Mikroskopie Hardware Laser-Autofokus-Systeme für die Material-Mikroskopie Christopher Steele, Prior Scientific Instruments Ltd. Cambridge, Großbritannien Thomas Freda, Prior Scientific Instruments Inc., Rockland, USA Holger Ruchatz, Prior Scientific Instruments GmbH, Jena, Germany Die genaue und schnelle Fokussierung von Proben über einen weiten XY Verfahrweg ist ein zentrales Problem in der industriellen Mikroskopie, z.B. bei der Inspektion von Wafern, Schleifproben oder anderen Präparaten. Neben der prinzipiellen Problematik der Autofokussierung werden hier Vor- und Nachteile von Soft- und Hardwarefokuseinrichtungen gegenübergestellt und das Prinzip eines neuentwickelten Hardware-Laserautofokus wird anhand eines Beispiels verdeutlicht. Das akkurate und wiederholte Fokussieren der Probenoberfläche steht im Mittelpunkt aller Mikroskopie-Anwendungen. Für korrekte Messungen und Analysen muss sich das Objektiv des Mikroskops im richtigen Abstand zur Probe befinden, also in der Position, die gemeinhin als „Fokusposition“ bezeichnet wird. Jedoch können die Proben durch thermische Drift, unebene Oberfläche sowie Unregelmäßigkeiten auf den Objekttischen immer wieder aus dem Fokus rücken. Für viele industrielle Anwendungen, wie Oberflächenprüfungen von Laufwerken, gemusterter oder ungemusterter Wafer, Inspektionen und Reparaturen von TFT-Arrays sowie Prüfung von Lithographie-Masken und Leiterplatten, soll ein Laser-Fokus-System das präzise Fokussieren gewährleisten. Software- oder Hardware-Autofokus Inspektionen in der industriellen Fertigung und Forschung erfolgen üblicherweise mit hoher Geschwindigkeit und erfordern ein ebenso schnell arbeitendes Fokus-System. Die automatische Einstellung der optimalen Fokusposition der Probe innerhalb der Brennweite des Objektivs kann mittels Software- oder Hardware-Autofokus realisiert werden. Allgemein gilt, dass mit zunehmender Vergrößerungsstärke und numerischer Apertur (NA) des Objektivs die Schärfentiefe1 abnimmt. Bei einem typischen Objektiv mit 5-facher Vergrößerung und 0,15 NA beträgt die Schärfentiefe ca. 24 μm. Dies 1 Bereich, in dem die Probe im Fokus erscheint 38 Photonik 5/2009 Bild 1: Motorisiertes Mikroskop mit eingesetzter Laserfokuseinrichtung zwischen Stativ und Okularkopf kann bei vielen Systemen mit gutem motorisiertem Objekttisch mit entsprechend hoher XY-Führungsgenauigkeit noch über die Z-Achsensteuerung eingestellt werden. Allerdings verringert sich bei 10x 0,30 NA Objektiven die Schärfentiefe bereits auf 6,0 μm und bei 50x 0,80 NA Objektiven auf nur noch 0,69 μm. Für stärkere Vergrößerungen wird also ein automatisiertes Fokus-System erforderlich, um die Probe im Fokus zu halten. Die meisten Digitalkameras und Bildanalyseprogramme sind mit automatischen Fokus-Systemen ausgestattet, die den Fokus mit Hilfe von Histogramm- oder Kontrast-Algorithmen bestimmen. Solche Systeme funktionieren gut für Proben mit hohem Kontrast. Weil sie auf das tatsächliche Bild fokussieren, sie sind aber gänzlich ungeeignet bei Proben mit sehr wenigen Merkmalen, wie poliertem Glas oder ungemusterten Halbleiter-Wafern. Bei sehr schnell arbeitenden Mikroskopen wirken sie jedoch schwerfällig, weil sie nicht scannen, solange die Probe in Bewegung ist; Hier ist außerdem ein Fokusmechanismus erforderlich, bei dem ein Fokusbereich solange abgetastet wird, bis die optimale Position gefunden ist. Dies kann längere Zeit in Anspruch nehmen und kommt daher für High-Speed-Scans meist nicht in Frage. Fokus-Systeme mit Laser-Triangulation halten die optische Einheit sehr effektiv stets in einem bestimmten Abstand von der Probe. Diese Systeme arbeiten meist sehr akkurat mit Auflösungen bis in den Nanometerbereich. Der Nachteil dieser Systeme ist, dass sie nicht mit Objektiven kombiniert werden können und daher separiert vom tatsächlichen Analysebereich eingesetzt werden müssen. Somit muss vor dem Scannen zunächst zeitaufwändig die Z-Ebene der Probe abgebildet werden. Mikroskopie 690 nm Wellenlänge. Prinzipiell wären hier auch andere Wellenlängen denkbar, erfordern jedoch ggf. eine andere Zertifizierung des Gerätes. Durch ein optisches Messer wird der halbe Laserstrahl abgedeckt, die andere Hälfte des Laserstrahls wird von einer Linse kollimiert und verläuft Bild 2: Prinzipieller Aufbau eines Hardware-Laserfokus Sys- entlang der optitems mit Strahlengang des Lasers von der Lichtquelle über schen Achse des Mikroskops, nachdie Probe zum Sensor. dem es von einem im 45 °-Winkel Hardware-Autofokuseinrichtungen angeordneten dichroitischen Filter senkrecht nach unten reflektiert wurde. Diemit TTL Steuerung ser Filter spiegelt das tiefrote Laserlicht, während das Licht des übrigen sichtbaren Für flache, reflektierende Proben mit klar Spektrums transmittiert wird. Das koldefinierter Oberfläche ist ein Fokus-Syslimierte Licht passiert die Objektivlinse tem, welches mit Pulsen definierter Stärke und wird auf einen Punkt auf der Probe und Länge (TTL-Transistor-Transistor-Logic) gebündelt. Dieser Punkt auf der Probe gesteuert werden kann, die ideale Lösung. befindet sich im selben Fokus wie das Durch den stetigen, exakten Abstand zwirestliche durch das Objektiv fallende Licht schen Probenoberfläche und Objektivlinse und somit im Fokus des Objektivs. wird der optimale Fokus gehalten. NeuDurch Abdecken des halben Laserstrahls wird artige Laser-Fokus Systeme lassen sich die optische Symmetrie des Lasers verändert, mit praktisch jedem unendlich korrigierso dass eine Triangulierung möglich wird. ten Objektiv einsetzen und ermöglichen Gerät die Probe aus dem Fokus, kommt es schnelles und akkurates Fokussieren der zu einer Änderung des Reflexionswinkels verschiedensten reflektierenden Proben. des Lasers an der Probe. Diese Verschiebung So wird beim Scannen einer vorwiegend ist am Sensor messbar. spiegelnden Oberfläche der optimale Das reflektierte Laserlicht gelangt zurück Fokus gehalten. Nach erfolgter Einsteldurch das Objektiv auf einen Strahlenteiler, lung kann die Probe unter dem Objektiv der einen Teil auf einen Dual-Sensor bewegt werden, ohne dass der exakte (bestehend aus Sensor A und Sensor B) Fokusabstand verloren geht. Der gesamte reflektiert. Die Spotposition kann durch Vorgang ist vollautomatisch. Das S/N-Verdie Formel (A-B)/(A+B) ausgedrückt hältnis des Systems wird durch Objektive werden. Zum Halten des optimalen Fokus mit höherer NA verbessert. Damit ist der muss die Position des Laserspots als Laserfokus bei Vergrößerungen von 10x Zielposition eingestellt wenn auf die Probe und höher sehr viel effizienter. vor Beginn des Scannens fokussiert wird Ein solches System sollte idealerweise als und ein Signal ausgegeben werden, das