Potenziale innovativer M edizintechnik

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Berlin, 2013
Eine Gemeinschaftspublikation von
Potenziale innovativer Medizintechnik
Innovative Medizintechnik mit
verbesserter Kosten-Nutzen-Relation
vor dem Hintergrund des
demografischen Wandels
1. Auflage
Berlin, November 2013
ISBN-Nr.:
978-3-941502-13-0
Inhalt
Vorwort
Hans-Peter Bursig,
Fachverband Elektromedizinische Technik im ZVEI
Dr. Tobias Weiler, SPECTARIS e. V. 5
Innovative Medizintechnik mit verbesserter
Kosten-Nutzen-Relation vor dem Hintergrund
des demografischen Wandels
Prof. Dr.-Ing. Marc Kraft, Fachgebiet Medizintechnik
der Technischen Universität Berlin Gastbeitrag:
Demografischer Wandel und die Industrie
Wie Medizintechnikunternehmen den
Herausforderungen des demografischen
Wandels begegnen können
Hans-Peter Welsch, Senior Vice President
Global Marketing, Aesculap AG, Tuttlingen
(Aesculap AG – eine Sparte der B.Braun Melsungen AG)
6
24
Gastbeitrag:
Demografie und Gesundheitswesen
Analytische Betrachtung zur Situation in Sachsen-Anhalt
Peter Löbus, 1. Vizepräsident des Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands, Vorstandsvorsitzender
der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt 33
Potenziale innovativer Medizintechnik
Ausgewählte Beispiele innovativer
Medizintechnik mit verbesserter
Kosten-Nutzen-Relation 2013
37
Medtronic GmbH: O-Arm 1000
System zur mehrdimensionalen
intraoperativen Röntgen-Bildgebung
38
KARL STORZ GmbH & Co.KG: PDD-Komplettlösung
Photodynamisches System zur Diagnostik,
Therapie und Nachsorge bei Harnblasenkrebs 44
Medtronic GmbH: AQUAMANTYS Systemlösung
Verbesserte bipolare Blutstillung bei
Operationen mit starken Blutungen 50
B.Braun Melsungen AG: Space GlucoseControl (SGC)
System zum sicheren und verlässlichen
Blutzuckermanagement bei
schwerstkranken Patienten 53
Otto Bock HealthCare GmbH: Michelangelo Hand
Handprothesensystem mit natürlicher
Greifbewegung zur exoprothetischen
Versorgung der oberen Extremitäten 59
B.Braun Melsungen AG/Sparte Aesculap:
AS Advanced Surface
Innovative Keramikoberflächenbeschichtung
für Knieendoprothesen 66
Impressum
75
4
Vorwort
Innovative Medizintechnik ist kein Kostentreiber, sondern
kann – ganz im Gegenteil – dabei helfen, Kosten im Gesundheitswesen einzusparen. Durch eine genauere Diagnostik,
moderne Operationsmethoden oder Therapiemöglichkeiten
sowie durch Produktlösungen zur Optimierung von Prozessen im Krankenhaus und beim niedergelassenen Arzt werden
Operations- und Liegezeiten verkürzt, Heilungsprozesse
beschleunigt und der Verwaltungsaufwand reduziert. Personalkosten können so gesenkt, Material kann gespart werden.
Um dies anhand konkreter Produktbeispiele zu verdeutlichen,
haben wir in 2006 eine Studienreihe ins Leben gerufen. Inzwischen wurde ein Einsparpotenzial von mehreren Milliarden
Euro nachgewiesen.
Innovative Medizintechnik ist kein
Kostentreiber, sondern kann ganz im
Gegenteil dabei helfen, Kosten im
Gesundheitswesen einzusparen.
In 2009 ging das Internetportal www.einsparpotenzialmedizintechnik.de online, um das Potenzial innovativer
Medizintechnik auch einer breiten Öffentlichkeit näher zu
bringen.
Dass ein verbesserter Patientennutzen nicht im Widerspruch
zu möglichen Einsparungen steht, hat unsere Studie des Jahres
2012 gezeigt. In erster Linie profitieren die Patienten von den
neuen Behandlungsmöglichkeiten moderner Medizintechnik,
sei es durch kürzere Liegezeiten, eine schnellere Genesung
oder eine geringere Wiedereingriffsrate.
Die aktuellen Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung lassen
darauf schließen, dass das Gesundheitssystem aufgrund
des demografischen Wandels vor massiven Veränderungen
steht. So sind steigende Fallzahlen, insbesondere bei den
altersbedingten Volkskrankheiten, zu erwarten. Da die Kosten
der medizinischen Versorgung mit dem Alter der Patienten zunehmen, ist von einem weiter ansteigenden Kostendruck im
Gesundheitssystem auszugehen. Das Fachpersonal ist bereits
jetzt schon knapp – Tendenz weiter steigend. Auch eine hohe
Lebensqualität im Alter und ein längeres aktives Berufsleben
sind Aspekte, die weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden.
Vor dem Hintergrund dieser zu erwartenden Entwicklungen
ist es wichtig, bereits jetzt Effizienzpotenziale zu heben und
denMenschen gleichzeitig eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen. Dass innovative Medizintechnik mit einer verbesserten Kosten-Nutzen-Relation dazu einen wichtigen Beitrag
leisten kann, zeigt unsere diesjährige Studie.
Doch daneben müssen noch weitere Stellhebel umgelegt werden, um den Weg für ein effizienteres und gleichzeitig qualitativ hochwertiges, am Nutzen der Patienten orientiertes humanes Gesundheitswesen zu ebnen. Die Schaffung neuer Innovationshürden in einem ohnehin schon stark reglementierten Markt ist dagegen wenig hilfreich.
Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre.
Dr. Tobias Weiler
Geschäftsführer SPECTARIS e.V.
5
Hans-Peter Bursig
Geschäftsführer
ZVEI-Fachverband
Elektromedizinische Technik
Prof. Dr.-Ing. Marc Kraft,
Fachgebiet Medizintechnik
der Technischen Universität Berlin
Einführung
Innovative Medizintechnik mit
verbesserter Kosten-Nutzen-Relation
vor dem Hintergrund des
demografischen Wandels
Abbildung 1:
Entwicklung des Anteils
älterer Menschen an der
Gesamtbevölkerung
in Deutschland [5]
6
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellte fest,
dass kaum eine Entwicklung Deutschland in den kommenden
Jahren so prägen wird, wie der demografische Wandel [1].
Diesen Veränderungen müssen sich natürlich auch die
medizintechnische Industrie und Forschung in Deutschland
stellen. Axel Börsch-Supan, der Direktor am Max-PlanckInstitut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München, bezeichnet den demografischen Wandel sogar als einen der „Megatrends“ des 21. Jahrhunderts [2]. Angesicht der bereits heute
bekannten statistischen Daten über die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland kann man sich dieser Einschätzung nur anschließen, denn die Menschen werden
bei uns immer älter. Das gilt nicht erst seit den letzten
Jahren. Vielmehr kann dieser langfristige Trend schon seit
Ende des 19. Jahrhunderts beobachtet werden. Seitdem
hat sich die Lebenserwartung Neugeborener mehr als verdoppelt. Vor 100 Jahren lag die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer bei 46,4 und für Frauen bei 52,5 Jahren, heute kann ein neugeborener Junge mit 86, ein neugeborenes Mädchen mit 91 Lebensjahren rechnen [3]. Pro zehn
Jahre erhöht sich die Lebenserwartung um zwischen 1,5 Jahre
(die vorsichtige Prognose des Statistischen Bundesamtes) bis
3,5 Jahre (die sehr optimistische Prognose des Max-PlanckInstituts für Demografische Forschung in Rostock) [4].
Zunächst hatte die Verringerung der Säuglingssterblichkeit
den größten Anteil an dieser Entwicklung. Seit den letzten Jahrzehnten trägt auch das Sinken der Sterblichkeit in
den höheren Altersgruppen erheblich zum Älterwerden der
Bevölkerung bei. Maßgebliche Gründe hierfür sind die Fortschritte in der medizinischen Versorgung, in der Hygiene,
bei der Ernährung und der Wohnsituation sowie die verbesserten Arbeitsbedingungen und der gestiegene Wohlstand [5]. Allein in den 1990er Jahren sank die standardisierte Sterblichkeit der über 65-Jährigen um mehr als zehn Prozent, die mittlere Lebenserwartung erhöhte sich um zwei Jahre [6]. Das kollektive Altern einer Gesellschaft wird durch den sogenannten Altenquotienten ausgedrückt, das Verhältnis von
Rentnern zu Menschen im Erwerbsalter.
Der Altenquotient 65 (über 65-Jährige je 100 Personen von 15
bis 64 Jahren) liegt in Deutschland heute bei 34, er wird auf
41 im Jahre 2025 und auf etwa 56 bis 60 im Jahre 2050 an_
steigen [3].
Der Anteil der Seniorinnen und Senioren an der Bevölkerung
fällt in Deutschland regional sehr unterschiedlich aus. In den
neuen Bundesländern lag er 2009 mit 23,5 Prozent deutlich
höher als in den alten Bundesländern mit 20,2 Prozent. So verzeichnete Sachsen mit 24,7 Prozent den höchsten Anteil von
Menschen im Rentenalter, dicht gefolgt von Sachsen-Anhalt
mit 24,2 Prozent. Die Bundesländer mit der jüngsten Bevölkerung waren die Stadtstaaten Hamburg mit 19,0 Prozent und
Berlin mit 19,1 Prozent Seniorinnen und Senioren [5]. Durch
das Versterben älterer Menschen in Regionen, die hohe Anteile von Menschen im Rentenalter haben, kommt es dort zu
einem markanten Bevölkerungsrückgang. Das Berlin-Institut
für Bevölkerung und Entwicklung stellt sogar fest, dass das als
notwendig und üblich betrachtete Spektrum an Infrastruktur dort in den nächsten Jahrzehnten vor dem Kollaps steht [7].
Ältere Menschen wohnen auch in ländlichen Regionen, wo sie
in der Landwirtschaft oft nur unregelmäßige Einkommen erzielten. Hier droht das Altwerden ohne ausreichende Versorgung. Ursula Lehr stellt fest, dass auch traditionelle, familiäre
Netzwerke, in denen Ältere früher Fürsorge erwarten konnten,
zunehmend auseinanderbrechen. Zum einen weil weniger
Kinder geboren werden. Und zum anderen weil Kinder und
Enkelkinder auf dem Lande immer seltener Arbeit finden und
deshalb in die großen Städte ziehen [3].
Ein weiterer Hintergrund der Verschiebung der Altersstruktur
in Deutschland ist die anhaltend geringe Geburtenrate. Durch
eine veränderte Einstellung zur Familie und die Verbreitung
der Antibabypille nahm die Zahl der Geburten in beiden Teilen
Deutschlands im Jahrzehnt nach dem Babyboom ab. Im früheren Bundesgebiet setzte sich der Geburtenrückgang bis Mitte der 1980er Jahre fort [8]. Laut Statistischem Bundesamt erreichte die Zahl der Geborenen zwischen 1975 und 1985 nur
etwa 56 Prozent des Niveaus des Jahres 1964. In den 1990er
Jahren gab es wieder mehr Geborene, was vor allem damit zusammenhängen soll, dass es damals mehr Frauen im gebärfähigen Alter gab und ein leichter Anstieg der durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau zu verzeichnen war [8]. Jedoch seit
1998 sinken die Geburtenzahlen im früheren Bundesgebiet
wieder. Ein geringfügiger Zuwachs wurde lediglich in den Jahren 2007 (+1,3 %) und 2010 (+1,9 %) verzeichnet. In den neuen Bundesländern sank die Zahl der jährlich Geborenen von
1990 bis 1994 drastisch um mehr als die Hälfte von 178 000
auf 79 000. Danach nahm die Zahl der Geburten wieder leicht
zu [8]. Die Geburtenrate liegt heute in Deutschland bei knapp
unter 1,36 Kindern pro Frau [9] und ist damit weit von dem für
eine ausgeglichene Reproduktion notwendigen Wert von zwei
Kindern pro Mann und Frau in einer Familie entfernt.
7
Abbildung 2: Bevölkerungsanteil
ab 65 Jahre 2011 in Prozent [10]
Der Trend zur alternden Gesellschaft ist nicht auf Deutschland
oder die Industrieländer begrenzt. Er setzt zunehmend auch
in den Entwicklungsländern ein [3]. Zwar werden in den fünfzig
ärmsten Ländern der Welt derzeit noch durchschnittlich fünf
Kinder je Frau geboren. Jedoch sollen es den Prognosen des
United Nations Population Fund (UNFPA) zufolge bis 2050 nur
noch etwa 2,6 Kinder je Frau sein [3]. Heute ist etwa ein Elftel
der Weltbevölkerung (809 Millionen Menschen) älter als
60 Jahre, in 2050 wird es ein Fünftel sein (zwei Milliarden
Menschen). Der demografische Wandel wird also nicht nur in
Deutschland und Europa, sondern in der ganzen Welt Gesellschaften prägen [3].
Allerdings sind die Auswirkungen in Deutschland heute schon
stärker und früher feststellbar. Im Jahr 2011 lag die Weltbevölkerung bei insgesamt 6 974 243 000 Menschen mit einem
Bevölkerungsanteil ab 65 Jahre von 7,7 Prozent. In der Europäischen Union (EU-27) mit insgesamt 503 492 000 Menschen lag der Bevölkerungsanteil ab 65 Jahre bei 17,7 Prozent.
Wovon Deutschland mit seiner Bevölkerung von insgesamt
81 798 000 Menschen[1] einen Spitzenplatz im Bevölkerungsanteil ab 65 Jahre von 20,6 Prozent besitzt [9].
So muss sich Deutschland den ökonomischen und medizinischen Herausforderungen einer alternden Gesellschaft schon
heute und in größerem Ausmaß stellen, als dies in anderen
Ländern der Fall ist. Axel Börsch-Supan vom Max-PlanckInstitut für Sozialrecht und Sozialpolitik stellt dazu fest,
dass es keinen Grund zu einem fundamentalen Pessimismus
gibt. Die ökonomischen Auswirkungen des demografischen
Wandels sind kein unabänderliches Schicksal, sondern sie
können abgewendet werden, wenn man sich an diese sich
verändernde Welt anpasst. Zentrale Stellhebel sind seiner
Meinung nach eine erhöhte Erwerbsquote, vor allem unter
1
im statistischen Jahrbuch 2013 benannte Zahl, inzwischen korrigiert auf der Grundlage
des Zensus 2011, mit einer Bevölkerungszahl für Deutschland von 80 219 695 Menschen, siehe:
https://ergebnisse.zensus2011.de
8
den Älteren, und deren Aus- und Weiterbildung. Mit einer
geschickten Kombination von Arbeitsmarkt- und Sozialversicherungsreform könnte unser Lebensstandard in Zukunft gehalten werden, vielleicht sogar steigen [2].
So gibt es auch einige optimistisch stimmende Daten zur älteren Bevölkerung Deutschlands. So lag 1998 das durchschnittlich verfügbare monatliche Äquivalenzeinkommen der Haushalte von Sozialversicherungsrentnern mit 1 421 Euro und
das von Pensionärshaushalten mit 2 561 Euro in einer ähnlichen Größenordnung wie das von Arbeitnehmerhaushalten
mit 1 830 Euro [6]. Dies spricht laut Robert Koch-Institut dafür, dass die materielle Lage der Haushalte älterer Menschen
im Großen und Ganzen relativ günstig ist [6]. Allerdings stieg
zwischen 2005 und 2010 in Deutschland auch der Anteil der
alleinlebenden Senioren, die große finanzielle Schwierigkeiten haben, von 1,9 Prozent auf 3,1 Prozent [11]. Positiv ist sicher,
dass 2010 in Deutschland noch rund 583 000 Menschen zwischen 65 und 74 Jahren erwerbstätig sein konnten. Darunter
waren überdurchschnittlich viele Selbstständige [11]. Von 1985
bis Ende 1997 hat sich in den alten Bundesländern der Anteil
der 60-Jährigen und älteren Sozialhilfeempfänger an allen
Sozialhilfeempfängern um 2,9 Prozentpunkte von 13,0 Prozent
auf 10,1 Prozent verringert [6]. Keine Altersgruppe in Deutschland hat eine so geringe Sozialhilfedichte wie jene der älteren
Menschen [6]. Dies kommt auch in scheinbar unbedeutenden
Daten zum Ausdruck. So fällt auf, dass mit zunehmendem
Alter der Haupteinkommensbezieher und -bezieherinnen der
Anteil der Haushalte steigt, in denen Fahrzeuge als Neuwagen
angeschafft wurden. Den höchsten Anteil gab es mit 43 Prozent in der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen [5].
Allerdings müssen die Auswirkungen des Alterns, das wir
uns in Gesundheit wünschen, differenziert gesehen werden.
Mit fortschreitendem Alterungsprozess verändern sich der
Organismus und das Zentralnervensystem. Diese Veränderungen sind mit Funktionsverlusten verbunden. Im Gegensatz
dazu stehen die mit dem Altern verbundenen Veränderungen des Wissens, der Erfahrungen, des Umgangs mit Lebensanforderungen und der Persönlichkeit. Darin sieht das
Robert Koch-Institut ein Geschehen, das eher mit Stabilität
oder sogar weiterer Differenzierung und weiterem Wachstum
verbunden ist [6].
Schon 1998 schätzt die Mehrheit der im Rahmen des Bundesgesundheitssurveys Befragten mit rund zwei Dritteln der 60bis 79-jährigen Frauen und mehr als zwei Dritteln der 60- bis
79-jährigen Männer ihren Gesundheitszustand als gut, sehr
gut oder ausgezeichnet ein. Es wurde auch nach der Zufriedenheit mit der Gesundheit, mit der familiären Situation, mit
den Beziehungen zu Nachbarn, Freunden und Bekannten, mit
der finanziellen Situation sowie nach der Zufriedenheit mit
dem Leben allgemein gefragt. Von den 60- bis 79-jährigen
Befragten gab der größere Teil an, mit diesen Aspekten der
9
persönlichen Lebenssituation und dem Leben insgesamt eher
zufrieden zu sein [6]. Auch im Jahr 2009 ging es der Mehrheit
der älteren Menschen in der EU gesundheitlich zufriedenstellend bis (sehr) gut. So bewerteten von den 65- bis 74-Jährigen
in der EU nur 18 Prozent ihren Gesundheitszustand als (sehr)
schlecht, dagegen 41 Prozent als zufriedenstellend und ebenfalls 41 Prozent bewerteten ihn als (sehr) gut. Selbst von den
Menschen ab 85 Jahren sagten dies immer noch 64 Prozent[11].
Allerdings liegen bei älteren Menschen die Prävalenz- und
Inzidenzzahlen in den meisten Krankheitsgruppen höher
als bei jüngeren Erwachsenen. Im Vordergrund stehen dabei
Herz-Kreislaufkrankheiten, Stoffwechselkrankheiten, Muskelund Skelettkrankheiten sowie bösartige Neubildungen. Dabei
spielt die sogenannte Multimorbidität eine große Rolle [6].
Aus den Befunden der Berliner Altersstudie, in der die Altersspanne von 70 bis 103 Jahren erfasst wurde, ging u. a. hervor,
dass bei 96 Prozent der 70-Jährigen und älteren Menschen mindestens eine und bei 30 Prozent fünf und mehr internistische,
neurologische oder orthopädische behandlungsbedürftige
Erkrankungen diagnostiziert wurden. Dabei standen HerzKreislauf-Erkrankungen im Vordergrund [6].
Zunehmende Beschwerden im Alter führen auch dazu, dass
sich ältere Menschen wesentlich häufiger als jüngere einem
stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus unterziehen
müssen. 2009 wurden in Deutschland insgesamt 18,2 Millionen Patienten aus der vollstationären Krankenhausbehandlung entlassen, davon waren 43 Prozent älter als 65 Jahre [5].
Die Wahrscheinlichkeit, in einem Krankenhaus behandelt zu
werden, steigt mit zunehmendem Alter deutlich. So wurden
bei den 45- bis 64-Jährigen 19 700 stationäre Behandlungen je
100 000 Einwohner gezählt, bei den über 65-Jährigen waren
es 46 400 Behandlungen je 100 000 Einwohner. Die Zahl der
Behandlungen je 100 000 Einwohner ist in der Altersklasse
65+ in den letzten zehn Jahren leicht gestiegen. Dies ist aber
laut Statistischem Bundesamt nicht zwingend ein Hinweis darauf, dass die Menschen häufiger erkranken. Vielmehr deutet
es darauf hin, dass ältere Personen aufgrund der steigenden
Lebenserwartung häufiger ins Krankenhaus müssen [5].
Hauptursache für einen Krankenhausaufenthalt waren 2009
sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen Krankheiten
des Kreislaufsystems, also z. B. Herzinsuffizienz (Herzschwäche). Zweithäufigste Ursache für einen Krankenhausaufenthalt waren bei den Männern Neubildungen (Krebs). An dritter
Stelle standen Krankheiten des Verdauungssystems. Bei den
Frauen machten nach den Krankheiten des Kreislaufsystems
Verletzungen und Vergiftungen einen stationären Aufenthalt notwendig. Am dritthäufigsten waren Krankheiten des
Muskel-Skelett-Systems, wie z. B. Arthrose [5]. Insgesamt wurden
2009 bei der Generation 65+ 6 Millionen Operationen durchgeführt, davon 2,8 Millionen bei Männern und 3,2 Millionen
bei Frauen. Die häufigsten Eingriffe betrafen die Bewegungsorgane und den Verdauungstrakt [5].
10
Trotz sinkender Gesamtbevölkerung wird sich die Gesamtzahl
der Krankenhausfälle von 17,9 Millionen im Jahr 2008 wahrscheinlich auf 19,3 Millionen Fälle im Jahr 2030 erhöhen. Dies
wäre ein Anstieg um rund acht Prozent und würde zum großen
Teil durch den älteren Teil der Bevölkerung verursacht [5]. Die
größ-ten Zuwächse wird es besonders in den Krankheitsgruppen geben, in denen ältere Menschen häufig betroffen sind. So
ist zu erwarten, dass sich die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen um über 26 Prozent erhöhen wird, die der Neubildungen
um fast 17 Prozent. Andererseits wird durch den abnehmenden
Anteil der jüngeren Bevölkerung die Zahl der Krankenhausfälle aufgrund von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
um mehr als ein Fünftel zurückgehen [5].
