Vorlesung Interaktion

Werbung
Modul Wahrnehmung und Kommunikation Vorlesung Ws 06/07
Vorlesung III
R. Lohmiller
Interaktion und Wahrnehmung
In der letzten Vorlesung beschäftigten wir uns mit Wahrnehmung und
Wahrnehmungstäuschungen/ Störungen unter Blickwinkeln der allgemeinen
Wahrnehmungspsychologie und ästhetischer Komponenten.
Anhand der zuletzt gezeigten Beispiele von Farb-Kontrasten möchte ich heute
anknüpfend einen Bogen schlagen zur Interaktion zwischen Menschen und den
besonderen Bedingungen dieser Interaktionen. Im Speziellen weise ich auf das
sogenannte Karrierekonzept hin, das sich anders darstellt, als Sie es vielleicht in
ihrem Sprachgebrauch bisher benutzen.
Zu den Farbkontrasten:
Ich unterscheide hier in sukzessiv, simultan und komplementär - Kontrast und mache
dies an folgenden Beispielen deutlich:
vgl. Albers, Josef. Interaction of color. Köln 1970/97
Ins Gedächtnis rufe ich hier vor allem noch einmal die Aussagen in der letzten
Stunde über die Wiedererkennung von Farben und unser relativ schlechtes Rüstzeug
dafür. Die Coca Cola Dose hatte ich genannt, eine weitere gute Brücke zu unserem
heutigen Thema bildet das Schokoladenlila der Packung einer ihnen gut bekannten
Schokoladenmarke. Ich nenne zur Verdeutlichung die Werbeaussage: „It´s cool
man“ und als Werbeträger den Skispringer Martin Schmidt. Diese Farbe hat eine
lange Vergangenheit und fand seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts mehr
Beachtung, da sie für eine ganz bestimmte Art zu genießen und zu Leben stehen
kann. Die Farbe hat sozusagen in der Verknüpfung mit der Schokolade Karriere
gemacht.
Anhand dieses Beispiels sehen Sie gut die Interaktion der Farben, die sich in ihren
Wechselwirkungen beeinflussen und hier als Modell für Interaktionsprozesse stehen
können.
Interaktion benenne ich hier unter soziologischen Gesichtspunkten.
Interaktionsbegriff in Soziologie und Psychologie
(vgl. Duden Band 5, 4. Auflage 1982, S. 350f.)
Interaktion meint, ein "aufeinander bezogenes Handeln zweier oder mehrerer
Personen" oder die "Wechselbeziehung zwischen Handlungspartnern".
2
Die soziale Interaktion bezeichnet das sich wechselseitig bedingende Handeln der
Individuen einer Gesellschaft oder Gruppe zum Zwecke der Abstimmung des
Verhaltens der Beteiligten bzw. des konkreten Handelns der Kooperationspartner.
Damit wird die Interaktion als ein Aspekt der sozialen Wechselwirkung bestimmt.
Das soziologische Verständnis von Kommunikation kann nicht auf direkte Interaktion
beschränkt werden und diese ist nicht allein aus sich selbst verständlich, da sie von
dem Gebrauch der Medien und deren okönomischen und technischen
Voraussetzungen geprägt ist und in der Regel innerhalb von Institutionen stattfindet.
Nach Parsons muss ein Individuum, das in eine soziale Interaktion eintritt, sich für
eines der von ihm beschriebenen Verhaltensmuster entscheiden. In der
Systemtheorie nach Niklas Luhmann entsteht ein Interaktionssystem aus dem
aufeinander bezogenen Verhalten von Anwesenden (siehe Kommunikation
(Systemtheorie)). Voraussetzung dafür ist wechselseitige Beobachtbarkeit. Unter
dieser Bedingung kann man nicht verhindern, dass (der oder die) andere(n) das
eigene Verhalten als Kommunikation verstehen. Das geschieht genau dann, wenn
dem Verhalten einer Person von einem Beobachter eine Information abgewonnen
/zugeschrieben wird und es damit als Mitteilungshandeln interpretiert wird. Beispiel:
"Warum bekommst Du einen roten Kopf?" Da also Verhalten so gesehen kein
Gegenteil hat, kann man sich bei wahrgenommenem Verhalten nicht nicht verhalten.
Vgl. Parsons System der vier Funktionen:
Adaption (oder auf deutsch Anpassung)
Zuständig für die Adaption auf gesellschaftlicher Ebene ist das Wirtschaftssystem
Goal-Attainment (Zielerreichung)
Zuständig für die Zielerreichung auf gesellschaftlicher Ebene ist das politische System
Integration
Zuständig für die Integration auf gesellschaftlicher Ebene ist das Normensystem
Latent Pattern maintenance (Latente Aufrechterhaltung von Wertmustern)
Zuständig für die Aufrechterhaltung von Wertmustern auf gesellschaftlicher Ebene ist das
Kultursystem
Talcott Parsons (* 13. Dezember 1902 in Colorado Springs, Colorado; † 8. Mai 1979 in München;
Werke: "The Structure of Social Action" (1937); "Family, Socialization and Interaction Process" (1955)
(Hrsg. gem. m. Robert F. Bales); "Social Systems and the Evolution of Action Theory" (1977); "Action
Theory and the Human Condition" (1978)
Der symbolische Interaktionismus ist eine soziologische Theorie, die sich mit der Interaktion zwischen
Personen beschäftigt. Sie basiert auf dem Grundgedanken, dass die Bedeutung von sozialen
Objekten, Situationen und Beziehungen im symbolisch vermittelten Prozess der
Interaktion/Kommunikation hervorgebracht wird.
In der Systemtheorie von Niklas Luhmann wird unter Interaktion Kommunikation
unter Anwesenden verstanden (etwa im Gegensatz zur schriftlichen Kommunikation):
3
Siehe Interaktionssystem.
Die Schule des symbolischen Interaktionismus (auch Chicagoer Schule) wurde von Herbert Blumer
(1900 - 1987) begründet. Blumer war ein Schüler des Sozialphilosophen und frühen
Sozialpsychologen George Herbert Mead (1863 - 1931). Als Blumer den Symbolischen
Interaktionismus ausarbeitete, orientierte er sich vor allem an Meads Überlegungen zur
stammesgeschichtlichen (phylogenetischen) Bildung des Bewusstseins und persönlichen
(ontogenetischen) Entwicklung der Identität unter Verwendung einer gemeinsamen Sprache:
"Logisches Universum signifikanter Symbole". Siehe auch: John Cunningham Lilly
Grundannahmen des Symbolischen Interaktionismus
Blumer stellte 1981 folgende Grundannahmen zum Symbolischen Interaktionismus
auf:
Herbert Blumer (* 7. März 1900; † 13. April 1987) Herbert. Symbolic Interaction: Perspective and
Method (1969)
Menschen handeln gegenüber Dingen auf der Grundlage der Bedeutungen, die
diese Dinge für sie besitzen.
- Die Bedeutung der Dinge entsteht durch soziale Interaktion.
- Die Bedeutungen werden durch einen Prozess; „den interpretativen Prozess“
verändert, in dem selbstreflexive Individuen symbolisch vermittelt interagieren.
- Menschen erschaffen die Erfahrungswelt in der sie leben.
- Die Bedeutungen dieser Welten sind das Ergebnis von Interaktionen und werden
durch die von den Personen jeweils situativ eingebrachten selbstreflexiven Momente
mitgestaltet.
- Die Interaktion der Personen mit sich selbst ist mit der sozialen Interaktion
verwoben und beeinflusst sie ihrerseits.
- Formierung und Auflösung, Konflikte und Verschmelzungen gemeinsamer
Handlungen konstituieren das soziale Leben der menschlichen Gesellschaft.
- Ein komplexer Interpretationsprozess erzeugt und prägt die Bedeutung der Dinge
für die Menschen.
Die Aktivität der Menschen besteht also laut Blumer darin, „..., dass sie einem
stetigen Fluss von Situationen begegnen, in denen sie handeln müssen, und dass ihr
Handeln auf der Grundlage dessen aufgebaut ist, was sie wahrnehmen, wie sie das
Wahrgenommene einschätzen und interpretieren und welche Art geplanter
Handlungslinien sie entwerfen...".
