Lehrstuhl B fr Mechanik Reibste in Mehrkrpersystemen Michael Beitelschmidt Vollstndiger Abdruck der von der Fakultt fr Maschinenwesen der Technischen Universitt Mnchen zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktor-Ingenieurs genehmigten Dissertation. Vorsitzender: Univ.-Prof. Dr.-Ing. U. Lindemann Prfer der Dissertation: 1. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. F. Pfeier 2. Univ.-Prof. Dr.-Ing. B.-R. H hn Die Dissertation wurde am 16.6.1998 bei der Technischen Universitt Mnchen eingereicht und durch die Fakultt fr Maschinenwesen am 26.10.1998 angenommen. III Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand whrend meiner Zeit als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl B fr Mechanik an der Technischen Universitt Mnchen. Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Doktorvater Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. h.c. F. Pfeier, der es mir erm glichte, an seinem Institut diese Arbeit zu verfassen. Seine wohlwollende F rderung, die er mir schon beginnend whrend meines Studiums in Forschung, Lehre und bei der technischen Anwendung zuteil werden lie, hat erheblich zum Gelingen des Forschungsprojekts beigetragen. Danken m chte ich auch Herrn Prof. Dr. H hn, der sich bereit erklrte, das zweite Gutachten fr die vorliegende Arbeit zu bernehmen. Ein wesentlicher Faktor, der zum Entstehen dieser Arbeit beigetragen hat, sind die Kollegen und Mitarbeiter des Lehrstuhls. Hier ist an erster Stelle Dr.-Ing. Ch. Glocker zu nennen, ohne dessen Pionierarbeit auf dem Gebiet der St e mit Reibung diese Arbeit nicht m glich gewesen wre. Ihm und meinem Zimmerkollegen Markus W sle danke ich zudem fr zahlreiche fruchtbare Diskussionen ber St e, Reibung und andere unstetige Phnomene. Eine Forschungsarbeit mit erheblichem experimentellen Anteil ist ohne die hervorragende Arbeit von elektronischer und mechanischer Werkstatt nicht denkbar. Fr den Entwurf der gesamten Prfstandselektronik nach meinen stetig steigenden Wnschen bin ich Herrn Georg Mayr sehr dankbar. Die Umsetzung der mechanischen und elektronischen Komponenten fhrten in hervorragender Weise die Herren Juri Kriese, Wolfgang Kruppa, Willy Miller und Walter W durch. Meinen Kollegen Marc Brandl, Marcus Pausch, Martin Schleich, Andreas Stiegelmeyr, Florian Wegmann und Peter Wolfsteiner sowie meiner Mutter danke ich fr die kritische Durchsicht meines Manuskripts und viele konstruktive Anmerkungen. Zudem bin ich allen dankbar, die mich bei Fragen und Problemen untersttzt haben, aber auch denen, die mich durch ihre Fragen an mich dazu gebracht haben, mein eigenes Wissen immer wieder neu zu berdenken und dabei zu festigen. Auch zu danken habe ich den Studenten Hannes Hofmann, der im Rahmen einer Semesterarbeit den ersten Entwurf des Prfstandes entwickelte, Gernot Steger, der in seiner Diplomarbeit Stowellen ausfhrlich untersuchte und Florian Bernecker, der bei der Softwareentwicklung fr den Prfstand mitwirkte und einen Groteil der Versuche gewissenhaft durchgefhrt und ausgewertet hat. Last but not least danke ich meiner Familie, die mich in allen Phasen meiner Arbeit immer wohlwollend untersttzt und gef rdert hat. Mnchen, im Juni 1998 Michael Beitelschmidt IV Meiner Frau Denise V Inhalt Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 2 Modellierung von Sten 8 1.1 Problemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Literaturberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.3 Ziel und Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 Denition eines Stoes . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hilfsmittel aus der Theorie der Mehrk rpersysteme . . Klassikation von St en . . . . . . . . . . . . . . . . . Abschtzen von Stozeiten . . . . . . . . . . . . . . . . Impulsmodelle fr Starrk rper . . . . . . . . . . . . . . Zeitlich und rtlich kontinuierliche Starrk rpermodelle Sonderfall elastische K rper . . . . . . . . . . . . . . . Bercksichtigung von Festk rperwellen . . . . . . . . . 3 Das Stogesetz auf Impulsebene 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Modellvorstellung zeitdiskreter Stogesetze . . . . . . . . . . Elementare Stogesetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bergang von der kontinuierlichen Zeitentwicklung zum Sto Vorberlegungen zum Energieumsatz . . . . . . . . . . . . . Kompressionsphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Expansionsphase mit tangentialer Reversibilitt . . . . . . . Expansionsphase des reinen Reibstoes . . . . . . . . . . . . Klassikation von impulsmodellierten St en . . . . . . . . . 4 Sonderflle und Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 9 12 13 15 17 22 24 30 30 31 32 33 36 42 49 50 52 4.1 Der zentrale Einfachsto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 VI Inhalt 4.2 4.3 4.4 4.5 Der exzentrische Einfachsto . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterschied zwischen einem tangentialplastischem und reinem Reibsto Anmerkung zum Energieerhalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Einu groer Krfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Konstruktion der Wurfmaschine 5.1 5.2 5.3 5.4 Anforderungsprol . . . . . . . . Realisation . . . . . . . . . . . . . Steuerung und Regelung . . . . . Gerte zur Messung der Versuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 71 74 78 85 . 85 . 93 . 100 . 107 6 Auswertung der Stoversuche 110 7 Zusammenfassung 131 A Bildanhang 134 B Literatur 143 6.1 Auswertemethodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 6.2 Zentrale St e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 6.3 Exzentrische St e . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Formelzeichen bersicht der verwendeten Formelzeichen Indices Symbol A C E N T Bedeutung Beginn des Stoes Kompressionsphase oder Ende der Kompressionsphase Kompressionsphase oder Ende der Expansionsphase Normalenrichtung Tangentialrichtung Stogesetz Symbol g_ NA g_ NC g_ NE g_ TA g_ TC g_ TE g_ TEV g_ TE0 Bedeutung normale Relativgeschwindigkeit vor dem Sto dito am Ende der Kompressionsphase dito am Ende des Stoes tangentiale Relativgeschwindigkeit vor dem Sto dito am Ende der Kompressionsphase dito am Ende des Stoes transformierte tangentiale Relativgeschwindigkeit Abhebegeschwindigkeit bei Haften NC Normalimpuls in der Kompressionsphase NE Normalimpuls in der Expansionsphase NP transformierter Normalimpuls in der Expansionsphase TC Tangentialimpuls in der Kompressionsphase TE Tangentialimpuls in der Expansionsphase TEV transformierter Tangentialimpuls TEL linker Impulsast im tangentialen Stogesetz TER rechter Impulsast im tangentialen Stogesetz G projizierte Massenwirkungsmatrix Gij Bl cke von G mit i j 2 fN T g + ; S S Selektionsmatrizen Reibkoezient, Diagonalmatrix mit den Reibkoezienten "N "N normale Stozahl, Diagonalmatrix mit Stozahlen "T "T tangentiale Stozahl, Diagonalmatrix mit Stozahlen VII VIII Inhalt Mehrkrpersysteme und Kinematik Symbol M q h(q_ q t) q_A q_E WN WT wN , wT rD gN , g_ N , gN gT , g_ T , gT w~N , wN w~T , wT N T Bedeutung Massenmatrix Vektor der generalisierten Koordinaten Vektor aller Krfte generalisierte Geschwindigkeiten zu Stobeginn generalisierte Geschwindigkeiten zu Stoende Jacobimatrix der Normalbindungen Jacobimatrix der Tangentialbindungen einzelne Zeilen aus WN und WT minimaler Abstandsvektor normaler Relativabstand, -geschwindigkeit, -beschleunigung tangentialer Relativabstand, -geschwindigkeit, -beschleunigung nichtlineare und zeitabhngige Terme im Normalabstand nichtlineare und zeitabhngige Terme im Tangentialabstand Vektor aller Kontaktzwangskrfte in Normalenrichtung Vektor aller Kontaktzwangskrfte in Tangentialrichtung Dimensionslose Stogren Symbol NC , TC NE , TE TE0 NC , TC NE , TE N , T ; ;NT Bedeutung Tangentialgeschwindigkeit vor dem Sto Normal- und Tangentialgeschwindigkeit Ende Kompressionsphase Normal- und Tangentialgeschwindigkeit Ende Expansionsphase Dimensionslose Abhebegeschwindigkeit bei Haften Dimensionslose Impulse in der Kompressionsphase Dimensionslose Impulse in der Expansionsphase Dimensionslose Gesamtimpulse Verhltnis der Elemente GTT =GNN Verhltnis der Elemente GNT =GNN 1 Kapitel 1 Einleitung 1.1 Problemstellung Ein Ausgangspunkt fr diese Arbeit war die Beschftigung mit Spielzeug und der Wunsch dessen physikalischen Vorgnge richtig beschreiben und vorhersagen zu k nnen. Sogenannte Flummies oder Superblle zeigen h chst eigenartige Verhaltensweisen, insbesondere wenn sie St e mit einer Relativgeschwindigkeit im Kontaktpunkt ausfhren. Scheinbar fast ohne Energieverlust springen sie in unvorhersehbare Richtungen davon, wobei die Kontaktreibung eine groe Rolle spielt. Das Schlsselexperiment ist der Wurf unter den Tisch, bei dem der Ball nach drei St en zwei am Boden und einer an der Tischunterseite wieder zum Werfer zurckspringt. Man kann zeigen, da dieser Bewegungsablauf nur m glich ist, wenn bei den St en nicht nur in normaler, sondern auch in tangentialer Storichtung Energie beim Sto geund entspeichert wird. Bei der Simulation technischer Mehrk rpersysteme ist es zunehmend wichtig, Kontaktprozesse wie Stoen und Wiederabheben, sowie die zugeh rigen Reibbergnge Haften-Gleiten und umgekehrt zu bercksichtigen. Typische Orte, an denen derartige Phnomene auftreten, sind die Berhrstellen spielbehafteter Teile. Die Berechnungsmethode, mit der man das Zeitverhalten derartiger Systeme erfassen kann, ist die numerische Simulation. Die entsprechenden Bewegungsgleichungen werden mit den etablierten Methoden der Mehrk rpersystemdynamik gewonnen. Die Kontaktund Reibungsphnomene werden durch sogenannte einseitige Bindungen in das Modell eingebracht. Findet whrend der zeitlichen Berechnung des Systems an einem Punkt ein Bindungsbergang statt, mu man die m glichen Konsequenzen dieses bergangs auf alle anderen Kontakte untersuchen. In dieser Arbeit wird ein mathematischer Formalismus auf der Ebene von Impulsen und Geschwindigkeitsnderungen vorgestellt, mit dem man den bergang von Separation zu Kontakt mit allen Konsequenzen und Phnomenen erfassen kann. Insbesondere soll er auch das im ersten Absatz beschriebene Phnomen der Speicherung von Energie in tangentialer Richtung m glichst gut beschreiben k nnen. 2 1 Einleitung Fr St e dieses Typs wird der Begri tangentialreversibler Sto eingefhrt. Der Terminus reversibel wird dabei in zweifacher Hinsicht gebraucht: Einerseits fr die Umkehrung der tangentialen Relativgeschwindigkeit im Kontakt und andererseits im energetischen Sinne. Ist ein Sto sowohl normal als auch tangential vollstndig reversibel, wird keine Energie dissipiert, und auch ein schiefer, rauher Sto kann vollstndig umkehrbar sein. Theoretische Ergebnisse bedrfen immer einer Verikation durch Experimente. Deshalb liegt ein Schwerpunkt dieser Arbeit darauf, die dargestellten theoretischen Anstze durch Versuche zu untermauern. Es wurde daher eine Stomaschine konstruiert, die in dieser Arbeit beschrieben wird. Die Darstellung der Ergebnisse der insgesamt 600 durchgefhrten Stoexperimente mit K rpern verschiedener Geometrie und Materialien nimmt breiten Raum in der Arbeit ein. Reduziert man das Mehrk rpersystem, dessen St e mit dem in dieser Arbeit vorgestellten Stogesetz beschrieben werden sollen, auf einen Ball in der Ebene, so ist man wieder beim Spielzeug angelangt. Im Experiment konnte gezeigt werden, da mit Hilfe der Theorie das im ersten Absatz kursiv gesetzte Wort unvorhersehbare durch berechenbare ersetzt werden mu. Diese Behauptung klingt zunchst anmaend und sehr deterministisch. Wie bei allen derartigen Dingen kommt es auch hier auf die Anfangsbedingungen an, welche insbesondere beim Wurf eines Balles, ausgefhrt von einem Menschen, in erheblichem Mae undeterministisch sind. Somit ist der Charakter des Spielzeugs gerettet. 1.2 Literaturberblick 1.2.1 Mehrkrpersysteme und Kontaktkinematik Grundlage fr die Stobeschreibung ist das Modell des Mehrk rpersystems, in dem die St e stattnden. ber die allgemeine Modellierung solcher Systeme gibt es eine Zahl von Standardwerken. Stellvertretend sollen hier die Bcher von Shabana 73] und Bremer 12] erwhnt werden, in denen das Aufstellen der Bewegungsgleichungen dargestellt ist. Wittenburg behandelt darberhinaus auch St e auf Impulsebene 88]. Im Buch von Pfeiffer 59] und besonders im Werk von Bremer und Pfeiffer 13] wird die Modellierung von elastischen Mehrk rpersystemen geschildert. Die Anwendung der Mehrk rpertheorie speziell auf Systeme mit einseitigen Bindungen wird von Pfeiffer und Glocker in 61] ausfhrlich mit vielen technischen Anwendungsbeispielen dargestellt. Ein wichtiger Aspekt bei der Beschreibung von Kontaktvorgngen ist die kinematische Beschreibung der Relativgeschwindigkeiten, -lagen und -beschleunigungen an den Berhrungsstellen der K rper. Fr den zweidimensionalen Fall ist dies von Glocker 22] hervorragend dargestellt worden. Die Erweiterung auf den dreidimensionalen Fall wurde von Meitinger 45], Wolfsteiner 62] und Wsle 90] durchgefhrt. 1.2 Literaturberblick 3 Das Lineare Komplementarittsproblem (LCP) wird ben tigt, um die Konguration der einseitigen Bindungen im System zu ermitteln. Die L sbarkeit und die numerische Implementatierung ist in der Arbeit von Cottle und Dantzig 18] und im Buch von Murty 48] beschrieben. 1.2.2 Ste Die Literatur zum Thema St e lt sich, abgesehen von einigen zum Teil schon lteren Standardwerken, in drei Gruppen einteilen, welche in den folgenden Abschnitten erlutert werden. Die ersten wichtigen Arbeiten zur Stotheorie, die nach heutigen Mastben noch von Interesse sind, prsentierten Huygens 27] und Newton 49], die eine kinematische Beziehung der Geschwindigkeiten vor und nach dem Sto angeben. Newton fhrt dabei bereits eine Stozahl ein und schuf damit das Gesetz, das noch heute als Newton'sches Stogesetz bekannt ist. Als weitere Forscherpers nlichkeit ist Poisson zu nennen, dessen Name auch mit einem Stogesetz verbunden ist. Er beschreibt in 64] die Behandlung von St en auf der Ebene von Impulsen und damit den Weg vom rein kinematischen Zusammenhang hin zu einer den Trgheitsgesetzen unterworfenen Darstellung. Dieses Vorgehen wird von Routh in 68] mit einem graphischen Verfahren auf schiefe St e mit Reibung erweitert. Jngere bersichtswerke ber St e stammen von Goldsmith 23] und Brogliatto 14]. Ste auf Impulsebene Eine groe Gruppe von Arbeiten behandelt St e auf Impulsebene. Dabei kommen verschiedene Stogesetze zum Einsatz. Keller 34] beschreibt den Einfachsto mit Reibung. Batlle und Condomines behandeln in ihren Arbeiten 3], 4] und 5] Einfachst e und vergleichen speziell in 4] das Newton'sche und das Poisson'sche Gesetz. In 5] wird der Begri balanced collision eingefhrt, der identisch mit dem verallgemeinerten zentralen Sto aus 22] ist. In 1] stellen Adams und Tran den Einu des exzentrischen Stoes auf den eektiven Stokoezienten fest. Prereira und Nikravesh untersuchen in 53] dreidimensionale Reibst e, verwenden aber das Newton'sche Stogesetz, whrend Smith in 77] auf eine m gliche Energiezunahme beim Newton'schen Gesetz hinweist und in 78] verschiedene Stogesetze mit Hilfe einer FE-Modellierung der Kontaktzone vergleicht. Shakil, Lankarani und Pereira benutzen in 74] die graphische Methode von Routh und klassizieren den schiefen Einfachsto hnlich wie es auch in Abschnitt 3.8 durchgefhrt wird. Wang und Mason bearbeiten in 44], 86] und 87] Reibst e mit dem Poisson'schen Gesetz und zeigen speziell in 86], bei welchen Bedingungen das Newton'sche Gesetz keine gltigen Aussagen mehr liefern kann. Eine Gruppe von Arbeiten von Brach 8], 9], 10], 11], Stronge 81], 82], 83] und Ivanov 29] behandeln St e mit einem Energieverlustmodell, das zwangslug auf Einfachst e beschrnkt bleibt. 4 1 Einleitung In Glocker 22] werden die Eekte einer tangentialen Nachgiebigkeit auf Impulsebene eingefhrt. Die Bindungskonguration wird dabei mit einem LCP bestimmt. Wolfsteiner erweitert dieses Modell in 91] auf dreidimensionale St e mit einem Nichtlinearen Komplementarittsproblem (NCP) zur Kongurationsbestimmung. Mit dem Problem der rumlichen Mehrfachst e befassen sich ebenfalls Marghitu und Hurmuzlu in 42], wobei sie zur Feststellung der Bindungskonguration einen iterativen Algorithmus verwenden. Eine experimentelle Arbeit, bei der Einfachst e untersucht werden, wurde von Chatterjee 17] durchgefhrt. Mehrere Autoren versuchen das Kontaktproblem mit St en durch eine direkte Diskretisierung auf Geschwindigkeitsebene zu l sen. So zum Beispiel Moreau und Jean in der Arbeit 32], die jedoch nur plastische St e behandelt. Zeitskalierte und elastomechanische Anstze Eine groe Zahl von Arbeiten nhert sich dem Phnomen Sto durch einen zeitlich oder rtlich kontinuierlichen Ansatz. In der Arbeit von Ostermeyer 50] werden lokale Steigkeiten eingefhrt und der Sto mit einer gedehnten Zeitskala klassisch integriert. Lder fhrt ein regularisiertes Stomodell ein 40], bei dem er die normale und tangentiale Nachgiebigkeit durch Federn annhert. In der Arbeit von Fritzer 20] werden zeitaufgel ste St e mit viskoelastischen Kraftelementen untersucht. Das Hertz'sche Kontaktgesetz (Hertz 24]) ist Basis vieler aufgel ster Stomodelle. Villaggio stellt in 85] den Sto einer Kugel auf eine unnachgiebige Unterlage vor. Marghitu und Hurmuzlu untersuchen in ihrer theoretischen und experimentellen Arbeit 43] den Sto eines elastisch modellierten Balkens und verwenden das Hertz'sche Kontaktgesetz fr die Beschreibung des Bodenkontakts. Dieses Kontaktgesetz in Verbindung mit einer tangentialen elastischen Nachgiebigkeit wird von Stronge und Lim in 39] verwendet, um Reversibilitt in der Bohrreibung zu beschreiben. Dazu wurden auch Experimente mit Gummi- und Tennisbllen durchgefhrt. Jger stellt in seiner Arbeit 31] ein erweitertes Kontaktgesetz mit tangentialen Eekten vor. Klarbring und Bjrkmann l sen das Kontaktproblem zwischen einer Kugel und einem Balken in 35] durch eine FE-Modellierung beider K rper und wenden dabei einen LCP-Formalismus zur Kontaktanalyse an. Panagiotopoulos gibt eine umfassende Beschreibung der mechanischen und mathematischen Grundlagen von Kontakterscheinungen im Bereich der Elastostatik. Hierzu entwickelt der Autor auf der Basis der konvexen Analysis eine Formulierung der Kontaktgesetze als variationelle Ungleichungen. Das Buch 52] und die dort angegebenen Literaturstellen bieten einen guten Einblick in seine Arbeiten. Einige Arbeiten befassen sich mit dem Stokontakt von K rpern mit !lschicht und bercksichtigen die zustzlichen Eekte der Hydrodynamik, so Chang in 16] und Larsson und Hglund in 38]. Standardwerk zur Beschreibung kontaktmechanischer Phnomene ist das Werk von Johnson 33]. 1.2 Literaturberblick 5 Elastische Krper und Wellenvorgnge Bei bestimmten Stophnomenen kann es erforderlich sein, die elastischen Eigenschaften der stoenden K rper zu bercksichtigen oder die Ausbreitung von Festk rperwellen in ihrem Inneren zu betrachten. Die auftretenden Biegeschwingungen in schief stoenden Balken werden von Marghitu und Hurmuzlu in 43] mit den Balkeneigenformen als Ansatzfunktionen untersucht. "hnliche Vorgnge untersuchen Palas, Hsu und Shabana in 51] mit einem impulsbasierten Stomodell. "hnliche Untersuchungen wurden von Barhorst und Everett in 2] durchgefhrt, wo sie den Sto eines elastischen Balkens auf den Boden untersuchen. Stojanovici und Hurmuzlu untersuchen in 80] experimentell die Grenze des Starrk rpermodells und beschreiben auch das Phnomen des wiederholten Abhebens und Wiederaufsetzens bei St en von elastischen K rpern. Die Wellenvorgnge in K rpern bei St en werden im Klassiker von de SaintVenant 69] am Beispiel von Zug-Druck-Stben ausgiebig behandelt. Die Grenzen und bergnge zwischen Starrk rper und elastischem Kontinuum werden von Schmidt in 70] angerissen und von Steger in 79] ausfhrlich untersucht. Zukas beschreibt in seinen Bchern 92] und 93] die Phnomene, die auftreten, wenn St e so heftig erfolgen, da die K rper plastisch ineinander eindringen und dabei sogar zerst rt werden k nnen. Derartige Vorgnge liegen in einem Bereich der Mechanik, die mit keinem in dieser Arbeit erwhneten Modell mehr beschrieben werden k nnen. 1.2.3 Dynamik von Stosystemen Viele Arbeiten befassen sich nicht mit der Modellierung des Stoes an sich sondern untersuchen seine Konsequenzen auf das Verhalten von mechanischen Systemen. Dabei kann man die Gruppe der Arbeiten unterscheiden, denen es darum geht, die komplette nichtlineare Dynamik von eher einfachen Systemen ausfhrlich zu analysieren, und der Arbeiten, die komplexere Stosysteme unter technischen Aspekten auswerten. Nichtlineare Dynamik Bei Arbeiten, bei denen der Schwerpunkt auf der Untersuchung der nichtlinearen Dynamik liegt, wird in der Regel das Newton'sche Stogesetz verwendet, da es einfach ist und die mathematische Analyse eines dynamischen Systems Vorrang vor der praktischen Relevanz hat. Einige der untersuchten Systeme sind auch so einfach strukturiert, da bei ihnen die verschiedenen Stogesetze nach Newton oder Poisson die gleichen Ergebnisse erbringen wrden. Den eindimensionalen Stoschwinger untersucht Peterka in mehreren Arbeiten (u.a. 54]) ausfhrlich. Auch Ivanov 28], Budd und Dux 15], Kozol 36] und 6 1 Einleitung Whiston 89] untersuchen Stoschwinger und die Bifurkationen zwischen verschiedenen Bewegungsformen einschlielich des chaotischen Verhaltens. Bapat bearbeitet in 6] ein gekoppeltes Reib-Sto-Problem, Ivanov in 30] den Sto einer Scheibe. Ein weiteres Stoproblem, welches von mehreren Autoren untersucht wurde, ist der hin- und herkippende Klotz auf einer bewegten Ebene. Einerseits ist dies ein Modellierungsproblem und andererseits ist es auch aus der Sicht der nichtlinearen Dynamik interessant. Die Autoren del Piero, Sinopoli und Hogan befassen sich in 63], 26], 75] und 76] mit diesem System. Die Arbeit von Kunert 37] enthlt eine stochastische Beschreibung von allgemeinen Stosystemen und schlgt mit der Anwendung auf Rasselprobleme die Brcke zu Arbeiten im folgenden Abschnitt. Anwendungsorientierte Arbeiten Ein praxisrelevantes Stoproblem stellt das Rasseln dar, das an den Zahnanken lastfrei laufender Rder in PKW-Schaltgetrieben auftritt. Die Autoren Pfeiffer und Kckay bearbeiten in ihren Arbeiten 58], 56] und 57] dieses Problem ausgiebig. Systeme, in denen die St e sogar zur Funktion erforderlich sind, sind Schlagbohrmaschinen, die von Glocker und Pfeiffer in 21] und 60] untersucht wurden, sowie pneumatische Hmmer, die von Seyfferth in 71] untersucht werden. Ein einfaches Beispiel fr Reibst e ist der Spielzeugspecht, fr den Pfeiffer in 55] erstmals einen kompletten Grenzzyklus angibt und der von Glocker in 22] noch einmal verfeinert wird. Die bisher in diesem Abschnitt genannten Beispiele sind im Buch 61] von Pfeiffer und Glocker zusammengefat. Komplexere Mehrk rperysteme, in denen Stoeekte auch eine Rolle spielen, sind Montageroboter, wie sie von Seyfferth in 72] untersucht wurden, und Kettentriebe (Fritz, 19]). Das Getriebehmmern bei dem die Kontaktkrfte das entscheidende Erkenntnisziel sind, wurde von Prestl 66] untersucht. 