Der Erhalt oder die Wiederherstellung der Gesundheit verursachen erhebliche Ausgaben im Gesundheitswesen. Im Jahr 2008
entfielen in Deutschland fast 50 Prozent der Ausgaben auf
ältere Menschen ab 65 Jahren [5]. Ältere Frauen verursachten dabei deutlich mehr Kosten als ältere Männer. Bei den
ab 65-jährigen Frauen waren es 74,5 Milliarden Euro, bei den
Männern hingegen knapp 48,6 Milliarden Euro. 2008 wurden
im Durchschnitt 3 100 Euro je Einwohner für die Gesundheit
ausgegeben. Bei den 65- bis 84-Jährigen lag die Summe mit
6 520 Euro je Einwohner bereits mehr als doppelt so hoch.
Bei Patienten ab 85 Jahren waren es dann rund 14 840 Euro,
das war fast fünfmal so viel wie im Durchschnitt [5]. Obwohl
fast die Hälfte der Krankheitskosten im Alter entsteht, gibt es
allerdings Hinweise darauf, dass das Alter an sich nicht ausschließlich dafür verantwortlich ist. Bei der Interpretation der
Ergebnisse müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden.
Verschiedene Untersuchungen deuten darauf hin, dass ein
großer Teil der Kosten – unabhängig vom Lebensalter – im letzten Lebensjahr anfällt (sogenannte Sterbekosten) [5].
In der nachfolgenden Tabelle sind die Krankheitsarten gelistet, in denen ältere Menschen höhere Kosten als jüngere verursachen:
Krankheitsklassen
Krankheiten insgesamt
Insgesamt
unter 15
15 bis 65
65 bis 85
85 und mehr
3 100
1 360
2 140
6 520
14 840
Neubildungen
220
20
140
630
640
Krankheiten des Verdauungssystems
420
80
420
670
640
Krankheiten des Nervensystems
150
40
110
330
680
Verletzungen und Vergiftungen
150
70
100
320
940
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
350
40
250
800
1 430
Krankheiten des Kreislaufsystems
450
10
200
1 440
2 790
psychische und Verhaltensstörungen
350
160
240
540
3 180
Tabelle: Krankheitskosten nach
Krankheitsklassen und Alter 2008 in Euro je
Einwohner der jeweiligen Altersgruppe [12]
11
Alter ist jedoch zum Glück nicht gleichzusetzen mit Krankheit und Leiden. Es bestehen im Alter große interindividuelle
Unterschiede in Bezug auf die Gesundheit und den Umgang
mit gesundheitlichen Einschränkungen. Sehr wichtig für die
Gesundheit und das Wohlbefinden im Alter sind Aktivität,
soziale Teilhabe und Sinnerfüllung. Weiterhin sind nicht nur
die Gesundheit, sondern auch Selbstständigkeit, Lebensqualität und Kompetenz im Alter das Ergebnis der Lebensverhältnisse sowie der Lebensführung in den voraus gehenden
Phasen des Lebenslaufs [6].
Allerdings waren Ende 2009 in Deutschland gut 2,3 Millionen
Menschen pflegebedürftig im Sinne des SGB XI. Die Mehrheit
davon waren Frauen (67 %). Fünf von sechs Pflegebedürftigen
(83 %) waren 65 Jahre und älter, 55 Prozent waren 80 Jahre und
älter. Seit Einführung der Pflegestatistik hat der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung von 2,5 Prozent auf
2,9 Prozent zugenommen. Der Grund für die Zunahme ist laut Statistischem Bundesamt die gestiegene Zahl älterer Menschen [5].
Die Pflegebedürftigkeit steigt ab dem 80. Lebensjahr steil an
(siehe Abbildung 3) [6].
Abbildung 3:
Anteil der älteren Bevölkerung mit Leistungen aus
der Pflegeversicherung [6]
Auch Behinderungen treten überwiegend bei älteren Personen auf. Ein Viertel (26 %) der schwerbehinderten Menschen
ist zwischen 65 und 74 Jahre alt. Mehr als ein weiteres Viertel
(29 %) ist 75 Jahre und älter [5].
Statistisch gesehen würde bei unveränderter Pflegehäufigkeit
die Zahl der Pflegebedürftigen mit Leistungsanspruch schon
bis zum Jahr 2020 um über ein Drittel, im Jahr 2030 um über
die Hälfte steigen. Doch bei derartigen Schätzungen ist nach
Ansicht von Ursula Lehr Vorsicht geboten: Schon die Älteren
von heute sind in einem höheren Alter viel gesünder und kompetenter als es deren Eltern und Großeltern im gleichen Alter
waren und dieser Trend wird sich fortsetzen [3].
12
Die medizintechnische Industrie ist von den demografischen
Veränderungen in Deutschland doppelt betroffen. Wie in
allen Branchen muss sich auch das Management der medizintechnischen Unternehmen auf die sich verändernde Arbeitskräftesituation einstellen. Dem in Zukunft erwarteten und in
einigen Regionen heute schon spürbaren Mangel an jungen
Arbeitnehmern stehen die Chancen längerer Arbeitsfähigkeit
und höherer Lebenserfahrung älterer Arbeitnehmer gegenüber. Auf diese Ansprüche an eine moderne Unternehmensführung soll jedoch hier nicht näher eingegangen werden, da
sie nicht spezifisch für die Medizintechnik sind.
Die zweite besondere Herausforderung für die medizintechnische Industrie liegt natürlich in der vorangehend beschriebenen Verschiebung der Krankheitsbilder aufgrund des
demografischen Wandels. So sind die Unternehmen einerseits wirtschaftlich erfolgreich, wenn sie in Geschäftsfeldern
mit wachsendem Bedarf tätig sind. Andererseits können die
Unternehmen mit innovativen Produkten, die eine verbesserte Kosten-Nutzen-Relation besitzen, das Gesundheitssystem
entlasten. Seit dem Jahr 2006 führen der SPECTARIS Deutscher
Industrieverband für optische, medizinische und mechatronische Technologien e. V. und der ZVEI-Fachverband Elektromedizinische Technik Umfragen unter Medizintechnikunternehmen in Deutschland durch, in denen abgefragt wurde,
welche Produkte und Verfahren der angeschriebenen
Unternehmen unmittelbar, als kostengünstigeres Produkt
oder Verfahren, bzw. indirekt oder mittel-/langfristig zu
einer Ausgabenreduktion im Gesundheitswesen beitragen. [13]
Zahlreiche der bisher erfassten Beispiele (siehe www.
einsparpotenzial-medizintechnik.de)
lassen
sich
den
Krankheitsarten unmittelbar zuordnen, die im höheren
Lebensalter häufiger sind. Dazu gehören beispielsweise
im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen:
13
„„
ein medikamentenfreisetzendes Stützimplantat für
Herzkranzgefäße (bundesweites jährliches Einsparpotenzial: ca. 26 Mio. Euro),
„„
ein Diagnosesystem, welches einen neuen kardialen
Biomarker zur Früherkennung des akuten Koronarsyndroms nutzt (bundesweites jährliches Einsparpotenzial: ca. 990 Mio. Euro),
„„
ein telemedizinisches System zur Betreuung von Patienten
mit chronischer Herzschwäche (bundesweites jährliches
Einsparpotenzial: ca. 150 Mio. Euro),
„„
ein medikamentenbeschichteter Ballonkatheter zur
Reduzierung von Restenosen in bereits implantierten
Koronarstents (bundesweites jährliches Einsparpotenzial:
ca. 59 Mio. Euro),
„„
ein automatischer telekardiologischer Service für implantatversorgte Herzrhythmuspatienten (bundesweites
jährliches Einsparpotenzial: ca. 16 Mio. Euro),
„„
ein kardiovaskuläres Informationssystem zur Optimierung
der Behandlung von Herzpatienten (bundesweites
jährliches Einsparpotenzial: ca. 18 Mio. Euro),
„„
ein preiswertes System zur Diagnostik der peripheren
arteriellen Verschlusskrankheit (bundesweites jährliches
Einsparpotenzial: ca. 2,6 Mio. Euro),
im Bereich der Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems:
„„
ein Operationsmikroskop für die Wirbelsäulenchirurgie
(bundesweites jährliches Einsparpotenzial: ca. 33 Mio.
Euro),
„„
ein orthopädisches Hilfsmittel zur beschleunigten
Therapie des Fersenbeinbruches (bundesweites
jährliches Einsparpotenzial: ca. 80 Mio. Euro),
„„
eine Silikon-Vorfußprothese für den funktionalen Ersatz
des Vorfußes (bundesweites jährliches Einsparpotenzial:
ca. 1,9 Mio. Euro),
im Bereich der Neubildungen (Tumorerkrankungen):
„„
ein minimalinvasives multipolares Hochfrequenzverfahren zur Tumorablation (bundesweites jährliches
Einsparpotenzial: ca. 119 Mio. Euro),
„„
ein System für die schonende Bestrahlungstherapie mit
Implantaten bei lokal begrenztem Prostatakrebs (bundesweites jährliches Einsparpotenzial: ca. 17 Mio. Euro),
„„
ein System zur Diagnose- und Interventionsunterstützung
für Kernspinaufnahmen der Prostata (bundesweites
jährliches Einsparpotenzial: ca. 9 Mio. Euro),
„„
ein System für die riskoadaptierte, verkürzte und schonende Behandlung von Brustkrebspatientinnen durch intraoperative Radiotherapie (bundesweites jährliches Einsparpotenzial: ca. 22 Mio. Euro),
im Bereich der Krankheiten des Verdauungssystems:
„„
eine minimalinvasive Behandlungsmethode zur Therapie
von undichten Nahtverbindungen nach Teilentfernung
des Enddarmes (bundesweites jährliches Einsparpotenzial:
ca. 5 Mio. Euro),
„„
ein dreidimensionales Netzimplantat für die StomaChirurgie (bundesweites jährliches Einsparpotenzial:
ca. 5,7 Mio. Euro),
im Bereich der Krankheiten des Nervensystems:
14
„„
ein verstellbares Shuntsystem mit Gravitationseinheit
zur Verbesserung der Therapie von Hydrozephaluspatienten (bundesweites jährliches Einsparpotenzial:
ca. 1,4 Mio. Euto),
„„
ein System für die fluoreszenzgestützte Videoangiographie zur intraoperativen Kontrolle des Blutflusses
im Gehirn (bundesweites jährliches Einsparpotenzial:
mind. ca. 10 Mio. Euro).
Neue ergänzende Erkenntnisse mit spezifischen Bezügen
zum demografischen Wandel gibt es bei einigen der bereits
vorgestellten Produkte.
Dem dreidimensionalen Netzimplantat für die StomaChirurgie (DynaMesh®-IPST der FEG Textiltechnik Forschungsund Entwicklungsgesellschaft mbH). Das System kann bei den
ca. 160 000 Menschen, die in Deutschland mit einem Stoma
versorgt sind, zum Einsatz kommen [14]. Ca. 46,25 Prozent der
Stomata werden infolge einer bösartigen Neubildung des
Darms angelegt. Darmkrebs ist eine Krankheit, die gehäuft
im fortgeschrittenen Alter auftritt. Über die Hälfte der Betroffenen ist älter als 70 Jahre [15]. Aus den oben beschriebenen
demografischen Veränderungen kann man ableiten, dass auch
die Zahl der Darmkrebserkrankungen um ca. 50 Prozent und
auch die Gesamtzahl der endständigen Stomaanlagen steigen
werden. Denn 68,8 Prozent aller Stoma-Patienten entwickeln
im Verlauf eine parastomale Hernie. Die DynaMesh®-IPST
Netzimplantate wurden speziell für die Prävention der Parastomalhernie in der Stoma-Chirurgie entwickelt und werden
prophylaktisch bei der Neuanlage eines künstlichen Darmausgangs verwendet.
Auch für das verstellbare Shuntsystem mit Gravitationseinheit zur Verbesserung der Therapie von Hydrozephaluspatienten (Aesculap Miethke proGAV) haben sich neue
Erkenntnisse ergeben. Die kürzlich veröffentlichte SVASONA
Studie [16] hat zum ersten Mal nachgewiesen, dass die Verwendung von Gravitationsventilen (proGAV) im Vergleich zu anderen Ventilen die Komplikationsrate der Überdrainage und
somit auch die Anzahl an Ventilrevisonen (Re-Operationen
mit Ventilentnahme) deutlich senken kann. Behandelt wurden
Patienten, welche unter dem Altershirndruck, auch Normaldruckhydrozephalus (NPH) genannt, leiden. Diese Krankheit
betrifft meist Erwachsene um das 60. Lebensjahr und wird
durch den demografischen Wandel in Zukunft häufiger
auftreten. Die Symptome ähneln denen der Alzheimer-Erkrankung oder des Parkinson-Syndroms.
Etwa jeder Zehnte der Patienten mit den
Symptomen einer Demenz leidet in Wirklichkeit an NPH. Männer sind dabei etwa
doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Abbildung 4: verstellbares
Shuntsystem mit Gravitationseinheit zur Verbesserung
der Therapie von Hydrozephaluspatienten
(B.Braun Melsungen AG/
Sparte Aesculap)
15
Eine Schätzung der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. geht
davon aus, dass in Deutschland gegenwärtig etwa 1,1 Mio.
Demenzkranke leben. Jahr für Jahr treten ca. 250 000 Neuerkrankungen auf. Die Zahl der Demenzkranken nimmt infolge der Bevölkerungsalterung kontinuierlich zu. Sofern kein
Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, wird sich nach
Vorausberechnungen der Bevölkerungsentwicklung die Krankenzahl bis zum Jahr 2050 auf etwa 2,6 Mio. erhöhen. Dies
entspricht einem mittleren Anstieg der Patientenzahlen um
fast 35 000 pro Jahr. In Deutschland werden derzeit jährlich
nur etwa 3 000 Patienten mit NPH diagnostiziert und erfolgreich mit einem Shunt versorgt.
Abbildung 5:
medikamentenbeschichteter koronarer Ballonkatheter (B.Braun Melsungen/Sparte Aesculap)
Aufgrund der steigenden Bekanntheit der Krankheit und der
guten operativen Erfolge wird sich im Laufe der kommenden
Jahre die Zahl der diagnostizierten Fälle denen der tatsächlich
unter der Krankheit leidenden Patienten weiter angleichen. Als
Folge werden stark steigende Implatationszahlen mit Shunts
erwartet. Das proGAV kann durch eine Vermeidung von Revisionen einen entsprechend großen Beitrag zu Einsparungen
im Gesundheitssystem leisten [17, 18, 19, 20, 21, 22, 23].
Auch bei dem medikamentenbeschichteten koronaren Ballonkatheter (SeQuent® Please der Firma B. Braun Aesculap ein
PTCAKatheter mit Drug Coated Balloon (DCB)) gib es seit der
ersten Publikation in der Studienreihe neue Erkenntnisse. Seit
dem Markteintritt im April 2009 hat sich die klinische Evidenz
um eine Vielzahl von Studien zur Behandlung von sog. Bare
Metal Stent In-stent Restenosen (BMS-ISR) [24, 25, 26, 27], Drug Eluting Stent In-stent Restenosen (DES-ISR) [28, 29, 30, 31] und de novo
Läsionen [32, 33, 34, 35] erweitert. Basierend auf den BMS-ISR Studien wurde eine Kosten-Nutzen-Analyse für das deutsche
DRG-System durchgeführt [36]. Demnach ergibt sich nach
zwölf Monaten eine Kostenersparnis von 1 175 Euro, wenn
SeQuent® Please statt eines Drug Eluting Stents (DES) für
diese Patientengruppe eingesetzt wird. Dominante Kosteneinflussfaktoren hierbei sind die Kosten und die Dauer der
medikamentösen Begleittherapie (Blutplättchen-Aggregationshemmer). Analog zu diesem Kosteneinsparmodell wurden desweiteren die Einsparpotenziale bei Patienten mit
DES-ISR berechnet [37]. Es ergaben sich Kosteneinsparungen
für SeQuent® Please verglichen mit unbeschichteten PTCAKathetern von 141 Euro und gegenüber DES Implantationen
von 63 Euro bereits nach sechs Monaten.
16
Aufgrund des demografischen Wandel in Deutschland ergeben sich besondere Herausforderungen für die zukünftige
Patientengruppe mit Koronarer Herzkrankheit (KHK). Mit
steigendem Patientenalter werden, wie oben erläutert, komplexere Grunderkrankungen wahrscheinlicher.
Die Inzidenz multilokulärer Gefäßerkrankungen gleicher Ätiologie (KHK, pAVK, cerebrale Durchblutungsstörung) steigt mit
zunehmendem Alter. Gleichzeitig zeigt sich eine zunehmende Tendenz zur interventionellen Behandlung dieser Erkrankungen auch in späteren, weit fortgeschrittenen Stadien [38].
Die Vermeidung von langfristiger Thrombozyten-Aggregationshemmung in dieser problematischen Patientengruppe ist ein wesentlicher Faktor zur Kostensenkung, da so
sehr kostenintensive Blutungskomplikationen [39] vermieden
werden können. Die Einsparpotenziale wurden bisher noch
nicht errechnet, es ist jedoch davon auszugehen, dass der
Verzicht auf weitere Implantate, neben einer Komplikationsvermeidung, auch zu einer erheblichen Kostensenkung führt.
In seinem Gastbeitrag zur diesjährigen Studie erläutert HansPeter Welsch wie das Medizintechnikunternehmen Aesculap
dem demografischen Wandel begegnet. Er geht dabei auch
kurz auf das Produkt SeQuent® Please ein.
In der vorliegenden Publikation der Industrieverbände
SPECTARIS und ZVEI, der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sowie des Fachgebiets Medizintechnik
der Technischen Universität Berlin, wurden die Darstellungen der innovativen Medizinprodukte so gestaltet, dass auch
jeweils der Bezug dieser Produkte zu den Veränderungen des
demografischen Wandels hervorgehoben wird. Eine wesentliche Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen des
demografischen Wandels können besonders die nachfolgenden, in dieser Studie beschriebenen Produkte spielen:
17
„„
ein System zur mehrdimensionalen intraoperativen
Röntgen-Bildgebung (Medtronic GmbH: O-Arm 1000),
„„
ein photodynamisches System zur Diagnostik,
Therapie und Nachsorge bei Harnblasenkrebs
(KARL STORZ GmbH & Co.KG: PDD-Komplettlösung),
„„
ein System für die verbesserte bipolare Blutstillung bei
Operationen mit starken Blutungen (Medtronic GmbH:
AQUAMANTYS System),
„„
ein System zum sicheren und verlässlichen Blutzuckermanagement bei schwerstkranken Patienten
(B.Braun Melsungen AG: Space Glucose Control [SGC])
sowie
„„
eine innovative Keramikoberflächenbeschichtung für Knieendoprothesen (B.Braun Melsungen AG/Sparte Aesculap:
AS Advanced Surface).
Auch die Politik hat bereits, wie schon eingangs mit einem
Zitat aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) erwähnt, auf die Herausforderungen des demografischen Wandels regiert. Mit der Forschungsagenda der Bundesregierung für den demografischen Wandel „Das Alter hat
Zukunft“ [1] wurde ein ressortübergreifendes Forschungskonzept zum demografischen Wandel vorgelegt.
Relevante Fragestellungen wurden darin zusammengefasst
und wichtige Handlungsfelder aufgezeigt. Es werden folgende
sechs Forschungsfelder behandelt:
Grundsatzfragen einer Gesellschaft des längeren Lebens, mit
„„
einem Ausbau der Wissensbasis (Erforschung der Ursachen
und Konsequenzen des demografischen Wandels),
„„
dem Etablieren eines realistischen Bildes vom Alter
(Forschung über die kulturellen Rahmenbedingungen
von Altersbildern und zur Schaffung und Verbreitung
realistischer Altersbilder),
„„
dem Erkennen und Entschärfen von Generationenkonflikten (Forschungsgegenstand ist das Selbstverständnis der
Generationen und der Rollen, die sie jeweils für sich beanspruchen und einnehmen),
„„
dem Bedenken der Akzeptanz technologischer Lösungen
(ethische, rechtliche und soziale Gesichtspunkte von Technologien, die neuartige Assistenzfunktionen für den Menschen übernehmen mit Forschung zu den Akzeptabilitätsbedingungen neuer technologischer Anwendungen wie in
den Projekten zum Thema Ambient Assisted Living [AAL]).
Kompetenzen und Erfahrungen älterer Menschen für Wirtschaft und Gesellschaft nutzen, mit den Themen
18
„„
Bildung und lebenslanges Lernen (Entwicklung altersspezifischer Konzepte, die sich an den individuellen
Bedürfnissen und Fähigkeiten orientieren),
„„
Nutzung der Vorteile altersgemischter Teams (Erforschung
des effizienten Zusammenwirkens von altersgemischten
Gruppen und Entwicklung von flexiblen Modellen für ein
weiter verbessertes Gesundheitsmanagement),
„„
Überdenken von Arbeitsmodellen und Personalgewinnung
(Entwicklung moderner Konzepte für die Personalgewinnung, das Talentmanagement und die Betriebsorganisation sowie für Arbeitszeitmodelle),
„„
gezielte Nutzung individueller Fähigkeiten (Entwicklung
von technischen Assistenzsystemen, die die körperlichen
Fertigkeiten oder das Wissenspotenzial von Arbeitnehmerinnen und -nehmern individuell ergänzen).
