ÜBUNGEN IM WIRTSCHAFTSRECHT Gemeinschaftliches Vorlesungsskript Prof. Dr. jur. Bernd E c k a r d t Prof. Dr. jur. Friedrich Klein – Blenkers Prof. Dr. jur. Dieter Klett Prof. Dr. jur. Christian Siller VORLESUNGSBEGLEITENDE FÄLLE A. Allgemeiner Teil des BGB Fall 1 R ist Redakteur einer Lokalzeitung. Er hat schon des öfteren in scharfer Form die städtischen Verkehrsbetriebe wegen ihrer Preispolitik kritisiert. Als R in einen Bus der Verkehrsbetriebe einsteigen will, verweigert ihm dies der Busfahrer, der R kennt und dem die von R geäußerte Kritik stets mißfallen hat. Zu Recht? Fall 2 Herr MUTIG holt Ehefrau und Baby von der Klinik ab. Durch Verschulden des Kraftfahrers BREIT wird das Baby bei einem Verkehrsunfall verletzt. Hat das Kind gegen BREIT einen Schadensersatzanspruch? Fall 3 Der greise Herr REICH traut seiner Nachkommenschaft keinen vernünftigen Umgang mit den von ihm angehäuften Vermögenswerten nach seinem Ableben zu (getreu dem Grundsatz: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“). Deshalb setzt er, als er sein Ende nahen sieht, zum Erben das (noch nicht geborene) Kind der schwangeren BWL-Studentin BEATE ein. Noch vor dessen Geburt stirbt REICH. Wer wird Erbe? Wie ist die Rechtslage, wenn das Kind bei der Geburt verstorben ist? Fall 4 Bei einer Weinversteigerung in Trier winkt ein ortsfremder Besucher einem Freunde zu, der die Versteigerungshalle betritt. Er weiß nicht, dass das Heben des Arms die Abgabe eines höheren Gebotes bedeutet. Hat er den Wein zu diesem Gebot gekauft? Fall 5 Der vielbeschäftigte Manager BALDUIN unterschreibt eine ihm von seiner Sekretärin vorgelegte Bestellung für neue Büromöbel in der Annahme, es handele sich um ein Glückwunschschreiben. Liegt eine wirksame Willenserklärung vor? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 2 _______________________________________________________________________________________________ Fall 6 FREUNDLICH erklärt sich gegenüber seinem Nachbarn GRIMMIG bereit, ihn am Samstag mit dem Pkw in die Stadt mitzunehmen. Tatsächlich vergißt er es. Ist er zur Nachholung verpflichtet? Fall 7 Herr LORD wirft in den Zigarettenautomat die passende „€-Münze“ und drückt die für die Freigabe seiner Lieblingsmarke vorgesehene Taste. Da der entsprechende Schacht leer ist, hat er Gelegenheit, sich Gedanken über die Rechtslage zu machen. Ist ein Vertrag mit dem Automatenaufsteller zustande gekommen? Fall 8 Frl. SÜCHTIG ist sehr angetan von einer im Katalog des Versandhändlers QUELLE beworbenen Kamera. Sie bestellt das Gerät mit der beiliegenden Bestellkarte. Als sie wenig später die Antwort erhält, das Gerät sei nicht mehr vorrätig, pocht sie auf ihre (vermeintlichen?) Rechte. Fall 9 Sie sind im Supermarkt, um die nötigen Grundnahrungsmittel zu erwerben. U.a. haben Sie mehrere Bierdosen „Waldschlößchen“ und eine Flasche Weinbrand „Goldkrone“ in den Einkaufswagen gelegt. Als Sie schon in der Schlange vor der Kasse stehen, fällt Ihnen ein, dass Sie noch einen neuen BGB-Text kaufen müssen. Da ansonsten das Geld nicht reichen würde, nehmen Sie die „Goldkrone“ wieder aus dem Wagen und stellen sie zurück in das - auf Ihrer Höhe befindliche - Regal mit Putzmitteln. Der Filialleiter, der dies zufällig beobachtet hat, verlangt von Ihnen Bezahlung der Flasche. Zu Recht? Fall 10 Frl. A erhält von einem Versandhandel ein Maniküre-Set zugesandt. In dem beiliegenden Schreiben heißt es u.a.: „Falls Sie, sehr verehrtes Frl. A, das Set nicht innerhalb von 2 Wochen zurückschicken, gehen wir davon aus, dass Sie unser äußerst günstiges Angebot annehmen.“ Frl. A ist am Erwerb nicht interessiert, versäumt aber die Rücksendung innerhalb der gesetzten Frist. Wie ist die Rechtslage? Fall 11 Weinhändler W schickt dem Einzelhändler E zur deutschen Weinwoche, wie in den vergangenen Jahren, ein Weinsortiment als preisgünstiges Sonderangebot. E packt die Sendung aus und stellt die Flaschen in ein Verkaufsregal. Muß er die Lieferung bezahlen? Fall 12 KONRAD bestellt bei VINCENZ 10 TV-Geräte für je 498 € gemäß seinen auf der Rückseite des Bestellformulars aufgedruckten Einkaufsbedingungen, auf die auf der Vorderseite durch hervorgehobenen Druck hingewiesen wird. Danach räumt er sich u.a. das Recht ein, bei Zahlung innerhalb von 14 Tagen 3 % Skonto abzuziehen. VINCENZ bestätigt mit vorgedruckter Auftragsbestätigung, in der es u.a. heißt: „...gemäß unseren Verkaufs- und Lieferbedingungen...“. Nach diesen Bedingungen ist u.a. ein Skontoabzug ausdrücklich verwehrt. Kann KONRAD nach erfolgter Lieferung vom Rechnungsbetrag 3 % Skonto abziehen? Fall 13 NEU ist ein Freund des Internet. Er liebt das Tele-Shopping. Er bestellt „per Mausklick“ bei TEUER 12 Fl. „Michael-Schumacher-Sekt“. Wenig später reut ihn sein Tun. Wie ist die Rechtslage? Fall 14 V und K schließen am Samstag einen Kaufvertrag über ein dem V gehörendes Auto. Die Abholung soll am Montag erfolgen. Darf K sich schon am Samstag als Eigentümer fühlen? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 3 _______________________________________________________________________________________________ Fall 15 Tante EMMA schenkt dem 5jährigen MAX ein Mobiltelefon. Ist der Schenkungsvertrag wirksam? Fall 16 Der 17jährige MORITZ schließt mit einem „Kumpel“ einen Kaufvertrag über ein gebrauchtes Leichtkraftrad zum Preis von 700 €. Der Verkehrswert des Fahrzeugs liegt bei 1100 €. Ist der Kaufvertrag wirksam? Fall 17 Der 12jährige FRIDOLIN wird vom Kontrolleur ohne Fahrschein in einer KVB-Bahn angetroffen. Das ihm von den Eltern zum Kauf des Tickets überlassene Geld hat der sonst zuverlässige FRIDOLIN in einer Spielhalle umgesetzt. Die KVB verlangt von ihm ein „erhöhtes Beförderungsentgelt“ von 30 €. Zu Recht? Fall 18 Die Bank B übersendet absprachegemäß dem LISTIG ein ausgefülltes Bürgschaftsformular mit der Bitte, es unterschrieben zurückzusenden. LISTIG unterschreibt das Formular und faxt es an B. Kann diese zufrieden sein? Fall 19 Der betagte FRITZ hat eine unleserliche Handschrift. Um seinen Erben einen Gefallen zu tun, faßt er sein Testament mit der Schreibmaschine ab und unterschreibt es. Fall 20 Der geschäftsunerfahrene Rentner R kauft vom Bauunternehmer U ein Hausgrundstück. Bei diesem Kauf will er sein gesamtes erspartes Geld anlegen. U schließt mit R einen privatschriftlichen Vertrag und erklärt ihm ausdrücklich, damit seien alle Formalitäten erledigt. Nachdem R den Kaufpreis gezahlt hat, verweigert U entsprechend seinem bereits vor Vertragsschluß gefaßten Plan die Übereignung des Grundstücks mit der Begründung, der Kaufvertrag sei wegen § 125 BGB nichtig. Zu Recht? Fall 21 Einzelhändler H verkauft einem nach 20.00 Uhr erschienenen Kunden noch Lebensmittel. Ist der Vertrag wirksam? Fall 22 Unternehmer U schließt mit einem 15jährigen Jugendlichen einen Arbeitsvertrag über 41 Wochenstunden. Ist der Vertrag wirksam? Fall 23 E ist verheiratet. Er setzt seine Freundin F, mit der er jahrelang ehewidrige Beziehungen unterhalten hat, zur Alleinerbin ein. Die Ehefrau des E wendet sich an einen Rechtsanwalt mit der Bitte um Prüfung, ob das Testament wirksam ist. Fall 24 Der in Deutschland lebende italienische Mitbürger LUIGI kaufte 1990 auf ein Zeitungsinserat 2 Karten für das Fußball-WM-Endspiel in Rom. Für die ursprünglich zu je 250 € ausgegebenen Karten akzeptierte er einen - auf der übergroßen Nachfrage beruhenden - Preis von je 1.500 €. Nachdem die italienische Nationalmannschaft im Halbfinale ausgeschieden war, verlangte LUIGI von seinem Verkäufer unter Berufung auf § 138 BGB Rückzahlung der 3.000 €. Zu Recht? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 4 _______________________________________________________________________________________________ Fall 25 In einer Kölner Kneipe bestellt ein Gast aus Dresden einen „halven Hahn“. Er erwartet, ein halbes Hähnchen zu bekommen, und ist daher erstaunt, dass ihm ein Käsebrötchen serviert wird. Was raten Sie ihm? Fall 26 Im Schaufenster der Boutique der B ist ein Abendkleid für 350 € ausgestellt. Frau F sieht das Kleid und möchte es kaufen. B erklärt ihr, sie könne das Kleid nur für 550 € haben; die Preisauszeichnung beruhe auf einem Irrtum. Fall 27 Wie wäre es im vorhergehenden Fall, wenn sich der Irrtum erst nach Aushändigung und Bezahlung des Kleides herausgestellt hätte? Fall 28 SCHNELL kauft ein Auto, weil er davon ausgeht, dass er nächste Woche die Führerscheinprüfung besteht. Er besteht sie aber nicht. Kann er den Kaufvertrag anfechten? Fall 29 Der vielbeschäftigte Controller MAX bittet seinen Freund FRITZ, der als Student über viel Freizeit verfügt, ihm bei der Anschaffung eines gebrauchten PKW behilflich zu sein. Er erklärt ihm, er solle sich nach einem Fahrzeug des Typs Golf GTI umschauen. FRITZ sieht wenig später bei dem Autohaus SCHEIN ein derartiges Fahrzeug. Angesichts des ihm sehr günstig erscheinenden Preises schließt er sofort einen Kaufvertrag ab. Wie ist die Rechtslage? Fall 30 Sie bitten Ihren Kommilitonen K, der ohnehin zu dem Musikladen „URANUS“ unterwegs ist, Ihnen die aktuelle CD der beliebten „Sülzer Herzbuben“ mitzubringen. K entspricht Ihrem Wunsch. Als Sie zu Hause die CD auflegen wollen, stellt sich heraus, dass die Scheibe schadhaft ist. Auf Ihr Ersatzverlangen entgegnet URANUS, Sie seien nicht sein Vertragspartner. K sei, was zutrifft, nicht als Ihr Stellvertreter aufgetreten. Fall 31 BRAV hat zuhause einen PC mit T-Online-Anschluß. Ohne sein Wissen, aber unter seinem Namen bestellt sein Sohn FELIX bei BEATE UHSE kostenpflichtiges „Informationsmaterial“. Als BRAV die Rechnung erhält, wendet er ein, er habe nichts bestellt. Ist er zur Zahlung verpflichtet? Ändert sich etwas, wenn er den PC mit einem Codewort (z.B. Name der Ehefrau) versehen hatte, das FELIX zunächst knacken mußte? Fall 32 Im Transportunternehmen des T ist der Kraftfahrer K beschäftigt. K hat seit Jahren bei der Firma V Reifen gekauft. Die Rechnungen hat V jeweils an T geschickt, der stets anstandslos gezahlt hat. Eines Tages lehnt er die Begleichung einer Rechnung über Reifen mit der Begründung ab: „K hatte keine Vollmacht. Bestellungen darf bei uns nur der Einkaufsleiter L tätigen.