1.3 Ziel und Aufbau der Arbeit In dieser Arbeit sollen die Vorgnge bei Stoprozessen von K rpern betrachtet werden. Schwerpunkt sind dabei die Eekte, die durch die Reibung im Stokontakt verursacht werden. Besonderes Augenmerk kommt den tangentialreversiblen St en zu, bei denen die Reibung zusammen mit tangentialer Nachgiebigkeit der K rper zur Umkehrung der Relativgeschwindigkeit fhrt. In Kapitel 2 wird die Modellbildung fr St e dargestellt. Eingebettet in den Formalismus zur Beschreibung von Mehrk rpersystemen werden die verschiedenen Hierarchieebenen fr die Modellierung von St en vorgestellt. Das reicht von den Impulsstomodellen, die es erm glichen einen Sto auf einen Zeitpunkt zu konzentrieren, ber zeitskalierte Modelle, die den Sto entweder in seiner tatschlichen oder einer neuen Zeit au sen. Am Ende dieser Hierarchie stehen elastische K rper, bei denen auch die Ausbreitung von Festk rperwellen eine Rolle spielen kann. Fr alle 1.3 Ziel und Aufbau der Arbeit 7 Arten der Stomodellierung werden die Grenzen ihrer Zulssigkeit beziehungsweise die dazu n tigen Entscheidungskriterien angegeben. Das Kapitel 3 ist das zentrale theoretische Kapitel dieser Arbeit. Dort wird ein verbessertes Impulsstomodell prsentiert. Zunchst werden die existierenden Elementargesetze fr den Einfachsto miteinander verglichen. Auf Basis und Poisson'schen Gesetzes wird ein Formalismus fr Mehrfachst e starrer K rper unter voller Bercksichtigung tangentialreversiber Eekte entwickelt. In Kapitel 4 werden die zuvor dargestellten Stogesetze auf Spezialflle angewandt. Der zentrale und der exzentrische Einfachsto werden im weiteren fr die Vergleiche mit den Stoversuchen ben tigt. Die anderen Flle erlutern spezielle Strken und Schwchen der vorgestellten Gesetze an anschaulichen Beispielen. Ein Fall enthlt die Darstellung der Stomodellierung mit einem zeitskalierten Modell. Einen wesentlichen Teil dieser Arbeit stellen die Stoversuche dar, welche zur Verikation des Impulsmodells in Kapitel 3 durchgefhrt wurden. Dazu wurde eine Versuchsmaschine entworfen und gebaut. Diese Maschine ist in Kapitel 5 beschrieben. Es wird das Maschinenkonzept, die technische Ausfhrung sowie das Steuerungskonzept mit elektronischer Hard- und Software vorgestellt. Die Erluterung der Auswertetechnik schliet dieses Kapitel ab. Die Ergebnisse der Stoversuche sind in Kapitel 6 zusammengestellt. Gegliedert nach zentralen und exzentrischen St en werden die Versuche mit verschiedenen Stopartnern erlutert. Hier ndet auch der Vergleich zwischen Versuchsergebnissen und den theoretischen Vorhersagen statt. Eine Zusammenfassung in Kapitel 7 schliet diese Arbeit ab. Um die fortlaufende Lesbarkeit des Textes in Kapitel 6 zu gewhrleisten, sind einige der Bilder mit Versuchsergebnissen im Anhang A zusammengestellt. 8 2 Modellierung von Sten Kapitel 2 Modellierung von Sten In diesem Kapitel werden die Grundlagen vorgestellt, die man zur Modellierung von St en in Mehrk rpersystemen ben tigt. Zunchst wird die Denition dafr gegeben, welche mechanischen Vorgnge als Sto bezeichnet werden. Fr die mathematische Behandlung derartiger Phnomene mu in Abhngigkeit von verschiedenen Rahmenbedingungen ein jeweils angepates Stomodell verwendet werden. Im folgenden werden verschiedene Modellierungsvarianten vorgestellt, sowie Kriterien angegeben, mit denen man eine Entscheidung zwischen den verschiedenen Methoden bezogen auf ein konkretes Problem treen kann. 2.1 De nition eines Stoes Ein Sto liegt vor, wenn sich in einem mechanischen System Geschwindigkeiten unstetig ndern. In der Natur gibt es keine St e. Sie sind immer Folge einer Abbildung der Natur in ein Modell, das den kontinuierlichen Charakter jedes K rpers zugunsten diskreter oder modaler Massen aufgibt. Ursache unstetiger Geschwindigkeitsnderungen massebehafteter Punkte k nnen nur unendliche Krfte sein, die in der physikalischen Realitt nicht auftreten. In tatschlich kontinuierlich modellierten Systemen ohne Massendiskretisierung k nnen theoretisch Stofronten auftreten, die zu einer unstetigen Geschwindigkeitsnderung von innitesimalen Massenelementen fhren k nnen, ohne auf unendlich groe Krfte angewiesen zu sein. Voraussetzung dafr ist jedoch eine sprunghafte Krafteinleitung, die in der Natur so nicht stattnden kann, da jede stetige Annherung zu einem stetigen Kraftzuwachs fhrt. Ungeachtet der Tatsache, da es in der Natur keine St e gibt, sind sie dennoch ein geeignetes Hilfsmittel, um gewisse Vorgnge, die mit schnellen Geschwindigkeitsnderungen verbunden sind, in einer einfachen Weise zu behandeln. Hat man bei einer Modellierung von K rpern die Massen diskretisiert, kommt man nicht ohne Grenzbergnge zu unstetigen Geschwindigkeitsnderungen aus. Es gibt zwei Ursachen fr Stoereignisse in mechanischen Systemen: Zwei Punkte auf einem oder mehreren K rpern kommen in Kontakt und sie 2.2 Hilfsmittel aus der Theorie der Mehrkrpersysteme 9 haben dabei eine nicht verschwindende normale Relativgeschwindigkeit. Durch Klemm- oder Selbsthemmungsprozesse entsteht in einem Kontakt eine im Grenzfall unendliche Kontaktkraft, die zum unstetigen Abheben der Kontaktpartner fhrt. In Folge dieser St e k nnen an anderen Stellen des Systems ebenfalls Stoereignisse eintreten. Ein derartiges Ereignis bezeichnet man als Mehrfachsto. Diese k nnen im Grenzfall auch ohne Geschwindigkeitsnderung einhergehen, es werden aber trotzdem impulsartige Krfte ben tigt werden, um Kontaktbedingungen nicht zu verletzen. Diese Sonderform bezeichnet man als Kontaktkompatibilittssto. 2.2 Hilfsmittel aus der Theorie der Mehrkrpersysteme Zur Beschreibung von St en ben tigt man unabhngig von ihrer Modellierungsart immer zwei Gleichungsstze, die sich aus der Modellierung des Systems ergeben, in dem die St e auftreten: Das ist einerseits die Bewegungsgleichung, die den Zusammenhang zwischen Bewegung und den verursachenden Krften darstellt und andererseits die Kontaktkinematik, die die Relativbewegungen der K rper an ihren Kontaktpunkten beschreibt. 2.2.1 Bewegungsgleichungen ungebundener Mehrkrpersysteme Die Formulierung der Bewegungsgleichungen fr ungebundene oder zweiseitig gebundene Mehrk rpersysteme ist in einer groen Zahl von Standardwerken beschrieben. Erwhnt seien die Werke 61], 12], 88] und 73]. Aus diesem Grund sollen hier nur die wesentlichen Begrie, die im weiteren zur Beschreibung von St en ben tigt werden, erwhnt werden. Ein technisch modelliertes Mehrk rpersystem besteht aus n K rpern, die durch die Bewegungsgleichungen der 6 Starrk rperfreiheitsgrade und die der jeweils neli elastischen Ansatzfunktionen pro elastischem K rper beschrieben werden. In Systemen, die in technischen Anwendungen blich sind, sind die Beweglichkeiten der K rper durch zweiseitige, das heit immer geschlossene Bindungen eingeschrnkt. Die Bewegungen in diesem Raum lassen sich durch einen Satz von generalisierten Koordinaten beschreiben 1. Bei Systemen mit geschlossenen kinematischen Schleifen kann es zweckmig sein, mehr Koordinaten als die minimal erforderlichen zu verwenden und stndig aktive Zwangsbindungen im System zu belassen. 1 10 2 Modellierung von Sten Die generalisierten Koordinaten werden blicherweise im Vektor q(t) zusammengefat. Die Bewegungsgleichung fr ein starr-elastisches MKS lt sich immer in der Form M (q t) q ; h(q_ q t) = 0 (2.1) schreiben, wobei M die symmetrische und positiv denite Massenmatrix darstellt und im Vektor h alle aktiven und gyroskopischen Krfte und Momente enthalten sind. Im Fall eines Systems ohne aufgeschnittene kinematische Schleifen und einseitige Bindungen ist die Dimension von q gleich der Zahl der Freiheitsgrade f des Systems und man bezeichnet q als Minimalkoordinaten. 2.2.2 Bindungen und Kontaktkinematik Wenn man die Bewegungsgleichung eines MKS in generalisierten Koordinaten formuliert hat, k nnen noch zustzliche Bindungen im System vorhanden sein, die die Zahl der Freiheitsgrade verringern. Zweiseitige Bindungen sind permanent vorhanden und k nnen durch Nebenbedingungen in den Satz der beschreibenden Gleichungen eingefhrt werden. Von besonderem Interesse, speziell bei Systemen mit St en, sind die einseitigen Bindungen, die whrend der zeitlichen Evolution aktiv oder passiv werden k nnen. Typische Bindungen dieser Art sind das Aufsetzen und Wiederabheben von K rpern aufeinander und der bergang von Haften zu Gleiten und umgekehrt bei untereinander im Kontakt bendlichen K rpern. Diesen einseitigen Bindungen ist die Eigenschaft gemeinsam, da ihr Aktivwerden durch einen kinematischen Indikator (verschwindender Abstand oder Relativgeschwindigkeit der K rper) und das Passivwerden durch einen dynamischen Indikator (Kontaktkraft verschwindet, Reibkraftreserve aufgebraucht) angezeigt wird. Derartige Systeme mit zeitvarianter Topologie ndern die Zahl ihrer Freiheitsgrade in Abhngigkeit von ihrem Zustand. Durch Einfhrung eines Bindungsformalismus auf der Basis von Nebenbedingungen und Lagrange-Multiplikatoren ist es m glich, alle m glichen Bindungskongurationen auf der Basis des gleichen Satzes von generalisierten Koordinaten darzustellen. Voraussetzung ist die geometrische Beschreibung aller m glichen Kontaktpunkte im System. Das Vorgehen ist in 22] ausfhrlich erlutert, hier soll nur ein kurzer Abri gegeben werden. In Bild 2.1 sind zwei K rper dargestellt, die in Kontakt treten k nnen. Auf beiden K rpern sind an den Punkten, die durch den minimalen Abstand gekennzeichnet sind, konturbegleitende Koordinatensysteme angebracht. Die Lage und Orientierung der K rper zueinander ist von den generalisierten Koordinaten q und der Zeit t abhngig. Die Lage der normalen und tangentialen Einheitsvektoren n1, n2, t1 und t2, sowie die Orte auf den Konturen s1 und s2 und somit auch der Abstand rD lassen sich damit als Funktionen der Koordinaten q und der Zeit t angeben. 2.2 Hilfsmittel aus der Theorie der Mehrkrpersysteme 11 t1 s2 n1 s1 n2 rD t2 Körper 1 Körper 2 Bild 2.1: Kontaktkinematik zweier K rper Fr die Beschreibung des Kontaktzustandes werden ein normaler und ein tangentialer Lageindikator gN und gT ben tigt gN (q t) = rDT (q t)n2(q t) gT (q t) = ;(s1 (q t) + s2(q t)) (2.2) (2.3) die sich mit den Geometriegr en darstellen lassen. gN ist der skalare Abstand, der beim Eindringen der K rper ineinander negativ wird und sich somit als Bindungsindikator gut eignet. Der tangentiale Abstand gT hat keine anschauliche Bedeutung. Wichtig fr die Beschreibung der Kontaktkinematik sind die Relativgeschwindigkeiten und -beschleunigungen, die sich fr jede Bindung durch ein- beziehungsweise zweimalige Dierentiation aus (2.2) und (2.3) gewinnen lassen: wNT q_ + w~N (2.4) T wT q_ + w~T (2.5) T wN q + wN (2.6) T wT q + wT (2.7) Die Vektoren wN und wT dienen dazu, die Bewegungen der K rper in die Kontakg_ N g_ T gN gT = = = = trichtungen zu projizieren. Die w~- und w-Terme enthalten nichtlineare Anteile und explizite Zeitabhngigkeiten der Bindungen, die zum Beispiel dann entstehen, wenn einer der K rper Kontakt zur zeitvariabel bewegten Umgebung bekommt. Ist ein ganzer Satz von Bindungen zu betrachten, fat man diese Gleichungen zu Vektoren und Matrizen zusammen und erhlt zum Beispiel fr eine Menge geschlossener Normalbindungen die Gleichung g_ N = WNT q_ + w~ N (2.8) 12 2 Modellierung von Sten wobei die Vektoren wN zur Matrix WN zusammengefat werden. Sind Bindungen im System aktiv, mssen die Einschrnkungen in der Beweglichkeit mit Hilfe von Lagrange-Multiplikatoren in die Bewegungsgleichung des ungebundenen Systems eingefgt werden. Unter der Annahme, da alle Bindungen momentan haften, das heit, da die Bindungen in normaler und tangentialer Richtung aktiv sind, lautet die Bewegungsgleichung mit den zugeh rigen Bindungsgleichungen fr ein derartiges System: M q gN gT h + WN N + WT T (2.9) T WN q + w N = 0 (2.10) T WT q + w T = 0 (2.11) Die Vektoren N und T sind die Lagrange-Multiplikatoren, mit denen die Einhaltung der Zwangsbedingungen erreicht werden kann. Verwendet man zur Formulierung der W -Matrizen, wie in Abschnitt 2.2.2 erlutert, Einheitsvektoren, sind die = = = Werte der die tatschlich im System wirkenden Zwangskrfte in den Bindungen. Die Bewegungsgleichung (2.9) und die Nebenbedingungen (2.10) und (2.11) sind in dieser Konguration nur gltig, solange keine Bindungsbergnge auftreten, die durch das berschreiten kinematischer oder dynamischer Indikatoren angezeigt werden. Danach mu das Gleichungssystem mit dem vernderten Bindungszustand angepaten W und w neu aufgebaut werden. Ein wichtiger Zustandsbergang, der whrend der zeitlichen Systementwicklung auftreten kann, ist der Sto. Er tritt dann auf, wenn gem der Denition in 2.1 fr den Abstandsindikator der Bindung i gNi = 0 eintritt und gleichzeitig g_ Ni < 0 gilt. Das bedeutet, da zwei K rper an der Bindung i ineinander eindringen wollen, was durch das Ereignis eines Stoes verhindert wird. Zur Berechnung des Stoes sind alle zu diesem Zeitpunkt geschlossenen Kontakte sowie der neu hinzugekommene in der Berechnung des Stoprozesses zu bercksichtigen. Die mathematische Behandlung dieses Ereignisses kann auf verschiedene Arten erfolgen, von denen einige in den folgenden Abschnitten vorgestellt werden. 2.3 Klassi kation von Sten In Lehrbchern werden St e in verschiedene Klassen eingeteilt. Die blichen Kriterien sind durch die Kombination der Stopartner sowie deren Oberchenbeschaffenheit gegeben und lauten rauhglatt, schiefgerade, zentrischexzentrisch sowie die Reihe plastischteilelastischelastisch. Das erste Kriterium macht eine Aussage ber die Reibverhltnisse im Stokontakt und ist von der Art der Modellierung v llig unabhngig. Ein Sto ist gerade, wenn zu Beginn des Stoes zwischen den K rpern keine tangentiale Relativgeschwindigkeit vorhanden ist, ansonsten ist er schief. Dieses Kriterium setzt jedoch bereits ein Starrk rpermodell mit Reduktion der Kontaktzone auf einen 2.4 Abschtzen von Stozeiten 13 Punkt voraus. Ein elastischer K rper kann durchaus verschiedene Geschwindigkeiten an unterschiedlichen Stellen der Kontaktzone haben. Die verbleibenden Kriterien lassen sich nur sinnvoll bei St en angeben, die mit einem Starrk rper-Impulsmodell beschrieben werden. Bewegen sich die K rper whrend des Stoes weiter, ist die kinematische Beschreibung zentrischexzentrisch zumeist nur zu einem Zeitpunkt whrend des Kontaktverlaufes erfllt. Ob ein Sto plastisch oder elastisch ist, kann bei elastischen K rpern von vielen Parametern, die nicht nur an der Stokontaktstelle begrndet sind, abhngen. Daraus folgt, da eine richtige Stoklassikation nur bei impulsmodellierten St en m glich ist. Dabei sind ber die bisher genannten Unterscheidungen hinaus noch weitere Unterteilungen der Stoklassen m glich. Aus diesem Grund wird im Abschnitt 3.8 eine ausfhrliche Klassizierung von St en vorgestellt. 2.4 Abschtzen von Stozeiten Fr die Entscheidung, welches Stomodell fr ein spezielles Stoproblem geeignet ist, spielen die Stozeit und die maximal auftretende Kraftspitze eine wesentliche Rolle. Diese lassen sich bei komplexen Stokongurationen exakt nur aus einer Zeitsimulation mit stetiger Kontaktmodellierung ermitteln# fr die Stogesetzentscheidung reicht jedoch eine grobe Einordnung aus. Die Eekte von Kopplungen der St e sowie die Reibung und Dmpfung werden dabei vernachlssigt. Voraussetzung fr diese Berechnung ist ein Gesetz, das die Kontaktkraft F in Abhngigkeit vom Eindringen gN der K rper an der Kontaktstelle angibt. Hier ist entweder ein lineares Gesetz, die Kontaktgesetze nach Hertz oder eine aufwendigere Kontaktmodellierung denkbar. Stellt man die Eindringgeschwindigkeit mit g_ N = wT q + w~ (2.12) F = C (;gN )3=2 (2.13) dar, lt sich die wirkende Masse in Stonormalenrichtung mit m = (wT M ;1 w);1 berechnen. Ausfhrliche Erluterungen zu dieser Annahme nden sich in Abschnitt 3.5.1. Im folgenden werden jeweils die allgemeinen Formeln und die Spezialisierung auf das Hertz'sche Gesetz angegeben. Die Konstante C ergibt sich aus der tatschlichen Kontaktgeometrie und den Elastizittseigenschaften der beteiligten K rper. Die Stodauer ist von der Auftregeschwindigkeit g_ NA abhngig. Bei einer Abschtzung mu eine mittlere typische Geschwindigkeit gewhlt werden. Der Verlauf der Eindringgeschwindigkeit bis zum Stillstand lt allgemein mit v u ZgN u 2 u 2 g_ N (gN ) = tg_ NA ; m F (gN ) dgN 0 (2.14) 14 2 Modellierung von Sten darstellen und lautet im Fall der Hertz'schen Pressung s 5 2 ; 4C (;g ) 2 : g_ N (gN ) = g_ NA 5m N (2.15) Das maximale Eindringen wird bei g_ N (gNmax) = 0 erreicht, was sich im Fall des Hertz'schen Kontaktgesetzes analytisch zu 5m 25 2 gNmax = ; 4C g_ NA (2.16) au sen lt. Die maximale Kontaktkraft kann mit anderen Krften im System verglichen werden und bei der Entscheidung wichtig sein, ob im Kontaktpunkt plastische Verformungen oder Schdigungen auftreten. Man kann sie mit 5m 35 2 Fmax = F (gNmax) Fmax = C 4C g_ NA (2.17) abschtzen. Die Kontaktzeit kann man als die doppelte Eindringzeit mit dem Integral T =2 gNmax Z 0 dgN g_ N (gN ) (2.18) nherungsweise berechnen, welches jedoch beim Einsetzen des Hertz'schen Geschwindigkeisgesetzes (2.15) nicht analytisch l sbar ist. Eine Approximation fr dieses Integral, bei der mit einem linearen Federgesetz gerechnet wird, das die gleiche Eindringtiefe wie die Hertz'sche Formel bei gleichen Stobedingungen liefert, lautet: T = gNmax (2.19) g_ NA Man kann nun die auftretenden Kontaktkrfte mit den sonst im System wirkenden Krften vergleichen und ebenso berechnen, ob sich in dem Intervall der Stozeit Verschiebungen ergeben, die eine Annahme konstanter Lagen whrend des Stoes sttzen oder zu Fall bringen. Ebenso kann die Kontaktzeit mit Wellenlaufzeiten verglichen werden. Diese Vergleiche bilden die wesentlichen Anhaltspunkte fr die Auswahl des fr eine Modellierungsaufgabe angemessenen Stogesetzes. Ein weiteres Ergebnis der Hertz'schen Formeln sind die Gr e der Abplattungsellipse sowie festigkeitsrelevante Spannungen. In der Tabelle 2.1 sind die Berechnungen der elementaren Stogr en fr zwei Wurfk rper, welche bei Wurfversuchen verwendet wurden, aufgelistet. Die normale und die tangentiale Relativgeschwindigkeit vor dem Sto wurde in Anlehnung an die bei den Versuchen verwendeten Geschwindigkeiten mit 4 m/s gewhlt. 2.5 Impulsmodelle fr Starrkrper 15 Tabelle 2.1: Vergleich der Kontaktparameter gem der Hertz'- schen Kontaktgesetze fr einen Gummi- und einen Stahlwurfk rper Parameter Einheit Stahl-Wurfk. Gummi-Wurfk. Masse g 142 60 Ersatzdurchmesser DI , DII mm 60 60 2:8 102 b E-Modul N/mm2 2 2:1 105 a C , gem (2.13) Nm 3 2:66 1010 3:33 107 Kontaktabplattung mm 0.10 1.05 28000 1140 Maximale Kontaktkraft N Maximale Beschleunigung m/s2 195000 19000 Kontaktzeit ms 0.15 1.5 Kontaktchendurchmesser mm 3.4 10.9 Schwerpunktbewegung mm 0.6 6 a Kontakt Stahl-Stahl b E-Modul des Kontaktpartners ist vernachlssigbar. Eeff = 2EGummi Besonderes Augenmerk im Hinblick auf die Auswahl des geeigneten Stogesetzes mu auf die Kontaktkrfte und die Kontaktzeit gerichtet werden. Die Kontaktkrfte sind sehr gro im Vergleich zu den sonst im System auftretenden Krften. Besonders deutlich wird dieser Unterschied bei einem frei iegenden K rper, wenn man die Kontaktkraft in eine Beschleunigung umrechnet und diese mit der Erdbeschleunigung als einzige uere Wirkung vergleicht. Die Kontaktzeit ist fr sich genommen eine aussagelose Gr e. Eine verwertbare Bedeutung gewinnt sie dadurch, da man sie mit einer typischen Geschwindigkeit in Beziehung setzt, um die Verschiebung des K rpers whrend des Kontaktes zu ermitteln. Der Stahl-Wurfk rper bewegt sich bei einer Tangentialgeschwindigkeit von 4 m/s whrend der Kontaktzeit um 0.6 mm weiter, der Gummik rper um 6 mm. In wieweit hier eine Modellierung auf Impulsebene noch zulssig ist, soll im Abschnitt 6.2 geklrt werden. Die Gr e des abgeplatteten Bereichs ist von Interesse, wenn man dreidimensionale St e betrachtet und die Gr e der bertragbaren Momente, die aus Bohrreibung resultieren, abschtzen m chte (siehe dazu 39]). 2.5 Impulsmodelle fr Starrkrper Tritt whrend der Bewegung eines Mehrk rpersystems ein Sto auf, k nnen sich die Geschwindigkeiten der betroenen K rper sprunghaft ndern. Dieser Begri ist nicht exakt und deshalb interpretationsbedrftig. Selbstverstndlich geschehen alle Bewegungsvorgnge in einer fr technische Mehrk rpersysteme blichen Gr enordnung stetig. Stoartige Bewegungsvorgnge stellen dabei keine prinzipielle 16 2 Modellierung von Sten Ausnahme dar. Bei vielen technisch relevanten Systemen treten jedoch hug groe Unterschiede in den Zeit- und Kraftskalen auf: die whrend eines Stoes in den kollidierenden K rpern auftretenden Krfte und Beschleunigungen sind um mehrere Gr enordnungen gr er als die, die sonst im System auftreten. Die Stodauer ist so kurz, da die regulren Bewegungen der K rper whrend der Dauer des Stoes vernachlssigbar klein sein k nnen. Eine Methode zur Abschtzung dieser Gr en wird in Abschnitt 2.4 dargestellt. Ist der Gr enordnungsunterschied gro genug, was eine Ermessensentscheidung fr den Modellierer ist, kann man in einem Grenzbergang die Stodauer verschwinden und die Stokontaktkrfte gegen unendlich gehen lassen. Die Integrale der Stokrfte ber die Stozeit werden Stoimpulse genannt und bleiben endlich. Die aus den unendlichen Stokrften resultierenden Beschleunigungen fhren zu einer endlichen aber unstetigen "nderung der Geschwindigkeiten. Die Lagen der K rper bleiben whrend des Stoes konstant. Die Bewegungsgleichung fr das stoende System lautet M q ; h ; WN N ; WT T = 0 (2.20) wobei in WN und WT alle zum Stozeitpunkt geschlossenen Bindungen haftend oder gleitend enthalten sind. Man integriert diese Gleichung ber ein oder mehrere Zeitintervalle whrend des Stoes und lt den Abstand dieser Zeitpunkte in einem Grenzproze verschwinden. Die Bewegungsgleichung wird dadurch zu einer diskreten Impuls- und Drallbilanz: Zt2 M q ; h ; WN N ; WT T dt = t M (q_2 ; q_1) ; WN N12 ; WT T12 = 0 (2.21) Der Vektor h verschwindet bei diesem Grenzbergang, da er keine Elemente enthlt, die unendlich gro werden k nnen. q_1 und q_2 sind die generalisierten Geschwindigkeiten zu Beginn und am Ende des Intervalls und 12 die Stoimpulse, die in den Bindungen whrend des Intervalls wirken. Da die Lagen unverndert bleiben, sind auch die Matrizen M und W konstant. lim t1 !t2 1 Die Zeitpunkte t1 und t2 in der Gleichung (2.21) sind beliebig. Bei der Verwendung des Newton-Stogesetzes fhrt man die Integration ber den gesamten Sto aus. Das Poisson-Gesetz teilt den Sto in eine Kompressionsphase und eine Expansionsphase auf. Aus diesem Grund ist es erforderlich, die Integration zweimal auszufhren: Vom Beginn des Stoes t1 = tA bis zum Ende der Kompressionsphase t2 = tC und vom Ende der Kompressionsphase t1 = tC zum Ende des Stoes t2 = tE . Die Kinematikgleichungen (2.4) und (2.5) k nnen zu jedem dieser Zeitpunkte auf Geschwindigkeitsebene ausgewertet werden und ergeben die Relativgeschwindigkeiten in den Kontakten whrend den jeweiligen Phasen. Die Wahl der Werte fr ergibt sich aus der Anwendung eines speziellen Stogesetzes. 2.6 Zeitlich und rtlich kontinuierliche Starrkrpermodelle 17 Im folgenden wird noch einmal zusammengestellt, welche Voraussetzungen erfllt sein mssen, damit die Formulierung der Stogleichungen auf Impulsebene zulssig ist: Die Stodauer ist so kurz, da die sonstigen Bewegungen im System in dieser Zeit so klein sind, da sie vernachlssigt werden k nnen. Daraus folgt: Die K rper sind entweder starr oder so steif, da ihre Verformungen vernachlssigt werden k nnen. Alle Lagen bleiben konstant. Die Normal- und Tangentialrichtungen bleiben in jedem Stokontakt konstant. Alle anderen Krfte im System sind so klein, da sie gegenber den Stokrften vernachlssigt werden k nnen. Treten Krfte der Gr enordnung der Kraftspitzen in den Kontakten auch an vom Sto unabhngigen Stellen auf, kann diese Annahme zu Fehlern fhren. (Beispiel dazu siehe in Abschnitt 4.5) Sind bei einem Stoereignis mehrere einseiteige Kontakte betroen, mssen die Stophasen in allen Kontakten gleichzeitig beginnen und enden. Der Sto mu so lange dauern, da die Schockwelle, die in jedem physikalischen K rper bei einem Sto entsteht, Zeit hat, sich in den gesamten K rper auszubreiten und so zu dispergieren, da wieder eine Starrk rperbewegung entsteht (siehe Abschnitt 2.8). Ist die Bedingung der Krze des Stoes oder der Gleichzeitigkeit der Phasen nicht erfllt, kann eine Stomodellierung mit Zeitskalierung weiterhelfen. Spielen Welleneekte eine Rolle, mu eine Modellierung gewhlt werden, bei der in einzelnen K rpern auch die Wellenausbreitung bercksichtigt wird. Wesentlicher Gegenstand dieser Arbeit ist die Ausformulierung eines detaillierten Stogesetzes auf Impulsebene, welches in Kapitel 3 dargestellt wird. 2.6 Zeitlich und rtlich kontinuierliche Starrkrpermodelle Zeitskalierte Modelle k nnen immer zur Modellierung von St en eingesetzt werden, haben aber eine Reihe von Nachteilen: Die entstehenden Gleichungen mssen, bis auf triviale Ausnahmen, immer numerisch gel st, das heit numerisch integriert werden. Dies fhrt zu erheblich h heren Rechenzeiten als bei einem direkten bergang vom Anfangs- zum Endzustand mit wenigen Gleichungen. Es gibt aber Stokongurationen, bei denen eine L sung auf Impulsbilanzebene zu Fehlern fhrt, so da eine zeitskalierte Berechnung erforderlich ist: 18 2 Modellierung von Sten 1. Die Stodauer ist zwar so kurz, da die Annahme der konstanten Lagen noch zulssig ist, die Gleichzeitigkeit der Phasen ist aber durch komplizierte HaftGleitbergnge oder stark unterschiedliche Steigkeiten in den Kontakten nicht mehr gewhrleistet. 