PROJEKTMANAGEMENT GROUP Programmmanagement und Projektportfolio-Management: Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen Roland Gareis, PROJEKTMANAGEMENT GROUP, Wirtschaftsuniversität Wien Franz Klein-Gasse 1, A-1190 Wien Tel.: ++43/1/4277-29401 Fax: ++43/1/368 75 10 Email: [email protected] Zusammenfassung Projektorientierte Unternehmen benötigen nicht nur die Kompetenz, zur Erfüllung des Projektmanagement-Prozesses, sondern auch Kompetenzen zur Erfüllung des Programmmanagement-Prozesses und des Projektportfolio-Management-Prozesses. Die Ziele, Methoden und organisatorischen Zuständigkeiten zur Erfüllung dieser Prozesse können beschrieben werden. Sie sind einem periodischen Assessment und einer Weiterentwicklung zu unterziehen. Summary For project-oriented companies it is not sufficient to have the competence to perform the project management process, they need also competences for the professional performance of the programme management and the project portfolio management processes. The objectives, methods and responsibilities for the performance of theses processes can be described. For all of these processes a periodical assessment and continuous further development is necessary. 1. Das Projektorientierte Unternehmen hat eine spezifische Strategie, Struktur und Kultur. Projektorientierte Unternehmen sind aufgrund ihrer dynamischen Grenzen und ihrer dynamische Kontexte besonders komplexe Organisationen. Die Grenzen Projektorientierter Unternehmen verändern sich laufend durch die variierende Anzahl und Größe jeweils aktueller Projekte und Programme, durch die variierende Anzahl von Mitarbeitern, durch die variierende Raum- und IT-Infrastruktur und durch variierende Budgets. So sind z.B. in Unternehmen, die Kundenaufträge in Form von Projekten durchführen, Schwankungen der Jahresumsätze im Ausmaß von 50% bis 100% üblich. Die Kontexte Projektorientierter Unternehmen sind einerseits aufgrund der jeweils projekt- bzw. programmspezifischen sozialen Umwelten und andererseits aufgrund der variierenden Kooperationen und strategischen Allianzen besonders dynamisch. (siehe Abb. 1) Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP Kontext Projekt Projektorientierte Organisation Projekt Projekt Kontext Abbildung 1: Dynamische Grenzen Projektorientierter Unternehmen Zum Management der Komplexität und Dynamik Projektorientierter Unternehmen sind sowohl differenzierende als auch integrierende Funktionen zu erfüllen. Die organisatorische Differenzierung erfolgt durch die Definition von Projekten und Programmen und durch die Förderung der Autonomie dieser Projekte und Programme. Projektorientierte Unternehmen nehmen Projekte und Programme als temporäre Organisationen zur Durchführung komplexer Prozesse, wie z. B. zur Abwicklung eines Kundenauftrags, zur Entwicklung eines Produkts oder zur Reorganisation eines Geschäftsbereichs, wahr. Projektorientierte Unternehmen betrachten Projekte als eine strategische Option zum Design der Unternehmensorganisation. Durch die Anwendung eines „Management by Projects“ als Organisationsstrategie sollen folgende Ziele realisiert werden: • Schaffung organisatorischer Flexibilität durch den Einsatz temporärer Organisationen zusätzlich zur permanenten Stammorganisation, • Delegation von Managementverantwortung in Projekte und Programme, • Zielorientiertes Arbeiten durch die Definition von Projekt- und Programmziele und • Sicherung des organisatorisches Lernens durch die Monitoring-Potentiale von Projekten und Programmen. Zur Realisierung der Ziele und Strategien eines Projektorientierten Unternehmens sind Maßnahmen zur Integration zu setzen. Spezifische Vorkehrungen zur organisatorischen Integration sind permanente Organisationseinheiten, wie z. B. das PM Office und die Projektportfolio-Group als, Geschäftsprozesse, wie z. B. der Projektmanagement- und der Programmmanagment-Prozeß, sowie eine Unternehmenskultur, die durch die Umsetzung eines neuen Managementparadigmas charakterisiert ist. Außer dem Projektmanagement-Prozeß sind • der