Verbünde stellen sich vor 164 Kompetenznetz Adipositas – die Verbünde stellen sich vor Verbund MAIN – Weight Loss Maintenance (Stabilisierung einer Gewichtsreduktion) Das Hauptproblem bei der (nicht chirurgischen) Adipositastherapie besteht weniger in der kurzfristigen Gewichtsabnahme als in der Stabilisierung des reduzierten Körpergewichts. Bei der Mehrzahl der Patienten kommt es nach Beendigung eines Therapieprogramms zu einem Wiederanstieg des Körpergewichts. Die meisten adipösen Personen haben schon eine längere Behandlungsvorgeschichte mit vielen Frustrationserlebnissen in Bezug auf eine Gewichtsreduktion und vor allem einer Gewichtsstabilisierung hinter sich. Ein Überblicksartikel (3) kommt zu dem Ergebnis, dass die Evidenz für die meisten kommerziellen Gewichtsreduktionsprogramme unbefriedigend ist. Es liegen zudem nur sehr wenige kontrollierte Studien zu den Langzeitergebnissen und zur Kosteneffizienz vor. Längerfristige dauerhafte Veränderung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten sowie eine damit einhergehende Gewichtsstabilisierung („weight maintenance“) scheint mit den gängigen Programmen schwer zu erreichen zu sein. Selbst in anerkannten Adipositaszentren können nur ca. 20 Prozent aller Teilnehmer das reduzierte Körpergewicht nach Beendigung Kompetenznetz Adipositas – die Verbünde stellen sich vor Im Herbst 2007 hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein Förderprogramm zur Einrichtung von medizinischen Kompetenznetzen zu den Krankheitsbildern Adipositas und Diabetes ausgeschrieben. Ziel der Ausschreibung war, die bestehenden Forschergruppen zu stärken und besser zu vernetzen, und damit auch eine international wettbewerbsfähige und sichtbare Forschungsplattform zu schaffen. Ein weiteres Ziel der Kompetenznetze soll es sein, einen raschen Transfer neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Präventions- und Versorgungsmedizin zu ermöglichen. Nach Abschluss des Auswahlverfahrens hat sich das Kompetenznetz Adipositas inzwischen konstituiert. Bei der Auftaktveranstaltung wurde Herr Prof. Dr. Hans Hauner, Direktor des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar, zum Sprecher des Kompetenznetzes gewählt. Seine Stellvertreter sind Frau Prof. Dr. Martina de Zwaan, Universität Erlangen, und Herr Prof. Dr. Wieland Kiess, Universitätskinderklinik Leipzig. Die Koordination und Kommuni- kation für das Kompetenznetz übernimmt Frau Dr. Nicole Barth, die seit dem 17.11.2008 als wissenschaftliche Geschäftsführerin tätig ist. Die neue Geschäftsstelle (Kontakt: [email protected]) wurde am Klinikum rechts der Isar der TU München eingerichtet. Inhaltliche Schwerpunkte des Verbundes sind die Prävention von Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter unter Nutzung bereits bestehender Kohorten und die Verbesserung der Langzeitergebnisse von Therapieprogrammen bei adipösen Erwachsenen. Grundlagenwissenschaftlich ausgerichtete Projekte beschäftigen sich mit den zentralen und peripheren Mechanismen, die an der Pathophysiologie der Adipositas und ihrer Komplikationen beteiligt sind. Aus 27 eingereichten Verbundanträgen mit 149 Teilprojekten wurden auf der Grundlage des Votums eines internationalen Gutachtergremiums acht Verbünde mit insgesamt 39 Teilprojekten zur Förderung ausgewählt. Es handelt sich dabei um folgende Konsortien: ● Perinatal prevention of obesity (PEPO) (Koordinator: Prof. H. Hauner, TU München) der Behandlung über einen längeren Zeitraum stabil halten (1). Ein erneuter Gewichtsanstieg scheint dabei umso schneller zu erfolgen, je stärker zuvor die Kalorieneinschränkung war. Interessant ist, dass die Rate der erfolgreichen Langzeitabnehmer in der Allgemeinbevölkerung höher sein dürfte als unter Teilnehmern an Gewichtsreduktionsprogrammen. In einer eigenen Untersuchung konnten wir zeigen, dass die Stabilisierung eines zehnprozentigen Gewichtsverlusts über zumindest ein Jahr in der Allgemeinbevölkerung von fast 30 Prozent der Adipösen erreicht werden konnte (5). Eine Analyse von erfolgreichen Langzeitabnehmern in der Allgemeinbevölkerung ergab, dass diese Personen sich fett- und kalorienarm ernährten, sich vergleichsweise intensiv und regelmäßig körperlich bewegten und ihr Gewicht regelmäßig kontrollierten (3). Um bessere Langzeiteffekte zu erreichen, sind entweder innovative Strategien zur Gewichtsstabilisierung nach erfolgreicher Gewichtsreduktion oder langfristig angelegte Nachsorgeprogramme notwendig, die Maßnahmen zur Stärkung von Selbstkontrolle und Rückfallprophylaxe beinhalten und ● ● ● ● ● ● ● Interdisciplinary Obesity Prevention in Childhood and Adolescence (PreVENT) (Koordinator: Prof. M. J. Müller, Univ. Kiel) Multidisciplinary Early Modification of Obesity Risk (MEMORI) (Koordinator: Prof. B. Koletzko, LMU München) Weight loss maintenance (MAIN) (Koordinatorin: Prof. M. de Zwaan, Univ. Erlangen) Longitudinal Childhood Obesity Research in Germany (LARGE) (Koordinator: Prof. W. Kiess, Univ. Leipzig) Obesity and the Gastrointestinal Tract (OGIT) (Koordinator: Prof. S.C. Bischoff, Univ. Hohenheim) Targeting Neurocircuits in Obesity (NEUROTARGET) (Koordinator: Prof. J. Brüning, Univ. Köln) Targeting Adipose Tissue Dysfunction (ADIPOSE TARGET) (Koordinator: Prof. M. Blüher, Univ. Leipzig) In unserer Serie Kompetenznetz Adipositas – Verbünde stellen sich vor möchten wir Ihnen die Konsortien im Einzelnen vorstellen und bei ihrer Forschungstätigkeit begleiten. red. Adipositas 3/2009 © Schattauer 2009 Downloaded from www.adipositas-journal.de on 2017-08-22 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Verbünde stellen sich vor 165 möglicherweise auch in geringer Kontaktfrequenz angeboten werden können. Folgende Inhalte sollen erhoben werden: ● ● Teilprojekt 1 ● ● Initiierung des Deutschen Gewichtskontrollregisters zur Identifizierung und Untersuchung von Merkmalen, die zum Erhalt einer Gewichtsreduktion führen ● ● ● ● Gewichtsverlaufsparameter, Nahrungsmittelauswahl, Essverhalten, körperliche Aktivität, Psychopathologie und Persönlichkeitsvariablen, soziale Unterstützung, Kausalattributionen und Erwartungen sowie körperliche Komorbidität. jects (SOS)-Studie mit längeren KatamneseZeiten für konservative und chirurgische Adipositastherapie aufwarten (2). Insbesondere vor dem Hintergrund der bislang geringen Erfolgsquoten der Gewichtsstabilisierung nach erfolgter Gewichtsabnahme ist die Identifikation von Erfolgsprädiktoren von größter Wichtigkeit, um die bestehenden Therapien an die Bedürfnisse der unterschiedlichen Patientenkollektive anzupassen. Versuchsablauf und Methoden Projektleitung Prof. Dr. Martina de Zwaan, Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung, Universitätsklinikum Erlangen. Forschungsvorhaben Ziel ist die Identifikation von Prädiktoren für eine dauerhafte Gewichtsreduktion bzw. für eine neuerliche Gewichtszunahme nach erfolgreicher Gewichtsreduktion. Um die Qualität der Versorgung einzuschätzen und zu verbessern, ist es notwendig, die Erfahrungen möglichst vieler Personen zu dokumentieren. Das Deutsche Gewichtskontrollregister soll Grundlage für die Entwicklung von effizienteren Therapieprogrammen zur Gewichtsstabilisierung werden. Das Deutsche Gewichtskontrollregister wird sich an die Erfahrungen des amerikanischen National Weight Control Registry (NWCR), das 1994 von Dr. Rena Wing und Dr. James O. Hill initiiert wurde und die größte prospektive Untersuchung zur langfristigen Gewichtsreduktion darstellt, anlehnen (3). Die Eingabe der Daten in das Register erfolgt durch die Teilnehmenden selbst über „remote data entry (RDE)“ im Internet. Dazu wird die ITGruppe um Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch von der Universität Erlangen-Nürnberg mit Unterstützung der Telematikplattform für Medizinische Forschungsnetze e.V. (TMF) eine entsprechende Lösung erarbeiten. Nach Entwicklung und Implementierung der webbasierten Daten-Selbsteingabe sollen innerhalb der ersten Förderperiode 500 Probanden und Patienten in das Register aufgenommen werden. Die Teilnehmenden werden nach einem und nach zwei Jahren nachuntersucht, um den längerfristigen Verlauf darzustellen. Für Teilnehmende ohne Internetzugang wird es eine Papierversion geben. Teilprojekt 