Collaborative Supply Chain Management (CSCM) - Fraunhofer ALB analysiert und vergleicht 19 Systeme zur synchronisierten Planung und Steuerung der Supply Chain von Axel Busch, Fraunhofer ALB, Paderborn, [email protected] Inhalt: 1. Umfeld der Fraunhofer Marktstudie zu CSCM-Systemen 2. Zielsetzung der Marktstudie 3. Aufbau und ausgewählte Kernaussagen der Marktstudie 3.1 SCM-Grundlagen 3.2 CSCM-Grundlagen und -Abgrenzungen 3.3 Anbietermarkt für CSCM-Systeme 3.4 Analyse der CSCM-Systeme 4. Wichtigste Erkenntnisse 1. Umfeld der Fraunhofer Marktstudie zu CSCM-Systemen Aktueller Fokus Das effektive und effiziente Management der Supply Chain (Wertschöpfungskette im SCM oder Versorgungskette), im weiteren als Supply Chain Management (SCM) bezeichnet, wird zunehmend zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor. SCMSysteme wurden in der Vergangenheit fast ausschließlich aus der Perspektive von Advanced Planning Systems (APS) betrachtet, die für einen hierarchischen Unternehmensverbund eine zentralistische Planung und Steuerung der Produktion realisieren. Besteht die Supply Chain aber aus gleichberechtigten Unternehmen in autonomen Organisationseinheiten, ist nur eine kollaborative dezentrale und auf Selbstabstimmung basierende Planung und Steuerung zur Erschließung von Erfolgspotentialen zielführend. Neue SCM-Konzepte helfen, diese bisher ungenutzten Potenziale zu erschließen, ohne die autarke Planungs- und Steuerungshoheit der beteiligten Supply Chain Unternehmen zu gefährden. Diese kollaborative Form des SCM umfasst insbesondere den offenen, auf Vertrauen basierten Informationsaustausch von Planungs- und Steuerungsdaten zwischen Kunden und Lieferanten, an dessen Ende eine synchronisierte Planung und im Störungsfall eine unternehmensübergreifend abgestimmte Steuerung steht. CSCM zur Kollaboratives SCM wird in Anlehnung an die internationale Begrifflichkeit als Koordination Collaborative Supply Chain Management (CSCM) bezeichnet. CSCM weist dabei eigenständiger autark planender deutliche Unterschiede zum aktuell oft erwähnten Collaborative Commerce (C- Supply Chain Commerce) auf. Im Gegensatz zum übergeordneten Begriff des C-Commerce, der Unternehmen von einigen Autoren als Nachfolger von e-Commerce postuliert wird und der allgemein die schnelle und kooperative Abwicklung von Geschäftsprozessen zwischen Partnern über private oder öffentliche Business-to-Business (B2B)- Fraunhofer-ALB Collaborative Supply Chain Management (CSCM); Axel Busch Seite 2 Netzwerke umfasst [1], gibt CSCM spezielle Antworten auf Koordinationsprobleme für eine Supply Chain mit eigenständigen autark planenden Supply Chain Unternehmen. Begriffe im Neben dem Begriff C-Commerce ist das Umfeld des CSCM durch eine Vielzahl an CSCM-Umfeld oftmals verwirrenden, redundanten und nur selten abgegrenzten Begriffen geprägt. Besonders Anbieter von Standardsoftware und Berater neigen dazu, ständig neue Begriffe – frei nach dem Motto „alter Wein in neuen Schläuchen“ – einzuführen. Als Beispiele CSCM-naher Begriffe gelten: Supply Chain Event Management (SCEM), Collaborative Planning (CP) oder Collaborative Execution (CE), electronic Supply Chain Management (e-SCM), internet-based-SCM (i-SCM), Supply Chain Management & Collaboration, Collaborative Chain Management (CCM), Supplybased eBusiness oder Collaborative Business Networking. Bullwhip-Effekt Die Notwendigkeit zur Kollaboration gleichberechtigter Supply Chain Unternehmen