“ - Muß T die Reifen bezahlen? Fall 33 NORD arbeitet für den Devisenhändler STERN. STERN tätigt Anlagegeschäfte in erheblichem Umfang unter der Bezeichnung „Stern Investments Inc., Florida/USA“. Tatsächlich existiert keine derartige USamerikanische Gesellschaft. Im März zahlt der Metzgermeister KARL-HEINZ aufgrund des Versprechens einer „Renditegarantie“ von 20 % jährlich 25.000 € in bar an NORD. Dieser handelt hierbei als „Bevollmächtigter“ der „Stern Investments Inc.“. Der Verbleib des Geldes ist ungeklärt. STERN scheidet im April Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 5 _______________________________________________________________________________________________ durch Freitod aus dem Leben, wobei er Forderungen geschädigter Anleger in Höhe von 50 Mio. € (!) zurückläßt. KARL-HEINZ verlangt nun von NORD Rückzahlung der 25.000 € mit der Begründung, NORD hafte als Vertreter ohne Vertretungsmacht, da er als Bevollmächtigter eines nicht existierenden Unternehmens aufgetreten sei. Fall 34 Am Mittwoch, dem 08.01., vormittags um 10 Uhr schließen A und B einen Kaufvertrag über einen Pkw. A muß den Pkw innerhalb einer Frist von drei Tagen liefern, B muß den Kaufpreis innerhalb einer Frist von einer Woche begleichen. Wann laufen die für die beiderseitigen Leistungen gesetzten Fristen ab? Fall 35 ALFRED hat sich von dem Rundfunkhändler „RADIO WEST“ im Oktober 2000 eine Satellitenanlage liefern und montieren lassen. Da WEST seine Bücher nachlässig führt, wird erst im Dezember 2002 der Außenstand festgestellt. Als ALFRED den von West erwirkten Mahnbescheid erhält, beruft er sich auf Verjährung. Zu Recht? Fall 36 Großhändler A und Einzelhändler B, stehen in ständiger Geschäftsbeziehung. Als B dem X gegenüber in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät, verbürgt sich A mündlich für ihn. Kann X den A als Bürgen in Anspruch nehmen? Fall 37 Kaufmann B verkauft Privatmann C an der Haustür einen Fernseher. Als C den Fernseher eine Woche später anschließen möchte, stellt er fest, dass dieser nicht funktioniert. Welche Rechte hat C ? Wie verhält es sich, wenn es sich bei C ebenfalls um einen Kaufmann handelt, der den Fernseher im Rahmen seines Geschäftsbetriebs nutzen will? Fall 38 V bietet dem K brieflich 1.000 Video-Recorder für 500 EUR/Stück an. K antwortet telefonisch, er sei bereit, für 450 EUR/Stück zu kaufen. V erklärt, er wäre zu diesem Preis zum Verkauf von 500 Stück bereit. K solle ihn am nächsten Tag brieflich informieren. Welche Möglichkeiten hat K? Sogleich nach Beendigung des Telefonats schreibt K dem V, er sei mit 500 Video-Recordern zu 450 EUR einverstanden. Aufgrund eines Fehlers bei der Briefzustellung kommt der Brief jedoch erst drei Wochen später bei V an. Wie ist die Rechtslage? Fall 39 K kauft bei V zehn CD´s zum Preis von insgesamt 150 EUR. Wie ist die Rechtslage, wenn sich für V nachträglich herausstellt, dass K erst 16 Jahre alt ist? Welche Möglichkeiten stehen dem V zur Verfügung, diese für ihn unsichere Situation zu beenden? Fall 40 Großmutter O schenkt ihrem 17-jährigen Enkel E 200 EUR. Von dem Geld kauft E sich bei V mehrere CD´s. Wie ist die Rechtslage? Wie wäre der Fall zu beurteilen, wenn E heute 18 Jahre alt würde? Fall 41 C und D schließen einen Kaufvertrag über 10.000 Herrenhemden. Das Eigentum geht auf D über. D hat allerdings irrtümlich einen um 10 % niedrigeren Kaufpreis verstanden. Wie ist die Rechtslage, wenn sich der höhere Kaufpreis bei Stellung der Rechnung herausstellt? Wie verhält es sich, wenn D sich in der Art des Stoffes der Hemden geirrt hat? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 6 _______________________________________________________________________________________________ Fall 42 V verkauft dem K einen Unfallwagen als unfallfrei, obwohl er (= V) von dem schweren Vorschaden weiß. Welche Möglichkeiten stehen dem K zu, wenn es aufgrund des Vorschadens zu einem weiteren Unfall kommt, bei dem K schwer verletzt wird? Wie ist die Rechtslage, wenn der vorherige Eigentümer S von dem (Vor-) Unfall wusste, den PKW aber gleichwohl als unfallfrei an V verkauft hat? Fall 43 A, die beruflich für einige Tage ins Ausland reisen muss, bittet ihre Freundin F, für sie ein gebrauchtes Cabriolet zu kaufen, welches A abends noch in der Nachbarstraße als zum Kauf angeboten gesehen hat. Wozu ist F berechtigt, wenn A als Obergrenze für den Kaufpreis 10.500 € genannt hat? Wie ist die Rechtslage, wenn F am Kaufen Gefallen findet und einige Wochen später wieder ein Cabriolet für A kauft, dieses Mal freilich, ohne von A hierzu bevollmächtigt zu sein? Fall 44 V verkauft dem K einen PKW. Im Kaufvertrag wird K die Möglichkeit eingeräumt, den Kaufpreis in drei Raten zu zahlen. Wie ist die Rechtslage, wenn K den PKW sofort erhalten, das Eigentum jedoch erst mit Zahlung der letzten Rate auf K übergehen soll? Fall 45 A heftet an einen Straßenbaum einen Zettel: „ Wiederbringer meines entlaufenen Dackels erhält 50 € Belohnung.“ Muss A diesen Betrag an B zahlen, wenn dieser das Tier zurückbringt, aber von dem Zettel nichts weiß? (vgl. § 657). Fall 46 Der Mieter M, der nach dem Mietvertrag das Mietverhältnis über seine Wohnung mit einer Monatsfrist zum Monatsende zu kündigen berechtigt ist, schreibt am 15.1. dem Vermieter V einen Brief, in dem er zu Ende Februar kündigt. M wirft den Brief am 22.1. in den Briefkasten und wird von V am 24.1. gelesen. Ist die Kündigung wirksam, wenn M am 20.1. (23.1.) geisteskrank und damit geschäftsunfähig wird (vgl. § 105 Abs. 1 BGB)? Fall 47 Der Mieter M einer Maschine will das Mietverhältnis telefonisch kündigen, was jeweils zum Monatsende möglich ist. Deshalb ruft er am späten Freitagnachmittag im Geschäft des Vermieters V an. Wegen Dienstschlusses ist das Telefon nicht mehr besetzt, aber mit einem Anrufbeantworter verbunden. M spricht seine Kündigung „zum Ende des Monats Dezember“ auf Band, „...er könne die Maschine von nun an nicht mehr brauchen...“. V hört die Nachricht am Montag um 9 Uhr ab. Ist die Kündigung wirksam, wenn die Kündigungsfrist am Freitag ablief? Fall 48 V lehnt die Annahme eines Briefes durch M ab, weil er Strafporto bezahlen soll. Nach ausreichender Frankierung durch M wird der Brief, der eine Kündigungserklärung enthält, drei Tage später dem V zugestellt. Ist die Kündigung wirksam, obwohl innerhalb der drei Tage die Kündigungsfrist verstrichen ist? Wie, wenn der Brief zwar rechtzeitig in den Hausbriefkasten des V geworfen wird, dieser sich aber in Urlaub befindet und er vom Inhalt erst nach Ablauf der Kündigung Kenntnis nehmen kann? Macht es einen Unterschied, wenn M vom Urlaub des V wusste und den Zeitpunkt so ausgewählt hatte, damit V sich erst verspätet um einen Nachmieter kümmern konnte? Fall 49 Der 16jährige K hat eine Eigentumswohnung geerbt. Mieter M überreicht ihm eine schriftliche Kündigungserklärung. Gleichzeitig bedankt er sich für das angenehme Mietverhältnis und möchte ihm dafür eine Schachtel Pralinen schenken (Angebot auf Abschluss eines Schenkungsvertrages); außerdem ist die Schwes- Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 7 _______________________________________________________________________________________________ ter des M dabei und bietet K den Abschluss eines Folgemietvertrages an. Wirksam? Fall 50 V schreibt an K: „Ich biete Ihnen meine Vase, die Ihnen so gut gefiel, für 200 € zum Kauf an.“. Während der Brief von der Post befördert wird, schreibt K an V: „Sie werden gemerkt haben, dass ich Gefallen an Ihrer Vase gefunden habe. Ich möchte sie kaufen und biete Ihnen dafür 200 €.“. Ist ein Kaufertrag zustande gekommen? Fall 51 V schreibt an K: „Ich biete Ihnen meine Vase, die Ihnen so gut gefiel, für 200 € zum Kauf an.“. K antwortet: „Ich nehme Ihr Angebot an, kann aber nur in 4 Monatsraten à 50 € zahlen.“ Wie, wenn K zurückschreibt: „Ich nehme Ihr Angebot an, bitte Sie aber wohlwollend zu prüfen, ob ich nicht in 4 gleichen Monatraten zahlen kann.“. Sind jeweils Kaufverträge zustande gekommen? Fall 52 Buchhändler B schreibt an seinen Kunden K, er biete ihm eine alte BGB-Textausgabe, Beck-Verlag von 1997 antiquarisch zum Kauf an. K antwortet, er nehme das Angebot an. Wie, wenn B die „neueste Auflage der BGB-Textausgabe des Beck-Verlags, soeben eingetroffen“ anbietet und K annimmt? Sind jeweils Kaufverträge zustande gekommen? Fall 53 V hat in seinem Schaufenster ein Modellkleid für 450 € ausgestellt. Frau A, die das Kleid gesehen hat, ruft V an und erklärt, dass sie das Kleid nehme. V antwortet, er werde es ihr zuschicken. Kurz darauf sieht B das Kleid, geht sofort in den Laden und erklärt dem V, dass sei das Kleid kaufe. V bedauert, das Kleid sei bereits verkauft. Frau B verlangt das Kleid, da sie das von V im Schaufenster gemachte Angebot angenommen habe. Ist ein Kaufertrag zustande gekommen? Fall 54 V bietet dem K ein einem am 1.6. abgeschickten und dem K am 3.6. durch die Post zustellten Brief eine Vase für 100 € zum Kauf an. K schreibt dem V am Abend des 4.6. einen Brief, in dem er erklärt, er nehme das Angebot an; dieser Brief geht dem V am 6.6. zu. Ist ein Kaufertrag zustande gekommen? Fall 55 B ist von K verklagt worden und hat die erste Instanz verloren. Mit dem Urteil könnte K nun in das Vermögen des B vollstrecken. Allerdings ist B im Urteil gestattet worden, die Zwangsvollstreckung abzuwenden, wenn er Sicherheit in Höhe der Klagesumme (1 Mio. €) leistet. B erreicht, dass seine Hausbank B zugunsten des K eine Bürgschaft in Höhe von 1 Mio. € ausstellt. Die Bürgschaftsurkunde überbringt er K, der sie zu seinen Unterlagen nimmt. Wirksamkeit der Bürgschaft? Fall 56 Kaufmann K bestellt bei V telefonisch 5 Posten Herrenhosen à 35 Stück. V irrt sich im Bestätigungsschreiben über die Menge und schreibt: „...5 Posten à 53 Stück...