Projektbeauftragungs-Prozeß, • der Programmmanagement-Prozeß, • der Projektportfolio-Management-Prozeß, • der Projektcoaching- und der Projektauditing-Prozeß, • sowie der Prozeß des Projekte-Netzwerkens Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP spezifische Geschäftsprozesse Projektorientierter Unternehmen. Diese Geschäftsprozesse können durch die Beschreibung der zu erfüllenden Funktionen, der dafür zuständigen Organisationseinheiten, der einzusetzenden Methoden sowie der zu erzielenden Ergebnisse definiert werden. Die Kompetenzen zur Erfüllung dieser Prozesse können beurteilt und in einem Spinnennetzmodell dargestellt werden.(siehe Abb. 2) Beauftragung von Projekten und Programmen 100 Organisation des POU Personalmanagement im POU 80 60 40 20 0 Projektmanagement Programmmanagement Coaching, Auditing von Projekten und Programmen ProjekteNetzwerken ProjektportfolioManagement Abbildung 2: Spezifische Geschäftsprozesse Projektorientierter Unternehmen Zur erfolgreichen und effizienten Führung von Projekten und Programmen ist die Umsetzung eines neuen Managementparadigmas Voraussetzung. Ein traditionelles Managementparadigma, das die Hierarchie als zentrales Integrationsinstrument betrachtet, Kooperationen aufgrund von Schnittstellen organisiert und Abläufe arbeitsteilig in funktionalen Organisationseinheiten strukturiert , nutzt keinesfalls die organisatorischen Potentiale von Projekten und Programmen. Diese können erst genutzt werden, wenn eine Unternehmenskultur existiert, die ein neues Managementparadigma fördert. Ein „neues Managementparadigma“, kann aufgrund folgender Merkmale, die sich aus Managementansätzen, wie z. B. Lean Management, Organisatorisches Lernen, Wissensmanagement, Total Quality Management, etc., ableiten, charakterisiert werden: • Kundenorientierung, • Verständnis von Organisation als Wettbewerbsvorteil, • Prozeßorientierung, • Teamorientierung, • Empowerment von Mitarbeitern und von (temporären) Organisationen, • Förderung des Netzwerkens zwischen Mitarbeitern und zwischen (temporären) Organisationen und • Förderung des (dis-)kontinuierlichen Wandels. Ein Projektorientiertes Unternehmen kann daher als ein Unternehmen definiert werden, das über eine spezifische Strategie, Struktur und Kultur zur professionellen Führung von Projekten im Rahmen eines Projektportfolios verfügt. (siehe Abb. 3) Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP Strategie: Management by Projects Projektorientiertes Unternehmen Struktur: Permanente und temporäre Kultur: Neues Management Organisationen Abbildung 3: Strategie, Struktur und Kultur des Projektorientierten Unternehmens 2. Programme sind temporäre Organisationen. Für die Erfüllung von Prozessen unterschiedlicher Komplexität sind unterschiedliche Organisationen adäquat. Ein Programm ist eine temporäre Organisation zur Erfüllung eines einmaligen Prozesses hoher Komplexität mit mittel- bis langfristiger Dauer. (siehe Abb. 4) Prozeß-Charakteristika ein Routineprozeß geringer Komplexität ein Prozeß mittlerer Komplexität ein Prozeß mittlerer oder hoher Komplexität wiederholte Durchführungen einmalige Durchführung einmalige Durchführung einmalige Durchführung kurz- und mittelfristig kurzfristig mittelfristig mittel- und langfristig Ð Ð Ð Organisationseinheit(en) der Stammorganisation Kleinprojekt (Task Force) Projekt ein Prozeß hoher Komplexität Ð Programm Organisation Abbildung 4: Adäquate Organisationen zur Erfüllung von Prozessen unterschiedlicher Komplexität Programme im organisatorischen Sinn sind z. B. die Entwicklung einer Produktfamilie in einem Dienstleistungsunternehmen, die Implementierung einer komplexen IT-Lösung in einem internationalen Konzern oder die Reorganisation mehrerer Unternehmen in einer Holding. (siehe Abb. 5) Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP Programm Unternehmen Bahnhofsoffensive Österreichische Bundesbahnen LKS 2000 Landeskliniken Salzburg SAP-Implementierung Statoil Time-based Management ABB programm I austria PROJEKT MANAGEMENT AUSTRIA Abbildung 5: Beispiele für Programme Ein