381 Die Furkation ist wegen ihrer oft bizarren Morphologie ein „locus minoris resistentiae“ (Schroeder u. Scherle 1987), ein Sonderfall, ein „Fehler der Natur“ (zit. Lindhe). Wird sie im Verlauf einer Parodontitis befallen, ist sie wegen ihrer Makro- und Mikromorphologie (Schlupfwinkel) ein Risikofaktor für den Zahn, weil die Progression hier oft besonders schnell erfolgt. Sie sollte deshalb möglichst früh (Tasche bis zur Furkation; Grad F0) diagnostiziert werden; klinisch sind farbcodierte Furkationsmesssonden (NP 2C) hilfreich. Röntgenologisch ist das zweidimensionale Bild, besonders im OK, wenig aussagekräftig. Vielleicht bringt in Zukunft ein hoch auflösendes Spiral-CT Verbesserungen. Das Therapieprinzip – die Reinigung der Wurzeloberfläche – gleicht dem bei einwurzligen Zähnen; je nach Schweregrad des Befalls und Kompliziertheit der Morphologie kann aber eine adjuvante lokal-medikamentöse Behandlung indiziert sein. In fortgeschrittenen Fällen kommen radikalere Methoden (Wurzelamputationen und -resektionen) infrage. Zuvor ist abzuklären, ob der befallene Zahn überhaupt erhalten werden muss. Auch die Möglichkeit einer verkürzten Zahnreihe (Prämolarenokklusion) oder der Ersatz eines Molaren durch ein Implantat ist zu diskutieren. Last but not least ist zu bedenken, dass sich eine kostspielige Furkationstherapie mit endodontischer und prothetischer Versorgung (F3) umgehen lässt, wenn ein Befall frühzeitig (F1) erkannt wird. Das Kapitel ist wie folgt aufgebaut: • • • • • Bildung mehrwurzliger Zähne – Furkation Furkationsbefall – Klassifikationen Therapieprobleme, -planung – Langzeitresultate Furkationstherapien – Entscheidungshilfen Therapeutische Möglichkeiten für unterschiedliche Befallsmuster Folgende Fälle werden dargestellt: • • • • • • • F1 im Unterkiefer – Scaling/Debridement F2 im Oberkiefer – Furkationsplastik am Modellzahn F2 im Unterkiefer – GTR-Technik F3 im Unterkiefer – Hemisektion mit Extraktion F3 im Oberkiefer – Wurzelresektion ohne Rekonstruktion F3 im Oberkiefer – Wurzelresektionen mit Rekonstruktion F3 im Oberkiefer – „Trisektion“ und Erhaltung aller Wurzeln Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung 382 Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung Bildung mehrwurzliger Zähne – Furkation Bei der Entwicklung eines mehrwurzligen Zahns stülpt sich diese Scheide (Diaphragma) zungenartig nach zentral ein. Je nach Wurzelzahl vereinigen sich zwei oder drei dieser Zungen im Bereich des zukünftigen Furkationsdachs. Nach dieser Vereinigung werden dann die einzelnen Wurzeln 915 Beginn der Wurzelbzw. Furkationsbildung eines Molaren Nach Bildung eines mehr oder weniger langen gemeinsamen Stamms („trunk“) kommt es zu „Einstülpungen“ der HertwigEpithelscheide und damit zur Dentinbildung in Richtung Furkation/Furkationsdach: Es zeichnet sich die Entstehung eines 3-wurzligen Zahns ab. 916 Geschlossene Furkation An der Kontakt- bzw. Vereinigungsstelle der drei „Zungen“ können bei insuffizientem Verschluss kleinste pulpoparodontale Kanälchen zurückbleiben. Auch Schmelztropfen (Abb. 917) können sich in dieser Region finden. Im Lauf der Zeit wird der Furkationsbereich mit einer oft dicken, rauen, zerklüfteten Schicht von Gemischtfaserzement bedeckt. Sammlung unbekannt 917 Schmelztropfen Links: Im Röntgenbild ist ein Schmelztropfen im distalen Furkationsbereich von Zahn 16 kaum zu erkennen. Der rettungslose Zahn 17 wird extrahiert. Mitte: Dadurch wird der Schmelztropfen in der distalen Furkation von 16 sichtbar. Bei der Taschenbehandlung sind Schmelztropfen und -projektionen wegzuschleifen. Rechts: Schmelztropfen im histologischen Bild. Er ist von Gemischtfaserzement überdeckt. „röhrenförmig“, wie bei einem einwurzligen Zahn, weitergebildet (Schroeder 1986; Müller u. Eger 1998). Die Tatsache, dass die furkationsbildende Hertwig-Epithelscheide aus dem vereinigten Schmelzepithel entsteht, erklärt, dass sie aus ihrer neuen Funktion – der Wurzel- inklusive Zementmatrixbildung – entgleisen, sozusagen rückfällig werden und unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze nochmals Schmelz in Form von Schmelzprojektionen, -perlen und – z. T. direkt in der Furkation – Schmelztropfen bilden kann. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Die Entstehung mehrwurzliger Zähne ist – wie jede andere Entwicklung im Körper – genetisch gesteuert. Nach Bildung der Zahnkrone (Schmelz) vereinigen sich inneres und äußeres Schmelzepithel. Sie werden zur Hertwig-Epithelscheide, die nun die Zahnwurzel bildet. Furkationsbefall – Klassifikationen 383 Furkationsbefall – Klassifikationen Aufgrund der horizontalen Sondierung werden im Atlas die Schweregrade F1 bis F3 nach Hamp et al. (1975) unterschieden. Für Diagnostik und Planung ist auch von Bedeutung, ob der „Stamm“ („trunk“) zwischen Krone (Schmelz-ZementGrenze) und Aufgabelung der Wurzel lang oder kurz ist. Im Weiteren ist die vertikale interradikuläre Dimension des De- fekts zwischen Furkationsdach und Knochenniveau wichtig. Tarnow u. Fletcher (1984) haben diese vertikale Dimension aufgeteilt in 3 Subklassen: A = 1–3 mm, B = 4–6 mm und C > 6 mm. Diese Klassifizierung lässt sich nur intra operationem genau verifizieren. Entscheidend für die Planung ist auch, in welchem Winkel und wie eng die Wurzeln zueinander stehen. Bei einem langen Stamm oder sehr eng stehenden Wurzeln ist eine Hemisektion kaum machbar, bei ganz fusionierten Wurzeln unmöglich. Grade – horizontale Messung Grade – vertikale Messung nach Hamp et al. 1975 gemessen ab (imaginärer) Tangente nach Tarnow & Fletcher 1984 gemessen interradikulär ab Furkationsdach F0 keine horizontale Sondierungstiefe A 1 –3 mm F1 1–3mm B 4 –6 mm C über 6 mm F2 über 3 mm, aber nicht durchgehend F3 durchgehend Grade – horizontal 918 Klassifikationen – Grade horizontal Links: Horizontale Sondierungsgrade (F0–F3), gemessen von der jeweils zwei Wurzeln verbindenden Tangente her, entlang dem Furkationsdach (rote Tangente in Abb. 919 links). – Grade vertikal Rechts: Sondierungsgrade (A, B, C) in vertikaler Richtung gemessen vom Furkationsdach her bis zum jeweiligen Knochenniveau der angrenzenden beiden Wurzeln (vgl. Abb. 919 rechts). Grade – vertikal F1 C B F3 mm 6 3 A F2 0 919 OK-Molaren – F-Grade – horizontal und vertikal Links: Die Furkationssonden (Nabers; Hu-Friedy) zeigen eine „konstruierte“ Situation: zwischen den beiden bukkalen Wurzeln F1, zwischen der mesiobukkalen und der palatinalen Wurzel F2 und um die palatinale Wurzel herum F3. Rechts: Bestimmung des vertikalen Knochenschwundes ausgehend vom Furkationsdach. Eine exakte Messung ist nur intra operationem – unter Sicht – möglich. 920 Furkationsdach im REM-Bild – Details Links: Zahn 16 zeigt zwischen allen Wurzeln einen F3-Befall. Nach „Wurzel- und Furkationsreinigung“ mit Küretten wurde der Zahn extrahiert und für die REMBetrachtung präpariert. Zwischen der palatinalen (links) und der distobukkalen Wurzel (rechts) ist die Furkation weniger als 1 mm weit (Kürettenbreite 0,95–1,2 mm!). Rechts: Von der Bearbeitung nicht erfasste Plaque (Bakterien) im Furkationsbereich. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Die unterschiedliche Schwere des Furkationsbefalls von mehrwurzligen Zähnen ist bereits in den Kapiteln „Formen“ (S. 102) und „Befunderhebung – Diagnose – Prognose“ (S. 172) dargestellt worden. 384 Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung Therapieprobleme – Planung – Langzeitresultate Wird bei der Befunderhebung (S. 165 f) ein eventuell schwer beherrschbarer Furkationsbefall diagnostiziert, so ist bei der Therapieplanung eine Vielzahl von Faktoren zu berücksichtigen. Diese beziehen sich nicht nur auf den befallenen Zahn, sondern auch auf die Einstellung des Patienten zu seiner Gesundheit allgemein und zu seinen Zähnen im Speziellen. Wie bei jeder Parodontalbehandlung sind bei der Lösung von Furkationsproblemen das Verständnis und die Mitarbeit des Patienten von besonderer Bedeutung (Patientenbeurteilung S. 297). Dass auch für den Behandler Furkationsprobleme echte „Knacknüsse“ sein können, zeigen die allgemeinen und die lokalen Faktoren sowie Probleme, die speziell für die Furkationstherapie von Bedeutung sein können (Al-Shammari et al. 2001): Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Allgemeine Faktoren • Gesundheitszustand (Krankheiten, Risikofaktoren) • Einstellung zur oralen Gesundheit (orale Hygiene, Compliance) • Wünsche des Patienten • finanzielle Möglichkeiten Lokale Faktoren • Zustand des ganzen Gebisses: Parodontitis, allgemeiner Kariesbefall, „Lücken“, Qualität der Sanierung • prothetische Bedeutung des Zahns bzw. einzelner Wurzeln • Zustand der Krone des betreffenden Zahns: kariöse Zerstörung, große Füllung • Befall eines OK- oder eines UK-Molaren • Schwere des horizontalen Befalls (F1, F2, F3) • Schwere des vertikalen Befalls (A, B, C) • Länge des Stamms, kurz oder lang? • Länge der einzelnen Wurzeln bzw. noch vorhandenes Attachment • Öffnungswinkel der Wurzeln bzw. weit divergierende oder eng stehende Wurzeln bis hin zur Fusion • Zahnlockerung (Zahnbeweglichkeit, S. 174) • Verhältnis von Kronen- zu Wurzellänge • Wurzeleinziehungen (Sanduhrformen), Furchen, Überhänge • Schmelzprojektionen, -tropfen und -perlen • zerklüfteter Gemischtfaserzement in der Furkationsregion • Minikanäle zwischen Furkationsdach und Pulpa • endodontische Behandlungsmöglichkeit • Möglichkeiten von stabilen Aufbauten (bei resektiven Therapien) • Knochenqualität bzw. Lokalisation (OK oder UK) für ein mögliches Implantat als Alternative • Langzeitprognose der verschiedenen Lösungsmöglichkeiten? 