Unterrichtsmaterialien zur ägyptischen Archäologie O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g für die: Sekundarstufe I DEU TSC Schrift und Sprache der alten Ägypter: Sprachstufen, Schreiber, Gelehrte und Textgattungen G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC DEU TSC O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Anmerkung zur Verwendung des Unterrichtsmaterials Das vorliegende Unterrichtsmaterial enthält einen Informationsteil für Lehrkräfte inkl. – im Rahmen der Verwendung des Materials im Unterricht – copyrightfreiem Bildmaterial zur Veranschaulichung des behandelten Themas. Die pädagogisch-didaktischen Hinweise beschränken sich auf ein Minimum, so dass die Art der Anwendung des Materials ganz den Wünschen und Bedürfnissen der Lehrkraft und der Klasse überlassen bleibt. Die Lesetexte und Arbeitsblätter können aus diesem Heft herauskopiert bzw. von der CD ausgedruckt werden. Für die Arbeitsblätter liegen jeweils Lösungen für die Lehrkraft vor. Sind Bastelbögen vorhanden, so finden sich diese auch auf der beigelegten CD mit Bildmaterial für den gegebenenfalls farbigen Ausdruck. Alle Materialien wurden im Unterricht an der DEO erfolgreich getestet. Ich wünsche allen Anwenderinnen und Anwendern viel Freude und Erfolg und stehe für Rückfragen und Anmerkungen gerne zur Verfügung! O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g DAIK 2013 DEU TSC J. Sigl, DAIK ([email protected]) G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC DEU TSC O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Impressum Unterrichtsmaterialien zur ägyptischen Archäologie Bildnachweis Herausgeber Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo Konzept, Texte und Redaktion H. Sonbol/ J. Sigl/ L. Borrmann, DAIK F. Tawfik/ J. Hog, DEO F. Hoffmann, LMU München Cover: I. Böhme/ L. Borrmann/ C. Römer/ J. Sigl/ H. Sonbol (DAIK)/ F. Tawfik (DEO); S. 1: 1, 2: © Smithsonian Institution Libraries, Washington, D.C., 3: aus H. Hartleben, Champollion II, Bibliothèque Égyptologique 31, Paris 1909; S. 2: © The Trustees of the British Museum; S. 3: 5: C. Römer (DAIK), 6: G. Burkard (LMU ­ München), 7: © Römer-Pelizäus-Museum, ­ Hildesheim; Gestalterisches Konzept, Layout, Satz N. Mancy (freie Grafikerin, Kairo) J. Sigl, DAIK Druck Printness © DAI Kairo, 2013 S. 5: © bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte; S. 7: 8: © bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, 9: © Coptic Museum Cairo; S. 16: © The Trustees of the British Museum; digitaler Zugang www.dainst.org www.deokairo.de S. 17: links: © bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, rechts: © Coptic Museum Cairo; S. 18, 20, 26, 27, 28: I. Böhme (DAIK); S. 34, 35: F. Tawfik (DEO). Projektpartner des Transformationspartnerschaftsprojekts „Schule“ Auswärtiges Amt (AA) www.auswärtiges-amt.de O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE G O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ó ŸG É≤ dÉH áj SQ ŸC ’ ƒf Éãd ’G á° É G á « ∏« ‚E’ G á «f DEU TSC Éãd Iô g DAIK 2013 ƒf á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g Deutsche Evangelische Oberschule in Kairo (DEO) www.deokairo.de Thomas Schröder-Klementa DEU TSC Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo (DAIK) www.dainst.org Stephan J. Seidlmayer G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Inhaltsverzeichnis Info1 Literatur13 Pädagogisch-didaktische Hinweise 14 Bildmaterial15 Lesetext 1 16 Lesetext 2 17 Lesetext 3 18 Hieroglyphenkatalog21 24 Arbeitsblatt 1 – Lösungen 25 Arbeitsblatt 2 26 Arbeitsblatt 2 – Lösungen 27 Arbeitsblatt 3 28 Arbeitsblatt 3 – Lösungen 29 Arbeitsblatt 4 30 Arbeitsblatt 4 – Lösungen 31 Wissensquiz 32 Wissensquiz – Lösungen 33 Bastelanleitung – Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache 34 Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache – Lösung 35 Bastelanleitung – Papyrus, Schreibbinse und Rohrfeder 36 NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC Arbeitsblatt 1 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Info Die Entzifferung der Hieroglyphen (Lesetext 1) Gräber, Tempel, Statuen und Papyri – auf fast allen Objekten, die aus dem alten Ägypten erhalten sind, finden sich Schriftzeichen der Pharaonenzeit in der einen oder anderen Form. Die ­ großformatigen Monumente des Nillandes wurden überwiegend mit Hieroglyphen ­beschriftet. Die alltägliche Korrespondenz fand dagegen auf Kalksteinsplittern, Keramikscherben oder ­ sogar ­ganzen Gefäßen (sog. Ostraka, Sg. Ostrakon, griech. „Tonscherbe“; Abbildung 6) statt. Hier ­nutzte man häufiger die Schreibschriftform der Hieroglyphenzeichen, das Hieratische sowie ­ später das Demotische. Die Übersetzung und Interpretation vieler der so überlieferten Texte ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Dennoch gewähren die bereits bekannten Schriftstücke – zusätzlich zu den Funden aus Ausgrabungen – umfangreiche Einblicke in das Alltagsleben und die ­Glaubensvorstellungen der ägyptischen Oberschicht. Jahrhundertelang versuchten Forscher die Schrift der alten Ägypter zu entziffern, die seit Mitte des ­ auten die Bemühungen auf Werken wie der 1. Jahrtausends n. Chr. ausgestorben war. ­Zunächst b zweibändigen „Hieroglyphica des Niloten ­Horapollon“ (5. Jh. n. Chr.) auf. Diese ­griechisch verfasste Ausdeutung der Hieroglyphen wurde 1419 in ­Griechenland entdeckt und in den ­folgenden Jahrhunderten mehrfach kopiert und übersetzt. Ob der Verfasser Horapollon, der als historische Figur und Grammatiker tatsächlich belegt ist, oder der ebenfalls im Titel des Werks genannte Philippos, der gänzlich unbekannt ist, tatsächlich noch Hieroglyphen lesen konnten, ist allerdings fraglich: Es werden sowohl ‚richtige‘ als auch vollkommen fiktive Schriftzeichen und Deutungen angeführt. Der Universalgelehrte Athanasius Kircher (1602–1680; Abbildung 1) argumentierte auf ­Grundlage der Hieroglyphica einerseits, dass die altägyptische Sprache von Adam und Eva ­gesprochen ­worden war und aus geheimnisvollen Symbolen bestünde, deren Bedeutung nur E ­ ingeweihten bekannt sei. Andererseits überlegte er bereits korrekt, dass die Hieroglyphenschrift ein ­alphabetisches System habe und dem griechischen Alphabet gleichgesetzt werden könne. Außerdem erkannte Abbildung 3: Jean-François Champollion (aus H. Hartleben, Champollion II, ­ Bibliothèque Égyptologique 31, Paris 1909). 1 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Abbildung 2: Thomas Young (mit Erlaubnis der ­Smithsonian Institution Libraries, ­ Washington, D.C.) DEU TSC Abbildung 1: Athanasius Kircher (mit ­Erlaubnis der Smithsonian Institution ­ Libraries, Washington, D.C.). G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Info er das Koptische, das griechische Schriftzeichen verwendet und in einem Dialekt bis heute in koptischen ­Kirchen geschrieben und gesprochen wird, als die letzte Sprachstufe des Altägyptischen. Der Durchbruch in der Entschlüsselung der Hieroglyphen gelang schließlich nach der Entdeckung des sog. Steins von ­Rosette (British Museum, London, EA 24; Abbildung 4; eine Kopie wird im Ägyptischen ­Museum in Kairo in der Eingangshalle ­ ausgestellt) im Jahr 1799 durch einen Soldaten der ­ napoleonischen Armee in der Nähe des Deltaorts Rosette (arab. „Raschid“). Auf der Stele ist dreisprachig – in Hieroglyphen, ­ Demotisch und Griechisch – ein Priester­ dekret aus der Zeit Ptolemaios‘ V. – im Text datiert auf das Jahr 196 v. Chr. – nieder­ gelegt. Johan David Åkerblad (1763–1819) fand ­heraus, dass das Demotische unter ­ anderem ein phonetisches Alphabet nutzt und k­ onnte schließlich alle im griechischen Text vorkommenden ­Eigennamen denen in der demotischen Fassung zuordnen. Thomas Young (1773–1829; Abbildung 2) erweiterte diese Erkenntnisse um die FestAbbildung 4: Der Stein von Rosette (mit Erlaubnis der stellung, dass die Hieroglyphenschrift eine Trustees of the British Museum, London; EA 24) Mischung aus Laut- und Wortzeichen verwendet. Er entdeckte, dass die Namen der genannten Mitglieder der Königsfamilie von langgezogenen, ovalen Ringen – sog. Kartuschen – umgeben waren. Es gelang ihm, diese Eigennamen sowohl auf dem Stein von Rosette als auch auf anderen Monumenten der Ptolemäerzeit zu entziffern. Die Geburtsstunde der Ägyptologie läutete schließlich zwei Jahre nach Youngs Entdeckung (1822) Jean-François Champollion (1790–1832; Abbildung 3) ein. Über die Königsnamen hinaus entschlüsselte er weitere Wörter und rekonstruierte schließlich sogar die dem hieroglyphischen und demotischen Text innewohnende Grammatik bis hin zum Satzbau. Seither haben zahlreiche Forscher das grammatikalische Verständnis und das Vokabular der verschiedenen Zeitstufen der pharaonischen Geschichte immer mehr erweitert. Stele: In der Ägyptologie werden freistehende/verbaute/ eingemeißelte/aufgemalte Stein- oder Holztafeln (mit abgerundetem oberen Ende) als Stelen bezeichnet. Sie können Abbildungen und/oder Texte enthalten oder unbeschriftet sein. NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 2 Priesterdekret von Rosette: Das Dekret ist eine in Hieroglyphen (der heiligen Schrift), Griechisch (der internationalen Verständigungssprache) und Demotisch (der ägyptischen Amtssprache) verzeichnete Anerkennung des amtierenden Pharao und seiner Erlässe/Pflichten zugunsten der Priester verschiedener Tempel. ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Abbildung 5: Papyruspflanzendickicht in Ägypten (Foto: C. Römer, DAIK) Abbildung 6: Ostraka mit Schülerübungen zum koptischen Alphabet (aus Dra Abu elNaga, Luxor; Fotos: G. Burkard) Info Abbildung 7: altägyptische Schreibutensilien (mit Erlaubnis des RömerPelizäus-­Museums, ­ Hildesheim; Inv.nr. 1598, Foto: S. Shalchi) Schreibmaterialien (Lesetext 2, Bastelanleitung) Papyrus ist das Material, das jedem Ägypteninteressierten am ehesten vor Augen steht als ­ Papieräquivalent des Nillandes. Tatsächlich sind dank des trockenen Klimas viele beschriftete und bemalte Papyri erhalten. Hergestellt wurden sie aus der Papyruspflanze (Cyperus papyrus; Abbildung 5), die früher große Teile des Nilufers säumte und überall im Delta vorkam. Diese wurde in dünne, gleichlange Streifen geschnitten, kreuz­weise übereinandergelegt und gepresst. Durch den Druck, den Pflanzensaft und den Trocknungs­vorgang hafteten die Papyrusstreifen aneinander. Die so entstandenen Blätter wurden zusammen­geklebt und der fertige, 16–20cm (max. um 50cm) hohe und 1,5–2m (max. um 20m) lange Papyrus zur Aufbewahrung gerollt. Lederbehälter, Holzkisten und Tongefäße schützten die gelagerten Rollen. Die Beschriftung erfolgte normalerweise nicht über die gesamte Länge einer Rolle, sondern in ­Blöcken (Abbildung 9), so dass jeweils nur ein Teil des Papyrus aufgerollt werden musste. Da ­Papyrus ein aufwendig herzustellendes und teures Schreibmaterial war, wurden bereits ­ beschriftete oder bemalte Papyrusseiten oft wiederverwendet (eine Ausnahme sind z.B. die auf Papyrus verfassten Totenbücher des Neuen Reichs, die dem Toten ins Grab mitgegeben wurden und daher nicht mehr zugänglich waren). Außerdem nutzte man Papyrus vorwiegend für wichtige administrative, literarische und häufig religiöse Texte. Für die alltägliche Korrespondenz, für die Schreiberausbildung, als Notizzettel und ähnliches wurden Ostraka (Abbildung 6) herangezogen. Des Weiteren beschriftete man Leder und das