aus einer Welt, in der sich viele Anleger
die Ertragserfordernisse von oben angeschaut haben. Einen Teil
von den Erträgen konnten sie einsetzen, um dann einen Mehrertrag zu generieren. Im Moment schauen sich viele die Ertragserfordernisse von sehr weit unten an, wobei viele Kunden ins Risiko
gezwungen werden, um auf drei bis vier Prozent Ertrag zu kommen. Wir sehen das bei unseren Wertsicherungsmandaten. Wir
haben das etablierte Produkt, IMMUNO, das die Wertuntergrenze
Schwerpunkt Risikomanagement-Konferenz
Moderator Maik Rodewald (rechts außen) diskutierte mit Experten aus der Praxis über Investmentstrategien und globale Makrorisiken (v. l. n. r.): Thomas Bossert (Union Investment),
Joachim Fröhlich (Evangelische Kreditgenossenschaft eG), Stefan Hentschel (Evonik Industries AG) und Edgar Kresin (Finanzministerium von Sachsen-Anhalt).
hält. Und wir haben diesem KONVEXO zur Seite gestellt, wo nicht
die unbedingte Verteidigung der Untergrenze im Vordergrund
steht. Wir haben bereits über 30 KONVEXO-Mandate. Und da
sind viele dabei, die aus IMMUNO in KONVEXO gewechselt sind.
Diese Anleger sagen sich: Wir machen Abstriche bei der Sicherheit, aber wir haben dafür die Chance, bei den Erträgen nach
oben zu kommen.
Rodewald: Sind das die Kunden, die mit dem Rücken zur Wand
stehen? Oder sind es jene, die eher noch Puffer haben?
Bossert: Nein, die, die mit dem Rücken zur Wand stehen, würden
eine Untergrenze gar nicht in Betracht ziehen. Es ist wirklich der
Versuch, mit dem vorhandenen Risikobudget einfach noch einen
Schnaps mehr rauszukitzeln.
Rodewald: Welches Risiko ist denn für Ihre Organisation das
bedrohlichste? Und wie gehen Sie damit um, Herr Kresin?
Kresin: Aktuell beschäftigt uns die Schuldenkrise am meisten,
da wir einen großen Anteil unseres Portfolios in Staatsanleihen
investiert haben.
Rodewald: Herr Fröhlich?
Fröhlich: Die Staatsschuldenkrise ist ein Problem für die Systeme,
die Banken und unsere Bestände. Das systemische Risiko ist
erheblich. Persönlich würde ich auch das Thema China als eine
gewisse Unbekannte sehen. Die ganze Diskussion ist mir zu
rosig, dass alle in Emerging Markets investieren müssten. Dabei
frage ich mich, wie ich beurteilen soll, was in China wirklich
passiert, um dort zu investieren.
Rodewald: Herr Hentschel, Ihr größtes Risiko?
Hentschel: Im Grunde genommen, dass die Banken gezwungen
werden, ihre Risiko-Assets zu reduzieren. Dies könnte zu einer
Kreditklemme führen, die weltweit eine wirtschaftliche Abkühlung zur Folge haben könnte. Eine globale Wirtschaftsabschwächung geht natürlich mit einem niedrigen Wachstum einher, und
niedriges Wachstum würde auch eine niedrige Inflation bedeuten, was wiederum in niedrigen Zinsen münden würde. Ein
Japan-Szenario wäre wahrscheinlich, und das ist tendenziell für
uns ein Problem.
Über ein China-Hard-Landing hatte ich auch schon nachgedacht. Aber im Grunde hat China immer noch ein kommunistisches Regime. Sehr viel wird dort administriert. Und ich glaube,
bevor die Wirtschaft dort irgendwie in größere Schwierigkeiten
kommen sollte, wird einfach knallhart gegengesteuert. Zumindest so lange die Devisenreserven ausreichen.
Rodewald: Herr Bossert, sind Investoren inzwischen von regulatorischen Handschellen gefesselt?
Bossert: Das ist bei allen Kundengruppen ein riesiges Problem. Es
war schon vorher schwer genug, die notwendigen Erträge zu
erzielen. Jetzt wird zum Teil reglementiert, wie Sie die Erträge erzielen sollen. Ein Großteil unserer Kunden wird dadurch in Assets
getrieben, bei denen sich die Lücke zwischen dem, was sie erwirtschaften, und dem, was sie brauchen, erhöht.
Rodewald: Herr Kresin, wie bekomme ich den Handlungsspielraum, ohne dass man es gleich mit Zocken verwechselt?
Kresin: Die neuen Regularien schränken den Handlungsspielraum ein, aber sie sollen auch die Risiken für das Gesamtsystem
reduzieren. Da fühlen sich vielleicht viele gefesselt. Aber es ist
wichtig, dass man sich der Risiken bewusst ist, die man im Portfolio hat. Das ist eine Kultur, die über Verantwortungsbewusstsein intern organisiert werden muss.
d
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d
Rodewald: Herdentrieb entsteht ja nicht nur regulatorisch,
sondern ist auch zum Teil hausgemacht. Herr Hentschel, Sie
sagten mir neulich, Anlageuniversen würden inzwischen viel
stärker customized, also maßgeschneidert als früher. Wäre
das nicht eine Möglichkeit, um sich selbst mehr Handlungsspielraum zu verschaffen?
Hentschel: Eine Benchmark ist wichtig, um die Leistung eines
Managers zu messen. Es sei denn, man hat ein Absolute-Return-Mandat oder Ähnliches. Aber wenn ich jetzt eine BetaWette eingehe oder mit Long Only ein bisschen Alpha generieren möchte, dann muss ich den Manager schon messen
können. Dabei sollte man auch über maßgeschneiderte Benchmarks nachdenken. Aus meiner Sicht hat das stumpfe Kaufen
von ETFs keine Zukunft.
Rodewald: Herr Kresin?