921 Resektive Furkationstherapie – Langzeitresultate Die Erfolgsquote der – nach resektivem Vorgehen – erhaltenen einzelnen Wurzeln ist bei den meisten Studien relativ hoch. Interessant ist, dass die Misserfolge selten allein auf parodontale Ursachen zurückzuführen sind, sondern häufig auf endodontische und prothetische. Paro Parodontitis Endo Endodontologie W-Frak Wurzelfraktur St. Pfeil strategischer Pfeiler(zahn) Modif. J. Lindhe 1997 Erfolgsraten Autoren Beobachtungszeit – Jahre Zahnzahl 2 –10 45 94 % Erfolg Misserfolg Ursache des Misserfolgs Paro Endo W. Frak St. Pfeil 6% 4% 2% – – Bergenholtz 1972 Hamp & Nyman 1975 5 87 100 % 0% – – – – 1981 10 100 62% 38% 10 % 7% 18 % 3% Erpenstein 1983 4 –7 34 91 % 9% 3% 6% – – Bühler 1988 10 28 68% 32% 7% 18 % 3,5% 3,5% Carnevale et al. 1991 3 –11 488 96% 4% 0,5% 0,9% 1,8 % 0,9% Basten et al. 1996 2 –23 49 92% 8% 2% 4% – 2% Langer et al. Furkationstherapie – Entscheidungshilfen 385 Furkationstherapie – Entscheidungshilfen Furkationsbefall F2 Die Therapiemöglichkeiten für diese Befallsklasse sind am vielfältigsten. Meistens empfiehlt sich die Revision unter Lappenbildung, um die Morphologie in der Tiefe darzustellen und Scaling und Wurzel-(Furkations-)glättung unter Sicht durchführen zu können. Auch die Entscheidung, ob die Furkation mit Knochen oder Knochenersatzstoffen gefüllt F1 und/oder mit einer Membran abgedeckt werden soll, kann nur nach Lappenbildung entschieden werden. Durch eine korrigierende Odontoplastik im Marginalbereich wird auch hier der Schlupfwinkel „Furkationseingang“ erweitert und für die Plaquekontrolle zugänglich gemacht. Bei tiefem F2Befall kann (besonders im Oberkiefer) bereits eine Hemibzw. Trisektion angezeigt sein. Furkationsbefall F3 Bei ganz durchgängigen Furkationen ist ein konservatives Vorgehen wie bei F1- oder F2-Befall möglich, aber unsicher. Gleiches gilt für die Anwendung regenerativer Methoden, die bis heute wenig Erfolg versprechend sind. Es bieten sich resektive Behandlungsmöglichkeiten an: Resektion einzelner Wurzeln; Hemi-/Trisektion unter Erhaltung einer (S. 392) oder mehrerer Wurzeln (S. 396). Eine weitere Methode – vor allem für den fortgeschrittenen F3-Befall im Unterkiefer – ist die Tunnelierung, mit dem Vorteil, dass keine endodontische Vorbehandlung nötig ist; nachteilig ist die Schwierigkeit der Plaquekontrolle durch den Patienten und infolgedessen die Gefahr von Karies sowie Pulpainfektionen via pulpoparodontalen Kanälen. Die Misserfolgsquote nach Tunnelierung ist daher längerfristig relativ hoch. F2 F3 Furkationsdiagnose UK A Vollbezahnung geschlossener vollständiger oder retinierter Zahnbogen B Prothetischer Pfeiler strategisch wichtiger Zahn C Lückengebiss fehlende Zähne, Schaltlücken D „Palliativtherapie“ Compliance, Mundhygiene ungenügend OK UK R (R) R Therapiemöglichkeiten –Defektbeurteilung Bei Berücksichtigung der lokalen und allgemeinen Vorbehalte kann – vereinfacht – für verschiedene Ausgangslagen, unterschiedlichen Furkationsbefall (F1 bis F3) und nach Ober- und Unterkiefer getrennt das oben abgebildete Vorgehen empfohlen werden. A Im voll bezahnten Gebiss sind eher zahnerhaltende, konservative Behandlungsmethoden anzustreben. B Handelt es sich beim furkationsbefallenen Zahn um einen zukünftigen prothetischen Pfeiler, muss der Therapieerfolg voraussehbar sein, d. h. ein möglichst sicheres Behandlungsvorgehen gewählt werden. OK R* UK OK 922 Entscheidungshilfen – Möglichkeiten der Furkationsbehandlung zahnerhaltend zahnerhaltend? T/ R/ ex ex ex ex R (R) regenerativ regenerativ? T Tunnellierung radikal radikal? ex Extraktion (Implantat?) C Ist sowieso ein Ersatz vorgesehen, sollte mit zunehmendem Furkationsbefall eher die Extraktion erwogen werden. D Fehlt das Interesse und der Wille des Patienten zur Mitarbeit (Mundhygiene), ist palliativ-konservatives (Scaling), später radikales Vorgehen (Extraktion) angezeigt. Mögliche Alternativen zu den genannten Therapien sind die Extraktion des befallenen Zahns, wenn er für die Kaufunktion nicht notwendig ist (verkürzte Zahnreihe), oder sein Ersatz mit einem enossalen Implantat, soweit nötig eventuell nach Kammaufbau bzw. Sinusbodenelevation. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Furkationsbefall F1 Bei geringer Taschentiefe und F1-Befall genügen meist subgingivales Scaling und Wurzelglättung. Etwaige Schmelzprojektionen und -perlen sind wegzuschleifen. Der Furkationseingang ist dafür eventuell etwas zu erweitern und abschließend zu polieren (Odontoplastik, S. 388). Im Oberkiefer sind diese Behandlungen allerdings nicht unproblematisch, wenn der F1-Befall zwischen einer bukkalen und der palatinalen Wurzel von oral her anzugehen ist („distale“ oder „mesiale“ Furkation). Je nach Befund und Therapieplan für die benachbarten Zähne lässt sich die Behandlung des F1-Befalls (Tasche) bereits mit einer Gingivektomie oder einem Zugangslappen (modifizierte Widman-Operation) kombinieren. Eine adäquate Mundhygiene z. B. durch Marginalbürstchen ist zu demonstrieren und zu kontrollieren. 