Baumhauer_Titelei_2Aufl 1..8

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Inhalt
1 Klimageographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.1 Einfhrung in die Klimageographie . . . . . . . . . . . . . . .
1.1.1 Das Klimasystem der Erde . . . . . . . . . . . . . . . .
1.1.2 Klima – zeitliche und rumliche Dimensionen . . . .
1.1.3 Klimaelemente und Klimafaktoren . . . . . . . . . . .
1.2 Kennzeichnung und Gliederung der Atmosphre . . . . . . .
1.2.1 Zusammensetzung/Bestandteile der heutigen
Erdatmosphre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.2.2 Der Stockwerksbau und vertikale
Gliederungsmglichkeiten der Atmosphre . . . . . .
1.2.3 Vertikale Stockwerksgliederung nach der
chemischen Zusammensetzung . . . . . . . . . . . . .
1.2.4 Vertikale Stockwerksgliederung nach der mittleren
Temperaturverteilung. . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.2.5 Die atmosphrischen Zustandsgrßen Luftdruck
und Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.2.6 Adiabatische Zustandsnderungen . . . . . . . . . . .
1.3 Strahlungs- und Wrmehaushalt . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3.1 Die Strahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3.2 Die Solarkonstante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3.3 Strahlungsgesetze. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.3.4 Der Energiehaushalt im System Erde + Atmosphre –
Strahlungsbilanz/Strahlungsstrme . . . . . . . . . . .
1.4 Grundzge der globalen Energieverteilung. . . . . . . . . . .
1.4.1 Planetarische Grundlagen – Erdbahnelemente . . . .
1.4.2 Kugelgestalt der Erde – Verteilung der
Sonnenstrahlung – Beleuchtungsklimazonen . . . . .
1.4.3 Planetarische Frontalzone . . . . . . . . . . . . . . . .
1.5 Dynamik der Atmosphre – planetarische Zirkulation . . . .
1.5.1 Ursachen der Luftbewegungen . . . . . . . . . . . . .
1.5.2 Einwirkungen bestimmter Krfte auf die horizontalen
Luftbewegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.5.3 Die Allgemeine (globale) Zirkulation der
Atmosphre (AZA) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.5.4 Drei-Zellen-Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.6 Klimaklassifikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.6.1. Genetische Klimaklassifikation n. Flohn (1950) . . . .
1.6.2 Effektive Klimaklassifikation nach Kppen/Geiger . . .
1.7 Lokale Windsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1.7.1 Der Alpenfhn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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59
63
63
2 Hydrogeographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.1 Wasserkreislauf und Wasserhaushaltsgleichung .
2.2 Niederschlag und Interzeption . . . . . . . . . .
2.2.1 Niederschlagsbildung . . . . . . . . . . .
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22
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36
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V
Inhalt
2.2.2 Interzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.3 Verdunstung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.4 Abfluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.4.1 Oberflchenabfluss . . . . . . . . . . . . . .
2.4.2 Wellenablauf im Gerinne . . . . . . . . . . .
2.4.3 Zeitliche Strukturen des Abflussverhaltens .
2.4.3 Rumliche Strukturen des Abflussverhaltens
2.5 Speicherkaskaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.5.1 Oberflchenwasser und Interflow . . . . . .
2.5.2 Bodenwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.5.3 Grundwasser . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.5.4 Grundwasserabfluss und Quellen . . . . . .
2.6 Stoffhaushalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.6.1 Gelste Stoffe . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.6.2 Feststoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.7 Seen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.7.1 Genese der Seebecken . . . . . . . . . . . .
2.7.2 Die Physik von Seen . . . . . . . . . . . . . .
2.7.3 Typen der Seenzirkulation . . . . . . . . . .
2.7.4 Stoffhaushalt in Seen . . . . . . . . . . . . .
2.8 Integriertes Einzugsgebietsmanagement . . . . . . .
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94
95
3 Bodengeographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
3.1 Bodenkundliche Grundlagen . . . . . . . . . . . . .
3.1.1 Bodenbestandteile und Bodeneigenschaften
3.1.2 Faktoren der Bodenbildung . . . . . . . . . .
3.1.3 Prozesse der Bodenbildung . . . . . . . . . .
3.2 Bodentyp und Bodenhorizontbezeichnungen . . . .
3.3 Bodengeographische Grundlagen . . . . . . . . . .
3.3.1 Bodentypen Mitteleuropas . . . . . . . . . .
3.3.2 Bodengesellschaften Mitteleuropas . . . . .
3.3.3 Bodenzonen der Erde . . . . . . . . . . . . .
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Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
150
4 Vegetationsgeographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.1 Geobotanische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . .
4.1.1 Primre und sekundre Standortfaktoren . . .
4.1.2 Pflanzen als Indikatoren fr eine kologische
Standortbewertung . . . . . . . . . . . . . . .
4.2 Vegetationsentwicklung in Mitteleuropa im
Spt- und Postglazial . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.3 Vegetationsgeographische Grundlagen . . . . . . . .
4.3.1 Zonale Vegetationstypen Deutschlands . . . .
4.3.2 Azonale und extrazonale Vegetationstypen
Deutschlands . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.3.3 Vegetationszonen der Erde . . . . . . . . . . .
VI
Grundzge der globalen Energieverteilung
1
1.4.3 Planetarische Frontalzone
Aus den bisherigen Betrachtungen der Energieumstze und des Strahlungshaushaltes zeigt sich eine breitenkreisabhngige ungleiche Strahlungsverteilung, mit einem berschussangebot an Energie im Bereich des quators (mit tropischer Warmluft) und einem Defizit im Bereich der Polargebiete (mit polarer Kaltluft), woraus sich das meridionale Energiegeflle
zwischen den Tropen und den subpolaren/polaren Gebieten begrndet
(vgl. Abb. 1.8a, 1.8b, 1.13). In den vorherigen Kapiteln wurde bereits nachgewiesen, dass hierfr u. a. die Schiefe der Ekliptik, die breitenkreisbedingt
ungleich langen Wegstrecken der Sonnenstrahlen durch die Atmosphrenmasse und die daraus unterschiedlich starke Wirkung der Extinktion etc.
verantwortlich sind. Der bergangsbereich zwischen warmer tropischer
Luft und kalter Polarluft in der Troposphre, in dem sich ein deutliches Energiegeflle einstellt, wird als Planetarische Frontalzone bezeichnet.
Anhand des Meridionalschnitts durch die Atmosphre vom quator bis
zum Pol (vgl. Abb. 1.13, rechte Abb.) lassen sich drei Bereiche aufgrund der
unterschiedlichen Hhenlagen der Druckniveauflchen (Isobaren in hPa)
unterscheiden, die das Ergebnis entsprechend unterschiedlicher Temperaturverhltnisse sind: Im Bereich der Niederen Breiten (0 bis 35 Grad) weisen
die isobaren Flchen in der warmen Tropikluft einen grßeren Abstand auf,
whrend sie im Bereich der Hohen Breiten (65 bis 90 Grad) in der kalten
Arktikluft deutlich enger zusammen liegen. Daraus resultiert, dass der Luftdruck in den Niederen Breiten mit der Hhe langsamer abnimmt als in den
Hohen Breiten. Die Luftvolumina der tropischen Luftmasse nehmen aufgrund ihrer strkeren Erwrmung ein grßeres (Vertikal-)Volumen ein als die
Luftvolumina der relativ niedrig temperierten, polaren Luftmasse, die sehr
viel kompakter geschichtet ist. Den Grundsatz (gleicher Luftdruck am Boden vorausgesetzt), dass in kalter Luft der Luftdruck schneller abnimmt als in
warmer Luft, beschreibt das Aerologische Grundgesetz (vgl. 1.2.5.1 Baro-
Planetarische
Frontalplatte
polare Kaltluft
W/m2
300
Überschuss
breitenkreisabhngige ungleiche
Strahlungsverteilung
Luftdruck
hPa
300
tropische Warmluft
Luftdruck
hPa
400
300
500
400
200
200
Defizit
150
100
100
500
600
600
700
700
800
800
50
900
900
0
0
90°N
60°N
38°
30°N
Äquator
1000
1000
90°
60°
30°
0°
Abb. 1.13: Wrmebilanz der Erde in Abhngigkeit von der geographischen Breite (Energiegeflle; linke
Abb.); Vertikale Druckverteilung in der Troposphre und Ausbildung der Planetarischen Frontalzone (rechte Abb.)