Kresin: Das sehe ich genauso, und ich finde, die Benchmark-Flexibilität ist auch gegeben. Ich glaube, wir haben keine einzige
Marktstandard-Benchmark in unseren Mandaten. Aber wir
brauchen eine Benchmark zur Erfolgsmessung.
Rodewald: Herr Fröhlich, was halten Sie von Customized
Benchmarks?
Fröhlich: Für eine Bank ist es immer schwierig, wenn man der
Grundtheorie der Benchmarks folgt. Im Asset Management
reden wir über einen unendlichen Anlagehorizont. Das ist für
uns mit der Bilanzierung zum Jahresende einfach nicht möglich. Wir haben keine Benchmarks für die Zinsbuchsteuerung im
eigentlichen Sinn, wie man das traditionell im Asset Management kennt. Wir versuchen eine Zielrendite zu erreichen, am
besten zu übertreffen. Nichtsdestotrotz sind wir in einem Spezialfonds investiert, und natürlich gibt es da auch eine Benchmark. Die Zeiten sind vorbei, wo man einfach eine MarktBenchmark hatte. Eine Benchmark sollte das Maß für das
Risiko sein, was ich eingehen will, und nicht ein Maß des
Renditevergleichs.
Rodewald: Können Sie das bestätigen, Herr Bossert?
Bossert: Das kommt darauf an, welches Verständnis man von
einer Benchmark hat. Wir haben bei Union Investment ein ziemlich breites Verständnis davon. Die Benchmark ist zunächst mal
eine Messlatte. Auftraggeber und Auftragnehmer haben ja häufig unterschiedliche Zielvorstellungen. Irgendwie müssen die
miteinander kommunizieren, und ein Mittel dafür ist die Benchmark. Damit weiß ich als Asset Manager, was ich zu tun habe
und was ich alles darf. Es gilt aber auch umgekehrt: Ich treffe mit
dem Kunden eine Vereinbarung, was ich ihm liefern muss, damit
er am Ende mit meiner Leistung zufrieden ist. Das muss nicht
zwingend heißen, wir schlagen einen Index. Es kann auch bedeuten: Ich brauche eine Rendite von vier Prozent. Dann werden
wir darüber sprechen. Denn wir müssen nicht den Index schlagen, wenn der Kunde eigentlich etwas ganz anderes will.
Der Asset Manager
Der Banker
Der Pensionsfonds-Manager
Thomas Bossert verantwortet als Geschäftsführer
der Union Investment Institutional GmbH im
Portfoliomanagement Assets in Höhe von mehr
als 50 Milliarden Euro. Der gelernte Bankkaufmann und Betriebswirt beschäftigt sich seit
Anfang der 1990er Jahre mit Wertsicherungskonzepten und der Immunisierung von Portfolios.
Joachim Fröhlich leitet seit April 2011 das Treasury der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG
in Kassel. Er verantwortet ein Vermögen von
zwei Milliarden Euro. Fröhlich, der zuvor als
Senior Consultant bei der Frankfurter Beratungsgesellschaft Faros arbeitete, kann auf eine
langjährige Erfahrung im Treasury von Banken
zurückblicken.
Stefan Hentschel leitet als Senior Asset Manager
die Abteilung Pension Asset Management der
Evonik Industries AG. Er verantwortet dort das
Management der Kapitalanlagen von insgesamt
vier Milliarden Euro. Zuvor war Hentschel Analyst und Marktstratege beim Bankhaus Lampe
sowie Senior Portfolio-Manager für Spezial- und
Publikumsfonds bei der Lampe Asset Management.
Schwerpunkt Risikomanagement-Konferenz
Voll besetzte Ränge bei der Podiumsdiskussion in der Mainzer Rheingoldhalle.
„Eine Benchmark
sollte das Maß für
das Risiko sein, was
ich eingehen will,
und nicht ein Maß
des Renditevergleichs.“
Joachim Fröhlich,
Evangelische
Kreditgenossenschaft eG
Der Treasurer
Der Moderator
Edgar Kresin ist seit 2003 Head of Treasury im
Finanzministerium von Sachsen-Anhalt in
Magdeburg. Das Treasury des Landes beinhaltet
neben dem Schuldenmanagement auch das Asset
Management verschiedener Vermögen von insgesamt einer Milliarde Euro. Der Diplom-Volkswirt
hat mit der Emission einer schariakonformen
Anleihe im Jahr 2004 mit Erfolg Neuland betreten.
Maik Rodewald, Finanzjournalist und Senior
Consultant bei der Strategieberatung
Funds@Work, war zuletzt Chefredakteur Kontinentaleuropa bei Financial Times Asset Management. Er hatte seine Laufbahn zunächst als
Private Banker bei der Deutschen Bank begonnen
und wechselte dann zum Journalismus.
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InvestmentProfessionell 4.2011
Jens Wilhelm, Mitglied des Vorstandes von Union Investment, ist zuversichtlich, dass Europa die Schuldenkrise aus eigener Kraft bewältigen kann.
Jens Wilhelm zu Chancen im aktuellen Marktumfeld
Anlagestrategien im Wandel
Die Rahmenbedingungen für Kapitalanlagen haben sich durch die Finanzmarktkrise und die aktuelle Staatsschuldenkrise nachhaltig verändert. Welche Herausforderungen sich daraus für institutionelle Investoren ergeben,
erläuterte Jens Wilhelm, der im Vorstand von Union Investment die Anlagestrategie verantwortet, in seinem
Vortrag auf der 6. Risikomanagement-Konferenz.
Der Beitrag als
Vodcast im Internet
unter
. www.risiko
management.tv
— Der Preis für Sicherheit steigt immer weiter, und dies ist laut
Wilhelm kein temporäres Phänomen. Deshalb gebe es erheblichen Anpassungsbedarf in der Anlagepolitik, und zwar in kapitalmarktpolitischer, aber auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht.
„Wir erleben derzeit einen Wandel in der Welt, der durch die Verschuldungskrise noch verstärkt wird“, so der Vorstand. Von Unternehmen werde erwartet, dass sie gesellschaftliche Verantwortung übernähmen. Hinzu käme der Druck von regulatorischer
Seite gerade in Fragen der Corporate Governance und Nachhaltigkeit. „Nachhaltigkeit wird von der Kür zur Pflicht und spielt
auch bei der Investitionsentscheidung eine immer stärkere
Rolle“, führte Wilhelm aus. So würden laut einer aktuellen Studie
von Union Investment heute bereits 60 Prozent der institutionellen Investoren auf Nachhaltigkeit setzen.
Politik als Risikofaktor
Nicht nur bei der Kapitalanlage ist laut Wilhelm die Zeit reif für
mehr Nachhaltigkeit. Auch zur Bewältigung der Staatsschuldenkrise führe kein Weg an nachhaltigen, tragfähigen Lösungen
vorbei. „Allerdings ist davon in der Politik bislang wenig zu spüren. Im Gegenteil: Die Politik ist derzeit der größte Risikofaktor“,
so die Meinung des Anlagestrategen. Die Gefahr eines Systemversagens sieht er dennoch nicht. Denn inzwischen sei allen
verantwortlichen Akteuren klar, dass es nur einen Weg zur
Lösung der Krise gebe: „Das Ziel ist die Fiskalunion mit mehr
Integration, mehr Wettbewerb und mehr Haushaltsdisziplin. Das
geht aber nur mit Abgabe von Souveränität.“ Am Ende stünde
dann die gesamtschuldnerische Haftung in der Euro-Zone über
Euro-Bonds.
Klares Verständnis von Nachhaltigkeit
Um Nachhaltigkeit erfolgreich in der Anlagestrategie zu verankern, ist eine klare Definition der Kriterien unverzichtbar. Wilhelm
verweist in diesem Zusammenhang auf die Principles for Responsible Investment der Vereinten Nationen. Diese setzen wiederum
auf Kriterien aus Umwelt, Sozialem und der Governance als Teil
des Analyse- und Entscheidungsprozesses in der nachhaltigen Kapitalanlage. „Wir haben uns klar zu diesen Principles bekannt und
setzen die Kriterien in unserem Analyseprozess um“, erklärte Wilhelm. Als Beispiele nannte er neben dem umfassenden Nachhaltigkeitsresearch auch spezifische Methoden zur Titelselektion und
Risikosteuerung. Mit dem Nachhaltigkeitswürfel UniCube werden
auf der Aktienseite nach dem Best-in-Class-Ansatz bevorzugte
Werte gefiltert. Bei Staatsanleihen basiert die Analyse auf einem
Nachhaltigkeitsrating, das Schuldner nach wirtschaftlicher Stabilität, Umweltqualität und sozialen Standards bewertet.
Konzentration auf laufende Erträge
Bis es so weit ist, bleibt die Situation an den Kapitalmärkten weiter angespannt. Deshalb steht es für Wilhelm außer Frage, dass
für Investoren auch im Jahr 2012 Sicherheit an oberster Stelle
steht. Trotzdem sei die Suche nach Zusatzerträgen so wichtig wie
nie. „Sonst bleibt unter dem Strich nichts übrig“, rechnet er vor.
Nach Abzug der Inflation sei bei vermeintlich sicheren Staatsanleihen die Rendite negativ.
Investoren rät er, auf die laufenden Erträge aus Dividendentiteln oder Unternehmensanleihen zu setzen und so von der guten
Verfassung der Unternehmen zu profitieren. Auch Emerging Markets-Anleihen aus Staaten mit soliden Fundamentaldaten oder
Covered Bonds zählen zu seinen Favoriten. Wer mehr Sicherheit
suche, solle Immobilien beachten, die angesichts guter Mietrenditen eine wichtige Ertragskomponente in der Portfolioallokation
eba W
seien.
Marktbarometer
Wider die Pessimisten
Marktbarometer
2012 könnte für positive Überraschungen sorgen.
Relative Attraktivität der Assetklassen in den Zyklusphasen
— Auch 2012 bleibt die Staatsschuldenkrise in Europa zentrales Investmentthema. Im Unterschied zu 2011
ist jedoch der Druck auf die politischen
Entscheidungsträger in der Euro-Zone
so hoch, dass sie erste glaubhafte
Schritte in Richtung Fiskalunion einleiten müssen. Die Börsen bleiben politisch getrieben und daher volatil. Aber
die politische Richtung wird klarer.
Chancen für Lösung der Krise
Anja Mikus leitet das PortfolioDen Pessimisten lässt sich eine konmanagement von Union Instruktive Sichtweise entgegenhalten. vestment.
Die Finanzmärkte haben 2011 durch
ihre Vorlaufeffekte viele Negativszenarien durchgespielt und vormals
Undenkbares Realität werden lassen. Übertreibungen wie negative
Renditen bei kurzlaufenden Bundesanleihen oder der Kursverfall bei Peripheriestaatsanleihen werden sich abbauen, wenn die Politik Vertrauen
zurückgewinnt. Vieles spricht dafür, dass die notwendigen Schritte nun
unternommen werden. Die Probleme schaffen sich ihre Lösungen, und
diese werden womöglich tragfähiger sein, als es die Situation zuvor war.
Zu diesem Zweck sind Institutionen erforderlich, die eine wesentlich engere Integration der Finanz- und Wirtschaftspolitik – bei gleichzeitig weitreichenden Eingriffsmöglichkeiten in die nationale Budgetpolitik – ermöglichen. Europa wird damit fiskalisch deutlich solider. Bis
die notwendigen vertraglichen Voraussetzungen im Laufe des kommenden Jahres geschaffen sind, bedarf es jedoch der Unterstützung
durch die EZB. Sie wird weiterhin pragmatisch handeln und vorübergehend verstärkt Staatsanleihen der krisengeschüttelten Länder
ankaufen. Das Endspiel um den Euro wird, wenn auch im fünften
Satz im Tie-Break, gewonnen.