Programm ist für das durchführende Unternehmen von hoher strategischer Bedeutung, es ist einmalig und es ist zeitlich befristet. Das jährliche Investitionsprogramm eines Unternehmens oder die Ergebnisse der strategischen Unternehmensplanung stellen daher kein Programm im organisatorischen Sinn dar. 3. Programmmanagement ist mehr als das Management eines Großprojekts. Der in einem Programm zu realisierenden Prozeß beinhaltet einerseits komplexe Teilprozesse, die in Projekten durchgeführt werden, und wenig komplexe Teilprozesse, wie z. B. die Erfüllung von Trainingsaufgaben, die als einzelne Arbeitspakete durchgeführt werden. (siehe Abb. 6) Programm Programmmanagement Training Grundlagenprojekte Konzeptionsprojekte Planungsprojekte Realisierungsprojekte ProgrammStart Training Planung Prozeßstandards Konzeption Objekt 1 Planung Objekt 1 Realisierung Objekt 1 ProgrammControlling Training A Doku Management Konzeption Objekt 2 Planung Objekt 2 Realisierung Objekt 2 ProgrammMarketing Training B Andere Konzeption Objekt 3, 4, 5 Planung Objekt 3, 4, 5 Realisierung Objekt 3, 4, 5 ProgrammAbschluß Arbeitspaket Projekt Projekte-Kette Abbildung 6: Programmstrukturplan eines Bauprogramms Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP Projekte eines Programms werden sowohl parallel als auch sequentiell durchgeführt. Die sequentielle Durchführung von Projekten führt zu sogenannten „Projekteketten“. Die Konstruktion von Projekteketten fördert einerseits die Differenzierung zwischen den einzelnen Projekten der Kette, durch die Definition projektspezifischer Ziele, Umwelten und Organisationen, und andererseits die Integration zwischen diesen Projekten, durch die Planung des jeweiligen Folgeprojekts in einem Projekt bzw die Sicherung personeller Kontinuität in den Projekten einer Kette. Durch die Definition von Pilotprojekten in Programmen kann das organisatorische Lernen in Programmen organisiert werden. Aufbauorganisatorisch kann in Programmen einerseits in Projekte und andererseits in spezifische integrative Rollen und Organisationseinheiten, nämlich einen Programmauftraggeber, eine/n Programmmanagers/in, eine Programmkoordination und ein Programm Office, unterschieden werden. (siehe Abb. 7) Programmauftraggeber Programmkoordination Programmorganisation Programmmanager Programm Office Projekt 1 Projekt Y Projekt 2 Projekt X Abbildung 7: Organigramm eines Programms Ablauforganisatorisch entspricht der Programmmanagement-Prozeß dem Projektmanagement-Prozeß. Der Programmmanagement-Prozeß ist ein Geschäftsprozeß Projektorientierter Unternehmen, der die Teilprozesse Programmstart, Programmkoordination, Programmcontrolling, Programmabschluß und eventuell das Management einer Programmdiskontinuität beinhaltet. (siehe Abb. 8) Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP Programmauftrag Programmtstart Programmcontrolling Laufende Programmkoordination Management einer Programmdiskontinuität Programmabschluß Programmabnahme Abbildung 8: Programmmanagement-Prozeß Programmmanagement-Funktionen sind zusätzlich zum Management der einzelnen Projekte eines Programms zu erfüllen. Die Sicherung des „Big Programme Picture“, die Planung und das Controlling der Programmziele, der Programmtermine und des Programmbudgets, die Gestaltung der Programm-Umwelt-Beziehungen, der Programmorganisation und der Programmkultur stellen Instrumente zur Integration der unterschiedlichen Projekte eines Programms dar. Weiters ist die Einhaltung von inhaltlichen Standards und Projektmanagement-Standards bei der Durchführung der Projekte zu sichern. Durch das Programmmanagement werden die Projekte eines Programms somit eng gekoppelt. Die anzuwendenden Programmmanagement-Methoden entsprechen den ProjektmanagementMethoden, d.h. es gelangen ein Programmzieleplan, ein Programmstrukturplan, ein Programmbalkenplan, eine Programm-Umwelt-Analyse, etc. zum Einsatz. Aufgrund der hohen strategischen Bedeutung und der Einmaligkeit von Programmen stellt die professionelle Kommunikation der Programmziele und –strukturen im Rahmen des