35
Klimageographie
1
metrische Hhenformel). Daraus ergibt sich, dass – gleicher Luftdruck am
Boden vorausgesetzt – ber kalter Luft in der Hhe tiefer Luftdruck (= Hhentief) und ber warmer Luft in der Hhe hoher Luftdruck (= Hhenhoch)
herrscht. Zwischen diesen beiden Zonen unterschiedlich temperierter Luftmassen liegt der Bereich der Planetarischen Frontalzone, die ihren besonderen Ausdruck in der starken polwrts gerichteten Neigung der Druckflchen
(= barokline Schichtung) findet (Abb. 1.13, rechts) und den konzentrierten
Bereich des Energiegeflles unterstreicht.
1.5 Dynamik der Atmosphre – planetarische Zirkulation
Windsysteme
Ein-ZellenZirkulation
Aufgrund des zuvor beschriebenen globalen Ungleichgewichtes hinsichtlich der Temperatur- und Druckverhltnisse zwischen den Niederen und
den Hohen Breiten mssen Bewegungsmechanismen in Form von Zirkulationen (Windsysteme) einsetzen, ber die der Transport von fhlbarer und
latenter Wrme aus den berschussgebieten in die Defizitgebiete gesteuert
wird. Hier setzt der energetische Antrieb fr die Ausbildung der globalen
atmosphrischen Zirkulation (AZA) an.
Zum Ausgleich des großrumigen Energiegeflles zwischen Niederen
und Hohen Breiten msste eine globale thermische Meridionalzirkulation
in Gang gesetzt werden, mit aufsteigendem Ast ber dem quator, einem
Abstrmen zu den Polargebieten in der Hhe, einem absteigenden Ast
ber den Polen und einer Rckstrmung am Boden zum quator. Diese
Form des ,idealen‘ Energieaustausches (Ein-Zellen-Zirkulation) wird jedoch
aufgrund verschiedener Einflussfaktoren (z. B. Erdrotation, Corioliskraft
etc.) nicht verwirklicht (Kap. 1.5.3).
Im nachfolgenden Kap. 1.5.1 sollen zunchst die grundlegenden Voraussetzungen fr die Einleitung von Luftmassenbewegung und Luftmassentransport beleuchtet werden. Dabei erfolgt die Betrachtung von Luftmassen
zum einen fr Winde in der freien, reibungsunbeeinflussten Atmosphre
und zum anderen fr reibungsbeeinflusste Winde nahe der Bodenoberflche. Anschließend wird im Kap. 1.5.3 die Komplexitt der Dynamik der Atmosphrischen Zirkulation erlutert.
1.5.1 Ursachen der Luftbewegungen
Definition
36
Winde entstehen, wenn sich zwischen zwei benachbarten Gebieten unterschiedliche Temperaturverhltnisse und dadurch bedingt ungleiche Druckverhltnisse einstellen. Dabei bewegt sich die Luft aus dem Gebiet mit hohem Luftdruck hin zu dem Gebiet mit niedrigem Luftdruck um hierdurch
druckausgleichend zu wirken.
Definiert wird der Wind als eine vektorielle Grße (Windvektor v), beschrieben durch die Richtung und einen skalaren Betrag (= Windgeschwindigkeit in ms-1). Die horizontale Windrichtungskomponente wird nach der
Richtung benannt, aus der der Wind weht.
Dynamik der Atmosphre – planetarische Zirkulation
1
1.5.2 Einwirkungen bestimmter Krfte auf die horizontalen Luftbewegungen
Großrumig betrachtet unterliegen die Luftmassenbewegungen unterschiedlichen physikalischen Krften, wie:
* (Luftdruck-)Gradientkraft,
* Corioliskraft,
* Fliehkraft (Zentrifugalkraft),
* Erdanziehungskraft (Gravitation, der jeder Krper unterliegt),
* Reibungskraft.
Diese Krfte knnen einerseits richtungsverndernd und anderseits bewegungshemmend auf Luftmassen wirken.
Die Gradientkraft (G), auch als Luftdruckgradientkraft oder Druckgradientkraft bezeichnet, ist die ausschlaggebende Kraft fr die Einleitung der
Luftbewegung. Sie resultiert aus horizontalen Luftdruckunterschieden und
wirkt vom hheren zum niedrigeren Druck senkrecht zu den Isobaren.
Hierdurch erfolgen der Ausgleich bestehender Druckunterschiede und damit der Ausgleich existenter Energiedifferenzen. Das Druckgeflle vom
hohen zum tiefen Druck wird als horizontaler Luftdruckgradient bezeichnet.
Je steiler das Druckgeflle ist, desto grßer sind die Druckunterschiede,
entsprechend strker mssen die Temperaturgegenstze sein. Die Windgeschwindigkeit wird ebenfalls ber den Druckgradienten bestimmt: Je steiler
das Druckgeflle ausgeprgt ist, umso strker stellt sich die Windgeschwindigkeit dar.
Die Corioliskraft (C) wird definiert als eine Beschleunigung, die auf alle
frei beweglichen Krper in einem rotierenden Bezugssystem (Erde) wirkt.
Sie resultiert somit aus der Erdrotation von West nach Ost und kann lediglich Einfluss auf bewegte Luftmassen ausben. Insbesondere liegt ihre Bedeutung in ihrer richtungsablenkenden Wirksamkeit als Folge der Massentrgheit der meridional strmenden Luftmassen, so dass richtigerweise von
einer Scheinkraft gesprochen werden muss. Auf der Nordhalbkugel erfolgt
eine Ablenkung nach rechts und auf der Sdhalbkugel nach links.
Diese Feststellung soll an zwei einfachen Beispielen fr die Nordhalbkugel beschrieben werden. Dabei ist zu bedenken, dass als Folge der Erdrotation (konstante Drehbewegung der Erde) jeder Krper (jedes Luftpaket) auf
der Erde eine von der geographischen Breite abhngige Mitfhrgeschwindigkeit besitzt: Sie ist am quator am hchsten (465 m/sec) und am Pol am
niedrigsten (0 m/sec), bei 50 betrgt sie 246 m/sec.
Gradientkraft
Corioliskraft
Die Wirksamkeit der Corioliskraft wird im Folgenden fr meridionale Luftmassentransporte auf der NHK vorgestellt.
Im ersten Beispiel bewegen sich Luftmassen auf der rotierenden (d. h.
nicht ruhenden) Erde von Sd nach Nord, d. h. vom quator nordwrts in
Richtung zu den Polen. Die mit einer dem jeweiligen Breitenkreis entsprechenden Mitfhrungsgeschwindigkeit gestarteten Luftmassen gelangen auf
ihrem Weg vom quator nach Norden (NHK) in Gebiete geringerer Drehgeschwindigkeit. Das bedeutet, dass sich die Luftmassen – aufgrund ihres
Geschwindigkeitsberschusses – schneller bewegen als es der Breitenkreis-
37
Klimageographie
1
lage entsprechen msste. Trgheitsbedingt eilt das Luftpaket den nrdlicheren Drehgeschwindigkeitsbedingungen voraus, wodurch es eine Ablenkung nach rechts erfhrt.
Findet diese Bewegung in der Hhenstrmung statt, d. h. die Luftmassen
strmen in der Hhe von den Niederen zu den Hohen Breiten, resultiert
aus der Rechtsablenkung mit zunehmender Entfernung vom quator eine
westliche Strmungskomponente, der sog. Westwind (vgl. Kap. 1.5.3.1).
Bei der umgekehrten Bewegungsrichtung auf der Nordhalbkugel von Nord
nach Sd gelangt das Luftmassenpaket mit einer bestimmten Eigengeschwindigkeit in Bereiche hherer Drehgeschwindigkeit aufgrund der Zunahme der Rotationsgeschwindigkeit vom Pol Richtung Sden zum quator. Hieraus folgt, dass sich das Luftpaket in der Zeit t trgheitsbedingt jetzt
langsamer (!) fortbewegt, als es der neuen Breitenkreislage entsprechen
msste. Wiederum trgheitsbedingt hinkt das Luftmassenpaket der dortigen
Rotationsgeschwindigkeit hinterher. In diesem Falle resultiert hieraus eine
Rechtsablenkung, wodurch das in Bewegung befindliche Luftpaket in eine
stliche Strmungsrichtung gelenkt wird.
Die Strke der ablenkenden Corioliskraft (C) lsst sich ber folgende
Gleichung ausdrcken:
C = 2x sin u v
Die horizontale Komponente C ist somit abhngig von der Geschwindigkeit v der bewegten Luftmasse, der Rotationsgeschwindigkeit der festen
Erde x (x = 2 p/24 h = 7,29 10 – 5 s – 1) und von dem Sinus der geographischen Breite u.