386 Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung Therapeutische Möglichkeiten für unterschiedliche Befallsmuster • geschlossenes oder offenes Scaling mit Odontoplastik, eventuell Osteoplastik • Tunnelierung • regenerative Methoden: – GTR, „Füller“, Wachstumsfaktoren, Matrixproteine • resektive Methoden: Im Folgenden sind die möglichen Behandlungen tabellarisch und zeichnerisch dargestellt: • 923 Geschlossene Behandlung – Scaling Bei beginnendem Furkationsbefall (F1), tief liegender Furkation (langer Stamm) kann diese Region konservativ mit Hand- oder Ultraschallscalern bearbeitet werden (A). Bei oberflächlicher Lage der Furkation wird diese durch Taschenentfernung (GE/GP) relativ radikal freigelegt. Sie ist dann gut zu reinigen (B). Gleichzeitig lassen sich Schmelzprojektionen bzw. -perlen entfernen und die Furkation lässt sich der Mundhygiene zugänglich machen. 924 Offene Behandlung im Unterkiefer – Zugangslappen Bei tiefem Furkationsbefall (F2) findet sich auf dem rauen Zement häufig Zahnstein. Hier empfiehlt sich die offene Behandlung. Nach Lappenbildung wird der befallene Bereich gereinigt, geglättet, der Lappen koronal des Furkationseingangs reponiert (C). F1 Die Methode ist im UK (links) erfolgversprechender als im OK (nur bukkale Furkation!). Erhaltung des ganzen, vitalen Zahns F1 F1 Scaling – konservativ – radikal A F2 B F3 F2 Lappen F3 * Tunnelierung Bei durchgängiger Furkation (F3) kann eine Tunnelierung mit apikal reponiertem Lappen (D) erwogen werden. Die Plaquekontrolle erfolgt mit Spiralbürsten. 925 Furkationstherapie durch regenerative Methoden Vorzugsweise bei F2-Befall kann durch regenerative Methoden mit Hilfe der GTR-Technik, eventuell nach Auffüllen mit Knochen, Knochenersatzstoffen bzw. Verwendung von Wachstumsfaktoren oder Matrixproteinen eine Ausheilung des Defekts angestrebt werden. Der Zahn bleibt als Ganzes erhalten und vital. – Hemisektion im UK, Erhaltung einer Wurzel – Prämolarisierung im UK, Erhaltung beider Wurzeln – Wurzelamputationen – Trisektion im Oberkiefer, Erhaltung aller Wurzeln Extraktion, Ersatz mit Implantat? C F2 UK D F2 OK bukkal F1/F2 regenerativ – GTR E F Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Je nach Schwere des Furkationsbefalls (F1–F3; A–C) sowie Lage im Ober- oder Unterkiefer bieten sich verschiedene Therapiemethoden an. Auch bei gleich schwerem Befall im gleichen Kiefer bzw. am gleichen Zahn sind diverse Behandlungsmethoden möglich, und zwar je nach Situation im Gesamtgebiss (Pfeilerzahn), allgemeinem Gesundheitszustand des Patienten und seiner Compliance. Therapeutische Möglichkeiten für unterschiedliche Befallsmuster F3 926 Amputation einzelner Wurzeln im Oberkiefer Besteht an einem dreiwurzligen Oberkiefermolaren zwischen zwei oder allen Wurzeln ein F3-Befall, so können eine Wurzel (A), eventuell unter Erhaltung der ganzen Zahnkrone, oder zwei Wurzeln entfernt werden (B). F3 F3 Wurzelamputation A Oberkiefer B 927 Trisektion im Oberkiefer – Erhaltung aller Wurzeln Bestehen durchgängige Furkationen zwischen allen 3 Wurzeln, ist immer eine Trisektion zu erwägen. Nach der Separation lässt sich das Restfundament jeder einzelnen Wurzel beurteilen und ihre Wertigkeit bezüglich eines etwaigen prothetischen Ersatzes bestimmen. F3 m d F3 Trisektion – diagnostisch – therapeutisch Weil die einzelnen Wurzeln meist stark beweglich sind und Wanderungstendenz zeigen, ist eine möglichst schnelle Stabilisierung (Provisorium) unumgänglich. p Unterkiefer F3 F3 Hemisektion – Prämolarisierung * Unterkiefer F3 F3 Hemisektion – mit Extraktion A Amputation einer bukkalen Wurzel (links) B Amputation beider bukkalen Wurzeln; Stiftaufbau auf palatinaler Wurzel (rechts). 928 Prämolarisierung im UK – Erhaltung beider Wurzeln Falls im UK ein F3-Befall besteht, sich keine apikalen Veränderungen finden, die Wurzeln gespreizt stehen, relativ lang (Restfundament) sind und der Molar einen kurzen Stamm hat, so kann nach Wurzelbehandlung eine Prämolarisierung durch Hemisektion erfolgen. Prothetischer, verblockter Ersatz durch eine VMK-Krone „auf 2 Beinen“. 929 Hemisektion im UK – Erhaltung einer Wurzel Bei F3-Befall – eventuell schon bei fortgeschrittenem F2-Befall sowie bei ausgeprägten, schwer behandelbaren periapikalen Läsionen, die häufig mit Furkationsdefekten kombiniert sind – sind eine Hemisektion und Extraktion der schlechten Wurzel indiziert. Eine prothetische Versorgung ist in der Folge notwendig (vgl. klinische Abb. 948). Rechts: Distale Wurzel als prothetischer Pfeiler. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Erhaltung devitaler Wurzeln 387 388 Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung Furkationsbefall F1 im Unterkiefer – Odontoplastik und Scaling Schon geringe parodontale Schwunderscheinungen können Probleme aufwerfen, wenn die Furkation relativ weit koronal liegt (kurzer Wurzelstamm). Schlupfwinkel entstehen, die mit Hygienehilfsmitteln kaum erreichbar sind. Auch die häufigen Schmelzprojektionen und -perlen apikal der Schmelz-Zement-Grenze am Eingang der Furkation können Schwachstellen des epithelialen Attachments darstellen. Sie komplizieren die Plaquekontrolle. ohne Lappenbildung durch eine leichte Odontoplastik/Furkationsplastik korrigieren. Die Schlupfwinkel werden so für Hygieneinstrumente zugänglich. Die beschliffenen Zahnstellen müssen sorgfältig poliert werden (15-µm-Diamant, soweit zugänglich Gummipolierer und Polierpaste). Anschließend sind die bearbeiteten Stellen zu fluoridieren. Häufig resultieren nach einer Odontoplastik vorübergehend sensible Dentinpartien. 930 Furkation als Schlupfwinkel – F1-Befall Die Furkation ist von bukkal ca. 3 mm (horizontal) sondierbar. Hinter einem Überhang befindet sich ein kavernenförmiger Schlupfwinkel, der sich ohne Furkationsplastik nicht mit Instrumenten bearbeiten lässt. Rechts: Ein entsprechender Molar ist zur Veranschaulichung im Furkationsbereich hemiseziert worden. Der Schlupfwinkel (*) und die geplante Furkationsplastik sind eingezeichnet. 931 Odontoplastik am Furkationseingang Mit zunächst gröberen Diamanten wird der faziale Überhang entfernt und der Eingang zur Furkation erweitert. Die Furkation ist jetzt für die professionelle Plaquekontrolle (Scaling) zugänglich. Rechts: Politur des beschliffenen Furkationseingangs mit einem 15-µm-Diamanten. 932 Hygiene mit Marginalbürste Der Eingang zur Furkation ist jetzt auch für den Patienten mit Bürsten, z. B. Marginalbürsten, Solooder Einbüschelbürsten (im Bild: Lactona Nr. 27), leicht sauber zu halten. Im Recall ist diese kritische Region regelmäßig zu kontrollieren. Rechts: Der Schnitt durch den Zahn zeigt, wie das Bürstchen den Furkationseingang erreicht. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Bei der Untersuchung jedes Zahns sind solche „Furkationsanomalien“ zu diagnostizieren. Sie lassen sich in der Regel Furkationsbefall F2 im Oberkiefer – Furkationsplastik 389 Furkationsbefall F2 im Oberkiefer – Furkationsplastik Vielfach erreicht ein F2-Befall Regionen, in denen die Wurzeln eng und spitzwinklig zusammenlaufen. Eine Wurzel- (Furkations-)Glättung ist dann auch mit der schmalsten Kürette nicht möglich. Soll der Zahn erhalten werden (Gesamtplanung!), lässt sich das Problem wie erwähnt eventuell durch eine Odontoplastik (Furkationsplastik) lösen. Mit zunächst gröberen Diamanten (75–40 µm) wird die Furkation so weit eröffnet, dass sie für schmale Küretten erreichbar wird. Dann wird mit 15-µm-Diamanten poliert. Grad-2-Furkationsplastiken erfolgen mit Vorteil unter Sicht, d. h. nach vorsichtigem Abheben der Gingiva. 933 Zu enge bukkale Furkation Auch eine feine, nur 0,9 mm breite Kürette erreicht nicht den Fundus, das Dach der befallenen Furkation. Links: Im Röntgenbild können zwar die eng stehenden bukkalen Wurzeln im Furkationsbereich erkannt werden (Pfeil). Die Schwere des Befalls (Tasche, Plaque, Zahnstein) ist aber besonders bei den dreiwurzligen oberen Molaren röntgenologisch kaum beurteilbar. 934 Furkationsplastik Sie kann bei guter Zugänglichkeit geschlossen, sicherer aber nach leichter Lappenbildung erfolgen. Mit diversen Instrumenten lässt sich die befallene Furkation so weit eröffnen, dass sie für feine Küretten zugänglich wird. Links: – PerioSet-Diamant – KaVo-Schallscaler – Polierdiamant Beschliffene Furkationen sind besonders kariesgefährdet! 935 Hergestellte „Therapiefähigkeit“ Depuration und Wurzelreinigung sind in allen Therapiephasen sowie in den folgenden Recallsitzungen (Erhaltungstherapie) möglich. Zahnhals- bzw. Dentinhypersensibilität kann hier besonders stark und lang dauernd entstehen. Die beschliffene Furkation muss abschließend poliert und fluoridiert werden (z. B. Elmex-Fluid). So wird die oberflächliche Remineralisation gefördert, die Plaquebildung verzögert und die Sensibilität reduziert. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Bei Furkationsbefall F2 bestehen in OK wie UK – je nach morphologischer Situation – mehrere Therapieoptionen: Man kann wie beim F1-Befall rein konservativ den Schlupfwinkel eröffnen (Abb. 934) oder chirurgisch, z. B. mittels GTR-Technik (s. nächster Fall), versuchen, die Regeneration im Furkationsbereich zu fördern. Besteht der F2-Befall bei einem Oberkiefermolar zwischen allen 3 Wurzeln, schlagen einige Autoren (Carnevale et al. 1995) Hemi- bzw. Trisektionen vor. 390 Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung Furkationsbefall F2 im Unterkiefer – GTR-Technik Bei sehr tiefem F2-Befall (z. B. F2/C) werden auch radikale Methoden wie die Hemisektion empfohlen (Carnevale u. Kaldahl 2000). Ein Nachteil ist die vorgängig notwendige 936 Anfangsbefund nach Vorbehandlung Die Gingiva ist weitgehend entzündungsfrei. An Zahn 36 zeigt sich bukkal ein Furkationsbefall F2. Die Nabers-Sonde dringt ca. 6 mm tief in die Furkation ein; diese ist aber nicht durchgängig. Rechts: Im Röntgenbild ist nur eine leichte Aufhellung erkennbar, welche die bereits fortgeschrittene (horizontale) Ausdehnung des Defekts nicht vermuten lässt (linguale Kompakta?). 937 Lappenbildung Nach Entfernung des Granulationsgewebes wird die breite Schmelzprojektion von der SchmelzZement-Grenze bis in den Furkationseingang sichtbar. Sie wird mit Diamantschleifern entfernt. Furkationsdach, Wurzeloberflächen und Knochenoberfläche werden gereinigt und geglättet. Rechts: Fertig bearbeiteter Furkationsbereich vor Legen einer Membran. Die Schmelzprojektion ist eliminiert, die Furkation leicht erweitert. 938 Gore-Membran in situ Die nichtresorbierbare Membran (ePTFE; S. 339 f) wird mit ihrem oberen Rand auf Höhe der Schmelz-Zement-Grenze platziert und mit Gore-Nähten fixiert. Apikal soll die Membran den Defekt mindestens 2–3 mm überdecken. Wichtig: Zur erfolgreichen Regeneration braucht es Vorläuferzellen aus Desmodont und interradikulärem Knochen. Dieser ist deshalb vor dem Legen der Membran anzufrischen (Blutzufuhr; Bohrlöcher!). endodontische Behandlung. Voraussetzung für die Belassung beider Wurzeln ist, dass diese nicht zu eng stehen (Wurzelwinkel) oder gar fusioniert sind. An einer 45-jährigen Patientin wird die Therapie mittels GTR dargestellt. Nach Vorbehandlung zeigt Zahn 36 einen F2Befall. Eine Schmelzprojektion zieht sich von der SchmelzZement-Grenze bis in die Furkation (Abb. 937). Im interdentalen Bereich ist der Attachmentverlust nur gering. Zahn 37 ist wegen des fehlenden Antagonisten elongiert. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Für die Therapie des F2-Befalls im Unterkiefer gibt es verschiedene Behandlungsmethoden. Bei nicht zu tiefem Befall ist nach Lappenbildung allein die Reinigung und Glättung des Furkationsbereichs erfolgreich. Zweitens kann, wie bereits erwähnt, versucht werden, durch regenerative Techniken, hier GTR, die Furkation zu schließen oder mindestens den F2-Defekt in einen F1-Defekt zu überführen. Furkationsbefall F2 im Unterkiefer – GTR-Technik 391 939 Lappenreposition – Nähte Insbesondere Gore-Membranen sollten bei der Lappenreposition vollständig überdeckt werden, die Wunde sollte spannungsfrei verschlossen werden, aber trotzdem möglichst dicht sein. Die „schwarzen“ 4-0-Seidennähte werden nach 10 Tagen entfernt. 940 Zweitoperation – Membranentfernung Nach 4–6 Wochen wird in einer Zweitoperation an gleicher Stelle wie bei der Erstoperation ein Lappen gebildet. Die nichtresorbierbare Gore-TexMembran wird in der Folge sehr vorsichtig entfernt. Links: Bereits nach 2–3 Wochen kommt es zu einer heiklen Freilegung des marginalen Membranrandes: Die leichte Rötung der Gingiva deutet eine Fremdkörperreaktion bzw. beginnende Infektion an. 941 Direkt nach Membranentfernung In der Furkation und über Anteilen der bukkalen Wurzeloberflächen findet sich gallertartiges, junges Gewebe, von dem man sich eine Differenzierung zu parodontalen Strukturen erhofft. Das Wundgebiet wird nach der Membranentfernung für 10 Tage wieder dicht verschlossen. Links: Die CHX-Behandlung (Spray oder Gel) wird lokal 2–3 Monate weitergeführt. 942 Spätbefund 10 Jahre nach Therapie In diesem Fall konnte nach 10 Jahren ein Spätbefund aufgenommen werden. Die Furkation zeigt bei der klinischen Messung horizontal und vertikal 2 mm Sondierungstiefe (Befall F1, A). Es ist zu keinem neuen Attachmentverlust gekommen. Links: 10 Jahre nach der Operation zeigt das Röntgenbild eine minimal dichtere Knochenstruktur als im Anfangsbefund (Abb. 936 rechts): keine vollständige Knochenfüllung der Furkation. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Der Patient spült bzw. sprayt bis zur Membranentfernung und ca. 2 Monate darüber hinaus mit CHX-Lösungen (0,1–0,2 %; während dieser Zeit keine Bürstenreinigung an dieser Stelle). 