7810 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 84. Sitzung. Berlin, Donnerstag, den 27. Januar 2000 Monika Ganseforth (A) dert wurde. Wir haben viel nachzuholen. Schaffen wir skandinavische Verhältnisse, was das angeht! Das nützt der Ozonschicht und das nützt dem Klima. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS) Als problematisch erweist sich in diesem Zusammenhang, dass die Mehrheit der Ärzte am Umweltschutz kaum interessiert ist und nicht so sehr viel darüber weiß. Wir brauchen für diese Umstellung die Mitwirkung der Ärzteschaft. Wir brauchen die Patientinnen und Patienten, die Apothekerinnen und Apotheker. (Walter Hirche [F.D.P.]: Das ist eine Diffamierung der Ärzte! Sie diffamieren eine Berufsgruppe!) – Es gibt eine kleine Gruppe engagierter Ärzte, aber die Mehrzahl der Ärzte – ich habe es nur einschränkend gesagt – legt auf Umweltschutz keinen besonderen Wert. Das liegt ihnen fern. (Walter Hirche [F.D.P.]: Sie diffamieren sie und wollen hinterher den Dialog! So kommt man nicht weiter!) – Ein besonderes Ärgernis möchte ich zum Schluss ansprechen, Herr Hirche. Da brauchen Sie sich gar nicht aufzuregen. Das Gesundheitsministerium ist bei diesem Thema der Adressat. Ich bin sehr froh, Frau Nickels, dass Sie hier sind. Frau Flach hat vorhin das Thema schon einmal (B) angesprochen. Ich wollte es gar nicht mehr erwähnen, nachdem sich Herr Hirche so aufgeregt hat. Während es in Deutschland mit Beginn dieses Jahres endlich keine Neuzulassungen FCKW-haltiger Dosieraerosole mehr gibt – das ist jetzt ausgelaufen –, werden verstärkt Nachahmepräparate, also Generika, in der Atemwegs- therapie eingesetzt. Diese sind dann wieder FCKWgetrieben. Die Ursache ist das Arzneimittelsparprogramm, denn die Generika sind erheblich preiswerter als die Pulverinhalatoren. Das führt dazu, dass das, was möglich wäre und was es inzwischen gibt, zu wenig eingesetzt wird. (Walter Hirche [F.D.P.]: Dank Ihrer Gesundheitsreform!) Die Budgetierung bevorzugt die Generika. Da müsste man aus der Sicht des Ausstiegs aus der FCKWVerwendung etwas machen. Es muss schnell eine Lösung in dieser Richtung gefunden werden. (Walter Hirche [F.D.P.]: Machen Sie doch mal!) Der Antrag, den wir heute beschließen, beseitigt eine Altlast, bringt einen Fortschritt, ist aber gleichzeitig eine Aufforderung zum schnellen Handeln. Schönen Dank. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Wir sind gespannt!) SEITE ZURÜCK Vizepräsident Rudolf Seiters: Ich gebe das Wort (C) der Kollegin Marie-Luise Dött für die CDU/CSUFraktion. Marie-Luise Dött (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Mensch verändert vor allem durch seine industrielle Tätigkeit weltweit die Atmosphäre und damit das Klima, und zwar durch den Ausstoß von Gasen und Aerosolen. Die rund 250 Kilometer dicke Ionosphäre – das ist die äußerste Schicht der Atmosphäre – wird alle fünf Jahre um etwa einen Kilometer dünner. Zu diesem Ergebnis kamen 1998 Wissenschaftler des „British Antarctic Survey“, die Daten der letzten 38 Jahre ausgewertet haben. Ursache ist der Treibhauseffekt. Doch ohne den natürlichen Treibhauseffekt des Wasserdampfes und des Kohlendioxids wäre es auf der Erde um etwa 30 Grad kälter. In unserer Verantwortung liegt der vom Menschen zusätzlich verursachte Treibhauseffekt, der zu 50 Prozent auf Kohlendioxid aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdöl und Erdgas (Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Auto!) und zu 25 Prozent auf FCKW und ähnlichen Gasen beruht. Zielsetzung muss sein, die Ozonschicht zu schützen. (Beifall bei der CDU/CSU) Gerade deshalb ist das Zustandekommen des Montrealer Protokolls zum Schutz der Ozonschicht, das am 16. Sep- (D) tember 1987 unterzeichnet worden ist, von ganz besonderer Bedeutung. (Monika Ganseforth [SPD]: Vor 13 Jahren!) Denn hier einigte sich die Völkergemeinschaft darüber, die Produktion der Fluorkohlenwasserstoffe einzuschränken und stufenweise auslaufen zu lassen. Der ehemalige CDU-Umweltminister Töpfer hat in dieser Thematik eine federführende Rolle gespielt. (Zuruf von der SPD: Den müssen Sie heute mal hören!) Was das ozonschädigende FCKW angeht, stehen wir heute vor dem letzten Schritt, nämlich die Ausnahmegenehmigungen zur Herstellung und Nutzung FCKWhaltiger Dosierzerstäuber für Industrieländer zu beenden. Um Patienten, die auf bronchialerweiternde und entzündungshemmende Arzneistoffe mit FCKWhaltigen Dosierzerstäubern angewiesen waren, nicht zu gefährden, ist ursprünglich ein Sonderfahrplan für den Ausstieg beschlossen worden, der im Jahr 2003 ausläuft. Alle Beteiligten, Industrie, pharmazeutische Wissenschaft, Ärzte, Apotheker und Pflegepersonal, sind in Deutschland schon längst in diesen Prozess der Vermeidung von FCKW-haltigen Dosierzerstäubern eingebunden und tragen dazu bei, dass die Behandlung von Atemwegserkrankungen zunehmend mit umweltfreundlichen Alternativpräparaten durchgeführt wird. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) SEITE VOR