Daraus folgt, dass bei Windstille (Windgeschwindigkeit gleich Null) die
Corioliskraft keine Wirkung erzielen kann. Dies belegt noch einmal, dass
die Corioliskraft eine Scheinkraft ist, die lediglich auf bewegte Luftmassen
einwirkt: Je hher die Windgeschwindigkeit ist, umso strker wird ihr Einfluss (C ~ v). Des Weiteren kann durch die obige Gleichung gezeigt werden, dass die Breitenkreisabhngigkeit ber den Sinus der geographischen
Breite in den Wert der Corioliskraft eingeht und dass der Maximalwert vom
Pol (sin 90 = 1) bis zum quator hin (sin 0 = 0) abnimmt.
Reibungskraft
38
Dies bedeutet, dass außer am quator die Corioliskraft (C) eine sukzessive
Ablenkung der Luftstrmung bewirkt, und zwar solange, bis die Bewegungsrichtung (v) im rechten Winkel zum Druckgradienten (G) steht. Dies entspricht der Maximalablenkung mit der Ausbildung des sog. geostrophischen
Windes in der reibungsunbeeinflussten Hhenstrmung (vgl. Kap. 1.5.2.1,
1.5.3.1).
Rauhigkeitselemente an der Erdoberflche wirken der Bewegung der
Luftmassen entgegen. Dabei fhrt die bremsende Wirkung der Reibungskraft (R) zu einer Geschwindigkeitsabnahme und nimmt somit indirekt
auch Einfluss auf die Corioliswirkung (Ablenkung). Unbeeinflusst davon
bleibt die Gradientkaft, da diese unmittelbar aus den Luftdruckunterschieden resultiert. Mit zunehmender Hhe verliert die Reibungskraft ihre Wirkung auf die Luftmassen.
Dynamik der Atmosphre – planetarische Zirkulation
1
1.5.2.1 Wirkungsweise der Krfte bei gradlinigen Isobaren
(Linien gleichen Luftdrucks)
In dem vorherigen Kapitel wurde dargelegt, dass Krfte wie Corioliskraft
und Druckgradientkraft auf horizontale Luftmassenbewegung einwirken. In
der Abb. 1.14a (links) wird die Beeinflussung der Luftmassen durch die
Gradient- (G) und die Corioliskraft (C) in einem großrumigen homogenen
Druckfeld in ca. 5.000 m Hhe (somit reibungsunbeeinflusst) mittels eines
Krfteparallelogramms schematisch dargestellt, in dem die Druckniveauflchen gradlinig angeordnet sind.
Vektoriell betrachtet zeigt sich im Diagramm (links), dass die Gradientkraft (G) senkrecht zu den Isobaren (Linien gleichen Druckes) vom hohen
Druck zum niedrigen Druck gerichtet ist. Die Corioliskraft (C) steht senkrecht zur Bewegungsrichtung und wirkt zudem entgegengesetzt zur Gradientkraft. Hieraus ergibt sich ein Gleichgewicht zwischen diesen beiden
Krften, mit der Folge, dass der Wind (die Luftmassen) isobarenparallel
strmt. Hierbei handelt es sich um den sog. geostrophischen Wind.
bertragen auf die Windsysteme der Erde entspricht der geostrophische
Wind dem außertropischen Westwind.
Die Entwicklungsstadien des geostrophischen Windes werden anhand
der Abb. 1.14a (rechts) beschrieben:
Aufgrund eines Temperatur- und Druckgeflles wird ein Luftpakt in Bewegung gesetzt, wobei zunchst in geringer Entfernung zum quator lediglich die Druckgradientkraft (G) die Richtung (v) der Luftmasse vom Hoch
(H) zum Tief (T) (NHK), senkrecht zu den Isobaren bestimmt. Mit zunehmender Entfernung vom quator setzt die Wirkung der Corioliskraft (C)
ein, wobei die Luftmassen eine Rechtsablenkung erfahren. Die Ablenkung
wirkt solange bis sich ein Gleichgewicht zwischen der Gradient- und der
Corioliskraft ausbildet (= Maximalbetrag der Ablenkung) und die Luftmassen in isobarenparalleler Richtung strmen. Unter diesen Bedingungen ist
ein Ausgleich der Luftdruckgegenstze nicht mglich. Entsprechend findet
kein Temperaturausgleich statt. Das wrde bedeuten, dass ein Energietrans-
Geostrophischer
Wind
Abb. 1.14a: Der geostrophische Wind – Entwicklungsstadien in der reibungsunbeeinflussten Atmosphre (links: schematisch, rechts: Entwicklungsstadien) (eigene Darstellung)
39
Register
Abflussganglinie 74
Absorptionsbanden 21 f.
