Basispapier Marktentwicklung_Globalisierung_final

Werbung
von Detten, Roderich
IFP (2007)
waldzukünfte
Basispapier
Zukunftsfeld „Märkte für Forstund Holzwirtschaft vor dem
Hintergrund globalisierter
Marktbedingungen“
Im Rahmen des Projektes Zukünfte und Visionen
Wald 2100
Gefördert vom
Die vorliegende Publikation wurde im Rahmen des Verbundprojektes „Zukünfte und
Visionen Wald 2100: Langfristige Perspektiven von Wald- und Landnutzung
Entwicklungsdynamiken, normative Grundhaltungen und Governance“ erstellt.
„Zukünfte und Visionen Wald 2100“ wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung im Rahmen des Förderschwerpunktes „Nachhaltige Waldwirtschaft“
(Projektträger Jülich, FKZ 0330789). Projektlaufzeit: März 2007 – November 2008.
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.
Informationen und Ergebnisse: www.waldzukuenfte.de
Informationen zum Förderschwerpunkt: www.nachhaltige-waldwirtschaft.de
Impressum
Pressekontakt
Institut für Forst- und Umweltpolitik (IFP)
der Albert-Ludwigs Universität Freiburg
Tennenbacherstraße 4
79106 Freiburg
Institut für ökologische
Wirtschaftsforschung (IÖW)
Richard Harnisch
Potsdamer Str. 105
10785 Berlin
Telefon: +49 (0)7 61- 2 03- 85 02
Telefax: +49 (0)761- 2 03- 37 05
www.ifp.uni-freiburg.de
Telefon: +49 (0)30 - 884 594 16
Telefax: +49 (0)30 - 882 54 39
www.ioew.de
E-Mail:
[email protected]
E-Mail:
[email protected]
Freiburg, September 2007
2
Gliederung
1.
Einführung
1.1. Ziele und Fragestellungen………………………………………………...3
1.2. Das Wertschöpfungsketten-Modell als Gliederungsprinzip ……………….4
1.3. Einflussfaktoren-Wechselwirkungsgraph & Erläuterungen zur Auswahl der
Einflussfaktoren…………………………………………………………...5
2.
Ebenen, Faktoren & Szenarien der Marktentwicklung …………………8
2.1. Wirtschaftswachstum und inländische Nachfrageentwicklung……………..8
2.2. Entwicklung des Außenhandels unter globalisierten Bedingungen……….18
2.3. Strukturwandel der Holzindustrie………………………………………..29
2.4. Verfügbarkeit der Rohholzreserven……………………………………...36
2.5. Marktliche Grundbedingungen………………………………………..…50
3.
Zusammenfassung……………………………………………………….63
4.
Literatur………………………………………..…………………………66
3
1.
Einführung
1.1
Ziele und Fragestellungen
Ziel des vorliegenden Papiers ist es, zukunftsrelevante Prozesse und Faktoren, erkennbare Trends
und Dynamiken für die Märkten der Forst- und Holzwirtschaft vor dem Hintergrund
globalisierter Marktbedingungen zu identifizieren, aber auch Unsicherheiten und Widersprüche
zu thematisieren.
Hintergrund ist die Tatsache, dass nationale und regionale Szenarien für Wald und Holz verstärkt
im Verbund mit globalen Märkten und Entwicklungen verstanden werden müssen (verstärkte
Internationalisierung der Märkte) - Produkte der Forst- und Holzwirtschaft werden eingebunden
sein in globale Märkte, auch wenn sie regional vermarktet werden.
In diesem Zusammenhang stellen sich folgende Leitfragen:
Welche Möglichkeiten und Herausforderungen ergeben sich angesichts globaler
Tendenzen für die Vermarktung von Forst- und Holzprodukten über verschiedene
Zeithorizonte?
Welche Folgen haben die Veränderungen (z.B. Zunahme der Holznachfrage in China und
Indien) eines globalisierten Marktes für die hiesigen Holzmärkte und die weltweiten
Holzströme?
Wie werden sich die EU-Osterweiterung und die zu erwartenden steigenden Exporte aus
Osteuropa bzw. Russland auf die Wettbewerbssituation der deutschen Holzwirtschaft
auswirken?
Welche Faktoren wirken sich entlang der Marktkette im Sinne von Push- oder PullFaktoren auf die Wertschöpfung in der Forst- und Holzbranche aus?
Wie entwickelt sich das strategische Marktverhalten der relevanten Akteure in der forstund Holzbranche?
Welche Auswirkungen sind auf die Struktur von Forstbetrieben zu erwarten? Wie wird
die Wettbewerbsfähigkeit in verschiedenen Branchen der holzverarbeitenden Industrie
von diesen Tendenzen beeinflusst?
Welche staatlich/politisch vermittelten Faktoren bestimmen in ganz grundsätzlichem
und langfristigem Sinne die Wettbewerbsbedingungen auf den Forst- und Holzmärkten?
Welche global wirksamen „Störereignisse“ lassen sich denken, die die bislang
prognostizierten Entwicklungen, Trends und Dynamiken grundlegend verändern
können?
Der Versuch von Zukunftsaussagen oder Prognosen über die Entwicklung von Märkten muss,
zumal mit Blick über die nächsten fünf Jahre hinaus, von vornherein unter Vorbehalt betrachtet
werden: unaufhebbar und prinzipiell erscheint das Unwissen über das zukünftiges menschliches
wirtschaftliches Handeln und Verhalten auf Märkten, die sich auf unterschiedlichen, meist
miteinander interagierenden lokalen, regionalen oder globalen Ebenen unterscheiden lassen.
Die relevanten Einflussfaktoren wirken dabei zumeist zusammen: volkswirtschaftliche
Entwicklungen, Änderungen im Konsumverhalten von Haushalten, soziologische Entwicklungen
(z.B. demografischer Wandel), natürliche Entwicklungen (z.B. Klimawandel), geopolitische
Entwicklungen, internationale Wirtschafts- und Umweltpolitiken (z.B. Klimaschutzabkommen)
etc. interagieren zu sehr intransparenten, in ihren Wechselbeziehungen nur sehr unvollständig
darstellbaren, komplexen Prozessen, deren Entwicklung sich mittels Modellen nicht darstellen
lässt. Was allenfalls gelingen kann, ist der Versuch, den Raum der zentralen wirksamen
4
Einflussfaktoren analytisch zu strukturieren und die Zukunft im Sinne eines Möglichkeitsraums
zu betrachten, in welchem verschiedene denkbare Szenarien deutlich werden.
1.2
Das Wertschöpfungsketten-Modell als Gliederungsprinzip
Pull - Faktoren
holzbearbeitende Industrie
holzverarbeitende Industrie
Holzhandwerk/ Holzbau
Energie-Holz
Endverbraucher
Forstwirtschaft
Wald
Holzhandel
Profit–Seeking –Faktoren
Papier- & Zellstoffindustrie
Druckereien & Verlage
Push–Faktoren
Rent –Seeking –Faktoren
Abb. 1: Vereinfachtes Modell der Wertschöpfungskette in der Forst- und Holzbranche
Das Wertschöpfungsketten-Modell soll für die Untersuchung der zukunftsrelevanten Faktoren,
Prozesse, Trends und Szenarien als Gliederungsmodell dienen. Die Darstellung verortet die in
der Zeitperspektive relevanten Einflussfaktoren als solche, die auf die einzelnen Glieder der
Wertschöpfungskette einwirken. Rein analytisch können sie in vier verschiedenen Gruppen
betrachtet werden1:
1) Pull-Faktoren der Wertschöpfungsentwicklung; d.h. Faktoren, die sich mit Blick auf
Zielgruppen (Endverbraucher) und –märkte positiv auf die Wertschöpfung auswirken:
z.B.:
- Konjunkturentwicklung (incl. Kaufkraftentwicklung)
- Entwicklung des Außenhandels unter globalisierten Bedingungen
- Entwicklungen auf der Ebene der Substitutionsprodukte
- Kreuzpreiselastizitäten (incl. Energiepreisentwicklung)
- Modetrends und Nachfrageentwicklungen
- Entwicklung des Energiebedarfs
1
In Kursivschreibung werden Einflussfaktoren genannt, die in anderen Basispapieren diskutiert werden; s.u.
5
2) Push-Faktoren der Wertschöpfungsentwicklung; d.h. Faktoren, die sich mit Blick auf die
Produktion und den Ausgangsmarkt positiv auf die Wertschöpfungsentwicklung
auswirken.
z.B.:
- Strukturwandel der Holzindustrie
- Entwicklung der Marktketten-Governance
- Forstkalamitäten: Sturmschäden etc.
- Verfügbarkeit der Rohstoffe und –reserven (Holzvorrat, Öl, sonst. Substitutionsgüter)
- Technologieentwicklung, Produktinnovationen, Prozessinnovationen
- Entwicklung der Fachkräfte/ Ausbildung
Auf einer zusätzlichen Betrachtungsebene sollen für die Untersuchung der
zukunftsrelevanten Faktoren, Prozesse, Trends und Szenarien die implizit und explizit
wirksamen Strategien der Marktakteure innerhalb der Wertschöpfungskette betrachtet
werden. Die Strategien lassen sich dabei unterschieden nach:
3) Profit-Seeking-Faktoren; d.h. Faktoren,
Marktverhalten der Marktakteure betreffen
die
das
eher
mittelfristig
strategische
z.B.:
- Marktstrategien der Holzindustrie
- Marktstrategien der Forstwirtschaft
- auf den Kapitalmärkten wirksame Strategien
4) Rent-Seeking-Faktoren; d.h. staatlich/politisch
vermittelte Faktoren und
Rahmensetzungen, die in ganz grundsätzlichem und langfristigem Sinne die
Wettbewerbsbedingungen auf den Forst- und Holzmärkten bestimmen
z.B.:
- Änderungen im Verfügungsrechtsrahmen (z.B.
Umweltschutzgesetzgebung; Energiepolitik)
Forstpolitische
Rahmensetzungen,
- Entwicklung der Arbeitsmarktstrukturen
- Nationale & supranationale Finanz- und Geldpolitik
- Nationale & supranationale Wettbewerbs- und Kooperationspolitik
1.3 Einflussfaktoren – Wechselwirkungsgraph
& Erläuterungen zur Auswahl der Einflussfaktoren
Abbildung 2 stellt den Versuch dar, aus der obenstehenden, im Rahmen der
Wertschöpfungsketten-Betrachtung entstandenen Auflistung möglicher Einflussfaktoren vor dem
Hintergrund der Zielstellung des Basispapiers (Herausarbeitung einiger weniger zentraler
6
Einflussfaktoren auf die Marktentwicklung zur Szenarienbildung im Rahmen des
Gesamtprojektes „Waldzukünfte 2100“) einige zentrale und in Szenarien greifbare HauptEinflussfaktoren auszuwählen und in ihren Auswirkungen aufeinander darzustellen (die Pfeile
markieren dabei die Richtung der Einflussnahme/ Wirkung). Die rot gekennzeichneten
Einflussfaktoren werden im Rahmen des vorliegenden Basispapiers näher beschrieben.
Demographie
Ölpreisentwicklung
Technologieentwicklung
Wirtschaftswachstum &
Nachfrageentwicklung Inland
(Strukturwandel)
Holzindustrie
Regelungsrahmen
Umwelt-/Forstpolitik
Rahmenbedingungen
des Marktes
Inländische Nachfrage
Rohholz
Kapitalmarktentwicklungen
Wettbewerbspolitik
Rohholzangebot
Kalamitäten
Auslandsnachfrage Auslandsnachfrage
Rohholz
Holzprodukte
Außenhandel
Abb. 2: Wechselwirkungsgraph zur Darstellung der im der vorliegenden Basispapier
ausgewählten Einflussfaktoren
Der in der Abbildung zentrale Faktor „Inländische Nachfrage nach Rohholz“ markiert dabei als
zentraler marktlich relevanter Indikator die Schnittstelle zwischen der Forst- und Holzbranche
und dem Wald, meint jedoch in einem allgemeinen Sinne die Einflüsse der verschiedenen
Faktoren auf die Nutzung bzw. Bewirtschaftung der deutschen Waldökosysteme.
Die im Wechselwirkungsgraph berücksichtigten weiteren Einflussfaktoren werden im Rahmen
anderer Basispapiere des Projektes „Waldzukünfte 2100“ ausführlich diskutiert und daher hier
nur indirekt berücksichtigt, namentlich:
-
Ölpreisentwicklung (& Substitutionsprodukte) (vgl. Basispapier „Perspektiven der
energetischen Holznutzung“ & „Konkurrenz um die Fläche“)
-
Demographie (& Arbeitsmarktstrukturen) (vgl. Basispapier
Entwicklung“ & Basispapier „Arbeitskultur & Region“)
-
Kalamitäten (vgl. Basispapier „Klimawandel“)
-
Technologieentwicklung
Technologien“)
(vgl.
Basispapier
„Stoffliche
„Demographische
Verwertung
und
neue
7
Im Wertschöpfungsketten-Modell werden darüber hinaus weitere Einflüsse aufgeführt, die im
Rahmen des vorliegenden Basispapiers nicht berücksichtigt werden, da sie ebenfalls im Rahmen
anderer Basisstudien diskutiert werden (s.o. kursive Darstellung)
- Entwicklungen auf der Ebene der Substitutionsprodukte (vgl. Basispapier „Perspektiven der
energetischen Holznutzung“ & „Konkurrenz um die Fläche“)
- Kreuzpreiselastizitäten (incl. Energiepreisentwicklung) (vgl. Basispapier „Perspektiven der
energetischen Holznutzung“)
- Entwicklung des Energiebedarfs (vgl. Basispapier „Perspektiven der energetischen
Holznutzung“)
- Modetrends
(vgl. Basispapier Gesellschaftlicher und kultureller Wandel)
Auf einer zusätzlichen Betrachtungsebene sollen für die Untersuchung der
zukunftsrelevanten Faktoren, Prozesse, Trends und Szenarien die implizit und explizit
wirksamen Strategien der Marktakteure innerhalb der Wertschöpfungskette betrachtet
werden. Die Strategien lassen sich dabei unterschieden nach:
5) Profit-Seeking-Faktoren; d.h. Faktoren,
Marktverhalten der Marktakteure betreffen
die
das
eher
mittelfristig
strategische
z.B.:
- Marktstrategien der Holzindustrie
- Marktstrategien der Forstwirtschaft
- auf den Kapitalmärkten wirksame Strategien
6) Rent-Seeking-Faktoren; d.h. staatlich/politisch
vermittelte Faktoren und
Rahmensetzungen, die in ganz grundsätzlichem und langfristigem Sinne die
Wettbewerbsbedingungen auf den Forst- und Holzmärkten bestimmen
z.B.:
- Änderungen im Verfügungsrechtsrahmen (z.B.
Umweltschutzgesetzgebung; Energiepolitik)
Forstpolitische
- Entwicklung der Arbeitsmarktstrukturen
- Nationale & supranationale Finanz- und Geldpolitik
- Nationale & supranationale Wettbewerbs- und Kooperationspolitik
Rahmensetzungen,
8
2. Ebenen, Faktoren & Szenarien der Marktentwicklung
2.1 : Inländische Nachfrageentwicklung
Vorbemerkung:
Die Nachfrage nach Holz hängt insbesondere von der Konkurrenzfähigkeit der Holzprodukte in
den vielfältigen Verwendungsbereichen ab. Bezogen auf die Konkurrenzfähigkeit von Holz und
Holzprodukten ist jeweils zwischen der stofflichen und der energetischen Nutzung zu
unterscheiden: bezogen auf die stoffliche Bedeutung von Holz sind Kunststoffe, Stahl,
Aluminium und Beton (Bau, Möbel, Innenausbau) die wichtigsten konkurrierenden Roh- bzw.
Werkstoffe, bezogen auf die Bedeutung von Holz für die energetische Nutzung sind dies v.a. die
fossilen Energieträger Öl & Gas. (vgl. hierzu die Basisstudie „Energetische und stoffliche Nutzung“;
Teilkapitel 1.31.4).)
Diese Konkurrenzfähigkeit ist wiederum von verschiedenen Einflussfaktoren abhängig2, die im
Rahmen des vorliegenden Basispapiers z.T. in eigenen Teilkapiteln behandelt werden:
a) den Präferenzen der Verbraucher und der Fähigkeit der Produkte, diese Präferenzen zu
befriedigen,
b) der Preiswürdigkeit der Produkte im Vergleich zu konkurrierenden Produkten (vgl. hierzu
die Basisstudie „Energetische und stoffliche Nutzung“; Teilkapitel 1.31.4).)
c) den politischen Rahmensetzungen (vgl. Kap. 4.1) sowie
d) der Kaufkraftentwicklung der Konsumenten (vgl. Kap. 1.1).
Auf die ausländische Nachfrageentwicklung wird im Rahmen des vorliegenden Papiers im
Kapitel zur Entwicklung des deutschen Außenhandels unter globalisierten Bedingungen
eingegangen. Im Fokus des vorliegenden Kapitels steht daher die inländische
Nachfrageentwicklung vor dem Hintergrund der Präferenzen der Verbraucher von Holz im
Sinne der stofflichen Nutzung.
a) Wirtschaftswachstum und Kaufkraftentwicklung
Die Wirtschaftskraft von Volkswirtschaften lässt sich näherungsweise an den Wachstumsraten
der jeweiligen Bruttoinlandsprodukte ablesen und lässt in diesem Zusammenhang Aussagen über
das Wachstum der Wirtschaftsleistung (Unternehmen) d.h. das Wachstum der Produktion zu.
Nicht notwendigerweise ist mit diesem auch eine Steigerung des Wohlstands bzw. der Kaufkraft
einer Gesellschaft verbunden: ein echtes qualitatives Wirtschaftswachstum, von dem nicht allein
Unternehmen profitieren, lässt sich erst an der Steigerung des realen d.h. tatsächlich verfügbaren
Pro-Kopf-Einkommens ablesen: Mit steigendem realen Arbeitnehmereinkommen steigt die
Kaufkraft und positive Bedingungen für eine gesteigerte Nachfrage entstehen. Umgekehrt wirkt
sich eine gesteigerte Binnennachfrage positiv auf das Wirtschaftswachstum von
Volkswirtschaften aus.
Auch der Sektor der Forst- und Holzbranche ist über das Konsumverhalten der Haushalte
mittelbar an die Konjunktur bzw. das Wirtschaftswachstum gekoppelt – wobei im
Zusammenhang der vorliegenden Studie nicht kurzfristige konjunkturelle Schwankungen von
Interesse sind, sondern das mit Blick auf die kommenden Jahrzehnte zu erwartende
Wirtschaftswachstum diskutiert werden soll. Für den Sektor der Holzindustrie ist ein direkter
2
Thoroe & Dieter 2005
9
Zusammenhang zwischen der Entwicklung des BIP und der Konjunktur im Möbel- und
Bausektor sowie der Papiermarktkonjunktur ablesbar.
Wirtschaftswachstum Deutschland
Wirtschaftswachstum
Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt, verkettet *)
14,0
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
12,0
10,0
8,0
6,0
4,0
2,0
2007
2005
2000
1995
1992
1990
1985
1980
1970
1971
1965
1960
1961
1975
– 2,0
1955
1951
0,0
*) Die Ergebnisse von 1950 bis 1970 (Früheres Bundesgebiet) sind wegen konzeptioneller und definitorischer Unterschiede nicht voll mit den Ergebnissen von 1971 bis 1991 (Früheres
Bundesgebiet) und den Angaben ab 1991 (Deutschland) vergleichbar. Die preisbereinigten Ergebnisse von 1950 bis 1970 (Früheres Bundesgebiet) sind in Preisen von 1991 berechnet. Die
Ergebnisse von 1971 bis 1991 (Früheres Bundesgebiet) sowie die Angaben ab 1991 (Deutschland) werden in Preisen des jeweiligen Vorjahres als Kettenindex nachgewiesen.
10
Abb. 3: Wirtschaftswachstum: Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt. (Quelle: Statistisches Bundesamt
3
2007 )
Mit Blick auf die Entwicklung der preisbereinigten Wachstumszahlen zeigt sich, dass sich das
reale Wirtschaftswachstum in Deutschland seit Jahrzehnten kontinuierlich abgeschwächt hat und
besonders in den 1980ern und seit Beginn der 90er Jahre nur noch moderate Wachstumsraten
von 2-3% zu verzeichnen sind. Seit 2006 befindet sich Deutschland in einer Phase erhöhter
wirtschaftlicher Aktivität – das Wirtschaftswachstum lag mit 2,7% im Jahr 2006 in etwa auf dem
Niveau des Jahres 2000. Mit Blick auf die Binnennachfrage nach Holz und Holzprodukten ist
jedoch in erster Linie die Entwicklung der Kaufkraft bzw. die Entwicklung der
Arbeitnehmereinkommen interessant. Berücksichtigt man hier die Entwicklung der
Sozialversicherungs- und Steuerbelastungen sowie Preissteigerungsraten, so zeigt sich, dass die
realen Nettolöhne und –gehälter in den zurückliegenden 13 Jahren gesunken sind. Im Jahr 2004
lag das Nettorealeinkommen nur bei 98,5 Prozent des Niveaus von 19914.
Der Rückgang der realen Pro-Kopf-Arbeitnehmereinkommen ist eine entscheidende Ursache für
die schwache Binnennachfrage. Augrund des für Deutschland erwarteten stagnierenden
Wirtschaftswachstums ist für Deutschland mittel- bis langfristig kein signifikanter Anstieg der
realen Arbeitseinkommen und mithin mittelfristig keine deutliche Steigerung der Kaufkraft
(Realeinkommen) zu erwarten. Neben der Entwicklung der Einkommen wirken sich v.a. die von
Experten erwarteten Steigerungen der Energiekosten sowie wachsende Belastungen in der
Altersvorsorge und Gesundheit für die privaten Haushalte negativ aus.
Es können mithin für die Zukunft allein mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung keine
positiven Impulse für die Binnennachfrage nach Holzprodukten erwartet werden.
b) Verbrauchs- & Nachfrageentwicklungen
Nachfrage stoffliche Nutzung von Holz
Die Nachfrage nach Holzprodukten ist in Europa typischerweise niedriger als in anderen
industrialisierten Regionen der Welt, abgesehen von den Segmenten „Möbel“ und „Platten“, bei
denen Europa nach wie vor Hauptabnehmer ist. Verglichen mit anderen industrialisierten
Ländern und Regionen ist der Pro-Kopf-Verbrauch in Westeuropa traditionell eher niedrig5 und
betrug im Jahre 2002 mit ca. 0,2 m3/ Kopf und Jahr weniger als die Hälfte des Pro-Kopf
Verbrauchs in Nordamerika. In Deutschland beträgt der Pro-Kopf-Verbrauch 1,1 m3 (r).
Holzprodukte haben hierzulande den Charakter von reifen, etablierten Produkten und so werden
langfristig nur geringe Wachstumsraten beim Verbrauch von Holz in den Bereichen Möbel und
Bau (nach wie vor problematisches Image von Holz), etwas stärkere Wachstumsraten bei Papier
(Wachstum des Informationssektors) erwartet. Von Experten aus der Branche wird aber
angenommen, dass der Konsum und die Produktion von Holzprodukten in den nächsten 20
Jahren zumindest stabil bleiben und wenigstens ähnlich niedrige Wachstumsraten wie derzeit
aufweisen (2-3%) – was ungefähr der allg. Wirtschaftswachstumsrate entspricht6.
3
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Grafiken/VolkswirtschaftlicheGesamtrechn
ungen/Diagramme/Wachstum.psml; eine für die Beurteilung des langfristigen Trends aussagekräftigere
Darstellung seit 1951 findet sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:BIPBRD5004.PNG
4
IZT (Hrsg.) 2007
5
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
6
Kangas & Baudin 2003
11
Abb. 4: Inlandsverwendung von Rohholz; Quelle: Thoroe 20077
Die für Deutschland in den letzten Jahren zu verzeichnende beträchtlich gestiegene
Rohholznachfrage und Holzeinschlag (vgl. Abb. XX) schlägt sich daher in gesteigerten Exporten
der deutschen Holz- und Zellstoffindustrie nieder, die in den letzten Jahren ihre Kapazitäten
deutlich ausgebaut hat.
Seit der ersten Bundeswaldinventur 1986 bis 1989 (BWI1) hat sich der Waldholzverbrauch von
gut 30 Mio. Fm auf über 70 Mio. Fm8 im Jahr 2005 mehr als verdoppelt.
Abb. 5: Der Rohholzeinschlag in der Bundesrepublik Deutschland nach unterschiedlichen Datenquellen.
Quelle.: Thoroe 2006
7
Thoroe 2007
Schätzung von Mantau, vgl. Dieter & Englert 2005; eine Diskrepanz zwischen offiziellen Einschlagsstatistiken
(verzeichnen für 2005 einen Einschlag von 56 mio fm) und dem tatsächlichen Holzaufkommen wird bereits in den
Ergebnissen der BWI II deutlich: die Schätzung des Einschlags im Privatwald stellt für die Datenerhebung des
Statistischen Bundesamtes eine bedeutende Fehlerquelle dar, da es so gut wie keine verlässlichen Einschlagszahlen
gibt.
8
12
Der rechnerische Inlandsverbrauch an Holz und Holzprodukten ist in den letzten Jahren trotz
eines kontinuierlichen Anstiegs des Gesamtaufkommens (gestiegener Einschlag, steigende
Einfuhren, wachsende Verwendung von Altpapier und –holz) nur sehr wenig angestiegen: das
Wachstum des Holzaufkommens ist in erster Linie ein Ergebnis des wachsenden Außenhandels9.
Abb. 6: Aufkommen an Holz und Produkten auf Basis Holz in der Bundesrepublik Deutschland (Dieter
2007)
Abb. 7: Verwendung von Holz und Produkten auf Basis Holz in der Bundesrepublik Deutschland (Dieter
2007)
Ein signifikanter Anstieg der Nachfrage nach Holzprodukten in Deutschland (Zielwert der
Charta für Holz: 1,3 m3 (r)) müsste aktiv geschaffen werden (Marktanteile von
Nichtholzprodukten & neuer Endverbrauch)10.
9
Dieter 2007
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
10
13
Derzeit hat jedoch der starke Anstieg der Öl- bzw. Energiepreise die Wettbewerbskraft von Holz
gegenüber seinen Substitutionsprodukten sowohl in der stofflichen als auch in der energetischen
Verwertung wieder gestärkt. Hinzu kommt ein in der Bevölkerung wachsendes
Umweltbewusstsein im Konsumverhalten, in dessen Rahmen Klimaschutz- und
Nachhaltigkeitsaspekten zunehmend berücksichtigt werden. Holzwerkstoffe haben insgesamt
eine Aufwertung des Images erfahren. Experten halten die Themen „ökologischer Werkstoff“,
„Nachhaltigkeit“ und „CO2-Neutralität“ sowie „Gesundheit/Wohlfühlen“ für die zukünftig
zentralen Argumente für den Werkstoff Holz. Eine entsprechende politische Förderung der
Nutzung und Verwendung nachwachsender Rohstoffe vorausgesetzt (s.u.), lässt sich ein Anstieg
der Nachfrage nach Holz erwarten.
Wie Befragungen ergeben11, sind Branchenkenner jedoch nur sehr vorsichtig optimistisch: Bildet
man eine Durchschnittsmeinung der Experten, so ergibt sich die Meinung, dass der Marktanteil
des Werkstoffs Holz in Deutschland bis 2020 stagnieren bis leicht wachsen wird. Gleichzeitig
fürchtet man die Auswirkungen einer erwarteten rückläufigen demografischen Entwicklung für
den Markt, der nur mit sehr deutlichen Wachstumsraten zu kompensieren ist.
Nachfrage- & Modetrends & Konsum- und Lebensstile
Bezogen auf die einzelnen Teilmärkte haben sich in den letzten Jahrzehnten Strukturänderungen
ergeben: Der Markt von Platten hat sich im Vergleich zu Schnittholz- und Sperrholzmärkten
deutlich ausgebaut – daneben ist ein deutliches Wachstum der Papier/ Pappe-Märkte zu
verzeichnen. Experten erwarten für Deutschland eine zurückgehende Holzverwendung in
bestimmten Sektoren (z.B. Möbel: durch Rückgang der Produktion in Deutschland als auch des
Holzanteils bei Möbeln selbst), hoffen aber gleichzeitig auf eine wachsende Bedeutung und
Verwendung in anderen Sektoren (Bau). Der Anteil des Holzes in der Möbelindustrie hat
abgenommen und wird nach Meinung der Experten in Zukunft noch weiter abnehmen, da für
die Werkstoffwahl in der Möbelindustrie z.B. das Design wichtiger geworden als der Werkstoff
und die Vielfalt an Materialien in Zukunft zunehmen wird – womit Holz in einem traditionellen
und wichtigen Bereich Marktanteile gegenüber anderen Materialien verlieren würde12.
Bezogen auf das Konsumverhalten rechnen die Experten mit einer weiteren deutlichen
Differenzierung des Möbelmarktes in Deutschland in hochwertige und teure Produkte mit
Imagegewinn einerseits, preiswerten Massenmöbeln andererseits (Rückgang der Mitte). Die
Experten sehen, auf den gesellschaftlichen Megatrend der Individualisierung Bezug nehmend,
generell einen sehr deutlichen Trend zu individuellen Möbeln (z.B. genau auf die Raumsituation
angepasste Schranklösungen) zu erschwinglichen Preisen.
Die Mehrheit der Experten rechnet damit, dass sich der Holzbau positiv entwickelt und
Marktanteile von traditionellen Bauweisen gewinnen kann. Einige Experten halten sogar einen
Marktanteil von bis zu 40% am Baumarkt für möglich. Die Fachleute begründen ihre Hoffnung
für den Holzbaus nicht nur mit der durch die Fertigungsweise höheren Produktivität sondern mit
einer höheren Qualität des Bauens mit Holz im Vergleich zu Stein (energiesparende Bauweise,
Raumklima etc.). Die positive Entwicklung im Bereich Holzbau ist daran geknüpft, dass
Architekten in großer Zahl für das Bauen mit Holz begeistert werden können.
Hinsichtlich eines Wandels der Konsum- und Lebensstile wird – unter Bezugnahme auf im
Vergleich zur Vergangenheit allgemein höhere Wohlstandsniveaus, einen technischen Fortschritt
in den Produktions- und Arbeitsverhältnissen und den Wandel der kulturellen und sozialen
Rahmenbedingungen mit insgesamt größerer Wahlmöglichkeit für die Lebensgestaltung des
Einzelnen - von einer in der Zukunft weiter zunehmenden Pluralisierung westlicher
Gesellschaften ausgegangen. „Als wichtige Einflussfaktoren sind hier vor allem die veränderte
11
12
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
vgl., auch im Folgenden: Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
14
Lebens- und Arbeitswelt, insbesondere die Pluralisierung von Familien und Lebensformen und
eine entsprechende Differenzierung der Rollenverständnisse, aber auch die Auflösung der
klassischen Lebenszyklen, zunehmende Mobilitätsanforderungen und die immer geringere Planund Vorhersehbarkeit der Lebensläufe zu nennen. Heute ist in der Bevölkerung eine Vielzahl von
Lebensstilen zu beobachten, die jeweils unterschiedliche Wertorientierungen, sozial-strukturelle
Merkmale, unterschiedliche Konsummuster und Lebenseinstellungen aufweisen.“ 13
Die Formen des Zusammenlebens (Haushalts-, Familien- und Lebensformen) haben sich in den
letzten Jahrzehnten ausdifferenziert. Dieser Trend ist geprägt durch einen Anstieg von
„nichtkonventionellen“ Lebensformen neben der „Normalfamilie“ (Patchwork-Familien,
Alleinerziehende etc.), durch eine Zunahme von Single-Haushalten und durch den Anstieg der
Haushalte, in denen Senioren leben. Die älteren Bevölkerungsgruppen stellen zukünftig eine
wichtige neue Zielgruppe dar.
Nachfrage energetische Nutzung von Holz
Die Bedeutung der energetischen Nutzung von Holz hat in den letzten Jahren weltweit
zugenommen. Vor dem Hintergrund steigender Ölpreise und einer zunehmenden
Versorgungsunsicherheit bez. fossiler Energieträger sowie mit Blick auf den Klima- und
Ressourcenschutz wird die energetische Biomassenutzung im Rahmen politischer Strategien (z.B.
auf europäischer Ebene der Aktionsplan für Biomasse der EU-Kommission vom Dezember
2005, die europäischen Strategie für nachhaltige, wettbewerbsfähige und sichere Energie oder die
Richtlinien zur Förderung der Verwendung von Biokraftstoffen) massiv gefördert und hat auch
in Deutschland, gestützt auf ein breites Angebot an Förderinstrumenten (EEG, MAP),
beträchtlich zugenommen.
In Deutschland hat sich mit den stark steigenden Preisen für fossile Energieträger (Öl, Erdgas)
und dem politisch geförderten steigenden Anteil der erneuerbaren Energien am
Primärenergieverbrauch auch die Nachfrage nach dem Energieträger Holz in den letzten Jahren
sehr stark erhöht.
Der Markt für Pelletheizungen und Holzpellets hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einem
der größten Wachstumsmärkte entwickelt. Im Preis mit Öl und Erdgas konkurrenzfähig, ließen
sich die rel. hohen Investitionskosten für eine Holzpellet-Heizung durch staatliche Zuschüsse
senken. In der Folge erwartbarer technischer Weiterentwicklungen (höhere Energieausbeute),
steigender Ölpreise und zunehmender Konkurrenz zwischen den Pelletanbietern wird sich die
Wettbewerbsfähigkeit von Pelletheizungen weiter erhöhen.
Bei weiterhin steigenden Preisen für Erdöl ist damit zu rechnen, das Holz als Rohstoff für die
Energienutzung wirtschaftlich immer interessanter wird und somit immer stärker mit der
stofflichen Nutzung konkurriert. Der Trend zur energetischen Nutzung von Holz wirkt sich
dabei merkbar als Steigerung der Preise der Industrieholzsortimente aus. Dabei kann in den
unteren Qualitätsstufen eine Kopplung der Holzpreise an die Entwicklung der Ölpreise
beobachtet werden. Analog zum Gaspreis, der sich der Preisentwicklung der Erdölmärkte
ausrichtet, werden sich zukünftig die Märkte für Industrie-, als auch Schnittholz zunehmend an
der Preisentwicklung von Erdöl orientieren14.
In dem Maße, in welchem die energetischen Verwerter dabei immer mehr von dem Material
abnehmen, auf das in der Vergangenheit die Papier- und Holzfaserindustrie zurückgreifen
konnten, und letztere zunehmend jene Rohstoffe benötigt, die bisher vor allem von der
Sägeindustrie genutzt wurden, wächst die Konkurrenz um den Rohstoff Holz zwischen
thermischer und stofflicher Verwendung. Die momentan sowohl steigende Nachfrage nach
13
14
IZT (Hrsg.) 2007
IZT (Hrsg.) 2007
15
Energieholz (Inlandsnachfrage) als auch nach Holz für die stoffliche Verwendung (steigende
Auslandsnachfrage) hat zumindest regional nach Aussagen der Holzindustrie bereits zu
Rohstoffknappheiten bzw. Versorgungsengpässen auf einzelnen Teilmärkten geführt; eine
Verschärfung des Problems darf für die Zukunft erwartet werden und erhöht den Druck auf
Erschließung zusätzlicher Rohholzreserven (s.u.).
Weitere technologische Entwicklungen, die politischen Förderung nachwachsender Rohstoffe als
Energieträger und der erwartbare weitere Ölpreisanstieg (vgl. Basispapier „Energetische
Nutzung“) lassen zumindest mittelfristig die Nachfrage nach Holz als Energieträger weiter
steigen – ob sich Holz als Energieträger gerade in den Bereichen Kraftstoffe und Energie jedoch
langfristig gegen zahlreiche flächeneffizientere Energieträger behaupten kann, bleibt fraglich (für
eine eingehende Erörterung der zukünftigen Bedeutung bzw. Konkurrenzfähigkeit von Holz als
Energieträger im Vergleich zu anderen Biomasse-Energieträgern in den Bereichen Wärme,
Kraftstoffe und Energie siehe die Basisstudie „Energetische & stoffliche Verwendung von Holz).
Zusammenfassung: Einflussfaktor Wirtschaftsentwicklung Inland
Kurzbeschreibung:
Mit Blick auf die Entwicklung der preisbereinigten Wachstumszahlen zeigt sich, dass sich das
reale Wirtschaftswachstum in Deutschland seit Jahrzehnten kontinuierlich abgeschwächt hat und
besonders in den 1980ern und seit Beginn der 90er Jahre nur noch moderate Wachstumsraten
von 2-3% zu verzeichnen sind. Seit 2006 befindet sich Deutschland in einer Phase erhöhter
wirtschaftlicher Aktivität – das Wirtschaftswachstum lag mit 2,7% im Jahr 2006 in etwa auf dem
Niveau des Jahres 2000. Mit Blick auf die Binnennachfrage nach Holz und Holzprodukten ist
jedoch in erster Linie die Entwicklung der Kaufkraft bzw. die Entwicklung der
Arbeitnehmereinkommen interessant. Berücksichtigt man hier die Entwicklung der
Sozialversicherungs- und Steuerbelastungen sowie Preissteigerungsraten, so zeigt sich, dass die
realen Nettolöhne und –gehälter in den zurückliegenden 13 Jahren gesunken sind. Im Jahr 2004
lag das Nettorealeinkommen nur bei 98,5 Prozent des Niveaus von 1991. Der Rückgang der
realen Pro-Kopf-Arbeitnehmereinkommen ist eine entscheidende Ursache für die schwache
Binnennachfrage. Augrund des für Deutschland erwarteten stagnierenden Wirtschaftswachstums
ist für Deutschland mittel- bis langfristig kein signifikanter Anstieg der realen Arbeitseinkommen
und mithin mittelfristig keine deutliche Steigerung der Kaufkraft (Realeinkommen) zu erwarten.
Neben der Entwicklung der Einkommen wirken sich v.a. die von Experten erwarteten
Steigerungen der Energiekosten sowie wachsende Belastungen in der Altersvorsorge und
Gesundheit für die privaten Haushalte negativ aus. Demografische Veränderungen und die
fortschreitende Globalisierung bestimmen die Entwicklung der kommenden Jahrzehnte. Es
können mithin für die Zukunft allein mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung keine
positiven Impulse für die Binnennachfrage nach Holzprodukten erwartet werden.
Zugrunde liegende Trends:
Schrumpfende Bevölkerung als Wachstumsbremse
Die Wirtschaftsentwicklung Deutschlands wird in den kommenden Jahrzehnten maßgeblich vom
demografischen Wandel geprägt. Die Einwohnerzahl Deutschlands wird von heute 82,6 Mio auf
75 Mio im Jahr 2050 zurückgehen – zugleich vollzieht sich eine gravierende Veränderung der
Altersstruktur: Die Zahl der Jüngeren bzw. Erwerbsfähigen geht zurück, der Anteil der Personen
im Rentenalter nimmt deutlich zu. Die Verringerung des Arbeitskräftepotentials und eine
Erhöhung des Altersquotienten (Zahl der Menschen im Rentenalter in Relation zu den Personen
im erwerbsfähigen Alter) wirkt sich insgesamt negativ auf das Wirtschaftswachstum aus: Jede
16
Person im erwerbsfähigen Alter wird im Durchschnitt betrachtet im Laufe der nächsten
Jahrzehnte für eine zunehmende Zahl von nicht erwerbsfähigen Mitbürgern zu sorgen haben.
Experten erwarten negative Auswirkungen auf das BIP, eine Abnahme der
Produktionsmöglichkeiten, sowie negative Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit der
Wirtschaft. Darüber hinaus erwarten Experten, dass sich der erkennbare Trend zum
Fachkräftemangel durch die demografische Entwicklung fortsetzen wird.
Entspannung am Arbeitsmarkt - Verringerung des Arbeitskräftepotenzials
Auf dem Arbeitsmarkt erwarten einige Experten in den kommenden Jahren allmählich eine
Entspannung, die ebenfalls demographisch begründet wird, da die Zahl der Personen im
Erwerbsalter zurückgeht. Der Rückgang wird z.T. von einer höheren Erwerbsbeteiligung (v.a. der
Frauen und Älteren) kompensiert. Das abnehmende Arbeitskräftepotenzial führt allerdings nicht
zwangsläufig zu einer geringeren Arbeitslosenquote – wichtig sind hier neben dem Abbau der
strukturellen Arbeitslosigkeit auch z.B. die Entwicklung der Löhne oder der Sozialbeiträge.
Wachsende Belastungen der Haushalte durch Alters- und Gesundheitsvorsorge
Ebenfalls in Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung ist der Trend zu deutlichen
Ausgabensteigerungen und höheren Beitragssätzen in allen Zweigen der Sozialversicherung zu
sehen – vor allem die Rentenversicherung und die Pflegeversicherung sind hier angesprochen.
Die wachsenden Belastungen der privaten Haushalte im Rahmen der Alters- und
Gesundheitsvorsorge mindert die Nettoeinkommen der Beschäftigten d.h. reduziert die reale
Kaufkraft und erhöht gleichzeitig die Arbeitskosten.
Zunahme des Außenhandels: Forstschreitende Globalisierung als Motor der Wirtschaft
Deutschland profitiert als Exportnation in besonderem Maße von der wirtschaftlichen
Globalisierung. Auch für die Zukunft darf angenommen werden, das – zumindest mit Blick auf
die Holzmärkte – der Außenhandel deutlich schneller als die Binnenmärkte wachsen wird (der
internationale Handel wird auch weiterhin deutlich schneller expandieren als die weltweite
Wirtschaftsleistung zunimmt). Eine fortschreitende Globalisierung ist in Deutschland Motor der
wirtschaftlichen Entwicklung und die treibende Kraft des Wandels in Deutschland: Absatzmärkte
außerhalb Deutschlands werden auch in Zukunft eine große Rolle für die Wirtschaftsentwicklung
Deutschlands spielen.
Nachfrage stoffliche Nutzung von Holz
Verglichen mit anderen industrialisierten Ländern und Regionen ist der Pro-Kopf-Verbrauch
in Westeuropa traditionell eher niedrig und betrug im Jahre 2002 mit ca. 0,2 m3/ Kopf und
Jahr weniger als die Hälfte des Pro-Kopf Verbrauchs in Nordamerika: Holzprodukte haben
hierzulande den Charakter von reifen, etablierten Produkten und so werden nur geringe
Wachstumsraten beim Verbrauch von Holz in den Bereichen Möbel und Bau (nach wie vor
problematisches Image von Holz), etwas stärkere Wachstumsraten bei Papier (Wachstum des
Informationssektors) erwartet. Die dennoch seit Jahren zu verzeichnende deutliche
Nachfragesteigerung bei der stofflichen Holznutzung verdankt sich nicht einem Anstieg des
inländischen Pro-Kopf-Holzverbrauchs, sondern ist auf einen wachsenden Außenhandel der
deutschen Holzindustrie zurückzuführen (Exportüberschuss seit 2004). Derzeit hat der starke
Anstieg der Energiepreise die Wettbewerbskraft von Holz sowohl in der stofflichen als auch
in der energetischen Verwertung wieder gestärkt. Die zunehmende Berücksichtigung von
Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten lässt bei entsprechender Politikgestaltung einen
weiteren Anstieg der Nachfrage nach Holz erwarten.
17
Nachfrage energetische Nutzung von Holz
In Deutschland hat sich mit dem politisch geförderten steigenden Anteil der erneuerbaren
Energien am Primärenergieverbrauch auch die Nachfrage nach dem Energieträger Holz in den
letzten Jahren sehr stark erhöht und der Markt für Pelletheizungen und Holzpellets hat sich in
den zurückliegenden Jahren zu einem der größten Wachstumsmärkte entwickelt. Weitere
technologische Entwicklungen, die politischen Förderung nachwachsender Rohstoffe als
Energieträger und der erwartbare weitere Ölpreisanstieg lassen zumindest mittelfristig die
Nachfrage nach Holz als Energieträger weiter steigen – ob sich Holz als Energieträger jedoch
langfristig gegen zahlreiche flächeneffizientere Energieträger behaupten kann, bleibt fraglich.
Unsicherheiten
•
deutsche Wirtschaftsentwicklung mit linearem Wachstum des BIP, zurückgehendem relativen
Wachstum / sinkenden Wachstumsraten unsicher
•
Dynamik der Ölpreisentwicklung (Peak-Oil-Theorie) und negative Auswirkung auf das
Wirtschaftswachstum der führenden Industrienationen
•
Politische Förderung von Holz als Biomasse bei der energetischen Verwendung
•
Anhaltende Tendenz der Nachfragesteigerung im Bereich der energetischen Nutzung von
Holz (Technologieentwicklungen im Bereich regenerativer Energiequellen wie Solarenergie,
Wind & neue Energieträger: Wasserstoff etc.)
Trendbrüche
•
Störereignis/ Trendbruch: anhaltender Kapitalbedarf und wachsende Außenverschuldung der
U.S.A. (Defizit in US-Leistungsbilanz) : Risiko für Stabilität der internationalen Finanzmärkte
– Risiko einer Wirtschaftskrise
•
Störereignis/ Trendbruch: Ölkrise - Weltwirtschaftskrise
& rasch anwachsende Bedeutung regenerativer Energiequellen bzw. regenerativer stofflicher
Ressourcen
•
Störereignis/ Trendbruch: Politische Konflikte – Asien/ China: Stopp des
Wirtschaftswachstums – Zusammenbrechen der Dynamik des globalen Handels
18
2.2 : Entwicklung des Außenhandels unter globalisierten Bedingungen
Weltholzhandel
Trotz einer weltweit rückläufigen Waldfläche nimmt der Weltholzverbrauch seit Jahren stetig zu
– mengenmäßig von etwa 600 Mio. m3 (r) hat auf etwa 900 Mio. m3 (r) im Jahre 2002 (FAO). Im
Zuge des in den letzten Jahrzehnten weltweit gestiegenen Verbrauchs von Holz bzw.
Holzprodukten hat sich auch das Volumen des Weltholzhandels deutlich gesteigert (Verdopplung
des Volumens in den letzten drei Jahrzehnten).
Abb. 8: Weltweite Rohholzproduktion (FAO 2005, zitiert nach Thoroe 200715)
Vor allem in Bezug auf den Rohstoffbereich sowie die be- und verarbeiteten Produkte haben sich
die internationalen Handelsbeziehungen zu einem nahezu ungehinderten weltweiten Austausch
entwickelt. Mit Blick auf das Marktgeschehen in der Forst- und Holzwirtschaft lässt sich
spätestens seit den 90er Jahren von globalisierten Holzmärkten sprechen.
Der erkennbare Globalisierungstrend, der sich im letzten Jahrzehnt weiter beschleunigt hat, wird
sich aller Voraussicht nach weiter fortsetzen. Die Gründe für eine zunehmende Globalisierung
sind vielfältig und zum einen technologischer (sinkende Transportkosten (Containerisierung),
erleichterter Geld-/ Kapitalverkehr, Entwicklungen im Bereich der Kommunikation &
Informationsübertragung; Technische Möglichkeit v. Fertigungsprozessen in großen Einheiten;
Standardisierung
von
Produkten),
zum
anderen
(wirtschafts)politischer
Natur
(außenwirtschaftliche Deregulierungen & Liberalisierungen, sinkende Zölle, Vereinheitlichung
techn. Normen, etc.). Die meisten Länder haben handels-, finanz-, investitions- und
umweltpolitische Weichen gestellt, die eine weltweite Vernetzung ermöglichen und Produktions-,
Qualitäts- und Reglementierungsstandards fördern.
Am deutlichsten lässt sich die Globalisierung der Weltholzmärkte mit Blick auf das Verhältnis
zwischen dem Weltholzhandel und der Weltholzproduktion ablesen: Das Handelsvolumen
wächst schneller als die Produktion und der Konsum16 und hat sich zwischen 1963 und 2002 (900
15
16
Thoroe 2007b
Kangas & Baudin 2003
19
Mio. m3 (r)) mehr als vervierfacht17. Der Handelsanteil (Menge des gehandelten Holzes im
Vergleich zur Produktion) ist von 20% (1963) auf 56% (2002) angestiegen.
Während vor einigen Jahrzehnten vorwiegend Rundholz gehandelt wurde, hat sich die
Produktion von Halb- und Fertigwaren mehr und mehr in die Ursprungsländer verlagert. Auf
den globalisierten Holzmärkten werden daher neben Rohholz verstärkt Halb- bzw. Fertigwaren
gehandelt. Die Halb- und Fertigwaren dominieren dem Wert nach die Holzhandelsströme.
Mit Blick auf die Handelsströme zeigt sich, dass der größte Anteil des Weltholzhandels bislang
innerhalb der Ländergruppen Nordamerika, Westeuropa, Osteuropa (inkl. CIS) und Asien
stattfindet – der sog. Intra-Regionenhandel macht insgesamt mehr als 50% des gesamten
Handelsvolumens aus und betrifft sowohl die Bereiche Papier als auch Holz (Roh- und
Schnittholz, Holzwerkstoffe). Im Intra-Regionenhandel besitzt der Handel in den Regionen
Westeuropa und Nordamerika die größte Bedeutung.
17
Thoroe & Dieter 2005]
20
Abb. 9: Weltholzhandel nach Regionen 1993 und 2002 (Thoroe & Dieter 2005)
Bezogen auf den Handel zwischen Ländergruppen (Inter-Regionenhandel) fließen die drei
größten Handelsströme von Holzprodukten zwischen den entwickelten Ländern in
Nordamerika und Europa; Nordamerika und Asien/ Ozeanien (v.a. China & Japan) und
Europa und Asien. Der Weltholzhandel wird auf der Exportseite als auch auf der Importseite
nach wie vor von den entwickelten Industrieländern dominiert.
Allgemein hat sich im Weltholzhandel die einst dominierende Rolle Westeuropas und
Nordamerikas jedoch relativiert und zwei wichtige Trendentwicklungen sind zu verzeichnen:
•
•
die osteuropäischen und russischen Märkte wurden in den Weltholzmarkt integriert:
zunehmend positioniert sich Osteuropa auf den Märkten für Schnittholz und ist z.B. im
Weltrohholzhandel zum dominierenden Exporteur geworden.
Südostasien mit den mächtig wachsenden Volkswirtschaften von v.a. Indien und China
gewinnt insbesondere als Importeur eine weiter zunehmende Bedeutung für den
Weltholzmarkt – v.a. bei Roh- und Schnittholz (kaum jedoch bei Papier). Das rasche
Wirtschaftswachstum in Asien wird die Bedeutung der Region als Importregion
weiter stärken (Konsum), die schiere Größe der Volkswirtschaften in Nordamerika &
Europa bedeutet aber einen weiterhin großen Anteil der Nachfrage/ des Verbrauchs an
der weltweiten Produktion von Holzprodukten.
Die Dominanz der entwickelten Länder auf den globalen Holzmärkten wird sich voraussichtlich
nicht nachhaltig ändern – ihr Anteil an den globalen Rundholzmärkten wird aber leicht sinken,
ebenso der Anteil am Verbrauch von Industrieholz und Holzprodukte. Der einzige Markt, in
dem der Anteil der hoch entwickelten Länder nicht signifikant fällt, ist der Papier und PappeMarkt, hier sind weiterhin Produktionszuwächse zu erwarten18.
18
Thoroe & Dieter 2005
21
Trotz der im Vergleich zum Einkommen vergleichsweise gleichmäßigen Verteilung der
weltweiten Waldressourcen wird sich vor dem Hintergrund einer intensivierten und
produktiveren Waldbewirtschaftung das Angebot an Holzprodukten weiterhin in den Händen
einiger weniger Nationen konzentrieren: die Holzproduktion kommt weiterhin vornehmlich aus
den gemäßigten and borealen Wäldern (derzeit ca. 80% des globalen Angebots; USA, Kanada,
Schweden and Finnland: 45% des globalen Holzaufkommen)19.
Die dem Endprodukt nahen Bereiche haben gegenüber den rohstoffnahen Bereichen stark an
Bedeutung gewonnen. Damit hat sich im Weltholzhandel die gleiche Entwicklung vollzogen, die
allgemein im Welthandel zu beobachten ist: die relative Bedeutung von Rohstoffen und
Halbwaren geht zurück, während die Bedeutung von Halbfertig- und Fertigwaren ansteigt.
Der generelle Trend zum Handel mit höherwertigen Produkten setzt sich auch zukünftig fort.
Der Trend wird verstärkt durch weitere Liberalisierungen in der Handelspolitik – durch die
(WTO) und regionale Vereinigungen wie die Asia-Pacific Economic Cooperation forum (APEC)
oder die Association of Southeast Asian Nations (ASEAN). Der weltweite Handel von Rohholz
und Schnittholz ist mithin rückläufig – für Halbfertigwaren und Papier hingegen lässt sich ein
weiterer Anstieg verzeichnen.
Produktion & Konsum von Holzprodukten in allen vier Entwicklungsregionen werden
voraussichtlich schneller wachsen als in den entwickelten Regionen: Das Produktionswachstum
ist am größten in europ. Nicht-OECD- Ländern, gefolgt von Nicht-OECD Ländern in Asien
and Ozeanien, Afrika and Nicht -OECD Ländern Süd- und Mittelamerikas. Der Konsum wird
voraussichtlich in ähnlichem Umfang wachsen (Ausnahme: Afrika)20.
Die Höhe des Bruttoinlandsproduktes BIP (GDP) ist derzeit weltweit sehr ungleich verteilt: 80%
des Welt-BSP entfällt auf die 29 OECD Länder, die nur 20% der Bevölkerung auf sich vereinen
(1999). Auf Asiens Schwellenländer entfällt 13% des Welt BSP - 7% des Welt BSP entfallen auf
die schwach entwickelten Länder. Es wird erwartet, dass der BSP-Anteil der noch
unterentwickelten Länder von 20% auf ca. 35% anwachsen wird – mit deutlichem Effekt auf die
Nachfrage nach Holzressourcen. Zukünftig werden die schwach entwickelten Länder die
höchsten Wachstumsraten erzielen (>3% / Jahr) – bei 2-3% in den meisten entwickelten
Ländern21.
Allerdings fördert ein rasches ausländisches Wirtschaftswachstum die Angleichung der
Wirtschaftskraft zwischen Schwellenländern und entwickelten Ländern: es kann erwartet werden,
dass mittelfristig die ausländische Industrie ihre Wertschöpfung steigern wird, ihre Fertigungstiefe
erhöht und a) auf den eigenen nationalen Märkten zunehmend veredelte Produkte anbieten kann
(Konkurrenz zu deutschen Importprodukten) und b) für die deutsche Exportindustrie zum
Konkurrenten auf den internationalen Märkten werden wird. Bislang geltende Standortvorteile
der deutschen Holzindustrie erscheinen somit mittel- bis langfristig nicht mehr ungefährdet.
Einige Experten erwarten, dass der Anstieg der Exporte (bei zurückgehender inländischer
Nachfrage) von Nadelschnittholz und Holzwerkstoffen aus Deutschland daher nur temporären
Charakter hat und nach 2010 wieder zurückgehen wird, so dass der Exportanteil schon 2020
nicht höher sein wird als heute. Es wird erwartet, dass bis dahin in den heutigen Exportmärkten
der deutschen Industrie eigene Produktionsstätten aufgebaut sein werden, die die lokale
Versorgung sicherstellen22.
Europäischer Holzhandel
Sowohl der Strukturwandel der europäischen Märkte hin zur Produktion und Konsum von
Faserplatten, als auch ein starkes Wachstum der Papier & Pappe-Märkte hat zu einem deutlichen
Wandel in der Nachfrage nach Rohholz geführt: zu verzeichnen war in der Vergangenheit eine
Abnahme der relativen Bedeutung von Sägeholz bei einer Zunahme der Nachfrage nach
19
FAO (Hrsg.) 1999
FAO (Hrsg.) 1999; siehe auch NOBE 2002
21
FAO (Hrsg.) 1999
22
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
20
22
schwächer dimensioniertem Rundholz, die Zunahme der Alt- und Restholz-Verwertung sowie
der Nutzung von Altpapier sowie der Bedeutungsverlust von Industrieholz.
Auf globaler Ebene bleibt Europa ein wichtiger Exporteur von Holzprodukten (auf den
wertmäßig ca. die Hälfte der globalen Holzproduktionsexporte entfällt). Auf der anderen Seite ist
die Bedeutung Europas als Importeur von Holzprodukten zurückgegangen – v.a. durch das
rasche Wachstum des Importanteils anderer Regionen (v.a. Asien). Europa ist daher inzwischen
ein kleiner Nettoimporteur (ausgeglichen: Sägeholz & Platten, Netto-Importeur von Holzstoffen,
Netto-Exporteur von Papier & Pappe). Die Handelsbilanz variiert von Region zu Region – allg.
aber wachsen seit den letzten vier Dekaden die Exporte stärker als die Importe bei fast allen
Produkten23. Bei starker Euro-Währung ist Europas zukünftige Rolle als große Exportregion
jedoch gefährdet24.
Der wichtigste europäische Trend der vergangenen Jahre ist der Zusammenbruch der
Holzmärkte in Osteuropa in den Jahren 1990 ff. und der dort danach beginnende Anstieg von
Produktion und Konsum25.
Auf der Basis von ökonometrischen Modellen, die in erster Linie auf angenommenen
Preisentwicklungen und angenommenen Wirtschaftswachstumsentwicklungen beruhen, wurde
im Rahmen der großangelegten Studie EFSOS (=European Forest Sector Outlook Study) von
UNECE/ FAO (2005) die Entwicklung von Nachfrage, Angebot und Handel mit
Holzprodukten kalkuliert und ausgehend von einer Analyse der historischen Trends qualitative
und quantitative Aussagen über mögliche kurz- bis mittelfristige Veränderungen auf der Basis des
EFISCEN-Modells (European Forest Information Scenario Model; Nabuurs 2001.) getroffen.
Der Prognosehorizont beträgt dabei 15 Jahre (bis 2020).
In ebenfalls auf dem EFISCEN-Modell beruhenden Studien zur Abschätzung möglicher
künftiger Holznutzungen bzw. des voraussichtlichen Holzanfalls wird in der Vorausschau die
Generationengrenze (35 Jahre) überschritten (Prognosezeitraum 2050: Nabuurs et al 2002;
Prognosezeitraum 2060: Nabuurs et al. 2003); die unterschiedlichen Szenarien entstehen dabei
unter Zugrundelegung variierbarer Annahmen hinsichtlich Umtriebszeit, Durchforstungsturnus, art sowie -stärke. Vorhersagen bzw. Szenarien jenseits der 35-Jahres-Grenze stoßen jedoch, da
nicht nur physische, sondern auch gesellschaftliche Dynamiken simuliert werden, an die Grenze
dessen, was mit konventionellen Modellierungs- und Vorhersagemethoden seriös möglich ist.
Ganz allgemein prognostiziert die EFSOS ein stabiles Wachstum von Verbrauch und Konsum
von Holzprodukten in Europa über die nächsten 20 Jahre, das sich danach allmählich
abschwächen wird. Das anfänglich starke Wachstum prägt sich jedoch regional unterschiedlich
aus: Für Osteuropa wird für die nähere Zukunft ein weiterhin rascher Nachfrageanstieg erwartet
– durch den (noch) geringen Marktanteil ist aber die absolute Nachfragesteigerung begrenzt26.
Der Nachfrageanstieg ist an das rasche Wirtschaftswachstum gekoppelt: darf hier für die
nächsten Jahre eine deutliche Konsum-Zunahme angenommen werden, wird sich dieser Trend
mit wachsender Annäherung bzw. Eingliederung in die EU allmählich abflachen (CEEF & CIS27Staaten: erwartetes Wachstum 3-9%; EU-Durchschnitt 1.8-3%; Verdreifachung des pro-KopfVerbrauches; aktuell: 25% des EU-Levels; erwartet 2020: 40%)28. Für Osteuropa wird erwartet,
dass sich das pro Kopf BSP bei sich annäherndem Ausbildungsstand & Technologieeinsatz
allmählich an das von Westeuropa annähert29. Für Westeuropa wird erwartet, dass das BSP im
Vergleich zur Vergangenheit und zu anderen europäischen Regionen zukünftig langsamer
wächst30.
23
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
25
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
26
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
27
CIS = Commonwealth of Independent States, eine Gruppe, die die Schwellenländer Mittel- und Osteuropas
und die Gemeinschaft unabhängiger Staaten zusammenfasst
28
Kangas & Baudin 2003
29
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
30
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
24
23
Man geht dabei davon aus, dass sich die Exporte aus Osteuropa und Russland im Zuge der sich
dort entwickelnden Holzindustrie signifikant erhöhen und sowohl für die asiatischen, als auch die
westeuropäischen Märkte von wachsender Bedeutung werden (erwarteter Anteil der CIS-Länder
an der europäischen Produktion von Holzprodukten im Jahre 2020: 20%; Marktanteil 2005: 10%)
Für den Zeitraum bis 2020 wird eine starke Zunahme der osteuropäischen Schnittholz- &
Platten-Produktion auf letztlich mehr als 50% der Gesamtproduktion prognostiziert31. Der
deutsche Schnittholzmarkt wird nach der Meinung einer großen Mehrzahl von Experten in den
nächsten 8 bis 10 Jahren durch die neuen Sägewerke in Osteuropa massiv unter Druck geraten32.
Im letzten Jahrzehnt ist die Rundholzproduktion in den neuen Mitgliedsländern deutlich stärker
gewachsen als in den alten Mitgliedsstaaten (EU 15). Hersteller aus den alten Mitgliedsländern
haben einen Teil ihrer eher arbeitsintensiven Aktivitäten nach Osteuropa verlagert. Auf der
anderen Seite ist in Osteuropa die Infrastruktur, um sich günstig und in großem Umfang mit
Holz zu versorgen, begrenzt. Investitionen in neue Sägewerksstandorte fallen deshalb
zunehmend zugunsten von deutschen Standorten aus33.
Amount (in million cubic metres WRME)
1,400
Paper and paperboard
Net pulp exports
Reconstituted panels
Sawnwood, plywood and veneer
Other industrial roundwood
1,200
1,000
800
600
400
200
0
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
2010
2015
2020
Year
Abb.10: Holzverwendung nach Produktgruppen für Europa 1969-2020 (Quelle: UNECE/ FAO (Hrsg.)
2005)
Das der EFSOS zugrunde liegende Marktmodell prognostiziert schon im Basisszenario
(Fortschreibung der bisherigen Entwicklungen) ein Wachstum des Rohholzbedarfs und des damit
verbundenen notwendigen Einschlags34 von 32% in 20 Jahren (200 – 20200). Daraus ergibt sich,
dass für die Zeit nach 2020 Versorgungsengpässe entstehen35 – freilich unter der nicht
realitätsnahen Annahme, dass sämtliche angenommenen Parameter konstant bleiben und sich die
31
Kangas & Baudin 2003
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
33
IZT (Hrsg.) 2007
34
Kangas & Baudin 2003
35
vgl. hierzu auch die Studie für die Papierindustrie von Nabuurs et al. 2003
32
24
Differenz zwischen Angebot und Nachfrage nicht durch Marktmechanismen bzw. aktives
Gegensteuern regelt.
Die gemäß der EFSOS vorausgesagte Ausweitung von Angebot, Nachfrage und Handel mit Holz
und Holzprodukten erfordert in der Zukunft einen wesentlich höheren absoluten Einschlag. Es
wird davon ausgegangen, dass der Nutzungsquotient aus Einschlag und Zuwachs in den
europäischen Ländern allgemein deutlich ansteigen wird, ohne allerdings den Wert 1 (100%
Abschöpfung des Zuwachses; 2005: 45%) zu erreichen. Der kalkulierte Produktionszuwachs wird
jedoch vom potentiellen Rundholz-Vorrat gedeckt werden können, so dass die Nachhaltigkeit
der Waldressourcen nicht gefährdet erscheint.
Der internationale Handel innerhalb Europas und zwischen Europa und dem Rest der Welt wird
nach den Berechnungen der EFSOS-Studie zukünftig zunehmen – auch wenn ein wachsender
Konkurrenzdruck gerade durch Plantagenholz der europäischen Holzwirtschaft zu schaffen
machen wird, besonders aus Regionen mit großen Gebieten hoch produktiver Holzplantagen
(z.B. Ozeanien, Brasilien, China, Indonesien, Thailand), in denen Konkurrenzvorteile wegen
niedriger Lohn- und Rohstoffkosten herrschen36.
Außenhandels-Situation in Deutschland
Die deutsche Forst- und Holzwirtschaft sind inzwischen intensiv in den internationalen Handel
eingebunden und konnte ihre Kapazitäten im Bereich der Holzwirtschaft in den letzten Jahren
weiter ausbauen, die zunehmend auch für den Export eingesetzt werden. Der Außenhandel nach
Mengen ist sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr kontinuierlich weiter angestiegen –
während die Einfuhren jedoch nurmehr schwach zunehmen, wachsen die Exporte weiterhin
deutlich [Dieter: Holzbilanzen 2005_6]. Das Volumen liegt für das Jahr 2005 bei ca. 110 Mio. m³
(r) beim Import und ca. 125 Mio. m3 (r) Export. Seit 1999 hat in Deutschland der Export von
Holzprodukten stetig zugenommen, so dass Deutschland 2004 zum ersten Mal seit Beginn der
Erfassung 1950 ein positives Außenhandelssaldo aufwies. Die seit Jahren zu verzeichnende
deutliche Nachfragesteigerung bei der stofflichen Holznutzung in Deutschland verdankt sich
mithin nicht einem Anstieg der Binnennachfrage bzw. des inländischen Pro-KopfHolzverbrauchs, sondern ist auf diesen wachsenden Außenhandel der deutschen Holzindustrie
zurückzuführen.
36
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
25
Abb. 11: Deutscher Außenhandel mit Holz und Holzprodukten (Thoroe 2007b)
26
Abb. 12:
HOLZ und PRODUKTE auf der BASIS HOLZ -Gesamtbilanz und Aussenhandelsbilanz der
Bundesrepublik Deutschland (Dieter 2007)
Der Außenhandel mit Rohholz ist dabei von geringer Bedeutung: Sowohl unter den Importen als
auch den Exporten machen die Halbwaren (Holzhalbwaren, Zellstoff, Holzschliff, Altpapier,
Papier und Pappe) mit jeweils über drei Vierteln den größten Anteil aus, gefolgt von den
Fertigwaren mit ca. 22%37. Bei der Betrachtung nach Werten dominieren die Fertigwaren den
Außenhandel entsprechend dem höheren Verarbeitungsgrad und der damit verbundenen
höheren Wertschöpfung38. Ebenfalls nach Werten ist die EU (15) mit jeweils gut 60 % Anteil der
wichtigste Handelspartner Deutschlands. Es wird erwartet, dass der Handel mit dem
osteuropäischen Raum bzw. Russland mittelfristig deutlich zunimmt. Nach Einschätzung von
37
38
IZT (Hrsg.) 2007
M. Dieter: Holzbilanzen 2002, 2003 und 2004 für die Bundesrepublik Deutschland; Arbeitsbericht des Instituts für Ökonomie
2005 / 3
27
Experten sind Osteuropa und Russland in Zukunft z.B. für den Wohn- und Eigenheimbau
wichtige Exportmärkte39.
Nach Einschätzungen von Experten aus der Holzwirtschaft, die in einer Delphi-Studie befragt
wurden, werden in Zukunft aber vor allem auch die großen Wachstumsmärkte in Asien (China,
Indien, Thailand) eine wichtige Rolle als Exportmärkte für Deutschland spielen, ebenso wie
weitere asiatische Märkte, die selber nicht über genügend Holzreserven verfügen, um
Holzwerkstoffe bzw. Schnittholz zu produzieren (Japan, Arabische Staaten etc.)40.
Konkurrenz für die deutsche Holzwirtschaft entsteht vor allem durch die ansteigende Produktion
in Osteuropa, Russland und der CIS-Region sowie durch die erwähnten Holzplantagen in
Ozeanien, Brasilien und Asien. In Deutschland befürchten die Säger durch die Öffnung im Osten
und mit der Inbetriebnahme von ca. 20 dort geplanten größeren Sägewerken in den nächsten
beiden Jahren einen zunehmenden Importdruck.
Zusammenfassung: Entwicklung des Außenhandels unter globalisierten
Bedingungen
Kurzbeschreibung & zugrunde liegende Trends
Die Globalisierung im Sinne einer Ausweitung der internationalen und interregionalen
Handelsbeziehungen (ursächlich verbunden mit technologischen Entwicklungen und
sinkenden Kosten bei der Informationsübertragung und im Warenverkehr, aber auch mit
politischen Entscheidungen zur Liberalisierung des Finanz-, Waren- und
Dienstleistungsverkehrs) ist sehr deutlich auch auf den Holzmärkten zu erkennen.
Trotz einer weltweit rückläufigen Waldfläche nimmt der Weltholzverbrauch seit Jahren stetig
zu – mengenmäßig von etwa 600 Mio. m3 (r) hat auf etwa 900 Mio. m3 (r) im Jahre 2002
(FAO). Bezogen auf den Wert, nicht die Menge, ist die Dynamik bei Rohholz und Rohholznahen Produkten eher gering – die Fertigwarenbereiche dominieren zunehmend die
wertmäßigen Holzhandelsströme. Die einstige Marktdominanz von Westeuropa und
Nordamerika hat nachgelassen – v.a. Südostasien und Osteuropa (einschl. Russland) spielen
dagegen im internationalen Handel im Holzbereich eine immer stärkere Rolle. Gerade
Osteuropa (inkl. Russland) ist (nach einst marginaler Beteiligung am Weltholzhandel)
inzwischen zum dominierenden Exporteur auf den Weltrohholzmärkten geworden. Rasch
wachsende Importnationen sind Indien und China; Japan hat die Bedeutung der einst
führenden asiatischen Importnation eingebüßt.
Die deutsche Holzwirtschaft ist intensiv in den internationalen Handel eingebunden. Der
Außenhandel nach Mengen ist sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr kontinuierlich
weiter angestiegen. Er bezieht sich vornehmlich auf Halbwaren - der Außenhandel mit
Rohholz (inkl. Restholz) ist von untergeordneter Bedeutung. Die deutsche Holzindustrie
konnte nicht zuletzt dadurch ihre Kapazitäten im Bereich der Holzwirtschaft in den letzten
Jahren weiter ausbauen und nutzt diese zunehmend für den Export: Seit 2004 ist ein positives
Außenhandelssaldo zu verbuchen. Allein bezogen auf die Energieholzmärkte ist eine
Regionalisierung zu beobachten - der Außenhandel mit Holz für die energetische Nutzung
aber gewinnt an Bedeutung.
Wirkungen auf den Wald
39
40
IZT (Hrsg.) 2007
IZT (Hrsg.) 2007
28
Weitere Belebung des Außenhandels und steigende Bedeutung der ausländischen
Nachfrage nach Holzprodukten und Rohholz zieht Anstrengungen zur Ausweitung des
Angebots nach sich
Wachsender Wettbewerbs-/ Konkurrenzdruck für einheimische Wirtschaft durch
ausländische Importe aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Rohstoffkosten
(Plantagenwirtschaft)
Druck auf weitere Erschließung/ Mobilisierung der vorhandenen inländischen
Rohholzreserven (wenig/ nicht genutzte Waldflächen)
Bestrebungen in Richtung der Förderung von stärker an der Holznutzung orientierten
Waldbewirtschaftungskonzepten
evtl. Segregationsbestrebungen (Unterscheidung von Waldnutzungstypen:
Nutzungswälder vs. Schutz-/ Erholungswälder)
evtl. Bestrebung in Richtung der Förderung von Schnellwuchsplantagen zur Steigerung
des verfügbaren Holzpotenzials (stofflich/ energetisch)
Unsicherheiten
Unverändertes Wachstum der Schwellenländer (Investitionsquoten,
Handelsliberalisierungen, „Humankapital“) & damit Erhalt der Absatzmärkte für
deutsche Exportprodukte?
Gleich bleibende Rahmenbedingungen des internationalen Handels?
Erhalt der Konkurrenzfähigkeit deutscher Holzindustrie auf Auslandsmärkten
(Konkurrenz durch Importe aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Rohstoffkosten)
durch Innovationen (Produkt & Produktionsprozesse) ?
Trendbrüche/ Störereignisse:
Weltwirtschaftskrise (Ölpreisanstieg/ Ölkrise; US-Verschuldung)
Weltpolitische Krisen/ politische/ wirtschaftliche Krisen in bislang dynamischen
Regionen (Asien, U.S.A.; Osteuropa)
29
2.3 : Strukturwandel der Holzindustrie
Im Vergleich mit anderen konkurrierenden Wirtschaftszweigen (Stahl, Zement) war für die
Holzindustrie in der Vergangenheit eine starke Fragmentierung in sehr viele Kleinunternehmen
kennzeichnend. Insgesamt tragen die fragmentierten Industrie- und Vertriebsstrukturen auf den
meisten
Holzmärkten
zu
einer
schwachen
Marktketteneffizienz,
mangelnden
Konkurrenzfähigkeit und –in der Konsequenz- zu schwachem Konsum von Holzprodukten
bei41. In der Holzwirtschaft hat jedoch weltweit, verstärkt seit den 1990er-Jahren, ein erheblicher
Konzentrations- und Integrationsprozess stattgefunden, der sich in Europa und Nordamerika
gleichermaßen ausgeprägt beobachten lässt.42. Dieser ist z.B. sichtbar an der stark gestiegenen
Zahl von Firmenfusionen und –akquisitionen. Mit einer weiteren Internationalisierung der
Märkte und der für Wirtschaftsunternehmen damit verbundenen Notwendigkeit, in globalen
Märkten wettbewerbsfähig zu sein, hängt auch der Strukturwandel in der Forst- und Holzbranche
zusammen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich der Konsolidierungstrend bei der
holzverarbeitenden und holzproduzierenden Industrie fortsetzt43.
In Deutschland lässt sich die Strukturentwicklung in der Holz – und Sägeindustrie vor allem seit
der Jahrtausendwende als Konzentrationsprozess beschreiben44, der durch eine Schrumpfung der
Anzahl kleiner und vor allem mittlerer Betriebe und ihrem Anteil am Kapazitäts- bzw.
Verarbeitungsvolumen gekennzeichnet ist. Umgekehrt lassen sich zunehmende Betriebsgrößen
der
Großbetriebe
erkennen,
deren
Anteil
am
Verarbeitungsvolumen
(z.B.
Jahreseinschnittsvolumen) deutlich gewachsen ist.
Als Gründe für diese Entwicklung werden ein durch wachsende Konkurrenz auf internationalen
Märkten (wachsender Exportmarkt, wachsende Importe) entstandener Druck zur Erhöhung der
Kapazitäten und zur technischen Modernisierung genannt, was mit beträchtlichen Investitionen
bzw. wachsendem Kapitalbedarf bei der Finanzierung von Anlagen verbunden ist. Treiber für
diese Veränderung sind die Globalisierung, Konkurrenz durch andere Werkstoffe,
Kooperationen mit anderen Industrien, Verteilungs- und Konkurrenzkämpfe zwischen Säge- und
Holzwerkstoffindustrie, neue Unternehmensstrukturen und Markteintritt ausländischer
Investoren sowie die Verlagerung der Holz- und Möbelindustrie ins Ausland45.
Neben dem Konzentrationsprozess ist eine Nischenbildung zu beobachten: Neben großen
Unternehmen mit tendenziell ausgeweiteter Angebotspalette halten sich kleinere und mittlere
Betriebe, deren Strategie beim Angebot von qualitativ hochwertigen Nischenprodukten liegt. Das
Ergebnis ist eine Polarisation: Immer größeren Unternehmen mit wachsender Angebotspalette
stehen also eine Vielzahl kleiner, regional bzw. auf Nischenmärkten erfolgreicher Betriebe
gegenüber. Über 90% der in einer Expertenbefragung konsultierten Branchenvertreter rechnen
auch in der Zukunft bis über das Jahr 2020 hinaus mit einer weiteren Konzentration in der
Holzindustrie und der Ausdifferenzierung in Global Player und Nischenanbieter46.
41
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
timwood (Hrsg)) 2004: Roadmap 2010
43
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
44
Sörgel & Mantau 2006
45
IZT (Hrsg.) 2007
46
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
42
30
Einer Zukunftsstudie der CEI-BOIS zufolge47 geht die auch in der Zukunft fortschreitende
Polarisierung auf europäischer Ebene in Richtung der Ausbildung zweier unterschiedlicher
Unternehmenstypen:
Typ A) Global bzw. pan-europäische agierende Unternehmen:
•
Produktionsstandorte siedeln sich an Standorten mit den weltweit/ europaweit
günstigsten Produktionsbedingungen an
•
die Produktpalette umfasst ein sehr breites Spektrum von Holzprodukten und
Systemlösungen
•
Marketing und Vertrieb sind global/ auf ganz Europa ausgerichtet
•
ergänzende Produkte werden von Zulieferern angekauft
•
für Forschung und Entwicklung werden eigene Ressourcen bereitgestellt
•
Entwicklung von Marken steht im Vordergrund.
Typ B) Nischenorientierte Unternehmen:
•
gekennzeichnet
Kundentyp etc.
durch
klar
umrissene
Standorte,
Produktangebote,
Qualitäten,
•
hoher Grad der Kundenbindung, Spezialisierung und Produktentwicklung
•
hoher Grad von Wertschöpfung und Kunden- und Serviceorientierung
•
bestehende Kooperationen mit größeren Unternehmen, deren Marketings- und
Vertriebsstrukturen mitbenutzt werden können
Strukturwandel der deutschen Holzindustrie
Nach Einschätzung von Experten aus der Forst- und Holzwirtschaft, die in einer Delphi-Analyse
befragt worden sind48, sind zukünftig folgende Auswirkungen zu erwarten:
•
•
•
•
47
48
Sägeindustrie und die Holzwerkstoffindustrie werden entgegen dem allgemeinen Trend in
der deutschen Industrie ihre Wertschöpfung steigern und ihre Fertigungstiefe erhöhen
und für ihre Kunden zunehmend veredelte Produkte anbieten. Mehr als ¾ aller Experten
sehen diese Entwicklung.
Von den zum Zeitpunkt der Befragung ca. 250 Nadelholzsägewerken mit einem
Einschnitt größer als 20.000 fm werden nach Einschätzung der Experten bis zum Jahr
2020 noch 50 bis 100 übrig bleiben. Darunter wird es einige Großsägewerke geben, die
sich zu Holzindustriekomplexen mit mehreren Fertigungsstufen und einer hohen
Wertschöpfung entwickelt haben (Holzkombinate).
Über 70% der Experten erwarten im Bauwesen ein starkes Verdrängen von Produkten
der Sägeindustrie durch Produkte der Holzwerkstoffindustrie – mit erheblichen
Auswirkungen auf die deutsche Sägeindustrie, insbesondere für die Betriebe, die aufgrund
ihrer Größe nicht in den Export ausweichen können.
Experten aus dem Bereich des Holzbaus sind der Ansicht, dass sich in Deutschland ein
Generalversorger (General Supplier) für den Holzbaubereich herausbilden wird. Ein
Generalversorger kann ein Unternehmen aus der Holzindustrie sein, das seine
Bauprodukte verkauft und passgenau liefert, darüber hinaus aber noch weitere
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
31
•
•
•
•
•
•
Dienstleistungen anbietet (Projektplanung, Detailplanung, statische Berechnungen, evt.
Finanzierungsdienstleistungen49.
Im Laubholzbereich erwarten die befragten Experten zunehmend standardisierte
Produkte in größerer Fertigungstiefe. Ihrer Einschätzung zufolge werden bis 2020 neben
einigen Nischenanbietern ca. fünf Laubholzsägewerke in Deutschland existieren, die in
größeren Produktionsstätten jeweils ein normiertes Produkt herstellen.
In der Holzwerkstoffindustrie findet zurzeit ein Verdrängungswettbewerb statt. Für die
Zeit ab 2012 wird in Zusammenhang mit einem erwarteten Nachlassen der Nachfrage im
Baumarkt eine zweite Verdrängungswelle erwartet, aus der bis 2020 in Mitteleuropa zwei
bis vier Global Player hervorgehen, die weltweit lokale Produktionseinheiten betreiben.
Daneben werden nach Expertenmeinung weiterhin zahlreiche Nischenanbieter
(Spezialprodukte: Akustikplatten o.ä.) existieren. Es wird erwartet, dass die
Holzwerkstoffindustrie stärker in den traditionellen Verwendungsbereich des
Massivholzes, den Baubereich, eindringt (Trend „Vom Stab zur Fläche“ d.h. von
stabförmigen Bauprodukten wie Schnittholz oder Brettschichtholz zu plattenförmigen
Werkstoffen wie OSB).
Bis 2020 wird ein Rückgang der Zahl der Zimmereien sowie von Betrieben des
handwerklichen Holzbaus der Betriebe auf ca. ein Drittel des heutigen Bestands erwartet.
Des Weiteren wird eine zunehmende Entwicklung hin zu reinen Montagebetrieben ohne
eigene Werkstatt erwartet.
Experten sprechen davon, dass die deutsche Möbelindustrie den Weg der Textil- und
Bekleidungsindustrie gehen wird und in den nächsten Jahren mit ihren
Produktionsstätten
verstärkt
abwandert
an
Standorte
mit
günstigeren
Produktionsfaktoren. Bezüglich der Zukunft der Möbelindustrie in Deutschland sind die
meisten der Experten pessimistisch: Sie sprechen von einem Rückgang der Kapazitäten in
Deutschland bis 2020 auf die Hälfte.
Bis 2020 werden in der Fertighausindustrie laut Expertenmeinung aus einem anhaltenden
Konzentrationsprozess einige wenige Betriebe übrig bleiben, die als Komplettanbieter
auftreten und alle Preissegmente abdecken.
Die Holzindustrie wird sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Dazu wird nach Ansicht
fast aller Experten in der Regel nicht der Holzhandel und der Transport gehören, der – so
wird erwartet- Spezialisten überlassen bleibt. Die traditionellen Handelswege des
Holzfachhandels bleiben nach Meinung der Experten bis 2020 erhalten. Dieser Handel
wird sich zunehmend spezialisieren und versuchen, sich vom Baumarkt abzugrenzen.
Die in den letzten Jahren stark expandierten Großunternehmen der Holzindustrie stoßen
aufgrund ihrer aufgebauten großen Verarbeitungskapazitäten an ihren bisherigen Standorten
oftmals an ihre Grenzen: In den nächsten Jahren sind daher aus Expertensicht weitere
Produktionsverlagerungen hin zu den Rohstoffen bzw. Neugründungen notwendig50. Glaubt
man dabei der von der Holzindustrie oft geäußerten Klage über eine in der Zukunft verstärkte
Verknappung des Gutes Holz in Deutschland, so wird sich auch diese im Sinne eines weiteren
Konzentrationsprozesses auf die Wertschöpfungskette Wald und Holz auswirken.
Bis 2012 wird es nach Ansicht von Experten Firmenübernahmen aus den USA geben51. Da sich
Versuche, auf den amerikanischen Märkten erfolgreiche Konzepte auf den deutschen Markt zu
übertragen, in der Vergangenheit nicht bewährt haben, werden in der Erwartung von Experten
die amerikanischen Investoren in Zukunft den Marktzugang vermehrt über Käufe bzw.
49
IZT (Hrsg.) 2007
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
51
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004?? Holzwende??
50
32
Übernahmen versuchen52. Für den Zeitraum zwischen 2015 und 2020 erwarten Experten, dass
auch Investoren aus Fernost in Zentraleuropa investieren und Firmen übernehmen, da in Asien
wie im Falle der Investoren aus den USA, noch der Zugang zum mitteleuropäischen Markt fehlt.
Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Produktionsstandorte in Fernost auf einem solchen
Qualitätsniveau sein, dass sie den europäischen Markt beliefern können. Denkbar erscheint den
befragten Fachleuten, dass es sich dabei auch um strategische Investoren aus anderen Bereichen
handeln, z.B. aus der Elektroindustrie.
Kooperationsformen
Die Alternative zu Großunternehmen mit möglichst vollständiger Produktpalette wird in der
Integration bislang fragmentierter Industrie- und Vertriebsstrukturen durch Allianzen,
Kooperationen & Netzwerke z.B. zwischen Holzwerkstoffindustrie und Sägeindustrie gesehen, in
denen Produktentwicklung, –herstellung und -lieferung gemeinsam bzw. gebündelt geschieht und
die Markteffizienz und Konkurrenzfähigkeit der Partner im Vergleich zu Konkurrenzbranchen
steigern soll. Die Erwartungen gegenüber den neuen Akteurskonstellationen und Strukturen
gehen dahin, dass diese sowohl den Anforderungen der globalisierten Wirtschaft gerecht werden
(Erhöhung der internationalen Konkurrenzfähigkeit), als auch die Vorteile regionaler
Verankerung nutzen können (räumliche Nähe der verschiedenen Netzwerkpartner, gemeinsame
Nutzung vorhandener Infrastrukturen, gemeinsame Arbeitskultur, Kundennähe).
Besondere Bedeutung wird von Experten vor allem betriebs-, brachen- und sektorenübergreifend
arbeitenden regionalen Forst-Holz-Ketten und Holzclustern beigemessen, wie sie derzeit
europaweit im Entstehen sind (z.B. Clusterinitiativen, Zusammenschlüsse kleiner Anbieter, um
ihre Marktposition zu stärken & Infrastruktur gemeinsam zu nutzen; Entstehung großer
integrierter Forst-Holz-Standorte, die von der Waldpflege über das Sägewerk,
Faserplattenproduktion bis zur Laminatherstellung die gesamte Wertschöpfungskette abdecken):
Den von der Abnehmerseite (Industrie wie auch Handel) formulierten Anforderungen nach
einheitlicheren Angebots- und Vertriebsstrukturen sollen neben Großunternehmen mit
vollständiger Produktpalette auch Kooperationen gerecht werden können, die dasselbe leisten
können und die traditionelle Forst-Holz-Marktkette ergänzen bzw. ersetzen.
Für die Zukunft erwarten die Fachleute auch Kooperationen im Bereich der Produktentwicklung
– etwa zwischen Holzwerkstoffindustrie und Sägeindustrie, um gemeinsam Produkte zu
entwickeln und herzustellen53. Auch Einkaufskooperationen oder Kooperationen zur
Markterschließung im Ausland werden angesprochen. Durch den wachsenden Kapitalbedarf für
moderne Produktionsanlagen sehen einige Experten auch im Produktionsbereich die Möglichkeit
und auch die Notwendigkeit, zu kooperieren.
Auf der anderen Seite halten es die Experten für fraglich, ob solche Kooperationen gelingen
werden. Während Experten aus dem Sägewerksbereich im Hinblick auf Kooperationen von
„mentalen Bremsen“ der Sägewerker54 und Volz mit Blick auf Kooperationen zwischen Forstund Holzindustrie gar vom „Kampf der Kulturen“ spricht55, so sind damit brancheninterne
Zweifel an der Realisierung ambitionierter neuartiger Kooperationsansätze benannt.
Andererseits ergibt sich das Denken und Handeln in Marktketten und Branchenclustern als
nahezu zwangläufige Folge aus den veränderten, globalisierten Marktbedingungen und dem damit
verbundenen gewachsenen Anforderungen an die Wettbewerbsfähigkeit56. An einem bestimmten
Punkt werden nach Aussage einiger Experten die wirtschaftlichen Notwendigkeiten zur
Kooperation so groß, dass es zu Kooperationen kommen wird. Auch der in den Unternehmen
52
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
54
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
55
Volz, K.-R. 2002
56
Schanz 2007
53
33
teilweise anstehende Generationswechsel könnte hier einen Bewusstseinswandel in den
Unternehmen bewirken57.
63% der Experten erwarten für das Jahre 2020, dass fast alle Unternehmen in Deutschland in
Kooperationen und Netzwerken arbeiten. Angesichts der Bedeutung, die die Experten diesem
Thema zusprechen, ist dies eine relativ geringe Zustimmung.
Technologieentwicklung (vgl. hierzu ausführlicher das Basispapier: Moser, Karl, K.M.
Consulting (2007): Stoffliche Verwertung von Holz)
Eine besondere Rolle für die Entwicklung der Strukturen im Bereich der Holz- und Sägeindustrie
spielt die zukünftige Technologieentwicklung, die als eigenständig wirksamer
Entwicklungsfaktor gesehen werden kann: Die Forschung befasst sich in großem Umfang mit
vielfältigen Möglichkeiten, den Baustoff Holz zu optimieren und neue Anwendungsfelder durch
Innovationen zu erschließen. Die Innovationen betreffen dabei sowohl die Optimierung von
Fertigungsprozessen, als auch Entwicklung neuer Produkte bzw. neuer Einsatzgebiete für Holz
und Holzwerkstoffe. Dabei werden Verfahren zur chemischen Modifikation des Holzes, die
Entwicklung hybrider Werkstoffe (Verbundwerkstoffe: Kombination von Holz mit anderen
Materialien), der Einsatz von neuen Technologien zu Modifikation klassischer Holzeigenschaften
oder die Weiterentwicklung von Systemlösungen eine Rolle spielen. Es wird erwartet, dass der
Trend zu hybriden Werkstoffen und Konstruktionen die Anwendungsmöglichkeiten für Holz
zukünftig ganz erheblich erweitern (Trend zur „Ent-Naturierung“ des Baustoffs Holz)58.
Es ist zu erwarten, dass die mit erheblichen Investitionen verbundenen
Technologieentwicklungen zu neuen Kooperationen mit der Kunststoff- bzw. chemischen
Industrie im Bereich der Produktentwicklung, aber auch Produktion führen werden, so dass hier
Impulse für einen Strukturwandel der Holzindustrie bestehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass
sich durch die Entwicklungen im Bereich der Technologie die Struktur der bisherigen
Holzindustrie gänzlich wandelt und vollkommen neue Produktionsbereiche und Unternehmen
entstehen.
Zusammenfassung: Strukturwandel der Holzindustrie
Wenn von dem seit der Jahrtausendwende zu beobachtenden Strukturwandel in der Säge- und
Holzindustrie die Rede ist, wird zuallererst ein Konzentrationsprozess beschrieben, dem auf der
anderen Seite eine zunehmende Nischenbildung gegenübersteht. Der Konzentrationsprozess ist
durch eine Schrumpfung der Anzahl kleiner und mittlerer Betriebe und ihrem Anteil am
Kapazitäts- bzw. Verarbeitungsvolumen gekennzeichnet bzw. durch zunehmende Betriebsgrößen
der Großbetriebe, deren Anteil am Verarbeitungsvolumen (z.B. Jahreseinschnittsvolumen)
deutlich gewachsen ist. Gleichzeitig hat sich tendenziell die Angebotspalette der Großbetriebe
ausgeweitet. Auf der anderen Seite halten sich kleinere und mittlere Betriebe, deren Strategie
beim Angebot von Nischenprodukten liegt. Immer größeren Unternehmen mit wachsender
Angebotspalette stehen also eine Vielzahl kleiner, regional bzw. auf Nischenmärkten erfolgreicher
Betriebe gegenüber. Von Experten wird eine Fortsetzung des Trends (Konzentration in der
57
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
Für eine ausführliche Darstellung der erwarteten Trends im Bereich Innovationen und der erwartbaren
Auswirkungen auf die Forst- und Holzbranche siehe IZT (Hrsg.) 2007 sowie das Basispapier von Moser, Karl,
K.M. Consulting (2007): Stoffliche Verwertung von Holz
58
34
Holzindustrie und der Ausdifferenzierung in Global Player und Nischenanbieter) bis über das
Jahr 2020 hinaus vorausgesagt.
Als Gründe für diese Entwicklung werden ein durch wachsende Konkurrenz auf internationalen
Märkten (wachsender Exportmarkt, wachsende Importe) entstandener Druck zur Erhöhung der
Kapazitäten und zur technischen Modernisierung genannt, was mit beträchtlichen Investitionen
bzw. wachsendem Kapitalbedarf bei der Finanzierung von Anlagen verbunden ist. Die
Alternative zu Großunternehmen mit möglichst vollständiger Produktpalette wird in der
Integration bislang fragmentierter Industrie- und Vertriebsstrukturen durch Allianzen,
Kooperationen & Netzwerke z.B. zwischen Holzwerkstoffindustrie und Sägeindustrie gesehen, in
denen Produktentwicklung, –herstellung und -lieferung gemeinsam bzw. gebündelt geschieht und
die Markteffizienz und Konkurrenzfähigkeit der Partner im Vergleich zu Konkurrenzbranchen
steigern soll.
Zugrunde liegende Trends
Konzentrationsprozess in der deutschen Säge- und Holzindustrie
In Deutschland lässt sich die Strukturentwicklung in der Holz – und Sägeindustrie vor allem seit
der Jahrtausendwende als Konzentrationsprozess beschreiben, der durch eine Schrumpfung der
Anzahl kleiner und vor allem mittlerer Betriebe gekennzeichnet ist. Der Anteil, den kleinere und
mittlere Betriebe am Kapazitäts- bzw. Verarbeitungsvolumen einnehmen, ist dabei in den letzten
10 Jahren deutlich gesunken. Umgekehrt lassen sich zunehmende Betriebsgrößen der
Großbetriebe (über 100.000fm Jahrteseinschnitt) erkennen, deren Anteil am
Verarbeitungsvolumen (z.B. Jahreseinschnittsvolumen) deutlich gewachsen ist. Obwohl die Zahl
der Betriebe zurückgegangen ist, hat sich der Einschnitt im Vergleichszeitraum erhöht.
Vor allem in der Holzwerkstoffindustrie findet zurzeit ein Verdrängungswettbewerb statt, der
sich nach Meinung von Experten auch in der Zukunft fortsetzen wird: Neben wenigen Global
Playern, die weltweit lokale Produktionseinheiten betreiben, werden nach Expertenmeinung
weiterhin zahlreiche Nischenanbieter (Spezialprodukte: Akustikplatten o.ä.) existieren.
Zunahme der Verarbeitungskapazitäten & deutsche Beteiligungen auf Exportmärkten
Das durchschnittliches Verarbeitungsvolumen je Betrieb hat in den vergangenen Jahren deutlich
zugenommen. Als Gründe für diese Entwicklung werden ein durch wachsende Konkurrenz auf
internationalen Märkten (wachsender Exportmarkt, wachsende Importe) entstandener Druck zur
Erhöhung der Kapazitäten und zur technischen Modernisierung genannt, was mit beträchtlichen
Investitionen bzw. wachsendem Kapitalbedarf bei der Finanzierung von Anlagen verbunden ist.
Treiber für diese Veränderung sind die Globalisierung, Konkurrenz durch andere Werkstoffe,
Kooperationen mit anderen Industrien, Verteilungs- und Konkurrenzkämpfe zwischen Säge- und
Holzwerkstoffindustrie, neue Unternehmensstrukturen und Markteintritt ausländischer
Investoren sowie die Verlagerung der Holz- und Möbelindustrie ins Ausland. Die in den letzten
Jahren stark expandierten Großunternehmen der Holzindustrie stoßen aufgrund ihrer
aufgebauten großen Verarbeitungskapazitäten an ihren bisherigen Standorten oftmals an ihre
Grenzen: In den nächsten Jahren sind daher aus Expertensicht Produktionsverlagerungen hin zu
den Rohstoffen bzw. Neugründungen notwendig.
Ausländische und branchenfremde Direktinvestitionen
Auch für die Branche der Holzindustrie kann erwartet werden, dass es zukünftig zu
ausländischen Direktinvestitionen kommen wird bzw. ausländische Unternehmen über Käufe
bzw. Übernahmen versuchen, Zugang zum deutschen Markt zu bekommen: Nach Erwartung
von Experten werden zunächst amerikanische Unternehmen, in der Folge auch Investoren aus
Fernost in Zentraleuropa investieren und Firmen übernehmen, da in Asien wie im Falle der
Investoren aus den USA, noch der Zugang zum mitteleuropäischen Markt fehlt. Bis zu diesem
Zeitpunkt werden die Produktionsstandorte in Fernost auf einem solchen Qualitätsniveau sein,
dass sie den europäischen Markt beliefern können. Denkbar erscheint den befragten Fachleuten,
35
dass es sich dabei auch um strategische Investoren aus anderen Bereichen handeln, z.B. aus der
Elektroindustrie.
Wandel der traditionellen Holzindustrie durch Innovationen bei Produkten und
Produktionsformen
Im Rahmen der Trendentwicklung in der Holzwerkstoffindustrie weg von der traditionell starken
Verwendung von Massivholz bzw. stabförmigen Bauprodukten wie Schnittholz oder
Brettschichtholz hin zu plattenförmigen Werkstoffen wie OSB („Vom Stab zur Fläche“) und vor
allem vor dem Hintergrund von Innovationen (Entstehung zahlreicher neuer hybrider Produkte
bzw. neuer Einsatzgebiete für Holz und Holzwerkstoffe) zeichnet sich auch ein Wandel der
traditionellen Strukturen und Unternehmensformen der Holzindustrie ab. Angesprochen sind
Verfahren zur chemischen Modifikation des Holzes, die Entwicklung hybrider Werkstoffe
(Verbundwerkstoffe: Kombination von Holz mit anderen Materialien), der Einsatz von neuen
Technologien zu Modifikation klassischer Holzeigenschaften oder die Weiterentwicklung von
Systemlösungen, was die Anwendungsmöglichkeiten für Holz zukünftig ganz erheblich erweitern
kann (Trend zur „Ent-Naturierung“ des Baustoffs Holz). Es ist zu erwarten, dass die mit
erheblichen Investitionen verbundenen Technologieentwicklungen zu neuen Kooperationen mit
der Kunststoff- bzw. chemischen Industrie im Bereich der Produktentwicklung, aber auch
Produktion führen werden, so dass hier Impulse für einen Strukturwandel der Holzindustrie
bestehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich durch die Entwicklungen im Bereich der
Technologie die Struktur der bisherigen Holzindustrie gänzlich wandelt und vollkommen neue
Produktionsbereiche und Unternehmen entstehen.
Unsicherheiten
Entwicklung der Produktionsstandorte im noch nicht konkurrenzfähigen Ausland
(Osteuropa, Ostasien)
Mittelfristige Entwicklung im Bereich Auslandsinvestitionen (z.B. Fernost, U.S.A.) in
Deutschland
erfolgreiche Kooperationsbemühungen im Forst- und Holzsektor (Cluster, Wertketten)
Entwicklung der Marktketten-Governance
36
2.4 : Verfügbarkeit von Rohholz
Bisherige Holzvorrats- & Waldflächenentwicklung: Global & Europa
Die bereits in der Vorvergangenheit zu beobachtende Trend des weltweiten Waldflächenverlusts
hat sich trotz leichte Verlangsamung in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau fortgesetzt
(Waldflächenverlust 13.1 mio. ha/ Jahr 1990–2000; 12.9 mio ha/ Jahr 2000–2005; NettoWaldflächenverlust: 8,1 mio. ha/ Jahr 1990 – 2000; 7,9 mio ha/ Jahr 2000-2005 ) und entspricht
jährlich ca. 0,2 %. Der Verlust an Waldfläche konzentriert sich vor allem auf die Tropen, wobei
Südamerika und Afrika den größten Anteil besitzen. Brasilien und Indonesien die Staaten mit
dem größten Waldflächenverlust.
Abb 13:
Nettobilanz der Waldflächenentwicklung nach Regionen 1990 – 2005 (FAO 2006)
Die Gründe dafür liegen zuallererst in der Umwandlung von Wald- in Agrarflächen (Weideland
und Plantagen für den Anbau von Cash Crops für den Export; 96%), aber auch Rodungen
infolge von Holzernte und der Ausbau von Infrastruktur (Straßen, Schienen, Siedlungen, Minen,
Ölfelder, Dämme) spielen eine Rolle59. In einigen Ländern gibt es jedoch auch Anstrengungen,
die Waldfläche zu erhöhen: Besonders in China hat sich als Ergebnis eines landesweiten
Aufforstungsprogramms die Waldfläche in den letzten Jahren um durchschnittlich 4 Mio. Hektar
pro Jahr erhöht.
59
FAO 2006
37
Im Vergleich zur tropischen und subtropischen Zone weist die boreale Zone eine ausgeglichene
Waldflächenbilanz auf. Besonders in Europa ist ein Anstieg von Waldfläche infolge von
Aufforstungen und natürlicher Wiederbewaldung zu verzeichnen. So hat sich die Waldfläche seit
1980 insgesamt um mehr als 3% vergrößert, davon in Westeuropa um mehr als 8%, in Osteuropa
um nahezu 5%%60.
Gleichzeitig sind Holzvorrat und Zuwachs seit 1950 deutlich angestiegen: der Vorrat um ca. 17%,
der jährliche Zuwachs um 33% zu61. Der Zuwachs in Europas Wäldern ist dabei größer als der
jährliche Einschlag – die Lücke zwischen Zuwachs und Nutzung hat dabei seit 1960 beständig
zugenommen.
Abb. 14:
Einschlag im Verhältnis zum Zuwachs in ausgewählten europäischen Regionen zwischen 1961
und 2000 (Quelle: UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005)
Im Jahr 2000 betrug der Anteil der Nutzung am Zuwachs in Osteuropa ca. 70%, in Westeuropa
ca. 75% - in der russischen Föderation jedoch lediglich 25 %.62. Im Jahr 2000 wurden in Europa
rund 45 % des jährlichen Zuwachses geerntet – glaubt man den Nutzungs-Voraussagen, so wird
der Anteil jedoch zukünftig zunehmen.
Der Durchschnittszuwachs in Europa wird weiterhin zunehmen in den nächsten 20 Jahren, sich
aber verlangsamen bis 2020. Einige Studien legen einen Produktivitätszuwachs forstl. Standorte
nahe, die einen weiteren zukünftigen Zuwachsanstieg wahrscheinlich werden ließen63.
Für Europa wird auf der Basis von ökonometrischen Berechnungen im Rahmen der European
Forst Sector Outlook Study (EFSOS) ein auch in den kommenden zwei Dekaden anhaltender
Vorratsaufbau erwartet – dies sowohl im sog. „Baseline scenario“ (Fortschreibung der bisherigen
Entwicklung und aller zentralen Variablen: keine realen Preissteigerung, Fortschreibung der
Angebots- und Nachfragetrends), als auch im „Integration scenario“ (das eine raschere
wirtschaftliche Integration und Martktliberalisierung entwirft, von höheren Wachstumsraten
ausgeht und einen höheren Grad der Nutzung des erwartbaren Zuwachses voraussetzt; vgl. Abb.
15 & 16).
60
FAOstat
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
62
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
63
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
61
38
160
Baseline scenario
Integration scenario
9.7
120
9.3
9.2
19.0
3
Growing stock (in billion m o.b.)
140
8.6
100
8.6
17.9
16.2
17.6
9.3
18.3
16.1
80
60
94.4
100.7
2010
2020
83.8
40
83.8
92.9
97.0
2010
2020
20
0
2000
CIS countries
Abb. 15:
2000
Western Europe
Eastern Europe
Holzvorratsentwicklung in Europa 2000-2020 in zwei unterschiedlichen Szenarien, (UNECE/
FAO (Hrsg.) 2005)
Fellings as a proportion of annual increment
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
Baseline scenario
Integration scenario
0%
2000
CIS countries
Abb. 16:
2010
2020
2000
Western Europe
2010
2020
Eastern Europe
Prognostizierter Nutzungsgrad (prozentualer Anteil des Einschlags am Zuwachs) 2000-2020 in
zwei unterschiedlichen Szenarien, (UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005 )
Die Differenz zwischen Nutzung und Zuwachs sowie die erwartete Zuwachsanstieg führen in
Europa zu einem signifikanten Aufbau der Holzvorräte in den nächsten zwei Dekaden. Dies
39
bietet eine Reihe von theoretischen Möglichkeiten für zukünftige Nutzungssteigerungen. Die der
Holznutzung zur Verfügung stehende Fläche kann sich wegen anderer Nutzungsansprüche
(Biodiversitätsschutz, Erholung, Schutzfunktionen (Wasser, Klima etc.)) jedoch zukünftig auch
verringern64
Allerdings wird die in der EFSOS vorausgesagte deutliche Ausweitung von Verbrauch,
Produktion und Handel einen europaweit deutlich höheren Einschlag erforderlich machen –
insgesamt wird zwischen 2000 und 2020 eine Steigerung um 40% vorausgesagt, der vor allem
durch die CIS-Staaten getragen werden muss65.
Abb. 17:
Trends und Hochrechnungen für die Verbrauch und Produktion von Rundholz für verschiedene
Regionen in Europa gemäß dem Basisszenario (Quelle: UNECE/ FAO 2005)
Künftige Holzvorrats- & Waldflächenentwicklung: Global & Europa
Trotz weltweit abnehmender Waldfläche aufgrund von Rodungen nimmt der Weltholzverbrauch
weiterhin zu (s.o.). Dem Verlust an Waldflächen steht dabei eine starke Zunahme mit extrem
produktiven Plantagen gegenüber, aus denen ein immer größerer Anteil der weltweiten
Rohholzproduktion stammt: Auf unter 10% der Fläche werden heute bereits ca. 40 % des
Weltholzbedarfs abgedeckt. Von 1990 bis 2000 stieg die Holzplantagenfläche jährlich um ca. 2
Mio. ha, von 2000 bis 2005 um etwa 2,5 Mio. ha.66 Da auf degradierten Flächen ein erhebliches
Flächenpotential besteht, wird sich dieser Anteil zukünftig weiterhin erhöhen - die Ausweitung
der Plantagenflächen lässt weltweit weiterhin ein zunehmendes Rohholzangebot erwarten. Das
Rohholzangebot aus Plantagen wird sich weiterhin erhöhen – 2010 rechnet man damit, dass ca.
27% des zukünftigen Rundholzes aus Plantagen stammen67
Es ist davon auszugehen, dass Holz aus Plantagenwirtschaft aus Ländern mit niedrigen Lohnund Rohstoffkosten zukünftig auf dem Weltmarkt einen erheblichen Konkurrenzdruck für die
deutsche Exportwirtschaft erzeugen wird.
64
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
66
Thoroe 2007 http://www.waldbesitzerverbaende.de/Prof_Thoroe_IGW_Fachseminar_2007.pdf
67
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
65
40
Global gesehen werden in Zukunft folgende Entwicklungen mit Auswirkungen auf die
Versorgung der Weltholzmärkte erwartet68:
• Aufforstungen v.a. in Südamerika & Ozeanien haben ein Holzangebot geschaffen, das bei
vergleichsweise kostengünstiger Ernte Rohstoff für verschiedenste Holzprodukte und
Papier liefern – hier nimmt das Investitionsinteresse für große Forstunternehmen zu69.
• Parallel zu den Aufforstungen jüngeren Datums ist mit Russland/ Osteuropa ein neues
Rohholzangebot entstanden, das zukünftig ausgeschöpft werden wird.
• Gegenüber der Angebotssituation muss mit einem wachsenden regionalen
Rohholzmangel in Süd- und Ostasien –insbesondere China – gerechnet werden.
Grundsätzlich jedoch ist nicht davon auszugehen, dass die Welt insgesamt kurz- und
mittelfristig unter einer Rohholzknappheit leiden wird.
• Waldverluste werden sich auch in Zukunft fortsetzen, in den Tropen wird ein weiterer
Wandel von Primär- zu Sekundärwäldern erwartet.
• Einige wenige Gebiete werden aus der Produktion genommen aus
Umweltschutzgesichtspunkten: durch Verbot der Holznutzung oder durch Umwandlung
in Nationalparke etc.
• Es ist denkbar , dass sich zumindest regional im Zuge der zunehmenden Implementation
des Sustainable Forest Management (SFM)-Ansatzes die Ernte- und
Bewirtschaftungsverfahren ändern und zu einer Verringerung des zukünftigen
Holzangebotes beitragen.
• Auf der Nachfrageseite wird der Einfluss der Schwellenländer aufgrund des dort
wachsenden Konsums wachsen. Gleichzeitig wird dort auch der Bedarf an anderen
Waldfunktionen wachsen – und dies das zur Verfügung stehende Holzangebot
beeinflussen. Zwischen den Anforderungen der Marktnachfrage und politischen Zielen
z.B. des SFM-Ansatzes sind Konflikte zu erwarten.
• Der inter-regionale Handel mit Holz und Holzprodukten wird wachsen.
• Der wachsende internationale Handel in Kombination mit Schwankungen der Holz- &
Holzproduktionskosten wird einen Verdrängungswettbewerb anstoßen, der vor allem die
bislang auf am Markt dominierende holzverarbeitende Industrie in Europa betrifft.
Im Rahmen der vorliegenden Studien wird allgemein betont, dass sich der Rundholzbedarf im
Rahmen des biologischen Produktionspotentials bewegt- das globale Holzaufkommen wird die
Nachfrage an Industrie- und Brennholz weiterhin decken können. Die Berechnungen betonen
aber einen großen Unsicherheitsfaktor und in einzelnen Regionen (Afrika and Asien) könnte die
zukünftige Nachfrage bis an das nachhaltig nutzbare Potentials heranreichen bzw. dieses
überschreiten70.
Zukünftiges Rohholzangebot in Deutschland
Auch in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten der Holzvorrat ständig gestiegen: zwischen
1987 und 2002 allein um 17 % - auf den Hektar bezogen sind die Holzvorräte im selben
Zeitraum durchschnittlich um 55m3 angestiegen. Der Zuwachs im Durchschnitt aller Baumarten
im Hauptbestand zwischen 1987 und 2002 betrug in den alten Bundesländern 12,1 Vfm / ha *
Jahr (19m3/ha * Jahr bei Ndh 40-60 Jahre). Im gleichen Zeitraum wurden pro Jahr
durchschnittlich 8,3 Vorratsfestmeter Holz je Hektar in den alten Ländern geerntet - die BWI2
weist für die alten Länder im Zeitraum 1987 bis 2002 eine Nutzung von rund 50 Mio.
Erntefestmeter/Jahr aus. Einem jährlichen Zuwachs von rund 95 Mio. m³ stehen 67 Mio. m³
68
FAO (Hrsg.) 1999
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
70
FAO (Hrsg.) 1999
69
41
Abgang gegenüber. Der Zuwachs übersteigt den Abgang um 39 % - mit 29 % des Zuwachses
wurden somit weitere Holzvorräte akkumuliert (seit 1987 ist dieser um 17 % angestiegen).
Abb 18:
Vergleich Zuwachs und Abgang zwischen 1987 und 2002 (früheres Bundesgebiet) (Polley et al
2004)
Damit ist die Nutzung der Holzvorräte wesentlich geringer als der Zuwachs (der Zuwachs
übertraf die Nutzung um 39 %).
Als Kernergebnisse der zweiten Bundeswaldinventur 2001 bis 2002 (BWI2) lassen sich für
Deutschland als Kernergebnisse festhalten:
- bezogen auf den Gesamtholzvorrat nimmt Deutschland in Europa den Spitzenplatz ein;
der Vorratsaufbau hat insbesondere im Starkholzbereich zugenommen
- bezogen auf die Vorräte je ha nimmt Deutschland zusammen mit der Schweiz und
Österreich eine Spitzenposition ein
- der Zuwachs liegt in Deutschland nach wie vor deutlich über der Nutzung – nach wie vor
findet somit ein Vorratsaufbau statt. Bei unveränderter Nutzungsintensität wird der
Vorrat weiter ansteigen
42
Abb. 19:
-
-
Vorräte (m³/ha) sowie absolute Vorräte in 1.000 m³ in Europa71
Die Altersklassenstruktur der Wälder ist gekennzeichnet durch einen hohen Flächenanteil
der zweiten (17%), dritten (21%) und vierten Altersklasse (15%). Sie zeigt ferner die
Hinwendung der letzten 15 Jahre zu längeren Umtriebszeiten und die Abkehr von
Nadelbäumen, die sich in einem hohen Anteil von Buchen und anderen Laubbäumen in
der ersten Altersklasse niederschlägt. Der Anteil von Laubholz (aktuell 40,1%) wächst
somit.
Das holzwirtschaftliche Nutzungspotenzial liegt um 23 Mio. m³ über der aktuellen
Stamm- und Industrieholznutzung.
Wie die Ergebnisse der Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung (WEHAM)
zeigen, die aufbauend auf den Ergebnissen der BWI und auf Annahmen über die
Waldbewirtschaftung das potenzielle Rohholzaufkommen der nächsten 40 Jahre und die
zugehörige potenzielle Waldentwicklung in verschiedenen Szenarien kalkuliert haben, beträgt das
potenzielle Rohholzaufkommen im Mittel der Jahre 2003 bis 2042 jährlich 78 Mio. m³
Erntefestmaß oder 7,5 m³/ha72. Unter dem Basisszenario liegt das jährliche potenzielle
Rohholzaufkommen im Zeitraum von 2003 bis 2022 um 19 % über der Nutzungsmenge in den
15 Jahren davor. Dabei werden rund 90 % des Zuwachses genutzt und der stehende Holzvorrat
steigt um 5 % an.
Im Zeitablauf steigt das potenzielle Rohholzaufkommen im Basisszenario in den kommenden 40
Jahren (Vorhersagezeitraum) um 14 % von 70,9 Mio. m³/a auf 81,0 Mio. m³/a, wobei der
Anstieg zum Ende des Vorhersagezeitraumes abflacht.
Bezogen auf die Baumartengruppen ergibt sich, dass gemäß der Gegenüberstellung von
bisheriger durchschnittlicher jährlicher Nutzung im Zeitraum 1987 – 2002 und künftigem
durchschnittlichem jährlichen potenziellen Rohholzaufkommen im Zeitraum 2003 – 2017 ein
höheres Nutzungspotential in der Zukunft zuallererst im Laubholz vorhanden ist:
71
72
www.bundeswaldinventur.de
Polley & Kroiher 2006; auch im Folgenden: www.bundeswaldinventur.de
43
Abb 20:
Gegenüberstellung von durchschnittlichem jährlichen potenziellen Rohholzaufkommen im
Zeitraum 2003 - 2017 und durchschnittlicher jährlicher Nutzung im Zeitraum 1987 - 2002 in den
alten Ländern nach Holzartengruppen [1.000 m3] -- Die % - Zahl beziffert das Verhältnis von
Potenzial zu Nutzung. [Quelle: www.bundeswaldinventur.de]
Die Anteile der Sortengruppen verschieben sich in Richtung mehr Stammholz. Im Verlauf der 40
Jahre steigt der Stammholzanteil von 72 % um 7 %-Punkte auf 79 %, während der
Industrieholzanteil von 12 % um 4 %-Punkte auf 8 % sinkt. Diese Verschiebung resultiert v. a.
aus einer Zunahme des durchschnittlichen Alters der Bäume. Die Zuwächse in den flächenmäßig
dominierenden Altersklassen II-IV sind besonders hoch. Die Vorräte sind wegen der geringen
Baumdurchmesser und Baumhöhen noch gering. Der Großteil der potenziellen Nutzungen fällt
damit erst in höheren Altersklassen an. Es ist zu erwarten, dass in den kommenden 40 Jahren der
Zuwachs die potenziellen Nutzungen übersteigt. Der Zuwachs in der ersten Periode von 2003 bis
2007 liegt bei 10,4 Vfm/ha*a, das jährliche potenzielle Rohholzaufkommen hingegen bei 8,7
Vfm/ha*a. Im Laufe des Vorhersagezeitraumes nähern sich diese beiden Größen einander aber
an. Gegen Ende übersteigt das potenzielle Rohholzaufkommen sogar den laufenden Zuwachs.
Die verschiedenen Testszenarien haben gezeigt, dass sie sich hinsichtlich der Menge des
potentiellen Rohholzpotenzials zum Ende des Prognosezeitraumes immer mehr annähern - nur
das Vorratsniveau und die Sortenstruktur sind unterschiedlich.
44
Abb. 21:
Entwicklung des potenziellen Rohholzaufkommens – Vergleich der WEHAM Szenarien (Polley
& Kroiher 2006)
Damit wäre eine deutliche Steigerung der Holznutzung aus deutschen Wäldern möglich, ohne die
Nachhaltigkeit der Waldwirtschaft zu gefährden. Wenn das Rohholzpotential nicht genutzt wird,
werden die Vorräte weiter ansteigen – aufgrund natürlicher Mortalität und wegen der erhöhten
Risikoanfälligkeit der dann tendenziell überalterten Bestände hätte dies zur Folge, dass
angehäuftes Potenzial nicht mehr realisiert werden kann.
Mantau73 weist in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass die häufig zu hörende,
grundsätzlich korrekte Aussage „Nur etwa zwei Drittel des nachhaltig nutzbaren Holzzuwachses
werden derzeit in Deutschland eingeschlagen“ den irreführende Eindruck erwecke, dass die
holzwirtschaftlichen Kapazitäten in Deutschland um ein Drittel ausgebaut werden könnten.
Berücksichtigt man das erwähnte durchschnittliche jährliche potentielle Rohholzaufkommen in
Deutschland im Zeitraum 2003 – 2042 von ca. 78 Mio m³ Erntefestmaß und stellt diesem den
tatsächlich realisierten Derbholz-Einschlag (offiziell ausgewiesener Einschlag + geschätzter nicht
erfasster Einschlag: zusätzlich ca. 15 - 20%74) gegenüber, so reduziert sich die Potenzialreserve
für die Holzindustrie auf nahezu Null – was Mantau zufolge den realen Hintergrund für die von
der Holzindustrie häufig vorgebrachte Klage über eine Holzknappheit darstellt.
Verfügbarkeit des Rohstoffes Holz in Deutschland / Holzmobilisierung
Bezüglich der tatsächlichen Verfügbarkeit des Rohstoffes Holz hat sich die Situation in
Deutschland in den letzten Jahren jedoch erheblich verschärft. Obwohl nach Ergebnissen der
Bundeswaldinventur 2 die deutschen Holzvorräte eine Rekordhöhe erreicht haben und
73
74
Mantau 2006
Mantau 2007
45
Deutschland über die größten Holzvorräte in Europa verfügt, kam es auf den Holzmärkten zu
Rohstoffengpässen. Wie in den Kapiteln zur Nachfrageentwicklung ausgeführt, sind die
Rohholznachfrage und der Holzeinschlag in Deutschland in den letzten Jahren beträchtlich
gestiegen, was mit einem gewachsenen Export und einem damit verbundenen Kapazitätsausbau
in der Holz- und Zellstoffindustrie sowie mit Energiepreissteigerungen zu tun hat.
Die international gestiegene Nachfrage nach Holz und Holzprodukten insbesondere durch das
Wachstum der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) bzw. die
dynamische Entwicklung der Märkte v.a. in USA, Asien sowie Russland/ Osteuropa sowie durch
den steigenden Rohstoffbedarf für die energetische Nutzung von Holz: hat bereits 2006 zu
Rohstoffengpässen auf den Holzmärkten geführt und sich auch am Ende der
Wertschöpfungskette, bei Holzwerkstoffindustrie und Holzbau, durch Lieferschwierigkeiten bzw.
sprunghaft gestiegene Preise bemerkbar gemacht (bis zu 20% bis 30% binnen weniger Monate)75.
Interessenvertreter der Holzindustrie betonen daher die Paradoxie einer Situation, in der die
deutschen Holzvorräte Rekordhöhen erreichen, der holzverarbeitenden Industrie jedoch
angesichts von Mobilisierungshemmnissen der Rohstoff knapp zu werden droht, Kapazitäten
nicht mehr ausgelastet werden können und sich diese Entwicklung bei anhaltenden
Rohstoffversorgungsengpässen fortsetzen wird.
Die Holzvorräte im Staats- und Körperschaftswald sowie Großprivatwald werden weitgehend
ausgeschöpft. Die höchsten Holzvorräte je Hektar stehen im Privatwald, auf den insgesamt 47%
des gesamten Holzvorrats in Deutschland entfallen76. Beim Privatwald zeigt sich mit wachsender
Eigentumsgröße eine steigende Nutzungsintensität: die Holzreserven im Kleinprivatwald (57%
der Privatwaldfläche) werden nur teilweise mobilisiert. Die Mobilisierung des Privatwaldes ist
angesichts dieser Größenordnung ein erheblicher Einflussfaktor auf die Rohholzproduktion in
Deutschland.
75
76
Holzwende 2020
Polley et al. 2004: Ergebnisse der BWI II
46
Abb. 22: Gegenüberstellung von durchschnittlichem jährlichen potenziellen Rohholzaufkommen im
Zeitraum 2003 - 2017 und durchschnittlicher jährlicher Nutzung im Zeitraum 1987 - 2002 in den
alten Ländern nach Eigentumsarten [1.000 m3] - Die % - Zahl beziffert das Verhältnis von
Potenzial zu Nutzung. [Quelle: www.bundeswaldinventur.de]
Die aus der Bundeswaldinventur abgeleiteten Möglichkeiten zur Erschließung zusätzlicher
Nutzungsreserven müssen angesichts der vielschichtigen Mobilisierungshemmnisse deutlich
relativiert werden. Hinsichtlich der Gründe für eine nicht erfolgende Mobilisierung von
Holzreserven spielen vor allem drei Gesichtspunkte eine Rolle: Nutzungseinschränkungen (z.B.
aufgrund von Schutzgebiets-Statuten), Kostengründe (z.B. Holzernte in schwer zugänglichen
Lagen) sowie fehlendes Interesse der Waldbesitzer an einer wirtschaftlichen Nutzung /
mangelnde Gewinnorientierung. Bei dem in der BWI 2 ermittelten Potenzial handelt es sich
daher um ein rein theoretisches Potenzial, das nicht ohne weiteres auch tatsächlich erschlossen
werden kann.
Grundsätzlich sind neben den Möglichkeiten eines gesteigerten Imports und der Verlagerung von
Produktionskapazitäten ins Ausland drei Strategien der Mobilisierung zusätzlicher
Rohholzreserven aus deutschen Wäldern denkbar, deren Erfolgswirksamkeit jedoch von
zahlreichen politischen, ökonomischen und rechtlichen Faktoren abhängig ist:
• Ausweitung der Nutzungsmöglichkeiten: Holzmobilisierung von Rohholzreserven in
bislang wenig/ nicht genutzte Waldflächen im Kleinprivatwald, Erhöhte Nutzung von
Schwachholz und Resthölzern
• Änderung der Waldnutzungsformen auf Teilen der Waldflächen: Förderung von stärker
an der Holznutzung orientierten Waldbewirtschaftungskonzepten (Herabsetzung der
Verjüngungszeiträume/ Umtriebszeiten, Herabsetzung der Zieldurchmesser; Änderungen
der Zielbestockungen etc.)
• Agroforstsysteme und Kurzumtriebsplantagen/ Schnellwuchsplantagen zur Steigerung
des verfügbaren Holzpotenzials (energetisch)
Mantau77 hält ein im Vergleich zum Basisszenario (Nutzung von jährlich 75 mio. m³ gemäß
Zielvorgabe der aktuellen Umtriebszeiten) zusätzlich erschließbares Potential von 40 mio m³
durch Ausschöpfung der Mobilisierungsmöglichkeiten und Abbau der Altbestände für realistisch
möglich – zusätzliche Potentiale (bis max. 70 mio fm³) sieht er bei Absenkung der
Umtriebszeiten, Ausnutzung bislang ungenutzter Waldholzreserven, durch Absenkungen der
Hektarvorräte sowie Anlage von Schnellwuchsplantagen.
Für die Zukunft bleiben jedoch bezüglich der Rohholzversorgung bzw. der
Rohholzmobilisierung zahlreiche Fragen offen und unterschiedliche Entwicklungen sind
denkbar:
- allg. unklar bleibt, in wieweit sich angesichts der tatsächlich vorhandenen
Mobilisierungshindernisse tatsächlich nennenswerte Rohholzpotentiale mobilisieren
lassen – z.B. durch eine künftig mögliche Subventionierung der Holzmobilisierung im
Kleinprivatwald
- es ist fraglich, ob sich eine Vollauslastung aller aktuell in der deutschen Holzindustrie
vorhandenen Kapazitäten mit dem derzeitigen Rohstoffpotenzial erreichen lässt bzw. ob
ein weiterer Verdrängungswettbewerb unausweichlich ist
- vollkommen unklar und bislang kaum prognostizierbar ist der zukünftige Einfluss von
Kalamitäten und Sturmschäden auf den Rohholzanfall
77
Mantau 2007
47
-
unklar bleibt, in wieweit eine zukünftige Klimaschutzpolitik mit ihrer Anerkennung der
Holzvorräte der Wälder als CO2-Senken entgegen den Anreizen zur zusätzlichen
Mobilisierung von Holz bzw. eine Absenkung der Hektarvorräte wirkt
unklar bleibt, in wieweit die erwähnten Strategien zur Erschließung zusätzlicher
Rohholzpotentiale naturschutzpolitisch durchsetzbar wären (Konflikte zwischen Zielen
der Holzmobilisierung und Naturschutzzielen)
Zusammenfassung: Einflussfaktor „Verfügbarkeit von Rohholz“
Kurzbeschreibung
Das potenzielle Rohholzaufkommen wurde in Deutschland über Jahrzehnte nur zu etwa 2/3
genutzt (BMVEL 2005, Bundeswaldinventur 2). Demzufolge könnte ein Drittel mehr Holz
geerntet werden, ohne die Regenerationsfähigkeit des Waldes nachhaltig zu beeinträchtigen Mit
den dadurch entstandenen hohen Holzvorräten nimmt Deutschland derzeit in Europa eine
Spitzenstellung ein. Der Zuwachs überschreitet nach wie vor die Nutzung (Vorratsaufbau),
allgemein wächst in Deutschland der Laubholzanteil. Als Gründe für eine unterbleibende
Nutzungen werden z.T. rechtliche Gründe (aufgrund von z. B. Schutzbestimmungen), nicht
gewinnorientierte Eigentümerzielsetzungen und hohe Kosten genannt. Aufgrund des seit einigen
Jahren anhaltenden deutlichen Anstiegs der Rohholznachfrage (stofflich, energetisch; wg.
Kapazitätsausbau in der Holz- und Zellstoffindustrie aufgrund gesteigerter Exporte sowie durch
Energiepreissteigerungen) über alle Hauptverwendungsrichtungen zeigt sich die Holzindustrie,
die in den letzten Jahren ihre Verarbeitungskapazitäten deutlich ausgebaut hat, besorgt um die
Rohholzversorgung und verweisen auf regionale Versorgungsengpässe. Inventurdaten und
Potenzialabschätzungen zeigen, dass die Holznutzung noch gesteigert werden könnte.
Ungenutzte Ressourcen liegen v.a. beim Laubholz, in den größeren Dimensionen bzw. im
Kleinprivatwald. In den Bereichen Nadelholz, mittlere Dimension bzw. im Staats- und
Kommunalwald sind keine größeren ungenutzten Rohholzressourcen vorhanden. Als Fazit aus
aktuellen Studien zum potentiellen Rohholzaufkommen in Deutschland ergibt sich:
Mittelfristig könnten in Deutschland je nach Nutzungsszenario jährlich etwa 80 Mill. m³ Rohholz
genutzt werden:
-
Basisszenario (A): Zielvorgabe der Umtriebszeiten o 75,0 Mio. m³
-
Szenario (F): Vorrat auf Stand von 1987 abgebaut + 96,4 Mio. m³ (+ 393 Mio. m³
einmalig)
-
Szenario (C): Zielvorgabe (A) um 10 Jahre verkürzt + 82,0 Mio. m³ (+ 7 Mio. m³
dauerhaft)
Eine weitere Erschließung der Nutzungsressourcen erfordert die Mobilisierung bisher nicht oder
nur wenig genutzter Waldflächen, eine stärker an der Holznutzung orientierte
Waldbewirtschaftungskonzepte (evtl. unter Absenkung der Umtriebszeiten) oder die Anlage von
Schnellwuchsplantagen, die auf mittlere Frist das verfügbare Potenzial erheblich steigern
könnten.
Weltweit hat die Waldfläche aufgrund von Rodungen v.a. in den Tropen weiterhin abgenommen
- stark zunehmend ist jedoch die Fläche mit extrem produktiven Plantagen: Auf unter 10% der
Fläche werden bereits ca. 40 % des Weltholzbedarfs abgedeckt - mit steigendem Anteil
(bestehendes erhebliches Flächenpotential auf degradierten Flächen). Es wird erwartet, dass Holz
aus Plantagenwirtschaft aus Ländern mit niedrigen Lohn- und Rohstoffkosten zukünftig auf dem
Weltmarkt einen erheblichen Konkurrenzdruck für die deutsche Exportwirtschaft erzeugen wird.
48
Zugrunde liegende Trends:
Vorratsaufbau
In Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten der Holzvorrat ständig gestiegen: zwischen 1987
und 2002 allein um 17 % - auf den Hektar bezogen sind die Holzvorräte im selben Zeitraum
durchschnittlich um 55m3 angestiegen. Der Zuwachs im Durchschnitt aller Baumarten im
Hauptbestand zwischen 1987 und 2002 betrug in den alten Bundesländern 12,1 Vfm / ha * Jahr
(19m3/ha * Jahr bei Ndh 40-60 Jahre). Im gleichen Zeitraum wurden pro Jahr durchschnittlich
8,3 Vorratsfestmeter Holz je Hektar in den alten Ländern geerntet - die BWI2 weist für die alten
Länder im Zeitraum 1987 bis 2002 eine Nutzung von rund 50 Mio. Erntefestmeter/Jahr aus.
Einem jährlichen Zuwachs von rund 95 Mio. m³ stehen 67 Mio. m³ Abgang gegenüber. Der
Zuwachs übersteigt den Abgang um 39 % - mit 29 % des Zuwachses wurden somit weitere
Holzvorräte akkumuliert (seit 1987 ist dieser um 17 % angestiegen). Bezogen auf den
Gesamtholzvorrat nimmt Deutschland in Europa den Spitzenplatz ein; der Vorratsaufbau hat
insbesondere im Starkholzbereich zugenommen. Die höchsten absoluten Zunahmen finden sich
bei Buche und Fichte (die die größten Flächenanteile aufweisen), bezogen auf den
Ausgangsvorrat bei der BWI 1 finden sich bemerkenswert hohe Vorrats-Zunahmen bei den
Laubbäumen und bei der Douglasie. Im Verhältnis dazu ist die Vorratszunahme bei Fichte
unterdurchschnittlich (Stürme der 90er Jahre, Aufarbeitung von Pflegerückständen; Waldumbau
in Richtung Laubholz). Der Zuwachs, im Durchschnitt aller Baumarten 12,1 Vorratsfestmeter je
Hektar und Jahr, liegt in Deutschland nach wie vor deutlich über der Nutzung – nach wie vor
findet somit ein Vorratsaufbau statt. Bei unveränderter Nutzungsintensität wird der Vorrat weiter
ansteigen.
Die Altersklassenstruktur der Wälder ist gekennzeichnet durch einen hohen Flächenanteil der
zweiten (17%), dritten (21%) und vierten Altersklasse (15%). Sie zeigt ferner die Hinwendung der
letzten 15 Jahre zu längeren Umtriebszeiten und die Abkehr von Nadelbäumen, die sich in einem
hohen Anteil von Buchen und anderen Laubbäumen in der ersten Altersklasse niederschlägt. Der
Anteil von Laubholz (aktuell 40,1%) wächst somit.
Potentielles Rohholzaufkommen
Wie die Ergebnisse der Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung (WEHAM)
zeigen, die aufbauend auf den Ergebnissen der BWI und auf Annahmen über die
Waldbewirtschaftung das potenzielle Rohholzaufkommen der nächsten 40 Jahre und die
zugehörige potenzielle Waldentwicklung in verschiedenen Szenarien kalkuliert haben, beträgt das
potenzielle Rohholzaufkommen im Mittel der Jahre 2003 bis 2042 jährlich 78 Mio. m³
Erntefestmaß oder 7,5 m³/ha. Unter dem Basisszenario liegt das jährliche potenzielle
Rohholzaufkommen im Zeitraum von 2003 bis 2022 um 19 % über der Nutzungsmenge in den
15 Jahren davor. Dabei werden rund 90 % des Zuwachses genutzt und der stehende Holzvorrat
steigt um 5 % an. Bezogen auf die Baumartengruppen ergibt sich, dass gemäß der
Gegenüberstellung von bisheriger durchschnittlicher jährlicher Nutzung im Zeitraum 1987 –
2002 und künftigem durchschnittlichem jährlichen potenziellen Rohholzaufkommen im
Zeitraum 2003 – 2017 ein höheres Nutzungspotential in der Zukunft zuallererst im Laubholz
vorhanden ist.
Hemmnisse bei der Holzmobilisierung
Die aus der Bundeswaldinventur abgeleiteten Möglichkeiten zur Erschließung zusätzlicher
Nutzungsreserven müssen angesichts der vielschichtigen Mobilisierungshemmnisse deutlich
relativiert werden. Hinsichtlich der Gründe für eine nicht erfolgende Mobilisierung von
Holzreserven spielen vor allem drei Gesichtspunkte eine Rolle: Nutzungseinschränkungen (z.B.
aufgrund von Schutzgebiets-Statuten), Kostengründe (z.B. Holzernte in schwer zugänglichen
49
Lagen) sowie fehlendes Interesse der Waldbesitzer an einer wirtschaftlichen Nutzung /
mangelnde Gewinnorientierung.
Unsicherheiten
•
Ungeklärt bleiben die Möglichkeiten der Rohholzmobilisierung: Welcher Anteil der in D
tatsächlich verfügbaren Rohholzpotentiale (Privatwald) kann vor dem Hintergrund von
bestehenden Mobilisierungshemmnissen und unklarer politischer Weichenstellungen
(Förderung der Potentialerschließung vs. Naturschutzpolitik/ Förderung naturnaher
Waldbau) tatsächlich erschlossen werden ?
•
Bestrebungen zu stärker an der Holznutzung orientierten Waldbewirtschaftungskonzepten
stehen Tendenzen zur Förderung naturnaher Waldbewirtschaftung entgegen
(Segregationskonzepte oder Integrationskonzepte9
50
2.5 : Marktliche Rahmenbedingungen : Umwelt- und forstpolitischer
Regelungsrahmen
Neben den bisher beschriebenen Faktoren, die einen gleichsam unmittelbaren Einfluss auf die
Entwicklung der Forst- und Holzmärkte nehmen, spielen die eng mit Bewertungen der Funktion
und Bedeutung des Waldes verbundenen, gesellschaftlich gesetzten Rahmenbedingungen für die
Märkte des Forst- und Holzsektors eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Wälder: Forstund umweltpolitische sowie markt- bzw. wettbewerbspolitische Weichenstellungen – ob auf
globaler, pan-europäischer oder nationaler Ebene – nehmen mittelbar und unmittelbar Einfluss
auf den Forst- und Holzsektor, indem sie zum einen auf das Handeln der Verbraucher d.h. etwa
auf die Nachfrage nach Holzprodukten wirken, zum anderen die Ziele, die Leistungs- und
Wettbewerbsfähigkeit der Forst- und Holzbranche beeinflussen.
Im Rahmen der groß angelegten European Forest Sector Outlook Study EFSOS (UNECE/
FAO 2005) zur Zukunft des europäischen Forst- und Holzsektors wurden hierzu auf der Basis
von Expertenbefragungen die zentralen Einflüsse auf die politischen Rahmenbedingungen
herausgearbeitet, die sich über rechtliche (Gesetze, Verordnungen), ökonomische (Anreiz- und
Förderprogramme, Steuern etc.)
oder politische (Marketing, Forschungspolitik)
Steuerungsinstrumente bzw. rein marktliche Mechanismen auswirken. Das vorliegende Kapitel
folgt den Ergebnissen der EFSOS-Teilstudie von Thoroe et al. 2003 und diskutiert die auf dem
Gebiet der marktlichen Rahmenbedingungen relevanten Einflussfaktoren nach thematischen
Gesichtspunkten bzw. inhaltlichen Politikfeldern. Dabei werden „interne“, direkt auf den Forstund Holzsektor bezogene politische Strategien oder Rahmengebungen (z.B. Richtlinien zur
Naturnahen Waldbewirtschaftung, Holzzertifizierung) und „externe“, indirekt für den Forst- und
Holzsektor
maßgebliche
Rahmensetzungen
(z.B.
allg.
Wettbewerbsregelungen,
Energienutzungsrichtlinien, Klimaschutzabkommen) genauso gebündelt, wie globale, regionale
oder nationale Vorgaben. Die Gliederung erfolgt also nicht gemäß dem geografischen Maßstab
bzw. der Unterscheidung von (umwelt-/ forst-)politischen und marktlichen Bedingungen.
Zur analytischen Aufgliederung der Zusammenhänge dient Abb. 23:
51
Abb. 23:
“Rahmensetzende” Einflussfaktoren, die den Forst- und Holzsektor bestimmen (Thoroe et al.
2003)
Als erstes Ergebnis der EFSOS-Teilstudie ist festzuhalten, dass die konsultierten Fachexperten
die gravierendsten Einflüsse auf den Forstsektor in „externen“, marktbezogenen
Rahmensetzungen sehen: also in agrarpolitischen Vorgaben, Konsequenzen aus einem
ausgeweiteten, globalisierten Handel wie weitergehende Marktliberalisierungen oder etwa den
Auswirkungen einer Welt-Energie- und –Klimastrategie. „Interne“ forstpolitische
Rahmensetzungen etwa in Richtung einer gesteigerten Biodiversität von Waldökosystemen oder
Zielvorgaben einer naturnahen Waldbewirtschaftung werden zwar für wahrscheinlich, in ihren
Auswirkungen aber für letztlich gering gehalten.
Aus der iterativen Befragung der Fachexperten über die in der Zukunft wichtigen „SzenarioFelder“ haben sich insgesamt fünf übergeordnete „Szenario-Pakete“ oder „Politikfelder“
herauskristallisiert, die für die Zukunft des Sektors für grundlegend gehalten und im Folgenden
kurz beschrieben werden:
a. Politikfeld „Biodiversität und Naturschutz“
b. Politikfeld „Globalisierung, Marktstrukturen und Innovationen“
c. Politikfeld „Integration der osteuropäischen Schwellenländer“
d. Politikfeld „Waldfunktionen & Regionale Entwicklung“
e. Politikfeld „Erneuerbare Energien & Klimaschutz“
Zu a. Biodiversitäts- & Naturschutz- Politik
Wie eine Vielzahl von Studien zu europäischen Waldbewirtschaftungskonzepten zeigt78, ist
europaweit in den letzten Jahrzehnten ein wachsendes Bewusstsein für Belange des Natur- und
Artenschutzes zu verzeichnen und eine Sensibilität für die Gefährdung der natürlichen
Ressourcen durch menschliche Einflussnahmen gewachsen – wovon nicht zuletzt die Ausbildung
78
siehe hierzu Pelkonen et al. 1999, Nabuurs et al. 2003, Thoroe et al. 2003 & UNECE/ FAO 2005,
52
einer differenzierten Umwelt- und Naturschutzgesetzgebung sowie die Entwicklung politischer
und ökonomischer Steuerungsinstrumente auf nationaler wie auch europäischer Ebene zeugen.
Bezogen auf den Erhalt und den Schutz der Waldressourcen bedeutet dies auch ein wachsendes
Bewusstsein für die durch menschliche Einflussnahme gefährdete Biodiversität von Wäldern
(Verlust an Waldgebieten und Biodiversität durch Landwirtschaft, Verstädterung und Verkehr
sowie Luftverunreinigungen, auch durch Forstwirtschaft (Monokulturen, Verwendung nicht
einheimischer BA) der europäischen Waldökosysteme.
Die Anstrengungen zu einer verstärkten Berücksichtigung von Naturschutz- und
Biodiversitätsgesichtspunkten sind dabei vielfältig und umfassen neben a) Regelungen und
Strategien zu Wald(natur)schutzgebieten (Einrichtung von Schutzflächen mit eingeschränkter/
ausgesetzter forstl. Nutzung; Maßnahmen der ökologischen Vernetzung, Förderung des
Artenreichtums) b) Änderungen der Waldbewirtschaftungssysteme in Richtung Naturnahe
Waldbewirtschaftung (einzelstammweise Nutzungen, verlängerte Verjüngungszeiträume,
Naturverjüngungsbetrieb, Mischungen, Verwendung standortgerechter Baumarten, Erhalt eines
Totholzanteils) sowie c) die Zertifizierung der Waldbewirtschaftung bzw. der Holzprodukte.
Die Notwendigkeit zu einer verstärkt naturschutz- und biodiversitätsorientierten
Waldbewirtschaftung ist Bestandteil einiger internationaler wie nationaler Abkommen und
Rechtsvereinbarungen:
Auf globaler Ebene besteht mit der von der EU unterzeichnete Biodiversitäts-Konvention
(Convention on Biological Diversity, CBD) der UNCED (Konferenz der Vereinten Nationen zu
Umwelt und Entwicklung; Rio de Janeiro1992) ein internationales Abkommen, das am
29.12.1993 völkerrechtlich in Kraft trat und dem Deutschland seit 1994 als Vertragspartei
angehört. Die CBD verfolgt in den drei Teilzielen der Erhaltung der biologischer Vielfalt, der
nachhaltigen Nutzung ihrer Bestandteile und der gerechten Aufteilung der Vorteile aus der
Nutzung genetischer Ressourcen die Identifizierung, die Überwachung & den Schutz der Vielfalt
an Ökosystemen, der Artenvielfalt und der genetischen Vielfalt innerhalb von Arten – der
Verlusts an biologischer Vielfalt soll signifikant reduziert werden, negative Auswirkungen von
Vorhaben auf die biologische Vielfalt sollen möglichst gering bleiben und positive Anreize für
den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt sollen entwickelt werden.
Auf Pan-europäischer Ebene wurden die Ziele der CBD im Hinblick auf den Schutz der Wälder
in Europa in einer Reihe weiterer forstpolitischer Initiativen im Sinne einer Forststrategie der
Europäischen Union fortgeführt und konkretisiert (Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in
Europa MCPFE)- mit dem Ziel, Richtlinien, Kriterien und Indikatoren nachhaltiger
Forstwirtschaft zu definieren und deren Umsetzung zu fördern (Ministerkonferenzen von
Helsinki (1993), Lissabon (1998) und Wien (2003)). Über die Ministerkonferenzen hinaus wurden
und werden in einer Vielzahl von weiteren pan-europäischen Einrichtungen (Expert Level
Meetings, Round tables, Ad-hoc-Arbeitsgruppen, Seminare und Workshops etc.) Entscheidungen
zur Umsetzung dieser Beschlüsse erarbeitet.
Darüber hinaus wurde mit dem länderübergreifenden Schutzgebietssystem im Rahmen der
Natura 2000 innerhalb der Europäischen Union ein umfassendes rechtliches Instrumentarium
zum Lebensraum- und Artenschutz in Deutschland geschaffen, das auch auf die Waldressourcen
wirkt. Ziel ist die Bewahrung und auch die Wiederherstellung eines „günstigen
Erhaltungszustands der natürlichen Lebensräume und wildlebenden Tier- und Pflanzenarten von
gemeinschaftlichem Interesse“ – geschützt werden im Rahmen der Natura–2000–Schutzgebiete
in erster Linie bestimmte Lebensraumtypen und Arten. In Deutschland wurde die Natura 2000
mit der Umsetzung in nationales Recht innerhalb des Bundesnaturschutzgesetzes im April 1998
rechtsverbindlich.
Auf nationaler Ebene greift das Instrument des Nationales Wald-(Forst-)programmes die Ziele
der CBD und der Agenda 21 auf und soll der Konkretisierung und Umsetzung der
Empfehlungen bei gleichzeitiger Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse und
53
Gegebenheiten in den jeweiligen Ländern dienen. Deutschland hat sich politisch zur Umsetzung
der Handlungsempfehlungen der UNCED verpflichtet – und kommt dieser Verpflichtung mit
der Erarbeitung eines Nationalen Waldprogramms (NWP) nach. Das NWP ist ein Programm
mit Zielen im Sinne politischer Leitlinien und darauf aufbauenden Handlungsempfehlungen, die
unter anderem in die Novellierung des Bundesjagdgesetzes und des Bundeswaldgesetzes
einfließen und als Grundlage für die Weiterentwicklung der Waldpolitik der Bundesregierung
dienen sollen. Die im Konsens gefundenen Ergebnisse aus dem NWP-Prozess werden zudem in
die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung eingebracht.
•
•
•
Rahmenbedingung „Schutzgebietspolitik“
Mit Blick auf die Zukunft des Forst- und Holzsektors erwarten die Fachleute eine weitere
Fortsetzung der biodiversitätsorientierten Naturschutz- und Forstpolitik und gehen
davon aus, dass dies tendenziell eine (geringe) Abnahme der forstlichen Nutzungsfläche
bedeutet – gleichzeitig erwarten die Fachleute nicht, dass dies in den nächsten
Jahrzehnten zu einer signifikanten Abnahme der Rohholzbereitstellung (geschweige denn
zu Änderungen in der Produktion, beim Konsum und beim Handel von Holzprodukten)
führen könnte.
Rahmenbedingung „Waldbewirtschaftungsstrategien“
Ähnlich sind die Einschätzungen der in der EFSOS befragten Fachleute79 im Falle der
weiteren Förderung der naturnahen Waldbewirtschaftung: allgemein wird erwartet,
dass die auf globaler, pan-europäischer und nationaler Ebene verfolgten Bemühungen um
veränderte Waldbewirtschaftungsformen weiter fortgesetzt werden und in der
Konsequenz neben Veränderungen im Baumartenspektrum (Verschiebung hin zum
Laubholz) zu langfristig leicht sinkenden Hektarerträgen führen – wobei sich gleichzeitig
die Bereitstellung von Nicht-Holz-Produkten sowie anderen Waldleistungen (Erholung,
Schutz) erhöht. Es bleibt jedoch fraglich, ob diese für den Bereich der EU-Länder
allgemein diskutierten Tendenzen im speziellen für die deutschen Wälder relevant sind, in
denen eine Abkehr von Kahlschlägen, reiner Nadelholzwirtschaft oder kurzen
Verjüngungszeiträumen längst erfolgt ist.
Rahmenbedingung „Zertifizierung“
Die Zukunftsaussichten für die Zertifizierung bleiben aus Sicht der Branchenkenner
ungewiss, deutliche Veränderungen werden für die Zukunft aber nicht erwartet, auch
wenn die Nachfrage nach zertifiziertem Holz zugenommen hat: Konsumenten bezahlen
bislang keine signifikant höhere Preise für zertifizierte Holzprodukte; zertifizierte
Waldbewirtschaftung bzw. zertifiziertes Holz bleibt aus Sicht der Waldeigentümer eine
Frage des Images bzw. ist zur „condition sine qua non“ geworden und es ist eher
wahrscheinlich, dass der Markt für zertifizierte Holzprodukte nur einen Teilbereich des
globalen Holzmarktes ausmachen wird80.
Zu b.: Politikfeld „Globalisierung, Marktstrukturen und Innovationen“
•
79
80
Rahmenbedingung „Marktliberalisierungen“
Das Phänomen der Globalisierung, hier ganz allgemein verstanden als Prozess der
zunehmenden internationalen ökonomischen (aber auch kulturellen, politischen,
ökologischen) Verflechtung, ist ein Phänomen, dass sich vor allem durch Märkte
organisiert, bei dem jedoch technische Entwicklungen (Kommunikationstechnologie,
Transport) sowie politische Entscheidungen zur Liberalisierung des Welthandels
entscheidende Triebkräfte sind. Die deutsche Wettbewerbspolitik im Rahmen der
internationalen Abkommen der WTO, OECD und UNCTAD sieht dabei staatliche
Thoroe et al. 2003
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
54
•
•
•
81
Regeln und Eingriffe mit dem Ziel vor, evtl. noch existierende
Wettbewerbsbeschränkungen auf Märkten zu beseitigen bzw. zu verhindern, um einen
ungehinderten Austausch von Waren und Dienstleistungen zur Steigerung der Wohlfahrt
der Gesellschaft zu ermöglichen.
Die im Rahmen der EFSOS befragten Fachleute erwarten mit Blick auf den bisherigen
Trend der raschen Entwicklung des Welthandels und die herrschende rahmensetzende
Wettbewerbspolitik eine weitere Zunahme der Globalisierung auf den Holzmärkten – mit
positiven Impulsen für die europäische Produktion, den Verbrauch und den Handel von
Holz und Holzprodukten. Der deutsche Außenhandel mit Holz und Holzprodukten ist
sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr kontinuierlich weiter angestiegen und die
deutsche Holzindustrie ist intensiv in den weltweiten Handel eingebunden – mit einem
seit 2004 positiven Außenhandelssaldo (s.o.). Die wachsende Teilnahme von
Unternehmen der deutschen Holzindustrie am globalisierten Marktgeschehen und die
damit verbundenen beträchtlichen Investitionen zum Ausbau der Produktionskapazitäten
haben zum oben beschriebenen Strukturwandel des Sektors beigetragen. Unklar ist, wie
sich die EU-Ost-Erweiterung sowie die wirtschaftliche Entwicklung der osteuropäischen
und außereuropäischen Schwellenländer mittel- bis langfristig auf die deutsche
Holzindustrie auswirken wird, die zukünftig mit einem zusätzlichen Konkurrenzdruck zu
kämpfen haben wird.
Rahmenbedingung „Privatisierungen“
Als weitere Entwicklung sind institutionale und administrative Änderungen des
staatlichen Handelns im Forst- und Holzsektor zu erwarten: Privatisierungen der
Staatsforstbetriebe in Westeuropa & Re-Privatisierungen in Osteuropa haben eine große
Anzahl von privaten Waldbesitzern geschaffen. Wo noch signifikanter öffentlicher
Waldbesitz vorhanden ist, wird dieser mehr und mehr nach privatwirtschaftlichen
Grundsätzen bewirtschaftet bzw. hoheitliche Bereiche werden von betrieblichen
Bereichen getrennt81.
Rahmenbedingung „Normierungen“
Die im Rahmen einer deutschlandweiten Befragung zur Zukunft des Forst- und
Holzsektors82 befragten Experten erwarten bis 2015, spätestens aber bis 2020, dass das
Normen- und Regelwerk für die Holzproduktion/ Holzprodukte in den EU-Ländern
vereinheitlicht ist. Sie werden nach Einschätzung der Experten komplizierter sein als die
jetzigen deutschen Normen. Eine mögliche Verschärfung der Produktnormen (Stichwort
VOC) gefährdet in den Augen der Branchenkenner den Einsatz des Naturwerkstoffes
Holz und bedeute Wettbewerbsvorteile für Konkurrenzindustrien83.
Rahmenbedingung „Innovationsförderung“
Die Fähigkeit eines Industriesektors, von einem globalisierten Welthandel zu profitieren,
ist eng an seine Innovationskraft gekoppelt. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen
Forst- und Holzwirtschaft beruht wesentlich auf ihrem Vermögen, Innovationen (in den
unterschiedlichsten Bereichen: neue Produkte & Verwendungs-/ Anwendungsgebiete,
Produktion, Ernte, Holzbe- und -verarbeitung, Transport & Logistik,
Informationstechnologie, Kooperationen) zu realisieren und dadurch im internationalen
Marktgeschehen Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Fachleute sehen Innovationspotentiale
in den Bereichen hoch-technisierte Holzprodukten, Holzdesign und –architektur. Die
Frage der Zukunft bleibt, in wieweit F & E (Forschung und Entwicklung) in der
Holzindustrie hier Potentiale realisieren kann und welche Impulse nationale F&EFörderprogramme für technische und systemische Innovationen in der Holzbranche
setzen (vgl. Basispapier „Stoffliche Verwertung und Technologieentwicklung“).
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
Knauf Consulting 2004
83
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
82
55
•
Rahmenbedingung „Emissionsauflagen“
Im diesem Zusammenhang sind Einschätzungen von Experten aus der Holzbranche
relevant, die für die Zukunft eine Verschärfung bestehender Emissionsauflagen
voraussagen (Herabsetzung der Grenzwerte von Emissionen bei der Herstellung von
Halbfertig- und Fertigprodukten). Insbesondere im Bereich der Oberflächenherstellung
werden stärkere Auflagen erwartet, die die Entwicklung innovativer neuer Fertigungsund Verfahrenstechnologien notwendig machen84.
Zu c.: Politikfeld „Integration der osteuropäischen Schwellenländer“
Der Zusammenbruch der kommunistischen Staatsführungen der Ostblockstaaten und nach 1990
und ihr schrittweiser Wandel von der Planwirtschaft in Richtung Marktwirtschaft stellt für die
europäische Wirtschaft incl. der Holzwirtschaft eine der zentrale Zäsuren der letzten 20 Jahre dar.
Nach dem Zusammenbruch zahlreicher osteuropäischer Produktionsstätten und Industriezweige,
dem raschen Anwachsen von Arbeitslosigkeit, dem Verfall von Wirtschaftswachstum und allg.
Lebensstandard befinden sich die osteuropäischen Volkswirtschaften, stark verallgemeinert
gesprochen, in einer Phase der ökonomischen Stabilisierung mit rasch zunehmenden
Wachstumsraten. Wie Studien zur Entwicklung und Zukunft des europäischen Forst- und
Holzsektors zeigen, wächst die Bedeutung der osteuropäischen Schwellenländer (Schwellenländer
Mittel- und Osteuropas und die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten: Russland, Ukraine,
Weißrussland, Kasachstan etc.) für die internationalen und europäischen Holzmärkte rasch an.
Die entscheidenden Schritte zur Stärkung der marktlichen Rahmenbedingungen sind die
Schaffung politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen zur
freien Entfaltung
privatwirtschaftlich orientierter Marktakteure, die Schaffung geeigneter materiell-technischer und
sozial-institutioneller infrastruktureller Bedingungen (Finanzierung, Recht, Verwaltung etc.) .
Die Auswirkungen auf den mitteleuropäischen Holzsektor, die sich aus der raschen
Wirtschaftsentwicklung und verstärkten Integration der osteuropäischen Schwellenländer in den
europäischen und Welthandel bzw. auch im Rahmen der EU-Ost-Erweiterung ergeben, werden
von Experten als außerordentlich hoch eingeschätzt, wie Ergebnisse einer Befragung im Rahmen
der EFSOS ergaben: demnach wird sich der osteuropäische Anstieg in Produktion, Konsum und
Handel von bzw. mit Holz und Holzprodukten weiterhin fortsetzen und Osteuropa (einschl.
Russland) zu einem Zentrum des Weltholzhandels werden. Bereits jetzt ist das am Weltholzmarkt
einst kaum beteiligte Osteuropa dominierender Exporteur auf den Weltrohholzmärkten und
bekommt wachsenden Anteil an den Schnittholzmärkten.
Die erwartete zunehmende Bedeutung Osteuropas im Weltholzhandel bedeutet einen – wie
bereits erwähnt - wachsenden Konkurrenzdruck für die einheimische Holzwirtschaft der sich
verstärken wird, wenn langfristig die osteuropäische Holzwirtschaft ihre Wertschöpfung erhöhen
und auch auf den Märkten für Fertigwaren bedeutend wird.
Zu d.: Politikfeld „Waldfunktionen & Regionale Entwicklung“
Rahmenbedingung „Politische Förderung bestimmter Waldfunktionen“
Im gleichen Maße, wie europaweit eine wachsendes Bewusstsein für Belange des Natur- und
Artenschutzes zu verzeichnen ist und politische Rahmensetzungen zum Erhalt bzw. der
Förderung der Biodiversität von Waldökosystemen mit sich bringt, wächst der Bedarf an
Gemeinwohlleistungen jenseits ihrer Nutzfunktion: Naturschutzfunktionen (Biodiversität,
Artenschutz; s.o.), Schutzfunktionen (Emissionen, Wasser, Klima, Lärm) sowie
Erholungsfunktionen. Die zur Bereitstellung für den Waldeigentümer damit verbundenen
84
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
56
Mehraufwendungen oder Mindererträge werden zum Teil kompensiert, die Bereitstellung zum
Teil über Anreizprogramme finanziert. Die Auswirkungen für die europäische Forst- und
Holzwirtschaft, die in der Zukunft mögliche gezielte Förderungen von Schutz, Naturschutz und
Erholungsfunktionen von Wäldern haben könnten, werden mit Blick auf die Indikatoren Fläche
des Wirtschaftswaldes, Produktion (Rohholz, Holzprodukte), Konsum und Handel in den Augen
der für die EFSOS konsultierten Fachleute jedoch als eher gering erachtet – auch wenn
entsprechende Entwicklungen für vergleichsweise wahrscheinlich gehalten werden.
Mit Blick auf die Nutzenfunktion der Wälder fallen jedoch für die Zukunft europäische und
nationale Kampagnen für eine verstärkte Holznutzung ins Gewicht. Aufbauend auf den
internationalen und europäischen Beschlüssen bzw. Prozessen zur Förderung einer nachhaltigen
Umwelt- und Ressourcennutzung bzw. zur Förderung einer nachhaltigen Waldwirtschaft hat die
Bundesregierung im Rahmen ihrer Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie verschiedene Programme
und konkrete Maßnahmen implementiert, deren Ziele
die sozial und ökologisch verträgliche Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des
Forst- und Holzsektors
die nachhaltige Bereitstellung von Holz als nachwachsendem Rohstoff
die Förderung der Schutz- und Erholungsfunktion der Wälder sowie ihrer
biologischen Vielfalt
sind:
85
Charta für Holz: Die Charta für Holz ist eine von der Bundesregierung, Ländern und
Verbänden unterstützte Initiative der deutschen Forst- und Holzwirtschaft, mit der das
anspruchsvolle Ziel einer 20-prozentigen nachhaltigen Steigerung des Pro-KopfVerbrauchs von Holz innerhalb von 10 Jahren (bis 2014) erreicht werden soll. Mit der
verstärkten nachhaltigen Holzverwendung werden für die Gesellschaft klima-, energie-,
umwelt- und ressourcenpolitische Vorteile angestrebt; gleichzeitig erwartet man, die
wirtschaftliche Situation der forst- und holzwirtschaftlichen Betriebe zu verbessern sowie
Arbeitsplätze im Forst- und Holzsektor zu sichern bzw. neu zu schaffen. Die Initiative
umfasst Maßnahmen hinsichtlich der Steigerung der Nachfrage nach Holz bzw.
Holzprodukten, der Verbesserung von Holzangebot und –bereitstellung (verbesserte
Kooperation zwischen Forst- und Holzwirtschaft, Qualitätssicherung und
Standardisierung, Verbesserung der Logistik und Optimierung der Holzbereitstellung)
sowie der Förderung von Innovationen und der Erschließung neuer Verwendungsfelder
(Intensivierung der Forschung und Entwicklung, Aus- und Fortbildung sowie
Entwicklung innovativer Einkommensquellen)85.
Nationales Waldprogramm: Mit dem Nationalen Waldprogramm (ursprünglich:
Nationales Forstprogramm) wurde 1999 vom Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz ein gesellschaftspolitischer Dialogprozess zur
Förderung nachhaltiger Waldbewirtschaftung im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung
ins Leben gerufen, in dem alle relevanten Interessengruppen die Konkretisierung von
Vereinbarungen der Rio-Konferenz diskutieren und die Umsetzung der Beschlüsse der
UNCED (1992, Rio de Janeiro) vorbereiten. Gemäß dem Leitbild der nachhaltigen,
naturnahe Waldwirtschaft wurden Handlungsempfehlungen für die Themen „Wald und
internationale
Zusammenarbeit
/
Internationaler
Handel“,
„Biodiversität,
Waldbewirtschaftung
und
Naturschutz“,
„Forstpolitische
Instrumentenwahl“,
„Ökonomische Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft“ sowie „Neue Rolle der Wälder“
erarbeitet, die sich an Bund, Länder und Verbände richten86
zum Text der charta siehe http://www.bmelv.de/cln_045/nn_753674/DE/06Forstwirtschaft/ChartaFuerHolz/__holzcharta__node.html__nnn=true
86
Näheres siehe unter http://www.nwp-online.de/index.php?id=start
57
Clusterinitiativen Forst- und Holz: Mit dem Ziel der Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit der Forst- und Holzwirtschaft werden in verschiedenen Regionen
regionale Netzwerke zwischen den Akteuren der Wertschöpfungskette sowie zwischen
Wissenschaft und Praxis der Forst- und Holzbranche gebildet, die neben einer besser
koordinierten politischen Interessenvertretung die Entwicklung und Durchführung von
Maßnahmen und Projekten eines verbesserten „Cluster-Managements“ zur weiteren
Erschließung von regionalökonomischen Potentialen (Stärkung der Wettbewerbsposition
&
Erschließung
neuer
Märkte)
zum
Ziel
haben87.
In Ergänzung zu einzelbetrieblichen Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit
sehen derartige integrative, betriebsübergreifende Initiativen die Chance, durch
Kooperationen bislang unerschlossene wirtschaftliche und politische Synergien zu
nutzen88. In den Kooperationsprojekten (z.T. in Pilotregionen) geht um konkrete
Maßnahmen zur Verbesserung von Wertschöpfung und Innovationsfähigkeit sowie
Sicherung der Arbeitsplätze insbesondere im ländlichen Raum. Konkrete Projekte
betreffen z.B. die Mobilisierung ungenutzter Rohstoffreserven im Privatwald, die
Optimierung und Entwicklung neuer Logistikkonzepte, die Intensivierung des
Technologietransfers sowie die Förderung von Kooperationen und Wissenstransfer. Mit
dem Cluster-Konzept erhofft sich die Branche, in einer Situation wachsenden
Konkurrenzdrucks auf den89 globalisierten Märkten für Forst- und Holzprodukte weiterhin
konkurrenzfähig zu bleiben, indem Synergien in der Produktion bzw. die Zusammenarbeit
bei
Innovationsinitiativen
in
regionalen
Verbünden
realisiert
werden.
Es bleibt jedoch offen, inwieweit positive Impulse für den gesamten Sektor von den
genannten Programmen und Initiativen ausgehen können. Entscheidend wird dabei sein, dass
die Initiativen nicht allein auf die Verbesserung der politischen Wahrnehmung der Branche
(strukturorientierte,
volkswirtschaftliche
Begründung;
Ziel:
Änderung
der
wirtschaftspolitischen Vorgaben bzw. Zielsetzungen), sondern unter klarem räumlichen
Bezug thematisch auf bestimmte Abschnitte der Wertschöpfungskette fokussiert sind und auf
enge Kooperation der beteiligten Akteure aus Forst- und Holzindustrie
(Informationsaustausch
und Wissensmanagement) bauen (betriebswirtschaftliche
Begründung; Ziel: Steigerung der Wertschöpfung).
Auch politische Initiativen des CEI/ Bois (Zentralverband der Europäischen Holzindustrie:
Roadmap 2010; Steigerung der stofflichen Holzverwendung bis 2010 um ein Drittel90), der EU
(DG Enterprise & Industry: Forest Based Industries; Förderung von Holz im Bereich Bioenergie
und stoffliche Verwertung91) oder die Arbeit der FTP (Forest Based Sector Technology
Platform92; Neuausrichtung der EU-Forschungsförderung zur Stärkung des Wirtschaftssektors
Forst/ Holz ) zielen als pan-europäische forstpolitische Initiativen auf eine Stärkung der
europäischen Holzindustrie bzw. eine verstärkte Holznutzung und -verwendung in Europa.
Rahmenbedingungen „Landwirtschaftliche, Ländliche & Regionale Entwicklung“
Die im Rahmen von Änderungen der Agrar- und Regionalentwicklungspolitik erfolgten
Änderungen bei Agrarsubventionen, Förderungen von Aufforstungen landwirtschaftlicher
Flächen oder das Aufkommen von Agroforstwirtschaft (Biomasseproduktion) wird laut Meinung
87
Thoroe 2007c
vgl. Mrosek et al. 2005; Schanz 2007
89
Schanz 2007
90
CEI-Bois (Hrsg.) 2000
91
http://ec.europa.eu/enterprise/forest_based/index_en.html
92
http://www.forestplatform.de/
88
58
von Experten zukünftig eine wachsende Rolle spielen und kann insbesondere eine
Waldflächenzunahme betreffen93 Es bleibt abzuwarten, ob sich auch in Deutschland hier
zukünftig nennenswerte Potentiale im Bereich Energieholz ergeben. Dabei ist zu berücksichtigen,
dass derzeit weltweit eine stark wachsende Nachfrage nach Agrarrohstoffen besteht und
Stilllegungsflächen auch in der EU der Vergangenheit angehören. Fraglich ist somit, ob sich im
Rahmen der sich abzeichnenden Flächenkonkurrenzen tatsächlich die Energie-Biomasse mit
ihrem großen Flächenbedarf und der vergleichsweise geringen Flächeneffizienz infolge eines
geringen Wirkungsgrades gegen andere Agrarrohstoffe durchsetzen kann.
Zu e.: Politikfeld „Erneuerbare Energien & Klimaschutz“94
Rahmenbedingungen „Erneuerbare Energien“
Nach wie vor besteht eine Abhängigkeit der weltweiten Energieversorgung von den endlichen
fossilen Energiereserven und –ressourcen. Angesichts eines weltweit nach wie vor deutlich
zunehmenden Verbrauchs von Erdöl und Erdgas wächst die Abhängigkeit von Importen fossiler
Energien, die zumeist auch aus politisch instabilen Regionen stammen. Mit den Diskussionen um
das Fördermaximum beim (konventionellen) Öl, das einem Teil der Experten zufolge in greifbare
Nähe gerückt ist, sowie mit Blick auf die rapide gestiegenen Preise für Erdöl kündigen sich für
die Zukunft Konflikte um die knapper werdenden, regional konzentrierten Ölressourcen an. Bei
der Frage nach Alternativen rückt neben der Steigerung der Energieeffizienz und der Änderung
des Produzenten- und Verbraucherverhaltens zugunsten eines sparsameren Umgangs mit Energie
vor allem die Substitution fossiler Energien in den Vordergrund: das Ausschöpfen der
Nutzungspotenziale erneuerbarer Energiequellen, also auch der Biomasse, nimmt dabei eine
zentrale Bedeutung ein. Steigende Ölpreise und das erwartete längerfristig hohe Preisniveau
fördern die Wettbewerbsposition der nachwachsenden Rohstoffe und ermöglichen die
zunehmende Substitution von synthetischen Rohstoffen
Auf nationaler Ebene spielt v.a. die Einführung des Erneuerbaren-Energien- Gesetzes (EEG) aus
dem Jahr 2004 eine wesentliche Rolle. Gemäß dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) wird
der Ausbau von Energieversorgungsanlagen/ Stromerzeugungsanlagen gefördert, die aus
erneuerbaren/ regenerativen Quellen gespeist werden (Sonne, Wasser, Wind, Erdwärme,
Biomasse). Dem Betreiber einer solchen Anlage wird über einen bestimmten Zeitraum ein fester
Vergütungssatz für den erzeugten Strom gewährt, der sich an den Erzeugungskosten der
jeweiligen Erzeugungsart orientiert, um so einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen zu
ermöglichen. Die Einführung des EEG hat zusammen mit dem Marktanreizprogramm für
erneuerbare Energien (MAP), über welches vom Bundesumweltministerium die Einrichtung von
Sonnenkollektoren, Pellet-Kesseln und Scheitholz-Vergaserkesseln mit Zuschüssen bzw. durch
zinsverbilligte Darlehen gefördert wird, hat in den vergangenen Jahre zu verstärkten Investitionen
im Bereich erneuerbarer Strom, Wärme und Treibstoffe auf Holzbasis geführt (s.o.).
Auf europäischer Ebene haben die Beschlüsse des EU-Rates vom 8./9. März 2007 zu
erneuerbaren Energien das langfristige Engagement der Gemeinschaft für den EU-weiten
Ausbau erneuerbarer Energien über 2010 hinaus bekräftigt. Unter Berücksichtigung
unterschiedlicher individueller Gegebenheiten, Ausgangspunkte und Möglichkeiten gelten EUweit die Ziele eines 20 %igen Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch der EU
bis 2020 sowie ein in kosteneffizienter Weise einzuführendes verbindliches Mindestziel in Höhe
von 10 % für den Anteil von Biokraftstoffen am gesamten verkehrsbedingten Benzin- und
Dieselverbrauch in der EU bis 2020, das von allen Mitgliedstaaten erreicht werden muss95.
93
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005
vgl. hierzu das Basispapier „Perspektiven der energetischen Holznutzung“
95
Ziesing 2007
94
59
In Anbetracht der vielfältigen politischen Rahmensetzungen zur Förderung der erneuerbaren
Energien darf es zumindest mittelfristig als sehr wahrscheinlich gelten, dass die Produktion und
der Verbrauch erneuerbarer Rohstoffe incl. Holz zur energetischen Nutzung weiterhin politisch
gefördert werden. Ob sich allerdings angesichts der zunehmender Flächenkonkurrenzen
zwischen stofflicher und energetischer Nutzung bzw. zwischen Holz und Agrarrohstoffen mit
Blick auf den großen Flächenbedarf und die geringe Flächeneffizienz der Biomasse-Energie hier
auch in Zukunft gute Chancen für die energetische Nutzung von Holz außerhalb der WärmeNutzung ergeben, bleibt fraglich. Andere nicht-fossile Techniken werden auf Dauer effizienter
und preiswerter sein, so dass mittel- bis langfristig der Anteil wieder zurückgehen kann.
Ordnungspolitische Rahmenbedingungen sowie bestehende Gesetze und
Verordnungen erschweren häufig die Verwendung von Nawaro in den einzelnen
Märkten. Die energetische und stoffliche Nutzung von Biomasse ist heute von
einer Vielzahl, häufig nicht koordinierter und sich teilweise gegenseitig
neutralisierender politischer Instrumente bestimmt, die historisch gewachsen sind
Verzerrungen bei der Flächen- und Biomassenutzung führen zu
gesamtwirtschaftlich ineffizienten Lösungen und zu einer nicht optimalen
Nutzung des heimischen Biomasse- Potenzials. Ein an übergeordneten Zielen
orientiertes konsistentes Bündel von Regulierungen und Instrumenten ist
erforderlich, um die ehrgeizigen Ziele (z.B. 50% erneuerbare Energien-Einsatz in
2050) zu erreichen
Rahmenbedingungen „Klimaschutz“
In fast allen Industrieländern werden die verstärkte energetische Biomassenutzung im
Allgemeinen und die Holznutzung im Besonderen als eine wichtige Strategie im Kampf gegen
den Klimawandel diskutiert. Als nachwachsender, erneuerbarer Rohstoff ist Holz in seiner
energetischen Verwendung praktisch CO2-neutral, bewirkt in seiner stofflichen Nutzung eine
Verlängerung der CO2-Speicherwirkung und Wälder werden durch die Einbindung von
Kohlenstoff in Biomasse zu CO2-Senken.
Aufforstungen, nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung von Holz bieten bislang die
einzigen Möglichkeiten, kostengünstig bereits emittiertes CO2 der Atmosphäre über
Photosynthese wieder zu entziehen. Alle anderen Maßnahmen zielen nur auf eine
Verlangsamung des Anstiegs der atmosphärischen CO2-Konzentration ab96.
Die im Rahmen der in Rio 1992 verabschiedeten Klimarahmenkonvention (UNFCCC)
verfolgten Ziele der Verlangsamung und Abschwächung des Klimawandels haben in Bezug
auf die dazu notwendigen Maßnahmen gerade mit Blick auf die Funktion und Rolle des
Waldes zu kontroversen Diskussionen geführt. Als CO2-Speicher steht der Wald im Zentrum
der internationalen klimapolitischen Diskussionen.
Mit Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls im Februar 2005 sind die 1997 vereinbarten nationalen
Verpflichtungen der Industriestaaten zur Reduktion ihrer Emissionen in Kraft getreten. Diese
können auch –wenigstens zum Teil - durch die Anrechnung der Senkenleistung erfüllt
werden, die Waldökosysteme erbringen: Ende 2006 hat sich die Bundesregierung dazu
entschlossen, die Speicherfähigkeit der deutschen Wälder für CO2 auf die nationalen
Reduktionsverpflichtungen im Rahmen des Artikels 3.4 des Kyoto-Protokolls anrechnen zu
lassen und damit die von den deutschen Waldbesitzerverbänden und vom Deutschen
Forstwirtschaftsrat geforderte „Wald-Holz-Option“ zu ergreifen, so dass eine grundsätzliche
Teilnahme der Forstwirtschaft am Emissionsrechtehandel möglich wird.
96
vgl., auch im Folgenden, Pistorius 2007
60
Die Anrechnung der Senkenleistung der Wälder bezieht sich ausschließlich auf den im
Ökosystem gespeicherten C – entscheidend bleibt somit der gespeicherte Vorrat an Biomasse
(Holzvorrat), über dessen Veränderungen bezogen auf das Basisjahr 1997 jeder Vertragsstaat
Bericht erstatten muss. Lediglich der Nettozuwachs im Wald wird damit anrechnungsfähig im
Sinne des Kyoto-Protokolls - Nutzungseffekte durch nachhaltige Waldwirtschaft (d.h. eine
Integration des Holzsektors) werden nicht berücksichtigt, obwohl nachhaltig genutzte Wälder
aus Sicht der atmosphärischen CO2-Belastung signifikante Vorteile in Form von zusätzlichen
Substitutionseffekten generieren97. Auch wenn daher eine In-Wert-Setzung der
Klimaschutzleistung für eine nachhaltige Holznutzung – auch angesichts der durch den
Klimawandel zu erwartenden starken ökonomischen Belastungen für Waldbesitzer notwenig und gerecht erscheint, wurden bislang keine Anreize geschaffen, den Wald und
nachhaltige Holznutzung als Instrument in die deutsche oder europäische
Klimaschutzstrategie zu integrieren.
Die Konsequenzen aus dem Protokoll von Kyoto für Forst- und Holzwirtschaft sind heute
schwer abzuschätzen. Unklar bleibt, ob und ggf wie nach der Anerkennung der aus der
Waldbewirtschaftung generierten Emissionsrechte die Weitergabe dieser Wertschöpfung an die
Forstbetriebe erfolgen wird (etwa in Form der Schaffung von Fondlösungen mit dem Ziel, durch
den Klimawandel bedingte Belastungen für Forstbetriebe ausgleichen zu können oder
Waldumbaumaßnahmen zu fördern). Unklar bleibt auch, ob über die Anerkennung der
Senkenleistung von Wäldern hinaus auch die Anerkennung der Senkenleistung einer nachhaltigen
Waldnutzung anerkannt wird (Anerkennung des Produktspeichers Holz) – wie dies etwa vom
Deutschen Forstwirtschaftsrat gefordert wird.
Mit Blick auf die Holzindustrie besteht die Möglichkeit, dass Kyoto die europäische Holzbranche
massiv verändern wird. Unter Experten98 werden folgende Szenarien diskutiert:
a) Die deutsche Holzindustrie ist vom Emissionshandel gar nicht betroffen.
b) Die deutsche Holzindustrie hat durch den hohen Anteil an im Prozess genutzter Biomasse
einen Vorteil gegenüber den Konkurrenzbranchen (Stein, Stahl, Kunststoff etc.).
c) Durch den hohen Bedarf an Energie für das Trocknen von Holz, der nur zum Teil über
Biomasse bereitgestellt werden kann, muss die deutsche Holzindustrie Nachteile
befürchten.
d) Die deutsche Holzindustrie hat im internationalen Wettbewerb Nachteile, weil andere
Staaten (Osteuropa oder Spanien) im Protokoll von Kyoto wesentlich besser gestellt
wurden.
Je nach Entwicklungspfad ergeben sich gänzlich unterschiedliche Konsequenzen für die Forstund Holzbranche und ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bzw. unterschiedliche Impulse für
die eine gesteigerte Holznutzung bzw. eine Vorratsanreicherung/ Nicht-Nutzung (KlimaschutzWälder).
Im Hinblick auf eine weitere Berücksichtigung im Rahmen von Modellierungen zur Zukunft des
europäischen Forst- und Holzsektors haben die im Rahmen der EFSOS befragten Fachexperten
die ihrer Ansicht nach relevanten marktlichen Rahmenbedingungen zu drei sog. „Mega-
97
98
Pistorius 2007
Knauf Consulting (Hrsg.) 2004
61
Szenarios“ aggregiert, die die oben beschriebenen signifikanten Trends bzw. Entwicklungen
bündeln:
1. Naturschutz-Szenario (Conservation-Szenario) : Beschleunigter Wandel zu einer
verstärkten Naturschutz-Strategie bei der Bewirtschaftung der Wälder
Kennzeichen
Natur- und Biodiversitätsschutz als zentrale gesellschaftspolitische Ziele im
Umgang mit natürlichen Ressourcen; staatliche Förderung der Naturnahen
Waldbewirtschaftung (NOM), Zertifizierung, Recycling, erneuerbare Energien
Agrarpolitische
Anreize
für
umweltgerechte/
naturschutzorientierte
Bewirtschaftungsformen
Staatliche Förderung der Bereitstellung der nicht-marktlichen Wirkungen &
Leistungen der Wälder
Verstärkte stattliche Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien / Biomasse
Steigende Energiepreise
Verlangsamung des technologischen Fortschritts
Langsameres Wirtschaftswachstum der osteurop. Schwellenländer
geringeres Wirtschaftswachstum, Preis- und Kostenanstieg für Holzprodukte
Wachsende Konkurrenz zwischen stofflicher & energetischer Holznutzung
Wirkungen auf den Sektor:
Zunahme der Waldfläche; Abnahme der Wirtschaftsfläche
Längere Verjüngungszeiträume
Segregationswirkungen. Konzentration der Nutzungen auf best. Bereiche
verstärkte Nachfrage nach Energieholz erhöht die Nutzungsmengen
steigende Holzpreise aufgrund der wachsenden Energieholznachfrage
verstärkte Konkurrenzen auf den Märkten
wachsende Nachfrage nach Holzprodukten (Bau, Möbel)
wachsende Bedeutung der Zertifizierung
Mögliche Treiber:
wachsender Einfluss des Klimawandels auf die globale Umwelt
wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein für die Schutzfunktionen von Wäldern
z.B. für die Wasserversorgung & den Klimaschutz
wachsende Kosten für fossile Energieträger
2. Erneuerbare Energien („Sustainable Energy“)-Szenario: Politische Förderung der
Nutzung erneuerbarer Energien
Kennzeichen:
Politische Förderung der Nutzung von erneuerbaren Energiequellen
Innovationen auf dem Gebiet der Energieproduktion aus Holz/ Biomasse,
Effizienzsteigerungen
Förderung von Kurzumtriebsplantagen zur Energieholzgewinnung
Agrarpolitische Anreize für positive umweltpolitische Leistungen von Land- und
Forstwirtschaft
Moderates Wirtschaftswachstum (etwas geringer als Basisszenario)
Wirkungen auf den Sektor:
wachsende Wirtschaftsfläche
staatliche Förderung der Holzmobilisierung
62
stark steigende Rohholzproduktion v.a. durch kräftigere Durchforstungen und
Nutzung des bislang ungenutzten Derbholzes
wachsende Produktion von Pellets v.a. aus Resthölzern
gesteigerter Konsum von Holzprodukten
wachsende Nutzungskonkurrenzen zwischen energetischer & stofflicher Nutzung
Mögliche Treiber:
Ölkrise/ Energiekrise: gravierende Ölpreissteigerungen
Politische Krisen z.B. in Nahost (Gefährdung der Ölversorgung)
3. Globalisierungs-Szenario: Wachsende ökonomische Integration &
Marktliberalisierungen in Europa
Kennzeichen:
starkes Wirtschaftswachstum der Schwellenländer in Osteuropa & Asien; weitere
Handelsliberalisierungen bzw. Abbau von Handelsschranken
Förderung des technologischer Fortschritts; gesteigertes Innovationsbewusstsein
in der Forstindustrie
stark steigende Produktion und Konsum von Holz bzw. Holzprodukten;
sinkende Preise und Kosten
Rasche EU-Erweiterung: Verdopplung der Anzahl der Mitgliedsstaaten
Wirkungen auf den Sektor:
stärkerer Konkurrenzdruck für D durch Osteuropa
gesteigerte Produktion von Holzprodukten: in D hält sich Konkurrenz- /
Wettbewerbsfähigkeit gg. Osteuropa durch technologischen Vorsprung
dynamischere Märkte: gesteigerter Konsum von Holzprodukten
gesteigerter Handel durch offene Märkte und osteuropäisches Wachstum;
tendenziell steigende Importe aus Osteuropa; tendenziell: wachsender Handel mit
Halbfertig- und Fertigwaren, abnehmender Handel mit Rohholz
Mögliche Treiber:
Ungebrochene Steigerung des Weltwirtschaftswachstums & Fortsetzung der
Globalisierungs- und Marktliberalisierungstendenzen
Moderate Ölpreissteigerungen
Beschleunigung der EU-Erweiterung
63
3. Zusammenfassung
Der Versuch von Zukunftsaussagen oder Prognosen über die Entwicklung von Märkten muss,
zumal mit Blick über die nächsten fünf Jahre hinaus, von vornherein unter Vorbehalt betrachtet
werden: unaufhebbar und prinzipiell erscheint das Unwissen über das zukünftiges menschliches
wirtschaftliches Handeln und Verhalten auf Märkten, die sich auf unterschiedlichen, meist
miteinander interagierenden lokalen, regionalen oder globalen Ebenen unterscheiden lassen.
Die relevanten Einflussfaktoren wirken dabei zumeist zusammen: volkswirtschaftliche
Entwicklungen, Änderungen im Konsumverhalten von Haushalten, soziologische Entwicklungen
(z.B. demografischer Wandel), natürliche Entwicklungen (z.B. Klimawandel), geopolitische
Entwicklungen, internationale Wirtschafts- und Umweltpolitiken (z.B. Klimaschutzabkommen)
etc. interagieren zu sehr intransparenten, in ihren Wechselbeziehungen nur sehr unvollständig
darstellbaren, komplexen Prozessen, deren Entwicklung sich mittels Modellen nicht darstellen
lässt. Was allenfalls gelingen kann, ist der Versuch, den Raum der zentralen wirksamen
Einflussfaktoren analytisch zu strukturieren und die Zukunft im Sinne eines Möglichkeitsraums
zu betrachten, in welchem verschiedene denkbare Szenarien deutlich werden.
Im Rahmen des Basispapiers „Entwicklung von Märkten für Forst- und Holzwirtschaft vor dem
Hintergrund globalisierter Marktbedingungen“ soll das Wertschöpfungsketten-Modell für die
Betrachtung möglicher zukunftsrelevanter Faktoren, Prozesse, Trends und Szenarien als
Gliederungsmodell dienen. Die Darstellung verortet die in der Zeitperspektive relevanten
Einflussfaktoren als solche, die auf die einzelnen Glieder der Wertschöpfungskette einwirken.
Rein analytisch werden dabei „Pull-Faktoren“ der Wertschöpfungsentwicklung (d.h. Faktoren,
die sich mit Blick auf Endverbraucher und –märkte positiv auf die Wertschöpfung auswirken)
von „Push-Faktoren“ der Wertschöpfungsentwicklung (d.h. Faktoren, die sich mit Blick auf die
Produktion und den Ausgangsmarkt positiv auf die Wertschöpfungsentwicklung auswirken)
unterschieden. Auf einer zusätzlichen Betrachtungsebene sollen einerseits die implizit und explizit
wirksamen Strategien der Marktakteure innerhalb der Wertschöpfungskette Forst-Holz
berücksichtigt
werden
(„Profit-Seeking-Faktoren“),
andererseits
die
marktlichen
Rahmenbedingungen (Umweltpolitik, Wettbewerbspolitik) angesprochen werden, die für die
Forst- und Holzmärkten bestimmend sind.
Im Rahmen der vorliegenden Zusammenfassung sollen fünf zentrale Einflussfaktoren
herausgegriffen werden:
Mit Blick auf die Entwicklung der inländischen Nachfrage nach Holz und Holzprodukten
ist zunächst zu berücksichtigen, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in Westeuropa traditionell eher
niedrig ist –im Vergleich etwa beträgt er weniger als die Hälfte des Pro-Kopf Verbrauchs in
Nordamerika. Für Deutschland ist nach Einschätzung von Wirtschaftsfachleuten mittel- bis
langfristig kein signifikanter Anstieg der realen Arbeitseinkommen und mithin mittelfristig keine
deutliche Steigerung der Kaufkraft (Realeinkommen) zu erwarten – so dass mit Blick auf rein
konjunkturelle Faktoren keine wesentliche Steigerung der daran gekoppelten Binnennachfrage
nach Holzprodukten prognostiziert wird. Allerdings hat der starke Anstieg der Energiepreise die
Wettbewerbskraft von Holz sowohl in der stofflichen als auch in der energetischen Verwertung
deutlich gestärkt. Eine erwartete zunehmende Berücksichtigung von Klimaschutz- und
Nachhaltigkeitsaspekten beim Konsum der Haushalte lässt für viele Experten bei entsprechender
Politikgestaltung einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach Holz erwarten – inwieweit der aus
der günstigen Konjunktur der letzten Jahre resultierende Optimismus der Holzindustrie auch
mittelfristig begründet ist, ist jedoch fraglich.
Ein zentrales Thema der Zukunft bleibt hier die Konkurrenz zwischen der stofflichen und
energetischen Nutzung von Holz. In Deutschland hat sich mit dem politisch geförderten
steigenden Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auch die Nachfrage
nach dem Energieträger Holz in den letzten Jahren sehr stark erhöht und der Markt für
64
Pelletheizungen und Holzpellets hat sich in den zurückliegenden Jahren zu einem der größten
Wachstumsmärkte entwickelt. Weitere technologische Entwicklungen, die politischen Förderung
nachwachsender Rohstoffe als Energieträger und der erwartbare weitere Ölpreisanstieg lassen
Einschätzungen aus der Branche zufolge zumindest mittelfristig die Nachfrage nach Holz als
Energieträger weiter steigen – ob sich Holz als jedoch langfristig gegen zahlreiche konkurrierende
flächeneffizientere Biomasse-Energieträger mit nennenswerten Marktanteilen behaupten kann,
muss deutlich hinterfragt werden.
Die seit Jahren zu verzeichnende deutliche Nachfragesteigerung bei der stofflichen Holznutzung
ist vornehmlich auf einen wachsenden Außenhandel der deutschen Holzindustrie
zurückzuführen (Exportüberschuss seit 2004). Deutschland ist intensiv in den Weltholzhandel
eingebunden und die inländische Produktion wird auch zukünftig maßgeblich vom
Wirtschaftswachstum in anderen Regionen bzw. Volkswirtschaften beeinflusst: Global gesehen
steigt die Nachfrage nach Holz und Holzprodukten - der Außenhandel nach Mengen ist in der
Vergangenheit sowohl in der Einfuhr als auch in der Ausfuhr und dort v.a. im Bereich der Halbund Fertigwaren kontinuierlich weiter angestiegen. Vor allem von den rasch wachsenden
Volkswirtschaften von China, Indien, Malaysia und den Ländern in Osteuropa/ Russland mit
enormen Kaufkraft- und Nachfragesteigerungen wird eine weiterhin deutliche und nachhaltige
Nachfrage nach deutschem Holz bzw. Holzprodukten erwartet.
Allerdings wird ebenfalls erwartet, dass der Konkurrenzdruck für die einheimische Wirtschaft
durch ausländische Importe aus Plantagenwirtschaft aus Ländern mit niedrigen Lohn- und
Rohstoffkosten weiterhin wächst. Das rasche ausländisches Wirtschaftswachstum fördert mittelbis langfristig die Angleichung der Wirtschaftskraft von Schwellenländern und entwickelten
Ländern: Fachleute gehen davon aus, dass die ausländische Industrie bereits mittelfristig ihre
Wertschöpfung deutlich steigert, ihre Fertigungstiefe erhöht und daher zum einen auf den
eigenen nationalen Märkten zunehmend veredelte Produkte anbieten kann (Konkurrenz zu
deutschen Importprodukten), zum andern für die deutsche Exportindustrie zum wachsenden
Konkurrenten auf den internationalen Märkten wird (Gefährdung dt. Standortvorteile).
Unklar bleibt die Entwicklung des wichtigen Einflussfaktors „Ölpreisentwicklung“, auf den die
weltweite Konjunktur sehr sensibel reagiert (Risiko einer Weltwirtschaftskrise bei einer rapiden
Ölpreissteigerung/ Ölkrise) und von dem der Welthandel am stärksten abhängt (vgl. Basispapier
„Energetische Verwendung von Holz“). Mit Blick auf die Zukunft ebenfalls unklar bleibt es, ob
sich das allgemein erwartete rasche Wirtschaftswachstum der heutigen Schwellenländer
ungehindert fortsetzt. Neben wirtschaftspolitischen Entscheidungen (Entwicklung der
Investitionsquoten, Handelsliberalisierungen) spielen hier vor allem auch politische
Entwicklungen die Rolle von schwer einrechenbaren Einfluss- oder Störfaktoren, auf die das
Wirtschaftswachstum bzw. die Wirtschaftsentwicklung sehr sensibel reagiert (z.B. ungeklärte
Fortführung von Demokratisierungs- und Liberalisierungsentwicklungen).
Die Entwicklung der Struktur der Holzindustrie kann für die Zukunft der Forst- und
Holzbranche als eigener wirksamer Einflussfaktor verstanden werden. Wenn von dem seit der
Jahrtausendwende zu beobachtenden Strukturwandel in der Säge- und Holzindustrie die Rede ist,
wird zuallererst ein Konzentrationsprozess beschrieben, dem auf der anderen Seite eine
zunehmende Nischenbildung gegenübersteht. Immer größeren Unternehmen mit wachsendem
Kapazitäts- bzw. Verarbeitungsvolumen sowie wachsender Angebotspalette steht also eine
Vielzahl kleiner, regional bzw. auf Nischenmärkten erfolgreicher Betriebe gegenüber. Von
Experten wird eine Fortsetzung des Trends (Konzentration in der Holzindustrie und der
Ausdifferenzierung in Global Player und Nischenanbieter) bis über das Jahr 2020 hinaus
vorausgesagt. Zentraler Treiber dafür ist die stark gestiegene Außenhandelsaktivität der
Holzindustrie, die eine Erhöhung der Kapazitäten und kapitalintensive Investitionen bzw.
Modernisierungen erfordert hat, um der wachsenden Konkurrenz auf den internationalen
Märkten gewachsen zu sein. Parallel zum beschriebenen Konzentrationsprozess verlaufen
Anstrengungen zur Integration bislang fragmentierter Industrie- und Vertriebsstrukturen durch
65
Allianzen, Kooperationen & Netzwerke z.B. zwischen Holzwerkstoffindustrie und Sägeindustrie,
in denen Produktentwicklung, –herstellung und -lieferung gemeinsam bzw. gebündelt geschieht
und welche die Markteffizienz und Konkurrenzfähigkeit der Partner im Vergleich zu
Konkurrenzbranchen steigern soll. Besondere Bedeutung wird von Experten vor allem betriebs-,
brachen- und sektorenübergreifend arbeitenden regionalen Forst-Holz-Ketten und Holzclustern
beigemessen, wie sie derzeit europaweit im Entstehen sind (z.B. Clusterinitiativen,
Zusammenschlüsse kleiner Anbieter, um ihre Marktposition zu stärken & Infrastruktur
gemeinsam zu nutzen; Entstehung großer integrierter Forst-Holz-Standorte, die von der
Waldpflege über das Sägewerk, Faserplattenproduktion bis zur Laminatherstellung die gesamte
Wertschöpfungskette abdecken). Eine besondere Rolle für die Entwicklung der Strukturen im
Bereich der Holz- und Sägeindustrie spielt die zukünftige Technologieentwicklung, die als
eigenständig wirksamer Entwicklungsfaktor gesehen werden kann: Die Forschung befasst sich in
großem Umfang mit vielfältigen Möglichkeiten, den Baustoff Holz zu optimieren und neue
Anwendungsfelder durch Innovationen zu erschließen. Die Innovationen betreffen dabei sowohl
die Optimierung von Fertigungsprozessen, als auch Entwicklung neuer Produkte bzw. neuer
Einsatzgebiete für Holz und Holzwerkstoffe. Dabei werden Verfahren zur chemischen
Modifikation des Holzes, die Entwicklung hybrider Werkstoffe (Verbundwerkstoffe:
Kombination von Holz mit anderen Materialien), der Einsatz von neuen Technologien zu
Modifikation klassischer Holzeigenschaften oder die Weiterentwicklung von Systemlösungen eine
Rolle spielen. Es wird erwartet, dass der Trend zu hybriden Werkstoffen und Konstruktionen die
Anwendungsmöglichkeiten für Holz zukünftig ganz erheblich erweitert wird (Trend zur „EntNaturierung“ des Baustoffs Holz) und die Nachfrage nach Holzprodukten dadurch wesentlich
gesteigert werden kann. Fachleute erwarten ferner, dass die mit erheblichen Investitionen
verbundenen Technologieentwicklungen zu neuen Kooperationen mit der Kunststoff- bzw.
chemischen Industrie im Bereich der Produktentwicklung, aber auch Produktion führen werden,
so dass hier Impulse für einen Strukturwandel der Holzindustrie bestehen. Es ist zu erwarten,
dass sich durch die Entwicklungen im Bereich der Technologie die Struktur der bisherigen
Holzindustrie gänzlich wandelt und vollkommen neue Produktionsbereiche und Unternehmen
entstehen.
Änderungen der politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen nehmen
unmittelbaren Einfluss auf den Forst- und Holzsektor, indem sie zum einen auf das Handeln der
Verbraucher d.h. auf die Nachfrage nach Holzprodukten wirken, zum anderen die Ziele, die
Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Forst- und Holzbranche beeinflussen. Für Deutschland
seien beispielhaft die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie (Strategien der Bundesregierung zur
Sicherung der Bereitstellung des Rohstoffes Holz und der Schutz- und Erholungsfunktion sowie
der biologischen Vielfalt der Wälder), die Charta für Holz (Ziel der Steigerung des
Holzverbrauchs um 20% bis 2014; Formulierung von Maßnahmen zur Erschließung von neuen
Anwendungsfeldern von Holz) oder das Nationales Waldprogramm bzw. die Novellierung des
Bundeswaldgesetzes (Förderung von Waldumbau und naturnaher Waldwirtschaft) genannt.
Wesentliche Wirkungen auf die Waldbewirtschaftung der Zukunft kann von der Energie- und
Klimaschutzpolitik im Rahmen internationaler Klimaabkommen (Kyotoprotokoll und
Folgeprozesse) erwartet werden, die im Rahmen konkrete Programme etwa die Förderung
erneuerbarer Energien sowie die Förderung des energiesparenden Bauens vorsehen und damit
wesentliche Impulse für die Forst- und Holzwirtschaft erwarten lassen (Auswirkungen auf die
Nachfrage nach Holz als Ressource oder Rohstoff, Auswirkungen auf Waldaufbau, Vorrat &
Bestockungen, Wirkung auf Waldbewirtschaftungsformen, Auswirkungen auf Waldnaturschutz Entstehung von Schutzgebieten, Nutzungseinschränkungen/ -auflagen, Auswirkungen auf
Nutzungsintensität und –möglichkeit). Die vielfältigen Förder- und Anreizprogramme, Strategien
und Maßnahmen aus unterschiedlichen Politikbereichen und auf unterschiedlichen Ebenen
setzen jedoch unterschiedliche, zum Teil inkonsistente Signale für die Forst- und Holzwirtschaft
– so dass ein klarer Effekt nicht prognostiziert werden kann (Restriktionen für die
Forstwirtschaft aufgrund stärkerer politischer Naturschutzorientierung vs. Intensivierung der
66
Waldbewirtschaftung aufgrund des Drucks zur Bereitstellung von Holz zur stofflichen und
energetischen Verwendung; Weitergabe der Wertschöpfung der durch Waldbewirtschaftung
generierten Emissionsrechte an die Forstbetriebe? Anerkennung des Produktspeichers Holz d.h.
der Senkenleistung einer nachhaltigen Waldnutzung?).
Für die Bewertung der Szenarien und ihrer potentiellen Auswirkungen auf die Holznachfrage ist
das damit in der Zukunft korrespondierende Rohholzangebot zu berücksichtigen. Das
potenzielle Rohholzaufkommen wurde in Deutschland über Jahrzehnte nur zu etwa 2/3 genutzt.
Der Zuwachs überschreitet nach wie vor die Nutzung (Vorratsaufbau), allgemein wächst in
Deutschland der Laubholzanteil. Aufgrund des seit einigen Jahren anhaltenden deutlichen
Anstiegs der Rohholznachfrage (stofflich, energetisch; wg. Kapazitätsausbau in der Holz- und
Zellstoffindustrie aufgrund gesteigerter Exporte sowie durch Energiepreissteigerungen) über alle
Hauptverwendungsrichtungen zeigt sich die Holzindustrie, die in den letzten Jahren ihre
Verarbeitungskapazitäten deutlich ausgebaut hat, besorgt um die Rohholzversorgung und
verweisen auf regionale Versorgungsengpässe. Inventurdaten und Potenzialabschätzungen zeigen,
dass die Holznutzung noch gesteigert werden könnte: Mittelfristig könnten in Deutschland je
nach Nutzungsszenario jährlich etwa 80 Mill. m³ Rohholz genutzt werden. Eine weitere
Erschließung der Nutzungsressourcen erfordert die Mobilisierung bisher nicht oder nur wenig
genutzter
Waldflächen,
eine
stärker
an
der
Holznutzung
orientierte
Waldbewirtschaftungskonzepte (evtl. unter Absenkung der Umtriebszeiten) oder die Anlage von
Schnellwuchsplantagen, die auf mittlere Frist das verfügbare Potenzial erheblich steigern
könnten. Ungeklärt bleiben die Möglichkeiten der Rohholzmobilisierung (Rohholzmobilisierung
von bisher nicht genutzten Waldflächen, Aufbereitung bisher nicht aufgearbeiteter Sortimente,
Änderung waldbaulicher Konzepte (Bestandspflege, Vorratshaltung etc.), Ausweitung der
Waldflächen (konventionelle Aufforstungen, Schnellwuchsplantagen)): Welcher Anteil der in D
tatsächlich verfügbaren Rohholzpotentiale kann vor dem Hintergrund von bestehenden
Mobilisierungshemmnissen und unklarer politischer Weichenstellungen (Förderung der
Potentialerschließung vs. Naturschutzpolitik/ Förderung naturnaher Waldbau) tatsächlich
erschlossen werden ?
4.
Literatur
CEI-Bois (Hrsg.) 2000 : “Building with Wood – CEI-Bois Roadmap 2010”
Dieter, M. 2007: Holzbilanzen 2005 und 2006 für die Bundesrepublik Deutschland.
Arbeitsbericht des Instituts für Ökonomie 2007 / 2;
http://www.bfafh.de/bibl/pdf/iii_07_02.pdf
Dieter, M.; Englert, H. 2005: Gegenüberstellung und forstpolitische Diskussion unterschiedlicher
Holzeinschlagsschätzungen für die Bundesrepublik Deutschland. Arbeitsbericht des Instituts
für Ökonomie 2005 / 2 http://www.bfafh.de/bibl/pdf/iii_05_02.pdf
G.J. Nabuurs, M.J. Schelhaas, A. Ouwehand, A. Pussinen, J. Van Brusselen, E. Pesonen, A.
Schuck, M.F.F.W. Jans, L. Kuiper 2003: Future wood supply from European forests Implications for the pulp and paper industry. Alterra-rapport 927; Alterra, Wageningen, 2003;
http://www.efi.int/attachment/f5d80ba3c1b89242106f2f97ae8e3894/106ade3fee307203a3e
0fdf8290427d2/AlterraRapport927.pdf
Kangas K. and Baudin B. (2003), Modelling and Projections of Forest Products Demand, Supply
and Trade in Europe: A study prepared for the European Forest Sector Outlook Study
(EFSOS), United Nations.
67
Knauf Consulting (Hrsg.) (2004): Trendanalyse Zukunft Holz. Delphistudie zur Entwicklung der
Deutschen Holzindustrie
Mantau 2007: Energetische und stoffliche Holzverbrauchentwicklung in Deutschland. Vortrag
anlässlich der Tagung Rohholzmanagement in Deutschland 22.– 23. März 2007 in Hannover;
http://www.kompetenznetzholz.de/aktuelles/rohholzmanagement/vortraege/16_Referat_Mantau.pdf
Nabuurs, G..J, Schelhaas, M.J., Ouwehand, A., Pussinen, A., Van Brusselen, J., Pesonen, E.,
Schuck, A., Jans, M.F.F.W., and Kuiper, L. 2003. Future wood supply from European forests
– with implications to the pulp and paper industries. ALTERRA, European Forest Institute
and Institute for Forests and Forest Products. ALTERRA Report 927.
Nabuurs, G.J., Päivinen, R., Pussinen, A., Schelhaas, M.J.: 2002: Development of European
forests until 2050. A projection of forest resources and forest management in thirty countries
European Forest Institute Research Report no. 15, Leiden, Netherlands, Brill, 2002, 242 p.,
Pelkonen, P.; Pitkänen, A.; Schmidt, P.; Oesten, G.; Piussi, P.; Rojas, E. (1999) Forestry in
changing societies in Europe : Information for teaching module - Part I: Forestry in changing
societies in Europe - Silva Network 1999; Joenssu : University Press, 1999
Polley, H., Hennig, P.; Schwitzgebel, P. 2004: Ergebnisse und Methoden der zweiten
Bundeswaldinventur: Holzvorrat, Holzzuwachs und Holznutzung
http://www.bundeswaldinventur.de/media/archive/217.pdf
Polley, H.; Kroiher, F. 2006 Struktur und regionale Verteilung des Holzvorrates und des
potenziellen Rohholzaufkommens in Deutschland im Rahmen der Clusterstudie Forst- und
Holzwirtschaft Arbeitsbericht des Institut für Waldökologie und Waldinventuren 2006 / 3;
Sörgel, C; Mantau, U. 2006: Strukturentwicklung der Sägeindustrie in vier Jahren In: HolzZentralblatt (2006, 132), S. 651-653
Thoroe, C. 2006: Verstärkte Mobilisierung von Holz. Referat anlässlich des 19. Runden Tisches
zum Nationalen Waldprogramm Deutschland am 05.12.2006. [http://www.nwponline.de/fileadmin/redaktion/dokumente/Tisch-19/tisch-192a2.pdf]
Thoroe, C. 2007: Wohin geht das Holz aus deutschen Forstbetrieben? – Dynamik und
Zukunftstrends auf dem Holzmarkt –. Referat auf dem AGDW-Fachseminar „Von der
Euphorie zur Strategie - Holzmärkte strategisch bewerten und bedienen“ in Berlin, 20. Januar
2007: http://www.waldbauernverband.de/Prof_Thoroe_IGW_Fachseminar_2007.pdf
Thoroe, C. 2007b: Stellung der Forst- und Holzwirtschaft vor dem Hintergrund globalisierter
Märkte – Rohholzströme in Europa. Referat auf der Tagung "Rohholzmanagement in
Deutschland" am 22.– 23. März 2007 im Hannover Congress Centrum;
http://kompetenznetzholz.de/aktuelles/rohholzmanagement/vortraege/2_Einfuehrungsreferat_Thoroe.pdf
Thoroe, C.; Dieter, M (2005): Holzmarkt der Zukunft; in: Agrarische Rundschau 5/2005
Thoroe, C.; Peck, T.; Simkova, H.; Schmithüsen, F. 2003: Major Impacts On The European
Forest Sector - A study prepared for the European Forest Sector Outlook Study (EFSOS).
Geneva Timber And Forest Discussion Papers , UNITED NATIONS Geneva 2003
UNECE/ FAO (Hrsg.) 2005: European Forest Sector Outlook Study – 1960 – 2000 - 2020
(EFSOS). Genf 2005
Ziesing, H.-J. 2007: Volkswirtschaftliche Aspekte der Holznutzung. Vortrag anlässlich der
Tagung „Rohholzmanagement in Deutschland“ in Hannover, 23. März 2007;
http://www.kompetenznetzholz.de/aktuelles/rohholzmanagement/vortraege/21_Referat_Ziesing.pdf
68
IZT (Hrsg.) 2007: "Zukunftstrends für das Bauen mit Holz" - Trendreport des Institut für
Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) im Rahmen des Verbundprojektes
"Holzwende 2020" im BMBF-Förderschwerpunkt „Forschung für eine nachhaltige
Waldwirtschaft“ http://www.holzwende2020.de/custom/user/BasisStudie/Trendreport_IZT.pdf
FAO (Hrsg.) 1999: Forest Product Market Developments – The Outlook for Forest Product
Markets to 2010 and the implications for improving management of the global forest estate.
Working Paper FAO/FPIRS/02 prepared for the World Bank Forest Policy Implementation
Review and Strategy
NOBE 2002: Forecasts of the Economic Growth in OECD countries and Central and Eastern
European countries for the period 2000-2040 - A study prepared for the European Forest
Sector Outlook Study (EFSOS) by NOBE, Independent Centre for Economic Studies,
United Nations; New York & Geneva
FAO 2006: Global Forest resources assessment 2005.
http://www.fao.org/forestry/site/fra2005/en/
Mantau, U. 2006: Kampf um den Rohstoff Holz trotz riesiger Potenziale? In: AFZ. Der Wald
v. 61(3) p. 111-113
Pistorius, T. 2007: Kohlenstoffspeicherung in Wald und Holzprodukten - Wie
Wirtschaftswald und nachhaltige Forstwirtschaft in Baden-Württemberg zum Klimaschutz
beitragen. Beitrag für das Internetportal "Wald & Klima:
http://www.waldundklima.net/wald/pistorius_fva_2007.php
Thoroe, C. 2007c: Bedeutung und Perspektiven des Clusters Wald und Holz für unsere
ländlichen Räume. Vortrag auf dem Kongress „Wirtschaft in ländlichen Räumen“,
Münster. 22.02.2007
http://www.bmelv.de/cln_045/nn_1124222/SharedDocs/downloads/08LaendlicheRaeume/LaendlicheEntwicklung/Muenster2007/Thoroe,templateId=raw,proper
ty=publicationFile.pdf/Thoroe.pdf
Mrosek, T.; Kies, U.; Schulte, A. (2005) Clusterstudie Forst und Holz Deutschland 2005.
Forst- und Holzwirtschaft hat sehr große volkswirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische
Bedeutung. In: Holzzentralblatt 131(84), S. 1113-1117.
Schanz, H. (2007): Cluster und Marktketten - Möglichkeiten und Grenzen integrativer
Vermarktungsansätze in der Forst- und Holzwirtschaft. In: Forst und Holz 62/1.
Publikationen des Projekts „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Download unter: www.waldzukuenfte.de
Aretz, Astrid, IÖW; Knoll, Michael, IZT (2007): Zukunftsfeld „Perspektiven energetischer
Nutzung von Holz“. Basispapier des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Brüggemann, Beate; Riehle, Rainer, INFIS (2007): Zukunftsfeld „Arbeitskultur, Region und
Innovation“. Basispapier des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Brüggemann, Beate; Riehle, Rainer, INFIS (2007): Zukunftsfeld „Gesellschaftlicher und
kultureller Wandel“. Basispapier des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
von Detten, Roderich, IFP (2007): Zukunftsfeld „Märkte für Forst- und Holzwirtschaft vor dem
Hintergrund globalisierter Marktbedingungen“. Basispapier des Projektes „Zukünfte und
Visionen Wald 2100“
von Egan-Krieger, Tanja; Ott, Konrad, Universität Greifswald (2007): Normative Grundlagen
nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Ethik-Gutachten im Rahmen des Projektes „Zukünfte und
Visionen Wald 2100“
Erdmann, Lorenz; Behrendt, Siegfried, IZT (2007): Zukunftsfeld „Wald und Klimawandel“.
Basispapier des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Henseling, Christine, IZT (2008): Jugendkonferenz „Zukünfte und Visionen Wald 2100“.
Ergebnisbericht des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Hirschfeld, Jesko; Buchholz, Frank, IÖW (2007): Zukunftsfeld „Flächennutzungskonkurrenzen“.
Basispapier des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Marwede, Max; Erdmann, Lorenz; Behrendt, Siegfried, IZT (2007): Leitbild-Assessment.
Normative Orientierungen der Wald- und Landnutzung. Arbeitspapier des Projektes
„Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Memmler, Michael; Schraml, Ulrich, IFP (2008): Akteurslandkarte. Bericht über die Analyse
relevanter Akteure der Waldpolitik in Deutschland. Arbeitspapier des Projektes „Zukünfte und
Visionen Wald 2100“
Mickler, Tobias; Behrendt, Siegfried; et al., IZT (2008): Delphi-Report: Die Zukunft der
Waldnutzung in Deutschland. Ergebnisse einer Expertenbefragung zur Entwicklung von Wald,
Forstwirtschaft und Landnutzung im Rahmen des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Moser, Karl, K.M. Consulting (2007): Zukunftsfeld „Stoffliche Verwertung von Holz“.
Basispapier des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Steinmüller, Karlheinz; Schulz-Montag, Beate; Veenhoff, Sylvia, Z_punkt (2008): Waldzukünfte
2100 – Szenarioreport. Arbeitspapier des Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Wurz, Antje, IFP (2007): Zukunftsfeld „Demographische Entwicklung“. Basispapier des
Projektes „Zukünfte und Visionen Wald 2100“
Zukünfte und Visionen Wald 2100 (Hrsg.) (2008): Waldzukünfte: Herausforderungen für eine
zukunftsfähige Waldpolitik in Deutschland. Policy Paper des Projektes „Zukünfte und Visionen
Wald 2100“
www.waldzukuenfte.de
Herunterladen