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24. März 2016
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Ravenna
An meinem letzten Tag in Ravenna habe ich tatsächlich noch Leute kennengelernt – obwohl man
mir, wie ich bereits andernorts erwähnte, gesagt hatte, dass die Ravennati doch eher
verschlossenere Menschen wären. Mein neuer Bekannter, wegen dem ich mittags noch fast den Zug
nach Rimini verpasst hätte, lief mir am Abend nach meiner Rückkehr glatt nochmal über den Weg
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und überredete mich, mit ihm in eine Bar zu gehen – die übrigens in Ravenna alle um 24.00 Uhr
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dicht machen müssen, wer Party und Nachtleben will, muss dann die einstündige Fahrt nach Rimini
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oder Riccione in Kauf nehmen.
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Die Bar wurde geführt von Chiara, eine Neapolitanerin, die in den USA einst Wirtschaft und
Management studiert hat und am Ende in Ravenna gelandet ist, wo sie nun eben diese Bar führt.
Obwohl sie in der Regel nur roten Wein da hat, hat sie für mich eine Flasche Weißen
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hervorgezaubert – ein Geschenk, das sie ohne mich wohl nie geöffnet hätte, weil sie selbst nicht so
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gerne weißen Wein trinkt. Während wir uns also so betüdelt haben mit dem echt leckeren Wein,
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haben wir uns so über das Leben allgemein und Italien im Speziellen unterhalten.
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Es wäre nicht das erste Mal, dass ich von Italienern verwunderte Reaktionen auf meine
Auswanderpläne erhalte, nachdem Chiara aber sogar schon dafür Unverständnis zeigte, dass man
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überhaupt in Italien – und noch dazu in Ravenna – Urlaub macht, hielt ich mich über meine weiteren
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Pläne lieber zurück. Sie wäre nicht die Erste, die mir meinen Verstand abspricht.
Wieso also Urlaub in Ravenna?! Nun, zunächst einmal, bin ich ja nicht nur im Urlaub, sondern auf
Mission. Ich möchte ein Eckchen finden, wo ich mich wohl fühle. Wo ich die nächsten Monate bis
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Jahre oder vielleicht den Rest meines Lebens verbringen kann. Dafür habe ich ein paar Eckpunkte
als Grundkriterien im Kopf, die auf Ravenna eben zutreffen:
Nicht zu groß ✓
Am Meer ✓ (na gut, fast, lange her, dass sie wirklich am Meer am Meer lag – so 1579 Jahre…)
Kein Nationalistengebiet ✓
Angenehmes Ambiente ✓
Ravennas Straßen verlaufen kreisrund um das Stadtzentrum, was die Orientierung der rund 160.000
Einwohner großen Stadt erheblich erleichtert. Die Piazzen / -as sind überschaubar groß, die
Einkaufsstraße gepflegt und ansprechend, das Kulturangebot und die Verpflegung unterwegs
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gesichert. Die Größe und Überschaubarkeit der Stadt ermöglicht es, die Sehenswürdigkeiten im
Grunde an einem einzigen Tag abzuklappern. Zumindest, wenn man sich nicht mit jeder einzelnen
davon stundenlang aufhält. Da aber Geschmäcker und Interessen verschieden sind, sollte man ruhig
einen Tag mehr einplanen, wenn man Ravenna besucht. Ich machte mir meine Besichtigungsfaulheit
derart zunutze, dass ich von Ravenna aus noch zwei Tagesausflüge, je einen nach Rimini und einen
nach Ferrara, machte.
Einige der Highlights Ravennas entdeckte ich daher zum Teil auch erst nach Einbruch der
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Dunkelheit. Am Baptisterium der Arianer zum Beispiel bin ich mehr oder minder durch Zufall
Es steht nämlich direkt um die Ecke.
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vorbeigewackelt, als ich den bisher peinlichsten Restaurantbesuch meines Lebens hinter mir hatte.
(Hätte man mich am nächsten Tag aufgefordert, es
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wiederzufinden, ich hätt’s nicht geschafft. Geb ich zu.) Ein paar hundert Meter weiter bin ich dann,
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weil ich – ebenfalls eher zufällig als geplant – statt der Hauptstraße, Seitenstraßen für den Heimweg
gewählt habe, an der Kirche San Vitale vorbeigekommen. Leider eine mittelgroße Baustelle zur Zeit.