aus Tierhaut hergestellte Pergament sowie Holz. All diese Textträger wurden bis in das islamische Mittelalter hinein genutzt, lediglich die Sprache änderte sich. 3 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC Abgesehen von diesen tragbaren Medien wurden Tempel- und Grabwände sowie Statuen durch Reliefs und Bilder in einer Fülle von Farben und Techniken beschriftet und bemalt. Auch sie ­dürfen als Informationsquelle nicht vergessen, müssen jedoch aufgrund ihres vorwiegend ­religiösen und idealisierten Inhalts kritisch betrachtet werden. Die Verwendung und Ausführung vieler ­Bilder und Rundplastiken zeigt, dass sie ähnlich einer zwei- oder dreidimensionalen Kalligraphie ­sowohl als Bild als auch als Text verstanden werden können. Dabei spielte der Anbringungs- oder ­ Aufstellungsort, also das gesamte Umfeld, eine Rolle für die ‚Lesung‘ der Objekte. G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Info Die Schreibutensilien für die Beschriftung der tragbaren Textträger bestanden aus einem Stück Schilfrohr, (mindestens) zwei Blöcken von Farbpigment (rot für Überschriften und wichtige Worte, schwarz für den normalen Text) und einer Palette zum Anmischen der Farben (Abbildung 7). Sie wurden mit einem Stück Schnur aneinandergebunden oder bestanden aus einem Stück und konnten so leicht transportiert werden. Dieses mit einer Schnur zusammengebundene Ensemble wurde in das Repertoire der Hieroglyphen als eigenes Zeichen für den Lautwert sXA und Wörter, die mit Schreiber und Schreiben zu tun haben, eingegliedert. Hieroglyphe ‚sXA‘. Die Schreibbinse bestand aus einem dünnen Schilfrohr, dessen eines Ende zum Schreiben ­ gerade abgeschnitten wurde. Unter den archäologischen Fundstücken kommen einige vor, deren anderes Ende pinselartig ausgefranst ist. Es wurde überlegt, ob auch dieses zum Zeichnen oder Schreiben genutzt wurde. Wahrscheinlich entstand es jedoch einfach durch das Herumkauen auf dem Schreibgerät beim Nachdenken. Ab der römischen Eroberung setzte man statt der Binse den sog. Calamus ein. Dieser wurde aus härterem, leicht auszuhöhlendem Schilfrohr (Fragmites aegyptiaca) hergestellt. Das Rohrstück wurde im schrägen Winkel abgeschnitten, konnte wie ein Füller eine größere Menge Tinte aufnehmen und war zum Schreiben von feinen Strichen geeignet. Schriftkundige und Lehre (Lesetext 3, Arbeitsblatt 3) Nach den Inhalten der erhaltenen Texte und den Berufen der darin genannten Personen (­Beamte, Priester, hohe Militärs) zu schließen, stammen alle erhaltenen Schriftstücke aus dem ­pharaonischen Ägypten aus der Feder von Staatsangestellten bis hinauf zum König und von Priestern. Aus dem 1. Jahrtausend n. Chr. sind Schriftstücke von Privatpersonen, besonders aber solche aus Klöstern oder Einsiedeleien bekannt. Sicherlich konnte durch die gesamten, rund 4000 Jahre ägyptischer Geschichte jeweils nur ein äußerst geringer Teil der ägyptischen Bevölkerung überhaupt lesen und schreiben: Schätzungen gehen von rund 1% der bis in die griechische Zeit nur etwa eine Millionen Einwohner des Niltals aus. Jeder (höhere) Beamte des alten Ägypten musste lesen, schreiben und rechnen können (zu Letzterem siehe das Unterrichtsmaterial „Zahlen und Zahlensystem“, 2013): Seine Aufgaben umfassten beispielsweise das Nachzählen und Auflisten von Viehbeständen und Kulturpflanzenerträgen, deren Verteilung je nach sozialem Status und Aufgabe des Empfängers, die ­Kontrolle über die Anwesenheit von Arbeitskräften auf Baustellen und Feldern, die Korrespondenz mit dem ­ Königshof etc. Obwohl die meisten dieser Beamten aus sozial hoch stehenden ­Familien ­stammten, zeigen einige Texte, dass es grundsätzlich die Möglichkeit gab, sich auch aus ­niedrigeren ­Ständen hochzuarbeiten. Lese- und Schreibkenntnisse öffneten somit Türen zum sozialem Aufstieg bis hin zur Eingliederung in die höchsten Kreise des Königshofs. ­ Auch Frauen stand es offen lesen und schreiben zu lernen. Briefe und Testamente beweisen ihre Eigenständigkeit und Wichtigkeit im alltäglichen Familienleben und in der Verwaltung privater Güter sowie im Götterkult (Baines/Eyre, 2007, 83–89) NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 4 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Info Die Schreiberausbildung fand in den Jahrtausenden v. Chr. sowohl als Einzelunterricht als auch – ab dem Mittleren Reich (ca. 1980–1750 v. Chr.) – in Schreibschulen statt. Durch das ­ Kopieren ­vorgegebener Texte, zu denen religiöse Schriften, Briefe, erzählende Literaturwerke und ­manchmal alte Akten gehörten, lernte der Schreibschüler ganze Wortbilder und nicht etwa ­ einzelne Zeichen – eine Methode, die auch im modernen Unterricht noch Anwendung findet. Erkennbar ist dies an immer wiederkehrenden Fehlern, die bei der Einzelbuchstabenmethode in anderer Form ­auftauchen würden. Neben realen Schriftstücken wurden spätestens ab Beginn des Mittleren Reiches explizite Lehrtexte (Musterbriefe, Rechenaufgaben inkl. Lösungsweg usw.) verfasst. Einige von ihnen sind im Original, die meisten jedoch in Form der zahlreichen, mehr oder weniger fehlerhaften Schülerübungen erhalten (Abbildung 6). Einer dieser Mustertexte, auf den in einigen pharaonischen Werken namentlich hingewiesen wird und der in Schülerübungen über lange Zeit hinweg belegt ist, ist die Kemit (dieser Name ist nur aus den Text zitierenden Werken überliefert, nicht aus dem Original oder seinen Abschriften). Sie wird heute als erstes Schulbuch der Ägypter bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich um einen Musterbrief, in dem verschiedene feste Phrasen im Rahmen des Textinhalts zusammengefasst werden. Die einleitenden Briefformeln und die Zitate in anderen literarischen Werken ­ermöglichen die Datierung des Textes etwa auf die erste Zwischenzeit oder das frühe Mittlere Reich (ca. 2118–1980 v. Chr.). Abschriften finden sich bis zum Ende des Neuen Reichs (ca. 1076 v. Chr.). Ein weiterer oft belegter Übungstext ist die Geschichte des Sinuhe (Abbildung 9). Der Autor schildert in der 1. Person Singular den wohl fiktiven Lebensweg des Hofbeamten Sinuhe, der nach dem Mord an Pharao Amenemhet I. (die zugehörige Intrige ist bisher nicht zu beweisen) in Panik aus Ägypten flieht, sich im Raum Palästina niederlässt und nach Jahren des Exils, Erfolgs und Heimwehs vom Sohn und Nachfolger des Pharao, Sesostris I., von allen Vorwürfen entlastet wird und in Ehren nach Ägypten zurückkehrt. Ihr Inhalt ermöglicht eine Datierung der ­Geschichte auf frühestens 1920–1875 v. Chr. Die ersten schriftlichen Belege sind jedoch rund 100–150 ­Jahre jünger. Obwohl explizite Abschriften des Textes nur bis ins Neue Reich belegt sind, könnte er – nach Anspielungen in jüngeren Texten zu urteilen – noch bis in die Spätzeit (772–332 v. Chr.) inhaltlich bekannt gewesen sein. ­ 5 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC Abbildung 8: Die Lebensgeschichte des Sinuhe (mit Erlaubnis des Ägyptischen Museum und Papyrussammlung, Berlin; Inv.nr. P 3022, ca. 1800 v. Chr.). G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Info Neben solchen als allgemeine Pflichtlektüre betrachteten Lehrtexten, wurden den Schülern je nach ihrer angestrebten (oder durch ihre familiären Voraussetzungen vorgegebenen) ­Karriere ­ spezielle Ausbildungen zuteil. So wurden Priesteranwärter je nach Rang in Riten, Zauber­ sprüchen, ­Medizin (inkl. Balsamierungstechniken und -riten) und tempel- bzw. ritualspezifischem Wissen ­geschult. Verwaltungsbeamte erhielten spezielle Informationen zu dem ihnen ­ unterstellten ­Bezirk. Militärangehörige und Architekten wurden in Planung und Durchführung von Feld­zügen und Bauprojekten unterrichtet uvm. Für das weitere Studium standen an die Tempel ange­gliederte ­‚Lebenshäuser‘ bereit. Diese Institutionen beschäftigten sich mit der Erstellung, ­ Tradition und Aufbewahrung ­wissenschaftlicher und religiöser Werke und waren wohl nur eingeschränkt ­zugänglich. ­Daneben scheinen einige höhere Beamte private Bibliotheken geführt zu haben, die über Generationen vererbt und ergänzt wurden. Die berühmte Bibliothek von ­Alexandria entstand nicht mehr in ­pharaonischer, sondern in griechischer Tradition. Hier wurden vermutlich dennoch, neben klassischen Werken der griechischen und römischen Denker und Philosophen, eine Fülle von Texten aus den früheren Jahrtausenden gelagert. Diese Sammlung ist wahrscheinlich durch den Brand im Zuge des Einmarsches Julius Caesars in die Stadt (48 v. Chr.) und die Umverteilung der Schriften auf andere Bibliotheken im Mittelmeerraum heute verloren. Die Schreiberausbildung stand in frühchristlicher Zeit besonders denen offen, die sich einem Kloster anschlossen. Aber auch aus häuslichem/städtischen Umfeld sind sowohl von Männern als auch Frauen Schriftstücke in jeder Form überliefert. Neben Schüler­übungen und Briefen – wieder in Formularen und durch Kopieren gelehrt – sind ganze ­ Kodizes zu biblischen Texten, ­typische Lebensgeschichten Orts­ heiliger in Schönschrift sowie magische und ­ gnostische ­Texte erhalten (unter dem Begriff Gnosis ­laufen ­verschiedene sich im 1. Jahrtausend entwickelnde ­religiöse ­ Gruppierungen, die sich teils pharaonisches, teils christliches ­Gedankengut zu eigen machen und uminterpretieren). Kodex (Pl. Kodizes): Das lateinische Wort codex (Pl. codices; dt. auch Kodex/ Kodizes) bedeutet ursprünglich „Baustamm“ oder „Holzklotz“. Tatsächlich bezeichnete man zunächst Stapel von beschrifteten Holztafeln als Kodex. Diese fanden bis in das 8. Jahrhundert n. Chr. im gesamten Mittelmeerraum ­ inklusive Ägypten Verwendung. Neben Holztafeln wurden Keramikscherben sowie ­Papyrusund Pergamentrollen als Schreibmaterialien ­genutzt. Erst ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. fertigte man aus ­Papyrus und Pergament glatte Seiten an, die dann ­wiederum ­ gesammelt und gebunden werden konnten. Auch diese ‚Bücher‘ wurden bis ins Mittelalter hinein noch als Kodizes bezeichnet. In der Archäologie wird der ­Begriff bis heute für gebundene Schriftensammlungen aus ­römischen und mittelalterlichen Fundzusammenhängen verwendet. Die Fülle der Textgattungen, die sich aus dem alten Ägypten erhalten haben, steht der ­heutigen im Grunde in nichts nach. Von administrativen (Zählung von Viehherden, Tempeleinnahmen, ­ Abrechnungen und Verhaltensvorschriften von Klöstern, Höhe der jährlichen Nilflut etc.) und rechtlichen Dokumenten (Erlasse, Testamente, Gerichtsprotokolle usw.) über literarische Werke (‚Märchen‘, Prosa, Gedichte) bis hin zu religiösen Schriften (Pyramidentexte, Sargtexte, Totenbuch, Ritualtexte auf den Tempelwänden, Mythen, Heiligenlegenden, Bibeltexten etc.) sind alle Arten überliefert. Viele der hier getrennt gelisteten Genres gehen nahtlos ineinander über bzw. können auch in mehrere Kategorien eingeordnet werden. Abgesehen von diesen mit mehr oder weniger großer Sorgfalt gefertigten Dokumenten hinter­ ließen viele der Niltalbewoher und Reisenden der alten Zeit Besucherinschriften und Graffiti wie sie bis heute an Aussichtpunkten oder Orten mit historischer oder legendärer Bedeutung aber auch beispielsweise öffentlichen Toiletten zu finden sind. Die altägyptischen Kurzinschriften NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 6 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Info reichen von Namensnennungen über Flüche und Verwünschungen bis hin zu Anrufungen von Göttern, Umwidmungen