verdeutlicht ergibt sich aus den bestehenden Ineffizienzen entlang der Supply Chain. Werden die Erfolgspotentiale unternehmensübergreifend relevanten Planungs- und Steuerungsinformationen nur mit den unmittelbar vor- und nachgelagerten Supply Chain Unternehmen ausgetauscht, entsteht der von Forrester beschriebene und von Lee, Padmanabhan und Whang im Rahmen des Supply Chain Managements neu aufgegriffene BullwhipEffekt [2]. Dieses auch als Peitschen-Effekt bekannte Phänomen beschreibt das Aufschaukeln einer ursprünglich konstanten Endkundennachfrage über die einzelnen Stufen der Supply Chain (siehe Abbildung 1). Nimmt jedes Supply Chain Unternehmen seine Absatzprognosen nur auf der Grundlage der vom vorgelagerten Kunden zur Verfügung gestellten Informationen vor, steigt aufgrund der sinkenden Datenqualität mit jeder Prognose der Prognosefehler. Die mangelnde Koordination führt zu Ineffizienzen in Form von hohen Beständen, langen Durchlaufzeiten, einer stark schwankenden Produktion und insbesondere zu einer geringen Flexibilität. Ein schnelles und effizientes Bedienen einer geänderten Endkundennachfrage ist kaum möglich. Ursachen des Bullwhip-Effekts werden in der mangelnden Informationstransparenz, die z.B. durch eine fehlende Aktualisierung der Absatzprognose deutlich wird, der Bündelung und Entkopplung von Aufträgen, eventuell auftretenden Preisschwankungen sowie dem Verhalten bei Engpässen gesehen [3]. Bestellmenge Herstelleraufträge an Zulieferer Großhändleraufträge an Hersteller Einzelhändleraufträge an Großhändler Konsumentenkäufe 20 20 20 20 15 15 15 15 10 10 10 10 5 5 5 5 0 0 0 Zeit Zeit 0 Zeit Zeit Material- bzw. Güterfluss Verzerrter Informationsfluss Abbildung 1: Bullwhip-Effekt entlang einer Supply Chain in der Konsumgüterindustrie [4] Fraunhofer-ALB Collaborative Supply Chain Management (CSCM); Axel Busch Seite 3 CSCM versucht den Bullwhip-Effekt weitestgehend zu verringern, indem über die gesamte Supply Chain Transparenz bezüglich der relevanten Planungs- und Steuerungsdaten geschaffen wird. So erhalten beispielsweise alle involvierten Supply Chain Unternehmen Informationen über die aktuelle und prognostizierte Endkundennachfrage. Transparente Bestände an den Schnittstellen erleichtern entsprechende Planungs- und Steuerungsentscheidungen und führen zu abgestimmten effektiven Beschaffungs- und Distributionsentscheidungen. Neben dem unternehmensübergreifenden Monitoring sind übergreifende Geschäftsprozesse zu etablieren, die eine synchronisierte Planung ermöglichen. Für den Störungsfall bedarf es eines unternehmensübergreifenden Störungsmanagements. 2. Zielsetzung der Marktstudie Umsetzung des Zur Umsetzung des CSCM ist eine unternehmensübergreifende Verzahnung der CSCM durch Planungs- und Steuerungssysteme der kooperierenden Supply Chain Unternehmen CSCM-Systeme erforderlich. Hierzu müssen die existierenden IT-Systeme der Supply Chain Partner durch zusätzliche Funktionsmodule, welche speziell auf die kollaborative Abwicklung unternehmensübergreifender Geschäftsprozesse ausgelegt sind, ergänzt werden. Verschiedene Softwareanbieter vertreiben in diesem sehr jungen Marktsegment recht unterschiedliche, zumeist aber auf internetbasierten Technologien gestützte Softwarelösungen. Auch wenn einige Softwareanbieter ihre Systeme z. T. als SCEMSysteme oder CP-Systeme bezeichnen, wird nachfolgend zur Vereinheitlichung und aufgrund der im weiteren aufgezeigten CSCM-Definition von CSCM-Systemen gesprochen. Die aktuell angebotenen Softwarelösungen weisen in Bezug auf die Anwendungstiefe und den jeweiligen anbieterspezifischen Anwendungsfokus deutliche Unterschiede auf. Marktstudie umfasst Zur erstmaligen Durchleuchtung dieses Marktes an CSCM-Softwarelösungen hat das alle wichtigen Fraunhofer Anwendungszentrum für Logistikorientierte Betriebswirtschaft (ALB) in CSCM-Anbieter Paderborn in konzeptioneller Zusammenarbeit mit der KPMG Consulting AG die „Marktstudie: Standardsoftware zum Collaborative Supply Chain Management“ erstellt. Der konzipierte Fragebogen wurde weltweit an 32 Softwareanbieter versandt. 19 Anbieter, darunter alle Marktführer im europäischen Raum, nahmen letztendlich an der Marktstudie teil. Zielsetzung Ziel der Marktstudie ist es, einen Überblick und eine anbieterspezifische Vergleichbarkeit über die aktuell am Markt verfügbaren CSCM-Systeme zu geben. Die bisher kaum stattgefundene detaillierte Darstellung des Themenfeldes CSCM, seine Abgrenzung, Definition und Zielsetzung sowie die allgemeine Darstellung der Funktionalitäten von CSCM-Systemen wird zusätzlich vorgenommen. Sie schafft den erforderlichen Überblick über CSCM und CSCM-Systeme und bildet die Grundlage für die Auswertung der Anbieterbefragung. Fraunhofer-ALB Collaborative Supply Chain Management (CSCM); Axel Busch 3. Seite 4 Aufbau und ausgewählte Kernaussagen der Marktstudie Marktstudienaufbau Der Aufbau der Marktstudie spiegelt im wesentlichen die Vorgehensweise bei seiner Erstellung wieder. Die klare Gliederungsstruktur erleichtert dem Leser das „Eintauchen“ in die CSCM-Problematik und ermöglicht ihm einen schnellen Vergleich der vorgestellten CSCM-Systeme in den relevanten Fragestellungen. 3.1 SCM-Grundlagen Kompakte Zu Beginn stellt die Marktstudie als Einstieg in das Themengebiet der unternehmens- SCM-Grundlagen übergreifenden Synchronisation der Planung und Steuerung relevante SCM- als Einstieg Grundlagen vor. Es werden SCM-Begriffe definiert, SCM-Ziele beschrieben und Modellierungsmethoden zur Abbildung und Optimierung der Supply Chain vorgestellt. Unter dem speziellen Blickwinkel der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit werden anschließend alle aktuell relevanten SCM-Ansätze detailliert beschrieben und hinsichtlich ihres Einsatzes in einer Supply Chain mit eigenständigen autark planenden Supply Chain Unternehmen bewertet. Die SCM-Ansätze werden dabei in prozessgetriebene und technologiegetriebene Ansätze unterteilt. Besonders detailliert wird das aktuelle Konzept des Collaborative Planning, Forecasting and Replenishments (CPFR) vorgestellt. 3.2 CSCM-Grundlagen und -Abgrenzungen Bevor auf die Analyse der CSCM-Systeme eingegangen wird, muss zur Schaffung einer einheitlichen Grundlage das CSCM und seine informationstechnische Realisierung als CSCM-System genauer abgegrenzt und beschrieben werden. Nachfolgend werden einige ausgewählte Kernaussagen aus dem Bereich genannt. Fraunhofer-ALB Collaborative Supply Chain Management (CSCM); Axel Busch ! Kernaussagen: Seite 5 CSCM-Einordnung CSCM-Einordnung Supply Chain Management Collaborative Commerce Unternehmensinterne Umsetzung Unternehmensübergreifende Umsetzung (Umsetzung innerhalb eines Unternehmens oder eines hierarchisch koordinierten Unternehmensverbundes) (Umsetzung innerhalb einer Supply Chain mit heterarchischer Koordination) global Rechnerunterstützte Aufgaben Rechnergestützte Systeme Sourcingstrategie lokal