von Detten, Roderich IFP (2007) waldzukünfte Basispapier Zukunftsfeld „Märkte für Forstund Holzwirtschaft vor dem Hintergrund globalisierter Marktbedingungen“ Im Rahmen des Projektes Zukünfte und Visionen Wald 2100 Gefördert vom Die vorliegende Publikation wurde im Rahmen des Verbundprojektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100: Langfristige Perspektiven von Wald- und Landnutzung Entwicklungsdynamiken, normative Grundhaltungen und Governance“ erstellt. „Zukünfte und Visionen Wald 2100“ wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderschwerpunktes „Nachhaltige Waldwirtschaft“ (Projektträger Jülich, FKZ 0330789). Projektlaufzeit: März 2007 – November 2008. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Informationen und Ergebnisse: www.waldzukuenfte.de Informationen zum Förderschwerpunkt: www.nachhaltige-waldwirtschaft.de Impressum Pressekontakt Institut für Forst- und Umweltpolitik (IFP) der Albert-Ludwigs Universität Freiburg Tennenbacherstraße 4 79106 Freiburg Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) Richard Harnisch Potsdamer Str. 105 10785 Berlin Telefon: +49 (0)7 61- 2 03- 85 02 Telefax: +49 (0)761- 2 03- 37 05 www.ifp.uni-freiburg.de Telefon: +49 (0)30 - 884 594 16 Telefax: +49 (0)30 - 882 54 39 www.ioew.de E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Freiburg, September 2007 2 Gliederung 1. Einführung 1.1. Ziele und Fragestellungen………………………………………………...3 1.2. Das Wertschöpfungsketten-Modell als Gliederungsprinzip ……………….4 1.3. Einflussfaktoren-Wechselwirkungsgraph & Erläuterungen zur Auswahl der Einflussfaktoren…………………………………………………………...5 2. Ebenen, Faktoren & Szenarien der Marktentwicklung …………………8 2.1. Wirtschaftswachstum und inländische Nachfrageentwicklung……………..8 2.2. Entwicklung des Außenhandels unter globalisierten Bedingungen……….18 2.3. Strukturwandel der Holzindustrie………………………………………..29 2.4. Verfügbarkeit der Rohholzreserven……………………………………...36 2.5. Marktliche Grundbedingungen………………………………………..…50 3. Zusammenfassung……………………………………………………….63 4. Literatur………………………………………..…………………………66 3 1. Einführung 1.1 Ziele und Fragestellungen Ziel des vorliegenden Papiers ist es, zukunftsrelevante Prozesse und Faktoren, erkennbare Trends und Dynamiken für die Märkten der Forst- und Holzwirtschaft vor dem Hintergrund globalisierter Marktbedingungen zu identifizieren, aber auch Unsicherheiten und Widersprüche zu thematisieren. Hintergrund ist die Tatsache, dass nationale und regionale Szenarien für Wald und Holz verstärkt im Verbund mit globalen Märkten und Entwicklungen verstanden werden müssen (verstärkte Internationalisierung der Märkte) - Produkte der Forst- und Holzwirtschaft werden eingebunden sein in globale Märkte, auch wenn sie regional vermarktet werden. In diesem Zusammenhang stellen sich folgende Leitfragen: Welche Möglichkeiten und Herausforderungen ergeben sich angesichts globaler Tendenzen für die Vermarktung von Forst- und Holzprodukten über verschiedene Zeithorizonte? Welche Folgen haben die Veränderungen (z.B. Zunahme der Holznachfrage in China und Indien) eines globalisierten Marktes für die hiesigen Holzmärkte und die weltweiten Holzströme? Wie werden sich die EU-Osterweiterung und die zu erwartenden steigenden Exporte aus Osteuropa bzw. Russland auf die Wettbewerbssituation der deutschen Holzwirtschaft auswirken? Welche Faktoren wirken sich entlang der Marktkette im Sinne von Push- oder PullFaktoren auf die Wertschöpfung in der Forst- und Holzbranche aus? Wie entwickelt sich das strategische Marktverhalten der relevanten Akteure in der forstund Holzbranche? Welche Auswirkungen sind auf die Struktur von Forstbetrieben zu erwarten? Wie wird die Wettbewerbsfähigkeit in verschiedenen Branchen der holzverarbeitenden Industrie von diesen Tendenzen beeinflusst? Welche staatlich/politisch vermittelten Faktoren bestimmen in ganz grundsätzlichem und langfristigem Sinne die Wettbewerbsbedingungen auf den Forst- und Holzmärkten? Welche global wirksamen „Störereignisse“ lassen sich denken, die die bislang prognostizierten Entwicklungen, Trends und Dynamiken grundlegend verändern können? Der Versuch von Zukunftsaussagen oder Prognosen über die Entwicklung von Märkten muss, zumal mit Blick über die nächsten fünf Jahre hinaus, von vornherein unter Vorbehalt betrachtet werden: unaufhebbar und prinzipiell erscheint das Unwissen über das zukünftiges menschliches wirtschaftliches Handeln und Verhalten auf Märkten, die sich auf unterschiedlichen, meist miteinander interagierenden lokalen, regionalen oder globalen Ebenen unterscheiden lassen. Die relevanten Einflussfaktoren wirken dabei zumeist zusammen: volkswirtschaftliche Entwicklungen, Änderungen im Konsumverhalten von Haushalten, soziologische Entwicklungen (z.B. demografischer Wandel), natürliche Entwicklungen (z.B. Klimawandel), geopolitische Entwicklungen, internationale Wirtschafts- und Umweltpolitiken (z.B. Klimaschutzabkommen) etc. interagieren zu sehr intransparenten, in ihren Wechselbeziehungen nur sehr unvollständig darstellbaren, komplexen Prozessen, deren Entwicklung sich mittels Modellen nicht darstellen lässt. Was allenfalls gelingen kann, ist der Versuch, den Raum der zentralen wirksamen 4 Einflussfaktoren analytisch zu strukturieren und die Zukunft im Sinne eines Möglichkeitsraums zu betrachten, in welchem verschiedene denkbare Szenarien deutlich werden. 1.2 Das Wertschöpfungsketten-Modell als Gliederungsprinzip Pull - Faktoren holzbearbeitende Industrie holzverarbeitende Industrie Holzhandwerk/ Holzbau Energie-Holz Endverbraucher Forstwirtschaft Wald Holzhandel Profit–Seeking –Faktoren Papier- & Zellstoffindustrie Druckereien & Verlage Push–Faktoren Rent –Seeking –Faktoren Abb. 1: Vereinfachtes Modell der Wertschöpfungskette in der Forst- und Holzbranche Das Wertschöpfungsketten-Modell soll für die Untersuchung der zukunftsrelevanten Faktoren, Prozesse, Trends und Szenarien als Gliederungsmodell dienen. Die Darstellung verortet die in der Zeitperspektive relevanten Einflussfaktoren als solche, die auf die einzelnen Glieder der Wertschöpfungskette einwirken. Rein analytisch können sie in vier verschiedenen Gruppen betrachtet werden1: 1) Pull-Faktoren der Wertschöpfungsentwicklung; d.h. Faktoren, die sich mit Blick auf Zielgruppen (Endverbraucher) und –märkte positiv auf die Wertschöpfung auswirken: z.B.: - Konjunkturentwicklung (incl. Kaufkraftentwicklung) - Entwicklung des Außenhandels unter globalisierten Bedingungen - Entwicklungen auf der Ebene der Substitutionsprodukte - Kreuzpreiselastizitäten (incl. Energiepreisentwicklung) - Modetrends und Nachfrageentwicklungen - Entwicklung des Energiebedarfs 1 In Kursivschreibung werden Einflussfaktoren genannt, die in anderen Basispapieren diskutiert werden; s.u. 5 2) Push-Faktoren der Wertschöpfungsentwicklung; d.h. Faktoren, die sich mit Blick auf die Produktion und den Ausgangsmarkt positiv auf die Wertschöpfungsentwicklung auswirken. z.B.: - Strukturwandel der Holzindustrie - Entwicklung der Marktketten-Governance - Forstkalamitäten: Sturmschäden etc. - Verfügbarkeit der Rohstoffe und –reserven (Holzvorrat, Öl, sonst. Substitutionsgüter) - Technologieentwicklung, Produktinnovationen, Prozessinnovationen - Entwicklung der Fachkräfte/ Ausbildung Auf einer zusätzlichen Betrachtungsebene sollen für die Untersuchung der zukunftsrelevanten Faktoren, Prozesse, Trends und Szenarien die implizit und explizit wirksamen Strategien der Marktakteure innerhalb der Wertschöpfungskette betrachtet werden. Die Strategien lassen sich dabei unterschieden nach: 3) Profit-Seeking-Faktoren; d.h. Faktoren, Marktverhalten der Marktakteure betreffen die das eher mittelfristig strategische z.B.: - Marktstrategien der Holzindustrie - Marktstrategien der Forstwirtschaft - auf den Kapitalmärkten wirksame Strategien 4) Rent-Seeking-Faktoren; d.h. staatlich/politisch vermittelte Faktoren und Rahmensetzungen, die in ganz grundsätzlichem und langfristigem Sinne die Wettbewerbsbedingungen auf den Forst- und Holzmärkten bestimmen z.B.: - Änderungen im Verfügungsrechtsrahmen (z.B. Umweltschutzgesetzgebung; Energiepolitik) Forstpolitische Rahmensetzungen, - Entwicklung der Arbeitsmarktstrukturen - Nationale & supranationale Finanz- und Geldpolitik - Nationale & supranationale Wettbewerbs- und Kooperationspolitik 1.3 Einflussfaktoren – Wechselwirkungsgraph & Erläuterungen zur Auswahl der Einflussfaktoren Abbildung 2 stellt den Versuch dar, aus der obenstehenden, im Rahmen der Wertschöpfungsketten-Betrachtung entstandenen Auflistung möglicher Einflussfaktoren vor dem Hintergrund der Zielstellung des Basispapiers (Herausarbeitung einiger weniger zentraler 6 Einflussfaktoren auf die Marktentwicklung zur Szenarienbildung im Rahmen des Gesamtprojektes „Waldzukünfte 2100“) einige zentrale und in Szenarien greifbare HauptEinflussfaktoren auszuwählen und in ihren Auswirkungen aufeinander darzustellen (die Pfeile markieren dabei die Richtung der Einflussnahme/ Wirkung). Die rot gekennzeichneten Einflussfaktoren werden im Rahmen des vorliegenden Basispapiers näher beschrieben. Demographie Ölpreisentwicklung Technologieentwicklung Wirtschaftswachstum & Nachfrageentwicklung Inland (Strukturwandel) Holzindustrie Regelungsrahmen Umwelt-/Forstpolitik Rahmenbedingungen des Marktes Inländische Nachfrage Rohholz Kapitalmarktentwicklungen Wettbewerbspolitik Rohholzangebot Kalamitäten Auslandsnachfrage Auslandsnachfrage Rohholz Holzprodukte Außenhandel Abb. 2: Wechselwirkungsgraph zur Darstellung der im der vorliegenden Basispapier ausgewählten Einflussfaktoren Der in der Abbildung zentrale Faktor „Inländische Nachfrage nach Rohholz“ markiert dabei als zentraler marktlich relevanter Indikator die Schnittstelle zwischen der Forst- und Holzbranche und dem Wald, meint jedoch in einem allgemeinen Sinne die Einflüsse der verschiedenen Faktoren auf die Nutzung bzw. Bewirtschaftung der deutschen Waldökosysteme. Die im Wechselwirkungsgraph berücksichtigten weiteren Einflussfaktoren werden im Rahmen anderer Basispapiere des Projektes „Waldzukünfte 2100“ ausführlich diskutiert und daher hier nur indirekt berücksichtigt, namentlich: - Ölpreisentwicklung (& Substitutionsprodukte) (vgl. Basispapier „Perspektiven der energetischen Holznutzung“ & „Konkurrenz um die Fläche“) - Demographie (& Arbeitsmarktstrukturen) (vgl. Basispapier Entwicklung“ & Basispapier „Arbeitskultur & Region“) - Kalamitäten (vgl. Basispapier „Klimawandel“) - Technologieentwicklung Technologien“) (vgl. Basispapier „Stoffliche „Demographische Verwertung und neue 7 Im Wertschöpfungsketten-Modell werden darüber hinaus weitere Einflüsse aufgeführt, die im Rahmen des vorliegenden Basispapiers nicht berücksichtigt werden, da sie ebenfalls im Rahmen anderer Basisstudien diskutiert werden (s.o. kursive Darstellung) - Entwicklungen auf der Ebene der Substitutionsprodukte (vgl. Basispapier „Perspektiven der energetischen Holznutzung“ & „Konkurrenz um die Fläche“) - Kreuzpreiselastizitäten (incl. Energiepreisentwicklung) (vgl. Basispapier „Perspektiven der energetischen Holznutzung“) - Entwicklung des Energiebedarfs (vgl. Basispapier „Perspektiven der energetischen Holznutzung“) - Modetrends (vgl. Basispapier Gesellschaftlicher und kultureller Wandel) Auf einer zusätzlichen Betrachtungsebene sollen für die Untersuchung der zukunftsrelevanten Faktoren, Prozesse, Trends und Szenarien die implizit und explizit wirksamen Strategien der Marktakteure innerhalb der Wertschöpfungskette betrachtet werden. Die Strategien lassen sich dabei unterschieden nach: 5) Profit-Seeking-Faktoren; d.h. Faktoren, Marktverhalten der Marktakteure betreffen die das eher mittelfristig strategische z.B.: - Marktstrategien der Holzindustrie - Marktstrategien der Forstwirtschaft - auf den Kapitalmärkten wirksame Strategien 6) Rent-Seeking-Faktoren; d.h. staatlich/politisch vermittelte Faktoren und Rahmensetzungen, die in ganz grundsätzlichem und langfristigem Sinne die Wettbewerbsbedingungen auf den Forst- und Holzmärkten bestimmen z.B.: - Änderungen im Verfügungsrechtsrahmen (z.B. Umweltschutzgesetzgebung; Energiepolitik) Forstpolitische - Entwicklung der Arbeitsmarktstrukturen - Nationale & supranationale Finanz- und Geldpolitik - Nationale & supranationale Wettbewerbs- und Kooperationspolitik Rahmensetzungen, 8 2. Ebenen, Faktoren & Szenarien der Marktentwicklung 2.1 : Inländische Nachfrageentwicklung Vorbemerkung: Die Nachfrage nach Holz hängt insbesondere von der Konkurrenzfähigkeit der Holzprodukte in den vielfältigen Verwendungsbereichen ab. Bezogen auf die Konkurrenzfähigkeit von Holz und Holzprodukten ist jeweils zwischen der stofflichen und der energetischen Nutzung zu unterscheiden: bezogen auf die stoffliche Bedeutung von Holz sind Kunststoffe, Stahl, Aluminium und Beton (Bau, Möbel, Innenausbau) die wichtigsten konkurrierenden Roh- bzw. Werkstoffe, bezogen auf die Bedeutung von Holz für die energetische Nutzung sind dies v.a. die fossilen Energieträger Öl & Gas. (vgl. hierzu die Basisstudie „Energetische und stoffliche Nutzung“; Teilkapitel 1.31.4).) Diese Konkurrenzfähigkeit ist wiederum von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig2, die im Rahmen des vorliegenden Basispapiers z.T. in eigenen Teilkapiteln behandelt werden: a) den Präferenzen der Verbraucher und der Fähigkeit der Produkte, diese Präferenzen zu befriedigen, b) der Preiswürdigkeit der Produkte im Vergleich zu konkurrierenden Produkten (vgl. hierzu die Basisstudie „Energetische und stoffliche Nutzung“; Teilkapitel 1.31.4).) c) den politischen Rahmensetzungen (vgl. Kap. 4.1) sowie d) der Kaufkraftentwicklung der Konsumenten (vgl. Kap. 1.1). Auf die ausländische Nachfrageentwicklung wird im Rahmen des vorliegenden Papiers im Kapitel zur Entwicklung des deutschen Außenhandels unter globalisierten Bedingungen eingegangen. Im Fokus des vorliegenden Kapitels steht daher die inländische Nachfrageentwicklung vor dem Hintergrund der Präferenzen der Verbraucher von Holz im Sinne der stofflichen Nutzung. a) Wirtschaftswachstum und Kaufkraftentwicklung Die Wirtschaftskraft von Volkswirtschaften lässt sich näherungsweise an den Wachstumsraten der jeweiligen Bruttoinlandsprodukte ablesen und lässt in diesem Zusammenhang Aussagen über das Wachstum der Wirtschaftsleistung (Unternehmen) d.h. das Wachstum der Produktion zu. Nicht notwendigerweise ist mit diesem auch eine Steigerung des Wohlstands bzw. der Kaufkraft einer Gesellschaft verbunden: ein echtes qualitatives Wirtschaftswachstum, von dem nicht allein Unternehmen profitieren, lässt sich erst an der Steigerung des realen d.h. tatsächlich verfügbaren Pro-Kopf-Einkommens ablesen: Mit steigendem realen Arbeitnehmereinkommen steigt die Kaufkraft und positive Bedingungen für eine gesteigerte Nachfrage entstehen. Umgekehrt wirkt sich eine gesteigerte Binnennachfrage positiv auf das Wirtschaftswachstum von Volkswirtschaften aus. Auch der Sektor der Forst- und Holzbranche ist über das Konsumverhalten der Haushalte mittelbar an die Konjunktur bzw. das Wirtschaftswachstum gekoppelt – wobei im Zusammenhang der vorliegenden Studie nicht kurzfristige konjunkturelle Schwankungen von Interesse sind, sondern das mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte zu erwartende Wirtschaftswachstum diskutiert werden soll. Für den Sektor der Holzindustrie ist ein direkter 2 Thoroe & Dieter 2005 9 Zusammenhang zwischen der Entwicklung des BIP und der Konjunktur im Möbel- und Bausektor sowie der Papiermarktkonjunktur ablesbar. Wirtschaftswachstum Deutschland Wirtschaftswachstum Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt, verkettet *) 14,0 Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 12,0 10,0 8,0 6,0 4,0 2,0 2007 2005 2000 1995 1992 1990 1985 1980 1970 1971 1965 1960 1961 1975 – 2,0 1955 1951 0,0 *) Die Ergebnisse von 1950 bis 1970 (Früheres Bundesgebiet) sind wegen konzeptioneller und definitorischer Unterschiede nicht voll mit den Ergebnissen von 1971 bis 1991 (Früheres Bundesgebiet) und den Angaben ab 1991 (Deutschland) vergleichbar. Die preisbereinigten Ergebnisse von 1950 bis 1970 (Früheres Bundesgebiet) sind in Preisen von 1991 berechnet. Die Ergebnisse von 1971 bis 1991 (Früheres Bundesgebiet) sowie die Angaben ab 1991 (Deutschland) werden in Preisen des jeweiligen Vorjahres als Kettenindex nachgewiesen. 10 Abb. 3: Wirtschaftswachstum: Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt. (Quelle: Statistisches Bundesamt 3 2007 ) Mit Blick auf die Entwicklung der preisbereinigten Wachstumszahlen zeigt sich, dass sich das reale Wirtschaftswachstum in Deutschland seit Jahrzehnten kontinuierlich abgeschwächt hat und besonders in den 1980ern und seit Beginn der 90er Jahre nur noch moderate Wachstumsraten von 2-3% zu verzeichnen sind. Seit 2006 befindet sich Deutschland in einer Phase erhöhter wirtschaftlicher Aktivität – das Wirtschaftswachstum lag mit 2,7% im Jahr 2006 in etwa auf dem Niveau des Jahres 2000. Mit Blick auf die Binnennachfrage nach Holz und Holzprodukten ist jedoch in erster Linie die Entwicklung der Kaufkraft bzw. die Entwicklung der Arbeitnehmereinkommen interessant. Berücksichtigt man hier die Entwicklung der Sozialversicherungs- und Steuerbelastungen sowie Preissteigerungsraten, so zeigt sich, dass die realen Nettolöhne und –gehälter in den zurückliegenden 13 Jahren gesunken sind. Im Jahr 2004 lag das Nettorealeinkommen nur bei 98,5 Prozent des Niveaus von 19914. Der Rückgang der realen Pro-Kopf-Arbeitnehmereinkommen ist eine entscheidende Ursache für die schwache Binnennachfrage. Augrund des für Deutschland erwarteten stagnierenden Wirtschaftswachstums ist für Deutschland mittel- bis langfristig kein signifikanter Anstieg der realen Arbeitseinkommen und mithin mittelfristig keine deutliche Steigerung der Kaufkraft (Realeinkommen) zu erwarten. Neben der Entwicklung der Einkommen wirken sich v.a. die von Experten erwarteten Steigerungen der Energiekosten sowie wachsende Belastungen in der Altersvorsorge und Gesundheit für die privaten Haushalte negativ aus. Es können mithin für die Zukunft allein mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung keine positiven Impulse für die Binnennachfrage nach Holzprodukten erwartet werden. b) Verbrauchs- & Nachfrageentwicklungen Nachfrage stoffliche Nutzung von Holz Die Nachfrage nach Holzprodukten ist in Europa typischerweise niedriger als in anderen industrialisierten Regionen der Welt, abgesehen von den Segmenten „Möbel“ und „Platten“, bei denen Europa nach wie vor Hauptabnehmer ist. Verglichen mit anderen industrialisierten Ländern und Regionen ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Westeuropa traditionell eher niedrig5 und betrug im Jahre 2002 mit ca. 0,2 m3/ Kopf und Jahr weniger als die Hälfte des Pro-Kopf Verbrauchs in Nordamerika. In Deutschland beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch 1,1 m3 (r). Holzprodukte haben hierzulande den Charakter von reifen, etablierten Produkten und so werden langfristig nur geringe Wachstumsraten beim Verbrauch von Holz in den Bereichen Möbel und Bau (nach wie vor problematisches Image von Holz), etwas stärkere Wachstumsraten bei Papier (Wachstum des Informationssektors) erwartet. Von Experten aus der Branche wird aber angenommen, dass der Konsum und die Produktion von Holzprodukten in den nächsten 20 Jahren zumindest stabil bleiben und wenigstens ähnlich niedrige Wachstumsraten wie derzeit aufweisen (2-3%) – was ungefähr der allg. Wirtschaftswachstumsrate entspricht6. 3 http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Grafiken/VolkswirtschaftlicheGesamtrechn ungen/Diagramme/Wachstum.psml; eine für die Beurteilung des langfristigen Trends aussagekräftigere Darstellung seit 1951 findet sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:BIPBRD5004.PNG 4 IZT (Hrsg.) 2007 5 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 6 Kangas & Baudin 2003 11 Abb. 4: Inlandsverwendung von Rohholz; Quelle: Thoroe 20077 Die für Deutschland in den letzten Jahren zu verzeichnende beträchtlich gestiegene Rohholznachfrage und Holzeinschlag (vgl. Abb. XX) schlägt sich daher in gesteigerten Exporten der deutschen Holz- und Zellstoffindustrie nieder, die in den letzten Jahren ihre Kapazitäten deutlich ausgebaut hat. Seit der ersten Bundeswaldinventur 1986 bis 1989 (BWI1) hat sich der Waldholzverbrauch von gut 30 Mio. Fm auf über 70 Mio. Fm8 im Jahr 2005 mehr als verdoppelt. Abb. 5: Der Rohholzeinschlag in der Bundesrepublik Deutschland nach unterschiedlichen Datenquellen. Quelle.: Thoroe 2006 7 Thoroe 2007 Schätzung von Mantau, vgl. Dieter & Englert 2005; eine Diskrepanz zwischen offiziellen Einschlagsstatistiken (verzeichnen für 2005 einen Einschlag von 56 mio fm) und dem tatsächlichen Holzaufkommen wird bereits in den Ergebnissen der BWI II deutlich: die Schätzung des Einschlags im Privatwald stellt für die Datenerhebung des Statistischen Bundesamtes eine bedeutende Fehlerquelle dar, da es so gut wie keine verlässlichen Einschlagszahlen gibt. 8 12 Der rechnerische Inlandsverbrauch an Holz und Holzprodukten ist in den letzten Jahren trotz eines kontinuierlichen Anstiegs des Gesamtaufkommens (gestiegener Einschlag, steigende Einfuhren, wachsende Verwendung von Altpapier und –holz) nur sehr wenig angestiegen: das Wachstum des Holzaufkommens ist in erster Linie ein Ergebnis des wachsenden Außenhandels9. Abb. 6: Aufkommen an Holz und Produkten auf Basis Holz in der Bundesrepublik Deutschland (Dieter 2007) Abb. 7: Verwendung von Holz und Produkten auf Basis Holz in der Bundesrepublik Deutschland (Dieter 2007) Ein signifikanter Anstieg der Nachfrage nach Holzprodukten in Deutschland (Zielwert der Charta für Holz: 1,3 m3 (r)) müsste aktiv geschaffen werden (Marktanteile von Nichtholzprodukten & neuer Endverbrauch)10. 9 Dieter 2007 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 10 13 Derzeit hat jedoch der starke Anstieg der Öl- bzw. Energiepreise die Wettbewerbskraft von Holz gegenüber seinen Substitutionsprodukten sowohl in der stofflichen als auch in der energetischen Verwertung wieder gestärkt. Hinzu kommt ein in der Bevölkerung wachsendes Umweltbewusstsein im Konsumverhalten, in dessen Rahmen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten zunehmend berücksichtigt werden. Holzwerkstoffe haben insgesamt eine Aufwertung des Images erfahren. Experten halten die Themen „ökologischer Werkstoff“, „Nachhaltigkeit“ und „CO2-Neutralität“ sowie „Gesundheit/Wohlfühlen“ für die zukünftig zentralen Argumente für den Werkstoff Holz. Eine entsprechende politische Förderung der Nutzung und Verwendung nachwachsender Rohstoffe vorausgesetzt (s.u.), lässt sich ein Anstieg der Nachfrage nach Holz erwarten. Wie Befragungen ergeben11, sind Branchenkenner jedoch nur sehr vorsichtig optimistisch: Bildet man eine Durchschnittsmeinung der Experten, so ergibt sich die Meinung, dass der Marktanteil des Werkstoffs Holz in Deutschland bis 2020 stagnieren bis leicht wachsen wird. Gleichzeitig fürchtet man die Auswirkungen einer erwarteten rückläufigen demografischen Entwicklung für den Markt, der nur mit sehr deutlichen Wachstumsraten zu kompensieren ist. Nachfrage- & Modetrends & Konsum- und Lebensstile Bezogen auf die einzelnen Teilmärkte haben sich in den letzten Jahrzehnten Strukturänderungen ergeben: Der Markt von Platten hat sich im Vergleich zu Schnittholz- und Sperrholzmärkten deutlich ausgebaut – daneben ist ein deutliches Wachstum der Papier/ Pappe-Märkte zu verzeichnen. Experten erwarten für Deutschland eine zurückgehende Holzverwendung in bestimmten Sektoren (z.B. Möbel: durch Rückgang der Produktion in Deutschland als auch des Holzanteils bei Möbeln selbst), hoffen aber gleichzeitig auf eine wachsende Bedeutung und Verwendung in anderen Sektoren (Bau). Der Anteil des Holzes in der Möbelindustrie hat abgenommen und wird nach Meinung der Experten in Zukunft noch weiter abnehmen, da für die Werkstoffwahl in der Möbelindustrie z.B. das Design wichtiger geworden als der Werkstoff und die Vielfalt an Materialien in Zukunft zunehmen wird – womit Holz in einem traditionellen und wichtigen Bereich Marktanteile gegenüber anderen Materialien verlieren würde12. Bezogen auf das Konsumverhalten rechnen die Experten mit einer weiteren deutlichen Differenzierung des Möbelmarktes in Deutschland in hochwertige und teure Produkte mit Imagegewinn einerseits, preiswerten Massenmöbeln andererseits (Rückgang der Mitte). Die Experten sehen, auf den gesellschaftlichen Megatrend der Individualisierung Bezug nehmend, generell einen sehr deutlichen Trend zu individuellen Möbeln (z.B. genau auf die Raumsituation angepasste Schranklösungen) zu erschwinglichen Preisen. Die Mehrheit der Experten rechnet damit, dass sich der Holzbau positiv entwickelt und Marktanteile von traditionellen Bauweisen gewinnen kann. Einige Experten halten sogar einen Marktanteil von bis zu 40% am Baumarkt für möglich. Die Fachleute begründen ihre Hoffnung für den Holzbaus nicht nur mit der durch die Fertigungsweise höheren Produktivität sondern mit einer höheren Qualität des Bauens mit Holz im Vergleich zu Stein (energiesparende Bauweise, Raumklima etc.). Die positive Entwicklung im Bereich Holzbau ist daran geknüpft, dass Architekten in großer Zahl für das Bauen mit Holz begeistert werden können. Hinsichtlich eines Wandels der Konsum- und Lebensstile wird – unter Bezugnahme auf im Vergleich zur Vergangenheit allgemein höhere Wohlstandsniveaus, einen technischen Fortschritt in den Produktions- und Arbeitsverhältnissen und den Wandel der kulturellen und sozialen Rahmenbedingungen mit insgesamt größerer Wahlmöglichkeit für die Lebensgestaltung des Einzelnen - von einer in der Zukunft weiter zunehmenden Pluralisierung westlicher Gesellschaften ausgegangen. „Als wichtige Einflussfaktoren sind hier vor allem die veränderte 11 12 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 vgl., auch im Folgenden: Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 14 Lebens- und Arbeitswelt, insbesondere die Pluralisierung von Familien und Lebensformen und eine entsprechende Differenzierung der Rollenverständnisse, aber auch die Auflösung der klassischen Lebenszyklen, zunehmende Mobilitätsanforderungen und die immer geringere Planund Vorhersehbarkeit der Lebensläufe zu nennen. Heute ist in der Bevölkerung eine Vielzahl von Lebensstilen zu beobachten, die jeweils unterschiedliche Wertorientierungen, sozial-strukturelle Merkmale, unterschiedliche Konsummuster und Lebenseinstellungen aufweisen.“ 13 Die Formen des Zusammenlebens (Haushalts-, Familien- und Lebensformen) haben sich in den letzten Jahrzehnten ausdifferenziert. Dieser Trend ist geprägt durch einen Anstieg von „nichtkonventionellen“ Lebensformen neben der „Normalfamilie“ (Patchwork-Familien, Alleinerziehende etc.), durch eine Zunahme von Single-Haushalten und durch den Anstieg der Haushalte, in denen Senioren leben. Die älteren Bevölkerungsgruppen stellen zukünftig eine wichtige neue Zielgruppe dar. Nachfrage energetische Nutzung von Holz Die Bedeutung der energetischen Nutzung von Holz hat in den letzten Jahren weltweit zugenommen. Vor dem Hintergrund steigender Ölpreise und einer zunehmenden Versorgungsunsicherheit bez. fossiler Energieträger sowie mit Blick auf den Klima- und Ressourcenschutz wird die energetische Biomassenutzung im Rahmen politischer Strategien (z.B. auf europäischer Ebene der Aktionsplan für Biomasse der EU-Kommission vom Dezember 2005, die europäischen Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie oder die Richtlinien zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen) massiv gefördert und hat auch in Deutschland, gestützt auf ein breites Angebot an Förderinstrumenten (EEG, MAP), beträchtlich zugenommen. In Deutschland hat sich mit den stark steigenden Preisen für fossile Energieträger (Öl, Erdgas) und dem politisch geförderten steigenden Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auch die Nachfrage nach dem Energieträger Holz in den letzten Jahren sehr stark erhöht. Der Markt für Pelletheizungen und Holzpellets hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einem der größten Wachstumsmärkte entwickelt. Im Preis mit Öl und Erdgas konkurrenzfähig, ließen sich die rel. hohen Investitionskosten für eine Holzpellet-Heizung durch staatliche Zuschüsse senken. In der Folge erwartbarer technischer Weiterentwicklungen (höhere Energieausbeute), steigender Ölpreise und zunehmender Konkurrenz zwischen den Pelletanbietern wird sich die Wettbewerbsfähigkeit von Pelletheizungen weiter erhöhen. Bei weiterhin steigenden Preisen für Erdöl ist damit zu rechnen, das Holz als Rohstoff für die Energienutzung wirtschaftlich immer interessanter wird und somit immer stärker mit der stofflichen Nutzung konkurriert. Der Trend zur energetischen Nutzung von Holz wirkt sich dabei merkbar als Steigerung der Preise der Industrieholzsortimente aus. Dabei kann in den unteren Qualitätsstufen eine Kopplung der Holzpreise an die Entwicklung der Ölpreise beobachtet werden. Analog zum Gaspreis, der sich der Preisentwicklung der Erdölmärkte ausrichtet, werden sich zukünftig die Märkte für Industrie-, als auch Schnittholz zunehmend an der Preisentwicklung von Erdöl orientieren14. In dem Maße, in welchem die energetischen Verwerter dabei immer mehr von dem Material abnehmen, auf das in der Vergangenheit die Papier- und Holzfaserindustrie zurückgreifen konnten, und letztere zunehmend jene Rohstoffe benötigt, die bisher vor allem von der Sägeindustrie genutzt wurden, wächst die Konkurrenz um den Rohstoff Holz zwischen thermischer und stofflicher Verwendung. Die momentan sowohl steigende Nachfrage nach 13 14 IZT (Hrsg.) 2007 IZT (Hrsg.) 2007 15 Energieholz (Inlandsnachfrage) als auch nach Holz für die stoffliche Verwendung (steigende Auslandsnachfrage) hat zumindest regional nach Aussagen der Holzindustrie bereits zu Rohstoffknappheiten bzw. Versorgungsengpässen auf einzelnen Teilmärkten geführt; eine Verschärfung des Problems darf für die Zukunft erwartet werden und erhöht den Druck auf Erschließung zusätzlicher Rohholzreserven (s.u.). Weitere technologische Entwicklungen, die politischen Förderung nachwachsender Rohstoffe als Energieträger und der erwartbare weitere Ölpreisanstieg (vgl. Basispapier „Energetische Nutzung“) lassen zumindest mittelfristig die Nachfrage nach Holz als Energieträger weiter steigen – ob sich Holz als Energieträger gerade in den Bereichen Kraftstoffe und Energie jedoch langfristig gegen zahlreiche flächeneffizientere Energieträger behaupten kann, bleibt fraglich (für eine eingehende Erörterung der zukünftigen Bedeutung bzw. Konkurrenzfähigkeit von Holz als Energieträger im Vergleich zu anderen Biomasse-Energieträgern in den Bereichen Wärme, Kraftstoffe und Energie siehe die Basisstudie „Energetische & stoffliche Verwendung von Holz). Zusammenfassung: Einflussfaktor Wirtschaftsentwicklung Inland Kurzbeschreibung: Mit Blick auf die Entwicklung der preisbereinigten Wachstumszahlen zeigt sich, dass sich das reale Wirtschaftswachstum in Deutschland seit Jahrzehnten kontinuierlich abgeschwächt hat und besonders in den 1980ern und seit Beginn der 90er Jahre nur noch moderate Wachstumsraten von 2-3% zu verzeichnen sind. Seit 2006 befindet sich Deutschland in einer Phase erhöhter wirtschaftlicher Aktivität – das Wirtschaftswachstum lag mit 2,7% im Jahr 2006 in etwa auf dem Niveau des Jahres 2000. Mit Blick auf die Binnennachfrage nach Holz und Holzprodukten ist jedoch in erster Linie die Entwicklung der Kaufkraft bzw. die Entwicklung der Arbeitnehmereinkommen interessant. Berücksichtigt man hier die Entwicklung der Sozialversicherungs- und Steuerbelastungen sowie Preissteigerungsraten, so zeigt sich, dass die realen Nettolöhne und –gehälter in den zurückliegenden 13 Jahren gesunken sind. Im Jahr 2004 lag das Nettorealeinkommen nur bei 98,5 Prozent des Niveaus von 1991. Der Rückgang der realen Pro-Kopf-Arbeitnehmereinkommen ist eine entscheidende Ursache für die schwache Binnennachfrage. Augrund des für Deutschland erwarteten stagnierenden Wirtschaftswachstums ist für Deutschland mittel- bis langfristig kein signifikanter Anstieg der realen Arbeitseinkommen und mithin mittelfristig keine deutliche Steigerung der Kaufkraft (Realeinkommen) zu erwarten. Neben der Entwicklung der Einkommen wirken sich v.a. die von Experten erwarteten Steigerungen der Energiekosten sowie wachsende Belastungen in der Altersvorsorge und Gesundheit für die privaten Haushalte negativ aus. Demografische Veränderungen und die fortschreitende Globalisierung bestimmen die Entwicklung der kommenden Jahrzehnte. Es können mithin für die Zukunft allein mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung keine positiven Impulse für die Binnennachfrage nach Holzprodukten erwartet werden. Zugrunde liegende Trends: Schrumpfende Bevölkerung als Wachstumsbremse Die Wirtschaftsentwicklung Deutschlands wird in den kommenden Jahrzehnten maßgeblich vom demografischen Wandel geprägt. Die Einwohnerzahl Deutschlands wird von heute 82,6 Mio auf 75 Mio im Jahr 2050 zurückgehen – zugleich vollzieht sich eine gravierende Veränderung der Altersstruktur: Die Zahl der Jüngeren bzw. Erwerbsfähigen geht zurück, der Anteil der Personen im Rentenalter nimmt deutlich zu. Die Verringerung des Arbeitskräftepotentials und eine Erhöhung des Altersquotienten (Zahl der Menschen im Rentenalter in Relation zu den Personen im erwerbsfähigen Alter) wirkt sich insgesamt negativ auf das Wirtschaftswachstum aus: Jede 16 Person im erwerbsfähigen Alter wird im Durchschnitt betrachtet im Laufe der nächsten Jahrzehnte für eine zunehmende Zahl von nicht erwerbsfähigen Mitbürgern zu sorgen haben. Experten erwarten negative Auswirkungen auf das BIP, eine Abnahme der Produktionsmöglichkeiten, sowie negative Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft. Darüber hinaus erwarten Experten, dass sich der erkennbare Trend zum Fachkräftemangel durch die demografische Entwicklung fortsetzen wird. Entspannung am Arbeitsmarkt - Verringerung des Arbeitskräftepotenzials Auf dem Arbeitsmarkt erwarten einige Experten in den kommenden Jahren allmählich eine Entspannung, die ebenfalls demographisch begründet wird, da die Zahl der Personen im Erwerbsalter zurückgeht. Der Rückgang wird z.T. von einer höheren Erwerbsbeteiligung (v.a. der Frauen und Älteren) kompensiert. Das abnehmende Arbeitskräftepotenzial führt allerdings nicht zwangsläufig zu einer geringeren Arbeitslosenquote – wichtig sind hier neben dem Abbau der strukturellen Arbeitslosigkeit auch z.B. die Entwicklung der Löhne oder der Sozialbeiträge. Wachsende Belastungen der Haushalte durch Alters- und Gesundheitsvorsorge Ebenfalls in Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung ist der Trend zu deutlichen Ausgabensteigerungen und höheren Beitragssätzen in allen Zweigen der Sozialversicherung zu sehen – vor allem die Rentenversicherung und die Pflegeversicherung sind hier angesprochen. Die wachsenden Belastungen der privaten Haushalte im Rahmen der Alters- und Gesundheitsvorsorge mindert die Nettoeinkommen der Beschäftigten d.h. reduziert die reale Kaufkraft und erhöht gleichzeitig die Arbeitskosten. Zunahme des Außenhandels: Forstschreitende Globalisierung als Motor der Wirtschaft Deutschland profitiert als Exportnation in besonderem Maße von der wirtschaftlichen Globalisierung. Auch für die Zukunft darf angenommen werden, das – zumindest mit Blick auf die Holzmärkte – der Außenhandel deutlich schneller als die Binnenmärkte wachsen wird (der internationale Handel wird auch weiterhin deutlich schneller expandieren als die weltweite Wirtschaftsleistung zunimmt). Eine fortschreitende Globalisierung ist in Deutschland Motor der wirtschaftlichen Entwicklung und die treibende Kraft des Wandels in Deutschland: Absatzmärkte außerhalb Deutschlands werden auch in Zukunft eine große Rolle für die Wirtschaftsentwicklung Deutschlands spielen. Nachfrage stoffliche Nutzung von Holz Verglichen mit anderen industrialisierten Ländern und Regionen ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Westeuropa traditionell eher niedrig und betrug im Jahre 2002 mit ca. 0,2 m3/ Kopf und Jahr weniger als die Hälfte des Pro-Kopf Verbrauchs in Nordamerika: Holzprodukte haben hierzulande den Charakter von reifen, etablierten Produkten und so werden nur geringe Wachstumsraten beim Verbrauch von Holz in den Bereichen Möbel und Bau (nach wie vor problematisches Image von Holz), etwas stärkere Wachstumsraten bei Papier (Wachstum des Informationssektors) erwartet. Die dennoch seit Jahren zu verzeichnende deutliche Nachfragesteigerung bei der stofflichen Holznutzung verdankt sich nicht einem Anstieg des inländischen Pro-Kopf-Holzverbrauchs, sondern ist auf einen wachsenden Außenhandel der deutschen Holzindustrie zurückzuführen (Exportüberschuss seit 2004). Derzeit hat der starke Anstieg der Energiepreise die Wettbewerbskraft von Holz sowohl in der stofflichen als auch in der energetischen Verwertung wieder gestärkt. Die zunehmende Berücksichtigung von Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten lässt bei entsprechender Politikgestaltung einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach Holz erwarten. 17 Nachfrage energetische Nutzung von Holz In Deutschland hat sich mit dem politisch geförderten steigenden Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auch die Nachfrage nach dem Energieträger Holz in den letzten Jahren sehr stark erhöht und der Markt für Pelletheizungen und Holzpellets hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einem der größten Wachstumsmärkte entwickelt. Weitere technologische Entwicklungen, die politischen Förderung nachwachsender Rohstoffe als Energieträger und der erwartbare weitere Ölpreisanstieg lassen zumindest mittelfristig die Nachfrage nach Holz als Energieträger weiter steigen – ob sich Holz als Energieträger jedoch langfristig gegen zahlreiche flächeneffizientere Energieträger behaupten kann, bleibt fraglich. Unsicherheiten • deutsche Wirtschaftsentwicklung mit linearem Wachstum des BIP, zurückgehendem relativen Wachstum / sinkenden Wachstumsraten unsicher • Dynamik der Ölpreisentwicklung (Peak-Oil-Theorie) und negative Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum der führenden Industrienationen • Politische Förderung von Holz als Biomasse bei der energetischen Verwendung • Anhaltende Tendenz der Nachfragesteigerung im Bereich der energetischen Nutzung von Holz (Technologieentwicklungen im Bereich regenerativer Energiequellen wie Solarenergie, Wind & neue Energieträger: Wasserstoff etc.) Trendbrüche • Störereignis/ Trendbruch: anhaltender Kapitalbedarf und wachsende Außenverschuldung der U.S.A. (Defizit in US-Leistungsbilanz) : Risiko für Stabilität der internationalen Finanzmärkte – Risiko einer Wirtschaftskrise • Störereignis/ Trendbruch: Ölkrise - Weltwirtschaftskrise & rasch anwachsende Bedeutung regenerativer Energiequellen bzw. regenerativer stofflicher Ressourcen • Störereignis/ Trendbruch: Politische Konflikte – Asien/ China: Stopp des Wirtschaftswachstums – Zusammenbrechen der Dynamik des globalen Handels 18 2.2 : Entwicklung des Außenhandels unter globalisierten Bedingungen Weltholzhandel Trotz einer weltweit rückläufigen Waldfläche nimmt der Weltholzverbrauch seit Jahren stetig zu – mengenmäßig von etwa 600 Mio. m3 (r) hat auf etwa 900 Mio. m3 (r) im Jahre 2002 (FAO). Im Zuge des in den letzten Jahrzehnten weltweit gestiegenen Verbrauchs von Holz bzw. Holzprodukten hat sich auch das Volumen des Weltholzhandels deutlich gesteigert (Verdopplung des Volumens in den letzten drei Jahrzehnten). Abb. 8: Weltweite Rohholzproduktion (FAO 2005, zitiert nach Thoroe 200715) Vor allem in Bezug auf den Rohstoffbereich sowie die be- und verarbeiteten Produkte haben sich die internationalen Handelsbeziehungen zu einem nahezu ungehinderten weltweiten Austausch entwickelt. Mit Blick auf das Marktgeschehen in der Forst- und Holzwirtschaft lässt sich spätestens seit den 90er Jahren von globalisierten Holzmärkten sprechen. Der erkennbare Globalisierungstrend, der sich im letzten Jahrzehnt weiter beschleunigt hat, wird sich aller Voraussicht nach weiter fortsetzen. Die Gründe für eine zunehmende Globalisierung sind vielfältig und zum einen technologischer (sinkende Transportkosten (Containerisierung), erleichterter Geld-/ Kapitalverkehr, Entwicklungen im Bereich der Kommunikation & Informationsübertragung; Technische Möglichkeit v. Fertigungsprozessen in großen Einheiten; Standardisierung von Produkten), zum anderen (wirtschafts)politischer Natur (außenwirtschaftliche Deregulierungen & Liberalisierungen, sinkende Zölle, Vereinheitlichung techn. Normen, etc.). Die meisten Länder haben handels-, finanz-, investitions- und umweltpolitische Weichen gestellt, die eine weltweite Vernetzung ermöglichen und Produktions-, Qualitäts- und Reglementierungsstandards fördern. Am deutlichsten lässt sich die Globalisierung der Weltholzmärkte mit Blick auf das Verhältnis zwischen dem Weltholzhandel und der Weltholzproduktion ablesen: Das Handelsvolumen wächst schneller als die Produktion und der Konsum16 und hat sich zwischen 1963 und 2002 (900 15 16 Thoroe 2007b Kangas & Baudin 2003 19 Mio. m3 (r)) mehr als vervierfacht17. Der Handelsanteil (Menge des gehandelten Holzes im Vergleich zur Produktion) ist von 20% (1963) auf 56% (2002) angestiegen. Während vor einigen Jahrzehnten vorwiegend Rundholz gehandelt wurde, hat sich die Produktion von Halb- und Fertigwaren mehr und mehr in die Ursprungsländer verlagert. Auf den globalisierten Holzmärkten werden daher neben Rohholz verstärkt Halb- bzw. Fertigwaren gehandelt. Die Halb- und Fertigwaren dominieren dem Wert nach die Holzhandelsströme. Mit Blick auf die Handelsströme zeigt sich, dass der größte Anteil des Weltholzhandels bislang innerhalb der Ländergruppen Nordamerika, Westeuropa, Osteuropa (inkl. CIS) und Asien stattfindet – der sog. Intra-Regionenhandel macht insgesamt mehr als 50% des gesamten Handelsvolumens aus und betrifft sowohl die Bereiche Papier als auch Holz (Roh- und Schnittholz, Holzwerkstoffe). Im Intra-Regionenhandel besitzt der Handel in den Regionen Westeuropa und Nordamerika die größte Bedeutung. 17 Thoroe & Dieter 2005] 20 Abb. 9: Weltholzhandel nach Regionen 1993 und 2002 (Thoroe & Dieter 2005) Bezogen auf den Handel zwischen Ländergruppen (Inter-Regionenhandel) fließen die drei größten Handelsströme von Holzprodukten zwischen den entwickelten Ländern in Nordamerika und Europa; Nordamerika und Asien/ Ozeanien (v.a. China & Japan) und Europa und Asien. Der Weltholzhandel wird auf der Exportseite als auch auf der Importseite nach wie vor von den entwickelten Industrieländern dominiert. Allgemein hat sich im Weltholzhandel die einst dominierende Rolle Westeuropas und Nordamerikas jedoch relativiert und zwei wichtige Trendentwicklungen sind zu verzeichnen: • • die osteuropäischen und russischen Märkte wurden in den Weltholzmarkt integriert: zunehmend positioniert sich Osteuropa auf den Märkten für Schnittholz und ist z.B. im Weltrohholzhandel zum dominierenden Exporteur geworden. Südostasien mit den mächtig wachsenden Volkswirtschaften von v.a. Indien und China gewinnt insbesondere als Importeur eine weiter zunehmende Bedeutung für den Weltholzmarkt – v.a. bei Roh- und Schnittholz (kaum jedoch bei Papier). Das rasche Wirtschaftswachstum in Asien wird die Bedeutung der Region als Importregion weiter stärken (Konsum), die schiere Größe der Volkswirtschaften in Nordamerika & Europa bedeutet aber einen weiterhin großen Anteil der Nachfrage/ des Verbrauchs an der weltweiten Produktion von Holzprodukten. Die Dominanz der entwickelten Länder auf den globalen Holzmärkten wird sich voraussichtlich nicht nachhaltig ändern – ihr Anteil an den globalen Rundholzmärkten wird aber leicht sinken, ebenso der Anteil am Verbrauch von Industrieholz und Holzprodukte. Der einzige Markt, in dem der Anteil der hoch entwickelten Länder nicht signifikant fällt, ist der Papier und PappeMarkt, hier sind weiterhin Produktionszuwächse zu erwarten18. 18 Thoroe & Dieter 2005 21 Trotz der im Vergleich zum Einkommen vergleichsweise gleichmäßigen Verteilung der weltweiten Waldressourcen wird sich vor dem Hintergrund einer intensivierten und produktiveren Waldbewirtschaftung das Angebot an Holzprodukten weiterhin in den Händen einiger weniger Nationen konzentrieren: die Holzproduktion kommt weiterhin vornehmlich aus den gemäßigten and borealen Wäldern (derzeit ca. 80% des globalen Angebots; USA, Kanada, Schweden and Finnland: 45% des globalen Holzaufkommen)19. Die dem Endprodukt nahen Bereiche haben gegenüber den rohstoffnahen Bereichen stark an Bedeutung gewonnen. Damit hat sich im Weltholzhandel die gleiche Entwicklung vollzogen, die allgemein im Welthandel zu beobachten ist: die relative Bedeutung von Rohstoffen und Halbwaren geht zurück, während die Bedeutung von Halbfertig- und Fertigwaren ansteigt. Der generelle Trend zum Handel mit höherwertigen Produkten setzt sich auch zukünftig fort. Der Trend wird verstärkt durch weitere Liberalisierungen in der Handelspolitik – durch die (WTO) und regionale Vereinigungen wie die Asia-Pacific Economic Cooperation forum (APEC) oder die Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). Der weltweite Handel von Rohholz und Schnittholz ist mithin rückläufig – für Halbfertigwaren und Papier hingegen lässt sich ein weiterer Anstieg verzeichnen. Produktion & Konsum von Holzprodukten in allen vier Entwicklungsregionen werden voraussichtlich schneller wachsen als in den entwickelten Regionen: Das Produktionswachstum ist am größten in europ. Nicht-OECD- Ländern, gefolgt von Nicht-OECD Ländern in Asien and Ozeanien, Afrika and Nicht -OECD Ländern Süd- und Mittelamerikas. Der Konsum wird voraussichtlich in ähnlichem Umfang wachsen (Ausnahme: Afrika)20. Die Höhe des Bruttoinlandsproduktes BIP (GDP) ist derzeit weltweit sehr ungleich verteilt: 80% des Welt-BSP entfällt auf die 29 OECD Länder, die nur 20% der Bevölkerung auf sich vereinen (1999). Auf Asiens Schwellenländer entfällt 13% des Welt BSP - 7% des Welt BSP entfallen auf die schwach entwickelten Länder. Es wird erwartet, dass der BSP-Anteil der noch unterentwickelten Länder von 20% auf ca. 35% anwachsen wird – mit deutlichem Effekt auf die Nachfrage nach Holzressourcen. Zukünftig werden die schwach entwickelten Länder die höchsten Wachstumsraten erzielen (>3% / Jahr) – bei 2-3% in den meisten entwickelten Ländern21. Allerdings fördert ein rasches ausländisches Wirtschaftswachstum die Angleichung der Wirtschaftskraft zwischen Schwellenländern und entwickelten Ländern: es kann erwartet werden, dass mittelfristig die ausländische Industrie ihre Wertschöpfung steigern wird, ihre Fertigungstiefe erhöht und a) auf den eigenen nationalen Märkten zunehmend veredelte Produkte anbieten kann (Konkurrenz zu deutschen Importprodukten) und b) für die deutsche Exportindustrie zum Konkurrenten auf den internationalen Märkten werden wird. Bislang geltende Standortvorteile der deutschen Holzindustrie erscheinen somit mittel- bis langfristig nicht mehr ungefährdet. Einige Experten erwarten, dass der Anstieg der Exporte (bei zurückgehender inländischer Nachfrage) von Nadelschnittholz und Holzwerkstoffen aus Deutschland daher nur temporären Charakter hat und nach 2010 wieder zurückgehen wird, so dass der Exportanteil schon 2020 nicht höher sein wird als heute. Es wird erwartet, dass bis dahin in den heutigen Exportmärkten der deutschen Industrie eigene Produktionsstätten aufgebaut sein werden, die die lokale Versorgung sicherstellen22. Europäischer Holzhandel Sowohl der Strukturwandel der europäischen Märkte hin zur Produktion und Konsum von Faserplatten, als auch ein starkes Wachstum der Papier & Pappe-Märkte hat zu einem deutlichen Wandel in der Nachfrage nach Rohholz geführt: zu verzeichnen war in der Vergangenheit eine Abnahme der relativen Bedeutung von Sägeholz bei einer Zunahme der Nachfrage nach 19 FAO (Hrsg.) 1999 FAO (Hrsg.) 1999; siehe auch NOBE 2002 21 FAO (Hrsg.) 1999 22 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 20 22 schwächer dimensioniertem Rundholz, die Zunahme der Alt- und Restholz-Verwertung sowie der Nutzung von Altpapier sowie der Bedeutungsverlust von Industrieholz. Auf globaler Ebene bleibt Europa ein wichtiger Exporteur von Holzprodukten (auf den wertmäßig ca. die Hälfte der globalen Holzproduktionsexporte entfällt). Auf der anderen Seite ist die Bedeutung Europas als Importeur von Holzprodukten zurückgegangen – v.a. durch das rasche Wachstum des Importanteils anderer Regionen (v.a. Asien). Europa ist daher inzwischen ein kleiner Nettoimporteur (ausgeglichen: Sägeholz & Platten, Netto-Importeur von Holzstoffen, Netto-Exporteur von Papier & Pappe). Die Handelsbilanz variiert von Region zu Region – allg. aber wachsen seit den letzten vier Dekaden die Exporte stärker als die Importe bei fast allen Produkten23. Bei starker Euro-Währung ist Europas zukünftige Rolle als große Exportregion jedoch gefährdet24. Der wichtigste europäische Trend der vergangenen Jahre ist der Zusammenbruch der Holzmärkte in Osteuropa in den Jahren 1990 ff. und der dort danach beginnende Anstieg von Produktion und Konsum25. Auf der Basis von ökonometrischen Modellen, die in erster Linie auf angenommenen Preisentwicklungen und angenommenen Wirtschaftswachstumsentwicklungen beruhen, wurde im Rahmen der großangelegten Studie EFSOS (=European Forest Sector Outlook Study) von UNECE/ FAO (2005) die Entwicklung von Nachfrage, Angebot und Handel mit Holzprodukten kalkuliert und ausgehend von einer Analyse der historischen Trends qualitative und quantitative Aussagen über mögliche kurz- bis mittelfristige Veränderungen auf der Basis des EFISCEN-Modells (European Forest Information Scenario Model; Nabuurs 2001.) getroffen. Der Prognosehorizont beträgt dabei 15 Jahre (bis 2020). In ebenfalls auf dem EFISCEN-Modell beruhenden Studien zur Abschätzung möglicher künftiger Holznutzungen bzw. des voraussichtlichen Holzanfalls wird in der Vorausschau die Generationengrenze (35 Jahre) überschritten (Prognosezeitraum 2050: Nabuurs et al 2002; Prognosezeitraum 2060: Nabuurs et al. 2003); die unterschiedlichen Szenarien entstehen dabei unter Zugrundelegung variierbarer Annahmen hinsichtlich Umtriebszeit, Durchforstungsturnus, art sowie -stärke. Vorhersagen bzw. Szenarien jenseits der 35-Jahres-Grenze stoßen jedoch, da nicht nur physische, sondern auch gesellschaftliche Dynamiken simuliert werden, an die Grenze dessen, was mit konventionellen Modellierungs- und Vorhersagemethoden seriös möglich ist. Ganz allgemein prognostiziert die EFSOS ein stabiles Wachstum von Verbrauch und Konsum von Holzprodukten in Europa über die nächsten 20 Jahre, das sich danach allmählich abschwächen wird. Das anfänglich starke Wachstum prägt sich jedoch regional unterschiedlich aus: Für Osteuropa wird für die nähere Zukunft ein weiterhin rascher Nachfrageanstieg erwartet – durch den (noch) geringen Marktanteil ist aber die absolute Nachfragesteigerung begrenzt26. Der Nachfrageanstieg ist an das rasche Wirtschaftswachstum gekoppelt: darf hier für die nächsten Jahre eine deutliche Konsum-Zunahme angenommen werden, wird sich dieser Trend mit wachsender Annäherung bzw. Eingliederung in die EU allmählich abflachen (CEEF & CIS27Staaten: erwartetes Wachstum 3-9%; EU-Durchschnitt 1.8-3%; Verdreifachung des pro-KopfVerbrauches; aktuell: 25% des EU-Levels; erwartet 2020: 40%)28. Für Osteuropa wird erwartet, dass sich das pro Kopf BSP bei sich annäherndem Ausbildungsstand & Technologieeinsatz allmählich an das von Westeuropa annähert29. Für Westeuropa wird erwartet, dass das BSP im Vergleich zur Vergangenheit und zu anderen europäischen Regionen zukünftig langsamer wächst30. 23 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 25 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 26 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 27 CIS = Commonwealth of Independent States, eine Gruppe, die die Schwellenländer Mittel- und Osteuropas und die Gemeinschaft unabhängiger Staaten zusammenfasst 28 Kangas & Baudin 2003 29 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 30 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 24 23 Man geht dabei davon aus, dass sich die Exporte aus Osteuropa und Russland im Zuge der sich dort entwickelnden Holzindustrie signifikant erhöhen und sowohl für die asiatischen, als auch die westeuropäischen Märkte von wachsender Bedeutung werden (erwarteter Anteil der CIS-Länder an der europäischen Produktion von Holzprodukten im Jahre 2020: 20%; Marktanteil 2005: 10%) Für den Zeitraum bis 2020 wird eine starke Zunahme der osteuropäischen Schnittholz- & Platten-Produktion auf letztlich mehr als 50% der Gesamtproduktion prognostiziert31. Der deutsche Schnittholzmarkt wird nach der Meinung einer großen Mehrzahl von Experten in den nächsten 8 bis 10 Jahren durch die neuen Sägewerke in Osteuropa massiv unter Druck geraten32. Im letzten Jahrzehnt ist die Rundholzproduktion in den neuen Mitgliedsländern deutlich stärker gewachsen als in den alten Mitgliedsstaaten (EU 15). Hersteller aus den alten Mitgliedsländern haben einen Teil ihrer eher arbeitsintensiven Aktivitäten nach Osteuropa verlagert. Auf der anderen Seite ist in Osteuropa die Infrastruktur, um sich günstig und in großem Umfang mit Holz zu versorgen, begrenzt. Investitionen in neue Sägewerksstandorte fallen deshalb zunehmend zugunsten von deutschen Standorten aus33. Amount (in million cubic metres WRME) 1,400 Paper and paperboard Net pulp exports Reconstituted panels Sawnwood, plywood and veneer Other industrial roundwood 1,200 1,000 800 600 400 200 0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Year Abb.10: Holzverwendung nach Produktgruppen für Europa 1969-2020 (Quelle: UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005) Das der EFSOS zugrunde liegende Marktmodell prognostiziert schon im Basisszenario (Fortschreibung der bisherigen Entwicklungen) ein Wachstum des Rohholzbedarfs und des damit verbundenen notwendigen Einschlags34 von 32% in 20 Jahren (200 – 20200). Daraus ergibt sich, dass für die Zeit nach 2020 Versorgungsengpässe entstehen35 – freilich unter der nicht realitätsnahen Annahme, dass sämtliche angenommenen Parameter konstant bleiben und sich die 31 Kangas & Baudin 2003 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 33 IZT (Hrsg.) 2007 34 Kangas & Baudin 2003 35 vgl. hierzu auch die Studie für die Papierindustrie von Nabuurs et al. 2003 32 24 Differenz zwischen Angebot und Nachfrage nicht durch Marktmechanismen bzw. aktives Gegensteuern regelt. Die gemäß der EFSOS vorausgesagte Ausweitung von Angebot, Nachfrage und Handel mit Holz und Holzprodukten erfordert in der Zukunft einen wesentlich höheren absoluten Einschlag. Es wird davon ausgegangen, dass der Nutzungsquotient aus Einschlag und Zuwachs in den europäischen Ländern allgemein deutlich ansteigen wird, ohne allerdings den Wert 1 (100% Abschöpfung des Zuwachses; 2005: 45%) zu erreichen. Der kalkulierte Produktionszuwachs wird jedoch vom potentiellen Rundholz-Vorrat gedeckt werden können, so dass die Nachhaltigkeit der Waldressourcen nicht gefährdet erscheint. Der internationale Handel innerhalb Europas und zwischen Europa und dem Rest der Welt wird nach den Berechnungen der EFSOS-Studie zukünftig zunehmen – auch wenn ein wachsender Konkurrenzdruck gerade durch Plantagenholz der europäischen Holzwirtschaft zu schaffen machen wird, besonders aus Regionen mit großen Gebieten hoch produktiver Holzplantagen (z.B. Ozeanien, Brasilien, China, Indonesien, Thailand), in denen Konkurrenzvorteile wegen niedriger Lohn- und Rohstoffkosten herrschen36. Außenhandels-Situation in Deutschland Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft sind inzwischen intensiv in den internationalen Handel eingebunden und konnte ihre Kapazitäten im Bereich der Holzwirtschaft in den letzten Jahren weiter ausbauen, die zunehmend auch für den Export eingesetzt werden. Der Außenhandel nach Mengen ist sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr kontinuierlich weiter angestiegen – während die Einfuhren jedoch nurmehr schwach zunehmen, wachsen die Exporte weiterhin deutlich [Dieter: Holzbilanzen 2005_6]. Das Volumen liegt für das Jahr 2005 bei ca. 110 Mio. m³ (r) beim Import und ca. 125 Mio. m3 (r) Export. Seit 1999 hat in Deutschland der Export von Holzprodukten stetig zugenommen, so dass Deutschland 2004 zum ersten Mal seit Beginn der Erfassung 1950 ein positives Außenhandelssaldo aufwies. Die seit Jahren zu verzeichnende deutliche Nachfragesteigerung bei der stofflichen Holznutzung in Deutschland verdankt sich mithin nicht einem Anstieg der Binnennachfrage bzw. des inländischen Pro-KopfHolzverbrauchs, sondern ist auf diesen wachsenden Außenhandel der deutschen Holzindustrie zurückzuführen. 36 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 25 Abb. 11: Deutscher Außenhandel mit Holz und Holzprodukten (Thoroe 2007b) 26 Abb. 12: HOLZ und PRODUKTE auf der BASIS HOLZ -Gesamtbilanz und Aussenhandelsbilanz der Bundesrepublik Deutschland (Dieter 2007) Der Außenhandel mit Rohholz ist dabei von geringer Bedeutung: Sowohl unter den Importen als auch den Exporten machen die Halbwaren (Holzhalbwaren, Zellstoff, Holzschliff, Altpapier, Papier und Pappe) mit jeweils über drei Vierteln den größten Anteil aus, gefolgt von den Fertigwaren mit ca. 22%37. Bei der Betrachtung nach Werten dominieren die Fertigwaren den Außenhandel entsprechend dem höheren Verarbeitungsgrad und der damit verbundenen höheren Wertschöpfung38. Ebenfalls nach Werten ist die EU (15) mit jeweils gut 60 % Anteil der wichtigste Handelspartner Deutschlands. Es wird erwartet, dass der Handel mit dem osteuropäischen Raum bzw. Russland mittelfristig deutlich zunimmt. Nach Einschätzung von 37 38 IZT (Hrsg.) 2007 M. Dieter: Holzbilanzen 2002, 2003 und 2004 für die Bundesrepublik Deutschland; Arbeitsbericht des Instituts für Ökonomie 2005 / 3 27 Experten sind Osteuropa und Russland in Zukunft z.B. für den Wohn- und Eigenheimbau wichtige Exportmärkte39. Nach Einschätzungen von Experten aus der Holzwirtschaft, die in einer Delphi-Studie befragt wurden, werden in Zukunft aber vor allem auch die großen Wachstumsmärkte in Asien (China, Indien, Thailand) eine wichtige Rolle als Exportmärkte für Deutschland spielen, ebenso wie weitere asiatische Märkte, die selber nicht über genügend Holzreserven verfügen, um Holzwerkstoffe bzw. Schnittholz zu produzieren (Japan, Arabische Staaten etc.)40. Konkurrenz für die deutsche Holzwirtschaft entsteht vor allem durch die ansteigende Produktion in Osteuropa, Russland und der CIS-Region sowie durch die erwähnten Holzplantagen in Ozeanien, Brasilien und Asien. In Deutschland befürchten die Säger durch die Öffnung im Osten und mit der Inbetriebnahme von ca. 20 dort geplanten größeren Sägewerken in den nächsten beiden Jahren einen zunehmenden Importdruck. Zusammenfassung: Entwicklung des Außenhandels unter globalisierten Bedingungen Kurzbeschreibung & zugrunde liegende Trends Die Globalisierung im Sinne einer Ausweitung der internationalen und interregionalen Handelsbeziehungen (ursächlich verbunden mit technologischen Entwicklungen und sinkenden Kosten bei der Informationsübertragung und im Warenverkehr, aber auch mit politischen Entscheidungen zur Liberalisierung des Finanz-, Waren- und Dienstleistungsverkehrs) ist sehr deutlich auch auf den Holzmärkten zu erkennen. Trotz einer weltweit rückläufigen Waldfläche nimmt der Weltholzverbrauch seit Jahren stetig zu – mengenmäßig von etwa 600 Mio. m3 (r) hat auf etwa 900 Mio. m3 (r) im Jahre 2002 (FAO). Bezogen auf den Wert, nicht die Menge, ist die Dynamik bei Rohholz und Rohholznahen Produkten eher gering – die Fertigwarenbereiche dominieren zunehmend die wertmäßigen Holzhandelsströme. Die einstige Marktdominanz von Westeuropa und Nordamerika hat nachgelassen – v.a. Südostasien und Osteuropa (einschl. Russland) spielen dagegen im internationalen Handel im Holzbereich eine immer stärkere Rolle. Gerade Osteuropa (inkl. Russland) ist (nach einst marginaler Beteiligung am Weltholzhandel) inzwischen zum dominierenden Exporteur auf den Weltrohholzmärkten geworden. Rasch wachsende Importnationen sind Indien und China; Japan hat die Bedeutung der einst führenden asiatischen Importnation eingebüßt. Die deutsche Holzwirtschaft ist intensiv in den internationalen Handel eingebunden. Der Außenhandel nach Mengen ist sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr kontinuierlich weiter angestiegen. Er bezieht sich vornehmlich auf Halbwaren - der Außenhandel mit Rohholz (inkl. Restholz) ist von untergeordneter Bedeutung. Die deutsche Holzindustrie konnte nicht zuletzt dadurch ihre Kapazitäten im Bereich der Holzwirtschaft in den letzten Jahren weiter ausbauen und nutzt diese zunehmend für den Export: Seit 2004 ist ein positives Außenhandelssaldo zu verbuchen. Allein bezogen auf die Energieholzmärkte ist eine Regionalisierung zu beobachten - der Außenhandel mit Holz für die energetische Nutzung aber gewinnt an Bedeutung. Wirkungen auf den Wald 39 40 IZT (Hrsg.) 2007 IZT (Hrsg.) 2007 28 Weitere Belebung des Außenhandels und steigende Bedeutung der ausländischen Nachfrage nach Holzprodukten und Rohholz zieht Anstrengungen zur Ausweitung des Angebots nach sich Wachsender Wettbewerbs-/ Konkurrenzdruck für einheimische Wirtschaft durch ausländische Importe aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Rohstoffkosten (Plantagenwirtschaft) Druck auf weitere Erschließung/ Mobilisierung der vorhandenen inländischen Rohholzreserven (wenig/ nicht genutzte Waldflächen) Bestrebungen in Richtung der Förderung von stärker an der Holznutzung orientierten Waldbewirtschaftungskonzepten evtl. Segregationsbestrebungen (Unterscheidung von Waldnutzungstypen: Nutzungswälder vs. Schutz-/ Erholungswälder) evtl. Bestrebung in Richtung der Förderung von Schnellwuchsplantagen zur Steigerung des verfügbaren Holzpotenzials (stofflich/ energetisch) Unsicherheiten Unverändertes Wachstum der Schwellenländer (Investitionsquoten, Handelsliberalisierungen, „Humankapital“) & damit Erhalt der Absatzmärkte für deutsche Exportprodukte? Gleich bleibende Rahmenbedingungen des internationalen Handels? Erhalt der Konkurrenzfähigkeit deutscher Holzindustrie auf Auslandsmärkten (Konkurrenz durch Importe aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Rohstoffkosten) durch Innovationen (Produkt & Produktionsprozesse) ? Trendbrüche/ Störereignisse: Weltwirtschaftskrise (Ölpreisanstieg/ Ölkrise; US-Verschuldung) Weltpolitische Krisen/ politische/ wirtschaftliche Krisen in bislang dynamischen Regionen (Asien, U.S.A.; Osteuropa) 29 2.3 : Strukturwandel der Holzindustrie Im Vergleich mit anderen konkurrierenden Wirtschaftszweigen (Stahl, Zement) war für die Holzindustrie in der Vergangenheit eine starke Fragmentierung in sehr viele Kleinunternehmen kennzeichnend. Insgesamt tragen die fragmentierten Industrie- und Vertriebsstrukturen auf den meisten Holzmärkten zu einer schwachen Marktketteneffizienz, mangelnden Konkurrenzfähigkeit und –in der Konsequenz- zu schwachem Konsum von Holzprodukten bei41. In der Holzwirtschaft hat jedoch weltweit, verstärkt seit den 1990er-Jahren, ein erheblicher Konzentrations- und Integrationsprozess stattgefunden, der sich in Europa und Nordamerika gleichermaßen ausgeprägt beobachten lässt.42. Dieser ist z.B. sichtbar an der stark gestiegenen Zahl von Firmenfusionen und –akquisitionen. Mit einer weiteren Internationalisierung der Märkte und der für Wirtschaftsunternehmen damit verbundenen Notwendigkeit, in globalen Märkten wettbewerbsfähig zu sein, hängt auch der Strukturwandel in der Forst- und Holzbranche zusammen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich der Konsolidierungstrend bei der holzverarbeitenden und holzproduzierenden Industrie fortsetzt43. In Deutschland lässt sich die Strukturentwicklung in der Holz – und Sägeindustrie vor allem seit der Jahrtausendwende als Konzentrationsprozess beschreiben44, der durch eine Schrumpfung der Anzahl kleiner und vor allem mittlerer Betriebe und ihrem Anteil am Kapazitäts- bzw. Verarbeitungsvolumen gekennzeichnet ist. Umgekehrt lassen sich zunehmende Betriebsgrößen der Großbetriebe erkennen, deren Anteil am Verarbeitungsvolumen (z.B. Jahreseinschnittsvolumen) deutlich gewachsen ist. Als Gründe für diese Entwicklung werden ein durch wachsende Konkurrenz auf internationalen Märkten (wachsender Exportmarkt, wachsende Importe) entstandener Druck zur Erhöhung der Kapazitäten und zur technischen Modernisierung genannt, was mit beträchtlichen Investitionen bzw. wachsendem Kapitalbedarf bei der Finanzierung von Anlagen verbunden ist. Treiber für diese Veränderung sind die Globalisierung, Konkurrenz durch andere Werkstoffe, Kooperationen mit anderen Industrien, Verteilungs- und Konkurrenzkämpfe zwischen Säge- und Holzwerkstoffindustrie, neue Unternehmensstrukturen und Markteintritt ausländischer Investoren sowie die Verlagerung der Holz- und Möbelindustrie ins Ausland45. Neben dem Konzentrationsprozess ist eine Nischenbildung zu beobachten: Neben großen Unternehmen mit tendenziell ausgeweiteter Angebotspalette halten sich kleinere und mittlere Betriebe, deren Strategie beim Angebot von qualitativ hochwertigen Nischenprodukten liegt. Das Ergebnis ist eine Polarisation: Immer größeren Unternehmen mit wachsender Angebotspalette stehen also eine Vielzahl kleiner, regional bzw. auf Nischenmärkten erfolgreicher Betriebe gegenüber. Über 90% der in einer Expertenbefragung konsultierten Branchenvertreter rechnen auch in der Zukunft bis über das Jahr 2020 hinaus mit einer weiteren Konzentration in der Holzindustrie und der Ausdifferenzierung in Global Player und Nischenanbieter46. 41 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 timwood (Hrsg)) 2004: Roadmap 2010 43 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 44 Sörgel & Mantau 2006 45 IZT (Hrsg.) 2007 46 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 42 30 Einer Zukunftsstudie der CEI-BOIS zufolge47 geht die auch in der Zukunft fortschreitende Polarisierung auf europäischer Ebene in Richtung der Ausbildung zweier unterschiedlicher Unternehmenstypen: Typ A) Global bzw. pan-europäische agierende Unternehmen: • Produktionsstandorte siedeln sich an Standorten mit den weltweit/ europaweit günstigsten Produktionsbedingungen an • die Produktpalette umfasst ein sehr breites Spektrum von Holzprodukten und Systemlösungen • Marketing und Vertrieb sind global/ auf ganz Europa ausgerichtet • ergänzende Produkte werden von Zulieferern angekauft • für Forschung und Entwicklung werden eigene Ressourcen bereitgestellt • Entwicklung von Marken steht im Vordergrund. Typ B) Nischenorientierte Unternehmen: • gekennzeichnet Kundentyp etc. durch klar umrissene Standorte, Produktangebote, Qualitäten, • hoher Grad der Kundenbindung, Spezialisierung und Produktentwicklung • hoher Grad von Wertschöpfung und Kunden- und Serviceorientierung • bestehende Kooperationen mit größeren Unternehmen, deren Marketings- und Vertriebsstrukturen mitbenutzt werden können Strukturwandel der deutschen Holzindustrie Nach Einschätzung von Experten aus der Forst- und Holzwirtschaft, die in einer Delphi-Analyse befragt worden sind48, sind zukünftig folgende Auswirkungen zu erwarten: • • • • 47 48 Sägeindustrie und die Holzwerkstoffindustrie werden entgegen dem allgemeinen Trend in der deutschen Industrie ihre Wertschöpfung steigern und ihre Fertigungstiefe erhöhen und für ihre Kunden zunehmend veredelte Produkte anbieten. Mehr als ¾ aller Experten sehen diese Entwicklung. Von den zum Zeitpunkt der Befragung ca. 250 Nadelholzsägewerken mit einem Einschnitt größer als 20.000 fm werden nach Einschätzung der Experten bis zum Jahr 2020 noch 50 bis 100 übrig bleiben. Darunter wird es einige Großsägewerke geben, die sich zu Holzindustriekomplexen mit mehreren Fertigungsstufen und einer hohen Wertschöpfung entwickelt haben (Holzkombinate). Über 70% der Experten erwarten im Bauwesen ein starkes Verdrängen von Produkten der Sägeindustrie durch Produkte der Holzwerkstoffindustrie – mit erheblichen Auswirkungen auf die deutsche Sägeindustrie, insbesondere für die Betriebe, die aufgrund ihrer Größe nicht in den Export ausweichen können. Experten aus dem Bereich des Holzbaus sind der Ansicht, dass sich in Deutschland ein Generalversorger (General Supplier) für den Holzbaubereich herausbilden wird. Ein Generalversorger kann ein Unternehmen aus der Holzindustrie sein, das seine Bauprodukte verkauft und passgenau liefert, darüber hinaus aber noch weitere CEI-Bois (Hrsg.) 2000 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 31 • • • • • • Dienstleistungen anbietet (Projektplanung, Detailplanung, statische Berechnungen, evt. Finanzierungsdienstleistungen49. Im Laubholzbereich erwarten die befragten Experten zunehmend standardisierte Produkte in größerer Fertigungstiefe. Ihrer Einschätzung zufolge werden bis 2020 neben einigen Nischenanbietern ca. fünf Laubholzsägewerke in Deutschland existieren, die in größeren Produktionsstätten jeweils ein normiertes Produkt herstellen. In der Holzwerkstoffindustrie findet zurzeit ein Verdrängungswettbewerb statt. Für die Zeit ab 2012 wird in Zusammenhang mit einem erwarteten Nachlassen der Nachfrage im Baumarkt eine zweite Verdrängungswelle erwartet, aus der bis 2020 in Mitteleuropa zwei bis vier Global Player hervorgehen, die weltweit lokale Produktionseinheiten betreiben. Daneben werden nach Expertenmeinung weiterhin zahlreiche Nischenanbieter (Spezialprodukte: Akustikplatten o.ä.) existieren. Es wird erwartet, dass die Holzwerkstoffindustrie stärker in den traditionellen Verwendungsbereich des Massivholzes, den Baubereich, eindringt (Trend „Vom Stab zur Fläche“ d.h. von stabförmigen Bauprodukten wie Schnittholz oder Brettschichtholz zu plattenförmigen Werkstoffen wie OSB). Bis 2020 wird ein Rückgang der Zahl der Zimmereien sowie von Betrieben des handwerklichen Holzbaus der Betriebe auf ca. ein Drittel des heutigen Bestands erwartet. Des Weiteren wird eine zunehmende Entwicklung hin zu reinen Montagebetrieben ohne eigene Werkstatt erwartet. Experten sprechen davon, dass die deutsche Möbelindustrie den Weg der Textil- und Bekleidungsindustrie gehen wird und in den nächsten Jahren mit ihren Produktionsstätten verstärkt abwandert an Standorte mit günstigeren Produktionsfaktoren. Bezüglich der Zukunft der Möbelindustrie in Deutschland sind die meisten der Experten pessimistisch: Sie sprechen von einem Rückgang der Kapazitäten in Deutschland bis 2020 auf die Hälfte. Bis 2020 werden in der Fertighausindustrie laut Expertenmeinung aus einem anhaltenden Konzentrationsprozess einige wenige Betriebe übrig bleiben, die als Komplettanbieter auftreten und alle Preissegmente abdecken. Die Holzindustrie wird sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Dazu wird nach Ansicht fast aller Experten in der Regel nicht der Holzhandel und der Transport gehören, der – so wird erwartet- Spezialisten überlassen bleibt. Die traditionellen Handelswege des Holzfachhandels bleiben nach Meinung der Experten bis 2020 erhalten. Dieser Handel wird sich zunehmend spezialisieren und versuchen, sich vom Baumarkt abzugrenzen. Die in den letzten Jahren stark expandierten Großunternehmen der Holzindustrie stoßen aufgrund ihrer aufgebauten großen Verarbeitungskapazitäten an ihren bisherigen Standorten oftmals an ihre Grenzen: In den nächsten Jahren sind daher aus Expertensicht weitere Produktionsverlagerungen hin zu den Rohstoffen bzw. Neugründungen notwendig50. Glaubt man dabei der von der Holzindustrie oft geäußerten Klage über eine in der Zukunft verstärkte Verknappung des Gutes Holz in Deutschland, so wird sich auch diese im Sinne eines weiteren Konzentrationsprozesses auf die Wertschöpfungskette Wald und Holz auswirken. Bis 2012 wird es nach Ansicht von Experten Firmenübernahmen aus den USA geben51. Da sich Versuche, auf den amerikanischen Märkten erfolgreiche Konzepte auf den deutschen Markt zu übertragen, in der Vergangenheit nicht bewährt haben, werden in der Erwartung von Experten die amerikanischen Investoren in Zukunft den Marktzugang vermehrt über Käufe bzw. 49 IZT (Hrsg.) 2007 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 51 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004?? Holzwende?? 50 32 Übernahmen versuchen52. Für den Zeitraum zwischen 2015 und 2020 erwarten Experten, dass auch Investoren aus Fernost in Zentraleuropa investieren und Firmen übernehmen, da in Asien wie im Falle der Investoren aus den USA, noch der Zugang zum mitteleuropäischen Markt fehlt. Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Produktionsstandorte in Fernost auf einem solchen Qualitätsniveau sein, dass sie den europäischen Markt beliefern können. Denkbar erscheint den befragten Fachleuten, dass es sich dabei auch um strategische Investoren aus anderen Bereichen handeln, z.B. aus der Elektroindustrie. Kooperationsformen Die Alternative zu Großunternehmen mit möglichst vollständiger Produktpalette wird in der Integration bislang fragmentierter Industrie- und Vertriebsstrukturen durch Allianzen, Kooperationen & Netzwerke z.B. zwischen Holzwerkstoffindustrie und Sägeindustrie gesehen, in denen Produktentwicklung, –herstellung und -lieferung gemeinsam bzw. gebündelt geschieht und die Markteffizienz und Konkurrenzfähigkeit der Partner im Vergleich zu Konkurrenzbranchen steigern soll. Die Erwartungen gegenüber den neuen Akteurskonstellationen und Strukturen gehen dahin, dass diese sowohl den Anforderungen der globalisierten Wirtschaft gerecht werden (Erhöhung der internationalen Konkurrenzfähigkeit), als auch die Vorteile regionaler Verankerung nutzen können (räumliche Nähe der verschiedenen Netzwerkpartner, gemeinsame Nutzung vorhandener Infrastrukturen, gemeinsame Arbeitskultur, Kundennähe). Besondere Bedeutung wird von Experten vor allem betriebs-, brachen- und sektorenübergreifend arbeitenden regionalen Forst-Holz-Ketten und Holzclustern beigemessen, wie sie derzeit europaweit im Entstehen sind (z.B. Clusterinitiativen, Zusammenschlüsse kleiner Anbieter, um ihre Marktposition zu stärken & Infrastruktur gemeinsam zu nutzen; Entstehung großer integrierter Forst-Holz-Standorte, die von der Waldpflege über das Sägewerk, Faserplattenproduktion bis zur Laminatherstellung die gesamte Wertschöpfungskette abdecken): Den von der Abnehmerseite (Industrie wie auch Handel) formulierten Anforderungen nach einheitlicheren Angebots- und Vertriebsstrukturen sollen neben Großunternehmen mit vollständiger Produktpalette auch Kooperationen gerecht werden können, die dasselbe leisten können und die traditionelle Forst-Holz-Marktkette ergänzen bzw. ersetzen. Für die Zukunft erwarten die Fachleute auch Kooperationen im Bereich der Produktentwicklung – etwa zwischen Holzwerkstoffindustrie und Sägeindustrie, um gemeinsam Produkte zu entwickeln und herzustellen53. Auch Einkaufskooperationen oder Kooperationen zur Markterschließung im Ausland werden angesprochen. Durch den wachsenden Kapitalbedarf für moderne Produktionsanlagen sehen einige Experten auch im Produktionsbereich die Möglichkeit und auch die Notwendigkeit, zu kooperieren. Auf der anderen Seite halten es die Experten für fraglich, ob solche Kooperationen gelingen werden. Während Experten aus dem Sägewerksbereich im Hinblick auf Kooperationen von „mentalen Bremsen“ der Sägewerker54 und Volz mit Blick auf Kooperationen zwischen Forstund Holzindustrie gar vom „Kampf der Kulturen“ spricht55, so sind damit brancheninterne Zweifel an der Realisierung ambitionierter neuartiger Kooperationsansätze benannt. Andererseits ergibt sich das Denken und Handeln in Marktketten und Branchenclustern als nahezu zwangläufige Folge aus den veränderten, globalisierten Marktbedingungen und dem damit verbundenen gewachsenen Anforderungen an die Wettbewerbsfähigkeit56. An einem bestimmten Punkt werden nach Aussage einiger Experten die wirtschaftlichen Notwendigkeiten zur Kooperation so groß, dass es zu Kooperationen kommen wird. Auch der in den Unternehmen 52 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 54 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 55 Volz, K.-R. 2002 56 Schanz 2007 53 33 teilweise anstehende Generationswechsel könnte hier einen Bewusstseinswandel in den Unternehmen bewirken57. 63% der Experten erwarten für das Jahre 2020, dass fast alle Unternehmen in Deutschland in Kooperationen und Netzwerken arbeiten. Angesichts der Bedeutung, die die Experten diesem Thema zusprechen, ist dies eine relativ geringe Zustimmung. Technologieentwicklung (vgl. hierzu ausführlicher das Basispapier: Moser, Karl, K.M. Consulting (2007): Stoffliche Verwertung von Holz) Eine besondere Rolle für die Entwicklung der Strukturen im Bereich der Holz- und Sägeindustrie spielt die zukünftige Technologieentwicklung, die als eigenständig wirksamer Entwicklungsfaktor gesehen werden kann: Die Forschung befasst sich in großem Umfang mit vielfältigen Möglichkeiten, den Baustoff Holz zu optimieren und neue Anwendungsfelder durch Innovationen zu erschließen. Die Innovationen betreffen dabei sowohl die Optimierung von Fertigungsprozessen, als auch Entwicklung neuer Produkte bzw. neuer Einsatzgebiete für Holz und Holzwerkstoffe. Dabei werden Verfahren zur chemischen Modifikation des Holzes, die Entwicklung hybrider Werkstoffe (Verbundwerkstoffe: Kombination von Holz mit anderen Materialien), der Einsatz von neuen Technologien zu Modifikation klassischer Holzeigenschaften oder die Weiterentwicklung von Systemlösungen eine Rolle spielen. Es wird erwartet, dass der Trend zu hybriden Werkstoffen und Konstruktionen die Anwendungsmöglichkeiten für Holz zukünftig ganz erheblich erweitern (Trend zur „Ent-Naturierung“ des Baustoffs Holz)58. Es ist zu erwarten, dass die mit erheblichen Investitionen verbundenen Technologieentwicklungen zu neuen Kooperationen mit der Kunststoff- bzw. chemischen Industrie im Bereich der Produktentwicklung, aber auch Produktion führen werden, so dass hier Impulse für einen Strukturwandel der Holzindustrie bestehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich durch die Entwicklungen im Bereich der Technologie die Struktur der bisherigen Holzindustrie gänzlich wandelt und vollkommen neue Produktionsbereiche und Unternehmen entstehen. Zusammenfassung: Strukturwandel der Holzindustrie Wenn von dem seit der Jahrtausendwende zu beobachtenden Strukturwandel in der Säge- und Holzindustrie die Rede ist, wird zuallererst ein Konzentrationsprozess beschrieben, dem auf der anderen Seite eine zunehmende Nischenbildung gegenübersteht. Der Konzentrationsprozess ist durch eine Schrumpfung der Anzahl kleiner und mittlerer Betriebe und ihrem Anteil am Kapazitäts- bzw. Verarbeitungsvolumen gekennzeichnet bzw. durch zunehmende Betriebsgrößen der Großbetriebe, deren Anteil am Verarbeitungsvolumen (z.B. Jahreseinschnittsvolumen) deutlich gewachsen ist. Gleichzeitig hat sich tendenziell die Angebotspalette der Großbetriebe ausgeweitet. Auf der anderen Seite halten sich kleinere und mittlere Betriebe, deren Strategie beim Angebot von Nischenprodukten liegt. Immer größeren Unternehmen mit wachsender Angebotspalette stehen also eine Vielzahl kleiner, regional bzw. auf Nischenmärkten erfolgreicher Betriebe gegenüber. Von Experten wird eine Fortsetzung des Trends (Konzentration in der 57 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 Für eine ausführliche Darstellung der erwarteten Trends im Bereich Innovationen und der erwartbaren Auswirkungen auf die Forst- und Holzbranche siehe IZT (Hrsg.) 2007 sowie das Basispapier von Moser, Karl, K.M. Consulting (2007): Stoffliche Verwertung von Holz 58 34 Holzindustrie und der Ausdifferenzierung in Global Player und Nischenanbieter) bis über das Jahr 2020 hinaus vorausgesagt. Als Gründe für diese Entwicklung werden ein durch wachsende Konkurrenz auf internationalen Märkten (wachsender Exportmarkt, wachsende Importe) entstandener Druck zur Erhöhung der Kapazitäten und zur technischen Modernisierung genannt, was mit beträchtlichen Investitionen bzw. wachsendem Kapitalbedarf bei der Finanzierung von Anlagen verbunden ist. Die Alternative zu Großunternehmen mit möglichst vollständiger Produktpalette wird in der Integration bislang fragmentierter Industrie- und Vertriebsstrukturen durch Allianzen, Kooperationen & Netzwerke z.B. zwischen Holzwerkstoffindustrie und Sägeindustrie gesehen, in denen Produktentwicklung, –herstellung und -lieferung gemeinsam bzw. gebündelt geschieht und die Markteffizienz und Konkurrenzfähigkeit der Partner im Vergleich zu Konkurrenzbranchen steigern soll. Zugrunde liegende Trends Konzentrationsprozess in der deutschen Säge- und Holzindustrie In Deutschland lässt sich die Strukturentwicklung in der Holz – und Sägeindustrie vor allem seit der Jahrtausendwende als Konzentrationsprozess beschreiben, der durch eine Schrumpfung der Anzahl kleiner und vor allem mittlerer Betriebe gekennzeichnet ist. Der Anteil, den kleinere und mittlere Betriebe am Kapazitäts- bzw. Verarbeitungsvolumen einnehmen, ist dabei in den letzten 10 Jahren deutlich gesunken. Umgekehrt lassen sich zunehmende Betriebsgrößen der Großbetriebe (über 100.000fm Jahrteseinschnitt) erkennen, deren Anteil am Verarbeitungsvolumen (z.B. Jahreseinschnittsvolumen) deutlich gewachsen ist. Obwohl die Zahl der Betriebe zurückgegangen ist, hat sich der Einschnitt im Vergleichszeitraum erhöht. Vor allem in der Holzwerkstoffindustrie findet zurzeit ein Verdrängungswettbewerb statt, der sich nach Meinung von Experten auch in der Zukunft fortsetzen wird: Neben wenigen Global Playern, die weltweit lokale Produktionseinheiten betreiben, werden nach Expertenmeinung weiterhin zahlreiche Nischenanbieter (Spezialprodukte: Akustikplatten o.ä.) existieren. Zunahme der Verarbeitungskapazitäten & deutsche Beteiligungen auf Exportmärkten Das durchschnittliches Verarbeitungsvolumen je Betrieb hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Als Gründe für diese Entwicklung werden ein durch wachsende Konkurrenz auf internationalen Märkten (wachsender Exportmarkt, wachsende Importe) entstandener Druck zur Erhöhung der Kapazitäten und zur technischen Modernisierung genannt, was mit beträchtlichen Investitionen bzw. wachsendem Kapitalbedarf bei der Finanzierung von Anlagen verbunden ist. Treiber für diese Veränderung sind die Globalisierung, Konkurrenz durch andere Werkstoffe, Kooperationen mit anderen Industrien, Verteilungs- und Konkurrenzkämpfe zwischen Säge- und Holzwerkstoffindustrie, neue Unternehmensstrukturen und Markteintritt ausländischer Investoren sowie die Verlagerung der Holz- und Möbelindustrie ins Ausland. Die in den letzten Jahren stark expandierten Großunternehmen der Holzindustrie stoßen aufgrund ihrer aufgebauten großen Verarbeitungskapazitäten an ihren bisherigen Standorten oftmals an ihre Grenzen: In den nächsten Jahren sind daher aus Expertensicht Produktionsverlagerungen hin zu den Rohstoffen bzw. Neugründungen notwendig. Ausländische und branchenfremde Direktinvestitionen Auch für die Branche der Holzindustrie kann erwartet werden, dass es zukünftig zu ausländischen Direktinvestitionen kommen wird bzw. ausländische Unternehmen über Käufe bzw. Übernahmen versuchen, Zugang zum deutschen Markt zu bekommen: Nach Erwartung von Experten werden zunächst amerikanische Unternehmen, in der Folge auch Investoren aus Fernost in Zentraleuropa investieren und Firmen übernehmen, da in Asien wie im Falle der Investoren aus den USA, noch der Zugang zum mitteleuropäischen Markt fehlt. Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Produktionsstandorte in Fernost auf einem solchen Qualitätsniveau sein, dass sie den europäischen Markt beliefern können. Denkbar erscheint den befragten Fachleuten, 35 dass es sich dabei auch um strategische Investoren aus anderen Bereichen handeln, z.B. aus der Elektroindustrie. Wandel der traditionellen Holzindustrie durch Innovationen bei Produkten und Produktionsformen Im Rahmen der Trendentwicklung in der Holzwerkstoffindustrie weg von der traditionell starken Verwendung von Massivholz bzw. stabförmigen Bauprodukten wie Schnittholz oder Brettschichtholz hin zu plattenförmigen Werkstoffen wie OSB („Vom Stab zur Fläche“) und vor allem vor dem Hintergrund von Innovationen (Entstehung zahlreicher neuer hybrider Produkte bzw. neuer Einsatzgebiete für Holz und Holzwerkstoffe) zeichnet sich auch ein Wandel der traditionellen Strukturen und Unternehmensformen der Holzindustrie ab. Angesprochen sind Verfahren zur chemischen Modifikation des Holzes, die Entwicklung hybrider Werkstoffe (Verbundwerkstoffe: Kombination von Holz mit anderen Materialien), der Einsatz von neuen Technologien zu Modifikation klassischer Holzeigenschaften oder die Weiterentwicklung von Systemlösungen, was die Anwendungsmöglichkeiten für Holz zukünftig ganz erheblich erweitern kann (Trend zur „Ent-Naturierung“ des Baustoffs Holz). Es ist zu erwarten, dass die mit erheblichen Investitionen verbundenen Technologieentwicklungen zu neuen Kooperationen mit der Kunststoff- bzw. chemischen Industrie im Bereich der Produktentwicklung, aber auch Produktion führen werden, so dass hier Impulse für einen Strukturwandel der Holzindustrie bestehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich durch die Entwicklungen im Bereich der Technologie die Struktur der bisherigen Holzindustrie gänzlich wandelt und vollkommen neue Produktionsbereiche und Unternehmen entstehen. Unsicherheiten Entwicklung der Produktionsstandorte im noch nicht konkurrenzfähigen Ausland (Osteuropa, Ostasien) Mittelfristige Entwicklung im Bereich Auslandsinvestitionen (z.B. Fernost, U.S.A.) in Deutschland erfolgreiche Kooperationsbemühungen im Forst- und Holzsektor (Cluster, Wertketten) Entwicklung der Marktketten-Governance 36 2.4 : Verfügbarkeit von Rohholz Bisherige Holzvorrats- & Waldflächenentwicklung: Global & Europa Die bereits in der Vorvergangenheit zu beobachtende Trend des weltweiten Waldflächenverlusts hat sich trotz leichte Verlangsamung in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau fortgesetzt (Waldflächenverlust 13.1 mio. ha/ Jahr 1990–2000; 12.9 mio ha/ Jahr 2000–2005; NettoWaldflächenverlust: 8,1 mio. ha/ Jahr 1990 – 2000; 7,9 mio ha/ Jahr 2000-2005 ) und entspricht jährlich ca. 0,2 %. Der Verlust an Waldfläche konzentriert sich vor allem auf die Tropen, wobei Südamerika und Afrika den größten Anteil besitzen. Brasilien und Indonesien die Staaten mit dem größten Waldflächenverlust. Abb 13: Nettobilanz der Waldflächenentwicklung nach Regionen 1990 – 2005 (FAO 2006) Die Gründe dafür liegen zuallererst in der Umwandlung von Wald- in Agrarflächen (Weideland und Plantagen für den Anbau von Cash Crops für den Export; 96%), aber auch Rodungen infolge von Holzernte und der Ausbau von Infrastruktur (Straßen, Schienen, Siedlungen, Minen, Ölfelder, Dämme) spielen eine Rolle59. In einigen Ländern gibt es jedoch auch Anstrengungen, die Waldfläche zu erhöhen: Besonders in China hat sich als Ergebnis eines landesweiten Aufforstungsprogramms die Waldfläche in den letzten Jahren um durchschnittlich 4 Mio. Hektar pro Jahr erhöht. 59 FAO 2006 37 Im Vergleich zur tropischen und subtropischen Zone weist die boreale Zone eine ausgeglichene Waldflächenbilanz auf. Besonders in Europa ist ein Anstieg von Waldfläche infolge von Aufforstungen und natürlicher Wiederbewaldung zu verzeichnen. So hat sich die Waldfläche seit 1980 insgesamt um mehr als 3% vergrößert, davon in Westeuropa um mehr als 8%, in Osteuropa um nahezu 5%%60. Gleichzeitig sind Holzvorrat und Zuwachs seit 1950 deutlich angestiegen: der Vorrat um ca. 17%, der jährliche Zuwachs um 33% zu61. Der Zuwachs in Europas Wäldern ist dabei größer als der jährliche Einschlag – die Lücke zwischen Zuwachs und Nutzung hat dabei seit 1960 beständig zugenommen. Abb. 14: Einschlag im Verhältnis zum Zuwachs in ausgewählten europäischen Regionen zwischen 1961 und 2000 (Quelle: UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005) Im Jahr 2000 betrug der Anteil der Nutzung am Zuwachs in Osteuropa ca. 70%, in Westeuropa ca. 75% - in der russischen Föderation jedoch lediglich 25 %.62. Im Jahr 2000 wurden in Europa rund 45 % des jährlichen Zuwachses geerntet – glaubt man den Nutzungs-Voraussagen, so wird der Anteil jedoch zukünftig zunehmen. Der Durchschnittszuwachs in Europa wird weiterhin zunehmen in den nächsten 20 Jahren, sich aber verlangsamen bis 2020. Einige Studien legen einen Produktivitätszuwachs forstl. Standorte nahe, die einen weiteren zukünftigen Zuwachsanstieg wahrscheinlich werden ließen63. Für Europa wird auf der Basis von ökonometrischen Berechnungen im Rahmen der European Forst Sector Outlook Study (EFSOS) ein auch in den kommenden zwei Dekaden anhaltender Vorratsaufbau erwartet – dies sowohl im sog. „Baseline scenario“ (Fortschreibung der bisherigen Entwicklung und aller zentralen Variablen: keine realen Preissteigerung, Fortschreibung der Angebots- und Nachfragetrends), als auch im „Integration scenario“ (das eine raschere wirtschaftliche Integration und Martktliberalisierung entwirft, von höheren Wachstumsraten ausgeht und einen höheren Grad der Nutzung des erwartbaren Zuwachses voraussetzt; vgl. Abb. 15 & 16). 60 FAOstat UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 62 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 63 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 61 38 160 Baseline scenario Integration scenario 9.7 120 9.3 9.2 19.0 3 Growing stock (in billion m o.b.) 140 8.6 100 8.6 17.9 16.2 17.6 9.3 18.3 16.1 80 60 94.4 100.7 2010 2020 83.8 40 83.8 92.9 97.0 2010 2020 20 0 2000 CIS countries Abb. 15: 2000 Western Europe Eastern Europe Holzvorratsentwicklung in Europa 2000-2020 in zwei unterschiedlichen Szenarien, (UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005) Fellings as a proportion of annual increment 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% Baseline scenario Integration scenario 0% 2000 CIS countries Abb. 16: 2010 2020 2000 Western Europe 2010 2020 Eastern Europe Prognostizierter Nutzungsgrad (prozentualer Anteil des Einschlags am Zuwachs) 2000-2020 in zwei unterschiedlichen Szenarien, (UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 ) Die Differenz zwischen Nutzung und Zuwachs sowie die erwartete Zuwachsanstieg führen in Europa zu einem signifikanten Aufbau der Holzvorräte in den nächsten zwei Dekaden. Dies 39 bietet eine Reihe von theoretischen Möglichkeiten für zukünftige Nutzungssteigerungen. Die der Holznutzung zur Verfügung stehende Fläche kann sich wegen anderer Nutzungsansprüche (Biodiversitätsschutz, Erholung, Schutzfunktionen (Wasser, Klima etc.)) jedoch zukünftig auch verringern64 Allerdings wird die in der EFSOS vorausgesagte deutliche Ausweitung von Verbrauch, Produktion und Handel einen europaweit deutlich höheren Einschlag erforderlich machen – insgesamt wird zwischen 2000 und 2020 eine Steigerung um 40% vorausgesagt, der vor allem durch die CIS-Staaten getragen werden muss65. Abb. 17: Trends und Hochrechnungen für die Verbrauch und Produktion von Rundholz für verschiedene Regionen in Europa gemäß dem Basisszenario (Quelle: UNECE/ FAO 2005) Künftige Holzvorrats- & Waldflächenentwicklung: Global & Europa Trotz weltweit abnehmender Waldfläche aufgrund von Rodungen nimmt der Weltholzverbrauch weiterhin zu (s.o.). Dem Verlust an Waldflächen steht dabei eine starke Zunahme mit extrem produktiven Plantagen gegenüber, aus denen ein immer größerer Anteil der weltweiten Rohholzproduktion stammt: Auf unter 10% der Fläche werden heute bereits ca. 40 % des Weltholzbedarfs abgedeckt. Von 1990 bis 2000 stieg die Holzplantagenfläche jährlich um ca. 2 Mio. ha, von 2000 bis 2005 um etwa 2,5 Mio. ha.66 Da auf degradierten Flächen ein erhebliches Flächenpotential besteht, wird sich dieser Anteil zukünftig weiterhin erhöhen - die Ausweitung der Plantagenflächen lässt weltweit weiterhin ein zunehmendes Rohholzangebot erwarten. Das Rohholzangebot aus Plantagen wird sich weiterhin erhöhen – 2010 rechnet man damit, dass ca. 27% des zukünftigen Rundholzes aus Plantagen stammen67 Es ist davon auszugehen, dass Holz aus Plantagenwirtschaft aus Ländern mit niedrigen Lohnund Rohstoffkosten zukünftig auf dem Weltmarkt einen erheblichen Konkurrenzdruck für die deutsche Exportwirtschaft erzeugen wird. 64 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 66 Thoroe 2007 http://www.waldbesitzerverbaende.de/Prof_Thoroe_IGW_Fachseminar_2007.pdf 67 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 65 40 Global gesehen werden in Zukunft folgende Entwicklungen mit Auswirkungen auf die Versorgung der Weltholzmärkte erwartet68: • Aufforstungen v.a. in Südamerika & Ozeanien haben ein Holzangebot geschaffen, das bei vergleichsweise kostengünstiger Ernte Rohstoff für verschiedenste Holzprodukte und Papier liefern – hier nimmt das Investitionsinteresse für große Forstunternehmen zu69. • Parallel zu den Aufforstungen jüngeren Datums ist mit Russland/ Osteuropa ein neues Rohholzangebot entstanden, das zukünftig ausgeschöpft werden wird. • Gegenüber der Angebotssituation muss mit einem wachsenden regionalen Rohholzmangel in Süd- und Ostasien –insbesondere China – gerechnet werden. Grundsätzlich jedoch ist nicht davon auszugehen, dass die Welt insgesamt kurz- und mittelfristig unter einer Rohholzknappheit leiden wird. • Waldverluste werden sich auch in Zukunft fortsetzen, in den Tropen wird ein weiterer Wandel von Primär- zu Sekundärwäldern erwartet. • Einige wenige Gebiete werden aus der Produktion genommen aus Umweltschutzgesichtspunkten: durch Verbot der Holznutzung oder durch Umwandlung in Nationalparke etc. • Es ist denkbar , dass sich zumindest regional im Zuge der zunehmenden Implementation des Sustainable Forest Management (SFM)-Ansatzes die Ernte- und Bewirtschaftungsverfahren ändern und zu einer Verringerung des zukünftigen Holzangebotes beitragen. • Auf der Nachfrageseite wird der Einfluss der Schwellenländer aufgrund des dort wachsenden Konsums wachsen. Gleichzeitig wird dort auch der Bedarf an anderen Waldfunktionen wachsen – und dies das zur Verfügung stehende Holzangebot beeinflussen. Zwischen den Anforderungen der Marktnachfrage und politischen Zielen z.B. des SFM-Ansatzes sind Konflikte zu erwarten. • Der inter-regionale Handel mit Holz und Holzprodukten wird wachsen. • Der wachsende internationale Handel in Kombination mit Schwankungen der Holz- & Holzproduktionskosten wird einen Verdrängungswettbewerb anstoßen, der vor allem die bislang auf am Markt dominierende holzverarbeitende Industrie in Europa betrifft. Im Rahmen der vorliegenden Studien wird allgemein betont, dass sich der Rundholzbedarf im Rahmen des biologischen Produktionspotentials bewegt- das globale Holzaufkommen wird die Nachfrage an Industrie- und Brennholz weiterhin decken können. Die Berechnungen betonen aber einen großen Unsicherheitsfaktor und in einzelnen Regionen (Afrika and Asien) könnte die zukünftige Nachfrage bis an das nachhaltig nutzbare Potentials heranreichen bzw. dieses überschreiten70. Zukünftiges Rohholzangebot in Deutschland Auch in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten der Holzvorrat ständig gestiegen: zwischen 1987 und 2002 allein um 17 % - auf den Hektar bezogen sind die Holzvorräte im selben Zeitraum durchschnittlich um 55m3 angestiegen. Der Zuwachs im Durchschnitt aller Baumarten im Hauptbestand zwischen 1987 und 2002 betrug in den alten Bundesländern 12,1 Vfm / ha * Jahr (19m3/ha * Jahr bei Ndh 40-60 Jahre). Im gleichen Zeitraum wurden pro Jahr durchschnittlich 8,3 Vorratsfestmeter Holz je Hektar in den alten Ländern geerntet - die BWI2 weist für die alten Länder im Zeitraum 1987 bis 2002 eine Nutzung von rund 50 Mio. Erntefestmeter/Jahr aus. Einem jährlichen Zuwachs von rund 95 Mio. m³ stehen 67 Mio. m³ 68 FAO (Hrsg.) 1999 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 70 FAO (Hrsg.) 1999 69 41 Abgang gegenüber. Der Zuwachs übersteigt den Abgang um 39 % - mit 29 % des Zuwachses wurden somit weitere Holzvorräte akkumuliert (seit 1987 ist dieser um 17 % angestiegen). Abb 18: Vergleich Zuwachs und Abgang zwischen 1987 und 2002 (früheres Bundesgebiet) (Polley et al 2004) Damit ist die Nutzung der Holzvorräte wesentlich geringer als der Zuwachs (der Zuwachs übertraf die Nutzung um 39 %). Als Kernergebnisse der zweiten Bundeswaldinventur 2001 bis 2002 (BWI2) lassen sich für Deutschland als Kernergebnisse festhalten: - bezogen auf den Gesamtholzvorrat nimmt Deutschland in Europa den Spitzenplatz ein; der Vorratsaufbau hat insbesondere im Starkholzbereich zugenommen - bezogen auf die Vorräte je ha nimmt Deutschland zusammen mit der Schweiz und Österreich eine Spitzenposition ein - der Zuwachs liegt in Deutschland nach wie vor deutlich über der Nutzung – nach wie vor findet somit ein Vorratsaufbau statt. Bei unveränderter Nutzungsintensität wird der Vorrat weiter ansteigen 42 Abb. 19: - - Vorräte (m³/ha) sowie absolute Vorräte in 1.000 m³ in Europa71 Die Altersklassenstruktur der Wälder ist gekennzeichnet durch einen hohen Flächenanteil der zweiten (17%), dritten (21%) und vierten Altersklasse (15%). Sie zeigt ferner die Hinwendung der letzten 15 Jahre zu längeren Umtriebszeiten und die Abkehr von Nadelbäumen, die sich in einem hohen Anteil von Buchen und anderen Laubbäumen in der ersten Altersklasse niederschlägt. Der Anteil von Laubholz (aktuell 40,1%) wächst somit. Das holzwirtschaftliche Nutzungspotenzial liegt um 23 Mio. m³ über der aktuellen Stamm- und Industrieholznutzung. Wie die Ergebnisse der Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung (WEHAM) zeigen, die aufbauend auf den Ergebnissen der BWI und auf Annahmen über die Waldbewirtschaftung das potenzielle Rohholzaufkommen der nächsten 40 Jahre und die zugehörige potenzielle Waldentwicklung in verschiedenen Szenarien kalkuliert haben, beträgt das potenzielle Rohholzaufkommen im Mittel der Jahre 2003 bis 2042 jährlich 78 Mio. m³ Erntefestmaß oder 7,5 m³/ha72. Unter dem Basisszenario liegt das jährliche potenzielle Rohholzaufkommen im Zeitraum von 2003 bis 2022 um 19 % über der Nutzungsmenge in den 15 Jahren davor. Dabei werden rund 90 % des Zuwachses genutzt und der stehende Holzvorrat steigt um 5 % an. Im Zeitablauf steigt das potenzielle Rohholzaufkommen im Basisszenario in den kommenden 40 Jahren (Vorhersagezeitraum) um 14 % von 70,9 Mio. m³/a auf 81,0 Mio. m³/a, wobei der Anstieg zum Ende des Vorhersagezeitraumes abflacht. Bezogen auf die Baumartengruppen ergibt sich, dass gemäß der Gegenüberstellung von bisheriger durchschnittlicher jährlicher Nutzung im Zeitraum 1987 – 2002 und künftigem durchschnittlichem jährlichen potenziellen Rohholzaufkommen im Zeitraum 2003 – 2017 ein höheres Nutzungspotential in der Zukunft zuallererst im Laubholz vorhanden ist: 71 72 www.bundeswaldinventur.de Polley & Kroiher 2006; auch im Folgenden: www.bundeswaldinventur.de 43 Abb 20: Gegenüberstellung von durchschnittlichem jährlichen potenziellen Rohholzaufkommen im Zeitraum 2003 - 2017 und durchschnittlicher jährlicher Nutzung im Zeitraum 1987 - 2002 in den alten Ländern nach Holzartengruppen [1.000 m3] -- Die % - Zahl beziffert das Verhältnis von Potenzial zu Nutzung. [Quelle: www.bundeswaldinventur.de] Die Anteile der Sortengruppen verschieben sich in Richtung mehr Stammholz. Im Verlauf der 40 Jahre steigt der Stammholzanteil von 72 % um 7 %-Punkte auf 79 %, während der Industrieholzanteil von 12 % um 4 %-Punkte auf 8 % sinkt. Diese Verschiebung resultiert v. a. aus einer Zunahme des durchschnittlichen Alters der Bäume. Die Zuwächse in den flächenmäßig dominierenden Altersklassen II-IV sind besonders hoch. Die Vorräte sind wegen der geringen Baumdurchmesser und Baumhöhen noch gering. Der Großteil der potenziellen Nutzungen fällt damit erst in höheren Altersklassen an. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden 40 Jahren der Zuwachs die potenziellen Nutzungen übersteigt. Der Zuwachs in der ersten Periode von 2003 bis 2007 liegt bei 10,4 Vfm/ha*a, das jährliche potenzielle Rohholzaufkommen hingegen bei 8,7 Vfm/ha*a. Im Laufe des Vorhersagezeitraumes nähern sich diese beiden Größen einander aber an. Gegen Ende übersteigt das potenzielle Rohholzaufkommen sogar den laufenden Zuwachs. Die verschiedenen Testszenarien haben gezeigt, dass sie sich hinsichtlich der Menge des potentiellen Rohholzpotenzials zum Ende des Prognosezeitraumes immer mehr annähern - nur das Vorratsniveau und die Sortenstruktur sind unterschiedlich. 44 Abb. 21: Entwicklung des potenziellen Rohholzaufkommens – Vergleich der WEHAM Szenarien (Polley & Kroiher 2006) Damit wäre eine deutliche Steigerung der Holznutzung aus deutschen Wäldern möglich, ohne die Nachhaltigkeit der Waldwirtschaft zu gefährden. Wenn das Rohholzpotential nicht genutzt wird, werden die Vorräte weiter ansteigen – aufgrund natürlicher Mortalität und wegen der erhöhten Risikoanfälligkeit der dann tendenziell überalterten Bestände hätte dies zur Folge, dass angehäuftes Potenzial nicht mehr realisiert werden kann. Mantau73 weist in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass die häufig zu hörende, grundsätzlich korrekte Aussage „Nur etwa zwei Drittel des nachhaltig nutzbaren Holzzuwachses werden derzeit in Deutschland eingeschlagen“ den irreführende Eindruck erwecke, dass die holzwirtschaftlichen Kapazitäten in Deutschland um ein Drittel ausgebaut werden könnten. Berücksichtigt man das erwähnte durchschnittliche jährliche potentielle Rohholzaufkommen in Deutschland im Zeitraum 2003 – 2042 von ca. 78 Mio m³ Erntefestmaß und stellt diesem den tatsächlich realisierten Derbholz-Einschlag (offiziell ausgewiesener Einschlag + geschätzter nicht erfasster Einschlag: zusätzlich ca. 15 - 20%74) gegenüber, so reduziert sich die Potenzialreserve für die Holzindustrie auf nahezu Null – was Mantau zufolge den realen Hintergrund für die von der Holzindustrie häufig vorgebrachte Klage über eine Holzknappheit darstellt. Verfügbarkeit des Rohstoffes Holz in Deutschland / Holzmobilisierung Bezüglich der tatsächlichen Verfügbarkeit des Rohstoffes Holz hat sich die Situation in Deutschland in den letzten Jahren jedoch erheblich verschärft. Obwohl nach Ergebnissen der Bundeswaldinventur 2 die deutschen Holzvorräte eine Rekordhöhe erreicht haben und 73 74 Mantau 2006 Mantau 2007 45 Deutschland über die größten Holzvorräte in Europa verfügt, kam es auf den Holzmärkten zu Rohstoffengpässen. Wie in den Kapiteln zur Nachfrageentwicklung ausgeführt, sind die Rohholznachfrage und der Holzeinschlag in Deutschland in den letzten Jahren beträchtlich gestiegen, was mit einem gewachsenen Export und einem damit verbundenen Kapazitätsausbau in der Holz- und Zellstoffindustrie sowie mit Energiepreissteigerungen zu tun hat. Die international gestiegene Nachfrage nach Holz und Holzprodukten insbesondere durch das Wachstum der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) bzw. die dynamische Entwicklung der Märkte v.a. in USA, Asien sowie Russland/ Osteuropa sowie durch den steigenden Rohstoffbedarf für die energetische Nutzung von Holz: hat bereits 2006 zu Rohstoffengpässen auf den Holzmärkten geführt und sich auch am Ende der Wertschöpfungskette, bei Holzwerkstoffindustrie und Holzbau, durch Lieferschwierigkeiten bzw. sprunghaft gestiegene Preise bemerkbar gemacht (bis zu 20% bis 30% binnen weniger Monate)75. Interessenvertreter der Holzindustrie betonen daher die Paradoxie einer Situation, in der die deutschen Holzvorräte Rekordhöhen erreichen, der holzverarbeitenden Industrie jedoch angesichts von Mobilisierungshemmnissen der Rohstoff knapp zu werden droht, Kapazitäten nicht mehr ausgelastet werden können und sich diese Entwicklung bei anhaltenden Rohstoffversorgungsengpässen fortsetzen wird. Die Holzvorräte im Staats- und Körperschaftswald sowie Großprivatwald werden weitgehend ausgeschöpft. Die höchsten Holzvorräte je Hektar stehen im Privatwald, auf den insgesamt 47% des gesamten Holzvorrats in Deutschland entfallen76. Beim Privatwald zeigt sich mit wachsender Eigentumsgröße eine steigende Nutzungsintensität: die Holzreserven im Kleinprivatwald (57% der Privatwaldfläche) werden nur teilweise mobilisiert. Die Mobilisierung des Privatwaldes ist angesichts dieser Größenordnung ein erheblicher Einflussfaktor auf die Rohholzproduktion in Deutschland. 75 76 Holzwende 2020 Polley et al. 2004: Ergebnisse der BWI II 46 Abb. 22: Gegenüberstellung von durchschnittlichem jährlichen potenziellen Rohholzaufkommen im Zeitraum 2003 - 2017 und durchschnittlicher jährlicher Nutzung im Zeitraum 1987 - 2002 in den alten Ländern nach Eigentumsarten [1.000 m3] - Die % - Zahl beziffert das Verhältnis von Potenzial zu Nutzung. [Quelle: www.bundeswaldinventur.de] Die aus der Bundeswaldinventur abgeleiteten Möglichkeiten zur Erschließung zusätzlicher Nutzungsreserven müssen angesichts der vielschichtigen Mobilisierungshemmnisse deutlich relativiert werden. Hinsichtlich der Gründe für eine nicht erfolgende Mobilisierung von Holzreserven spielen vor allem drei Gesichtspunkte eine Rolle: Nutzungseinschränkungen (z.B. aufgrund von Schutzgebiets-Statuten), Kostengründe (z.B. Holzernte in schwer zugänglichen Lagen) sowie fehlendes Interesse der Waldbesitzer an einer wirtschaftlichen Nutzung / mangelnde Gewinnorientierung. Bei dem in der BWI 2 ermittelten Potenzial handelt es sich daher um ein rein theoretisches Potenzial, das nicht ohne weiteres auch tatsächlich erschlossen werden kann. Grundsätzlich sind neben den Möglichkeiten eines gesteigerten Imports und der Verlagerung von Produktionskapazitäten ins Ausland drei Strategien der Mobilisierung zusätzlicher Rohholzreserven aus deutschen Wäldern denkbar, deren Erfolgswirksamkeit jedoch von zahlreichen politischen, ökonomischen und rechtlichen Faktoren abhängig ist: • Ausweitung der Nutzungsmöglichkeiten: Holzmobilisierung von Rohholzreserven in bislang wenig/ nicht genutzte Waldflächen im Kleinprivatwald, Erhöhte Nutzung von Schwachholz und Resthölzern • Änderung der Waldnutzungsformen auf Teilen der Waldflächen: Förderung von stärker an der Holznutzung orientierten Waldbewirtschaftungskonzepten (Herabsetzung der Verjüngungszeiträume/ Umtriebszeiten, Herabsetzung der Zieldurchmesser; Änderungen der Zielbestockungen etc.) • Agroforstsysteme und Kurzumtriebsplantagen/ Schnellwuchsplantagen zur Steigerung des verfügbaren Holzpotenzials (energetisch) Mantau77 hält ein im Vergleich zum Basisszenario (Nutzung von jährlich 75 mio. m³ gemäß Zielvorgabe der aktuellen Umtriebszeiten) zusätzlich erschließbares Potential von 40 mio m³ durch Ausschöpfung der Mobilisierungsmöglichkeiten und Abbau der Altbestände für realistisch möglich – zusätzliche Potentiale (bis max. 70 mio fm³) sieht er bei Absenkung der Umtriebszeiten, Ausnutzung bislang ungenutzter Waldholzreserven, durch Absenkungen der Hektarvorräte sowie Anlage von Schnellwuchsplantagen. Für die Zukunft bleiben jedoch bezüglich der Rohholzversorgung bzw. der Rohholzmobilisierung zahlreiche Fragen offen und unterschiedliche Entwicklungen sind denkbar: - allg. unklar bleibt, in wieweit sich angesichts der tatsächlich vorhandenen Mobilisierungshindernisse tatsächlich nennenswerte Rohholzpotentiale mobilisieren lassen – z.B. durch eine künftig mögliche Subventionierung der Holzmobilisierung im Kleinprivatwald - es ist fraglich, ob sich eine Vollauslastung aller aktuell in der deutschen Holzindustrie vorhandenen Kapazitäten mit dem derzeitigen Rohstoffpotenzial erreichen lässt bzw. ob ein weiterer Verdrängungswettbewerb unausweichlich ist - vollkommen unklar und bislang kaum prognostizierbar ist der zukünftige Einfluss von Kalamitäten und Sturmschäden auf den Rohholzanfall 77 Mantau 2007 47 - unklar bleibt, in wieweit eine zukünftige Klimaschutzpolitik mit ihrer Anerkennung der Holzvorräte der Wälder als CO2-Senken entgegen den Anreizen zur zusätzlichen Mobilisierung von Holz bzw. eine Absenkung der Hektarvorräte wirkt unklar bleibt, in wieweit die erwähnten Strategien zur Erschließung zusätzlicher Rohholzpotentiale naturschutzpolitisch durchsetzbar wären (Konflikte zwischen Zielen der Holzmobilisierung und Naturschutzzielen) Zusammenfassung: Einflussfaktor „Verfügbarkeit von Rohholz“ Kurzbeschreibung Das potenzielle Rohholzaufkommen wurde in Deutschland über Jahrzehnte nur zu etwa 2/3 genutzt (BMVEL 2005, Bundeswaldinventur 2). Demzufolge könnte ein Drittel mehr Holz geerntet werden, ohne die Regenerationsfähigkeit des Waldes nachhaltig zu beeinträchtigen Mit den dadurch entstandenen hohen Holzvorräten nimmt Deutschland derzeit in Europa eine Spitzenstellung ein. Der Zuwachs überschreitet nach wie vor die Nutzung (Vorratsaufbau), allgemein wächst in Deutschland der Laubholzanteil. Als Gründe für eine unterbleibende Nutzungen werden z.T. rechtliche Gründe (aufgrund von z. B. Schutzbestimmungen), nicht gewinnorientierte Eigentümerzielsetzungen und hohe Kosten genannt. Aufgrund des seit einigen Jahren anhaltenden deutlichen Anstiegs der Rohholznachfrage (stofflich, energetisch; wg. Kapazitätsausbau in der Holz- und Zellstoffindustrie aufgrund gesteigerter Exporte sowie durch Energiepreissteigerungen) über alle Hauptverwendungsrichtungen zeigt sich die Holzindustrie, die in den letzten Jahren ihre Verarbeitungskapazitäten deutlich ausgebaut hat, besorgt um die Rohholzversorgung und verweisen auf regionale Versorgungsengpässe. Inventurdaten und Potenzialabschätzungen zeigen, dass die Holznutzung noch gesteigert werden könnte. Ungenutzte Ressourcen liegen v.a. beim Laubholz, in den größeren Dimensionen bzw. im Kleinprivatwald. In den Bereichen Nadelholz, mittlere Dimension bzw. im Staats- und Kommunalwald sind keine größeren ungenutzten Rohholzressourcen vorhanden. Als Fazit aus aktuellen Studien zum potentiellen Rohholzaufkommen in Deutschland ergibt sich: Mittelfristig könnten in Deutschland je nach Nutzungsszenario jährlich etwa 80 Mill. m³ Rohholz genutzt werden: - Basisszenario (A): Zielvorgabe der Umtriebszeiten o 75,0 Mio. m³ - Szenario (F): Vorrat auf Stand von 1987 abgebaut + 96,4 Mio. m³ (+ 393 Mio. m³ einmalig) - Szenario (C): Zielvorgabe (A) um 10 Jahre verkürzt + 82,0 Mio. m³ (+ 7 Mio. m³ dauerhaft) Eine weitere Erschließung der Nutzungsressourcen erfordert die Mobilisierung bisher nicht oder nur wenig genutzter Waldflächen, eine stärker an der Holznutzung orientierte Waldbewirtschaftungskonzepte (evtl. unter Absenkung der Umtriebszeiten) oder die Anlage von Schnellwuchsplantagen, die auf mittlere Frist das verfügbare Potenzial erheblich steigern könnten. Weltweit hat die Waldfläche aufgrund von Rodungen v.a. in den Tropen weiterhin abgenommen - stark zunehmend ist jedoch die Fläche mit extrem produktiven Plantagen: Auf unter 10% der Fläche werden bereits ca. 40 % des Weltholzbedarfs abgedeckt - mit steigendem Anteil (bestehendes erhebliches Flächenpotential auf degradierten Flächen). Es wird erwartet, dass Holz aus Plantagenwirtschaft aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Rohstoffkosten zukünftig auf dem Weltmarkt einen erheblichen Konkurrenzdruck für die deutsche Exportwirtschaft erzeugen wird. 48 Zugrunde liegende Trends: Vorratsaufbau In Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten der Holzvorrat ständig gestiegen: zwischen 1987 und 2002 allein um 17 % - auf den Hektar bezogen sind die Holzvorräte im selben Zeitraum durchschnittlich um 55m3 angestiegen. Der Zuwachs im Durchschnitt aller Baumarten im Hauptbestand zwischen 1987 und 2002 betrug in den alten Bundesländern 12,1 Vfm / ha * Jahr (19m3/ha * Jahr bei Ndh 40-60 Jahre). Im gleichen Zeitraum wurden pro Jahr durchschnittlich 8,3 Vorratsfestmeter Holz je Hektar in den alten Ländern geerntet - die BWI2 weist für die alten Länder im Zeitraum 1987 bis 2002 eine Nutzung von rund 50 Mio. Erntefestmeter/Jahr aus. Einem jährlichen Zuwachs von rund 95 Mio. m³ stehen 67 Mio. m³ Abgang gegenüber. Der Zuwachs übersteigt den Abgang um 39 % - mit 29 % des Zuwachses wurden somit weitere Holzvorräte akkumuliert (seit 1987 ist dieser um 17 % angestiegen). Bezogen auf den Gesamtholzvorrat nimmt Deutschland in Europa den Spitzenplatz ein; der Vorratsaufbau hat insbesondere im Starkholzbereich zugenommen. Die höchsten absoluten Zunahmen finden sich bei Buche und Fichte (die die größten Flächenanteile aufweisen), bezogen auf den Ausgangsvorrat bei der BWI 1 finden sich bemerkenswert hohe Vorrats-Zunahmen bei den Laubbäumen und bei der Douglasie. Im Verhältnis dazu ist die Vorratszunahme bei Fichte unterdurchschnittlich (Stürme der 90er Jahre, Aufarbeitung von Pflegerückständen; Waldumbau in Richtung Laubholz). Der Zuwachs, im Durchschnitt aller Baumarten 12,1 Vorratsfestmeter je Hektar und Jahr, liegt in Deutschland nach wie vor deutlich über der Nutzung – nach wie vor findet somit ein Vorratsaufbau statt. Bei unveränderter Nutzungsintensität wird der Vorrat weiter ansteigen. Die Altersklassenstruktur der Wälder ist gekennzeichnet durch einen hohen Flächenanteil der zweiten (17%), dritten (21%) und vierten Altersklasse (15%). Sie zeigt ferner die Hinwendung der letzten 15 Jahre zu längeren Umtriebszeiten und die Abkehr von Nadelbäumen, die sich in einem hohen Anteil von Buchen und anderen Laubbäumen in der ersten Altersklasse niederschlägt. Der Anteil von Laubholz (aktuell 40,1%) wächst somit. Potentielles Rohholzaufkommen Wie die Ergebnisse der Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung (WEHAM) zeigen, die aufbauend auf den Ergebnissen der BWI und auf Annahmen über die Waldbewirtschaftung das potenzielle Rohholzaufkommen der nächsten 40 Jahre und die zugehörige potenzielle Waldentwicklung in verschiedenen Szenarien kalkuliert haben, beträgt das potenzielle Rohholzaufkommen im Mittel der Jahre 2003 bis 2042 jährlich 78 Mio. m³ Erntefestmaß oder 7,5 m³/ha. Unter dem Basisszenario liegt das jährliche potenzielle Rohholzaufkommen im Zeitraum von 2003 bis 2022 um 19 % über der Nutzungsmenge in den 15 Jahren davor. Dabei werden rund 90 % des Zuwachses genutzt und der stehende Holzvorrat steigt um 5 % an. Bezogen auf die Baumartengruppen ergibt sich, dass gemäß der Gegenüberstellung von bisheriger durchschnittlicher jährlicher Nutzung im Zeitraum 1987 – 2002 und künftigem durchschnittlichem jährlichen potenziellen Rohholzaufkommen im Zeitraum 2003 – 2017 ein höheres Nutzungspotential in der Zukunft zuallererst im Laubholz vorhanden ist. Hemmnisse bei der Holzmobilisierung Die aus der Bundeswaldinventur abgeleiteten Möglichkeiten zur Erschließung zusätzlicher Nutzungsreserven müssen angesichts der vielschichtigen Mobilisierungshemmnisse deutlich relativiert werden. Hinsichtlich der Gründe für eine nicht erfolgende Mobilisierung von Holzreserven spielen vor allem drei Gesichtspunkte eine Rolle: Nutzungseinschränkungen (z.B. aufgrund von Schutzgebiets-Statuten), Kostengründe (z.B. Holzernte in schwer zugänglichen 49 Lagen) sowie fehlendes Interesse der Waldbesitzer an einer wirtschaftlichen Nutzung / mangelnde Gewinnorientierung. Unsicherheiten • Ungeklärt bleiben die Möglichkeiten der Rohholzmobilisierung: Welcher Anteil der in D tatsächlich verfügbaren Rohholzpotentiale (Privatwald) kann vor dem Hintergrund von bestehenden Mobilisierungshemmnissen und unklarer politischer Weichenstellungen (Förderung der Potentialerschließung vs. Naturschutzpolitik/ Förderung naturnaher Waldbau) tatsächlich erschlossen werden ? • Bestrebungen zu stärker an der Holznutzung orientierten Waldbewirtschaftungskonzepten stehen Tendenzen zur Förderung naturnaher Waldbewirtschaftung entgegen (Segregationskonzepte oder Integrationskonzepte9 50 2.5 : Marktliche Rahmenbedingungen : Umwelt- und forstpolitischer Regelungsrahmen Neben den bisher beschriebenen Faktoren, die einen gleichsam unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung der Forst- und Holzmärkte nehmen, spielen die eng mit Bewertungen der Funktion und Bedeutung des Waldes verbundenen, gesellschaftlich gesetzten Rahmenbedingungen für die Märkte des Forst- und Holzsektors eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Wälder: Forstund umweltpolitische sowie markt- bzw. wettbewerbspolitische Weichenstellungen – ob auf globaler, pan-europäischer oder nationaler Ebene – nehmen mittelbar und unmittelbar Einfluss auf den Forst- und Holzsektor, indem sie zum einen auf das Handeln der Verbraucher d.h. etwa auf die Nachfrage nach Holzprodukten wirken, zum anderen die Ziele, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Forst- und Holzbranche beeinflussen. Im Rahmen der groß angelegten European Forest Sector Outlook Study EFSOS (UNECE/ FAO 2005) zur Zukunft des europäischen Forst- und Holzsektors wurden hierzu auf der Basis von Expertenbefragungen die zentralen Einflüsse auf die politischen Rahmenbedingungen herausgearbeitet, die sich über rechtliche (Gesetze, Verordnungen), ökonomische (Anreiz- und Förderprogramme, Steuern etc.) oder politische (Marketing, Forschungspolitik) Steuerungsinstrumente bzw. rein marktliche Mechanismen auswirken. Das vorliegende Kapitel folgt den Ergebnissen der EFSOS-Teilstudie von Thoroe et al. 2003 und diskutiert die auf dem Gebiet der marktlichen Rahmenbedingungen relevanten Einflussfaktoren nach thematischen Gesichtspunkten bzw. inhaltlichen Politikfeldern. Dabei werden „interne“, direkt auf den Forstund Holzsektor bezogene politische Strategien oder Rahmengebungen (z.B. Richtlinien zur Naturnahen Waldbewirtschaftung, Holzzertifizierung) und „externe“, indirekt für den Forst- und Holzsektor maßgebliche Rahmensetzungen (z.B. allg. Wettbewerbsregelungen, Energienutzungsrichtlinien, Klimaschutzabkommen) genauso gebündelt, wie globale, regionale oder nationale Vorgaben. Die Gliederung erfolgt also nicht gemäß dem geografischen Maßstab bzw. der Unterscheidung von (umwelt-/ forst-)politischen und marktlichen Bedingungen. Zur analytischen Aufgliederung der Zusammenhänge dient Abb. 23: 51 Abb. 23: “Rahmensetzende” Einflussfaktoren, die den Forst- und Holzsektor bestimmen (Thoroe et al. 2003) Als erstes Ergebnis der EFSOS-Teilstudie ist festzuhalten, dass die konsultierten Fachexperten die gravierendsten Einflüsse auf den Forstsektor in „externen“, marktbezogenen Rahmensetzungen sehen: also in agrarpolitischen Vorgaben, Konsequenzen aus einem ausgeweiteten, globalisierten Handel wie weitergehende Marktliberalisierungen oder etwa den Auswirkungen einer Welt-Energie- und –Klimastrategie. „Interne“ forstpolitische Rahmensetzungen etwa in Richtung einer gesteigerten Biodiversität von Waldökosystemen oder Zielvorgaben einer naturnahen Waldbewirtschaftung werden zwar für wahrscheinlich, in ihren Auswirkungen aber für letztlich gering gehalten. Aus der iterativen Befragung der Fachexperten über die in der Zukunft wichtigen „SzenarioFelder“ haben sich insgesamt fünf übergeordnete „Szenario-Pakete“ oder „Politikfelder“ herauskristallisiert, die für die Zukunft des Sektors für grundlegend gehalten und im Folgenden kurz beschrieben werden: a. Politikfeld „Biodiversität und Naturschutz“ b. Politikfeld „Globalisierung, Marktstrukturen und Innovationen“ c. Politikfeld „Integration der osteuropäischen Schwellenländer“ d. Politikfeld „Waldfunktionen & Regionale Entwicklung“ e. Politikfeld „Erneuerbare Energien & Klimaschutz“ Zu a. Biodiversitäts- & Naturschutz- Politik Wie eine Vielzahl von Studien zu europäischen Waldbewirtschaftungskonzepten zeigt78, ist europaweit in den letzten Jahrzehnten ein wachsendes Bewusstsein für Belange des Natur- und Artenschutzes zu verzeichnen und eine Sensibilität für die Gefährdung der natürlichen Ressourcen durch menschliche Einflussnahmen gewachsen – wovon nicht zuletzt die Ausbildung 78 siehe hierzu Pelkonen et al. 1999, Nabuurs et al. 2003, Thoroe et al. 2003 & UNECE/ FAO 2005, 52 einer differenzierten Umwelt- und Naturschutzgesetzgebung sowie die Entwicklung politischer und ökonomischer Steuerungsinstrumente auf nationaler wie auch europäischer Ebene zeugen. Bezogen auf den Erhalt und den Schutz der Waldressourcen bedeutet dies auch ein wachsendes Bewusstsein für die durch menschliche Einflussnahme gefährdete Biodiversität von Wäldern (Verlust an Waldgebieten und Biodiversität durch Landwirtschaft, Verstädterung und Verkehr sowie Luftverunreinigungen, auch durch Forstwirtschaft (Monokulturen, Verwendung nicht einheimischer BA) der europäischen Waldökosysteme. Die Anstrengungen zu einer verstärkten Berücksichtigung von Naturschutz- und Biodiversitätsgesichtspunkten sind dabei vielfältig und umfassen neben a) Regelungen und Strategien zu Wald(natur)schutzgebieten (Einrichtung von Schutzflächen mit eingeschränkter/ ausgesetzter forstl. Nutzung; Maßnahmen der ökologischen Vernetzung, Förderung des Artenreichtums) b) Änderungen der Waldbewirtschaftungssysteme in Richtung Naturnahe Waldbewirtschaftung (einzelstammweise Nutzungen, verlängerte Verjüngungszeiträume, Naturverjüngungsbetrieb, Mischungen, Verwendung standortgerechter Baumarten, Erhalt eines Totholzanteils) sowie c) die Zertifizierung der Waldbewirtschaftung bzw. der Holzprodukte. Die Notwendigkeit zu einer verstärkt naturschutz- und biodiversitätsorientierten Waldbewirtschaftung ist Bestandteil einiger internationaler wie nationaler Abkommen und Rechtsvereinbarungen: Auf globaler Ebene besteht mit der von der EU unterzeichnete Biodiversitäts-Konvention (Convention on Biological Diversity, CBD) der UNCED (Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung; Rio de Janeiro1992) ein internationales Abkommen, das am 29.12.1993 völkerrechtlich in Kraft trat und dem Deutschland seit 1994 als Vertragspartei angehört. Die CBD verfolgt in den drei Teilzielen der Erhaltung der biologischer Vielfalt, der nachhaltigen Nutzung ihrer Bestandteile und der gerechten Aufteilung der Vorteile aus der Nutzung genetischer Ressourcen die Identifizierung, die Überwachung & den Schutz der Vielfalt an Ökosystemen, der Artenvielfalt und der genetischen Vielfalt innerhalb von Arten – der Verlusts an biologischer Vielfalt soll signifikant reduziert werden, negative Auswirkungen von Vorhaben auf die biologische Vielfalt sollen möglichst gering bleiben und positive Anreize für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt sollen entwickelt werden. Auf Pan-europäischer Ebene wurden die Ziele der CBD im Hinblick auf den Schutz der Wälder in Europa in einer Reihe weiterer forstpolitischer Initiativen im Sinne einer Forststrategie der Europäischen Union fortgeführt und konkretisiert (Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa MCPFE)- mit dem Ziel, Richtlinien, Kriterien und Indikatoren nachhaltiger Forstwirtschaft zu definieren und deren Umsetzung zu fördern (Ministerkonferenzen von Helsinki (1993), Lissabon (1998) und Wien (2003)). Über die Ministerkonferenzen hinaus wurden und werden in einer Vielzahl von weiteren pan-europäischen Einrichtungen (Expert Level Meetings, Round tables, Ad-hoc-Arbeitsgruppen, Seminare und Workshops etc.) Entscheidungen zur Umsetzung dieser Beschlüsse erarbeitet. Darüber hinaus wurde mit dem länderübergreifenden Schutzgebietssystem im Rahmen der Natura 2000 innerhalb der Europäischen Union ein umfassendes rechtliches Instrumentarium zum Lebensraum- und Artenschutz in Deutschland geschaffen, das auch auf die Waldressourcen wirkt. Ziel ist die Bewahrung und auch die Wiederherstellung eines „günstigen Erhaltungszustands der natürlichen Lebensräume und wildlebenden Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse“ – geschützt werden im Rahmen der Natura–2000–Schutzgebiete in erster Linie bestimmte Lebensraumtypen und Arten. In Deutschland wurde die Natura 2000 mit der Umsetzung in nationales Recht innerhalb des Bundesnaturschutzgesetzes im April 1998 rechtsverbindlich. Auf nationaler Ebene greift das Instrument des Nationales Wald-(Forst-)programmes die Ziele der CBD und der Agenda 21 auf und soll der Konkretisierung und Umsetzung der Empfehlungen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse und 53 Gegebenheiten in den jeweiligen Ländern dienen. Deutschland hat sich politisch zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen der UNCED verpflichtet – und kommt dieser Verpflichtung mit der Erarbeitung eines Nationalen Waldprogramms (NWP) nach. Das NWP ist ein Programm mit Zielen im Sinne politischer Leitlinien und darauf aufbauenden Handlungsempfehlungen, die unter anderem in die Novellierung des Bundesjagdgesetzes und des Bundeswaldgesetzes einfließen und als Grundlage für die Weiterentwicklung der Waldpolitik der Bundesregierung dienen sollen. Die im Konsens gefundenen Ergebnisse aus dem NWP-Prozess werden zudem in die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung eingebracht. • • • Rahmenbedingung „Schutzgebietspolitik“ Mit Blick auf die Zukunft des Forst- und Holzsektors erwarten die Fachleute eine weitere Fortsetzung der biodiversitätsorientierten Naturschutz- und Forstpolitik und gehen davon aus, dass dies tendenziell eine (geringe) Abnahme der forstlichen Nutzungsfläche bedeutet – gleichzeitig erwarten die Fachleute nicht, dass dies in den nächsten Jahrzehnten zu einer signifikanten Abnahme der Rohholzbereitstellung (geschweige denn zu Änderungen in der Produktion, beim Konsum und beim Handel von Holzprodukten) führen könnte. Rahmenbedingung „Waldbewirtschaftungsstrategien“ Ähnlich sind die Einschätzungen der in der EFSOS befragten Fachleute79 im Falle der weiteren Förderung der naturnahen Waldbewirtschaftung: allgemein wird erwartet, dass die auf globaler, pan-europäischer und nationaler Ebene verfolgten Bemühungen um veränderte Waldbewirtschaftungsformen weiter fortgesetzt werden und in der Konsequenz neben Veränderungen im Baumartenspektrum (Verschiebung hin zum Laubholz) zu langfristig leicht sinkenden Hektarerträgen führen – wobei sich gleichzeitig die Bereitstellung von Nicht-Holz-Produkten sowie anderen Waldleistungen (Erholung, Schutz) erhöht. Es bleibt jedoch fraglich, ob diese für den Bereich der EU-Länder allgemein diskutierten Tendenzen im speziellen für die deutschen Wälder relevant sind, in denen eine Abkehr von Kahlschlägen, reiner Nadelholzwirtschaft oder kurzen Verjüngungszeiträumen längst erfolgt ist. Rahmenbedingung „Zertifizierung“ Die Zukunftsaussichten für die Zertifizierung bleiben aus Sicht der Branchenkenner ungewiss, deutliche Veränderungen werden für die Zukunft aber nicht erwartet, auch wenn die Nachfrage nach zertifiziertem Holz zugenommen hat: Konsumenten bezahlen bislang keine signifikant höhere Preise für zertifizierte Holzprodukte; zertifizierte Waldbewirtschaftung bzw. zertifiziertes Holz bleibt aus Sicht der Waldeigentümer eine Frage des Images bzw. ist zur „condition sine qua non“ geworden und es ist eher wahrscheinlich, dass der Markt für zertifizierte Holzprodukte nur einen Teilbereich des globalen Holzmarktes ausmachen wird80. Zu b.: Politikfeld „Globalisierung, Marktstrukturen und Innovationen“ • 79 80 Rahmenbedingung „Marktliberalisierungen“ Das Phänomen der Globalisierung, hier ganz allgemein verstanden als Prozess der zunehmenden internationalen ökonomischen (aber auch kulturellen, politischen, ökologischen) Verflechtung, ist ein Phänomen, dass sich vor allem durch Märkte organisiert, bei dem jedoch technische Entwicklungen (Kommunikationstechnologie, Transport) sowie politische Entscheidungen zur Liberalisierung des Welthandels entscheidende Triebkräfte sind. Die deutsche Wettbewerbspolitik im Rahmen der internationalen Abkommen der WTO, OECD und UNCTAD sieht dabei staatliche Thoroe et al. 2003 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 54 • • • 81 Regeln und Eingriffe mit dem Ziel vor, evtl. noch existierende Wettbewerbsbeschränkungen auf Märkten zu beseitigen bzw. zu verhindern, um einen ungehinderten Austausch von Waren und Dienstleistungen zur Steigerung der Wohlfahrt der Gesellschaft zu ermöglichen. Die im Rahmen der EFSOS befragten Fachleute erwarten mit Blick auf den bisherigen Trend der raschen Entwicklung des Welthandels und die herrschende rahmensetzende Wettbewerbspolitik eine weitere Zunahme der Globalisierung auf den Holzmärkten – mit positiven Impulsen für die europäische Produktion, den Verbrauch und den Handel von Holz und Holzprodukten. Der deutsche Außenhandel mit Holz und Holzprodukten ist sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr kontinuierlich weiter angestiegen und die deutsche Holzindustrie ist intensiv in den weltweiten Handel eingebunden – mit einem seit 2004 positiven Außenhandelssaldo (s.o.). Die wachsende Teilnahme von Unternehmen der deutschen Holzindustrie am globalisierten Marktgeschehen und die damit verbundenen beträchtlichen Investitionen zum Ausbau der Produktionskapazitäten haben zum oben beschriebenen Strukturwandel des Sektors beigetragen. Unklar ist, wie sich die EU-Ost-Erweiterung sowie die wirtschaftliche Entwicklung der osteuropäischen und außereuropäischen Schwellenländer mittel- bis langfristig auf die deutsche Holzindustrie auswirken wird, die zukünftig mit einem zusätzlichen Konkurrenzdruck zu kämpfen haben wird. Rahmenbedingung „Privatisierungen“ Als weitere Entwicklung sind institutionale und administrative Änderungen des staatlichen Handelns im Forst- und Holzsektor zu erwarten: Privatisierungen der Staatsforstbetriebe in Westeuropa & Re-Privatisierungen in Osteuropa haben eine große Anzahl von privaten Waldbesitzern geschaffen. Wo noch signifikanter öffentlicher Waldbesitz vorhanden ist, wird dieser mehr und mehr nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen bewirtschaftet bzw. hoheitliche Bereiche werden von betrieblichen Bereichen getrennt81. Rahmenbedingung „Normierungen“ Die im Rahmen einer deutschlandweiten Befragung zur Zukunft des Forst- und Holzsektors82 befragten Experten erwarten bis 2015, spätestens aber bis 2020, dass das Normen- und Regelwerk für die Holzproduktion/ Holzprodukte in den EU-Ländern vereinheitlicht ist. Sie werden nach Einschätzung der Experten komplizierter sein als die jetzigen deutschen Normen. Eine mögliche Verschärfung der Produktnormen (Stichwort VOC) gefährdet in den Augen der Branchenkenner den Einsatz des Naturwerkstoffes Holz und bedeute Wettbewerbsvorteile für Konkurrenzindustrien83. Rahmenbedingung „Innovationsförderung“ Die Fähigkeit eines Industriesektors, von einem globalisierten Welthandel zu profitieren, ist eng an seine Innovationskraft gekoppelt. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Forst- und Holzwirtschaft beruht wesentlich auf ihrem Vermögen, Innovationen (in den unterschiedlichsten Bereichen: neue Produkte & Verwendungs-/ Anwendungsgebiete, Produktion, Ernte, Holzbe- und -verarbeitung, Transport & Logistik, Informationstechnologie, Kooperationen) zu realisieren und dadurch im internationalen Marktgeschehen Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Fachleute sehen Innovationspotentiale in den Bereichen hoch-technisierte Holzprodukten, Holzdesign und –architektur. Die Frage der Zukunft bleibt, in wieweit F & E (Forschung und Entwicklung) in der Holzindustrie hier Potentiale realisieren kann und welche Impulse nationale F&EFörderprogramme für technische und systemische Innovationen in der Holzbranche setzen (vgl. Basispapier „Stoffliche Verwertung und Technologieentwicklung“). UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 Knauf Consulting 2004 83 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 82 55 • Rahmenbedingung „Emissionsauflagen“ Im diesem Zusammenhang sind Einschätzungen von Experten aus der Holzbranche relevant, die für die Zukunft eine Verschärfung bestehender Emissionsauflagen voraussagen (Herabsetzung der Grenzwerte von Emissionen bei der Herstellung von Halbfertig- und Fertigprodukten). Insbesondere im Bereich der Oberflächenherstellung werden stärkere Auflagen erwartet, die die Entwicklung innovativer neuer Fertigungsund Verfahrenstechnologien notwendig machen84. Zu c.: Politikfeld „Integration der osteuropäischen Schwellenländer“ Der Zusammenbruch der kommunistischen Staatsführungen der Ostblockstaaten und nach 1990 und ihr schrittweiser Wandel von der Planwirtschaft in Richtung Marktwirtschaft stellt für die europäische Wirtschaft incl. der Holzwirtschaft eine der zentrale Zäsuren der letzten 20 Jahre dar. Nach dem Zusammenbruch zahlreicher osteuropäischer Produktionsstätten und Industriezweige, dem raschen Anwachsen von Arbeitslosigkeit, dem Verfall von Wirtschaftswachstum und allg. Lebensstandard befinden sich die osteuropäischen Volkswirtschaften, stark verallgemeinert gesprochen, in einer Phase der ökonomischen Stabilisierung mit rasch zunehmenden Wachstumsraten. Wie Studien zur Entwicklung und Zukunft des europäischen Forst- und Holzsektors zeigen, wächst die Bedeutung der osteuropäischen Schwellenländer (Schwellenländer Mittel- und Osteuropas und die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten: Russland, Ukraine, Weißrussland, Kasachstan etc.) für die internationalen und europäischen Holzmärkte rasch an. Die entscheidenden Schritte zur Stärkung der marktlichen Rahmenbedingungen sind die Schaffung politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen zur freien Entfaltung privatwirtschaftlich orientierter Marktakteure, die Schaffung geeigneter materiell-technischer und sozial-institutioneller infrastruktureller Bedingungen (Finanzierung, Recht, Verwaltung etc.) . Die Auswirkungen auf den mitteleuropäischen Holzsektor, die sich aus der raschen Wirtschaftsentwicklung und verstärkten Integration der osteuropäischen Schwellenländer in den europäischen und Welthandel bzw. auch im Rahmen der EU-Ost-Erweiterung ergeben, werden von Experten als außerordentlich hoch eingeschätzt, wie Ergebnisse einer Befragung im Rahmen der EFSOS ergaben: demnach wird sich der osteuropäische Anstieg in Produktion, Konsum und Handel von bzw. mit Holz und Holzprodukten weiterhin fortsetzen und Osteuropa (einschl. Russland) zu einem Zentrum des Weltholzhandels werden. Bereits jetzt ist das am Weltholzmarkt einst kaum beteiligte Osteuropa dominierender Exporteur auf den Weltrohholzmärkten und bekommt wachsenden Anteil an den Schnittholzmärkten. Die erwartete zunehmende Bedeutung Osteuropas im Weltholzhandel bedeutet einen – wie bereits erwähnt - wachsenden Konkurrenzdruck für die einheimische Holzwirtschaft der sich verstärken wird, wenn langfristig die osteuropäische Holzwirtschaft ihre Wertschöpfung erhöhen und auch auf den Märkten für Fertigwaren bedeutend wird. Zu d.: Politikfeld „Waldfunktionen & Regionale Entwicklung“ Rahmenbedingung „Politische Förderung bestimmter Waldfunktionen“ Im gleichen Maße, wie europaweit eine wachsendes Bewusstsein für Belange des Natur- und Artenschutzes zu verzeichnen ist und politische Rahmensetzungen zum Erhalt bzw. der Förderung der Biodiversität von Waldökosystemen mit sich bringt, wächst der Bedarf an Gemeinwohlleistungen jenseits ihrer Nutzfunktion: Naturschutzfunktionen (Biodiversität, Artenschutz; s.o.), Schutzfunktionen (Emissionen, Wasser, Klima, Lärm) sowie Erholungsfunktionen. Die zur Bereitstellung für den Waldeigentümer damit verbundenen 84 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 56 Mehraufwendungen oder Mindererträge werden zum Teil kompensiert, die Bereitstellung zum Teil über Anreizprogramme finanziert. Die Auswirkungen für die europäische Forst- und Holzwirtschaft, die in der Zukunft mögliche gezielte Förderungen von Schutz, Naturschutz und Erholungsfunktionen von Wäldern haben könnten, werden mit Blick auf die Indikatoren Fläche des Wirtschaftswaldes, Produktion (Rohholz, Holzprodukte), Konsum und Handel in den Augen der für die EFSOS konsultierten Fachleute jedoch als eher gering erachtet – auch wenn entsprechende Entwicklungen für vergleichsweise wahrscheinlich gehalten werden. Mit Blick auf die Nutzenfunktion der Wälder fallen jedoch für die Zukunft europäische und nationale Kampagnen für eine verstärkte Holznutzung ins Gewicht. Aufbauend auf den internationalen und europäischen Beschlüssen bzw. Prozessen zur Förderung einer nachhaltigen Umwelt- und Ressourcennutzung bzw. zur Förderung einer nachhaltigen Waldwirtschaft hat die Bundesregierung im Rahmen ihrer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie verschiedene Programme und konkrete Maßnahmen implementiert, deren Ziele die sozial und ökologisch verträgliche Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Forst- und Holzsektors die nachhaltige Bereitstellung von Holz als nachwachsendem Rohstoff die Förderung der Schutz- und Erholungsfunktion der Wälder sowie ihrer biologischen Vielfalt sind: 85 Charta für Holz: Die Charta für Holz ist eine von der Bundesregierung, Ländern und Verbänden unterstützte Initiative der deutschen Forst- und Holzwirtschaft, mit der das anspruchsvolle Ziel einer 20-prozentigen nachhaltigen Steigerung des Pro-KopfVerbrauchs von Holz innerhalb von 10 Jahren (bis 2014) erreicht werden soll. Mit der verstärkten nachhaltigen Holzverwendung werden für die Gesellschaft klima-, energie-, umwelt- und ressourcenpolitische Vorteile angestrebt; gleichzeitig erwartet man, die wirtschaftliche Situation der forst- und holzwirtschaftlichen Betriebe zu verbessern sowie Arbeitsplätze im Forst- und Holzsektor zu sichern bzw. neu zu schaffen. Die Initiative umfasst Maßnahmen hinsichtlich der Steigerung der Nachfrage nach Holz bzw. Holzprodukten, der Verbesserung von Holzangebot und –bereitstellung (verbesserte Kooperation zwischen Forst- und Holzwirtschaft, Qualitätssicherung und Standardisierung, Verbesserung der Logistik und Optimierung der Holzbereitstellung) sowie der Förderung von Innovationen und der Erschließung neuer Verwendungsfelder (Intensivierung der Forschung und Entwicklung, Aus- und Fortbildung sowie Entwicklung innovativer Einkommensquellen)85. Nationales Waldprogramm: Mit dem Nationalen Waldprogramm (ursprünglich: Nationales Forstprogramm) wurde 1999 vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ein gesellschaftspolitischer Dialogprozess zur Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftung im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung ins Leben gerufen, in dem alle relevanten Interessengruppen die Konkretisierung von Vereinbarungen der Rio-Konferenz diskutieren und die Umsetzung der Beschlüsse der UNCED (1992, Rio de Janeiro) vorbereiten. Gemäß dem Leitbild der nachhaltigen, naturnahe Waldwirtschaft wurden Handlungsempfehlungen für die Themen „Wald und internationale Zusammenarbeit / Internationaler Handel“, „Biodiversität, Waldbewirtschaftung und Naturschutz“, „Forstpolitische Instrumentenwahl“, „Ökonomische Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft“ sowie „Neue Rolle der Wälder“ erarbeitet, die sich an Bund, Länder und Verbände richten86 zum Text der charta siehe http://www.bmelv.de/cln_045/nn_753674/DE/06Forstwirtschaft/ChartaFuerHolz/__holzcharta__node.html__nnn=true 86 Näheres siehe unter http://www.nwp-online.de/index.php?id=start 57 Clusterinitiativen Forst- und Holz: Mit dem Ziel der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Forst- und Holzwirtschaft werden in verschiedenen Regionen regionale Netzwerke zwischen den Akteuren der Wertschöpfungskette sowie zwischen Wissenschaft und Praxis der Forst- und Holzbranche gebildet, die neben einer besser koordinierten politischen Interessenvertretung die Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen und Projekten eines verbesserten „Cluster-Managements“ zur weiteren Erschließung von regionalökonomischen Potentialen (Stärkung der Wettbewerbsposition & Erschließung neuer Märkte) zum Ziel haben87. In Ergänzung zu einzelbetrieblichen Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sehen derartige integrative, betriebsübergreifende Initiativen die Chance, durch Kooperationen bislang unerschlossene wirtschaftliche und politische Synergien zu nutzen88. In den Kooperationsprojekten (z.T. in Pilotregionen) geht um konkrete Maßnahmen zur Verbesserung von Wertschöpfung und Innovationsfähigkeit sowie Sicherung der Arbeitsplätze insbesondere im ländlichen Raum. Konkrete Projekte betreffen z.B. die Mobilisierung ungenutzter Rohstoffreserven im Privatwald, die Optimierung und Entwicklung neuer Logistikkonzepte, die Intensivierung des Technologietransfers sowie die Förderung von Kooperationen und Wissenstransfer. Mit dem Cluster-Konzept erhofft sich die Branche, in einer Situation wachsenden Konkurrenzdrucks auf den89 globalisierten Märkten für Forst- und Holzprodukte weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben, indem Synergien in der Produktion bzw. die Zusammenarbeit bei Innovationsinitiativen in regionalen Verbünden realisiert werden. Es bleibt jedoch offen, inwieweit positive Impulse für den gesamten Sektor von den genannten Programmen und Initiativen ausgehen können. Entscheidend wird dabei sein, dass die Initiativen nicht allein auf die Verbesserung der politischen Wahrnehmung der Branche (strukturorientierte, volkswirtschaftliche Begründung; Ziel: Änderung der wirtschaftspolitischen Vorgaben bzw. Zielsetzungen), sondern unter klarem räumlichen Bezug thematisch auf bestimmte Abschnitte der Wertschöpfungskette fokussiert sind und auf enge Kooperation der beteiligten Akteure aus Forst- und Holzindustrie (Informationsaustausch und Wissensmanagement) bauen (betriebswirtschaftliche Begründung; Ziel: Steigerung der Wertschöpfung). Auch politische Initiativen des CEI/ Bois (Zentralverband der Europäischen Holzindustrie: Roadmap 2010; Steigerung der stofflichen Holzverwendung bis 2010 um ein Drittel90), der EU (DG Enterprise & Industry: Forest Based Industries; Förderung von Holz im Bereich Bioenergie und stoffliche Verwertung91) oder die Arbeit der FTP (Forest Based Sector Technology Platform92; Neuausrichtung der EU-Forschungsförderung zur Stärkung des Wirtschaftssektors Forst/ Holz ) zielen als pan-europäische forstpolitische Initiativen auf eine Stärkung der europäischen Holzindustrie bzw. eine verstärkte Holznutzung und -verwendung in Europa. Rahmenbedingungen „Landwirtschaftliche, Ländliche & Regionale Entwicklung“ Die im Rahmen von Änderungen der Agrar- und Regionalentwicklungspolitik erfolgten Änderungen bei Agrarsubventionen, Förderungen von Aufforstungen landwirtschaftlicher Flächen oder das Aufkommen von Agroforstwirtschaft (Biomasseproduktion) wird laut Meinung 87 Thoroe 2007c vgl. Mrosek et al. 2005; Schanz 2007 89 Schanz 2007 90 CEI-Bois (Hrsg.) 2000 91 http://ec.europa.eu/enterprise/forest_based/index_en.html 92 http://www.forestplatform.de/ 88 58 von Experten zukünftig eine wachsende Rolle spielen und kann insbesondere eine Waldflächenzunahme betreffen93 Es bleibt abzuwarten, ob sich auch in Deutschland hier zukünftig nennenswerte Potentiale im Bereich Energieholz ergeben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass derzeit weltweit eine stark wachsende Nachfrage nach Agrarrohstoffen besteht und Stilllegungsflächen auch in der EU der Vergangenheit angehören. Fraglich ist somit, ob sich im Rahmen der sich abzeichnenden Flächenkonkurrenzen tatsächlich die Energie-Biomasse mit ihrem großen Flächenbedarf und der vergleichsweise geringen Flächeneffizienz infolge eines geringen Wirkungsgrades gegen andere Agrarrohstoffe durchsetzen kann. Zu e.: Politikfeld „Erneuerbare Energien & Klimaschutz“94 Rahmenbedingungen „Erneuerbare Energien“ Nach wie vor besteht eine Abhängigkeit der weltweiten Energieversorgung von den endlichen fossilen Energiereserven und –ressourcen. Angesichts eines weltweit nach wie vor deutlich zunehmenden Verbrauchs von Erdöl und Erdgas wächst die Abhängigkeit von Importen fossiler Energien, die zumeist auch aus politisch instabilen Regionen stammen. Mit den Diskussionen um das Fördermaximum beim (konventionellen) Öl, das einem Teil der Experten zufolge in greifbare Nähe gerückt ist, sowie mit Blick auf die rapide gestiegenen Preise für Erdöl kündigen sich für die Zukunft Konflikte um die knapper werdenden, regional konzentrierten Ölressourcen an. Bei der Frage nach Alternativen rückt neben der Steigerung der Energieeffizienz und der Änderung des Produzenten- und Verbraucherverhaltens zugunsten eines sparsameren Umgangs mit Energie vor allem die Substitution fossiler Energien in den Vordergrund: das Ausschöpfen der Nutzungspotenziale erneuerbarer Energiequellen, also auch der Biomasse, nimmt dabei eine zentrale Bedeutung ein. Steigende Ölpreise und das erwartete längerfristig hohe Preisniveau fördern die Wettbewerbsposition der nachwachsenden Rohstoffe und ermöglichen die zunehmende Substitution von synthetischen Rohstoffen Auf nationaler Ebene spielt v.a. die Einführung des Erneuerbaren-Energien- Gesetzes (EEG) aus dem Jahr 2004 eine wesentliche Rolle. Gemäß dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) wird der Ausbau von Energieversorgungsanlagen/ Stromerzeugungsanlagen gefördert, die aus erneuerbaren/ regenerativen Quellen gespeist werden (Sonne, Wasser, Wind, Erdwärme, Biomasse). Dem Betreiber einer solchen Anlage wird über einen bestimmten Zeitraum ein fester Vergütungssatz für den erzeugten Strom gewährt, der sich an den Erzeugungskosten der jeweiligen Erzeugungsart orientiert, um so einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen zu ermöglichen. Die Einführung des EEG hat zusammen mit dem Marktanreizprogramm für erneuerbare Energien (MAP), über welches vom Bundesumweltministerium die Einrichtung von Sonnenkollektoren, Pellet-Kesseln und Scheitholz-Vergaserkesseln mit Zuschüssen bzw. durch zinsverbilligte Darlehen gefördert wird, hat in den vergangenen Jahre zu verstärkten Investitionen im Bereich erneuerbarer Strom, Wärme und Treibstoffe auf Holzbasis geführt (s.o.). Auf europäischer Ebene haben die Beschlüsse des EU-Rates vom 8./9. März 2007 zu erneuerbaren Energien das langfristige Engagement der Gemeinschaft für den EU-weiten Ausbau erneuerbarer Energien über 2010 hinaus bekräftigt. Unter Berücksichtigung unterschiedlicher individueller Gegebenheiten, Ausgangspunkte und Möglichkeiten gelten EUweit die Ziele eines 20 %igen Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch der EU bis 2020 sowie ein in kosteneffizienter Weise einzuführendes verbindliches Mindestziel in Höhe von 10 % für den Anteil von Biokraftstoffen am gesamten verkehrsbedingten Benzin- und Dieselverbrauch in der EU bis 2020, das von allen Mitgliedstaaten erreicht werden muss95. 93 UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 vgl. hierzu das Basispapier „Perspektiven der energetischen Holznutzung“ 95 Ziesing 2007 94 59 In Anbetracht der vielfältigen politischen Rahmensetzungen zur Förderung der erneuerbaren Energien darf es zumindest mittelfristig als sehr wahrscheinlich gelten, dass die Produktion und der Verbrauch erneuerbarer Rohstoffe incl. Holz zur energetischen Nutzung weiterhin politisch gefördert werden. Ob sich allerdings angesichts der zunehmender Flächenkonkurrenzen zwischen stofflicher und energetischer Nutzung bzw. zwischen Holz und Agrarrohstoffen mit Blick auf den großen Flächenbedarf und die geringe Flächeneffizienz der Biomasse-Energie hier auch in Zukunft gute Chancen für die energetische Nutzung von Holz außerhalb der WärmeNutzung ergeben, bleibt fraglich. Andere nicht-fossile Techniken werden auf Dauer effizienter und preiswerter sein, so dass mittel- bis langfristig der Anteil wieder zurückgehen kann. Ordnungspolitische Rahmenbedingungen sowie bestehende Gesetze und Verordnungen erschweren häufig die Verwendung von Nawaro in den einzelnen Märkten. Die energetische und stoffliche Nutzung von Biomasse ist heute von einer Vielzahl, häufig nicht koordinierter und sich teilweise gegenseitig neutralisierender politischer Instrumente bestimmt, die historisch gewachsen sind Verzerrungen bei der Flächen- und Biomassenutzung führen zu gesamtwirtschaftlich ineffizienten Lösungen und zu einer nicht optimalen Nutzung des heimischen Biomasse- Potenzials. Ein an übergeordneten Zielen orientiertes konsistentes Bündel von Regulierungen und Instrumenten ist erforderlich, um die ehrgeizigen Ziele (z.B. 50% erneuerbare Energien-Einsatz in 2050) zu erreichen Rahmenbedingungen „Klimaschutz“ In fast allen Industrieländern werden die verstärkte energetische Biomassenutzung im Allgemeinen und die Holznutzung im Besonderen als eine wichtige Strategie im Kampf gegen den Klimawandel diskutiert. Als nachwachsender, erneuerbarer Rohstoff ist Holz in seiner energetischen Verwendung praktisch CO2-neutral, bewirkt in seiner stofflichen Nutzung eine Verlängerung der CO2-Speicherwirkung und Wälder werden durch die Einbindung von Kohlenstoff in Biomasse zu CO2-Senken. Aufforstungen, nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung von Holz bieten bislang die einzigen Möglichkeiten, kostengünstig bereits emittiertes CO2 der Atmosphäre über Photosynthese wieder zu entziehen. Alle anderen Maßnahmen zielen nur auf eine Verlangsamung des Anstiegs der atmosphärischen CO2-Konzentration ab96. Die im Rahmen der in Rio 1992 verabschiedeten Klimarahmenkonvention (UNFCCC) verfolgten Ziele der Verlangsamung und Abschwächung des Klimawandels haben in Bezug auf die dazu notwendigen Maßnahmen gerade mit Blick auf die Funktion und Rolle des Waldes zu kontroversen Diskussionen geführt. Als CO2-Speicher steht der Wald im Zentrum der internationalen klimapolitischen Diskussionen. Mit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls im Februar 2005 sind die 1997 vereinbarten nationalen Verpflichtungen der Industriestaaten zur Reduktion ihrer Emissionen in Kraft getreten. Diese können auch –wenigstens zum Teil - durch die Anrechnung der Senkenleistung erfüllt werden, die Waldökosysteme erbringen: Ende 2006 hat sich die Bundesregierung dazu entschlossen, die Speicherfähigkeit der deutschen Wälder für CO2 auf die nationalen Reduktionsverpflichtungen im Rahmen des Artikels 3.4 des Kyoto-Protokolls anrechnen zu lassen und damit die von den deutschen Waldbesitzerverbänden und vom Deutschen Forstwirtschaftsrat geforderte „Wald-Holz-Option“ zu ergreifen, so dass eine grundsätzliche Teilnahme der Forstwirtschaft am Emissionsrechtehandel möglich wird. 96 vgl., auch im Folgenden, Pistorius 2007 60 Die Anrechnung der Senkenleistung der Wälder bezieht sich ausschließlich auf den im Ökosystem gespeicherten C – entscheidend bleibt somit der gespeicherte Vorrat an Biomasse (Holzvorrat), über dessen Veränderungen bezogen auf das Basisjahr 1997 jeder Vertragsstaat Bericht erstatten muss. Lediglich der Nettozuwachs im Wald wird damit anrechnungsfähig im Sinne des Kyoto-Protokolls - Nutzungseffekte durch nachhaltige Waldwirtschaft (d.h. eine Integration des Holzsektors) werden nicht berücksichtigt, obwohl nachhaltig genutzte Wälder aus Sicht der atmosphärischen CO2-Belastung signifikante Vorteile in Form von zusätzlichen Substitutionseffekten generieren97. Auch wenn daher eine In-Wert-Setzung der Klimaschutzleistung für eine nachhaltige Holznutzung – auch angesichts der durch den Klimawandel zu erwartenden starken ökonomischen Belastungen für Waldbesitzer notwenig und gerecht erscheint, wurden bislang keine Anreize geschaffen, den Wald und nachhaltige Holznutzung als Instrument in die deutsche oder europäische Klimaschutzstrategie zu integrieren. Die Konsequenzen aus dem Protokoll von Kyoto für Forst- und Holzwirtschaft sind heute schwer abzuschätzen. Unklar bleibt, ob und ggf wie nach der Anerkennung der aus der Waldbewirtschaftung generierten Emissionsrechte die Weitergabe dieser Wertschöpfung an die Forstbetriebe erfolgen wird (etwa in Form der Schaffung von Fondlösungen mit dem Ziel, durch den Klimawandel bedingte Belastungen für Forstbetriebe ausgleichen zu können oder Waldumbaumaßnahmen zu fördern). Unklar bleibt auch, ob über die Anerkennung der Senkenleistung von Wäldern hinaus auch die Anerkennung der Senkenleistung einer nachhaltigen Waldnutzung anerkannt wird (Anerkennung des Produktspeichers Holz) – wie dies etwa vom Deutschen Forstwirtschaftsrat gefordert wird. Mit Blick auf die Holzindustrie besteht die Möglichkeit, dass Kyoto die europäische Holzbranche massiv verändern wird. Unter Experten98 werden folgende Szenarien diskutiert: a) Die deutsche Holzindustrie ist vom Emissionshandel gar nicht betroffen. b) Die deutsche Holzindustrie hat durch den hohen Anteil an im Prozess genutzter Biomasse einen Vorteil gegenüber den Konkurrenzbranchen (Stein, Stahl, Kunststoff etc.). c) Durch den hohen Bedarf an Energie für das Trocknen von Holz, der nur zum Teil über Biomasse bereitgestellt werden kann, muss die deutsche Holzindustrie Nachteile befürchten. d) Die deutsche Holzindustrie hat im internationalen Wettbewerb Nachteile, weil andere Staaten (Osteuropa oder Spanien) im Protokoll von Kyoto wesentlich besser gestellt wurden. Je nach Entwicklungspfad ergeben sich gänzlich unterschiedliche Konsequenzen für die Forstund Holzbranche und ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bzw. unterschiedliche Impulse für die eine gesteigerte Holznutzung bzw. eine Vorratsanreicherung/ Nicht-Nutzung (KlimaschutzWälder). Im Hinblick auf eine weitere Berücksichtigung im Rahmen von Modellierungen zur Zukunft des europäischen Forst- und Holzsektors haben die im Rahmen der EFSOS befragten Fachexperten die ihrer Ansicht nach relevanten marktlichen Rahmenbedingungen zu drei sog. „Mega- 97 98 Pistorius 2007 Knauf Consulting (Hrsg.) 2004 61 Szenarios“ aggregiert, die die oben beschriebenen signifikanten Trends bzw. Entwicklungen bündeln: 1. Naturschutz-Szenario (Conservation-Szenario) : Beschleunigter Wandel zu einer verstärkten Naturschutz-Strategie bei der Bewirtschaftung der Wälder Kennzeichen Natur- und Biodiversitätsschutz als zentrale gesellschaftspolitische Ziele im Umgang mit natürlichen Ressourcen; staatliche Förderung der Naturnahen Waldbewirtschaftung (NOM), Zertifizierung, Recycling, erneuerbare Energien Agrarpolitische Anreize für umweltgerechte/ naturschutzorientierte Bewirtschaftungsformen Staatliche Förderung der Bereitstellung der nicht-marktlichen Wirkungen & Leistungen der Wälder Verstärkte stattliche Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien / Biomasse Steigende Energiepreise Verlangsamung des technologischen Fortschritts Langsameres Wirtschaftswachstum der osteurop. Schwellenländer geringeres Wirtschaftswachstum, Preis- und Kostenanstieg für Holzprodukte Wachsende Konkurrenz zwischen stofflicher & energetischer Holznutzung Wirkungen auf den Sektor: Zunahme der Waldfläche; Abnahme der Wirtschaftsfläche Längere Verjüngungszeiträume Segregationswirkungen. Konzentration der Nutzungen auf best. Bereiche verstärkte Nachfrage nach Energieholz erhöht die Nutzungsmengen steigende Holzpreise aufgrund der wachsenden Energieholznachfrage verstärkte Konkurrenzen auf den Märkten wachsende Nachfrage nach Holzprodukten (Bau, Möbel) wachsende Bedeutung der Zertifizierung Mögliche Treiber: wachsender Einfluss des Klimawandels auf die globale Umwelt wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein für die Schutzfunktionen von Wäldern z.B. für die Wasserversorgung & den Klimaschutz wachsende Kosten für fossile Energieträger 2. Erneuerbare Energien („Sustainable Energy“)-Szenario: Politische Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien Kennzeichen: Politische Förderung der Nutzung von erneuerbaren Energiequellen Innovationen auf dem Gebiet der Energieproduktion aus Holz/ Biomasse, Effizienzsteigerungen Förderung von Kurzumtriebsplantagen zur Energieholzgewinnung Agrarpolitische Anreize für positive umweltpolitische Leistungen von Land- und Forstwirtschaft Moderates Wirtschaftswachstum (etwas geringer als Basisszenario) Wirkungen auf den Sektor: wachsende Wirtschaftsfläche staatliche Förderung der Holzmobilisierung 62 stark steigende Rohholzproduktion v.a. durch kräftigere Durchforstungen und Nutzung des bislang ungenutzten Derbholzes wachsende Produktion von Pellets v.a. aus Resthölzern gesteigerter Konsum von Holzprodukten wachsende Nutzungskonkurrenzen zwischen energetischer & stofflicher Nutzung Mögliche Treiber: Ölkrise/ Energiekrise: gravierende Ölpreissteigerungen Politische Krisen z.B. in Nahost (Gefährdung der Ölversorgung) 3. Globalisierungs-Szenario: Wachsende ökonomische Integration & Marktliberalisierungen in Europa Kennzeichen: starkes Wirtschaftswachstum der Schwellenländer in Osteuropa & Asien; weitere Handelsliberalisierungen bzw. Abbau von Handelsschranken Förderung des technologischer Fortschritts; gesteigertes Innovationsbewusstsein in der Forstindustrie stark steigende Produktion und Konsum von Holz bzw. Holzprodukten; sinkende Preise und Kosten Rasche EU-Erweiterung: Verdopplung der Anzahl der Mitgliedsstaaten Wirkungen auf den Sektor: stärkerer Konkurrenzdruck für D durch Osteuropa gesteigerte Produktion von Holzprodukten: in D hält sich Konkurrenz- / Wettbewerbsfähigkeit gg. Osteuropa durch technologischen Vorsprung dynamischere Märkte: gesteigerter Konsum von Holzprodukten gesteigerter Handel durch offene Märkte und osteuropäisches Wachstum; tendenziell steigende Importe aus Osteuropa; tendenziell: wachsender Handel mit Halbfertig- und Fertigwaren, abnehmender Handel mit Rohholz Mögliche Treiber: Ungebrochene Steigerung des Weltwirtschaftswachstums & Fortsetzung der Globalisierungs- und Marktliberalisierungstendenzen Moderate Ölpreissteigerungen Beschleunigung der EU-Erweiterung 63 3. Zusammenfassung Der Versuch von Zukunftsaussagen oder Prognosen über die Entwicklung von Märkten muss, zumal mit Blick über die nächsten fünf Jahre hinaus, von vornherein unter Vorbehalt betrachtet werden: unaufhebbar und prinzipiell erscheint das Unwissen über das zukünftiges menschliches wirtschaftliches Handeln und Verhalten auf Märkten, die sich auf unterschiedlichen, meist miteinander interagierenden lokalen, regionalen oder globalen Ebenen unterscheiden lassen. Die relevanten Einflussfaktoren wirken dabei zumeist zusammen: volkswirtschaftliche Entwicklungen, Änderungen im Konsumverhalten von Haushalten, soziologische Entwicklungen (z.B. demografischer Wandel), natürliche Entwicklungen (z.B. Klimawandel), geopolitische Entwicklungen, internationale Wirtschafts- und Umweltpolitiken (z.B. Klimaschutzabkommen) etc. interagieren zu sehr intransparenten, in ihren Wechselbeziehungen nur sehr unvollständig darstellbaren, komplexen Prozessen, deren Entwicklung sich mittels Modellen nicht darstellen lässt. Was allenfalls gelingen kann, ist der Versuch, den Raum der zentralen wirksamen Einflussfaktoren analytisch zu strukturieren und die Zukunft im Sinne eines Möglichkeitsraums zu betrachten, in welchem verschiedene denkbare Szenarien deutlich werden. Im Rahmen des Basispapiers „Entwicklung von Märkten für Forst- und Holzwirtschaft vor dem Hintergrund globalisierter Marktbedingungen“ soll das Wertschöpfungsketten-Modell für die Betrachtung möglicher zukunftsrelevanter Faktoren, Prozesse, Trends und Szenarien als Gliederungsmodell dienen. Die Darstellung verortet die in der Zeitperspektive relevanten Einflussfaktoren als solche, die auf die einzelnen Glieder der Wertschöpfungskette einwirken. Rein analytisch werden dabei „Pull-Faktoren“ der Wertschöpfungsentwicklung (d.h. Faktoren, die sich mit Blick auf Endverbraucher und –märkte positiv auf die Wertschöpfung auswirken) von „Push-Faktoren“ der Wertschöpfungsentwicklung (d.h. Faktoren, die sich mit Blick auf die Produktion und den Ausgangsmarkt positiv auf die Wertschöpfungsentwicklung auswirken) unterschieden. Auf einer zusätzlichen Betrachtungsebene sollen einerseits die implizit und explizit wirksamen Strategien der Marktakteure innerhalb der Wertschöpfungskette Forst-Holz berücksichtigt werden („Profit-Seeking-Faktoren“), andererseits die marktlichen Rahmenbedingungen (Umweltpolitik, Wettbewerbspolitik) angesprochen werden, die für die Forst- und Holzmärkten bestimmend sind. Im Rahmen der vorliegenden Zusammenfassung sollen fünf zentrale Einflussfaktoren herausgegriffen werden: Mit Blick auf die Entwicklung der inländischen Nachfrage nach Holz und Holzprodukten ist zunächst zu berücksichtigen, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in Westeuropa traditionell eher niedrig ist –im Vergleich etwa beträgt er weniger als die Hälfte des Pro-Kopf Verbrauchs in Nordamerika. Für Deutschland ist nach Einschätzung von Wirtschaftsfachleuten mittel- bis langfristig kein signifikanter Anstieg der realen Arbeitseinkommen und mithin mittelfristig keine deutliche Steigerung der Kaufkraft (Realeinkommen) zu erwarten – so dass mit Blick auf rein konjunkturelle Faktoren keine wesentliche Steigerung der daran gekoppelten Binnennachfrage nach Holzprodukten prognostiziert wird. Allerdings hat der starke Anstieg der Energiepreise die Wettbewerbskraft von Holz sowohl in der stofflichen als auch in der energetischen Verwertung deutlich gestärkt. Eine erwartete zunehmende Berücksichtigung von Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten beim Konsum der Haushalte lässt für viele Experten bei entsprechender Politikgestaltung einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach Holz erwarten – inwieweit der aus der günstigen Konjunktur der letzten Jahre resultierende Optimismus der Holzindustrie auch mittelfristig begründet ist, ist jedoch fraglich. Ein zentrales Thema der Zukunft bleibt hier die Konkurrenz zwischen der stofflichen und energetischen Nutzung von Holz. In Deutschland hat sich mit dem politisch geförderten steigenden Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auch die Nachfrage nach dem Energieträger Holz in den letzten Jahren sehr stark erhöht und der Markt für 64 Pelletheizungen und Holzpellets hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einem der größten Wachstumsmärkte entwickelt. Weitere technologische Entwicklungen, die politischen Förderung nachwachsender Rohstoffe als Energieträger und der erwartbare weitere Ölpreisanstieg lassen Einschätzungen aus der Branche zufolge zumindest mittelfristig die Nachfrage nach Holz als Energieträger weiter steigen – ob sich Holz als jedoch langfristig gegen zahlreiche konkurrierende flächeneffizientere Biomasse-Energieträger mit nennenswerten Marktanteilen behaupten kann, muss deutlich hinterfragt werden. Die seit Jahren zu verzeichnende deutliche Nachfragesteigerung bei der stofflichen Holznutzung ist vornehmlich auf einen wachsenden Außenhandel der deutschen Holzindustrie zurückzuführen (Exportüberschuss seit 2004). Deutschland ist intensiv in den Weltholzhandel eingebunden und die inländische Produktion wird auch zukünftig maßgeblich vom Wirtschaftswachstum in anderen Regionen bzw. Volkswirtschaften beeinflusst: Global gesehen steigt die Nachfrage nach Holz und Holzprodukten - der Außenhandel nach Mengen ist in der Vergangenheit sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr und dort v.a. im Bereich der Halbund Fertigwaren kontinuierlich weiter angestiegen. Vor allem von den rasch wachsenden Volkswirtschaften von China, Indien, Malaysia und den Ländern in Osteuropa/ Russland mit enormen Kaufkraft- und Nachfragesteigerungen wird eine weiterhin deutliche und nachhaltige Nachfrage nach deutschem Holz bzw. Holzprodukten erwartet. Allerdings wird ebenfalls erwartet, dass der Konkurrenzdruck für die einheimische Wirtschaft durch ausländische Importe aus Plantagenwirtschaft aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Rohstoffkosten weiterhin wächst. Das rasche ausländisches Wirtschaftswachstum fördert mittelbis langfristig die Angleichung der Wirtschaftskraft von Schwellenländern und entwickelten Ländern: Fachleute gehen davon aus, dass die ausländische Industrie bereits mittelfristig ihre Wertschöpfung deutlich steigert, ihre Fertigungstiefe erhöht und daher zum einen auf den eigenen nationalen Märkten zunehmend veredelte Produkte anbieten kann (Konkurrenz zu deutschen Importprodukten), zum andern für die deutsche Exportindustrie zum wachsenden Konkurrenten auf den internationalen Märkten wird (Gefährdung dt. Standortvorteile). Unklar bleibt die Entwicklung des wichtigen Einflussfaktors „Ölpreisentwicklung“, auf den die weltweite Konjunktur sehr sensibel reagiert (Risiko einer Weltwirtschaftskrise bei einer rapiden Ölpreissteigerung/ Ölkrise) und von dem der Welthandel am stärksten abhängt (vgl. Basispapier „Energetische Verwendung von Holz“). Mit Blick auf die Zukunft ebenfalls unklar bleibt es, ob sich das allgemein erwartete rasche Wirtschaftswachstum der heutigen Schwellenländer ungehindert fortsetzt. Neben wirtschaftspolitischen Entscheidungen (Entwicklung der Investitionsquoten, Handelsliberalisierungen) spielen hier vor allem auch politische Entwicklungen die Rolle von schwer einrechenbaren Einfluss- oder Störfaktoren, auf die das Wirtschaftswachstum bzw. die Wirtschaftsentwicklung sehr sensibel reagiert (z.B. ungeklärte Fortführung von Demokratisierungs- und Liberalisierungsentwicklungen). Die Entwicklung der Struktur der Holzindustrie kann für die Zukunft der Forst- und Holzbranche als eigener wirksamer Einflussfaktor verstanden werden. Wenn von dem seit der Jahrtausendwende zu beobachtenden Strukturwandel in der Säge- und Holzindustrie die Rede ist, wird zuallererst ein Konzentrationsprozess beschrieben, dem auf der anderen Seite eine zunehmende Nischenbildung gegenübersteht. Immer größeren Unternehmen mit wachsendem Kapazitäts- bzw. Verarbeitungsvolumen sowie wachsender Angebotspalette steht also eine Vielzahl kleiner, regional bzw. auf Nischenmärkten erfolgreicher Betriebe gegenüber. Von Experten wird eine Fortsetzung des Trends (Konzentration in der Holzindustrie und der Ausdifferenzierung in Global Player und Nischenanbieter) bis über das Jahr 2020 hinaus vorausgesagt. Zentraler Treiber dafür ist die stark gestiegene Außenhandelsaktivität der Holzindustrie, die eine Erhöhung der Kapazitäten und kapitalintensive Investitionen bzw. Modernisierungen erfordert hat, um der wachsenden Konkurrenz auf den internationalen Märkten gewachsen zu sein. Parallel zum beschriebenen Konzentrationsprozess verlaufen Anstrengungen zur Integration bislang fragmentierter Industrie- und Vertriebsstrukturen durch 65 Allianzen, Kooperationen & Netzwerke z.B. zwischen Holzwerkstoffindustrie und Sägeindustrie, in denen Produktentwicklung, –herstellung und -lieferung gemeinsam bzw. gebündelt geschieht und welche die Markteffizienz und Konkurrenzfähigkeit der Partner im Vergleich zu Konkurrenzbranchen steigern soll. Besondere Bedeutung wird von Experten vor allem betriebs-, brachen- und sektorenübergreifend arbeitenden regionalen Forst-Holz-Ketten und Holzclustern beigemessen, wie sie derzeit europaweit im Entstehen sind (z.B. Clusterinitiativen, Zusammenschlüsse kleiner Anbieter, um ihre Marktposition zu stärken & Infrastruktur gemeinsam zu nutzen; Entstehung großer integrierter Forst-Holz-Standorte, die von der Waldpflege über das Sägewerk, Faserplattenproduktion bis zur Laminatherstellung die gesamte Wertschöpfungskette abdecken). Eine besondere Rolle für die Entwicklung der Strukturen im Bereich der Holz- und Sägeindustrie spielt die zukünftige Technologieentwicklung, die als eigenständig wirksamer Entwicklungsfaktor gesehen werden kann: Die Forschung befasst sich in großem Umfang mit vielfältigen Möglichkeiten, den Baustoff Holz zu optimieren und neue Anwendungsfelder durch Innovationen zu erschließen. Die Innovationen betreffen dabei sowohl die Optimierung von Fertigungsprozessen, als auch Entwicklung neuer Produkte bzw. neuer Einsatzgebiete für Holz und Holzwerkstoffe. Dabei werden Verfahren zur chemischen Modifikation des Holzes, die Entwicklung hybrider Werkstoffe (Verbundwerkstoffe: Kombination von Holz mit anderen Materialien), der Einsatz von neuen Technologien zu Modifikation klassischer Holzeigenschaften oder die Weiterentwicklung von Systemlösungen eine Rolle spielen. Es wird erwartet, dass der Trend zu hybriden Werkstoffen und Konstruktionen die Anwendungsmöglichkeiten für Holz zukünftig ganz erheblich erweitert wird (Trend zur „EntNaturierung“ des Baustoffs Holz) und die Nachfrage nach Holzprodukten dadurch wesentlich gesteigert werden kann. Fachleute erwarten ferner, dass die mit erheblichen Investitionen verbundenen Technologieentwicklungen zu neuen Kooperationen mit der Kunststoff- bzw. chemischen Industrie im Bereich der Produktentwicklung, aber auch Produktion führen werden, so dass hier Impulse für einen Strukturwandel der Holzindustrie bestehen. Es ist zu erwarten, dass sich durch die Entwicklungen im Bereich der Technologie die Struktur der bisherigen Holzindustrie gänzlich wandelt und vollkommen neue Produktionsbereiche und Unternehmen entstehen. Änderungen der politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen nehmen unmittelbaren Einfluss auf den Forst- und Holzsektor, indem sie zum einen auf das Handeln der Verbraucher d.h. auf die Nachfrage nach Holzprodukten wirken, zum anderen die Ziele, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Forst- und Holzbranche beeinflussen. Für Deutschland seien beispielhaft die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie (Strategien der Bundesregierung zur Sicherung der Bereitstellung des Rohstoffes Holz und der Schutz- und Erholungsfunktion sowie der biologischen Vielfalt der Wälder), die Charta für Holz (Ziel der Steigerung des Holzverbrauchs um 20% bis 2014; Formulierung von Maßnahmen zur Erschließung von neuen Anwendungsfeldern von Holz) oder das Nationales Waldprogramm bzw. die Novellierung des Bundeswaldgesetzes (Förderung von Waldumbau und naturnaher Waldwirtschaft) genannt. Wesentliche Wirkungen auf die Waldbewirtschaftung der Zukunft kann von der Energie- und Klimaschutzpolitik im Rahmen internationaler Klimaabkommen (Kyotoprotokoll und Folgeprozesse) erwartet werden, die im Rahmen konkrete Programme etwa die Förderung erneuerbarer Energien sowie die Förderung des energiesparenden Bauens vorsehen und damit wesentliche Impulse für die Forst- und Holzwirtschaft erwarten lassen (Auswirkungen auf die Nachfrage nach Holz als Ressource oder Rohstoff, Auswirkungen auf Waldaufbau, Vorrat & Bestockungen, Wirkung auf Waldbewirtschaftungsformen, Auswirkungen auf Waldnaturschutz Entstehung von Schutzgebieten, Nutzungseinschränkungen/ -auflagen, Auswirkungen auf Nutzungsintensität und –möglichkeit). Die vielfältigen Förder- und Anreizprogramme, Strategien und Maßnahmen aus unterschiedlichen Politikbereichen und auf unterschiedlichen Ebenen setzen jedoch unterschiedliche, zum Teil inkonsistente Signale für die Forst- und Holzwirtschaft – so dass ein klarer Effekt nicht prognostiziert werden kann (Restriktionen für die Forstwirtschaft aufgrund stärkerer politischer Naturschutzorientierung vs. Intensivierung der 66 Waldbewirtschaftung aufgrund des Drucks zur Bereitstellung von Holz zur stofflichen und energetischen Verwendung; Weitergabe der Wertschöpfung der durch Waldbewirtschaftung generierten Emissionsrechte an die Forstbetriebe? Anerkennung des Produktspeichers Holz d.h. der Senkenleistung einer nachhaltigen Waldnutzung?). Für die Bewertung der Szenarien und ihrer potentiellen Auswirkungen auf die Holznachfrage ist das damit in der Zukunft korrespondierende Rohholzangebot zu berücksichtigen. Das potenzielle Rohholzaufkommen wurde in Deutschland über Jahrzehnte nur zu etwa 2/3 genutzt. Der Zuwachs überschreitet nach wie vor die Nutzung (Vorratsaufbau), allgemein wächst in Deutschland der Laubholzanteil. Aufgrund des seit einigen Jahren anhaltenden deutlichen Anstiegs der Rohholznachfrage (stofflich, energetisch; wg. Kapazitätsausbau in der Holz- und Zellstoffindustrie aufgrund gesteigerter Exporte sowie durch Energiepreissteigerungen) über alle Hauptverwendungsrichtungen zeigt sich die Holzindustrie, die in den letzten Jahren ihre Verarbeitungskapazitäten deutlich ausgebaut hat, besorgt um die Rohholzversorgung und verweisen auf regionale Versorgungsengpässe. Inventurdaten und Potenzialabschätzungen zeigen, dass die Holznutzung noch gesteigert werden könnte: Mittelfristig könnten in Deutschland je nach Nutzungsszenario jährlich etwa 80 Mill. m³ Rohholz genutzt werden. Eine weitere Erschließung der Nutzungsressourcen erfordert die Mobilisierung bisher nicht oder nur wenig genutzter Waldflächen, eine stärker an der Holznutzung orientierte Waldbewirtschaftungskonzepte (evtl. unter Absenkung der Umtriebszeiten) oder die Anlage von Schnellwuchsplantagen, die auf mittlere Frist das verfügbare Potenzial erheblich steigern könnten. Ungeklärt bleiben die Möglichkeiten der Rohholzmobilisierung (Rohholzmobilisierung von bisher nicht genutzten Waldflächen, Aufbereitung bisher nicht aufgearbeiteter Sortimente, Änderung waldbaulicher Konzepte (Bestandspflege, Vorratshaltung etc.), Ausweitung der Waldflächen (konventionelle Aufforstungen, Schnellwuchsplantagen)): Welcher Anteil der in D tatsächlich verfügbaren Rohholzpotentiale kann vor dem Hintergrund von bestehenden Mobilisierungshemmnissen und unklarer politischer Weichenstellungen (Förderung der Potentialerschließung vs. Naturschutzpolitik/ Förderung naturnaher Waldbau) tatsächlich erschlossen werden ? 4. 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