Herbert Blumer. Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus. In: Arbeitsgruppe
Bielefelder Soziologen (Hrsg.), Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit, Bd. 1,
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973, S.96
vgl. Blumer: drei Prämissen des Handelns:
1. Menschen handeln Dingen gegenüber auf Grund der Bedeutung, die diese Dinge für sie haben.
4
2. Diese Bedeutung entsteht in einem Interaktionsprozess.
3. Die Bedeutung wird von der Person in Auseinandersetzung mit den Dingen selbst interpretiert,
daraufhin entsprechend gehandhabt und geändert.
Blumer, H. Symbolic Interaction: Perspective and Method (1969)
1. Der Handelnde "zeigt" sich selbst die Gegenstände an, auf die er sein Handeln
ausrichtet, er macht sich auf die Dinge selbst aufmerksam, die eine Bedeutung für
ihn haben; dieses "Anzeigen" ist ein internalisierter sozialer Prozess, in dem der
Handelnde mit sich selbst interagiert (Kommunikationsprozess mit sich selbst)
2. Die Interpretation (der Bedeutung des Dings) durch diesen
Kommunikationsprozess ist ein formender, kein automatischer Prozess: Der
Handelnde "sucht [...] die Bedeutungen aus, prüft sie, stellt sie zurück, ordnet sie neu
und formt sie um".
Herbert Blumer. Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus. In: Arbeitsgruppe
Bielefelder Soziologen (Hrsg.), Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit, Bd. 1,
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973, S.103
Menschliches Zusammenleben
Der symbolische Interaktionismus verheißt somit, auch komplexe gesellschaftliche
Vorgänge zumindest theoretisch auf seine jeweils kleinste Einheit, das Individuum,
herunter brechen zu können. Gemeinsames, kollektives Handeln stellt hierbei immer
das Resultat bzw. den Verlauf eines Prozesses gegenseitig interpretierender
Interaktionen dar.
Menschliches Zusammenleben besteht also aus und in dem gegenseitigen
Aufeinander abstimmen der Handlungslinien durch die Beteiligten, wobei der
spezifische Charakter der gemeinsamen Handlungen in der Verbindung eben dieser
selbst begründet und unabhängig von dem ist, was jeweils verbunden oder verknüpft
wird.
Das gemeinsame Handeln, welches Blumer auch als das „verbundene Handeln der
Gesamtheit" (siehe oben) bezeichnet, ist somit immer die Gesamtheit der
Verkettungen / Aufeinanderabstimmungen einzelner Handlungen der Individuen und
somit das Ergebnis einer fortwährend ablaufenden, niemals abgeschlossenen
Entwicklung. Vgl. ebd.
Deutungen
Betrachtet man diejenigen Fälle, in denen das gemeinsame Handeln wiederkehrend
und stabil ist (also gesellschaftlich gefestigte, sich wiederholende Muster
gemeinsamen Handelns), so haben die an der jeweiligen Situation beteiligten
Menschen im Voraus ein Verständnis davon, wie sie und andere handeln wollen und
wahrscheinlich werden. Dieses Verständnis ergibt sich aus den gemeinsamen, schon
5
bestehenden Deutungen dessen, was von der Handlung eines Teilnehmers einer
Situation zu erwarten ist. Aufgrund eben dieses Verständnisses ist jeder Teilnehmer
in der Lage, sein eigenes Verhalten auf der Grundlage dieser Deutungen zu steuern.
Hierbei besteht die Gefahr, Ursache und Wirkung dahingehend zu vertauschen, dass
man zu dem Schluss kommen könnte, es seien die Normen, Regeln, Werte und
Sanktionen welche das Handeln der Menschen determinieren. Und zwar indem sie
vorschreiben, wie Menschen in den unterschiedlichsten Situationen zu handeln
haben.
Jedoch werden laut Blumer die Interaktionen der Teilnehmer einer Situation nicht von
den Werten und Normen determiniert; sondern die Werte und Normen werden erst
durch das kontinuierliche Aushandeln von Bedeutungen in den Interaktionen der
Teilnehmer konstituiert. Vgl. ebd. S. 106
Fazit
Sowohl wiederkehrende, „eingefahrene" Handlungen als auch neue Formen
gemeinsamen Handelns sind also das Ergebnis eines durch Interaktion
angetriebenen Interpretationsprozesses.
Kultur Definition:
William James Durant gibt in seinem Werk (Kulturgeschichte der Menschheit)
folgende populäre Definition. Dieser Kulturbegriff spart prähistorische Kultur aus:
"Kultur ist soziale Ordnung, welche schöpferische Tätigkeiten begünstigt. Vier
Elemente setzen sie zusammen: Wirtschaftliche Vorsorge, politische Organisation,
moralische Traditionen und das Streben nach Wissenschaft und Kunst. Sie beginnt,
wo Chaos und Unsicherheit enden. Neugier und Erfindungsgeist werden frei, wenn
die Angst besiegt ist, und der Mensch schreitet aus natürlichem Antrieb dem
Verständnis und der Verschönerung des Lebens entgegen."
Durant; William James. Kulturgeschichte der Menschheit, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1981. S. 265
Das traditionelle Verständnis von Kultur umschließt den lexikalen Begriff:
Kultur (lat. cultura), Pflege (des Körpers aber primär des Geistes), später im Kontext
mit dem Landbau, aus colere, bebauen, (be)wohnen, pflegen, ehren, (ursprünglich
etwa) emsig beschäftigt sein, ist die Gesamtheit der menschlichen Leistungen.
Sprache, Literatur, Religion und Ethik, Medizin, Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft und
Rechtsprechung.
William James Durant (* 5. November 1885 in North Adams, Massachusetts; † 7. November 1981
6
Wenn also nun die sogenannten Aushandlungsprozesse dafür sorgen, dass wir
gesellschaftlich verabredet Zusammenleben und gemeinsam unser Verhalten
anpassen, dann steht die Frage im Raum, wie kann es dann geschehen, dass es
dennoch immer wieder abweichendes Verhalten gibt und wie lässt sich dies
begrifflich fassen. Der eingangs erwähnte Karrierebegriff ist dabei entscheidend.
Abweichendes Verhalten“: Das Karrierekonzept
Es werden die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Strukturen betrachtet.
Die Strukturen haben Merkmale, unter denen abweichendes Verhalten mehr oder
weniger wahrscheinlich auftritt. Eine Theorie besagte z.B., dass gesellschaftliche
Strukturen, die die Individuen nur schwach einbinden, es eher wahrscheinlich
machen, dass abweichendes Verhalten auftritt. Eine starke Kohäsion macht
abweichendes Verhalten weniger wahrscheinlich. Das bedeutet nun nicht, dass alle
Menschen unter diesen Rahmenbedingungen ein abweichendes Verhalten an den
tag legen, sondern nur, dass ein solches Verhalten eben häufiger auftritt.
Wenn man abweichendes Verhalten speziell als Delinquenz und Kriminalität fasst,
würde diesem Ansatz das Aufgabenfeld der Kriminalprävention in der Sozialen Arbeit
entsprechen. Dort geht es z.B. darum, solche Strukturen in einem Stadtviertel zu
schaffen, dass Kriminalität seltener auftritt.
Betrachtet man soziologisch gesehen das Umfeld der Einzelperson so entspricht
dieser Ansatz eher dem Arbeiten mit Einzelnen, die mit ihrer Lebensgeschichte
kommen und Kontakt zum Hilfesystem haben. Brauchbar ist er z.B. in dem
Arbeitsfeld der Bewährungshilfe.
Wie auch schon in den Interaktionstheorien, von denen Sie einige Muster näher
studiert haben ist hier ein interaktiver Prozess gemeint, der jedem Aushandeln und
auch jeder Entwicklung hin zu etwas, zu Grunde liegt. Die Frage ist: WIE, mit
welchem Prozess, ist jemand abweichend geworden? Der Fachbegriff dafür heißt
„Karriere“. Das Karrierekonzept ist ein Phasenmodell.
In dem Phasenmodell nach Hurelmann beispielsweise gibt es eine Grundannahme:
nämlich die Übergänge zwischen den einzelnen Stufen oder Phasen.
Kinder und besonders Jugendliche werden in diesem Prozeß als „produktiv
realitätsverarbeitende Subjekte“, als „Konstrukteure ihrer eigenen Lebenswelt“ verstanden
(vgl. Hurrelmann, K. (1994): Lebensphase Jugend. (Neuausgabe). Weinheim: Juventa1994, 72).
Vgl. dazu:
http://www.ew2.uni-mannheim.de/team/upload/@Folienblock12_JE.pdf und:
http://www.bsj-marburg.de/PdfDateien/Prof.%20Dr.%20Michael%20Schumann%20Sozialraum%20und%20Biographie.pdf
7
Definition:
Karriere: =
ein in Phasen gegliederter Lebenslauf. Zwischen den Phasen
(Stufen) gibt es Übergänge; auf jeder Stufe werden neue
Ausgangsbedingungen wirksam, die neue Verhaltensweisen
ermöglichen.
Beispiele:
- Beruflicher Aufstieg,
- sozialer Abstieg,
- Krankheits- oder Patienten-Karriere,
- Drogenkarriere
,
Hier geht es um die „Karriere“, wie aus den ersten Anfängen eines abweichenden
Verhaltens eine verfestigte Identität als abweichendes Mitglied der Gesellschaft
geworden ist bzw. wird.
Im Folgenden werden kurze Zitate aus Interviews eingefügt, die im Rahmen von
Hausarbeiten im Schwerpunkt Delinquenz (nach meiner Soziologiekollegin C.
Helfferich mit großem Dank) mit entlassenen Strafgefangenen geführt wurden. Die
Studierenden im 7. Semester hatten die Aufgabe, die „Karriere“ der ehemaligen
Häftlinge nachzuzeichnen.
Wie beginnt eine solche Karriere abweichenden Verhaltens?
Erste Phase: Motivation entsteht
Zunächst einmal ist eine erste Phase dadurch gekennzeichnet, dass es eine
Motivation gibt, Normen zu überschreiten. Ohne eine Motivation passiert Nichts. Die
Gründe dafür, dass eine Person für ein abweichendes Verhalten motiviert ist, können
vielfältig sein, insbesondere bei Jugendlichen. Bei Eigentumsdelikten kann der
Wunsch, etwas Begehrtes zu besitzen eine Rolle spielen, bei Drogen der Reiz des
Verbotenen oder schlicht und einfach Neugier etc. Was auch immer es ist und wie
auch immer diese Motivation erklärt wird – viele, aber nicht alle Jugendliche haben
eine solche Motivation. „Ich brauchte Geld“ - wer hätte das nicht gern? Aber nicht alle
gehen auch den nächsten Schritt und begehen tatsächlich eine strafbare Handlung.
„Es hat mich gereizt“ - warum hat er oder sie dem nachgegeben?
8
Zweite Phase: Aus Motivation wird Handlung: Die Schwelle des „ersten Mals“
wird überwunden
Wer geht, die Motivation und den Nervenkitzel vorausgesetzt - einen Schritt weiter,
wer nicht? Welche Bedingungen sind dafür wichtig? „Ich hatte einen Kollegen und da
ging’s eigentlich los bei mir mit den Drogen, Da habe ich LSD genommen, zum
probieren. Ich hab da zwar schon mit mir gekämpft, ich kann mich noch entsinnen,
mein Freund, mein bester Freund, der hat mich überredet“ (A). C fängt an, in der
„Armeezeit“ zu rauchen und zu trinken und wird später Alkoholiker. „Ja, anfangs habe
ich noch Nein gesagt, aber dann ging’s doch nicht mehr“.
Eine Schwelle muss überwunden werden. Dies gilt dann auch für die Delikte selbst:
„Und meine Eltern hatten so einen Automatenbetrieb und da hab ich immer
mitgekriegt, wie man die Automaten so manipulieren kann“ Bestimmte Bedingungen
sind notwendig, die Schwelle zu überwinden und die Schwellenangst zu nehmen;
diese Bedingungen sind entweder Bedingungen der Situation (Setting) oder der
Person (Set): z.B. Objektive Gelegenheiten, vielleicht die Vermittlung von Freunden,
die Drogen besorgen, das subjektive Gefühl der Unverwundbarkeit - die Kontrollen,
die andere von dem Schritt über die Schwelle abhalten, werden außer Kraft gesetzt.
Dieses erste Mal ist eine manchmal unmerkliche Zäsur, ein kleiner Einschnitt, aber
ein Übergang zu einer neuen Stufe auf der Karriereleiter: Aus der Motivation ist eine
Handlung geworden.
Die dritte Phase: Die Regeln des Metiers werden gelernt, der Freundeskreis
verengt sich auf die deviante Subkultur
Auch hier gilt: manche bleiben beim ersten Mal, dies gilt insbesondere für den
Konsum weicher illegaler Drogen: Der Großteil der Jugendlichen – etwa 90% probiert und lässt es dabei bewenden. Was ist mit denen, die dabei bleiben? A hat so
„Tricks mitgekriegt von den Monteuren... Das hab ich mir abgeguckt und da bin ich
losmarschiert mit meinen Kumpels und haben schon Geld rausgeholt.“ Er
perfektioniert das Geschäft, dehnt es aus, lernt neue Techniken. Parallel geht die
Drogenkarriere weiter: Heroin. Bei B fing es mit Ladendiebstählen an und auch er
„lernte“ die Regeln, was und wie man am Geschicktesten klauen kann - wie ein
„langsamer Prozess des Hineingleitens“ (Hess), wie eine Kette kleiner
Entscheidungen, von denen jede neue, günstigere Voraussetzungen für die nächste,
weitreichendere geschaffen hat. Im Rückblick rekonstruiert, erscheint der Weg oder
Lebenslauf wie ein Schicksal ohne Alternativen, aber wenn man es genauer
betrachtet, sieht man, dass immer wieder kleine Entscheidungen getroffen wurden,
etwas zu tun oder es zu lassen und etwas anderes zu tun. Diese neue Stufe der
Karriere ist für die, die dabeibleiben, nach dem Überwinden der ersten Schwelle vor
9
allem ein Lernen, wie die „Regeln des Metiers“, der technische Seite der Kriminalität
in Analogie zu einem zu erlernenden Handwerk, aussehen und funktionieren: Wie
schützt man sich, was ist riskant, wo wird man geklaute Ware los etc.? Alles dieses
Insider-Wissen muss erst erworben werden. Dazu gehört auch, dass sich bei den
Interviewten der Freundeskreis veränderte und mehr und mehr auf die Drogenszene
verengte.
Eine deviante Subkultur erhält ihre (kollektive) Identität immer im Wechselverhältnis
von interner Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft und der dort vorgenommen
Stigmatisierung der devianten Subkultur (vgl. Becker, H. S., Outsiders. Studies in the
Sociology of Deviance, London 1963 (dt. Übersetzung 1973)S. 204). Auch in der von Norbert
Elias und John Scotson untersuchten Etablierten/Außenseiter-Figuration im
englischen Industrievorort Winston Parva bedingen sich Stigmatisierung und
Gegenstigmatisierung gegenseitig (vgl. ebd. S. 216). Etablierte und Außenseiter sind in
ihren kollektiven Identitäten in einer »Doppelbinderfalle« aneinander gekettet wie Herr
Jan Fuhse: Systeme, Netzwerke, Identitäten. Die Konstitution sozialer Grenzziehungen 12 und Knecht
in Hegels Phänomenologie des Geistes (Elias 1976: 28; 1980: 78ff; Hegel 1807: 132ff).