Adsorbierte Kationen 103
Adsorptionswasser 83
Advektive Niederschlge 68
Aerologisches Grundgesetz 9, 35
Aerosole 5
Aktuelle Vegetation 123
Albedo 22 f., 34
Alkalimetalle 88
Allgemeine Wasserhaushaltsgleichung 66
Allgemeine Zirkulation der
Atmosphre (AZA) 3, 12, 36 ff.,
43 ff.
Anisobarer Strmungsversatz 42
Antizyklone 43, 47
Aquiclude 84
Aquifer 84
Artesische Quellen 86
Artesischer Aquifer 85
Atmosphre 1, 2, 5 ff.
Atmosphrische Fenster 22, 34
Auenwlder 139
Ausstrahlung 24
Ausstrahlung, direkte langwellige 24, 34
Ausstrahlung, effektive 26
Azonale Bden 110
Azonale Vegetation 133, 139 ff.
Azoren-Hoch 47
Barometrische Hhenformel 9
Beleuchtungszonen 29 f.
Benthal 92
Bergeron-Findeisen-Prozess 66
Bewlkung, siehe Wolken
Biosphre 2
Bioturbation 109, 110, 112
Birken-Stieleichenwlder 134,
136
Blocking-Action 46
Boden, Definition 98
Bodenhnliche Formen 98
Bodenart 100, 101
Bodenbestandteile 98 ff.
Bodenbildung 104
Bodenbildungsfaktoren 105 f.
Bodeneigenschaften 98, 104
Bodengesellschaften 115 ff.
150
Bodenhorizonte, siehe diagnostische Horizonte
Bodentyp(en) 104, 110, 111 ff.
Bodenversauerung 103
Bodenwasser 103
Bodenzonen 118 ff., 121
Braunerde 112, 115
Bruchwlder 140
Calcisol-, Arenosol- und
Solonetz-Zone 119, 120
Corioliskraft 36 ff., 44
Cryosolzone 118
Cut-off-Effekt 46
Darcy-Gesetz 85
Delta der Frontalzone 41 f.
Deposition 87
Diagnostische Horizonte 104,
106, 110, 111
Diffuse Reflexion 20, 21, 23
Diffusion 88
dimiktische Seen 92
Direktabfluss 71
Dispergierung 108
Divergenz(gebiet) 41 f., 46
Druckgebilde, dynamische 42
Druckgebilde, Ferrel’sche 51
Druckgebilde, thermische 42 f.
Dnenvegetation 141
Effektive Klimaklassifikation nach
Kppen/Geiger 59 ff.
Eichen-Hainbuchenwlder 134,
137
Einfache Regime 80
Einstrahlung, effektive 24, 26
Ekliptik 29
Entbasung 108
Epilimnion 92
episodische Wasserfhrung 79
Erdalkalimetalle 88
Erdrevolution 28 f.
Erdrotation 5, 28 f., 36, 45,
Eutrophierung 94
Evaporation 69
Extinktion 20, 32, 35
Extrazonale Vegetation 133, 139
Ferralsol-Zone 120, 122
Ferrel-Zelle 49, 53
Ferrel-Zirkulation 53 ff.
Fhn (Alpenfhn) 63 f.
Fhnmauer 64
Fossile Bden 106
Frontalzyklone 54 ff.
Frontogenetischer Punkt 53
Gashlle 5
Gegenstrahlung, atmosphrische 24 f., 34
Gerlle 89
Glashauseffekt 25, 26
Glaziales Regime 80
Gley 114, 115
Globalstrahlung 23, 32 ff., 34
Gradientkraft 37, 39 ff., 44
Gravitationskraft 37
Grundwasseroberflche 84
Hadley-Zelle 48
Haftwasser 83
Hartlaubwlder 145, 146
Haude-Formel 70
High-Index-Zirkulation 46
Hitzetief 43, 145
Hoch (Kltehoch, Polares
Hoch) 43
Hochmoor 114, 115, 140
Hohe Breiten 29
Hohe Westwinddrift (außertropische Westwindzirkulation) 44 ff.
Hhenhoch 36
Hhenrcken 46
Hhenstrmung 38, 40 ff., 45
Hhenstufung 125, 138
Hhentief 36
Hhentrge 46
Holozn 131, 132
Horton-Abfluss 71
Human Resource Development 95
Humifizierung 101, 107, 112
Hydrodynamische Dispersion
88
Hydromorphierung 109
Hydrosphre 2
Hydroxide 99
Hypolimnion 92
Register
Idealkontinent 5 ff.
