Gesundheitsförderung durch Partizipation

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Träger des steirischen Menschenrechtspreises 2007 / Winner of the Styrian Human Rights Award, 2007
Gesundheitsförderung durch PartizipationInterkulturell, Innovativ und Integrativ
Gesundheitsförderung für Migrant/innen über Kulturvereine der Herkunftsländer
Informations-Broschüre in DEUTSCH
Auch online auf www.omega-graz.at
Verein OMEGA – Transkulturelles Zentrum für psychische
und physische Gesundheit und Integration
Informations-Broschüre in DEUTSCH
2
Danksagung
Als Geschäftsführer des Verein Omega möchte ich mich sehr herzlich bei all jenen
bedanken, die zum Erfolg des FGÖ- Projektes „Gesundheitsförderung durch Partizipation –
interkulturell, innovativ und integrativ“ beigetragen haben.
Vielen Dank für die fachlich kompetenten Beiträge der Vortragenden der einzelnen
Referate, das sind in alphabetischer Reihenfolge:
Eva Ackbar, MPH MSc, Mag.a Sylvia Groth, Dr. Bernd Haditsch, Dieter Kotnik, Dr.in Sabine
Perl,
Univ. Prof.in Dr.in Eva Rasky MME; Msc, DGKS Gertraud Sadilek, MSc.
Die vorgetragenen Referate waren bedeutender Impuls für die weitere
Auseinandersetzung der Teilnehmer/innen mit den jeweiligen Themenschwerpunkten
und trugen in hohem Maße zu einem Verständnis des österreichischen
Gesundheitssystems
sowie
einzelner
Krankheitsbilder
und
deren
Behandlungsmöglichkeiten bei.
Mein herzlicher Dank gilt vor allem auch den Multiplikator/innen und Vertreter/innen der
einzelnen teilnehmenden Migrant/innenvereine, die durch ihre aktive und engagierte
Mitarbeit wesentlich dazu beigetragen haben, das Projektziel zu erreichen und die das in
den Vorträgen und Workshops erworbene Wissen in ihre Gemeinschaften weitertragen.
ProHealth - African Initiative for Promoting Health: Frau Noma Kelbitsch, Frau Linda
Jooda
Verein der Bosniaken Steiermark: Frau Dr.in Aida Kuljuh, Frau Admira Ljubijankic
Ägyptische Gruppe: Frau Hanna Doulagy, Frau Dr.in Juliana Habib
Russisch sprechende/ Tschetschenische Gruppe: Frau Chedi Arzujewa, Frau Dr.in
Jamala Gurban
Ebenso will ich meinen Dank und meine Anerkennung den involvierten Mitarbeiter/innen
von Omega, und insbesondere den Dolmetscher/innen, aussprechen, durch deren
Vorbereitung, Organisation, Begleitung und Übersetzertätigkeit die erforderlichen
Rahmenbedingungen für die gelingende Durchführung ermöglicht wurde.
Besonderen Dank richtet sich für Ihre finanzielle Unterstützung an Found Gesundes
Österreich (FGÖ), da über Ihre Kooperation mit Verein OMEGA das Projekt erst realisiert
werden konnte.
Dr. med. Emir KULJUH
Informations-Broschüre in DEUTSCH
3
INHALTSVERZEICHNIS
Zusammenfassung zum Projekt
4
Gesundheitsthemen der Schulung:
Die Inhalte der Schulung wurden von Verein OMEGA protokolliert
und von Multiplikator/innen sowie Dolmetscher/innen übersetzt.
Vortrag 1: Das Österreichische Gesundheitssystem,
die Vorsorgeuntersuchung, Gesundheitsförderung & Prävention, Impfschutz
1.1.
Das Gesundheitssystem in Österreich
Referent: Dieter Kotnik (StGKK)
8
1.2.
Die Vorsorgeuntersuchung, Impfschutz
Referent: Dr. Bernd Haditsch (StGKK)
11
1.3.
Gesundheitsförderung & Prävention
Referentin: Eva Ackbar, MPH MSc (StGKK)
13
Vortrag 2: Psychosomatische Störungen und Erkrankungen in
Bezug auf Migration: Stress, Kopfschmerz, Trauma etc.
Referenten: Dr. Kuljuh und Dr. Ressi (OMEGA)
14
Vortrag 3: Diabetes & gesunde Ernährung
Referentin: DGKS Gertraud Sadilek, MSc (LKH Hörgas)
18
Vortrag 4: Herz- Kreislauf- Erkrankungen & Bewegung
Referentin: Dr.in Sabine Perl (Kardiologie LKH Graz)
23
Vortrag 5: Krebserkrankungen
Referentinnen: Univ.-Prof.in Dr.in Éva Rásky MME, MSc
(Institut für Sozialmedizin & Epidemiologie, Med. Uni Graz) &
Mag.a Sylvia Groth (Frauengesundheitszentrum)
28
Kontakte
33
Informations-Broschüre in DEUTSCH
4
Zusammenfassung zum Projekt
A. Projektmeilensteine:
Bewusstseinsbildung in Bezug auf Prävention und Gesundheitsförderung sowie
Gesundheitsdeterminanten, wie gesunde Ernährung, Bewegung und seelische Gesundheit,
sind die Inhalte dieses Gesundheitsförderungsprojektes. Es gilt Gesundheit zu fördern,
indem gezielt Information, Transparenz und Übertragung von Eigenverantwortung für die
eigene Gesundheit und die der Familie mit und für die Zielgruppe erreicht wird. Im
Rahmen des Projekts wird für 4 Grazer Kulturvereine oder selbstorganisierte Gruppen
eine fundierte und interessante Workshop-Reihe zu gesundheitsrelevanten Themen
angeboten. Es sind Workshops zu insgesamt 5 Gesundheitsthemen geplant, die durch
geschultes Gesundheitspersonal mit Migrationshintergrund muttersprachlich und
eigenständig abgehalten werden. Zuvor wird dieses Gesundheitspersonal bzw. die
Multiplikator/innen von Expert/innen geschult. Folgende Inhalte der Schulung wurden
von Mitarbeiter/innen des Verein OMEGA protokolliert und anschließend von
Multiplikator/innen sowie Dolmetscher/innen übersetzt:
1. Das Österreichische Gesundheits- und Versicherungssystem, die
Vorsorgeuntersuchung und Instrumente der Prävention & Gesundheitsförderung,
Impfschutz
2. Psychosomatische Erkrankungen in Bezug auf Migration
3. Diabetes und Übergewicht (Schwerpunkt Ernährung)
4. Herz- Kreislauf- Erkrankungen (Schwerpunkt Bewegung)
5. Krebserkrankungen
So soll bei der Zielgruppe der Asylwerber/innen, Flüchtlinge und Migrant/innen ein
gesteigertes Selbstbewusstsein in gesundheitlichen Belangen und eine positiv veränderte
Eigenwahrnehmung erreicht werden. Die Einbindung von medizinischem
Gesundheitspersonal mit eigenem Migrationshintergrund gewährleistet die Authentizität
und verhindert Sprachbarrieren. Durch unsere langjährige Erfahrung in der
Gesundheitsarbeit mit Migrant/innen und den aufsuchenden Projektansatz können wir die
Zielgruppe erreichen und eine nachhaltige Zusammenarbeit aufbauen. Gleichzeitig soll
durch das Angebot eines kostenlosen und an die Wünsche der Zielgruppe angepassten
Bewegungsprogramms ein erster Anstoß zu einem nachhaltig veränderten Lebensstil
gegeben werden.
Abb.1.: Schritte zur Durchführung der Multiplikator/innen-Schulung und den Workshops
Informations-Broschüre in DEUTSCH
5
B. Projektgruppen:
Expert/innen
5 Gesundheitsthemen für eine Multiplikator/innen-Schulung
Multiplikator/innen
2 Multiplikator/innen pro Gruppe: Migrant/innen aus dem Gesundheitsbereich, die
Kontakt zu einem Migrant/innen-Verein pflegen
4 Gruppen von je 2 Migrant/innen: Ägyptische Gruppe, Gruppe der Bosniaken,
Afrikanische Gruppe & Russisch Sprechende/Tschetschenische Gruppe
Teilnehmer/innen
Zielgruppe für die Workshops: Asylwerber/innen, Flüchtlinge und Migrant/innen
4 Sprachen: Arabisch, BKS, Englisch & Russisch
(4 * 5) Workshops: Pro Gesundheitsthema je einen Workshop in je einem Verein oder
Gruppe
Abb.2.: Projektgruppen und Aufgaben
C. Spezifizierte Projektziele
Im Rahmen des Projekts wurden folgende spezifizierten Projektziele formuliert:
1. Kompetente, kultursensible und praxisorientierte Information zu
gesundheitsspezifischen Themen wird der schwer erreichbaren Zielgruppe der
Migrant/innen vermittelt
2. Eine positive Eigenwahrnehmung der Teilnehmer/innen wird gefördert
3. Die Teilnehmer/innen werden darin unterstützt, selbst Verantwortung für ihr
Gesundheitshandeln und das ihrer Familie zu übernehmen
4. Barrieren, die eine Inanspruchnahme des österreichischen Gesundheitssystems
behindern, werden nachhaltig abgebaut
5. Bewusstseinsbildung in Bezug auf Gesundheitsförderung und Prävention
6. Nachhaltige Motivation zu einer gesundheitsförderlichen Lebensgestaltung mit
ausreichend Bewegung
7. Teilnehmer/innen werden zu Multiplikator/innen für Gesundheitsförderung und
Prävention
Informations-Broschüre in DEUTSCH
6
8. Die Partizipation der Teilnehmer/innen wird gefördert, das Projektangebot wird
ihren Wünschen und Vorschlägen angepasst
D. Evaluation:
Von 32 Teilnehmer/innen der Workshops (die eine Evaluation vor dem Projekt /PRÄ
abgegeben haben) waren 39% sehr zufrieden mit ihrer Gesundheit (Abb.3.). Rund ein
Drittel fühlt sich krank oder unwohl. Der Großteil der befragten Personen war weiblich,
nur 4 Personen davon männlich, und 28% hat einen höheren Bildungsabschluss wie
Hochschule/Universität. Ein Drittel beherrscht die deutsche Sprache sehr gut bis gut. Im
Schnitt leben die Teilnehmer/innen bereits seit 7,78 Jahren in Österreich.
Abb. 3.: Sind Sie im Moment mit Ihrer Gesundheit zufrieden?
Fühlen Sie sich wohl? Angabe in Prozent: PRÄ = 31 Personen
Von 36 Teilnehmer/innen der Workshops (die eine Evaluation nach dem Projekt/POST
abgegeben haben) waren 19 Personen, also 53% mehr als einmal bei einem Workshop
dabei. Gründe für Fernbleiben war in erster Linie Mangel an Zeitressourcen oder Mangel
an Information über die Termine. Zwei Drittel der Personen waren weiblich und Rund die
Hälfte hat einen höheren Bildungsabschluss. Zwei Drittel beherrschen die deutsche
Sprache sehr gut bis gut. Im Schnitt leben die Teilnehmer/innen bereits seit 12,14 Jahren
in Österreich.
Abb. 4.: Frage: Was sind Ihrer Meinung nach Möglichkeiten, Ihre seelische Gesundheit und Ihr
Wohlbefinden zu fördern? Angabe in Prozent: PRÄ = 32, POST = 36 Personen
Informations-Broschüre in DEUTSCH
7
Vor den Workshops gaben die Befragten (32 Personen) an, dass die zwei wichtigsten
Faktoren für seelische Gesundheit „Das Gefühl der Sicherheit“ als auch „Eine glückliche
Familie“ sind (Abb.4.). Nach den Workshops (36 Personen) liegt „Eine glückliche Familie“
an der Spitze gefolgt von „Bewegung und Sport“, um die seelische Gesundheit zu fördern.
Auffällig ist, dass das Gefühl von Sicherheit abschließend nur mehr eine sehr geringe Rolle
zu spielen scheint, als im Vergleich vor der Abhaltung der WS. Außerdem steigt der Wert
an „Gesunder Ernährung“.
Vor den Workshops kennt Rund die Hälfte der Befragten eine Vorsorgeuntersuchung (VU),
aber die andere Hälfte nicht (Abb.5.). Nach den Workshops ist die VU so gut wie allen
bekannt, da nur 6% keine Antwort darauf geben können. Das weist darauf hin, dass zuvor
ein großer Informationsmangel über kostenlose Gesundheitsuntersuchungen wie die VU
vorhanden war.
Abb.5.: Frage: Ist Ihnen die Vorsorgeuntersuchung bekannt? Angabe in Prozent:
PRÄ = 32, POST = 36 Personen
Folgende Faktoren wurden zu Beginn genannt, die einen Einfluss auf die Gesundheit
ausüben, wenn die Person einen Migrationshintergrund hat: Fremde Sprache (10mal
genannt), Heimweh, schlechte Ernährung, neue Umwelt. Gegen Ende waren folgende
Faktoren relevant: Integrationsdruck, fremde Umgebung, Stress, schwere Arbeit, wenig
Informationen, schlechte Ernährung, keine Bewegung. Die Sprache wurde zu Beginn als
eine ganz wesentliche Hürde wahrgenommen, was nach den Workshops in den
Hintergrund getreten ist.
Rund die Hälfte der Befragten gab vor den Workshops an, dass Krebs durch das eigene
Verhalten nicht beeinflusst werden kann, danach allerdings änderte sich diese Meinung,
sodass der Großteil Krebs doch auch für selbst verursacht oder beeinflussbar hielt
(Abb.6.). Das deutet darauf hin, dass zu Beginn des Projekts ein Wissensdefizit über
Krebsursachen vorhanden war.
Abb.6.: Frage: Sind Sie der Meinung, dass Ihr Verhalten eine Krebserkrankung verursachen oder verhindern
kann? Angabe in Prozent: PRÄ = 32, POST = 36 Personen
Informations-Broschüre in DEUTSCH
8
Vor den Workshops gaben nur 16% der Befragten an sich Ernährungsbewusst zu
verhalten, am Ende des Projekts stieg die Zahl um das Doppelte an, nun ernähren sich fast
ein Drittel der Befragten laut eigenen Angaben bewusst und ausgewogen (Abb.7.).
Abb.7.: Frage: Achten Sie bewusst auf gesunde und ausgewogene Ernährung? Angabe in Prozent: PRÄ = 32,
POST = 36 Personen
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine unregelmäßige Teilnahme an den
Workshops als große Hürde im Projekt zu betrachten ist. Generell scheint ein großer
Nachhol-Bedarf an Informationen über das Gesundheitssystem für Migrant/innen
vorhanden zu sein, da ein Informationsdefizit zu wichtigen Gesundheitsthemen als auch zu
Angeboten wie die VU besteht. Viele Teilnehmer/innen können keine Risikofaktoren oder
Ursachen von Erkrankungen selber benennen, aber das Wissen konnte zumindest in
einigen Punkten, wie Beeinflussbarkeit von Krebsrisiko, erhöht werden. Damit verändert
sich auch das Bewusstsein im Umgang mit den eigenen Ressourcen und dem Verhalten. Zu
Beginn war das Gefühl von Sicherheit der wichtigste Faktor für Gesundheit und die
Sprachbarriere wurde als das größte Hindernis bei Migration empfunden. Nach dem
Projekt steigt die Bedeutung von selbstgesteuertem Gesundheits-Verhalten wie Bewegung
und Sport sowie gesunde Ernährung. Folglich zeigt der Multiplikator/innen-Ansatz einen
Erfolg und sollte in einem breiteren Spektrum, wie Häufigkeit und Dauer, fortgesetzt
werden.
Vortrag 1:
Das Österreichische Gesundheitssystem, die Vorsorgeuntersuchung,
Gesundheitsförderung & Prävention, Impfschutz
Referenten/innen: Dieter Kotnik, StGKK; Dr. Bernd Haditsch, StGKK; Eva
Ackbar, MPH MSc
1.
Das Gesundheitssystem in Österreich
Referent: Dieter Kotnik, StGKK; STGKK-Info-Broschüre 2011
Das Österreichische Gesundheitssystem ist in seiner heutigen Form aus den Wirren der
Zwischenkriegszeit (1920er und 30er Jahre) entstanden, in der in Österreich Unruhen und
Bürgerkrieg das soziale Gleichgewicht störten. Nach dem 2. Weltkrieg (ab 1945) ist das
Österreichische Sozialsystem mit dem Ziel entstanden, die Demokratie zu sichern und
Bürgerkriege in Zukunft zu vermeiden. Spannungen zwischen Arm und Reich sollten nie
mehr zu groß werden. Das österreichische Gesundheitswesen wird durch verschiedene
Akteure geprägt: Neben dem Bund, den Ländern und der Sozialversicherung wirken
Informations-Broschüre in DEUTSCH
9
gesetzliche Berufsvereinigungen, Interessenvertretungen, öffentliche Gesundheitseinrichtungen und private Organisationen am Gesundheitswesen mit. Sie behandeln,
forschen, planen, prüfen, bilden aus, kontrollieren, organisieren oder verwalten. Dadurch
gewährleisten sie eine umfassende Gesundheitsversorgung der Bevölkerung und tragen
dazu bei, das Gesundheitswesen weiterzuentwickeln.1
Zu den wichtigsten Institutionen und Akteuren zählen:

Sozialversicherung

Bundesministerium für Gesundheit

Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz

Bundesländer
Die Systeme der sozialen Sicherheit umfassen:

Die Sozialversicherung (ist beitragsfinanziert über Beiträge Beschäftigter)

Die Soziale Versorgung (z.B. Heeresversorgung, Verbrechensopferfond, ist
steuerfinanziert)

Die Arbeitslosenversicherung (ist steuerfinanziert)

Die Sozialhilfe (für Nichtversicherte, Obdachlose,.., ist steuerfinanziert)
Die Sozialversicherung ist wiederum in 3 Zweige unterteilt:

Die Krankenversicherung

Die Unfallversicherung (Arbeitsunfälle, Berufserkrankungen)

Die Pensionsversicherung (Altersversorgung, Waisen- und Witwenpension)
Die Krankenversicherung
Im Folgenden soll nun näher auf die Krankenversicherung eingegangen werden. Bei der
Pflichtversicherung sind automatisch alle Menschen per Gesetz durch einen
Sozialversicherungsträger geschützt, unabhängig von Einkommen, sozialem Status,
Geschlecht oder Alter. Die Höhe der Krankenversicherungsbeiträge hängt vom
Einkommen ab. Alle Versicherten haben Anspruch auf die gleiche Gesundheitsversorgung,
auch Menschen mit erhöhtem Risiko (Vorerkrankungen, chronische Krankheiten) werden
nicht vom Schutz der Krankenversicherung ausgeschlossen.
Die Aufgaben der Krankenversicherung umfassen:

Früherkennung von Krankheiten (v.a. durch die Vorsorgeuntersuchung)

3 Versicherungsfälle (ein Versicherungsfall ist ein Ereignis, bei welchem die
Krankenversicherung verantwortlich ist, zu handeln):

Krankheit (ist ein regelwidriger Gesundheitszustand, welcher behandelt
wird; z.B. eine Depression)

Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit (tritt dann ein, wenn die Krankheit es
nicht mehr erlaubt, zu arbeiten)

Mutterschaft
Den drei Versicherungsfällen sind wiederum bestimmte Leistungen zuzuordnen,
welche von der Krankenversicherung erbracht werden.
Beim Versicherungsfall der Krankheit umfassen diese Leistungen:

Ärztliche Hilfe: Ärztliche Hilfe kann ein/e Versicherte/r entweder von einem
Vertragsarzt (dieser hat einen Vertrag mit der GKK) oder einem/einer Wahlarzt/ärztin
1 https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/institutionen_LN.html
Informations-Broschüre in DEUTSCH
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(kein Vertrag mit der GKK) bekommen. Die Behandlung beim Vertragsarzt ist gratis, es ist
lediglich eine e-card-Gebühr von 10€ jährlich zu bezahlen, die vom Gehalt abgebucht oder
per Erlagschein eingefordert wird. Befreit von dieser gebühr sind mitversicherte Kinder,
Pensionisten und rezeptgebührenbefreite Personen. Der/die Wahlarzt/ärztin kann für
eine Behandlung einen frei gewählten Betrag verlangen. Ein/e Versicherte/r kann von der
GKK 80% der Behandlungskosten zurückfordern, sofern der/die Wahlarzt/ärztin nach
Kassentarif abrechnet (also gleich viel verlangt wie ein Vertragsarzt). Verrechnet der/die
Wahlarzt/ärztin einen höheren Betrag, zahlt die GKK ebenfalls 80% des Kassentarifs, was
einen höheren Selbstbehalt bedeutet.

Heilmittel: Zu den Heilmitteln gehören Medikamente und Heilbehelfe (z.B.
Krücken). Für Medikamente ist pro verordneter Packung eine Rezeptgebühr (5,10€
derzeit) zu bezahlen, von der Personen mit geringem Einkommen befreit sind. Generell
wird keine Rezeptgebühr unter anderem von Asylwerbern und Asylanten sowie bei vom
Bundessozialamt zur Betreuung zugeteilten Personen eingehoben. Wegen sozialer
Schutzbedürftigkeit sind Personen, deren monatliches Nettoeinkommen unter 793,40€
(Alleinstehende) bzw. 1.189,56€ (für Paare im gemeinsamen Haushalt) liegt, von der
Rezeptgebühr befreit. Diese Beträge erhöhen sich für jedes Kind um 122,41€. Hat ein/e
Versicherte/r einen vom Hausarzt bestätigten erhöhten Bedarf an Medikamenten (mehr
als 4 Schachteln monatlich), erhöht sich der Richtsatz für die Gebührenbefreiung um 15%
des Nettoeinkommens. Lebt ein erwerbstätiges Kind im Haushalt, werden von dessen
Nettoeinkommen 12,5% zum Gesamteinkommen eines Haushalts dazugerechnet. Eine
Rezeptgebührenbefreiung
gilt
für
den/die
Versicherte/n
und
seine/ihre
anspruchsberechtigten Angehörigen.

Spitalsaufenthalt: Ein Spitalsaufenthalt ist für alle Versicherten grundsätzlich
kostenlos, es ist jedoch ein Verpflegungskostenbeitrag zu leisten, den das Krankenhaus
einhebt (8,78€/Tag). Für den Spitalsaufenthalt eines Mitversicherten (z.B. Kinder) ist ein
Betrag von 16€/Tag an die GKK zu entrichten, es entfällt der Verpflegungskostenbeitrag.
Für rezeptgebührenbefreite Personen ist der Aufenthalt kostenlos. Der Aufenthalt eines
Elternteils im Krankenhaus zur Begleitung ist nicht von der Krankenversicherung
abgedeckt und muss privat bezahlt oder von einer Zusatzversicherung abgedeckt werden.

Medizinische Hauskrankenpflege: Diese ist ein Ersatz für einen Spitalsaufenthalt
und diesem vorzuziehen. Leistungen der MHK sind z.B. Insulinspritzen oder die
Behandlung von Ulcera. Diese Leistungen werden von Vertragspartnern der GKK (z.B.
Caritas, Volkshilfe) angeboten und nur dann von der GKK bezahlt, wenn eine Verbesserung
des Gesundheitszustands zu erwarten ist und die Leistungen von einem Arzt verschrieben
wurden. Zusätzliche Leistungen (z.B. Waschen) müssen selbst bezahlt werden. Von der
Krankenversicherung abgedeckt ist vom Arzt beantragtes Verbandsmaterial, das entweder
bei der Verbandstoffstelle der GKK abgeholt oder zugeliefert werden kann.
Beim Versicherungsfall der Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit umfassen diese
Leistungen:

Krankengeld: Die Feststellung der Arbeitsunfähigkeit (Krankmeldung) obliegt dem
behandelnden Arzt. Das Krankengeld soll einen Verdienst-Entgang ersetzen und wird
mindestens bis zu einer Dauer von 26 Wochen gewährt. Vom 4. Bis zum 42. Tag der
Arbeitsunfähigkeit beträgt das Krankengeld 50% des Bruttogehalts, ab dem 43. Tag 60%.
Geringfügig Beschäftigte mit Selbstversicherung haben Anspruch auf ein tägliches
Krankengeld von 4,48€. Bei Beziehern einer Leistung aus der Arbeitslosenversicherung
gebührt ein Krankengeld in der Höhe des letzten AMS-Bezuges.
Eine Krankheit ist umgehend dem Dienstgeber zu melden, der Besuch eines Arztes ist,
wenn möglich, angeraten. Der Dienstgeber kann einen Nachweis der Krankheit verlangen,
Informations-Broschüre in DEUTSCH
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eine Krankschreibung ist für 3 Tage rückwirkend möglich. Die Gesundmeldung führt der
behandelnde Arzt durch, kann aber auch vom Versicherten selbst bei der GKK gemacht
werden (persönlich, telefonisch, per Fax oder E-Mail). Diese Gesundmeldung ist, anders als
die Krankenstands-Bestätigung, dem Dienstgeber nicht zu übergeben.
Beim Versicherungsfall der Mutterschaft umfassen diese Leistungen:

Wochengeld: Weiblichen Versicherten gebührt auf Antrag ein tägliches
Wochengeld für die letzten 8 Wochen vor der voraussichtlichen Entbindung (bestimmt
durch den Gynäkologen), den Tag der Entbindung und die ersten 8 Wochen nach der
Entbindung. Ist der tatsächliche Entbindungstermin später als der voraussichtliche,
verlängert sich die Auszahlung des Wochengeldes um diese Zeitspanne. Mütter erhalten
nach Mehrlings-, Frühgeburten oder Kaiserschnittentbindungen das Wochengeld für eine
Dauer von 12 Wochen (statt 8). Das Wochengeld entspricht für pflichtversicherte
Dienstnehmerinnen der Höhe des Nettoverdienstes der letzten 3 Kalendermonate vor dem
Eintritt des Versicherungsfalls der Mutterschaft. Für selbstversicherte geringfügig
Beschäftigte beträgt das Wochengeld 8€/Tag, für Bezieherinnen von Notstandshilfe oder
Arbeitslosengeld entspricht das Wochengeld dem um 80% erhöhten Leistungsbezug.