Baugruppe in den Bereich des kollimierdann einen Fokussierungsmechanismus ten Lichts eines aufrechten Mikroskops, auslöst, über den wiederum der optimale also zwischen Objektiv- und Tubuslinse, Fokus gehalten wird. eingesetzt werden. Da die Tubuslinse bei Ein in das Fokussystem integrierter Mikroden meisten aufrechten Mikroskopen Teil kontroller steuert anhand der Parameter des Binokularansatzes ist, lässt sich die eines PID-(Proportional-Integral-DifferenLasereinheit zwischen den Objektiven und tial) Reglers die Einstellung für den dem Mikroskopkopf montieren solange optimalen Fokus. Das Signal wird jede die Optik des Gerätes unendlich korriMikrosekunde erneuert und kann für giert ist. Das Fokusmodul wird einfach schnellste Systemreaktionen an einen zwischen das Mikroskopstativ und die mechanischen Fokus-Mechanismus, wie Auflichtbeleuchtung gesetzt (Bild 1). einen Piezo-Z-Tisch, gesendet werden. Bild 2 zeigt den Strahlenverlauf im Innern Solche Piezo-Systeme verfügen über einer Laserfokus-Einrichtung. Die Lichtqueleinen Analogspannungsausgang für le ist eine tiefrote Halbleiter-Laserdiode mit einen Einstellbereich zwischen -10 V und +10 V. Zudem kann über TTL-Impuls- und Richtungsausgänge ein Schrittantrieb zur Feinfokussierung des Mikroskops angeschlossen werden. Dank dieser Funktionalität gelingt auch das Fokussieren von bewegten Proben. Außerdem kann zur Stabilisierung der Fokusposition für Proben mit mehreren Fokusebenen noch eine tote Zone eingestellt werden, innerhalb der nur eine Fokusposition gehalten wird. Ein solcher Aufbau stellt eine in sich autarke Fokussiereinheit dar, die vollständig als geschlossenes Rückkoppelsystem arbeitet, sobald sie einmal für die Probe optimal eingestellt ist. Die initiale Einstellung erfolgt über eine RS-232-Schnittstelle und optional eine Hardwaresteuerung mit Tasten für die Einstellungen einzelner Objektive. Verschiedene PID-Einstellungen und FokusZielpositionen können für eine Vielzahl verschiedener Objektive gespeichert und über die Steuerung oder die RS-232-Schnittstelle problemlos geändert werden. Abhängig von der Art der Probe und der Aufgabenstellung für die Fokussierung, z.B. bei starker Strukturierung und relativ zur durchschnittlichen Probenhöhe stark abweichende Tiefen oder Höhen sollte die Form des Lasersignals einstellbar sein. Dadurch kann über ein bestimmtes Höhenprofil gemittelt werden. Mittels zusätzlicher Linsen kann gerade bei Proben mit Spotdefekten oder für Wafer mit Strukturen ein Linienspot erzeugt werden. Dadurch wird entlang dieser Linie der Höhendurchschnitt gebildet. Sowohl Laserspot als auch -linie können optimal eingesetzt werden, wenn die Probe sich zwischen den Bildaufnahmefeldern bewegt – die Daten werden konstant gelesen und der Fokus dementsprechend angepasst. Sobald der Objekttisch also im Analysebereich anhält, befindet sich die Probe bereits an der richtigen Stelle und die Analyse bzw. Bildverarbeitung kann sofort beginnen. Laser-Fokus-Systeme mit einer TTLFokussierung eignen sich aufgrund ihrer Geschwindigkeit, Präzision und Wiederholgenauigkeit für viele kritische Inspektionsund Reparatureinsätze. Kontakt: Holger Ruchatz Prior Scientific Instruments GmbH Wildenbruchstr. 15 07751 Jena Tel.: 03641 / 675 650 Fax: 03641 / 675 651 [email protected] www.photonik.de Webcode 5002 Photonik 5/2009 39