Immerfeuchte Tropen und Subtropen 120, 145, 147
Immergrner tropischer Regenwald 146, 147
Innertropische Konvergenzzone 43, 48 f., 51
Integriertes Einzugsgebietsmanagement 95
Interzeption 68
Intrazonale Bden 110
Inversion 8, 11 f.
Island-Tief 47
Isobarenparallel 39, 41
Isomorpher Ersatz 99
Isothermie 8, 11
Jahreszeitenklima 29 f.
Kaltfront 56
Kapillarwasser 83
Karbonatisierung 109
Kaskaden-Modell 82
Klima, Definition 3
Klimaelemente 3, 4
Klimafaktoren 4
Klimageographie 1
Klimaklassifikation(en), genetische, effektive 3, 57 ff.
Klimarbe 57
Klimasystem 2, 9, 13
Klimatologie 1
Klimawirksame Spurengase 5, 6
Klimaxgesellschaften 133
Koagulation 108
Kohlendioxid 5, 21, 22, 25
Komplexes Regime ersten Grades 80
Kondensationswrme 64
Konkurrenz 127, 129, 130
Kontinentalitt 58
Konvektion 50, 67, 88
Konvergenz(gebiet) 41, 42, 46
Kornfraktionen 100
Korngrßendreieck 101
Kryosphre 2
Kugelgestalt 20, 22, 28 f., 32
Kstenvegetation 140, 141
Laubwaldzone 119, 143, 146
Lebensformen 125, 128 f.
Leewirbel 64
Lessivierung 108, 113
Lithosphre 2
Litoral 92
Lixisol-, Nitisol- und AcrisolZone 120
Lokale Windsysteme 63
Low-Index-Zirkulation 46
Luftbewegung 36 ff.
Luftdichte 8
Luftdruck 3, 4, 7, 9
Luftdruck- und Windgrtel 44,
46 ff.
Luftfeuchte 3
Luftschichtung, labil, stabil,
indifferent 11
Lufttemperatur, siehe Temperatur
Luvisol-, Cambiosol-Zone 119
Manderwellen der Hhenstrmung 46
Maritimitt 58
Marschen 114, 116
Meridionales Energiegeflle 35
Meridionalzirkulation 36
Metalimnion 92
Metallorganische Komplexe 108
Meteorologie 1
Methan 5
Mineralische Bestandteile 98 f.
Mineralisierung 101, 107, 112
Mittlere Breiten 30
Moderbuchenwlder 134, 136
Monomiktische Seen 92
Monsun(genese), indischer 48,
50 ff.
Moore 114, 118, 140
Mullbuchenwlder 134, 136
Nadelwlder 134, 137, 138
Nhrstoffe 103, 125, 126
Niedere Breiten 30
Niedermoor 114, 115, 140
Niederschlag 3, 4
Niederschlge, advektive (Aufgleitniederschlge) 55
Niederschlge, konvektive 56
Nivales Regime 80
Nivo-pluviales Regime 80
kogramm 129, 130
kologische Standortbewertung 128 f.
kologisches Optimum 127
Orchideenbuchenwlder 134,
136
Organische Bestandteile 101
Oxide 99, 107
Ozon 5, 21, 22
Parabraunerde 113, 115
Passatinversion 49 f.
Passatzirkulation 47 ff.
Pedogenese 104
Pedosphre 2, 97
Pegel 73
Pendelmechanismus der Hohen
Westwinddrift 46
Perennierende Flsse 79
Periodische Wasserfhrung 79
Pflanzennhrstoffe, siehe Nhrstoffe
Phaeozem-, Chernozem-, Kastanozem-Zone 119
Phreatischer Aquifer 84
Physiologisches Optimum 127
Planetarische Frontalzone 35 f.,
48
Planetarische Grundlagen 28
Planetarische Zirkulation 2, 43,
44
Pluviales Regime 80
Pluvio-nivales Regime 80
Podsol 113, 115
Podsolierung 108, 113
Podzol-, Histosol-, CambisolZone 118
Polarfront 53, 55
Polarnacht 29, 31
Polartag 29, 31
Polarzelle 56
Porenvolumen 102
Potentiell natrliche Vegetation 123
Primre Sukzession 125
Primre und sekundre Standortfaktoren 123 ff.