von Tempeln zu Kirchen und persönlichen Wünschen. Auch bildliche Hinterlassenschaften dieser Art sind häufig zu finden. ­ Die ägyptische Sprachgeschichte und einige Anmerkungen zur Grammatik* (Hieroglyphen-­ katalog, Arbeitsblätter 1–4) Die Hieroglyphenschrift entstand wohl wie fast alle Schriften zunächst aus wirtschaftlich ­motivierten Beweggründen: Waren mussten bezeichnet, Eigentümer genannt und ­Korrespondenz geführt werden. Der Ägypter erklärte sich die Herkunft dieser wichtigen Kulturleistung jedoch auf ­andere Weise: Sie sei ein Geschenk der Götter, heißt es in der altägyptischen Mythologie. Der ­paviansoder ibisköpfig/-förmig dargestellte Gott Thot war in der ägyptischen Götterwelt für die Zeit­ rechnung und alles, was wir heute als Wissenschaften bezeichnen würden, zuständig, ­darunter natürlich auch die Schrift. Die Ägypter nannten ihre Schrift Medu-netscher (dt. „Gottesworte“). Diese ­Bedeutung wiederum ist der Übersetzung der viel später entstandenen ­griechischen ­ Bezeichnung hieroglyphika (dt. „heilige Zeichen“) sehr ähnlich. Tatsächlich ­wurde letzterer Begriff erstmals verwendet, als Hieroglyphen nur noch im Zusammenhang mit Religion Verwendung fanden. Die Hieroglyphenschrift bezieht ihre Zeichen aus allen Bereichen des alltäglichen Lebens der ­ alten Ägypter. Von Menschen in unterschiedlichen Haltungen oder Bekleidungen, Tieren und Tierteilen, Mischgestalten, Pflanzen und Abbildungen von Natur über Architekturbestandteilen und Haushaltsgegenstände wie Körbe, Krüge, Seile und Stäbe zu abstrakten Zeichen wie ­Strichen oder Punkten ist fast alles im Repertoire vorhanden. Abbildung 9: Statue des Schreibers Nebmerutef ­ neben dem paviangestaltigen Thot (mit Erlaubnis des Louvre, Paris; Inv.nr. E 11154). Abbildung 10: Schreibermönch aus Nag Hammadi (mit Erlaubnis des Coptic Museum, Cairo; Inv.nr. 8796). O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC * Eine Einführung in Tempora und die verschiedenen grammatikalischen Formen würde hier zu weit führen. Dies ist die Basis jedes deutschen Ägyptologiestudiums und wird dort über viele Semester gelehrt und eingeübt. G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC 7 Schrift und Sprache der alten Ägypter Info Hieroglyphen stellen sowohl Laut- als auch Wortzeichen dar. Im Vordergrund steht ihr rein ­ konsonantischer Lautwert. Lediglich drei Konsonanten werden heute nach ihrer Verwendung in griechisch-römischer Zeit in ägyptologischen Übersetzungen als Scheinvokale verstanden: ‚w‘ steht auch für ‚u‘, ‚j‘ für ‚i‘ und die arabischen Konsonaten Aleph ‚A‘ und Aijen ‚a‘ für ‚a‘. Einzelne Hieroglyphen umfassen einen, zwei, drei, seltener vier oder fünf Konsonanten als Lautwert. In der Kombination der Zeichen ergibt sich der Lautwert des gesamten Wortes, wobei es teils zu ­ Wiederholungen einzelner Konsonanten kommt, ohne dass diese wirklich doppelt ­ausgesprochen wurden (in ägyptologischer Fachsprache als ‚Komplementierung‘ bezeichnet). Die Bedeutung der Wörter wird näher definiert durch das in vielen Fällen (jedoch nicht immer!) dem Wort nachgestellte Determinativ. Dies ist ein Zeichen oder eine Zeichengruppe, die das vorausgehende Wort inhaltlich bestimmt. Beispielsweise kann hinter einem Männernamen ein sitzender Mann abgebildet sein und so den Namen als männlich identifizieren. Ein anderes Beispiel ist ein Krug hinter dem Wort für ein Getränk oder eine Flüssigkeit, ebenso wie das dreifache Wasserzeichen hinter Bezeichnungen für Gewässer. Wörter im Plural werden in vielen Fällen mit sog. Pluralstrichen – drei ­parallelen ­horizontal oder vertikal nebeneinander angeordneten kurzen Strichen – oder durch drei ‚­Körner‘ bei körnigen Substanzen wie Pigmenten gekennzeichnet. Auch die Verdreifachung des ­Determinativs oder sogar des Zeichens, das ein ganzes Wort wiedergibt, kommt vor. Neben dem Plural kennt das ältere Ägyptische wie das Hocharabische den Dual, sprich die Verdoppelung von Dingen (in der Übersetzung „die zwei/beiden XY“). Feminine Wörter enden auch wie in der arabischen Sprache eigentlich auf ‚t‘. Oft wird dieses jedoch nicht geschrieben.*Seite 7 Wie alle Sprachen der Welt hat auch das Ägyptische innerhalb seiner über 4000 Jahre langen Geschichte eine Vielzahl von Wandlungen durchlebt. Nicht alle seine Entwicklungsstufen sind durch umfangreiche Quellen belegt. Der Sprachwissenschaftler ist somit häufig auf kleinste Hinweise und Fragmente für seine Studien angewiesen. Sprachstufen werden anhand grammatikalischer und sprachlicher Unterschiede getrennt. Da sich die Schriftsprache im Verhältnis zur gesprochenen Sprache langsamer entwickelt, die ­Umstellung nie abrupt, sondern graduell geschieht und aus pharaonischer Zeit lediglich auf textliche Belege für ihre Rekonstruktion zurückgegriffen werden kann, werden Sprachstufenwechsel erst für ­einen deutlich späteren Zeitpunkt festgestellt, als sie möglicherweise in Wirklichkeit stattgefunden ­ haben. Wörter und grammatikalische Formen werden zunächst von einigen wenigen Menschen umgangssprachlich verwendet, bevor sie von der Gesellschaft aufgenommen, offiziell anerkannt und schließlich auch schriftlich genutzt werden. Als ein modernes Beispiel für diesen Prozess kann das Wort „googlen“ herangezogen werden, das eine deutsche Verbbildung eines englischen Produktnamens ist. Es steht seit 2004 im Duden, wurde jedoch schon lang vorher benutzt. Frühägyptisch: Als Frühägyptisch werden die ersten Schriftzeugnisse aus dem alten Ägypten bezeichnet. Sie sind auf Etiketten von Grab­beigaben, z.B. von Gefäßen aus dem Grab U-j – ca. 3200 v. Chr. – in Abydos belegt. Sie nennen einzelne Personen- und Ortsnamen, NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 8 Umzeichnung einer früh­ ägyptische Inschrift (siehe Zeitstrahl S. 35). ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Info Institutionen und Titel bzw. Berufsbezeichnungen, meist jedoch den Inhalt des ­Gefäßes, Mengenangaben u.ä. Vollständige Sätze sind nicht belegt. Viele der Lesungen und Bedeutungen ­bleiben unklar. Eine Rekonstruktion der gesprochenen Sprache oder der Grammatik ist für diese Zeit noch nicht möglich. Erzählungen und Legenden wurden wohl nur mündlich weitergegeben oder die einst vorhandenen Dokumente wurden bisher nicht gefunden bzw. haben sich nicht erhalten. ­ Altägyptisch: Die ersten zusammenhängenden Texte aus dem ­ pharaonischen Ägypten tauchen ab der 4. Dynastie (ca. 2540–2430 v. Chr.) auf. Am bekanntesten unter ihnen sind die sog. Pyramidentexte aus den Königs­pyramiden der späten 5. Dynastie (ca. 2430–2300 v. Chr.) in ­Saqqara. Neben den Pyramidentexten ist das Altägyptische aus Autobiografien und anderen Hinterlassenschaften von Privatpersonen bekannt, die auf ihren Grab­wänden, ­ beispielsweise in den Mastaben von Saqqara, bildlich und schriftlich festgehalten wurden (siehe Vorschläge für Klassenausflüge). Abschrift eines Satzes aus den ­ Pyramidentexten der Unaspyramide, Saqqara (siehe Zeitstrahl S. 35). Umzeichnung einer hieratische Handschrift aus dem Mittleren Reich (siehe Zeitstrahl S. 35). Daraus wird ersichtlich, dass Schreiben – zumindest in einigen sozialen Schichten – schon lange Zeit vor den Pyramidentexten in Ägypten üblich war. Tatsächlich wären Bauprojekte wie die Pyramiden von ­Gizeh ohne umfangreiche schriftliche Planungen (z. B. Berechnungen zu Baumaterial, die ­Führung von Arbeiterlisten und briefliche Korrespondenz) unmöglich zu bewerkstelligen gewesen. Erst vor Kurzem wurden beschriftete Papyri aus der Zeit des Cheops (4. Dynastie) am Roten Meer gefunden, die die Existenz von Texten vergleichbaren Inhalts bestätigen. Weitere Schriftstücke könnten somit in Zukunft noch gefunden werden. Die Texte überliefern ein voll entwickeltes Schriftsystem und reiches Vokabular. Die heutigen grammatikalischen Kenntnisse zu dieser Sprachstufe – wie auch zu den folgenden – beruhen jedoch größtenteils auf Rekonstruktion durch Ägyptologen. Grammatikalische Definitionen aus der pharaonischen Zeit selbst sind nicht erhalten. Aus dem Alten Reich sind neben hieroglyphischen Schriftstücken die ersten sog. hieratischen Texte belegt. ­Hieroglyphen können als die Druckschrift der alten Ägypter bezeichnet ­werden. Sie können von oben nach unten, rechts nach links und links nach rechts geschrieben werden (an der Blickrichtung der Tier- und Menschenzeichen ist die Schriftrichtung erkennbar: Sie ­blicken in Richtung Zeilen-/Satz-/ Wortanfang). Das Hieratische ist ­dagegen die Schreibschrift, die für Notizen, administrative ­Dokumente u.ä. verwendet wurde. Es wurde zunächst in ­Spalten ­geschrieben, ab dem Übergang zum Mittleren Reich jedoch immer öfter in­ ­Zeilen von rechts Abbildung 11: Mögliche Schriftnach links. Diese Zeilen (oder Spalten) ­wurden in Text­blöcken richtungen hieroglyphischer und zusammengefasst. Hieroglyphen werden im ­Hieratischen stark hieratischer Texte in Zeilen und 9 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC Spalten/Kolumnen am Beispiel des Wortes sbA (dt. „Stern“). G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Info vereinfacht und miteinander verbunden (in ägyptologischer Fachsprache als ‚Ligaturen‘ bezeichnet). Je nach ‚Sauklaue‘ des Verfassers bereiten solche Texte dem Ägyptologen mitunter große Schwierig­keiten in der Lesung. Mittelägyptisch: Zwischen dem Alt- und dem Mittel­ägyptischen gibt es keinen allzu großen Unterschied in der Grammatik. Mittel­ägyptisch wurde spätestens Abschrift eines Mittelägyptischen Satzes aus den Sargab Beginn des ­Mittleren Reichs (ca. 1980 v. texten (siehe Zeitstrahl S. 35). Chr.) ­geschrieben. Die zahlreichen erhaltenen Texte decken eine große Bandbreite an Genres ab. Neben den Jenseits­texten (Pyramiden- und sog. Sargtexte) entstanden literarische Werke (sog. ‚­Märchen‘, ­Erzählungen, Dialoge, Satiren, etc.), Wirtschaftstexte, Briefe etc. Das Mittelägyptische ist die am längsten tradierte Sprachstufe der pharaonischen Zeit. Es ­findet auch noch ­lange nach seiner Ablösung durch spätere Sprachstufen in einigen grammatikalischen ­Wendungen und Begriffen in bestimmten Textgattungen Verwendung (­vergleichbar mit der ­eigentlich veralteten ‚Sprache‘ der Bibel oder des ­Korans). Die letzten textlichen Belege, die ­grammatikalisch und vom Wortschatz her Mittelägyptisch sind, stammen aus Tempeln und ­ Gräbern der Römerzeit. Vermutlich konnten sie nur noch von speziell ausgebildeten Gelehrten gelesen und verstanden werden (siehe dazu auch Ptolemäisch). In der deutschsprachigen ­ Ägyptologie wird diese Sprachstufe meist zuerst gelehrt, da sie am ehesten unserem heutigen Verständnis einer ‚Hochsprache‘ (vgl. Hochdeutsch/Hoacharabisch) entspr. Neuägyptisch: Das Neuägyptische taucht in geschriebener Form (in Hieroglyphen und ­ Hieratisch) erst im Verlauf des Neuen Abschrift eines Neuägyptischen Satzes aus der Reichs auf. Pharao Echnaton führte ­ Qadeschschlacht (siehe Zeitstrahl S. 35). während seiner Regierungszeit eine neue ­religiöse Ausrichtung ein – weg vom vorher hauptsächlich im Königshaus verehrten Amun, hin zu einer Erscheinungsform des Sonnengottes, der Sonnenscheibe Aton – und gründete ­seine Hauptstadt Achet-Aton (dt. „Horizont des Aton“), das heutige Tell el-Amarna in Mittelägypten. Erst ab seiner Regierungszeit (ca.1353–1336 v. Chr.) wurde das Neuägyptische tatsächlich geschrieben, obwohl es klare Indizien in mittelägyptischen Texten