Programmmarketing einen Erfolgsfaktor für die Programmdurchführung dar. Aufgrund der Komplexität von Programmen empfiehlt es sich, die Planung und Strukturierung eines Programms in Form eines Konzeptionsprojekts durchzuführen. Ziel eines solchen Konzeptionsprojekts ist es, den Istzustand sowie die Ziele, die Inhalte, die Organisation, das Budget, die Termine und den Nutzen des geplanten Programms zu beschreiben. (siehe Abb. 9) Konzeptionsprojekt Programm Abbildung 9: Kette eines Konzeptionsprojekts und Programms Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. t PROJEKTMANAGEMENT GROUP Programme sind eine neue Differenzierungsmöglichkeit im Management Projektorientierter Unternehmen. In der Praxis wird der Projektbegriff häufig auch für temporäre Organisationen verwendet, die als Programme gemanagt werden sollten. Um den Unterschied des Umfangs und der Komplexität solcher Vorhaben sichtbar zu machen, bezeichnen manche Unternehmen diese als „Total Project“ oder „Großprojekt“. Dabei gehen aber wesentliche organisatorische Potentiale, die sich aus der Differenzierung zwischen Projekten und Programmen ergeben, verloren. Diese Potentiale sind insbesonders • zwischen Programmauftraggeber und Projektauftraggeber unterscheiden zu können, • unterschiedliche Projektauftraggeber für unterschiedliche Projekte des Programms einsetzen zu können, • die Autonomie der einzelnen Projekte des Programms fördern zu können, z.B. durch die Entwicklung projektspezifischer Kulturen, die Gestaltung projektspezifischer Umweltbeziehungen, etc., • die hierarchische Struktur eines Großprojekts mit mehreren Teilprojekten auflösen zu können und durch die flache Kommunikationsstruktur „Programmkoordination“ zu ersetzen, • eine klare Sprachregelung zu ermöglichen, indem die unpopuläre Bezeichnung „Teil“Projektmanager/in entfällt, • eine Reduktion der Komplexität der Dokumentation des Großprojekts durch Erstellung mehrerer überschaubarer Projektdokumentationen und einer schlanken, integrierenden Programmdokumentation zu erzielen. 4. Die Menge aller Projekte eines Projektorientierten Unternehmens stellt ein Projektportfolio dar. Zur Realisierung unterschiedlicher Managementziele können Projekte zu unterschiedlichen Clusters zusammengefaßt werden. Aufeinanderfolgende Projekte, die in Bezug auf ein gemeinsames Betrachtungsobjekt durchgeführt werden, lassen sich zu einer Projektekette zusammenfassen. Ziel des Cluster „Projektekette“ ist es, Kontinuität über alle Projekte der Kette bezüglich der Gestaltung der Umweltbeziehungen, der Zielsetzungen, der eingesetzten Technologien, des angewandten Projektmanagement-Ansatzes, etc. zu sichern. (siehe Abb. 10) Konzeption Entwicklung und Markteinführung Vermarktung Produktlebenszyklus Abbildung 10: Projektekette im Produktlebenszyklus Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP Berücksichtigt man inhaltliche Koppelungen einzelner Projekte, wie z.B. die Verwendung der gleichen Technologie oder die Durchführung in der gleichen geographischen Region, können diese Projekte zu einem Projektenetzwerk zusammengefaßt werden. Ziel dieses Cluster ist es, zwischen den einzelnen Projekten des Projektenetzwerks Synergien herzustellen und zu nutzen. (siehe Abb. 11) Zusammenhänge von Projekten Reihe von aufeinanderfolgenden Projekten und Programmen Menge aller Projekte und Programme einer Projektorientierten Organisation Teilmenge gekoppelter Projekte und Programme Zeitraumbetrachtung Zeitpunktbetrachtung Zeitpunktbetrachtung Ð Projektekette Ð Projektportfolio Ð Projektenetzwerk Cluster Abbildung 11: Cluster von Projekten Ein Projektportfolio ist die Menge aller Projekte, die ein Projektorientiertes Unternehmen zu einem Stichtag durchführt. Durch die Betrachtung der Beziehungen zwischen den Projekten ist ein Projektportfolio mehr als die Summe der Projekte. In einem Projektportfolio werden unterschiedliche Projektarten, wie z.B. externe und interne Projekte, einmalige und repetitive Projekte, Marketing-, Kundenauftrags-, Organisationsentwicklungs-Projekte, zusammengefaßt. Es beinhaltet sowohl Projekte als auch Programme. Ein Projektportfolio ist im Gegensatz zu Projekten und Programmen keine eigenständige Organisation sondern eine Zusammenfassung dieser temporären Organisationen. 