Primrproduktion 94
Prozesse der Bodenbildung 106 ff.
Pseudogley 113, 115
Pseudovergleyung 109, 113
Puffersysteme 103
Ranker 112
Reale Vegetation 123
Redoxymorphose 109
Reibungskraft 37 f., 40
Reliktbden 106
Rendzina 112
Rezente Bden 106
Ryd-Scherhag-Effekt 42
Sttigungsabfluss 71
Sauerstoff 5, 7
151
Register
Savannen 145, 146, 147
Schichtquellen 86
Schuttquellen 86
Schwarzerde 112, 116
Seezirkulation 92
Sekundre Sukzession 125
Selektive Absorption 20 ff.
Sesquioxide 108, 120
Sickerwasser 83
Solare Einstrahlung 2
Solarkonstante 2, 13, 14
Solarstrahlung 22 f.
Sommertrockene Subtropen 119,
145
Sonne 2, 12, 13, 22
Sptglazial 131, 132
Spektralbereiche 13 f.
Spurengase 5
Stabile Luftschichtung 11
Stammabfluss 68
Stauquelle 86
Steppentypen 119, 144
Steppenzone 119, 143, 146
Stickstoff 5
Stockwerksgliederung 6 ff.
Strahlung 12 ff.
Strahlung, kurzwellige 12, 14,
19, 22, 25 f.
Strahlung, langwellige 12, 14,
19, 24, 26
Strahlungs- und Energiehaushalt 5
Strahlungs- und Wrmehaushalt 12 ff.
Strahlungsbilanz 26, 33, 32, 34,
Strahlungsbilanz, kurzwellige 22 ff.
Strahlungsbilanz, langwellige 24 ff.
Strahlungsgesetze 14 ff., 19, 22
Strahlungsstrom, kurzwellig 22,
23, 25
152
Strahlungsstrom, langwellig 24,
26
Subtropisch-randtropischer Hochdruckgrtel 42, 46 f., 120
Tageszeitenklima 30
Taiga 118, 142, 143, 146
Tellurische Effekte 44, 50, 59
Temperatur 3, 4, 10
Temperaturgradient, adiabatischer 10
Temperaturgradient, feuchtadiabatischer/trockenadiabatischer 10, 43, 63 f.
Temperaturgradient, geometrischer 8, 10, 11
Tiefdruckrinne, quatoriale 43,
47, 49, 51
Tiefdruckrinne, subpolare 42, 46
Tonminerale 98, 99, 107
Tonverlagerung 108, 113
Transmission 22
Transpiration 69
Traubeneichenbuchenwlder 134, 136
Treibhauseffekt 5, 25
Trockene Mittelbreiten 119, 143,
146
Trockengrenzformel 60
Tropische Zirkulation 49 ff.
Tropopause 6 ff., 11
Troposphre 3, 6 ff., 10, 35
Tschernosem, siehe Schwarzerde
Tundra 118, 141, 146
Turbation 109
berlaufquelle 86
Vegetationsentwicklung 131 f.
Vegetationszonen der Erde 141 ff.
Verbraunung 107, 112
Verdunstung 69
Vergleyung 109, 114
Verlehmung 107
Verwerfungsquellen 86
Verwitterung und Mineralbildung 107
Wald- und Baumgrenze 143
Wrmestrom, fhlbarer 24, 26 f.
Wrmestrom, latenter 24, 26 f.
Warmfront 55
Wasserdampf 4 f., 7, 21, 22, 25,
32
Wasserhalbkugel 32, 34
Wasserhaushaltstypen 126
Wasserkreislauf 65
Westwind, außertropisch 38 f.
Westwinddrift (WWD) 48
Wetter 3
Wetterkarten 3, 46
Wind 4
Wind, ageostrophischer 40
Wind, Definition 36
Wind, geostrophischer 38 f., 44
Windsysteme 44
Windsysteme, lokale 63
Winterfeuchte Subtropen 119,
145
Witterung 3
Wolkentypen 55, 56
WRB 111 ff.
Zeigerwerte 128 f.
Zirkulation, tropische 48
Zirkulation, zonal, meridional 36, 44, 46
Zonale Bden 110
Zonale Vegetation 133 ff.
Zonale Vegetationstypen 133 ff.
Zyklone (Idealzyklone) 43, 46,
54, 55
Zyklonenfamilien 55
Zyklonenfriedhfe 55
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