gibt, dass es lange Zeit vorher bereits gesprochen wurde. Der Bruch zum Mittelägyptischen ist diesmal deutlich in der Grammatik spürbar. Das Neuägyptische wurde jedoch nicht in allen Textgattungen verwendet. ­Beispielsweise nutzte man in klassischen Literaturwerken weiterhin das Mittelägyptische. An den in solchen ­ Texten auftauchenden „Fehlern“ lässt sich erkennen, dass dies manchmal zu Verwirrung führte. NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 10 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Info Demotisch: Das Demotische stellt eine weitere Schrift- und Sprachstufe dar und kann wiederum in drei Stufen unterteilt werden. Es entstand um 650 v. Chr. (in der sog. Spätzeit) aus dem Hieratischen, das noch weiter zusammengefasst wurde und wird wie sein Vorgänger von rechts nach links geschrieben. Umzeichnung eines demotischen Satzes aus der Lehre des Anchsheshonqi (siehe Zeitstrahl S. 35). Demotisch ist für rund 1000 Jahre in Schriftzeugnissen belegt. Diese wiederum stammen aus dem literarischen, administrativen und privaten Bereich. Aus diesem Grund nannte Herodot die Schrift δημοτιkά (dt. „profan“). Es stand zu seiner Zeit neben dem als internationaler Verständigungssprache des Mittelmeerraums etablierten Aramäischen und dem Ptolemäischen, der ‚Heiligen Schrift‘. Ptolemäisch: Grammatikalisch entspricht das Ptolemäische, das ausschließlich in Tempeln und in kultisch-religiösen Schriften geschrieben wurde, weitestgehend dem Mittel­ägyptischen. Es kamen jedoch eine Vielzahl Abschrift eines ­ptolemäisches Textes aus neuer Hieroglyphen zum Bestand hinzu (von rund 700 der Weltschöpfung, Tempel von Esna (siehe steigt deren Zahl auf etwa 8000). Früher fest für be- Zeitstrahl S. 35). stimmte Konsonanten genutzte Zeichen konnten nun, je nach Kontext, unterschiedliche Lautwerte haben. Durch das parallel verwendete Griechische werden zudem erstmals Lautver­schiebungen beispielsweise von ‚r‘ zu ‚l‘ sichtbar. Auch wird eine große Zahl griechischer Fremdwörter in ­Hieroglyphen wiedergegeben. Das Ptolemäische stellt somit weniger eine eigene Sprachstufe als ein neues Schriftsystem dar. Wahrscheinlich wurden Hieroglyphen nur noch von einer kleinen Zahl von Eingeweihten überhaupt verstanden. Ihre Nutzung in rein kultisch-religiösem Kontext und eine zunehmend geheim-­ schriftartige Verwendung erschweren es dem Ägyptologen von heute diese ­Texte zu lesen. Beispielsweise befindet sich in der Eingangshalle des Tempels von Esna – dem ­einzigen Teil dieses Tempels, der heute noch zu besichtigen ist – eine Inschrift, die ausschließlich aus ­Variationen der Krokodilshieroglyphe besteht. Ohne ein gewisses Hintergrundwissen ist dieser Text für niemanden lesbar. Jedoch ist genau dieses Wissen mit den letzten Priestern des Tempels verloren gegangen. 11 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC Die letzte hieroglyphische Inschrift aus Ägypten datiert auf den 24.08.394 n. Chr. Es handelt sich um das Graffito eines Priesters im Tempel von Philae bei Aswan. Das letzte demotische Schriftstück stammt ebenfalls von dieser Insel und aus dem Jahr 452. Als 536 n. Chr. auf Anordnung Kaiser Justinians I. (484–565 n. Chr.) die ägyptischen Tempel geschlossen und der Götterkult verboten wurde, war die Kenntnis der Hieroglyphenschrift bereits weitestgehend verloren. G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Koptisch: Das Koptische ist die jüngste Stufe der altägyptischen tamio nan Noukoui nar¥in Sprache. Es entstand etwa 200 n. Chr. (die ersten Abschrift aus den koptischen ­Apophtegmata schriftlichen Zeugnisse sind Bibeltexte aus der Zeit um patrum (dt. „Weisungen der Väter“; siehe 300 n. Chr.) und wurde bis ungefähr 1000 n. Chr. als Zeitstrahl S. 35). Amtssprache neben dem als lingua franca dienenden Griechischen in Ägypten verwendet. Die meisten koptischen Schriftzeugnisse stammen aus der spätrömischen Zeit, rund 325–800 n. Chr. Nach der arabischen Eroberung Ägyptens im Jahr 642 wurde das Koptische langsam vom Arabischen abgelöst. Im Gegensatz zu den früheren Sprachstufen des Ägyptischen verwendet das Koptische keine Hieroglyphen, sondern ­griechische Buchstaben sowie sechs aus dem Demotischen abgeleitete Zusatzzeichen. Dadurch werden zum ersten Mal in der Geschichte der ägyptischen Sprache auch Vokale verzeichnet. Außerdem lassen sich so mehr als ein Dutzend Dialekte – wie heute die ägyptisch-arabischen ­Dialekte vom Südende des Landes bis hin zum Mittelmeer verteilen – unterscheiden. Einem ‚Hoch‘-Koptischen am nächsten kommend ist der sahidische Dialekt (von Said = süd-/oberägyptisch). In der Kirchen­liturgie setzte sich das aus dem Westdelta stammende Bohairisch durch. Das Gebiet, in dem dieser Dialekt gesprochen wurde, lag im Umfeld des Sitzes des koptischen Papstes (die Abspaltung der koptisch-orthodoxen Kirche von den übrigen ­ christlichen Kirchen geschah im Verlauf des Konzils von Chalcedon 451 n. Chr.) in Alexandria. Er wird bis heute in den koptisch-orthodoxen Liturgien verwendet. Das Koptische nutzt neben altägyptischen Wörtern einen umfangreichen Bestand an griechischem Vokabular. Schriftzeugnisse reichen von Briefen, Gerichtsurkunden und Schülerübungen auf ­Ostraka bis hin zu Kodizes. Letztere wurden auf Papyrus- oder Pergamentblättern in Buchform mit Ledereinband gebunden und lösten damit die bisher üblichen gerollten Dokumente ab. Auch erste Formen der Buchmalerei sind in manchen Werken zu finden. Aussprache Eine vollständige Rekonstruktion der Aussprache der altägyptischen Wörter wird nie möglich sein, denn wie in allen heute gebräuchlichen Sprachen können Wörter je nach Dialekt komplett unter­schiedlich ­ausgesprochen werden. Auch ist uns die Vokalisation des Altägyptischen nahezu unbekannt. Vergleicht man dieses ­Fehlen mit anderen rein auf Konsonanten basierenden Schriften wie dem Arabischen, so zeigt es sich, dass ­bestimmte Konsonantenkombinationen je nach eingefügtem Vokal völlig unterschiedliche ­Bedeutungen erhalten können. Lediglich für das Ptolemäische kann eine ungefähre Rekonstruktion der Aussprache versucht werden, da man zum Vergleich die Vokale nutzende, griechische Schrift heranziehen kann. Der Ägyptologe behilft sich für die Aussprache mit der Umschreibung der Hieroglyphen in Buchstaben, die auch für die Umsetzung des Arabischen in europäische Schrift (weitestgehend nach dem System der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft) verwendet werden. Die ­ bereits ­genannten Scheinvokale, deren Aussprache in der Ägyptologie auf ihre Verwendung in ­ griechisch-römischer Zeit zurückzuführen ist, ermöglichen die Artikulation vieler Wörter oder Wortteile. Überall dort, wo jedoch ein Vokal nach unserem heutigen Sprachverständnis fehlen würde, wird in der ­Ägyptologie ein ‚e‘ eingefügt. Dieses wird in der Umschrift nicht wieder­gegeben, kann aber leicht ­hinzugedacht werden. NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 12 ƒf Éãd ’G á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Literatur • R. S. Bagnall, Reading Papyri, Writing Ancient History, New York 1995. • J. Baines/Ch. Eyre, Four Notes on Literacy, in: J. Baines (Hrsg.), Visual and Written Culture in Ancient Egypt, Oxford 2007, 63–94. • M. Collier/W. Manley, How to Read Egyptian Hieroglyphs, London, 2003. • R. Cribiore, Writing, Teachers, and Students in Graeco-Roman Egypt (American ­Studies in Papyrology 36), Atlanta 1996. • C. Holler, Das Krokodil und der Pharao, Darmstadt 2012. • J. H. Johnson, Thus Wrote Onchsheshonqy: An Introductory Grammar of Demotic (Studies in Ancient Oriental Civilization 45), Chicago 1986, 1–6. Siehe auch: http://oi.uchicago.edu/research/pubs/catalog/saoc/saoc45.html. • F. Junge, Sprachstufen und Sprachgeschichte (Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Suppl. VI), Stuttgart 1985, 17–34. Siehe auch: http://oi.uchicago.edu/research/pubs/catalog/saoc/saoc45.html. • B. Layton, A Coptic Grammar (Porta Linguarium Orientalium 20), Wiesbaden 2000, 1–4 und 12–18. • R. B. Parkinson, The Tale of Sinuhe and Other Ancient Egyptian Poems 1940–1640 BC, Oxford 1998. • E. Petersmarck, Die Kemit (Göttinger Miszellen Beihefte 12), Göttingen 2012. • S. Quirke/C. Andrews, The Rosetta Stone, London 1988. • W. Schenkel, Tübinger Einführung in die Klassisch-Ägyptische Sprachwissenschaft, ­ Tübingen 2012, 17–72. • H. A. Schlögl, Ägyptologie. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, in: H. A. Schlögl/ M. Winzen, Die Pyramide von Innen, Baden-Baden 2010, 9–27. • H. J. Thissen, Des Niloten Horapollon Hieroglyphenbuch (Archiv für Papyrusforschung ­ Beihefte 6), Leipzig 2001, VIII–XVI. ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 13 NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC • S. Wimmer, Die Hieroglyphen – Schrift und Schrifttum, in: R. Schulz/M. Seidel, ­Ägypten. Die Welt der Pharaonen, Köln 1997, 343–355. G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Pädagogisch-didaktische Hinweise empfohlene Altersstufe: 5. – 10. Jahrgangsstufe Unterrichtsabschnitt Inhalt Geschichte und Entwicklung der altägyptischen Schrift Geschichte der Entzifferung der Hieroglyphen vom Mittel alter bis zu Champollion => Hinführung Arbeitsmaterial ­ Lesetext 1 Schreiber, Schreibmaterialien und Schriften: • der Lesetext führt auf das Thema Schriftentwicklung hin und gibt einige Eckdaten Lesetext 2 Vorschläge für Verständnisfragen: Was bedeutet das Wort „Hieroglyphen“ und seit wann wird die Schrift der alten Ägypter so genannt? Wie bezeichnete man die Hieroglyphen in ­ pharaonische Zeit? Welche Schriften und Schriftträger benutzte man im Alltag? • anhand des Zeitstrahls können die Entwicklungs­ stufen der ägyptischen Schrift detailliert durch­ genommen werden Altägyptische Texte und Schriften Bastelanleitung – Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift Altägyptische Schriften lernen => Vertiefung • Hieroglyphen und Hieratisch Hieroglyphenkatalog, Arbeitsblatt 1–2 • Koptisch Arbeitsblatt 4 Altägyptische Schreibmaterialien basteln und verwenden Bastelanleitung – Papyrus, Schreibbinse (als „Tinte“ können rote und schwarze Wasser­farben und Rohrfeder verwendet werden) ­ Schultexte aus dem alten Ägypten • anhand des Arbeitsblatts kann nachempfunden werden, wie ein altägyptischer Schreibschüler lernte und dass es ganz normal ist, Fehler zu machen Arbeitsblatt 3 • die Geschichte des Sinuhe zeigt die Heimatverbundenheit der alten Ägypter und gibt Einblicke in das ­ Leben in damaliger Zeit aus dem Blickwinkel der oberen Gesellschaftsschichten Lesetext 3 (ab 7. Jahrgangsstufe empfohlen) Vorschläge für Verständnis-/Diskussionsfragen (Lösungen): Wiederholung Was passiert in den ersten Zeilen der Geschichte? (Der König Amenemhat I. ist gestorben) Warum flieht Sinuhe? (Er hat Angst der Verschwörung gegen den verstorbenen König beschuldigt zu werden) Im alten Orient gab es wenig Süßes. Zähle die im Text erwähnten süßen Güter auf. (Feigen, Wein- trauben, Honig, weitere Früchte) Kreuzworträtsel Wissensquiz => Ergebnissicherung Ausflugsvorschläge: Mastaben der hohen Beamten/Pyramiden in Saqqara (Hieroglyphen in realem Kontext), Kairener Ägyptisches Museum am Tahrir (Schreibmaterialien und Textbelege). NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 14 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Bildmaterial Anmerkung zur Verwendung des Materials 15 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g DAIK 2013 DEU TSC Das Bildmaterial ist frei von Copyright lediglich im Rahmen des Schulunterrichts einsetzbar! Eine Weiterverbreitung oder -nutzung außerhalb dessen ist ausgeschlossen! G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Lesetext 1 Schrift und Sprache der alten Ägypter Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Die Entschlüsselung der Hieroglyphen * ch mäis Ptole Demotisch Griechisch Umzeichnung des Steins von Rosette (mit Erlaubnis der Trustees of the British Museum, London, EA 24). Jahrhunderte lang versuchten Forscher die Hieroglyphenschrift zu ­entziffern. ­ Schließlich gelang dies durch den ­ sogenannten Stein von Rosette (British Museum, London, EA 24). Er war 1799 von einem Soldaten der Armee ­Napoleons in der Nähe des Deltaorts ­Rosette (arab.: „­Raschid“) gefunden worden. Auf der Steintafel sind drei­sprachig – in ­Hieroglyphen, Demotisch und Griechisch – die ­Pflichten des Königs ­gegenüber ­verschiedenen Tempeln genannt. Der Text enthält das Jahr 196 v. Chr. und wurde in der ­Regierungszeit Ptolemaios‘ I. verfasst. ­ Johan David ­ Åkerblad (1763–1819) fand anhand ­dieser Inschrift heraus, dass das ­Demotische zum Teil das lautliche ­Alphabet nutzte. Thomas Young (1773–1829) ­erkannte, dass die Hieroglyphenschrift eine Mischung aus ­ Laut- und Wort­zeichen verwendete. Er entdeckte, dass die ­Namen der Mitglieder der Königs­familie von lang­gezogenen, ovalen ­Ringen (=­Kartuschen) ­umgeben waren. Jean ­Francois ­Champollion (1790–1832) übersetzte ­weitere Worte und ­rekonstruierte ­schließlich die Grammatik der a ­ ltägyptischen Texte. Er gilt als ­ Gründervater der Ägyptologie. Eine Beispielzeile der Inschrift (letzte Zeile der Texte; Zeilenbeginn markiert mit *) * Übersetzung (nach Quirke/Andrews 1988): [Man soll] dieses [De]kret auf eine Tafel aus hartem Stein in der Schrift der Gottesworte (Hieroglyphen/Ptolemäisch), in der Schrift der Dokumente (Demotisch) und in den Buchstaben der Ägäer/Ionier (Griechisch) schreiben und (diese Stele) in allen Tempeln ersten, zweiten und dritten Rangs aufstellen, neben die Statue des Königs von Ober- und Unterägypten Ptolemaios, der ewige Lebende, Geliebter des Ptah , des Gottes, der erscheint, des Herrn der Vollkommenheit. [...] = Inschrift zerstört; (...) = Ergänzung zum besseren Verständnis) NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 16 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK / F. Tawfik, DEO 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Lesetext 2 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Schrift und Sprache im alten Ägypten Grabwände, Tempelmauern und Statuen aus dem alten Ägypten sind fast immer mit ­Hieroglyphen ­ beschriftet. Hier werden religiöse Texte, wichtige geschichtliche Ereignisse und persönliche Biographien ­wiedergegeben. Der alltägliche Schriftverkehr – Briefe, Protokolle von Gerichtsverhandlungen, Einkaufs- und Aufgabenlisten usw. – wurde auf Kalksteinsplittern, ­Keramikscherben oder sogar ­ganzen Gefäßen aufgeschrieben (= Ostraka; Singular: Ostrakon; griechisch für „­Tonscherbe“). Die Hieroglyphen werden in diesen Texten in ihrer Schreibschriftform, das heißt miteinander verbunden und stark vereinfacht, verwendet (= Hieratisch; später weiter verkürzt: Demotisch). Der alte Ägypter glaubte, seine Schrift sei ein Geschenk der Götter und nannte sie daher Medunetscher (deutsch: „­Gottesworte“; griechisch: Hieroglyphen = deutsch „heilige Zeichen“). Als Erfinder der Schrift galt der Gott Thot, der auch der Schutzgott aller Schreiber war. Die ältesten ägyptischen Schriftzeugnisse entstanden ungefähr 3500 v. Chr. Als Hochsprache (ähnlich dem Hocharabischen/-deutschen) nutzte man das sogenannte Mittelägyptische. Die ­ letzte ­Hieroglypheninschrift datiert auf den 24.08.394 n. Chr. und befindet sich noch heute an einer Wand des Tempels von Philae bei Aswan. Der letzte demotische Text ist dort ebenfalls zu ­ finden. Er stammt aus dem Jahr 452. Als 536 n. Chr. auf Anordnung Kaiser Justinians‘ I. (484–565 n. Chr.) die ägyptischen Tempel geschlossen und der Götterkult verboten wurde, ­konnte schon niemand mehr Hieroglyphen lesen oder schreiben. Das Koptische ist die letzte Stufe der altägyptischen Sprache. Es entstand etwa 200 n. Chr. (erste schriftliche Zeugnisse: ca. 300 n. Chr.) und wurde bis ungefähr 1000 n. Chr. neben der internationalen Amtssprache Griechisch in Ägypten verwendet. Nach der arabischen Eroberung Ägyptens im Jahr 642 wurde das Koptische langsam vom Arabischen abgelöst. Nur in den koptisch-­ orthodoxen Liturgien wird es noch bis heute im bohairischen Dialekt gelesen. 17 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schreibermönch aus Nag Hammadi (mit Erlaubnis des Coptic Museum, Cairo, Inv.nr. 8796). DEU TSC Statue des Schreibers Nebmerutef neben dem ­pavianförmigen Thot (mit Erlaubnis des Louvre, Paris, Inv.nr. E 11154). G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Lesetext 3 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Die Lebensgeschichte des Sinuhe Es ist das Regierungsjahr 30, Monat 3 der Überschwemmungsjahreszeit, Tag 7: Der König von Ober- und ­ Unterägypten Amenemhat I. ist zum Himmel aufgestiegen und hat sich mit der Sonnenscheibe vereinigt (= er ist gestorben). Der Gottesleib ist mit dem, der ihn geschaffen hat, verbunden. Die Residenz war in Schweigen, die Herzen ­ waren voll Trauer. Zeichnung: I. Böhme (DAIK). Seine Majestät hatte ein Heer ins Land der Libyer entsandt, an dessen Spitze sein ältester Sohn, der vollkommene Gott ­ Sesostris I. stand. Deshalb schickten die Höflinge des Palastes Nachricht auf die westliche Seite des Nil, um den Königssohn über die ­Situation im Palast in Kenntnis zu setzen (darüber, dass der Pharao tot ist). Keinen Augenblick zögerte der Königssohn und erhob sich mit seinem Gefolge (um ins Niltal zurückzukehren). Gleichzeitig hatte man es auch den anderen Königs­kinder gesagt. Man rief es einem von ihnen dort zu, während ich zufällig dastand und die Stimme ­hörte. Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, ich begann am ganzen Leib zu ­zittern, denn ich dachte, ich sei Teil der Verschwörung gegen den König. Da entfernte ich mich ­schnellen Schrittes, um mir ein Versteck zu suchen. Ich versteckte mich zwischen (erst) zwei Büschen und ­ machte mich (dann) auf einer Reise nach Süden auf. Ich reiste nach Maati in die Gegend des Sykomoren-Heiligtums. Ich landete auf der Insel des Snofru und verbrachte einen Tag am Fruchtlandrand. Bei Tagesanbruch ging ich los und erreichte am Abend das Dorf der Rinder. Ich setzte von dort aus auf einem Schleppkahn über und passierte den Nil nach Osten, wo sich das Heiligtum der Herrin des Roten Berges befindet. Von dort aus lief ich nordwärts und erreichte die Herrschermauern, die zur Abwehr der Asiaten und der Beduinen errichtet wurden. Ich fand in einem Busch Deckung, weil ich befürchtete, von den dienst­habenden Wächtern auf der Festungsmauer gesehen zu werden. Erst zur Nachtzeit zog ich weiter und ­gelangte, als das Land hell geworden war, nach Peten. Als ich eine Insel der Bitterseen erreichte, wurde ich durstig und dachte mir: „Dies ist der Vorgeschmack des Todes!“. Dann aber schöpfte ich neuen Mut und erhob mich, denn ich hörte das Brüllen von Vieh und erblickte Beduinen. Ihr Scheich erkannte mich, weil er in Ägypten gewesen war. Deshalb gab er mir Wasser und Milch und er nahm mich mit zu seinem Stamm. Wie gut war das, was sie für mich taten! Von da an gab mich ein Fremdland an das andere Fremdland weiter, ich löste mich von Byblos und ging nach Kedem. Dort verbrachte ich ein halbes Jahr, als Amunenschi – der Herrscher von Ober-Retschenu (Retschenu = Syrien/Palästina) – mich holte und mir sagte: „Du bist hier und du bleibst bei mir. Gut ist das, was ich für dich tue.“ Er setzte mich an die Spitze seiner Kinder und NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj ƒf Éãd ’G É ŸC á° 18 (Text stark verkürzt/vereinfacht! Übersetzung nach Klische, A., Die Autobiographie des Sinuhe, in: C. Holler, Das ­Krokodil und der Pharao, Darmstatt 2012, 13-33.; (...) = Ergänzungen zum besseren Verständnis). G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Lesetext 3 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ verheiratete mich mit seiner ältesten Tochter. Er ließ mich etwas von seinem Land aussuchen. Es war ein schönes Land, Jaa war sein Name und es gab nichts Gleichwertiges. Darin waren Feigenbäume und Weinstöcke. Viel Honig gab es, zahlreiche Ölbäume, alle Sorten von Früchten waren auf seinen Bäumen und eine unbegrenzte Menge allen Viehs. Amunenschi setzte mich als Herrscher eines Stammes ein. So verbrachte ich zahlreiche Jahre, während meine Kinder zu starken Menschen heranwuchsen. Amunenschi ermöglichte mir auch zahlreiche Jahre als Führer seines Heeres. Jedes Fremdland, gegen das ich zog, besiegte ich, so dass es von seinen Futterpflanzen und seinen Brunnen vertrieben war. Eines Tages kam ein starker Mann aus Retschenu und forderte mich in meinem eigenen Zelt heraus. Er war ein Tapferer ohne seinesgleichen, er hatte das Land Retschenu bis an seine Grenzen bezwungen. Er sagte, er wolle mit mir kämpfen und beabsichtige mich zu töten und meine Herden zu erbeuten, alles auf den Rat seines Stammes hin. Während der Nacht bereitete ich mich vor: Ich spannte meinen Bogen, putzte und richtete ­meine Waffen her, legte meinen Dolch bereit. Kaum war der Tag angebrochen, da kam der M ­ ann aus ­ ­ Retschenu und hatte seine Stämme versammelt. Jedes Herz brannte für mich, die Ehefrauen ­ plapperten ängstlich und jedes Herz hatte Mitleid mit mir. Daraufhin begann der Mann aus ­ Retschenu zu kämpfen und seine Pfeile gingen ins Nichts, einer nach dem anderen. Da stürmte er auf mich los, denn er ­beabsichtigte mich zu schlagen. Als er nahe genug herangekommen war, schoss ich auf ihn und mein Pfeil blieb in seinem Hals stecken. Da schrie er auf, fiel auf seine Nase nieder und ich tötete ihn mit seinem eigenen Kriegsbeil. Ich stieß meinen Kriegsschrei aus und pries dem Gott Month. Ich nahm die Habe des Starken, seine Herde und all seinen Besitz. Dadurch wurde ich mächtig und reich an Besitztümern und zahllosem Vieh. Mein Haus ist zwar schön, mein Grundbesitz ist zwar groß, aber meine Gedanken sind beim Palast (des Pharao). Oh, jener Gott, der diese Flucht bestimmt hat, mögest du gnädig sein und mögest du mich zur Heimat zurückbringen. Was gibt es Größeres, als in dem Land begraben zu werden, in dem ich geboren wurde? Möge auch der König von Ägypten mir wohlgesinnt sein, damit ich in seiner Gnade lebe. Ach, mögen sich doch meine Glieder verjüngen, denn das Alter ist zu mir ­gekommen, die Schwäche hat mich eingeholt. Meine Augen sind schwer, meine Arme schlaff und meine ­Beine haben aufgehört, dem müden Herzen zu folgen. Ich habe mich dem Hinscheiden genähert. Tatsächlich hatte man der Majestät, dem König von Ober- und Unterägypten, Sesostris I., über meinen Zustand berichtet. Deshalb übersandte mir seine Majestät Geschenke und einen Brief, in dem er schrieb: „Diese Flucht dauert schon länger, als man eigentlich braucht, um das Land zu durchstreifen! Mögest du zurückkommen!“ Dieser Befehl erreichte mich und wurde mir vorgelesen, als ich von meinem Stamm umgeben war. Da warf ich mich auf meinem Bauch in den Staub und ich gab ihn, der verweht, auf meinen Leib. Ich umkreiste jubelnd meinen Lagerplatz, denn ich werde in Ägypten sterben. Es wurde mir auf dem Weg zur Residenz ermöglicht, in Jaa Station zu machen, damit ich meinen Besitz an meine Kinder überschreiben konnte. Mein ältester Sohn war der Grundpfeiler meines Stammes und mein ganzer Besitz bei ihm in guten Händen: Meine Untertanen, mein ganzes Vieh, meine Früchte und alle süßen Obstbäume. O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC (Text stark verkürzt/vereinfacht! Übersetzung nach Klische, A., Die Autobiographie des Sinuhe, in: C. Holler, Das ­Krokodil und der Pharao, Darmstatt 2012, 13-33.; (...) = Ergänzungen zum besseren Verständnis). G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC 19 Schrift und Sprache der alten Ägypter Lesetext 3 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ So machte ich mich schließlich auf den Weg und fuhr südwärts, wobei ich an den Horuswegen anhielt. Dorthin hatte mir seine Majestät Schiffe, beladen mit Geschenken, geschickt, und zwar für die Asiaten, die als meine Begleitung mit mir auf den Horuswegen unterwegs waren. Als das Land hell wurde, ganz früh am Morgen, kam einer, der mich rief, und zehn Mann erschien, um mich zum Palast zu führen. Ich berührte mit dem Kopf die Erde zwischen den Statuen, ­während die Königskinder mir entgegentraten. Ich fand seine Majestät auf dem großen Thron vor. Plötzlich lag ich auf dem Bauch und wusste nicht, wie mir geschah, als dieser Gott (= der König) zu mir sprach und freundlich grüßte: „Sieh an, du bist wiedergekommen! Du hast die Fremdländer durchstreift, nachdem du geflüchtet bist. Dort ist dir das Greisenalter entgegengetreten, ­ nachdem du die ­entsprechenden Jahre vollendet hattest. Die Bestattung deines Leichnams wird nicht ­armselig sein. Du brauchst dich nicht zu fürchten und sollst nicht vor Schreck erzittern. Du wirst unter die ­Würdenträger und in den Hofstaat aufgenommen werden. Nun geht zum Kabinett des ­Morgens, um ihn herzurichten!“ So verließ ich das Innere des Kabinetts, die Königskinder gaben mir ihre Hände und wir ­gingen durch das große Doppeltor hinaus. Man brachte mich in das Haus eines Prinzen mit vielen ­ Kostbarkeiten. Dort tat jeder Diener seine Pflicht und die Spuren der Jahre verflogen von meinem Leib: Mein Bart wurde entfernt, meine Haare gekämmt, der Schmutz der Wüste und die Kleider den Sandbewohnern gegeben. Ich wurde in feinste Leinenstoffe gekleidet und mit feinem Salböl gesalbt. Man überließ mir auch das Haus „Herren des Teiches“, das in der Hand eines hohen Beamten gewesen war. Man errichtete für mich ein Grab aus Stein innerhalb der königlichen Grabstätte. Der Vorsteher der Schatzbeamten schrieb, der Vorsteher der Bildhauer ritze ein und der Vorsteher der Arbeiter, die in den Grabanlagen waren, beschäftigte sich ebenfalls damit. Totenpriester wurden mir zugewiesen, man legte für mich eine Gartenanlage mit Äckern an, die dem Grabort vorgelagert ist, wie es für einen hohen Beamten (normalerweise) getan wird. Niemals gab es einen Geringen, dem Gleiches getan wurde. Ich stand in der Gunst des Königs – bis der „Tag des Landens“ (Sinuhes Todestag) kam. Es ist gekommen von seinem Anfang bis zu seinem Ende, wie das, was in der Schrift gefunden wurde. Zeichnung: I. Böhme (DAIK). NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj ƒf Éãd ’G É ŸC á° 20 (Text stark verkürzt/vereinfacht! Übersetzung nach Klische, A., Die Autobiographie des Sinuhe, in: C. Holler, Das ­Krokodil und der Pharao, Darmstatt 2012, 13-33.; (...) = Ergänzungen zum besseren Verständnis). G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Hieroglyphenkatalog 1 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Einkonsonantenzeichen Mit den sogenannten Einkonsonantenzeichen lassen sich alle geschriebenen Laute der ägyptischen Sprache wiedergeben. Sie sind das ‚Alphabet‘ der Hieroglyphen (bestehend aus Konsonanten und ‚Scheinvokalen‘, die von uns heute ‚a‘, ‚i‘ und ‚u‘ ausgesprochen werden). Einkonsonanten-Zeichen Hieroglyphe (links – rechts) / / / / / Hieratisch (rechts – links) // / / / Lautwert Hieroglyphe (links – rechts) Hieratisch (rechts – links) Lautwert A (a) x (ch wie Bach) j (i / j / y) X (ch wie weich) a (a) z (weiches s) w (u / w) s (ss / ß) b S (sch) p q f k m g n t r T (tsch) h d H (starkes h) D (dsch) Allgemeines zur Schrift der alten Ägypter 21 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC Hieroglyphen = Block-/Druckschrift → Lese­richtungen: rechts nach links / links nach rechts / oben nach unten – Tier-/Menschenzeichen schauen zum Satz-/Wortanfang; ­Hieratisch = Schreibschrift → ­Leserichtungen: rechts nach links / oben nach unten; Wichtiges wird rot hervorgehoben; Fließtext ist schwarz. G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Hieroglyphenkatalog 2 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Mehrkonsonantenzeichen Manche Hieroglyphen stehen für zwei bis vier Laute und bilden ganze Wörter (= Mehrkonsonantenzeichen). Da wir die Vokale der altägyptischen Wörter nicht kennen, fügt man in der ­­Ägyptologie an Stellen, an denen ein Vokal nötig wäre, jeweils ein ‚e‘ ein und spricht einige Konsonanten gewohnheitsmäßig wie Vokale aus (= ‚Scheinvokale‘ siehe Hieroglyphenkatalog 1). Eine Auswahl von Mehrkonsonanten-Zeichen Hieroglyphe / Lautwert Bedeutung Ax (ach) Ach-Seele (Göttliches im ­ Menschen) jaH (jah) Mond ra (ra) / sw (su) Gott Ra / Sonne, Tag aA (a‘a) groß (sein) rw (ru) / l* Löwe anx (anch) leben / Leben HA:t (hat) Vorderseite, Anfang wA (wa) Schnur / Strick Htp (hetep) Opfer, Gnade wn (wen) existieren / ­ Wesen xa (cha) erscheinen wsr (user) Macht, Stärke (sa) Sohn (bit) bj:t Biene / König von ­ Unterägypten sw / nsw (su / er / König von Oberägypten p:t Himmel pr (per) Haus mn (men) bleiben, sein ms (mes) gebären nb (neb) Herr / jeder, alle ­ (pet) nfr (nefer) schön, vollkommen ­ Hieroglyphe Lautwert nTr (netscher) sA nesu) sn (sen) SA (scha) Sps (schepes) kA (ka) km (kem) Dsr (dscheser) Bedeutung Gott Bruder / zwei (Sumpf-) Land edel / Edelmann Ka, ­Persönlichkeit schwarz heilig, erhaben * Zur Bildung von ‚r‘ und ‚l‘ wird die Zungenspitze direkt hinter den Schneidezähnen an den Gaumen hochgewölbt. Die Laute können daher ineinander übergehen. Das altägyptische L ist erst im Ptolemäischen durch Abgleich mit dem Griechischen sicher belegt. NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 22 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Hieroglyphenkatalog 3 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Götter, Determinative und Grammatik Eine Auswahl von Göttern in Hieroglyphenform / +Hwtj Thot (Schreiber-/Mondgott) Jtn Aton (Sonnengott) %tX Seth (Wüsten-/ Chaosgott) Jmn Amun (Herr von Theben / König der Götter) Ra Ra (Sonnengott) MnTw Month (Kriegsgott) Eine Auswahl von Determinativen Determinative stehen an Wortenden und zeigen die Kategorie an, in die das Wort eingeordnet wird, z.B. weiblich, männlich, körnige Materialien, Flüssigkeiten, Bewegung usw. / König Frau Wasser, Flüssigkeiten, Gewässer Königin Menschen Städte, Orte, Länder Gott Kind Worte der Bewegung Mann Wüste, Ausland Ausdrücke für Sprechen und ähnliches Pluralbildung und die Unterscheidung von weiblichen und männlichen Begriffen Die alten Ägypter kannten drei Numeri: Singular, Dual (= „die beiden/ zwei ...“) und Plural (= „drei/ viele ...“). Für deren Bildung wird entweder das Lautzeichen oder das Determinativ des Wortes verdoppelt oder verdreifacht oder es werden entsprechend viele Striche hinter dem Wort geschrieben. Singular Dual Lautwert: männlich .wj / weiblich .tj Plural Lautwert: männlich .w weiblich .wt / / / / Beispiel Gott nTr – Götter nTr:w – Weibliche Wörter enden oft mit einem ‚.t‘ : . Dieses wurde jedoch oft nicht geschrieben. Wenn es vorhanden ist, kann es eine weitere Hilfe bei der Bestimmung des Geschlechts eines Wortes sein. O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC Die leichteste Möglichkeit, im pharaonischen Ägyptisch einen Genitiv zu bilden, ist es, die beiden Wörter einfach hintereinander zu schreiben, wobei dann das zweite Wort das Genitivattribut ist, z.B. sA Ra = Sohn des Re. 23 G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Arbeitsblatt 1 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Hieroglyphen – Übung Aufgabe 1 Übe das Schreiben von Hieroglyphen und/oder hieratischer Schrift: Schreibe auf einem Blatt ­ Papier (oder Papyrus) deinen Namen in Ein- oder Mehrkonsonantenzeichen oder einen Brief, indem du die deutschen Wörter direkt in Hieroglyphen umsetzt. Aufgabe 2 Wie war der Lautwert der folgenden Wörter und Wortverbindungen? Was könnten sie bedeuten? (Achte auf die Determinative, denn sie geben dir Hinweise darauf, was das Wort bedeuten könnte! Achte außerdem darauf, ob das Wort im Plural steht oder eine weibliche Endung hat! Um Platz zu sparen, wurden einige Hieroglyphen auch innerhalb einzelner Zeilen übereinander geschrieben. Man versucht, die Zeichen so anzuordnen, dass sie gedachte Quadrate gut ausfüllen (siehe unten gestrichelt). Lass dich davon also nicht irritieren! Wortverbindungen wurden mit „G“ für Genitivverbindung, „A“ für Adjektivverbindung und „U“ für Aufzählung mit ‚und‘ markiert.) G A Anmerkung: Dies ist einTitel des Königs und steht vor seinem in Kartusche geschriebenen Rufnamen. G Anmerkung: Dies ist ein weiterer Titel des Pharao. U Anmerkung: Aus dieser altägyptischen Wortverbindung entstand das Wort griechische „Pharao“! A Anmerkung: So nannten die Ägypter ihr Land, also das Niltal mit seinem fruchtbaren schwarzen Boden. Anmerkung: Diese kleinen Figürchen sollten im Jenseits für den Verstorbenen arbeiten. NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 24 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Arbeitsblatt 1 – Lösungen Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Hieroglyphen – Übung Aufgabe 1 Übe das Schreiben von Hieroglyphen und/oder hieratischer Schrift: Schreibe auf einem Blatt ­ Papier (oder Papyrus) deinen Namen in Ein- oder Mehrkonsonantenzeichen oder einen Brief, indem du die deutschen Wörter direkt in Hieroglyphen umsetzt. Aufgabe 2 Wie war der Lautwert der folgenden Wörter und Wortverbindungen? Was könnten sie bedeuten? (Achte auf die Determinative, denn sie geben dir Hinweise darauf, was das Wort bedeuten könnte! Achte außerdem darauf, ob das Wort im Plural steht oder eine weibliche Endung hat! Um Platz zu sparen, wurden einige Hieroglyphen auch innerhalb einzelner Zeilen übereinander geschrieben. Man versucht, die Zeichen so anzuordnen, dass sie gedachte Quadrate gut ausfüllen (siehe unten gestrichelt). Lass dich davon also nicht irritieren! Wortverbindungen wurden mit „G“ für Genitivverbindung, „A“ für Adjektivverbindung und „U“ für Aufzählung mit ‚und‘ markiert.) pr nTr ein Haus (ein) Gott pr.w nTr:w nb nb.t sn sn.t viele Häuser (drei/viele) Götter Herr Herrin Bruder Schwester sbA Stern ra nb Jmn jeder Tag Amun sDtj nbj.t Halskragen aus Goldperlen Kind sA Ra Sohn des Ra nsw bj:t Anmerkung: Dies ist ein Titel des Pharao. pr aA Anmerkung: Aus diesem Wort entstand das Wort „Pharao“! km:t Anmerkung: Dies war der Name der Ägypter für ihr Land, das Niltal mit seinem fruchtbaren schwarzen Boden. SAwAbtj Anmerkung: Diese kleinen Figürchen machten für den Verstorbenen im Jenseits alle Arbeiten. großes Haus das Schwarze (Land) Uschebti O AIR