Kinderbetreuungsgeld: Der Bezug beginnt nach dem Ende des Wochengelds, bei
Studentinnen am Tag der Entbindung und muss bei der GKK rechtzeitig beantragt werden.
Das Kinderbetreuungsgeld ist unabhängig von einer früheren Erwerbstätigkeit oder einer
Pflichtversicherung. Eltern haben die Wahl zwischen 4 Pauschalvarianten, mit denen
unterschiedliche Tagessätze verbunden sind.

Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen: Der MKP ist Grundlage für die vorsorgliche
ärztliche Betreuung der schwangeren Frauen und Kinder in den ersten Lebensjahren.
Vertragsärzte für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärzte sowie Ärzte der Ambulatorien
der GKK nehmen die im MKP vorgesehenen Untersuchungen vor und tragen diese in den
MKP ein. Werden nicht die 10 vorgeschriebenen MKP-Untersuchungen nachgewiesen,
kommt es zur Halbierung des Kinderbetreuungsgeldes.
2.
Die Vorsorgeuntersuchung, Impfschutz
Referent: Dr. Bernd Haditsch, StGKK
Vorsorgeuntersuchung (VU)
Viele Erkrankungen können durch regelmäßige Untersuchungen früh erkannt und
behandelt oder durch eine Veränderung des Lebensstils sogar verhindert werden. Die
Vorsorgeuntersuchung ist jedoch nicht dafür gedacht, alles zu untersuchen, was
untersucht werden kann- vielmehr werden jene Werte und Parameter überprüft, welche
eine sinnvolle Prävention ermöglichen. Im Mittelpunkt der VU steht die Anregung zu einer
Änderung des Lebensstils und das geben von Tipps für einen gesünderen Lebensstil.
Die VU ist für alle in Österreich lebenden Frauen und Männer ab dem 19. Lebensjahr
kostenlos und kann einmal jährlich in Anspruch genommen werden. Sie kann bei
folgenden Stellen durchgeführt werden:

Allgemeinmediziner mit entsprechender Ausbildung und Vertrag

Internisten und Lungenfachärzte mit entsprechendem Vertrag

Ärzte der Vorsorgeuntersuchungsstelle der StGKK

Caritas Marienambulanz, Graz
Informations-Broschüre in DEUTSCH
12
Für eine VU ist ein zuvor ausgemachter Termin notwendig! Die Dauer einer VU beträgt
rund einen halben Tag, die Wartezeit bei der StGKK liegt derzeit bei 2 Monaten. Für
Menschen ab 40 Jahren ist eine VU alle 2 Jahre sinnvoll, darunter wird eine VU alle 3 Jahre
empfohlen. Für versicherte Personen genügt das Vorweisen der e-card. Nichtversicherte
müssen sich beim Sozialversicherungsträger ihres Wohnortes, unter Vorlage eines
Meldezettels, einen „E-Card Ersatzbeleg“ mit dem Vermerk „Vorsorgeuntersuchung für
Nichtversicherte“ besorgen und diesen bei der durchführenden Stelle der VU vorweisen.
Schwerpunkte:

Herz- Kreislauf- Erkrankungen

Gefäßverkalkung

Diabetes

Bluthochdruck

Krebs
Die Leistungen der VU umfassen unter anderem:

Ausführliches Gespräch (Information und Beratung) – bei fehlenden
Deutschkenntnissen ist besonders hier ein/e Dolmetscher/in nötig.

Bestimmung des Blutdrucks, Pulsmessung (Blutdruck-Messgeräte können bei der
StGKK kostenlos ausgeborgt werden)

Bestimmung des Taillenumfangs, Größe & Gewicht

Laborwerte (rotes Blutbild, Blutzucker, Cholesterinquotient, Leberwerte, Harn)

Untersuchung durch den Internisten (Hautbild,..)

Erhebung von Drogenkonsum
(Rauchen, Alkohol – wichtigste lebenszeitverringernde Lebensweisen! Ein Alkoholiker
verliert 20 Lebensjahre, jährlich sterben in Österreich 13.000 Menschen an Rauchfolgen,
8.000 an Alkoholschäden)

Ab 50 Jahren: Test auf verstecktes Blut im Stuhl, Dickdarmspieglung
(alle 10 Jahre – Darmkrebs ist der einzige Krebs, der durch eine Früherkennung
tatsächlich verhindert werden kann!), bei Männern PSA Wert (optional)

Frauen: Krebsabstrich (ab dem 18. Lebensjahr), Mammographie (ab 40 Jahre)
Die VU umfasst NICHT:

Rückenbeschwerden

Burn-Out

Impfungen
Die Idee der VU ist es, gesunde Menschen auf mögliche Krankheitsrisiken und bestehende
Erkrankungen zu untersuchen, wobei die Patienten aber keinesfalls durch verwirrende
Ergebnisse verunsichert werden dürfen. Die VU behandelt keine Fragestellungen wie z.B.
HIV, Tuberkulose, allerdings werden diese vom untersuchenden Arzt idealerweise
beachtet, und bei Verdacht werden Patient/innen weiterverwiesen.
Besonders großes Potential hat die VU im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hier
können eine frühzeitige Erkennung eines Risikos und eine Änderung des Lebensstils
enorme gesundheitliche Verbesserungen bringen. Laut der Gesundheitsumfrage 2006/07
der Statistik Austria sind Personen mit Migrationshintergrund häufiger (krankhaft)
übergewichtig als Österreicher/innen. Eine Gewichtsreduktion senkt das Risiko von HKErkrankungen, Diabetes, Krebs und Bluthochdruck enorm. In der VU wird insbesondere
der Taillenumfang (hip-to-waist-ratio) gemessen, um Aussagen über gewichtsbedingte
Gesundheitsrisiken machen zu können, da besonders das Bauchfett ausschlaggebend für
ein erhöhtes Erkrankungsrisiko ist. Bei Frauen gilt ein Taillenumfang unter 88cm, bei
Informations-Broschüre in DEUTSCH
13
Männern unter 102cm als gesund. Der Body Mass Index (BMI) gilt nicht mehr als
aussagekräftig.
Ziele:





Reduktion von Übergewicht, gesunde Ernährung und richtige Bewegung
Vermeidung von Bluthochdruck und Diabetes
Früherkennung häufiger Krebserkrankungen
Prävention von Suchterkrankungen
Motivation für einen gesunden Lebensstil
Kostenlose Serviceline: 0800 501522
www.sozialversicherung.at/vu
Impfschutz
In Österreich gibt es eine Reihe empfohlener Impfungen, welche im Impfplan ersichtlich
sind und in jedem Fall individuell überdacht werden sollten. Grundsätzlich sind Impfungen
selbst zu bezahlen, eine umfassende Beratung beim Allgemeinmediziner oder, für Kinder,
beim Kinderarzt ist unbedingt zu empfehlen. Für Fragen bezüglich Impfungen bei
Fernreisen gibt das Hygieneinstitut kompetente Auskunft: Tel: +43 (316) 380 - 4390
(zwischen 12 und 13 Uhr), E-Mail: [email protected].
Auszug aus dem Österreichischen Impfplan 2011:2
ab
7. Woche
Rotavirus (RTV)
Diptherie
Tetanus
Pertussis
Poliomyelitis
Haemophilus infl. B
Hepatitis B (HBV)
(DIP)
(TET)
(PEA)
(IPV)
(HIB)
Konjugierte
Mehrfachimpfung
gegen
Pneumokokken (PNC)
3. Monat
4. Monat
5. Monat
6. Monat
7. Monat
2 bzw. 3x RTV- Impfstoff ( Schluckimpfung)
1.
2.
6-fach
6-fach
Impfung
Impfung
1.
PNCImpfung
2.
PNCImpfung
ab
12.Monat
3.
6-fach
Impfung
3.
PNCImpfung
Tab.1.: Allgemeinter Impfkalender für Säuglinge
3.
Gesundheitsförderung & Prävention
Referentin: Eva Ackbar, MPH MSc, StGKK
Die Gesundheitsförderung und Prävention stellen einen wichtigen Teil der Arbeit der
Krankenversicherung dar. Die Gesundheit ist von verschiedenen Einflussfaktoren, den
Gesundheitsdeterminanten, abhängig, welche zum Teil vom Menschen selbst
beeinflussbar sind. Solche beeinflussbaren Faktoren sind beispielsweise: Faktoren
individueller Lebensweise oder soziale und kommunale Netzwerke. Faktoren, die der
Einzelne nur bedingt oder gar nicht beeinflussen kann, die aber dennoch einen wichtigen
Einfluss auf die Gesundheit haben, sind beispielsweise: Alter, Geschlecht, Erbanlagen,
Lebens- und Arbeitsbedingungen, sozioökonomische und kulturelle Umweltbedingungen.
Die Gesundheitsförderung zielt, laut WHO-Definition, „auf einen Prozess, allen Menschen
ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie
2 http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/4/0/CH1100/CMS1038913010412/impfplan_2011.pdf
Informations-Broschüre in DEUTSCH
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damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen.“3 Die Gesundheitsförderung beschäftigt
sich damit, was den Menschen gesund macht und hält, die Prävention hingegen mit
Faktoren, die den Menschen krank machen. Gesundheitsförderung wird in sogenannten
Settings eingesetzt, wie z.B. in Schulen, Betrieben, Gemeinden oder Communities. Die
wichtigsten Prinzipien der Gesundheitsförderung sind: Integration, Partizipation,
Ganzheitlichkeit und Projektmanagement.
Die StGKK bietet Gesundheitsförderungsprojekte für verschiedene Settings an:

Betriebliche Gesundheitsförderung: Krankheiten am Arbeitsplatz soll
vorgebeugt werden, das Wohlbefinden am Arbeitsplatz soll verbessert werden. Die StGKK
bietet Unternehmen Beratung und Begleitung an, um die Gesundheit ihrer
Mitarbeiter/innen zu stärken.

GF in Schulen: Schulen sollen unterstützt werden, das Wohlbefinden von
Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern im Schulalltag zu verbessern. Die Angebote
umfassen Informationsveranstaltungen, Netzwerkbildung und Beratung zu den Themen
Ernährung und Bewegung.

Workshops
für
Schwangere:
Ziel
ist
die
Verbesserung
der
Ernährungsgewohnheiten von Schwangeren. Die Workshops sind für Schwangere und
deren Angehörige gedacht und sind für alle Steirischen Versicherten kostenlos. In 3,5
Stunden werden Informationen zu Ernährung und Wochen- bzw. Kinderbetreuungsgeld
vermittelt. Es gibt auch die Möglichkeit, diese Workshops in einem Verein abzuhalten, und
Multiplikator/innen auszubilden, sofern eine Gruppe von 6 Interessierten vorhanden ist.
Die Workshops werden auf Deutsch abgehalten, eine Anmeldung ist unter der Hotline der
StGKK (0316/8035-3600) möglich, die Termine sind auf der Homepage ersichtlich. In
Ausnahmefällen ist es auch möglich, als nicht-versicherte Schwangere an den Workshops
teilzunehmen.