“. K beachtet das Schreiben nicht weiter und heftet es ab. Vertragsschluss? Fall 57 Der 16jährige K kauft ohne Wissen seiner Eltern bei V ein Radio zum Preis von 60 € und zahlt von seinem Taschengeld 20 € an; den Rest will er in vier Monatsraten zahlen. Wirksamer Kaufvertrag? Fall 58 Der minderjährige G hat eine Darlehensforderung gegen S in Höhe von 1.000 €. Nach dem Vertrag kann zum 1. jeden Monats mit einmonatiger Kündigungsfrist gekündigt werden. Nachdem G seinen Eltern akute Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 8 _______________________________________________________________________________________________ Geldnot plausibel gemacht hat und diese sich einverstanden gezeigt haben, kündigt er am 30. 4. zum nächstmöglichen Termin. Hiergegen wendet S sogleich ein, ohne die Mitwirkung von G´s Eltern bei der Kündigung „laufe gar nichts“. Rechtslage? Fall 59 Der elfjährige T sammelt Comics. Da er plant, eine bestimmte, seine gegenwärtigen liquiden Mittel übersteigende Anschaffung zu tätigen, beschließt er, durch Versilberung seiner Dubletten, das benötigte Geld zu verdienen. So bietet er in einer Zeitungsanzeige drei seiner wertvollsten Comics zum Preis von insgesamt 50 € an. Der nur unwesentlich ältere X, der gerade diese Hefte zur Vervollständigung seiner eigenen Sammlung braucht, ruft daraufhin bei T an und erklärt, er kaufe die Comics. Von seinem monatlichem Taschengeld von 100 € zahle er das locker aus der Portokasse. Die beiden Knaben vereinbaren, dass die Comics und das Geld in den nächsten Tagen per Post ausgetauscht werden sollen. Drei Tage später kommt der Briefumschlag des T bei X an. Allerdings: leer. X ist froh, dass er den Umschlag mit dem Geld noch nicht abgeschickt hat und reklamiert sogleich bei T. T berichtet den Vorfall seinen Eltern und versichert ihnen (wahrheitsgemäß), er habe den Umschlag mit den Comics ordnungsgemäß bei der Post abgeliefert. Die Eltern des T fordern X daraufhin zur sofortigen Zahlung der 50 € auf. X präsentiert das Schreiben seinem Vater, dem Rechtsanwalt R. Der setzt – im Einvernehmen mit seiner Frau (Mutter des X) – ein „Anwaltsschreiben“ auf und erwidert darin, vor Eintreffen der Hefte, sehe T „keinen müden Euro“. Im übrigen habe ihr Sohn (X) einen Schaden erlitten. Die Comics seinen nämlich (was zutrifft) in Wahrheit 100 € wert. Der Kaufpreis werde mit dem Schadensersatzanspruch des X verrechnet; im übrigen seien an X weitere 50 € bis zum Monatsende zu zahlen. Anderenfalls werde vor Gericht gegangen. Rechtslage? Prüfen Sie zunächst, ob T den Kaufpreis verlangen kann. Fall 60 Der vielbeschäftigte B bittet • seine Frau, zum Notar zu gehen und für ihn ein Testament mit einem bestimmten Inhalt zu errichten; • seinen 6jährigen Sohn für ihn Brötchen beim Bäcker zu kaufen; • das 10jährige Nachbarsmädchen für ihn bei der Bank einen Dauerauftrag zu kündigen. Möglich? Fall 61 Die als Telefonistin bei B beschäftigte H hat sich seit längerer Zeit angewöhnt, Bestellungen der Kunden selbst anzunehmen, anstatt diese mit dem dazu bevollmächtigten Angestellten A zu verbinden. Der Dauerkunde D verlangt von B Erfüllung des mit H abgeschlossenen Vertrages. B, dem das Verhalten der H zu Ohren gekommen und der aus Nachlässigkeit aber nicht eingeschritten ist, weist darauf hin, dass er H nicht bevollmächtigt habe. Wie, wenn B von dem Verhalten der H nichts erfahren hatte, weil er sich zu wenig um seinen Betrieb gekümmert hatte? Wie, wenn H die Bestellung von 30 Fernsehgeräten zum Preis von 300 € erstmalig eigenmächtig entgegengenommen hatte und B von dem Verhalten der H nichts erfahren hatte, obwohl er sich idealtypisch um seinen Betrieb gekümmert hatte. D verlangt von B oder H Lieferung der Geräte bzw. noch lieber Schadensersatz in Höhe von 3.000 €, da er die Geräte für 400 € hätte weiterverkaufen können. B lehnt ab, da H nicht bevollmächtigt war. H meint, eine Haftung könne nur B treffen, da sie in seinem Geschäft arbeite; hilfsweise beruft sie sich darauf, dass D ihr aus einer alten Kreditgeschichte noch 5.000 € schulde und erklärt die Sache mit den Fernsehern damit für erledigt. Rechtslage? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 9 _______________________________________________________________________________________________ B. Schuldrecht Fall 1 Ehepaar MANTA aus Bergheim fährt am Samstag zu einem Einkauf nach Köln. Am Neumarkt kaufen die Eheleute im Kunsthaus LEMPERTZ ein Gemälde (Niederländer) für 12.000 €. In dem Hifi-Shop, der sich in demselben Gebäudeblock befindet, kaufen sie anschließend eine Hifi-Anlage Sony X 2000 einschließlich Boxen für 3.000 €. Das Gemälde und die Hifi-Anlage sollen am folgenden Mittwoch nach Bergheim in die Villa MANTA angeliefert werden. Am späten Samstagabend zerstört eine Gasexplosion den erwähnten Gebäudeblock. Das Gemälde und das gesamte Lager des Hifi-Shops werden vernichtet. Welche Auswirkung hat die Gasexplosion auf die Lieferverpflichtung des Kunsthauses bzw. des HifiShops? Fall 2 Im Fall 1 ist der Brand durch Fahrlässigkeit des Hausmeisters herbeigeführt worden. Fall 3 Im Fall 1 hatte das Ehepaar MANTA 1.500 € auf das Gemälde angezahlt. Fall 4 K. aus Köln hat im Ladengeschäft des V. in Viersen ein Schlafzimmer für 4.000 € gekauft. Der Kaufpreis ist zahlbar 14 Tage nach Anlieferung mit 3 % Skonto oder netto innerhalb 4 Wochen nach Anlieferung. Das Zimmer wird am 04.04. ordnungsgemäß geliefert. K. gibt seiner Bank am 15.04. den Auftrag, 3.880 € an V. zu überweisen. Der Betrag wird am 20.04. gutgeschrieben. Fall 5 Bauunternehmer BAUMANN hat den Auftrag übernommen, den Rohbau für das Zweifamilienhaus des Bauherrn REICH zu errichten. Nachdem der Rohbau ordnungsgemäß fertiggestellt ist, räumt BAUMANN die Baustelle wegen des fehlenden Anschlußauftrages nicht. Er läßt Kran, Betonmischmaschine und Baukran auf dem Grundstück des REICH stehen. REICH möchte endlich den Garten anlegen. Was kann REICH tun, wenn BAUMANN die Schlußrechnung schickt? Fall 6 E verkauft am 1.8. ein ihm gehörendes Grundstück (Verkehrswert: 1,9 Mio. €) an Z. Z verkauft das Grundstück am 1.9. weiter an V. V schließt am 1.10. einen Kaufvertrag über 1,2 Mio. € mit K. Bevor es zu Änderungseintragungen im Grundbuch kommt, vereinbaren E und Z am 1.11. die Aufhebung ihres Kaufvertrags. E bleibt also Eigentümer. - Als K hiervon erfährt, verlangt er von V Schadensersatz. Zu Recht? Fall 7 E verkauft an einem Samstag Nachmittag dem B seinen PKW. B will den Wagen - nach Beschaffung des nötigen Bargeldes - am folgenden Montag abholen. In der Nacht wird das Fahrzeug jedoch von einer für den nächsten Weltwirtschaftsgipfel trainierenden Gruppe Jugendlicher in Brand gesetzt und vollkommen zerstört. Wie ist die Rechtslage? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 10 _______________________________________________________________________________________________ Fall 8 Nach dem Abschluß des Kaufvertrages mit B (wie im Fall 11) vergißt E, das Auto abzuschließen. Ein Jugendlicher nutzt die günstige Gelegenheit und verursacht bei einem nächtlichen Wettrennen mit Gleichgesinnten einen Totalschaden. B verlangt von E entgangenen Gewinn. Fall 9 Gebrauchtwagenhändler TÄUSCHER verkauft einen PKW für 15.000 € an LINK. LINK soll den Wagen am folgenden Tag abholen. Als er zu Hause bei einem Blick in die „Schwacke-Liste“ erkennt, dass der PKW nur 12.000 € wert ist, bereut er den Kauf. Er „löst das Problem“ dadurch, dass er den PKW in der Nacht in Brand setzt. Der Wagen wird völlig zerstört. Welche Rechte hat TÄUSCHER? Fall 10 TÄUSCHER verkauft einen weiteren PKW für 10.000 € an KLUNKER. Der Pkw verbrennt in der folgenden Nacht durch Brandstiftung Dritter. Die Versicherung zahlt an TÄUSCHER 12.000 €. TÄUSCHER hatte den Pkw lediglich aus Liquiditätsgründen für nur 10.000 € verkauft. Welche Rechte hat KLUNKER? Fall 11a Unternehmer U, der Feuerwerkskörper herstellt, hat die Produktionshallen von Grundeigentümer V langfristig gemietet. Durch unsachgemäße Lagerung von Feuerwerkskörpern kommt es eines Tages zu einem Brand. Die Hallen werden vollkommen zerstört. Welche Rechte hat V? Fall 11b PECH hat sich von seinem Freund REICH für eine Urlaubsfahrt dessen Wohnmobil geliehen. In Frankreich verursacht PECH infolge Übermüdung einen Verkehrsunfall, bei dem das Wohnmobil einen „wirtschaftlichen Totalschaden“ erleidet. Fall 12 KUNZE kauft bei Lampen-Remagen einen Lüster. Der Verkäufer schickt seinen Gesellen GUSTAV mit dem Lüster in die Wohnung des KUNZE, um den Lüster anzuschließen. Beim Ausladen stößt GUSTAV mit dem Lüster fahrlässig in den Schaukasten der Modeboutique BELLA; Lüster und Schaukasten gehen entzwei. Fall 13 KNACKER bestellt am 01.12. bei NUßBAUM 10 Zentner Nüsse. Nußbaum füllt die Nüsse in Säcke und stellt sie für KNACKER bereit. Am 04.12. werden die Nüsse gestohlen. a.) Über den Zeitpunkt des Abholens war nichts vereinbart. b.) KNACKER sollte die Nüsse am 03.12. abholen, war jedoch erkrankt. c.) Wie b.). Der Diebstahl wurde durch die Unachtsamkeit eines ANGESTELLTEN des Nußbaum ermöglicht, der eine Hintertür nicht ordnungsgemäß verschlossen hatte. d.) NUßBAUM bringt die Nüsse auf Wunsch des KNACKER am 02.12. zum Versand. Der Diebstahl geschieht auf dem Bahntransport. e.) Wie d.). Die Nüsse waren jedoch größtenteils verdorben. f.) Als Erfüllungsort ist der Geschäftsbetrieb des KNACKER vereinbart. Der Diebstahl erfolgt auf dem Bahntransport. Fall 14 K aus Bonn kauft bei Antiquitätenhändler V in Köln einen alten Barockschrank für 14.000 €. Auf Wunsch des K veranlaßt V den Transport des Schrankes nach Bonn. Auf der Autobahn gerät das Fahrzeug ohne Verschulden in einen Verkehrsunfall; dabei wird der Schrank völlig zerstört. Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 11 _______________________________________________________________________________________________ Welchen Einfluß hat die Zerstörung des Schrankes auf die Lieferverpflichtung und auf den Kaufpreisanspruch des V ? Fall 15 VEILCHEN verkauft KELLER eine Maschine für 50.000 €. Als Liefertermin ist der 01.06. vereinbart. Die Lieferung unterbleibt. KELLER kauft am 04.06. eine Ersatzmaschine für 56.000 € und verlangt 6.000 € Schadensersatz von VEILCHEN. Mit Recht? Fall 16 K kauft nach Besichtigung und Probefahrt den Pkw des V. Er ist ausgestattet mit Schonbezügen; im Kofferraum befinden sich Warndreieck und Verbandskasten. Als K vereinbarungsgemäß am folgenden Tag erscheint, um den Kaufpreis zu zahlen und das Kfz. abzuholen, stellt er fest, daß Schonbezüge, Warndreieck und Verbandskasten fehlen. Wie ist die Rechtslage? Fall 17 FIT kauft im Supermarkt MAXIMAL mehrere Becher Zitronenjoghurt des Herstellers ÄHRMANN. Durch einen Produktionsfehler ist der Joghurt mit Spülmittelkonzentrat versetzt. FIT bemerkt dies nicht. Nach dem Verzehr stellen sich starke Bauchkrämpfe ein. Welche Rechte hat FIT? Fall 18 KRAFT kauft von VETTER eine gebrauchte Planierraupe. Nach der Zusicherung des VETTER ist sie für den Einsatz im Steinbruch geeignet. Beim ersten Einsatz verbiegen sich jedoch die Zähne am Räumschild, da diese nur für das Schieben weicher Erdmassen geeignet sind. KRAFT gibt die Planierraupe zurück und kauft eine teurere. Hat er Anspruch auf Schadensersatz? Fall 19 Frau KUNDE kauft einen neuen Staubsauger mit der Klausel: "Keine Haftung für Sachmängel". Nach der Lieferung stellt sie einen Defekt fest. Welche Rechte hat Frau KUNDE? Fall 20 Fabrikant VIKTOR hat der Firma KRAUSE eine bestimmte Werkzeugmaschine verkauft und zugesagt, sie am 01.06. anzuliefern. a.) Die Lieferung erfolgt nicht am 01.06., weil VIKTOR sie versehentlich für den 11.06. im Terminkalender vorgemerkt hat. KRAUSE mahnt am 03.06., das Versehen klärt sich auf und die Maschine wird am 06.06. angeliefert. KRAUSE entsteht durch die Verspätung ein Schaden von 2.500€. b.) Wie Fall a.). Die Maschine wird jedoch überhaupt nicht geliefert, weil sie am 04.06. bei VIKTOR durch einen Brand vernichtet wurde. Die Ursache des Brandes war ungeklärt. KRAUSE entsteht ein Schaden von 30.000 €. Fall 21 Installateur IRMER schickt seinen Gesellen GÜNTER zum Kunden KLEIN, dort einen Heizungsrohrbruch zu beheben. Durch fahrlässigen Umgang mit dem Schweißgerät kommt es zu einer Explosion. Möbel des KLEIN werden beschädigt. Ein PASSANT wird durch eine berstende Fensterscheibe verletzt. Fall 22 A kauft bei dem Händler B eine Spezialmaschine. Der langjährige und sehr zuverlässige Mitarbeiter X des Händlers B sendet dem A aus Versehen infolge einer Verwechslung die Gebrauchsanweisung einer anderen Maschine. Der Kunde A hält sich an die falsche Gebrauchsanweisung. Die fehlerfreie Maschine explodiert Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 12 _______________________________________________________________________________________________ wegen falscher Bedienung. A erleidet Sach- und Personenschäden in der Gesamthöhe von 10.000 €. Hat A gegen B einen Anspruch auf a.) 10.000 €? b.) Schmerzensgeld ? Fall 23 A beauftragt den Rechtsanwalt R mit der Geltendmachung des ihm aus dem vorhergehenden Fall zustehenden Schadensersatzanspruchs. R ist völlig überlastet und findet deshalb nicht die nötige Zeit zur Bearbeitung des Falls. Die von R im Namen des A erhobene Klage wird deshalb abgewiesen. Zu allem Überfluß notiert R auch noch die Berufungsfrist falsch, so dass das Urteil rechtskräftig wird. Was kann A nun unternehmen? Fall 24 Tankstellenpächter TIGER wartet seine Benzintanks nicht ordnungsgemäß. Es kommt deshalb zu einer Verunreinigung des Benzins. SAUBER tankt bei TIGER. Das verunreinigte Benzin führt wenig später zu einem Motorschaden am Pkw des SAUBER. Kann SAUBER die für die Reparatur aufgewendeten 2.000 € von TIGER ersetzt verlangen? Fall 25 WOLFGANG aus Düsseldorf ist am Erwerb eines Hausgrundstückes in Dresden interessiert. Er vereinbart mit dem verkaufswilligen Eigentümer KURT einen Besichtigungstermin für den 30. April. Als WOLFGANG sich zur verabredeten Zeit an dem Grundstück einfindet, kommt KURT nicht. WOLFGANG sind vergebliche Aufwendungen für die Fahrt und die Übernachtung im Dresdner Hof entstanden. Fall 26 Herr REICH betritt das Juweliergeschäft GOLD. Hinter der Ladentür schlägt er zu Boden und bricht sich einen Arm; der Fußboden war von dem Raumpfleger PROPPER zu naß geputzt worden und deshalb gefährlich glatt. Zu einem Kauf seitens REICH kommt es nicht mehr. Fall 27 ANTON macht eine Probefahrt mit einem Vorführwagen des Händlers HASTIG. Da die Tankanzeige des Pkw defekt und kaum noch Benzin im Tank ist, bleibt ANTON wenig später liegen. Mit einem Taxi kehrt er zu HASTIG zurück. Kann er dessen Kosten von HASTIG ersetzt verlangen? Fall 28 VIEBIG verkauft am 01.06. dem Kegel seinen gebrauchten PKW. Es wird vereinbart, dass VIEBIG den Wagen bei Kegel am 05.06. abliefern soll. Als VIEBIG wie vereinbart bei Kegel vorfährt, trifft er diesen nicht an. VIEBIG fährt unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Da inzwischen sein Neuwagen in der Garage steht, stellt er den verkauften Altwagen für 4 € pro Tag in der Garage des GROß ein. Am 10.06. verursacht VIEBIG in der Garage des GROß leicht fahrlässig einen Brand; dadurch wird der Altwagen völlig zerstört. Am 12.06. verlangt KEGEL Lieferung des Altwagens. VIEBIG seinerseits verlangt Zahlung. Fall 29 Schreiner SCHNITZLER verlangt im Jahre 2003 von Klempner ROHR Zahlung von 357,64 € für eine im Jahre 2001 gelieferte Ladentheke. Da erinnert sich ROHR, dass er im Jahre 2000 im Privathaus des SCHNITZLER die Zentralheizung repariert hat und dass SCHNITZLER die Rechnung über 500 € noch nicht bezahlt hat. SCHNITZLER beruft sich auf Verjährung. Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 13 _______________________________________________________________________________________________ Fall 30 Kaufmann KRAUTER kauft bei der Firma ORTLOFF ein Kopiergerät TM 50-3. Geliefert wird aber ein Gerät TM 50-5, das nicht beidseitig kopieren kann. Wegen Betriebsferien nimmt KRAUTER das Gerät erst 3 Wochen nach Lieferung in Gebrauch und stellt dann erst die Abweichung zur Bestellung fest. Was wäre wenn KRAUTER Steuerberater wäre? Fall 31 BUNTE läßt auf seinem Grundstück ein Fertighaus errichten. Bauunternehmer UMMER baut dabei Keller, Garage und Klärgrube mit Versickerungsanlage. Die Arbeiten des UMMER sind mangelhaft. Die Versickerungsanlage arbeitet unzulänglich. Außerdem dringt Wasser durch die Souterrainfenster in den Keller. BUNTE beseitigt die Mängel selbst, nachdem UMMER mehrfacher Aufforderung zur Mängelbeseitigung nicht nachgekommen ist. BUNTE legt in Eigenarbeit die Sickerstränge tiefer und sichert die Souterrainfenster durch "Kasematten" vor dem Eindringen des Wassers. BUNTE verlangt von UMMER neben Ersatz der Materialkosten die Vergütung seiner Eigenleistung. Fall 32 Bauunternehmer DREIST benutzt unbefugt eine Wiese des Bauern GRÜN als Abstellplatz für Bauwagen und Kran. Fall 33 Nach Auszahlung der Versicherungssumme erlangt der Bestohlene den gestohlenen Schmuck zurück. Fall 34 Besteller BEUTLER leistet anläßlich der Bestellung eine Anzahlung in der Erwartung, dass der Kaufvertrag zustande kommt. Der Vertrag kommt aber nicht zustande. Fall 35 Bauunternehmer BALLERMANN hat bei Straßenbauarbeiten das zu dem Betrieb des UNRUH führende Stromkabel beschädigt. Wegen eines dadurch bei UNRUH entstehenden Produktionsausfalls verlangt dieser von BALLERMANN Schadensersatz. Wie ist die Rechtslage? Fall 36 In einer Zeitschrift heißt es über die Fernsehansagerin HELENA, sie sehe aus „wie eine ausgemolkene Ziege, bei deren Anblick den Zuschauern die Milch sauer“ werde. Kann sie Schmerzensgeld verlangen? Fall 37 Als ein Heißluftballon in geringer Höhe über die Pferdekoppel des TIERLIEB „fährt“, durchbricht ein Pferd in Panik den an sich ausreichend stabilen Zaun. Es galoppiert u.a. durch eine nahegelegene Anliegerstraße, wobei es mehrere Pkw erheblich beschädigt. Muß TIERLIEB für diese Schäden einstehen? Fall 38 Die vor der Grundschule auf ihren Sohn wartende AGATHE muß erleben, wie ihr Kind vor ihren Augen von dem Kraftfahrer THROTTLE schuldhaft angefahren, durch die Luft gewirbelt und lebensgefährlich verletzt wird. Sie erleidet infolgedessen einen Nervenzusammenbruch, muß ärztlich behandelt werden und ist zwei Wochen arbeitsunfähig. Sie verlangt Arztkosten und Verdienstausfall von THROTTLE ersetzt sowie ein angemessenes Schmerzensgeld. THROTTLE wendet ein, er habe doch nicht sie, sondern ihren Sohn angefahren. Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 14 _______________________________________________________________________________________________ Fall 39 Wie ist die Rechtslage im vorhergehenden Fall, wenn auch der Passant WEICH den Unfall miterlebt und ebenfalls einen Nervenzusammenbruch erleidet? Fall 40 Als die Fa. SHELL mit dem Vorhaben begann, die Ölplattform „Brent Spar“ im Meer zu versenken, rief u.a. GREENPEACE die Autofahrer zum Boykott von Shell-Produkten auf. Die Fa. SHELL sieht hierin einen zum Schadensersatz verpflichtenden Eingriff in ihr „Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb“. Zu Recht? Fall 41 Die GUMMERSBACHER MINERALBRUNNEN AG vertreibt kohlensäurehaltiges Mineralwasser, das sie in Mehrweg-Glasflaschen abfüllt. Als die neunjährige EVA eine derartige Flasche aus dem Keller der elterlichen Wohnung holen will, kommt es bei der bloßen Berührung zur Explosion der Flasche. EVA wird durch umherfliegende Glassplitter u.a. im linken Auge verletzt. Es läßt sich nicht klären, ob die Flasche bei der Auslieferung durch die AG mangelfrei war. EVA verlangt von der AG wegen eines erheblich verminderten Sehvermögens auf dem linken Auge eine Schmerzensgeldrente. Fall 42 Der 13jährige MORITZ spielte auf einem der DEUTSCHEN BAHN AG gehörenden, nicht umzäunten Abstellbahnhof. Er kletterte zunächst auf die Plattform eines auf einem Rangiergleis abgestellten Güterwagens und dann über eine dort angebrachte Steigleiter auf das Wagendach. Dort geriet er zu nahe an die