Globale gesamt­ wirtschaftliche Analyse und Vermögens­ allokation Von Gregor Hirt, Chief Investment Officer Europa und Schweiz, Global Investment Solutions (GIS) Als Multi-Asset-Anleger verwenden wir viel Zeit und erhebliche Ressourcen auf die Analyse von wirtschaftlichen und finanziellen Markttrends, die zentrale Impulse für den Kurs von Vermögenswerten darstellen. Unsere gesamtwirtschaftlichen Einschätz­u ngen und Marktanalysen spielen im Prozess zur Festlegung der Anlagenstrategie unseres Global Investment Solutions (GIS)Teams eine wichtige Rolle. Auf den folgenden Seiten beschreiben wir unseren Ausblick für die Weltwirtschaft – mittelfristig, lang­fristig sowie über einen Zeithorizont von 12 bis 18 Monaten. Darüber hinaus betrachten wir einige der Entwicklungen, die unsere Entscheide im Hinblick auf die Vermögensallokation im vergangenen Quartal beeinflusst haben und informieren über unseren aktuellen Ausblick auf Währungen und alternative Anlagen. 1 Unsere makroökonomischen Einschätzungen und Erkenntnisse für die Anlagestrategie Im aktuellen Anlageumfeld sollte nichts als selbstverständlich betrachtet werden. Alle veröffentlichten Konjunkturdaten werden sehr genau unter die Lupe genommen, und auch die häufigen Äusserungen der geldpolitischen Entscheidungsträger sind Gegenstand ähnlich eingehender Analysen. Diese Faktoren beeinflussen zwar die Kurse von Vermögenswerten, wie stark und in welche Richtung, ist indes nicht immer vorhersagbar. Der rund um die Uhr unablässig fliessende Nachrichtenstrom und neueste, sehr schnelle Kommunikationstechnologien ermöglichen eine umgehende Reaktion auch auf kleinste Marktbewegungen und fördern eine Kultur des kurzfristigen Denkens. Dies wiederum erschwert es den Anlegern manchmal, das Gesamtbild zu erkennen, und für langfristig orientierte Anleger sollte in erster Linie das Gesamtbild zählen. Um das Anlageumfeld zu Beginn des Jahres 2016 besser zu verstehen und die attraktivsten Anlagemöglichkeiten für das kommende Quartal zu identifizieren, betrachten wir die folgenden Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten: – China im Wandel – Grosse Hoffnung auf die Eurozone, einige Bedenken rund um Japan – Relative Stärke der US-Wirtschaft ebnet den Weg zur Zinsnormalisierung – Währungen – Alternative Anlagen In den einzelnen Abschnitten zu den «Multi-AssetAnlageerkenntnissen» auf den folgenden Seiten werfen wir einen genaueren Blick auf die wichtigsten Positionen, die wir in einigen unserer Portefeuilles umgesetzt haben. Konsensprognosen zum Wachstum und zur Inflation 2016 / 2017 In % BIP-Wachstum KPI-Inflation 2015 2016 2017 2015 2016 2017 Industrieländer 2.1 2.1 2.0 0.2 1.4 1.9 USA 2.5 2.6 2.5 0.2 1.8 2.2 Eurozone 1.8 1.5 1.7 0.1 1.0 1.5 Japan 0.6 1.0 1.0 0.7 0.8 1.9 Grossbritannien 2.4 2.3 2.2 0.1 1.3 1.9 Schweiz 0.9 1.2 1.7 -1.1 -0.3 0.4 Schwellenländer 4.5 4.9 5.3 4.3 3.6 3.3 China 6.8 6.5 6.3 1.5 1.9 2.0 Russland -3.7 0.0 1.2 15.1 8.1 6.8 Brasilien -3.1 -1.4 1.5 8.9 6.9 5.2 Indien 7.3 7.5 7.8 4.8 5.2 5.4 Welt 2.8 2.9 3.0 1.4 2.1 2.3 Daten per Ende November 2015, Quelle: Bloomberg Finance LP, UBS Asset Management Gregor Hirt ist Chief Investment Officer Europa und Schweiz im Team Global Investment Solutions (GIS). Darüber hinaus hat er die Gesamtverantwortung für die Festlegung der Strategie über alle relativ orientierten Mandate und Fonds. Gregor Hirt ist ein stimmberech­ tigtes Mitglied des Asset Allocation & Currency Investment Committee. Ausserdem führt er Research und Analysen zur Unterstützung der Strategiebestimmung in der Vermögensalloka­ tion durch. Gregor Hirt kam 2014 zu UBS Asset Management und hat 19 Jahre Branchener­ fahrung. 2 China im Wandel Im Jahr 2015 sorgten Anzeichen, dass der Abschwung in China – der gemessen an der Kaufkraftparität grössten Volkswirtschaft der Welt und beim nominalen BIP nur von den USA übertroffen – stärker sein könnte als er­ wartet, bei Anlegern für grosse Besorgnis. Die Aussich­ ten für stark rohstoffabhängige Länder wie Brasilien und Russland, die unter Chinas Übergang von einem produk­ tions- zu einem konsumorientierten Wirtschaftswachs­ tumsmodell ohnehin bereits zu leiden hatten, wurden dadurch schwer belastet. Brasilien und Russland haben mit strukturellen und politischen Problemen zu kämp­ fen, und die anhaltende Ölpreisschwäche ist ein weiterer negativer Faktor. Der überraschende Entscheid der People‘s Bank of Chi­ na vom August, den Renminbi abzuwerten, und der Be­ schluss des Internationalen Währungsfonds (IWF), die Währung in den Korb der Sonderziehungsrechte aufzu­ nehmen, deuten darauf hin, dass China auf einem gu­ ten Weg ist, ein bedeutender Akteur auf der globalen Bühne zu werden. In den letzten fünf Jahren war China der weltweit grösste Exporteur. Der IWF betrachtet den Renminbi nun als frei verwendbar und ist der Ansicht, dass ausländische Anleger ausreichenden Zugang zu den Onshore-Märkten haben. Eine engere, stärker ver­ flochtene Einbindung in die Weltwirtschaft und die glo­ balen Finanzmärkte dürfte für Chinas Aussichten lang­ fristig positiv sein. Eine engere, stärker verflochtene Einbindung in die Weltwirtschaft und die globalen Finanzmärkte dürfte für Chinas Aussichten positiv sein Anlageerkenntnisse Im Aktienteil vieler unserer Portefeuilles haben wir eine Präferenz für Nordasien (Korea, Taiwan und China) ge­ genüber dem breiteren MSCI Emerging Markets Index umgesetzt. Wir erwarten, dass die Volkswirtschaften Koreas und Taiwans von der soliden globalen Nachfra­ ge nach den in diesen Ländern hergestellten Technolo­ gie- und Zwischenprodukten profitieren werden. Abso­ lut betrachtet, ist das Tempo der Konjunkturerholung in Nordasien bislang zwar moderat, aber erheblich höher als in den Schwellenländern insgesamt. Unter Bewer­ tungsgesichtspunkten erscheinen Schwellenländerakti­ en zwar attraktiv, jedoch sind wir noch nicht bereit zu einem stärkeren direktionalen Engagement, wenngleich die Bedingungen im Jahr 2016 zunehmend dafür spre­ chen könnten. China ist indes nicht unbedingt mit derartigen leicht identifizierbaren Schwierigkeiten konfrontiert. Das ge­ dämpfte globale Wachstum dürfte zu einer geringe­ ren Nachfrage nach chinesischen Exporten führen, doch könnte der daraus resultierende negative Einfluss auf die Wirtschaft bis zu einem gewissen Grad durch einen wie­ der stärkeren Binnenkonsum kompensiert werden. Am Resultat der Bemühungen der chinesischen Behörden, die Konjunktur mit geld- und fiskalpolitischen Massnah­ men anzukurbeln, darf gezweifelt werden. Es ist aber durchaus möglich, dass die Regierung im Jahr 2016 be­ deutendere Massnahmen ergreift. 3 Grosse Hoffnung auf die Eurozone, einige Bedenken rund um Japan Die Aktienmärkte der Eurozone und Japans haben sich im Jahr 2015 in Lokalwährung relativ gut entwickelt, nicht zuletzt im Vergleich zu Aktien in den USA und Grossbritannien. Risikoreichere Anlagen in der Eurozo­ ne und Japan werden durch recht ähnliche Bedingun­ gen unterstützt – die Geldpolitik wird weiter gelockert, die schwachen Währungen geben dem Export positive Impulse, und durch den niedrigen Ölpreis steigt das ver­ fügbare Einkommen der Verbraucher. Auch die Aussich­ ten für das Wachstum der Unternehmensgewinne sind in beiden Regionen im Grossen und Ganzen gut. In der Eurozone könnte das Wirtschaftswachstum positiv überraschen, derweil die Wachstumsaussichten für Japan auf eine weitgehende Stagnation hindeuten Auf wirtschaftlicher Ebene gibt es indes verhaltene Anzei­ chen für eine auseinanderdriftende Entwicklung. In der Eurozone könnte das Wirtschaftswachstum in den nächs­ ten Quartalen positiv überraschen, derweil die Wachs­ tumsaussichten für Japan auf eine weitgehende Stag­ nation oder gar eine leichte Rezession hindeuten. Die Geschicke der beiden Volkswirtschaften haben sich zwar nicht wesentlich geändert, jedoch dürfte sich aufgrund der klareren Signale für eine Verbesserung von einer rela­ tiv niedrigen Basis aus die Anlegerstimmung gegenüber der Eurozone gebessert haben. Was die Konjunkturerholung und die Phase des Ge­ schäftszyklus angeht, hinkt die Eurozone Grossbritanni­ en und den USA indes noch weit hinterher. Das Wachs­ tum ist in diesem Jahr zwar relativ gedämpft geblieben, jedoch hat sich der erfreuliche Trend zu einer deutlicheren Konvergenz der wirtschaftlichen Bedingungen in den Pe­ ripherie- und Kernländern stärker verstetigt. Der Zustrom von Migranten in den Währungsraum bringt zwar neue Risiken mit sich, besitzt aber auch das Potenzi­ 4 al, dem BIP kräftige Impulse zu verleihen, wenn die neuen Arbeitskräfte erfolgreich in die Erwerbsbevölkerung der Eurozone eingegliedert werden können. Was die Gewin­ ne betrifft, haben japanische Unternehmen beständig hohe Gewinne erwirtschaftet, derweil das Gewinnwachs­ tum in der Eurozone erst langsam Fahrt aufnimmt. Einige Anleger könnten aufgrund ihrer kurzfristigen Denkweise ausser Acht lassen, dass die Europäische Zen­ tralbank (EZB) erst Anfang 2015 ihr Wertpapierkaufpro­ gramm auf Wertpapiere des öffentlichen Sektors aus­ weitete. Dies zu einem Zeitpunkt, als viele es noch für unvorstellbar hielten, dass die EZB Staatsanleihen der Eurozone überhaupt kaufen würde. Die Wertpapier­ käufe der EZB hielten die Inflation in der Eurozone zwar überwiegend über dem negativen Bereich, konnten aber keinen nachhaltigen Aufwärtsdruck auf die Konsumen­ tenpreise ausüben. Ob die erweiterten Lockerungsmass­ nahmen, die EZB-Präsident Mario Draghi im Dezember bekannt gab, und die Aussicht auf eine weitere Locke­ rung im nächsten Jahr dem Wachstum und der Inflation in der Region den gewünschten Schub geben werden, wird sich zeigen. Anlageerkenntnisse Wie in den vorangegangenen Quartalen bevorzugen wir die Aktienmärkte der Industrieländer ausserhalb der USA. Japanische Aktien beurteilen wir gegenwärtig etwas we­ niger positiv, da aktuell nicht klar erkennbar ist, welche Faktoren dem Wachstum und der Inflation Impulse ver­ leihen sollen. Dennoch bleiben wir übergewichtet, was vorwiegend am starken Gewinnwachstum liegt, das die japanischen Unternehmen nach wie vor erzielen und das die Bewertungen unterstützt. Unser Ausblick für die Aktien der Eurozone ist positiv. Wir haben von einigen Relative-Value-Trades mit euro­ päischen Aktien profitiert, darunter eine Long-Position im deutschen DAX gegenüber einer Short-Position im schwedischen OMX. Deutsche Exporteure zählen zu den grössten Nutzniessern der anhaltenden Euro-Schwäche. Relative Stärke der US-Wirtschaft ebnet den Weg zur Zinsnormalisierung Im Dezember hob die Fed die Zinssätze zum ersten Mal seit rund neun Jahren an. Vom Markt war diese Erhö­ hung allgemein erwartet worden, sodass der Fokus auf der Wortwahl in der Erklärung und auf den Prognosen in Bezug auf zukünftige Zinserhöhungen lag. Sowohl die Wortwahl als auch die Prognosen fielen etwas ver­ haltener aus als erwartet, spricht die Fed doch nun da­ von, dass sie die Geldpolitik wahrscheinlich «schrittwei­ se» weiter straffen werde. Bemerkenswert ist auch, dass die Prognosen der Fed zum Wachstum und zur Inflati­ on nicht markant unter den vorherigen Prognosen la­ gen – im Gegensatz zu den reduzierten Erwartungen, die einige Marktteilnehmer in letzter Zeit zum Ausdruck brachten. Zum Teil spiegelt dies das Vertrauen der Fed in die US-Wirtschaft und ihre Überzeugung wider, dass die globalen Bedenken, die sie im September (in Bezug auf China) formuliert hatte, abgenommen haben. Langfristig werden das Tempo und das Ausmass der weiteren Zinserhöhungen sowie die Dauer des Straf­ fungszyklus genauso wichtig sein wie die erste Zinser­ höhung der Fed. Die Straffung der US-Geldpolitik ist ein positiver Schritt, signalisiert sie doch, dass die Fed fest an die Erholung der Binnenwirtschaft glaubt. Die Aus­ wirkungen auf die US-Konsumentenpreis-Inflation, die nach wie vor unter dem 2-Prozent-Ziel der Fed liegt, im Jahr 2016 aber steigen könnte, werden wir sehr genau beobachten. Die Effekte der Straffungsmassnahmen der Fed werden auch in der Weltwirtschaft und an den glo­ balen Finanzmärkten spürbar sein. Die Schwellenländer, vor allem jene mit auf US-Dollar lautenden Schulden, deren Finanzierung durch die Abwertung der Währun­ gen gegenüber dem Dollar teurer werden dürfte, wer­ den wahrscheinlich leiden. Da die US-Notenbank durch ihre unmissverständliche Er­ klärung im Dezember die Abwärtsrisiken durch etwaige politische Fehler gemindert hat, sprechen zunehmend mehr Argumente für Anlagen in ausgewählte, attraktiv bewertete Aktien und Schuldtitel der Schwellenländer. Trotz des positiveren wirtschaftlichen Umfelds, erschei­ nen uns US-Aktien im historischen Vergleich relativ an­ gemessen bewertet. Unseren Analysen zufolge ist mit­ telfristig kaum mit weiteren substanziellen Zugewinnen zu rechnen. Die Straffung der US-Geldpolitik ist ein positiver Schritt, signalisiert sie doch, dass die Fed fest an die Erholung der Binnenwirtschaft glaubt Anlageerkenntnisse Nach der Fed könnte die Bank of England (BoE) die zweite Zentralbank eines Industrielandes sein, die all­ mählich die Zinsen erhöht. Die Entwicklung des briti­ schen BIP-Wachstums ist recht positiv, die Arbeitslosen­ quote tendiert nach unten, und die Bemühungen des Landes, die Bedingungen der EU-Mitgliedschaft neu zu verhandeln, scheinen bislang nur begrenzte Auswirkun­ gen auf die Anlegerstimmung zu haben. Die Märkte er­ warten indes, dass die BoE ihre Leitzinsen frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2016 anhebt. Das ist an den im Vergleich zu den US-Treasuries niedrigen Renditen der britischen Gilts abzulesen – wir halten diesen Spread für zu gross. Wir sind der Ansicht, dass die BoE die Leitzin­ sen früher anheben wird, als vom Markt erwartet. Da­ her halten wir eine Long-Position in US-Treasuries ge­ genüber einer Short-Position in britischen Gilts. 5 Währungen Die Bewegungen an den Währungsmärkten wurden weiterhin von den Erwartungen in Bezug auf die Geld­ politik der führenden Zentralbanken beeinflusst. Nach­ dem die Fed zum Erstaunen vieler im September auf eine Zinserhöhung verzichtet hatte, deuteten die Kon­ senserwartungen fast einhellig auf eine Zinserhöhung im Dezember hin. Dadurch wertete der US-Dollar über wei­ te Strecken des vierten Quartals gegenüber den meisten anderen Währungen weiter auf. Die Bewegungen an den Währungsmärkten wurden weiterhin von den Erwartungen in Bezug auf die Geldpolitik der führenden Zentralbanken beeinflusst Als die EZB Anfang Dezember ihr quantitatives Locke­ rungsprogramm indes nicht so stark ausweitete wie die Märkte eingepreist hatten, legten Industrielandwährun­ gen wie der Euro, der Yen und der Franken gegenüber dem US-Dollar zu. Nach massiven Verlusten im drit­ ten Quartal machten Anfang des vierten Quartals viele Schwellenlandwährungen Boden gegenüber dem USDollar gut, gerieten zum Jahresende hin aber erneut un­ ter Druck. Anlageerkenntnisse In unseren Portefeuilles sind wir von der Long-Position im japanischen Yen, der wir Short-Positionen im Euro und dem US-Dollar gegenüberstellen, nach wie vor überzeugt. Die realen Wechselkursniveaus signalisieren, dass der Yen die am stärksten unterbewertete Indust­ rielandwährung ist. Zwar verfolgen sowohl die EZB als auch die Bank of Japan (BoJ) weiter eine sehr lockere Geldpolitik, mit weiteren Lockerungsmassnahmen – wie im Dezember – rechnen wir jedoch eher vonseiten der EZB. Die BoJ hat, anders als viele erwartet hatten, darauf verzichtet, ihre quantitative und qualitative Lockerung zu verstärken. Unsere Long-Position im Yen gegenüber der Short-Position im US-Dollar fungiert unterdessen in ei­ nem risikoaversen Umfeld eher als diversifizierendes Ele­ ment – einer der Hauptgründe, warum wir sie in unseren Portefeuilles halten. 6 Unsere Long-Position im US-Dollar gegenüber dem neu­ seeländischen Dollar hat weiterhin positive Beiträge zur Performance geleistet. Die Stärke der US-Wirtschaft und die restriktivere Geldpolitik stützen den US-Dollar wei­ terhin, derweil wir in einer unserer Anlagethesen die An­ sicht vertreten, dass die Reserve Bank of New Zealand die Zinsen weiter senken könnte, falls das Wachstum enttäuscht. Die Anfälligkeit der neuseeländischen Wirt­ schaft für das langsamere Wachstum in China und das schwache Konsumentenvertrauen im Inland sind Fakto­ ren, die den neuseeländischen Dollar belasten dürften. Alternative Anlagen Im Dezember sanken die globalen Ölpreise auf Niveaus, die sie zuletzt auf dem Höhepunkt der Finanzkrise er­ reicht hatten. Probleme auf der Angebotsseite waren die Hauptgründe dafür, zumal die gescheiterte Einigung zwischen den Mitgliedern der Organisation Erdöl ex­ portierender Länder (OPEC) den Preis für Brent-Rohöl unter die Marke von 40 US-Dollar je Barrel sinken liess. Erstmals seit zwanzig Jahren nannte die OPEC in ihrer Erklärung für die Märkte keine Quoten oder Förderzie­ le. Ohne eine Zielvorgabe werden die grössten Produ­ zenten weiterhin mehr Öl fördern. Der starke US-Dollar wirkt sich weiterhin negativ auf die Energienachfrage der Schwellenländer aus. Mittelfristig sind wir nach wie vor der Auffassung, dass die OPEC im Jahr 2016 eine einheitlichere, zu Produk­ tionskürzungen führende Strategie verfolgen wird, um die globalen Erdölpreise zu stützen. Der starke US-Dol­ lar und die Bedenken rund um die Nachfrage aus China waren unterdessen die bedeutendsten Gründe für die jüngste Schwäche der Kupfer-, Nickel-, Zink- und Eisen­ erzpreise. Die Preise der meisten Metalle liegen nun bei oder unter den Grenzkosten der Produktion. Das Ange­ bot an Nickel und Zink sinkt bereits, weil grosse Berg­ bauunternehmen die Produktion in kostenintensiveren Betrieben kürzen, sodass wir damit rechnen, dass im Jahr 2016 positivere Marktkräfte wirken werden. Attraktivität der Anlageklassen Die nachstehende Grafik zeigt die Einschätzungen des Vermögensallokations- und Währungsteams zur Gesamtat­ traktivität der Anlageklassen sowie die relative Attraktivität im Aktien-, Anleihen- und Währungsbereich per Ende November 2015. Gesamt Unattraktiv Neutral Attraktiv USA Australien Japan Aktien Schwellenländer GB Eurozone Schweiz EM-Anleihen USD GB Anleihen Australien Eurozone Japan USA Schweiz Hochzins EM-Anleihen LW Währungen Corporates NZD CAD EUR AUD USD CHF GBP JPY Nur zu Illustrationszwecken. Daten per Ende November 2015 auf Sicht von zwölf bis 18 Monaten auf Basis der uns vorliegenden Informationen. Die Einschätzungen spiegeln nicht unbedingt die tatsächliche Negativ Positiv Positionierung des Portefeuilles wider und können sich jederzeit ändern. Quelle: Vermögensallokations- und Währungsteam von UBS Asset Management 7 Sonderthema Herausforderungen und Chancen im Jahr 2016 und danach 8 Unsere Spezialisten für die verschiedenen Anlageklassen haben unterschiedliche Ansichten und Philosophien, verfolgen aber alle ein Ziel: Ihnen Zugang zu den besten Ideen und einer überdurchschnittlichen Anlageperformance zu verschaffen. Unabhängig von Ihrem Anlegerprofil und Ihrem Zeithorizont bieten wir Ihnen eine umfassende Palette von Anlagestilen und -strategien, die darauf ausgerichtet sind, Ihre Anforderungen in Bezug auf traditionelle und alternative Anlageklassen und Märkte zu erfüllen. Auf den folgenden Seiten stellen unsere Anlageexperten ihre Meinungen zu potenziellen Herausforderungen und Chancen vor, die sich den Anlegern 2016 und darüber hinaus stellen bzw. eröffnen könnten. 9 Multi Asset Höhere Volatilität – die Risiken und das Renditepotenzial Die Fed hat graduelle Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Die Straffung der Geldpolitik der einfluss­ reichsten Zentralbank der Welt kommt jedoch zu einem Zeitpunkt, zu dem die wahrgenommenen Bedro­ hungen der Märkte zunehmen. Obwohl wir davon ausgehen, dass risikoreiche Anlagen auch weiterhin starke Unterstützung finden, könnte der Weg zu höheren Kursen im Jahr 2016 holprig sein. Von Andreas Köster, Head of Asset Allocation & Currency Fast jeden Monat werden die Anleger vor neue Heraus­ forderungen gestellt. Die enorme Vielfalt dieser Heraus­ forderungen und der Möglichkeiten, die Multi-AssetAnleger nutzen können, weckte in mir das Interesse an Multi-Asset-Anlagen. Zu Beginn des Jahres 2016 geht unser Basisszenario davon aus, dass ein Umfeld des mäs­ sigen, aber stabilen Nachfragewachstums und die ak­ kommodierende Geldpolitik wichtiger Zentralbanken die risikoreichen Anlagen allgemein unterstützen dürften. Diese Einschätzung lässt uns aber keineswegs unvorsich­ tig sein. Zu unserem Prozess gehört es auch, zu untersuchen, in welcher Hinsicht wir mit unserer Annahme falsch liegen könnten Die Gegenthese ist ein Kernelement unseres Multi-As­ set-Anlageprozesses. Dieser klare Prozessschritt zwingt uns dazu, eingehend zu untersuchen, in welcher Hin­ sicht wir mit unserer Annahme falsch liegen könnten – und zwar auf Ebene der Einzeltransaktion sowie im Hinblick auf die thematische Ausrichtung im weiteren Portefeuillezusammenhang. Eines der Risiken für die Portefeuilles, das wir vor Kur­ zem eingehend besprochen haben, ist die Wahrschein­ lichkeit einer höheren Marktvolatilität. Eine unerwartet rasche Konjunkturabkühlung in China könnte zum Bei­ spiel für eine höhere Volatilität an den Märkten sorgen. Die Abwertung des chinesischen Renminbi im August verdeutlichte, dass die Anleger weltweit immer sensib­ ler auf die Entwicklungen in China reagieren. Wir gehen davon aus, dass die chinesischen Behörden über die nö­ tigen Instrumente verfügen, um das Wachstum anzukur­ beln. Allerdings sind wir uns durchaus bewusst, dass der Weg der strukturellen Veränderung steinig sein dürfte. Weitere potenzielle Faktoren, welche die Volatilität in die Höhe treiben könnten, sind unter anderem erhöhte geo­ politische Risiken, Terrorismus, Ölpreisschwankungen, eine hohe Duration / niedrige Renditen bei Anleihen und das Auseinanderdriften der Geldpolitik der Zentralbanken. Dies sind keineswegs neue Risiken für das Jahr 2016. Allerdings war die Wahrnehmung dieser Risiken bis vor Kurzem durch die Liquidität eingeschränkt, die von den Zentralbanken ihm Rahmen der quantitativen Locke­ rung (QE) bereitgestellt wurde. Nach dem Rückzug der US-Zentralbank aus dem QE-Programm und dem Be­ ginn der Zinserhöhungen dürfte es zwar weiterhin viel­ versprechende Chancen geben, aber auch die Volatilität könnte künftig steigen. Diese Einschätzung wird durch weitere negative Auswirkungen regulatorischer Ände­ rungen auf die Gesamtliquidität am Markt gestützt. Die Richtlinien zur Eigenmittelunterlegung haben Banken dazu gezwungen, den Eigenhandel zu einer Zeit stei­ gender täglicher Marktvolumen zu reduzieren. Durch diese Entwicklungen erhöhen sich in Zukunft die Aus­ sichten auf häufigere Volatilitätsschübe. Vorteile von wirklich diversifizierten Renditequellen und sorgfältiger Risikobudgetierung Es ist zu beachten, dass Volatilität zwar Chancen schafft, aber auch Risiken beinhaltet. Als erfahrene globale Mul­ ti-Asset-Anleger verfügen wir unseres Erachtens über die Instrumente, das Know-how und das Anlageuni­ versum, um die sich bietenden Gelegenheiten effizient zu nutzen. Und unabhängig davon, ob das Jahr 2016 von höherer Volatilität geprägt sein wird oder nicht, die wirkliche Diversifizierung der Renditequellen und die sorgfältige Risikobudgetierung stellen nach wie vor ei­ nen wichtigen Vorteil dar. Andreas Koester ist Head of Asset Allocation & Currency sowie Leiter des Multi-Asset-Teams bei UBS Asset Management. Er hat die Gesamtverantwortung für die Festlegung der Vermö­ gensallokations- und Währungsstrategien aller von UBS Asset Management verwalteten Man­ date, seien sie traditionell benchmarkorientiert oder auf die Erzielung einer Gesamtrendite* ausgerichtet. Darüber hinaus ist er mit der Leitung und Durchführung von Research- und Ana­ lysetätigkeiten betraut, die der Festlegung von Strategien der Vermögensallokation dienen. Er kam 2009 zu UBS Asset Management und besitzt mehr als 23 Jahre Erfahrung in der Branche. * Gesamtrendite bedeutet, dass die Renditen nicht an eine Benchmark gekoppelt sind. Bitte beachten Sie, dass die Renditen bei solchen Total-Return-Anlagen dennoch negativ im Vergleich zu den anfänglichen Anlagewerten sein können. 10 Aktien Entwicklung des Impact Investing zum Mainstream Vor einem Jahr wurde unserem Sustainable Investors-Team eine grosse Treuhandverwaltungsgesellschaft vorgestellt, die im Namen eines ihrer wichtigsten Pensionskassenkunden eine ganz spezifische Anfrage stellte. Gefragt war ein massgeschneidertes globales Aktienportefeuille, das eine starke finanzielle Performance verzeichnet und über die sozialen Auswirkungen in vier Kategorien berichtet: Klimawandel, Wasser, Gesundheit und Ernährungssicherheit. Von Dr. Dinah A. Koehler, Head of Sustainability Research in the Sustainable Investors Team Die Messung sozialer Effekte im Zusammenhang mit börsenkotierten Aktien wurde noch nie durchgeführt, oder zumindest nicht sehr erfolgreich. Einige schlagen eine Definition vor, nach der das Hinzufügen der Be­ zeichnung «Impact» im Aktienbereich Treibhausgas­ emissionen von 1 Mio. t entspricht. Unternehmen, die ihre Treibhausgasemissionen reduzieren, werden für ih­ ren positiven Umwelteffekt anerkannt, wir wissen nicht wirklich, wie umfangreich dieser ist. Andere berechnen «Impact» als eine Funktion des Umsatzes, der mit Pro­ dukten erzielt wird, die zum Beispiel auf erneuerbare Energie, Ausbildung oder Abwasseraufbereitung ausge­ richtet sind. Solch ein reduktionistischer Ansatz ist unse­ rer Meinung nach irreführend. Wenn Geld in eine sozi­ ale Initiative investiert wird, heisst dies nicht unbedingt, dass damit ein messbarer positiver Effekt erzielt wird. Der soziale Effekt sollte in Einheiten des mensch­lichen Wohlergehens gemessen werden Sie beschäftigen Mitarbeiter, benutzen Energie und Wasser und setzen Schadstoffe frei, die in die Luft, das Wasser und den Boden gelangen (Abbildung unten). Für den Zweck dieses Mandats schlagen wir vor, die Aktivi­ täten sowie Material-, Energie-, Wasser- und Emissions­ flüsse eines börsenkotierten Unternehmens in Einheiten des menschlichen Wohlergehens auszudrücken. Beim Versuch, die positiven Nettoauswirkungen zu messen, müssen wir zudem die positiven (lebenserhaltende Pro­ dukte) und negativen Auswirkungen (Umweltverschmut­ zung) eines Unternehmens gegeneinander abwägen. Wie lässt sich dies schnell und auf der Grundlage von Beweisen – und nicht von Mutmassungen – bewerk­ stelligen? Wir werden zu diesem Zweck mit führenden Wissenschaftlern an der Harvard University und der City University of New York zusammenarbeiten, um solide, glaubwürdige und benutzerfreundliche Kennzahlen der sozialen Auswirkungen auf den Klimawandel, das Was­ ser und die Gesundheit zu identifizieren. Ausserdem stellt die Messung des potenziellen Effekts eines Unternehmens anhand des Umsatzes nicht unbe­ dingt das gesamte Spektrum der Effekte dar. Was ist, wenn eine Technologie zur Wasseraufbereitung den Einsatz einer hochgiftigen Chemikalie erfordert, die nach ihrer Freisetzung in der Umwelt die Funktion des menschlichen Hormonsystems stört? Die meisten Exper­ ten sind sich einig, dass die soziale Wirkung in Einheiten des menschlichen Wohlergehens gemessen werden soll­ te. Börsenkotierte Unternehmen haben eine Auswirkung auf das menschliche Wohlergehen: Dies setzt neuartige Datenbanken und die Nutzung wis­ senschaftlicher Modelle zur Modellierung der Auswir­ kungen auf die Gesundheit der Menschen voraus. Dazu zählen Modelle zur Ermittlung der Verschmutzungsver­ teilung und Belastung der Menschen (Abbildung un­ ten). Als nächstes steht die Ernährungssicherheit auf der Agenda. Dazu werden solide Modelle des Klimawandels und der Auswirkungen auf das Wasser benötigt. Wir sehen eine wachsende Nachfrage unter Investoren, die nachvollziehen wollen, inwieweit ihre Anlage messbare Auswirkungen hat. Unser Rahmenwerk zur Messung der sozialen Auswirkungen Geschäftstätigkeit Output: –Emissionen – Produkte / Dienstleistungen Emissionsdaten / Schätzungen Nur zu Illustrationszwecken. Quelle: UBS Asset Management Natürliches Kapital Ergebnis: – Luftqualität –Wasserqualität – Bodenqualität – Klimawandel Modelle zur Ermittlung der Verschmutzungs­ verteilung (Ausbreitungsmodell) Humankapital Auswirkungen: – Krankheit (Morbidität) – Sterbefälle (Mortalität) Modell zur Ermittlung der Belastung der Menschen Dinah Koehler ist Head of Sustainability Research im Sustainable Investors Team. Sie baut Partnerschaften mit wissenschaftlichen Einrichtungen auf, um unsere «Global Sustainable Impact Equity»-Methode für das neue Mandat zu entwickeln. Dinah Koehler stiess im Februar 2015 zu UBS Asset Management. Sie verfügt über 24 Jahre Erfahrung in der Branche. Sie hat globale Unternehmen, nationale Regierungen und internationale Organisationen zu Themen der Nachhaltigkeit beraten bzw. bei ihnen in diesem Bereich gearbeitet. 11 Fixed Income Eine neue Welt für Anleger im High-Yield-Bereich In den letzten Wochen wurde zusätzliche Volatilität in den Markt für High-Yield-Anleihen gebracht. Die jüngsten Einflussfaktoren waren die viel beachtete Schliessung eines Nischenfonds für Unternehmens­ anleihen und die OPEC-Sitzung. Aber auch andere Faktoren, wie zum Beispiel die Sorgen über das globale Wirtschaftswachstum, belasten die Anlegerstimmung und führen zu erhöhtem Preisdruck. Von John Dugenske, Head of Fixed Income Was unseren Ausblick für Unternehmensanleihen be­ trifft, haben wir in den letzten Monaten Veränderungen am US-Markt für High-Yield-Anleihen beobachtet. Wir erkennen derzeit eine deutlichere Verschlechterung der zugrunde liegenden Bonitätskennzahlen. Die günstigen Trends für die Fremdmittelaufnahme haben sich umge­ kehrt, und die sich weltweit verlangsamende Wirtschaft dürfte sich negativ auf das Gewinnwachstum auswirken. Wir rechnen zudem mit einer wesentlichen Zunahme der Ausfälle im Jahr 2016, vor allem in den Branchen, die un­ ter den anhaltend niedrigen Rohstoffpreisen leiden. US-Hochzinsanleihen: Potenzial in defensiven Bereichen Die deutliche Spreadausweitung bei Hochzinsanleihen widerspiegelt die erhöhten Kreditrisiken. Die Ausfallra­ ten ausserhalb der rohstoffbezogenen Branchen sollten jedoch unter den historischen Durchschnittswerten blei­ ben. Die Spreads bei den US-Hochzinsanleihen wider­ spiegeln derzeit zwar Rezessionsniveaus, die Prognose der Fed für ein moderates Wachstum weist jedoch darauf hin, dass es im Hochzinsbereich ausserhalb des Rohstoff­ sektors Chancen gibt. Unseres Erachtens haben die de­ fensiven High-Yield-Bereiche noch Potenzial. Wir haben unsere Portefeuilles so strukturiert, dass sie die allgemei­ ne Neubewertung am gesamten Markt nutzen können. Vor diesem Hintergrund favorisieren wir weiterhin grosse Segmente des Markts für US-Hochzinsanleihen. Grund sind die attraktiveren Spreads und unsere Analyse der zugrunde liegenden Sektoren. In den Bereichen Ener­ gie sowie Metalle und Bergbau sind wir zudem im Ver­ gleich zu den Referenzindizes nach wie vor deutlich un­ tergewichtet. Trotz einer beachtlichen Ausweitung der Spreads in den rohstoffbezogenen Sektoren ziehen wir aufgrund unseres negativen fundamentalen Ausblicks für diese Sektoren derzeit ein geringeres Engagement vor. Da das Energiesegment derzeit mit etwa 14% rentiert, gehen wir davon aus, dass der Energiesektor irgendwann ein erhebliches Renditepotenzial aufweisen wird. Wir sind uns der bestehenden Liquiditätsrisiken bewusst und ziehen es zurzeit vor, Barbestände zwischen 5% und 10% und eine Übergewichtung der InvestmentGrade-Unternehmensanleihen aufrechtzuerhalten. Euro-Hochzinsanleihen: voraussichtlich geringere Volatilität Wir beurteilen Euro-Hochzinsanleihen weiterhin positiv. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist bereit, die Stimu­ lierungsmassnahmen fortzusetzen und möglicherweise zu erweitern. Ein erheblicher Anteil von etwa 25% am Markt für Euro-Hochzinsanleihen entfällt auf den Ban­ kensektor, der von dem quantitativen Lockerungspro­ gramm (QE) der EZB profitieren dürfte. Einen minimalen Anteil machen indes die Sektoren Metalle und Bergbau (weniger als 1%) sowie Energie (etwa 5%) aus. Deshalb dürften Euro-Hochzinsanleihen weniger von den Ent­ wicklungen an den Rohstoffmärkten beeinflusst werden und im aktuellen Umfeld weniger volatil sein. Angesichts der grösseren Klarheit auf das Fälligkeitsprofil ziehen wir zudem Hochzinsanleihen mit kurzer Duration vor. Diese Portefeuilles weisen ein begrenzteres Engage­ ment im Rohstoffsektor und bei einer Duration von rund 1,5 Jahren eine geringere Zinssensitivität auf. Wir sind uns bewusst, dass sich die Marktliquidität nach der Finanzkrise deutlich verringert hat und rechnen im Laufe des Jahres 2016 mit einer Volatilität der Spreads. Obwohl ein Anstieg der Ausfälle erwartet wird, dürf­ ten sie in den nicht rohstofforientierten Segmenten unter dem Durchschnitt liegen. Das von moderatem Wachstum und einer niedrigen In­ flation geprägte Umfeld bietet den Anleihenmärkten im Allgemeinen nach wie vor Unterstützung. Weitere Vo­ latilitätsschübe würden uns zwar nicht überraschen, die Kreditsektoren sollten in einem Niedrigzinsumfeld von der weit verbreiteten Nachfrage nach Ertrag profitieren. John Dugenske ist Head of Fixed Income mit Gesamtverantwortung für den Bereich festverzinsliche Anlagen. Sein Fokus liegt auf der Generierung von Alpha. Dabei stellt er sicher, dass wir die Anlageziele der Kunden erfüllen. John Dugenske kam 2009 zu UBS Asset Management und besitzt 27 Jahre Erfahrung in der Branche. 12 13 Hedge Funds Aufbau renditeorientierter Portefeuilles Unserer Meinung nach ist es trotz der geringen Risikoprämien noch möglich, mit Hedge Funds robuste Erträge zu erzielen. Ein Bottom-up-Manager und eine Bottom-up-Titelselektion – d.h. auf das richtige Pferd zu setzen, anstatt nur dabei zu sein – sind von zentraler Bedeutung. Von Bruce Amlicke, Chief Investment Officer von UBS Hedge Fund Solutions Zu Beginn des Jahres 2016 konzentriert sich unser Ansatz darauf, Portefeuilles aufzubauen, die in einem Umfeld der erhöhten Marktvolatilität in der Lage sind, das Kapi­ tal zu schützen. In einem solchen Markt sollte man nicht erwarten, dass klare Strategie- oder Beta-Wetten die Per­ formance erhöhen. Wir wollen über einen Core-SatelliteAnsatz Alpha-orientierte Ergebnisse erzielen. Um das mit weniger liquiden Märkten und der Auflösung von Crow­ ded Trades verbundene Gap-Risiko zu mindern, ist eine Diversifikation der Manager und Strategien entscheidend. Engagement auf stark diversifizierte und risikobewusste Manager zuschneiden Wir haben Beweise dafür, dass sich unser Ansatz in letzter Zeit ausgezahlt hat. Am deutlichsten zeigen sich die Ergeb­ nisse in unseren neutralen Portefeuilles (siehe nachfolgen­ de Tabelle). Im Jahr 2015 wurde die Mehrheit der Renditen bei unseren neutralen Produkten in hohem Masse durch die Diversifikation der Strategien Multi Strategy und Relati­ ve Value erzielt. Selbst die Equity-Hedged-Allokation leis­ tete positive Beiträge. Dies zeigt den Vorteil eines auf stark diversifizierte und risikobewusste Manager zugeschnitte­ nen Engagements. Die Vorteile dieses Ansatzes zeigen sich eindeutig, wenn der Markt von einer Verkaufswelle erfasst wird, wie es im August 2015 der Fall war. Unsere neutral diversifizierten Produkte entwickelten sich zum Beispiel positiv, während risikoreiche Anlagen wie globale Aktien und Hochzinsan­ leihen im selben Monat deutlich nachgaben. Selbst unsere breit diversifizierten Flaggschiffprodukte mit mehr MarktBeta gingen im Vergleich zum breiteren Hedge-Fund-Uni­ versum deutlich weniger zurück als erwartet. Obwohl UBS Hedge Fund Solutions recht viel Zeit damit verbringt, das Marktumfeld zu verstehen, um den Erfolg verschiedener Strategien, Unterstrategien und Mikro-Strategien einschät­ zen zu können, spiegelt der Aufbau unserer Portefeuilles letztlich vor allem unser Vertrauen in einzelne Manager und ihre Fähigkeit wider, potenzielle Chancen in allen Anla­ geklassen zu erkennen. In dem unsicheren Umfeld haben wir diesen Ansatz auf das nächste Niveau gebracht, indem wir versuchen, Coreund Diversified-Multi-Manager-Plattformen, die sehr fak­ torbewusst und risikokontrolliert sind, durch eine diversi­ fizierte Mischung von titelspezifischen Co-Investments / massgeschneiderten Strukturen zu ergänzen. Wir Vertrauen in die Fähigkeit einzelner Manager, potenzielle Chancen in allen Anlageklassen zu erkennen Wir gehen davon aus, dass wir diesen Ansatz auch im weiteren Verlauf von 2016 verfolgen werden. Unseres Er­ achtens ist jetzt nicht die richtige Zeit, um Renditen durch die Konzentration der Allokationen oder die verstärkte Aufnahme von Beta in die Portefeuilles zu erzielen. Jenen Anlegern, die höhere Renditen generieren wollen, empfehlen wir, diesen risikoaversen Ansatz eher durch Hebelwirkung zu verstärken, als das Marktrisiko (Beta) in ihren Hedge-Fund-Portefeuilles weiter zu erhöhen. Be­ achten Sie jedoch bitte, dass die Anlage in eine fremdfi­ nanzierte Produktlösung auch mehr Risiken birgt. Durchschnittliche Bruttobeiträge der Produkte der Broad-based Neutral Strategy 2015 (per November) Beiträge Multi-Strategy Relative Value Credit/Income in % 1.98 1.75 0.93 Beiträge Equity Hedged Trading Andere in % 0.44 0.19 0.06 Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für künftige Ergebnisse. Die dargestellten Werte entsprechen dem durchschnittlichen Performancebeitrag, den jede Strategie im Rahmen von fünf zurzeit von UBS Hedge Fund Solutions verwalteten Produkten leistet. Ausgewählt wurden Produkte mit breit abgestützten neutralen Mandaten, die diskretionär verwaltet werden und während des gesamten Jahres 2015 (per November) aktiv bewirtschaftet (d.h., nicht aufgelöst) wurden. Der monatliche Beitrag einer Strategie wird durch die Zusammenfassung der Beitragswerte jedes Subfonds ermittelt, die einer bestimmten Strategie zugeordnet werden. Die Nettorenditen des Fonds ergeben sich durch den Abzug der jeweils geltenden Verwaltungs- und Performancegebühren sowie der angefallenen Fondskosten. Quelle: UBS Asset Management Bruce Amlicke ist Chief Investment Officer (CIO) von UBS Hedge Fund Solutions. Er begann seine Karriere bei O’Connor & Associates im Jahr 1986. Von 2003 bis 2004 war er CIO des «O’Connor Multi-Manager»-Programms. Bruce Amlicke kam 2010 zurück zu UBS Asset Management und besitzt 30 Jahre Erfahrung in der Branche. 14 Laufendes Auseinanderdriften – Gefragte Relative-Value-Manager Zu Beginn des Jahres 2016 rechnen wir mit einem anhaltenden Auseinanderdriften der weltweiten Geldpolitik. In diesem makroökonomischen Umfeld könnten Allokationen in liquide Relative-ValueManager im Vergleich zu anderen Hedge-Fund-Strategien zu besseren Anlageergebnissen führen. Von Dawn Fitzpatrick, Head of Equities, Multi Asset & O’Connor Nach sechs Jahren relativ starker Renditen und hoher Korrelationen risikoreicher Anlagen wurden 2015 unein­ heitliche Ergebnisse erzielt. Zudem schienen die Märkte anfälliger für Liquiditätslücken und Volatilitätsschübe zu sein. Ein Beispiel dafür war der Anstieg des Volatilitätsin­ dex VIX am 24. August: Er erreichte ein Niveau wie zu­ letzt im Zuge der Lehman-Brothers-Pleite. Zu Beginn des Jahres 2016 rechnen wir mit einem anhaltenden Ausei­ nanderdriften der weltweiten Geldpolitik, da die USNotenbank (Fed) einen allmählichen Straffungsprozess eingeleitet hat, während zum Beispiel die Europäische Zentralbank, die Bank of Japan und die People‘s Bank of China die anderen grossen Zentralbanken ihre Geldpoli­ tik noch weiter lockern. Unseres Erachtens wird die Per­ formance der risikoreichen Anlagen unter den Regionen und Anlageklassen so unterschiedlich ausfallen wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Gleichzeitig dürf­ te die Liquiditätslage am Markt angespannt bleiben. Dies dürfte bei den fundamentalen Bewertungen vorüberge­ hend zu sehr starken Verzerrungen führen Relative-Value-Manager können das Kapital dorthin verlagern, wo das Risiko-RenditeVerhältnis am attraktivsten ist. Wir sind deshalb der Auffassung, dass eine Allokation in liquide Relative-Value-Manager belohnt wird. Solche Al­ lokationen sollten zu besseren Anlagegelegenheiten füh­ ren, da diese Manager das Kapital flexibel zu den attrak­ tivsten Risiko-Rendite-Möglichkeiten verlagern sowie die Druckpunkte an den Märkten und die sich verändernden Korrelationen der Risiken aktiv neu beurteilen können. Im Jahr 2015 schichteten wir das Kapital innerhalb un­ serer sieben Kernstrategien – Long / Short Conservative Equity, Long / Short Market Neutral Equity, Merger Ar­ bitrage, Long / Short Credit, Long / Short Quantitative Fundamental, Convertible Arbitrage und Opportunistic – dynamisch um. Unsere Allokationen in Non-InvestmentGrade-Unternehmensanleihen und Quantitative Equities haben wir zugunsten von Allokationen in unseren Long / Short-Equity-Strategien mit einem niedrigen Nettomark­ tengagement wesentlich reduziert (nachfolgende Grafik). Weiterhin gute Diversifikation über alle wichtigen Märkte hinweg Unsere Entscheidungen beruhten auf drei Faktoren: – Die Neubewertung der Liquidität im Credit-Bereich ist noch nicht abgeschlossen, und die Märkte für Unterneh­ mensanleihen werden eher durch die technischen Daten der Mittelflüsse als durch die Fundamentaldaten der Un­ ternehmen beeinflusst. Der Handel mit Unternehmens­ anleihen im Rahmen von Long / Short-Transaktionen ist daher schwierig. – Ein Wechsel des Marktregimes steht entweder bald bevor oder ist bereits im Gange. Da die Kursausschläge der Ak­ tien im Vergleich zu den jeweiligen Schlagzeilen oft über­ zogen sind, würden wir lieber erfahrene Aktienexperten die Kauf- und Verkaufsgelegenheiten prüfen lassen, als uns auf rein computergestützte Modelle zu verlassen. – Wir schätzen die Flexibilität, die uns die relative Liquidität der Aktien verglichen mit Anleihen bietet. Wir beabsichtigen, geographisch über alle wichtigen Märkte hinweg gut diversifiziert zu bleiben. Dynamische Umschichtung des Kapitals innerhalb der Strategien zugunsten von Equity Long / Short 60% Convertible Arbitrage Merger Arbitrage 50% Kapitalallokation (in %) Fundamental Market Neutral Equity Long/Short Conservative Equity 40% Distressed Debt Trading 30% Quantitative Strategies Long/Short Quantitative Fundamental Equity 20% Long/Short Credit Currency and Rates (Macro) 10% 0% Opportunistic Cash Okt-01 Okt-03 Okt-05 Okt-07 Okt-09 Okt-11 Okt-13 Okt-15 Daten per Oktober 2015. Quelle: UBS Asset Management Dawn Fitzpatrick ist Head of Equities, Multi Asset und O’Connor. Sie ist Mitglied des Executive Committee von UBS Asset Management und des Americas Risk Committee. Bevor sie ihre aktuelle Rolle im Januar 2016 übernahm, war Dawn Fitzpatrick als Head und CIO von O’Connor für alle Aspekte des Portfoliomanagements, der Kapitalallokation und des Risikomanagements von O’Connor verantwortlich. Sie besitzt 24 Jahre Erfahrung in der Branche. 15 Immobilien Von der Preisstellung bis zu den Fundamentaldaten Die Performance der gewerblichen Immobilien der letzten Jahre zeigt eine einzigartige Trennung zwischen Preisstellung und Fundamentaldaten. Zu Beginn des Jahres 2016 sind die Preise in absoluten Zahlen zwar hoch, relativ betrachtet aber niedrig. Die weltweiten Niveaus der anfänglichen Rendite sind im historischen Vergleich zwar niedrig, das Renditegefälle gegenüber den Staatsanleihen ist jedoch relativ hoch. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf die fundamentalen Bedingungen. Von Thomas Wels, Head of Global Real Estate Private gewerbliche Immobilien boten Anfang 2007 welt­ weit ein gewisses Wachstumspotenzial. Grossbritannien lag an der Spitze und verfügte über ein grosses Ange­ bot. In den USA war die Situation ausgewogen mit einem hohen Mietwachstum und ersten Anzeichen eines sich entwickelnden Markts. Asien/Pazifik befand sich noch in einer starken Wachstumsphase, bevor Besorgnis über eine nachlassende Nachfrage aufkam. Die globale Kred­ itkrise versetzte dem System einen Schock und führte dazu, dass sich die Immobilienpreise, die durch die An­ fangsrenditen (Cap Rates) von Immobilien dargestellt werden, unabhängig vom Ertragswachstum entwickelten. Die Daten aus den USA ergeben ein Bild, das sich in der ganzen Welt wiederholt. In der nachfolgenden Grafik wäre die Linie für das Ertragswachstum in Übereinstim­ mung mit der Linie für die Gesamtrendite verlaufen, wenn die Preise in dem Zeitraum konstant geblieben wären. Preise von US-Immobilien 9% 10% 8% 5% 7% 0% 6% -5% 5% 1Q07 1Q08 1Q09 1Q10 1Q11 1Q12 1Q13 1Q14 1Q15 -10% Cap Rate (links) Gesamtrendite (rechts) NOI-Wachstum (rechts) Daten per September 2015 | Gesamtrendite entspricht vierteljährlichen Ist-Daten | NOI-Wachstum (Wachstum des Nettobetriebsgewinns) entspricht dem rollierenden Durch­ schnitt von vier Quartalen | Quelle: Real Capital Analytics und NCREIF Die Trennung der beiden Linien beruht auf der Bewe­ gung an den Kapitalmärkten, durch die die Renditen zu einer Zeit nach unten gedrückt wurden, als der Ertrag noch stieg. Dies ist eher auf die Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage als auf die Anpassungen am Kapitalmarkt zurückzuführen. Die heutigen Immobilien­ anleger dürfen sich von einem soliden relativen Ertrag und dem fundamentalen Wachstum Renditen erwarten. Aufgrund der darauffolgenden Rezession ging der Ertrag im Jahr 2009 zurück. Wie an den rückläufigen Säulen, die in der Grafik die Cap Rates darstellen, zu erkennen ist, er­ höhten sich die Preise im Laufe des Jahres 2010 zur glei­ chen Zeit, als der Ertrag zurückging. Dies zeigt, dass der Markt in einer Zeit, in der der Ertrag noch rückläufig war, bereits das künftige Ertragswachstum einpreiste. Deshalb entfernten sich die beiden Linien wieder voneinander. Das erwartete Ertragswachstum wurde zwischen 2012 und 2015 erzielt, wobei es sich im letzten Jahr beschleunig­ te. Die Anfangsrendite ist im Laufe der letzten fünf Jahre weiter gesunken, was zur einleitenden Bemerkung führte, dass die Preise in absoluten Zahlen zwar hoch, relativ be­ trachtet aber niedrig sind. Unter aktuellen Ertragsgesichtspunkten sind Immobilien weiterhin sehr attraktiv Die aktuellen Immobilienrenditen bieten einen relativ hohen Spread gegenüber den Renditen der Staatsanlei­ hen, obwohl sie sich zurzeit fast auf historischen Tiefst­ ständen befinden. Da die Renditen der meisten Anla­ geklassen niedrig sind, sind Immobilien unter aktuellen Ertragsgesichtspunkten nach wie vor sehr attraktiv. Es wird erwartet, dass der künftige Wertzuwachs (bzw. die Aufwertung) im Gegensatz zur jüngsten Vergangenheit eher durch das Ertragswachstum als durch die rückläufi­ gen Anfangsrenditen bestimmt wird. Dank der Aussicht auf einen anhaltenden Wertzuwachs bei sich stabilisie­ renden Anfangsrenditen und der relativ hohen aktuel­ len Rendite sind Immobilienanlagen derzeit attraktiv. Die Performance privater gewerblicher Immobilien könnte in den nächsten fünf Jahren wieder auf nachhaltigere Ni­ veaus zurückkehren Thomas Wels ist Head of Global Real Estate und für die Leitung der Geschäftsbereiche verantwortlich, die Direktanlagen in Immobilien tätigen und in nicht börsenkotierte Fonds, börsenkotierte Immobilienwerte sowie Multi-Manager-Lösungen weltweit investieren. Er ist Mitglied des Executive Committee von UBS Asset Management und Vorsitzender des Global Real Estate Management Committee. Thomas Wels kam 2005 zu UBS und besitzt 26 Jahre Erfahrung in der Branche. 16 Infrastructure and Private Equity: Renditepotenzial plus sozialer Wert Private Equity ist eine breite Anlageklasse, die viele Wirtschaftssektoren, Anlagestile und Renditeprofile abdeckt. Die Anlageklasse bietet vom Risikokapital an einem Ende des Risiko-Rendite-Spektrums bis hin zur Infrastruktur am anderen Ende gute Möglichkeiten zur Diversifikation und Ertragssteigerung. Von Paul Moy, Head of Infrastructure and Private Equity Leider werden die meisten von uns im Laufe des Lebens entweder direkt oder über Familienmitglieder und Freun­ de indirekt mit Krebs konfrontiert. Aufgrund der länge­ ren Lebensdauer ist Krebs nun die häufigste Todesursa­ che. Zum Glück haben wissenschaftliche Fortschritte zur Entwicklung einer neuen Generation von Krebsmedika­ menten mit sehr positiven Ergebnissen geführt. Diese Fortschritte beruhen auf neuen Erkenntnissen in der Ge­ netik und technologischen Entwicklungen, dank denen die Kosten der Gensequenzierung und des molekularen Screening erheblich reduziert wurden. Regulatorische Reformen haben zudem zur Beschleunigung der Zulas­ sungsverfahren für Medikamente beigetragen. Investitionen im Bereich Life Science stehen zurzeit bei der Vergabe von Risikokapital an erster Stelle Viele innovative Onkologie-Therapeutika stammen von Biotech-Start-up-Unternehmen, die ursprünglich mit Ri­ sikokapital finanziert wurden. Später übernehmen gros­ se Pharmagesellschaften diese Unternehmen und / oder gehen Partnerschaften mit ihnen ein, um die Arznei­ mittel am Markt einzuführen. Aus der Sicht der Anle­ ger zeichnen sich vor dem Hintergrund hoher und stei­ gender Gesundheitsausgaben vielversprechende Trends im Bereich der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Arzneimittelentwicklung ab. Life-Science-Investitionen stehen zurzeit bei der Vergabe von Risikokapital (Venture Capital) an erster Stelle. Auf sie entfielen im Jahr 2014 64% der Venture-Capital-ge­ stützten Börsengänge. Krebsmedikamente sind die Hot­ spots im Life-Science-Geschäft. 2014 machten sie 30% der Lizenzierungen im Bereich der pharmazeutischen Biotechnologie aus. Anleger unterstützen die wissen­ schaftlichen Durchbrüche und ermöglichen die Revoluti­ on in der Krebstherapie. Am anderen Ende des Risiko-Rendite-Spektrums liegt die Investition in die Infrastruktur. Sie ist aus sozialer Sicht nicht weniger bedeutend, da sie die Bereitstel­ lung wesentlicher Dienstleistungen ermöglicht, auf die wir alle angewiesen sind. Die Infrastruktur trägt letztlich massgeblich zur Produktivitätssteigerung und damit zum künftigen Wirtschaftswachstum bei. Sie hat direkte Aus­ wirkungen auf den Lebensstandard der Bürger. Infrastruktur weist die niedrigste Ausfallquote und Verlustausfallquote unter den Unternehmensanleihen auf Für die Investition in Infrastruktur stehen viele Anlage­ strategien zur Verfügung, wobei die jüngste Innovation institutionelle Investitionen in Infrastrukturanleihen ist. Dies steht im Einklang mit dem breiteren Trend institu­ tioneller Investitionen in privaten Anleihenmärkten, wo­ bei die Infrastrukturanleihen den Vorteil der niedrigsten Ausfallquoten und Verlustausfallquoten unter allen Un­ ternehmensanleihenkategorien haben. Innerhalb dieses Sektors stehen an den europäischen Märkten weitere Möglichkeiten zur Renditeoptimierung zur Verfügung, denn in Europa sind die privaten Infra­ strukturinvestitionen bereits gut entwickelt. Änderungen der Bankenregulierung haben dazu ge­ führt, dass Banken ihre Ausleihungen an Infrastruktur­ unternehmen zur gleichen Zeit zurückgefahren haben, als die Finanzierungsnachfrage zunahm. Fonds für Infra­ strukturanleihen nutzen diese Veränderungen des Anla­ geklimas, um institutionelle Investitionen in den Sektor zu erleichtern und die Finanzierungslücke zu schliessen, die durch die Verzerrung der Bankenlandschaft entstan­ den ist. Der Gesundheitssektor bietet Anlagemöglichkeiten für Anleger im Bereich des Risikokapitals und der Infrastruk­ tur, die von innovativen Therapien bis hin zu hochmo­ dernen Krankenhäusern reichen. Beide Anlagearten haben einen hohen sozialen Wert und bieten ein inter­ essantes risikobereinigtes Renditepotenzial Paul Moy ist Head of Infrastructure and Private Equity und trägt die Verantwortung für die weltweite Anlagetätigkeit dieses Geschäftsbereichs. Er war von 1999 bis 2002 bei UBS tätig und kehrte 2005 wieder zu UBS zurück. Paul Moy besitzt 30 Jahre Erfahrung in der Branche. 17 Passende Anlagethemen Von Thomas Rose, Distribution Offering, Global Distribution Management 18 Um auf die Bedürfnisse der einzelnen Anleger einzugehen, möchten wir Ihnen fünf konkrete Themen vorstellen, die der soeben beschriebenen Analyse der allgemeinen weltweiten Situation entsprechen. Die kurzen Beschreibungen auf den folgenden Seiten behandeln die von uns ermittelten vorherrschenden Anlagechancen 19 Niedrigzins­ umfeld Die extrem hohe globale Spartä­ tigkeit und die Massnahmen der Zentralbanken zur Bekämpfung der Deflationsgefahr haben ein Umfeld geschaffen, in dem sichere Anlagen sehr niedrige und teilweise nega­ tive Renditen erbringen. Die tiefen Rohöl- und Rohstoffpreise wirken sich negativ auf die Inflation aus, und wir erwarten, dass die Renditen noch längere Zeit auf einem niedri­ gen Niveau verharren werden. Das aktuelle Umfeld ist schwierig für An­ leger, die mit festverzinslichen An­ lagen positive Renditen erzielen wol­ len. Eine breite Diversifikation und ein disziplinierter Anlageansatz sind ein absolutes Muss. Suche nach zusätzlichem Renditepotenzial Sie können zwischen drei in ihrem Wesen verschiedenen Vorgehens­ weisen auswählen, um zusätzliches Renditepotenzial zu erschliessen und negative Renditen zu meiden: – Verstärkung des Engagements in Unternehmensanleihen, etwa durch Unternehmensanleihen mit niedrigerem Rating – Umschichtung von Anleihen zu Aktien, vorzugsweise in defensi­ ve Aktien mit hohen, beständi­ gen Dividendenrenditen – Erzielung höherer Renditen durch Anlagen in nicht traditio­ nellen (illiquideren) Anlageklas­ sen wie Hedge Funds, Private Equity, Infrastruktur und Immobi­ lien 20 Auseinander­ driften der Zentralbanken Durch den Entscheid der US-Noten­ bank (Fed), die Zinssätze im Dezem­ ber zu erhöhen, driftet die Geldpo­ litik der führenden Zentralbanken in den Industrieländern nun zweifel­ los auseinander. Während die Fed ihre Geldpolitik allmählich strafft, bleiben andere Zentralbanken, dar­ unter die Europäische Zentralbank, die Bank of Japan und die Schwei­ zerische Nationalbank auf Locke­ rungskurs. Dieses Auseinanderdrif­ ten der Geldpolitik zeigt, dass sich die Volkswirtschaften der grössten Industrieländer in unterschiedlichen Erholungsphasen befinden, wobei die Aussichten für das US-Wachs­ tum vergleichsweise positiv sind. Ein gut gesteuerter geldpolitischer Straffungszyklus in den USA dürfte risikoreichere Anlagen unterstützen, signalisiert er doch das Vertrauen der Fed in die Belebung der US-Konjunktur. Aktien und Schuldtitel ausgewählter Schwellenländer könnten attraktiver werden Da die Gefahr geldpolitischer Fehler der Fed durch den relativ schwachen Effekt der ersten Zinserhöhung ein Stück weit gemindert wurde, könn­ ten Aktien und Schuldtitel ausge­ wählter Schwellenländer an Attrakti­ vität gewinnen. Defensives Investieren Die Zentralbanken stellen immer noch reichlich Liquidität bereit, was die Renditen sicherer Anlagen weiter drücken und zugleich die Kurse risiko­ reicher Anlagen höher treiben dürfte. Die Risiken: Wenn sich die Weltwirt­ schaft normalisiert, werden die Ver­ luste bei Staatsanleihen beträchtlich sein, und die Kurse von risikoreichen Anlagen werden korrigieren. Möglichen Marktabschwüngen weniger stark ausgesetzt Wenn Sie einen Anlageansatz be­ vorzugen, der defensiver ist als ein Marktengagement mit einem Beta von 1, wählen Sie eine defensi­ ve Anlagestrategie. Wenn Sie das Beta-Engagement deutlich unter 1 reduzieren und/oder das Risiko mit­ tels Derivatstrategien mindern, wird Ihr Portefeuille möglichen Marktab­ schwüngen weniger stark ausge­ setzt sein. Es gibt zwei Ansätze für eine defensive Anlagestrategie: – Der erste Ansatz ist statisch, und Sie erhalten den Schutz, für den Sie bezahlen. Sie reduzieren das Marktrisiko ex ante, indem Sie Derivate (z.B. Long Put Protec­ tion oder Covered Call Writing) ins Portefeuille aufnehmen oder Anlagen mit vorhersagbaren de­ fensiven Eigenschaften (niedriges Beta) auswählen. – Der zweite Ansatz ist dynami­ scher Natur. Der Vermögensver­ walter vertraut auf seine takti­ schen Fähigkeiten und schichtet zwischen verschiedenen Anlage­ klassen, Märkten, Sektoren und Währungen um. Dieser Ansatz ist dann angezeigt, wenn tradi­ tionelle Ertragsquellen rar wer­ den. Eine breitere Diversifikation der Risiken und Renditequellen in einem Portefeuille und eine dy­ namische Vermögensallokation wäre die Lösung. Alles in einem High Alpha Anlagen mit einem hohen Alpha eignen sich besonders für Anleger, die nach Lösungen mit einem ho­ hen aktiven Risiko Ausschau hal­ ten. Der aktive Managementansatz überlässt die Anlageentscheidungen einem professionellen Portfolioma­ nager, der die Wertpapiere, Sek­ toren, Märkte und gegebenenfalls Währungen auf Basis einer gründli­ chen Analyse aktiv auswählt, um die durchschnittliche Rendite eines rein passiven Ansatzes, also die Rendite, die erzielt werden kann, wenn man beim Kauf dem Vorbild des Marktes folgt, zu übertreffen. Deutlich abweichende Gewichtungen Portefeuilles mit einem hohen Alpha streben eine starke Unterscheidung vom Markt und ein hohes Alpha an, um ein höheres Renditepotenzial als der Markt (Beta) zu bieten. Das heisst, die Strategie weicht stark von der Benchmark ab und gewichtet Positionen deutlich anders als eine durchschnittliche aktiv verwaltete Strategie. Für Anleger, die nicht vor einem hohen aktiven Risiko zurück­ schrecken, kann eine High-AlphaStrategie eine interessante Alterna­ tive sein. Geringer administrativer Aufwand, eine einfache Wertschriftenbuchhal­ tung und BVG-Konformität sind für viele Vorsorgeeinrichtungen ein wich­ tiger Aspekt. Sie möchten jedoch von aktuellen Anlagethemen profitieren und ihre individuellen Anlagebedür­ fnisse umsetzen. “All-in-One”-Lösungen gehen je nach Ausprägung auf verschiedene aktuelle Anlagethemen ein, beispiels­ weise über die aktive Steuerung der Duration der Anlagen oder den Ein­ satz von Diversifikatoren in Form po­ tenzieller Renditetreiber (Alpha-Quellen). Beat Götz ist seit 2012 Leiter des Swiss Institutional Business von UBS Asset Management. Seit 2004 leitete er den Busi­ ness Development Bereich ebenfalls im UBS Asset Manage­ ment erfolgreich. In dieser Funktion trug er u.a. massgeblich zur Entwicklung und Lancierung von Anlagelösungen im Be­ reich Infrastruktur für Schweizer institutionelle Kunden bei. Seine Finanzkarriere startete er 1993 in der Abteilung Quan­ titatives Asset Management des ehemaligen Schweizerischen Bankvereins (SBV), wo er für das Risikomanagement ausge­ wählter Aktien- und Anlagestrategiefonds verantwortlich war. 21