Die vierte Phase: Die externe Definition „Du bist kriminell“ setzt ein
Den Übergang zu einer weiteren Stufe der Karriere markiert das Auftreten der
Strafverfolgungsorgane. In den Interviews wurde auch gefragt: „Gab es einen Punkt,
wo Du gedacht hast, du hast eine Schwelle überschritten, hast etwas gemacht, was
du nicht machen solltest?“ Drei der vier Befragten bringen diesen Punkt mit der
Strafverfolgung in Verbindung: „Also so einen Punkt gab es schon, aber ich habe nie
damit gerechnet, dass man deswegen gleich so hart verurteilt wird.“ Oder „Klar, das
mit dem Automatenknacken, da war ich schon geschockt - oder das war schon neu
für mich, das mit der Polizei was zu tun haben. Das mit dem Automatenknacken war
mir nicht bewusst, dass das kriminell ist, so richtig bewusst wurde mir das erst im
Knast.“
Der Schock kann durchaus heilsam sein. Junge Menschen, die in geringem Maß
Drogen konsumieren, hören mit dem Konsum durchaus auf, wenn sei mit den
gravierenden Konsequenzen konfrontiert werden. Aber bei denjenigen, bei denen
das Verhalten schon verfestigt ist, führen Polizeikontakte unangenehmer Art eher
dazu, dass sie mehr und nicht weniger konsumieren.
Bis zu dem Zeitpunkt, wo die externe Definition „Das ist kriminell“ einsetzt, wird das
eigene abweichende Verhalten - vor allem im Kontext der Clique – eigentlich nicht für
sehr problematisch gehalten. Schon vorher gibt es in der Geschichte aber
„Verurteilungen“ durch Freunde, Schwierigkeiten mit den Eltern, aber deren Meinung
10
ist nicht unbedingt gefragt. Die neue Qualität dieser Stufe heißt: Ein klares
Bewusstsein davon: Die anderen – und vielleicht andere, die mir wichtig sind, die ich
vielleicht erst noch kennen lerne - sehen in mir einen Kriminellen“. Und die
Erfahrung, dass dies ein Stigma ist, ein Kainsmal, das auf der Stirn klebt. Die
Menschen, die der Person begegnen, entwickeln typische Erwartungen an mich:
Wenn sie wissen, dass ich im Gefängnis war, erwarten sie von mir Negatives, sie
geben mir keine Chance, und ich gerate immer gleich als Erster in Verdacht, wenn
irgendetwas passiert.
Nach dem Knast wirkt der Schock noch nach, “aber irgendwann wird man so
abgehärtet, isch’s einem wirklich scheißegal. Du hast dann auch irgendwann, wenn
du groß keine Beziehungen mehr hast, also draußen jetzt, weißt, weil viele nix mehr
mit dir zu tun haben wollen, des is ja so, weil wenn du ein Kainsmal hast.“ Im Kontakt
mit „Normalos“ soll die Vergangenheit möglichst geheimgehalten werden - wohl
wissend um die Reaktionen, wenn sie bekannt werden. Das größte Problem ist,
dass alle, die von der Vergangenheit erfahren, den Ex-Knacki als Abweichenden und
nicht als potentiell normalen Menschen behandeln. Das Wissen „Der saß im Knast“
erzeugt in den Interaktionssituationen typisierte Erwartungen, d.h. ein Ex-Knacki ist
damit konfrontiert, dass er auf die Rolle des Abgewichenen festgelegt wird.
Was macht er damit? Wie geht es weiter mit der Karriere?
Fünfte Phase: Die Definition „Ich bin kriminell“ wird übernommen und eine
Selbstdefinition und Identität als Krimineller ausgebildet
Hier gibt es eine Möglichkeit, dass die Karriere abbricht: Die Verhaftung und die
Verurteilung ist ein Schock. Die Rolle „Knacki“, die Erwartung von Abweichung –
„einmal geklaut, immer geklaut“- wird zurückgewiesen. Das muss dann zwar auch
erst wieder durchgesetzt werden („Ich bin nicht so, wie ihr denkt“), aber das kann
gerade ein Motiv für einen Neuanfang sein. Was ist mit denen, die dabei bleiben?
Welche Aspekte spielen dabei eine Rolle?
„Hast Du bei den Straftaten mal das Gefühl gehabt, das ist nicht okay, was Du
machst?“ „Irgendwann nimmer, irgendwann verliert man irgendwie - das ist auch
irgendwo mit Clique hat das was zu tun, und irgendwann verlierst du da den Respekt
davor.“ Die, die dabeibleiben und die dauerhaft damit konfrontiert sind, dass sie als
typische Kriminelle in Interaktionen behandelt werden, übernehmen auf Dauer eine
entsprechende Identität. Dann sind sie nicht mehr Menschen mit einer Geschichte,
die verurteilt wurden, oder Menschen, denen das Kriminelle ihres Tuns erst spät zu
Bewusstsein kam, sondern sie “SIND kriminell“, sie haben die Identität „Kriminelle“.
Man sollte das nicht unterschätzen: Es ist besser. ein Krimineller zu sein, als gar
nichts zu sein.
11
Wir können sagen, dass günstige Gelegenheiten vor allem am Anfang der Karriere
eine Rolle spielen. In den späteren Abschnitten der Karriere sind es
Zuschreibungsprozesse und die Übernahme von Zuschreibungen, die eine Rolle
spielen. Die Erklärung von abweichenden Verhalten aus den abweichenden Regeln
in einer besonderen Subkultur heraus ist vor allem für die dritte Phase wichtig. In
manchen Geschichten spielt die eine Phase eine besondere Rolle, dafür wird eine
andere übersprungen, nicht alle Geschichten gelangen bis an den Endpunkt. Immer
gilt: Je weiter der Prozess vorangeschritten ist, desto schwieriger ist es, „abzubiegen“
und „auszusteigen“.
Auch wenn dieses Modell als im Einzelfall nur bedingt zutrifft, so hilft es doch zu
verstehen, wie ein Mensch zu dem Punkt kam, an dem er nun heute ist. Der Ansatz
unterscheidet sich von einem einfachen Ursachendenken:
Einfaches Ursachendenken
Prozessdenken
Es gibt eine Ursache.
Es gibt eine Dynamik, bei der die
Die Ursache kann weit zurückliegen, etwa vorhergehende Phase die
Ausgangsbedingung für die nächste
„eine schlimme Kindheit“.
Phase stellt.
Man kann höchstens von vielen, vielen
kleine Ursachen sprechen.
Ursache und Folge haben einen
Es gibt eine „Logik“, mit der man auf die
statistischen Zusammenhang.
nächste Stufe gelangt: So führt der
Versuch, die Erfahrungen auf einer Stufe
zu bewältigen, zu der nächsten Stufe.
Die Ursache-Wirkungs-Beziehung hat
etwas Mechanisches, fast
Zwangsläufiges.
Auf jeder Stufe gilt es, eine Entscheidung
zu treffen.
So dient das abweichende Verhalten hier dazu, das Denken in Prozessen
beispielhaft vorzuführen. Ein ähnliches Denken in einem Prozess begegnet Ihnen in
Theorien zur Kultur, die ja auch als Prozess zu denken ist, in der Sozialisation, in der
Kommunikation, wie Sie ja bereits gehört hatten.
12
II Thema: „Identität“
In der vierten Stufe des Karrierekonzeptes wird von anderen eine Definition
vorgenommen: Die Person, um die es geht, wird von anderen als kriminell definiert
oder „etikettiert“. In der fünften Stufe übernimmt sie diese Definition als
Selbstdefinition. Das geschieht natürlich nicht von heute auf morgen, sondern als ein
Prozess, in dem sich Erwartungen und Definitionen, die andere an uns herantragen,
sich verschränken mit dem, wie wir uns selbst definieren. Das ist ein Wechselspiel –
im Fachbegriff: Eine Interaktion.
In Erinnerung rufe ich hier noch einmal die Definition von Interaktion
Wechselbeziehung, (mind.) zwei Personen beziehen sich in ihrem Verhalten aufeinander.
A reagiert mit dem, was er/sie sagt oder tut, auf B und B reagiert ebenso auf A.
vgl. Duden Band 5, 4. Auflage 1982, S. 350f
Interaktion muss nicht unbedingt immer die persönliche Begegnung sein. Die
persönliche Begegnung von (mindestens) zwei Menschen gilt aber als
Paradebeispiel einer Interaktionssituation. Interaktionssituation bezeichnen wir die
Situation, wenn wechselseitige Erwartungen an einander gerichtet werden.
Die Interaktion kann als ein Wechselspiel der Stufen vier und fünf gezeichnet
werden:
In der Interaktion werden Erwartungen des/der Anderen gefestigt in dem sie
angenommen werden und man reagiert dann so wie erwartet, oder man lehnt die
Erwartungen ab und ich ändere mein Verhalten, um andere Erwartungen zu wecken,
jedenfalls nicht diese zu bedienen.
Erwartungen
der anderen
Werden
übernommen oder
abgelehnt
Gefestigte/veränderte
Erwartung
Zu denen ich
mich verhalte
13
An diesem Beispiel sieht man anschaulich, was Interaktion bedeutet. Das Beispiel
zur beruflichen Sozialisation zeigte ebenfalls einen „Karriere-Prozess“. Die
Interaktionen waren dabei: Die Praktikantin erfährt Erwartungen des Teams und der
Anleiterin, dann der Klientin. Alle haben hohe Erwartungen an die Praktikantin, was
ihre berufliche Kompetenz angeht. Sie übernimmt diese Erwartungen. Sie wird als
zugehörig zum Komplex der Profession Sozialer Arbeit definiert und schließlich
definiert sie sich selbst als zugehörig.
Auf der fünften Stufe wird das Produkt benannt, das irgendwann im Laufe der Zeit
aus der Interaktion erwächst: die „Identität als kriminell“ oder die „berufliche Identität“.
Identität im sozialen Sinn ist eine Selbstdefinition als Ergebnis eines
Interaktionsprozesses, in dem Erwartungen und Fremddefinitionen erfahren
werden.
Unter Identität (v. lat.: identitas = Wesenseinheit) eines Menschen (oder einer Sache)
wird häufig die Summe der Merkmale verstanden, anhand derer wir uns (sie sich)
von anderen unterscheiden. Diese Identität erlaubt eine eindeutige Identifizierung im
physiologischen Sinne.
Vgl: http://de.wikipedia.org/wiki/Identit%C3%A4t
Die Identität eines Menschen besteht darin, dass - dieser Mensch von anderen
Menschen unterscheidbar ist, und - dieser Mensch als derselbe/dieselbe
identifizierbar bleibt, auch wenn er/sie sich verändert.
Identität entsteht immer innerhalb eines Verhältnisses zwischen dem, was etwas ist
und dem, was es nicht ist. Insbesondere wäre kein Mensch in der Lage, ohne andere
Menschen eine Identität als Mensch zu entwickeln. Denn wir sind auf die Menschen,
die wir nicht sind, angewiesen, um uns von ihnen unterscheiden und zugleich
Mensch sein zu können. Insofern ist unsere persönliche Identität in ihrem Wesen
sozial.
Da Identität auf Unterscheidung beruht und "Unterscheidung" ein Verfahren ist, das
ein Ganzes untergliedert ("scheidet"), kann etwas nur als Teil eines Ganzen
"Identität" erlangen. Daher wird verständlich, weshalb Menschen ihre "Identität" als
bestimmte Menschen in einem Wechselspiel von "Dazugehören" und "Abgrenzen"
entwickeln.
14
Leibniz sagt: „Zwei Dinge sind identisch, wenn alle ihre Eigenschaften identisch
sind.“
Leibnitz, G. W in: DUTENS, LOUIS (1730-1812) Dutens, II. S.277, 755
zum problem der personalen Identität: http://www.jp.philo.at/texte/CuypersS1.pdf
Gottfried Wilhelm Leibniz (* 1. Juli 1646 in Leipzig; † 14. November 1716 in Hannover)
Insbesondere in der kriminologischen Diskussion wurde in den 70er Jahre eine
Theorie entwickelt, die die Prozesse der Fremdetikettierung oder Fremddefinition in
den Mittelpunkt gestellt haben („Labeling“-Theorie; vgl. Becker 1963). Sie beschäftigen
sich mit der Frage, inwieweit Menschen sich (in einem späteren Stadium ihrer
Karriere; in der Übersicht gehören die Labeling-Theorien zu der vierten Stufe)
abweichend verhalten, weil sie als abweichend etikettiert wurden und weil nichts
anderes als abweichendes Verhalten von ihnen erwartet wird.
Damit haben wir einen ersten Zugang zu den beiden Begriffen der Interaktion und
Identität (im soziologischen Sinn) gefunden.
(1) Die Vermittlung von Erwartungen geschieht also immer in einer
Interaktionssituation, in der sie geäußert oder realisiert werden.
Das, so denkt man zuerst, ist ja eigentlich ganz einfach, da wir ja immer und
jederzeit, wenn wir mit Menschen zusammen sind oder mit ihnen Kontakt
haben, interagieren. Doch damit Interaktion und Kommunikation gelingen,
müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Üblicherweise sind sie erfüllt,
aber wenn sie fehlen, merkt man erst ihre Bedeutung.
(2) Beide bringen Erwartungen in eine Interaktionssituation ein. Ich erwarte,
dass Dinge so eintreten, wie es meinem Vorwissen entspricht, wie es meinen
Erfahrungen entspricht oder wie ich es für normal und typisch halte.
Was erwarte ich von meinem Gegenüber, wenn wir essen gehen? Dass sie
mit Messer und Gabel isst. Ich weiß nämlich, dass man das so macht.
Außerdem sagt mir meine Erfahrung mit dieser Person, die ich schon etwas
länger kenne, dass sie sich immer ganz manierlich benimmt und ich erwarte
natürlich, dass die Prozesse weiter so ablaufen wie ich sie kenne und es nicht
einen plötzlichen Bruch gibt. Außerdem ist es eben ganz normal, mit Messer
und Gabel zu essen.
Was es heißt, das Typische zu erwarten wird noch in einem anderen Beispiel
deutlicher: Ich bin mit einer Person verabredet, die ich nicht kenne. Ich habe
als Vorinformation die klassischen Bildzeitungsangaben: Anna B., 42,
wohnsitzlos, also Geschlecht (erkennbar am Namen), Alter und Beruf/
15
Alltagssituation. Ich habe daraufhin bestimmte Vorerwartungen und halte nach
einer Person Ausschau, die diesen Erwartungen entspricht, Wenn ich sie dann
getroffen habe, kann ich vielleicht sagen: Also Sie hätte ich mir ganz anders
vorgestellt. Vorurteil ist ein zu starkes Wort dafür, eher trifft die Bezeichnung
„Vorerwartung“.
Ohne diese Vorerwartungen können wir nicht leben. Sie gehören zu jedem
abstrakten Denken dazu. Abstrakt denken heißt: Sich eine Vorstellung von
einem Ding zu machen, die sich von einer konkreten Erscheinungsform löst.
Ein Spiel verdeutlicht das:
Wenn Sie an die Frage denken: “Nennen Sie bitte ein Werkzeug, Nenne Sie
eine Farbe, eine Blume, einen Baum,
Typisierungen begleiten unser Denken auf allen Wegen.
Fazit ist, dass ich bestimmte Erwartungen in eine Interaktionssituation
einbringe und mein Gegenüber ebenso. Das allein ist aber wenig spannend,
es benennt erst die Ausgangssituation und sagt noch nicht wie es nun zur
Identität kommt.
(3) Ich erfahre in der Interaktionssituation die Reaktion der anderen auf meine
Handlungen, ihre Haltung mir gegenüber und ihre Erwartungen, die sie
einbringen. Ich (I) erfahre mich (Me) damit selbst, ich nehme wahr, wie sie
mich wahrnehmen.
Beispiel: Ein Schüler meldet sich immer wieder im Unterricht. In der Pause sagt ein
Mitschüler abfällig zu ihm: „Du Streber“, oder zu anderen: „Der ist ein Streber“. Die
Reaktionen der Mitschüler machen deutlich, dass er für sie ein Streber ist, sie definieren ihn
als Streber. Die Mitschüler haben die „Typisierung“, dass ein typischer Streber einer ist, der
sich immer meldet. Er gilt nun fortan als Streber und die Mitschüler erwarten auch weiter ein
Verhalten, dass sie aus ihrer Sicht negativ bewerten. Der Schüler hat nun die Rolle eines
Strebers.
Eine typische Situation ist Seminarbeteiligung von Studierenden, da sind die
Schnellen Sprinter, die sofort den Finger heben, auf alles eine passende
Antwort zu haben scheinen und diejenigen, ich bezeichne sie als
Marathonläufer, die lange brauchen, bis sie den Finger heben um dann kurz
etwas mitzuteilen, die einen könnten als Streber, die anderen als Langweiler
wahrgenommen werden, obwohl sie selbst nur eine rege innere Beteiligung
haben, oder sich ihre Worte eben gut überlegen, bevor sie sprechen.
Schweigende sind auch der besonderen Beobachtung ausgesetzt, weil sie ja
kaum verwertbares Material zur Interaktion preisgeben und so sehr zum
16
auslegenden bewertenden Beobachten reizen. Schau mal was sie jetzt wieder
macht, war die nicht grade bei dem oder der DozentIn im Zimmer?
Die Worte „I“ und „Me“ sind hier von Bedeutung. Diese Differenzierung, dass
ein Mensch aus einem „I“ und einem „Me“ besteht, stammt von Georg Herbert
Mead, einem der wichtigsten Vertreter des symbolischen Interaktionismus.
George Herbert Mead (* 27. Februar 1863 in South Hadley, Massachusetts, USA † 26. April
1931 in Chicago, USA)
Mead, Herbert. * Geist, Identität und Gesellschaft aus der Sicht des Sozialbehaviorismus.
Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1968
* Sozialpsychologie. Luchterhand-Verlag, Neuwied 1969
* Gesammelte Aufsätze. 2 Bände. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1980 – 1983
vgl. Harald Wenzel: George Herbert Mead zur Einführung. Junius-Verlag, Hamburg 1990.
Es ist ein Teil meiner Erfahrung von mir selbst, dass ich sehe, wie diese
anderen mich sehen. Sie zeigen mir das in der Interaktion. Eine solche
Konstruktion kann man bilden, weil Menschen sich selbst sehen, sich zu sich
selbst verhalten können. Der grundsätzliche Gedanke ist, dass sich der
Schüler selbst erfährt, indem er erfährt, wie andere ihn sehen. „Indem ich die
Reaktion anderer auf mein Handeln, also deren Haltung mir gegenüber
erfahre, sie verinnerliche oder ‚internalisiere’, vollzieht sich zugleich (…) eine
Selbst-Erfahrung oder Selbst-Konstitution. So wird – als ein Beispiel – dem
Schüler in der reaktion seiner Mitschüler plötzlich klar, dass er als ‚Streber’
wahrgenommen wird: Indem er sich mit den Augen der anderen wahrnimmt,
erfährt er sich als ein „mich“, ein „me“ im Sinn von Mead.“
(Bohnsack 1993, S. 41)
vgl. dazu: Bohnsack, Ralf (1989). Generation, Milieu und Geschlecht. Ergebnisse aus
Gruppendiskussionen mit
Jugendlichen. Opladen: Leske + Budrich.
Vgl. dazu Bohnsack nimmt hier auf das Interaktionsmodell von George Herbert Mead Bezug:
„Wenn (im Sinne von Mead) eine Geste oder Äußerung ihre Signifikanz oder Bedeutung im
Kontext der Reaktionen der anderen Beteiligten erhält, so konstituiert sich also in der Relation
von (empirisch beobachtbarer) Äußerung und (empirisch beobachtbarer) Reaktion eine
(implizite) Regelmäßigkeit, die es dann zu erschließen bzw. zu explizieren gilt“.
Bohnsack, Ralf (2001): Dokumentarische Methode: Theorie und Praxis wissenssoziologischer
Interpretation. In: Hug, Th. (Hg.): Wie kommt Wissenschaft zu Wissen? Bd. 3.
Baltmannsweiler: Schneider, S. 326-345.
Das „Me“ steht für „Mich“ und meint zunächst das Bild, da andere von mir
haben und mir vermitteln. Der Schüler hört, dass andere ihn Streber nennen
und denken: Der ist ein Streber.
Das „I“ das ist das handelnde und wahrnehmende Ich. Das I geht eben nicht in
dem Me auf. Das I kann sich nach dem Me richten, es kann das Bild
17
übernehmen, was in dem Beispiel hieße: „Na gut, ich bin offenbar ein Streber“.
Das I kann das Bild aber auch zurückweisen: „Ich habe das doch ganz anders
gemeint und es geht mir überhaupt nicht darum, in der Schule gut zu sein, es
hat mich bloß das Thema interessiert“ etc.
Die Frage ist, wie zentral oder prägend diese Art der Selbsterfahrung ist: sich
selbst in den Augen anderer zu erfahren. Für Kinder ist diese Art der
Selbsterfahrung bedeutsamer als für Erwachsene. Und bei Erwachsenen
hängt es sehr davon ab, wie wichtig die Person ist, in deren Augen man sich
spiegelt.
(4) Identität wird „ausgehandelt“, indem es dem I gelingt, eine bestimmte
Selbstpräsentation durchzusetzen und die Aspekte des Me, die in
unterschiedlichen Interaktionssituationen erfahren werden, zu integrieren.
Studierende müssen aufgrund der immer wieder neuen Aushandlung eben
nicht warten, bis eine gefestigte Meinung irgendwann einmal erneuert wird.
Die Aushandlung bedeutet, man kann sich neu einbringen und die
Präsentation des sogenannten „Selbst“ mit bestimmen, in dem man die „me“Komponente mit in seine Handlungen einbezieht. Diese eigene Präsentation
des Selbst kann zu neuen Aushandlungsprozessen und zu neuen
Präsentation des Selbst führen. Studierende die sich schnell melden und viel
dsagen beispielsweise können diese Präsentation einbringen als „engagiert,
aber lässig“.
Die Frage ist, ob er diese Präsentation durchsetzen kann gegen die
vorhandenen Definitionen und Erwartungen von Streber.
In der Interaktionssituation ist es so, dass ich auch auf eine bestimmte Art und
Weise anerkannt werden möchte, ich möchte, dass die anderen mich in einer
bestimmten Weise erfahren. Wenn mir dies gelingt und ich dies aus den
Reaktionen der anderen spüre, dann stärkt sich sein Selbstbild, meine
Identität. Wenn mir diese Anerkennung aber dauerhaft versagt bleibt, muss ich
mich entweder gegen diese Erfahrungen von Reaktionen, die nicht so sind,
wie ich sie mir wünsche, die also meine Präsentation nicht anerkennen,
immun machen, mir andere suchen, die diese Selbstpräsentation anerkennen,
oder ich muss mein Selbstbild irgendwann ändern: Vielleicht bin ich doch ein
Streber? Langweiler, etc.
Viele Selbstzweifel insbesondere bei Jugendlichen lassen sich in diesem
Zusammenspiel der Fragen von: Wer möchte ich sein – als was möchte ich
18
dass die anderen mich sehen? erklären. gerade in diesem Alter geht es
gerade um die Frage „wer bin ich?“ und darum auszuprobieren, wie andere
auf Inszenierungen von Selbst reagieren. Aber es gilt auch für höheres Alter.
Einer der schwierigsten Punkte ist es, zu erfahren, dass die anderen die
gewünschte Identität als eine oder einer, die sich selbst achten kann,
versagen und die Selbsterfahrung vermitteln, dass man in den Augen der
anderen eben ein Versager ist.
Ein Beispiel für eine Figur, die beharrlich an ihrer Selbstpräsentation festhält,
ist Don Quixotte. Er ist der Ritter. Er schirmt sich dagegen ab wahrzunehmen,
dass die anderen ihn nicht als Ritter, sondern als Spinner sehen. Wir würden
dieses Beispiel aber nicht als alltagstypisch einschätzen.
(5) Als „Aushandlung“ wird dies auch deshalb bezeichnet, weil zwei daran
beteiligt sind, die beide eine Selbstpräsentation einbringen, die sie bestätigt
bekommen möchten. Beide haben zugleich den Part, die Präsentation des
Anderen anerkennen oder zurückweisen zu können.
Es wird aus diesem Grund auch der Begriff verwendet, dass Identität
ausgehandelt wird. Es ist ein Handel: Als was zeige ich mich? Was erfahre
ich, wie die anderen mich sehen? Wie kann ich sei dazu bringen, dass sie
mich als das anerkennen, als was ich anerkannt werden möchte? Können wir
uns einigen in dem Sinn, dass ich deine Präsentation anerkenne und du
meine? Das beinhaltet auch eine Offenheit: Mein Gegenüber B geht vielleicht
mit einer Vorerwartung in die Situation hinein, aber ich habe die Chance, diese
Vorerwartung zu verändern.
(6) Die Chancen zur Durchsetzung der eigenen Präsentation hängen ab von der
(sozialen) Macht in der Interaktionssituation.
An dieser Stelle stellt sich wieder die Frage der Definitionsmacht. Eine
klassische Situation bei männlichen Jugendlichen ist die Frage, ob sie ihre
Präsentation als Mann durchsetzen können oder ob ihnen Männlichkeit
abgesprochen wird. Ob eine Person in einer Situation ihre Definition und ihre
Erwartungen durchsetzen kann, ist eine Frage der Macht. Wenn der Junge in
einer Interaktionssituation Macht hat, kann er von den anderen die
Anerkennung seiner Präsentation verlangen. Wenn der andere die Macht hat,
kann er die Anerkennung gnadenlos verweigern. Immer wieder kommen wir
bei der Identitätsbildung auf die Frage der Macht in der Interaktion zurück,
also einem sozialen Aspekt, der Interaktion strukturiert.
19
Das Beispiel habe ich nicht zufällig gewählt. Das, was hier diskutiert wird,
sollte auch der Rahmen sein, in dem die Bedeutung von Mann, Frau,
Mädchen, Junge zu sehen und zu analysieren ist. Üblicherweise wird –
insbesondere in der psychologischen Tradition – von Geschlechtsrollen und
Geschlechtsrollenerwartungen gesprochen, aber das lässt den Aspekt der
Identität, die sich in der Interaktion bildet, außen vor.
Nehmen wir als Beispiel: Verhalten von jugendliche Mädchen und Jungen
bedeutet häufig die Präsentation von bestimmten Weiblichkeiten oder
Männlichkeiten, von der sie möchten, dass das Gegenüber sie anerkennt.
Ausprobieren, daraus lernen, als zugehörig z.B. zum Kreis erwachsener
Männer behandelt werden, sich selbst zugehörig fühlen – hier finden wir
wieder die Elemente des „Karriereprozesses“, nur steht am Ende nicht
abweichende oder professionelle Identität, sondern Identität als Frau oder
Mann. Das Konzept beinhaltet, dass Frauen sich auch als „männlich“
präsentieren können und in der Interaktion „männliche“ Züge anerkannt
bekommen möchten; umgekehrt können Männer versuchen, in der Interaktion
eine „weibliche“ Facette ihrer Identität durchzusetzen.
Wenn Sie diese Überlegungen nachvollziehen wollen, können Se einfach
Gespräche von jugendlichen Mädchen und Jungen darauf hin abklopfen, wo
und wie sie in der Interaktion etwas präsentieren, etwas anerkannt bekommen
möchten, wo sie umgekehrt beim gegenüber etwas anerkennen oder
zurückweisen und schließlich wie sie mit den Reaktionen umgehen und sie in
ihre Identität, die sich heraus bildet, einbauen.
Kehren wir noch einmal zurück zu unserem Ausgangspunkt, der Wahrnehmung. In
unserem kleinen Beispiel stehen sich zwei als Persönlichkeiten und auch als kleine
Identitäten auszumachende Farbfelder gegenüber. Die gegenseitige Beeinflussung
und die Präsentation ihrer Eigenschaften, als Beispiel sei hier das Milka Lila (Violett)
genannt lassen es aber noch nicht zu, dass Sie den unterschiedlich wirkenden
Farben eine unterschiedliche Identität zubilligen. Ihre Vorprägung, ihr Wissen über
den Kontext und die - mit aller Vorsicht gesprochen - Macht der Präsentation (z.B.
Werbung, oder tägliches Einkaufserlebnis) lässt eine Neuorientierung momentan
nicht zu. Sie werden sich in den nun folgenden Seminarveranstaltungen mit je
eigenen Teilaspekten der in den letzten drei Vorlesungen erörterten Teilaspekten
eingehender beschäftigen.
Jugendkultur als Kommunikationskultur, Kultur als sich ständig weiterentwickelnder
20
Prozess in der Betrachtung und in den Kulturerkundungen. Sie sehen die rezeptive
Wahrnehmung von und durch Medien in der Medienpädagogik, und die
Auseinandersetzung der Gestaltung und partizipierenden Betrachtung neuer Medien
(kein Vorwissen nötig) und den aus Interaktionen gewonnenen kulturellen
Gegebenheiten in Ritualen und Mythen der Kulturgeschichte.
Und mit Maybritt Illner wünsche ich Ihnen dabei viel Spaß beim Vermehren der
gewonnene Einsichten.
Verteilen der Milka Schokolade
Literatur zu abweichendem Verhalten:
Grohall, K.-H. (2000): Soziologie des abweichenden Verhaltens und der sozialen Kontrolle. In:
Biermann, B. et al. (Hg.): Soziologie, gesellschaftliche Probleme und sozialberufliches Handeln.
Neuwied/Kriftel: Luchterhand, 151-200; Giddens, A. (1995): Soziologie, Graz: Nauser & Nauser, Kap.
5: Konformität und Devianz
Zu den einzelnen soziologischen Theorien: G. Albrecht (1993): Jugend, Recht und Kriminalität. In: H.H. Krüger (Hg.): Handbuch der Jugendforschung. Opladen: Leske+Budrich, 495-525, insbes. 503-520;
Klassiker: E. Durkheim (1974): Kriminalität als normales Phänomen. In: F. Sack, R. König (Hg.):
Kriminalsoziologie. Frankfurt/M., 3-8; H. Hess (1978): Das Karriere-Modell und die Karriere von
Modellen. In: H. Hess, H.U. Störzer, F. Streng (Hg.): Sexualität und soziale Kontrolle. Beiträge zur
Sexualkriminologie. Heidelberg: Kriminalistik Verlag, 1-30.
Literatur zu Identität/symbolischem Interaktionismus
Bohnsack, R. (1993): Interaktion und Kommunikation. In: Korte, H., Schäfers, B. (Hrsg.): Einführung in
Hauptbegriffe der Soziologie, Opladen: Leske+Budrich, 35-59.
Weitere Aspekte in Giddens, A. (1995): Soziologie in dem lesenswerten Kapitel „Soziale Interaktion
und Alltagsleben“ (in der Bibliothek vorhanden);
A. Treibel (1993): Einführung in soziologische Theorie der Gegenwart. Opladen: Leske+Budrich; hier
Kap. VI: Das interpretative Programm – Symbolischer Interaktionismus und Phänomenologie,
Herbert Blumer, Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus. In: Arbeitsgruppe
Bielefelder Soziologen (Hrsg.), Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit, Bd. 1,
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973 107-152.
Literatur Interaktion
Akenda, Jean C Kulturelle Identität und interkulturelle Kommunikation Zur Problematik des
ethischen Universalismus im Zeitalter der Globalisierung (IKO)
Alfred Schobert, Siegfried Jäger (Hg.) (2004). Mythos Identität. Fiktion mit Folgen.
(international angelegter Überblick über Nationen- und Identitätenbildung)
Becker, Howard S. Aussenseiter - Zur Soziologie abweichenden Verhaltens, Frankfurt a.M.,
1973.
Blumer, Herbert. Symbolic Interaction: Perspective and Method (1969)
Bohnsack, R. (1993): Interaktion und Kommunikation. In: Korte, H., Schäfers, B. (Hrsg.):
Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, Opladen: Leske+Budrich, 35-59. Weitere
Aspekte in Giddens, A. (1995):
Bormann, Regina; Raum, Zeit, Identität. Sozialtheoretische Verortung kultureller Prozesse.
Forschung Bd.115 Soziologie 2001 VS Verlag
21
Brecht, Christoph / Fink, Wolfgang (Hrsg.): "Unvollständig, krank und halb?" Zur Archäologie
moderner Identität. Bielefeld: Aisthesis 1996
Castells, Manuel. Das Informationszeitalter, Teil I. Die Netzwerkgesellschaft. VS Verlag für
Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Leverkusen 2001
Das Karriere-Modell und die Karriere von Modellen. In: H. Hess, H.U. Störzer, F. Streng
(Hg.): Sexualität und soziale Kontrolle. Beiträge zur Sexualkriminologie. Heidelberg:
Kriminalistik Verlag, 1-30.
Diaz-Bone, Rainer; Kulturwelt, Diskurs und Lebensstil. Eine diskurstheoretische Erweiterung
der bourdieuschen Distinktionstheorie. Diss.. Forschung Bd.164 Soziologie 2002 VS Verlag
Die Gesellschaft und ihr Raum. Krämer-Badoni, Thomas / Kuhm, Klaus (Hrsg.). Raum als
Gegenstand der Soziologie Aus der Reihe: Stadt, Raum und Gesellschaft Bd. 21 2003. VS
Verlag für Sozialwissenschaften 2003.
Drechsel, Paul / Schmidt, Bettina / Göln, Bernhard Kultur im Zeitalter der Globalisierung
Von Identität zu Differenzen (IKO)
Durant, William James. Kulturgeschichte der Menschheit, übers. Böhmer, Martin. Frankfurt/M. : Haag und Herchen, 1985
Böhmer, Martin. - Frankfurt/M. : Haag und Herchen, 1985
Dülmen, Richard van (Hrsg.) (2001). Entdeckung des Ich: Die Geschichte der
Individualisierung vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Köln: Böhlau.
E. Durkheim (1974): Kriminalität als normales Phänomen. In: F. Sack, R. König (Hg.):
Kriminalsoziologie. Frankfurt/M., 3-8; H. Hess (1978):
Esser, Hartmut. Soziologie, Spezielle Grundlagen. Bd.6 Sinn und Kultur. Studienausg. XVI,
2001 Campus Verlag
Frey, Hans-Peter (Hrsg.) (1987). Identität. Entwicklungen psychologischer und
soziologischer Forschung. Stuttgart: Enke.
Fromm, Erich. Die Pathologie der Normalität – Zur Wissenschaft vom Menschen, Heyne
Verlag
G. Albrecht (1993): Jugend, Recht und Kriminalität. In: H.-H. Krüger (Hg.): Handbuch der
Jugendforschung. Opladen: Leske+Budrich, 495-525, insbes. 503-520;
Gebhardt, Winfried:"Vielfältiges Bemühen. Zum Stand kultursoziologischer Forschung im
deutschsprachigen Raum". In: Orth / Schwietring / Weiß (Hg.): "Soziologische Forschung.
Stand und Perspektiven. Ein Handbuch". Opladen: Leske + Budrich 2003
(vgl. auch http://www.uni-koblenz.de/~instso/kuso-dgs/debatte/index.htm)
Gerhards, Jürgen."Die Moderne und ihre Vornamen. Eine Einladung in die Kultursoziologie."
Wiesbaden 2003
Grohall, K.-H. (2000): Soziologie des abweichenden Verhaltens und der sozialen Kontrolle.
In: Biermann, B. et al. (Hg.): Soziologie, gesellschaftliche Probleme und sozialberufliches
Handeln. Neuwied/Kriftel: Luchterhand, 151-200; Giddens, A. (1995): Soziologie, Graz:
Nauser & Nauser, Kap. 5: Konformität und Devianz
Gurjewitsch, Aaron J. (1994). Das Individuum im europäischen Mittelalter. München: C. H.
Beck.
Habermas, Jürgen: Individuierung durch Vergesellschaftung: Zu George Herbert Meads
Theorie der Subjektivität, in: ders.: Nachmetaphysisches Denken, Frankfurt 1988, S. 187241.
Heinz Abels, Interaktion, Identität, Repräsentation. Kleine Einführung in interprative Theorien
der Soziologie. 3.Auflage. Wiesbaden 2004: VS Verlag
Herbert Blumer, Der methodologische Standort des symbolischen Interaktionismus. In:
Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hrsg.), Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche
Wirklichkeit, Bd. 1, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973
Jung, Thomas. Geschichte der modernen Kulturtheorie. Die Soziologie. IX, 1999
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Knoblauch, Hubert; Kommunikationskultur. Die kommunikative Konstruktion kultureller
Kontexte. Materiale Soziologie Bd.5 XI, 1995 Gruyter.
Köhler, Thomas Das Selbst im Netz. Die Konstruktion sozialer Identität in der
computervermittelten Kommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften 2003.
22
Länger, Carolin. Im Spiegel von Blindheit. Eine Kultursoziologie des Sehsinnes. Qualitative
Soziologie Bd.4 VII, 2002 Lucius & Lucius
Magiros, Angelika: Kritik der Identität. "Bio-Macht" und "Dialektik der Aufklärung". Zur
Analyse (post-)moderner Fremdenfeindlichkeit - Werkzeuge gegen Fremdenabwehr und
(Neo-)Rassismus. 2004.
Makropoulos Michael: "Aspekte massenkultureller Vergesellschaftung", in: Mittelweg 36, 13.
Jg., H. 1, 2004
Parsons, Talcott: Zur Theorie der sozialen Interaktionsmedien / Talcott Parsons. Hrsg. u.
eingel. von Stefan Jensen. - Opladen : Westdeutscher Verlag, 1980 (dt.) ; (Studienbücher
zur Sozialwissenschaft ; Bd. 39)
Rehberg, Karl-Siegbert: Kultur versus Gesellschaft? Anmerkungen zu einer Streitfrage in der
deutschen Soziologie. in: Friedhelm Neidhardt/ M. Rainer Lepsius/ Johannes Weiß (Hg.):
Kultur und Gesellschaft. Sonderheft 27, 1986
Reutlinger, Christian Jugend, Stadt und Raum. Sozialgeographische Grundlagen einer
Sozialpädagogik des Jugendalters Aus der Reihe: Stadtforschung aktuell Bd. 93 2003.
Verlag für Sozialwissenschaften 2003.
Schubert, Herbert Städtischer Raum und Verhalten. Zu einer integrierten Theorie des
öffentlichen Raumes 2000. VS Verlag für Sozialwissenschaften 2000.
Schulze, Gerhard. Erlebnisgesellschaft, Die. Kultursoziologie der Gegenwart.. Frankfurt/Main
2005.
Soziale Arbeit im öffentlichen Raum. Soziale Gerechtigkeit in der Gestaltung des Sozialen,
Thole, Werner / Cloos, Peter / Ortmann, Friedrich / Strutwolf, Volkhardt (Hrsg.) Verlag für
Sozialwissenschaften 2005.
Soziologie in dem lesenswerten Kapitel „Soziale Interaktion und Alltagsleben“ (in der
Bibliothek vorhanden); A. Treibel (1993): Einführung in soziologische Theorie der
Gegenwart. Opladen: Leske+Budrich; hier Kap. VI: Das interpretative Programm –
Symbolischer Interaktionismus und Phänomenologie, 107-152.
Tenbruck, Friedrich: "Repräsentative Kultur", in: Hans Haferkamp (hrsg.): Sozialstruktur und
Kultur, Frankfurt/M. 1990,
Thurn, Hans Peter: "Kultursoziologie. Zur Begriffsgeschichte der Disziplin". in: KZfSS 1979
von Fürstenberg, Friedrich; Wunschwelten und Systemzwänge. Handlungsorientierungen im
Kulturzusammenhang. Soziologie: Forschung und Wissenschaft Bd.13. 2004 Lit
Winter, Reiner.: Kultursoziologie. In: Ansgar Nünning (Hg.): Konzepte der
Kulturwissenschaften. Stuttgart: Metzler 2003
Herunterladen