392 Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung Furkationsbefall F3 im Unterkiefer – Hemisektion mit Extraktion 943 Molar 46 mit Furkationsbefall F3 Die Zahnkrone ist stark zerstört, die Furkation durchgängig (F3). Rechts: Im Röntgenbild zeigt der Apikalbereich der mesialen Wurzel eine ausgeprägte Aufhellung. Vor allem aus endodontischen Gründen ist es sinnvoll, nur den distalen Zahnteil zu erhalten. Er muss vor der Hemisektion mit einer verbesserten Wurzelfüllung versehen werden. 944 Lappenbildung, Hemisektion Das Durchtrennen der Zahnkrone erfolgt mit Diamantschleifkörpern. Rechts: Die Trennstelle ist absichtlich gegen die zu extrahierende mesiale Wurzel verlegt, um die verbleibende distale unter keinen Umständen zu schädigen. Vielfach verbleibt so nach der Hemisektion ein sondierbarer „Überhang“. Er ist bei der Vorpräparation zu entfernen. 945 Nach Extraktion des mesialen Zahnteils Die scharfen Kanten am verbleibenden Zahnanteil müssen gebrochen werden (provisorische Präparation). Rechts: Im Röntgenbild erscheint der distale Zahnanteil des Molaren etwa wie ein (einwurzeliger, wenn auch stark gekippter) Prämolar. Lappenbildung. Während der Konsolidierungsphase muss eine provisorische Brücke eingegliedert werden, um Wanderungen der verbliebenen Wurzel zu verhüten. 7 Monate nach dem Eingriff erfolgt die definitive Versorgung. Die Patientin betreibt eine gute Mundhygiene. Befunde vor der Hemisektion im ganzen Gebiss: PI: 10 % BOP: 15 % ZB: 1 Klinisches Bild und Röntgenbefund s. Abbildungen. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Ist die Furkation eines Unterkiefermolaren ganz durchgängig (F3), bestehen die Möglichkeiten 1. der Tunnelierung, 2. der Prämolarisierung und 3. der Hemisektion mit Extraktion. Die Indikation für eine Tunnelierung ist stark eingeschränkt, weil sich bei nicht ganz optimaler Mundhygiene Karies im Furkationsdachbereich bilden kann. Die Hemisektion unter Erhaltung der prognostisch besseren Wurzel ist heute die häufigste Methode der Wahl. Sie wird an einer 45-jährigen Patientin dargestellt. Die mesiale Wurzel, die neben parodontalen auch endodontische Probleme zeigt, wird entfernt. Die Hemisektion und Extraktion erfolgt unter Furkationsbefall F3 im Unterkiefer – Hemisektion mit Extraktion 393 947 Provisorische Kunststoffbrücke Sie ist so bald wie möglich einzugliedern (starke Wanderungstendenz der verbleibenden Wurzel!). Form und Okklusion der provisorischen Brücke sollten weitgehend der späteren definitiven Versorgung entsprechen. 948 7 Monate nach Hemisektion – definitive Rekonstruktion Ein gutes halbes Jahr nach der Hemisektion wird nachpräpariert und die definitive Brücke konstruiert. Sie reicht von Prämolar 45 bis zum distalen Anteil von Zahn 46. Links: Das Modell veranschaulicht die prämolarenartige Gestalt der präparierten distalen Wurzel des Molaren 46. 949 Schlussbefund – Prognose Fixe Brücke. Das Zwischenglied („modified ridge lap“; S. 502) berührt den Alveolarkamm. Die Interdentalräume sind so gestaltet, dass die Plaquekontrolle mit der Spiralbürste möglich ist. (Oberkiefer: Teleskopprothese) Links: Röntgenbild mit Brückenkonstruktion auf dem einwurzligen Molaren. Sie ist hier über 12 Jahre im Mund der Patientin! Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. 946 6 Wochen nach Hemisektion Nach der oberflächlichen Verheilung der Extraktionswunde wird der distale Anteil des Zahns 46 für die Aufnahme einer Vollkrone mit Schraube und Komposit aufgebaut und präpariert. Der mesiale Pfeilerzahn 45 der geplanten Brücke ist für die Aufnahme einer Teilkrone beschliffen worden. 394 Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung An den dreiwurzligen OK-Molaren können je nach Befall der Trifurkation eine oder zwei Wurzeln reseziert oder alle 3 Wurzeln erhalten werden. definitiv mit Kronen versorgt. Wegen der starken Lockerung des palatinalen Anteils von Zahn 26 werden die drei Kronen miteinander verbunden (verblockt). Bei einer 39-jährigen Patientin zeigen beide Molaren im Oberkiefer links offene Furkationen (F3) und starke Lockerung. Zahn 27 muss extrahiert werden. Die beiden bukkalen Wurzeln und der bukkale Teil der Zahnkrone von Zahn 26 werden reseziert. Die verbleibende palatinale Wurzel von Zahn 26 und die beiden Prämolaren 24 und 25 werden während der Wundheilung zunächst provisorisch, später Befunde nach supragingivalem Scaling im 2. Quadranten: PI: 50 % BOP: 37 % ZB: 3 bei 26, 27 Klinisches Bild und Röntgenbefund s. Abbildungen. 950 Anfangsbefund Vor der Initialbehandlung betragen die Sondierungstiefen approximal der Molaren 26 und 27 je 7 mm. An beiden Zähnen sind alle Furkationen durchgehend sondierbar (Furkationsbefall Grad 3). Beide Zähne sind stark beweglich (ZB = 3). Die Prämolaren 24 und 25 sind mit alten, ungenügenden Rekonstruktionen versehen. 