Anlagemöglichkeiten bei global schwächerer Konjunktur
Es gibt dabei zweifellos Gegenwind von Seiten der Konjunktur. Betroffen sind vor allem die Euro-Peripherieländer. Deutschland als wirtschaftliches Herz der Euro-Zone wird aber weiter moderat wachsen und damit
den Euro-Raum insgesamt stabilisieren. Die USA könnten nach den
jüngsten Zahlen sogar besser abschneiden als erwartet. Und China sollte eine weiche Landung hinbekommen. Alles in allem dürfte die Weltwirtschaft 2012 um bis zu vier Prozent wachsen, und eine globale
Rezession sollte vermieden werden. Größter Unsicherheitsfaktor bleibt
jedoch die Kreditvergabe der Banken. Eine Kreditklemme könnte zu
erheblichen wirtschaftlichen Verwerfungen führen.
Bei allen Risiken sollten die Chancen an den Kapitalmärkten nicht
übersehen werden. Den meisten Unternehmen geht es nach wie vor
gut. Volle Auftragsbücher, solide Bilanzen und hohe Liquiditätsreserven
bieten einen gewissen Schutz vor den Folgen eines Konjunkturabschwungs. Davon sollten Aktien wie Unternehmensanleihen profitieren. Speziell für Rentenanlagen gilt, dass der Preis für Sicherheit derzeit
sehr hoch ist. Bundesanleihen liefern nach Abzug der Inflation eine
negative Realrendite. Eine auskömmliche reale Verzinsung kann nur
durch Eingehen höherer Risiken erzielt werden. Neben Firmenbonds
kommen hierfür etwa Schwellenländeranleihen oder Pfandbriefe inami W
frage, ergänzt um Immobilieninvestments.
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1
2
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Aktien
Staatsanleihen
Kasse
Rohstoffe
Hoch W W W W Niedrig
Die Kapitalmarktentwicklung und insbesondere die Risikowahrnehmung der Marktteilnehmer befinden sich weiterhin unter dem dominierenden Einfluss der europäischen
Staatsschuldenkrise. Verbesserte Aussichten auf eine Lösung des Problems münden immer
wieder in einer spürbaren Entspannung, während Rückschläge regelmäßig zu neuem, mitunter sehr heftigem Marktstress führen. Hinzu treten vor allem im Euro-Raum wachsende
Sorgen vor einer Rezession, die durch die Austeritätspolitik in den Krisenländern des Südens und eine zunehmende Kreditklemme gefördert werden. Für die USA deuten die jüngsten makroökonomischen Daten dagegen auf eine Stabilisierung der Wirtschaftsentwicklung hin. Der nachlassende Inflationsdruck – Folge sinkender Rohstoffpreise und der
schwächeren Konjunktur – eröffnet der amerikanischen Notenbank dabei die Möglichkeit
zur Fortsetzung der expansiven Geldpolitik. Unser Frühindikator (Union Leading Indicator)
hatte sich in den vergangenen Monaten zurückgebildet und damit eine Abnahme des
Wachstumstempos signalisiert. Mittlerweile deutet das Barometer auf eine Stabilisierung
hin. Übertragen auf unseren Zyklusnavigator befinden wir uns in Konjunkturphase 3. In der
Vergangenheit waren in dieser Phase besonders Aktien attraktiv.
Asset Allocation
Der starke Einfluss der Politik auf die Aktien
Kapitalmärkte erfordert – mehr noch
als sonst – ein taktischeres Agieren in Renten
der Anlagepolitik. Vor diesem Hintergrund haben wir zuletzt mehrfach in Kasse
schneller Folge Positionierungswechsel vorgenommen. Nach dem Rohstoffe
deutlichen Anstieg der Bundrenditen
– 10 % – 5 %
0%
5%
10 %
im November haben wir z. B. unsere
zwischenzeitliche Untergewichtung
in deutschen Staatsanleihen wieder geschlossen. Auch der spürbare Kursanstieg an den
Aktienmärkten zum Monatsende wurde genutzt, um eine temporär eingegangene Übergewichtung in Aktien gegenüber Rohstoffen wieder zu schließen. Innerhalb des Aktiensegments favorisieren wir aktuell Titel aus den Schwellenländern gegenüber Papieren aus den
Industriestaaten. Ausschlaggebend hierfür war die Entscheidung der chinesischen Zentralbank, mit einer Senkung des Mindestreservesatzes der Konjunkturschwäche energisch
entgegenzutreten. Im Gegensatz zu den entwickelten Ländern verfügen die Emerging
Markets noch über geld- und fiskalpolitische Mittel für konjunkturelle Gegenmaßnahmen.
Davon sollten die lokalen Märkte profitieren. Den deutschen Rentenmarkt sehen wir weiter zurückhaltend. Es gibt inzwischen Anzeichen dafür, dass sich die Euro-Staatsschuldenkrise vom Rand in den Kern der Währungsunion hindurchfrisst – Stichwort Euro-Bonds und
„quantitative Lockerung“ der Europäischen Zentralbank. Bei Renditen von rund zwei Prozent im Zehnjahresbereich weisen Bundesanleihen deshalb eine geringe Attraktivität auf.
Hinweis: Die aktuellen Gewichtungen der oben abgebildeten Grafiken basieren auf taktischen Asset-Allocation-Überlegungen (Stand: 06.12.2011) mit einem Zeithorizont von drei Monaten. Es handelt sich hierbei um Gewichtungen
innerhalb eines über die Assetklassen Aktien, Renten (Bundesanleihen), Rohstoffe und Kasse diversifizierten Musterportfolios. Diese Gewichtungen sind losgelöst von individuellen Verabredungen oder mandatsspezifischen Faktoren.
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InvestmentProfessionell 4.2011
Neuer institutioneller Fonds für Covered Bonds
Sicherer Hafen gesucht
Für institutionelle Investoren gewinnen Covered Bonds im aktuellen Marktumfeld angesichts überdurchschnittlicher Renditechancen zunehmend an Attraktivität. Zudem bieten sie Vorteile in Hinblick auf die Erfüllung neuer
regulatorischer Anforderungen.
— Die europäische Staatsschuldenkrise hat auch zu einer Krise
bei Zinspapieren geführt. Bisher als sicher geltende Staatsanleihen haben entweder an Solidität eingebüßt oder bringen nicht
mehr die notwendigen Renditen. Dies macht es für Investoren
immer schwieriger, sowohl rentabel als auch möglichst sicher anzulegen. Auf der Suche nach einer Mehrrendite weichen Anleger
zunehmend auf Unternehmensanleihen aus. Daneben rückt aber
auch eine weitere Wertpapierklasse in den Fokus, die bisher eher
ein Nischendasein fristete: Covered Bonds, auch bekannt als gedeckte Anleihen.
Über 240 Jahre lang krisenfest
Traditionell gelten Covered Bonds als besonders krisenresistente
Wertpapierklasse. Die hierzulande bekannteste Form der gedeckten Anleihen sind Pfandbriefe, denen international die Covered
Bonds von der Funktionsweise her nachgebildet sind. Ihre vergleichsweise hohe Stabilität basiert auf mehreren Säulen: Als gedeckte Anleihen sind die Covered Bonds gegen die Insolvenz der
Emittenten abgesichert. Grundlage dafür ist neben strengen gesetzlichen Vorgaben ein Deckungsstock aus Immobilienkrediten.
Dieser Deckungsstock ist von der Insolvenzmasse des Emittenten
getrennt. Im Endeffekt wird damit garantiert, dass die Inhaber des
Bonds ihr investiertes Kapital auch im Falle einer Insolvenz der
Emittenten zurückbekommen. Die Lizenzierung der Covered
Bonds unterliegt in Deutschland der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die die Bonität der Emittenten streng überwacht. Das vergleichsweise hohe Maß an Sicherheit zeigt sich auch
darin, dass in der über 240-jährigen Geschichte der Pfandbriefe
noch nie ein Papier notleidend wurde.
Neben Sicherheitserwägungen sprechen aber auch die Renditen für Anlagen in gedeckte Anleihen. „Während zweijährige
Bundesanleihen momentan nur noch 0,30 bis 0,40 Prozent Rendite abwerfen, sind bei kurzlaufenden Covered Bonds selbst bei
guten Qualitäten immer noch um die zwei Prozent Rendite drin“,
erläutert Daniel Rauch, der im Portfoliomanagement von Union
Investment die Strategie im Bereich Covered Bonds verantwortet.
Dieses Mehr an Rendite resultiert aus der Tatsache, dass der
Markt Ankerinvestments wie deutschen oder amerikanischen
Staatsanleihen immer noch eine höhere Bonität und Liquidität
zugesteht als besicherten Anleihen. Dies müssen die Anbieter von
Verantwortlich für den „UniInstitutional Euro Covered Bonds 1-3 years“: Holger Risse (li.), Portfoliomanager des neuen Fonds, und Daniel Rauch, Portfoliomanager und für die
Strategie bei Covered Bonds im Portfoliomanagement verantwortlich.
InvestmentKonzepte
Covered Bonds dadurch ausgleichen, dass sie attraktivere Konditionen anbieten als die gefragten Staatsanleihen.
Zuletzt kamen die Stärken der Covered Bonds in der Finanzmarktkrise von 2008 zum Tragen: „Selbst nach der Insolvenz
der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008
konnten gedeckte Anleihen noch relativ gut gehandelt werden“,
unterstreicht Rauch.
Länderallokation im
UniInstitutional Euro Covered Bonds 1-3 years
Irland 3 % Spanien 3 %
Dänemark 4 %
Großbritannien 5 %
Finnland 6 %
Deutschland
29 %
Österreich 7 %
Covered Bonds-Fonds für Banken
Da institutionelle Großanleger derzeit wieder verstärkt sichere
Norwegen 8 %
und liquide Anlagen suchen, hat Union Investment Anfang DeFrankreich 15 %
zember den „UniInstitutional Euro Covered Bonds 1-3 years“
Niederlande 8 %
aufgelegt. Der Startzeitpunkt des neuen Fonds passt nicht nur zur
Schweden 11 %
Stand: 30. November 2011
Marktsituation, sondern auch zu dem regulatorischen Umfeld
der Banken, für die der Fonds speziell entwickelt wurde.
Covered Bonds erfüllen die neuen Liquiditätsanforderungen
nach Basel III und sind daher für Banken eine bevorzugte Anlage.
Der Covered Bond-Fonds wird auch weiteren regulatorischen Jumbos begründet eine entsprechende Liquidität, weshalb die
Anforderungen gerecht. So können Finanzinstitute mit diesem Papiere jederzeit handelbar sind. Die stets abrufbare Liquidität
die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) gibt den Asset Managern mehr Freiraum: „Selbst bei einem
erfüllen. Der Fonds erfüllt außerdem die Anforderungen aus der Fonds, der nur kurzlaufende Papiere im Portfolio hält, wollen
Großkredit- und Millionenkreditverordnung (GroMiKV-neu). Die wir uns nicht allein auf eine ,Buy-and-Hold-Strategie’ verlaskurze Laufzeit des Fonds, der für mindestens
sen“, betont Rauch.
80 Prozent des Portfolios Anlagen mit einer
Der „UniInstitutional Euro Covered Bonds
„Wir glauben dem
maximalen Laufzeit von drei Jahren hält und
1-3 years“ folgt keiner Benchmark. Das Renmaximal 20 Prozent in bis zu sechsjährigen
Markt nicht alles.“ diteziel des Fondsmanagements liegt bei unTiteln halten darf, kommt vor allem den Dugefähr 2,5 Prozent im Jahr. „Das ist angeHolger Risse
rationswünschen der Banken entgegen.
sichts des risikoarmen und konservativen
Ansatzes des Fonds ein attraktives InvestDas Rating zählt
ment“, wie Rauch feststellt. Der neu aufgelegte Fonds hat bereits
Um dem Sicherheitsbedürfnis der Anleger möglichst gerecht wer- jetzt ein Fondsvolumen von 60 Millionen Euro. Binnen eines Jahres
den und attraktive Renditen erzielen zu können, ist für das soll ein Fondsvolumen zwischen 150 und 200 Millionen Euro erFondsmanagement des „UniInstitutional Euro Covered Bonds reicht sein.
1-3 years“ das Rating entscheidend. „Nur solche Papiere werden
für den Fonds ausgewählt, deren Bewertung von AAA bis A Breit diversifiziertes Portfolio
reicht“, erläutert Holger Risse, Portfoliomanager des „UniInstitu- Um die Volatilität zu begrenzen, ist das Portfolio des Fonds breit
tional Euro Covered Bonds 1-3 years“. Bonds mit einer schlech- diversifiziert. Auch wird dadurch angestrebt, eine höhere Wertteren Bewertung, die vielleicht mehr Rendite versprechen, wer- entwicklung als mit einem beispielsweise auf deutsche Pfandden nicht berücksichtigt, zumal diese Papiere zumeist sehr volatil briefe beschränkten Engagement zu erzielen.„Mit mehr als 50
sind. Über das externe Rating hinaus überprüft das Covered unterschiedlichen Einzelbonds ist die Fondsstruktur sehr granuBonds-Expertenteam von Union Investment die Bonds auch lar“, erläutert Holger Risse. Zudem dürfen auf einen einzelnen
hausintern. „Wir glauben dem Markt nicht alles“, erklärt Risse. Emittenten maximal fünf Prozent des gesamten Anlagevolumens
„Das Urteil der Ratingagenturen ist für uns nur eine Indikation, entfallen. Auch regional wird stark gestreut. Dabei konzentriert
die auf der Verpackung steht.“ Die Transparenz der Emittenten sich das Universum der Anlagen auf europäische Bonds. „Gerade
ist wichtig. Bei den Emittenten gebe es zudem große Unterschie- das breite Engagement am europäischen Markt sichert einen
de hinsichtlich des Underlying. Letztlich finden nur solche Papiere signifikanten Mehrertrag“, erklärt Risse. Derzeit entfallen knapp
den Weg ins Portfolio, die auch den internen Plausibilitätscheck 30 Prozent der Anlagen auf deutsche Pfandbriefe, gefolgt von
überstehen.
französischen Papieren (Obligations Foncières), die mit rund
15 Prozent vertreten sind. Covered Bonds aus beiden Ländern
Jumbo-Anleihen bevorzugt
hatten sich im bisherigen Verlauf der Staatsschuldenkrise als
Besonderes Augenmerk richtet das Portfoliomanagement von besonders robust erwiesen. Die Länderallokation umfasst aber
Union Investment auf die Liquidität der Papiere. Deshalb inves- auch Investments in Schweden, Spanien, Großbritannien und
tiert der „UniInstitutional Euro Covered Bonds 1-3 years“ aus- weiteren fünf europäischen Ländern. Währungsrisiken treten
schließlich in sogenannte Jumbo-Covered-Bonds. Diese Papie- nicht auf, da das Fondsmanagement nur solche Anleihen kauft,
re, die ein besonders hohes Emissionsvolumen von einer die in Euro emittiert werden.
Milliarde Euro und mehr haben, sind Marktstandard im AnleiGerade weil institutionelle Investoren an Covered Bonds
hensegment der Covered Bonds. Eine Stärke der Jumbos zeigte höchste Qualitätsansprüche stellen, ist Daniel Rauch von der
sich bei den jüngsten Turbulenzen an den Rentenmärkten: Vo- Attraktivität des neuen Fonds überzeugt. „Den Investoren wird
lumenschwere Emissionen konnten dabei wesentlich besser eine Assetklasse offeriert, die durch Beständigkeit und Solidität
gehandelt werden als kleinere Covered Bonds, bei denen die besticht und in einem schwierigen Umfeld eine attraktive Renchf W
Risikoaufschläge deutlich zunahmen. Die Emissionsgröße der dite verspricht.“
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InvestmentProfessionell 4.2011
Anders Levermann im Gespräch über Klimaschutz und Nachhaltigkeitsstrategien
„Der Klimawandel
wird alle Risiken verstärken“
Umgeben von einem Waldgebiet liegt auf dem Potsdamer Telegrafenberg der Wissenschaftspark „Albert Einstein“ – eine Art riesiger Thinktank der deutschen Geoforschung. In einem
der klassizistischen Gebäude auf dem Gelände berechnet Professor Anders Levermann
die Folgen des Klimawandels. Er ist überzeugt: „Der Treibhauseffekt wird die Investitionsstrategien global und tief greifend beeinflussen.“
— Über die Ursachen des Klimawandels besteht laut Anders Levermann inzwischen ein breiter wissenschaftlicher Konsens: Werden die vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen
nicht gedrosselt, schmelzen die Polkappen ab, der Meeresspiegel
steigt an und die Klimazonen verschieben sich. Die Auswirkungen wären gesellschaftlich und wirtschaftlich katastrophal.
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erforscht Fragen zum
globalen Wandel, zu Klimawirkungen und zur nachhaltigen Entwicklung. Das
1992 gegründete Institut gilt als Pionier der interdisziplinären Forschung und
als eines der weltweit führenden Institute auf dem Gebiet der Klimaforschung.
Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler untersuchen dort gemeinsam,
wie sich das System Erde durch den Klimawandel verändert und welche Strategien für eine nachhaltige Entwicklung angemessen sind. Das PIK berät Institutionen wie die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die Weltbank.
„Ereignisse wie die schweren Unwetterkatastrophen, die wir
kürzlich in Thailand, Pakistan und in Ostafrika beobachtet haben, erwarten wir in Zukunft verstärkt“, so Levermann. „Die Extremereignisse in Form von Dürren, Fluten, Stürmen und Hitze-,
aber auch Kältewellen werden zunehmen“, erläutert er. Levermann beschäftigt sich beim Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) schwerpunktmäßig mit den sogenannten
Kippprozessen im Klimasystem. Dabei versucht er, bestimmte
klimatische Schwellen zu lokalisieren, bei deren Überschreitung
ein Temperaturanstieg nicht mehr umkehrbar ist.
2040 wird ein kritisches Jahr
Für den Klimaforscher steht um das Jahr 2040 eine besonders
kritische Schwelle bevor. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann überschreiten wir um 2040 die Zwei-Grad-Grenze.“
Das bedeutet, dass die Temperatur global im Durchschnitt um
zwei Grad angestiegen sein wird. „Wollen wir unter dieser
Zwei-Grad-Grenze bleiben, dann müssen wir jetzt handeln. Um
eine signifikante Chance auf ein positiveres Szenario zu haben,
müssen wir spätestens ab 2015 die globalen CO2-Emissionen
beständig verringern“, sagt der 39-Jährige ganz unaufgeregt
mit wissenschaftlich-analytischer Präzision. Physikalisch sei
das noch möglich, aber die nötigen Entscheidungen müssten in
Politik und Wirtschaft fallen.
Im Vorfeld der Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban, die ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll finden sollte, war Levermann allerdings skeptisch. „Die Chancen,
dass es dort zu einem Abkommen kommt, sind gleich null“,
sagte er. Entscheidend sei, dass sich China und die USA als die
größten CO2-Emittenten einigen. Doch dort spiele das Thema
Klimawandel noch eine eher untergeordnete Rolle und müsse
sich Themen wie Wirtschaftswachstum oder Arbeitslosigkeit
unterordnen.
Die Risikoforscher
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Professor Anders Levermann
Seit 2003 forscht der Klimawissenschaftler Professor Anders Levermann am
Die Wirtschaft optimieren
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und als Professor für die Dynamik
Dabei stehe der Klimaschutz eigentlich nicht im Widerspruch
des Klimasystems am Institut für Physik der Universität Potsdam. Levermann
zum Wirtschaftswachstum und zum Arbeitsmarkt, ist Levermann
berät Vertreter aus Politik und Wirtschaft in Bezug auf Fragen zum Klimawandel.
überzeugt. „Es geht nicht darum, die Wirtschaft zu behindern,
Er ist Co-Autor mehrerer Sachstandsberichte des UN-Weltklimarats (IPCC).
sondern sie im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu optimieren – zum Beispiel in Bezug auf mehr Energieeffizienz und den
verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien.“ Insofern sei die
Energiewende in Deutschland richtungsweisend. „Wenn ein so
starker Wirtschaftsstandort wie Deutschland zeigt, dass man er- sibilität für das Thema ist gestiegen. Versicherungen und insbeneuerbare Energien mit Wirtschaftswachstum kombinieren sondere Rückversicherungen versuchen bereits, den Klimawankann, dann hat das Signalwirkung.“
del in ihre Risikomodelle zu integrieren. „Die wissen schon jetzt,
Ein weiterer Hemmschuh bei der Diskussion um Klimaschutz- dass etwas passiert und dass das Risiko steigen dürfte.“ AllerDer Beitrag als
maßnahmen sei die starke Zeitverzögerung. „Etwa die Hälfte des dings sei das Quantifizieren von Klimarisiken äußerst schwierig
Vodcast unter
Klimawandels, den wir jetzt verursachen, merken wir erst in einigen und lasse sich wissenschaftlich kaum in Zahlen ausdrücken.
. www.risiko
Jahrzehnten“, sagt der Professor. „Durch
Aber auch in anderen Branchen setzt
management.tv
diese Zeitverzögerung ist die Dringlichkeit
der Klimawandel international Impulse.
für die Öffentlichkeit schwer wahrnehm„Der Klimaschutz könnte sich europaweit
„Nachhaltiges
bar.“ Das zeigt sich auch in der aktuellen
zu einem Jobmotor entwickeln, wenn
Investieren macht
Risikomanagement-Studie von Union Inman ihn richtig angeht“, meint Levervestment. Dort rangiert die Sorge um klimamann. Schon jetzt hat das Thema Einfluss
Firmen robuster.“
bedingte Umweltrisiken bei institutionelauf das Investitionsverhalten von Großanlen Großinvestoren erst hinter klassischen
legern. Die CO2-Bilanz wird zum Beispiel
wirtschaftlichen Risiken. Doch Levermann ist überzeugt: „Der ein immer wichtigeres Bewertungskriterium von Unternehmen.
Klimawandel wird alle Risiken, die wir weltweit auf der Agenda Die globale Erwärmung erhöht weiter die Anpassungsanforderunhaben, verstärken.“ So führe das starke Bevölkerungswachstum gen an die Wirtschaft. Nachhaltiges Investieren spielt dabei für
zu mehr Raumbedarf. Gleichzeitig nähmen durch den Meeres- Levermann eine zentrale Rolle: „Es macht Firmen robuster gegen
spiegelanstieg und extreme klimatische Verhältnisse die Nutzflä- Störungen, die durch den Klimawandel hervorgerufen werden
chen aber eher ab. Die landwirtschaftliche Versorgung der wach- können. Und zweitens kann man durch nachhaltige Investments
senden Bevölkerung werde schwieriger. Das habe Folgen für alle. helfen, dass es beim Klimawandel nicht zum Äußersten kommt.“
Damit sendet der Potsdamer Telegrafenberg wieder einmal
Klimarisiken werden in Risikomodelle integriert
wichtige Denkanstöße in die Welt. Das hat Tradition, seit hier im
Als Berater von Vertretern aus Politik und Wirtschaft nimmt der Jahr 1916 zum ersten Mal Albert Einsteins Gleichungen gelöst
Professor inzwischen einen Bewusstseinswandel wahr. Die Sen- wurden.
fix W
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InvestmentProfessionell 4.2011
Transparent
Erfahrener Experte leitet Rentenfondsmanagement von Union Investment
Frank Engels wird neuer Rentenchef
Dr. Frank Engels wird Mitte Januar 2012 die Leitung des Rentenfondsmanagements von Union Investment
übernehmen. Engels wird als Managing Director dem 46-köpfigen Rententeam von Union Investment vorstehen und die Strategie für ein Anlagevolumen von rund 74 Milliarden Euro verantworten.
— „Mit Frank Engels konnten wir einen international erfahrenen Experten gewinnen, der
hervorragend zu unserem Portfoliomanagement passt“, so Anja Mikus, für das Portfoliomanagement von Union Investment verantwortliche Geschäftsführerin. Engels tritt die
Nachfolge von Christian Eckert an, der das
Unternehmen auf eigenen Wunsch zum
Jahresende verlässt.
Engels (43) war bereits von Juni 2008 bis
September 2010 als Head of Emerging Market Debt im Portfoliomanagement von Union
Investment tätig. Im Oktober 2010 wechselte
er zu Barclays Capital, wo er als Global Head
die Asset-Allocation-Strategie und als CoHead den Bereich Europäische Volkswirtschaft verantwortete.
Der promovierte Volkswirt begann seine
Laufbahn als wissenschaftlicher Mitarbeiter
an der WHU – Otto Beisheim School of Management, arbeitete dann bei der SwissRe
und von 1999 bis 2002 als Ökonom beim IWF
in Washington. 2002 wechselte Engels zur
Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Anschließend übernahm er bei Thames River
Capital LLP in London bis zu seinem Wechsel
zu Union Investment im Juni 2008 die Position
stb W
des Lead Economist.
Neuer Rentenchef: Dr. Frank Engels
Union Investment Corporate Day 2012
Cash Management unter erschwerten Bedingungen
Ein Niedrigzinsumfeld und gestiegene Risiken, selbst bei bisher als sicher geltenden Anlageklassen,
erfordern mehr denn je eine weitsichtige Finanzstrategie. Beim Union Investment Corporate Day 2012
stehen diese neuen Herausforderungen für die Treasurer von Unternehmen im Mittelpunkt.
— Neben dem Kerngeschäft der Liquiditätssteuerung steht für Treasurer von Unternehmen das Risikomanagement immer mehr im Vordergrund. „Dabei sind Treasurer in der momentanen Marktsituation
besonders gefordert, mit den zahlreichen wirtschaftlichen und regulatorischen Risiken umzugehen“, sagt Thomas Fleck, Mitglied der
Geschäftsführung der Union Investment Institutional GmbH.
Beim Union Investment Corporate Day am 1. Februar 2012 in
Frankfurt am Main erhalten Finanzverantwortliche von Unternehmen
praxisnahe Einblicke in die drängenden Risikothemen des Treasury.
Dabei wird Jochen Schwabe, geschäftsführender Gesellschafter der
Unternehmensberatung Schwabe, Ley & Greiner, als Keynote-Sprecher
eine Reihe von Best-Practice-Beispielen im Risikomanagement vorstellen. Ferner wird Union Investment-Chefökonom David F. Milleker
mit Prof. Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt von Barclays Capital,
bei einem – bewusst kontroversen – Aufeinandertreffen über makroökonomische Entwicklungen diskutieren. Außerdem werden Portfoliomanager von Union Investment Strategien zur Liquiditätssteuefix W
rung vorstellen und zu weiteren Markttrends referieren.
Impressum
Herausgeber Union Investment Institutional GmbH
Wiesenhüttenstraße 10, 60329 Frankfurt am Main
Telefon: 069 2567 3182, Fax: 069 2567 1616
E-Mail: [email protected]
Internet: www.union-investment.de/institutional
Redaktion Stefan Barkhausen, Union Investment (V. i. S. d. P.)
Layout/Grafik Profilwerkstatt, Darmstadt
Autoren Stefan Barkhausen sba, Esther Baumann eba,
Stefan Biela stb, Dr. Christian Fälschle chf, Clemens Heitmann ch,
Dr. Oliver Letzgus ol, Christian Lienke cl, Anja Mikus ami,
Jürgen Pfaff jpf, Felix Schütze fix, Dirk Stauer dst
Druck Malich GmbH, Frankfurt
Allgemeine Hinweise Ausführliche produktspezifische Informationen und Hinweise zu Chancen und Risiken der Fonds entnehmen Sie bitte
den aktuellen Verkaufsprospekten, den Vertragsbedingungen sowie den Jahres- und Halbjahresberichten, die Sie kostenlos über Union Investment erhalten. Diese Dokumente bilden die allein verbindliche Grundlage für den Kauf der Fonds. Alle weiteren Informationen in diesem Dokument stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen, die für zuverlässig gehalten werden. Für deren Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit steht der Verfasser nicht ein. Eigene Darstellungen und Erläuterungen beruhen auf der jeweiligen Einschätzung des Verfassers zum
Zeitpunkt ihrer Erstellung, im Hinblick auf die gegenwärtige Rechts- und Steuerlage, die sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern
kann. Die Inhalte dieses Dokumentes stellen keine Handlungsempfehlung dar, sie ersetzen weder die individuelle Anlageberatung noch die
Beurteilung der individuellen Verhältnisse durch einen Rechtsanwalt oder Steuerberater. Diese Broschüre wurde von der Union Investment Institutional GmbH mit Sorgfalt entworfen und hergestellt, dennoch übernimmt Union Investment keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit
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