EK Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 25 NG. OBERSCH EVA UL HE É≤ ó ŸG A König von Ober- und Unterägypten dÉH áj SQ U Anmerkung: Dies ist einer der Namenstitel des Königs und steht vor seinem in Kartusche geschriebenen Rufnamen. ƒf Éãd ’G á° G nb.t pr Herrin des Hauses DEU TSC A G G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Arbeitsblatt 2 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Altägyptische Königsnamen Jeder ägyptische König hatte fünf Namen, von denen zwei in ovalen Ringen (sogenannten ­ Kartuschen) geschrieben wurden. Hier siehst du die Rufnamen einiger Könige, die zwischen 2600 und 300 v. Chr. über Ägypten geherrscht haben. Wie hießen sie? In welchen Namen sind auch Namen von Göttern enthalten? (Nutze Hieroglyphenkatalog 1–3 als Hilfe). *1 *1 *1 *2 *2 *1 *1 Der Name des Gottes wird aus Ehrfurcht in der Schrift vorangestellt, aber erst am Ende der Wortgruppe gelesen. *2 Ab der Spätzeit ersetzt der Buchstabe ‚d‘ oft das ‚t‘. *1 *1 NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj ƒf Éãd ’G É ŸC á° 26 Die beiden Ägyptologinnen Isa und Linda bei ihrer Arbeit an den königlichen Felsinschriften in Aswan (Zeichnung: I. Böhme, DAIK). G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Arbeitsblatt 2 – Lösungen Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Altägyptische Königsnamen Jeder ägyptische König hatte fünf Namen, von denen zwei in ovalen Ringen (sogenannten ­ Kartuschen) geschrieben wurden. Hier siehst du die Rufnamen einiger Könige, die zwischen 2600 und 300 v. Chr. über Ägypten geherrscht haben. Wie hießen sie? In welchen Namen sind auch Namen von Göttern enthalten? (Nutze Hieroglyphenkatalog 1–3 als Hilfe). @A.t-Sps.t (Hatschepsut) +sr (Djoser) *1 %nfrw (Snofru) *1 *1 Axn-Jtn (Echnaton) #fw (Cheops) %tXj (Sethos) @a-f-Ra (Chephren) Ra-msw (Ramses) Mn-kA.w-Ra &A-wsr.t (Tausret) (Mykerinos) Alksndrs (Alexander) &tj (Teti) *2 Ppj (Pepi) *1 *2 MnTw-Htp (Mentuhotep) KA-ms (Kamose) Pdwlmjs (Ptolemaios) KljwApAdrA.t (Kleopatra) *1 Der Name des Gottes wird aus Ehrfurcht in der Schrift vorangestellt, aber erst am Ende der Wortgruppe gelesen. *2 Ab der Spätzeit ersetzt der Buchstabe ‚d‘ oft das ‚t‘. AH-ms (Achmose) *1 Jmn-Htp (Amenophis) *1 +Hwtj-ms (Thutmosis) 27 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl. DAIK 2013 DEU TSC Die beiden Ägyptologinnen Isa und Linda bei ihrer Arbeit an den königlichen Felsinschriften in Aswan (Zeichnung: I. Böhme, DAIK). G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Arbeitsblatt 3 Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Altägyptisches Schulwesen Die Geschichte des Sinuhe In altägyptischen Schulen wurde das ­Schreiben mithilfe von Diktaten und wiederholtes Abschreiben oder Auswendiglernen gelehrt. Dass die Schüler dabei Fehler machten, versteht sich von selbst. Ein besonders beliebter Schülertext war die Geschichte des Sinuhe. Hier sind drei Sätze aus ihr abgebildet, die von zwei ägyptischen Schreibern geschrieben wurden. 1. Finde die Unterschiede zwischen den beiden Schriften (die Anordnung der Hieroglyphen ­neben-/übereinander ist dabei nicht so wichtig)! 2. Schreibe den dritten Satz des Papyrus 10499 zehn mal in Hieroglyphen schnell ab. Wieviele Fehler hast du gemacht? Zeichnung: I. Böhme, DAIK Berlin Papyrus 10499, Satz 1 Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, der ganze Körper zitterte. Berlin Papyrus 3022, Satz 1 Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, mein ganzer Körper zitterte. Berlin Papyrus 10499, Satz 2 Ich entfernte mich schnellen Schrittes, um mir ein Versteck zu suchen. Berlin Papyrus 3022, Satz 2 Ich entfernte mich schnellen Schrittes, um mir ein Versteck zu suchen. Berlin Papyrus 10499, Satz 3 Berlin Papyrus 3022, Satz 3 Ich kroch zwischen zwei Büsche. NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 28 Ich kroch zwischen zwei Büsche. ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Arbeitsblatt 3 – Lösungen Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Altägyptisches Schulwesen Die Geschichte des Sinuhe In altägyptischen Schulen wurde das ­Schreiben mithilfe von Diktaten und wiederholtes Abschreiben oder Auswendiglernen gelehrt. Dass die Schüler dabei Fehler machten, versteht sich von selbst. Ein besonders beliebter Schülertext war die Geschichte des Sinuhe. Hier sind drei Sätze aus ihr abgebildet, die von zwei ägyptischen Schreibern geschrieben wurden. 1. Finde die Unterschiede zwischen den beiden Schriften (die Anordnung der Hieroglyphen ­neben-/übereinander ist dabei nicht so wichtig)! Anmerkung: Nicht jeder Unterschied ist ein Fehler! Z.B. stehen das Wachtelküken und der Strick beide für ‚u/w‘. Tatsächliche Fehler sind überflüssige, zusätzliche oder weggelassene nötige Zeichen, z.B das sitzende Männchen des Papyrus 10499 im dritten Satz, das Kreuzzeichen statt der laufenden Beine im ersten Satz des Papyrus 10499 oder die eingefügte ­ Präposition ‚r‘ (= zu; 2. Satz Papyrus 3022). 2. Schreibe den dritten Satz des Papyrus 10499 zehn mal in Hieroglyphen schnell ab. Wieviele Fehler hast du gemacht? Berlin Papyrus 10499, Satz 1 Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, der ganze Körper zitterte. Berlin Papyrus 3022, Satz 1 Mein Herz war verwirrt, meine Arme breiteten sich aus, mein ganzer Körper zitterte. Berlin Papyrus 10499, Satz 2 Ich entfernte mich schnellen Schrittes, um mir ein Versteck zu suchen. Berlin Papyrus 3022, Satz 2 Ich entfernte mich schnellen Schrittes, um mir ein Versteck zu suchen. Berlin Papyrus 10499, Satz 3 Berlin Papyrus 3022, Satz 3 29 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Ich kroch zwischen zwei Büsche. DEU TSC Ich kroch zwischen zwei Büsche. G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Arbeitsblatt 4 Schrift und Sprache der alten Ägypter Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Das Koptische Das Koptische ist die letzte Stufe der altägyptischen Sprache. Es entstand etwa 200 n. Chr. und wurde bis ungefähr 1000 n. Chr. als Amtssprache neben dem Griechischen verwendet. Im Gegensatz zu früheren Sprachstufen werden im Koptischen keine Hieroglyphen mehr geschrieben, sondern griechische Buchstaben sowie sechs Zusatzzeichen. Der Wortschatz besteht aus altägyptischen sowie aus dem Griechischen übernommenen Wörtern. Einige der altägyptischen Wörter wurden nach der islamischen Eroberung im Jahr 642 n. Chr. auch in das Ägyptisch-Arabische übernommen. Buchstabe Lautwert Name Buchstabe Lautwert Name a b g d e z h c i / ei k l m n 3 o a alpha p pi b beta r rho g gamma s sigma d delta t tau e epsilon u upsilon z zeta ph phi langes e eta kh khi th theta ps psi i iota langes o omega k kappa p r s t u / ou v y 2 w ¥ f x j q + S (sch) schai l lambda m mu n nu ks ksi o omicron f fai h hore(h) tS (tsch) djandja ki kyima ti ti Zusatzzeichen Die Koptischen Buchstaben: Übung: Lies die folgenden koptischen Wörter und überlege anhand des Hieroglyphenkatalogs und deiner Arbeitsblätter zu den Hieroglyphen, was sie bedeuten beziehungsweise von welchen ­ hieroglyphischen Wörtern sie abstammen könnten. Wie übersetzt man außerdem die vom altägpytischen bis ins Ägyptisch-Arabische verwendeten Wörter in der zweiten Tabelle? Koptisch Deutsch Koptisch son khme rh ouw¥b Altägyptisch NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 30 ƒf Éãd ’G á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Lautwert Koptisch wHA.t mw rdj aHaw ouwx moou + / ti axe Deutsch Deutsch aCÜ aCÜ aCÜ öbCÜ Ägyptisch-Arabisch öbCÜ aCÜ (Hocharabisch: öbCÜ) öêÕ öêÕ öbCÜ öêÕ èiC èiC aCÜ öêÕ èiC OÝÕ OÝÕ öbCÜ èiC OÝÕ F. Tawfik, DEO / J. Sigl, DAIK 2013 öêÕ OÝÕ èiC Schrift und Sprache der alten Ägypter Arbeitsblatt 4 – Lösungen Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Das Koptische Das Koptische ist die letzte Stufe der altägyptischen Sprache. Es entstand etwa 200 n. Chr. und wurde bis ungefähr 1000 n. Chr. als Amtssprache neben dem Griechischen verwendet. Im Gegensatz zu früheren Sprachstufen werden im Koptischen keine Hieroglyphen mehr geschrieben, sondern griechische Buchstaben sowie sechs Zusatzzeichen. Der Wortschatz besteht aus altägyptischen sowie aus dem Griechischen übernommenen Wörtern. Einige der altägyptischen Wörter wurden nach der islamischen Eroberung im Jahr 642 n. Chr. auch in das Ägyptisch-Arabische übernommen. Buchstabe Lautwert Name Buchstabe Lautwert Name a b g d e z h c i / ei k l m n 3 o a alpha p pi b beta r rho g gamma s sigma d delta t tau e epsilon u upsilon z zeta ph phi langes e eta kh khi th theta ps psi i iota langes o omega k kappa p r s t u / ou v y 2 w ¥ f x j q + S (sch) schai l lambda m mu n nu ks ksi o omicron f fai h hore(h) tS (tsch) djandja ki kyima ti ti Zusatzzeichen Die Koptischen Buchstaben: Übung: Lies die folgenden koptischen Wörter und überlege anhand des Hieroglyphenkatalogs und deiner Arbeitsblätter zu den Hieroglyphen, was sie bedeuten beziehungsweise von welchen ­ hieroglyphischen Wörtern sie abstammen könnten. Wie übersetzt man außerdem die vom altägpytischen bis ins Ägyptisch-Arabische verwendeten Wörter in der zweiten Tabelle? Koptisch Deutsch Koptisch Deutsch son khme Bruder Ägypten rh ouw¥b Sonne aCÜ AntwortaCÜ Altägyptisch Lautwert Koptisch Deutsch wHA.t mw rdj aHaw ouwx moou Oase Wasser geben Lebenszeit DEU TSC O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g F. Tawfik, DEO / J. Sigl, DAIK 2013 + / ti axe aCÜ öbCÜ Ägyptisch-Arabisch öbCÜ aCÜ (Hocharabisch: öbCÜ) öêÕ öêÕ öbCÜ öêÕ èiC èiC aCÜ öêÕ èiC OÝÕ OÝÕ 31 öbCÜ èiC OÝÕ öêÕ OÝÕ èiC G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Wissensquiz Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Wissensquiz 11.Was ist der Fachausdruck für Hieroglyphen, 1. Wie hieß der Entschlüssler der Hieroglyphenschrift die ein Wort in eine Kategorie einordnen (z.B. Flüssigkeit)? mit Nachnamen? 2. Wie heißt die ‚Druckschrift‘ der alten Ägypter? 12.Wie hießen die an die ägyptischen Tempel 3. Als was bezeichnet man das Haus der ägyptischen angeschlossenen Forschungseinrichtungen (Plural)? Götter? 4. Wie heißt das Papier der alten Ägypter? 13.Nenne den Namen des Helden einer altägyptischen Geschichte, die oft als Schülerübung diente! 5. Was ist der Fachausdruck für eine beschriftete Tonscherbe (Singular)? 14.Wie hieß das erste Schulbuch der alten 6. Wie nennt sich die Schreibschrift der alten Ägypter? Ägypter? 7. Wie heißt die letzte Stufe der altägyptischen 15.Wo wurde der Stein gefunden, der die Ent- 8. Was war im 1. Jahrtausend v. und n. Chr. die offizielle 16.Mit welchem Schreibgerät schrieben die alten 9. Wie hieß der König, der Neuägyptisch in der Schrift 17.Wie hieß der altägyptischen Gott der Wissen- 10.Wie heißt der Ort, an dem die ältesten beschrifteten 18.Was wurde in altägyptischen Texten rot Sprache? schlüsselung der Hieroglyphen ermöglichte? Amtssprache im Mittelmeerraum? eingeführt hat? Ägypter? schaft und der Schrift? Objekte aus dem alten Ägypten gefunden wurden? markiert? ­ 6 2 11 10 8 14 13 4 12 2 9 3 8 5 7 13 5 4 16 3 12 14 1 11 15 17 10 9 6 7 18 1 LÖSUNG: __ __ __ __ __ 1 2 3 4 5 __ __ __ __ __ __ __ __ __ ! (aus der Lebenslehre des Cheti, ca. 1800 v. Chr.) 6 7 8 9 10 11 12 13 14 NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj ƒf Éãd ’G É ŸC á° 32 G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Wissensquiz – Lösungen Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Wissensquiz 11.Was ist der Fachausdruck für Hieroglyphen, 1. Wie hieß der Entschlüssler der Hieroglyphenschrift die ein Wort in eine Kategorie einordnen (z.B. Flüssigkeit)? mit Nachnamen? 