Xenophobie - Sucht und Selbsthilfe

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Xenophobie
Fremdenfeindlichkeit, gelegentlich auch Xenophobie (gr. ????????? „Fremdenangst", von ????? xénos „Fremder" und
????? phobia „Angst", „Furcht"), bezeichnet eine ablehnende, ausgrenzende oder feindliche Haltung gegenüber Personen
oder Gruppen, die als andersartig gesehen werden. Dabei kann die Ablehnung mit angeblichen sozialen, religiösen,
ökonomischen, kulturellen oder ethnischen Unterschieden begründet werden. Weil Fremdenfeindlichkeit damit auf
Gruppen abzielt, die nicht klassisch mit dem Begriff „Ausländer" bezeichnet werden, hat das Wort den Begriff
Ausländerfeindlichkeit zunehmend abgelöst.
Sozialpsychologisch gesehen wird mit der Feindseligkeit gegenüber ‚Fremden‘ ein negativ konnotiertes Fremdbild
geschaffen, um ein überlegenes Selbstbild zu erzeugen. Ein solches Verhalten wird sozial gelernt und kann somit
verändert und abgelegt werden. An den Prozessen der Konstruktion von Bildern über vermeintlich „Fremde" oder
„Andere" sind wissenschaftliche, mediale, politische und andere Akteure der Gesellschaft beteiligt. Der Begriff wird in der
Rassismusforschung dort vermieden, wo er die Prozesse der Stigmatisierung durch Psychologisierung und Biologisierung
übersieht und eine quasi kausale naturgegebene Erklärung für Gewalt und Ausgrenzung nahelegt.
Der Begriff der Fremdenfeindlichkeit überlappt sich mit dem des Rassismus und lässt sich oft nur ungenau von diesem
unterscheiden. Während Teile der Sozialwissenschaft einen Unterschied zwischen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
sehen, lehnen andere den Begriff als unwissenschaftlich ab und sehen in ihm einen bloßen Euphemismus für rassistische
Haltungen und Taten.
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Begriff
Etymologie und Begriffsgeschichte
Der Begriff Xenophobie wurde im Französischen bereits im Jahre 1901 in Anatole Frances Roman Monsieur Bergeret à
Paris verwendet und 1906 in Albert Dauzats französischem Wörterbuch Nouveau Larousse illustré als Stichwort
aufgenommen. In Verbindung mit der Dreyfus-Affäre bezeichnete der Schriftsteller die antisemitischen Demagogen als „
misoxènes, xénophobes, xénoctones et xénophages". Das Grand Dictionnaire Terminologique de l’Office Québécois de la
Langue Française hat zwei Einträge für den Begriff der Xenophobie: einen soziologischen (auf Stereotypen und
unbegründeten Generalisierungen gründende Vorurteile gegenüber Ausländern, die auf Gerüchten, Missverständnissen
und unterschiedliche Sitten beruhen) und einen psychologischen (Feindseligkeit gegenüber Ausländern mit sozialem und
nicht krankhaftem Hintergrund.
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Sozialpsychologische Erklärungsmodelle
In der Sozialpsychologie werden diskriminierende Verhaltensweisen mit dem Begriff der Xenophobie unter sozialen und
psychologischen Aspekten betrachtet.
Rebellierende Selbstunterwerfung
Als Erklärungsmodell für das Auftreten von Fremdenfeindlichkeit schuf Nora Räthzel den Terminus „Rebellierende
Selbstunterwerfung". Als rebellierende Selbstunterwerfung bezeichnet sie ein Phänomen, bei dem Widerstand gegen
soziale Ausgrenzung nicht gegen dessen Verursacher gerichtet werde, sondern in Form eines Sündenbocks gegen einen
unbeteiligten Dritten in Form des Anderen, des Fremden. Diese Ersatzhandlung diene letztlich der eigenen Unterwerfung
unter die Zustände, die man zu bekämpfen suche.
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Individualpsychologisches Erklärungsmodell
Individualpsychologisch ist der – weit ältere – Begriff der „Xenophobie" vor allem durch eine latente Scheu oder Furcht der
Kleinkinder vor Ungewohntem oder Fremdem abgestützt, wahrscheinlich ein überlebensdienliches Erbe aus dem TierMensch-Übergangsfeld. Sie wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich sozial ausgeformt, zum Beispiel in
Deutschland als "Schwarzen Mann". Entsprechend kann sie später im Leben vertieft, ideologisiert oder abgelegt werden.
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Legitimierende Erklärungsmodelle
Der Begriff Xenophobie wird auf unterschiedliche Weise auch dazu benutzt, um Rassismus und Diskriminierung als
Resultat biologischer, kultureller oder ökonomischer Gegebenheiten zu legitimieren:
Beispiele für biologisierende Erklärungsmodelle: Tierarten verteidigen das eigene „Territorium" gegen
Eindringlinge. Inwieweit es sich bei Xenophobie des Menschen um biologische Determinanten, durch Sozialisation
erworbenes Verhalten bzw. in engem Rahmen freie Entscheidungen handelt, ist umstritten. Was im konkreten Fall
als „fremd" wahrgenommen (und abgelehnt) wird, hängt allerdings nachweislich in erster Linie von historischkulturellen Faktoren ab.
Der Ethologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt deutet die Abwehr des Fremden bzw. als Fremd empfundenen sowie die sich
historisch unterschiedlich darstellende Abgrenzung von Gruppen als anthropologisches Erfordernis zur Aufrechterhaltung
einer stabilisierenden Gruppennorm. Normen machten „das Verhalten voraussehbar, tragen Ordnung in die Gemeinschaft
und vermitteln damit Sicherheit" Eibesfeldt verweist auf die prägende Funktion kultureller Normen:
„Die Gruppennorm äußert sich in Sprache, Brauchtum, Kleidung, Körperschmuck und vielen anderen Alltäglichkeiten. Die
materielle wie geistige Kultur ist nach ihr ausgerichtet. Kultur erweist sich hier prägend und legt uns als zweite Natur
insofern fest, als uns auch der Schatz tradierten Brauchtums nicht allzuviel Bewegungsfreiheit lässt."
Für das kulturalisierende Erklärungsmodell ist alles soziale Handeln kulturell überformt, d. h. kollektive Distanz und
Feindseligkeit ist erworbene Grundstimmung. Dennoch werden Behauptungen aufgestellt, nach denen sogenannte
Stammesgesellschaften, aber auch ländliche Gesellschaften mit Grundbesitzerstrukturen, deren Traditionen stark auf
fixierten Regeln beruhen würden, Neubürgern gegenüber eher zurückhaltend bis ablehnend eingestellt sein. Vielfach
werden dieselben Gesellschaften als ausgesprochen gastfreundlich dargestellt; handeltreibende Kulturen (wie das antike
Griechenland) gelten in diesen Konstruktionen als eher vorurteilsarm. Auch die vorherrschende Religion habe großen
Einfluss auf die beobachtbare Haltung gegenüber „Fremden". Ein vergleichbar langsamer sozialer Wandel begünstige
xenophobe Reaktionen. Nach Pierre Bourdieu steige mit der Komplexität der Gesellschaft die Möglichkeit, Xenophobie zu
verringern.
Gemeinsam sind diesen Erklärungsmodellen, dass geschichtliche und gesellschaftliche Konstruktionsprozesse für Selbstund Fremdbilder nicht untersucht werden, sondern als quasi natürliche Gegebenheiten akzeptiert werden.
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