Oberleitung. Durch den Stromschlag stürzte er vom Wagendach und erlitt schwere Verletzungen und Verbrennungen. Hat er einen Schadensersatzanspruch gegen die DEUTSCHE BAHN AG? Fall 43 SELMA besucht ein Zelt-Musik-Festival. Nach einem Konzert mit Punk-, Hardcore- und Grunge-Rockmusik erleidet sie einen Hörsturz sowie einen dauernden Hörschaden. Sie verlangt vom Veranstalter Ersatz ihrer materiellen und immateriellen Schäden. Fall 44 KARL hat einen Gartenbaubetrieb und ist auf die Züchtung von Azaleen spezialisiert. BINZ stellt Torfsubstrat her. KARL bezieht derartiges Torfsubstrat über den Handel. Später stellt sich heraus, daß das Substrat verunreinigt war. Stecklinge und Jungpflanzen des KARL im Wert von 80.000 € sind nicht zu vermarkten. KARL verlangt von BINZ Schadensersatz. Fall 45 Als sich der 42jährige JÜRGEN nach dem Einkauf seinem im Parkhaus abgestellten Opel nähert, bemerkt er, daß sich jemand Zugang zum Fahrzeug verschafft hat und im Begriff ist, die hochwertige Stereoanlage auszubauen. Im selben Moment bemerkt der Täter – es handelt sich um den 15jährigen ROGER – JÜRGEN und sucht das Weite. JÜRGEN nimmt die Verfolgung auf. Hierbei springt er auch auf ein ca. zwei Meter tiefer liegendes Parkdeck. Er zieht sich einen komplizierten Trümmerbruch des Knöchels zu und verlangt von ROGER, der wenig später von einem Passanten gestellt wird, Schadensersatz. Zu Recht? Fall 46 K will das Auto von Autohändler V kaufen und macht zusammen mit V eine Probefahrt. V hatte versehentlich zu wenig Benzin getankt. Daher bleibt der Wagen in einsamer Gegend liegen. V wartet auf den ADAC. K hat einen Termin und muss mit dem Taxi zurück fahren. Nun will K die Kosten von V ersetzt haben. Wie, wenn nicht V, sondern sein Auszubildender A das Auto versehentlich zu wenig betankt hatte? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 15 _______________________________________________________________________________________________ Fall 47 K und V werden sich brieflich über den Kauf und die Übereignung eines Ölgemäldes zum Preis von 1.000 € einig. Auf dem Weg zu K verursacht V infolge Unachtsamkeit mit seinem PKW einen Unfall. Dabei wird das Bild vernichtet. K verlangt von V 500 €, weil das Bild in Wahrheit 1.500 € wert war. Fall 48 V hat K seinen PKW für 10.000 € verkauft. K nimmt den PKW sogleich mit. Da K nicht zahlt, schreibt ihm K, er möge bis spätestens übermorgen zahlen. K zahlt immer noch nicht, da er „unverschuldet in Not geraten“ sei. V beauftragt seinen Anwalt; auf dessen „gepfefferten“ Schriftsatz trifft das Geld postwendend auf V´s Konto ein. Nun möchte V seine Anwaltskosten ersetzt haben. Fall 49 Nach RGZ 66, 289: Bauer B verkauft an Reitstallbesitzer R Pferdefutter, das aufgrund einer Nachlässigkeit des B giftige Bestandteile enthält. Zwei Pferde des R gehen ein. R will Schadensersatz. Fall 50 B ist Hausbank des Kunden K. Im Kontoeröffnungsantrag findet sich der Hinweis: „Ergänzend gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen inklusive des Preisverzeichnisses in der jeweils geltenden Fassung, die in jeder unserer Filialen ausliegen und auf Wunsch gern zugeschickt werden.“ Im Laufe der Jahre werden Gebühren und Entgelte immer wieder angehoben. K fragt, ob er dies gegen sich gelten lassen muss. Fall 51 K fährt im Taxi zum Flughafen. Am Handschuhfach befindet sich die Aufschrift: „Beförderung nur auf Grundlage unserer Beförderungsbedingungen, die in unserer Geschäftsstelle ausliegen und auf Wunsch gern zugeschickt werden.“ Am Ziel verlangt Fahrer F 10 € zusätzlich, weil das Golfgepäck mitbefördert worden sei. Dies sei so in den Beförderungsbedingungen verankert. Muss K diese 10 € zahlen? Fall 52 Student S mietet im Fitness-Club einen Badminton-Court und leiht sich bei Inhaber I einen Ball. Dieser ist bereits deutlich gebraucht und bleibt bei einem verunglückten Schlag des S am Gebälk der Hallendecke hängen und ist mit verhältnismäßigem Aufwand nicht wiederzubeschaffen. An der Kasse verweist I auf die (deutlich) am schwarzen Brett hängenden AGBs, in denen es heißt: „ ... Schadensersatz für ausgeliehenes Sportgerät ist stets der Neupreis ... “ und verlangt von S 5 € (Neupreis eines Balles). S wendet ein, der Ball sei ohnehin nur noch höchstens 1 € wert gewesen (was zutrifft) und irgendwelchen AGBs hätte er sowieso keine Beachtung geschenkt. Rechtslage? Fall 53 W betreibt eine vollautomatische Autowaschanlage. Am Eingang zum Betriebsgelände steht ein Automat, an dem durch Einwurf von 4 € Waschkarten gezogen werden können. Mit diesen Waschkarten kann der Autobesitzer die daneben befindliche Autowäsche in Gang setzen. Am Automat sind die „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ angeheftet: Dort heißt es u.a.: „Der Betreiber haftet nicht für Lackschäden sowie für außen an der Karosserie angebrachte Teile, es sei denn, dass eine Haftung aus Vorsatz vorliegt.“ Als A sein Auto nach der Autowäsche besichtigt, stellt er Lackschäden fest. Diese haben ihren Grund darin, dass der sorgfältig ausgewählte und überwachte Angestellte N des W leicht fahrlässig den Anpressdruck der Rotationsbürsten zu hoch eingestellt hatte. Den Schaden von 500 € möchte A von W ersetzt haben. Fall 54 Am Freitag kauft K bei V 10 Glühbirnen, wobei er deutlich macht, er benötige sie, um aus ihnen PuppenKöpfe für das Spielzeug-Theater seiner Kinder zu basteln. Auf dem Heimweg fällt K ein, dass er noch 3 weitere Glühbirnen für die Deckenlampe im Kinderzimmer benötigt. Diese und ein den Kleiderschrank TRÖLLEBERG erwirbt er sodann bei IKEA. Am Kiosk kauft er schließlich noch eine Packung Sahne Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 16 _______________________________________________________________________________________________ (Mindesthaltbarkeit noch 7 Tage), die er für den am Sonntag eingeladenen Besuch benötigt. Zu Hause stellt er fest, dass alle Birnen nicht funktionstüchtig sind. Die Teile des Schranks sind zwar komplett und nicht zu beanstanden; der Aufbau scheitert aber daran, dass die Aufbauanleitung (miserable Übersetzung aus dem Schwedischen) unverständlich ist. Sonntags stellt er fest, dass die Sahne verdorben ist. Ob dies schon am Freitag der Fall war, ist nicht mehr festzustellen. K muss daher am Sonntag in der Konditorei Sahne für 5 € kaufen. K will wissen, ob und welche Gewährleistungsrechte ihm zustehen. Fall 55 H kauft bei TCHIBO (T) ein Fitnessgerät (Bauch-Weg-Trainer). In der einschlägigen Fernsehwerbung und auf der beiliegenden „Gewährleistungskarte“ heißt es: „ ... garantiert sichtbare Erfolge in 8 Wochen: 10 Minuten täglich, und Ihre Bauchmuskulatur wird klar zu erkennen sein. Anderenfalls erhalten Sie für ein Jahr ein Pfund Kaffee pro Woche kostenlos ... “ Das Gerät ist technisch nicht zu beanstanden, allerdings bleiben die sichtbaren Erfolge trotz ordnungsgemäßer Anwendung aus. H überlegt, ob er den wöchentlichen Kaffee abnehmen oder lieber Lieferung eines funktionierenden Geräts oder sein Geld zurück verlangen soll. Fall 56 B, in der Kneipe und plötzlicher Geldverlegenheit „leiht“ sich von seinem Freund A 10 €. Als A nach einigen Tagen den B an die Rückzahlung erinnert, beruft sich dieser auf eine Kündigungsfrist von drei Monaten. Zu Recht? Fall 57 M nimmt bei der B-Bank ein Konsumenten-Darlehen über 60.000 € auf. Nach dem schriftlichen Vertrag soll das Darlehen bei monatlicher Verrechnung mit 7 % Prozent verzinst werden; die Angabe des effektiven Jahreszinses erfolgte jedoch nicht. Auf eine etwaige Widerrufsmöglichkeit ist M nicht hingewiesen worden. Im übrigen ist der Vertrag formell nicht zu beanstanden. Ein Jahr nach Darlehensauszahlung gerät M in Zahlungsschwierigkeiten und überlegt, inwieweit er sich gegen eine Inanspruchnahme durch B wehren kann. Rechtslage? Fall 58 M mietet von V eine Scheune. Ohne dass M oder V davon wussten, war das Dach der Scheune kurz vor Abschluss des Vertrages infolge Blitzschlags schadhaft geworden. Bei dem nächsten Gewitter regnet es durch, Heu und Geräte, die M inzwischen dort lagert, werden beschädigt. M verlangt von V Reparatur des Daches innerhalb eines Monats und Ersatz seines Schadens. Außerdem weigert er sich, bis zur Reparatur den vollen Mietzins zu zahlen. V beruft sich auf höhere Gewalt. Rechtslage? Wie, wenn M selbst das Dach repariert. Kann er von V Ersatz der Reparaturkosten verlangen? Wie, wenn M aus Nachlässigkeit 6 Wochen zuwartet, V zu informieren. Infolge dessen entsteht erheblicher Feuchtigkeitsschaden am Gebälk des Daches. Rechte von M und V? Fall 59 M, der von V einen Bagger gemietet hat, vermietet diesen ohne Erlaubnis des V weiter an U. U verursacht am Bagger aus Unachtsamkeit Lackschäden. V fordert M auf, die Benutzung des Baggers durch U zu unterbinden. Als M nichts unternimmt, verlangt V von M den Untermietzins und von U den Bagger heraus. Außerdem möchte V, dass M für die Lackschäden ersetzt. Zu Recht? Fall 60 Professor P ist mal wieder spät dran und fährt eilig mit dem Fahrrad zur Vorlesung. Da die Claudiusstr. von Müllautos verstopft ist, wechselt er auf den Bürgersteig und stößt dort aus Unachtsamkeit mit dem friedlich daherspazierenden Studenten S zusammen. S kommt zu Fall, zerreißt sich seine neue Hose und zieht sich eine schmerzhafte Prellung am Bein zu. Die Hose im Wert von 100 € ist ein Fall für den Mülleimer, von der Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 17 _______________________________________________________________________________________________ Prellung merkt S nach einer Woche nichts mehr, ohne dass eine ärztliche Behandlung notwendig gewesen wäre. Rechte des S? Fall 61 Durch geschicktes Zurückdrehen des Tachostandes macht B aus seinem alten Golf einen neuen Gebrauchten. Anstelle der gelaufenen 150.000 km zeigt der Tacho nur 36.000 km. Der Käufer K fällt darauf herein und erwirbt das Auto für 10.000 €, obwohl es nur 5.000 € wert gewesen wäre. Hat K Ansprüche aus unerlaubter Handlung gegen B? Fall 62 Bauer B im Pech: Erst reißt sich der von der Ehefrau stets gehätschelte Schoßhund los und beißt den Briefträger ins Bein, dann entläuft die Milchkuh und zertrampelt Nachbar´s Rosen. B wundert sich: auf beide Tiere hatte er in idealer Weise aufgepasst, sie angebunden und die Türen zugesperrt. Können der Briefträger und der Nachbar von B Ersatz verlangen? Fall 63 Leichtsinn (L) lässt sein Auto immer unverschlossen stehen. Klau (K) nutzt die Gelegenheit (L hatte diesmal auch noch den Schlüssel stecken lassen) zu einer Spritztour. Unterwegs gerät er auf einer plötzlich auftretenden Ölspur ins Schleudern und verletzt dabei den Fußgänger F und seine Beifahrerin B. F und B wollen ihre Arztkosten ersetzt bekommen. Was raten Sie? Fall 64 A ist Zulieferer der Ford Werke AG und liefert Bremsanlagen. Die Bremsen weisen einen Konstruktionsfehler auf, den weder A noch die Ford Werke bei Anwendung üblicher Sorgfalt erkennen konnten. Daher verursacht Student S mit seinem nagelneuen Ford Mondeo einen Unfall. Dabei werden S verletzt, der Pkw und der darin befindliche private Laptop des S (Wert 2000 €) zerstört. S fragt, ob er gesetzliche Schadensersatzansprüche hat. Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 18 _______________________________________________________________________________________________ C. Sachenrecht Fall 1 Zahnarzt Z fertigt dem Patienten P eine herausnehmbare Oberkieferprothese; außerdem setzt er ihm im Unterkiefer ein Goldkrone ein. Das Eigentum an Gebiss und Krone behält er sich bis zur Zahlung des Honorars vor. Als P nicht zahlt, verlangt Z Gebiss und Krone heraus. Fall 2 W lässt zur Modernisierung seines Gasthofs eine Ölfeuerungsanlage und Warmwasserbereiter einbauen. Als die Handwerker kein Geld erhalten, berufen sie sich auf ihr Vorbehaltseigentum und verlangen die Sachen wieder heraus. Fall 3 Gärtner P pachtet von V ein Grundstück für 20 Jahre und errichtet dort auf festem Fundament ein Gewächshaus, in dem er Orchideen züchtet. Wem gehören Gewächshaus und Blumen? Fall 4 Die H verkauft dem Friseur F ihre Zöpfe, die aber erst beim nächsten Mal abgeschnitten werden sollen. Den Kaufpreis von 50 € nimmt sie gleich mit. Als H später die Zöpfe behalten will, fragt H nach der Rechtslage. Fall 5 Bauer B lässt seinen Pflug über Nacht auf dem Felde stehen. Dort nimmt ihn der Dieb B an sich und veräußert ihn an Ahnungslos (A). Kann B von A Herausgabe nach § 985 BGB verlangen? Fall 6 Holzfabrikant H möchte vom Waldbesitzer W das sprichwörtliche Holz am Wegesrand erwerben. Im Büro der Forstverwaltung einigen sich H und W; H bezahlt und soll das Holz bei nächster Gelegenheit einfach abfahren. Kurz danach wird das Holz von Unbekannten entwendet. H fragt nach seinen Rechten gegen W aus dem Kaufvertrag, will Geld zurück oder anderes Holz. Fall 7 Student S hat die Angewohnheit, von der Hochschule mit „ausgeborgten“ fremden Fahrrädern nach Hause zu fahren. Die Räder will er nie behalten und lässt sie danach regelmäßig auf der Straße stehen. Diesmal sucht er sich das Fahrrad von seinem Mitstudenten M aus, der den S und seine „Gewohnheit“ gut kennt und mit ihm im selben Wohnheim lebt. M beobachtet die Tat, reißt S ruppig vom Rad und nimmt es wieder an sich. S, dessen Hose kaputt ist, meint, M habe überreagiert, da doch klar gewesen sei, dass M das Fahrrad im Wohnheim zurückbekommen hätte. S verlangt Schadensersatz für die für die Hose. Zu Recht? Fall 8 A stellt seinen PKW auf den Stellplatz des B. B beobachtet dies und überlegt, was er machen kann. Am liebsten würde er ihn „zuparken“. Seine Frau rät ihm aber, die Sache noch mal zu überschlafen und das Auto ggf. am nächsten Tag abschleppen zu lassen. Was raten Sie? Fall 9 Nach BGHZ 8, 130: Die Platzanweiserin im Kino findet einen Brillantring und gibt ihn bei ihrem Arbeitgeber, dem Kinobetreiber, ab. Der Fund wird bei der zuständigen Behörde angezeigt. Ein Empfangsberechtigter meldet sich nicht. Sechs Monate später reklamieren sowohl die Putzfrau als auch der Arbeitgeber den Ring für sich und verweisen auf § 973 BGB. Wer hat Recht? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 19 _______________________________________________________________________________________________ Abwandlung zu Fall 3: Noch vor Abgabe des Rings beim Arbeitgeber reißt der Kinogast K den Ring der Platzanweiserin aus der Hand. Kann sie vom Recht der „Besitzkehr“ Gebrauch machen? Fall 10 E ist Eigentümer eines Autos, das sich in der Reparaturwerkstatt des I befindet. E einigt sich mit K darauf, das Eigentum am Auto auf K zu übertragen und instruiert I, er möge den Wagen bei nächster Gelegenheit an K herausgeben. Nun zerkratzt I aus Unachtsamkeit den Lack. Am nächsten Tag erscheint K in der Werkstatt, wo ihm der Wagen weisungsgemäß übergeben wird. I will wissen, wessen Eigentum er beschädigt hat und an wen er Ersatz leisten muss. E wollte mit der Angelegenheit gar nichts mehr zu tun haben. Was hätte er tun müssen? Fall 11 E leiht L einen Roman. Dieser gefällt L so, dass er ihn behalten will und bietet E an, den Roman gegen ein juristisches Lehrbuch zu tauschen. Allerdings müsse er (L) das Lehrbuch noch einen Monat bis zur Prüfung behalten. E ist einverstanden. Wie und wann vollzieht sich jeweils der Eigentumsübergang? Fall 12 A geht „shoppen“ und entdeckt in der Boutique ihr Traumkleid. Sie „schlägt zu“ und einigt sich aber mit dem Verkäufer, sie hole das Kleid erst in 2 Stunden, da sie es nicht die ganze Zeit mitschleppen wolle. Bis dahin wird das Kleid jedoch von der Ladendiebin D entwendet. A will wissen, ob sie Strafanzeige wegen Diebstahls erstatten kann. Fall 13 A kauft von der 17jährigen B einen Ring, den er sich gleich aushändigen lässt. Eigentümer des Rings war jedoch X, der der B den Ring geliehen hatte. A hatte bei dem Geschäft angenommen „alles sei in Ordnung“ und beruft sich auf seine Gutgläubigkeit. Ist A Eigentümer geworden? Fall 14 E leiht L ein Buch. L möchte es kaufen. Beide werden sich einig; L bezahlt. L verleiht weiter an D, der glaubt, das Buch gehöre immer noch E. Auch D möchte kaufen. D und E einigen sich entsprechend und E veräußert (diesmal an D) und kassiert erneut. Wer ist Eigentümer? Fall 15 L veräußert das von E geliehene Buch an den gutgläubigen G. Da L das Buch noch nicht zu Ende gelesen hat, bittet er G, es noch für eine Woche behalten zu dürfen. D stiehlt das Buch bei L. G fühlt sich als Eigentümer und verlangt es von D heraus. Zu Recht? Fall 16 E verleiht einen Mixer an L, dieser verleiht ihn weiter an X. K möchte den Mixer kaufen, hält den L für den Eigentümer und einigt sich entsprechend mit ihm. Der Einfachheit halber soll sich K den Mixer „mit einem schönen Gruß von L“ direkt bei X abholen. Dann wird der Mixer vom Dieb D gestohlen. Herausgabeanspruch K gegen D? Wie, wenn X Eigenbesitzer? Fall 17 Dieb D hat bei seinen letzten Einbrüchen eine wertvolle Vase, die begehrte Goldmünze 200 € (Wert inzwischen bei 800 €) und ein Bündel Banknoten erbeutet. Nach einem Anflug von Reue schenkt und übergibt er alles seiner Mutter M zum Geburtstag, die von der zweifelhaften Karriere ihres Sohnes nichts ahnt. Kann der Bestohlene B die Sachen von M herausverlangen? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 20 _______________________________________________________________________________________________ Fall 18 Hauseigentümer H bestellt bei Fensterhersteller F neue Doppelglasfenster für sein Reihenhaus. H und F einigen sich über die Geltung der Verkaufsbedingungen des F. Darin heißt es u.a.: „ ... zur Sicherung des Kaufpreisanspruchs bleibt die gelieferte Ware bis zur vollständigen Bezahlung Eigentum des Lieferanten ... “. F liefert. H zahlt nicht. F verlangt die Fenster heraus. Zu Recht? Wie, wenn F liefert und die Fenster eingebaut werden? Fall 19 K tankt an der Tankstelle sein Auto „bis zum Anschlag“. An der Kasse stellt er fest, dass er sein Geld „vergessen“ hat. Tankstelleninhaber T „kennt den Trick“ und verlangt die getankten 20 Liter heraus und will wieder abpumpen. Zu Recht? Fall 20 A will an B sein Gartengrundstück verkaufen, möchte aber besonders sicherstellen, dass er das Eigentum am Grundstück nicht vor Zahlung des Kaufpreises verliert. A und B schließen einen entsprechenden, notariell beurkundeten Vertrag und erklären in derselben Urkunde die „Auflassung“. Dort heißt es u.a.: „Verkäufer A behält sich das Eigentum bis zur vollständigen Kaufpreiszahlung vor“. Vier Wochen später zahlt B den Kaufpreis und wird im Grundbuch als Eigentümer eingetragen. Schon kurz danach bedauert A den Verkauf und will das ganze am liebsten rückabwickeln. A geht zum Anwalt und lässt sich erst mal beraten. Als B hiervon hört verkauft er das Grundstück schnell an D in formell nicht zu beanstandender Weise. D wird als Eigentümer eingetragen. Eigentumslage? Was hätte dem A geraten werden sollen? Fall 21 B ist die Werbepapierflut leid und klebt deutlich sichtbar den Aufkleber „Bitte keine Werbung einwerfen“ auf seinen Briefkasten. Die Zettel-Austräger werden allerdings nach Anzahl der verteilten Stücke bezahlt und verteilen munter weiter. So auch der Austräger A, den B auf frischer Tat erwischt. A meint er müsse den Kleber nicht beachten und werde dies auch in Zukunft nicht tun. Was kann B machen? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 21 _______________________________________________________________________________________________ D. Kreditsicherungsrecht Fall 1 Druckerei D will expandieren und kauft bei Maschinenhersteller M eine neue Off-Set-Maschine unter Eigentumsvorbehalt (§ 449 BGB). D soll den Kaufpreis binnen Monatfrist leisten. D gerät in Zahlungsschwierigkeiten. Auch auf eine von M gesetzte (weitere) Frist von 3 Wochen zahlt D nicht. M fragt nach seinen Möglichkeiten. Fall 2 V liefert unter Eigentumsvorbehalt (ohne Verarbeitungsklausel) Rundhölzer. Sie werden im Betrieb des K zu Furnieren verarbeitet. Wert der Rundhölzer: 14.000 €, Wert der Furniere: 22.000 €, Wert der Verarbeitung: 8.000 €. Wie, wenn die fertigen Furniere 28.000 € wert sind? Fall 3 K ist Polstermöbelfabrikant. Die Möbelstoffe hat ihm X unter Eigentumsvorbehalt mit der Verarbeitungsklausel geliefert: „Jede Weiterverarbeitung geschieht unentgeltlich allein in meinem Auftrag, die hergestellten Erzeugnisse treten an die Stelle der Vorbehaltsware“. Das Füllmaterial hatte Y, der Federrahmen Z geliefert. Beide haben mit K die gleiche Verarbeitungsklausel vereinbart wie X. Fall 4 V liefert an Händler H Möbel unter Eigentumsvorbehalt mit der Klausel: „....die Ware darf im Rahmen eines normalen Geschäftsgangs weiterverkauft werden. Forderungen aus Weiterveräußerungen sind bereits im vorhinein an mich abgetreten...