2. Wie heißt die ‚Druckschrift‘ der alten Ägypter? 12.Wie hießen die an die ägyptischen Tempel 3. Als was bezeichnet man das Haus der ägyptischen angeschlossenen Forschungseinrichtungen (Plural)? Götter? 4. Wie heißt das Papier der alten Ägypter? 13.Nenne den Namen des Helden einer altägyptischen Geschichte, die oft als Schülerübung diente! 5. Was ist der Fachausdruck für eine beschriftete Tonscherbe (Singular)? 14.Wie hieß das erste Schulbuch der alten 6. Wie nennt sich die Schreibschrift der alten Ägypter? Ägypter? 7. Wie heißt die letzte Stufe der altägyptischen 15.Wo wurde der Stein gefunden, der die Ent- 8. Was war im 1. Jahrtausend v. und n. Chr. die offizielle 16.Mit welchem Schreibgerät schrieben die alten 9. Wie hieß der König, der Neuägyptisch in der Schrift 17.Wie hieß der altägyptischen Gott der Wissen- 10.Wie heißt der Ort, an dem die ältesten beschrifteten 18.Was wurde in altägyptischen Texten rot Sprache? schlüsselung der Hieroglyphen ermöglichte? Amtssprache im Mittelmeerraum? Ägypter? eingeführt hat? schaft und der Schrift? Objekte aus dem alten Ägypten gefunden wurden? markiert? ­ 6 2 M 2 I E R M T R 5 G R 1 O O S G I T L E R14 Y C H A M K H I O E N 6 M 4 P A O L T I V 12 N R9 Y U E A D H B K T O E E O I S P E P H S E13 A B T 7 10 Y R 3 U T L L S B12 I N E C 7 H R N A T O O S 17 E10 T N C 18 W1 I C H T I LÖSUNG: W E R D E 1 2 3 4 5 G E E A 15 C N S H H S 9 N C I 11 O 5 N 16 T E H U O S T E S R S C H R E I B E R ! (aus der Lebenslehre des Cheti, ca. 1800 v. Chr.) 6 8 9 10 11 12 13 14 33 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 7 É≤ ó ŸG 8 N E E 3 I dÉH áj SQ E T ƒf Éãd ’G á° K D4 E S DEU TSC 14 11 H8 13 H G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC Schrift und Sprache der alten Ägypter Bastelanleitung – Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache 1. Zeichne auf ein großes Blatt Papier (mindestens Din A3) entlang der langen Seite eine Linie mit ­Markierungen in regelmäßigen Abständen für die Daten 3000 v. Chr., 2000 v. Chr., 1000 v. Chr., das Jahr 0 und 1000 n. Chr. 2. Die ägyptische Geschichte wird in folgende Abschnitte unterteilt: Frühdynastische Zeit (ab ca. 2900 v. Chr.) 3. Zwischenzeit (ab ca. 1077 v. Chr.) Altes Reich (ab ca. 2545 v. Chr.) Spätzeit (ab ca. 723 v. Chr.) 1. Zwischenzeit (ab ca. 2120 v. Chr.) Griechische Zeit (Ptolemäerzeit; ab 332 v. Chr.) Mittleres Reich (ab ca. 1980 v. Chr.) Frührömische Zeit (ab 30 v. Chr.) 2. Zwischenzeit (ab ca. 1760 v. Chr.) Spätrömische Zeit (koptisch-christliche Zeit; ab 284/5 n. Chr.) Neues Reich (ab ca. 1539 v. Chr.) Islamisches Mittelalter (ab 642 n. Chr.) Markiere diese Abschnitte auf deinem Zeitstrahl und beschrifte sie! 3. Unten findest du Angaben zum Anfang der Entwicklung, der tatsächlichen Gebrauchsphase und dem Ausklang der verschiedenen ägyptischen Sprachstufen bis 1000 n. Chr. sowie Beispiele. Markiere die Zeiträume, in denen jede der Sprachstufen verwendet wurde, in deinem Zeitstrahl mit Linien, schneide die Beispiele aus und klebe sie dazu! Sprachstufe Entwicklung ab Gebrauchszeitraum Ausklang bis Frühägyptisch vor 3000 v. Chr. Frühdynastische Zeit Anfang des Alten Reichs Altägyptisch Frühdynastische Zeit Altes Reich – 1. Zwischenzeit Anfang des Mittleren Reichs Hieratisch Frühdynastische Zeit Altes Reich – ca. 650 v. Chr. Anfang der Ptolemäerzeit Mittleres Reich – Spätzeit Ptolemäisch Mitte der Spätzeit Ptolemäerzeit – frührömische Zeit ca. 500 n. Chr. Koptisch ca. 200 n. Chr. 300 n. Chr. – 1000 n. Chr. heute Übersetzung: „Hat ein Vater das Gesicht seines Sohnes (je) vergessen?“ Hieratisch: Papyrus Westcar VII.3, Ägyptisches Museum, Berlin, P 3033 Übersetzung: „100 ds-Krüge Bier bis auf den heutigen Tag trinken“ Ptolemäisch: Säule 2 aus Esna, No. 206 §10 Früh­ägyptisch: British ­Museum, London, EA 32650 Übersetzung: „Da entstanden die Menschen aus den Tränen seines Auges“ Koptisch: Apophtegmata Patrum no. 293b tamio nan Noukoui nar¥in NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC Übersetzung: „Bereite für uns ein kleines Linsen­ Übersetzung: (gericht) zu!“ „der Königssiegler ­Hemaka“ Altägyptisch: Pyramidentext Spruch 272 aus der Pyramide des Unas, Saqqara ca. 500 n. Chr. Übersetzung: „Stelle keinen armen Mann neben einen reichen Mann“ ca. 650 v. Chr. – Anfang der spätrömischen Zeit Demotisch: Lehre des Anchsheshonqi 23.22, British Museum, London, BM 10508 Ende der Spätzeit Mitte der 3. ­ Zwischenzeit Übersetzung: „Wirst du nicht gegen mich vorgehen, so werde ich nicht gegen dich sprechen.“ Ende Mittleres Reich ca. 1350 v. Chr. – ca. 1000 v. Chr. Demotisch Mittelägyptisch: Sargtexte Spruch 323i-j nach British Museum, London, E 30839 Neuägyptisch Neuägyptisch: Hilferuf Ramses II. in der Qadeschschlacht, Karnaktempel §93 dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj ƒf Éãd ’G É ŸC á° 34 ca. 500 n. Chr. Übersetzung: „Unas ist der Erste des Gefolges“ Mittelägyptisch 1. Zwischenzeit G á « ∏« ‚E’ G á «f H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 dÉH ƒf SQ ó ŸG É≤ áj Éãd á° DEU TSC NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK Iô g H. Sonbol / J. Sigl, DAIK 2013 2120 1980 1760 1539 Neues Reich 1077 3. Zwischenzeit 2. Zwischenzeit 1. Zwischen- Mittleres zeit Reich 332 Sprachstufe der Zeit 284/5 n. Chr. Spätrömische Zeit 642 Islamisches Mittelalter 1000 n. Chr. G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC ’G Übersetzung: „Bereite für uns ein kleines Linsen-(gericht) zu!“ tamio nan Noukoui nar¥in Koptisch: Apophtegmata Patrum nach Zoega 1810, no. 293b Übersetzung: „Da entstanden die Menschen aus den Tränen seines Auges“ Ptolemäisch: Säule 2 aus Esna, No. 206 §10 nach Sauneron 1968, 30 Übersetzung: „Stelle keinen armen Mann neben einen reichen Mann“ Demotisch: Lehre des Anchsheshonqi 23.22, British Museum, London, BM 10508 Übersetzung: „Hat ein Vater das Gesicht seines Sohnes (je) vergessen?“ Neuägyptisch: Hilferuf Ramses II. in der Qadeschschlacht, Karnaktempel §93 nach Kitchen 1979, 34 30 0 Griechische Zeit Frührömische Zeit (Ptolemäerzeit) Übersetzung: „Wirst du nicht gegen mich vorgehen, so werde ich nicht gegen dich sprechen.“ Entwicklung/Ausklang der ­ Sprachstufe Kitchen, K.A., Ramesside Inscriptions II, Oxford 1979. Sauneron, S., Esna III, Kairo 1968. Zoega, G. Catalogus codicum Coptorum manuscriptorum qui in museo Borgiano Velitris adservantur, Rom 1810. 723 Spätzeit Mittelägyptisch: Sargtexte Spruch 323i-j nach British Museum, London, E 30839 Übersetzung: „100 ds-Krüge Bier bis auf den heutigen Tag trinken“ Hieratisch: Papyrus Westcar VII.3, Ägyptisches Museum, Berlin, P 3033 Übersetzung: „Unas ist der Erste des Gefolges“ Altägyptisch: Pyramidentext Spruch 272 aus der Pyramide des Unas, Saqqara 2545 Altes Reich 1000 v. Chr. 2000 v. Chr. Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache ­ Übersetzung: „der Königssiegler ­ Hemaka“ Früh­ägyptisch: British ­ Museum, London, EA 32650 ca. 2900 v. Chr. Frühdynastische Zeit 3000 v. Chr. Schrift und Sprache der alten Ägypter Zeitstrahl zur ägyptischen Schrift und Sprache – Lösung 35 Schrift und Sprache der alten Ägypter Bastelanleitung – Papyrus, Schreibbinse und Rohrfeder Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Papyrus, Schreibbinse und Rohrfeder Papyrus Benötigte Materialien: ca. 1,50 m Papyrusstengel (Papyruspflanzen können im Pharaonic ­Village in Giza oder auf Plantagen im Nildelta erworben werden); saugfähiges Papier (Löschblätter/ Haushaltspapier); Holzbretter; Dinge zum Beschweren/Blumenpresse bzw. Nudelholz. Arbeitszeit: insgesamt ca. 45 Minuten bis Schritt 10; Vorversuche mit weniger Material empfohlen. Papyrusherstellung Schritt 1–3 Schritt 1: Papyrusstengel in ca. 15 cm lange Abschnitte schneiden (Länge kann je nach Art der verfügbaren Presse variiert werden); Schritt 2: Die grüne Außenschicht der Abschnitte mit einem Cutter/Teppichmesser vom weißen Mark abschälen; Schritt 3: Mark der Länge nach in ca. 1–2 mm dicke Streifen schneiden (benötigt werden ca. 30 solcher Streifen pro herzustellendem Papyrusblatt = ca. 10 Stengelabschnitte aus Schritt 1); Schritt 4: Holzbrett/Pressenunterteil mit einer Schicht saugfähigem Papier bedecken (damit es den ausgepressten Pflanzensaft der Papyrusstreifen aufsaugt); Schritt 5: ca. 15 Papyrus-Streifen leicht überlappend (1mm) nebeneinander auf das Papier legen; Schritt 6: Die anderen ca. 15 Streifen im rechten Winkel ­gedreht zur ersten Schicht und ebenfalls leicht überlappend auflegen; Schritt 7: Beide Lagen mit saugfähigem Papier und weiterem Holzbrett/Pressendeckel ­ bedecken; ­ Schritt 8: Saft aus den Streifen pressen, indem von oben auf die gesamte Anordnung kräftiger Druck ausgeübt wird (am Anfang gelingt das Pressen am besten, wenn eine Person sich vorsichtig auf das Brett stellt); Papyrusherstellung Schritt 4–6 (Anleitung in Anlehnung an eine vom Schulbiologiezentrum Hannover erstellte Arbeitshilfe) NG. OBERSCH EVA UL HE O AIR EK DEU TSC 36 ƒf Éãd ’G É ŸC á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f F. Tawfik, DEO / J. Sigl, DAIK 2013 Schrift und Sprache der alten Ägypter Bastelanleitung – Papyrus, Schreibbinse und Rohrfeder Name: ________________________________________________ Klasse: ________ Datum: ____________ Schritt 9: Oberes Brett entfernen und mit ­ einer Rolle (z.B. Nudelholz) kräftigen Druck auf das obere Löschblatt ausüben (bei ­ Verwendung einer ­Blumenpresse kann dieser Schritt übersprungen werden); Schritt 10: In regelmäßigen Abständen das durchfeuchtete Papier wechseln (der trocknende Pflanzensaft sorgt zwischen den Papyrusfasern für das Verkleben); Papyrusherstellung Schritt 9–10 → Wenn kaum noch Flüssigkeit das saugfähige Papier befeuchtet, kann das Papyrus-Blatt zum Trocknen flach gelagert werden (in Blumenpresse oder unter Gewichten). Papyrusblätter, die aus echtem Papyrus hergestellt wurden, erkennt man daran, dass man ­ gegen das Licht die zwei senkrecht zueinander stehenden Schichten deutlich sichtbar sind. Die ­Beschriftung in Zeilen oder Spalten gelingt jeweils auf der Seite einfacher, auf der man der ­ Faserrichtung der einen oder anderen Schicht folgen kann.Papyrus kann gut gerollt, aber schlecht geknickt werden! Schreibbinse und Calamus/Rohrfeder Benötigtes Material: getrockneter Binsenstengel/ getrocknetes, gesäubertes hohles Schilfrohr; Arbeitszeit: Wenige Minuten; Schreibbinse (oben): Stengel an einem Ende gerade abschneiden, das andere durch Kauen oder Hämmern etwas zerfasern J; Calamus/Rohrfeder: Schreibbinse Calamus / Rohrfeder 1 2 Schritt 1: Mit Cutter/Teppichmesser in steilem Winkel das eine Ende abschneiden; Schritt 2: In die entstandene Spitze mittig einschneiden (erhöht Saugfähigkeit und verhindert Verlaufen); Schritt 3: Die Feder zu beiden Seiten verschmälern und die Spitze kantiger gestalten; Schritt 4: Spitze von oben gerade oder schräg abschneiden (erhöht Schreibkontrolle). 3a 3b 4 37 O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH áj SQ É≤ ó ŸG Iô g F. Tawfik, DEO / J. Sigl, DAIK 2013 DEU TSC (Anleitung in Anlehnung an eine vom Schulbiologiezentrum Hannover erstellte Arbeitshilfe) G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC DEU TSC O AIR EK NG. OBERSCH EVA UL HE ƒf Éãd ’G á° dÉH SQ É≤ ó ŸG Iô g áj G á « ∏« ‚E’ G á «f É ŸC