2 Essen-Bochum Obesity Treatment Study (EBOTS): eine 7-bis-8-Jahreskatamnese Projektleitung Versuchsablauf und Methoden Personen aus der Allgemeinbevölkerung sowie Patienten, die nach einem Gewichtsreduktionsprogramm eine Gewichtsreduktion von zumindest zehn Prozent über zumindest ein Jahr halten konnten (= Definition für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion und -stabilisierung), werden in das Register aufgenommen und in jährlichen Abständen nachuntersucht. Die Untersuchung von Personen aus der Allgemeinbevölkerung wird in der Adipositasforschung in der Regel vernachlässigt, obwohl die Personengruppe, die selbstständig Gewicht reduziert und hält, möglicherweise gute Hinweise auf Erfolgsstrategien zum Gewichtserhalt geben kann. Dr. Tanja Legenbauer, Prof. Dr. Stephan Herpertz, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, LWL-Krankenhaus, RuhrUniversität Bochum. Forschungsvorhaben Im Vordergrund des Projekts steht die Identifizierung möglicher psychosomatischer, psychosozialer und genetischer Prädiktoren für den Gewichtsverlauf nach einer konservativen (OPTIFAST®) oder chirurgischen (Magenband) Maßnahme zur Gewichtsreduktion. Die geplante 7-bis-8-Jahreskatamnese stellt eine für Deutschland einzigartige Untersuchung dar. Weltweit kann nur die Swedish obese sub- Grundlage der Studie ist eine Stichprobe von 251 adipösen Probanden, die an einer konservativer Gewichtsreduktionsmaßnahme teilnahmen (OPTIFAST®), von 153 Patienten nach adipositaschirurgischem Eingriff (Magenband) sowie von 173 normalgewichtigen und 128 adipösen Kontrollprobanden, die zum Zeitpunkt der Untersuchung keine Gewichtsreduktion durchführten. Die Probanden wurden mit Hilfe eines standardisierten psychiatrischen Interviews, eines strukturierten Interviews zur Erfassung der Essstörungspsychopathologie und mit standardisierten Testverfahren untersucht. Die Erforschung genetischer Polymorphismen des 825T-Allels und des Melanocortin3-Rezeptors erfolgte mittels Gentypisierung. Neben dem Vergleich der Prävalenzen psychischer Störungen in den einzelnen Gruppen, von denen die affektiven Störungen, Angst- und Essstörungen besondere Berücksichtigung fanden, liegt das vorrangige Ziel der Studie in der Erforschung der Zusammenhänge von Gewichtsverlauf und genetischen, soziodemografischen und psychosozialen Variablen. Die Teilnehmer wurden vor Beginn der Gewichtsreduktionsmaßnahme (T1) sowie zu bisher drei Katamnesezeitpunkten untersucht: ein Jahr (T2), zwei Jahre (T3) und vier Jahre (T4) nach Beginn der Gewichtsreduktionsmaßnahme. Im Rahmen des „Kompetenznetz Adipositas“ soll nun eine Katamneseuntersuchung sieben bis acht Jahre nach der Gewichtsreduktionsmaßnahme erfolgen und Probanden mit einem erfolgreichen bzw. nicht erfolgreichen Gewichtsverlauf (mindestens zehn Prozent Gewichtsverlust nach OPTIFAST® und 50 Prozent Abnahme des Übergewichts = „excess body weight loss“ nach Magenband) verglichen werden. Dies soll die Identifikation möglicher psychischer, psychosozialer und genetischer Erfolgsprädiktoren für den Gewichtsverlauf ermöglichen. © Schattauer 2009 Adipositas 3/2009 Downloaded from www.adipositas-journal.de on 2017-08-22 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Verbünde stellen sich vor 166 Teilprojekt 3 Versuchsablauf und Methoden Kognitive Prozesse bei übergewichtigen Personen Um die für das Essverhalten, insbesondere in Bezug auf Gewichtskontrolle, bestimmenden Lern- und Gedächtnisprozesse zu untersuchen, wird die Magnetoenzephalografie eingesetzt. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren, mit dem berührungsfrei die neuronale Aktivität des menschlichen Gehirns mit hoher zeitlicher Auflösung untersucht wird. Bei diesen Experimenten werden den Probanden Bilder präsentiert und die ausgelöste Gehirnantwort registriert. Es handelt sich um Bilder, die entweder Essen darstellen oder keinen essensrelevanten Inhalt haben. Die Probanden müssen dabei angeben, ob sie ein entsprechendes Bild schon einmal während des Experiments gesehen haben oder nicht. Wir nehmen an, dass Essensbilder im Gegensatz zu Nicht-Essensbilder besser erinnert werden und ihre Gehirnantwort eine kürzere Latenz aufweist. In einer ersten Studie wird diese Hypothese an einer Kontrollgruppe von normal- und übergewichtigen Personen untersucht. In einer Fortführung der Studie wird geprüft, wie sich der Sättigungsgrad auf die Gehirnantworten auswirkt. Hierbei werden die Auswirkungen einer peripheren Füllung des Magens mit Wasser mit der Füllung des Magens mit kalorienreicher Nahrung verglichen. Zur weiteren Aufklärung der involvierten Gehirnprozesse bei essensrelevanten Stimuli wird diese Paradigma in einer prospektiven Studie an jeweils 20 Patienten, die zu einer verhaltenstherapeutischen oder einer chirurgischen Intervention ausgewählt wurden, vor und nach der Intervention getestet. Ziel ist es dabei, mögliche neurophysiologische Prädiktoren für die erfolgreiche Stabilisierung des Gewichts nach therapeutischer Intervention zu gewinnen. Projektleitung Prof. Dr. Christoph Braun, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Universität Tübingen; Dr. Hubert Preissl, MEGZentrum, Universität Tübingen. Forschungsvorhaben Das Essverhalten von Menschen wird durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt, z. B. durch den gegenwärtigen Energiebedarf, aber auch durch die Einschätzung der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln in der nahen Zukunft. Weiterhin spielen für das Essverhalten kognitive Funktionen wie Erinnern, Bewerten und Entscheiden eine bedeutsame Rolle. Aufgrund des belohnenden Charakters von Nahrungsmitteln bzw. der einer Abneigung gegenüber bestimmten Lebensmitteln weist Essverhalten zudem eine starke emotionale Komponente auf. Obwohl all diese Faktoren durch bestimmte neuronale Regelkreise kontrolliert werden, ist es offensichtlich, dass diese sich gegenseitig stark beeinflussen. Somit ist es klar, dass die Fehlfunktion oder der Ausfall eines dieser Regelkreise zu Essstörungen oder Gewichtsproblemen führen kann. Gegenwärtig gibt es noch keine überzeugende Theorie, die die Pathophysiologie von gestörtem Essverhalten erklären kann. Um die neurowissenschaftlichen Grundlagen dieses Verhaltens zu untersuchen, ist es notwendig, den Einfluss der einzelnen Faktoren individuell zu untersuchen. Um dies zu erreichen, werden in dieser Studie Gedächtnisprozesse in Bezug auf Essensstimuli neurophysiologisch untersucht. Es wird geprüft, ob sich die neuronale Aktivität beim Erinnern von Essensreizen bei übergewichtigen Personen verändert, wenn sie einen chirurgischen Eingriff oder eine Psychotherapie zur Gewichtsreduktion absolviert haben. Das besondere Augenmerk der Studie liegt auf der Untersuchung der Rolle von Gedächtnisprozessen bei erfolgreicher oder erfolgloser Gewichtserhaltung nach diesen therapeutischen Interventionen. Des Weiteren werden die Gedächtnisprozesse in unterschiedlichen Sättigungszuständen untersucht. Teilprojekt 4 Die Bedeutung der physiologischen Regulation der präfrontal-limbischen Verbindung für das Essverhalten tes, Interdisziplinäres Adipositaszentrum, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz Forschungsvorhaben Zwanghaftes und übermäßiges Essen und andere Formen von exzessivem Essen, die zu Übergewicht führen, können in einem neurobiologischen Ansatz als Störung der Selbstkontrolle betrachtet werden. Dabei kann man von einer verminderten Hemmung von subkortikalen Belohnungsstrukturen wie dem insulären Kortex bezüglich positiver Verstärkung durch Essen ausgehen. Die zentrale Hypothese des Projektes ist, dass eine Erhöhung der Aktivität dieses Bereichs sowohl unbewusst als auch bewusst die Einstellung zu essensrelevanten Stimuli verändert. Um diese Hypothese zu überprüfen, soll die Erhöhung der Aktivität in diesem spezifischen Gehirnareal mittels eines Neurofeedbacktrainings erreicht werden. Hierzu wird die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRI) zur Messung der lokalen Gehirnaktivität eingesetzt und das Signal im Rahmen eines von den Antragstellern entwickelten Verfahrens zeitlich direkt zurückgemeldet. Das Verfahren wird als fMRI-BCI (Brain Computer Interface) bezeichnet. Die Patienten