Aber das orangefarbene Licht der Straßenlaternen hat dem byzantinischen Bauwerk auch in der
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Nacht eine ganz eigene, mystisch-mächtige Atmosphäre beschert. (Mittlerweile bereue ich etwas,
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nicht drin gewesen zu sein, da sich hier in den Gewölbedecken die Mosaikmeister Ravennas
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verewigt haben.)
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Zwischen dem Baptisterium und der
San Vitale bin ich noch an einem
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anderen Kirchenbau vorbeigekommen
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– dessen Zuordnung mir im Nachhinein
leider nicht mehr möglich ist, der mich
aber trotzdem einen Augenblick hat
innehalten lassen, weil im Bereich
rundherum die Erde zu Teilen
ausgehoben war und den Blick auf
Jahrhunderte altes Mauerwerk frei
gibt. Ähnlich wie bei dem zufällig
entdeckten Haus eines römischen
Arztes in Rimini, dachte ich auch an dieser Stelle schon:
Man hat manchmal das Gefühl, als würde man über dem antiken, römischen Reich spazieren gehen,
wenn man in Italien unterwegs ist.
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Vielleicht – oder nicht vielleicht, sondern sogar eher ziemlich wahrscheinlich – macht das für mich
den Reiz, das Flair Italiens überhaupt erst aus. Vom Meer mal abgesehen.
Es scheint manchmal, als müsse man nur zwei Zentimeter Erdschicht abtragen und man könnte
zumindest die Grundrisse, wenn nicht gar noch ganze Häuserzeilen aus längst vergessenen Zeiten
entdecken. Als hätte einfach jemand mit einem riesigen Bagger das Italien der Römer zugeschüttet
und neue Städte darauf platziert. Das ist eine ganz besondere Magie, die es in Deutschland in der
Form nicht gibt. (Ja, ja, ich weiß, Limes und so…gähn…
) Und das ist auch etwas, das
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erfahrungsgemäß oft nur „Außenstehende“ so wahrnehmen. Ich schätze, wenn man damit
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aufgewachsen ist, ist das eben Normalität. Ich dagegen bin in Italien immer von einem gewissen
Wabern umhüllt, das ich nicht näher beschreiben kann, das mich aber immer begleitet. Vielleicht ist
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das so ein Reinkarnationsding, keine Ahnung. Bevor ich jetzt aber komplett abdrifte, schnell zurück
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nach Ravenna…!
Die Einkaufsstraße ist sehr aufgeräumt – überhaupt ist die ganze Stadt sehr aufgeräumt –, wirkt
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dank heller Bodenplatten und den Schaufenstern sehr freundlich und offen. Ich bin mal so freimütig
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zu behaupten, dass sie ein Versuch ist, dem historischen Stadtkern einen romantisch-modernen
Anstrich zu verpassen. Dabei wäre das eigentlich gar nicht nötig, finde ich, denn die Altstadt
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besticht durch ihren abwechslungsreichen Charme (ich sag nur byzantinische Kirchen,
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Venezianische Paläste…). Hübsch ist die Via Cavour aber allemal und sie lädt zum ausgiebigen
(Window-) Shopping und Schlendern ein. Wenn es nicht, wie bei mir leider zeitweise immer mal
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wieder, gerade regnet.
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Ans Meer hab ich’s in Ravenna aufgrund meiner doch recht begrenzten Zeit dort (und der
Entscheidung entweder ans Meer oder nach Rimini (= Meer) zu fahren) leider nicht geschafft, aber
Marina di Ravenna soll bei entsprechendem Wetter ein wunderschöner Strandabschnitt an
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tiefblauem Mittelmeer sein.
In Anbetracht der Tatsache, dass Ravenna einstmals – wohl zu der Zeit noch direkt am Meer und
somit wirtschaftlich und strategisch keine ganz ungeschickte Lage – Herrschersitz der
weströmischen Kaiser war, ist es eigentlich wenn schon nicht verständlich, so in jedem Fall aber
mächtig schade, dass die Stadt so an Ansehen bei den Touristen verloren hat. Im Grunde bietet
Ravenna alles für einen Kurzurlaub, genauso wie für einen längeren Aufenthalt: Meer, Kultur, gutes
Essen, lecker‘ Wein. Ich stelle diesen Artikel also nun nach reiflicher Überlegung (exakt 10
Sekunden) in den Dienste des Tourismusverbandes Ravennas (sofern es den überhaupt gibt und
sofern er ihn überhaupt haben will
Ravenna
) und halte hiermit mal ein entsprechendes Plädoyer für die
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Stadt!
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