2. Der Sto dauert so lange, da die Verschiebungen der K rper whrend des Stoes nicht mehr vernachlssigt werden k nnen. Werden nicht nur die Bewegungsnderungen der beteiligten K rper durch den Sto, sondern zum Beispiel fr eine Festigkeitsaussage auch die Werte der auftretenden Kraftspitzen ben tigt, ist immer eine zeitskalierte Simulation mit korrekten Kontaktpunktsteigkeiten erforderlich. Liegt eine Situation nach 2. vor, ist kein besonderer Formalismus zur Bindungserkennung und Umschaltung erforderlich: Man lt die K rper ineinander eindringen und berechnet die Kontaktkraft mittels eines Kraftgesetzes. Ein so modelliertes System verliert durch Normalkontakte keine Freiheitsgrade mehr, die Kontaktgesetze werden als geknickte Kraftkennlinien formuliert. Derartige Formalismen sind zum Beispiel beim Hmmern in Zahnradgetrieben zum Einsatz gekommen 66]. Ein Problem bei diesen Kontaktgesetzen besteht darin, die Dmpfung ohne kinematische Unvertrglichkeiten einzubauen. In 20] sind die auftretenden Eekte verschiedenerer Dmpfungsmodelle erlutert. Ist in einem stoenden System davon auszugehen, da die Lagen der K rper whrend des Stoes unverndert bleiben, sollen aber andererseits die Zustandsbergnge in den Kontakten genauer untersucht werden, kann man eine hybride Stoformulierung verwenden, welche die Vorteile konstanter Systemlagen mit einer feinen zeitlichen Au sung verknpft. Dazu wird ein Mehrk rpersystem betrachtet, bei dem n Bindungen an einem stoenden Kontaktereignis teilnehmen. Die Relativverschiebungen, -geschwindigkeiten und -beschleunigungen lassen sich mit den Beziehungen (2.2) bis (2.7) berechnen. Auf Bild 2.2 ist ein Beispielsystem mit zwei aktiven Kontakten dargestellt. Die Kontakte sollen durch diskrete Kraftelemente modelliert werden. Abweichend zu vielen vorgestellten Beispielen solcher Modelle (z.B. 40]) soll hier nicht nur ein rein viskoelastisches Kraftelement verwendet, sondern auch eine kleine Zusatzmasse eingefhrt werden. Bei der Modellierung eines kontinuierlichen elastischen K rpers durch diskrete Massen und Federn ist es eine willkrliche Manahme, ob man diese Diskretisierung beim uersten Element mit einer Feder oder einer Masse beginnt. Diese Zusatzmasse berhrt beim Kontakt den zweiten K rper und fhrt dort einen plastischen Sto aus. Die Zusatzmasse soll klein gewhlt werden, die untere Schranke fr die Wahl stellt die numerische Behandelbarkeit des Problems dar. Zu groe Massen k nnen Eekte in das System einbringen, die nicht korrekt sind. In jedem Fall ist es sinnvoll, die Gr en der Zusatzmassen in einem geeigneten Verhltnis zu den in den Kontaktrichtungen wirkenden Massen zu whlen. Die normale und tangentiale Zusatzmasse fr den Kontakt i kann durchaus unterschiedlich sein. Eine Faustformel zur Berechnung der 2.6 Zeitlich und rtlich kontinuierliche Starrkrpermodelle 19 = Bindung 2 MKS xN xT mz FT Bindung 1 gT FN g N Bild 2.2: Hybrid modellierter Sto eines MKS Zusatzmassen lautet ;1 mzNi = f WNT M ;1WN ;1 mzTi = f WTT M ;1WT (2.22) (2.23) wobei sich der Faktor f 1=100 als gnstig erwiesen hat. Die Verschiebungen der Zusatzmassen werden durch die zwei Koordinaten xNi und xTi in Normal- und Tangentialrichtung beschrieben. Zwischen der Zusatzmasse und der Ankoppelungsstelle an das MKS wirkt ein Kraftelement, das eine Normalkomponente FNi und eine Tangentialkomponente FTi besitzt, die sich als Funktionen der Dierenzen von gNi ; xNi, gTi ; xTi, g_ Ni ; x_ Ni und g_ Ti ; x_ Ti ausdrcken lassen. Zur Normalkomponente kann noch eine konstante Vorspannung FN 0i addiert werden. In der Regel wird man bei der Wahl der Kraftgesetze die Normal- und Tangentialeekte entkoppeln. Es k nnen hier lineare Feder-Dmpferpaare, Hertz'sche Kontaktgesetze oder andere geeignete Kraftgesetze gewhlt werden. Die Bewegungsgleichungen fr die neuen Freiheitsgrade der Zusatzmassen lauten mzNi xNi = ;FNi + Ni mzTi xTi = ;FTi + Ti (2.24) (2.25) wobei in den Krften Ni und Ti die normalen und tangentialen Zwangskrfte an den Kontakten der Zusatzmassen bercksichtigt sind. Zur Berechnung dieser Gr en mssen die Kontaktgesetze klassischer Reibbindungen verwendet werden. 20 2 Modellierung von Sten Tabelle 2.2: Wahl der Anfangsbedingungen fr die hybride Sto- simulation Typ neue Bindung alte Bindung Zustand undeniert haftet gleitet gNA = 0 gNA = 0 gNA = 0 bekannte g_ NA < 0 g_ NA = 0 g_ NA = 0 Gr en g_ TA = vrel g_ TA = 0 g_ TA = vrel N = 0 N > 0 N > 0 T = 0 T 6= 0 T 6= 0 xN 0 = 0 xN 0 = 0 xN 0 = 0 Anfangsx_ N 0 = g_ NA x_ N 0 = 0 x_ N 0 = 0 bedingungen xT 0 = 0 FT (xT 0 : : :) = T FT (xT 0 : : :) = T x_ T 0 = vrel x_ T 0 = 0 x_ T 0 = vrel FN 0 = 0 FN 0 = N FN 0 = N Jede Zusatzmasse kann sich in den Zustnden Haften und Gleiten benden oder aber auch abheben. Die Bewegungsgleichung des MKS unter der Annahme konstanter Lagen lautet M q = WN FN + WT FT + h0 (2.26) wobei h0 der Vektor aller Krfte zum Zeitpunkt des Ereigniseintritts ist, der im Lauf der hybriden Stobehandlung als konstant angenommen werden soll. Diese Gleichung wird in den Raum der Bindungsrichtungen projiziert und lautet dann: g = W T M ;1 W FN ! + W T M ;1h0 FT (2.27) Bei den betrachteten Bindungen mu zwischen zwei Gruppen unterschieden werden: 1. die Bindungen, die bereits zu Stobeginn geschlossen waren 2. die Bindungen, die durch den Sto geschlossen wurden Ziel der hybriden Stosimulation ist es, auch die Eekte zu bercksichtigen, die in den Bindungen unabhngig vom Sto auftreten, den Ablauf des Stoes aber beeinussen k nnen. Dementsprechend mssen die Anfangsbedingungen der xKoordinaten so gesetzt werden, da der vor dem Sto herrschende Bindungszustand richtig erfat wird. In Tabelle 2.2 ist dabei die Wahl der Anfangsbedingungen fr die einzelnen Stokontakte aufgelistet. Man fat nun den Vektor g und die Freiheitsgrade der Zusatzmassen zum Vektor y zusammen und erhlt damit E ! 0 y = 0 diag(mzi) W T M ;1W ;E ! 0 ! B W T M ;1h0 FN + B N FT @ T 1 CC A (2.28) 2.6 Zeitlich und rtlich kontinuierliche Starrkrpermodelle 21 als Bewegungsgleichung fr die hybride Stoberechnung. Als Nebenbedingungen zur Auswertung der stehen die Kontaktbedingungen der Zusatzmassen zur Verfgung. Das Gleichungssystem kann mit einem Standardintegrationsverfahren fr Systeme mit einseitigen Reibbindungen behandelt werden, wie es zum Beispiel in 90] beschrieben ist. Zustzlich mssen die Krfte FNi und FTi und h0 ber den Verlauf integriert werden. Gilt fr eine Bindung whrend der Simulation FNi < 0, das heit die Zusatzmasse der Bindung i hebt ab, scheidet sie aus der Simulation aus. Die hybride Stoberechnung endet dann, wenn sich alle neu hinzugekommenen Bindungen wieder ge net sind. Tritt dieser Fall nicht ein, ist eine hybride Modellierung in der vorgestellten Form nicht m glich. Will man keine tangentialreversiblen Eekte bercksichtigen und reine Reibst e berechnen, kann man auf die tangentialen Massen verzichten. Man streicht in Gleichung (2.28) die unteren Zeilen und ersetzt den Vektor FT durch den Vektor T . Das ist auch fr einzelne Bindungen m glich. Kommt die Simulation zu einem erfolgreichen Abschlu, stehen die generalisierten Geschwindigkeiten q_E noch nicht zur Verfgung. Ziel der hybriden Stoberechnung war nur, die Kraftverlufe in allen Bindungen zeitskaliert abzubilden. Dies ist im Rahmen der Simulation geschehen und die Wirkungen dieser Krfte stehen durch ihre simultan gebildeten Integrale zur Verfgung. Damit kann dann mit einem Impulssto der Zustand nach dem Sto berechnet werden: q_E = M ;1 R ! Z ! F dt N W R F dt + h0 dt + q_A T (2.29) Danach kann mit der normalen Zeitsimulation des Systems fortgefahren werden. Hier seien noch einmal die Eigenschaften des hybriden Stomodells zusammengefat: Der Sto wird zeitlich aufgel st. Es wird ein System integriert, das die Dimension 4Anzahl der Stokontakte besitzt. Komplexe Zustandsbergnge k nnen abgebildet werden. Die gleiche Zeitdauer der Stophasen in allen Kontakten ist keine Voraussetzung fr diese Modellierungsform. Unterschiedliche Kontaktsteigkeiten k nnen problemlos modelliert werden. Die Stosimulation kann mit dem gleichen MKS-Algorithmus wie das gesamte einseitig gebundene System berechnet werden, wobei lediglich die Massenmatrix und die Bindungsmatrizen andere Gestalt haben. Es treten keine inneren Variablen auf. Der Stobergang im gesamten MKS ndet nur in einer Impulsgleichung statt. 22 2 Modellierung von Sten Die Wirkung groer Normalkrfte, die nicht aus Stokrften resultieren, bleibt whrend des Stoes erhalten. In Abschnitt 4.5 wird ein ausfhrliches Beispiel zu einer Stomodellierung mit dieser Methode gezeigt. 2.7 Sonderfall elastische Krper Kollidieren zwei K rper, von denen mindestens einer elastisch modelliert ist, ist das in der Natur ein sowohl rtlich wie zeitlich stetiger Vorgang ohne das Auftreten von impulsartigen Krften und damit eigentlich kein Sto. Es ist lediglich eine endliche Kontaktkraft oder chenhaft verteilte Pressung erforderlich, um die Materiepunkte der K rper am gegenseitigen Eindringen zu hindern. Bei einer Modellierung von elastischen K rpern mit einer endlichen Zahl von lokalen oder globalen Ansatzfunktionen entstehen immer endliche lokale oder modale Massen. Deshalb wird ein Stoimpuls ben tigt, um eine Abbremsung eines Kontaktpunktes auf die Geschwindigkeit des Kontaktpartners vorzunehmen. Dieser Impuls wird mit einer steigenden Zahl von Ansatzfunktionen immer geringer, bis er im Grenzfall ganz verschwindet. Nach Aufbringen dieses Impulses bleibt der Kontakt an einer Stelle der Kontaktzone geschlossen. Die weitere Kontaktentwicklung kann nun im Rahmen der normalen Zeitsimulation des Verhaltens des elastischen K rpers erfolgen. Da der Stoimpuls nicht ausreicht, um den gesamten K rper abzubremsen, wird er sich in der Summe aller seiner Elemente zunchst weiter in Kontaktrichtung bewegen und durch die Kontaktzwangsbedingung komprimiert. Dabei kommen gegebenenfalls weitere Punkte in Kontakt oder die Kontaktzone vergr ert sich stetig. Reichen die inneren elastischen Krfte aus, um die Bewegungsumkehrung einzuleiten, werden sich die Massenelmente zunehmend vom Kontaktpunkt wegbewegen, bis auch die Kontaktpunkte impulsfrei in Separation bergehen. Damit ist der Sto beendet. Dies sei an einem Beispiel erlutert. Ein elastischer K rper K , wie in Bild 2.3 dargestellt, wird mit Hilfe eines Zeit-Ort-Separationsansatzes behandelt. Die Auslenkung u(x t) = wT (x) q(t) (2.30) an jedem Ort x zur Zeit t wird durch die Ortsansatzfunktionen (Verschiebungsfelder) w(x) und durch die Zeitverlufe q(t) dieser Auslenkungen beschrieben. Die Massenmatrix des elastischen K rpers ist M und die Bewegungsgleichung lautet: M q = h. Zum Zeitpunkt tA berhrt der Punkt P die inertiale Umgebung mit der nicht verschwindenden Relativgeschwindigkeit g_ NA = wNT (P ) q_A (2.31) 2.7 Sonderfall elastische Krper 23 K T u(x) = w(x) ·q(t) n T P gN= wN(P) ·q(t) Bild 2.3: Sto eines elastischen K rpers wobei wN (P ) die in Stonormalenrichtung projizierten Ansatzfunktionen im Punkt P enthlt. Im Kontakt gilt gNA = wNT (P ) qA = 0. (2.32) Der skalare Impuls , der ben tigt wird, um an der Kontaktstelle die Bindungserfordernisse zu erfllen, lt sich mit der Gleichung g_ NA (2.33) = ; wT (P )M ;1 wN (P ) N berechnen. Der Nenner dieser Gleichung wird fr eine steigende Anzahl von Ansatzfunktionen immer gr er und damit immer kleiner. Der Kontaktkompatibilittssto q_C = M ;1wN (P ) + q_A (2.34) fhrt die generalisierten Geschwindigkeiten q_C auf eine Kombination, die mit dem neuen Bindungszustand kompatibel ist. Strenggenommen ndet hier ein plastischer Sto statt, der mit Energiedissipation verbunden ist, die jedoch umso geringer ausfllt, je mehr Ansatzfunktionen verwendet werden. Das Verwenden eines elastischen Stoes an dieser Stelle ist sehr unzweckmig: Zwar bleibt die Energie des Gesamtk rpers erhalten, andererseits ndet am Stokontakt ein sofortiges Wiederabheben statt: Da der bertragene Impuls nicht ausreicht, um die Bewegung des K rpers umzukehren, wird der K rper kurze Zeit spter wieder zu einem neuen Sto in Kontakt kommen und erneut abheben. Der gesamte Kontakt besteht aus einer Folge von immer schneller abfolgenden St en, was einerseits physikalisch keinen Sinn ergibt und andererseits jeglichen Versuch einer numerischen Integration scheitern lt. Dieser bouncing ball-Eekt ist in 20] ausfhrlich beschrieben und wird dort dadurch unterbunden, da ab der Unterschreitung einer minimalen Stokontaktgeschwindigkeit ein plastischer Sto postuliert wird. 24 2 Modellierung von Sten Fr die weitere Systemsimulation mu nun der geschlossene Kontakt als Bindung im System bercksichtigt werden. Die Bewegungsgleichung wird mit einer Zwangskraft (Kontaktkraft) erweitert und die Nebenbedingung mu, aus Grnden der einfacheren numerischen Integrierbarkeit, auf Beschleunigungsebene hinzugenommen werden: M q gN = = h + wN (P ) wNT (P )q (2.35) (2.36) Sobald die Kontaktkraft kleiner als null wird, ndet am Kontaktpunkt Abheben statt, und die Bindung wird aufgel st. Erfolgt die Modellierung des elastischen K rpers mit Hilfe lokaler Ansatzfunktionen (FEM), kann es sein, da whrend eines Kontaktvorganges in der Abbremsphase des K rpers stndig neue Knoten des FE-Gitters mit dem Stopartner in Kontakt kommen. Dann mu der Kontaktstoformalismus bei jedem Knotenkontakt wiederholt werden und danach in die Liste der Nebenbedingungen aufgenommen werden. Statt P liegt nun eine Liste von Pi vor und ist durch einen Vektor der Kontaktkrfte an allen Kontaktknoten zu ersetzen (siehe 35]). Auf der Basis dieses Normalkontaktmodells lt sich auch die Reibung als Summe von Einzelreibkrften an den Kontaktpunkten formulieren. Selbstverstndlich mu man dann fr jeden neu hinzukommenden Kontakt einen Kontaktkompatibilittsreibsto ausfhren und whrend der weiteren Zeitintegration die Haft-Gleitbergnge an allen Kontakten bercksichtigen. Eine Methode, den Kontaktkompatibilittssto ganz zu vermeiden, ist, zustzlich zu der dem elastischen K rper innewohnenden Elastizitt, an den Kontaktpunkten lokale Nachgiebigkeiten einzufhren. Die Gr e dieser Kontaktfedersteigkeiten kann das Stoverhalten grundstzlich beeinussen, wie im folgenden Abschnitt (2.8) gezeigt wird. 2.8 Bercksichtigung von Festkrperwellen Stoen K rper mit hoher Kontaktsteigkeit zusammen, kann es erforderlich sein, die Wellenausbreitung in den stoenden K rpern zu bercksichtigen. Jeder Kontakt von Festk rpern lt sich mit letzter Konsequenz physikalisch nur mit Hilfe von Festk rperwellen erklren. Die Information, da sich ein wie auch immer geartetes Kraftereignis an einer Stelle des K rpers stattgefunden hat, kann sich maximal mit der K rperschallgeschwindigkeit zu anderen Stellen des K rpers hin fortpanzen. Das physikalische Modell Starrk rper geht von Informationsgleichzeitigkeit aus und ist demnach nicht in der Lage irgendwelche Phnomene, die sich in der Zeit eines Wellendurchlaufes durch den K rper abspielen, zu beschreiben. Der bergang zu den technisch blichen Starrk rpern gelingt dadurch, da die Wellenlaufzeiten in K rpern sehr gering sind, und die Wellen im Medium so gestreut 2.8 Bercksichtigung von Festkrperwellen 25 und dispergiert werden, da letztendlich jedes K rperelement einen Teil des bertragenen Impulses erhlt und sich der K rper nach einer gewissen Zeit wieder wie ein Starrk rper bewegt. Beispiel dafr ist eine Glocke, die im schwerefreien Raum durch einen innitesimal kurzen Impuls angeschlagen wird. Der Anschlag erfolge so, da der wirkende Impuls keinen Drall bezglich des Glockenschwerpunktes erzeugt. Die Glocke wird einerseits zu schwingen beginnen, andererseits mu die mittlere Bewegung aller Massenelemente dem Impulssatz gehorchen. Sind die Schwingungen der Glocke abgeklungen, das heit es nden keine Relativbewegungen innerhalb der Glocke mehr statt, verhlt sie sich gem der Denition wie ein Starrk rper. Es mssen sich demnach alle Elemente der Glocke mit gleicher Geschwindigkeit, die sich aus dem Quotienten des Stoimpulses und der Gesamtmasse ergibt, fortbewegen. Sind aufgrund einer hohen Kontaktsteigkeit die Stokontaktzeiten so gering, da die Welle keine M glichkeit hat, im K rper zu dispergieren oder kann die Welle nicht in einer Weise reektiert werden, da sie die ihr innewohnende Energie wieder an den Stopunkt zurckbringen kann, wird eine Starrk rpernherung falsche Resultate erbringen. Dieser Fall ist zum Beispiel beim zentralen Sto dnner Stbe und beim Mehrkugelspiel erfllt. Um zu entscheiden, ob die Ausbreitung von Festk rperwellen bercksichtigt werden mu, sind zwei Kriterien zu beachten: 1. Wesentlich ist die Form der beteiligten K rper: K nnen die Wellen den K rper ungest rt durch Querschnittsnderungen, Bohrungen und andere Hindernisse durchlaufen und auch wieder gut reektiert werden, ist mit Einssen durch Wellen zu rechnen. Stbe die in Stabachsenrichtung gestoen werden und Kugeln erfllen diese Bedingung gut. In unregelmig geformten K rpern wird die den Wellen innewohnende Energie durch teilweise Reektion und Streuung schnell gleichmig im K rper verteilt und ein starrk rperhnliches Verhalten stellt sich ein. 2. Ist die Kontaktzeit, die man durch eine Abschtzung mit einem lokalen elastischen Modell gewinnen kann, so kurz, da in dieser Zeit die Stowelle nur wenige Male im K rper hin- und herlaufen kann, ist mit Welleneinfssen zu rechnen. Voraussetzung ist jedoch, da gem Punkt 1. die Wellen auch nach einem oder mehreren Durchlufen durch den K rper noch als lokale Ereignisse erhalten geblieben sind. In der Arbeit 79] werden die wesentlichen Eekte wellendominierter St e untersucht und auch ihre bergangsbereiche zur klassischen Starrk rper-Stotheorie erfat. Besonders geeignet ist das Beispiel, bei dem zwei Rundstbe unterschiedlicher Lnge mit uchtenden Achsen aufeinanderstoen. Der erste Stab mit der Masse m prallt mit der Geschwindigkeit v0 auf den zweiten ruhenden Stab mit doppelter Lnge und Masse. Zwischen den Stben ist ein Feder-Dmpferpaar angebracht, das durch Variation der Parameter alle Kontakteigenschaften darstellen kann. In den im folgenden dargestellten Berechnungen ist diese Steigkeit in einem Bereich variiert, 26 2 Modellierung von Sten der von einer weichen Zwischenlage ber die Steigkeiten, die bei einem Hertz'schen Kontakt balliger Stabenden auftreten bis zum perfekten Starrk rperkontakt reicht. Berechnet man diesen Sto mit einem klassischen Impulsstogesetz (Newton und Poisson liefern in diesem Fall die gleichen Ergebnisse) erhlt man v1 = 13 (1 ; 2")v0 v2 = 13 (1 + ")v0 (2.37) (2.38) mit v1 als Geschwindigkeit des zunchst ruhenden K rpers nach dem Sto und v2 fr den stoenden K rper. Die Stozahl sei ". Bei Verwendung des idealen Wellenmodells, wie es in 69] dargestellt wird, spielen sich in den K rpern folgende Vorgnge ab (siehe hierzu auch Bild 2.4): 1. Ausgehend von dem Kontaktpunkt laufen zwei Kompressionsfronten durch die Stbe. Die Punkte im stoenden K rper die die Welle passiert hat, sind auf die halbe Geschwindigkeit abgebremst. Die Welle im gestoenen K rper beschleunigt jeden Massenpunkt, an dem sie vorbeigelaufen ist, auf die halbe Stogeschwindigkeit. 2. Die Welle im stoenden K rper erreicht das freie Ende und wird dort als Expansionsfront reektiert und luft zurck. Die passierten Bereiche haben die Geschwindigkeit 0. Im gestoenen K rper luft weiter eine Kompressionswelle nach vorne. 3. Die Expansionsfront erreicht den Kontaktpunkt und kann, da dort ein Kompressionsdruck herrscht, in den gestoenen Stab bertreten2 . Der stoende Stab ist jetzt in Ruhe und die Kontaktstelle spannungsfrei. 4. Die Kompressionsfront im vorderen Stab hatte dessen Ende erreicht und wurde dort reektiert. Nun laufen zwei gegenluge Expansionswellen durch den gestoenen Stab. Sobald die erste dieser Wellen den Kontaktpunkt erreicht, tritt endgltig die Separation der K rper ein, da die Expansionsfront in der spannungsfreien Kontaktstelle nicht bertragen werden kann. 5. Wird keine Energie im gestoenen Stab dissipiert, laufen in diesem zwei gegenluge Fronten stndig hin und her. Die mittlere Geschwindigkeit aller Massenelemente ist gleich der halben Stogeschwindigkeit. Damit ist die globale Impulsbilanz erfllt. Es scheint zunchst ungewhnlich, da eine Zugwelle ber einen rein auf Druck belastbaren Kontakt hinweglaufen kann. Das ist aber trotzdem sinnvoll. Wenn man annimmt, da eine Zugwelle nicht bertragen werden kann und sofort Separation der Krper eintritt, luft eine Entlastungswelle von der zuvor unter Spannung stehenden Kontaktstelle in den gestoenen Stab, was mit der bertragenen Zugwelle identisch ist. 2 2.8 Bercksichtigung von Festkrperwellen 27 Die vom stoenden K rper eingebrachte kinetische Energie ist vollstndig in den gestoenen K rper bergegangen, dort aber zum Teil als potentielle Energie gespeichert. An den Stofronten wird stndig potentielle Energie in kinetische umgewandelt und umgekehrt. Im Grenzzustand, wenn sich die beiden Fronten gerade in der Mitte treen, ist zwar die potentielle Energie vollstndig in kinetische umgewandelt, jedoch steht dann die eine Stabhlfte whrend sich die andere bewegt, was sofort zu einer Art innerem Sto fhrt, der neue Fronten mit der Folge potentieller Energie ausl st (bergang Phase 4 Phase 5). Wenn die Stofronten durch Dispersion und Dissipation verschmiert werden und schlielich verschwinden, bewegt sich der Gesamtk rper mit gleichf rmiger Geschwindigkeit wie ein Starrk rper. Die Hlfte der ursprnglichen Energie ist dann dissipiert worden. Die geschilderten Vorgnge sind in Bild 2.4 dargestellt. Die Phasen entsprechen den oben verwendeten Aufzhlungsnummern. Zug Druck Kompressionsfront Expansionsfront 0 Phase 1 0 Phase 2 Phase 3 v0 v0 Phase 4 Phase 5 ½ v0 0 ½ v0 ½ v0 ½ v0 0 ½ v0 ½ v0 ½ v0 v0 0 0 0 0 v0 0 Bild 2.4: Ausschlielich durch Stowellen beeinuter Sto zweier Zug-Druckstbe In den Bildern 2.5 und 2.6 sind die gemittelten Geschwindigkeiten der Stbe nach dem Sto in Abhngigkeit der Variation der Federsteigkeit im Kontaktpunkt dargestellt. Bild 2.5 stellt dabei die Ergebnisse des gestoenen, Bild 2.6 die Ergebnisse fr den stoenden Stabes dar. Bei den Kurven 1 hat das Kontaktelement keine Dmpfung, bei den Kurven 2 wird ein viskoelastisches Kraftelement verwendet. Die Bereiche der Geschwindigkeiten mit niedrigen Steigkeiten entsprechen genau den Ergebnissen, die mit dem Impulsmodell gem den Gleichungen (2.37) und (2.38) 28 2 Modellierung von Sten gewonnen werden k nnen (v0 = ;4 m/s). Die Kontaktzeit dauert so lange, da sich in den K rpern der Starrk rperbewegungszustand voll ausbilden kann. Bei starker Dmpfung verhlt sich das System wie bei einem plastischen Sto. Erh ht man die Steigkeit, fallen der plastische und der elastische Fall zusammen und konvergieren gegen das Ergebnis der Wellenberechnung, die vorhersagt, da der stoende Stab stehen bleibt und der gestoene Stab sich mit v2 = 1=2v0 wegbewegt. -1.4 Endgeschwindigkeit v1 in [m/s] -1.6 -1.8 2 -2 -2.2 -2.4 1 -2.6 -2.8 100000 1e+06 1e+07 1e+08 1e+09 Federsteifigkeit in [N/m] 1e+10 1e+11 Bild 2.5: Gemittelte Abhebegeschwindigkeit des gestoenen Stabes, Kurve 1 ohne, Kurve 2 mit Dmpfung, entnommen aus 79] 1.5 Endgeschwindigkeit v2 in [m/s] 1 1 0.5 0 -0.5 -1 100000 2 1e+06 1e+07 1e+08 1e+09 Federsteifigkeit in [N/m] 1e+10 1e+11 Bild 2.6: Gemittelte Abhebegeschwindigkeit des stoenden Stabes, Kurve 1 ohne, Kurve 2 mit Dmpfung, entnommen aus 79] Der Bereich der Steigkeit, der bei der Annahme von Hertz'schem Kontakt von zwei 2.8 Bercksichtigung von Festkrperwellen 29 balligen Stabenden, erreicht wrde, liegt bei diesem Beispiel in Abhngigkeit vom Balligkeitsradius zwischen 4 108 N/m und 1 1010 N/m. Das heit, St e mit dieser technischen Realisierung liegen immer im bergangsbereich, der weder durch ein reines Wellenmodell, noch durch das Starrk rpermodell befriedigend gut beschrieben werden kann. Ist der Kontakt durch schlechte Oberchen oder Zwischenschichten (!l) noch weicher, hnelt das Ergebnis immer mehr dem klassischen Starrk rpersto. Die Grenze jeglicher Stomodellierung ist erreicht, wenn die Annherungsgeschwindigkeit der K rper gr er als ihre K rperschallgeschwindigkeit ist und ein starkes Eindringen mit kontinuierlichem Abbremsen nicht m glich ist. Das hat zur Folge, da die Partikel des stoenden K rpers sich schneller an die Stostelle annhern als die Information des Kraftereignisses sich zu ihnen ausbreiten kann. Diese Kollision hat eine Zerst rung des stoenden K rpers zur Folge. Derartige Phnomene treten beim Einschlag von ballistischen Projektilen auf. Ein anderer Typ derartiger St e sind die Einschlge von Meteoriten auf der Erde, die typischerweise mit Geschwindigkeiten von 1050 km/s auf der Erdoberche eintreen, was deutlich ber der Schallgeschwindigkeit in Gesteinsk rpern liegt. Zusammenfassend lt sich sagen: Wellenvorgnge k nnen grundstzlich andere Stoeekte hervorrufen, als es Starrk rpermodelle vorhersagen. Ob in einem System derartige Eekte eine Rolle spielen, kann durch den Vergleich des Wellenlaufzeit in einem stoenden K rper mit der Stozeit, gewonnen mit einer geeigneten Kontaktsteigkeit, ermittelt werden. Wesentlich fr die Gltigkeit des Wellenmodells ist aber eine einwandfreie Reektion innerhalb des K rpers. Findet diese nicht statt, wird die Welle schnell im Inneren des K rpers gestreut, und eine starrk rperartige Geschwindigkeitsverteilung stellt sich ein. Prinzipiell sind alle derartigen Eekte auch fr St e mit Reibung denkbar, bei denen sich dann Schubwellen in den K rpern ausbreiten. Der Autor ist jedoch der Ansicht, da in technisch relevanten Systemen diese Eekte nicht auftreten. 30 3 Das Stogesetz auf Impulsebene Kapitel 3 Das Stogesetz auf Impulsebene In diesem Kapitel soll die Formulierung des Stogesetzes auf Impulsebene dargestellt werden. Dieses Gesetz kommt zum Einsatz, wenn bei der Berechnung des Zeitverhaltens eines oder mehrerer K rper ein Kontaktereignis mit negativer Relativgeschwindigkeit festgestellt wird, und nach den im Kapitel 2 dargestellten Kriterien eine Impulsmodellierung zulssig ist. Zunchst werden die vorhandenen Basisstogesetze diskutiert. Im Abschnitt 3.3 wird der bergang von der zeitkontinuierlichen Mehrk rpersystemsimulation auf das Stoereignis dargestellt. In den folgenden Abschnitten wird die Formulierung der Kompressionsphase und zwei Varianten der Expansionsphase vorgestellt. 3.1 Modellvorstellung zeitdiskreter Stogesetze Ein Sto ist in der Natur immer ein zeitlich und rtlich kontinuierlicher Vorgang, der bei einem Impulsmodell gedanklich in eine zeitlich unstetige Stobergangsgleichung komprimiert wird. Ein weiteres Vereinfachungsziel ist immer auch, den Sto, der durch lokale Abplattung immer auf eine ganze Kontaktzone einwirkt, auf einen Kontaktpunkt zu reduzieren. Whrend der kurz erscheinenden Kontaktzeit k nnen in einem Stokontakt mehrere sich zeitlich berlappende und beeinussende Prozesse gleichzeitig ablaufen und zu verschiedenen Zeiten beginnen und enden. Beispiel dafr sind Haft-Gleit-bergnge, die whrend eines Stoes mehrfach auftreten k nnen. Um ein Stogesetz zu entwickeln, ist es deshalb sinnvoll, den eigentlich gewnschten Starrk rpercharakter der K rper zunchst aufzugeben und lokale Kraftelemente im Kontaktpunkt einzufhren. Dadurch kann man den stetigen Kontaktvorgang in seinen Phasen und Ablaufvarianten verfolgen und die m glichen Endzustnde untersuchen. Ist es m glich, die denkbaren Endzustnde mit guter Nherung nur in Abhngigkeit des Anfangszustandes des Stoes darzustellen, kann man den kurzen kontinuierlichen auf einen innitesimalen unstetigen Proze reduzieren. Im Abschnitt 3.4 wird 3.2 Elementare Stogesetze 31 diese Modellvorstellung verwendet um die Vorgnge beim tangentialreversiblen Sto darzustellen. 3.2 Elementare Stogesetze Im Lauf der Geschichte der Mechanik sind mittlerweile zahlreiche Stogesetze vorgeschlagen worden, die einen unmittelbaren bergang von vorher zu nachher erm glichen, ohne eine explizite Zeitau sung des Stoes vornehmen zu mssen. Letztlich basieren alle diese Gesetze auf drei Stohypothesen, die hier kurz vorgestellt werden sollen. Das sogenannte Newton'sche Stogesetz: Es fordert, da die Abhebegeschwindigkeit zweier stoender K rper in einem festen Verhltnis zu der Kollisionsgeschwindigkeit steht. Dieses einfache Gesetz hat die Schwche, da die Eekte nicht-zentraler, reibungsbehafteter St e nicht dargestellt werden k nnen und auch Mehrfachst e nicht sinnvoll modellierbar sind. Der Vorteil dieses Gesetzes besteht darin, da es zu keinen kinematischen Unvertrglichkeiten kommen kann und die Dissipativitt des Gesetzes immer eindeutig ist. Dieses Stogesetz kommt ohne die Verwendung von Kraftgr en aus und hat den Charakter einer kinematischen Zwangsbedingung auf Geschwindigkeitsebene. Es ist somit ein rein kinematisches Gesetz. Das sogenannte Poisson'sche Stogesetz: Dieses Gesetz setzt zunchst die Aufteilung des Stoes in eine Kompressionsund Expansionsphase voraus. Die zentrale Aussage des Gesetzes ist, da ein bestimmter Anteil des Impulses, der an einer Kontaktstelle zur Abbremsung der K rper in der Kompressionsphase wirken mu, in der Expansionsphase dort erneut wirkt und so die Separation der K rper einleitet. Die Berechnung der Geschwindigkeitsnderungen geschieht auf der Basis von Impulsbilanzen, das heit, verschiedene Bindungen k nnen sich gegenseitig beeinussen und die Reibung in einem Stokontakt kann auch das Abheben in Normalenrichtung beeinussen. Fr eine Klasse von Stokongurationen liefert das PoissonGesetz die gleichen Resultate wie das Newton'sche Gesetz, ist aber in der Lage, auch eine groe Klasse von weiteren Kongurationen zu beschreiben. Der wesentliche Nachteil dieses Gesetzes in seiner Urform besteht darin, da es bei Mehrfachst en das Abheben der K rper voneinander nicht immer gewhrleistet. Das Poisson'sche Gesetz ist ein rein dynamisches Stogesetz. Stogesetze auf Energiebasis: Es existieren mehrere Anstze, die Stogleichungen auf der Basis der Energie, die whrend des Stoes umgewandelt oder dissipiert wird, zu formulieren. Diese Gesetze haben den Nachteil, da sie letztlich nur eine Gleichung (Energiebilanz) zur Verfgung haben, mit denen in einem Stokontakt sowohl Aussagen zur Normal- als auch zur Reibrichtung getroen werden sollen. Besonders problematisch werden diese Gesetze bei Mehrfachst en. 32 3 Das Stogesetz auf Impulsebene Sowohl das Newton'sche als auch das Poisson'sche Stogesetz sind ursprnglich fr den zentralen Sto von zwei K rpern entwickelt worden und liefern dort, wie auch der Energieansatz, identische Resultate. Bei der Anwendung dieser Gesetze auf St e mit Reibungseekten und auf Mehrfachst e scheint das Poissongesetz die gr ten Reserven zu enthalten. Ein eher anschaulicher Vorteil des Poisson-Gesetzes lt sich wie folgt darstellen: die Basis der Formulierung des Stogesetzes ist identisch mit der der Bewegungsgleichungen vor und nach dem Sto: 1. Krfte (Kraftst e) sind die Ursache von Bewegungen. 2. Krfte (Kraftst e) ergeben sich aus Gesetzen, die vom Bewegungszustand und der Zeit abhngen. Diese Prinzipien der Mechanik gelten auch whrend des Stoes, und man ist deshalb nicht auf die integrierte Gr e Energie angewiesen. Wgt man die beschriebenen Vor- und Nachteile der Gesetze gegeneinander ab, scheint das Poisson'sche Gesetz am besten geeignet zu sein, eine groe Klasse verschiedener Stotypen zu beschreiben. Der Nachteil, da nach Stoende ein Eindringen der K rper auftreten kann, lt sich, wie im folgenden gezeigt wird, durch die Einfhrung einer einseitigen Bindung verhindern. 3.3 bergang von der kontinuierlichen Zeitentwicklung zum Sto Ein allgemeines Mehrk rpersystem mit einseitigen Bindungen kann sich in vielen verschiedenen Bindungskongurationen benden. Ein Sto ndet zunchst an einem oder mehreren Kontaktpunkten statt, den aktuellen Stokontakten. Whrend des Stoes wirken Impulse, die sich ber die, nach wie vor im Gesamtsystem gltigen Impulsbilanzen, an allen anderen geschlossenen Kontakten bemerkbar machen k nnen und dort zu "nderungen in der Bindungskonguration fhren k nnen. So ist es ohne weiteres denkbar, da ein Sto an einer Stelle im System zu Haft-Gleit-bergngen oder zum Abheben von Normalbindungen an anderen einseitigen Bindungen fhrt. Aus diesem Grund mssen bei der Formulierung der Stogleichungen nicht nur die aktuellen Stokontakte, sondern auch alle anderen geschlossenen Bindungen im System bercksichtigt werden. Zu diesem Zeitpunkt t0 des Stoes sind folgende Gr en des gebundenen Mehrk rpersystems bekannt: 3.4 Vorberlegungen zum Energieumsatz 33 q(t0) = qA : Lagen aller generalisierten Koordinaten q_ (t0) = q_A : Geschwindigkeiten aller generalisierten Koordinaten M (qA t0) = M : Massenmatrix des Systems WN : Jacobi-Matrix der aktiven Normalbindungen WT : Jacobi-Matrix der aktiven Tangentialbindungen w~ N , w~ T : nichtlineare Terme der Bindungen Der Sto wird in zwei Phasen aufgeteilt: die Kompressions- und die Expansionsphase. In der Kompressionsphase wird die normale Annherungsbewegung der Stopartner in den aktuellen Stokontakten gestoppt. Zustzlich k nnen in anderen geschlossenen Bindungen Zwangsimpulse wirken. Am Ende der Kompressionsphase ist ein Teil der vor dem Sto im System vorhandenen kinetischen Energie in Form von potentieller Energie im System gespeichert. In der Expansionsphase wird die zuvor gespeicherte Energie wieder ber die wirkenden Expansionsimpulse in kinetische Energie zurckverwandelt. Dabei ist zu bercksichtigen, da Teile der Energie dissipiert werden, am Ende kein Eindringen der Kontaktpartner stattnden darf und das Reibgesetz im Kontakt nicht verletzt werden darf. Hier kann noch zwischen zwei Stotypen unterschieden werden: Beim tangentialreversiblen Sto wird ein Teil der Energie auch in die tangentiale Richtung zurckgespeichert. Im Grenzfall eines tangentialplastischen Stoes wirkt whrend der Expansionsphase kein Tangentialimpuls. Beim reinen Reibsto wird in tangentialer Richtung keine Energie ge- und entspeichert. Am Reibkontakt herrscht whrend der gesamten Stozeit das Coulomb'sche Reibgesetz. Fr beide Varianten ist die Beschreibung der Kompressionsphase identisch, die Expansionsphase unterscheidet sich. Im Fall des zentralen Stoes sind der vollstndig tangentialplastische und der reine Reibsto identisch. Ein einfaches Beispiel fr ein System, bei dem sich diese Stotypen unterscheiden wird in 4.3 vorgestellt und diskutiert. 3.4 Vorberlegungen zum Energieumsatz In diesem Abschnitt soll der prinzipielle Ablauf eines Stoes mit einem anschaulichen Modell fr die verschiedenen Phasen dargestellt werden. Auch wenn im Abschnitt 3.2 die Energie zunchst aus dem Stogesetz verbannt wurde, so soll sie hier verwendet werden, um die physikalischen Vorgnge besser erlutern zu k nnen. Der Sto soll gem der Modellvorstellung in Abschnitt 3.1 betrachtet werden: Whrend des Stoes bendet sich zwischen den K rpern ein Kraftelement, das aus zwei viskoelastischen Subelementen in Normal- und Tangentialrichtung zusammengesetzt 34 3 Das Stogesetz auf Impulsebene ist. In diesem Element seien die gedachten Nachgiebigkeiten beider Stopartner vereint. Ein tatschlicher Kontakt herrscht nur an einem Reibelement mit Coulomb'scher Reibcharakteristik. Damit untersucht man den Proze gedanklich als stetigen Vorgang mit allen Haft-Gleit-bergngen sowie Speicherungs- und Entspeicherungsprozessen von Energie. Die am Ende dieser berlegungen verbleibenden Geschwindigkeitsdierenzen dienen zur Reduktion des Stogesetzes auf einen diskreten Geschwindigkeitssprung. In Bild 3.1 sind prinzipielle m gliche Ablufe im Stokontakt dargestellt. Die K rper berhren sich im Moment des Stoes am Kontaktpunkt. Vernachlssigt man spter die Weiterbewegung der K rper whrend dem Sto, ist dies der Kontaktpunkt des Starrk rpermodells. Fr die stetige Betrachtung ist es der Punkt der ersten Berhrung. Im Verlauf des Stoes kommen zwei fr die Beschreibung wichtige Teilpunkte hinzu: Der Krperpunkt und der Reibpunkt. Der K rperpunkt ist der Punkt, an dem das gedachte Kraftelement angeheftet ist. Die Krfte (Impulse) wirken weiterhin auf den Kontaktpunkt, whrend sich der Reibpunkt relativ zum K rperpunkt verschiebt und damit die Auslenkung des Kraftelements darstellt. Im Coulomb'schen Reibelement herrscht zu Beginn des Stoes, abgesehen von der Ausnahme des v llig reibungsfreien Falles, immer Haften, da es nicht massebehaftet ist und das Tangentialelement zunchst entspannt ist. Im Verlauf der Kompressionsphase steigt die Tangentialkraft wie auch die Normalkraft an. Der Reibkontakt kann entweder losreien oder weiterhin haften bleiben. Die Entscheidung darber hngt von dem Reibkoezienten, der Kontaktgeometrie, dem Verhltnis der Anfangsgeschwindigkeiten und von der projizierten Massenverteilung des stoenden Systems ab. Am Ende der Kompressionsphase ist das Normalkraftelement maximal komprimiert und die Annherungsgeschwindigkeit der K rper zum Stillstand gekommen. Ein Teil der kinetischen Anfangsenergie des Systems ist nun in Form elastischer potentieller Energie gespeichert. (Erste Zeile von Bild 3.1) In tangentialer Richtung sind mehrere Zustnde denkbar: Der Reibkontaktpunkt haftet und der K rperpunkt ist auch in tangentialer Richtung zum Stillstand gekommen. Der Reibkontaktpunkt haftet, der K rperpunkt bewegt sich noch. Der Reibkontaktpunkt gleitet, und der K rperpunkt bewegt sich. In allen Fllen ist in dem tangentialen Kraftelement ein Teil der kinetischen Energie in Form von Verformungsenergie gespeichert. Da die Beschreibung des Stoes aber nur einen Punkt bercksichtigen kann, bezieht sich die Aussage Haften am Ende der Kompressionsphase eigentlich auf den Reibpunkt, obwohl nur der K rperpunkt betrachtet wird. In der Expansionsphase k nnen sich hnliche Zustnde einstellen. Ein besonders gutartiger Fall tritt ein, wenn die Kompressionsphase mit Haften im Reibpunkt und Stillstand des K rperpunktes endet: In der Expansionsphase kann nun ein Teil der gespeicherten Energie durch Entspannung sowohl des normalen als auch des 3.4 Vorberlegungen zum Energieumsatz 35 Kompressionsphase v0 H H G Expansionsphase mit Umkehrung H H H Expansionsphase mit Geschwindigkeitsdifferenz G H Körperpunkt Reibpunkt Kontaktpunkt Haften im Kont. H Gleiten im Kont. G Bild 3.1: Prinzipielle Stoablufe H 36 3 Das Stogesetz auf Impulsebene tangentialen Kraftelements entspeichert und wieder in kinetische Energie zurckverwandelt werden (Zweite Zeile von Bild 3.1). Im gnstigsten Fall kommen sogar im Moment des Abhebens die drei Punkte wieder zur Deckung. Ein anderer gutartiger Fall ist das kontinuierliche Gleiten whrend der Expansionsphase: Nach kurzer Vorspannung des tangentialen Kraftelements in der Kompressionsphase gleitet es mit maximaler Reibkraft im Reibpunkt. Reibpunkt und K rperpunkt haben keine Relativgeschwindigkeit. Da man sowieso nur Geschwindigkeiten betrachtet, spielt dies jedoch keine Rolle. Der Lagefehler, der durch die kontinuierliche Weiterbewegung des K rpers whrend des Stoes entsteht, wird aufgrund der Annahme vernachlssigbare Bewegungen der K rper whrend des Stoes (Abschnitt 2.5) billigend in Kauf genommen. Ein widersprchlicher Fall stellt sich ein, wenn whrend der Expansionsphase der zu Beginn gleitende Reibpunkt zum Stillstand kommt. Die im Tangentialelement gespeicherte Energie kann trotzdem dazu fhren, da sich der K rperpunkt am Stoende bewegt, obwohl die Kraftbilanz fr den Reibpunkt Haften verlangt. Dieser Fall ist durchaus nicht unwahrscheinlich. Um auch hier sinnvolle Resultate zu erzielen, mu mit einem Trick das Coulomb'sche Reibgesetz modiziert werden. Diese Modikation wird in Abschnitt 3.6.3 erlutert und durch Gleichung (3.26) realisiert (Dritte Zeile von Bild 3.1). Danach ist es dem K rper m glich, am Stoende eine Relativgeschwindigkeit gegenber dem Stopartner zu haben, obwohl das Reibelement im Reibpunkt haftet. 3.5 Kompressionsphase Zur Berechnung der Kompressionsphase sind zwei Klassen von Gleichungen erforderlich: einerseits die Impulsbilanz ber alle K rper sowie die Projektionsgleichungen, die die Eekte im Stopunkt in die Richtung der generalisierten Koordinaten projizieren und umgekehrt, andererseits die sogenannten Stogesetze, welche einen Zusammenhang zwischen kinematischen Zustnden und wirkenden Stoimpulsen herstellen. 3.5.1 Kinematik- und Impulsgleichungen Die Kompressionsphase beginnt mit dem Kontakt der K rper an dem oder den aktuellen Stokontakten. Damit ist fr eine Reihe von Kontaktpunkten i die Bedingung gNAi(qA t0) = 0 erfllt. Der Index A kennzeichnet dabei den Zustand zu Beginn des Stoes. Mit der Kinematikgleichung g_ NA ! = WNT !q_A + w~ N ! g_ TA WTT w~ T (3.1) k nnen die Vektoren der Relativgeschwindigkeiten g_ NA in normaler und g_ TA in tangentialer Richtung bestimmt werden. Whrend der Kompressionsphase gilt die Im- 3.5 Kompressionsphase 37 pulsbilanz fr alle K rper in folgender Form: M (q_C ; q_A) = WN NC + WT TC (3.2) Dabei bedeuten NC und TC die normalen und tangentialen Impulse, die whrend der Kompressionsphase in den geschlossenen Kontakten wirken und durch die Jacobimatrizen WN und WT aus den Eingrisrichtungen in die Richtungen der generalisierten Koordinaten projiziert werden. Am Ende der Kompressionsphase lauten die generalisierten Koordinaten des Systems q_C . Fr die Formulierung des Stogesetzes sind die Relativgeschwindigkeiten g_ NC und g_ TC am Ende der Kompressionsphase wichtig. Man berechnet sie ber eine zu Gleichung (3.1) quivalente Projektionsgleichung: g_ NC ! = WNT !q_C + w~ N ! g_ TC WTT w~ T (3.3) Durch Verknpfung der Gleichungen (3.1) und (3.3) erhlt man eine Form, die direkt die "nderung der Relativgeschwindigkeiten zueinander in Beziehung setzt: g_ NC ! = WNT !(q_C ; q_A) + g_ NA ! (3.4) g_ TC WTT g_ TA Die Terme w~ N und w~ T sind in dieser Dierenz verschwunden. Dies ist auch physikalisch erklrbar: Die w~ hngen nur von q, t und anderen konstanten Gr en ab. Diese bleiben jedoch whrend des Stoes unverndert. Die Impulsgleichung (3.2) l st man nach q_C ; q_A auf, setzt sie in die Kinematikgleichung (3.4) ein und erhlt die in die Normal- und Tangentialrichtung projizierte Impulsbilanz: g_ NC ! = WNT !M ;1 WN !T NC ! + g_ NA ! g_ TA g_ TC | WTT {z WT } TC G (3.5) Dabei fat man die quadratische Form aus Jacobi- und inverser Massenmatrix zu der projizierten Massenwirkungsmatrix G zusammen. Sie ist eine quadratische, symmetrische Matrix, die im Fall abhngiger Bindungen positiv semidenit sonst positiv denit ist. Im folgenden wird von der Aufteilung dieser Matrix in vier Blockuntermatrizen ! G NN GNT G = GTN GTT mit Gij = WiT M ;1Wj i j 2 fN T g (3.6) Gebrauch gemacht. GNN und GTT haben die gleichen Eigenschaften wie G, die Nebendiagonalblockmatritzen sind ebenfalls quadratisch und es gilt GNT = GTTN . 38 3 Das Stogesetz auf Impulsebene Die projizierte Massenwirkungsmatrix gibt, anschaulich betrachtet, Aufschlu darber, welche Bewegungsnderungen das System infolge der Impulswirkung in eine der projizierten Storichtungen erfahren wird. Gleichung (3.5) erlaubt es nun, aus den bekannten Anfangsgeschwindigkeiten und den in der Kompressionsphase wirkenden Impulsen den Zustand am Ende dieser Phase zu berechnen. Um dies durchfhren zu k nnen, ist es auerdem erforderlich, die Beziehungen zwischen Impulsen und Geschwindigkeiten im sogenannten Stogesetz zu erfassen. Dabei ist eine Unterscheidung zwischen einem Gesetz fr die normalen und die tangentiale Richtung sinnvoll. 3.5.2 Normales Stogesetz Die Kompressionsphase ist dadurch deniert, da an ihrem Ende die normale Relativgeschwindigkeit aller einseitigen Bindungskontakte gr er oder gleich null ist (g_ Ni 0). Dabei k nnen in allen Kontakten, in denen die Relativgeschwindigkeit g_ Ni = 0 ist, auch Impulse Ni 0 gewirkt haben. In Kontakten, die bereits am Ende der Kompressionsphase eine Separationsgeschwindigkeit haben, sollen aber keine Impulse wirken. Dieses Phnomen tritt jedoch nur bei Mehrfachst en auf. Die normalen Kompressionsimpulse und die Relativgeschwindigkeiten bilden somit ein komplementres Paar von Vektoren, fr die gilt: g_ NC 0 NC 0 g_ NC NC = 0 (komponentenweise) (3.7) Stellt man diesen Zusammenhang graphisch dar, erhlt man eine Ecke, wie er im linken Teil von Bild 3.2 dargestellt ist. gNC gTC μΛNC ΛNC -μΛNC Bild 3.2: Graphische Darstellung des normalen und tangentialen Stogesetzes fr die Kompressionsphase mit komplementren Kennlinien ΛTC 3.5 Kompressionsphase 39 3.5.3 Tangentiales Stogesetz Das Verhalten der beiden Stopartner in tangentialer Richtung wird durch die Reibung im Kontakt der K rper bestimmt. Mit welchen Einschrnkungen das Coulomb'sche Reibgesetz auch auf Impulsebene gltig ist, kann in 22] Seite 111. nachgelesen werden. Am Ende der Kompressionsphase sind in jedem Stokontakt drei Zustnde denkbar: Gleiten in positive Richtung (g_ TC > 0): der Tangentialimpuls wirkt whrend der gesamten Phase in die entgegengesetzte Richtung und wird durch den Normalimpuls und den Reibkoezienten bestimmt: TC = ;NC . Haften am Ende der Phase (g_ TC = 0): der whrend der Kompression wirkende Tangentialimpuls ist gro genug, um im Kontakt Haften zu erreichen. Die Gr e des Impulses liegt in einem Bereich, der durch die maximal bertragbaren Impulse an der Haftgrenze bestimmt wird: ;NC < TC < NC . Gleiten in negative Richtung (g_ TC < 0): der Tangentialimpuls wirkt whrend der gesamten Phase in positive Richtung und wird durch den Normalimpuls und den Reibkoezienten bestimmt: TC = NC . Die m glichen Kombinationen von g_ TC und TC lassen sich als abschnittsweise deniertes Stogesetz fr jeden Stokontakt 8 > < < 0 fr TC = NC g_ TC 2 > = 0 fr ;NC < TC < NC : > 0 fr TC = ;NC (3.8) beschreiben und in einem Diagramm wie im rechten Teil von Bild 3.2 darstellen. Das Reibgesetz auf Impulsebene hat mit dem klassischen Coulomb'schen Reibgesetz auf Kraftebene die wesentliche Eigenschaft gemeinsam, abschnittsweise entweder als Kraftgesetz oder als kinematische Zwangsbedingung zu wirken: Im Fall Haften handelt es sich um eine kinematische Zwangsbedingung, deren Aufhebung ber eine Kraftbedingung (Haftkraftreserve) gesteuert wird. Im Fall Gleiten ist es ein Kraftgesetz, das sich bei Erreichen eines kinematischen Indikators in eine Zwangsbedingung verwandeln kann. Die Komplementaritt von Relativgeschwindigkeit und Impuls lt sich nicht unmittelbar angeben, wie es beim Normalgesetz der Fall ist. 3.5.4 Lsung fr die Kompressionsphase Ziel ist es nun, die Zustnde am Ende der Kompressionsphase (g_ NC und g_ TC ) in Abhngigkeit von den Gr en zu Beginn (g_ NA und g_ TA) und den Systemparametern (G und i) zu berechnen. Eigentliche Zielgr en sind die wirkenden Impulse (NC und TC ), die ben tigt werden, um die "nderung der generalisierten Geschwindigkeiten q_ durch die Kompressionsphase berechnen zu k nnen. Als Gleichungen 40 3 Das Stogesetz auf Impulsebene stehen die in die Storichtung projizierte Impulsbilanz (3.5) und das normale (3.7) und tangentiale (3.8) Stogesetz zur Verfgung. Wenn nS Kontakte whrend des Stoes geschlossen sind, sucht man die L sung eines Gleichungssystems im 4nS -dimensionalen Raum der Unbekannten. Mathematisch betrachtet stellt die Impulsgleichung eine Sammlung von 2nS Hyperebenen in diesem Raum dar. Das normale und tangentiale Stogesetz werden durch je nS Flchen reprsentiert. In der Summe stehen damit 4nS Flchen zur Verfgung, die miteinander geschnitten werden mssen, um die L sung fr die unbekannten Relativgeschwindigkeiten und Impulse zu nden. In den Abschnitten 4.1 und 4.2, in denen der Einfachsto detailliert untersucht wird, sind diese Flchen und Ebenen fr Spezialflle auch graphisch dargestellt. Die Stogesetze sind abschnittsweise deniert, deshalb ist keine klassische Gleichungsl sung ohne Fallunterscheidungen m glich. Fallen die geknickten Flchen abschnittsweise mit den Koordinatenachsen zusammen oder lassen sie sich in diese Form transformieren, existiert mit dem linearen Komplementarittsproblem (LCP) ein formalisierter L sungsalgorithmus fr derartige Probleme. Ein LCP lt sich wie folgt beschreiben: Gesucht sind 2n Unbekannte in einem Koordinatenraum dieser Dimension, die in den zwei n-dimensionalen Vektoren x und y zusammengefat sind. n lineare Gleichungen y = Ax + b beschreiben eine n-dimensionale Mannigfaltigkeit, auf der die L sung liegen mu. Weitere Einschrnkungen stellen n abschnittsweise denierte, aus je zwei Halbebenen bestehende Flchen dar, die durch die Gleichungen xi = 0 fr yi > 0 und yi = 0 fr xi > 0 beschrieben werden. Die Gr en xi und yi sind komplementr. Will man dieses Schema auf die L sung der Kompressionsphase bertragen, sieht man, da beim normalen Stogesetz die Impulse und Relativgeschwindigkeiten bereits komplementre Form aufweisen. Das tangentiale Reibgesetz besteht zwar ebenfalls aus abschnittsweise denierten Ebenen, die jedoch noch nicht die Standardform eines LCP haben. Es ist allerdings m glich, den zweifach geknickten Haken in zwei komplementre Bedingungen aufzuspalten. Das Vorgehen lehnt sich an 22] an. Die Aufspaltung greift dabei auf das Verfahren zurck, wie es in 67] beschrieben ist. Im ersten Schritt fhrt man dazu eine Koordinatentransformation durch, die alle tangentialen Stoimpulse so verschiebt, da der negative Ast des Reibgesetzes mit der g_ TCi-Achse zusammenfllt. Die verschobenen Impulse werden TCVi genannt: TCVi = TCi + iNCi (3.9) Diese Transformation wird in die Impulsbilanz (3.5) eingesetzt, die sich dann als g_ NC ! = GNN ; GNT GNT ! NC ! + g_ NA ! (3.10) g_ TC g_ TA GTN ; GTT GTT TCV anschreiben lt. Die Matrizen sind Diagonalmatrizen, deren Elemente die Reib- koezienten i der Stokontakte sind. Die Werte von k nnen von g_ TAi abhngig 3.5 Kompressionsphase 41 gemacht werden, wenn bei der vorliegenden Materialpaarung eine deutliche Relativgeschwindigkeitsabhngigkeit des Reibkoezienten vorliegt. Ein wesentlicher Schritt ist es nun, die Reibkennlinie in den oberen rechten und den unteren linken Ast aufzuteilen, wie es in Bild 3.3 dargestellt ist. gTC g+TC + ΛTCD=2μΛNC ΛTCV (-) ΛTCV - (+) ΛTCV g-TC Bild 3.3: Aufspaltung der Reibkennlinie in zwei einseitige Bindungen + Die Geschwindigkeiten werden in ihren positiven Teil g_ TCi > 0 und den negativen ; Teil g_ TCi < 0 aufgespaltet, wobei + ; g_ TCi = g_ TCi ; g_ TCi (3.11) gilt. Die zugeh rigen Tangentialimpulse werden wie folgt deniert: (+) TCVi = TCVi ;) (TCVi = ;TCVi + 2iNCi (3.12) (3.13) Nach dieser Aufspaltung hat man nun 3 Paare von komplementren Gr en: g_ NC + und NC wurden bereits oben erwhnt, hinzugekommen sind g_ TC und (+) TCV , sowie (;) ; g_ TC und TCV . Setzt man nun (3.11) und (3.13) in (3.10) ein, und fgt (3.13) als eigene Gleichung hinzu, erhlt man 10 1 0 G ; G G 0 NC NN NT NT CC BB (+) CC BB A = @ GTN ; GTT GTT E A @ TCV (;) ; 2 {z ;E 0 } | g_{zTC {z } | | TCV 0 g_ NC B + B @ g_ TC y A x 1 0 CC BB g__NA A + @ gTA 1 CC A (3.14) 0 } | {z } b als LCP in Standardform, da die Vektoren x und y jeweils die Paare der komplementren Gr en enthalten. Nach der L sung des LCP mssen die ursprnglich 42 3 Das Stogesetz auf Impulsebene gesuchten Gr en durch Rcktransformation gewonnen werden: g_ NC direkt enthalten + ; g_ TC = g_ TC ; g_ TC (3.15) NC direkt enthalten TC = (+) (3.16) TCV ; NC Alle diese Gr en werden auch fr die Berechnung der Expansionsphase ben tigt. Mit Hilfe der Impulse ist es m glich, die generalisierten Geschwindigkeiten q_C = q_A + M ;1(WN NC + WT TC ) (3.17) des Systems am Ende der Kompressionsphase zu berechnen. 3.6 Expansionsphase mit tangentialer Reversibilitt Die Struktur der Berechnung der Expansionsphase ist der der Kompressionsphase sehr hnlich: Es werden die in die Storichtungen projizierten Impulsbilanzen ber alle K rper sowie die Stogesetze ben tigt. Diese Gesetze sind jedoch fr die Expansionsphase deutlich komplizierter als fr die Kompressionsphase, da die Eekte der Verschiebung K rperpunkt-Reibpunkt allesamt in der Expansionsphase konzentriert auftreten. 3.6.1 Kinematik- und Impulsgleichungen Whrend der Expansionsphase ndet der bergang der generalisierten Koordinaten von q_C am Ende der Kompressionsphase nach q_E am Ende des Stoes statt, was durch die Impulsbilanz M (q_E ; q_C ) = WN NE + WT TE (3.18) dargestellt wird. Die in die Storichtung projizierte Kinematikgleichung ist ebenfalls quivalent zur Kompressionsphase und lt sich als g_ NE ! = WNT !(q_E ; q_C ) + g_ NC ! (3.19) g_ TE WTT g_ TC anschreiben. Setzt man noch Gleichung (3.18) in (3.19) ein, erhlt man die projizierte Impulsgleichung g_ NE ! = G NE ! + g_ NC ! (3.20) g_ TE TE g_ TC fr die Expansionsphase. Dieses Vorgehen ist bis auf Indexvertauschungen identisch zur Kompressionsphase. 3.6 Expansionsphase mit tangentialer Reversibilitt 43 3.6.2 Normales Stogesetz Am Ende der Kompressionsphase ist die normale Relativgeschwindigkeit in allen Kontakten entweder gleich null, oder es hat bereits in der Kompressionsphase eine Separation eingesetzt. Ein Kompressionsimpuls konnte nur wirken, wenn keine Separation einsetzte. Dabei wurde whrend der Kompressionsphase Arbeit geleistet: kinetische Energie wurde durch die wirkenden Impulse umgewandelt. Aufgabe der Expansionsphase ist es nun, je nach Art der Energieumwandlung, einen Impuls fr das Wiederabheben der K rper zur Verfgung zu stellen, oder ihn als dissipiert zu betrachten. In jedem Fall mu die Expansionsphase so gestaltet sein, da ein weiteres Eindringen der K rper nach ihrem Ende verhindert wird. Das Poisson'sche Stogesetz, das hier verwendet werden soll, stellt eine Beziehung zwischen den Impulsen whrend der Kompressionsphase und der Expansionsphase her, die im Fall eines Einfachstoes NE = "N NC (3.21) lautet. Fr die Stozahl "N gilt immer 0 "N 1 und sie kann fr jeden Stokontakt unterschiedlich sein. Eine Stozahl "N = 0 entspricht einem plastischen Sto und "N = 1 einem sogenannten vollelastischen Sto ohne lokalen Energieverlust. Wei man, da bei einer Materialpaarung eine Abhngigkeit der Stozahl von den Stobedingungen gegeben ist, kann "N = f (g_ NA NC ) gewhlt werden, wenn dabei die Grenzen fr "N eingehalten werden. In der Natur treten immer Stozahlen kleiner als 1 auf, da bei jedem Sto ein Teil der Energie dissipiert wird. Ein sicheres Kennzeichen dafr, da St e immer einen dissipativen Charakter haben ist die Tatsache, da ein Sto zumeist mit einer Geruschentwicklung verbunden ist. Die diesem Schall innewohnende Energie mu den Stopartnern entzogen werden. Dieses Stogesetz in Normalenrichtung hat, wie schon in Abschnitt 3.2 erwhnt, den Nachteil, da es Eindringen der K rper ineinander am Ende des Stoes nicht ausschliet. Ein Beispiel dafr wird in Abschnitt 4.4 erlutert. Aus diesem Grund wird das Gesetz um eine einseitige Bindungskomponente erweitert: Der Normalimpuls betrgt mindestens "N NC , kann aber beliebig gro werden, um die Impenetrabilitt der im Kontakt bendlichen K rper zu gewhrleisten. Da die zentrale Gleichung der Expansionsphase die Impulsbilanz ist, besteht durch diese Manahme keine Gefahr, dadurch physikalisch unzulssige Bewegungszustnde zu erreichen. Bild 3.4 stellt die Expansionskennlinie dar, die diese Eigenschaften zusammenfat: kommt es zum Abheben, wirkte der berechnete Expansionsimpuls, andernfalls kann er beliebig gro werden, um ein Eindringen der K rper zu verhindern. Um diese Bedingung als klassisches LCP formulieren zu k nnen, mu die Expansionskennlinie in den Ursprung verschoben werden. Dazu wird eine Koordinatentransformation durchgefhrt, bei der die neue Koordinate NPi = NEi ; "NiNCi (3.22) 44 3 Das Stogesetz auf Impulsebene gNE εNΛNC ΛNE Bild 3.4: Graphische Darstellung des normalen Stogesetzes fr die Expansionsphase mit komplementrer Kennlinie eingefhrt wird. Diese Transformation ist immer eindeutig durchfhrbar, da sowohl die Stozahl "N , als auch der whrend der Kompressionsphase aufgetretene Impuls NCi zu Beginn der Expansionsphase bekannt sind. Der transformierte Impuls und die Abhebegeschwindigkeit ergeben das Paar g_ NE 0 NP 0 T =0 g_ NE NP (komponentenweise) (3.23) von komplementren Vektoren. 3.6.3 Tangentiales Stogesetz Das tangentiale Stogesetz mu zwei wesentliche physikalische Eekte m glichst korrekt wiedergeben: Einerseits ist das Verhalten im Kontakt von der dort wirkenden Reibung geprgt, andererseits wird auch hier die m gliche tangentiale Rckspeicherung der Energie ber den wirkenden Expansionsimpuls vorgenommen. Hierbei handelt es sich um eine Hintereinanderschaltung von zwei Elementen: Der K rper berhrt im Reibungspunkt den Kontaktpartner, fr diesen gilt das Coulomb'sche Reibgesetz auf Impulsebene. Die potentielle Energie ist in tangentialen Verschiebungen in der Umgebung der Kontaktzone gespeichert und wirkt wie ein dahintergeschaltetes zweites elastisches Kraftelement. Das Stogesetz soll eine kompakte Formulierung fr den Sto von K rpern in den jeweiligen Kontaktpunkten darstellen. Das Auseinanderfallen dieser Punkte in den Reibpunkt im Kontakt und den K rperpunkt, auf den die Impulse wirken, tritt in der Realitt auf und kann in einem Stogesetz auf Impuls-Geschwindigkeitsebene nicht direkt nachgebildet werden. An dieser Stelle sei noch einmal auf die Vorberlegungen in Abschnitt 3.4 verwiesen. Es ist jedoch m glich die Folgen dieses Phnomens auf einfache Weise im Stogesetz zu realisieren. Prinzipiell mu im Kontaktpunkt das Coulomb-Reibgesetz gelten. Das heit, der in der Expansionsphase bertragene Tangentialimpuls darf den mit dem Reibkoezienten multiplizierten Normalimpuls nicht berschreiten. 3.6 Expansionsphase mit tangentialer Reversibilitt 45 Das Rckspeichern des Tangentialimpulses soll folgendem Gesetz gehorchen: TEi = "Ni "Ti TCi (3.24) Analog zum Gesetz (3.21) soll ein um einen Dissipationsfaktor verminderter Anteil des Kompressionsimpulses in der Expansionsphase wirken. Dieser tangentiale Faktor heit "T , kann in jeder Bindung im System unterschiedlich sein und es gilt analog zum normalen Koezienten der Wertebereich 0 "T 1. In diesem Zusammenhang mu jedoch noch eine wichtige Annahme gemacht werden: Der Expansionsimpuls in Normalenrichtung NE ist in der Regel um den Faktor "N geringer als der Kompressionsimpuls NC (Gleichung (3.21)). Aus diesem Grund wird auch der tangentiale Expansionsimpuls TE zustzlich um den Faktor "N verringert. Das ist notwendig, da der Tangentialimpuls bei seiner Entfaltung ber die Reibung im Kontakt auf den Normalimpuls angewiesen ist. Diese Formulierung verhindert zugleich, da der reversible Impuls gr er als der maximal durch Reibung bertragbare Impuls wird, was sich durch die Ungleichungskette "N "T jTC j "N jTC j "N NC NE (3.25) zeigen lt. Mit den jetzt zusammengetragenen Gleichungen lt sich das Expansionsgesetz wie folgt formulieren (unter der Annahme TC > 0): der Expansionsimpuls betrgt in jeder Bindung mindestens "N "T TC (anteilige Rckgabe der gespeicherten Energie) und h chstens NE (Erreichen der Haftgrenze). Diese beiden Grenzen werden durch die senkrechten "ste der Kennlinie in Bild 3.5 dargestellt. gTE Fall ΛTC>0 εNεTΛTC gTE0 ΛTED ΛTEL μΛNE=ΛTER ΛTE Bild 3.5: Graphische Darstellung des tangentialen Stogesetzes fr die Expansionsphase mit komplementrer Kennlinie In der Arbeit von Glocker 22] wird fr den Bereich zwischen diesen Impulsgrenzen gefordert, da die tangentiale Expansionsgeschwindigkeit g_ TE in diesem Fall verschwinden soll, was klassischer Coulomb-Reibung entspricht. Physikalisch erreicht man diesen Zustand, wenn whrend der Kompressionsphase im Kontakt Gleiten und zum Ende der Expansionsphase Haften herrscht. 46 3 Das Stogesetz auf Impulsebene In Abschnitt 3.4 wurde gezeigt, da dadurch wichtige Eekte, die bei einem tangentialreversiblen Sto auftreten k nnen, nicht erfat werden. Wurde whrend einer gleitenden Kompressionsphase das tangentiale reversible Element vorgespannt, kann es whrend der Expansionsphase bei haftendem Kontaktpunkt die reversible Rckspeicherung vornehmen. Da fr die Berechnung des Gesamtstoes die K rperpunktdynamik von Bedeutung ist und nicht das Verhalten des Reibpunktes, mu man hier eine Modikation durchfhren, um diesen Eekt im Stogesetz bercksichtigen zu k nnen. Es wird die Geschwindigkeit g_ TE0 eingefhrt, die der K rperpunkt in diesem Fall erhalten soll. Man berechnet die Geschwindigkeit g_ TE0, indem man zunchst die Berechnung des Tangentialanteils einer Expansionsphase durchfhrt, bei der man die Impulse NC und TC aus der Kompressionsphase verwendet, jedoch von Haften am Ende der Kompressionsphase in den Kontakten ausgeht: g_ TE0 = GTN "N NC + GTT "N "T TC (3.26) Die Matrizen "N und "T sind Diagonalmatrizen, die die Stozahlen jedes Kontaktes als Diagonalelemente enthalten. Alle Gr en sind zu Beginn der Expansionsphase bekannt, die Berechnung kann unmittelbar erfolgen. Diese Berechnung basiert auf folgender Annahme: Wenn whrend der Expansionsphase im Reibpunkt Haften auftritt, hat dies eine hnliche Geschwindigkeitsnderung am K rper zur Folge, wie wenn schon am Ende der Kompressionsphase Haften geherrscht htte, da auch whrend Gleitphasen bereits eine Rckspeicherung aus dem vorgespannten Tangentialelement stattnden kann. Wie im Kapitel 6 gezeigt wird, lt sich diese Annahme gut mit Experimenten in Einklang bringen. Nun sind die drei "ste des tangentialen Stogesetzes in Bild 3.5 erklrt. Als Beispiel ist ein Fall gewhlt, bei dem der tangentiale Kompressionsimpuls positiv war. Der linke Ast der Kennlinie ist bis in den positiven Quadranten zum Wert TELi (Index L wegen links) verschoben. Der rechte Ast liegt an der Reibgrenze beim Wert TERi (Index R wegen rechts). Der Abstand beider "ste betrgt TEDi = iNEi ; "Ni "Ti jTCij, unabhngig vom Vorzeichen des Kompressionsimpulses. Erreicht der Expansionsimpuls keinen der beiden Extremwerte, mu die Expansionsgeschwindigkeit g_ TE0 betragen. 3.6.4 Lsung fr die Expansionsphase Ziel ist es, die Zustnde am Ende des Stoes zu berechnen. Als Eingangsgr en stehen die Ergebnisse am Ende der Kompressionsphase (g_ NC , g_ TC , NC und TC ) sowie die Systemparameter (G und i) zur Verfgung. Neu hinzu kommen die Stozahlen "Ni und "Ti in normaler und tangentialer Richtung. Gesucht sind die Impulse NE und TE , die letztlich ben tigt werden, um mit Hilfe der Impulsgleichung (3.18) den Zustand der generalisierten Koordinaten am Stoende zu berechnen. Als Ergebnis stehen auch die Relativgeschwindigkeiten in den Kontakten am Ende des Stoes (g_ NE und g_ TE ) zur Verfgung, die einerseits fr das physikalische Verstndnis 3.6 Expansionsphase mit tangentialer Reversibilitt 47 des Stoes wichtig sind und andererseits als Indikatoren fr den Bindungszustand fr die weitere Simulation des Mehrk rpersystems nach dem Sto ben tigt werden. Im folgenden wird erlutert, wie die Gleichungen, die die Expansionsphase beschreiben, zu einem l sbaren LCP zusammengefat werden k nnen. Wie in Abschnitt 3.4 erlutert wurde, spielt die Fallunterscheidung, ob in einem Kontakt whrend der Kompressionsphase ein positiver oder negativer Tangentialimpuls wirkte, eine wesentliche Rolle. Um fr die gesamte Phase eine geschlossene Darstellung in Matrizenform angeben zu k nnen, wird die Fallunterscheidung in den Selektionsmatrizen S+ und S; vorgenommen, die wie folgt deniert sind: S S; + 1 = diag 2 (1 + sign(TCi)) 1 = diag 2 (1 ; sign(TCi)) (3.27) (3.28) Diese Matrizen sind abgewandelte Einheitsmatrizen, deren Diagonalelemente in Abhngigkeit vom Vorzeichen von TCi entweder eins oder null betragen. Wie bereits in der Kompressionsphase gezeigt, mu durch geeignete Koordinatentransformationen TEVi = TEi ; TELi g_ TEVi = g_ TEi ; g_ TE0i (3.29) (3.30) die Kennlinie mit ihrem linken unteren Knick in den Ursprung verschoben werden. Die entsprechende Verschiebung der Normalkennlinie ist bereits in Gleichung (3.22) angegeben. Man setzt nun die Transformationen (3.22), (3.29) und (3.30) in die Impulsgleichung (3.20) ein und erhlt zwei Gleichungen g_ NE g_ TEV = = GNN (NP + "N NC ) + GNT (TEV + TEL) + g_ NC GTN (NP + "N NC ) + GTT (TEV + TEL) + g_ TC ; g_ TE0 (3.31) (3.32) in normaler und tangentialer Richtung. Setzt man noch die Bestimmungsgleichung fr g_ TE0 (3.26) in (3.32) ein, erhlt man fr die Tangentialgleichung: g_ TEV = GTN NP + GTT (TEV + TEL ; "N "T TC ) + g_ TC (3.33) Um endgltig zur LCP-Formulierung zu gelangen, mu die Reibbindung noch in zwei Einfachbindungen mit Hilfe der Gleichungen + ; g_ TEVi = g_ TEVi ; g_ TEVi (+) TEVi = TEVi ;) (TEVi = ;TEVi + TEDi aufgespaltet werden. (3.34) (3.35) (3.36) 48 3 Das Stogesetz auf Impulsebene + Die komplementren Paare des Systems sind (g_ NE NP ), (g_ TEV (+) TEV ) sowie (;) ; (TEV g_ TEV ). Die Vektoren TEL und TED mssen mit Hilfe der Selektionsmatrizen in Abhngigkeit von den Basisgr en dargestellt werden: TEL TED = = S+"N "T TC ; S;(NP ; "N NC ) (NP + "N NC ) ; "N "T jTC j (3.37) (3.38) Man setzt nun die Gleichungen (3.34), (3.35), (3.37) und (3.38) in (3.33) und (3.32) ein, nimmt die Gleichungen (3.36) hinzu und fat diese in Matrix-VektorSchreibweise zu 0 g_ NE B + B @ g_ TEV TEV (;) 1 0 NP CC BB (+) A = A@ TEV g_ ; TEV 1 CC A+b (3.39) zusammen, wobei die Matrix A und der Vektor b lauten: 0 ; GNT 0 1 G ; G S NN NT A = BB@ GTN ; GTT S; GTT E CCA ;E 0 0 + ; BB GNN "N NC++ GNT S "N "T TC ; G;NT S "N NC_ + g_ NC b = @ GTT (S ; E)"N "T TC ; GTT S "N NC + gTC "N NC ; "N "T jTC j (3.40) 1 CC A (3.41) Dieses LCP in Standardform kann gel st werden. Die eigentlich gesuchten Gr en mssen durch eine Serie von Rcktransformationen gewonnen werden: g_ NE g_ TE NE TE direkt enthalten + ; + g_ = g_ TEV ; g_ TEV TE 0 = NP + "N NC (+) + ; = (+) TEV + TEL = TEV + S "N "T TC ; S NE (3.42) (3.43) (3.44) Die Relativgeschwindigkeiten am Stoende sind fr die weitere Berechnung des Gesamtsystems nicht erforderlich. Mit Hilfe der whrend der Kompressions- und Expansionsphase wirkenden Impulse k nnen die generalisierten Geschwindigkeiten q_E = q_A + M ;1(WN (NC + NE ) + WT (TC + TE )) am Ende des Stoes aus denen zu Beginn des Stoes berechnet werden. (3.45) 3.7 Expansionsphase des reinen Reibstoes 49 3.7 Expansionsphase des reinen Reibstoes In diesem Abschnitt wird die Expansionsphase des reinen Reibstoes vorgestellt. Dieser ist bei einem zentralen Sto identisch mit einem tangentialreversiblen Sto mit "T = 0, was man als tangentialplastischen Sto bezeichnet. Im Fall eines exzentrischen Stoes k nnen Unterschiede zwischen dem tangentialplastischen und dem reinen Reibsto auftreten, deren Voraussetzungen und Konsequenzen im Abschnitt 4.3 diskutiert werden. Die Kompressionsphase ist fr beide Stotypen identisch. Auch die Expansionsphasen haben groe "hnlichkeiten: Die Kinematik- und Impulsgleichungen und das normale Stogesetz k nnen aus den Abschnitten 3.6.1 und 3.6.2 bernommen werden. Das tangentiale Gesetz ist in diesem Fall das unmodizierte Coulomb-Gesetz, wie es in Gleichung (3.8) fr die Kompressionsphase verwendet wird. Die Koordinatentransformationen und die Aufspaltung der Kennlinie sind identisch zur Expansionsphase in Abschnitt 3.6.4. Aus diesen Grnden wird hier sofort das LCP angegeben, das die gesamte Expansionsphase beschreibt: 0 g_ NE B + B @ g_ TE 1 0 NP CC BB (+) A = A@ TEV TE TEV Die Matrix A und der Vektor b lauten: 0 1 G ; G G 0 NN NT NT A = BB@ GTN ; GTT GTT E CCA 2 ;E 0 (;) g_ ; 1 CC A+b 0 BB GNN "N NC + g_ NC g_ TC b=@ 0 1 CC A (3.46) (3.47) (3.48) Dieses LCP in Standardform kann gel st werden. Die eigentlich gesuchten Gr en mssen wiederum durch Rcktransformationen gewonnen werden: g_ NE g_ TE NE TE direkt enthalten + ; = g_ TE ; g_ TE = NP + "N NC = (+) TEV ; NC (3.49) (3.50) (3.51) Mit Gleichung (3.45) k nnen die generalisierten Geschwindigkeiten q_E am Ende des Stoes berechnet werden. 50 3 Das Stogesetz auf Impulsebene 3.8 Klassi kation von impulsmodellierten Sten In Abschnitt 2.3 wurde bereits die Klassizierung von St en angedeutet. Modelliert man St e mit einem Impulsstogesetz, kann man aus der Struktur der verwendeten Gleichungen weitere Unterscheidungskriterien ableiten. Existiert in einem System nur eine einseitige Bindung, oder sind beim Sto einer Bindung alle anderen ge net, spricht man von einem Einfachsto, sonst von einem Mehrfachsto. Fr die weiteren Unterscheidungen betrachtet man die Struktur der Massenwirkungsmatrix G. Gilt fr eine Gruppe von Stokontakten i, da GNNij = 0, GTNij = 0 und GTNij = 0 fr alle Stokontakte j 6= i, das heit, die Nebendiagonalelemente von G, die den Kontakt i mit dem Kontakt j wechselwirken lassen k nnen, sind null, nennt man diese eine entkoppelte Gruppe. Die entkoppelten Gruppen von Stokontakten beeinussen sich untereinander nicht. Die weiteren Klassikationskriterien lassen sich jeweils unabhngig voneinander auf die entkoppelten Gruppen anwenden. Jede Gruppe kann dabei andere Eigenschaften im Rahmen des folgenden Klassikationsschemas haben. Ist ein Sto oder das Teilsystem innerhalb einer Gruppe gekoppelt, kann man abhngig davon, welche Elemente von G besetzt sind, von normal-, tangential- oder mischgekoppelten St en sprechen. Gilt fr eine Gruppe von Kontakten GNT = 0 nennt man diesen Sto verallgemeinert zentral. Diese Denition wurde von Glocker in 22] angegeben. In der Arbeit 5] von Batlle wird dafr der Begri balanced collision eingefhrt. Bei diesen St en kann das Normalproblem unabhngig vom Tangentialproblem gel st werden. Ein mischgekoppelter Sto ist immer exzentrisch. Das Beispiel in Abschnitt 4.5 zeigt, da die klassische Denition des zentralen Stoes, die einen Sto als zentral bezeichnet, wenn die Stonormalenrichtung durch den Schwerpunkt der stoenden K rper verluft, bei Mehrfachst en mit Reibung nicht mehr trgt. Hat die Matrix G des Stoes vollen Rang, spricht man von unabhngigen Bindungen, bei einem Rangabfall von abhngigen Bindungen. Sind in einem System mehr Bindungen (ein Kontakt enthlt zwei Bindungen) als Freiheitsgrade, kann G niemals vollen Rang haben. Somit kann auch der Einfachsto eines K rpers mit einem Freiheitsgrad bereits abhngige Bindungen enthalten. Ein Sto kann plastisch, teilelastisch oder elastisch sein. Bei der Betrachtung von tangentialreversiblen St en kann dieses Kriterium sowohl auf die Normal- als auch auf die Tangentialrichtung angewendet werden. Dabei gilt ein Sto als plastisch, wenn " = 0, teilelastisch, wenn 0 < " < 1 und elastisch, wenn " = 1 ist. Bei einem zentralen Einfachsto garantiert " = 1 vollstndige Energieerhaltung. Dies ist bei komplizierten St en nicht uneingeschrnkt der Fall. Insbesondere in Tangentialrichtung gilt hier eine wichtige Einschrnkung: Voraussetzung dafr, da der Sto elastisch und damit energieerhaltend ist, ist eine fr Haften whrend des gesamten Stoes ausreichende Reibung im Kontakt. Ist dies nicht der Fall, kann trotz "T = 1 eine erhebliche Energiemenge beim Sto dissipiert werden (siehe Bild 4.6). Auch bei Mehrfach-Normalst en bildet ein "N = 1 keine Garantie fr ein Abheben 3.8 Klassikation von impulsmodellierten Sten 51 der K rper am Ende des Stoes. Betrachtet man den linken Teil von Bild 3.4, sieht man, da die K rper trotz eines vorhandenen "N > 0 am Stoende in Kontakt bleiben, was der Anschauung eines elastischen Stoes widerspricht. Bei einem Einfachsto beschreiben die Begrie plastisch, teilelastisch und elastisch Stophnomene, die sich dann mit einem geeigneten Koezienten erfassen lassen. Bei komplizierten Stophnomemen gilt diese Anschauung nicht mehr und, die Begrie sind nur noch an die Wertebereiche der Koezienten gebunden. Als letztes Klassizierungskriterium kann der reine Reibsto und der tangentialelastische Sto unterschieden werden. Beim zentralen Sto ist der reine Reibsto identisch zum tangentialelastischen Sto mit "T = 0 und stellt somit nur einen Sonderfall dar. Beim exzentrischen Sto kann unter besonderen Bedingungen hier ein Unterschied auftreten, der in Abschnitt 4.3 ausfhrlich diskutiert wird. 52 4 Sonderflle und Beispiele Kapitel 4 Sonderflle und Beispiele 4.1 Der zentrale Einfachsto In diesem Abschnitt soll die Berechnung des zentralen Einfachstoes auf Impulsebene dargestellt werden. Dabei wird der Berechnungsgang, wie er in den Abschnitten 3.5 bis 3.7 erlutert ist, auf diesen Spezialfall angewendet. Bei diesem einfachen System k nnen die LCPs (Gleichungen (3.14) und (3.39)) durch Fallunterscheidungen gel st werden und eine geschlossene L sung des Gesamtsystems, abhngig von nur einem Parameter, angegeben werden. Diese Stokonguration erhlt dadurch eine besondere Bedeutung, da ein groer Teil der Stoversuche mit einem rotationssymmetrischen Wurfk rper durchgefhrt wurde, was eine technische Realisation des zentralen Einfachstoes darstellt. Die Meergebnisse dieser Versuche werden in Abschnitt 6.2 mit den theoretischen Ergebnissen in diesem Abschnitt verglichen. Bei diesem Sto gelte immer g_ NA < 0 und g_ TA < 0. Ersteres ist Voraussetzung fr das Auftreten eines Stoes und die zweite Bedingung vereinfacht die Fallunterscheidungen. Am Ende wird gezeigt, da bei g_ TA > 0 symmetrische Ergebnisse herauskommen. Die Berechnung lt sich bersichtlicher gestalten, wenn man mit dimensionslosen Gr en rechnet. Alle Geschwindigkeiten werden mit der negativen normalen Relativgeschwindigkeit normiert. Die neu entstehenden Gr en werden mit und entsprechenden Indizes bezeichnet. Eine Ausnahme stellt TA, dar bei dem der Index weggelassen wurde, da es als wichtigster freier Parameter sehr hug in weiteren Rechnungen und Bildern gebraucht wird. g_ TC = ;g_g_TA NC = ;g_gNC TC = _ NA ;g_ NA NA g _ g _ g_ TE0 TE NE = ;gNE (4.1) TE = TE 0 = _ NA ;g_ NA ;g_ NA Aufgrund der Annahme g_ TA < 0 gilt auch < 0. Auch die Impulse werden in dimensionslose Gr en umgewandelt. Dazu werden sie mit dem Element GNN der 4.1 Der zentrale Einfachsto 53 Massenwirkungsmatrix G multipliziert und ebenfalls durch die negative normale Relativgeschwindigkeit dividiert. Da die Impulse bereits mit griechischen Buchstaben bezeichnet sind, werden die dimensionslosen Gr en mit einem Stern gekennzeichnet. NC = ;Gg_NN NC TC = ;Gg_NN TC NA NA G G (4.2) NE = NN NE TE = NN TE ;g_ NA ;g_ NA Als weitere Gr e fr die dimensionslose Darstellung wird noch das Verhltnis der Elemente von G mit ; = GTT =GNN eingefhrt. Es gilt immer ; > 0, da G in diesem Fall positiv denit ist. Kompressionsphase Im Fall des zentralen Stoes lassen sich das Normal- und das Tangentialproblem unabhngig voneinander l sen. Aus Gleichung (3.5) werden zwei unabhngige Gleichungen NC = NC ; 1 TC = ;TC ; (4.3) (4.4) die zusammen mit dem normalen Kontaktgesetz aus Gleichung (3.7) NC 0 NC 0 NC NC = 0 (4.5) und dem Reibgesetz 8 > < < 0 fr TC = NC TC = > 0 fr ;NC < TC < NC : > 0 fr TC = ;NC (4.6) die Kompressionsphase beschreiben. Die Gleichungen (4.3) und (4.5) lassen sich als zwei Kurven in der NC -NC Ebene interpretieren, die im linken Teil von Bild 4.1 dargestellt sind. Im rechten Teil sind die Gleichungen (4.4) und (4.6) in der TC -TC Ebene eingetragen. Die Impulsbilanzen stellen jeweils Geraden mit positiver Steigung dar, deren -Achsenabschnitt durch die tangentialen Relativgeschwindigkeiten vor dem Sto bestimmt wird. Die L sung fr das Normalproblem lt sich sofort mit NC = 1 und NC = 0 (4.7) ablesen, was auch der Denition des Endes der Kompressionsphase entspricht. Beim Tangentialproblem sind in Abhngigkeit von drei L sungsbereiche denkbar, die den Fllen Gleiten links, Gleiten rechts und Haften entsprechen. Mit der Einschrnkung < 0 bleiben zwei Flle brig: 54 4 Sonderflle und Beispiele γTC γNC ∗ μΛ -1 1 Λ ∗ NC ∗ NC −μΛ 1 Λ γ ∗ TC Γ 1 A Fall Normalproblem NC B Tangentialproblem Bild 4.1: Kompressionsphase des zentralen Einfachstoes Fall A: > ;; TC = 0 TC = ; Haften Fall B: < ;; TC = + ; TC = Gleiten Die Fallunterscheidung hngt nur von der normierten tangentialen Relativgeschwindigkeit ab. Festzustellen ist, da fr den Impuls immer TC 0 gilt. Expansionsphase Das Normalproblem der Expansionsphase kann graphisch in der NE -NE -Ebene dargestellt (Bild 4.2) und gel st werden. Die erste Komponente der Impulsgleichung (3.20) vereinfacht sich in der dimensionslosen Darstellung zu NE = NE + NC (4.8) und das Stogesetz lautet: NE 0 (NE ; "N NC ) 0 NE (NE ; "N NC ) = 0 (4.9) Die Impulsbilanz stellt eine Gerade dar und das Stogesetz einen in den ersten Quadranten verschobenen Haken. Die Gerade geht immer vom Ursprung aus, da am Ende der Kompressionsphase NC = 0 gilt. Die Steigung der Geraden ist positiv, daher mu der Schnittpunkt immer im senkrechten Ast des Hakens liegen. Demzufolge gilt am Ende der Expansionsphase NE = "N und NE = "N : (4.10) Das Tangentialproblem der Expansionsphase ist entscheidend dafr, da tangentialreversible Eekte nachgebildet werden k nnen. Die Impulsbilanz TE = ;TE + TC (4.11) 4.1 Der zentrale Einfachsto 55 γNE εN Λ ∗ NC 1 1 Λ ∗ NE Bild 4.2: Expansionsphase des zentralen Einfachstoes, Normalproblem stellt eine Gerade mit positiver Steigung in der TE -TE Ebene dar (Bild 4.3). Das Stogesetz setzt sich aus drei "sten zusammen, die sich wie folgt bestimmen: Da der tangentiale Kompressionsimpuls bei den getroenen Annahmen immer gr er als null ist, gilt auch TE = "N "T TC 0. Dies stellt den linken Ast des Hakens dar. Der rechte Ast wird durch das Coulomb'sche Reibgesetz bestimmt und liegt bei TE = NE = "N . Die H he des horizontalen Verbindungsastes TE0 wird mit Gleichung (3.26) zu TE0 = "N "T ;TC (4.12) berechnet. Damit liegen die drei Abschnitte der Stokennlinie fest. Die Impulsbilanz ist eine Gerade mit der positiven Steigung ; und dem -Achsenabschnitt TC , der negativ ist. Abhngig von diesem Abschnitt, der die tangentiale Relativgeschwindigkeit am Ende der Kompressionsphase reprsentiert, kann die Gerade in einem der drei Abschnitte die Kennlinie des Stogesetzes schneiden. Bei dieser Fallunterscheidung mssen auch die Zustnde am Ende der Kompressionsphase mit einbezogen werden. Fall A: Am Ende der Kompressionsphase herrschte Haften TC = 0 und der Tan- gentialimpuls betrug TC = ;=;. Damit ergibt sich TE0 = ;"N "T . Die Gerade der Impulsgleichung, die im Fall A immer durch den Ursprung des TE -TE Koordinatensystems geht, schneidet die Kennlinie damit genau in ihrem linken Knickpunkt. Physikalisch kann man diesen Fall so interpretieren, da whrend der Kompressionsphase ein tangentialer Impuls gespeichert wird, der, da whrend des Stoes Haften herrscht, auch weitgehend wieder zurckgegeben werden kann. Fall B: Am Ende der Kompressionsphase herrschte Gleiten, der Tangentialimpuls betrug TC = . Die H he des horizontalen Abschnitts der Stokennlinie liegt damit 56 4 Sonderflle und Beispiele γTE εNεTΛ ∗ TC Kennlinie für Fall A mit kleinerem ΛTC Fall A γTE0 γTC Γ ∗ μΛ NE Λ ∗ TE 1 B1 Fall B2 Bild 4.3: Expansionsphase des zentralen Einfachstoes, Tangentialproblem bei TE0 = "N "T ; (4.13) fest und ist nicht mehr von den Anfangsbedingungen abhngig. Man kann die Impulsgerade nun nach unten verschieben, bis sie den rechten Knickpunkt der Stokennlinie erreicht. Das ist genau dann der Fall, wenn TC = ;"N ("T ; 1) gilt. Bleibt TC oberhalb dieser Grenze, liegt Fall B1 vor, und es gilt fr den Expansionsimpuls und die tangentiale Relativgeschwindigkeit: TE = "N "T TE = ("N "T ; 1) ; ; (4.14) Diesen Fall kann man sich so vorstellen, da whrend der gleitend absolvierten Kompressionsphase ein tangentialer Impuls gespeichert werden konnte, der, da in der Expansionsphase Haften auftritt, trotzdem entspeichert werden kann. Gilt TC < ;"N ("T ; 1) liegt Fall B2 vor und die Impulsgerade schneidet den reinen Reibast der Expansionskennline. Es gilt TE = "N TE = ;(1 + "N ) + (4.15) Bei dieser Stokonguration herrscht whrend des gesamten Stoes Gleiten. Die Gleitgeschwindigkeit ist die ursprngliche Relativgeschwindigkeit, vermindert um einen konstanten Term. Die Ergebnisse der Expansionsphase fr die drei Flle sind in Tabelle 4.1 zusammengefat. 4.1 Der zentrale Einfachsto 57 Tabelle 4.1: Das Tangentialproblem des zentralen Einfachstoes Kompressionsphase Wert Fall A Grenze 0 > > ;; = ;; TC 0 0 TC ;; Expansionsphase, grenz = ;;(1 + "N ; "N "T ) Fall B1 > grenz TE ;"N "T "N "T ; "N "T ; TE "N "T ;"N "T ; ("N "T ; 1) ; ; Gesamtsto T ;(1 + "N "T ) ; (1 + "N "T ) "N "T ; ; Fall B < ;; + ; Grenze Fall B2 = grenz < grenz "N "T ; ;(1 + "N ) + "N "N ("N + 1) ("N + 1) Der Gesamtimpuls in Normalrichtung betrgt gem den Gleichungen (4.7) und (4.10) N = 1 + "N . Das gesamte Verhalten dieses Stoes ist ausschlielich von der dimensionslosen Geschwindigkeit und den Kontaktkoezienten , "N und "T abhngig. Fr positive Werte von ergibt sich ein entsprechendes punktsymmetrisches Verhalten. In den Bildern 4.4, 4.5 und 4.6 sind Ergebniskurven fr jeweils 4 Parameterstze, die in Tabelle 4.2 aufgelistet sind, aufgetragen. ; = 2:5 tritt bei einer Kreisscheibe mit auenliegender Masse auf. Satz 1 2 3 4 ; 2.5 2.5 2.5 2.5 0.5 0.5 0.5 0.5 Tabelle 4.2: Untersuchte Beispielstze "N 0.8 0.8 0.8 1 "T 0.0 0.4 0.8 1 Typ ohne tang. Reversibilitt mit geringer tang. Reversibilitt (hnl. Stahl) "N = "T (hnl. Gummi) Grenzfall Energieerhaltung In Bild 4.4 ist die tangentiale Relativgeschwindigkeit nach dem Sto TE ber der vor dem Sto dargestellt. Die Knicke in den Kurven stellen jeweils die Grenzen der Bereiche (A, B1, und B2) dar. Sobald "T > 0 ist, entsteht in der Nhe von = 0, was einem Sto mit kleiner tangentialer Relativgeschwindigkeit entspricht, eine Umkehrung der Relativgeschwindigkeit. Ist die Relativgeschwindigkeit zu gro, berwiegen die Gleitphasen whrend des Stoes und es kann keine Reversion mehr auftreten. Mit der Steigung der Kennlinien in der Nhe des Ursprungs lt sich "T gut identizieren (Stze 24). Bei Satz 4 verschwindet der Bereich des Falls B1, bei Satz 1 sind die Flle A und B1 identisch und gehen knickfrei ineinander ber. 4 Sonderflle und Beispiele Relativgeschwindigkeit tangential Ende γ TE 58 2 Fall B2 1.5 Fall A Satz 1 Satz 2 Satz 3 Satz 4 1 0.5 0 Fall B1 -0.5 -1 -1.5 -2 -4 -3 -2 -1 0 1 Relativgeschwindigkeit tangential γ 2 3 4 Bild 4.4: Relativgeschwindigkeiten des zentralen Einfachstoes Satz 1 Satz 2 Satz 3 Satz 4 1 Impuls tangential ΛT 0.5 0 -0.5 -1 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Relativgeschwindigkeit tangential γ Bild 4.5: Tangentialimpulse des zentralen Einfachstoes 3 4 4.1 Der zentrale Einfachsto 59 In Bild 4.5 sind die whrend des Stoes wirkenden Tangentialimpulse aufgetragen. Mit steigender Reversibilitt (Satz 13) wird in der bergangszone zunehmend mehr Impuls bertragen. Beim vollelastischen Sto (Satz 4) ist der bertragene Impuls immer gr er, da in der Expansionsphase ein gr erer Normalimpuls wirkt, der mittels Reibung auch einen gr eren Tangentialimpuls zult. Energiebilanz Die Dierenz aus kinetischer Energie nach dem Sto TE und vor dem Sto TA wird mit T bezeichnet und lt sich mit Stoimpulsen und Relativgeschwindigkeiten ausdrcken: T = TE ; TA = 21 2N GNN + 21 2T GTT + N g_ NA + T g_ TA (4.16) Es wird die dimensionslose Energie T eingefhrt, die zu folgendem Ausdruck fhrt: T = T 2 GNN = 1 (N )2 + 1 ;(T )2 ; N + T (4.17) g_ NA 2 2 Zu zeigen ist, da bei dem Sto immer Energie dissipiert wird. Da die Normierung von T das Vorzeichen nicht ndert, soll T < 0 abschnittsweise bewiesen werden. Zunchst sollen die beiden Komponenten von T betrachtet werden, die N enthalten. Es gilt 1 ( )2 ; = 1 (1 ; " )2 ; (1 ; " ) = 1 ("2 ; 1) 0 fr " 1 (4.18) N N N N 2 2 N 2 N Diese Teile der Energiedierenz erfllen die Dissipationsbedingung. Grenzfall ist mit "N = 1 ein energieerhaltender Sto. In tangentialer Richtung mu noch der Term TT = 12 ;(T )2 + T fallweise untersucht werden: Fall A TT = ; 12 1 + ;"N "T |{z} 2 (1 | ; {z"N "T )} | {z >0 } 0 0 (4.19) Die Teilterme sind alle gr er oder gleich null. Aufgrund des negativen Vorzeichens entsteht dadurch ein Energieverlust. Im Fall von = 0 ist keine tangentiale Relativbewegung vorhanden. Entsprechend wird auch keine Energie dadurch dissipiert. Fall B1 TT = 1 ("N "T ;)2 ; 2 (4.20) 2; In diesem Fall gilt immer, da < ;; und somit auch 2 > 2;2 . Dadurch ist der Klammerausdruck in Gleichung (4.20) immer 0. 60 4 Sonderflle und Beispiele Fall B2 1 T = (1 + "N ) 2 ;(1 + "N ) + (4.21) Hier ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, da dieser Ausdruck 0 ist. L st man Gleichung (4.21) nach auf und setzt grenz aus Tabelle 4.1 ein, erhlt man die Ungleichung T TT ; 1 ;(" + 1) < ;;(" + 1) + ;" " N N N T ("N + 1) 2 (4.22) die sich zu TT < ; " " ; 1 (" + 1) N T ("N + 1) 2 N (4.23) umformen lt. Der Klammerausdruck auf der rechten Seite ist fr "N 1 und "T 1 immer 0. Energiedifferenz ΔT* 0 Satz 1 Satz 2 Satz 3 Satz 4 -0.5 -1 -1.5 -2 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Relativgeschwindigkeit tangential γ 3 4 Bild 4.6: Energiebilanz des zentralen Einfachstoes Damit ist fr alle Bereiche von gezeigt, da durch den Sto keine Energie hinzugewonnen werden kann. In Bild 4.6 ist die Energiedierenz durch den Sto fr die verschiedenen Beispieldatenstze dargestellt. In der Nhe von = 0 wird die Energiebilanz nur durch den normalen Stokoezienten "N bestimmt. Bei zunehmender Relativgeschwindigkeit nimmt die Dissipation durch Reibung zu, etwas vermindert bei groem "T (Satz 3). Fr Datensatz 4 ist der 4.2 Der exzentrische Einfachsto 61 Sto im Bereich des Haftens vollstndig energieerhaltend. Bei Verlassen des Haftbereichs nimmt die Dissipation durch Reibung rasch zu. Bei reinem Gleiten whrend des gesamten Stoes unterscheiden sich die Energieverluste der verschiedenen Parameterstze nur noch gering. Eine wichtige Erkenntnis dieser Energiebetrachtung soll im folgenden erklrt werden: Ein Sto hat immer dissipativen Charakter, wenn am Ende der Expansionsphase Haften vorliegt, das heit die Rollbedingung gegenber dem Stopartner beim Abheben erfllt ist. Ausgenommen ist der triviale Fall, bei dem die Bedingung auch zu Stobeginn erfllt war. Als Erluterung soll das Beispiel in Bild 4.7 dienen. vvor ΛN ΛT Bild 4.7: Gedankenmodell fr den Sto mit Nase Der Tangentialimpuls entsteht in diesem Gedankenmodell nicht durch Reibung, sondern durch einen Normalsto an der Nase des K rpers. Man hat es also mit zwei unabhngigen Normalst en zu tun. Fordert man die Erfllung der Rollbedingung nach dem Sto, mu an der Nase in Tangentialrichtung ein plastischer Sto stattnden, der immer mit Dissipation verbunden ist. Die Gr enordnung dieser Verluste kann man fr ein typisches Beispiel aus dem Bereich des Sportes abschtzen: Ein Tennisball (Hohlkugel) iegt zunchst drallfrei und st t mit einem Anugwinkel von 20 auf den Boden. Wenn der Sto so abluft, da fr die normale Stozahl "N =0:8 gilt und in tangentialer Richtung nach dem Sto die Rollbedingung gilt, verliert der Ball insgesamt ca. 37% seiner kinetischen Energie. Davon entfallen 4% auf den Verlust in Normalrichtung durch die Stozahl "N < 1 und 33% auf den Eekt der Reibung im Kontakt. 4.2 Der exzentrische Einfachsto In diesem Abschnitt wird der exzentrische Einfachsto detailliert dargestellt. In diesem Fall sind die Gleichungen in Normal- und Tangentialrichtung nicht entkoppelt. Einfache Fallunterscheidungen wie im Abschnitt 4.1 sind hier nicht mehr m glich. Es kommt ein weiterer Parameter, der das Ma der Exzentrizitt kennzeichnet, ins Spiel. Zunchst wird die Kompressionsphase fr einen derartigen Sto allgemein dargestellt. Danach wird fr einen speziellen exzentrischen K rper der gesamte Sto be- 62 4 Sonderflle und Beispiele rechnet. 4.2.1 Die allgemeine Kompressionsphase Auch hier soll eine dimensionslose Darstellung gewhlt werden. Zustzlich zu den in den Gleichungen (4.1) und (4.2) eingefhrten Gr en wird noch ;NT = GNT =GNN , eingefhrt. Diese Gr e charakterisiert das Ma der Exzentrizitt des Stoes. Wenn ;NT = 0 gilt, ist der Sto zentral. Sie kann aber positives und negatives Vorzeichen annehmen, was Fallunterscheidungen erheblich erschwert. Die Kompressionsphase wird durch vier Gleichungen beschrieben. Zunchst wird die Impulsbilanz 3.5 dimensionslos gemacht und in Form zweier skalarer Gleichungen NC = NC + ;NC TC ; 1 TC = ;NC NC + ;TC + : (4.24) (4.25) fr die normale und tangentiale Richtung dergestellt. Hinzu kommen die Kontaktgesetze in normaler und tangentialer Richtung gem den Gleichungen (4.5, 4.6). Die vier Unbekannten sind NC , TC , NC und TC . Das normale Teilproblem kann man einfach l sen: Angenommen, man bendet sich im senkrechten Ast der Kennline (siehe Bild 3.2, linker Teil), gilt NC = 0. Da der Tangentialimpuls TC nur durch Reibung erzeugt werden kann, gilt somit auch TC = 0. Damit verbleibt NC = ;1, was gleichbedeutend mit Eindringen wre und einen Widerspruch zum Kontaktgesetz (4.5) darstellt. Demnach mu NC = 0 gelten. Somit verbleiben noch drei Unbekannte, fr die die Impulsbilanzen und das tangentiale Stogesetz zur L sung zur Verfgung stehen. Eine weitere Einschrnkung stellt die Beziehung NC > 0 aus dem normalen Stogesetz dar. In Bild 4.8 ist der dreidimensionale Raum, der durch die verbliebenen Unbekannten TC , NC und TC aufgespannt wird, dargestellt. Die normale und die tangentiale Impulsbilanz stellen jeweils Ebenen in diesem Raum dar: Die normale Impulsbilanzebene steht senkrecht im Bild, das heit, sie ist parallel zur TC -Achse. Im Punkt P2 schneidet sie bei TC = 1 die NC -Achse. Die Steigung in NC -Richtung betrgt ;NT . Diese Ebene kann sich in Abhngigkeit von ;NT um den Punkt P2 in senkrechter Richtung drehen. Die tangentiale Impulsbilanzebene schneidet im Punkt P1 die TC -Achse beim Wert . Ihre Steigung in NC -Richtung betrgt ;NT und in TC -Richtung ;. In Abhngigkeit von der Anfangsbedingung wird diese Ebene entlang der TC -Achse nach oben oder unten verschoben. Die Ebenen sind nicht begrenzt und nur in der Zeichnung zur besseren Sichtbarkeit jeweils auf ein endliches Flchenstck beschrnkt. 4.2 Der exzentrische Einfachsto 63 normale Impulsbilanz γTC Λ P2 1 μ ∗ NC ΓNT 1 P Λ Γ 1 γ 1 P1 TC Schnittgerade S ΓNT tangentiale Impulsbilanz Coulomb Gesetz ∩ normale Impulsbilanz ∗ ∩ tangentiale Impulsbilanz Reibfläche Bild 4.8: Raum der Unbekannten NC , TC und TC mit den l sungsbestimmenden Ebenen und Flchen 64 4 Sonderflle und Beispiele Das Stogesetz wird durch eine zweifach geknickte Flche reprsentiert. Die beiden ueren Flanken sind jeweils parallel zur TC -Achse. Die verbindende horizontale Dreiecksche liegt in der Ebene, die durch die NC - und TC -Achsen aufgespannt wird. Diese Flche erweitert sich mit der Steigung (Reibkoezient) in positive NC -Achsenrichtung. Die Flchen sind jeweils halbunendlich: sie erstrecken sich von den Knicken, an denen sie tatschlich begrenzt sind, unendlich weit. In der Zeichnung sind die Flchen begrenzt dargestellt. Der Schnittpunkt der beiden Ebenen mit der Stogesetzche ist der L sungspunkt im (TC , NC , TC )-Raum. Zu untersuchen ist, ob in Anbetracht der Form der Reibche eine eindeutige L sung existiert. Dazu wird die Schnittgerade S der beiden Ebenen betrachtet: 0 TC B B @ NC TC 1 0 2 CC BB ; ; ;NT A = @ ;;NT S 1 1 0 CC BB ;NT + ATC + @ 1 0 1 CC A (4.26) Fr diese Gerade gilt grundstzlich, da mit einer Zunahme von TC auch TC ansteigt, da @TC = ; ; ;2 > 0 NT @ TC (4.27) die immer positive Determinante der positiv deniten G-Matrix ist. Aus diesem Grund schneidet die Gerade S die Stogesetzche genau einmal, deshalb gibt es eine eindeutige L sung. Die Lage des Schnittpunktes wird letztlich durch vier Parameter bestimmt: Die Reibung steht unabhngig von der Stokonguration fest. ; und ;NT ndern sich durch die Lage des Schwerpunktes zum Stopunkt im Stomoment und spiegeln damit den Grad der Exzentrizitt wieder. Der Parameter stellt die Tangentialgeschwindigkeit vor dem Sto dar. Prinzipiell sind drei Lagen des Schnittpunktes denkbar: Er bendet sich in einer der beiden senkrechten Flanken, was Gleiten am Ende der Kompressionsphase in die eine oder andere Richtung bedeutet, oder der Schnittpunkt liegt im horizontalen Bereich, was Haften anzeigt. Tendenziell verschiebt ein groes den Schnittpunkt in Richtung TC > 0 und TC < 0. Dennoch ist auch eine Reibrichtungsumkehr bereits in der Kompressionsphase denkbar. Es wre auch hier m glich, analog zum Vorgehen in Abschnitt 4.1, eine Kaskade von Fallunterscheidungen durchzufhren. Dies fhrt jedoch zu unanschaulichen Ergebnissen. Es ist sinnvoller, dieses Problem numerisch mit einem LCP zu l sen, welches ein strukturiertes Fallunterscheidungsschema enthlt. Die Expansionsphase ist noch komplizierter, da die Komplementarittsbedingung des Normalgesetzes nicht sofort zu l sen ist, und somit die L sung im vierdimensionalen Raum zu suchen ist. Dabei geht die Anschauung v llig verloren, weshalb hier auf eine allgemeine Darstellung verzichtet wird. 4.2 Der exzentrische Einfachsto 65 4.2.2 Kontaktkinematik des speziellen Wurfkrpers Es wird ein K rper gem Bild 4.9 betrachtet. Der K rper sei beliebig geformt (graue Linie). Ein Teil der K rperkontur ist ein Kreisbogen mit dem Radius R (schwarze Linie), an dem auch der Sto stattndet. Stopartner sei eine inertiale Flche. Bezugspunkt ist der Schwerpunkt S . Fr ihn gelten die Koordinaten x, y und ' im Inertialsystem. Der Ortsvektor vom Schwerpunkt zum Mittelpunkt M des Konturkreisbogens sei rSM . Dieser K rper kann im Grenzfall eine Kreisscheibe (rSM = 0) oder einen K rper mit einer Ecke (R = 0) darstellen. Auch ein Stab ist ein Spezialfall dieser K rpergeometrie. Der Winkel ' beschreibt die Verdrehung zwischen dem k rperfesten und dem inertialen Koordinatensystem. S = P1 rSM M R t1 s2 0 = P2 s1 ϕ yK xK n1 rD y t2 x n2 Bild 4.9: Exzentrischer Wurfk rper mit kreisbogenf rmiger Kontaktzone Ohne auf die Herleitung einzugehen, die im Abschnitt 2.3 von 22] ausfhrlich beschrieben ist, sollen gleich die normalen und tangentialen Abstnde und Relativgeschwindigkeiten gN gT g_ N g_ T = rSMx sin ' + rSMy cos ' + y ; R = ;rSMx cos ' + rSMy sin ' ; x ; R ' = ( rSMx cos ' ; rSMy sin ') '_ + y_ = (;rSMx cos ' + rSMy sin ') '_ ; x_ ; R '_ (4.28) (4.29) (4.30) (4.31) angegeben werden. Aus den Relativgeschwindigkeiten (Gleichung (4.30) und (4.31)) 66 4 Sonderflle und Beispiele wird die Bindungsprojektionsmatrix W T cos ' ; rSMy sin ' = ;01 10 r rSMx sin ' + rSMy cos ' ; R SMx ! (4.32) gewonnen. Ohne Einschrnkung der Allgemeinheit kann man das k rperfeste Koordinatensystem so whlen, da rSMy = 0 und rSMy = rSM gilt. Zustzlich wird eine neuer Winkel = ' + =2 eingefhrt, fr den genau dann = 0 gilt, wenn der Schwerpunkt ber dem Stokontaktpunkt liegt. In diesem Fall handelt es sich um einen zentralen Sto. Die Bindungsprojektionsmatrix vereinfacht sich zu WT ! = ;01 10 ;r rSMcossin; R SM (4.33) und mit der Massenmatrix M = diag(m m J ) ergibt sich die projizierte Massenwirkungsmatrix ! 2 J + rSM m(1 ; cos2 ) mrSM sin (R + rSM cos ) 1 G = Jm mrSM sin (R + rSM cos ) J + m(R + rSM cos )2 : (4.34) Man sieht, da alle Elemente von G vom Auftrewinkel abhngen, die Hauptdiagonalelemente GNN und GTT nur in zweiter Ordnung, die Nebendiagonalelemente GNT in erster Ordnung. Fr = 0 verschwinden diese Elemente erwartungsgem. 4.2.3 Stoverhalten des speziellen Wurfkrpers Fr die Flle, die in Tabelle 4.2 dargestellt sind, soll nun das Verhalten des exzentrischen Stoes untersucht werden. Der Auftrewinkel betrage zunchst = ;20. Dabei ergeben sich fr den untersuchten Wurfk rper abweichend zu Tabelle 4.2 ; = 3 und ;NT = 0:65. In Bild 4.10 ist analog zu Bild 4.4 die tangentiale Relativgeschwindigkeit nach dem Sto aufgetragen. Die Stze 13 zeigen zunehmendes tangentialreversibles Verhalten. Im Schnittpunkt dieser Kurven verhalten sich die St e gleich: Der Sto verluft so, da kein tangentialer Impuls wirkt (Nulldurchgang aller Kurven in Bild 4.11). Das ist genau dann der Fall wenn = ;;NT gilt, das heit, das Verhltnis der tangentialen und normalen Relativgeschwindigkeit entspricht dem Verhltnis der Elemente der Massenwirkungsmatrix. Das in dieser Arbeit vorgestellte Stogesetz zeichnet sich dadurch aus, da die Effekte in tangentialer Richtung auch das Verhalten des Stoes in normaler Richtung beeinussen k nnen. Voraussetzung dafr ist, da der Sto exzentrisch ist, weil sonst die Hauptrichtungen entkoppelt sind. In Bild 4.12 ist die Abhebegeschwindigkeit am Ende des Stoes ber der tangentialen Relativgeschwindigkeit aufgetragen. Bei 4.2 Der exzentrische Einfachsto Relativgeschwindigkeit tangential Ende γTE 2 67 Satz 1 Satz 2 Satz 3 Satz 4 1.5 1 0.5 0 -0.5 -1 -1.5 -2 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Relativgeschwindigkeit tangential γ 3 4 Bild 4.10: Tangentiale Relativgeschwindigkeit des exzentrischen Einfachstoes 1 Satz 1 Satz 2 Satz 3 Satz 4 Impuls tangential ΛT 0.5 0 -0.5 -1 -1.5 -2 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Relativgeschwindigkeit tangential γ 3 4 Bild 4.11: Tangentialimpuls des exzentrischen Einfachstoes groen Relativgeschwindigkeiten, die einem v lligen Durchrutschen whrend des gesamten Stoes entsprechen, ndet keine Beeinussung statt. Kommt es aber zum Haften whrend des Stoes, kann entweder eine Verringerung der Abhebegeschwin- 4 Sonderflle und Beispiele Relativgeschwindigkeit normal Ende γNE 68 Satz 1 Satz 2 Satz 3 Satz 4 1.4 1.2 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Relativgeschwindigkeit tangential γ 3 4 Bild 4.12: Normale Relativgeschwindigkeit des exzentrischen Einfachstoes 4 Satz 1 Satz 2 Satz 3 Satz 4 3.5 Impuls normal ΛN 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Relativgeschwindigkeit tangential γ 3 4 Bild 4.13: Normalimpuls des exzentrischen Einfachstoes digkeit stattnden und im Gegenzug die Tangentialgeschwindigkeit erh ht werden (Bereich ca. ;2:5 < < ;0:65) oder umgekehrt aus der Tangentialbewegung Energie in die Normalbewegung umgelagert werden (Bereich ca. ;0:65 < < 2:5). Der 4.2 Der exzentrische Einfachsto 69 Grenzfall ist der oben beschriebene Fall = ;;NT . Bei entsprechenden Stokongurationen ist es durchaus m glich, da die normale Abhebegeschwindigkeit gr er als die Kollisionsgeschwindgkeit ist, so da scheinbar ein kinematisch deniertes "N > 1 auftreten kann. Dies ist ein Hinweis darauf, da derartige Stovorgnge keinesfalls mit dem Newton'schen Stogesetz beschrieben werden k nnen. Ein interessanter Sonderfall ist in diesem Zusammenhang der sowohl in normale als auch in tangentiale Richtung vollelastische Sto ("N = 1, "T = 1). Dieser durch Satz 4 dargestellte Fall zeichnet sich dadurch aus, da keine Umlagerung von Energie zwischen den Storichtungen stattndet. Zur Umlagerung ist oensichtlich immer Dissipation erforderlich. Beim Blick auf Bild 4.13 fllt auf, da die Normalimpulse fr die Stze 13 identisch sind. Der Normalimpuls wrde im zentralen Fall N = 1 + "N betragen. Abhngig von der tangentialen Relativgeschwindigkeit vor dem Sto liegt der wirkende Impuls entweder darunter oder darber. Bei allen diesen Eekten stellt sich sofort die Frage, ob bei der Verwendung dieses Stogesetzes der dissipative Charakter gewahrt bleibt. Aufschlu darber gibt Bild 4.14, in dem der whrend des Stoes auftretende Energieverlust T dargestellt ist. Die Stze 13 sind schon alleine aufgrund "N < 1 immer dissipativ. Satz 4 zeigt, analog zum zentralen Sto, einen Bereich, in dem er vollstndig ohne Energieverlust abluft. Dieser ist im Gegensatz zum zentralen Sto (vergleiche Bild 4.6) nicht mehr symmetrisch bezglich = 0. Bei gr eren Relativgeschwindigkeiten kommt es immer zum Gleiten und damit zu reibungsbedingtem Energieverlust. Energiediffernz ΔT* 0 Satz 1 Satz 2 Satz 3 Satz 4 -0.5 -1 -1.5 -2 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Relativgeschwindigkeit tangential γ 3 4 Bild 4.14: Energiebilanz des exzentrischen Einfachstoes Am Beispiel der tangentialen Relativgeschwindigkeiten soll der Einu der Exzentri- 70 4 Sonderflle und Beispiele zitt dargestellt werden. In Bild 4.15 ist fr einen Sto, welcher Satz 3 entspricht, der Winkel variiert worden. Um den Fall des zentralen Stoes = 0 gruppieren sich punktsymmetrisch die exzentrischen St e mit = 15 und = 30 . Interessanterweise geht die Reversibilitt bei zunehmender Exzentrizitt zurck. Dies liegt daran, da in dem Mae, wie der Sto exzentrischer wird, weniger Normalimpuls aufgebracht werden kann, und dementsprechend auch eher Gleiten auftritt. Dies ist bei Betrachtung des linken oberen Elements der Matrix G (Gleichung 4.34) erkennbar: mit zunehmendem Betrag von wird dieses Element kleiner, was bedeutet, da die zur Bewegungsumkehrung im Stopunkt ben tigten Impulse in Normalenrichtung bei gleicher Stogeschwindigkeit immer geringer werden. Relativgeschwindigkeit tangential Ende γTE 3 α = -30 α = -15 α=0 α = 15 α = 30 2 1 0 -1 -2 -4 -3 -2 -1 0 1 2 Relativgeschwindigkeit tangential γ 3 4 Bild 4.15: Tangentiale Relativgeschwindigkeit des exzentrischen Einfachstoes bei verschiedenen Exzentrizitten An dieser Stelle soll noch geklrt werden, in wieweit die Ergebnisse des Impulsmodells mit denen des hybriden Stomodells bereinstimmen. Dazu wurde als Testbeispiel der Sto des Wurfk rpers, der fr die exzentrischen Stoversuche verwendet wurde, mit beiden Stomodellen berechnet. Die Ergebnisse dieses Vergleichs sind in Bild 4.16 dargestellt. Als Vergleichsgr e wurde die tangentiale Relativgeschwindigkeit am Ende des Stoes TE herausgegriffen, weil sie das gesamte Verhalten des Stoes in tangentialer Richtung gut zusammenfat und die Beschreibung dieser Phnomene letztlich Ziel dieser Arbeit ist. Die Matrix G ist fr beide Flle identisch. Die Kontaktparameter lauten = 0:8, "N = 0:85 und "T = 0:8, was den Eigenschaften des Gummiwurfk rpers entspricht. Die Steigkeits- und Dmpfungswerte fr das Hybridmodell betragen cN = 200000 N/mm, cT = 60000 N/mm, dN = 10 Ns/mm und dT = 20 Ns/mm. 4.3 Unterschied zwischen einem tangentialplastischem und reinem Reibsto 71 Das Dmpfungsgesetz ist so modiziert, da der Dmpfungskoezient bis zu einem Mindesteindringen linear ansteigt und erst dann den vorgegebenen Wert erreicht. Die Steigkeiten wurden aus den Stomessungen der Gummiwurfk rper identiziert. Relativgeschwindigkeit tangential Ende γTE 6 Impulsmodell Hybridmodell 4 2 0 -2 -4 -6 -10 -5 0 5 Relativgeschwindigkeit tangential γ 10 Bild 4.16: Vergleich des Hybridmodells mit dem Impulsmodell Man erkennt eine weitgehende bereinstimmung der Ergebnisse des hybriden Modells mit dem Impulsmodell. Die tangentiale Reversibilitt wird von beiden Modellen quasi identisch vorhergesagt. Auch das Einmnden in die Geraden, die kontinuierliches Durchrutschen whrend des Stoes vorhersagen, ist richtig getroen. Die kleinen Unterschiede resultieren aus der Tatsache, da durch das Abspalten einer Teilmasse immer ein kleiner Modellfehler gemacht wird. 4.3 Unterschied zwischen einem tangentialplastischem und reinem Reibsto Wie schon in Abschnitt 3.7 angedeutet, kann bei exzentrischen St en ein Unterschied zwischen dem tangentialplastischen Sto mit "T = 0 und dem reinen Reibsto ohne jegliche Bercksichtigung tangentialreversibler Eekte auftreten. In diesem Abschnitt soll anhand eines einfachen Beispiels beide Flle dargestellt werden. Am Ende steht dann eine Bewertung, ob und wann dieser Unterschied wichtig sein kann. Betrachtet werden soll eine senkrecht nach unten fallende homogene massenbehaftete Scheibe (Masse M , Radius R), an der am ueren Rand eine punktf rmige Zusatzmasse m angebracht ist. Die Scheibe fllt ohne Rotation senkrecht nach unten und hat im Moment des Stoes die Geschwindigkeit v0 in negative y-Richtung. 72 4 Sonderflle und Beispiele Die Zusatzmasse steht dabei in der uersten rechten Position. Um bersichtlichere Ergebnisse zu erhalten, gelte m = M=2. Im Stopunkt soll ausreichend Reibung herrschen, um Haften zu gewhrleisten. Der Stokoezient in Normalenrichtung sei "N . Die Gesamtkonguration ist in Bild 4.17 dargestellt. m M y ϕ x R v0 O Bild 4.17: Konguration des Stoes Die generalisierten Koordinaten sind die Bewegung des Scheibenschwerpunktes in x und y- Richtung, sowie die Verdrehung der Scheibe um diesen Punkt mit dem Winkel ', die im Vektor q = (x y ')T zusammengefat sind. Zu Beginn des Stoes (Index A) gelte qA = (0 R 0)T und q_A = (0 ;v0 0)T . Die Massenmatrix M hngt von ' ab und lautet fr die angegebene Stokonguration 03 1 0 0 2 M = M BB@ 0 32 12 R CCA: 0 21 R 12 R2 (4.35) Mit der Jacobimatrix W kann die Massenwirkungsmatrix G berechnet werden: 0 1 0 1 W = B@ 1 0 CA 0 R G=W T M ;1W 1 ;1 = M1 ;1 113 ! (4.36) Die Relativgeschwindigkeiten beim Stobeginn lassen sich mit g_A = W T q_A = berechnen. ;v0 0 ! (4.37) 4.3 Unterschied zwischen einem tangentialplastischem und reinem Reibsto 73 Kompressionsphase: Am Ende der Kompressionsphase soll Haften herrschen. Die dazu notwendigen Impulse C lassen sich mit C = ;G;1 g_ A = v0 M 11 8 3 8 ! (4.38) berechnen. Damit dieser Zustand erreichbar ist, mu ein Reibkoezient > 3=8 im Kontakt herrschen, was auch gegeben sein soll. Die Relativgeschwindigkeit am Ende der Kompressionsphase lautet dann g_ C = (0 0)T . Expansionsphase, tangentialplastisch: In diesem Fall gilt "T = 0. Die Ge- schwindigkeit g_ TE0 ergibt sich mit Gleichung (3.26) zu ;11=8"N v0 . Der tangentiale Expansionsimpuls verschwindet und der Normalimpuls ergibt sich aus dem Poisson'schen Gesetz zu: E = "N Mv0 11 8 ! 0 Die daraus resultierende Relativgeschwindigkeit am Ende des Stoes g_ E = GE = "N v0 11 8 11 8 (4.39) ! (4.40) ; ist mit den Komplementarittsbedingungen kompatibel und damit korrekt. Die generalisierten Geschwindigkeiten am Ende des Stoes lauten dann 0 q_E = M ;1W (C + E ) + q_A = v0BB@ 1 4 ; " 11 8 N 2+11"N 8R 1 CC A (4.41) Expansionsphase, reiner Reibsto: In diesem Fall gilt gem dem Poisson'schen Stogesetz fr den normalen tangentialen Expansionsimpuls NE = "NC . Der Tangentialimpuls ergibt sich aus der Forderung, da auch in der Expansionsphase Haften herrschen soll. Der Expansionsimpuls lautet damit E = "N Mv0 11 8 11 8 ! (4.42) wobei auch hier > 3=8 gelten mu, was bereits in der Kompressionsphase Voraussetzung war. Fr die Relativgeschwindigkeit am Stoende gilt: ! g_ E = GE = "N v0 10 (4.43) Die generalisierten Geschwindigkeiten am Ende des Stoes lauten dann 01 1 (1 + " ) N 4 q_E = M ;1W (C + E ) + q_A = v0BB@ "N CCA (4.44) 1+"N ; 4R 74 4 Sonderflle und Beispiele Vergleich: Bei diesem Beispiel zeigt sich tatschlich beim Vergleich der Endge- schwindigkeiten q_E ein Unterschied zwischen dem tangentialplastischen und dem reinen Reibsto. Beim tangentialplastischen Sto herrscht am Stoende eine tangentiale Relativgeschwindigkeit im Kontaktpunkt, was auch der Vorstellung eines nachgiebigen aber dissipativen Elements entspricht. Beim reinen Reibsto herrscht Haften und somit auch keine Relativgeschwindigkeit. Diese Unterschiede erscheinen bei diesem idealisierten Beispiel gr er, als sie in Realitt ausgeprgt sind. Folgende Bedingungen mssen m glichst gut erfllt sein, um den Unterschied deutlich hervortreten zu lassen: Die Reibung mu ausreichend gro sein. Die Dierenz wird umso deutlicher, je gr er der Tangentialimpuls werden kann. Die Exzentrizitt des Stoes mu m glichst gro sein. Bei einem zentralen Sto tritt dieser Unterschied berhaupt nicht auf. Die Dierenz zwischen "N und "T mu gro sein. Wird der Sto sowohl in Normal- als auch in Tangentialrichtung plastisch, verschwinden die Unterschiede beider Modelle. Treten in einem System bei St en tangentialreversible Eekte auf, was bei den Experimenten (dargestellt in Abschnitt 6.2.4) sogar bei Stahl-Stahl Kontakt der Fall war, mu immer die tangentialreversible Formulierung gewhlt werden. Wei man nicht, ob solche Eekte auftreten, ist es zunchst sinnvoller, die tangentialreversible Formulierung zu verwenden und den tangentialen Stokoezienten "T = 0 zu setzen und damit einen tangentialplastischen Sto zu berechnen. Nur in Ausnahmefllen, in denen die obengenannten Bedingungen in besonderen Kombinationen auftreten (ob es derartige Materialpaarungen berhaupt gibt sei dahingestellt), sollte man mit einem reinen Reibsto rechnen. 4.4 Anmerkung zum Energieerhalt In den Arbeiten 22] und 61] wird ein Beweis vorgestellt, in dem gezeigt wird, da ein Sto, der nach den auch hier in dieser Arbeit vorgestellten Gesetzen abluft, immer dissipativ oder maximal konservativ ist. Dies ist eine unbedingte Voraussetzung fr die Sinnhaftigkeit des Stogesetzes. In 17] wird erstmals ein wesentlicher Fehler im Beweis aufgedeckt. Hier soll an einem einfachen System gezeigt werden, da der Fehler im Beweis nicht zwangslug bedeutet, da ein Sto tatschlich mit Energierh hung verbunden ist. Als Beispielsystem werden zwei senkrecht bereinander stoende Blle gewhlt, die in 61] im Abschnitt 8.12, wenn auch nicht unter Energieaspekten, bereits diskutiert werden. Das System hat zwei Freiheitsgrade q = (y1 y2)T , die die vertikale Bewegung der beiden Blle mit der identischen Masse m beschreiben. Zwischen den zwei K rpern sei die Stobindung 2, zwischen Masse 1 und Boden die Bindung 1 (siehe 4.4 Anmerkung zum Energieerhalt 75 Ball 2 v0 y2 Bindung 2 Ball 1 y1 Bindung 1 Bild 4.18: Normaler Mehrfachsto von zwei Bllen Bild 4.18). Massenmatrix M , Bindungsmatrix WN und die projizierte Massenwirkungsmatrix G haben damit folgende Gestalt: ! m 0 M= 0 m ! WN = 10 ;11 G = m1 ;11 ;21 ! (4.45) Betrachtet wird nun der Fall, bei dem der obere Ball mit der Geschwindigkeit q_2 = ;v0 auf den am Boden liegenden unteren auftrit. Die kinetische Energie vor dem Sto betrgt TA = 12 mv02. Die Kompressionsphase ist ohne Fallunterscheidungen zu berechnen. Es gilt: ! 0 C = mv mv0 g_ C = 00 ! (4.46) In der Expansionsphase sind in Abhngigkeit von den Stozahlen "1 und "2 in den beiden Kontakten drei Flle zu unterscheiden: 1. Fall "2 < "1 und 2"2 > "1: Beide Blle separieren voneinander und vom Boden Expansionsimpuls: E = mv0 "1 "2 ! (4.47) Relativgeschwindigkeiten nach dem Sto (zugleich Bedingung fr die Grenzen): g_ E = v0 "1 ; "2 2"2 ; "1 ! (4.48) 76 4 Sonderflle und Beispiele Generalisierte Geschwindigkeiten nach dem Sto: q_E = v0 "1 + "2 "2 ! (4.49) Kinetische Energie nach dem Sto: TE = mv02 21 "21 ; "1"2 + "22 Die normierte Energiedierenz (4.50) TA ; TE = 1 ; "2 + 2" " ; 2"2 = (1 ; " " ) + (" ; " )(2" ; " )(4.51) 1 2 1 2 1 2 2 1 1 2 TA kann nicht kleiner null werden, da der erste Klammerausdruck immer positiv ist und beide Klammern des zweiten Summanden genau die Grenzbedingungen darstellen und auch immer gr er oder gleich null sind. 2. Fall "2 > "1: Der untere Ball bleibt am Boden liegen Expansionsimpuls: E = mv0 "2 "2 ! (4.52) Relativgeschwindigkeiten nach dem Sto: g_ E = v0 0 "2 ! (4.53) Generalisierte Geschwindigkeiten nach dem Sto: q_E = v0 0 "2 ! (4.54) Kinetische Energie nach dem Sto: TE = 21 mv02"22 (4.55) Die normierte Energiedierenz TA ; TE = 1 ; "2 2 TA ist oensichtlich immer gr er als null. (4.56) 4.4 Anmerkung zum Energieerhalt 3. Fall 2"2 < "1: Beide Blle heben gemeinsam ab: Expansionsimpuls: ! 1 E = 2 mv0 2""11 Relativgeschwindigkeiten nach dem Sto: ! 1 g_ E = 2 v0 "01 Generalisierte Geschwindigkeiten nach dem Sto: ! 1 q_E = 2 v0 ""11 Kinetische Energie nach dem Sto: TE = 14 mv02"12 Die normierte Energiedierenz TA ; TE = 1 ; 1 "2 TA 2 1 ist auch hier oensichtlich immer gr er als null. 77 (4.57) (4.58) (4.59) (4.60) (4.61) Zusammenfassend kann festgestellt werden, da bei keiner denkbaren Stozahlkombination eine Energieerh hung erreicht wird. In Bild 4.19 ist die normierte Energiedierenz ber "1 und "2 fr alle m glichen Kombinationen der Stokoezienten aufgetragen. Der kritische Punkt im oben angesprochenen Beweis ist die Matrix G ; "G", fr die gezeigt werden mu, da sie positiv denit ist. Fr das vorliegende Beispiel lautet diese Matrix: ! 1 ; "21 "1"2 ; 1 1 (4.62) G ; "G" = m "1"2 ; 1 2 ; 2"2 2 Die Hauptdiagonalelemente dieser Matrix sind immer positiv, die Determinante lautet (1 ; 2("21 + "22) + "21"22 + "1"2) =m und kann zum Beispiel fr "1 = 1 und "2 = 0 negativ werden. Damit ist die geforderte Eigenschaft Matrix positiv denit nicht mehr erfllt. Die Determinante ist in Bild 4.20 ber "1 und "2 aufgetragen und zeigt in zwei Ecken ausgeprgte Bereiche mit negativen Werten. Zusammenfassend lt sich sagen: Ein Sto, fr den der Dissipationsbeweis aufgrund seiner Lcke nicht gilt, verletzt deshalb nicht zwangslug die Bedingung, da ein Sto dissipativ sein mu. Zwischen dem Ende des Beweises und tatschlicher Energiezunahme gibt es oensichtlich noch einen Bereich, in dem sich St e ereignen k nnen, die zwar dissipativ sind, dies mit dem Beweis allerdings nicht zu zeigen ist. 78 4 Sonderflle und Beispiele 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 0.2 0.4 ε2 0.6 0.8 1 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 ε1 Bild 4.19: Energiebilanz des Stoes. Aufgetragen ist das Verhltnis der dissipierten Gesamtenergie ber den Stokoezienten "1 und "2 1 0.5 0 -0.5 -1 0 0.2 0.4 ε2 0.6 0.8 1 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 ε1 Bild 4.20: Determinante der Matrix G, aufgetragen ber den Stokoezienten "1 und "2 4.5 Der Einu groer Krfte In diesem Abschnitt soll ein Sonderfall vorgestellt werden, der eine Grenze des Impulsstogesetzes aufzeigt und unterstreicht, da bei der Auswahl des Stomodells die in Kapitel 2 jeweils dargestellten Grenzen immer zu beachten sind. Konkret ist die Bedingung 2 auf Seite 17 gemeint, die besagt, da die sonstigen Krfte im System 4.5 Der Einu groer Krfte 79 gegenber den Stokrften vernachlssigbar sind. Das Testbeispiel besteht aus zwei Massen, die sich auf einer horizontalen Unterlage bewegen k nnen (Bild 4.21). Die rechte Masse m bewege sich, wie es durch die Rollen angedeutet ist, reibungsfrei und stoe mit v0 gegen die linke Masse M die mit dem Reibkoezienten auf der Unterlage rutschen kann. Diese Masse werde durch eine hinreichend groe Kraft F auf die Unterlage gedrckt. Im System sind zwei einseitige Bindungen vorhanden: Die Bindung 1 sei der Stokontakt zwischen beiden K rpern und die Bindung 2 der Normalkontakt zwischen Masse M und der Unterlage. Die Tangentialeekte in Bindung 1 k nnen vernachlssigt werden. Das System hat drei Freiheitsgrade: die Verschiebungen der Massen auf der Unterlage x1 und x2 , sowie das Abheben der Masse M (Koordinate y). Der dritte Freiheitsgrad wird ben tigt, um die Kontaktnormalkraft in der Bindung 2 zur aktiven Kraft zu machen. F x2 μ y Kontakt 1 M x1 m Kontakt 2 Bild 4.21: Stoproblem mit groen nicht-Stokrften 4.5.1 Behandlung mit dem Impulsstogesetz Zunchst soll versucht werden, den Sto mit Hilfe des Impulsstogesetzes zu beschreiben. Dazu werden zunchst die kinematischen Gr en ben tigt. Die Bindungsmatrizen WN , WT und W lauten: 0 1 ; 1 1 0 WNT = ;01 10 01 WTT = 0 1 0 W T = B@ 0 0 1 CA (4.63) 0 1 0 ! Mit M = diag(m M M ) ergibt sich 0 1 1 1 1 + 0 m M M G = BB@ 0 M1 0 CCA 1 1 M 0 (4.64) M Wendet man die Stoklassikation aus Abschnitt 3.8 auf diese Matrix an, ist das Stoproblem mehrfach, unabhngig, mischgekoppelt und exzentrisch. 80 4 Sonderflle und Beispiele Die Anfangsgeschwindigkeit sei q_A = (v0 0 0)T , die Relativgeschwindigkeiten betragen dann g_ NA = (;v0 0)T und g_ TA = 0. Die Impulsbilanz fr die Kompressionsphase lautet: 0 1 0 1 1 10 1 0 1 1 + 0 g _ ; v NC 1 NC 1 0 m M M B C B CCBB CC BB CC 1 B 0 0 + (4.65) NC 2 @ g_ NC2 CA = B@ 01 A @ A @ A M 1 g_ TC2 TC2 0 0 M M Unter Bercksichtigung der normalen und tangentialen Stogesetze ergibt sich folgende L sung fr die Relativgeschwindigkeiten und Kompressionsimpulse: T 0 0 M m v (4.66) +m 0 T C = MmM v 0 0 : (4.67) +m 0 Zu beachten ist hierbei, da in der Bindung 2 kein Normalimpuls wirkt, und die Reibung durch die Normalkraft F somit ohne Einu ist. Der Bewegungszustand am Ende der Kompressionsphase besteht darin, da die beiden Massen sich mit einer gemeinsamen Geschwindigkeit im Kontakt bewegen. Fr die Expansionsphase gilt die gleiche Impulsgleichung wie fr die Kompressionsphase. Auch hier soll die L sung sofort angegeben werden: g_ C g_ E E q_E = T m = "N1v0 0 (1 + "N1) M + m v0 T mM = "N1 M + m v0 0 0 0 1 m ; " N 1M v0 B B@ (1 + "N1)m CCA: = m+ M 0 (4.68) (4.69) (4.70) Das Ergebnis kann wie folgt interpretiert werden: Die beiden K rper bewegen sich so voneinander weg, wie wenn ein zentraler Sto ohne Reibung stattgefunden htte. Die Normalkraft F taucht in keinem Term des Ergebnisses auf! Wenn diese Kraft aber so gro wre, da der K rper M infolge der Reibungskrfte auch whrend des Stoes nicht wegrutschen kann, wrde ein v llig anderes Ergebnis entstehen. Dieses Problem kann ohne eine Abschtzung der Krfte, die im Stokontakt auftreten, nicht przisiert werden. Dazu eignet sich zum Beispiel Gleichung (2.17). Dabei sind drei Flle denkbar: 1. Ist die maximale Kontaktkraft deutlich gr er, als die maximal m gliche Reibkraft F , luft der Sto zunchst wie durch das Impulsstogesetz beschrieben ab und die Geschwindigkeit x_ 2 verschwindet bei der weiteren Systemberechnung infolge der groen Reibkraft. Der stoende K rper bewegt sich so, wie oben berechnet. 4.5 Der Einu groer Krfte 81 2. Ist die maximal auftretende Stokraft geringer als die Haftkraft des gestoenen K rpers, bleibt dieser liegen und der Sto luft ab, wie wenn der stoende K rper gegen die starre Umgebung stoen wrde. 3. Die Stokraft ist ungefhr so gro wie die Reibkraft, kommt es zu mehreren Haft-Gleit-bergngen. Dieser unter Umstnden eklatante Unterschied soll mit folgendem Parametersatz verdeutlicht werden: Beide K rper sollen die Masse m haben und fr die Stozahl gelte "N1 = 1. Bei der Berechnung mit dem Impulsstomodell gilt, da unmittelbar nach dem Sto der stoende K rper ruht und sich der gestoene mit v0 bewegt. Infolge der Reibung kommt er nach einem Weg x = mv02=2F ebenfalls zur Ruhe. Die kinetische Energie ist vollstndig dissipiert. Makroskopisch betrachtet ist ein Vorgang abgelaufen, der einem plastischen Sto sehr hnlich ist. Reicht die Haftkraft dazu aus, den gestoenen K rper am Losrutschen whrend des Stoes zu hindern, luft der Sto ab, wie wenn der stoende K rper mit einer inertialen Wand kollidieren wrde. Er wird sich nach dem Sto mit der Geschwindigkeit ;v0 wieder wegbewegen. Es ndet ein komplett elastischer Sto statt. Da die Kontaktkraft whrend des Stoes zwischen null und der Maximalkraft variiert, wird die Haftkraft m glicherweise nur whrend Teilphasen des Stoes ausreichen um Losrutschen zu verhindern. Dadurch wird es zu einer Mischform der beiden oben beschriebenen Extreme kommen, die durch Haft-Gleit-bergnge gekennzeichnet ist. Derartige Vorgnge k nnen mit dem hybriden Stomodell erfat werden. 4.5.2 Behandlung mit dem hybriden Stogesetz Es wird das im vorigen Abschnitt vorgestellte System mit dem in Abschnitt 2.6 vorgestellten hybriden Stomodell behandelt. Dabei soll die prinzipielle Eignung dieses Verfahrens dargestellt werden, ohne auf eine spezielle L sung einzugehen. Das System ist in Bild 4.22 dargestellt. An den Kontakten ist jeweils eine Zusatzmasse mz angebracht, die auf einer Seite mit je einer normal und tangential wirkenden Feder mit einem K rper verbunden ist und an ihrer anderen Seite einen Reibkontakt mit dem anderen K rper beziehungsweise der Umgebung hat. Beide K rper sollen die Masse m haben. Das System hat zunchst die gleichen Freiheitsgrade und Anfangsbedingungen, wie in Abschnitt 4.5.1: q = (x1 x2 y)T , qA = (0 0 0)T und q_A = (v0 0 0)T . Beide Bindungen haben eine Normal- und eine Tangentialkomponente. Die Bindungsmatrizen lauten: 0 ;1 1 0 1 B C WNT = ;01 10 01 WTT = 00 01 10 W T = BB@ 00 00 11 CCA : (4.71) ! ! 0 1 0 82 4 Sonderflle und Beispiele F y m x2 Kontakt 1 mz x1 cT1 cN2 m cN1 cT2 mz Kontakt 2 Bild 4.22: Stoproblem, behandelt mit dem Hybridmodell Die Massenmatrix ist mE . Damit lassen sich die Massenwirkungsmatrix G und der Relativbewegungszustand g_ A zu Stobeginn angeben: 0 2 0 0 ;1 1 B C G = m1 BB@ 00 11 11 00 CCA ;1 0 0 1 0 ;v BB 0 0 g_ A = B@ 0 0 1 CC CA (4.72) Gem Gleichung (2.26) wird der Vektor der ueren Krfte zum Zeitpunkt des Stoeintritts ben tigt, der h0 = (0 0 ;F )T lautet. Der Vektor y = (gN 1 gN 2 gT 1 gT 2 xN 1 xN 2 xT 1 xT 2)T (4.73) ist der Zustandsvektor der hybriden Bewegungsgleichung, der die Relativverschiebungen in den Kontakten und die Bewegungen der Zusatzmassen enthlt. Bei diesem Beispiel mag es seltsam erscheinen ein System mit drei Freiheitsgraden fr die Stoberechnung auf acht Freiheitsgrade zu erweitern. Das ist aber nur in diesem Spezialfall so: Htte das System beliebig viele Freiheitsgrade aber nur zwei Stokontakte wie in Bild 4.22, wre die Stomodellierung immer noch genau die gleiche und es ergben sich sogar deutlich weniger Freiheitsgrade als es das Gesamtsystem hat. Mit den Bewegungsgleichungen der Zusatzmassen (2.22) und (2.23) kann man die Gesamtbewegungsgleichung des Hybridmodells gem Gleichung (2.28) anschreiben: 0 ! B FN 1 y = ; G1 E BB@ FFNT 12 mz FT 2 1 CC F F N 1 N 2 T 1 T 2 !T CA + 0 ; m ; m 0 m m m m z z z z (4.74) Die Kraftgesetze sollen in diesem Fall rein linear-elastisch sein. Die Hinzunahme von nichtlinearen Anteilen oder Dmpfungstermen lt die folgenden Gleichungen komplizierter werden, ohne an der prinzipiellen Aussage etwas zu ndern: FN 1 = cN 1(xN 1 ; gN 1) + FN 01 (4.75) 4.5 Der Einu groer Krfte 83 FN 2 = cN 2(xN 2 ; gN 2) + FN 02 FT 1 = cT 1(xT 1 ; gT 1) FT 2 = cT 2(xT 2 ; gT 2) (4.76) (4.77) (4.78) Man kann die Kraftgesetze in die Gleichung (4.74) einsetzen und erhlt eine Gleichung vom Typ y = Ay + b, wobei A eine 8 8-Matrix ist. Auf die Darstellung wird hier aus Platzgrnden verzichtet. Nun mssen die Anfangsbedingungen gem Tabelle 2.2 gefunden werden. Die Bindung 1 zwischen den K rpern ist vom Typ neue Bindung, somit gilt: xN 10 = 0, x_ N 10 = ;v0 , xT 10 = 0, x_ N 10 = 0 und FN 10 = 0. Die Bindung 2 zwischen dem K rper und der Unterlage ist eine alte Bindung, die zuvor haftete. Da die Bindung vor Stobeginn auch in Normalrichtung geschlossen war, gilt N = F . Die Anfangsbedingungen lauten: xN 20 = 0, x_ N 20 = 0, xT 20 = 0, x_ T 20 = 0 und FN 20 = F . Unter Bercksichtigung dieser Anfangsbedingungen stellt man fest, da die Komponenten gN 2, gT 1, xN 2 und gT 1 von y whrend des gesamten Stoes gleich null sind und die anderen Gr en nicht beeinussen. Sie k nnen folglich aus dem Gleichungssystem (4.74) gestrichen werden. Es verbleibt ein System mit vier Gleichungen: 0 g N1 B g B T2 B @ xN 1 xT 2 1 0 ;2 cN 1 ; cT 2 2 cN 1 ; cT 2 CC BB ; cmNm1 ;2 mcmT 2 ; cmmN 1 cmTm2 CA = BB cN 1 0 ; cmNz1 0 @ mz 0 cT 2 mz 0 ; cmTz2 10 CC B ggN 1 CC BB T 2 A @ xN 1 xT 2 1 0 0 1 CC BB 0 CC CA + BB N 1 CC @ mz A (4.79) T2 mz Dieses System kann nun analytisch gel st oder integriert werden, wobei die HaftGleit-bergnge an der Bindung der Zusatzmasse 2 zum Untergrund mittels eines Standardalgorithmus fr Systeme mit einseitigen Bindungen gel st werden k nnen. Die Gr e T 2 ist dann, je nach Bindungszustand, entweder Zwangskraft oder aktive Reibkraft. Die Normalkraft betrgt konstant N 2 = F . Der Sto endet nach der Zeit T , wenn N 1 = 0 gilt. Whrend der Simulation oder bei der analytischen Berechnung mssen die Krfte in den Kraftelementen zwischen den K rpern und den Zusatzmassen aufsummiert werden und es mssen daraus die Stoimpulse gewonnen werden: ZT ZT 0 0 N 1 = FN 1 dt N 2 = FN 2 dt = F T ZT ZT 0 0 T 1 = FT 1 dt = 0 T 2 = FT 2 dt (4.80) (4.81) Will man nun Gleichung (2.29) auswerten, ben tigt man noch das Integral ber h0, das sich, da h0 whrend des Stoes konstant sein soll, mit T h0 angeben lt. Setzt 84 4 Sonderflle und Beispiele man nun alle Gr en in die Gleichung (2.29) ein, erhlt man 0 N 1 BB ;v0N+1 +mT 2 q_E = @ m 0 1 CC A (4.82) Diese L sung enthlt nun alle Teill sungen, die am Ende von Abschnitt 4.5.1 diskutiert wurden und kann beliebige Haft-Gleit-bergnge whrend des Stoes abbilden. 85 Kapitel 5 Konstruktion der Wurfmaschine Dieses Kapitel befat sich mit der Beschreibung des Versuchsgertes, mit dem die Stoexperimente durchgefhrt wurden. Zunchst wird die Art der durchzufhrenden Versuche deniert und ein Maschinenkonzept entwickelt, das in der Lage ist, diese auszufhren. Im zweiten Abschnitt wird auf die technische Realisierung der Maschine eingegangen. Eine groe Bedeutung fr die Durchfhrung hat die Steuerung und Regelung der Maschine, die genauso wie die Me- und Auswertetechnik in jeweils eigenen Abschnitten beschrieben wird. 5.1 Anforderungspro l Ziel ist es, das theoretisch entwickelte Stogesetz anhand von Versuchen zu verizieren. Dazu soll ein Sto durchgefhrt werden und mittels geeigneter Metechnik der Bewegungszustand der Stopartner unmittelbar vor und nach dem Sto bestimmt werden. 5.1.1 Grundstzliche Vorberlegungen Wie im Kapitel 3 dargestellt, bestimmen sich die im Stokontakt whrend des Stoes wirkenden Impulse letztlich aus den Relativgeschwindigkeiten der beteiligten K rper vor dem Sto. Fr eine aussagekrftige Messung sind deshalb folgende Gr en zu ermitteln: die Relativgeschwindigkeiten der beteiligten K rper vor dem Sto die Relativgeschwindigkeiten der beteiligten K rper nach dem Sto die whrend des Stoes wirkenden Impulse Die Impulse sind physikalische Gr en, die nur indirekt gewonnen werden k nnen, insbesondere da sie nur die Idealisierung eines whrend einer endlichen Zeit wirkenden Kraftverlaufes darstellen. Sind die Trgheitseigenschaften der Stopartner 86 5 Konstruktion der Wurfmaschine bekannt, k nnen die Impulse aus der absoluten Bewegungsnderung der K rper whrend des Stoes rekonstruiert werden. Aus diesen Grnden erscheint es sinnvoll, als einen der beiden K rper die inertialfeste Umgebung zu verwenden. Unter dieser Bedingung kann man die Messungen von Relativ- und Absolutbewegungen beider K rper auf die Absolutbewegungsmessung des bewegten K rpers reduzieren. Somit lassen sich die wesentlichen Anforderungen an das Versuchsgert wie folgt formulieren: 1. Das Gert mu in der Lage sein, einen Versuchsk rper in einen geeigneten Bewegungszustand zu versetzen, der zu einem kontrollierten Sto mit der Umgebung fhrt. 2. Der Bewegungszustand dieses K rpers unmittelbar vor und nach dem Sto soll mebar sein. Die konstruktive L sung ist eine Wurfmaschine, die einen Probek rper mit denierten Anfangsbedingungen auf eine denierte Stelle der Umgebung wirft. Der dort stattndende Sto wird mit geeigneter Metechnik, die im Abschnitt 5.4 beschrieben ist, ausgewertet. 5.1.2 Wurfkrper Ein besonderes Augenmerk dieser Arbeit liegt auf tangentialreversiblen Reibst en. Diese sollen auch experimentell nachvollzogen werden k nnen. Besonders deutlich treten derartige St e auf, wenn einer der Stopartner aus einem gummiartigelastischen Material besteht, in dem auch ein erhebliches Ma an Energie in der durch die Kontaktreibung induzierten Schubverformung gespeichert werden kann. Da Gummiblle einen typischen K rper dieser Art darstellen, wurde die gesamte Wurfmaschine so konzipiert, da sie K rper von einem Durchmesser von ca. 5 cm werfen kann. Grundstzlich sind alle in dieser Arbeit behandelten Stovorgnge eben. Aus diesem Grund ist es zweckmig, einen scheibenf rmigen Wurfk rper zu verwenden. Dies bietet folgende Vorteile: Ein ebener K rper mit zwei parallelen Flchen ist in der Wurfmaschine leicht und deniert aufzunehmen. Auf einer ebenen, zur Wurfebene parallelen Flche lassen sich gut geeignete Markierungen anbringen, um den Bewegungszustand des K rpers zu detektieren. Ein scheibenf rmiger Wurfk rper lt eine Taumel- oder Kippbewegung, was immer zu einem Fehlversuch fhrt, wesentlich leichter erkennen als eine Kugel. 5.1 Anforderungsprol 87 Bild 5.1: Der rotationssysmmetrische Wurfk rper Aufgrund dieser berlegungen wurde die Geometrie des Wurfk rpers wie auf Bild 5.1 dargestellt, festgelegt. Es handelt sich um einen scheibenf rmigen K rper, der zwei planparallele Seitenchen besitzt. Diese Flchen haben jeweils einen Absatz, von denen einer in der Wurfmaschine formschlssig gefhrt wird. Der Absatz auf der anderen Seite ist nur aus Symmetriegrnden gefertigt. Zwischen diesen Seitenchen kann der Wurfk rper eine weitgehend frei whlbare Form haben, sofern ein von der Maschine vorgegebener Maximaldurchmesser nicht berschritten wird. Bei harten Materialien (PVC, Teon) kann der gesamte K rper einschlielich der Fhrungschen aus einem Stck gefertigt werden. Bei weichen Materialien ist es erforderlich, einen spulentrgerf rmigen Grundk rper zu fertigen, auf dem dann der Probek rper aufgeklebt wird. Allen Bauformen ist gemeinsam, da die stoende Auenche ballig ausgefhrt ist, um ein Verkanten beim Sto zu verhindern. Bild 5.2: Aussehen des Wurfk rpers fr exzentrische Stoversuche Fr die Stoversuche, bei denen ein exzentrischer Sto durchgefhrt werden soll, wurde ein Wurfk rper mit Dreiecksform entworfen (siehe Bild 5.2). Er besteht ebenfalls aus zwei planparallelen Scheiben und einem dazwischen angebrachten Stok r- 88 5 Konstruktion der Wurfmaschine per. Die Scheiben sind so ausgefhrt, da sie an 3 um jeweils 120 versetzten Punkten Formschlu in der Haltevorrichtung der Wurfmaschine erreichen. Dieser Wurfk rper ist ohne "nderungen an der Wurfmaschine vornehmen zu mssen, einsetzbar. Insgesamt wurden fnf verschiedene Wurfk rper verwendet. In Bild 5.3 sind in der oberen Reihe von links nach rechts die K rper aus Teon und PVC zu sehen, die aus einem Stck gefertigt sind. Rechts liegt der rotationssymmetrische Gummiwurfk rper, bei dem ein Gummiring auf einem Spulenf rmigen Aluminiumtrger aufgeklebt ist. Dieser K rper entspricht in seiner Bauform exakt Bild 5.1. In der zweiten Reihe ist links der Stahlwurfk rper zu sehen, der aus einem Stahlring besteht, der auf einen PVC-Kern aufgeklebt ist. Rechts unten ist der exzentrische Gummiwurfk rper zu sehen, der aus einem Gummiteil und einem Aluminiumtrger besteht und in seinem Aufbau genau Bild 5.2 entspricht. Bild 5.3: Foto aller verwendeten Wurfk rper 5.1.3 Wirkprinzip, Gre und Leistung der Maschine In diesem Abschnitt soll mit Hilfe der bisher beschriebenen berlegungen das Anforderungsprol fr die Wurfmaschine zusammengestellt und das Wirkprinzip erlutert werden. Die Flugbahn des Wurfk rpers soll durch Fotograeren ausgewertet werden. Pro Flugbahnabschnitt sollen mehrere Aufnahmen gemacht werden k nnen. Um dabei die einzelnen Phasen der Bewegung eindeutig trennen zu k nnen, ist bei einem Wurfk rper mit ca. 5 cm Durchmesser eine Flugbahnlnge von ca. 50 cm notwendig. Auf einer Strecke dieser Lnge erreicht ein frei fallender K rper aufgrund der Schwerkraft eine Geschwindigkeit von mehr als 3 m/s. Dies ist somit die Mindestgeschwindigkeit fr die Stoversuche und gibt zugleich auch einen guten Anhaltswert fr den Geschwindigkeitsbereich, in dem Versuche berhaupt durchgefhrt werden k nnen. Um 5.1 Anforderungsprol 89 eine groe Variationsbreite fr die Experimente zu haben, wurde deshalb der Bereich von 3 m/s 10 m/s als Auftregeschwindigkeit mit beliebiger Richtung festgelegt. Da insbesondere Reibst e untersucht werden sollen, ist die tangentiale Relativgeschwindigkeit im Moment des Stoes von entscheidender Bedeutung und soll beliebig eingestellt werden k nnen. Dies lt sich durch einen denierten Drall, den der Wurfk rper vor dem Sto erhlt, erreichen. Um zu gewhrleisten, da im Stomoment sogar eine der Flugrichtung entgegengesetzte Relativgeschwindigkeit im Stoort erreicht werden kann, ist es erforderlich, den Wurfk rper auf eine m glichst groe Umfangsgeschwindigkeit beschleunigen zu k nnen. Bei einem Wurfk rperdurchmesser von ca. 5 cm wird eine Umfangsgeschwindigkeit von 5 m/s bei ca. 30 U/s erreicht. Dies entspricht zwar nicht der Forderung, die maximale Fluggeschwindigkeit ausgleichen zu k nnen, eine Geschwindigkeit von mehr als ca. 40 U/s erwies sich jedoch als technisch nicht realisierbar. In der Tabelle 5.1 sind die wichtigen Anforderungen an die Wurfmaschine zusammengefat. Tabelle 5.1: Anforderungen an die Wurfmaschine Anforderung Zahlenwert Beschleunigen eines rotationssysmmetrischen K rpers Translationsgeschwindigkeit max. 10 m/s Rotationsgeschwindigkeit max. 40 U/s Wurfgeschwindigkeit stufenlos einstellbar Wurfrichtung beliebig einstellbar 0 90 Translations- und Rotationsgeschwindigkeit entkoppelbar Abmessungen des Wurfk rpers = 50 20 mm Gewicht des Wurfk rpers max. 300 g St rungsfreies Halten und Loslassen des Wurfk rpers Statischer und dynamischer Massenausgleich Elektrischer Antrieb Bedienung ohne Werkzeug Versuchsablauf fernsteuerbar Mit diesen Anforderungen wurde in 25] eine Konzeptstudie durchgefhrt und die Maschine entworfen. Grundstzliches arbeitet die Maschine mit dem Wirkprinzip einer Schleuder, wie es in Bild 5.4 dargestellt ist: Ein Arm hlt an einem Ende in einer geeigneten Haltevorrichtung den Wurfk rper fest. Dieser Arm wird durch einen Motor auf eine Drehzahl beschleunigt, bei der die Umfangsgeschwindigkeit der gewnschten Abuggeschwindigkeit entspricht. Bei einem geeigneten Abwurfwinkel wird der Wurfk rper ausgeklinkt und iegt tangential weiter. Die Haltevorrichtung mu zugleich so beschaen sein, da der Wurfk rper mit Hilfe eines zweiten unabhngigen Antriebs auf die gewnschte Drallgeschwindigkeit gebracht werden kann. 90 5 Konstruktion der Wurfmaschine 1 1 2 3 4 2 ω ϕ Beschleunigung Abwurf Flugphase Stoß 3 4 g vN vvor vT Bild 5.4: Funktionsprinzip der Wurfmaschine Dieses Prinzip hat zahlreiche Vorteile: Es werden nur rotatorische Bewegungen ben tigt. Die Beschleunigung des K rpers kann whrend einer lngeren Phase erfolgen, die Folge ist ein geringerer Leistungsbedarf. Ein Massenausgleich ist m glich. Die gewnschte Auftregeschwindigkeit kann ohne Verstellung mechanischer Elemente rein durch die Steuerung erreicht werden. Es sind mit geringem Aufwand hohe Geschwindigkeiten erreichbar. Ein wesentlicher Nachteil ist die Tatsache, da die Sensorik und Aktorik des Antriebs fr die Drallbewegung des Wurfk rpers und des Ausl semechanismus sich auf einem frei drehbaren Teil benden und eine Signal- und Energiebertragung mittels eines Schleifringes erfolgen mu. Diese mitgefhrte Systemeinheit hat darberhinaus den Nachteil eines hohen Gewichtes, das zusammen mit dem entsprechenden Gegengewicht zu einem erheblichen Trgheitsmoment des Wurfarmes fhrt. Dies verursacht erhebliche Energiestr me beim Beschleunigen und Bremsen, da im Interesse der Betriebssicherheit und einer raschen Versuchsausfhrung der Wurfarm nach dem Abwurf aktiv gebremst werden mu. 5.1.4 Drallantrieb und Ausklinkmechanismus Die Beschleunigung des Wurfk rperschwerpunktes auf die gewnschte Geschwindigkeit ist durch den drehenden Hebelarm gewhrleistet. Die Haltevorrichtung hat zwei 5.1 Anforderungsprol 91 wesentliche Aufgaben zu erfllen: Erstens mu der Wurfk rper sicher festgehalten und im exakt richtigen Moment freigegeben werden, und zweitens mu er im Ausl semoment die gewnschte Winkelgeschwindigkeit und -lage haben. Eine grundstzliche Anforderung an den Ausl semechanismus besteht darin, da der Wurfk rper quasi schlagartig ohne weitere Krafteinwirkung losgelassen werden kann. Jede Kraft kann dazu fhren, da die Flugbahn von der gewnschten abweicht oder eine Taumelbewegung entsteht, die den Sto und damit den gesamten Versuch bis zur Unbrauchbarkeit verflscht. aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa 2 7 aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa 3 4 aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa aaaaaa 1 festgehalten 5 6 ausgelöst 1 2 3 4 5 6 7 Wurfarm Wurfkörper Antriebswelle Welle Druckplatte Gegenplatte Spule Bild 5.5: Schnitt durch die Drall- und Ausl seeinheit Durch das rotatorische Bewegungsprinzip wirken auf den Wurfk rper erhebliche Fliehkrfte whrend der Beschleunigung ein. Aus diesem Grund ist ein kraftschlssiges Festhalten ausgeschlossen. Es mu ein Formschlu herrschen, der im Moment des Ausl sens sehr schnell aufgehoben werden kann. Die konstruktive L sung ist in Bild 5.5 dargestellt. Der K rper wird zwischen zwei drehbaren Platten (Ziern 3 und 4 in Bild 5.5) festgehalten, von denen die eine (Zier 4) eine kreisscheibenf rmige Aussparung hat, in die eine der im Abschnitt 5.1.2 beschriebenen Seitenchen formschlssig hineinpat. Im Moment des Ausl sens wird diese Platte schnell zurckgezogen. Um das Ausschieben des Wurfk rpers aus der Vertiefung zu verbessern und 92 5 Konstruktion der Wurfmaschine ein Kippen infolge von Reibung an der Kante zu vermeiden, ist in der Vertiefung noch eine Druckplatte (Zier 5) angebracht, die den Wurfk rper mit Federkraft aus der Vertiefung herausschiebt. Fr das Zurckziehen der Platte stehen mehrere Wirkprinzipien zur Verfgung. Hydraulisch und pneumatisch sollen auch angesichts der Tatsache, da diese Energieformen auf ein drehendes System bertragen werden mten von vornherein ausgeschlossen werden. Ein rein mechanisches Ausl sen ist ebenfalls nicht m glich, da es die Forderung eines frei fernsteuerbaren Versuchsablaufs nicht erfllt. Insofern verbleibt nur ein elektrisches Ausl sen. Hierbei ist sicherlich eine direkte magnetische Einwirkung den indirekten Verfahren wie zum Beispiel dem Ausl sen durch Motoren vorzuziehen. Bei den magnetischen Methoden stehen prinzipiell zwei Verfahren zur Auswahl: Der Wurfk rper wird durch Magnetkraft festgehalten und durch Abschalten des Stromes und Zurckziehen durch vorgespannte Federn ausgel st. Der Wurfk rper wird durch Federkraft festgehalten und durch Magnetkraft ausgel st Beide Konzepte haben ihre spezischen Vor- und Nachteile. Der wesentliche Vorteil der erstgenannten Methode besteht darin, da die zur Durchfhrung der Ausl sebewegung ben tigte Energie bereits im System in Form von vorgespannten Federn vorhanden ist und nicht erst durch Aufbau eines Magnetfeldes eingebracht werden mu. Dem steht der Nachteil mangelnder Sicherheit gegenber: fllt der Magnetstrom whrend der Beschleunigungsphase aus, l st auch der Haltemechanismus aus, und der Wurfk rper verlt die Wurfmaschine mit unkontrollierbarer Flugrichtung. Das wesentliches Entscheidungskriterium ergibt sich aus der Art der Aufbringung der ben tigten Magnetkraft: Die Kraft einer Spule auf eine Gegenplatte nimmt bei zunehmender Luftspaltgr e stark ab. Das bedeutet, da ein Ausl sesystem, bei dem zum Ausl sen die Magnetkraft aufgebaut werden mu, ein so starkes Magnetfeld ben tigt, da es ber den gesamten Luftspalt hinweg wirkt. Im anderen Fall gengt es, die Gegenplatte mit dem wesentlich geringeren Magnetfeld bei einem Luftspalt mit nahezu vernachlssigbarer Breite festzuhalten, und dieses Feld einfach abzuschalten. Insofern wurde trotz der angedeuteten Sicherheitsprobleme die Variante Festhalten mit Magnet- und Ausl sen mit Federkraft gewhlt. Dazu ist in den Wurfarm (Zier 1 in Bild 5.5) eine Ringspule (Zier 7) eingebaut, die die Gegenplatte (Zier 6) gegen die Kraft der eingezeichneten Federn festhalten kann. Der gewnschte Drall wird dadurch erzeugt, da sowohl die oben beschriebene Haltescheibe als auch die gegenberliegende Scheibe drehbar gelagert sind und letztere darberhinaus durch einen Elektromotor angetrieben wird. Der Motor ist in Bild 5.5 nicht eingezeichnet, er treibt die Welle (Zier 3) an. Die Drehbewegung wird reibschlssig auf den Wurfk rper bertragen, da ein Formschlu an dieser Stelle beim Ausl sen zum Verhaken fhren wrde. Die Funktion des Drall- und Auswurfmechanismus lt sich wie folgt zusammenfassen: Der Wurfk rper wird whrend der Beschleunigungsphase in radialer Richtung 5.2 Realisation 93 formschlssig festgehalten, um ein Wegiegen infolge der hohen Fliehkrfte zu verhindern. Das Halten geschieht magnetisch. Gleichzeitig wird er durch den drehbar ausgefhrten Haltemechanismus mit Hilfe eines Motors auf die gewnschte Drallgeschwindigkeit beschleunigt. Die Momentenbertragung auf den Wurfk rper erfolgt hierbei reibschlssig. Im Moment des Ausl sens wird der Magnet ausgeschaltet und eine Halteplatte durch vorgespannte Federn zurckgezogen. Der Wurfk rper kann ungehindert zwischen zwei parallelen Platten tangential wegiegen. 5.2 Realisation Dieser Abschnitt beinhaltet in knapper Form die Konstruktion der Wurfmaschine sowie die Beschreibung der Sensoren und Aktoren, die Erluterung der verwendeten Elektronik-Hardware und die Steuerungsprogrammierung. 5.2.1 Gestell und Wurfarm Der Radius von Wurfarmdrehachse zu Wurfk rpermittelpunkt wurde zu 200 mm gewhlt. Damit sind die generellen Abmessungen der Maschine festgelegt. Der gesamte Wurfarm hat eine Lnge von ca. 600 mm, trgt am einen Ende die Abwurfeinheit und am anderen Ende ein Gegengewicht. Die Abwurfeinheit mu aufgrund des magnetischen Ausl seprinzips zumindest teilweise aus Stahl ausgefhrt sein. Dies verursacht eine groe exzentrische Masse, die durch ein entsprechendes Gegengewicht ausgeglichen werden mu, um einen ruhigen und gleichmigen Lauf der Maschine zu gewhrleisten. Das Gegengewicht besteht aus zwei Teilgewichten, die in zueinander senkrechten Achsen unabhngig voneinander verstellbar sind. Beide Teile k nnen zusammen in radialer Richtung verschoben werden, um den Wurfarm statisch auszuwuchten. Die zweite Teilmasse kann relativ dazu in axialer Richtung verstellt werden, um einen dynamischen Massenausgleich herzustellen. Der Arm kann nur fr den Betriebszustand vor oder nach dem Abwurf ausgewuchtet werden. Die zustzliche Masse des Wurfk rpers, die beim Abwurf verloren geht, kann nicht kompensiert werden. Da der Hochlauf der Maschine bis zum Abwurf der Teil des Bewegungsablaufs ist, bei dem es auf h here Przision und Ruhe ankommt, wird die Maschine immer fr den Zustand mit eingelegtem Wurfk rper ausgewuchtet. Das Bremsen nach dem Abwurf erfolgt notgedrungen etwas unwuchtig. Um unkontrollierte Bewegungen infolge der Unwucht der Wurfmaschine zu verhindern, steht die Maschine auf einer schweren Grundplatte. Auf dieser Platte sind zwei seitliche Sttzwnde befestigt, die die Lager fr die Hauptachse des Wurfarmes tragen. Der Antrieb erfolgt mittels eines Gleichstrommotors mit einer Nennleistung von 90 W. Um den gewnschten Drehzahlbereich zu erreichen, ist der Motor mit einem fest angeanschten Planetengetriebe mit der Untersetzung i=4.3 versehen. Die Getriebewelle treibt direkt die Hauptachse an. Um die Drehgeschwindigkeit- und 94 5 Konstruktion der Wurfmaschine Auslöseeinheit Drallantrieb Wurfkörper Schleifring Hauptantrieb Wurfarm Gegengewicht Grundplatte Bild 5.6: bersichtszeichnung der gesamten Wurfmaschine Lage des Hauptantriebs messen zu k nnen, ist am Ende der Welle ein inkrementaler Drehgeber angebracht. In Bild 5.6 ist die Gesamtmaschine dargestellt. 5.2.2 Drallantrieb Die Funktionsweise des Drallantriebs ist in Abschnitt 5.1.4 bereits erlutert worden. Die konstruktive Umsetzung wird durch einige Randbedingungen beeinut und eingeschrnkt: Das Gewicht der Drall/Ausl seeinheit soll beschrnkt bleiben, um die Anforderungen an den Hauptantrieb begrenzen zu k nnen. Der Bauraum soll m glichst klein sein, um den Wurfarm kurz und den Abstand der Sttzen der Wurfarmachse gering halten zu k nnen. Die elektrische Leistung mu mit einem Schleifring auf den Wurfarm bertragen werden. Dieser begrenzt den maximal zur Verfgung stehenden Strom und kann die Signalqualitt von Sensorsignalen negativ beeinussen. 5.2 Realisation 95 Die Auswahl des Motors fr den Drallantrieb ist fr die gesamte Gestaltung der Abwurfeinheit von wesentlicher Bedeutung. Er mu die Anforderungen hoher Leistung, geringen Gewichtes und geringen Bauraums in sich vereinigen. In Anbetracht dieser Wnsche wurde einen Gleichstrommotor ohne Getriebe zum direkten Antrieb des Wurfk rpers gewhlt. Diese Manahme erm glicht, den fr ein Getriebe nicht mehr notwendigen Bauraum dem Motor zuzuschlagen und einen etwas gr eren, leistungsstrkeren und in seinem Drehzahlbereich der Aufgabe besser angepaten Motor zu verwenden. Um Bauraum zu sparen, ist die Antriebsplatte, die am Wurfk rper anliegt, dem Motor bergestlpt. Die Baulnge der Antriebsseite entspricht somit genau der Lnge des Antriebsmotors. Der Ausl semechanismus mu unter den genannten Randbedingungen m glichst schnell ausl sen k nnen. Diesem Ziel mu man sich mit zwei, sich einander zum Teil widersprechenden Manahmen annhern: Einerseits mu die Vorspannung der Federn m glichst hoch und andererseits das Magnetfeld in der Spule m glichst schnell abbaubar sein. In der Spule, die eine erhebliche Induktivitt darstellt, wird whrend der Haltephase magnetische Feldenergie gespeichert. Diese mu schnellstm glich abgefhrt werden, um ein langes Nachhalten der Magnetspule zu verhindern. Ein einfaches !nen des Stromkreises mit sofortiger Unterbrechung des Stromusses kommt nicht in Frage, da an den oenen Enden aufgrund der Selbstinduktion der Spule Spannungen entstehen wrden, die die Zerst rung der Halbleiterschaltelemente zur Folge htten. Daraus ergibt sich, da eine gewisse Mindestnachhaltezeit unvermeidlich ist, die in jedem Fall mit der Gr e der Spuleninduktivitt ansteigt. Andererseits hat eine Spule, die eine starke Haltekraft zwecks hoher Vorspannung der Federn haben soll, immer auch eine gr ere Induktivitt. Weitere Grenzen dieser Auslegung sind der Bauraum fr die Spule, die Versorgungsspannung, der ber den Schleifring bertragbare Strom und die zulssige Stromdichte im Spulendraht. Der magnetische Kreis der Spule mu mit ferromagnetischen Stahlteilen geschlossen werden. Diese mssen einen Mindestquerschnitt haben, um den magnetischen Flu der Spule in entsprechende Haltekraft umsetzen zu k nnen, was jedoch das Gewicht der Abwurfeinheit erh ht und den Spulenbauraum verringert. Nachdem mittels einer Abschtzung die groben Baumae der Magneteinheit festgelegt wurden, wurde eine zweistuge Optimierung durchgefhrt: 1. Unter der Randbedingung eines vorgegebenen Bauraumes wurde das Verhltnis von Spulenquerschnittsche zu durchutetem Stahl mit dem Gtefunktional der maximalen Haltekraft optimiert. 2. Drahtstrke, Windungszahl und verwendeter Vorwiderstand wurden mit dem Ziel des schnellstm glichen Ausl sens optimiert. Die Einfhrung eines kleinen Luftspaltes im geschlossenen Zustand konnte ebenfalls dazu beitragen, die Ausl sezeit weiter zu vermindern. Der erste Optimierungsschritt wurde in der Entwurfsphase der Maschine durchgefhrt. Der zweite Schritt und die Einfhrung des Luftspaltes wurden erst nach der Fertigstellung der Maschine durchgefhrt und brachten Verbesserungen, die in Tabelle 5.2 aufgelistet sind. 96 5 Konstruktion der Wurfmaschine Tabelle 5.2: Verbesserung der Ausl sezeit Zustand Auslsezeit vor Optimierung mit Luftspalt nach Spulenoptimierung 156 ms 58 ms 10 ms Die in Tabelle 5.2 dargestellten Ausl severz gerungen stellen nur Mittelwerte dar. Die Streuung dieser Werte, die die Ursache fr falsche Wurfbahnen darstellt, lie sich durch die Reduktion der absoluten Verz gerung ebenfalls drastisch reduzieren. Sie liegt nach Abschlu aller Optimierungen bei ca. 1 ms und damit in der Gr enordnung des Reglertaktes des Steurrechners des Versuchs (siehe Abschnitt 5.2.4). Die Messung von Drehgeschwindigkeit und Lage wird beim Drallantrieb durch einen inkrementalen Drehgeber realisiert, der direkt an den Antriebsmotor angeanscht ist. Zur Signal- und Leistungsbertragung vom Gestell auf den Wurfarm steht ein 16poliger Schleifring zur Verfgung, an dem die folgenden Signale anliegen: Motorstrom (2 Leiterbahnen) Magnetstrom (2 2 Bahnen, Gefahr der berlastung einer Schleifbahn) Drehgebersignale (4 2 Bahnen, zur sicheren Signalbertragung) 5.2.3 Elektronische Komponenten Um einen frei programmierbaren Versuchsablauf zu gewhrleisten, wurde die Steuerung des gesamten Versuchs auf Basis eines Standard-PC realisiert. Dieser ist jedoch weder in der Lage, die Signale der inkrementalen Drehgeber unmittelbar zu verwerten, noch Leistungssignale, wie sie zur Ansteuerung der Motoren und des Magnets erforderlich sind, zu liefern. