Träger des steirischen Menschenrechtspreises 2007 / Winner of the Styrian Human Rights Award, 2007 Gesundheitsförderung durch PartizipationInterkulturell, Innovativ und Integrativ Gesundheitsförderung für Migrant/innen über Kulturvereine der Herkunftsländer Informations-Broschüre in DEUTSCH Auch online auf www.omega-graz.at Verein OMEGA – Transkulturelles Zentrum für psychische und physische Gesundheit und Integration Informations-Broschüre in DEUTSCH 2 Danksagung Als Geschäftsführer des Verein Omega möchte ich mich sehr herzlich bei all jenen bedanken, die zum Erfolg des FGÖ- Projektes „Gesundheitsförderung durch Partizipation – interkulturell, innovativ und integrativ“ beigetragen haben. Vielen Dank für die fachlich kompetenten Beiträge der Vortragenden der einzelnen Referate, das sind in alphabetischer Reihenfolge: Eva Ackbar, MPH MSc, Mag.a Sylvia Groth, Dr. Bernd Haditsch, Dieter Kotnik, Dr.in Sabine Perl, Univ. Prof.in Dr.in Eva Rasky MME; Msc, DGKS Gertraud Sadilek, MSc. Die vorgetragenen Referate waren bedeutender Impuls für die weitere Auseinandersetzung der Teilnehmer/innen mit den jeweiligen Themenschwerpunkten und trugen in hohem Maße zu einem Verständnis des österreichischen Gesundheitssystems sowie einzelner Krankheitsbilder und deren Behandlungsmöglichkeiten bei. Mein herzlicher Dank gilt vor allem auch den Multiplikator/innen und Vertreter/innen der einzelnen teilnehmenden Migrant/innenvereine, die durch ihre aktive und engagierte Mitarbeit wesentlich dazu beigetragen haben, das Projektziel zu erreichen und die das in den Vorträgen und Workshops erworbene Wissen in ihre Gemeinschaften weitertragen. ProHealth - African Initiative for Promoting Health: Frau Noma Kelbitsch, Frau Linda Jooda Verein der Bosniaken Steiermark: Frau Dr.in Aida Kuljuh, Frau Admira Ljubijankic Ägyptische Gruppe: Frau Hanna Doulagy, Frau Dr.in Juliana Habib Russisch sprechende/ Tschetschenische Gruppe: Frau Chedi Arzujewa, Frau Dr.in Jamala Gurban Ebenso will ich meinen Dank und meine Anerkennung den involvierten Mitarbeiter/innen von Omega, und insbesondere den Dolmetscher/innen, aussprechen, durch deren Vorbereitung, Organisation, Begleitung und Übersetzertätigkeit die erforderlichen Rahmenbedingungen für die gelingende Durchführung ermöglicht wurde. Besonderen Dank richtet sich für Ihre finanzielle Unterstützung an Found Gesundes Österreich (FGÖ), da über Ihre Kooperation mit Verein OMEGA das Projekt erst realisiert werden konnte. Dr. med. Emir KULJUH Informations-Broschüre in DEUTSCH 3 INHALTSVERZEICHNIS Zusammenfassung zum Projekt 4 Gesundheitsthemen der Schulung: Die Inhalte der Schulung wurden von Verein OMEGA protokolliert und von Multiplikator/innen sowie Dolmetscher/innen übersetzt. Vortrag 1: Das Österreichische Gesundheitssystem, die Vorsorgeuntersuchung, Gesundheitsförderung & Prävention, Impfschutz 1.1. Das Gesundheitssystem in Österreich Referent: Dieter Kotnik (StGKK) 8 1.2. Die Vorsorgeuntersuchung, Impfschutz Referent: Dr. Bernd Haditsch (StGKK) 11 1.3. Gesundheitsförderung & Prävention Referentin: Eva Ackbar, MPH MSc (StGKK) 13 Vortrag 2: Psychosomatische Störungen und Erkrankungen in Bezug auf Migration: Stress, Kopfschmerz, Trauma etc. Referenten: Dr. Kuljuh und Dr. Ressi (OMEGA) 14 Vortrag 3: Diabetes & gesunde Ernährung Referentin: DGKS Gertraud Sadilek, MSc (LKH Hörgas) 18 Vortrag 4: Herz- Kreislauf- Erkrankungen & Bewegung Referentin: Dr.in Sabine Perl (Kardiologie LKH Graz) 23 Vortrag 5: Krebserkrankungen Referentinnen: Univ.-Prof.in Dr.in Éva Rásky MME, MSc (Institut für Sozialmedizin & Epidemiologie, Med. Uni Graz) & Mag.a Sylvia Groth (Frauengesundheitszentrum) 28 Kontakte 33 Informations-Broschüre in DEUTSCH 4 Zusammenfassung zum Projekt A. Projektmeilensteine: Bewusstseinsbildung in Bezug auf Prävention und Gesundheitsförderung sowie Gesundheitsdeterminanten, wie gesunde Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit, sind die Inhalte dieses Gesundheitsförderungsprojektes. Es gilt Gesundheit zu fördern, indem gezielt Information, Transparenz und Übertragung von Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit und die der Familie mit und für die Zielgruppe erreicht wird. Im Rahmen des Projekts wird für 4 Grazer Kulturvereine oder selbstorganisierte Gruppen eine fundierte und interessante Workshop-Reihe zu gesundheitsrelevanten Themen angeboten. Es sind Workshops zu insgesamt 5 Gesundheitsthemen geplant, die durch geschultes Gesundheitspersonal mit Migrationshintergrund muttersprachlich und eigenständig abgehalten werden. Zuvor wird dieses Gesundheitspersonal bzw. die Multiplikator/innen von Expert/innen geschult. Folgende Inhalte der Schulung wurden von Mitarbeiter/innen des Verein OMEGA protokolliert und anschließend von Multiplikator/innen sowie Dolmetscher/innen übersetzt: 1. Das Österreichische Gesundheits- und Versicherungssystem, die Vorsorgeuntersuchung und Instrumente der Prävention & Gesundheitsförderung, Impfschutz 2. Psychosomatische Erkrankungen in Bezug auf Migration 3. Diabetes und Übergewicht (Schwerpunkt Ernährung) 4. Herz- Kreislauf- Erkrankungen (Schwerpunkt Bewegung) 5. Krebserkrankungen So soll bei der Zielgruppe der Asylwerber/innen, Flüchtlinge und Migrant/innen ein gesteigertes Selbstbewusstsein in gesundheitlichen Belangen und eine positiv veränderte Eigenwahrnehmung erreicht werden. Die Einbindung von medizinischem Gesundheitspersonal mit eigenem Migrationshintergrund gewährleistet die Authentizität und verhindert Sprachbarrieren. Durch unsere langjährige Erfahrung in der Gesundheitsarbeit mit Migrant/innen und den aufsuchenden Projektansatz können wir die Zielgruppe erreichen und eine nachhaltige Zusammenarbeit aufbauen. Gleichzeitig soll durch das Angebot eines kostenlosen und an die Wünsche der Zielgruppe angepassten Bewegungsprogramms ein erster Anstoß zu einem nachhaltig veränderten Lebensstil gegeben werden. Abb.1.: Schritte zur Durchführung der Multiplikator/innen-Schulung und den Workshops Informations-Broschüre in DEUTSCH 5 B. Projektgruppen: Expert/innen 5 Gesundheitsthemen für eine Multiplikator/innen-Schulung Multiplikator/innen 2 Multiplikator/innen pro Gruppe: Migrant/innen aus dem Gesundheitsbereich, die Kontakt zu einem Migrant/innen-Verein pflegen 4 Gruppen von je 2 Migrant/innen: Ägyptische Gruppe, Gruppe der Bosniaken, Afrikanische Gruppe & Russisch Sprechende/Tschetschenische Gruppe Teilnehmer/innen Zielgruppe für die Workshops: Asylwerber/innen, Flüchtlinge und Migrant/innen 4 Sprachen: Arabisch, BKS, Englisch & Russisch (4 * 5) Workshops: Pro Gesundheitsthema je einen Workshop in je einem Verein oder Gruppe Abb.2.: Projektgruppen und Aufgaben C. Spezifizierte Projektziele Im Rahmen des Projekts wurden folgende spezifizierten Projektziele formuliert: 1. Kompetente, kultursensible und praxisorientierte Information zu gesundheitsspezifischen Themen wird der schwer erreichbaren Zielgruppe der Migrant/innen vermittelt 2. Eine positive Eigenwahrnehmung der Teilnehmer/innen wird gefördert 3. Die Teilnehmer/innen werden darin unterstützt, selbst Verantwortung für ihr Gesundheitshandeln und das ihrer Familie zu übernehmen 4. Barrieren, die eine Inanspruchnahme des österreichischen Gesundheitssystems behindern, werden nachhaltig abgebaut 5. Bewusstseinsbildung in Bezug auf Gesundheitsförderung und Prävention 6. Nachhaltige Motivation zu einer gesundheitsförderlichen Lebensgestaltung mit ausreichend Bewegung 7. Teilnehmer/innen werden zu Multiplikator/innen für Gesundheitsförderung und Prävention Informations-Broschüre in DEUTSCH 6 8. Die Partizipation der Teilnehmer/innen wird gefördert, das Projektangebot wird ihren Wünschen und Vorschlägen angepasst D. Evaluation: Von 32 Teilnehmer/innen der Workshops (die eine Evaluation vor dem Projekt /PRÄ abgegeben haben) waren 39% sehr zufrieden mit ihrer Gesundheit (Abb.3.). Rund ein Drittel fühlt sich krank oder unwohl. Der Großteil der befragten Personen war weiblich, nur 4 Personen davon männlich, und 28% hat einen höheren Bildungsabschluss wie Hochschule/Universität. Ein Drittel beherrscht die deutsche Sprache sehr gut bis gut. Im Schnitt leben die Teilnehmer/innen bereits seit 7,78 Jahren in Österreich. Abb. 3.: Sind Sie im Moment mit Ihrer Gesundheit zufrieden? Fühlen Sie sich wohl? Angabe in Prozent: PRÄ = 31 Personen Von 36 Teilnehmer/innen der Workshops (die eine Evaluation nach dem Projekt/POST abgegeben haben) waren 19 Personen, also 53% mehr als einmal bei einem Workshop dabei. Gründe für Fernbleiben war in erster Linie Mangel an Zeitressourcen oder Mangel an Information über die Termine. Zwei Drittel der Personen waren weiblich und Rund die Hälfte hat einen höheren Bildungsabschluss. Zwei Drittel beherrschen die deutsche Sprache sehr gut bis gut. Im Schnitt leben die Teilnehmer/innen bereits seit 12,14 Jahren in Österreich. Abb. 4.: Frage: Was sind Ihrer Meinung nach Möglichkeiten, Ihre seelische Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zu fördern? Angabe in Prozent: PRÄ = 32, POST = 36 Personen Informations-Broschüre in DEUTSCH 7 Vor den Workshops gaben die Befragten (32 Personen) an, dass die zwei wichtigsten Faktoren für seelische Gesundheit „Das Gefühl der Sicherheit“ als auch „Eine glückliche Familie“ sind (Abb.4.). Nach den Workshops (36 Personen) liegt „Eine glückliche Familie“ an der Spitze gefolgt von „Bewegung und Sport“, um die seelische Gesundheit zu fördern. Auffällig ist, dass das Gefühl von Sicherheit abschließend nur mehr eine sehr geringe Rolle zu spielen scheint, als im Vergleich vor der Abhaltung der WS. Außerdem steigt der Wert an „Gesunder Ernährung“. Vor den Workshops kennt Rund die Hälfte der Befragten eine Vorsorgeuntersuchung (VU), aber die andere Hälfte nicht (Abb.5.). Nach den Workshops ist die VU so gut wie allen bekannt, da nur 6% keine Antwort darauf geben können. Das weist darauf hin, dass zuvor ein großer Informationsmangel über kostenlose Gesundheitsuntersuchungen wie die VU vorhanden war. Abb.5.: Frage: Ist Ihnen die Vorsorgeuntersuchung bekannt? Angabe in Prozent: PRÄ = 32, POST = 36 Personen Folgende Faktoren wurden zu Beginn genannt, die einen Einfluss auf die Gesundheit ausüben, wenn die Person einen Migrationshintergrund hat: Fremde Sprache (10mal genannt), Heimweh, schlechte Ernährung, neue Umwelt. Gegen Ende waren folgende Faktoren relevant: Integrationsdruck, fremde Umgebung, Stress, schwere Arbeit, wenig Informationen, schlechte Ernährung, keine Bewegung. Die Sprache wurde zu Beginn als eine ganz wesentliche Hürde wahrgenommen, was nach den Workshops in den Hintergrund getreten ist. Rund die Hälfte der Befragten gab vor den Workshops an, dass Krebs durch das eigene Verhalten nicht beeinflusst werden kann, danach allerdings änderte sich diese Meinung, sodass der Großteil Krebs doch auch für selbst verursacht oder beeinflussbar hielt (Abb.6.). Das deutet darauf hin, dass zu Beginn des Projekts ein Wissensdefizit über Krebsursachen vorhanden war. Abb.6.: Frage: Sind Sie der Meinung, dass Ihr Verhalten eine Krebserkrankung verursachen oder verhindern kann? Angabe in Prozent: PRÄ = 32, POST = 36 Personen Informations-Broschüre in DEUTSCH 8 Vor den Workshops gaben nur 16% der Befragten an sich Ernährungsbewusst zu verhalten, am Ende des Projekts stieg die Zahl um das Doppelte an, nun ernähren sich fast ein Drittel der Befragten laut eigenen Angaben bewusst und ausgewogen (Abb.7.). Abb.7.: Frage: Achten Sie bewusst auf gesunde und ausgewogene Ernährung? Angabe in Prozent: PRÄ = 32, POST = 36 Personen Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine unregelmäßige Teilnahme an den Workshops als große Hürde im Projekt zu betrachten ist. Generell scheint ein großer Nachhol-Bedarf an Informationen über das Gesundheitssystem für Migrant/innen vorhanden zu sein, da ein Informationsdefizit zu wichtigen Gesundheitsthemen als auch zu Angeboten wie die VU besteht. Viele Teilnehmer/innen können keine Risikofaktoren oder Ursachen von Erkrankungen selber benennen, aber das Wissen konnte zumindest in einigen Punkten, wie Beeinflussbarkeit von Krebsrisiko, erhöht werden. Damit verändert sich auch das Bewusstsein im Umgang mit den eigenen Ressourcen und dem Verhalten. Zu Beginn war das Gefühl von Sicherheit der wichtigste Faktor für Gesundheit und die Sprachbarriere wurde als das größte Hindernis bei Migration empfunden. Nach dem Projekt steigt die Bedeutung von selbstgesteuertem Gesundheits-Verhalten wie Bewegung und Sport sowie gesunde Ernährung. Folglich zeigt der Multiplikator/innen-Ansatz einen Erfolg und sollte in einem breiteren Spektrum, wie Häufigkeit und Dauer, fortgesetzt werden. Vortrag 1: Das Österreichische Gesundheitssystem, die Vorsorgeuntersuchung, Gesundheitsförderung & Prävention, Impfschutz Referenten/innen: Dieter Kotnik, StGKK; Dr. Bernd Haditsch, StGKK; Eva Ackbar, MPH MSc 1. Das Gesundheitssystem in Österreich Referent: Dieter Kotnik, StGKK; STGKK-Info-Broschüre 2011 Das Österreichische Gesundheitssystem ist in seiner heutigen Form aus den Wirren der Zwischenkriegszeit (1920er und 30er Jahre) entstanden, in der in Österreich Unruhen und Bürgerkrieg das soziale Gleichgewicht störten. Nach dem 2. Weltkrieg (ab 1945) ist das Österreichische Sozialsystem mit dem Ziel entstanden, die Demokratie zu sichern und Bürgerkriege in Zukunft zu vermeiden. Spannungen zwischen Arm und Reich sollten nie mehr zu groß werden. Das österreichische Gesundheitswesen wird durch verschiedene Akteure geprägt: Neben dem Bund, den Ländern und der Sozialversicherung wirken Informations-Broschüre in DEUTSCH 9 gesetzliche Berufsvereinigungen, Interessenvertretungen, öffentliche Gesundheitseinrichtungen und private Organisationen am Gesundheitswesen mit. Sie behandeln, forschen, planen, prüfen, bilden aus, kontrollieren, organisieren oder verwalten. Dadurch gewährleisten sie eine umfassende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und tragen dazu bei, das Gesundheitswesen weiterzuentwickeln.1 Zu den wichtigsten Institutionen und Akteuren zählen: Sozialversicherung Bundesministerium für Gesundheit Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Bundesländer Die Systeme der sozialen Sicherheit umfassen: Die Sozialversicherung (ist beitragsfinanziert über Beiträge Beschäftigter) Die Soziale Versorgung (z.B. Heeresversorgung, Verbrechensopferfond, ist steuerfinanziert) Die Arbeitslosenversicherung (ist steuerfinanziert) Die Sozialhilfe (für Nichtversicherte, Obdachlose,.., ist steuerfinanziert) Die Sozialversicherung ist wiederum in 3 Zweige unterteilt: Die Krankenversicherung Die Unfallversicherung (Arbeitsunfälle, Berufserkrankungen) Die Pensionsversicherung (Altersversorgung, Waisen- und Witwenpension) Die Krankenversicherung Im Folgenden soll nun näher auf die Krankenversicherung eingegangen werden. Bei der Pflichtversicherung sind automatisch alle Menschen per Gesetz durch einen Sozialversicherungsträger geschützt, unabhängig von Einkommen, sozialem Status, Geschlecht oder Alter. Die Höhe der Krankenversicherungsbeiträge hängt vom Einkommen ab. Alle Versicherten haben Anspruch auf die gleiche Gesundheitsversorgung, auch Menschen mit erhöhtem Risiko (Vorerkrankungen, chronische Krankheiten) werden nicht vom Schutz der Krankenversicherung ausgeschlossen. Die Aufgaben der Krankenversicherung umfassen: Früherkennung von Krankheiten (v.a. durch die Vorsorgeuntersuchung) 3 Versicherungsfälle (ein Versicherungsfall ist ein Ereignis, bei welchem die Krankenversicherung verantwortlich ist, zu handeln): Krankheit (ist ein regelwidriger Gesundheitszustand, welcher behandelt wird; z.B. eine Depression) Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit (tritt dann ein, wenn die Krankheit es nicht mehr erlaubt, zu arbeiten) Mutterschaft Den drei Versicherungsfällen sind wiederum bestimmte Leistungen zuzuordnen, welche von der Krankenversicherung erbracht werden. Beim Versicherungsfall der Krankheit umfassen diese Leistungen: Ärztliche Hilfe: Ärztliche Hilfe kann ein/e Versicherte/r entweder von einem Vertragsarzt (dieser hat einen Vertrag mit der GKK) oder einem/einer Wahlarzt/ärztin 1 https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/institutionen_LN.html Informations-Broschüre in DEUTSCH 10 (kein Vertrag mit der GKK) bekommen. Die Behandlung beim Vertragsarzt ist gratis, es ist lediglich eine e-card-Gebühr von 10€ jährlich zu bezahlen, die vom Gehalt abgebucht oder per Erlagschein eingefordert wird. Befreit von dieser gebühr sind mitversicherte Kinder, Pensionisten und rezeptgebührenbefreite Personen. Der/die Wahlarzt/ärztin kann für eine Behandlung einen frei gewählten Betrag verlangen. Ein/e Versicherte/r kann von der GKK 80% der Behandlungskosten zurückfordern, sofern der/die Wahlarzt/ärztin nach Kassentarif abrechnet (also gleich viel verlangt wie ein Vertragsarzt). Verrechnet der/die Wahlarzt/ärztin einen höheren Betrag, zahlt die GKK ebenfalls 80% des Kassentarifs, was einen höheren Selbstbehalt bedeutet. Heilmittel: Zu den Heilmitteln gehören Medikamente und Heilbehelfe (z.B. Krücken). Für Medikamente ist pro verordneter Packung eine Rezeptgebühr (5,10€ derzeit) zu bezahlen, von der Personen mit geringem Einkommen befreit sind. Generell wird keine Rezeptgebühr unter anderem von Asylwerbern und Asylanten sowie bei vom Bundessozialamt zur Betreuung zugeteilten Personen eingehoben. Wegen sozialer Schutzbedürftigkeit sind Personen, deren monatliches Nettoeinkommen unter 793,40€ (Alleinstehende) bzw. 1.189,56€ (für Paare im gemeinsamen Haushalt) liegt, von der Rezeptgebühr befreit. Diese Beträge erhöhen sich für jedes Kind um 122,41€. Hat ein/e Versicherte/r einen vom Hausarzt bestätigten erhöhten Bedarf an Medikamenten (mehr als 4 Schachteln monatlich), erhöht sich der Richtsatz für die Gebührenbefreiung um 15% des Nettoeinkommens. Lebt ein erwerbstätiges Kind im Haushalt, werden von dessen Nettoeinkommen 12,5% zum Gesamteinkommen eines Haushalts dazugerechnet. Eine Rezeptgebührenbefreiung gilt für den/die Versicherte/n und seine/ihre anspruchsberechtigten Angehörigen. Spitalsaufenthalt: Ein Spitalsaufenthalt ist für alle Versicherten grundsätzlich kostenlos, es ist jedoch ein Verpflegungskostenbeitrag zu leisten, den das Krankenhaus einhebt (8,78€/Tag). Für den Spitalsaufenthalt eines Mitversicherten (z.B. Kinder) ist ein Betrag von 16€/Tag an die GKK zu entrichten, es entfällt der Verpflegungskostenbeitrag. Für rezeptgebührenbefreite Personen ist der Aufenthalt kostenlos. Der Aufenthalt eines Elternteils im Krankenhaus zur Begleitung ist nicht von der Krankenversicherung abgedeckt und muss privat bezahlt oder von einer Zusatzversicherung abgedeckt werden. Medizinische Hauskrankenpflege: Diese ist ein Ersatz für einen Spitalsaufenthalt und diesem vorzuziehen. Leistungen der MHK sind z.B. Insulinspritzen oder die Behandlung von Ulcera. Diese Leistungen werden von Vertragspartnern der GKK (z.B. Caritas, Volkshilfe) angeboten und nur dann von der GKK bezahlt, wenn eine Verbesserung des Gesundheitszustands zu erwarten ist und die Leistungen von einem Arzt verschrieben wurden. Zusätzliche Leistungen (z.B. Waschen) müssen selbst bezahlt werden. Von der Krankenversicherung abgedeckt ist vom Arzt beantragtes Verbandsmaterial, das entweder bei der Verbandstoffstelle der GKK abgeholt oder zugeliefert werden kann. Beim Versicherungsfall der Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit umfassen diese Leistungen: Krankengeld: Die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit (Krankmeldung) obliegt dem behandelnden Arzt. Das Krankengeld soll einen Verdienst-Entgang ersetzen und wird mindestens bis zu einer Dauer von 26 Wochen gewährt. Vom 4. Bis zum 42. Tag der Arbeitsunfähigkeit beträgt das Krankengeld 50% des Bruttogehalts, ab dem 43. Tag 60%. Geringfügig Beschäftigte mit Selbstversicherung haben Anspruch auf ein tägliches Krankengeld von 4,48€. Bei Beziehern einer Leistung aus der Arbeitslosenversicherung gebührt ein Krankengeld in der Höhe des letzten AMS-Bezuges. Eine Krankheit ist umgehend dem Dienstgeber zu melden, der Besuch eines Arztes ist, wenn möglich, angeraten. Der Dienstgeber kann einen Nachweis der Krankheit verlangen, Informations-Broschüre in DEUTSCH 11 eine Krankschreibung ist für 3 Tage rückwirkend möglich. Die Gesundmeldung führt der behandelnde Arzt durch, kann aber auch vom Versicherten selbst bei der GKK gemacht werden (persönlich, telefonisch, per Fax oder E-Mail). Diese Gesundmeldung ist, anders als die Krankenstands-Bestätigung, dem Dienstgeber nicht zu übergeben. Beim Versicherungsfall der Mutterschaft umfassen diese Leistungen: Wochengeld: Weiblichen Versicherten gebührt auf Antrag ein tägliches Wochengeld für die letzten 8 Wochen vor der voraussichtlichen Entbindung (bestimmt durch den Gynäkologen), den Tag der Entbindung und die ersten 8 Wochen nach der Entbindung. Ist der tatsächliche Entbindungstermin später als der voraussichtliche, verlängert sich die Auszahlung des Wochengeldes um diese Zeitspanne. Mütter erhalten nach Mehrlings-, Frühgeburten oder Kaiserschnittentbindungen das Wochengeld für eine Dauer von 12 Wochen (statt 8). Das Wochengeld entspricht für pflichtversicherte Dienstnehmerinnen der Höhe des Nettoverdienstes der letzten 3 Kalendermonate vor dem Eintritt des Versicherungsfalls der Mutterschaft. Für selbstversicherte geringfügig Beschäftigte beträgt das Wochengeld 8€/Tag, für Bezieherinnen von Notstandshilfe oder Arbeitslosengeld entspricht das Wochengeld dem um 80% erhöhten Leistungsbezug. Kinderbetreuungsgeld: Der Bezug beginnt nach dem Ende des Wochengelds, bei Studentinnen am Tag der Entbindung und muss bei der GKK rechtzeitig beantragt werden. Das Kinderbetreuungsgeld ist unabhängig von einer früheren Erwerbstätigkeit oder einer Pflichtversicherung. Eltern haben die Wahl zwischen 4 Pauschalvarianten, mit denen unterschiedliche Tagessätze verbunden sind. Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen: Der MKP ist Grundlage für die vorsorgliche ärztliche Betreuung der schwangeren Frauen und Kinder in den ersten Lebensjahren. Vertragsärzte für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärzte sowie Ärzte der Ambulatorien der GKK nehmen die im MKP vorgesehenen Untersuchungen vor und tragen diese in den MKP ein. Werden nicht die 10 vorgeschriebenen MKP-Untersuchungen nachgewiesen, kommt es zur Halbierung des Kinderbetreuungsgeldes. 2. Die Vorsorgeuntersuchung, Impfschutz Referent: Dr. Bernd Haditsch, StGKK Vorsorgeuntersuchung (VU) Viele Erkrankungen können durch regelmäßige Untersuchungen früh erkannt und behandelt oder durch eine Veränderung des Lebensstils sogar verhindert werden. Die Vorsorgeuntersuchung ist jedoch nicht dafür gedacht, alles zu untersuchen, was untersucht werden kann- vielmehr werden jene Werte und Parameter überprüft, welche eine sinnvolle Prävention ermöglichen. Im Mittelpunkt der VU steht die Anregung zu einer Änderung des Lebensstils und das geben von Tipps für einen gesünderen Lebensstil. Die VU ist für alle in Österreich lebenden Frauen und Männer ab dem 19. Lebensjahr kostenlos und kann einmal jährlich in Anspruch genommen werden. Sie kann bei folgenden Stellen durchgeführt werden: Allgemeinmediziner mit entsprechender Ausbildung und Vertrag Internisten und Lungenfachärzte mit entsprechendem Vertrag Ärzte der Vorsorgeuntersuchungsstelle der StGKK Caritas Marienambulanz, Graz Informations-Broschüre in DEUTSCH 12 Für eine VU ist ein zuvor ausgemachter Termin notwendig! Die Dauer einer VU beträgt rund einen halben Tag, die Wartezeit bei der StGKK liegt derzeit bei 2 Monaten. Für Menschen ab 40 Jahren ist eine VU alle 2 Jahre sinnvoll, darunter wird eine VU alle 3 Jahre empfohlen. Für versicherte Personen genügt das Vorweisen der e-card. Nichtversicherte müssen sich beim Sozialversicherungsträger ihres Wohnortes, unter Vorlage eines Meldezettels, einen „E-Card Ersatzbeleg“ mit dem Vermerk „Vorsorgeuntersuchung für Nichtversicherte“ besorgen und diesen bei der durchführenden Stelle der VU vorweisen. Schwerpunkte: Herz- Kreislauf- Erkrankungen Gefäßverkalkung Diabetes Bluthochdruck Krebs Die Leistungen der VU umfassen unter anderem: Ausführliches Gespräch (Information und Beratung) – bei fehlenden Deutschkenntnissen ist besonders hier ein/e Dolmetscher/in nötig. Bestimmung des Blutdrucks, Pulsmessung (Blutdruck-Messgeräte können bei der StGKK kostenlos ausgeborgt werden) Bestimmung des Taillenumfangs, Größe & Gewicht Laborwerte (rotes Blutbild, Blutzucker, Cholesterinquotient, Leberwerte, Harn) Untersuchung durch den Internisten (Hautbild,..) Erhebung von Drogenkonsum (Rauchen, Alkohol – wichtigste lebenszeitverringernde Lebensweisen! Ein Alkoholiker verliert 20 Lebensjahre, jährlich sterben in Österreich 13.000 Menschen an Rauchfolgen, 8.000 an Alkoholschäden) Ab 50 Jahren: Test auf verstecktes Blut im Stuhl, Dickdarmspieglung (alle 10 Jahre – Darmkrebs ist der einzige Krebs, der durch eine Früherkennung tatsächlich verhindert werden kann!), bei Männern PSA Wert (optional) Frauen: Krebsabstrich (ab dem 18. Lebensjahr), Mammographie (ab 40 Jahre) Die VU umfasst NICHT: Rückenbeschwerden Burn-Out Impfungen Die Idee der VU ist es, gesunde Menschen auf mögliche Krankheitsrisiken und bestehende Erkrankungen zu untersuchen, wobei die Patienten aber keinesfalls durch verwirrende Ergebnisse verunsichert werden dürfen. Die VU behandelt keine Fragestellungen wie z.B. HIV, Tuberkulose, allerdings werden diese vom untersuchenden Arzt idealerweise beachtet, und bei Verdacht werden Patient/innen weiterverwiesen. Besonders großes Potential hat die VU im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier können eine frühzeitige Erkennung eines Risikos und eine Änderung des Lebensstils enorme gesundheitliche Verbesserungen bringen. Laut der Gesundheitsumfrage 2006/07 der Statistik Austria sind Personen mit Migrationshintergrund häufiger (krankhaft) übergewichtig als Österreicher/innen. Eine Gewichtsreduktion senkt das Risiko von HKErkrankungen, Diabetes, Krebs und Bluthochdruck enorm. In der VU wird insbesondere der Taillenumfang (hip-to-waist-ratio) gemessen, um Aussagen über gewichtsbedingte Gesundheitsrisiken machen zu können, da besonders das Bauchfett ausschlaggebend für ein erhöhtes Erkrankungsrisiko ist. Bei Frauen gilt ein Taillenumfang unter 88cm, bei Informations-Broschüre in DEUTSCH 13 Männern unter 102cm als gesund. Der Body Mass Index (BMI) gilt nicht mehr als aussagekräftig. Ziele: Reduktion von Übergewicht, gesunde Ernährung und richtige Bewegung Vermeidung von Bluthochdruck und Diabetes Früherkennung häufiger Krebserkrankungen Prävention von Suchterkrankungen Motivation für einen gesunden Lebensstil Kostenlose Serviceline: 0800 501522 www.sozialversicherung.at/vu Impfschutz In Österreich gibt es eine Reihe empfohlener Impfungen, welche im Impfplan ersichtlich sind und in jedem Fall individuell überdacht werden sollten. Grundsätzlich sind Impfungen selbst zu bezahlen, eine umfassende Beratung beim Allgemeinmediziner oder, für Kinder, beim Kinderarzt ist unbedingt zu empfehlen. Für Fragen bezüglich Impfungen bei Fernreisen gibt das Hygieneinstitut kompetente Auskunft: Tel: +43 (316) 380 - 4390 (zwischen 12 und 13 Uhr), E-Mail: [email protected]. Auszug aus dem Österreichischen Impfplan 2011:2 ab 7. Woche Rotavirus (RTV) Diptherie Tetanus Pertussis Poliomyelitis Haemophilus infl. B Hepatitis B (HBV) (DIP) (TET) (PEA) (IPV) (HIB) Konjugierte Mehrfachimpfung gegen Pneumokokken (PNC) 3. Monat 4. Monat 5. Monat 6. Monat 7. Monat 2 bzw. 3x RTV- Impfstoff ( Schluckimpfung) 1. 2. 6-fach 6-fach Impfung Impfung 1. PNCImpfung 2. PNCImpfung ab 12.Monat 3. 6-fach Impfung 3. PNCImpfung Tab.1.: Allgemeinter Impfkalender für Säuglinge 3. Gesundheitsförderung & Prävention Referentin: Eva Ackbar, MPH MSc, StGKK Die Gesundheitsförderung und Prävention stellen einen wichtigen Teil der Arbeit der Krankenversicherung dar. Die Gesundheit ist von verschiedenen Einflussfaktoren, den Gesundheitsdeterminanten, abhängig, welche zum Teil vom Menschen selbst beeinflussbar sind. Solche beeinflussbaren Faktoren sind beispielsweise: Faktoren individueller Lebensweise oder soziale und kommunale Netzwerke. Faktoren, die der Einzelne nur bedingt oder gar nicht beeinflussen kann, die aber dennoch einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit haben, sind beispielsweise: Alter, Geschlecht, Erbanlagen, Lebens- und Arbeitsbedingungen, sozioökonomische und kulturelle Umweltbedingungen. Die Gesundheitsförderung zielt, laut WHO-Definition, „auf einen Prozess, allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie 2 http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/4/0/CH1100/CMS1038913010412/impfplan_2011.pdf Informations-Broschüre in DEUTSCH 14 damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“3 Die Gesundheitsförderung beschäftigt sich damit, was den Menschen gesund macht und hält, die Prävention hingegen mit Faktoren, die den Menschen krank machen. Gesundheitsförderung wird in sogenannten Settings eingesetzt, wie z.B. in Schulen, Betrieben, Gemeinden oder Communities. Die wichtigsten Prinzipien der Gesundheitsförderung sind: Integration, Partizipation, Ganzheitlichkeit und Projektmanagement. Die StGKK bietet Gesundheitsförderungsprojekte für verschiedene Settings an: Betriebliche Gesundheitsförderung: Krankheiten am Arbeitsplatz soll vorgebeugt werden, das Wohlbefinden am Arbeitsplatz soll verbessert werden. Die StGKK bietet Unternehmen Beratung und Begleitung an, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter/innen zu stärken. GF in Schulen: Schulen sollen unterstützt werden, das Wohlbefinden von Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern im Schulalltag zu verbessern. Die Angebote umfassen Informationsveranstaltungen, Netzwerkbildung und Beratung zu den Themen Ernährung und Bewegung. Workshops für Schwangere: Ziel ist die Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten von Schwangeren. Die Workshops sind für Schwangere und deren Angehörige gedacht und sind für alle Steirischen Versicherten kostenlos. In 3,5 Stunden werden Informationen zu Ernährung und Wochen- bzw. Kinderbetreuungsgeld vermittelt. Es gibt auch die Möglichkeit, diese Workshops in einem Verein abzuhalten, und Multiplikator/innen auszubilden, sofern eine Gruppe von 6 Interessierten vorhanden ist. Die Workshops werden auf Deutsch abgehalten, eine Anmeldung ist unter der Hotline der StGKK (0316/8035-3600) möglich, die Termine sind auf der Homepage ersichtlich. In Ausnahmefällen ist es auch möglich, als nicht-versicherte Schwangere an den Workshops teilzunehmen. Tabakentwöhnung: Die StGKK bietet Raucher/innen sowohl Gruppenseminare als auch Einzelentwöhnungsberatung (auch bei Sprachbarrieren) an, für die ein Selbstbehalt von einmalig 30€ zu bezahlen ist. Das österreichweite Rauchertelefon (0810 810013) steht allen kostenlos zur Verfügung. Raucher/innenhelpline: 0316/8035-1919 oder [email protected]. Das Programm „Take Control“ ist speziell für Raucher/innen zwischen 16 und 25 Jahren entwickelt, dauert insgesamt 4 Wochen und ist kostenlos bei VIVID in Anspruch zu nehmen. Auf www.endlich-aufatmen.at bietet die StGKK eine Tabakentwöhnung über das Internet an, die eher für Gelegenheitsraucher/innen gedacht ist. Eine mobile Beratung für Raucher/innen spezieller Zielgruppen sowie das Abhalten von Seminaren (30€/Person) durch Expert/innen der StGKK ist möglich. Vortrag 2: Psychosomatische Störungen und Erkrankungen in Bezug auf Migration: Stress, Kopfschmerz, Trauma etc. Referenten: Dr. Kuljuh und Dr. Ressi (OMEGA) 1. Stress, Krise, Trauma Stress Stress wir sowohl subjektiv als auch objektiv erlebt und kann mitunter irrational auftreten. Das Wort „Stress“ kommt aus der Metallindustrie: das Eisen wird gebogen und der dadurch entstehende „Stress“ des Eisens wird gemessen. Erst später wurde der Begriff in der Medizin und Psychologie übernommen. Die Definition von Stress ist sehr subjektiv, 3 http://www.fgoe.org/hidden/downloads/Ottawa_Charta.pdf Informations-Broschüre in DEUTSCH 15 jeder erlebt das Gefühl anders und hat andere Ursachen dafür. Eine allgemein gültige Definition ist also nicht zu geben. In Stresssituationen wird das Gleichgewicht von Ressourcen und Belastungen gestört, man braucht mehr Ressourcen und wird damit verletzlich. Stress ist meist eine Reaktion auf etwas Unerwartetes, beispielsweise einen Unfall. Folgende Begriffe sind in der Beschreibung von Stress zu beachten: Stressor = Auslöser von Stress, kann alle Sinne betreffen Stress- Situation Stress-Reaktion (ist subjektiv; z.B. Aufschreien, zittern etc.) Erleben von Stress (wie wird die ganze Situation erlebt?) Folgen von Stress können psychosomatische Störungen und Krankheiten sein. Bei psychosomatischen Störungen handelt es sich um Veränderungen auf funktionaler Ebene, die wieder vorbeigehen, wie z.B. Kopfschmerzen. Psychosomatische Erkrankungen hingegen sind Veränderungen auf physiologischer und pathologischer Ebene, die oftmals eine chronische Entwicklung haben. Ursachen von Stress: Lebensziele sind unerreichbar oder zerstört Unsicherheit Unsicherheit die eigene Identität betreffend (z.B. Leben in verschiedenen Kulturen) Kontrollverlust über sich selbst und die Umgebung Schmerzen Verluste Stresstheorien Theorie von Selye (Allgemeines Anpassungssyndrom) Jeder Stressor (psychisch oder physisch) erzeugt eine Anpassungsreaktion. Auf jede Anspannungsphase muss jedoch eine Entspannungsphase zur Erholung folgen, damit ein Gleichgewicht aus Erregung und Ruhe erhalten werden kann. Folgen in zu kurzen Abständen weitere Stressoren, steigt das Erregungsniveau immer weiter an. Selye beschreibt 3 Stadien: -Alarmreaktion -Widerstandsstadium -Erschöpfungsstadium (kommt es zu keiner Erholung, ist die Entstehung von Anpassungskrankheiten möglich) Anzeichen von Stress: Anzeichen können auf körperlicher sowie auf Verhaltensebene auftreten und sind von Mensch zu Mensch verschieden. Normale Verhaltensmuster funktionieren in einer StressSituation nicht, die Kontrolle geht verloren. Objektive Anzeichen: Anstieg von Adrenalin, Insulin, Blutdruck, Kortikosteroiden, Prolaktin, Wachstumshormonen Abfall von Eosinophilen Subjektive Anzeichen: Erregung, Herzklopfen, trockener Hals, Müdigkeit, Zittern, Schweißausbruch,.. Diese Anzeichen sind individuell. Informations-Broschüre in DEUTSCH 16 Die Strategien, auf Stress zu reagieren, sind verschieden: Angriff, Flucht oder Lähmung. Man kann sich an gewisse Stress-Situationen anpassen, wenn diese sich immer wieder wiederholen. Ändert sich die Situation jedoch, bedeutet dies wieder Stress und eine erneute Reaktion darauf. Theorie von Lazarus (Transaktionales Stressmodell) Bei diesem Modell werden Stresssituationen als Wechselwirkung zwischen den betroffenen Personen und den Anforderungen der Situation beschrieben. Die Stressreaktion hängt von der subjektiven Einschätzung der Person ab, die sich in der Situation befindet. Jede Person bewertet einen bestimmten Stressor und die Belastung der Situation anders, die Reaktionen können höchst unterschiedlich sein. Lazarus beschreibt 3 Stufen der Bewertung: - Primäre Bewertung: eine Situation wird als positiv, irrelevant oder gefährlich/ stressend bewertet. Eine Stresssituation kann dabei eine Herausforderung, eine Bedrohung oder eine Schädigung darstellen. - Sekundäre Bewertung: die Person überprüft, ob die verfügbaren Ressourcen zur Stressbewältigung ausreichen. Eine Stressreaktion passiert erst, wenn die Ressourcen als unzureichend bewertet werden. Daraufhin werden Bewältigungs- Strategien entworfen. - Neubewertung: der Erfolg der eingesetzten Strategie wird bewertet, die Situation kann bei einem widerholten Auftreten eventuell neu bewertet werden (je nachdem, ob die Strategie erfolgreich war, oder nicht). Behandlung von Stress Kontrolle und Abbau der negativen Energie (Sport, Yoga,..) Kognitive Techniken (gedankliche Bearbeitung der Situation) Expressiv-kreative Techniken Kombinationstechniken In der Arbeit mit Flüchtlingen ist grundsätzlich zu bedenken, dass zuerst die Lebensbedürfnisse befriedigt werden sollten, bevor eine Therapie und Behandlung durchgeführt werden kann. Grundsätzlich kann auch davon ausgegangen werden, dass Kinder größere Chancen haben, sich an neue Situationen anzupassen als Ältere, sie erleben allgemein etwas weniger Stress durch neue Lebensumstände. Trauma Als Trauma wird eine dauerhafte Störung des seelischen Gleichgewichts bezeichnet, weil die Ressourcen nicht ausreichen, um eine Stresssituation zu bewältigen. Gründe für ein Trauma können beispielsweise die Flucht aus dem Heimatland, Unfälle, Umweltkatastrophen, Krieg oder Entführung sein. Die Symptome sind ähnlich wie bei Stress, aber viel stärker ausgeprägt. Die Möglichkeit zur Entwicklung von psychosomatischen Erkrankungen ist erhöht. Anders als bei Stress, reagiert jeder Mensch auf Traumata, weil das Erlebnis viel intensiver ist. Das soziale Umfeld und dessen Hilfe sind verantwortlich dafür, was nach dem ersten Schock passiert- entweder ist eine Neuorientierung möglich, oder es kommt zu Erkrankungen, Suizidgedanken, Drogenmissbrauch etc. Nicht jeder Mensch braucht aber eine Therapie, manche können ein Trauma auch mit eigenen Ressourcen bewältigen. Informations-Broschüre in DEUTSCH 17 Krise Als Krise wird ein durch ein bestimmtes Ereignis hervorgerufener negativer Seelenzustand bezeichnet, der entsteht, wenn eine Person über zu wenige Ressourcen zur aktiven Problembewältigung verfügt. Eine Krise ist zeitlich begrenzt, kann sich aber über eine längere Zeit hinwegziehen. Oftmals ist ein Bewältigen der Krise nur mit Hilfe von außen möglich. Es gilt, hervorzuheben, dass man aus einer Krise auch gestärkt hervorgehen kann. 2. Praktische Strategien zur Stressbewältigung Grundsätzlich gilt, dass Strategien zur Stressbewältigung realistisch und umsetzbar sein müssen. Mittelpunkt ist immer, die negative Energie, die sich durch Stress aufbaut, loszuwerden! Ein wichtiger Punkt ist, für sich selbst eine Grenze zu setzen, bis zu welchem Punkt man Stress aushalten kann und ab wann die Gefahr von chronischem Stress und der Entwicklung von psychosomatischen Erkrankungen beginnt. Hilfe bei Kopfschmerzen: Mit Tigerbalsam (aus dem China- Shop oder der Apotheke) die Stelle massieren, die am meisten schmerzt. Wenn Kopfweh mit Gefühls- oder Sprachstörungen einhergeht, dann ist eine Untersuchung durch den Arzt nötig! Die Massage mit Tigerbalsam wirkt nicht bei Migräne (halbseitiger Kopfschmerz) Heiß duschen. Am besten abwechselnd heiß und kalt abduschen, da das heiße Wasser entspannt und das kalte anregend wirkt. Um Kopfschmerz vorzubeugen, regelmäßige Gymnastik für Oberkörper und Nacken machen. Im Fitnessstudio können bestimmte Übungen durchgeführt werden (Trainer fragen!), aber auch daheim kann man trainieren: 1 Stunde täglich am Bauch liegen (beim Fernsehen, lesen etc.). Falls es zu Beginn zu anstrengend ist, den Kopf eine Stunde lang zu halten, kann ein Bauchpolster verwendet werden. Bewegung: eine Stunde täglich mit bequemen Schuhen schnell gehen, bis das Herz schneller schlägt. Besonders wirksam ist Nordic Walking. Das Gehen entspannt die Nackenmuskulatur! Bei Schläfenschmerzen darauf achten, dass man die Zähne nicht zusammenbeißtKaugummi kauen, singen oder bei Anstrengung bewusst den Mund öffnen entspannt die Kiefermuskeln. Sind die Kopfschmerzen besonders im Stirnbereich, dann könnte eine Brille notwendig sein- zum Optiker/ Augenarzt gehen! Muskelentspannung: schmerzhafte Muskeln aktiv an- und wieder entspannen (geht besonders gut bei den Schultermuskeln!) Zu viele Schmerzmittel vermeiden, nicht an mehr als 20 Tagen im Monat Schmerztabletten einnehmen! Wichtig ist auch, dass kein Koffein in den Tabletten enthalten ist und dass Schmerztabletten aus Russland vermieden werden (es sind Wirkstoffe enthalten, die die Nieren schädigen). Hilfe bei Schlafstörungen: Langes Wachliegen im Bett vermeiden! Lieber aufstehen und warten, bis man müde genug ist, um einschlafen zu können. Während des Wartens eher passive Beschäftigungen ausüben (keine Rätsel lösen), die einen nicht geistig beanspruchen. Die Augen nicht schließen, bevor man von selbst einschläft. Ist man mit Gedanken beschäftigt, die einen nicht einschlafen lassen, kann es helfen, Informations-Broschüre in DEUTSCH 18 diese aufzuschreiben. Am Abend nichts zu sich nehmen, was wach hält: Tee oder Kaffee nur dann trinken, wenn man es gewöhnt ist. Auch zu spätes Essen vermeiden. Verlorenen Schlaf nicht am Tag nachholen, keinen Mittagsschlaf machen! Allgemeine Hilfe gegen Stress: Rituale einführen: bei Arbeitsstress kann es hilfreich sein, durch Rituale die Arbeits von der Freizeit zu trennen. Man kann sich nach der Arbeit z.B. umziehen. Das sollte jedes Mal als Einstieg in die entspannende Freizeit gemacht werden. Hilfreich ist auch die Anschaffung eines Diensthandys, wenn man oft in der Freizeit aus beruflichen Gründen angerufen wird. Die strikte Trennung von Arbeit und Freizeit wirkt sehr entspannend. Probleme, die einem Stress bereiten, sollten entweder gelöst oder aber akzeptiert werden. Oft ist es notwendig, mit einem bestimmten Umstand leben zu lernen, um entspannter zu sein- nicht alle Probleme sind lösbar! Beruhigende Selbstgespräche können helfen, sich selbst zu beruhigen und dadurch zu entspannen. Es ist wichtig, herauszufinden, was einem Freude macht und wie man sie aktiv herbeiführen kann. Man darf seine eigenen Bedürfnisse nicht vergessen! Partnerschaft stärken, soziales Netzwerk pflegen- Unterstützung durch andere wirkt entspannend! Grenzen setzen, Verantwortung abgeben! Es sollte nicht vergessen werden, dass ein Urlaub in der ursprünglichen Heimat nicht immer so entspannend ist, wie freie Zeit eigentlich sein sollte. Man hat Verpflichtungen, verfällt mitunter in alte Verhaltensmuster. Entspannender ist ein Urlaub mit der ganzen Familie an einem neutralen Ort, an dem alle Beteiligten den Urlaub wirklich genießen können und die Verpflichtungen großteils wegfallen. Sport oder ausreichend Bewegung!! Körperliche Anstrengung lenkt ab, lockert die Muskeln, versorgt den Körper mit Sauerstoff, stärkt die Abwehr! Vortrag 3: Diabetes & gesunde Ernährung Referentin: DGKS Gertraud Sadilek, MSc (LKH Hörgas) DIABETES: Diabetes: Diabetes mellitus (griechisch „Honigsüßer Durchfluss“), auch Zuckerkrankheit genannt, bezeichnet eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, deren Hauptsymptom die Überzuckerung des Blutes und Ausscheidung von Zucker im Urin sind. Mechanismen, welche zur Überzuckerung des Blutes (Hyperglykämie) führen, setzen überwiegend am Insulin, dem Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels im menschlichen Körper, an: Insulinmangel, eine abgeschwächte Wirksamkeit des Insulins (Insulinresistenz) oder beides zusammen. Ohne Insulin kann der Zucker nicht aus dem Blut in die Zellen gelangen, der Blutzuckerspiegel steigt. In Folge erhalten die Zellen keine Energie aus dem Zucker, Muskelzellen und Fettzellen werden zur Energieerzeugung abgebaut: der Erkrankte ist müde, durstig, nimmt ab und fühlt sich kraftlos.4 4 Vgl.: StGKK & VÖD 2009, S.21 Informations-Broschüre in DEUTSCH 19 Insulin: Insulin ist ein Hormon, welches in der Bauchspeicheldrüse erzeugt wird. Es sorgt dafür, dass der Blutzuckerspiegel in einer bestimmten Höhe (60-140 mg/dl) bleibt. Mit Hilfe des Insulins wird der Zucker aus der Blutbahn in die Zellen transportiert- dadurch sinkt der Blutzucker.5 Diabetes- Typen: Beim Typ 1- Diabetes (Insulinmangeldiabetes) werden die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch eine Autoimmunerkrankung zerstört. In kürzester Zeit muss der Typ 1- Diabetiker Insulin spritzen. Der Typ 2- Diabetes hat unterschiedliche Ausprägungen: Normalgewichtige Personen können Diabetes bekommen, wenn die Bauchspeicheldrüse aufgrund eines natürlichen Alterungsprozesses nicht mehr ausreichend Insulin produziert. Tabletten können oftmals die Insulinproduktion anregen, das Spritzen von Insulin entlastet die Bauchspeicheldrüse jedoch. Übergewichtige Personen erkranken an Diabetes, wenn das Insulin durch das Übergewicht nicht wirken kann (Insulinresistenz). Meist besteht ein metabolisches Syndrom. Erste Maßnahmen sind hier Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung! Dauert die Erkrankung an, kann sich ein absoluter Insulinmangel entwickeln, sodass Insulin gespritzt werden muss.6 Kriterium Häufigkeit Erkrankungsalter Körpergewicht Familiäre Häufung Insulintherapie Typ 1 Diabetes Typ 2 Diabetes Selten (unter 10%) Häufig (bis 90%) Meist unter 40 Jahre Meist über 40 Jahre Meist normalgewichtig Meist übergewichtig Gering typisch Sofort Oft erst nach Jahren nötig Tab.2.: aus: ÖDG Leitlinien 2009, zit. nach G. Sadilek Schwangerschaftsdiabetes: Hier handelt es sich um einen erstmals in der Schwangerschaft auftretenden Diabetes. Beim typischen Schwangerschaftsdiabetes tritt nach der Geburt bei den meisten Frauen wieder ein normaler Zuckerstoffwechsel auf. Der Schwangerschaftsdiabetes zählt insgesamt zu den häufigsten schwangerschaftsbegleitenden Erkrankungen. Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, ein Alter über 30 Jahren und eine erbliche Vorbelastung mit Diabetes mellitus- oft trifft es Frauen, die ohnehin ein erhöhtes Risiko für Typ 2 Diabetes haben. Ein Schwangerschaftsdiabetes kann jedoch auch ohne bekannte Risikofaktoren auftreten. Folgen können – sofern keine Therapie erfolgt - Fehlbildungen sowie ein erhöhtes Wachstum der Kinder sein. Jeder schwangeren Frau wird ein Zuckertest in der 24. Bis 28. Schwangerschaftswoche empfohlen! Dieser ist im Mutter- Kind- Pass enthalten. Eine Ernährungsumstellung zusammen mit regelmäßiger Bewegung führt bei einem Großteil der Betroffenen zu normalen Blutzuckerwerten. Metabolisches Syndrom: Übergewicht stellt bei ca. 70% der Diabetiker einen wesentlichen Faktor für die verminderte oder fehlende Insulinempfindlichkeit dar. In Kombination mit erhöhtem Blutdruck, erhöhter Harnsäure und erhöhten Blutfetten bezeichnet man diese Symptome als Metabolisches Syndrom.7 5 Vgl.: StGKK & VÖD 2009, S.20 6 StGKK & VÖD 2009, S.23 7 StGKK & VÖD 2009, S.24 Informations-Broschüre in DEUTSCH 20 Diagnose: Messung erhöhter Blutzuckerwerte an 2 verschiedenen Tagen oder Glukosetoleranztest. Eine Untersuchung wird 4mal jährlich von der GKK bezahlt. Diese Untersuchungen werden im Diabetes-Pass notiert. Ursachen: Die Ursachen von Diabetes sind noch nicht gänzlich erforscht, Gründe für Diabetes können sein: Genetische Faktoren und erbliche Vorbelastung Übergewicht (besonders das Bauchfett gilt als Risikofaktor für Diabetes) Bewegungsmangel Symptome: Beim Typ 1- Diabetes sind die Symptome ausgeprägte Gewichtsabnahme innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen, verbunden mit Austrocknung (Exsikkose), ständigem Durstgefühl und erhöhtem Urindrang. Allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Kraftlosigkeit, Sehstörungen und Konzentrationsstörungen kommen hinzu. Kopfschmerzen sind auch nicht ungewöhnlich. Viele Typ-2-Diabetiker haben jahrelang keine fassbaren Symptome. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes geht der Typ-2-Diabetes eher selten mit einer Gewichtsabnahme und nur bei massiv erhöhten Blutzuckerwerten mit vermehrtem Wasserlassen und Durstgefühl einher. Häufig bestehen zu Beginn unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche oder Sehstörungen. Daher wird die Diagnose häufig erst nach Jahren durch Zufall gestellt. Anstieg der Erkrankungen bei Kindern Die Zahl der an Diabetes Typ 1 erkrankten Kinder und Jugendlichen steigt seit einigen Jahren rapide an, wobei vor allem Kinder unter 5 Jahren betroffen sind. Für Eltern ist es wichtig, sich folgende Fragen zu stellen, um eine Erkrankung zu erkennen: Hat ihr Kind häufig Durst? Ist ihr Kind oft müde? Geht es (vor allem in der Nacht) häufig auf die Toilette oder ist es Bettnässer/in? Diabetes- Therapie: Die Diabetes- Therapie setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, die individuell für jede/n Erkrankte/n eingesetzt werden: Änderung des Lebensstils: gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, Gewichtsreduktion Medikamente: Metformin, Sulfonylharnstoffe Insulin: Misch- Insulin, Insulin zum Essen, Insulinpumpe Therapieziele: Symptomfreiheit sowie Erhaltung oder Wiederherstellung der Lebensqualität Vermeiden von Akutkomplikationen (Unterzuckerung, zu hoher Blutzucker) Vermeiden von Spätfolgen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Amputationen,..) Es gibt kaum eine Erkrankung, die durch die Mitarbeit der Betroffenen so nachhaltig beeinflusst werden kann! Die Schulung der Patient/innen ist von enormer Bedeutung! (M. Toeller) Untersuchungen und Kontrollen: Es gibt verschiedene Untersuchungen, die Diabetiker regelmäßig einhalten sollten: Monatlich: Körpergewicht, Blutzucker nüchtern und nach dem Essen, Blutdruck, Informations-Broschüre in DEUTSCH 21 Hypoglykämieanamnese Vierteljährlich: Fußinspektion, HbA1c Jährlich: EKG, Augenuntersuchung, Blutfette, Eiweiß im Harn, Sensibilität und Durchblutung der Füße Die Fußuntersuchung ist deshalb besonders wichtig, da Diabetiker/innen über eine verminderte Sensibilität der Füße verfügen können und es dadurch zu einer erhöhten Verletzungsgefahr kommt- oft werden Verletzungen überhaupt nicht bemerkt, es kommt zu Komplikationen und im schlimmsten Fall zu einer Amputation. Begleiterkrankungen: Bluthochdruck und Depressionen kommen sehr häufig gemeinsam mit Diabetes vor. Menschen mit Diabetes weisen ein doppelt so hohes Risiko auf, an einer Depression zu erkranken, als die Allgemeinbevölkerung. Jede/r dritte Diabetiker/in weist eine erhöhte Depressivität auf. Zurückzuführen ist das auf den permanenten Druck und den Stress, den Diabetiker/innen oftmals empfinden. Informationsstellen: „Therapie aktiv- Diabetes im Griff“, ein Programm der Steirischen GKK: http://diabetes.therapie-aktiv.at Österreichische Diabetes Gesellschaft: www.oedg.org Hausärzte Hilfe bieten zudem auch Psychologen und Psychotherapeuten, da Diabetes oft mit Depressionen einhergeht. ERNÄHRUNG: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist Grundlage eines gesunden Lebensstils und kann vielen Erkrankungen vorbeugen. Genauso wichtig ist jedoch ausreichende und regelmäßige Bewegung: mindestens 3,5 Stunden pro Woche, wobei es wichtig ist, sein eigenes Tempo und eine Sportart zu finden, die einem Spaß macht! Das Bundesministerium für Gesundheit hat als Richtlinie die Österreichische Ernährungspyramide entwickelt, die jedoch je nach kulturellen und regionalen Besonderheiten angepasst werden kann: Abb.8.: Die Ernährungspyramide des Bundesministeriums für Gesundheit Informations-Broschüre in DEUTSCH 22 Die Ernährungspyramide soll dabei helfen, sich für die richtige Menge an bestimmten Lebensmitteln zu entscheiden. Die Grundlage der Pyramide bilden alkohol- und zuckerfreie Getränke (Wasser, Tee, verdünnte Obstsäfte), von denen täglich 1 Liter pro 25kg Körpergewicht, jedoch zumindest 1,5 Liter, getrunken werden sollte. Gegen gelegentlichen Kaffeekonsum ist nichts einzuwenden. Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst sollten mehrmals täglich gegessen werden, da sie Vitamine und Ballaststoffe liefern. Als ideale Menge gilt derzeit: 3 Portionen (= eine Hand voll) Gemüse und 2 Portionen Obst, wobei Gemüse teilweise auch roh gegessen werden sollte. Aber auch Suppen aus frischem Gemüse sind äußerst gesund. Täglich sollten 4 Portionen Getreide, dunkles Brot, Nudeln Reis oder Erdäpfel gegessen werden, da diese die Grundlage der Ernährung bilden. Vollkornprodukte sollten immer bevorzugt werden! Milch und Milchprodukte (vor allem fettarme Varianten) sowie Öle, Fisch, Fleisch und Eier sind wichtige Nahrungsmittel und liefern Eiweiß, sollten jedoch nur als Ergänzung konsumiert werden. Pro Woche werden 1-2 Portionen Fisch und 3 Portionen (fettarmes) Fleisch empfohlen. Pflanzliche Öle, Nüsse oder Samen enthalten wertvolle Fettsäuren und können in geringen Mengen täglich konsumiert werden. Vor allem hochwertiges Raps- und Kürbiskernöl sind zu empfehlen. Butter, Schlagobers oder Sauerrahm eher selten verwenden. Fettes, Süßes und Salziges sowie alkohol- und energiereiche Getränke (Coca Cola,..) bilden die Spitze der Pyramide und sollte besonders selten genossen werden. Gönnen Sie sich diese Lebensmittel nur als besondere Belohnung, höchstens eine Portion täglich. Als Diabetes- Prävention ist die gesunde Ernährung sehr wirksam! Ein normales Körpergewicht und ausgewogene Ernährung helfen aber auch bei der Vermeidung vieler anderer Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, bestimmten Krebserkrankungen und Rückenschmerzen. Bei richtiger Ernährung ist für Diabetiker keine besondere Diät nötig! Da der Blutzuckerspiegel durch die Ernährung beeinflusst wird, ist es für Diabetiker aber besonders wichtig, auf ihre Ernährung zu achten. Tipps für die Praxis:8 Kartoffeln und Teigwaren sind zu Unrecht als Dickmacher verrufen! Kaufen Sie Lebensmittel der Saison, um Vitamine und Mineralstoffe zu bekommen! Essen Sie Obst als Zwischenmahlzeit! Bevorzugen Sie Buttermilch und Naturjoghurt vor Sahne- und Fruchtjoghurts! Vermeiden Sie panierte und frittierte Lebensmittel! Verwenden Sie weniger Salz, dafür mehr Gewürze! Bevorzugen Sie pflanzliches vor tierischem Eiweiß! Kochen Sie Nudeln nie ganz weich! 8 Vgl.: StGKK & VÖD 2009, S.40 Informations-Broschüre in DEUTSCH 23 Abb.9.: Wieviel Zucker und Fett ist enthalten? Quellenangabe: Vortrag von DGKS Gertraud Sadilek, Diabetesberaterin, LKH Hörgas; 08.02.2012 StGKK & VÖD (Hrsg.), 2009: „Patienten- Handbuch Therapie Aktiv- Diabetes im Griff: Diabetes mellitus Typ 2“, 4. Auflage 2009, Graz. Die Ernährungspyramide und ihre Beschreibung des Bundesministeriums für Gesundheit ÖDG (Hrsg.), 2009: „Leitlinien für die Praxis“, 2009, Wien. Vortrag 4: Herz- Kreislauf- Erkrankungen & Bewegung Referentin: Dr.in Sabine Perl (Kardiologie LKH Graz) Die Erkrankungen des Herz- Kreislauf- Systems, wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt, zählen nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa und weltweit zu den häufigsten Erkrankungen und Todesursachen. Allein in der EU werden jährlich 2 Millionen9 Todesfälle darauf zurückgeführt. In Österreich verstarben im Jahr 2010 33.196 Personen an Erkrankungen des HK- Systems, was rund die Hälfte aller Todesfälle ausmacht.10 Herz-Kreislauf- Erkrankungen zählen zu den sogenannten lebensstil-assoziierten Erkrankungen, was bedeutet, dass jeder selbst das Risiko einer Erkrankung beeinflussen kann. Damit wird die Prävention und Gesundheitsvorsorge gerade hier besonders wichtig! Risiken für HK- Erkrankungen Genetische Voraussetzungen (diese sind nicht zu beeinflussen) Bluthochdruck Rauchen Erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie) und Übergewicht Diabetes Mellitus (Zucker schädigt die Gefäße) Mangelnde Bewegung Bluthochdruck 9 http://science.orf.at/stories/1696271/, 19.04.2012 10 STATISTIK AUSTRIA, Todesursachenstatistik. Erstellt am 11.06.2011 Informations-Broschüre in DEUTSCH 24 Auch wenn der Bluthochdruck eine Erkrankung ist, die für den Einzelnen/ die Einzelne oft nicht bemerkbar oder störend ist, so stellt er doch eine ersthafte Bedrohung für die Gesundheit dar! Allgemein haben Männer ein erhöhtes Risiko, an erhöhtem Blutdruck zu erkranken, jedoch holen hier die Frauen leider – vor allem durch Rauchen, fettreiche Ernährung und Übergewicht – schnell auf. Bluthochdruck kann in weiterer Folge zu Gefäßschädigungen (bis hin zu Amputationen) Hirnblutungen Herzinfarkt Schlaganfall Sehstörungen Demenz und Schädigung der Nieren führen. Die regelmäßige Kontrolle ist eine wichtige Vorsorgemaßnahme. Der Blutdruck ist über den Tag hinweg nicht gleichbleibend, sondern verändert sich ständig, je nach Tageszeit und Aktivität. In Ruhe sollte der Blutdruck nicht höher sein als 140/90 mmHg, wenn er beim Arzt gemessen wird. Wird der Blutdruck zu Hause gemessen, sollte er nicht über 135/85 mmHg betragen. Misst man den Blutdruck selbst, ist darauf zu achten. nicht zu oft zu messen (1x morgens und 1x abends ist ausreichend) vor Einnahme von Medikamenten zu messen die richtige Manschettengröße zu verwenden Wer kein Blutdruck-Messgerät kaufen möchte, kann eine Messung in der Apotheke, beim Hausarzt, Internisten oder bei der StGKK durchführen lassen. Ist der Blutdruck erhöht, verschreibt der Arzt/die Ärztin Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden müssen. Meist reicht das Einsetzen von Nitrospray aus, um den Blutdruck vorübergehend zu senken. Auch eine laufende Kontrolle ist ratsam! Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung, die einmal jährlich kostenlos bei der StGKK durchgeführt werden kann, wird auch der Blutdruck kontrolliert. Treten zusätzlich zum Bluthochdruck weitere Symptome wie Kopfschmerz, Druck in der Brust und Übelkeit auf, ist es ratsam, ins Krankenhaus zu einer Abklärung zu gehen. Gerade dem Bluthochdruck kann durch einen gesunden Lebensstil sehr gut vorgebeugt werden! Übergewicht stellt ein sehr hohes Risiko für eine Erkrankung dar, weshalb früh genug mit Bewegung und gesunder Ernährung angesetzt werden muss! Die wichtigsten Punkte, die zu beachten sind, sind: Die Ernährung sollte möglichst cholesterin- und salzarm sein – statt Salz können Gewürze verwendet werden, um dem Essen Geschmack zu geben! Dabei ist es nicht nötig, völlig auf Salz zu verzichten- eine Reduktion reicht! Speisen sollten möglichst nicht frittiert werden! Sehr zu empfehlen sind Fisch, Gemüse (Gemüse als Hauptspeise, Fleisch als Beilage!) und Obst sowie Vollkornprodukte! Viel Wasser trinken! Auf Alkohol sollte verzichtet werden. Das letzte Essen sollte abends 4- 5 Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Besonders wichtig ist die regelmäßige Ausdauerbewegung! Ideal sind mindestens 45 Minuten Training 3mal wöchentlich, wobei darauf zu achten ist, dass die Informations-Broschüre in DEUTSCH 25 Anstrengung gleichmäßig ist und man zumindest ein wenig zum Schwitzen kommt. Ideale Sportarten sind: Tanzen Schwimmen Radfahren Laufen und Nordic Walking Wandern Wer keinen Sport machen kann, sollte zumindest 3mal in der Woche für eine Stunde spazieren gehen! Auch Schmerzmittel oder Verhütungsmittel können den Blutdruck erhöhen – hier kann ein mit dem Arzt/ der Ärztin besprochener Wechsel der Mittel helfen. Der Konsum von Drogen erhöht den Blutdruck ebenfalls. Oftmals, vor allem bei jungen Menschen, gibt es aber keine Ursache für einen erhöhten Blutdruck, sondern eine genetische Veranlagung. Ist der erhöhte Blutdruck bei jungen Menschen auch mit Medikamenten nicht zu regulieren, besteht unbedingt die Notwendigkeit einer genauen Untersuchung! Koronare Herzkrankheit Bei der Koronaren Herzkrankheit kommt es zu einer Verengung oder Verstopfung der Herzkranzgefäße (Koronargefäße), die das Herz umgeben und es mit Blut versorgen. Dies geschieht u.a. durch Fett-, Kohlenhydrat- oder Kalziumablagerungen in den Gefäßwänden, die den Gefäßdurchschnitt immer kleiner machen, bis kein Blut mehr hindurchfließen kann. In Folge ist die Herzmuskulatur nicht mehr mit genügend Blut, und damit mit Sauerstoff, versorgt, wodurch das Herz nicht mehr ordentlich arbeiten kann. Zu den durch den Patienten beeinflussbaren Risikofaktoren gehören ein erhöhter Cholesterinspiegel Übergewicht Rauchen arterieller Bluthochdruck Diabetes mellitus Bewegungsmangel. Die einzelnen Risikofaktoren erhöhen zusammen das Risiko überproportional! Allgemeine Symptome einer Herzerkrankung sind: Atemnot Druck in der Brust Wasserstauungen in den Beinen Eine mögliche Folge der Koronaren Herzkrankheit ist das Auftreten eines Herzinfarkts. Die Symptome des Herzinfarkts sind: Druckschmerz in der Brust, ein einengendes Gefühl im Brustbereich, Schmerzen im linken Arm, bei Frauen oft Magenschmerzen, Todesangst und Atemnot. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass alle Symptome, die zwischen Kinn und Magen auftreten, einen Herzinfarkt ankündigen können. Typisch ist aber die schlimme Atemnot und die Todesangst, die der/die Patient/in verspürt. Tritt ein Herzinfarkt auf, muss der Betroffene niedergesetzt werden, die Kleidung ist zu öffnen/lockern, um ein Durchatmen zu ermöglichen und es ist sofort die Rettung (Notruf 144) zu rufen. Informations-Broschüre in DEUTSCH 26 Oft ist schon vor dem Auftreten eines Herzinfarkts bei Anstrengung ein Druck im Brustbereich zu spüren – das kann ein Vorzeichen sein und sollte medizinisch abgeklärt werden! Die Therapie des Herzinfarkts besteht heute meist im Setzen eines Stents, welcher in das betroffene Gefäß eingesetzt wird und dieses offen hält. Diese Möglichkeit ersetzt heute meist den Bypass, der nur noch in besonders schweren Fällen benötigt wird. Nach einem überlebten Herzinfarkt ist die lebenslange Einnahme von Medikamenten nötig. Sind die Gefäße verengt oder verstopft, wird, wie bereits erwähnt, der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das Muskelgewebe verändert sich nach und nach in Bindegewebe, wodurch die Herzwand dünn wird und sich ausdehnt. Das Herz wird immer schwächer und kann nicht mehr genug Blut in den Körper pumpen: es besteht eine Herzinsuffizienz. Betroffene fühlen sich schwach, leiden unter Atemnot und Wasserstauungen in Beinen und Lunge. Es kommt zu deutlichen Einschränkungen in der alltäglichen Belastbarkeit. Die Therapie besteht hier aus Medikamenten zur Stärkung des Herzens und Diuretika. Eine Herzschwäche kann auch als Folge einer Entzündung am Herzmuskel auftreten (z.B. nach einer übergangenen Grippe!) und dauerhaft bleiben. Hier hilft in besonders schweren Fällen nur noch eine Herztransplantation. Eine bestehende Herzschwäche erhöht das Risiko für einen plötzlichen Herztod erheblich – hier können Herzschrittmacher als Behandlung eingesetzt werden. Nach operativen Eingriffen oder nach schwerwiegenden Zahnfleisch- und Zahnwurzelentzündungen kann es zu Herzklappenentzündungen kommen. Grund sind ins Blut gewanderte Bakterien, welche zu den Herzklappen gelangen und sich dort festsetzen. Die Herzklappe wird in Folge beschädigt oder sogar zerstört und kann nicht mehr ordentlich schließen, was zu einer Störung der Herztätigkeit führt. Die Symptome sind hohes Fieber, Fieberschübe über eine lange Zeit hinweg und rötlich-blaue Punkte an den Fingerspitzen. Therapiert wird diese Erkrankung durch Antibiotika oder eine Operation an der Klappe, bei der die Klappe ersetzt wird (durch Metallklappen oder biologische Klappen). Herzklappen können auch undicht werden, wenn das Herz durch eine Herzschwäche stark gedehnt wird. Ursachen können auch angeborene Klappendefekte oder eine Verkalkung im Alter sein. Wohin mit Herzproblemen? Wer hilft? Der erste Ansprechpartner für Herzprobleme ist der Hausarzt/ die Hausärztin. Dieser überweist, wenn nötig, zum Internisten oder auf die Klinik weiter. Liegt bereits ein Herzinfarkt vor, wird nach der Akutbehandlung ein Reha- Aufenthalt von der Gebietskrankenkassa bezahlt. Ein wichtiger Ansprechpartner für die Vorsorge und die Information bei bestehendem Bluthochdruck sind die Mitarbeiter/innen des Projekts „herz.leben“, welches von der Gebietskrankenkasse in Zusammenarbeit mit der Kardiologie des LKH Graz umgesetzt wird. Auch ausgewählte Allgemeinmediziner/innen nehmen am Projekt teil und halten Patientenschulungen ab. Ziel der Schulung ist das Erreichen einer guten Blutdruckeinstellung und die Vermeidung von schweren Folgeerkrankungen. In 4 Schulungseinheiten (immer montags) zu je 90 Minuten erhalten Teilnehmer/innen Informationen zu folgenden Themen: Informations-Broschüre in DEUTSCH 27 Bluthochdruck Selbstkontrolle Ernährung und Bewegung Blutdruckmedikamente Rauchen und Stress Die Schulung wird in Gruppen mit mindestens 6 Teilnehmern durchgeführt, ein Handbuch mit wertvollen Informationen zum Thema Bluthochdruck wird jedem Teilnehmer zur Verfügung gestellt. Der Kurskostenbeitrag pro Person beträgt € 11,- für in der Steiermark versicherte Teilnehmer/innen. Derzeit wird die Schulung nur auf Deutsch angeboten, ein Dolmetscheinsatz ist aber möglich. Teilnahmevoraussetzungen: Patienten mit diagnostizierter arterieller Hypertonie und a) Blutdruckwerten von 160/95 mmHg und darüber oder b) Blutdruckwerten von 140/90 mmHg und darüber mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nähere Informationen zu „herz.leben“: Steiermärkische Gebietskrankenkasse (0316) 8035-1855 [email protected] www.stgkk.at/herzleben Reanimation Kommt es beispielsweise nach einem akuten Herzinfarkt zu einem Herzstillstand, kann es nötig sein, erste Hilfe zu leisten, um den Betroffenen/die Betroffene bis zum Eintreffen der Rettung am Leben zu erhalten. In Österreich ist jede/r Bürger/in dazu verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten! Folgende Schritte sind zu unternehmen: 1. Rettung rufen! 2. Den Betroffenen/ die Betroffene ansprechen, um erkennen zu können, ob er/sie bei Bewusstsein ist. 3. Den Betroffenen/ die Betroffene fest in den Arm zwicken – kommt keine Reaktion, ist die Person als „leblos“ einzustufen und es muss mit der Wiederbelebung angefangen werden. 4. Wiederbelebung11: Bei einem Kreislaufstillstand ist das Gehirn ohne Herzdruckmassage bereits nach fünf Minuten meist unwiederbringlich geschädigt. Bis die Rettung und professionelle Hilfe eintrifft – das dauert in der Regel zirka zehn Minuten –, sind Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laienhelferinnen und -helfer für die Überlebenschancen entscheidend. Die Herzdruckmassage bei einem Kreislaufstillstand sollte sofort nach Verständigung der Rettung beginnen (Rettungsnotruf 144, Euronotruf 112). Sie ist einfach und sicher, sogar Kinder können eine Herzdruckmassage durchführen. Wenn die Helferin/der Helfer geübt ist, eine Mund-zu-Mund- oder Mund-zuNase-Beatmung durchzuführen, dann sollte zusätzlich zur Herzdruckmassage unbedingt auch beatmet werden (dies ist jedoch nicht verpflichtend). Die Empfehlungen für die Wiederbelebung lauten: Herzdruckmassage: In der Mitte vom Brustkorb mit beiden Händen fest und zirka 5 cm tief drücken, zirka 100-mal pro Minute. 11 https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/notfall-kreislaufstillstand.html Informations-Broschüre in DEUTSCH 28 Beatmung: Nach jeweils 30 Herzdruckmassagen zweimal beatmen. Im Verhältnis 30:2 (30 Mal Druckmassage und 2 Mal beatmen) bis zum Eintreffen der Rettung wiederbeleben. Abb.10.: Wiederbelebung durch Herzmassage12 Vortrag 5: Krebserkrankungen Referentinnen: Univ.-Prof.in Dr.in Éva Rásky MME, MSc (Institut für Sozialmedizin & Epidemiologie, Med. Uni Graz) & Mag.a Sylvia Groth (Frauengesundheitszentrum) Bösartige Neubildungen, allgemein als „Krebs“ bezeichnet, stellen in Österreich nach HerzKreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache von Frauen und Männern dar.13 Dieser Umstand ist umso alarmierender, als Krebserkrankungen in den meisten Fällen durch ungesunde Verhaltens- und Lebensweisen (wie Rauchen, Übergewicht, Alkohol) bedingt sind und ihnen damit gut vorzubeugen wäre. Abb.11: Sterblichkeit nach Todesursachen 1980 – 2011 12 http://www.wien.gv.at/rettung/erstehilfe/wiederbelebung.html 13 STATISTIK AUSTRIA, Todesursachenstatistik. Erstellt am: 11.06.2012 Informations-Broschüre in DEUTSCH 29 Was ist Krebs? Als Krebs werden bösartige Tumore bezeichnet, die durch unkontrolliertes Wachsen entarteter Zellen entstehen.14 Zellerneuerung durch das Wachsen neuer Zellen ist ein Prozess, der im Körper von Kindern, Frauen und Männern ständig passiert und lebensnotwendig ist. Es kann jedoch vorkommen, dass bei der Neubildung einer Zelle ein Fehler passiert und das Erbgut verändert wird- diese Zelle arbeitet nicht so, wie sie sollte und wird als „entartet“ oder als „Krebszelle“ bezeichnet. Krebszellen zeichnen sich durch autonomes, ungesteuertes und zerstörerisches Wachstum aus und unterliegen nicht mehr dem normalen Regulativ gesunder Zellen. Diese entarteten Zellen fangen an zu wuchern und bilden sogenannte Tumore. Es gibt gutartige Tumore, die sich auf einen bestimmten Bereich beschränken und in der Regel keine gesundheitliche Bedrohung darstellen. Gefährlich sind die bösartigen Tumore, die aus einer einzigen entarteten Zelle entstehen, die sich milliardenfach teilt. Zum Unterschied von gutartigen Tumoren verlassen die entarteten Zellen maligner Tumore den Ort ihres Entstehens und breiten sich über den ursprünglichen Krankheitsherd hinaus aus. Sie dringen in benachbartes Gewebe ein, siedeln sich dort an und zerstören es. Gelangen Krebszellen in die Blut- und Lymphbahnen, können im ganzen Körper von Frauen, Männern und Kindern sogenannte Metastasen, also neue Ansammlungen von Krebszellen, entstehen.15 Welche Krebsformen gibt es? Entartete Zellen können in den verschiedensten Bereichen des Körpers auftreten und dort Tumore entstehen lassen. Je nachdem, welches Organ oder welches Gewebe betroffen ist, spricht man von unterschiedlichen Krebsformen. In Österreich treten folgende Krebsformen am häufigsten auf:16 Prostatakrebs bei Männern, Brustkrebs bei Frauen und Dickdarmkrebs bei Männern und Frauen Prostatakrebs: Prostatakrebs ist eine bösartige Neubildung in der Prostata des Mannes. Diese Erkrankung tritt gehäuft ab dem 50. Lebensjahr auf und verläuft am Anfang ohne Beschwerden. Auf diese Warnsignale sollte geachtet werden:17 Häufiger Harndrang, auch nachts Der Harnfluss wird geringer, der Strahl schwach, die Blase wird nicht völlig entleert – es bleibt „Restharn“ zurück Harnträufeln, d.h. bei immer weniger abfließendem Harn besteht ständiger Harndrang Schmerzen beim Harnlassen Kreuzschmerzen Blut im Harn 14 Österreichische Krebshilfe Wien (http://www.krebshilfe-wien.at/Was-ist-Krebs.98.0.html?&L=xvrrbpuhcltcm) 15 Österreichische Krebshilfe Wien (http://www.krebshilfe-wien.at/Was-ist-Krebs.98.0.html?&L=xvrrbpuhcltcm) 16 STATISTIK AUSTRIA, Österreichisches Krebsregister (Stand 13.09.2011) und Todesursachenstatistik. Erstellt am: 03.10.2011 17 Österreichische Krebshilfe (http://www.krebshilfe.net/information/vorsorge/maenner/prostatakrebs.shtm) Informations-Broschüre in DEUTSCH 30 Brustkrebs: Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, hängt von Umweltfaktoren, Ernährungsfaktoren, hormonellen Faktoren und Erbfaktoren ab. So findet sich bei Frauen mit hohem Fettkonsum und solchen mit Übergewicht nach den Wechseljahren häufiger Brustkrebs, wie auch bei Frauen, die langjährig Östrogene einnehmen. Außerdem haben Frauen, die erst im fortgeschrittenen Lebensalter ihr erstes Kind gebären, ein höheres Erkrankungsrisiko als Frühgebärende. Allerdings trifft dies nur auf 5-10 von 100 an Brustkrebs Erkrankten zu. Das höchste Erkrankungsrisiko weisen aber Frauen auf, in deren Familie Brustkrebs aufgetreten ist. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit zunehmendem Lebensalter an und erreicht ein Maximum zwischen dem 55. Und 65. Lebensjahr.18 Auf diese Warnsignale sollte geachtet werden: Knoten in der Brust, neu aufgetretene Einziehungen der Brustwarze Größenveränderung einer Brust, Rötung der Brust Einseitige blutige oder wässrige Sekretion aus der Brustwarze Ekzem der Brustwarze, Knoten in den Achselhöhlen Gebärmutterhalskrebs: Der Gebärmutterhalskrebs ist in Österreich eher selten, aber dennoch wichtig, weil eine Früherkennung – die Abstrichuntersuchung – zur Verfügung steht, die von den Krankenversicherungsträgern im Rahmen der Vorsorge neu finanziert wird. Die Entstehung des Gebärmutterhalskrebses ist eng verbunden mit einer spezifischen Infektion des weiblichen Gebärmutterhalses durch Humane Papillomaviren (HPV). Diese Infektion verursacht oft keine klinischen Symptome. In den meisten Fällen kommt es zu einer spontanen Abheilung der Infektion, vor allem bei Frauen über 35 kann die chronische Besiedelung des Gebärmutterhalses aber zu Zellveränderungen führen. Erste Hinweiszeichen für Gebärmutterhalskrebs gibt es eigentlich nicht, weshalb der regelmäßige PAP-Abstrich sinnvoll ist. Sowohl Frauen als auch Männer können Träger/innen der HP-Viren sein und sie an Sexualpartner/innen weitergeben, weshalb Geschlechtsverkehr ohne Kondom als Risikofaktor anzusehen ist. Besonders auch Frauen ab 35 Jahren sollten sich regelmäßig beim Gynäkologen auf eine Infektion untersuchen lassen, da hier ein chronischer Verlauf wahrscheinlicher ist. →HPV-Impfung: Gegen HP- Viren gibt es eine Impfung. Sie wirkt gegen 2 der 15 häufigsten krebserzeugenden Viren, bietet aber keinen völlig sicheren Schutz gegen Zellveränderungen. Ein Impfstoff wirkt zusätzlich gegen die Übertragung von warzenerzeugenden Viren. Falls man sich für eine Impfung entscheidet (ein Gespräch mit dem/der Gynäkologe/in oder in einer Beratungsstelle19 und eine Information durch vorhandene mehrsprachige Informationsmaterialien20 ist oft hilfreich), wird empfohlen, die Impfung möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr durchführen zu lassen. Wichtig ist, dass die Impfung kein Ersatz für regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs ist und nicht vor weiteren sexuell übertragbaren Krankheitserregern schützt!21 18 Österreichische Krebshilfe (http://www.krebshilfe.net/information/vorsorge/frauen/risikofaktoren.shtm#01) 19http://www.fgz.co.at/fileadmin/hochgeladene_dateien/bilder/broschueren_2010/Frueherkennung_von_Gebaermutt erhalskrebs_22_Oktober_2010.pdf 20 http://www.aok.de/portale/bundesweit/hpv/ 21http://www.gesundheitsinformation.de/merkblatt-hpv-impfung-zum-schutz-vor-gebaermutterhalskrebs.292.de.html Informations-Broschüre in DEUTSCH 31 Dickdarmkrebs: Die genauen Ursachen für Dickdarmkrebs sind nicht gänzlich bekannt. Darmkrebs entsteht aber fast immer aus bestimmten Darmpolypen (Adenomen). Dies sind gutartige Wucherungen, die in der Darmschleimhaut wachsen. Nur wenige verändern sich und können dann bösartig werden. Wie hoch das Risiko ist, an Darmkrebs zu erkranken, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So können chronisch entzündliche Darmerkrankungen das Risiko für Darmkrebs erhöhen, aber auch die Ernährungsweise kann Einfluss auf eine Erkrankung haben. Darmkrebs verursacht oft keine Beschwerden und kann dadurch zunächst unbemerkt bleiben. Manchmal führt er zu bestimmten Symptomen, wie zum Beispiel zu Schmerzen im Bauch oder veränderten Stuhlgewohnheiten.22 Ursachen und Risikofaktoren von Krebserkrankungen Bösartige Neubildungen können durch vielerlei Faktoren ausgelöst werden, wobei eine genetische Veranlagung eher selten ist. Viel häufiger lösen Lebensstilfaktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung und Übergewicht oder Bewegungsmangel eine Krebserkrankung von Frau oder Mann aus. Krebserregend oder -fördernd wirken auch anhaltender Stress, Alkoholmissbrauch oder eine überhöhte Strahlenexposition (Sonne, Röntgenstrahlen). Daneben gibt es auch weitere Kanzerogene (krebserregende Substanzen), die beispielsweise in Nahrungsmitteln enthalten sein können. Geschlecht und Alter haben ebenfalls Einfluss auf die Entstehung einer Krebserkrankung, wobei das Risiko einer Erkrankung generell mit höherem Alter ansteigt. Wirken mehrere Risikofaktoren gemeinsam, so erhöht sich das Risiko einer Krebserkrankung deutlich! Krebs entwickelt sich in mehreren Phasen: Initiation/Verlust der Wachstumskontrolle Promotion/Zellvermehrung Progression/Invasion, Metastasierung Prävention von Krebserkrankungen Nachdem die wichtigsten Risikofaktoren den Lebensstil jedes Einzelnen betreffen, ist die Prävention besonders wichtig und erfolgversprechend. Nach einer Studie von Kushi et al. (2006) sind in den USA 1/3 der Krebstodesfälle ernährungs- und bewegungsbedingt und 1/3 durch Rauchen verursacht!23 Gerade bei Krebserkrankungen kann man also durch entsprechendes persönliches Verhalten wesentlich zur Erhaltung der Gesundheit beitragen. Man muss sich des Problems aber bewusst sein und Bereitschaft zeigen, den eigenen Lebensstil kritisch zu überprüfen bzw. gegebenenfalls zu ändern.24 Grundsätzlich kann die Prävention zu verschiedenen Zeitpunkten im Krankheitsverlauf stattfinden: Primäre Prävention/Gesundheitsförderung: Verhinderung von Krankheiten/Erhalt der Gesundheit durch Risikoreduktion/Ressourcennutzung Sekundäre Prävention/Screening: Verhinderung des In-Erscheinung Tretens/Prognose von Krankheit/en durch Screening und Fallsuche und Intervention Tertiäre Prävention/Rehabilitation: Verzögerung des Verlaufs bestehender Krankheit durch Intervention 22 www.gesundheitsinformation.de 23 Kushi et al., 2006; zit. Nach Vortrag Rásky 24 Österreichische Krebshilfe (http://www.krebshilfe.net/beratung/krebsrisiko.shtm) Informations-Broschüre in DEUTSCH 32 Interventionen können in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung von Krebserkrankungen bei Frauen, Männern und Kindern gesetzt werden. Dabei kann die Prävention auf verschiedenen Ebenen ansetzen: individuell (Mikroebene) im individuellen Umfeld (Mesoebene) strukturell (Makroebene) Zielführend ist es, auf mehreren Ebenen gleichzeitig niederschwellig präventiv tätig zu werden, also sowohl individuell (Verhaltensprävention) als auch strukturell (Verhältnisprävention), was die politisch verantwortlichen anspricht. Ziel der Prävention ist, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, das Risiko an Krebs zu erkranken, zu reduzieren. Laut dem Europäischen Krebskodex25 lauten die Empfehlungen für alle EU- Bürger/innen bezüglich Krebserkrankungen wie folgt: Rauchen Sie nicht Vermeiden Sie Übergewicht, bewegen Sie sich täglich Essen Sie mehr frisches Obst und Gemüse, trinken Sie nur wenig Alkohol Schützen Sie ihre Kinder und sich selbst vor der Sonne und krebserregenden Stoffen Gehen Sie regelmäßig zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung Lassen Sie sich gegen Hepatitis B impfen Screening Das Screening (z.B. Mammographie- Screening) ist eine Methode der Sekundärprävention und hat als Zielgruppe jene Personen, die symptomfrei sind. Ziel des Screenings ist eine Früherkennung von Tumoren und Senkung der Mortalität durch diesen Tumor. Wird bei einem Screening ein auffälliger Befund gestellt, wird die/der Gescreente zur weiteren Abklärung durch Untersuchung an eine/n Spezialistin/Spezialisten weitervermittelt und bei eindeutiger Krankheitsabklärung einer Behandlung zugeführt. Wichtig ist, sich vor einem Screening genau über die Vor- und Nachteile zu informieren (z.B. beim Frauengesundheitszentrum und durch vorhandene Broschüren und Infomaterial), da durch ein Screening auch ein Schaden (falsch-positive Ergebnisseirrtümlicher Verdacht auf Brustkrebs und dadurch psychische Belastung; Risiko durch Röntgenstrahlung- bei modernen Geräten eher gering) entstehen kann. Welche Therapie ist möglich? Grundsätzlich ist natürlich in jedem einzelnen Fall einer Erkrankung zu entscheiden, welche Therapie sinnvoll und zielführend ist. Im Folgenden sollen jedoch mögliche Methoden der Krebsbehandlung aufgelistet werden, um vor allem eines zu vermitteln: die Diagnose „Krebs“ ist nicht gleichbedeutend mit einem Todesurteil! Natürlich gibt es aber Krebsformen, die eher letal enden (z.B. Lungenkrebs) als andere, bei denen der/die Betroffene höhere Heilungschancen hat (z.B. Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs). Ziel der Krebsbehandlungen ist es, den bösartigen Tumor oder bei Leukämien die bösartigen Zellen zu entfernen oder zumindest Wachstum und Ausbreitung zu unterbinden oder zu bremsen. Die Behandlungen, die bei Krebs am häufigsten eingesetzt werden, sind Operationen, Chemotherapien und Strahlentherapien. Je nach Art der 25 Boyle et al. 2003; doi: 10.1093/annonc/mdg305 Informations-Broschüre in DEUTSCH 33 Krebserkrankung und Krankheitsstadium können die einzelnen Behandlungsarten alleine eingesetzt oder miteinander kombiniert werden:26 Operation Strahlentherapie Chemotherapie und Hormontherapie Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation Auch hier gilt es, sich umfassend zu informieren. Wichtige Fragen, die sich jede/r vor einer Behandlung stellen sollte, sind: Was ist das Ziel der Behandlung? Was passiert wenn ich abwarte (natürlicher Krankheitsverlauf)? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche Wirkung soll mit diesen erzielt werden? Wie wahrscheinlich sind Erfolg, Misserfolg und Nebenwirkungen der jeweiligen´ Behandlungsmöglichkeiten? Welche Folgen hat eine Behandlung für das alltägliche Leben? Die Information muss ausgewogen, unabhängig, aktuell, evidenzbasiert und verständlich sein. Es können immer Meinungen von verschiedenen Expert/innen eingeholt werden. Informations- und Beratungsstellen Das Frauengesundheitszentrum Graz http://www.fgz.co.at, Joanneumring 3, Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, Fr 9.00 - 13.00 Uhr und Do 15.00 - 19.00 Uhr. Tel.: 0316 83 79 98 Das Frauengesundheitszentrum bietet Gesundheitsberatung, Psychotherapie und Information sowie Orientierung zu Prävention, Therapie oder Diagnostik für Frauen an. Es gibt auch die Möglichkeit, sich bei Unsicherheit bezüglich eines Ärzt/innenbesuchs begleiten zu lassen. Speziell für ältere und übergewichtige Frauen bietet das Frauengesundheitszentrum Bewegungskurse an. Interessant ist auch das Angebot eines kostenlosen Schwangerschaftstests. Die Österreichische Krebshilfe Steiermark http://www.krebshilfe.at, Rudolf-Hans-Bartsch-Str. 15 - 17, Öffnungszeiten: Mo-Do 9.0017.00 Uhr und Fr 9.00-14.00 Uhr. Die Krebshilfe bietet Beratung, Information und Begleitung für Krebspatient/innen und Angehörige. Qualitativ hochwertige Websites: http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/index.php, www.gesundheitsinformation.de KONTAKTE Referent/innen Frauengesundheitszentrum Joanneumring 3, 8010 Graz Tel.: 0316 / 83 79 98 E-mail: [email protected] http://www.fgz.co.at/ 26 http://www.gesundheitsinformation.de/auf-einen-blick-krebsbehandlungen.623.de.html Informations-Broschüre in DEUTSCH 34 LKH Hörgas Hörgas 68 8112 Gratwein Tel.: 03124 / 501-0 E-mail: [email protected] http://www.lkh-hoergas.at/ Med. Universitätsklinik, Klinische Abteilung für Kardiologie Auenbrugger Platz 15, 8036 Graz Tel.: 0316/ 385 - 12544 E-mail: [email protected] http://www.kardiologie-graz.at/ Steiermärkische Gebietskrankenkasse (StGKK) Josef-Pongratz-Platz 1; 8010 Graz Tel.: 0316 / 80 35-0 E-mail: [email protected] http://www.stgkk.at/ Med. Uni Graz, Institut für Sozialmedizin & Epidemiologie Standort I 8010 Graz, Universitätsstraße 6/I Standort II 8010 Graz, Universitätsplatz 4/III Tel.: 0316 / 380-4398 http://www.medunigraz.at/sozialmedizin/ Verein OMEGA Albert-Schweitzer-Gasse 22, 8020 Graz Tel.: 0316///773554 E-mail: [email protected] http://www.omega-graz.at/ Migrant/innen-Vereine ProHealth - African Initiative for Promoting Health Information and Resource Centre Schörgelgasse 9, 8010 Graz Tel.: 0316 / 827395 E-mail: [email protected] http://www.prohealth.or.at/ Multiplikatorinnen: Frau Noma Kelbitsch [email protected] Frau Linda Jooda [email protected] Informations-Broschüre in DEUTSCH 35 Verein der Bosniaken Steiermark Gmeinstraße 22a, 8055 Graz Multiplikatorinnen: Frau Dr.in Aida Kuljuh [email protected] Frau Admira Ljubijankic [email protected] Selbstorganisierte Gruppen Ägyptische Gruppe Multiplikatorinnen: Frau Mag.a Doulagy Hanna [email protected] Frau Dr.in Juliana Habib [email protected] Russisch sprechende/ Tschetschenische Gruppe Multiplikatorinnen: Frau Chedi Arzujewa [email protected] Frau Dr.in Jamala Gurban [email protected] Verein OMEGA Albert-Schweitzer-Gasse 22, 8020 Graz, Tel.: 0316///773554 E-mail: [email protected], http://www.omega-graz.at/