“. H verkauft einen Schrank an K, in dessen Einkaufsbedingungen sich findet: „...Forderungen gegen mich (K) sind nicht abtretbar....“ Fall 5 Bauer B nimmt bei K einen Kredit in Höhe von 100.000 € auf. Als Sicherheit bestellt er zugunsten des K eine Buch-Hypothek auf seinem (Bauern)Hofgrundstück. Als K seinerseits Geld braucht, verkauft und überträgt er die Forderung samt Hypothek an D per schriftlicher „Abtretungserklärung“. Kann D im Vollstreckungsfall auf • das Wohnhaus, • die geernteten und im Silo lagernden Kartoffeln, • die Hühner und Schweine, • die Traktoren, die „noch unter Eigentumsvorbehalt stehen“, • das auf der Auffahrt stehende Segelboot des B zugreifen? Fall 6 Zur Besicherung eines Darlehens bestellt der Grundstückseigentümer E Bank B eine Briefgrundsschuld. Nach Tilgung des Darlehens übersendet B den Grundschuldbrief und die Löschungsbewilligung an E und teilt ihm mit, er könne die Grundsschuld nun löschen lassen. Wenige Tage später bittet E jedoch B, die Grundschuld der Autohaus Speed GmbH (A) zu übertragen. A benötige noch eine Sicherheit, da E dort einen Sportwagen gekauft habe, der noch nicht bezahlt sei. Weisungsgemäß überträgt B die Grundschuld durch schriftliche Abtretungserklärung an A, womit sich A zufrieden gibt. Als E den Kaufpreis für den Sportwagen nicht zahlt, will A auf das Grundstück zugreifen. Zu Recht? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 22 _______________________________________________________________________________________________ Fall 7 B hat sich (formwirksam und selbstschuldnerisch) für eine Kaufpreisschuld des S gegenüber G verbürgt. Als er von G auf Zahlung in Anspruch genommen wird, macht B geltend, S habe den Kaufvertrag angefochten, zumindest habe S noch das Recht zur Anfechtung. Rechtslage? Fall 8 Bürge B, der den G befriedigt hat, verlangt von S Ersatz. S bringt vor, die Kaufpreisforderung des G gegen ihn sei schon verjährt gewesen. Fall 9 B1 und B2 haben sich für eine auf Zahlung von 1.000 € lautende Schuld des S gegenüber G verbürgt. B1 wird von G auf Zahlung von 1.000 € in Anspruch genommen. Er meint, nur 500 € zu schulden. Fall 10 G hat eine Darlehensforderung von 10.000 € gegen S. B1 und B2 haben sich dafür selbstschuldnerisch verbürgt. Bei Fälligkeit des Darlehens leistet S nicht, G nimmt B1 in Anspruch, der auch zahlt. Kann B1 von B2 Ausgleich verlangen? Fall 11 G hat eine Darlehensforderung von 10.000 € gegen S. B hat sich dafür selbstschuldnerisch verbürgt. Außerdem hat E, um S zu unterstützen, Wertpapiere zur Sicherheit dieser Darlehensforderung an G verpfändet. Bei Fälligkeit des Darlehens leistet S nicht, B zahlt. Kann B als Ausgleich auf die Wertpapiere zugreifen (vgl. §§ 774, 412, 401 BGB)? Abwandlung: Nicht B, sondern E zahlt, weil er die Verwertung seiner Wertpapiere verhindern will. Kann E von B Ausgleich verlangen (vgl. §§ 1225, 412, 401 BGB)? Fall 12 K kauft bei V einen gebrauchten PKW für 10.000 €. V hatte zuvor von sog. „Tachojustierern“ die Kilometerangabe von 70.000 auf 40.000 km zurückstellen lassen. Damit V den Kaufpreis für ein halbes Jahr stundet, verbürgt sich B gegenüber V für die Kaufpreisschuld. Obwohl die Sache mit dem Tacho „auffliegt“, will K den Wagen behalten. Bei Fälligkeit des Kaufpreises verlangt V Zahlung von B. Muss B zahlen? Fall 13 (Nach BGH NJW 1967, 1020): A und B sind Kommanditisten einer GmbH & Co. KG. A ist zugleich Geschäftsführer der GmbH. A hat ein privates Konto bei der Sparkasse S. S werden mehrere auf sie zu Lasten des Kontos von A gezogene Schecks im Gesamtbetrag von 30.000 € vorgelegt, für die auf dem Konto des A keine Deckung vorhanden ist. S will daher die Schecks zurückgeben, da sie nicht bereit ist, dem A Kredit einzuräumen. In diesem Stadium schaltet sich B ein. Er versucht, S zu überzeugen, dass innerhalb von vier Tagen („bis zum Ende der Woche“) auf dem Konto Deckung angeschafft werde. S lässt sich darauf nicht ein. Schließlich erklärt B (mündlich): „Ich mache mich dafür stark.“ Daraufhin löst S die Schecks ein. Auf dem Konto wird keine Deckung angeschafft. S nimmt B auf Zahlung in Anspruch. Mit Aussicht auf Erfolg? Fall 14 Die Y-GmbH, 100%ige Tochter der X-AG, erhält von der gemeinsamen Hausbank B keinen Kredit mehr. Die X-AG schreibt daher an B: „ ... angesichts der langjährigen angenehmen Geschäftsverbindung unserer Häuser, dürfen wir Sie beauftragen, unserer Tochtergesellschaft Y-GmbH eine Kreditlinie von 500 TD€ einzuräumen. Die Y-GmbH wird für die Kreditrückführung eigenverantwortlich Sorge tragen .....“. In der Krise der Y-GmbH verlangt B von der X-AG Zahlung. Zu Recht? Wie, wenn die X-AG weder bereit ist, B mit der Kreditgewährung zu beauftragen, noch sonst wie eine Bürgschaft oder Garantie zu stellen. Allenfalls folgende Erklärung soll abgegeben werden: „ ... grundsätzlich entspricht es unserer Geschäfts-Politik, alle Konzerntöchter mit genügenden Geldmitteln auszustatten, damit Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 23 _______________________________________________________________________________________________ diese ihre Zahlungsverpflichtungen nachkommen können ... “. B fragt, ob sie auf der Grundlage dieser Erklärung den Kredit gewähren soll. Fall 15 Ein Schmuckwarengroßhändler S bietet als Kreditsicherheit die Verpfändung eines hochwertigen Brillantringes, einer Präzisionswaage sowie eines Musterkoffers an. Den Brillantring kann er der Bank B übergeben, die Präzisionswaage wird von seinem Schwager verwahrt, und den Musterkoffer braucht er ständig für seine Kundenbesuche. Wie kann das Pfandrecht jeweils bestellt werden? Wie, wenn die Präzisionswaage in Wahrheit nicht dem S, sondern seinem Bruder gehört, von dem S sie geliehen hatte; der Brillantring war in Wahrheit Eigentum seiner Frau, S hatte ihn heimlich aus der Schmuckkassette genommen. Fall 16 Die Großbäckerei M expandiert und mietet ständig neue Geschäftsräume an. Zwei dieser neuen Filialen will sie mit einer neuen Ladeneinrichtung versehen und benötigt hierfür von der B-Bank ein Darlehen. Die Ladeneinrichtung soll nach Auskunft der M speziell von einem Schreiner für die beiden Filialen angefertigt werden. Nach deren Einbau soll die Ladeneinrichtung zur Sicherung des Darlehens dienen. B bittet um Rechtsrat für das weitere Vorgehen. Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 24 _______________________________________________________________________________________________ E. Handels- und Gesellschaftsrecht Fall 1 Der nicht im Handelsregister eingetragene Gebäudereiniger SAUBER, der 50 Arbeitnehmer beschäftigt und Mio.-Umsätze erzielt, trifft seinen Berufskollegen BLANK. BLANK vertritt die Meinung, dass SAUBER Kaufmann i.S.d. HGB und deshalb gut beraten sei, wenn er sich einmal näher mit den besonderen Vorschriften über Handelsgeschäfte (§§ 343 ff. HGB) befasse. Hat BLANK Recht? Fall 2 Kann sich KARL-HEINZ, der eine kleine Imbißbude betreibt, als Kaufmann in das Handelsregister eintragen lassen? Fall 3 Die Geschäfte des im Handelsregister eingetragenen Bauunternehmers BALLERMANN gehen so schlecht, dass er sämtliche Arbeitnehmer entlassen muß. Den verbliebenen Minibagger bedient er selbst. Das Büro hat er in sein Wohnzimmer verlegt. BALLERMANN möchte 5 Monate nach der Lieferung Kanalrohre wandeln, da sie erheblich beschädigt sind. Muß sich der Lieferant darauf einlassen? Fall 4 Der Immobilienmakler LUFTIKUS hat sich eine Visitenkarte anfertigen lassen, auf der er sein Geschäft als „Agentur LUFTIKUS & Co“ unter Beifügung einer ausgedachten Handelsregisternummer bezeichnet. Fall 5 P ist Angestellter des Kaufmanns K. Mit dem Aufstieg des P zum Abteilungsleiter verbunden ist die Erteilung der Prokura an ihn. Dies wird auch ordnungsgemäß im Handelsregister eingetragen und bekanntgemacht. Einige Jahre später widerruft K die dem P erteilte Prokura, da er mit dessen Leistung nicht mehr zufrieden ist. Aus Verärgerung kauft P noch im Namen des K bei dem Kfz-Händler D einen Rolls-Royce für 140.000 €. Muß K den Kaufpreis zahlen, wenn der Widerruf der Prokura nicht im Handelsregister eingetragen und dem D auch nicht bekannt war? Fall 6 Im Fall 5 war der Widerruf der Prokura des P im Handelsregister eingetragen und bekanntgemacht, ohne daß D jedoch hiervon Kenntnis hatte. Ändert sich etwas an der rechtlichen Beurteilung? Fall 7 Einem Prokuristen P wird seitens des Kaufmanns K eine Gesamtprokura erteilt, die aber irrtümlich als Einzelprokura im Handelsregister eingetragen und bekanntgemacht wird. P schließt ohne Mitwirkung eines weiteren Prokuristen einen Kaufvertrag mit D ab. Wird K hieraus verpflichtet? Fall 8 A ist Kaufmann. Der bei ihm angestellte P hatte sich mehrmals gegenüber X als Prokurist des A ausgegeben und kleinere Geschäfte im Namen des A abgeschlossen, die A auch erfüllte, obwohl er dem P keine Prokura erteilt hatte. Als P im Namen des A gegenüber X einen Wechsel über 10.000 € akzeptiert, weigert sich A zu zahlen. Zu Recht? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 25 _______________________________________________________________________________________________ Fall 9 Die in Köln geschäftsansässige RHEINBODEN HYPOTHEKENBANK AG nimmt Anstoß an der Firma der neu gegründeten RHEINBODEN IMMOBILIEN GMBH, die sich mit der Vermittlung von Grundstücken befaßt und in das Handelsregister des AG Duisburg eingetragen worden ist. Zu Recht? Fall 10 Die ALLIANZ AG hat die ehemalige staatliche Versicherung der DDR übernommen. Das nur in den neuen Bundesländern werbend tätige Tochterunternehmen der ALLIANZ AG führt die Firma „Deutsche Versicherung AG“. Ein Konkurrenzunternehmen nimmt hieran Anstoß. Warum? Fall 11 ALT veräußert die bisher von ihm betriebene „Metallwarengroßhandlung Wilhelm Alt“ zum 31.12.2002 an JUNG, der das Unternehmen unter der Firma „Metallwarengroßhandlung Wilhelm Alt, Inhaber Felix Jung“ fortführt. - Im Jahre 1998 hatte ALT von REICH zur Erneuerung der Lagertechnik ein Darlehn über 40.000 € erhalten, das im März 2003 zurückgezahlt werden sollte. Da REICH den ALT bisher nicht hat erreichen können, fordert er von JUNG Rückzahlung des Geldes. Fall 12 Im vorhergehenden Fall hatten ALT und JUNG vereinbart, dass JUNG die Verbindlichkeiten des Geschäfts übernehmen solle. Die Gläubiger des ALT wurden hiervon durch Rundbrief in Kenntnis gesetzt. REICH verlangt gleichwohl von ALT Rückzahlung des Darlehns. Zu Recht? Fall 13 JUNG hat wieder, wie im vorletzten Fall, das Geschäft des ALT übernommen. Sie haben bezüglich der Außenstände vereinbart, dass diese noch von ALT eingezogen werden sollen. Der dem ALT noch aus zurückliegenden Lieferungen 5.000 € schuldende Kunde SCHULZ zahlt in Unkenntnis dessen an JUNG. Muß er befürchten, noch einmal an ALT zahlen zu müssen? Fall 14 Im vorhergehenden Fall haben ALT und JUNG vereinbart, dass JUNG die Außenstände einziehen soll. Im Unternehmenskaufvertrag erklärt ALT deshalb - gegen einen entsprechend erhöhten Kaufpreis - die Abtretung seiner Forderungen an JUNG. Als ALT wenig später in Geldnot kommt, fordert er von SCHULZ die Begleichung alter Lieferverbindlichkeiten. SCHULZ zahlt in Unkenntnis der Abtretung an ALT. Als JUNG den SCHULZ zur Zahlung auffordert, stellt sich der Sachverhalt heraus. Was raten Sie SCHULZ? Fall 15 WALTER ist Prokurist des Maschinenbauunternehmens KRAFT und für den Vertrieb zuständig. Anläßlich der Erteilung der Prokura war ihm ausdrücklich untersagt worden, im Bereich von Einkauf und Personal tätig zu werden. Auf einer Messe bestellt WALTER gleichwohl eigenmächtig Elektronikbauteile im Wert von 180.000 €, da ihm dies sehr günstig erscheint. Außerdem wirbt er den Vertriebsmitarbeiter eines Konkurrenten durch das Angebot äußerst großzügiger Bezüge (erfolgreich) ab. Nach Rückkehr folgt die Ernüchterung: Die Bauteile sind nicht ohne weiteres mit anderen Komponenten kompatibel; die Geschäftsleitung ist gegen die Einstellung des neuen Mitarbeiters. Ist die Fa. KRAFT aus den Verträgen verpflichtet? Falls ja: Kann sie sich wegen etwaiger Schäden an WALTER halten? Fall 16 PETER, der ein Reisebüro betreibt, schließt u.a. mit dem Reiseveranstalter ATS einen „Agenturvertrag“ zur Vermittlung von Pauschalreisen ab. Um was für eine Vertriebsform handelt es sich? Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 26 _______________________________________________________________________________________________ Fall 17 RÜHRIG ist seit langen Jahren als Handelsvertreter für das Möbelunternehmen WEINKAUFF tätig. WEINKAUFF produziert vor allem Polstermöbel. Als RÜHRIG auf einer Messe von einem dänischen Unternehmen, das vorzugsweise Rattanmöbel herstellt, die Handelsvertretung für Deutschland angetragen bekommt, sagt er zu. WEINKAUFF informiert er hiervon nicht, da nach seiner Ansicht die aktuellen Programme beider Unternehmen sich nicht überschneiden. Als WEINKAUFF später zufällig Kenntnis erhält, kündigt man den Handelsvertretervertrag mit RÜHRIG fristlos. RÜHRIG seinerseits macht nunmehr den Ausgleichsanspruch nach § 89 b HGB geltend. Wie ist die Rechtslage? Fall 18 Der Sammler PAUL beauftragt den Galeristen KONRAD, ein vom Auktionshaus SOTHEBY’S angebotenes Gemälde ihm „in Kommission“ zu besorgen. KONRAD steigert das Exponat an. SOTHEBY’S liefert an KONRAD. Wem gehört das Gemälde? Können Gläubiger des KONRAD es pfänden? Fall 19 Nun beauftragt PAUL den KONRAD mit dem Verkauf eines Gemäldes aus seiner Sammlung und übergibt es ihm zu diesem Zweck. KONRAD macht den Sammler SÜCHTIG als Interessenten ausfindig und schließt mit ihm einen Kaufvertrag. a) Wem gehört das noch bei KONRAD befindliche Gemälde? b) Könnte PAUL unmittelbar von SÜCHTIG Zahlung verlangen? c) Könnte ein Gläubiger des KONRAD die Kaufpreisforderung gegen SÜCHTIG auf Bezahlung des Gemäldes pfänden lassen? Fall 20 Unternehmer RUND hat eine Spritzgußmaschine an den Kunden PLAST verkauft. Er beauftragt den Spediteur LOGO mit der Versendung. LOGO übergibt die Maschine an den als sorgfältig bekannten Frachtführer FIX. Während des Transportes zu PLAST wird die Maschine durch Unachtsamkeit der Leute des FIX beschädigt. Wie ist die Rechtslage? Fall 21 Der spanische Karosseriebauer JUAN bestellt bei dem deutschen Achsenhersteller KATZ & CO. KATZ bestätigt den Auftrag und liefert auch. Sowohl Bestellung als auch Auftragsbestätigung erfolgten nach Maßgabe beigefügter AGB, in denen jeweils als Gerichtsstand der eigene Unternehmenssitz und die Anwendung des Heimatrechts bestimmt war. Als sich JUAN auf angebliche Sachmängel beruft und nicht zahlen will, bittet KATZ um Prüfung der Rechtslage. Fall 22 PECH hat rechtliche Probleme und begibt sich zu Rechtsanwalt FLÜCHTIG, der Mitglied der Sozietät „Rechtsanwälte Schnell, Flüchtig und Partner GbR“ ist. FLÜCHTIG berät PECH falsch, wodurch diesem ein erheblicher Vermögensschaden entsteht. An wen kann sich PECH halten? Fall 23 Kunde K brachte seinen Pkw zur Inspektion in die von G und T betriebene kleine Kfz-Reparaturwerkstatt. Da T das Bremsventil nicht ordnungsgemäß zuschraubte, floß Bremsflüssigkeit aus. K erlitt auf der Heimfahrt infolge Bremsenversagens einen schweren Unfall. Wie ist die Rechtslage? Fall 24 A, B und C betreiben eine OHG. Nachdem A für die OHG einige riskante Geschäfte getätigt hat, verlangen B und C von A eine Vereinbarung, wonach es dem A verboten werden soll, Geschäfte über mehr als 50.000 € Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 27 _______________________________________________________________________________________________ abzuschließen. A willigt ein. Gleichwohl tätigt er nur wenig später im Namen der OHG bei D den Ankauf eines Pkw für 80.000 €. Kann D von der OHG Zahlung verlangen? Fall 25 X tritt der Y & Co OHG als Gesellschafter bei. Die aufnehmenden Gesellschafter haben ihn über die finanzielle Lage der Gesellschaft getäuscht. Als ihn ein Altgläubiger in Anspruch nimmt, ficht er deshalb seinen Beitritt an. Wie ist die Rechtslage? Fall 26 Ein Kommanditist verbürgt sich mündlich. Ist die Bürgschaft wirksam? Fall 27 A und B sind Komplementäre, C ist Kommanditist der X-KG. A und B haben (nur) Gesamtvertretungsmacht. B scheidet zum 31.12.2002 aus. Die Eintragung des Vorgangs im Handelsregister unterbleibt. Kann B auf Rückzahlung eines (fälligen) Darlehns in Anspruch genommen werden, das A allein nach dem Ausscheiden des B aufgenommen hat? Fall 28 Im vorhergehenden Fall ist noch vor Darlehnsaufnahme ein weiterer Kommanditist D in die KG (rechtswirksam) eingetreten. Kann auch D auf Rückzahlung des Darlehns in Anspruch genommen werden, wenn sein Eintritt in die KG bei Darlehnsaufnahme noch nicht ins Handelsregister eingetragen, wohl aber die Einlage bereits erbracht war? Fall 29 X als Komplementär und Y und Z als Kommanditisten haben eine gutgehende Werbeagentur betrieben. Obwohl die KG nach deutlichem Rückgang der Geschäfte im Handelsregister gelöscht worden ist, treten sie weiter als KG auf. Als sie einen von G gewährten Kredit nicht zurückzahlen können, nimmt dieser neben X auch Y und Z in Anspruch. Y und Z wenden ein, sie hafteten als Kommanditisten nur beschränkt. Zu Recht? Fall 30 Der vermögende REICH ist einer der Komplementäre der REICH KG. Die KG schließt am 01.03.1998 mit GRUND einen langfristigen Pachtvertrag über ein Betriebsgrundstück samt aufstehenden Hallen, Maschinen pp. ab. Die monatliche Pacht beträgt 25.000 €. Am 01.04.1999 scheidet REICH aus der KG aus. Die Eintragung im Handelsregister erfolgt am 10.05.1999. Im Laufe des Jahres 2002 gerät die Gesellschaft in wirtschaftliche Schwierigkeiten. GRUND bittet um Prüfung der Frage, ob er ggf. auch REICH für die nur noch schleppend eingehenden Pachtraten in Anspruch nehmen könne. REICH habe maßgeblich am Abschluß des Pachtvertrages mitgewirkt. Er, GRUND, habe nur im Hinblick auf die Bonität des REICH mit der KG kontrahiert. Wie ist die Rechtslage? Fall 31 Stellen Sie sich vor, REICH wäre im vorhergehenden Fall aus der KG ausgeschieden, ohne daß dies in das Handelsregister eingetragen worden wäre. Ein Gläubiger nimmt ihn aus einer 2001 entstandenen Kaufpreisschuld der KG in Anspruch. Zu Recht? Fall 32 Die BWL-Studenten MAX und MORITZ gründen eine GmbH, die Managementkurse ausrichten soll. Die Geschäfte werden durch den Geschäftsführer BOLTE schon vor der Eintragung der Gesellschaft ins Handelsregister aufgenommen. Dabei treten so erhebliche Verluste auf, daß sich MAX und MORITZ entschließen, den Eintragungsantrag wieder zurückzuziehen und die Gesellschaft zu liquidieren. LEMPEL, der der Übungen zum Wirtschaftsrecht WS 2007/2008 28 _______________________________________________________________________________________________ Gesellschaft einen Anlaufkredit gewährt hat und von ihr keine Zahlung erlangen kann, nimmt MAX, MORITZ und BOLTE persönlich in Anspruch. Fall 33 SAUSEWIND war Geschäftsführer und Alleingesellschafter der S-GmbH. Namens der GmbH bestellte SAUSEWIND bei GROSS im Januar 2002 Waren im Wert von rund 90.000 €. Die Lieferung erfolgte im Februar 2002. Auf Antrag des SAUSEWIND vom 27.03.2002 wurde am 25.04.2002 das Insolvenzverfahren über des Vermögen der S-GmbH eröffnet. GROSS fiel mit rund 80.000 € aus. Die S-GmbH war bereits 2001 überschuldet, was SAUSEWIND auch wußte. Kann GROSS den SAUSEWIND mit Aussicht auf Erfolg persönlich in Anspruch nehmen?