951 Röntgenanfangsbefund Besonders ausgeprägte Schwunderscheinungen an den bukkalen Wurzeln der Molaren. Offene Furkationen, zwischen allen Wurzeln F3-Befall. Auffallend ist die „mächtige“ palatinale Wurzel des Zahns 26. 952 Intra operationem Aufklappung nach Initialtherapie und Wurzelbehandlung der Molaren. Es zeigt sich, dass keine der drei Wurzeln des 2. Molaren (Zahn 27) zu erhalten ist. Am Sechser mit weit offener Furkation müssen die bukkalen Wurzeln reseziert werden. Nur die palatinale Wurzel des 1. Molaren kann als Pfeiler für eine Rekonstruktion erhalten bleiben. Sammlung R. Metzger vorher Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Furkationsbefall F3 im Oberkiefer – Wurzelresektionen mit Rekonstruktion Furkationsbefall F3 im Oberkiefer – Wurzelresektionen mit Rekonstruktion 395 953 6 Wochen nach Resektionsoperation Die Zähne 24, 25 und der palatinale Anteil von Zahn 26 sind für die Aufnahme des Provisoriums beschliffen. Bei Zahn 26 ist bukkal ein Teil des ehemaligen Pulpakavums (AH-26-Wurzelfüllung) sichtbar. 954 Definitive Rekonstruktion Erst nach 8 Monaten werden die Zähne 24, 25 und die Wurzel von Zahn 26 definitiv präpariert und mit Kronen versehen. Wegen der bleibend hohen Lockerung (Grad 3) der Wurzel von Zahn 26 und seiner ungünstigen palatinalen Stellung werden die drei Kronen miteinander verblockt (Patientenkomfort). Die offen gestalteten Interdentalräume erleichtern die Zwischenraumhygiene. 955 Röntgenbefund 8 Monate postoperativ Die Kronen der Zähne 24 und 25 sind verlötet. Zahn 26 ist wegen seiner palatinalen und gekippten Stellung durch ein Geschiebe mit den Prämolaren verbunden. nachher Zahn 25 zeigt eine nicht ganz optimale Wurzelfüllung. 956 Befund nach 6 Jahren Trotz der palatinalen Stellung der Wurzel von Zahn 26 ist es gelungen, eine optisch einigermaßen gradlinige, harmonische Zahnreihe zu rekonstruieren. PS: Die Konstruktion war danach weitere 10 Jahre in situ, dann kam es zum Verlust von Zahn 24 infolge Wurzelfraktur. In die neue, zum Eckzahn 23 erweiterte Rekonstruktion konnte die palatinale Wurzel von Zahn 26 nochmals einbezogen werden. Sammlung R. Metzger Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Für die definitive Rekonstruktion wird diese palatinale Wurzel mit einem Stiftaufbau „verstärkt“. 396 Furkationsprobleme – Furkationsbehandlung Furkationsbefall F3 im Oberkiefer – Trisektion und Erhaltung aller Wurzeln Im vorliegenden Fall wollte eine 45-jährige Patientin nach Extraktion des nicht mehr erhaltbaren Zahns 17 unbedingt Zahn 16 retten, um eine Freiendsituation oder ein Implantat zu vermeiden. Nach Demontage der alten, fehlerbehafteten 957 Schwerer Furkationsbefall F3 – Situation nach Demontage der alten Brücke Die beiden Nabers-Sonden demonstrieren an Zahn 16 die horizontale Durchgängigkeit von distal bzw. bukkal nach mesial. Rechts: Anfangsbefund vor Extraktion von Zahn 17. Die ätiologischen Faktoren des Krankheitsbildes werden sichtbar: massiv abstehende Kronenränder, Taschen und Furkationsbefall, unvollständige Wurzelfüllungen (Endo-Paro-Probleme, vgl. S. 445 f). 958 „Trisektion“ von Molar 16 – provisorische und definitive Rekonstruktion Mit dem Provisorium wurde getestet, ob die Patientin in der Lage ist, das Furkationsgebiet von Molar 16 und vor allem alle drei Wurzeln rundum plaquefrei zu halten. Erst nach 6 Monaten wird die definitive Rekonstruktion – anfänglich nur provisorisch – eingegliedert. Rechts: Die drei getrennten Wurzeln des Sechsers. 959 Definitive Rekonstruktion – Mundhygiene Prämolar 14 und Zwischenglied 15 zeigen normale Kronenformen und Okklusalflächen, während die auf drei „Pfählen“ stehende Krone von 16 möglichst wenige untersichgehende Stellen aufweist. Ihre Furkationseingänge sind breit zugänglich und können mit Superfloss oder Interdentalbürstchen gereinigt werden. Rechts: Distale Furkation. Die Kronenränder verlaufen supragingival. Brücke 16 bis 14 und nach Separierung der drei Molarenwurzeln von Zahn 16 stellte sich heraus, dass alle Wurzeln gleich stark gelockert waren, bei nur noch ca. 3 mm Restattachment. Es wurde der Versuch unternommen, alle Wurzeln endodontisch und parodontal zu sanieren und anschließend vorerst mit einem Brückenprovisorium zu versorgen. Dank einer optimalen Mundhygiene kann 6 Monate später die definitive Rekonstruktion eingegliedert werden, die nun bereits seit 20 Jahren unverändert gut „funktioniert“. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Welche Wurzeln bei schwerem Furkationsbefall (Grad F3, Subklassen B und C; vgl. S. 383) extrahiert und welche erhalten werden sollen, lässt sich häufig erst nach deren vollständiger Separierung endgültig entscheiden. Jede einzelne Wurzel kann dann rundum sondiert und ihr Lockerungsgrad festgestellt werden (vgl. Abb. 957).