5. Ziel des Projektportfolio-Management ist die Optimierung der Ergebnisse des Projektportfolios. Das Ziel des Projektportfolio-Management, nämlich die Optimierung der Ergebnisse des Projektportfolios, kann in Konflikt zur Optimierung der Ziele einzelner Projekte stehen. Zur Optimierung der Projektportfolio-Ergebnisse sind folgende Funktionen im Projektportfolio-Management zu erfüllen: • Auswählen von zu startenden Projekten und Programmen, • Unterbrechen oder Abbrechen von in Durchführung befindlichen Projekten und Programmen, • Festlegen von Prioritäten von Projekten und Programmen, Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP • • Koordinieren von in Projekten und Programmen eingesetzten internen und externen Ressourcen und Organisieren des Lernens von und zwischen Projekten und Programmen. Dokumente Antragsteam Mitarbeiter, Projektmanger/i PM Office Vorgänge Projektportfolio-Group Zuständigkeit Ausgewählte Projektauftragge Der Prozeß des Projektportfolio-Management kann mit Hilfe eines Funktionendiagramms beschrieben werden. Der Prozeß beinhaltet die Phasen Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Projektportfolio Group-Sitzung. Im Rahmen der Vorbereitung der Sitzung werden Projektportfolio-Berichte erstellt, neue Investitionsanträge gesammelt und auf Vollständigkeit geprüft und Projektfortschrittsberichte ausgewählter Projekte zusammengestellt. Dokumente des Projektportfolio-Management sind daher ProjektportfolioBerichte, Investitionsanträge und Projektfortschrittsberichte. (siehe Abb. 12) Vorbereitung Koordination • Aktualisierung Projektportfolio-Datenbank D • Erstellung von Projektportfolio-Berichten D • Zusam m enstellung aktuellerInvestitionsanträge D • Zusam m enstellung ausgewählterProjektfortschrittsberichte D • Einladung derTeilnehm erinkl.Tagesordnung 1) M M I D I • Verteilung Info-M aterial I D I • Durchführung Koordinationssitzung D M M 2) 3) 4) Durchführung Koordination 5) Nachbereitung Koordination • Adaption Projektportfolio-Datenbank • Inform ation derM itarbeiterüberwesent5liche Entscheidugen D M D 6) I Legend D ... Durchführung M ... Mitarbeit I ... Information Dokumente: 1) Projekteportfolio-Berichte 2) Aktuelle Investitionsanträge 3) Ausgewählte Projektfortschrittsberichte 4) Einladung zur Projektportfolio-Group Sitzung 5) Protokoll der Projektportfolio-Group Sitzung 6) Adaptierte Projektportfolio-Datenbank Abbildung 12: Projektportfolio-Management – Prozeß (Funktionendiagramm) Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP Grundlage für das Projektportfolio-Management stellt die Projektportfolio-Datenbank dar. Eine Projekportfolio-Datenbank ist eine Datenbank aggregierter Informationen von Projekten und Programmen. Sie ist kein Projektinformationssystem, das detaillierte Informationen aller Projekte beinhaltet, kann aber in dieses integriert werden. Die Projektportfolio-Datenbank beinhaltet Informationen zur Projektorganisation, wie z.B. Projektauftraggeber, Projektmanager/in und ausgewählte Projektteammitglieder, Informationen zu relevanten Umwelten, wie z.B. Kunden, Lieferanten und Partner, Informationen zu Produkten und Märkten, wie z.B. Produktart, Technologie und Region, Informationen zur Projektart und zu Beziehungen des betrachteten Projekts zu anderen Projekten, sowie Projektkennzahlen, wie z.B. Projektstart, Projektende, Kapitalwert der durch das Projekt initierten Investition, Projektkosten, Projekterfolg, Projektrisiko, Projektleistungsfortschritt, und Kritikalität des Projekts. Typische Projektportfolio-Berichte, die aufgrund der Daten der der ProjektportfolioDatenbank erstellt werden können, sind z. B. ein Projektportfolio-Balkenplan, ein Projektportfolio-Budget, eine Projektportfolio-Personaleinsatzplan oder eine Profit-RisikoMatrix. Die Aussagekraft dieser Berichte ist von der Qualität der Daten in der