Tabakentwöhnung: Die StGKK bietet Raucher/innen sowohl Gruppenseminare als
auch Einzelentwöhnungsberatung (auch bei Sprachbarrieren) an, für die ein Selbstbehalt
von einmalig 30€ zu bezahlen ist. Das österreichweite Rauchertelefon (0810 810013)
steht allen kostenlos zur Verfügung. Raucher/innenhelpline: 0316/8035-1919 oder
[email protected]. Das Programm „Take Control“ ist speziell für Raucher/innen
zwischen 16 und 25 Jahren entwickelt, dauert insgesamt 4 Wochen und ist kostenlos bei
VIVID in Anspruch zu nehmen. Auf www.endlich-aufatmen.at bietet die StGKK eine
Tabakentwöhnung über das Internet an, die eher für Gelegenheitsraucher/innen gedacht
ist. Eine mobile Beratung für Raucher/innen spezieller Zielgruppen sowie das Abhalten
von Seminaren (30€/Person) durch Expert/innen der StGKK ist möglich.
Vortrag 2: Psychosomatische Störungen und Erkrankungen in Bezug auf
Migration: Stress, Kopfschmerz, Trauma etc.
Referenten: Dr. Kuljuh und Dr. Ressi (OMEGA)
1.
Stress, Krise, Trauma
Stress
Stress wir sowohl subjektiv als auch objektiv erlebt und kann mitunter irrational
auftreten. Das Wort „Stress“ kommt aus der Metallindustrie: das Eisen wird gebogen und
der dadurch entstehende „Stress“ des Eisens wird gemessen. Erst später wurde der Begriff
in der Medizin und Psychologie übernommen. Die Definition von Stress ist sehr subjektiv,
3 http://www.fgoe.org/hidden/downloads/Ottawa_Charta.pdf
Informations-Broschüre in DEUTSCH
15
jeder erlebt das Gefühl anders und hat andere Ursachen dafür. Eine allgemein gültige
Definition ist also nicht zu geben. In Stresssituationen wird das Gleichgewicht von
Ressourcen und Belastungen gestört, man braucht mehr Ressourcen und wird damit
verletzlich.
Stress ist meist eine Reaktion auf etwas Unerwartetes, beispielsweise einen Unfall.
Folgende Begriffe sind in der Beschreibung von Stress zu beachten:

Stressor = Auslöser von Stress, kann alle Sinne betreffen

Stress- Situation

Stress-Reaktion (ist subjektiv; z.B. Aufschreien, zittern etc.)

Erleben von Stress (wie wird die ganze Situation erlebt?)
Folgen von Stress können psychosomatische Störungen und Krankheiten sein. Bei
psychosomatischen Störungen handelt es sich um Veränderungen auf funktionaler Ebene,
die wieder vorbeigehen, wie z.B. Kopfschmerzen. Psychosomatische Erkrankungen
hingegen sind Veränderungen auf physiologischer und pathologischer Ebene, die oftmals
eine chronische Entwicklung haben.
Ursachen von Stress:

Lebensziele sind unerreichbar oder zerstört

Unsicherheit

Unsicherheit die eigene Identität betreffend (z.B. Leben in verschiedenen Kulturen)

Kontrollverlust über sich selbst und die Umgebung

Schmerzen

Verluste
Stresstheorien
Theorie von Selye (Allgemeines Anpassungssyndrom)
Jeder Stressor (psychisch oder physisch) erzeugt eine Anpassungsreaktion. Auf jede
Anspannungsphase muss jedoch eine Entspannungsphase zur Erholung folgen, damit ein
Gleichgewicht aus Erregung und Ruhe erhalten werden kann. Folgen in zu kurzen
Abständen weitere Stressoren, steigt das Erregungsniveau immer weiter an.
Selye beschreibt 3 Stadien:
-Alarmreaktion
-Widerstandsstadium
-Erschöpfungsstadium (kommt es zu keiner Erholung, ist die Entstehung von
Anpassungskrankheiten möglich)
Anzeichen von Stress:
Anzeichen können auf körperlicher sowie auf Verhaltensebene auftreten und sind von
Mensch zu Mensch verschieden. Normale Verhaltensmuster funktionieren in einer StressSituation nicht, die Kontrolle geht verloren.
Objektive Anzeichen:

Anstieg von Adrenalin, Insulin, Blutdruck, Kortikosteroiden, Prolaktin,
Wachstumshormonen

Abfall von Eosinophilen
Subjektive Anzeichen: Erregung, Herzklopfen, trockener Hals, Müdigkeit, Zittern,
Schweißausbruch,.. Diese Anzeichen sind individuell.
Informations-Broschüre in DEUTSCH
16
Die Strategien, auf Stress zu reagieren, sind verschieden: Angriff, Flucht oder Lähmung.
Man kann sich an gewisse Stress-Situationen anpassen, wenn diese sich immer wieder
wiederholen. Ändert sich die Situation jedoch, bedeutet dies wieder Stress und eine
erneute Reaktion darauf.
Theorie von Lazarus (Transaktionales Stressmodell)
Bei diesem Modell werden Stresssituationen als Wechselwirkung zwischen den
betroffenen Personen und den Anforderungen der Situation beschrieben. Die
Stressreaktion hängt von der subjektiven Einschätzung der Person ab, die sich in der
Situation befindet. Jede Person bewertet einen bestimmten Stressor und die Belastung der
Situation anders, die Reaktionen können höchst unterschiedlich sein.
Lazarus beschreibt 3 Stufen der Bewertung:
- Primäre Bewertung: eine Situation wird als positiv, irrelevant oder gefährlich/ stressend
bewertet. Eine Stresssituation kann dabei eine Herausforderung, eine Bedrohung oder
eine Schädigung darstellen.
- Sekundäre Bewertung: die Person überprüft, ob die verfügbaren Ressourcen zur
Stressbewältigung ausreichen. Eine Stressreaktion passiert erst, wenn die Ressourcen als
unzureichend bewertet werden. Daraufhin werden Bewältigungs- Strategien entworfen.
- Neubewertung: der Erfolg der eingesetzten Strategie wird bewertet, die Situation kann
bei einem widerholten Auftreten eventuell neu bewertet werden (je nachdem, ob die
Strategie erfolgreich war, oder nicht).
Behandlung von Stress

Kontrolle und Abbau der negativen Energie (Sport, Yoga,..)

Kognitive Techniken (gedankliche Bearbeitung der Situation)

Expressiv-kreative Techniken

Kombinationstechniken
In der Arbeit mit Flüchtlingen ist grundsätzlich zu bedenken, dass zuerst die
Lebensbedürfnisse befriedigt werden sollten, bevor eine Therapie und Behandlung
durchgeführt werden kann.
Grundsätzlich kann auch davon ausgegangen werden, dass Kinder größere Chancen haben,
sich an neue Situationen anzupassen als Ältere, sie erleben allgemein etwas weniger Stress
durch neue Lebensumstände.
Trauma
Als Trauma wird eine dauerhafte Störung des seelischen Gleichgewichts bezeichnet, weil
die Ressourcen nicht ausreichen, um eine Stresssituation zu bewältigen. Gründe für ein
Trauma können beispielsweise die Flucht aus dem Heimatland, Unfälle,
Umweltkatastrophen, Krieg oder Entführung sein.
Die Symptome sind ähnlich wie bei Stress, aber viel stärker ausgeprägt. Die Möglichkeit
zur Entwicklung von psychosomatischen Erkrankungen ist erhöht. Anders als bei Stress,
reagiert jeder Mensch auf Traumata, weil das Erlebnis viel intensiver ist.
Das soziale Umfeld und dessen Hilfe sind verantwortlich dafür, was nach dem ersten
Schock passiert- entweder ist eine Neuorientierung möglich, oder es kommt zu
Erkrankungen, Suizidgedanken, Drogenmissbrauch etc. Nicht jeder Mensch braucht aber
eine Therapie, manche können ein Trauma auch mit eigenen Ressourcen bewältigen.
Informations-Broschüre in DEUTSCH
17
Krise
Als Krise wird ein durch ein bestimmtes Ereignis hervorgerufener negativer
Seelenzustand bezeichnet, der entsteht, wenn eine Person über zu wenige Ressourcen zur
aktiven Problembewältigung verfügt. Eine Krise ist zeitlich begrenzt, kann sich aber über
eine längere Zeit hinwegziehen. Oftmals ist ein Bewältigen der Krise nur mit Hilfe von
außen möglich.
Es gilt, hervorzuheben, dass man aus einer Krise auch gestärkt hervorgehen kann.
2.
Praktische Strategien zur Stressbewältigung
Grundsätzlich gilt, dass Strategien zur Stressbewältigung realistisch und umsetzbar sein
müssen. Mittelpunkt ist immer, die negative Energie, die sich durch Stress aufbaut,
loszuwerden! Ein wichtiger Punkt ist, für sich selbst eine Grenze zu setzen, bis zu welchem
Punkt man Stress aushalten kann und ab wann die Gefahr von chronischem Stress und der
Entwicklung von psychosomatischen Erkrankungen beginnt.
Hilfe bei Kopfschmerzen:

Mit Tigerbalsam (aus dem China- Shop oder der Apotheke) die Stelle massieren, die
am meisten schmerzt. Wenn Kopfweh mit Gefühls- oder Sprachstörungen
einhergeht, dann ist eine Untersuchung durch den Arzt nötig! Die Massage mit
Tigerbalsam wirkt nicht bei Migräne (halbseitiger Kopfschmerz)

Heiß duschen. Am besten abwechselnd heiß und kalt abduschen, da das heiße
Wasser entspannt und das kalte anregend wirkt.

Um Kopfschmerz vorzubeugen, regelmäßige Gymnastik für Oberkörper und Nacken
machen. Im Fitnessstudio können bestimmte Übungen durchgeführt werden
(Trainer fragen!), aber auch daheim kann man trainieren: 1 Stunde täglich am
Bauch liegen (beim Fernsehen, lesen etc.). Falls es zu Beginn zu anstrengend ist, den
Kopf eine Stunde lang zu halten, kann ein Bauchpolster verwendet werden.

Bewegung: eine Stunde täglich mit bequemen Schuhen schnell gehen, bis das Herz
schneller schlägt. Besonders wirksam ist Nordic Walking. Das Gehen entspannt die
Nackenmuskulatur!

Bei Schläfenschmerzen darauf achten, dass man die Zähne nicht zusammenbeißtKaugummi kauen, singen oder bei Anstrengung bewusst den Mund öffnen
entspannt die Kiefermuskeln.

Sind die Kopfschmerzen besonders im Stirnbereich, dann könnte eine Brille
notwendig sein- zum Optiker/ Augenarzt gehen!

Muskelentspannung: schmerzhafte Muskeln aktiv an- und wieder entspannen (geht
besonders gut bei den Schultermuskeln!)

Zu viele Schmerzmittel vermeiden, nicht an mehr als 20 Tagen im Monat
Schmerztabletten einnehmen! Wichtig ist auch, dass kein Koffein in den Tabletten
enthalten ist und dass Schmerztabletten aus Russland vermieden werden (es sind
Wirkstoffe enthalten, die die Nieren schädigen).
Hilfe bei Schlafstörungen:

Langes Wachliegen im Bett vermeiden! Lieber aufstehen und warten, bis man müde
genug ist, um einschlafen zu können. Während des Wartens eher passive
Beschäftigungen ausüben (keine Rätsel lösen), die einen nicht geistig
beanspruchen.

Die Augen nicht schließen, bevor man von selbst einschläft.

Ist man mit Gedanken beschäftigt, die einen nicht einschlafen lassen, kann es helfen,
Informations-Broschüre in DEUTSCH
18


diese aufzuschreiben.
Am Abend nichts zu sich nehmen, was wach hält: Tee oder Kaffee nur dann trinken,
wenn man es gewöhnt ist. Auch zu spätes Essen vermeiden.
Verlorenen Schlaf nicht am Tag nachholen, keinen Mittagsschlaf machen!
Allgemeine Hilfe gegen Stress:

Rituale einführen: bei Arbeitsstress kann es hilfreich sein, durch Rituale die Arbeits
von der Freizeit zu trennen. Man kann sich nach der Arbeit z.B. umziehen. Das sollte
jedes Mal als Einstieg in die entspannende Freizeit gemacht werden. Hilfreich ist
auch die Anschaffung eines Diensthandys, wenn man oft in der Freizeit aus
beruflichen Gründen angerufen wird. Die strikte Trennung von Arbeit und Freizeit
wirkt sehr entspannend.

Probleme, die einem Stress bereiten, sollten entweder gelöst oder aber akzeptiert
werden. Oft ist es notwendig, mit einem bestimmten Umstand leben zu lernen, um
entspannter zu sein- nicht alle Probleme sind lösbar!

Beruhigende Selbstgespräche können helfen, sich selbst zu beruhigen und dadurch
zu entspannen.

Es ist wichtig, herauszufinden, was einem Freude macht und wie man sie aktiv
herbeiführen kann. Man darf seine eigenen Bedürfnisse nicht vergessen!

Partnerschaft stärken, soziales Netzwerk pflegen- Unterstützung durch andere
wirkt entspannend!

Grenzen setzen, Verantwortung abgeben!

Es sollte nicht vergessen werden, dass ein Urlaub in der ursprünglichen Heimat
nicht immer so entspannend ist, wie freie Zeit eigentlich sein sollte. Man hat
Verpflichtungen, verfällt mitunter in alte Verhaltensmuster. Entspannender ist ein
Urlaub mit der ganzen Familie an einem neutralen Ort, an dem alle Beteiligten den
Urlaub wirklich genießen können und die Verpflichtungen großteils wegfallen.

Sport oder ausreichend Bewegung!! Körperliche Anstrengung lenkt ab, lockert die
Muskeln, versorgt den Körper mit Sauerstoff, stärkt die Abwehr!
Vortrag 3: Diabetes & gesunde Ernährung
Referentin: DGKS Gertraud Sadilek, MSc (LKH Hörgas)
DIABETES:
Diabetes: Diabetes mellitus (griechisch „Honigsüßer Durchfluss“), auch Zuckerkrankheit
genannt, bezeichnet eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, deren Hauptsymptom
die Überzuckerung des Blutes und Ausscheidung von Zucker im Urin sind. Mechanismen,
welche zur Überzuckerung des Blutes (Hyperglykämie) führen, setzen überwiegend am
Insulin, dem Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels im menschlichen Körper,
an: Insulinmangel, eine abgeschwächte Wirksamkeit des Insulins (Insulinresistenz) oder
beides zusammen. Ohne Insulin kann der Zucker nicht aus dem Blut in die Zellen gelangen,
der Blutzuckerspiegel steigt. In Folge erhalten die Zellen keine Energie aus dem Zucker,
Muskelzellen und Fettzellen werden zur Energieerzeugung abgebaut: der Erkrankte ist
müde, durstig, nimmt ab und fühlt sich kraftlos.4
4 Vgl.: StGKK & VÖD 2009, S.21
Informations-Broschüre in DEUTSCH
19
Insulin: Insulin ist ein Hormon, welches in der Bauchspeicheldrüse erzeugt wird. Es sorgt
dafür, dass der Blutzuckerspiegel in einer bestimmten Höhe (60-140 mg/dl) bleibt. Mit
Hilfe des Insulins wird der Zucker aus der Blutbahn in die Zellen transportiert- dadurch
sinkt der Blutzucker.5
Diabetes- Typen: Beim Typ 1- Diabetes (Insulinmangeldiabetes) werden die
insulinproduzierenden
Zellen
in
der
Bauchspeicheldrüse
durch
eine
Autoimmunerkrankung zerstört. In kürzester Zeit muss der Typ 1- Diabetiker Insulin
spritzen.
Der Typ 2- Diabetes hat unterschiedliche Ausprägungen: Normalgewichtige Personen
können Diabetes bekommen, wenn die Bauchspeicheldrüse aufgrund eines natürlichen
Alterungsprozesses nicht mehr ausreichend Insulin produziert. Tabletten können oftmals
die Insulinproduktion anregen, das Spritzen von Insulin entlastet die Bauchspeicheldrüse
jedoch. Übergewichtige Personen erkranken an Diabetes, wenn das Insulin durch das
Übergewicht nicht wirken kann (Insulinresistenz). Meist besteht ein metabolisches
Syndrom. Erste Maßnahmen sind hier Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung!
Dauert die Erkrankung an, kann sich ein absoluter Insulinmangel entwickeln, sodass
Insulin gespritzt werden muss.6
Kriterium
Häufigkeit
Erkrankungsalter
Körpergewicht
Familiäre Häufung
Insulintherapie
Typ 1 Diabetes
Typ 2 Diabetes
Selten (unter 10%)
Häufig (bis 90%)
Meist unter 40 Jahre
Meist über 40 Jahre
Meist normalgewichtig
Meist übergewichtig
Gering
typisch
Sofort
Oft erst nach Jahren nötig
Tab.2.: aus: ÖDG Leitlinien 2009, zit. nach G. Sadilek
Schwangerschaftsdiabetes: Hier handelt es sich um einen erstmals in der
Schwangerschaft auftretenden Diabetes. Beim typischen Schwangerschaftsdiabetes tritt
nach der Geburt bei den meisten Frauen wieder ein normaler Zuckerstoffwechsel auf. Der
Schwangerschaftsdiabetes
zählt
insgesamt
zu
den
häufigsten
schwangerschaftsbegleitenden Erkrankungen. Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, ein
Alter über 30 Jahren und eine erbliche Vorbelastung mit Diabetes mellitus- oft trifft es
Frauen, die ohnehin ein erhöhtes Risiko für Typ 2 Diabetes haben. Ein
Schwangerschaftsdiabetes kann jedoch auch ohne bekannte Risikofaktoren auftreten.
Folgen können – sofern keine Therapie erfolgt - Fehlbildungen sowie ein erhöhtes
Wachstum der Kinder sein.
Jeder schwangeren Frau wird ein Zuckertest in der 24. Bis 28. Schwangerschaftswoche
empfohlen! Dieser ist im Mutter- Kind- Pass enthalten. Eine Ernährungsumstellung
zusammen mit regelmäßiger Bewegung führt bei einem Großteil der Betroffenen zu
normalen Blutzuckerwerten.
Metabolisches Syndrom: Übergewicht stellt bei ca. 70% der Diabetiker einen
wesentlichen Faktor für die verminderte oder fehlende Insulinempfindlichkeit dar. In
Kombination mit erhöhtem Blutdruck, erhöhter Harnsäure und erhöhten Blutfetten
bezeichnet man diese Symptome als Metabolisches Syndrom.7
5 Vgl.: StGKK & VÖD 2009, S.20
6 StGKK & VÖD 2009, S.23
7 StGKK & VÖD 2009, S.24
Informations-Broschüre in DEUTSCH
20
Diagnose: Messung erhöhter Blutzuckerwerte an 2 verschiedenen Tagen oder
Glukosetoleranztest. Eine Untersuchung wird 4mal jährlich von der GKK bezahlt. Diese
Untersuchungen werden im Diabetes-Pass notiert.
Ursachen: Die Ursachen von Diabetes sind noch nicht gänzlich erforscht, Gründe für
Diabetes können sein:

Genetische Faktoren und erbliche Vorbelastung

Übergewicht (besonders das Bauchfett gilt als Risikofaktor für Diabetes)

Bewegungsmangel
Symptome: Beim Typ 1- Diabetes sind die Symptome ausgeprägte Gewichtsabnahme
innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen, verbunden mit Austrocknung (Exsikkose),
ständigem Durstgefühl und erhöhtem Urindrang. Allgemeine Symptome wie Müdigkeit
und Kraftlosigkeit, Sehstörungen und Konzentrationsstörungen kommen hinzu.
Kopfschmerzen sind auch nicht ungewöhnlich.
Viele Typ-2-Diabetiker haben jahrelang keine fassbaren Symptome. Im Gegensatz zum
Typ-1-Diabetes geht der Typ-2-Diabetes eher selten mit einer Gewichtsabnahme und nur
bei massiv erhöhten Blutzuckerwerten mit vermehrtem Wasserlassen und Durstgefühl
einher. Häufig bestehen zu Beginn unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche oder
Sehstörungen. Daher wird die Diagnose häufig erst nach Jahren durch Zufall gestellt.
Anstieg der Erkrankungen bei Kindern
Die Zahl der an Diabetes Typ 1 erkrankten Kinder und Jugendlichen steigt seit einigen
Jahren rapide an, wobei vor allem Kinder unter 5 Jahren betroffen sind. Für Eltern ist es
wichtig, sich folgende Fragen zu stellen, um eine Erkrankung zu erkennen:

Hat ihr Kind häufig Durst?

Ist ihr Kind oft müde?

Geht es (vor allem in der Nacht) häufig auf die Toilette oder ist es Bettnässer/in?
Diabetes- Therapie:
Die Diabetes- Therapie setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, die individuell
für jede/n Erkrankte/n eingesetzt werden:

Änderung des Lebensstils: gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung,
Gewichtsreduktion

Medikamente: Metformin, Sulfonylharnstoffe

Insulin: Misch- Insulin, Insulin zum Essen, Insulinpumpe
Therapieziele:

Symptomfreiheit sowie Erhaltung oder Wiederherstellung der Lebensqualität

Vermeiden von Akutkomplikationen (Unterzuckerung, zu hoher Blutzucker)

Vermeiden von Spätfolgen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Amputationen,..)
Es gibt kaum eine Erkrankung, die durch die Mitarbeit der Betroffenen so nachhaltig
beeinflusst werden kann! Die Schulung der Patient/innen ist von enormer Bedeutung!
(M. Toeller)
Untersuchungen und Kontrollen:
Es gibt verschiedene Untersuchungen, die Diabetiker regelmäßig einhalten sollten:

Monatlich: Körpergewicht, Blutzucker nüchtern und nach dem Essen, Blutdruck,
Informations-Broschüre in DEUTSCH
21
Hypoglykämieanamnese
Vierteljährlich: Fußinspektion, HbA1c
Jährlich: EKG, Augenuntersuchung, Blutfette, Eiweiß im Harn, Sensibilität und
Durchblutung der Füße
Die Fußuntersuchung ist deshalb besonders wichtig, da Diabetiker/innen über eine
verminderte Sensibilität der Füße verfügen können und es dadurch zu einer erhöhten
Verletzungsgefahr kommt- oft werden Verletzungen überhaupt nicht bemerkt, es kommt
zu Komplikationen und im schlimmsten Fall zu einer Amputation.
Begleiterkrankungen:
Bluthochdruck und Depressionen kommen sehr häufig gemeinsam mit Diabetes vor.
Menschen mit Diabetes weisen ein doppelt so hohes Risiko auf, an einer Depression zu
erkranken, als die Allgemeinbevölkerung. Jede/r dritte Diabetiker/in weist eine erhöhte
Depressivität auf. Zurückzuführen ist das auf den permanenten Druck und den Stress, den
Diabetiker/innen oftmals empfinden.
Informationsstellen:

„Therapie aktiv- Diabetes im Griff“, ein Programm der Steirischen GKK:
http://diabetes.therapie-aktiv.at

Österreichische Diabetes Gesellschaft: www.oedg.org

Hausärzte


Hilfe bieten zudem auch Psychologen und Psychotherapeuten, da Diabetes oft mit
Depressionen einhergeht.
ERNÄHRUNG:
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist Grundlage eines gesunden Lebensstils und
kann vielen Erkrankungen vorbeugen. Genauso wichtig ist jedoch ausreichende und
regelmäßige Bewegung: mindestens 3,5 Stunden pro Woche, wobei es wichtig ist, sein
eigenes Tempo und eine Sportart zu finden, die einem Spaß macht! Das
Bundesministerium für Gesundheit hat als Richtlinie die Österreichische
Ernährungspyramide entwickelt, die jedoch je nach kulturellen und regionalen
Besonderheiten angepasst werden kann:
Abb.8.: Die Ernährungspyramide des Bundesministeriums für Gesundheit
Informations-Broschüre in DEUTSCH
22
Die Ernährungspyramide soll dabei helfen, sich für die richtige Menge an bestimmten
Lebensmitteln zu entscheiden.
Die Grundlage der Pyramide bilden alkohol- und zuckerfreie Getränke (Wasser, Tee,
verdünnte Obstsäfte), von denen täglich 1 Liter pro 25kg Körpergewicht, jedoch zumindest
1,5 Liter, getrunken werden sollte. Gegen gelegentlichen Kaffeekonsum ist nichts
einzuwenden.
Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst sollten mehrmals täglich gegessen werden, da sie
Vitamine und Ballaststoffe liefern. Als ideale Menge gilt derzeit: 3 Portionen (= eine Hand
voll) Gemüse und 2 Portionen Obst, wobei Gemüse teilweise auch roh gegessen werden
sollte. Aber auch Suppen aus frischem Gemüse sind äußerst gesund.
Täglich sollten 4 Portionen Getreide, dunkles Brot, Nudeln Reis oder Erdäpfel gegessen
werden, da diese die Grundlage der Ernährung bilden. Vollkornprodukte sollten immer
bevorzugt werden!
Milch und Milchprodukte (vor allem fettarme Varianten) sowie Öle, Fisch, Fleisch und
Eier sind wichtige Nahrungsmittel und liefern Eiweiß, sollten jedoch nur als Ergänzung
konsumiert werden. Pro Woche werden 1-2 Portionen Fisch und 3 Portionen (fettarmes)
Fleisch empfohlen. Pflanzliche Öle, Nüsse oder Samen enthalten wertvolle Fettsäuren und
können in geringen Mengen täglich konsumiert werden. Vor allem hochwertiges Raps- und
Kürbiskernöl sind zu empfehlen. Butter, Schlagobers oder Sauerrahm eher selten
verwenden.
Fettes, Süßes und Salziges sowie alkohol- und energiereiche Getränke (Coca Cola,..)
bilden die Spitze der Pyramide und sollte besonders selten genossen werden. Gönnen Sie
sich diese Lebensmittel nur als besondere Belohnung, höchstens eine Portion täglich.
Als Diabetes- Prävention ist die gesunde Ernährung sehr wirksam! Ein normales
Körpergewicht und ausgewogene Ernährung helfen aber auch bei der Vermeidung vieler
anderer Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, bestimmten
Krebserkrankungen und Rückenschmerzen. Bei richtiger Ernährung ist für Diabetiker
keine besondere Diät nötig! Da der Blutzuckerspiegel durch die Ernährung beeinflusst
wird, ist es für Diabetiker aber besonders wichtig, auf ihre Ernährung zu achten.
Tipps für die Praxis:8

Kartoffeln und Teigwaren sind zu Unrecht als Dickmacher verrufen!

Kaufen Sie Lebensmittel der Saison, um Vitamine und Mineralstoffe zu bekommen!

Essen Sie Obst als Zwischenmahlzeit!

Bevorzugen Sie Buttermilch und Naturjoghurt vor Sahne- und Fruchtjoghurts!

Vermeiden Sie panierte und frittierte Lebensmittel!

Verwenden Sie weniger Salz, dafür mehr Gewürze!

Bevorzugen Sie pflanzliches vor tierischem Eiweiß!

Kochen Sie Nudeln nie ganz weich!
8 Vgl.: StGKK & VÖD 2009, S.40
Informations-Broschüre in DEUTSCH
23
Abb.9.: Wieviel Zucker und Fett ist enthalten?
Quellenangabe:
Vortrag von DGKS Gertraud Sadilek, Diabetesberaterin, LKH Hörgas; 08.02.2012
StGKK & VÖD (Hrsg.), 2009: „Patienten- Handbuch Therapie Aktiv- Diabetes im
Griff: Diabetes mellitus Typ 2“, 4. Auflage 2009, Graz.
Die Ernährungspyramide und ihre Beschreibung des Bundesministeriums für
Gesundheit
ÖDG (Hrsg.), 2009: „Leitlinien für die Praxis“, 2009, Wien.
Vortrag 4: Herz- Kreislauf- Erkrankungen & Bewegung
Referentin: Dr.in Sabine Perl (Kardiologie LKH Graz)
Die Erkrankungen des Herz- Kreislauf- Systems, wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder
Herzinfarkt, zählen nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa und weltweit zu den
häufigsten Erkrankungen und Todesursachen. Allein in der EU werden jährlich 2
Millionen9 Todesfälle darauf zurückgeführt. In Österreich verstarben im Jahr 2010 33.196
Personen an Erkrankungen des HK- Systems, was rund die Hälfte aller Todesfälle
ausmacht.10
Herz-Kreislauf- Erkrankungen zählen zu den sogenannten lebensstil-assoziierten
Erkrankungen, was bedeutet, dass jeder selbst das Risiko einer Erkrankung beeinflussen
kann. Damit wird die Prävention und Gesundheitsvorsorge gerade hier besonders wichtig!
Risiken für HK- Erkrankungen

Genetische Voraussetzungen (diese sind nicht zu beeinflussen)

Bluthochdruck

Rauchen

Erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie) und Übergewicht

Diabetes Mellitus (Zucker schädigt die Gefäße)

Mangelnde Bewegung
Bluthochdruck
9 http://science.orf.at/stories/1696271/, 19.04.2012
10 STATISTIK AUSTRIA, Todesursachenstatistik. Erstellt am 11.06.2011
Informations-Broschüre in DEUTSCH
24
Auch wenn der Bluthochdruck eine Erkrankung ist, die für den Einzelnen/ die Einzelne oft
nicht bemerkbar oder störend ist, so stellt er doch eine ersthafte Bedrohung für die
Gesundheit dar! Allgemein haben Männer ein erhöhtes Risiko, an erhöhtem Blutdruck zu
erkranken, jedoch holen hier die Frauen leider – vor allem durch Rauchen, fettreiche
Ernährung und Übergewicht – schnell auf. Bluthochdruck kann in weiterer Folge zu

Gefäßschädigungen (bis hin zu Amputationen)

Hirnblutungen

Herzinfarkt

Schlaganfall

Sehstörungen

Demenz und

Schädigung der Nieren führen.
Die regelmäßige Kontrolle ist eine wichtige Vorsorgemaßnahme.
Der Blutdruck ist über den Tag hinweg nicht gleichbleibend, sondern verändert sich
ständig, je nach Tageszeit und Aktivität. In Ruhe sollte der Blutdruck nicht höher sein als
140/90 mmHg, wenn er beim Arzt gemessen wird. Wird der Blutdruck zu Hause
gemessen, sollte er nicht über 135/85 mmHg betragen. Misst man den Blutdruck selbst, ist
darauf zu achten.



nicht zu oft zu messen (1x morgens und 1x abends ist ausreichend)
vor Einnahme von Medikamenten zu messen
die richtige Manschettengröße zu verwenden
Wer kein Blutdruck-Messgerät kaufen möchte, kann eine Messung in der Apotheke, beim
Hausarzt, Internisten oder bei der StGKK durchführen lassen.
Ist der Blutdruck erhöht, verschreibt der Arzt/die Ärztin Medikamente, die regelmäßig
eingenommen werden müssen. Meist reicht das Einsetzen von Nitrospray aus, um den
Blutdruck vorübergehend zu senken. Auch eine laufende Kontrolle ist ratsam! Im Rahmen
der Vorsorgeuntersuchung, die einmal jährlich kostenlos bei der StGKK durchgeführt
werden kann, wird auch der Blutdruck kontrolliert.
Treten zusätzlich zum Bluthochdruck weitere Symptome wie Kopfschmerz, Druck in der
Brust und Übelkeit auf, ist es ratsam, ins Krankenhaus zu einer Abklärung zu gehen.
Gerade dem Bluthochdruck kann durch einen gesunden Lebensstil sehr gut vorgebeugt
werden! Übergewicht stellt ein sehr hohes Risiko für eine Erkrankung dar, weshalb früh
genug mit Bewegung und gesunder Ernährung angesetzt werden muss! Die wichtigsten
Punkte, die zu beachten sind, sind:

Die Ernährung sollte möglichst cholesterin- und salzarm sein – statt Salz können
Gewürze verwendet werden, um dem Essen Geschmack zu geben! Dabei ist es nicht nötig,
völlig auf Salz zu verzichten- eine Reduktion reicht! Speisen sollten möglichst nicht frittiert
werden! Sehr zu empfehlen sind Fisch, Gemüse (Gemüse als Hauptspeise, Fleisch als
Beilage!) und Obst sowie Vollkornprodukte! Viel Wasser trinken! Auf Alkohol sollte
verzichtet werden. Das letzte Essen sollte abends 4- 5 Stunden vor dem Schlafengehen
eingenommen werden.

Besonders wichtig ist die regelmäßige Ausdauerbewegung! Ideal sind
mindestens 45 Minuten Training 3mal wöchentlich, wobei darauf zu achten ist, dass die
Informations-Broschüre in DEUTSCH
25
Anstrengung gleichmäßig ist und man zumindest ein wenig zum Schwitzen kommt. Ideale
Sportarten sind:

Tanzen

Schwimmen

Radfahren

Laufen und Nordic Walking

Wandern
Wer keinen Sport machen kann, sollte zumindest 3mal in der Woche für eine Stunde
spazieren gehen!
Auch Schmerzmittel oder Verhütungsmittel können den Blutdruck erhöhen – hier kann ein
mit dem Arzt/ der Ärztin besprochener Wechsel der Mittel helfen. Der Konsum von
Drogen erhöht den Blutdruck ebenfalls.
Oftmals, vor allem bei jungen Menschen, gibt es aber keine Ursache für einen erhöhten
Blutdruck, sondern eine genetische Veranlagung. Ist der erhöhte Blutdruck bei jungen
Menschen auch mit Medikamenten nicht zu regulieren, besteht unbedingt die
Notwendigkeit einer genauen Untersuchung!
Koronare Herzkrankheit
Bei der Koronaren Herzkrankheit kommt es zu einer Verengung oder Verstopfung der
Herzkranzgefäße (Koronargefäße), die das Herz umgeben und es mit Blut versorgen. Dies
geschieht u.a. durch Fett-, Kohlenhydrat- oder Kalziumablagerungen in den Gefäßwänden,
die den Gefäßdurchschnitt immer kleiner machen, bis kein Blut mehr hindurchfließen
kann. In Folge ist die Herzmuskulatur nicht mehr mit genügend Blut, und damit mit
Sauerstoff, versorgt, wodurch das Herz nicht mehr ordentlich arbeiten kann.
Zu den durch den Patienten beeinflussbaren Risikofaktoren gehören

ein erhöhter Cholesterinspiegel

Übergewicht

Rauchen

arterieller Bluthochdruck

Diabetes mellitus

Bewegungsmangel.
Die einzelnen Risikofaktoren erhöhen zusammen das Risiko überproportional!
Allgemeine Symptome einer Herzerkrankung sind:

Atemnot

Druck in der Brust

Wasserstauungen in den Beinen
Eine mögliche Folge der Koronaren Herzkrankheit ist das Auftreten eines Herzinfarkts.
Die Symptome des Herzinfarkts sind: Druckschmerz in der Brust, ein einengendes Gefühl
im Brustbereich, Schmerzen im linken Arm, bei Frauen oft Magenschmerzen, Todesangst
und Atemnot. Grundsätzlich ist aber zu sagen, dass alle Symptome, die zwischen Kinn und
Magen auftreten, einen Herzinfarkt ankündigen können. Typisch ist aber die schlimme
Atemnot und die Todesangst, die der/die Patient/in verspürt. Tritt ein Herzinfarkt auf,
muss der Betroffene niedergesetzt werden, die Kleidung ist zu öffnen/lockern, um ein
Durchatmen zu ermöglichen und es ist sofort die Rettung (Notruf 144) zu rufen.
Informations-Broschüre in DEUTSCH
26
Oft ist schon vor dem Auftreten eines Herzinfarkts bei Anstrengung ein Druck im
Brustbereich zu spüren – das kann ein Vorzeichen sein und sollte medizinisch abgeklärt
werden!
Die Therapie des Herzinfarkts besteht heute meist im Setzen eines Stents, welcher in das
betroffene Gefäß eingesetzt wird und dieses offen hält. Diese Möglichkeit ersetzt heute
meist den Bypass, der nur noch in besonders schweren Fällen benötigt wird. Nach einem
überlebten Herzinfarkt ist die lebenslange Einnahme von Medikamenten nötig.
Sind die Gefäße verengt oder verstopft, wird, wie bereits erwähnt, der Herzmuskel nicht
mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das Muskelgewebe verändert sich nach und
nach in Bindegewebe, wodurch die Herzwand dünn wird und sich ausdehnt. Das Herz wird
immer schwächer und kann nicht mehr genug Blut in den Körper pumpen: es besteht eine
Herzinsuffizienz. Betroffene fühlen sich schwach, leiden unter Atemnot und
Wasserstauungen in Beinen und Lunge. Es kommt zu deutlichen Einschränkungen in der
alltäglichen Belastbarkeit. Die Therapie besteht hier aus Medikamenten zur Stärkung des
Herzens und Diuretika.
Eine Herzschwäche kann auch als Folge einer Entzündung am Herzmuskel auftreten (z.B.
nach einer übergangenen Grippe!) und dauerhaft bleiben. Hier hilft in besonders schweren
Fällen nur noch eine Herztransplantation.
Eine bestehende Herzschwäche erhöht das Risiko für einen plötzlichen Herztod erheblich
– hier können Herzschrittmacher als Behandlung eingesetzt werden.
Nach operativen Eingriffen oder nach schwerwiegenden Zahnfleisch- und
Zahnwurzelentzündungen kann es zu Herzklappenentzündungen kommen. Grund sind
ins Blut gewanderte Bakterien, welche zu den Herzklappen gelangen und sich dort
festsetzen. Die Herzklappe wird in Folge beschädigt oder sogar zerstört und kann nicht
mehr ordentlich schließen, was zu einer Störung der Herztätigkeit führt. Die Symptome
sind hohes Fieber, Fieberschübe über eine lange Zeit hinweg und rötlich-blaue Punkte an
den Fingerspitzen. Therapiert wird diese Erkrankung durch Antibiotika oder eine
Operation an der Klappe, bei der die Klappe ersetzt wird (durch Metallklappen oder
biologische Klappen).
Herzklappen können auch undicht werden, wenn das Herz durch eine Herzschwäche stark
gedehnt wird. Ursachen können auch angeborene Klappendefekte oder eine Verkalkung
im Alter sein.
Wohin mit Herzproblemen? Wer hilft?
Der erste Ansprechpartner für Herzprobleme ist der Hausarzt/ die Hausärztin. Dieser
überweist, wenn nötig, zum Internisten oder auf die Klinik weiter. Liegt bereits ein
Herzinfarkt vor, wird nach der Akutbehandlung ein Reha- Aufenthalt von der
Gebietskrankenkassa bezahlt.
Ein wichtiger Ansprechpartner für die Vorsorge und die Information bei bestehendem
Bluthochdruck sind die Mitarbeiter/innen des Projekts „herz.leben“, welches von der
Gebietskrankenkasse in Zusammenarbeit mit der Kardiologie des LKH Graz umgesetzt
wird. Auch ausgewählte Allgemeinmediziner/innen nehmen am Projekt teil und halten
Patientenschulungen ab. Ziel der Schulung ist das Erreichen einer guten
Blutdruckeinstellung und die Vermeidung von schweren Folgeerkrankungen.
In 4 Schulungseinheiten (immer montags) zu je 90 Minuten erhalten Teilnehmer/innen
Informationen zu folgenden Themen:
Informations-Broschüre in DEUTSCH
27