Älter werden bei guter Gesundheit, mit den Themen
„„
Erforschen der Grundlagen des Alterns (lebenswissenschaftlichen Grundlagenforschung untersucht die
Mechanismen des Alterns, um Gesundheit möglichst
lange zu erhalten),
„„
Förderung von Gesundheit und Krankheiten vorbeugen
(Entwicklung, Erprobung und Evaluation neuer Präventionsmaßnahmen sowie bei der Verbesserung bestehender Gesundheitsangebote für ältere Menschen),
„„
Verbessern von Diagnose- und Therapieansätzen
(Entwicklung innovativer Medizinprodukte und Behandlungsansätze für spezifische Beeinträchtigungen und
Krankheiten im Alter werden durch das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung gefördert:
– hochauflösende bildgebende Verfahren, die eine
frühzeitige und genaue Diagnose ermöglichen,
– intelligente Implantate, die individuell und automatisch Wirkstoffe dosieren, sowie
– neue Arzneimittel und minimalinvasive Methoden
ermöglichen zielgerichtete und weniger belastende
Therapien,
– die Forschung zur individualisierten Medizin zum Ziel,
altersspezifische Erkrankungen besser zu behandeln,
– mobile Diagnostik- und telemedizinische Unterstützungssysteme bieten die Möglichkeit einer komfortableren Gesundheitsversorgung im häuslichen Umfeld.
„„
Funktionen unterstützen und positiv stimulieren (Entwicklung technischer Assistenzsysteme, die Funktionsverluste detektieren und helfen, diese zu kompensieren,
z. B. Systeme zur Sturzvermeidung, physiotherapeutische
Trainingssysteme nach Schlaganfall und Systeme, die zu
einer besseren Vernetzung älterer Menschen und ihrer
Angehörigen mit den behandelnden Ärzten, Apotheken
und Krankenhäusern beitragen),
„„
evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (Versorgungsforschung zur medizinischen und organisatorischen
Verbesserung der altersgerechten Versorgung).
Gesellschaftliche Teilhabe: Mobil und in Verbindung bleiben
19
„„
mobil in der Stadt (Verkehrsinfrastruktur weiterentwickeln,
zum Beispiel durch technische Begleit- und Führsysteme
oder personalisierte Navigationssysteme),
„„
komfortabel und sicher im Auto (Assistenzsysteme im Auto),
„„
unkompliziert unterwegs mit dem öffentlichen Personennahverkehr (technische Systeme und intelligente Dienstleistungen im öffentlichen Personennahverkehr, die sich
auch an den Wünschen und Möglichkeiten der älteren
Generation orientieren),
„„
gut informiert auf Reisen (Entwicklung entsprechender
Informations- und Kommunikationstechnologien für
ältere Menschen),
„„
immer richtig verbunden (moderne Informationsund Kommunikationstechnologien für körperlich
eingeschränkte oder allein lebende ältere Personen),
„„
zuverlässig auch in den Regionen (bedarfsorientierte,
ambulante Versorgung pflegebedürftiger Menschen
auch in strukturschwachen Regionen).
Sicher und unabhängig wohnen
„„
Wohnen ohne Barrieren (Untersuchung des derzeitigen
Bestandes sowie des künftigen Bedarfes an geeigneten
Wohnungen für Seniorinnen und Senioren),
„„
selbstbestimmt und sicher im Alltag (Systeme der Personenerkennung oder Erinnerungshilfen, sowie Systeme
zur Überwachung des Aktivitätsniveaus und des Gesundheitszustands oder Kraftverstärker, Hausnotrufsysteme,
Aufsteh- und Führungshilfen).
Mit guter Pflege zu mehr Lebensqualität
„„
Erhalt der Selbstständigkeit älterer Menschen (Untersuchungen zu den Ursachen der Pflegebedürftigkeit
und möglichen Präventionsstrategien),
„„
Entlastung von Pflegebedürftigen und Pflegenden (technische Assistenzsysteme für die automatische Notfallerkennung, für verbesserte Pflegedokumentation oder
auch für intelligente Medikamentendosierung),
„„
gut qualifiziert und informiert für eine bessere Pflege
(Pflegeforschung, um das Berufs- und Beschäftigungsfeld
der Pflege modern, leistungsfähig und attraktiv weiterzuentwickeln),
„„
fundiertes Wissen für die Praxis (gezielte Patienteninformationen und Schulungsprogramme zum Beispiel
für chronisch Kranke).
Es lassen sich aus dieser Forschungsagenda zahlreiche Bezüge
zu innovativen Medizinprodukten ableiten, deren Entwicklung
auf diese Weise unterstützt wird. Dazu gehören u. a. Projekte
zum Thema Ambient Assisted Living (AAL), zur Entwicklung
von technischen Assistenzsystemen, zur Verbesserung von
Diagnose- und Therapieansätzen (Entwicklung innovativer
Medizinprodukte) und Systeme zur Überwachung des Aktivitätsniveaus und des Gesundheitszustands.
20
Die Bundesregierung und insbesondere die Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF), für Wirtschaft und
Technologie (BMWi) und für Gesundheit (BMG) haben ressortübergreifend die Bedeutung der Medizintechnik als wichtigen
Teil der deutschen Wirtschaft, aber auch als forschungsstarke
Branche erkannt. Sie erklären gemeinsam: „Die Medizintechnik als Teilmarkt der Gesundheitswirtschaft leistet einen maßgeblichen Beitrag, Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten
und eine optimale medizinische Versorgung für alle Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Zugleich stellt die Medizintechnikbranche für den Standort Deutschland einen relevanten Wirtschaftsfaktor mit hohen Exportanteilen dar. Das
Innovationsklima am Standort wird bis dato als gut eingestuft.
Im Trend wird der Innovationsprozess jedoch als zunehmend
komplexer, länger und kostenintensiver wahrgenommen. Dies
stellt angesichts des hohen Anteils an kleinen und mittleren
Unternehmen in der Branche ein Risiko für das hiesige Innovationsgeschehen dar. Zugleich ist der berechtigten Maxime
des Gesetzgebers nach bestmöglichem Patientenschutz und
der Kostenträger nach möglichst günstigem Kosten-NutzenVerhältnis medizintechnischer Innovationen Rechnung zu tragen“ [40].
Die drei genannten Ministerien führten im Jahr 2012 gemeinsam den Nationalen Strategieprozess „Innovationen in der
Medizintechnik“ durch, in dem unter Mitwirkung von Akteuren aus Politik, Wissenschaft, Industrie und Gesundheitswesen gemeinsam nach Wegen gesucht wurde, um den Innovationsprozess in der Medizintechnik zu beschleunigen und
die Patientenversorgung zu verbessern[40]. Im Abschlussbericht des Strategieprozesses wird festgestellt: „Angesichts des
demografischen Wandels und neuer Versorgungskonzepte,
bei denen Diagnostik, Therapie, Nachsorge und Rehabilitation
immer mehr zusammenwachsen und individuelle Behandlungskonzepte an Bedeutung gewinnen, werden die Anforderungen an alle Akteure im Innovationssystem Medizintechnik
künftig weiter steigen.“ Es bleibt zu hoffen, dass die politischen Rahmenbedingungen auch in Zukunft die Entwicklung
der Medizintechnik fördern. So kann sie mit innovativen Produkten und einer verbesserten Kosten-NutzenRelation ihren
Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels leisten.
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10. World Development Indicators, Weltbank zitiert in Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch
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11. Statistisches Bundesamt, Alter im Wandel, https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/
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12. Statistisches Bundesamt https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Krankheitskosten/Tabellen/KrankheitsklassenAlter.html, geladen am 15.10.2013
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des Industrieverbandes SPECTARIS e.V. und des Fachverbandes Elektromedizinische Technik im ZVEI
e.V., Berlin, 2006 bis 2012, siehe auch www.einsparpotenzial-medizintechnik.de
14. Barmer-GEK: Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse, Band 22, Heil- und Hilfsmittelreport, S. 92
15. Krebsregisterdaten des Robert Koch Institutes
16. Lemcke J, Meier U, Müller C, Fritsch MJ, Kehler U, Langer N, Kiefer M, Eymann R, Schuhmann MU,
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Paulus, Abteilung Klinische Neurophysiologie, Universitätsklinik Göttingen
18. Karl C. Mayer:
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22. W. Paulus: Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Normaldruckhydrocephalus, Göttingen, 2008
23. U. Meier, J. Lemcke: Mit evidenzbasierten Innovationen gegen Altershirndruck, Klinik für Neurochirurgie, UKB Berlin
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20.10.2012
23
Gastbeitrag: Demografischer
Wandel und die Industrie
Wie Medizintechnikunternehmen
den Herausforderungen
des demografischen
Wandels begegnen können
Hans-Peter Welsch, Senior Vice President
Global Marketing, Aesculap AG, Tuttlingen (Aesculap AG – eine Sparte der
B. Braun Melsungen AG)
Einleitung:
Die Medizintechnikbranche mit einem Umsatz von rd. 20 Mrd.
Euro und fast 90 000 Mitarbeitern ist einer der größten Wirtschaftssektoren in Deutschland. Die Entwicklung des Gesundheitswesens wird maßgeblich durch die demografische
Entwicklung, den medizinisch-technischen Fortschritt, das
steigende Gesundheitsbewusstsein sowie das Verhalten der
Bevölkerung bestimmt.
Im ersten Teil der Ausführungen werden die Wachstumsfaktoren
„„
demografische Entwicklung und
„„
medizinisch-technischer Fortschritt
mit ihrer Bedeutung für den deutschen Gesundheitsmarkt
näher erläutert. Im zweiten Teil wird ausgeführt, wie sich die
AESCULAP AG mit ihrem Innovationsprozess ausrichtet, und
wie der so wichtige Aspekt des „zusätzlichen Nutzen“ in den
Innovationsprozess einbezogen wird.
Die demografische Entwicklung
Die deutsche Bevölkerung schrumpft und altert; vorhergesagt
wird ein Rückgang auf 79,2 Millionen Menschen im Jahr 2030,
bis zum Jahr 2050 geht die Bevölkerungszahl auf 75 Millionen
zurück.
Während die Zahl der unter 20-Jährigen bis 2030 um 17 Prozent auf 13,8 Millionen Menschen fallen wird, erhöht sich die
der über 65-Jährigen signifikant um 38 Prozent auf 21,8 Millionen.
Die durchschnittlichen Krankheitskosten pro Jahr liegen heute in der Patientengruppe zwischen 65 und 85 Jahren doppelt
so hoch wie in der Gruppe zwischen 45 und 65 Jahren. In der
Altersgruppe über 85 Jahren verdoppeln sich dann die Kosten
erneut.
Aufgrund dieser demografischen Entwicklung werden die
Krankheitskosten altersabhängig in den kommenden Jahren
überproportional ansteigen. Es liegt eine direkte Abhängigkeit der Krankheitskosten zum Wandel der Altersstruktur vor.
Durch die alternde Bevölkerung wird nicht nur der Bedarf an
Gesundheitsleistung pro Kopf sondern auch die Häufigkeit
(also das Leistungsvolumen) wachsen.
24
Innovationen in der Medizintechnik
Die Medizintechnikbranche in Deutschland leistet einen
erheblichen Beitrag für die Lebensqualität und die Gesundheit der Bevölkerung. Die steigende Nachfrage nach Leistungen in der Medizintechnik ermöglicht den Unternehmen
potenzielle Wachstumschancen.
Die Innovationskraft der Unternehmen und die daraus resultierenden innovativen Produkte sind für die Unternehmen
wirtschaftlich von entsprechender Relevanz. So kann man davon ausgehen, dass aktuell im Durchschnitt etwa 30 Prozent
des Umsatzes mit Produkten erzielt wird, die weniger als drei
Jahre im Markt präsent sind.
Medizintechnikprodukte bedienen nahezu alle Bereiche des
Gesundheitswesens, u. a. die Diagnostik, die Prävention, die
Behandlungen im Krankenhaus und in der ambulanten Praxis,
inklusive einer möglichen Operation, bis hin zur nachfolgenden Rehabilitation.
In den vergangenen Jahrzehnten ist es den Herstellern von
Medizinprodukten gelungen, eine Vielzahl neuer Produkte
und Behandlungsmethoden zu entwickeln. Diese Innovationen haben nicht nur die Lebensqualität verbessert, sie
haben auch zum Umsatz- und Mengenwachstum im Gesundheitswesen beigetragen.
Als Beispiele dafür können genannt werden:
„„
der Medikament-freisetzende Stent mit einer deutlichen
Verringerung der Gefäß-Wiederverschlussrate
„„
künstliche Gelenke für Hüfte und Knie – entweder Patienten-spezifisch oder mit Navigations-Unterstützung implantiert – oder auch Implantate mit Abrieb-optimierten
Oberflächen.
Gleichfalls könnten ähnlich wirksame Beispiele aus der Wundversorgung, der Infusionstherapie, der Diagnostik oder Schrittmacher-Therapie aufgezeigt werden.
Um der Aussage „ die Medizintechnik ist einer der Kostentreiber im Gesundheitssystem“ entgegenzutreten, stellen die
Industrieverbände SPECTARIS und ZVEI seit dem Jahre 2006
in einer jährlichen Studie mit dem Titel „Das Einsparpotenzial innovativer Medizintechnik im Gesundheitswesen“ Produkt- und Prozessbeispiele von auf dem deutschen Markt
tätigen Medizintechnikunternehmen vor. Anhand von entsprechenden Kosten-Nutzen-Analysen wird aufgezeigt,
welche möglichen Einsparpotenziale für das Gesundheitswesen eröffnet werden, wenn neue, innovative Medizinprodukten Anwendung finden (siehe auch S. 13f).
25
Es gibt kaum eine innovativere Branche als die Medizintechnik.
Die Investitionen der Medizintechnologie in F&E liegen durchschnittlich bei ca. neun Prozent des Umsatzes und die Anmeldungen beim europäischen Patentamt liegen mit 10 412 (im
Jahr 2011) an erster Stelle der technischen Branchen.
Die Medizintechnik bezieht Ärzte, Ingenieure, Wissenschaftler und Betriebswirtschaftler in ihren Innovationsprozess ein,
der konsequent und systematisch Produkte, OP-Techniken und
Prozesse im Krankenhaus entlang des klinischen und speziell
des chirurgischen Bedarfes neu entwickelt bzw. optimiert.
Zudem hilft sie nicht nur, Kosten im regelmäßigen Einsatz
einzusparen, jede Innovation muss darüber hinaus auch den
Anspruch an einen qualifizierbaren Patientennutzen und/oder
Anwendernutzen erfüllen. Vor diesem Hintergrund beurteilt
das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), welchen zusätzlichen Nutzen ein neues
Medizinprodukt auf Basis der evidenzbasierten Medizin einbringt.
So wird mit den gegebenen Beispielen regelmäßig eine Prozesskosten-Optimierung dokumentiert, indem (a) der Einsatz
des jeweiligen Medizinproduktes, z. B. eine Reduktion der Operationszeit ermöglicht, (b) mit bestimmtem Instrumentarien
oder Geräten ein patientenschonender, minimalinvasiver Eingriff einen „offenen“ Eingriff ablösen kann oder (c) mit einem
verbesserten OP-Verfahren die Liegezeit im Krankenhaus verkürzt und in Folge ebenso die Rekonvaleszenz des Patienten
reduziert wird.
Der Innovationsprozess
der Firma AESCULAP AG
Abb. 1: AIM Dynamic
Innovationsprozess
der Aesculap AG.
26
Die Aesculap AG hat ausgehend von dieser Überlegung den
internen Entwicklungsprozess komplett überarbeitet. Daraus
entstanden ist ein umfassender neuer Prozess mit dem Titel:
Aesculap Innovation Management – AIM Dynamic. Das Besondere dieses neuen Prozesses ist, dass er nicht wie in der Vergangenheit in erster Linie auf den Entwicklungsprozess für
ein Produktesystem abhebt, sondern den Anwender und Patienten im Mittelpunkt und den für beide zusätzlichen Nutzen
sieht. Zusätzlich wird eine definierte interne Vernetzung mit
den verschiedensten Fachabteilungen sowie den regulatorischen Anforderung gewährleistet.
So werden z. B. nach der Überprüfung der strategischen Eignung eines Produktvorschlages in der Vorphase der Entwicklungsarbeit (G0 – G2) nicht nur die technische Funktionalität,
Vermarktbarkeit und wirtschaftliche/ökonomische Produzierbarkeit überprüft, sondern es werden neben den zusätzlich
üblichen Marketing-Kriterien (wie z. B. Markt-Segmentierung,
Zielgruppenbestimmung und Positionierung) bereits zu
diesem Zeitpunkt Projektziele definiert, die das zu entwickelnde Produktsystem in einem Krankenhaus-Anwender-NutzenWertsystem einordnen.
Abb. 2: Schaubild erarbeitet auf Basis
des Artikels „Pitch Perfect: Selling a strong
value case for reimbursement“ aus der
Zeitschrift „Clinica“ vom 3. April 2013
Was früher demnach mit Faktoren wie Herstellkosten oder
Verkaufspreis als maßgebliche Zielvorgaben eher „eindimensional“ abgebildet war, wird in diesem Prozess jetzt z. B. mit
„gleichen Kosten – höherer Wert“ oder „niedere Kosten – gleicher Wert“ abgebildet.
Hier wird die Zielsetzung für ein neues Produkt formuliert,
denn: am Markt durchsetzen werden sich letztendlich nur
solche Produkte, die entweder eine starke, vorteilhafte Nutzenposition für das Krankenhaus und/oder den Patienten mit sich
bringen oder den Wert eines vorhandenen Systems als kostengünstigere Alternative ablösen können.
27
Nicht was möglich ist, sondern ausschließlich, was den „Wert“
für das Krankenhaus und/oder den Patienten verbessert,
steht im Fokus und wird sich am Markt durchsetzen können:
Nur solche Produkte werden künftig eine starke „Erstattungsposition“ durch die Kostenträger erhalten. Folglich entscheidet
der Markt, ob ein Produkt eine Innovation ist, und nicht der
Hersteller.
Ebenfalls werden in der Vorphase der Produktentwicklung
wesentliche Zulassungsaspekte beurteilt, so dass Fragen nach
präklinischen Daten und klinischen Studien, die die medizinische Sicherheit des Produktes dokumentieren, schnell und
umfassend geplant und beantwortet werden.
Innerhalb unseres Innovationsmanagement werden nicht
mehr nur Produktinnovationen sondern auch Prozessinnovation erarbeitet. In der Einsparpotenzialstudie des Jahres 2012
werden mehrere Prozessinnovationen vorgestellt, die – wenn
konsequent umgesetzt – im Krankenhaus kostendämpfend
und einsparend wirken können. Service- und Prozess-Aspekte
werden damit ebenfalls entsprechend berücksichtigt.
So wird dokumentiert, wie z. B. mit dem Einsatz einer Aesculap-Software der Sterilgutkreislauf im Krankenhaus optimiert
werden kann. Dabei steht insbesondere das InstrumentenManagement im Mittelpunkt und die damit verbundenen
Möglichkeiten, wie z. B. (a) Schaffung von Transparenz über
Quantität und Qualität der im Einsatz befindlichen Instrumente und OP Siebe oder (b) die Wirtschaftlichkeit im Einsatz
befindlicher OP Siebe mit entsprechenden Hinweisen.
Abb. 3: Typische Prozessabläufe
im Sterilgutkreislauf, welche durch
instacount® organisiert und
transparent gemacht werden.
28
Der künftige Markterfolg einer medizintechnischen Innovation ist einerseits von der Vermarktung abhängig, andererseits auch von der Nutzen-Orientierung des Produktsystems:
den größeren, zusätzlichen „Wert“ oder Nutzen eines Produktes oder eines Prozesses für den Patienten und den Anwender
in der Phase der Vorentwicklung bereits formulieren zu können, ist für die Unternehmen eine große Aufgabe, da meist die
regelmäßige Nutzung des neuen Produktes oder Produktsystems notwendig erscheint, um entsprechende Nachweise
quantifizieren zu können. Umso mehr muss sich die Planung
eines innovativen Produktes die Sicht und den Blick des Anwenders zu eigen machen und sich stark an dem konkreten,
zusätzlichen Nutzen orientieren.
Da jedoch ein vorteilhaftes Nutzenverhältnis die Grundlage
für entsprechende Anerkennung im DRG-System darstellt,
verknüpft sich die Erstattungsfähigkeit einer neuen zunächst
teureren, jedoch insgesamt kosteneinsparenden Lösung mit
der Dokumentation und Beweisführung des Nutzens für den
Patienten bzw. für das Krankenhaus.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Produkt oder eine
Methode in die Erstattung durch die GKV zu bringen. Da sind
zunächst die DRGs (Diagnosis Related Groups), die die Leistungen vergüten, die im Rahmen einer OP und stationären
Behandlung erbracht werden. Dazu gibt es ggf. ein Zusatzentgelt (Abrechnung nach dem InEK Zusatzentgelt Katalog),
z. B. wenn teure Implantate, klinisch begründet, zum Einsatz
kommen.
Für eine Innovation, die mit der Fallpauschale und einem
Zusatzentgelt noch nicht sachgerecht vergütet werden kann,
gibt es die Vergütungsform der NUB (neue Untersuchungs- und
Behandlungsmethoden). Aus heutiger Sicht kann es jedoch
Jahre dauern, bis eine neue Behandlungsmethode so eingeführt ist, dass sie mit einem angemessenen Betrag über eine
entsprechend DRG abgerechnet werden kann. Entsprechend
schrittweise kommt die Innovation auch nur „in die Breite“
des deutschen Medizintechnikmarktes. Hier ein Beispiel:
Abb. 4: Schaubild zum B. Braun Produkt
„SeQuent-Please“ (Drug Eluting Balloon)
29
Leider fehlen im aktuellen Abrechnungssystem Anreize für
bereichsübergreifende Einsparmöglichkeiten im Krankenhaus und auch Anreize zur Nutzung gesamthafter Einsparungen über die einzelnen Sektoren des Gesundheitswesens hinweg.
Dies führt dazu, dass ein enormes Sparpotenzial ungenutzt
bleibt: durch die fehlenden Anreize im Abrechnungssystem
werden Produkt- und Prozess-Innovationen, die an einer Stelle des Gesundheitswesens zwar kostspieliger sind, an anderer
Stelle jedoch Einsparungen generieren und sich gesamthaft
als günstiger erweisen, nicht oder nur sehr eingeschränkt
genutzt.
Ein Beispiel für diese Problematik ist der „Drug Eluting Balloon“, ein Medikament-freisetzender Ballonkatheter, der in
der Koronar-Angioplastie eingesetzt wird. Er bietet bei Gefäßstenosen eine neue Behandlungsoption, da die Freisetzung
des Medikamenten-Wirkstoffes an kein Stentgerüst gebunden
ist. Zwar ist die initiale Behandlung mit diesem Produkt teurer, langfristig gesehen werden im ambulanten Bereich jedoch
Kosten gespart: verwendet man einen Stent, muss der Patient
ca. ein Jahr ein blutverdünnendes Medikament einnehmen;
wird der Drug Eluting Balloon eingesetzt, reduziert sich die
Einnahme eines solchen Medikamentes auf ca. sechs Wochen,
wodurch Prozess-Einsparungen erzielt werden, allerdings bei
verschiedenen Produkt-„Investoren“.
Zusammenfassung
Es lässt sich festhalten: Innovationen in der Medizintechnik
können einen wichtigen Beitrag zur qualitativ hochwertigen
Behandlung von Patienten leisten.
Mit der vorliegenden Studie 2013 zeigen SPECTARIS und ZVEI
erneut, dass innovative Produkte und Prozesse ihrer Medizintechnikunternehmen zu einer neuen Lebensqualität für Patienten und gleichzeitig zu einer Verbesserung der Wirtschaftlichkeit bzw. Kostenoptimierung beitragen können.
Voraussetzung dafür ist, dass die genannten Produkt- oder
Prozessbeispiele auch konsequent in den bezeichneten Einsatz
kommen.
Geschäftserfolge, die in der Vergangenheit ausschließlich das
Vermarktungskonzept einer Innovation im Mittelpunkt des
unternehmerischen Handelns sehen, werden so nicht mehr
in gleicher Weise möglich sein. Zukünftig muss – mehr noch
als in der Vergangenheit – berücksichtigt werden, dass diese
Innovationen einen zusätzlichen „evidenzbasierten“ Nutzen
für den Patienten und Anwender erbringen müssen.
30
Die dafür notwendigen Veränderungen oder Anpassungen im
Innovationsprozess der Firmen werden derzeit etabliert. Die
dadurch bereits entstandenen „neuen“ Produkte und Prozesse
machen dies anhand von Beispielen sichtbar und zeigen, wie
innovative Medizintechnik helfen kann, Kosteneinsparungen
im Krankenhaus zu erzielen (Studienreihe Einsparpotenzial
Medizintechnik 2006 –2012).
Wie bereits erwähnt, werden altersabhängig die Krankheitskosten überproportional steigen. Gleichzeitig bietet innovative Medizintechnik Einsparpotenziale im Gesundheitswesen.
Es müsste also gelingen, dass die vorhandenen Partner aus
Industrie, Krankenhauswesen, Politik und Krankenkassen einen
konstruktiven Austausch führen, um für unser Gesundheitswesen bestmögliche Fortschritte mit innovativen Produkten,
die Einsparpotenzial und gleichzeitig Patientennutzen bieten,
zu erreichen.
Ein Fundament wäre, dass Anreize für Innovationen und
gleichzeitig ein schnellerer Zugang für innovative Medizintechnologie geschaffen werden.
Dabei wäre eine Vereinfachung der NUB-Anträge und Erstattungsadministration denkbar und/oder eine grundsätzlich
flexiblere Gestaltung der DRGs, so dass einfacher auf neue Behandlungsmethoden eingegangen oder reagiert werden kann.
Wichtig wären für die Industrie zudem auch transparente Verfahren, um zielgerichtet die benötigten Informationen, z. B.
Studienergebnisse für die NUB Anträge, erbringen zu können.
Fazit
Die Medizintechnik erhofft sich ein insgesamt „innovationsfreundliches Klima“, damit neue und innovative Produkte,
Prozesse, Behandlungsmethoden und Verfahren der Medizintechnik schnell beim Patienten ankommen.
So sprach sich auch Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/
CSU-Bundestagsfraktion, anlässlich der Eröffnungs-Pressekonferenz zum zweitägigen Kongress „Qualitäts- und Sicherheitsinitiative Endoprothetik 2013“ deutlich für eine schnelle
Verfügbarkeit von innovativer Medizintechnik zur optimalen
Patientenversorgung aus – Zitat:
„Wenn medizinische Innovationen wegen bürokratischer Hürden nicht flott in die Fläche kommen, dann hat das weniger
mit mehr Patientensicherheit zu tun als vielmehr mit schlechterer medizinischer Versorgung.“
Innovationen in der Medizintechnik tragen entscheidend zur
Lebensqualität unserer Bevölkerung bei.
Mit ihrem Einsparpotenzial für das Gesundheitswesen und
die Kliniken sowie mit zusätzlichem Nutzen für den Patienten
sind sie ein wichtiger Baustein, um die Herausforderungen
des demografischen Wandels der Altersstruktur im Hinblick
auf die Krankheitskosten unserer Bevölkerung erfolgreich zu
meistern.
Hans-Peter Welsch
Senior Vice President Global Marketing,
Aesculap AG, Tuttlingen
(Aesculap AG – eine Sparte der B.Braun Melsungen AG)
[email protected]
31
Quellenangaben:
1. Publikation „Bevölkerung Deutschland bis 2060“, Statistisches Bundesamt
2. Jahresbericht Europäisches Patentamt 2012
3. Studienreihe „Das Einsparpotenzial innovativer Medizintechnik“, TU Berlin/Fachgebiet Medizintechnik, SPECTARIS, ZVEI, Droege Group (bis 2012), Ernst & Young (seit 2013)
4. „Die deutsche Medizintechnik-Industrie“, SPECTARIS-Jahrbuch 2011/2012
5. Demografischer Wandel und Gesundheitswirtschaft: Herausforderungen und Chancen, DIHK
Deutscher Industrie und Handelskammertag, 16. November 2011
6. BDI-Standpunkt Gesundheit, Ausgabe 01 / 10. Mai 2011, Wirtschaft für Gesundheit BDI initiativ ,
Bundesverband der Deutschen Industrie e. V.
7. Artikel „Demografischer Wandel stellt Medizintechnik vor Herausforderungen“, „Heuberger Bote“
vom 02.02.2011
8. Pulse of the Industry – Medical Technology Report 2011, Ernst & Young
9. Der MedTech Markt, Medizinischer Fortschritt, verbesserte Rahmenbedingungen, BVMed-Informationen (Chartpool)
10. BVMed-Pressemeldung Nr. 73/13 vom 27. September 2013
11. Einflüsse auf den Wachstumsmarkt „Gesundheitswesen“, BVMed Chart Nr. 4201a in:
Studie „Nutzen durch Innovation“, BVMed & Cepton GmbH München, 1. Auflage 2007
12. Studie „Die Gesundheitsbranche – dynamisches Wachstum im Spannungsfeld von Innovation und
Intervention“, IKB Deutsche Industriebank & Prognos AG, Juni 2007
13. Eigene interne Ausarbeitungen der Fa. Aesculap AG, Am Aesculap-Platz, 78532 Tuttlingen
32
Gastbeitrag: Demografie und
Gesundheitswirtschaft
Analytische Betrachtung
zur Situation in Sachsen-Anhalt
Peter Löbus, 1.Vizepräsident des Verband
der Krankenhausdirektoren Deutschlands,
Vorstandsvorsitzender der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt
Seit geraumer Zeit spielt in den unterschiedlichsten politischen Verantwortungsebenen, Institutionen und Fachgremien verstärkt die Frage der Betrachtung von Demografie und
ihren Auswirkungen für die Gesundheitswirtschaft eine zentrale Rolle. Bevölkerungsentwicklung, knapper werdende Ressourcen aber auch Standortfragen in der medizinischen Versorgungsstruktur rücken dabei immer mehr in den Fokus der
Diskussionspartner aus Politik, Krankenversicherung und den
Vertretern der Leistungserbringer.
Vor dem Hintergrund der allgemeinen demografischen Entwicklung und insbesondere derjenigen in Sachsen-Anhalt, als
ein diesbezügliches Vorreiterland im Osten der Republik, ergeben sich Problemlagen in der Akutgesamtversorgung, die in
wenigen Jahren dieses Bundesland – und mit geringer Verzögerung auch alle anderen Bundesländer – vor enorme Herausforderungen stellen werden.
Die nachfolgenden Ausführungen nehmen in stark gekürzter
Form Bezug auf eine, von der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt (KGSAN-Projektleitung: Dr. Gösta Heelemann, Ronny Gründig) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gGmbH Halle zu Beginn des
Jahres veröffentlichten Studie „Die Krankenhäuser in SachsenAnhalt bis zum Jahr 2025“.
Grundsätzlich unterliegen den Auswirkungen der demografischen Entwicklung nicht nur die Nachfrager akut medizinischer Leistungen (Patienten), sondern auch die Anbieter
(Ärzte, Pflegepersonal). Beide Seiten werden im Schnitt älter,
sodass ein Multiplikator-Effekt der Demografie entsteht – das
„demografische Dilemma“. Im Jahr 2001 waren in Sachsen-Anhalt 49 Prozent der niedergelassenen Ärzte 50 Jahre und älter.
Ihr Anteil hat sich 10 Jahre später auf 65 Prozent erhöht (unter
Berücksichtigung aller ambulant tätigen Ärzte – auch der angestellten – veränderte sich der Anteil der Ärzte ab 50 Jahren
von 48 Prozent im Jahr 2001 auf 62 Prozent zehn Jahre später).
Im Jahr 2025 werden von den gegenwärtig praktizierenden
niedergelassenen Ärzten mehr als 50 Prozent aus Altersgründen nicht mehr für die Patientenversorgung verfügbar sein.
Das Ausmaß der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen ist
primär altersabhängig. Dies gilt sowohl für ambulante Leistungen und stärker noch für stationäre Krankenhausleistungen.
33
Abbildung 1:
Altersspezifische Nachfrage
nach Gesundheitsleistungen
Wie in Abbildung 1 dargestellt, zeigt sich, dass der altersabhängige Anstieg der Nachfrage nach medizinischen Leistungen im stationären Bereich etwa zweimal so stark ausgeprägt
ist. In den kommenden Jahren werden der demografische
Wandel und die wachsende Zahl älterer Menschen eine weitere Nachfrageerhöhung nach Gesundheitsleistungen in der
stationären Versorgung nach sich ziehen. Nicht unerheblich
auf die Nachfrage wirken zudem weitere Faktoren, unter anderem der medizinische Fortschritt und das verstärkte Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung.
Da jede medizinische Fachdisziplin über ein eigenes altersund geschlechtsspezifisches Patientenprofil verfügt, wird die
Veränderung der Bevölkerungsstruktur in den kommenden
Jahren in einer deutlichen Verschiebung des vorgehaltenen
Fachabteilungsangebots münden, wie die Abbildung 2 verdeutlicht.
Auch wenn die Abbildung 2 über den Zeitablauf bis 2025 in
einzelnen medizinischen Fachbereichen demografiebedingt
deutliche Nachfragerückgänge aufzeigt, darf sie nicht falsch
interpretiert werden. Insgesamt wird das Niveau der Nachfrage nach stationären Gesundheitsleistungen im Jahr 2025 das
heutige Niveau deutlich übersteigen. Für Sachsen-Anhalt entspricht dies der Kapazität eines mittleren Krankenhauses in einer Größe von 500 bis 600 Betten. Festzustellen ist weiter, dass
gerade die sachsen-anhaltischen Krankenhäuser die demografiebedingten Nachfrageverschiebungen bereits sehr gut organisiert haben, sodass sich deren Leistungsangebote bereits bis
heute in Richtung der Medizin des Alters bewegt haben.
Der Fortschritt in der Medizin führt zu einer zunehmenden
Diversifizierung der ärztlichen Profession. Damit steigt zugleich der Bedarf nach medizinischem Fachpersonal. Gleichzeitig sind die demografischen Veränderungen nicht auf die
34
allgemeine Bevölkerung begrenzt, sondern betreffen ebenso
die medizinischen Leistungserbringer. Die Konsequenz: Die
Ärzteschaft altert und die Rekrutierung des medizinischen
Nachwuchses wird zunehmend schwierig.
Abbildung 2:
Fachrichtungsdifferenzierte
Nachfrageänderung in
Sachsen-Anhalt bis 2025
Zudem begleiten uns zwei weitere Faktoren, die sich ebenfalls auf die Leistungserbringung auswirken, und zwar die
zunehmende Feminisierung der ärztlichen Profession sowie
die Änderung von Wertvorstellungen, die unter anderem eine
teamorientierte und damit arbeitsteilige Arbeitsweise befördern. Neben der beruflichen Perspektive, der Vereinbarkeit
von Familie und Beruf sowie der ökonomischen Risiken ist die
Freiberuflichkeit heute nicht mehr das bevorzugte Ziel medizinischer Hochschulabsolventen. Medizinische Versorgungszentren als Brückenglieder der heutigen starr voneinander
getrennten Gesundheitssektoren gehören in Sachsen-Anhalt
inzwischen mit mehr als 200 Fach- und Hausärzten zu den
etablierten Systemen der vernetzten Versorgung.
Angesichts des Problemdrucks in den demografischen Vorreiterländern ist die Durchlässigkeit der Gesundheitssektoren
zu gering. Zwar werden von den Krankenhäusern schon seit
etlichen Jahren auch Leistungen in der ambulanten Notfallversorgung sowie im Rahmen von Institutsambulanzen und Ermächtigungen erbracht, allerdings muss die Politik angesichts
der zu erwartenden Entwicklung im niedergelassenen Bereich
eine Antwort darauf finden, ob zur Erhaltung der heutigen
und immer wieder geforderten Qualität der Gesamtakutversorgung eine Sektorentrennung noch zeitgemäß ist.
In diesem Zusammenhang wird auch die Politik über weitere Versorgungsaufgaben der Krankenhäuser im ambulanten
Bereich nachdenken und entsprechende Möglichkeiten bzw.
rechtliche Grundlagen schaffen müssen, wobei diese Aufgabe
im Dialog mit den anderen Akteuren anzugehen ist. Andern-
35
falls können sich bereits kurzfristig erhebliche Versorgungsengpässe in der ambulanten ärztlichen Versorgung in bestimmten Bereichen und vor allem in den ländlichen Räumen
ergeben[1].
Problematisch ist jedoch, dass den bevölkerungsschwachen
Flächenländern und damit den demografischen Vorreiterländern das politische Gewicht auf der Bundesebene fehlt. Das
„Demografiedilemma“ wird jedoch mit Zeitversatz unausweichlich auch die bevölkerungsstarken Bundesländer des
Westens und Südens der Republik betreffen. Regelungen zur
Aufhebung oder wenigstens zur Aufweichung der Sektorentrennung sind zur Beherrschung der anstehenden demografischen Herausforderungen unerlässlich.
Literatur-/Quellenverzeichnis
Quelle (Abb. 1): Für stationäre Nachfrage Datenlieferung der Krankenhäuser an die Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt mit Daten des Jahres 2011 gemäß § 21 KHEntgG, für ambulante Nachfrage
BARMER GEK Arztreport 2013, S. 232 mit Auswertungsdaten des Jahres 2011.
Quelle (Abb. 2): eigene Berechnungen KGSAN, Nachfrageänderung 2025 gegenüber dem Jahr 2008.
1. Peter Löbus/Dr. Gösta Heelemann/Ronny Gründig: Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt –Analytische
Betrachtungen unter dem Aspekt von Sektorentrennung und leistungsorientierter Vergütung. Weiterentwicklung der Studie „Die Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt bis zum Jahr 2025“, In: „das Krankenhaus“ Nr. 6/2013, S. 612-616
2. Die Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt bis zum Jahr 2025. Eine gemeinsame Studie des Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. und des isw Institut gemeinnützige Gesellschaft mbH, veröffentlicht
unter http://www.kgsan.de
36
37
Potenziale innovativer Medizintechnik
Ausgewählte Beispiele innovativer
Medizintechnik mit verbesserter
Kosten-Nutzen-Relation 2013
Übersicht/Produktbeschreibung
Medtronic GmbH:
O-Arm 1000
System zur mehrdimensionalen
intraoperativen Röntgen-Bildgebung
Das Navigationssystem
StealthStation
Anwendungsbereich: Prinzipiell kann der O-Arm zur
intraoperativen Röntgen-Bildgebung bei allen chirurgischen
Eingriffen verwendet werden, bei dem Implantate im Körper
akkurat platziert werden müssen. Bisher kam er vorwiegend
bei neurochirurgischen, orthopädischen und unfallchirurgischen Eingriffen zum Einsatz. Einige Zentren nutzen den
O-Arm auch schon für die Implantation von DBS-Elektroden
(tiefe Hirnstimulation).
Funktion: Das Medtronic O-Arm-Bildaufnahmesystem ist ein mobiles Röntgensystem, das für chirurgische
Anwendungen im OP konzipiert wurde. Der O-Arm besteht
aus den zwei Hauptkomponenten: O-Arm-Chassis und mobile
View Station (MVS).
Abbildung 1:
Das O-Arm Bildaufnahmesystem
Der O-Arm wird mit geöffnetem „O“ im OP seitlich an den
Patienten herangefahren. Anschließend wird die so genannte Gantry geschlossen. Der Patient ist nun vollständig
vom „O“ umgeben. Zur Aufnahme der Röntgenbilder verfügt
der O-Arm über einen Flatpaneldetektor und eine Röntgenröhre, die sich während der Aufnahmen innerhalb der
Gantry automatisch positionieren. Der Flatpaneldetektor
ist 30x40cm groß und ermöglicht eine Auflösung von drei
Megapixeln. Nachdem der O-Arm in Position an den Patienten
ins Arbeitsfeld gebracht wurde, können Speicherpositionen
festgelegt werden. So sind z. B. die Position der Gantry, des Detektors und der Röntgenröhre für eine AP-Aufnahme oder eine
sagittale Aufnahme speicherbar. Durch das einmalige Drücken der Speicherpositionstaste kann jederzeit die gleiche Position angefahren werden. Eine 3D-Aufnahme wird durch eine
360°-Drehung des Flatpaneldetektors und der Röntgenröhre
erzeugt. Dieser Vorgang dauert 13 Sekunden. Dabei werden
391 Einzelaufnahmen angefertigt, die anschließend in drei
orthogonale Ebenen rekonstruiert werden.
38
Die erzeugten Aufnahmen können noch während der OP
zu Diagnose- bzw. Orientierungszwecken genutzt werden.
Bindet man direkt an den O-Arm ein Navigationssystem an,
können die erzeugten Aufnahmen zusätzlich zur navigierten
Positionierung von Instrumenten oder Implantaten genutzt
werden. Der dreidimensionale intraoperative Datensatz des
O-Arm wird dazu über eine Netzwerkverbindung an das
Navigationssystem geschickt. Dort erfolgt eine so genannte
automatische Registrierung, die nun dem Anwender erlaubt,
die Navigationsinstrumente zu verwenden. Auf einem Bildschirm werden die Instrumente samt Implantat/-en virtuell
in den 3D-Aufnahmen des O-Arms angezeigt (siehe Abb. 2).
Ein erneuter 3D-Scan nach dem Setzen der Implantate ermöglicht die Überprüfung der Platzierung der Implantate auf ihre
Plausibilität und Genauigkeit.
Abbildung 2:
Darstellung der
intraoperativen Bildgebung und Navigation
Besonderheiten: Der O-Arm weist innovative technische Merkmale und Besonderheiten in der Bedienung auf.
Trotz seiner Größe und seines Gewichts kann das System vom
Anwender vor und während der OP mit einer Hand bedient
und bewegt werden. Dafür sorgt der elektrische Antrieb des
O-Arms, der eine vollautomatische und genaue Repositionierung der Gantry ermöglicht. Ein Radiologe ist hier nicht
zusätzlich notwendig. Die Möglichkeit der Speicherung der
Position der Gantry, des Detektors und der Röntgenröhre für
unterschiedliche Aufnahmen vereinfacht, durch einmaliges
Drücken der entsprechenden Speicherpositionstaste, die
Repositionierung und damit die Handhabung des O-Arms.
Obwohl die Gantry den Patienten komplett umschließt, kann
dieser sehr flexibel gelagert werden. Da sich der Detektor
und die Röntgenröhre innerhalb der steril abgedeckten
Gantry bewegen, wird die Sterilität des OP-Feldes nicht verletzt. Zu den technischen Besonderheiten gehört die hohe
Auflösung der Bilder von drei Megapixeln, die der digitale Flatpaneldetektor ermöglicht. Verglichen mit anderen Systemen
ist auch die Aufnahmedauer für die 3D-Bilder besonders kurz.
Der O-Arm benötigt für eine 3D-Aufnahme lediglich 13 Sekunden, sodass in den meisten Fällen auf einen Atemstillstand
zur Vermeidung von Bewegungsartefakten verzichtet werden
kann. In dieser Zeit werden 391 Einzelaufnahmen gemacht,
die anschließend in drei orthogonale Ebenen rekonstruiert
werden. Dieses große Scanvolumen macht es möglich, in
einem Scan die gesamte Lendenwirbelsäule darzustellen.
Weiterhin können die Anwendungsmöglichkeiten des O-Arms
als intraoperatives bildgebendes System mit der einfachen
Anbindung eines Navigationssystems kombiniert werden.
Innovation
Technische Beschreibung der Innovation: Neu ist
insbesondere die vollautomatische und höchst genaue Repositionierungsmöglichkeit der Gantry. Durch die Iso-Wag-Funktion ermöglicht der O-Arm das Rotieren der Gantry um das
Iso-Zentrum bei lateralen 2D-Aufnahmen. Dadurch kann beispielsweise eine stetig parallele Ausrichtung zur Deckplatte
eines Wirbels gewährleistet werden. Der O-Arm wird mit
geöffnetem „O“ lateral an den Patienten herangefahren. Anschließend wird die Gantry geschlossen. Jede Bewegung des
39
Detektors und der Röntgenröhre findet anschließend innerhalb des steril abgedeckten „O“ statt. Im 3D-Modus erreicht
der O-Arm ein nahezu dreifach größeres Scanvolumen gegenüber anderen Systemen
Marktdurchdringung: Es wurden bereits über 500 OArme weltweit verkauft und installiert. Die Vielzahl der bereits
durchgeführten Studien bestätigt die breite klinische Akzeptanz und belegt die weit gefächerte klinische Erfahrung [1–54].
Verbesserung zu bestehenden Lösungen/Historie/
Wirksamkeit: Der O-Arm wurde im Spätsommer 2006 vorgestellt. Die erste Installation in Deutschland erfolgte 2007.
Noch immer ist dieses Verfahren in seiner Art einzigartig.
Lösungsbeitrag zum
demografischen Wandel
In Deutschland leiden über 22 Millionen Menschen an Rückenschmerzen und der Altersdurchschnitt der zur Behandlung
kommenden Patienten wird immer größer. Viele Betroffene
scheuen immer noch die oft erforderliche chirurgische Behandlung der Ursachen und haben (speziell im höheren Alter)
Angst vor Komplikationen. Dabei stehen heute immer mehr
schonende Behandlungsoptionen zur Verfügung. Ein Beispiel
dafür ist der O-Arm. Dieser gewährt noch während der Operation permanente Einblicke in den Körper, um eine unmittelbare Kontrolle des Behandlungserfolges vorzunehmen.
Mit der Anbindung an ein Navigationssystem ermöglicht er
die Navigation der Instrumente im Millimeterbereich. Dies
erspart dem Patienten und dem Operateur einen eventuell
fälligen Folgeeingriff. Bedingt durch das hohe Durchschnittsalter eines Patienten ist es heute enorm wichtig,
Operationen qualitativ hochwertig abzuschließen und Revisionen zu vermeiden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
der O-Arm mit all seinen Besonderheiten die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Operation erhöht und damit eine
adäquate Möglichkeit bietet, den Herausforderungen des
demografischen Wandels im Zusammenhang mit der Behandlung von Rückenbeschwerden entgegenzutreten.
Qualitativer Nutzen/
Verbesserter Patientennutzen
Der Patient profitiert in vielerlei Hinsicht von der intraoperativen Anwendung des O-Arms. Zum einen wird die individuelle Strahlenbelastung reduziert, da die sonst notwendigen
prä- und postoperativen CT-Scans wegfallen. Zum anderen
können durch die Verwendung des O-Arms in Verbindung mit
einem Navigationssystem chirurgische Eingriffe vermehrt
minimalinvasiv durchgeführt werden, was auf der einen Seite
zu einer reduzierten Operationsdauer und auf der anderen
Seite auch zu einer kürzeren Verweildauer der Patienten führt.
40
Des Weiteren bringen die, durch das minimalinvasive Verfahren bedingte schnellere Erholung, Genesung und Mobilisation große Vorteile für Patienten jeglichen Alters. Bedingt durch
die intraoperative Überprüfung der Implantat-Position, also
des Operationserfolges und der daraus resultierenden Möglichkeit der sofortigen Korrektur, profitiert der Patient außerdem von einer geringeren Wahrscheinlichkeit für eine Revision
und/oder Reoperation.
Kosten-Nutzen-Analyse
Bei der Verwendung des O-Arms in Verbindung mit einem
Navigationssystem können sich in spezifischen Wirbelsäulenoperationen (DRG I09C) Einsparpotenziale aufgrund des Wegfalls des CT-Scans vor und nach der Operation, einer deutlichen
Verringerung der OP-Zeit um fast eine Stunde, eines verringerten Krankenhausaufenthalts von knapp drei Tagen sowie
der nicht mehr notwendigen Revision/Kontrolluntersuchung
ergeben. Unter Berücksichtigung der Gerätekosten ergibt
sich bei 29 238 Fällen der DRG I09C, der häufigsten Wirbelsäulen-DRG und einer angenommenen Marktdurchdringung
von rund 15 Prozent ein jährliches Einsparpotenzial von ca.
18,3 Millionen Euro.
Kosten-Nutzen-Analyse
Phase
Beschreibung
Prä-OP
CT-Scan vor der OP (1)
OP
Einsparung Einheit
Anteil pro
Patient
Einsparpotenzial
(Einsparung x
Bezugsgröße)
199,35 € (8) pro Patient
199,35 €
Operationszeit (2)
(„offene OP“ vs. „MIS“)
38 Minuten
50,00 € (8) pro Minute
1 900,00 €
MIS ohne O-Arm vs.
MIS mit O-Arm (2)
21 Minuten
50,00 € (8) pro Minute
1 050,00 €
Krankenhausaufenthalt (3)
2,75 Tage
Revision/Kontrolle (4)
(von 3 % auf 0 % mit Navigation)
3%
Post-OP
CT-Scan nach der OP (5)
Sonstiges
Gerätepreis inkl. Navigationssystem
von Medtronic (StealthStation)
Einsparpotenzial pro Patient
Fälle in Deutschland (6)
Marktdurchdringung (7)
Jährliches Einsparpotenzial in Deutschland
41
100 %
Bezugsgröße Einheit
100 %
379,00 € (10) pro Tag
1 042,25 €
Anteil pro
9 044,00 € (11) pro Fall
Patient
271,32 €
Anteil pro
Patient
Euro
pro Patient
199,35 €
–500,00 € (12) Euro pro OP
–500,00 €
199,35 € (8)
4 162,27 €
29 238
15 %
18 254 467,54 €
Literatur-/Quellenverzeichnis
1.
Wood M, Mannion R. A Comparison of CT-based Navigation Techniques for Minimally Invasive
Lumbar Pedicle Screw Placement. Journal of Spinal Disorders & Techniques 2011; 24(1).
2.
Van de Kelft E, Costa F, Van der Planken D, Schils F. A Prospective Multicenter Registry on the Accuracy of Pedicle Screw Placement in the Thoracic, Lumbar, and Sacral Levels With the Use of the
O-Arm Imaging System and StealthStation Navigation. Spine 2012; 37(25):E1580-7.
3.
Hodges SD, Eck JC, Newton D. Analysis of CT-based Navigation System for Pedicle Screw Placement.
Orthopedics 2012; 35(8):e1221-e1224.
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Lumbar Interbody Fusion: Data From a US National Database With 6106 Patients. Journal of
Spinal Disorders & Techniques 2012; 25(6).Kurzbeschreibung81 der Technologie
Literatur-/Quellenangaben zur Kosten-Nutzen-Analyse
1) Annahme
2) Dhall SS, Wang MY, Mummaneni PV. Clinical and radiographic comparison of mini-open transforaminal lumbar interbody fusion with open transforaminal lumbar interbody fusion in 42 patients with
long-term follow-up. J Neurosurg Spine 2008; 9(6): 560-565
3) Durchschnittsberechnung nach:
Dhall SS, Wang MY, Mummaneni PV. Clinical and radiographic comparison of mini-open transforaminal
lumbar interbody fusion with open transforaminal lumbar interbody fusion in 42 patients with longterm follow-up. J Neurosurg Spine 2008; 9(6): 560-565
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4) Green et al. Cost-Effectiveness of Image-Guided Spine Surgery. The Open Orthopaedics Journal, 2010,
Volume 3
5) Schätzung
6) DRG: I09C in Deutschland (2011): Bestimmte Eingriffe an der Wirbelsäule mit komplexer Osteosynthese und schweren Komorbitäten oder Komplikationen oder mit allogener Knochentransplantation oder
bestimmtem aufwändigen Eingriff oder mit Kyphoplastie, mehr als 2 Segmente od. bis 2 Segmente mit
äuß. schweren Komorbitäten oder Komplikationen
7) Fälle mit O-Arm und einem Navigationssystem StealthStation von Medtronic, eigene Berechnung
8) Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)
9) Dt. Ärzteblatt 2012; 109(50): A-2555/B-2095/C-2047
10) Zahlen und Fakten 2012 des AOK Bundesverbandes; Ausgabe KJ1 2011; Fälle/Tag aus KG2 2010
11) I09C Fallpauschalenkatalog, 3M Suite Grouper
12) Abschreibungszeitraum 6 Jahre (lt. DFG Geräteverzeichnis) und ca. 240 Operationen pro Jahr und
Gerätekombination
43
Übersicht/Produktbeschreibung
KARL STORZ GmbH & Co.KG:
PDD-Komplettlösung
Photodynamisches System zur
Diagnostik, Therapie und
Nachsorge bei Harnblasenkrebs
Anwendungsbereich: Aufgrund einer höheren Detektionsrate und einer signifikant verringerten Rezidivrate wird
der Einsatz der photodynamischen Diagnostik (PDD) bei nicht
muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen und besonders bei
den schwer zu erkennenden Carcinoma in situ (CIS) in den
Guidelines der European Association of Urology (EAU) empfohlen. Der erhöhte Nutzen für den Patienten durch den Einsatz
der PDD als Unterstützung der transurethralen Resektion von
Harnblasentumoren ist durch mehrere prospektive, randomisierte, multizentrische Studien belegt.
Funktion: Die PDD bezeichnet ein fluoreszenzgestütztes Verfahren zur Krebsfrüherkennung. Das starre Endoskopiesystem für die PDD-gestützte Therapie besteht aus mehreren,
genau aufeinander abgestimmten Komponenten: der Hochleistungslichtquelle (D-light C), speziellen Endoskopen in Verbindung mit besonderen Lichtleitern und einer speziell für
die Methode optimierten Drei-Chip-Endokamera. Das flexible
System mit distalseitig verbautem Bildsensor für die Diagnose wird ebenfalls mit der Hochleistungslichtquelle (D-light C)
eingesetzt.
Im Fluoreszenzmodus kann nach Instillation einer Substanz,
die die Anreicherung eines Tumormarkers induziert, malignes
von benignem Gewebe differenziert werden. Unter dem Anregungslicht des D-light C-Systems fluoreszieren tumoröse Areale in roter Farbe und können einfach vom blau dargestellten
gesunden Gewebe differenziert werden.
Abb. 1: Starres PDD-System für die transurethrale
Resektion von Tumoren in der Harnblase
44
Besonderheiten: Die PDD-Komplettlösung bietet Systeme für die Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Harnblasenkrebs. Sowohl im Weißlicht als auch im FluoreszenzModus zeigen die flexiblen und starren Endoskopie-Systeme
eine ausgezeichnete Bildqualität. Die Kosteneffizienz wird
dabei durch die Komponenten-Kompatibilität unterstützt. Das
PDD-QAT (Quality Assurance Tool), welches der Sicherstellung
der Systemfunktionalität vor dem Eingriff dient, gewährleistet die Anwendersicherheit.
Innovation
Technische Beschreibung der Innovation: Zur Durchführung der PDD wird die Lichtquelle D-light C eingesetzt, die
vor allem im blauen Spektralbereich (380nm bis 430nm), in
dem das Absorptionsmaximum des Tumormarkers Protoporphyrin IX (PpIX) liegt, sehr leistungsstark ist. Mit ihr kann das
PpIX , welches sich nach Gabe der Substanz Hexaminolevulinat
(Hexvix®) in Tumorgewebe signifikant höher anreichert als im
gesunden Gewebe, besonders effizient zur Fluoreszenz angeregt werden. Die Beobachtung der Fluoreszenz ist nur möglich,
da ein großer Teil des vom Gewebe rückgestreuten Anregungslichts von einem im Endoskop integrierten Beobachtungsfilter geblockt wird. Die spektralen Transmissionseigenschaften des Anregungsfilters in der Lichtquelle und des Beobachtungsfilters im Endoskop bestimmen zusammen die Intensität des zurückgestreuten blauen Anregungslichts, das dazu
dient, eine schwache Fluoreszenz, die vom gesunden Gewebe
ausgeht, zu überdecken. Somit wird, anstatt eines schwer zu
differenzierenden Intensitätskontrastes, eine Farbkontrastbildgebung zwischen Tumor- und Normalgewebe erreicht, die
eine optimale Unterscheidung ermöglicht.
Neuheitsgehalt der Lösung/Marktdurchdringung:
In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass durch den
Einsatz der PDD bei Patienten im Durchschnitt 20 Prozent
mehr Tumore als mit der üblichen Weißlichtuntersuchung
gefunden werden können. Die PDD ist darüber hinaus die mit
Abstand beste Detektionsmethode für den Hochrisikobefund
CIS . Zusätzlich konnte in einem Verlaufszeitraum von bis zu
zwölf Monaten das Tumorrezidiv beim nicht muskelinvasiven
Harnblasenkarzinom um 16 Prozent gesenkt werden.
In der Bundesrepublik Deutschland wird die Methode zum
gegenwärtigen Zeitpunkt bereits in gut der Hälfte der etwa
520 urologischen Kliniken eingesetzt.
Verbesserung zu bestehenden Lösungen/Historie/Wirksamkeit: Bei der herkömmlichen, weißlichtgestützten transurethralen Resektion rechnet man mit Residualtumorraten
von bis zu 70 Prozent. Dies ist auch der Grund dafür, dass
Harnblasenkrebs die teuerste onkologische Erkrankung ist.
45
Lösungsbeitrag zum
demografischen Wandel
Wie bei vielen anderen Tumorentitäten steigt auch die Wahrscheinlichkeit an Harnblasenkrebs zu erkranken mit zunehmendem Alter. Den demografischen Wandel berücksichtigend,
ist daher davon auszugehen, dass sich die Zahl an Harnblasenkrebs-Neuerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland
in den kommenden Jahren weiter erhöhen wird. Aufgrund
der höheren Detektionsrate und der signifikant verringerten
Rezidivrate beim Einsatz der PDD kann eine solche, innovative
Komplettlösung auch den künftigen Patienten mit Harnblasenkrebs einen deutlichen Nutzen liefern.
Qualitativer Nutzen/
Verbesserter Patientennutzen
Abb. 2:
Flexibles PDD-System für die
Diagnostik und Nachsorge
Jedes Jahr erkranken alleine in der Bundesrepublik Deutschland mehr als 29 000 Menschen an Harnblasenkrebs. Oft tritt
dieser gleichzeitig an verschiedenen Stellen innerhalb der
Harnblase auf. Dies ist ein Grund dafür, dass ein Wiederauftreten des Krebses nach erfolgter Therapie leider häufig ist.
Durch den Einsatz der PDD-Zystoskopie lässt sich die Rezidivrate nachweißlich um etwa 16 Prozent reduzieren [1]. Für den
Patienten bedeutet dies weniger Operationen beziehungsweise therapeutische Maßnahmen wie Chemo- und Strahlentherapien. Das mediane, tumorfreie Überleben wird durch Einsatz der PDD-Zystoskopie deutlich erhöht.
Kosten-Nutzen-Analyse
Die Analyse des Einsparpotenzials durch den Einsatz der
Photo-dynamischen Diagnose (PDD) bei der transurethralen
Resektion (TURB) von Tumoren in der Harnblase erfolgt auf
Basis einer Betrachtung der chirurgischen Therapie, die Teil
des Managements beim Harnblasenkrebs ist und zum Standard gehört. Der Kostensenkungseffekt resultiert aus einer
Reduzierung von Rezidiven und den damit verbundenen
Folgeeingriffen. Aufgrund der hohen Rezidivrate bei Harnblasenkrebs und der damit einhergehenden, langandauernden Betreuung und Behandlung der Patienten handelt es sich
hierbei um die teuerste Krebserkrankung [1].
Der Grund für die Reduktion der Rezidivrate liegt in der besseren Detektionsrate, die mit dem Einsatz der PDD verbunden ist.
Eine klinische Studie mit 286 Patienten zeigte, dass bei 47 Patienten (ca. 16 Prozent) mindestens einer der Tumore nur im
PDD-Modus sichtbar war [1]. Durch den Einsatz der PDD-Zystoskopie lässt sich die Rezidivrate nachweislich ebenfalls um rund
16 Prozent reduzieren [2]. Basierend auf den Ergebnissen einer
46
klinischen Studie geht man davon aus, dass die Anwendung
der PDD-Zystoskopie bei 115 Patienten in einem Folgezeitraum von fünf Jahren mit einer Reduktion von rund 20 transurethralenen Resektionen verbunden ist (ca. 17Prozent) [2].
In der Bundesrepublik Deutschland erkranken jährlich mehr
als 29 000 Menschen an Harnblasenkrebs [3]. Da die chirurgische Therapie ein fester Bestandteil im Management des
Harnblasenkrebses ist, kann die PDD-Zystoskopie in 100 Prozent dieser Fälle angewandt werden. Durch den Einsatz der
PDD könnten bei den in einem Kalenderjahr neu erkrankten
29 000 Patienten mit Harnblasenkrebs in einem Zeitraum von
fünf Jahren also ca. 5 000 TURBs eingespart werden. Geht man
von einer durchschnittlichen Fallpauschale von 2 650 Euro pro
TURB aus, dann ergibt sich hieraus über einen Zeitraum von
fünf Jahren unter Berücksichtigung von 29 000 Neuerkrankungen pro Jahr ein potenzielles Einsparpotenzial von knapp
39,8 Millionen Euro [4].
Gegenwärtig gibt es in der Bundesrepublik Deutschland etwa
520 urologische Kliniken, etwa die Hälfte davon nutzt bei der
transurethralen Resektion von Tumoren in der Harnblase die
PDD. Die Kostendifferenz zwischen einem reinen Weißlichtund einem PDD-fähigen System liegt bei etwa 7 000 Euro [5].
Geht man, um die Kalkulation zu vereinfachen, davon aus,
dass ein PDD-System bis zur Wiederanschaffung lediglich
über einen Zeitraum von fünf Jahren eingesetzt werden kann,
dann müssen von dem oben genannten, potenziellen Einsparpotenzial Gerätekosten in Höhe von rund 3,6 Millionen Euro
abgezogen werden. Gegengerechnet werden müssen ferner
die Arzneimittelkosten, die pro TURB bei rund 500 Euro liegen[6].
Über einen Zeitraum von fünf Jahren, bei 29 000 Neuerkrankungen pro Jahr, liegen diese etwa bei 72,5 Millionen Euro.
Wie zu Beginn bereits erwähnt ist Harnblasenkrebs aufgrund
der hohen Rezidivrate und der damit einhergehenden, langandauernden Betreuung und Behandlung der Patienten die
teuerste Krebserkrankung. Kostenintensive Blasenentfernungen, Chemo- und Strahlentherapien gehören zu den Therapiemethoden beim Management des Harnblasenkrebses.
Studien in den USA kamen zu dem Ergebnis, dass die durchschnittlichen Kosten für die Behandlung eines Patienten mit
Harnblasenkrebs zwischen 96 000 und 187 000 US-Dollar
betragen. Für die hier vorliegende Analyse wurden Behandlungskosten in Höhe von 73 423 Euro pro Patient in der Bundesrepublik Deutschland kalkuliert [7]. Das mit der reduzierten
Rezidivrate verbundene Einsparpotenzial durch den Einsatz
der PDD ist natürlich nicht nur auf eine Reduktion von TURBs
beschränkt, sondern wirkt sich darüber hinaus auf die Behandlungskosten aus. Geht man davon aus, dass von den
29 000 neuerkrankten Menschen durch den Einsatz der PDD
pro Jahr 4 640 kein Rezidiv bekommen und bei diesen somit
keine nennenswerten Folgekosten entstehen, dann ergibt
47
sich daraus im Fünfjahreszeitraum ein potenzielles Einsparpotenzial von mehr als 500 Millionen Euro[8]. Insgesamt ergibt
sich daraus unter der Annahme einer Marktdurchdringung von
50 Prozent und einer linearen Verteilung ein jährliches Einsparpotenzial in Höhe von 43,5 Millionen Euro.
Pro Jahr gibt es 29 000 Neuerkrankungen, dadurch erhöhen sich
die Anzahl der eingesparten TURBs und auch die Folgekosteneinsparungen jedes Jahr.
Kosten-Nutzen-Analyse
Position
Mehraufwand durch
notwendige Geräte (5),
bezogen auf 520
urologische Kliniken
in Deutschland
Mehraufwand
durch Arzneimittel,
bezogen auf 29.000
Neuerkankungen
pro Jahr (3)
Potenz. Einsparung
Folgekosten (2, 6),
bezogen auf die
Anzahl an Patienten
ohne Rezidiv
Entfallende TURBs (2)
(in Folgekosten
enthalten)
(16 % von 29 000 pro Jahr,
Annahme durchschnittliche
Krankheitsdauer = 10 Jahre) (7)
Kosten/Einheit
– 7 000,00 € (5)
– 500,00 € (6)
7 342,30 €
2 650,00 € (4)
Menge
520
29 000
4 640
1 000
Kosten
–3 640 000,00 €
–14 500 000,00 €
34 068 272,00 €
2 650 000,00 €
Menge
0
29 000
9 280
2 000
Kosten
0 ,00 €
–14 500 000,00 €
68 136 544,00 €
5 300 000,00 €
Menge
0
29 000
13 920
3 000
Kosten
0 ,00 €
–14 500 000,00 €
102 204 816,00 €
9 950 000,00 €
Menge
0
29 000
18 560
4 000
Kosten
0 ,00 €
–14 500 000,00 €
136 273 088,00 €
10 600 000,00 €
Menge
0
29 000
23 200
5 000
Kosten
0 ,00 €
–14 500 000,00 €
170 341 360,00 €
13 250 000,00 €
– 3 640 000,00 €
– 72 500 000,00 €
511 024 080,00 €
39 750 000,00 €
Einsparungen im Fünfahreszeitraum
434 884 080,00 €
Einsparungen pro Jahr (Durchschnitt)
86 976 816,00 €
Jährliches Einsparpotenzial (bei Marktdurchdringung von 50 %)
43 488 408,00 €
Jahr 1
Jahr 2
Jahr 3
Jahr 4
Jahr 5
Einsparungen
48
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bevor eine Ersatzinvestition notwendig ist.
6) Eigene Angabe / Recherche
7) Kosten im Krankheitsverlauf 96.000-187.000 USD, Annahme für Deutschland 141.500 USD =
122.373 Euro (Kurs 1 Euro = 1,1563 USD, 01.07.2003). Abschlag 40 % um Unterschiede in der Krankheitsversorgung zwischen USA und DE zu berücksichtigen. Es werden für Deutschland 73.423 Euro
Kosten im Krankheitsverlauf angesetzt. Als Annahme wird eine durchschnittliche Krankheitsdauer
von 10 Jahren angenommen (=7.342,30 Euro pro Jahr). In den Kosten sind die Kosten für transurethrale Resektionen (TURBs) enthalten.
Botteman et al. The health economics of bladder cancer: a comprehensive review of the published literature: Pharmacoeconomics. 2003;21(18):1315-30
8) Aus der Studienlage ergibt sich, dass eine um 16 % verbesserte Tumorerkennung durch PDD eine
Reduzierung der Rezidivrate um 16 % bedingt, da durch die verbesserte Erkennungsrate weniger Tumorreste verbleiben (http://www.caritasstjosef.de/jobs/node_3475.htm) bzw. mehr Tumore erkannt und
entfernt werden. Die Reduzierung der Rezidivrate um 16 % hat zur Folge, dass nach der ersten TURB bei
29.000 Neuerkrankten, also bei 4.640 Patienten kein Rezidiv auftritt und somit keine nennenswerten
Folgekosten (siehe 7) anfallen werden.
49
Übersicht/Produktbeschreibung
Medtronic GmbH:
AQUAMANTYS Systemlösung
Verbesserte bipolare Blutstillung bei
Operationen mit starken Blutungen
Anwendungsbereich: Das AQUAMANTYS-System
kommt bei chirurgischen Eingriffen mit höheren Blutverlusten
zum Einsatz. Dazu gehören beispielsweise orthopädische Eingriffe sowie Operationen an der Leber oder Wirbelsäule. Das
System wird dabei zur Blutstillung, also dem Verschluss von
Gefäßen, eingesetzt.
Funktion: Durch einen optimierten radiofrequenten
Strom zwischen zwei Elektroden und einer vom System abgestimmten NaCl-Durchflussmenge entsteht ein spezieller Tanscollations-Effekt. Die dabei entstehende Wärme von ca. 100°C
verändert den Aufbau des Gewebes und das darin enthaltene
Kollagen, ein Protein des Bindegewebes, in der Struktur und
verschließt die Blutgefäße.
Besonderheiten: Die mit üblicher HochfrequenzChirurgie entstehenden Temperaturen von über 300°C, die zu
einer Karbonisierung und oft zu einer unzureichenden Blutstillung führen, werden beim AQUAMANTYS-System durch die
Kombination der Radiofrequenzenergie mit NaCl auf maximal
100°C begrenzt. Dafür sorgt der Siedepunkt der NaCl-Lösung.
Innovation
Technische Beschreibung der Innovation: Durch
einen speziellen radiofrequenten Strom zwischen zwei Elektroden und einer vom System abgestimmten NaCl-Durchflussmenge kann mit oft dreifach höherer Leistung gearbeitet
werden, ohne dass für das Gewebe schädliche Temperaturen
entstehen.
Neuheitsgehalt der Lösung/Marktdurchdringung:
Mittels eines elektrochirurgischen Generators und speziellen Instrumenten wird der sogenannte Transcollations-Effekt
erreicht. Um eine effektive Blutstillung zu ermöglichen und
dabei das Gewebe nicht zu schädigen, wird während der Energieabgabe mit einer auf die Leistung abgestimmten NaClLösungsmenge gespült. Dabei wird der Siedepunkt des NaCl
genutzt, um die Temperaturen während der Energieabgabe zu
senken.
Verbesserung zu bestehenden Lösungen/Historie/
Wirksamkeit: Die Senkung der Temperatur während der
Energieabgabe ermöglicht eine effektive Blutstillung ohne
den damit verbundenen Rauch und ohne das Gewebe
oder den Knochen dabei zu beschädigen. Somit kann das
AQUAMANTYS-System auch in der Nähe von empfindlichen
Strukturen verwendet werden.
Lösungsbeitrag zum
demografischen Wandel
50
Patienten verlieren während vieler/nach vielen chirurgischen
Eingriffen Blut. Da dieser Blutverlust nur bis zu einem gewissen
Maß – je nach Vorerkrankungen und Konstitution des Patien-
ten – verkraftet und durch Ersatzstoffe angeglichen werden
kann, suchen die behandelnden Mediziner nach Möglichkeiten, den Blutverlust so gering wie möglich zu halten. Ohne
Blutkonserven geht es dennoch nicht. Und diese können künftig knapp werden.
Angesichts des demografischen Wandels, der daraus resultierenden Abnahme an Blutspendern bei einem gleichzeitig drastischen Mehrbedarf an Blutkonserven, ist in den nächsten Jahren mit einer spürbaren Verknappung zu rechnen, die sogar
Terminverschiebungen von Operationen zur Folge haben kann.
Eine bedingte Alternative sind Eigenblutspenden, die in einigen Kliniken angeboten werden. Allerdings sind diese nur
bei geplanten Operationen zu realisieren. Hinzu kommt ein
erhöhter Verwaltungsaufwand. Auch ist die Haltbarkeit des
Blutes sehr beschränkt, da die Fähigkeit der roten Blutkörperchen Sauerstoff zu transportieren mit der Lagerzeit des Blutes
abnimmt. Nicht sinnvoll oder sogar unmöglich ist eine Eigenblutspende bei entsprechenden gesundheitlichen Einschränkungen des Spenders. Hierzu zählen beispielsweise:
„„
Störungen und Erkrankungen des Blutes
„„
zu niedriger oder zu hoher Blutdruck
„„
schwere Erkrankungen der Lunge, Asthma
„„
Herzinfarkt oder schwere Herzleistungsschwäche
„„
allgemeine oder lokale Infektionen
„„
Anfallsleiden
„„
bösartige Tumorerkrankungen
„„
Schwangerschaft.
Durch den zunehmenden Anteil älterer Patienten wird der
Bedarf an Fremdblutspenden steigen. Verfahren, die es ermöglichen, den Blutverlust und damit den Bedarf an Fremdblutspenden so gering wie möglich zu halten, können einen wichtigen Beitrag leisten um der potenziellen Verknappung von
Blutkonserven entgegenzuwirken.
Qualitativer Nutzen/
Verbesserter Patientennutzen
Durch den Einsatz des AQUAMANTYS-Systems könnten alleine
bei den in Deutschland durchgeführten Skoliose-OPs (Operationen an der Wirbelsäule) jährlich bis zu 5 740 weniger Blutspenden á 500ml benötigt werden. Weniger Blutverlust führt
zu einer schnelleren Erholung der Patienten. Insbesondere
Patienten mit Komorbiditäten (Begleiterkrankungen), vielfach
handelt es sich dabei um ältere Patienten, werden dadurch
positiv beeinflusst. So kann oftmals ein verlängerter Krankenhausaufenthalt vermieden werden.
51
Kosten-Nutzen-Analyse
Bei der Verwendung der Aquamantys Spine Solution (ASS)
können sich beispielsweise bei Scoliose-Operationen deutliche
Einsparungen ergeben. Neben einer signifikanten Reduzierung
der Bluttransfusionsrate wird auch die OP-Zeit reduziert. So
verringern sich die benötigten Blutkonserven um rund 55 Prozent, die Operationszeit sinkt um durchschnittlich 33 Minuten.
Der Effekt der schnelleren und besseren Genesung des Patienten,
wird in der Analyse nicht mit einbezogen, kann aber zu weiteren Einsparungen führen. Unter Berücksichtigung eines höheren Materialaufwands und der Abschreibungskosten ergibt
sich bei 3 151 Fällen und einer angenommenen Marktdurchdringung von rund 22 Prozent einjährliches Einsparpotenzial
von 906 Tausend Euro – alleine für komplexe Rekonstruktionen
der Wirbelsäule im Rahmen des OPS-Kodes 5-838. Bei anderen
Operationen, wie Leber- und Nieren-Teilresektionen, Knie- und
Hüft-TEP-Revisionen kann es zu zusätzlichen Einsparungen
kommen.
Kosten-Nutzen-Analyse
konventionelle Einsparung Einheit
Methode
Beschreibung
ASS
Blutverlust /
Relative Anzahl
Blutkonserven (1)
0,26
0,58
Blut0,32 konserve
Operationszeit (1)
310
343
33 Minuten
441,67 €
85,10 €
Material (2)
Bezugsgröße Einheit
pro Blut176,00 € (7) konserve
und Fall
50,00 € (8)
– 356,57 € pro Fall
pro Minute
und Fall
1 pro Fall
Einsparpotenzial pro Fall (ohne Abschreibungen)
Potenzielle Standorte für ASS (4)
2 813,00 €
1 650,00 €
– 356,57 €
Potenzielle
3 151 Anwendungsfälle
3 151
Potenzielle
Standorte
223
223
3 750,00 €
56,32 €
1 349,75€
Potenzielle Anwendungsfälle (3)
Abschreibungskosten (5)
Einsparpotenzial
(Einsparung x
Bezugsgröße)
– 937,00 € pro Gerät
1
Marktdurchdringung (6)
pro Gerät
und Standort
– 937,00 €
22,4 %
Jährliches Einsparpotenzial in Deutschland
905 835,94 €
Literatur-/Quellenangaben zur Kosten-Nutzen-Analyse
1) Gordon Z.L, Son-Hing J.P, Poe-Kochert C, Thompson G.H. Bipolar sealer device reduces blood loss and
transfusion requirements in posterior spinal fusion for adolescent idiopathic scoliosis. Journal of pediatric orthopedics, Jun. 2013
2) Für konventionelle Methode: Durchschnittswerte vergleichbarer Produkte mit Aquisitions- und Entsorgungskosten (eigene Recherche)
3) Fälle in 2010 OPS 5-838 [Andere komplexe Rekonstruktionen der Wirbelsäule (z. B. bei Skoliose)] laut
Klinikdaten 2006-2010 (potenzielle Anwendungsfälle)
4) Es wird ein Gerät pro Standort benötigt
5) Für konventionelle Methode: Durchschnittswerte vergleichbarer Produkte mit Aquisitions- und Entsorgungskosten (eigene Recherche); Abschreibungszeitraum 8 Jahre (lt. DFG Geräteverzeichnis)
6) 50 von 223 Krankenhäuser setzten Aquamantys aktuell bei Scoliose-Operationen ein => aktuelle
Marktdurchdringung = 50/223 = 22,4 %
52
7) Hönemann C, Bierbaum M, Heidler J, Doll D, Schöffski o. Kosten der Verabreichung von Blutkonserven
im Krankenhaus. Der Chirurg Mai 2013, Volume 8, Issue 5, 426-432
8) Dt. Ärzteblatt 2012; 109(50): A-2555/B-2095/C-2047
Übersicht/Produktbeschreibung
B.Braun Melsungen AG:
Space GlucoseControl (SGC)lösung
System zum sicheren und
verlässlichen Blutzuckermanagement bei
schwerstkranken Patienten
53
Anwendungsbereich: Stressbedingte Hyperglykämie
ist ein bekanntes Problem auf der Intensivstation und hat Einfluss auf die Mortalität und Morbidität von schwerstkranken
Patienten.
Space GlucoseControl (SGC) ist ein System zur Steuerung des
Blutzuckerspiegels (BZ) kritisch kranker Patienten während
der Behandlung auf der Intensivstation oder während eines
Eingriffs im Operationssaal. Dazu schlägt SGC eine an den
aktuellen Zustand des Patienten angepasste Insulindosisrate
vor, um das gewünschte Blutzuckerziel (normal glykämischer
Bereich) zu erreichen. Diese Insulindosis wird nach Bestätigung durch die medizinische Fachkraft automatisch durch
eine im System integrierte Infusionspumpe verabreicht.
Funktion: SGC berechnet unter Berücksichtigung
des bisherigen Therapieverlaufes, des aktuellen Blutglukosewertes, der Kohlenhydratzufuhr (Ernährung) und der berechneten Insulinresistenz des Patienten die optimale Insulinförderrate für das nächste Therapieintervall und schlägt diese
der Pflegekraft oder dem Arzt vor. Dabei passt sich das System
ständig an die individuellen Reaktionen des Patienten an.
Zum Zeitpunkt der vom System errechneten nächsten Glukosemessung, das Intervall kann zwischen 30 Minuten und vier
Stunden variieren, wird ein Erinnerungsalarm ausgelöst. Nach
erfolgter manueller Messung und Bestimmung des aktuellen
Blutzuckerwertes, mittels eines Blutgasanalysators oder durch
das Labor, wird dieser als Parameter für die Neuberechnung
am SGC-System eingegeben und der Algorithmus errechnet
einen neuen Insulinratenvorschlag sowie den nächsten erforderlichen Messzeitpunkt. Die Neuberechnung einer Insulindosisrate wird bei jeder erkannten Veränderung am Infusionssystem durchgeführt. Dies kann eine Anpassung der Ernährung sein oder eine Veränderung der Insulinzufuhr.
Besonderheiten: Der Unterschied zu allen bisher im
Markt verfügbaren computergestützten Algorithmen zum
Blutzuckermanagement ist die Integration in einen Infusionstherapie Arbeitsplatz, das Space-Pumpensystem. Damit
können die Daten der Infusionspumpen und etwaige Änderungen der Insulindosierung sofort erkannt und berücksichtigt werden. Das gleiche gilt für die zugeführte enterale und
parenterale Ernährung (aktuelle Kohlenhydratzufuhr) sowie
entsprechende Berücksichtigung von Start/Stopp/Ratenänderung dieser Pumpen. Aus diesen Daten berechnet das System
einen Vorschlag für den nächsten Blutzuckermesszeitpunkt
und alarmiert den Anwender entsprechend. Der Algorithmus
ist selbstlernend aufgrund der individuellen Patientenreaktion
und berücksichtigt die Insulinresistenz. Durch die Integration
in den Infusionstherapie Arbeitsplatz ergibt sich eine einfache
Handhabung und erhöht die Sicherheit in der Insulintherapie.
In einer nicht-interventionellen Studie ist SGC an über 500 Patienten erfolgreich im klinischen Alltag eingesetzt worden und
hat reproduzierbare Ergebnisse geliefert.
Innovation
Technische Beschreibung der Innovation
Das SGC-System besteht aus zwei Komponenten:
„„
SpaceControl als Bedienungseinheit und Darstellung
der grafischen Benutzeroberfläche für den Anwender
mit Touchpad-Funktion
„„
SGC-Modul: Das SGC-Modul enthält einen ComputerAlgorithmus, der in der Lage ist, den Bedarf an Insulin für
die nächsten Stunden zu berechnen und gleichzeitig den
nächsten BZ-Messzeitpunkt anzukündigen.
Beide Komponenten sind in das B.Braun Space Pumpensystem
integriert und somit mit der anzusteuernden Insulinpumpe
sowie mit den Pumpen, die enterale oder parenterale Ernährung applizieren, direkt verbunden.
Das Gerät sammelt automatisch die Informationen von der
Insulinpumpe und den Ernährungspumpen (z. B. aktueller
Infusionsstatus, Bolusgaben, applizierte Insulindosis und Kohlenhydratzufuhr) und zusätzliche Daten aus Mahlzeit und
Blutglukosemessungen. Am Display werden die therapierelevanten Parameter und der Therapieverlauf dargestellt.
Alle Eingaben werden auf dem Touch-Screen vorgenommen.
Das Gerät führt die Alarmierung und Zeitüberwachung bis zur
nächsten Blutglukosemessung durch.
Abb. 1:
Intensivmedizinischer
Arbeitsplatz mit
Space GlucoseControl
54
Der Insulinbedarf des Patienten wird durch einen Computeralgorithmus berechnet, indem durch ein physiologisches
Modell (eMPC enhance Model Predictive Control) der zukünftige Blutzuckerverlauf vorausberechnet wird. Dabei werden
die Parameter des Modells, basierend auf den bisherigen Reaktionen des Patienten, ständig an dessen individuelle Bedürfnisse angepasst.
Neuheitsgehalt der Lösung/Verbesserung zu bestehenden Lösungen/Historie/Marktdurchdringung: Heute
werden zur Erreichung des gewünschte Blutzuckerspiegels
Entscheidungsprotokolle zur Dosierung von Insulin eingesetzt,
die ein hohes Risiko der Insulin-Überdosierung und damit von
Hypoglykämien mit sich bringen. Die aktuelle Ernährung sowie die Insulinverträglichkeit (Insulinresistenz) des Patienten
werden in der Entscheidungsfindung nicht zwangsläufig berücksichtigt. Das erhöht die Anforderungen an die Pflegekraft,
in diesem Fall die richtige Insulinrate zu „schätzen“. Die intensivierte Insulintherapie ist in ihrer konventionellen Form eine
sehr komplexe und zeitaufwändige Therapieform und die Pflegekräfte brauchen viel Erfahrung, um mit Entscheidungsprotokollen zu arbeiten und optimale Ergebnisse zu erzielen.
Abb. 2: B.Braun
Space GlucoseControl
als Einzelsystem
SGC als weltweit einziges, computergestütztes und in ein
Infusionssystem integriertes Entscheidungshilfesystem für
die Insulintherapie kritisch Kranker stellt eine entscheidende
Verbesserung gegenüber der herkömmlichen Therapie dar.
In einer nicht-interventionellen Studie konnte nachgewiesen
werden, dass durch den Einsatz von SGC ein reduziertes Risiko von Hypo- und Hyperglykämien swie die Variabilität des
Blutzuckerspiegels minimiert werden kann (Veröffentlichung
in Q1/2014). Das System ist eine Entscheidungshilfe am Bettplatz des Patienten durch die automatische Berechnung der
Insulindosisrate und des nächsten Blutzuckermesszeitpunktes. Die Patientensicherheit wird durch die automatische
Anpassung der Insulindosisrate aufgrund Start/Stopp/
Ratenänderung der zu berücksichtigenden enteralen und
parenteralen Ernährungspumpen erheblich erhöht. Zusätzliche Mahlzeiten des Patienten werden durch die Möglichkeit
der manuellen Eingabe der Kohlenhydratzufuhr berücksichtigt.
Das System ist aus dem europäischen Projekt CliniCip hervorgegangen (www.Clinicip.org), welches im Januar 2004 gestartet wurde und eine Laufzeit von 48 Monaten hatte. Die B.Braun
Melsungen AG hat nach Abschluss des Projektes die Rechte an
der Vermarktung des Algorithmus erworben, diesen gemeinsam mit der Universität Cambridge (UK) weiterentwickelt und
in das Space System integriert.
Space GlucoseControl wurde im Jahr 2011 in den Markt
gebracht. Bisher sind mehr als 300 SGC-Systeme weltweit in
Betrieb.
Qualitativer Nutzen/
Verbesserter Patientennutzen
In klinischen Studien konnte nachgewiesen werden, dass durch
die Einstellung des Blutzuckerspiegels kritisch kranker Patienten durch intensivierte Insulintherapie eine deutliche Verbesserung bezüglich Mortalität und Morbidität erreicht werden kann. Umso besser der Blutzucker eines kritisch-kranken
Patienten eingestellt wird, desto:
55
„„
weniger künstliche Beatmungszeit
„„
kürzer die Liegedauer
„„
niedriger das Risiko von schwere Infektionen und Sepsis
„„
niedriger das Risiko von Nierenversagen und damit
potentiell anfallende Dialyse
(s. Ref. 1-6)
Mit dem System kann ein positiver Beitrag bzgl. der Kostensituation des einzelnen Krankenhauses und damit des gesamten Gesundheitssystems erreicht werden.
Beispiele für Einsparungspotenziale durch ein effektives BZManagement liegen bei ca. 2 638 Euro/Patient (Ref. 17) bzw.
ca. 1 580 US-Dollar/Patient (Ref. 18) bzw. ca. 4 746 US-Dollar/
Patient (Ref. 19).
Um die positiven Effekte der intensivierten Insulintherapie
zu erreichen, ist es zwingend erforderlich, die Variabilität des
Blutzuckers möglichst gering zu halten und gefährliche Hypoglykämien zu vermeiden (s. Ref. 7, 8). Da die Blutzuckerkontrolle
bei kritisch Kranken ein komplexer und arbeitsintensiver
Prozess ist, ist eine effektive Einstellung in der täglichen Routine schwer zu erreichen. SGC ist das erste System, das durch
computergestützte Dosierungsempfehlungen die Blutzuckerkontrolle gegenüber herkömmlicher Praxis verbessern kann
(s. Ref. 9 – 16).
Kosten-Nutzen-Analyse
In klinischen Studien konnte nachgewiesen werden [1–4], dass
durch die Einstellung des Blutzuckerspiegels kritisch kranker
Patienten mit Hilfe einer intensivierten Insulintherapie eine
deutliche Verbesserung bezüglich Mortalität und Morbidität
erreicht werden kann. Eine verbesserte Einstellung des Blutzuckers kritisch-kranker Patienten führt dabei zu einer Verringerung der künstlichen Beatmungszeit und einer Verkürzung
der Liegedauer. Ferner sinken die Risiken von schweren Infektionen und Sepsis sowie von Nierenversagen und einer damit
potenziell anfallenden Dialyse.
Ausgehend von rund 26 162 Betten für kritisch Kranke in
Deutschland (Stat. Bundesamt 2012) und einer angenommenen Marktdurchdringung von acht Prozent* ergibt sich unter
Berücksichtigung der Anschaffungskosten ein jährliches Einsparpotenzial in Höhe von rund 83 Millionen Euro. Insbesondere die deutliche Verkürzung der Liegedauer mit einer dadurch bedingten möglichen Ersparnis von bis zu 40 480 Euro
pro Bett trägt zu diesem Ergebnis bei.
Bei der Liegedauer wird von einem Durchschnitt von 3,6 Tagen
im Intensivbereich ausgegangen (Berechnungs-/Belegungs* Marktdurchdringung: Annahme, dass 8 % aller Intensiv-Betten mit SGC ausgestattet sind und
damit ein Einsparpotenzial pro Bett und Jahr erreicht wird.
56
tage in der intensivmedizinischen Versorgung/Behandlungsfälle der intensivmedizinischen Versorgung = 7 657 365/
2 127 037 = 3,6 Tage Ø Verweildauer)[5]. Die genannten Behandlungsfälle beinhalten die gesamte Patientenpopulation
dieser Statistik, inklusive kürzerer Liegedauern, z. B. Überwachungspatienten < 24h.
Bei der Verweildauer für Space GlucoseControl wird von
einer durchschnittlichen Verweildauer von 2,8 Tagen ausgegangen (Durchschnitt der Non Interventional Study mit
SGC, einer multizentrisch durchgeführten Studie in 17 Zentren über neun europäische Länder, um zusätzliche Informationen über die Leistung von SGC im Hinblick auf das
Blutzuckermanagement bei Intensivpatienten unter alltäglichen Bedingungen zu testen. Diese Studie ist noch nicht
veröffentlicht. Zusatzinformationen können aber bis zur
finalen Veröffentlichung gern angefordert werden). Die Patientenpopulation beinhaltet, im Gegensatz zum Wert des statistischen Bundesamtes, nur Patienten mit einem APACHE II
Score von durchschnittlich 20 Punkten.
Grundlagendaten für den Vergleich der Liegedauer zwischen
SGC und konventioneller Methode sind Intensiv-Bettplatzkosten i.H.v. 1 265,00 Euro/Tag [6], sowie 40 Intensivpatienten
p.a./Bett und die Annahme der Vertriebslinie Automated Infusion Systems AIS der B.Braun Melsungen AG, dass ein Anteil
von ca. 31 Prozent kritisch-kranker Patienten einer Intensivstation für eine SGC-Therapie vorgesehen werden (gängige
Größe aus Kundengesprächen und -erfahrungsberichten).
Kosten-Nutzen-Analyse
Beschreibung
Pflegeaufwand (1)
SGC
konventionelle Einheit
Methode
3 750,00 €
7 500,00 € pro Bett
3 750 €
141 680,00 €
182 160, 00 € pro Bett
40 480,00 €
557,00 €
967,00 € pro Bett
410,00 €
Septische Patienten (4)
3 227,00 €
5 884,00 € pro Bett
2 657,00 €
Investment
7 500,00 €
0,00 € pro Bett
–7 500,00 €
Liegedauer (2)
Nierenversagen
(ohne Folgekosten) (3)
Einsparpotenzial pro Jahr und pro Bett (ohne Abschreibungen)
Anzahl Betten in Deutschland
39 797,00 €
26 162
Marktdurchdringung*
8%
Jährliches Einsparpotenzial in Deutschland
57
Einsparpotenzial
(Einsparung x
Bezugsgröße)
83 293 529,12 €
* Marktdurchdringung: Annahme, dass 8 % aller Intensiv-Betten mit SGC ausgestattet sind und
damit ein Einsparpotenzial pro Bett und Jahr erreicht wird.
Literatur-/Quellenverzeichnis
Referenzen zur Blutzuckerkontrolle kritisch kranker Patienten:
1 Falciglia M et al. (2009). Hyperglycemia-related mortality in critically ill patients varies with admission
diagnosis. Crit Care Med 37:3001-9.
2 Krinsley JS (2004). Effect of an Intensive Glucose Management Protocol on the Mortality of Critically Ill
Adult Patients. Mayo Clin Proc 79:992-1000.
3 Van den Berghe G et al. (2001). Intensive insulin therapy in critically ill patients. N Engl J Med 345:13591367.
4 Van den Berghe G et al. (2006). Intensive insulin therapy in the medical ICU. N Engl J Med 354:449-461.
5 Van den Berghe G et al. (2006). Intensive insulin therapy in mixed medical/surgical intensive care units:
benefit versus harm. Diabetes 55:3151-3159.
6 Vlasselaers D et al. (2009). Intensive insulin therapy for patients in paediatric intensive care: a prospective, randomised controlled study. Lancet 373:547-556.
7 Krinsley JS (2008). Glycemic variability: a strong independent predictor of mortality in critically ill patients. Critical care medicine 36:3008-3013.
8 Mackenzie IM et al. (2011). The metrics of glycaemic control in critical care. Intensive Care Med 37:43543.
Referenzen zu Space GlucoseControl und dem SGC Algorithmus:
9 Amrein K et al. (2010). Hospital glucose control: safe and reliable glycemic control using enhanced model predictive control algorithm in medical intensive care unit patients. Diabetes Technol Ther 12:405-12.
10 Amrein K et al. (2012). Efficacy and safety of glucose control with Space GlucoseControl in the medical
intensive care unit--an open clinical investigation. Diabetes Technol Ther 14:690-695.
11 Blaha J et al. (2009). Comparison of three protocols for tight glycemic control in cardiac surgery patients. Diabetes Care 32:757-761.
12 Cordingley J et al. (2009). Intensive insulin therapy: enhanced Model Predictive Control algorithm versus standard care. Intensive Care Medicine 35:123-128.
13 Hovorka R et al. (2007). Blood glucose control by a model predictive control algorithm with variable
sampling rate versus a routine glucose management protocol in cardiac surgery patients: a randomized
controlled trial. J Clin Endocrinol Metab 92:2960-2964.
14 Kulnik R et al. (2008). Evaluation of Implementation of a Fully Automated Algorithm (Enhanced Model
Predictive Control) in an Interacting Infusion Pump System for Establishment of Tight Glycemic Control
in Medical Intensive Care Unit Patients. J Diabetes Sci Technol 2:963-70.
15 Pachler C et al. (2008). Tight glycaemic control by an automated algorithm with time-variant sampling
in medical ICU patients. Intensive Care Med. 34:1224-1230.
16 Plank J et al. (2006). Multicentric, Randomized, Controlled Trial to Evaluate Blood Glucose Control by
the Model Predictive Control Algorithm Versus Routine Glucose Management Protocols in Intensive Care
Unit Patients. Diabetes care 29:271-276.
Referenzen zum ökonomischen Nutzen:
17 Van den Berghe G et al. (2006). Analysis of healthcare resource utilization with intensive insulin therapy in critically ill patients. Crit Care Med 34:612-616.
18 Krinsley JS et al. (2006). Cost analysis of intensive glycemic control in critically ill adult patients. Chest
129:644-650.
19 Sadhu AR et al. (2008). Economic benefits of intensive insulin therapy in critically Ill patients: the
targeted insulin therapy to improve hospital outcomes (TRIUMPH) project. Diabetes Care 31:1556-1561.
Literatur- / Quellenangaben zur Kosten-Nutzen-Analyse
1) Aragon D: Evaluation of Nursing Work Effort and Perceptions about Blood Glucose Testing in Tight
Glycemic Control
2) Van den Berghe G, Wouters P, Weekers F, et al: Intensive insulin therapy in critically ill patients. N Engl J
Med 2001; 345:1359–1367; J. Martin, C. Neurohr et al, Anaesthesist 2008; 57:505-512
3) Mc Laughlin, ICU Micro Costing study (2009 ) Source: Monitor Research & Analysis
4) Septic Patients at +50 % costs to non-septic patients: O. Moerer at al, Direct costs of severe sepsis in
three German intensive care units basedon retrospective electronic patient record analysis of resource
us,Intensive Care Med (2002) 28:1440–1446
5) Statistisches Bundesamt: Gesundheit Grunddaten der Krankenhäuser 2012
6) Martin J, Neurohr C, Bauer M, Weiss M, Schleppers A.: Cost of intensive care in a German hospital: costunit accounting based on the InEK matrix. Anaesthesist. 2008 May;57(5):505-12. doi: 10.1007/s00101008-1353-7. German.
58
Einleitung/Stellenwert
Otto Bock HealthCare GmbH:
Michelangelo Hand
Handprothesensystem mit
natürlicher Greifbewegung
zur exoprothetischen Versorgung
der oberen Extremitäten
59
Anwendungsbereich des Produktes: Die Michelangelo
Hand wird zur exoprothetischen Versorgung der oberen
Extremität verwendet und dient als anatomischer und funktioneller Ersatz der menschlichen Hand. Mit dieser Prothese
können ein- und beidseitig Amputierte versorgt werden.
Durch modularen Einsatz verschiedener Komponenten kann
die Michelangelo Hand – abhängig von der Indikation des
Anwenders – sowohl für transradiale (Unterarm) als auch für
transhumerale (Oberarm) Versorgungen eingesetzt werden.
Funktionsweise: Die Michelangelo Hand ist eine
myoelektrische Armprothese (Fremdkraftprothese), deren
Funktionen vom Anwender über gezielte Kontraktionen der
Muskeln im Armstumpf gesteuert werden. Die willkürliche
Anspannung von Muskeln erzeugt feinste elektrische Signale,
die über Sensoren auf der Haut erfasst und z. B. zum Öffnen
und Schließen der Prothese verwendet werden können. Dieses
Prinzip wird seit 40 Jahren zur Steuerung von Arm- und Handprothesen eingesetzt. Konventionelle myoelektrische Handprothesen können jedoch nur eine einzige Griffart, nämlich
den Spitz- bzw. Oppositionsgriff, ausführen.
Sie funktionieren dadurch im Prinzip wie eine Rohrzange und
haben folglich ein etwas unnatürliches Aussehen. Die Michelangelo Hand ermöglicht im Gegensatz zu den konventionellen Prothesenhänden weitere Griffarten, wie den sehr häufig
verwendeten Schlüssel- bzw. Lateralgriff, die so genannte
Neutralstellung (ähnlich der entspannten menschlichen Hand
mit sehr natürlichem Erscheinungsbild) und die offene Handfläche zum Tragen flacher Gegenstände, wie beispielsweise
eines Tellers.
Das dazugehörige Handgelenk mit der Möglichkeit der Drehung und einem flexiblen Modus erleichtert das optimale
Positionieren der Michelangelo Hand zum Greifen von und
Hantieren mit Gegenständen.
Die Greifmöglichkeiten der Michelangelo Hand kommen
denen der gesunden Hand deutlich näher als die der konventionellen Prothesenhände, was dem Anwender eine bessere
und vielseitigere Nutzung der Prothesenhand ermöglicht als
bisher (siehe Abbildung 1). Für den Alltag des Anwenders bedeutet das noch mehr Selbstständigkeit und Unabhängigkeit.
Dies zeigt eine Pilotstudie mit 18 Probanden, in der die Anwender eine statistisch signifikante Erleichterung der Ausführung
von Aktivitäten des täglichen Lebens sowie eine signifikante
Steigerung der Anzahl von Alltagsaktivitäten angaben, die sie
mit der Prothesenhand ausführen [1]. Eine weitere Studie der
italienischen Berufsgenossenschaft INAIL konnte zeigen, dass
mit der Michelangelo Hand im Vergleich zu konventionellen
Prothesenhänden statistisch signifikant geringere Kompensations- und Ausgleichsbewegungen im Ellenbogen- und
Schultergelenk erforderlich sind, um Alltagsaktivitäten auszuführen [2].
Dies lässt erwarten, dass die bei Armamputierten sehr
häufig auftretenden Überlastungsbeschwerden im Sinne
eines Schulter-Arm-Syndroms durch die Nutzung der Michelangelo Hand deutlich reduziert werden können.
Besonderheiten: Die Michelangelo Hand überzeugt
durch ein außergewöhnliches Design mit verschiedenen
harten und weichen Strukturen und kommt dem Vorbild
der menschlichen Hand ästhetisch sehr nah. Der neue ovalförmige Handanschluss wirkt sehr natürlich. Für den alltäglichen Gebrauch stehen ästhetisch ansprechende Überzüge in
verschieden natürlichen Farbnuancen zur Verfügung. Manche
Anwender sind vom Design der Hand so überzeugt, dass sie
diese auch gerne zur Schau stellen möchten. Auf Wunsch bietet der Hersteller dafür einen transluzenten Überzug an.
Die wesentlichen Besonderheiten der Michelangelo Hand
gegenüber konventionellen Prothesenhänden bestehen in
„„
der Möglichkeit, den Daumen separat positionieren zu
können. Durch diese aktive Bewegung des Daumens ergeben sich insgesamt sieben Griffarten und Handpositionen
(im Gegensatz zu nur einer Griffart bei konventionellen
Prothesenhänden, siehe Abbildung 1),
„„
der dem Aussehen der normalen menschlichen Hand
sehr nahe kommenden so genannten Neutralstellung,
„„
der für das Tragen flacher Gegenstände wie z. B. eines
Tellers sehr gut nutzbaren offenen Handfläche,
„„
dem flexiblen Handgelenk, das die Hand viel natürlicher
wirken lässt. Z. B. beim Verschränken der Arme schmiegt
sich die Hand an den Körper und fördert somit eine deutlich entspanntere Körperhaltung.
Abb. 1: Griffarten der
Michelangelo Hand
60
Innovation
Technische Beschreibung der Innovation: Vorrangiges Ziel einer modernen und innovativen Prothesenversorgung ist das bestmögliche Ersetzen einer Körperfunktion
im Sinne eines Gleichziehens mit einem Nichtamputierten.
Folgende technische Innovationen und Funktionen
wurden dazu in die Michelangelo Hand integriert:
Greifen, Nahrungsaufnahme, Essenszubereitung, Begrüßung
mit Händedruck, Umarmung oder Tanzhaltung – all das sind
häufig wiederkehrende Situationen im Alltag. Die Prothesenhand ist permanent gefordert, schnelle, langsame, feinmotorische, präzise oder auch kraftvolle Bewegungen auszuführen.
Um diese harmonischen und fließenden Bewegungsabläufe
technisch realisieren zu können, ist ein komplexes, schnelles
und sicheres Zusammenspiel aller in der Prothese vorhandenen Komponenten notwendig. Mit innovativer Datenübertragungstechnik, abgeleitet von sicherheitsrelevanten BusSystemen aus Luftfahrt und Automobilindustrie, wird ein
Höchstmaß an Zuverlässigkeit und Komfort für den Anwender
erzielt. Er/sie kann sich beim Ergreifen eines Gegenstandes voll
auf die Prothese verlassen.
Störungen wie bei bisherigen analogen Datenübertragungssystemen gehören somit der Vergangenheit an.
Der Daumen macht die menschliche Hand zu einem universalen Werkzeug der Natur. Die aktive Bewegung im Daumen
ist notwendig, um unterschiedliche Gegenstände im Alltag
sicher greifen zu können.
Die wichtigste Innovation in der Michelangelo Hand ist deshalb der elektrisch positionierbare Daumen. Er verleiht der
Hand ein sehr natürliches Bewegungsmuster und ermöglicht dem Anwender die oben beschriebenen Griffmuster, um
Gegenstände sicher ergonomisch und einfach zu greifen. Die
kombinierte Bewegung von Daumen, Zeige- und Mittelfinger
umschließt den Gegenstand in einem sicheren Griff. Ringfinger und kleiner Finger werden passiv mitgeführt und
stabilisieren den Gegenstand zusätzlich.
Nahezu alle Prothesenhände sind starr mit dem Prothesenschaft verbunden. Somit wirken die meisten Prothesenhände,
unnatürlich, technisch und roboterhaft. Das Handgelenk der
Michelangelo Hand simuliert erstmals das natürliche Bewegungsverhalten eines entspannten Handgelenks. Durch die
Flexibilität ist eine starke Annäherung an das physiologische
Bewegungsverhalten von Hand und Handgelenk möglich.
Somit integriert sich die Michelangelo Hand viel besser in das
Körperschema des Anwenders.
Sollte eine Situation ein starres Handgelenk erfordern, kann
es über eine Fixier-Taste in verschieden Stellungen eingerastet
werden.
61
Neuheitsgehalt des Produktes/Verbesserung zu
bestehenden Lösungen: Nahezu alle anderen auf dem Markt
befindlichen Prothesensysteme arbeiten mit einer analogen Datenverarbeitung. Analoge Steuerungen sind störanfälliger in Bezug auf äußere Einflüsse. Für den Anwender
kann dies zur Folge haben, dass sich die Prothesenhand ungewollt öffnet und der umschlossene Gegenstand zu Boden fällt.
Das in sich geschlossene Axon-Bus System der Michelangelo
Hand bietet mit neuen Kommunikationsmöglichkeiten zahlreiche Vorteile. Für den Anwender bedeutet das ein klares
Plus an Sicherheit und mehr Zuverlässigkeit. Dies wird im
Vergleich zu herkömmlichen Systemen durch deutlich reduzierte Empfindlichkeit gegenüber externen Störeinflüssen
erreicht. Das Prothesensystem lässt sich intuitiver steuern
und über eine integrierte digitale Bluetooth Schnittstelle optimal an den Anwender anpassen.
Andere myoelektrische Hände verfügen meist über einen
festen Daumen – fixiert in einer Bewegungsebene. Somit ist
nur eine Griffart möglich. Dies schränkt den Anwender deutlich ein und das Greifen von alltäglichen Gegenständen gestaltet sich umständlich und wenig ergonomisch.
Abb. 2: Nutzung der
Michelangelo Hand
Hingegen kann der Daumen der Michelangelo Hand aktiv
bewegt werden, woraus verschiedene Handpositionen resultieren. Der Daumen berührt im „Lateral Modus“ den Zeigefinger seitlich zu einem Schlüsselgriff. Bewegt der Anwender im „Oppositionsmodus“ den Daumen aktiv nach außen,
schließt die Hand in einem „Dreipunktgriff“, Zeige-, Mittelfinger und Daumen berühren sich zu einem kräftigen und präzisen Griff. In der geöffneten Handstellung ergibt sich eine große geöffnete Handfläche mit einer großen Auflagefläche um
z. B. einen großen Teller sicher zu halten (siehe Abb. 2).
Leichte, hochfeste Aluminiumlegierungen bilden das Grundgerüst der Hand (siehe Abb. 3). Die Finger sind mehrschichtig
aufgebaut. Der Kern besteht aus einem Aluminium Einlegeteil, umspritzt mit glasfaserverstärktem Kunststoff und
einem weichen Materialüberzug. Jeder Finger bekommt so
eine weiche Oberfläche. Diese mehrschichtige Aufbaukombination aus harten und weichen Materialien spart Gewicht
bei gleichzeitig hoher Festigkeit und Griffsicherheit.
62
Bewegungsachsen in der Hand sind anatomisch korrekt angeordnet. Die Finger spreizen beim Öffnen der Hand auf und
berühren sich beim Schließen. Durch dieses Designmerkmal
ergibt sich eine zusätzliche Griffmöglichkeit für den Anwender. An der Supermarktkasse kann er z. B. einen Geldschein
zwischen die Prothesenfinger klemmen und gleichzeitig die
Geldbörse greifen, um mit der nicht betroffenen Hand das
Kleingeld abzuzählen.
Abb. 3: Aufbau der
Michelangelo Hand
ohne Überzug
Das Design des Prothesenschaftes ist ebenso wichtig, wie
das Design der Prothesenhand. Der Schaft bildet das sogenannte Interface zwischen dem Anwender und der Prothese.
Der Anwender trägt die Prothese bis zu 14 Stunden am Tag.
Komfort und Passform des Schaftes sind somit sehr wichtig
für den Anwender. Hierzu werden vom Hersteller hochwertige Silikonschäfte mit integrierten leitenden Silikonflächen
für die Sensoren zur Steuerung der Michelangelo Hand Prothese angeboten. Dieses Material ist sehr hautfreundlich,
elastisch und gleichzeitig formstabil. Dieser elastische Innenschaft gewährleistet einen hohen Tragekomfort und erhöht
den Bewegungsumfang des Anwenders für einen optimalen
Einsatz des Hilfsmittels in Alltag und Beruf.
Ein Großteil der Wettbewerberhände ist starr an den Schaft
angebunden. Diese nicht flexible Anbindung zwingt den
Anwender oft in eine unnatürliche Körperhaltung und Fehlhaltung. Im Gegensatz dazu bietet die Michelangelo Hand
ein neuartiges Handgelenk mit einem flexiblen Modus. Dies
reduziert in sehr vielen Fällen deutlich die notwendigen Ausgleichsbewegungen.
Neu ist die Kombination eines flexiblen Handgelenks mit
einem großen Bewegungsumfang, der jedoch bei Bedarf einfach in verschiedenen Rastpositionen gesperrt werden kann.
63
Qualitativer Nutzen/
Verbesserter Patientennutzen
Anwender: Die Anwender profitieren von der signifikant leichteren Ausführung von Aktivitäten des täglichen
Lebens und von berufsbezogenen Aktivitäten, was zur einer
größeren Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der Amputierten in ihrer täglichen Lebensführung sowie zu ihrer verbesserten Reintegrationsfähigkeit ins Berufsleben führt. Die
signifikant verminderten Kompensations- und Ausgleichsbewegungen sowie die deutlich entspanntere Körperhaltung
reduzieren häufige Überlastungs- und Haltungsschäden und
bewirken über eine Vermeidung bzw. Reduktion von Schmerzen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.
Leistungserbringer: Der Leistungserbringer kann den
Armamputierten mit der Michelangelo Hand auf dem
neuesten Stand der Technik versorgen. Die neuen funktionellen Möglichkeiten erfordern jedoch auch ein intensiveres
Training der Patienten im Gebrauch der Michelangelo Hand,
wofür Otto Bock ein ergotherapeutisches Therapiekonzept
entwickelt hat, das auf interdisziplinärer Zusammenarbeit
mit Physio- und Ergotherapeuten beruht. Diese übergreifende
Zusammenarbeit kann und wird den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den verschiedenen Leistungserbringergruppen stimulieren. Alle Beteiligten können dadurch ihr
Fachwissen und ihre Kompetenzen erweitern, was auch der
Versorgung weiterer Patientengruppen zu Gute kommt.
Kostenträger: Die Michelangelo Hand ist, wie unten
beschrieben, zwar teurer als eine Versorgung mit konventionellen myoelektrischen Armprothesen, kann jedoch über
eine Steigerung der Lebensqualität durch größere Selbstständigkeit und Unabhängigkeit in der Lebensführung, eine
bessere Reintegration ins Berufsleben und eine Verringerung
der Folgebeschwerden (Schulter-Arm-Syndrom) und ihrer
Behandlungskosten bewirken. Für eine genaue Berechnung
des Kosten-Nutzen-Verhältnisses der Michelangelo Hand ist
es aufgrund der nur langfristig bewertbaren Folgebeschwerden derzeit aber noch zu früh. Zusätzliche Garantiepakete
vermeiden unvorhersehbare Kosten (Reparaturen etc.) und
ermöglichen eine sichere Kalkulation der Versorgung durch
den Kostenträger.