Projektportfolio-Datenbank abhängig. Die Bereitstellung entsprechender Daten durch die einzelnen Projekte stellt hohe Anforderungen an die Projektmanagement-Kultur eines Unternehmens. (siehe Abb. 13) Profit hoch C B mittel niedrig D E A niedrig mittel Legende: hoch Risiko ok gefährdet kritisch Abbildung 13: Projektportfolio-Bericht „ Profit –Risiko Matrix“ Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11. PROJEKTMANAGEMENT GROUP Die Gestaltung relevanter Projektportfolio-Berichte und deren Interpretation erfordert spezifische Kompetenzen. Der Einsatz von Symbolen, wie z.B. der „Ampelfarben“ grün, gelb und rot zur Darstellung der Kritikalität von Projekten, erhöht den Informationswert der Berichte wesentlich. Die entsprechende Interpretation z.B. des Berichts „Verteilung von Kundenauftragsprojekten entsprechend des Leistungsfortschritts“ ermöglicht es, diesen Bericht als Frühwarnsystem bezüglich der Akquisition von Kundenprojekten zu nutzen. Die Aufbereitung von Projektportfolio-Kennzahlen, wie z.B. Budget für Produktentwicklungen oder durchschnittliche Dauer von Produktentwicklungen, ermöglicht eine strategische Steuerung des Projektportfolios. Der Vergleich der Anzahl Projekte, die eine Person als Projektmanager/in oder als Projektauftraggeber leitet, mit diesbezüglichen Maximalwerten ermöglicht eine Qualitässicherung im Projektorientierten Unternehmen. Die organisatorische Zuständigkeit für das Projektportfolio-Management sollte bei einer Projektportfolio Group liegen. Diese stellt eine permanente Kommunikationsstruktur im Projektorientierten Unternehmen dar. Eine Projektportfolio-Group eines österreichischen Telekommunikationsunternehmen besteht z.B. aus fünf Führungskräften jener Bereiche, die vor allem in Projekten tätig sind. Diese Projektportfolio Group trifft sich einmal wöchentlich etwa 3-4 Stunden zum Projektportfolio-Management. In Abhängigkeit von der Anzahl und der Komplexität der zu koordinierenden Projekte können auch mehrere Projektportfolio Groups in einem Projektorientierten Unternehmen benötigt werden Maximal können Projektportfolios mit etwa 70 bis100 Projekten von einer Projektportfolio Group gemanagt werden. Differenzierungen von Projektportfolio Groups können nach Unternehmensbereichen (bzw Profit Zentren) und nach Projektarten erfolgen. Ein österreichisches Anlagenbauunternehmen unterscheidet z.B. in drei Projektportfolio Groups, eine für Angebots- und Auftragsprojekte, eine für Forschungs- und Entwicklungsprojekte und eine für interne Personalentwicklungs-, Organisationsentwicklungs- und Marketingprojekte. Um sicherzustellen, daß die Entscheidungen dieser drei Projektportfolio Groups aufeinander abgestimmt sind, sind einzelne Führungskräfte Mitglieder in mehreren Projektportfolio Groups. Eine Projektportfolio Group kann von einem PM Office (oder von einem Projektecontroller) in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Projektportfolio Group-Sitzungen unterstützt werden. Insbesonders kann die Erstellung der Projektportfolio-Berichte durch ein PM Office erfolgen. PM Offices können daher nicht nur Dienstleistungen bezüglich des Projekt- und Programmmanagement sondern auch bezüglich des ProjektportfolioManagement erbringen. Das Projektportfolio-Management stiftet auch für Projektmanager/innen Nutzen. Durch die Bereitstellung der Projektportfoilo-Berichte und den Zugriff auf die ProjektportfolioDatenbank haben Projektmanager/innen eine Basis, Netzwerkbeziehungen zu anderen Projektmanager/innen herzustellen und damit Synergien zu generieren. Literatur • Gareis R., Huemann M., Project Management Competences in the Project-oriented Company, The Gower Handbook of Project Management, ed JR Turner and SJ Simister, Gower, Aldershot; forthcoming. • Gareis R., Programme Management and Project Management: New Competences of Project-oriented Companies, Proceedings of the PMI-Symposium 2000, Houston, Texas Gareis, R.: "Programmmanagement und Projektportfolio-Management. Zentrale Kompetenzen Projektorientierter Unternehmen", in: Projektmanagement 1/2001, S. 4-11.