Bluthochdruck

Selbstkontrolle

Ernährung und Bewegung

Blutdruckmedikamente

Rauchen und Stress
Die Schulung wird in Gruppen mit mindestens 6 Teilnehmern durchgeführt, ein Handbuch
mit wertvollen Informationen zum Thema Bluthochdruck wird jedem Teilnehmer zur
Verfügung gestellt.
Der Kurskostenbeitrag pro Person beträgt € 11,- für in der Steiermark versicherte
Teilnehmer/innen. Derzeit wird die Schulung nur auf Deutsch angeboten, ein
Dolmetscheinsatz ist aber möglich.
Teilnahmevoraussetzungen: Patienten mit diagnostizierter arterieller Hypertonie und
a) Blutdruckwerten von 160/95 mmHg und darüber
oder
b) Blutdruckwerten von 140/90 mmHg und darüber mit einem erhöhten Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Nähere Informationen zu „herz.leben“:
Steiermärkische Gebietskrankenkasse
(0316) 8035-1855
[email protected]
www.stgkk.at/herzleben
Reanimation
Kommt es beispielsweise nach einem akuten Herzinfarkt zu einem Herzstillstand, kann es
nötig sein, erste Hilfe zu leisten, um den Betroffenen/die Betroffene bis zum Eintreffen der
Rettung am Leben zu erhalten. In Österreich ist jede/r Bürger/in dazu verpflichtet, Erste
Hilfe zu leisten!
Folgende Schritte sind zu unternehmen:
1.
Rettung rufen!
2.
Den Betroffenen/ die Betroffene ansprechen, um erkennen zu können, ob er/sie
bei Bewusstsein ist.
3.
Den Betroffenen/ die Betroffene fest in den Arm zwicken – kommt keine
Reaktion, ist die Person als „leblos“ einzustufen und es muss mit der Wiederbelebung
angefangen werden.
4.
Wiederbelebung11: Bei einem Kreislaufstillstand ist das Gehirn ohne
Herzdruckmassage bereits nach fünf Minuten meist unwiederbringlich geschädigt. Bis die
Rettung und professionelle Hilfe eintrifft – das dauert in der Regel zirka zehn Minuten –,
sind Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laienhelferinnen und -helfer für die
Überlebenschancen entscheidend. Die Herzdruckmassage bei einem Kreislaufstillstand
sollte sofort nach Verständigung der Rettung beginnen (Rettungsnotruf 144, Euronotruf
112). Sie ist einfach und sicher, sogar Kinder können eine Herzdruckmassage
durchführen. Wenn die Helferin/der Helfer geübt ist, eine Mund-zu-Mund- oder Mund-zuNase-Beatmung durchzuführen, dann sollte zusätzlich zur Herzdruckmassage unbedingt
auch beatmet werden (dies ist jedoch nicht verpflichtend).
Die Empfehlungen für die Wiederbelebung lauten:
Herzdruckmassage: In der Mitte vom Brustkorb mit beiden Händen fest und zirka 5 cm
tief drücken, zirka 100-mal pro Minute.
11 https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/notfall-kreislaufstillstand.html
Informations-Broschüre in DEUTSCH
28
Beatmung: Nach jeweils 30 Herzdruckmassagen zweimal beatmen.
Im Verhältnis 30:2 (30 Mal Druckmassage und 2 Mal beatmen) bis zum Eintreffen der
Rettung wiederbeleben.
Abb.10.: Wiederbelebung durch Herzmassage12
Vortrag 5: Krebserkrankungen
Referentinnen: Univ.-Prof.in Dr.in Éva Rásky MME, MSc (Institut für
Sozialmedizin & Epidemiologie, Med. Uni Graz) & Mag.a Sylvia Groth
(Frauengesundheitszentrum)
Bösartige Neubildungen, allgemein als „Krebs“ bezeichnet, stellen in Österreich nach HerzKreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache von Frauen und Männern dar.13
Dieser Umstand ist umso alarmierender, als Krebserkrankungen in den meisten Fällen
durch ungesunde Verhaltens- und Lebensweisen (wie Rauchen, Übergewicht, Alkohol)
bedingt sind und ihnen damit gut vorzubeugen wäre.
Abb.11: Sterblichkeit nach Todesursachen 1980 – 2011
12 http://www.wien.gv.at/rettung/erstehilfe/wiederbelebung.html
13 STATISTIK AUSTRIA, Todesursachenstatistik. Erstellt am: 11.06.2012
Informations-Broschüre in DEUTSCH
29
Was ist Krebs?
Als Krebs werden bösartige Tumore bezeichnet, die durch unkontrolliertes Wachsen
entarteter Zellen entstehen.14 Zellerneuerung durch das Wachsen neuer Zellen ist ein
Prozess, der im Körper von Kindern, Frauen und Männern ständig passiert und
lebensnotwendig ist. Es kann jedoch vorkommen, dass bei der Neubildung einer Zelle ein
Fehler passiert und das Erbgut verändert wird- diese Zelle arbeitet nicht so, wie sie sollte
und wird als „entartet“ oder als „Krebszelle“ bezeichnet. Krebszellen zeichnen sich durch
autonomes, ungesteuertes und zerstörerisches Wachstum aus und unterliegen nicht mehr
dem normalen Regulativ gesunder Zellen. Diese entarteten Zellen fangen an zu wuchern
und bilden sogenannte Tumore. Es gibt gutartige Tumore, die sich auf einen bestimmten
Bereich beschränken und in der Regel keine gesundheitliche Bedrohung darstellen.
Gefährlich sind die bösartigen Tumore, die aus einer einzigen entarteten Zelle entstehen,
die sich milliardenfach teilt. Zum Unterschied von gutartigen Tumoren verlassen die
entarteten Zellen maligner Tumore den Ort ihres Entstehens und breiten sich über den
ursprünglichen Krankheitsherd hinaus aus. Sie dringen in benachbartes Gewebe ein,
siedeln sich dort an und zerstören es. Gelangen Krebszellen in die Blut- und Lymphbahnen,
können im ganzen Körper von Frauen, Männern und Kindern sogenannte Metastasen, also
neue Ansammlungen von Krebszellen, entstehen.15
Welche Krebsformen gibt es?
Entartete Zellen können in den verschiedensten Bereichen des Körpers auftreten und dort
Tumore entstehen lassen. Je nachdem, welches Organ oder welches Gewebe betroffen ist,
spricht man von unterschiedlichen Krebsformen.
In Österreich treten folgende Krebsformen am häufigsten auf:16

Prostatakrebs bei Männern,

Brustkrebs bei Frauen und

Dickdarmkrebs bei Männern und Frauen
Prostatakrebs:
Prostatakrebs ist eine bösartige Neubildung in der Prostata des Mannes. Diese Erkrankung
tritt gehäuft ab dem 50. Lebensjahr auf und verläuft am Anfang ohne Beschwerden.
Auf diese Warnsignale sollte geachtet werden:17

Häufiger Harndrang, auch nachts

Der Harnfluss wird geringer, der Strahl schwach, die Blase wird nicht völlig entleert
– es bleibt „Restharn“ zurück

Harnträufeln, d.h. bei immer weniger abfließendem Harn besteht ständiger
Harndrang

Schmerzen beim Harnlassen

Kreuzschmerzen

Blut im Harn
14 Österreichische Krebshilfe Wien
(http://www.krebshilfe-wien.at/Was-ist-Krebs.98.0.html?&L=xvrrbpuhcltcm)
15 Österreichische Krebshilfe Wien
(http://www.krebshilfe-wien.at/Was-ist-Krebs.98.0.html?&L=xvrrbpuhcltcm)
16 STATISTIK AUSTRIA, Österreichisches Krebsregister (Stand 13.09.2011) und Todesursachenstatistik. Erstellt am:
03.10.2011
17 Österreichische Krebshilfe (http://www.krebshilfe.net/information/vorsorge/maenner/prostatakrebs.shtm)
Informations-Broschüre in DEUTSCH
30
Brustkrebs:
Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, hängt von Umweltfaktoren, Ernährungsfaktoren,
hormonellen Faktoren und Erbfaktoren ab. So findet sich bei Frauen mit hohem
Fettkonsum und solchen mit Übergewicht nach den Wechseljahren häufiger Brustkrebs,
wie auch bei Frauen, die langjährig Östrogene einnehmen. Außerdem haben Frauen, die
erst im fortgeschrittenen Lebensalter ihr erstes Kind gebären, ein höheres
Erkrankungsrisiko als Frühgebärende. Allerdings trifft dies nur auf 5-10 von 100 an
Brustkrebs Erkrankten zu. Das höchste Erkrankungsrisiko weisen aber Frauen auf, in
deren Familie Brustkrebs aufgetreten ist. Die Häufigkeit der Erkrankung steigt mit
zunehmendem Lebensalter an und erreicht ein Maximum zwischen dem 55. Und 65.
Lebensjahr.18
Auf diese Warnsignale sollte geachtet werden:

Knoten in der Brust, neu aufgetretene Einziehungen der Brustwarze

Größenveränderung einer Brust, Rötung der Brust

Einseitige blutige oder wässrige Sekretion aus der Brustwarze

Ekzem der Brustwarze, Knoten in den Achselhöhlen
Gebärmutterhalskrebs:
Der Gebärmutterhalskrebs ist in Österreich eher selten, aber dennoch wichtig, weil eine
Früherkennung – die Abstrichuntersuchung – zur Verfügung steht, die von den
Krankenversicherungsträgern im Rahmen der Vorsorge neu finanziert wird. Die
Entstehung des Gebärmutterhalskrebses ist eng verbunden mit einer spezifischen
Infektion des weiblichen Gebärmutterhalses durch Humane Papillomaviren (HPV). Diese
Infektion verursacht oft keine klinischen Symptome. In den meisten Fällen kommt es zu
einer spontanen Abheilung der Infektion, vor allem bei Frauen über 35 kann die
chronische Besiedelung des Gebärmutterhalses aber zu Zellveränderungen führen. Erste
Hinweiszeichen für Gebärmutterhalskrebs gibt es eigentlich nicht, weshalb der
regelmäßige PAP-Abstrich sinnvoll ist. Sowohl Frauen als auch Männer können
Träger/innen der HP-Viren sein und sie an Sexualpartner/innen weitergeben, weshalb
Geschlechtsverkehr ohne Kondom als Risikofaktor anzusehen ist. Besonders auch Frauen
ab 35 Jahren sollten sich regelmäßig beim Gynäkologen auf eine Infektion untersuchen
lassen, da hier ein chronischer Verlauf wahrscheinlicher ist.
→HPV-Impfung: Gegen HP- Viren gibt es eine Impfung. Sie wirkt gegen 2 der 15
häufigsten krebserzeugenden Viren, bietet aber keinen völlig sicheren Schutz gegen
Zellveränderungen. Ein Impfstoff wirkt zusätzlich gegen die Übertragung von
warzenerzeugenden Viren. Falls man sich für eine Impfung entscheidet (ein Gespräch mit
dem/der Gynäkologe/in oder in einer Beratungsstelle19 und eine Information durch
vorhandene mehrsprachige Informationsmaterialien20 ist oft hilfreich), wird empfohlen,
die Impfung möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr durchführen zu lassen. Wichtig
ist, dass die Impfung kein Ersatz für regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von
Gebärmutterhalskrebs ist und nicht vor weiteren sexuell übertragbaren
Krankheitserregern schützt!21
18 Österreichische Krebshilfe (http://www.krebshilfe.net/information/vorsorge/frauen/risikofaktoren.shtm#01)
19http://www.fgz.co.at/fileadmin/hochgeladene_dateien/bilder/broschueren_2010/Frueherkennung_von_Gebaermutt
erhalskrebs_22_Oktober_2010.pdf
20 http://www.aok.de/portale/bundesweit/hpv/
21http://www.gesundheitsinformation.de/merkblatt-hpv-impfung-zum-schutz-vor-gebaermutterhalskrebs.292.de.html
Informations-Broschüre in DEUTSCH
31
Dickdarmkrebs:
Die genauen Ursachen für Dickdarmkrebs sind nicht gänzlich bekannt. Darmkrebs entsteht
aber fast immer aus bestimmten Darmpolypen (Adenomen). Dies sind gutartige
Wucherungen, die in der Darmschleimhaut wachsen. Nur wenige verändern sich und
können dann bösartig werden. Wie hoch das Risiko ist, an Darmkrebs zu erkranken, hängt
von verschiedenen Faktoren ab. So können chronisch entzündliche Darmerkrankungen
das Risiko für Darmkrebs erhöhen, aber auch die Ernährungsweise kann Einfluss auf eine
Erkrankung haben. Darmkrebs verursacht oft keine Beschwerden und kann dadurch
zunächst unbemerkt bleiben. Manchmal führt er zu bestimmten Symptomen, wie zum
Beispiel zu Schmerzen im Bauch oder veränderten Stuhlgewohnheiten.22
Ursachen und Risikofaktoren von Krebserkrankungen
Bösartige Neubildungen können durch vielerlei Faktoren ausgelöst werden, wobei eine
genetische Veranlagung eher selten ist. Viel häufiger lösen Lebensstilfaktoren wie
Rauchen, ungesunde Ernährung und Übergewicht oder Bewegungsmangel eine
Krebserkrankung von Frau oder Mann aus. Krebserregend oder -fördernd wirken auch
anhaltender Stress, Alkoholmissbrauch oder eine überhöhte Strahlenexposition (Sonne,
Röntgenstrahlen). Daneben gibt es auch weitere Kanzerogene (krebserregende
Substanzen), die beispielsweise in Nahrungsmitteln enthalten sein können. Geschlecht und
Alter haben ebenfalls Einfluss auf die Entstehung einer Krebserkrankung, wobei das Risiko
einer Erkrankung generell mit höherem Alter ansteigt.
Wirken mehrere Risikofaktoren gemeinsam, so erhöht sich das Risiko einer
Krebserkrankung deutlich!
Krebs entwickelt sich in mehreren Phasen:

Initiation/Verlust der Wachstumskontrolle

Promotion/Zellvermehrung

Progression/Invasion, Metastasierung
Prävention von Krebserkrankungen
Nachdem die wichtigsten Risikofaktoren den Lebensstil jedes Einzelnen betreffen, ist die
Prävention besonders wichtig und erfolgversprechend. Nach einer Studie von Kushi et al.
(2006) sind in den USA 1/3 der Krebstodesfälle ernährungs- und bewegungsbedingt und
1/3 durch Rauchen verursacht!23 Gerade bei Krebserkrankungen kann man also durch
entsprechendes persönliches Verhalten wesentlich zur Erhaltung der Gesundheit
beitragen. Man muss sich des Problems aber bewusst sein und Bereitschaft zeigen, den
eigenen Lebensstil kritisch zu überprüfen bzw. gegebenenfalls zu ändern.24
Grundsätzlich kann die Prävention zu verschiedenen Zeitpunkten im Krankheitsverlauf
stattfinden:

Primäre Prävention/Gesundheitsförderung: Verhinderung von Krankheiten/Erhalt
der Gesundheit durch Risikoreduktion/Ressourcennutzung

Sekundäre Prävention/Screening: Verhinderung des In-Erscheinung
Tretens/Prognose von Krankheit/en durch Screening und Fallsuche und
Intervention

Tertiäre Prävention/Rehabilitation: Verzögerung des Verlaufs bestehender
Krankheit durch Intervention
22 www.gesundheitsinformation.de
23 Kushi et al., 2006; zit. Nach Vortrag Rásky
24 Österreichische Krebshilfe (http://www.krebshilfe.net/beratung/krebsrisiko.shtm)
Informations-Broschüre in DEUTSCH
32
Interventionen können in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung von
Krebserkrankungen bei Frauen, Männern und Kindern gesetzt werden. Dabei kann die
Prävention auf verschiedenen Ebenen ansetzen:

individuell (Mikroebene)

im individuellen Umfeld (Mesoebene)

strukturell (Makroebene)
Zielführend ist es, auf mehreren Ebenen gleichzeitig niederschwellig präventiv tätig zu
werden, also sowohl individuell (Verhaltensprävention) als auch strukturell
(Verhältnisprävention), was die politisch verantwortlichen anspricht.
Ziel der Prävention ist, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, das Risiko an Krebs zu
erkranken, zu reduzieren. Laut dem Europäischen Krebskodex25 lauten die Empfehlungen
für alle EU- Bürger/innen bezüglich Krebserkrankungen wie folgt:

Rauchen Sie nicht

Vermeiden Sie Übergewicht, bewegen Sie sich täglich

Essen Sie mehr frisches Obst und Gemüse, trinken Sie nur wenig Alkohol

Schützen Sie ihre Kinder und sich selbst vor der Sonne und krebserregenden
Stoffen

Gehen Sie regelmäßig zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung

Lassen Sie sich gegen Hepatitis B impfen
Screening
Das Screening (z.B. Mammographie- Screening) ist eine Methode der Sekundärprävention
und hat als Zielgruppe jene Personen, die symptomfrei sind. Ziel des Screenings ist eine
Früherkennung von Tumoren und Senkung der Mortalität durch diesen Tumor. Wird bei
einem Screening ein auffälliger Befund gestellt, wird die/der Gescreente zur weiteren
Abklärung durch Untersuchung an eine/n Spezialistin/Spezialisten weitervermittelt und
bei eindeutiger Krankheitsabklärung einer Behandlung zugeführt.
Wichtig ist, sich vor einem Screening genau über die Vor- und Nachteile zu informieren
(z.B. beim Frauengesundheitszentrum und durch vorhandene Broschüren und
Infomaterial), da durch ein Screening auch ein Schaden (falsch-positive Ergebnisseirrtümlicher Verdacht auf Brustkrebs und dadurch psychische Belastung; Risiko durch
Röntgenstrahlung- bei modernen Geräten eher gering) entstehen kann.
Welche Therapie ist möglich?
Grundsätzlich ist natürlich in jedem einzelnen Fall einer Erkrankung zu entscheiden,
welche Therapie sinnvoll und zielführend ist. Im Folgenden sollen jedoch mögliche
Methoden der Krebsbehandlung aufgelistet werden, um vor allem eines zu vermitteln: die
Diagnose „Krebs“ ist nicht gleichbedeutend mit einem Todesurteil! Natürlich gibt es aber
Krebsformen, die eher letal enden (z.B. Lungenkrebs) als andere, bei denen der/die
Betroffene höhere Heilungschancen hat (z.B. Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs).
Ziel der Krebsbehandlungen ist es, den bösartigen Tumor oder bei Leukämien die
bösartigen Zellen zu entfernen oder zumindest Wachstum und Ausbreitung zu
unterbinden oder zu bremsen. Die Behandlungen, die bei Krebs am häufigsten eingesetzt
werden, sind Operationen, Chemotherapien und Strahlentherapien. Je nach Art der
25 Boyle et al. 2003; doi: 10.1093/annonc/mdg305
Informations-Broschüre in DEUTSCH
33
Krebserkrankung und Krankheitsstadium können die einzelnen Behandlungsarten alleine
eingesetzt oder miteinander kombiniert werden:26

Operation

Strahlentherapie

Chemotherapie und Hormontherapie

Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation
Auch hier gilt es, sich umfassend zu informieren. Wichtige Fragen, die sich jede/r vor einer
Behandlung stellen sollte, sind:

Was ist das Ziel der Behandlung?

Was passiert wenn ich abwarte (natürlicher Krankheitsverlauf)?

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Welche Wirkung soll mit diesen erzielt
werden?

Wie wahrscheinlich sind Erfolg, Misserfolg und Nebenwirkungen der jeweiligen´
Behandlungsmöglichkeiten?

Welche Folgen hat eine Behandlung für das alltägliche Leben?
Die Information muss ausgewogen, unabhängig, aktuell, evidenzbasiert und verständlich
sein. Es können immer Meinungen von verschiedenen Expert/innen eingeholt werden.
Informations- und Beratungsstellen

Das Frauengesundheitszentrum Graz
http://www.fgz.co.at, Joanneumring 3, Öffnungszeiten: Mo, Di, Mi, Fr 9.00 - 13.00 Uhr
und Do 15.00 - 19.00 Uhr. Tel.: 0316 83 79 98
Das Frauengesundheitszentrum bietet Gesundheitsberatung, Psychotherapie und
Information sowie Orientierung zu Prävention, Therapie oder Diagnostik für Frauen an. Es
gibt auch die Möglichkeit, sich bei Unsicherheit bezüglich eines Ärzt/innenbesuchs
begleiten zu lassen. Speziell für ältere und übergewichtige Frauen bietet das
Frauengesundheitszentrum Bewegungskurse an. Interessant ist auch das Angebot eines
kostenlosen Schwangerschaftstests.

Die Österreichische Krebshilfe Steiermark
http://www.krebshilfe.at, Rudolf-Hans-Bartsch-Str. 15 - 17, Öffnungszeiten: Mo-Do 9.0017.00 Uhr und Fr 9.00-14.00 Uhr.
Die Krebshilfe bietet Beratung, Information und Begleitung für Krebspatient/innen und
Angehörige.

Qualitativ hochwertige Websites:
http://gutepillen-schlechtepillen.de/pages/index.php, www.gesundheitsinformation.de
KONTAKTE
Referent/innen
Frauengesundheitszentrum
Joanneumring 3, 8010 Graz
Tel.: 0316 / 83 79 98
E-mail: [email protected]
http://www.fgz.co.at/
26 http://www.gesundheitsinformation.de/auf-einen-blick-krebsbehandlungen.623.de.html
Informations-Broschüre in DEUTSCH
34
LKH Hörgas
Hörgas 68
8112 Gratwein
Tel.: 03124 / 501-0
E-mail: [email protected]
http://www.lkh-hoergas.at/
Med. Universitätsklinik, Klinische Abteilung für Kardiologie
Auenbrugger Platz 15, 8036 Graz
Tel.: 0316/ 385 - 12544
E-mail: [email protected]
http://www.kardiologie-graz.at/
Steiermärkische Gebietskrankenkasse (StGKK)
Josef-Pongratz-Platz 1; 8010 Graz
Tel.: 0316 / 80 35-0
E-mail: [email protected]
http://www.stgkk.at/
Med. Uni Graz, Institut für Sozialmedizin & Epidemiologie
Standort I 8010 Graz, Universitätsstraße 6/I
Standort II 8010 Graz, Universitätsplatz 4/III
Tel.: 0316 / 380-4398
http://www.medunigraz.at/sozialmedizin/
Verein OMEGA
Albert-Schweitzer-Gasse 22, 8020 Graz
Tel.: 0316///773554
E-mail: [email protected]
http://www.omega-graz.at/
Migrant/innen-Vereine
ProHealth - African Initiative for Promoting Health
Information and Resource Centre
Schörgelgasse 9, 8010 Graz
Tel.: 0316 / 827395
E-mail: [email protected]
http://www.prohealth.or.at/
Multiplikatorinnen:
Frau Noma Kelbitsch
[email protected]
Frau Linda Jooda
[email protected]
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35
Verein der Bosniaken Steiermark
Gmeinstraße 22a, 8055 Graz
Multiplikatorinnen:
Frau Dr.in Aida Kuljuh
[email protected]
Frau Admira Ljubijankic
[email protected]
Selbstorganisierte Gruppen
Ägyptische Gruppe
Multiplikatorinnen:
Frau Mag.a Doulagy Hanna
[email protected]
Frau Dr.in Juliana Habib
[email protected]
Russisch sprechende/ Tschetschenische Gruppe
Multiplikatorinnen:
Frau Chedi Arzujewa
[email protected]
Frau Dr.in Jamala Gurban
[email protected]
Verein OMEGA
Albert-Schweitzer-Gasse 22, 8020 Graz, Tel.: 0316///773554
E-mail: [email protected], http://www.omega-graz.at/
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