sollen die willentliche Regulation des insulären Kortex erlernen. Vor und nach dem Experiment werden mit standardisierten Fragebögen und Verhaltenstests das Essverhalten und Essverlangen quantifiziert. Des Weiteren erfolgen noch im Magnetresonanztomografen Bewertungen zu essensrelevanten Stimuli sowohl nach Hochregulation des insulären Kortex als auch nach Erreichen des Ruhezustands. Es wird angenommen, dass sich diese Bewertungen je nach Aktivität des insulären Kortex unterscheiden. Diese Untersuchung soll die funktionelle Bedeutung dieses Gehirnbereichs für die Verarbeitung von Essen bestimmen. Zukünftig sollen nach diesem Prinzip auch andere Gehirnbereiche untersucht werden, so dass ein besseres Verständnis der neurologischen Grundlagen von Übergewicht die Therapiemöglichkeiten verbessern. Dies ist von hoher Relevanz für die Erhaltung des Gewichts nach Gewichtsreduktion. Projektleitung Versuchsablauf und Methoden Prof. Dr. Niels Birbaumer, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie, Universität Tübingen; Prof. Dr. Bernd Schul- Mittels fMRI-BCI sollen 30 adipöse, männliche Probanden die willentliche Regulation der Aktivität des insulären Kortex erlernen. Eine Kon- Adipositas 3/2009 © Schattauer 2009 Downloaded from www.adipositas-journal.de on 2017-08-22 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Verbünde stellen sich vor 167 trollgruppe erhält ein Training einer Region, die nicht an der Verarbeitung essensrelevanter Reize beteiligt ist. Während des Trainings wird den Probanden mit minimaler Zeitverzögerung visuell rückgemeldet, wie stark die Aktivität des jeweiligen Hirnareals ist. So lernen Probanden im Schnitt nach einer halben Stunde mit welchen kognitiven Strategien eine Regulation funktioniert. In Abhängigkeit davon soll ermittelt werden, inwiefern sich die Bewertung von Zusammenfassung Langfristige Gewichtsreduktion ist weiterhin ein scheinbar unerreichbares Ziel. Die meisten Gewichtsreduktionsprogramme berichten keine Daten zur Nachhaltigkeit und wenn Nachuntersuchungen erfolgen, kann bei den meisten Personen eine erneute Gewichtszunahme oft bis zum Ausgangsgewicht und darüber festgestellt werden. Der Verbund visuell dargebotenen essensbezogenen Stimuli unterscheidet. Des Weiteren soll die Einstellung zu verschiedene Kategorien von Essen durch einen impliziten Test ermittelt werden. Das fMRITraining wird an zwei aufeinanderfolgenden Tagen stattfinden. Prof. Dr. Martina de Zwaan, Universitätsklinikum Erlangen MAIN befasst sich einerseits mit psychischen, sozialen und verhaltensbezogenen Faktoren und andererseits mit neurophysiologischen, neurobiologischen und genetischen Faktoren, die für eine Gewichtsstabilisierung nach erfolgreicher Gewichtsreduktion verantwortlich sein könnten, mit dem Ziel, Ansatzpunkte für die Entwicklung effizienterer Therapieprogramme zur Gewichtsstabilisierung zu erhalten. Literatur 1. Hauner H. Nicht medikamentöse Therapie der Adipositas. Herz 2001; 26: 202–208. 2. Karlsson J, Taft C, Rydén A et al. Ten-year trends in health-related quality of life after surgical and conventional treatment for severe obesity: the SOS intervention study. International Journal of Obesity 2007; 31: 1248–1261. 3. McGuire MT, Wing RR, Klem ML et al. What predicts weight regain among a group of successful weight losers? Journal of Consulting and Clinical Psychology 1999; 67: 177–185. 4. Tsai AG, Wadden TA. Systematic review: an evaluation of major commercial weight loss programs in the United States. Annals of Internal Medicine 2005; 142: 56–66. 5. de Zwaan M, Hilbert A, Herpertz S et al. Weight loss maintenance in a population-based sample of German adults. Obesity 2008; 16: 2535–2540. Korrespondenzadresse Prof. Dr. Martina de Zwaan Psychosomatische und Psychotherapeutische Abteilung Universitätsklinikum Erlangen Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen Tel.: 0 91 31/85 35 926 Fax: 0 91 31/85 34 153 E-Mail: [email protected] © Schattauer 2009 Adipositas 3/2009 Downloaded from www.adipositas-journal.de on 2017-08-22 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved.