Christa Steenweg-Pollok Bereits vor Abschluss ihres Abiturs stand ihr Traumberuf fest: Hebamme wollte sie werden! Diesen Entschluss fasste Christa Steenweg 1985, als ihr Neffe Christian im Krankenhaus das Licht der Welt erblickte. Für diesen Traumberuf machte das junge Mädchen sogar einen beruflichen Schlenker, denn nach dem Abitur 1989 in Ochtrup begann sie zunächst eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester. Der Grund: Ihr konnte aufgrund der großen Nachfrage kein Ausbildungsplatz an der HebammenSchule in Niedersachsen angeboten werden. Als Anwärterin wurde sie zunächst auf die Warteliste gesetzt. Erst 1990 war es soweit: Christa Steenweg bekam einen Ausbildungsplatz als Hebamme an der Nordstadtklinik in Hannover zugesprochen. Es versteht sich von selbst – 1993 schloss Christa die Ausbildung erfolgreich ab. 850 Babys geholfen, wohlbehütet auf die Welt zu kommen Foto: privat Aus heutiger Sicht, und mit ihrem enormen Erfahrungsschatz aus verschiedenen Kreißsälen ausgestattet, hat Christa Steenweg 850 Babys geholfen, ohne Komplikationen und wohl behütet auf die Welt zu kommen. Eine Zahl, auf die sie als Hebamme besonders stolz sei. Gleichzeitig habe sie durch ihre fachgerechte und umsichtige Tätigkeit den jungen Müttern ein absolutes Gefühl von medizinischer Sicherheit und persönlicher Geborgenheit nachhaltig vermitteln können. „Meine Freude ist immer sehr groß, wenn ich dann von den Müttern einen Dankesbrief mit einem Foto des Babys erhalte. Oft sehe ich dann auf einem Blatt den Hand- oder Fußabdruck des Neugeborenen – das ist eine bleibende Erinnerung an schöne Momente im Berufsleben“, so Steenweg. In ihrer persönlichen Betreuung haben sich rund 600 schwangere Frauen befunden, von der Vorsorge, über die Geburt bis hin zur Nachsorge. „In der Regel bleibe ich mit den Müttern und den Kindern noch zwei Jahre nach der Geburt in Kontakt“, merkt die passionierte Hebamme an. „Ich erhalte dadurch einen sehr guten Einblick in die Familie.“ Den jungen Müttern gebe sie auch Ratschläge bezüglich eines Kindergartenplatzes, des Erziehungsgeldes oder des weiteren Vorgehens gegenüber dem Arbeitgeber. Seit 2011 ist Christa Steenweg als freiberufliche Hebamme in der Gynäkologischen Praxis Dr. Merzenich in Köln-Bayenthal im Bereich der Vor- und Nachsorge tätig. Ihr Wirkungskreis als Hebamme umspannt den Rhein-Sieg-Kreis, den Rheinisch-Bergischen Kreis, den Oberbergischen Kreis sowie die Domstadt Köln. Per anno betreut Christa Steenweg um die 80 schwangere Frauen ab der 16. Woche sowie nach der Geburt noch sechs bis acht weitere Wochen. Angeboten werden u.a. Geburtsvorbereitung als Einstimmung auf die bevorstehende Geburt, Akupunktur bei unterschiedlichen Beschwerden, Babymassage mit den Schwerpunkten Berühren, Streicheln und Massieren, Stillberatung, Rückbildungsgymnastik und Meridian-Energie-Technik (MET). Bei der MET werden durch einfaches, mechanisches Beklopfen von Meridianpunkten Blockaden im Körper dauerhaft aufgelöst. Alle Kurse werden in den Kölner Praxisräumen für die Frauen offeriert, wobei deren Partner an bestimmten Tagen mit anwesend sein können. Fünf Babys wurden innerhalb von einer Stunde geboren Rückblick: Nach der Hebammen-Ausbildung führte der private Weg von Christa Steenweg in die Domstadt Köln. Ausschlaggebend für diesen Ortswechsel war ihr Freund Wilfried Pollok, der später ihr Ehemann wurde. Ab 1993 war die junge Hebamme im Krankenhaus der Augustinerinnen in der Kölner-Südstadt angestellt. In der Retrospektive verdeutlicht Steenweg, hier „eine sehr erfolgreiche Arbeit als Hebamme im Kreißsaal erlebt“ zu haben. Soll heißen: Die Arbeitsbedingungen und die häusliche Atmosphäre bei den „Augustinerinnen“ waren stimmig, der tägliche medizinische und menschliche Gedankenaustausch war prägend für das Berufsbild. Nicht unerwähnt lässt Steenweg, als Hebamme im Kreißsaal von den täglichen Erfahrungen bei Geburten für den eigenen beruflichen Abschnitt zu zehren. Die Verantwortung für Schwangere und deren gerade geborenen Kinder sei riesengroß, zumal Geburten nicht nach einem festgesetzten Zeitplan erfolgen. Nach der Geburt ihrer eigenen Kinder Niklas und Maya nahm Christa Steenweg zunächst Erziehungsurlaub. Von 2002 bis 2005 war sie als freiberufliche Beleg-Hebamme im Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach wieder aktiv und arbeitete im Bereich der Geburtshilfe. Dem schlossen sich zwei Jahre an, allerdings ohne Tätigkeit in der Geburtshilfe. Ein erneuter Wechsel wurde 2007 vollzogen, als Steenweg als Hebamme in die Baby Galerie des Kreiskrankenhauses 1 Gummersbach in das Angestelltenverhältnis wechselte. Sie erinnert sich: Es waren drei Kreißsäle vorhanden. Ich befand mich mit einer Kollegin im Nachtdienst. Neun Geburten standen an. Und dann passierte es: Fünf Babys wurden innerhalb von einer Stunde geboren – und wir waren beide allein. Wir rannten von Kreißsaal zu Kreißsaal, aber wir haben es geschafft. Es versteht sich von selbst: Die Aufräumarbeiten werden natürlich von den Hebammen abgewickelt! Und genau hier geschah es 2010: Steenweg, die engagierte Hebamme erkannte, unter derartigen Arbeitsbedingungen nicht auf Dauer arbeiten zu können. Im Gespräch verriet sie sehr wenig. Dennoch: Das oft zitierte gespannte Verhältnis zwischen Ärzten und Hebammen sei ein gravierender Grund für sie gewesen, ihr berufliches Arbeitsverhältnis zu überdenken. Für Hebammen, so formuliert sie, sei es immer wichtig gewesen: Eine Hebamme MUSS im Kreißsaal sein, ein Arzt nicht unbedingt! Ihr Entschluss war folgerichtig: Seit 2011 arbeitet Christa Steenweg wieder als freiberufliche Hebamme in einer Kölner Praxis. Mit Christa Steenweg-Pollok im Gespräch: Ist der Kaiserschnitt bei vielen Frauen eine „Modeerscheinung“? Manche wünschen sich diesen, damit das Kind am Tag-X auf die Welt kommt. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) läge die Geburtenrate durch Kaiserschnitt zwischen 5 und 18 Prozent der Frauen weltweit; in der Volksrepublik China betrügen diese Art von Operationen sogar 50 Prozent. In Deutschland belaufe sich der Schnitt auf fast 30 Prozent; Tendenz steigend. Die WHO berichte somit von fast 20 Millionen Geburten durch Kaiserschnitt per anno weltweit. Ich meine, den Frauen entgeht dabei ein prägendes Gefühl für eine Schwangerschaft - und somit würde ich davon abraten. Leben Kinder, die mit Kaiserschnitt geboren worden sind, anders? Hierüber lägen Studien vor, wonach diese Kinder im späteren Leben es schwer gehabt hätten, gewisse Entscheidungen für sich zu treffen. Ich weiß aus meiner Erfahrung, dass Frauen den Wunsch nach einem Kaiserschnitt nachträglich nicht mehr begehrten. Außerdem seien, so die WHO, bei diesen Kindern die Darmflora eine andere, als bei denen, die normal auf die Welt kamen. Daraus ergäben sich später häufig Allergierisiken. Erleben Sie bei einer Geburt auch viel Stress und Hektik? Foto: privat Eine sich über 30 Stunden hinziehende Geburt habe ich mehrmals mit Schwangeren gemeinsam durchgemacht. Wir starteten im Frühdienst und bei meinem folgenden Frühdienst kam das Baby auf die Welt. Kinder kommen dann, wenn sie es wollen! Haben Sie als Hebamme besondere Akzente gesetzt? Bei meiner Betreuung habe ich stets die Aroma-Therapie angewendet, soll heißen, duftende Öle trugen zur Beruhigung der Schwangeren bei. Auch die Nutzung warmer Bäder habe ich empfohlen. Seit 2002 habe ich auch Akupunktur an den Beinen eingesetzt, was zu einer Verkürzung der Wehen um bis zu zwei Stunden führte. Zur Person Christa Steenweg wurde am 29. April 1969 in Bad Bentheim geboren. Sie hat noch vier Schwestern, die alle einen sozialen Beruf gewählt haben. Ihr Bruder ist als Journalist tätig. Sie ist mit Wilfried Pollok seit dem 19. Mai 1995 verheiratet. Das Ehepaar hat zwei Kinder, Niklas (1996) und Maya (1999). Hebammenpraxis Marialinden 51491 Overath-Marialinden ● Lombachstraße 35 Telefon: 02206-867659 www.hebamme-overath.de ● E-Mail: [email protected] 2