PPSSysteme APS Planung & Planung & Steuerung Steuerung der der internen, unternehlokalen mensinternen, Geschäftsglobalen prozesse Supply Chain Single/Double Sourcing Single/Double/ Multiple Sourcing A-Teile B- und C-Teile CSCMSysteme kollaborative Abstimmung relevanter Daten über die gesamte Supply Chain Elektronische Märkte Steuerung der Allokation von Angebot/ Nachfrage Aufgaben des vertikalen Integrationspfades: - Entwicklung - Arbeitsplanung - Qualitätssicherung - Fertigung Bereich der Marktstudie Abbildung 2: Einordnung des CSCM Kernaussagen: ! CSCM-Definition CSCM-Definition „CSCM ist eine aktive und auf die Erzielung von Win-Win-Situationen ausgerichtete Zusammenarbeit zwischen Supply Chain-Partnern. Es umfasst kollaborative Abstimmungsprozesse durch den intelligenten Austausch von definierten Daten, bei dem beide Seiten mit definierten Rechten und Pflichten in den Prozess eingebunden sind. Die Abstimmungsprozesse können sowohl auf der Planungs- als auch auf der Ausführungsebene stattfinden.“ Kernaussage: CSCM-Funktionalitäten ! CSCM-Funktionalitäten Umsetzungskonzepte können einen Funktionsumfang in drei Stufen aufweisen: 1. Stufe Ausschließliche Realisierung eines unternehmensübergreifenden Monitorings 2. Stufe Unternehmensübergreifendes Monitoring und kollaborativ vereinbarte Abstimmungsprozesse über Workflows 3. Stufe Unternehmensübergreifendes Monitoring, kollaborativ vereinbarte Abstimmungsprozesse über Workflows und Funktionalitäten zur Behebung auftretender Veränderungen. Fraunhofer-ALB Collaborative Supply Chain Management (CSCM); Axel Busch Kernaussage: ! CSCM-Ziele Seite 6 CSCM-Ziele Hauptziel des CSCM ist die Reduzierung des Bullwhip-Effekts durch kollaborativen Abstimmungsprozesse, die vom reinen Monitoring bis zur Abstimmung über funktionsunterstützte strukturierte Workflows gehen können. Als weitere Ziele gelten beispielhaft: - der Abbau von Beständen in der Supply Chain, - die Erhöhung der Visibilität über Bedarfe, Angebote, Bestände und Kapazitäten bzw. Erkennung von Restriktionen, - die Verbesserung der Transparenz durch Prozess-, Applikations-, Daten- und Medienintegration und eine stufenweise Verkopplung von Planungsprozessen und - die Erhöhung der Reaktionsfähigkeit durch Fokussierung der Kollaboration auf proaktives Engpassmanagement und zeitnahes Gegensteuern bei ungeplanten „SC-Events“., Kernaussage: CSCM- ! CSCM-Kollaborationsprozesse Eine kollaborative Zusammenarbeit kann für unterschiedliche Prozesse realisiert Kollaborationsprozesse werden. Aufgabe der Kollaborationsprozesse ist es, eine möglichst frühzeitige und intensive Synchronisation von in verteilten Organisationen stattfindenden Planungsprozessen zu ermöglichen. Dabei verbleibt die Planungs- und Steuerungshoheit in den jeweiligen Organisationen. Eine unmittelbare Rückkopplung der Ergebnisse der gemeinschaftlich erzielten Planungs- und Steuerungsresultate in die jeweiligen lokalen Systeme ist dabei anzustreben. Wichtigste Kollaborationsprozesse im CSCM-Systemen sind: 3.3 - Forecast Collaboration, - Capacity Collaboration, - Purchase Order Collaboration, - Inventory Collaboration und - Transportation Collaboration. Anbietermarkt für CSCM-Systeme Marktlage und Der Markt für CSCM-Systeme ist noch sehr jung. Viele Anbieter von Software- Marktakteure lösungen sind aktuell erst dabei den CSCM-Markt zu erschließen. Die dabei von den Anbietern angebotenen Produkte zeichnen sich für den Anwender zur Zeit nicht gerade durch eine einheitliche Begriffsbezeichnung und hieraus ableitend klar vergleichbare Funktionsbausteine aus. Einige Anbieter bezeichnen ihre Produkte bei ähnlicher Funktionsgestaltung als CP-Systeme, andere als SCEM-Systeme und dritte als CSCM-Systeme. Zur Beschreibung der sich unter dem jeweiligen Hauptschlagwort verbergenden Kollaborationsprozesse und ihrer Funktionstiefe, verwenden die Anbieter oftmals schwer vergleichbare und abgrenzbare Begriffe. Fraunhofer-ALB Collaborative Supply Chain Management (CSCM); Axel Busch 3.4 Seite 7 Analyse der CSCM-Systeme Vergleich von 19 Das Kapitel 5 der „Marktstudie: Standardsoftware zum Collaborative Supply CSCM-Systemen Chain Management“ [5] des Fraunhofer ALB analysiert und vergleicht insgesamt 19 CSCM-Systeme. Unter den Anbietern sind die meisten der weltweit agierenden Marktführer im CSCM-Bereich, wie z. B. i2 Technologies, SAP, Manugistics oder Syncra Systems, so dass sich für den Praktiker ein repräsentativer Überblick des CSCM-Marktes ergibt. Eine exakte Auflistung der betrachteten CSCM-Systeme wird am Ende dieses Beitrags gegeben [6]. Der detaillierte Produktvergleich gliedert sich in die Kernbereiche: ! Funktionalität, ! Technologie, ! Daten & Fakten zum Anbieter sowie seine Philosophie und ! aktuelle Marktlage & zukünftige Entwicklungen. Für den interessierten Praktiker ermöglicht die Marktstudie einen tieferen und breiteren Einblick in die aktuelle CSCM-Marktumgebung, indem weltweit agierende CSCM-Softwareanbieter ihre eigenen Lösungen an kritischen, praxisrelevanten Fragen darstellen und beurteilen. Für einige für den Anwender besonders relevante Fragen werden nachfolgend zentrale Ergebnisse der Marktstudie kurz vorgestellt. Beispielhafte Im Bereich der Funktionalität unterscheiden sich die Anbieter insbesondere bei der Ergebnisse im Unterstützung der Kollaborationsprozesse Transport und Capacity Collaboration. Bereich Funktionalität Während einige CSCM-Anbieter diesen Bereich gar nicht abdecken, bieten andere eine integrierte Prozessunterstützung, die sich vom unternehmensübergreifenden Prozessmonitoring bis hin zum Angebot von integrierten Funktionalitäten zur Behebung von Ausnahmesituationen erstreckt. Den Bereich Inventory und Purchase Order Collaboration decken die meisten CSCM-Anbieter fast vollständig ab. Die Gestaltung der operativen Prozesse innerhalb der Kollaborationsbereiche orientiert sich nur z. T. an bestehenden Industrie-Standardprozessen. So wird z.B. das CPFR-Modell nur von gut 2/3 aller Anbieter unterstützt, während eine Orientierung am CTM-Modell fast ganz ausbleibt. Erfreulich ist, dass das VMI-Konzepte von den meisten Anbietern als eigenständige Implementierung oder als CPFR-Integration angeboten wird. Deutliche Unterschiede weisen die Anbieter in den für den Anwender wichtigen Bereichen der flexiblen Systemkonfiguration, der Modellierung von Prozess- und Workflowfunktionalitäten und der Konfiguration von Ausnahme- und Problemlösungsfunktionalitäten (Exception-based-Management und Exkalationsmanagement) auf. Beispielhafte Im Bereich der verwendeten Technologie fällt insbesondere die überwiegend Ergebnisse im schlechte Unterstützung der Schnittstellen zu bestehenden PPS-Systemen und APS- Bereich Technologie Lösungen auf. Während die Mehrzahl an CSCM-Systemen hier enttäuscht, fiel besonders das Produkt von SKYVA positiv auf. Die schlechte Schnittstellenabdeckung ist in diesem Zusammenhang besonders interessant, da die Mehrzahl der CSCMAnbieter das Schnittstellenangebot als besonderes Kriterium zur CSCM-Systemauswahl hervorheben. Fraunhofer-ALB Collaborative Supply Chain Management (CSCM); Axel Busch Seite 8 Beispielhafte Weitere deutliche Unterschiede ergeben sich z. B. bei der Realisierung von Ergebnisse im spezifischen Branchenlösungen. Nur wenige Anbieter, wie z. B. i2, Intentia, J.D. Bereich Daten & Edwards und Manugistics, bieten für alle Branchen spezifischen Lösungen an. Die Fakten Mehrzahl der CSCM-Anbieter beschränkt sich auf 2-3 Schwerpunktbranchen. Der Anbieter sollte daher großes Gewicht auf bereits bestehende Branchenlösungen legen, um seinen Implementierungsaufwand gering zu halten. 4. Wichtigste Erkenntnisse Zusammenfassung ! Collaborative Supply Chain Management (CSCM) synchronisiert unternehmensübergreifende Planungs- und Ausführungsprozesse. ! CSCM wirkt dem Bullwhip-Effekt entgegen, indem es die Visibilität über Bedarfe, Angebote, Bestände und Kapazitäten in der Supply Chain erhöht. CSCM hilft Restriktionen frühzeitig zu erkennen und zu beheben. ! Die Einordnung von CSCM innerhalb des SCM wird vorgenommen. ! Der Markt für CSCM-Systeme befindet sich noch im Aufbau. In der Praxis besteht ein hoher Bedarf an CSCM-Lösungen. ! Die Marktstudie des Fraunhofer ALB ermöglicht einen ersten Vergleich von 19 CSCM-Systemen. Für den Praktiker ergibt sich ein tiefer und breiter Einblick in die aktuelle CSCM-Marktumgebung. ! Zwischen den aktuellen CSCM-Systeme bestehen deutliche Unterschiede insbesondere in den Bereichen Funktionalität und Technologie. Beispielhaft kann hier das Angebot an Schnittstellen und die Abdeckung der Kollaborationsprozesse genannt werden. Die CSCM-Marktstudie kostet € 76 und ist über [email protected] zu bestellen. Busch, A.; Lange, H.; Langemann, T.: Marktstudie: Standardsoftware zum Collaborative Supply Chain Management, Hrsg.: Dangelmaier, W., 1. Aufl. – Paderborn, ALB/HNI-Verlagsschriftenreihe, Band 9, 2002, ISBN 3-931466-98-1, 157 Seiten Fraunhofer-ALB Collaborative Supply Chain Management (CSCM); Axel Busch Seite 9 [1] Franz, E. J., Hegeler, R.: End-to-End Supply Chain Management Lösungen, in: Supply Chain Management, Hrsg.: Lawrenz, O., Hildebrand, K., Nenninger, M., Hillek, T., 2. Aufl., Vieweg Verlag, Braunschweig et al., 2001, S. 233 – 242. [2] Lee, H.L., Padmanabhan, V., Whang, S.: The bullwhip effect in supply chains, in: Sloan Management Review 38 (3), 1997, S. 93 – 102; Lee, H.L., Padmanabhan, V., Whang, S.: Information distortion in a supply chain: the bullwhip effect, in: Management Science 43 (4), 1997, S. 546 – 558. [3] Röder, A., Sailer, B., Haasis, S.: Potenzialfelder in unternehmensübergreifenden Logistikprozessen, in: Industrie Management, Nr. 5, 2001, S. 32 - 36. [4] Busch, A., Rüther, M.: SCM zwischen intra- und interorganisationaler Optimierung, in: Die Supply Chain im Zeitalter von E-Business und Global Sourcing, Hrsg.: Dangelmaier, W., Pape, U., Rüther, M., ALB-HNI-Verlagsschriftenreihe, Band 6, Paderborn, 2001, S. 257 – 270. [5] Busch, A.; Lange, H.; Langemann, T.: Marktstudie: Standardsoftware zum Collaborative Supply Chain Management, Hrsg.: Dangelmaier, W., ALB/HNI-Verlagsschriftenreihe, Band 9, Paderborn, 2002. [6] Adexa, b-log, Baan, E3, Eqos, Frontstep, i2 Technologies, Intentia, J.D.Edwards, Manhattan Associates, Manugistics, Mercia Software, Oracle, SAP, SCT, SKYVA, Syncra Systems, Viewlocity und Yantra. Fraunhofer-ALB