64
Kosten-Nutzen-Analyse
Die durch die klinische Studie der italienischen Berufsgenossenschaft INAIL[2] nachgewiesene signifikante Verringerung der
notwendigen Kompensations- und Ausgleichsbewegungen
im Ellenbogen- und Schultergelenk bei der Positionierung
der Michelangelo Hand zum Greifen von und Hantieren mit
Gegenständen, lässt eine deutliche Verringerung der bei
Armamputierten sehr häufig auftretenden Überlastungsbeschwerden im Sinne eines Schulter-Arm-Syndroms erwarten. Die Michelangelo Hand ist zwar hochpreisiger als eine
Versorgung mit konventionellen myoelektrischen Armprothesen, kann jedoch über eine Steigerung der Lebensqualität
durch größere Selbstständigkeit und Unabhängigkeit in der
Lebensführung, eine bessere Reintegration ins Berufsleben
und eine Verringerung der Folgebeschwerden (SchulterArm-Syndrom) und ihrer Behandlungskosten bewirken. Der
Kostenunterschied zwischen einer konventionellen Versorgung und einer Versorgung mit einer Michelangelo Hand
gestaltet sich wie folgt:
„„
Unterarm Prothesenversorgung mit einer konventionellen,
analogen, myoelektrisch gesteuerten Handprothese
Preis: ca. 20 000 bis 25 000 Euro
„„
Unterarm Prothesenversorgung mit myoelektrisch
gesteuerter Michelangelo Hand mit digitaler Signalverarbeitung
Preis: ca. 50 000 bis 55 000 Euro
Die Versorgung mit einer Unterarmprothese mit Michelangelo Hand stellt den aktuellen Stand der Technik dar und
ermöglicht die bestmögliche Wiederherstellung einer Körperfunktion. Der deutliche Nutzengewinn für den Anwender und
die signifikante Reduzierung von Kompensatiosbewegungen
haben einen sehr positiven Effekt auf den gesamten Körper
und die schnellere Wiedereingliederung in soziale und berufliche Strukturen.
Die aktuelle Rechtsprechung in Deutschland hat diesen
unbestreitbaren Zugewinn an Funktion und Lebensqualität
in einem ersten Urteil bestätigt. So hat das Sozialgericht
Hamburg den Anspruch eines gesetzlich Krankenversicherten auf eine Versorgung mit einer modernen Unterarmprothese mit Michelangelo Hand festgestellt, da die Michelangelo
Prothesenhand mit ihren neuen Funktionen dem Anwender
einen deutlichen Nutzenzugewinn im Alltag ermöglicht (SG
Hamburg S 25 KR 1515/12 ER).
Literatur-/Quellenverzeichnis
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Kannenberg A, Zacharias B, Hermansson L, Swanson S, Miguelez J, Cutti A: Functional differences between
standard and multigrip myoelectric hands in performing activities of daily living. 14th World Congress
of the International Society for Prosthetics and Orthotics (ISPO), Hyderabad/India, February 4-7, 2014.
[2] Cutti AG, Veronesi D, Parel I, Luchetti M, Rossi NC, Verni G: Functional, biomechanical and psychosocial
assessment of the Michelangelo hand: Description of the protocol and functional outcomes. World Congress of the American Orthotic & Prosthetic Association (AOPA), Orlando/USA, September 18-21, 2013
65
Übersicht/Produktbeschreibung
B.Braun Melsungen AG/
Sparte Aesculap: AS Advanced Surface
Innovative Keramikoberflächenbeschichtung
für Knieendoprothesen
66
Anwendungsbereich: Die AS Advanced Surface Technologie ist eine einzigartige 7-fache Beschichtung für Knieendoprothesen. Die Beschichtung verhindert den Metallionenaustritt, der bei sensitiven Patienten zu allergischen
Reaktionen führen kann. Außerdem ist durch die sehr harte
keramische Oberfläche der Abrieb wesentlich reduziert, was
eine längere Lebensdauer verspricht.
Funktion: Die Beschichtung besteht aus sieben Lagen,
wobei jede einzelne Schicht eine spezielle Funktion übernimmt. Die Oberfläche aus Zirkoniumnitrid sorgt für geringen
Abrieb, die fünf Übergangsschichten dienen als Metallionenbarriere und sorgen für Stabilität. Eine Haftschicht sorgt für
eine sichere Anbindung der Schichten. Die sieben Schichten
werden mit einem modernen PVD-Verfahren unter Hochvakuumbedingung aufgebracht.
Abb 1: Aufbau der siebenlagigen Beschichtung:
ZrN-CrN-CrCN-CrNCrCN-CrN-Cr
Durch die fünf Übergangsschichten wird eine effektive Metallionenbarriere aufgebaut, so dass allergieauslösende Metallionen nicht mehr mit dem Patienten in Kontakt kommen.
Das 5-fach höhere Risiko1 für Implantatallergien bei Revisionspatienten kann durch die mit Advanced Surface Technologie
beschichteten Implantate deutlich verringert werden.
Eine bisher verwendete harte keramische Oberfläche auf dem
relativ weichen CoCr Implantatmaterial führte zu einem
höheren Risiko für ein Absplittern der Schicht, was bei konventionellen Monolayerlösungen beobachtet werden konnte.
Bei der neuen Multilayerbeschichtung sorgen die Übergangschichten durch eine verbesserte Molekülstruktur und durch
eine Graduierung der Härte (siehe Abbildung 2), für ein optimiertes Elastizitätsmodul des Beschichtungsverbundes, der so
besser vor mechanischem Absplittern geschützt ist.
Die Deckschicht besteht aus Zirkoniumnitrid und sorgt durch
seine keramische Eigenschaft für eine sehr hohe Abriebbeständigkeit. Außerdem ist Zirkoniumnitrid bekannt für
seine gute Verträglichkeit im Körper. Eine harte Oberfläche
erhöht Kratzfestigkeit und führt zu niedrigem Polyethylenabrieb des gegenüber liegenden Reibpartners. Die Advanced
Surface beschichteten Implantate zeigten im Laborversuch
einen 58 Prozent geringeren Abrieb als herkömmliche Implantate2. Bestätigen sich diese Ergebnisse in aktuell laufenden
Langzeitstudien, kann der Patient damit mehr als doppelt so
lange laufen bis der gleiche Verschleiß wie bei konventionellen
Implantaten auftritt.
Besonderheiten: Gegenüber bisher erhältlichen
Monolayerbeschichtungen, ist die 7-fache Mulitlayerbeschichtung einzigartig bei Knieimplantaten.
Abb 2: Graduierung
der Härte und kugelförmige Molekülstruktur
in den Schichten
Innovation
Technische Beschreibung der Innovation/Neuheitsgehalt des Produktes: Die siebenfache Advanced Surface Beschichtung ist derzeit die härteste Implantatoberfläche für Knieprothesen im Markt (siehe Abbildung 3).
Verbesserung zu bestehenden Lösungen/Historie/
Wirksamkeit: Das Produkt wurde 2007 erstmals eingesetzt.
Seit 2011 wird die Technologie unter der Marke Advanced
Surface weltweit angeboten. Vergleichbare Beschichtungen
im Markt wie Titannitrid (TiN) oder Titanniobnitrid (Ti(Nb)N)
haben eine geringere Oberflächenhärte und bestehen nur aus
einer Schicht. Besonders deutlich ist der Härteunterschied zu
Oxinium, der nur noch die Hälfte beträgt. Die Härte des proximalen Reibpartners (der Femurkondylen) ist ausschlaggebend
für den Polyethylenabrieb des distalen Reibpartners (Meniskuskomponente).
67
Abb 3: Härtegrade unterschiedlicher
Oberflächenvergütung/Materialien
für Knieprothesen
Lösungsbeitrag zum
demografischen Wandel
Abrieb ist langfristig eine der Hauptursachen für Wechseloperationen bei künstlichen Kniegelenken7. Die Abriebpartikel der Meniskuskomponente aus Polyethylen erzeugen
Osteolyse und führen langfristig zur Lockerung des Implantates. Neben der antiallergischen Wirkung verbessert die
neue Oberfläche den Verschleiß um 58 Prozent [2] im Vergleich
zur herkömmlichen Oberfläche. Dadurch ermöglicht diese
Innovation die sichere und langfristige Versorgung aller
Patienten mit Knieimplantaten – unabhängig davon, ob sie
eine Metallunverträglichkeit aufweisen oder nicht. Kostenintensive und für den Patienten oft sehr belastende Wechseloperationen können mit dieser Oberflächenbeschichtung
verzögert oder ganz verhindert werden.
Qualitativer Nutzen/
Verbesserter Patientennutzen
In Deutschland sind etwa 13 Prozent gegen Nickel und
gegenüber Kobalt oder Chrom ein bis zwei Prozent der
Bevölkerung allergisch. Von der neuartigen Advanced Surface
Beschichtung wird erwartet, dass sie eine zukunftsweisende
Lösung für diese allergischen Patienten ist, die oft einen
langen Leidensweg hinter sich haben.3
Freigesetzte Metallionen können hypersensitive Reaktionen
wie Hautreaktionen, Blutergüsse, Schwellung oder Wundheilungsstörungen auslösen[5]. Nach einer Studie von Hallab
et al.[1] sind 60 Prozent der Patienten die Probleme mit ihrer
68
Prothese haben, metallionensensitiv. Das deutet darauf hin,
dass viele Patienten die Sensitivität erst nach Implantation
entwickeln.
Eine weitere Herausforderung liegt darin, dass allergische
Reaktionen nach Knieendoprothesenimplantation oft nicht
erkannt werden. Zwar setzt es sich in Deutschland immer
mehr durch, den Allergiestatus vor der Knieoperation zu prüfen, doch ist dies noch nicht in jeder Klinik Routine. Es kommt
also vor, dass bei Patienten die Metallsensitivität unentdeckt
bleibt und eine Standardprothese eingesetzt wird. 3
Abb 4: AS beschichtete
Revisionsprothese
der Firma Aesculap
Noch deutlicher wird der Vorteil bei Patienten, die zu einer
Wechseloperation anstehen. Wie in der oben genannten Studie
gezeigt wurde, erwerben 60 Prozent der Patienten eine Metallsensitivität nach Implantation. Steht also ein Wechsel an, ist
die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Patient nun ein erhöhtes Risiko für eine allergische Reaktion besitzt. Jede Wechseloperation bedeutet eine zusätzlich Belastung für den Patienten und eine wachsende Herausforderung für den Operateur.
Weitere Wechsel aufgrund von allergischen Reaktion können
mit einer beschichteten Prothese verhindert werden[3].
Neben direkten Kosten für eine Wechseloperation sollte auch
der volkswirtschaftliche Aspekt nicht übersehen werden.
Arbeitsausfall und Rehabilitationsaufenthalt verursachen
nach jeder Wechseloperation weitere Kosten.
Kosten-Nutzen-Analyse
In Deutschland wurden 2008 154 703 primäre bikondyläre
Knieendoprothesen implantiert [1]. Die Revisionsrate nach zehn
Jahren liegt bisher bei 12 Prozent, was 19 802 Knierevisionen
jährlich entspricht. Die Überlebensrate von Knierevisionen
liegt auf zehn Jahre gesehen bei ca. 78 Prozent[6], d.h. in ca.
22 Prozent der Knierevisions-Fälle ist eine Re-Revision erforderlich, was mit erheblichen Kosten für die Volkswirtschaft
verbunden ist.
Bei der folgenden Modellrechnung werden zwei Gruppen
berücksichtigt. Zum einen die vermeidbaren Re-Revisionsoperationen indem alle Revisionen durch AS versorgt werden
69
und zum anderen vermeidbare Revisionen aufgrund von
Abrieb (betrifft Primäroperationen). Dabei werden im Szenario 1 junge Patienten berücksichtige (< 65Jahre), da hier
der Abrieb durch lange Tragedauer besonders starke Auswirkungen hat. Im Szenario 2 werden alle Patienten berücksichtigt, da natürlich auch ältere Patienten davon profitieren.
Modellrechnung A: Werden alle Revisionspatienten
mit einer AS beschichteten Prothese versorgt, so können bereits
ab 20 Prozent (Szenario 1) vermiedene Re-Revisionen Kosten für
das Gesundheitssystem gespart werden. Nach Hallab et al.[1]
sind 60 Prozent der Prothesenträger mit Problemen metallionensensitiv, sind davon nur zehn Prozent symptomatisch,
wären es bereits 45 Prozent (Szenario 2) der Re-Revisionen. Bei
beiden Szenarien wird realistischer weise angenommen, dass
nur „Aesculap-Kunden“ Zugriff auf die Prothese haben. Dabei
wurden der angestrebte Marktanteil von 20 Prozent zu Grunde
gelegt.
Für den schlechtesten Fall (Szenario 1) können dabei 0,9 Mio.
Euro und für den besten Fall (Szenario 2) 4,5 Mio. Euro eingespart werden.
Modellrechnung A*: Alle Revisionsprothesen in AS
Beschreibung
Re-Revisionen (1)
AS
konven- Einsparung Einheit
tionelle
Methode
2 919
4 356
Zusätzlicher
19 802
Materialaufwand
(alle Revisionen mit AS)
0
Theoretisches Einsparpotenzial
Marktdurchdringung (2)
Einsparpotenzial in Deutschland (Modell A)
Bezugsgröße Einheit
1 437 Anzahl Re- 16 596,00 € (5) Euro pro
Revisionen
Re-Revision
– 19 802 Anzahl
OP’s
500,00 € Euro pro
OP
Einsparpotenzial
(Einsparung x
Bezugsgröße)
23 848 452,00 €
– 9 901 000,00 €
13 947 452,00 €
20 %
2 789 490,40 €
* Berechnung basiert auf Durchschnittswert (vermiedene Revisionen ca. 33 %)
Modellrechnung B: Durch die Allergieprävention
und durch den verminderten Abrieb können nach dieser
Modellrechnung zwischen 110 (Szenario 1) und 990 (Szenario 2) Revisionen pro Jahr verhindert werden, was Kosteneinsparungen von 1,2 Mio. Euro bzw. 11 Mio. Euro pro Jahr
bedeutet. Auch hier wurde für beide Szenarien ein angestrebter Marktanteil von Aesculap von 20 Prozent zu Grunde
gelegt.
70
Neben den direkten Kosten für die Revision, die im Krankenhaus und bei der Rehabilitation anfallen, müssen eigentlich
auch Kosten für Arbeitsausfall einbezogen werden. Diese
wurden bei den Kosteneinsparungen noch nicht berücksichtigt, da diese schwer quantifizierbar und die Daten für jeden
Patienten unterschiedlich sind.
Modellrechnung B: Alle Primärprothesen < 65 Jahre in AS
Beschreibung
AS
konven- Einsparung Einheit
tionelle
Methode
Bezugsgröße Einheit
Einsparpotenzial
(Einsparung x
Bezugsgröße)
Allergieprävention (3)
2 110
2 198
88 Anzahl
16 596,00 € (5) Euro pro
Revisionen
Revision
1 460 448,00 €
Weniger Abrieb (4)
1 649
2 198
549 Anzahl
16 596,00 € (5) Euro pro
Revisionen
Revision
9 111 204,00 €
17 172
0
Zusätzlicher Materialaufwand (alle Implantationen mit AS)
– 17 172 Anzahl
OP‘s
260,00 € (7) Euro pro OP
Theoretisches Einsparpotenzial
– 4 464 720,00 €
6 106 932,00 €
Marktdurchdringung
20 %
Einsparpotenzial in Deutschland (Modell B)
1 221386,40 €
Modellrechnung B: Alle Primärprothesen (alle Patienten) in AS
Beschreibung
AS
konven- Einsparung Einheit
tionelle
Methode
Bezugsgröße Einheit
Einsparpotenzial
(Einsparung x
Bezugsgröße)
Allergieprävention (5)
19 010
19 802
792 Anzahl
16 596,00 € (5) Euro pro
Revisionen
Revision
13 144 032,00 €
Weniger Abrieb (6)
14 851
19 802
4 951 Anzahl
16 596,00 € (5) Euro pro
Revisionen
Revision
82 166 796,00 €
Zusätzlicher Material- 154 703
aufwand (alle Implantationen mit AS)
0
– 154 703 Anzahl
OP’s
Theoretisches Einsparpotenzial
Marktdurchdringung
Einsparpotenzial in Deutschland (Modell B)
71
260,00 € (7) Euro pro
OP
– 40 222 780,00 €
55 088 048,00 €
20 %
11 017 609,60 €
Literatur- / Quellenangaben zur Kosten-Nutzen-Analyse
1) 154.703 Implantationen p.a., 12,8 % Revisionen p.a., 22,2 % Re-Revisionen p.a., Annahme: 33 % ReRevisionen vermeidbar durch AS
Falbrede, Widmer, Kurtz. Verwendungsraten von Prothesen der unteren Extremität in Deutschland und
der Schweiz, Orthopäde, 2011 40:793-801 (Daten aus 2008)
Sheng PY et al „Revision total knee arthroplasty: 1990 through 2002. A review of the Finnish arthroplasty
2) angestrebter Marktanteil
3) 17.172 Implantationen p.a. (<65J.), 12,8 % Revisionen p.a.
Falbrede, Widmer, Kurtz. Verwendungsraten von Prothesen der unteren Extremität in Deutschland und
der Schweiz, Orthopäde, 2011 40:793-801 (Daten aus 2008)
Website Uni Magdeburg, Aussage Herr Dr. Mayer, dass 4 % der Patienten von Metallallergie betroffen
sind
4) 17.172 Implantationen p.a. (<65J.), 12,8 % Revisionen p.a.
Falbrede, Widmer, Kurtz. Verwendungsraten von Prothesen der unteren Extremität in Deutschland und
der Schweiz, Orthopäde, 2011 40:793-801 (Daten aus 2008)
Sharkey PF, Hozack WJ, Rothman RH, Shastri S, Jacoby S, Why Are Total Knee Arthroplasties Failing Today?
Clinical Orthopaedics and Related Research, No. 404, pp 7-13, 2002
5) Kosten pro Revision 12.000,00 € DRG + Anschlussbehandlung 4.596,00 €
DRG I43A
Literatur-/Quellenverzeichnis
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2 Reich J, Hovy L, Lindenmaier HL, Zeller R, Schwiesau J, Thomas P, Grupp TM. Präklinische
Ergebnisse beschichteter Knieimplantate für Allergiker. Orthopäde.2010 Mai;39(5):495-502
3 Thomsen M, Rozak M, Thomas P. Pain in a chromium-allergic patient with total knee arthoplasty:
disappearance of symptoms after revision with a special surface-coated TKA – a case report. Acta
Orthop. 2011 Jun;82(3):386-8.
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6 B.Braun Geschäftsbericht 2010, Seite 26-31.
7 Sharkey PF, Hozack WJ, Rothman RH, Shastri S, Jacoby SM. Insall Award paper. Why are total
knee arthroplasties failing today? Clin Orthop Relat Res. 2002 Nov;(404):7-13.
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und der Schweiz, Orthopäde, 2011 40:793-801. Daten aus 2008.
9 Sheng PY et al „Revision total knee arthroplasty: 1990 through 2002. A review of the Finnish
arthroplasty registry in: J Bone Joint Surg Am. 2006 Jul; 88(7):1425-30.
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levels and sensitivity to implant material in patients with coated or uncoated Total Knee
Arthroplasties, a randomised controlled study. Intern. Orthopaedics July 2013.
11Luetzner J, Krummenauer F, Lengel AM, et al. 2007. Serum metal ion exposure after total knee
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12 Thomsen M, Rozak M, Thomas P. Pain in a chromium-allergic patient with total knee arthroplasty:
disappearance of symptoms after revision with a special surface coated TKA – a case report. Acta
Orthopaedica 2011
13 Falbrede, Widmer, Kurtz. Verwendungsraten von Prothesen der unteren Extremität in Deutschland
und der Schweiz, Orthopäde, 2011 40:793-801. Daten aus 2008.
14 Sheng PY et al „Revision total knee arthroplasty: 1990 through 2002. A review of the Finnish
arthroplasty registry in: J Bone Joint Surg Am. 2006 Jul; 88(7):1425-30.
15 DRG I43A 16 Göbel D, Schultz W. Klinischer und ökonomischer Vergleich zweier standardisiert implantierter
Knieendprothesenmodelle, Z Orthop Unfall 2008:146:602-608. AHB: 4596 EUR.
17 Website Uni Magdeburg, Aussage Herr Dr. Mayer 4 % der Patienten sind von Metallallergie
betroffen.
72
73
Hinweis
In welchem Umfang die dargestellten Einsparmöglichkeiten
in der Praxis realisierbar sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So sind die konkreten Gegebenheiten der einzelnen
Krankenhäuser oder Arztpraxen von Bedeutung. Auch spielt
die Erstattung durch die Kostenträger eine wichtige Rolle.
Unsicherheiten in den Prognosen wurden berücksichtigt,
indem bei den Hochrechnungen immer nur von einer teilweisen, eher geringen Marktdurchdringung ausgegangen wurde.
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Unerlaubte Vervielfältigung der Studie
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die Verwendung der in der Studie enthaltenen Bilder ist nur
mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber bzw. der
Inhaber der jeweiligen Bildrechte erlaubt. Die Veröffentlichung
von Ergebnissen mit Quellenangabe ist zulässig.
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Impressum
Autorenverzeichnis
Mike Bähren, Leiter Betriebswirtschaft,
Volkswirtschaft und Marktforschung
SPECTARIS e.V.
Andreas Bätzel, Referent
ZVEI-Fachverband Elektromedizinische Technik
Patrick Frank, Senior Consultant
Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Prof. Dr.-Ing. Marc Kraft, Leiter des Fachgebietes
Medizintechnik der Technischen Universität Berlin
Dr. Adrian Reisch,
Senior Manager Advisory Services
Ernst & Young GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Hans-Peter Welsch, Vorsitzender des SPECTARISFachbereichs Medizinprodukte für Diagnostik
und Chirurgie (Aesculap AG – eine Sparte
im B.Braun Konzern Melsungen)
Herausgeber
SPECTARIS – Deutscher Industrieverband
für optische, medizinische und mechatronische
Technologien e.V.
Werderscher Markt 15 | 10117 Berlin
www.spectaris.de
ZVEI – Fachverband Elektromedizinische Technik
Lyoner Straße 9 | 60528 Frankfurt am Main
www.zvei.org
Technische Universität Berlin
Fachgebiet Medizintechnik
Dovestraße 6 | 10587 Berlin
www.tu-berlin.de
Ernst & Young GmbH
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Friedrichstraße 140 | 10117 Berlin
www.ey.com
Gestaltung
GDE | Kommunikation gestalten
www.gde.de
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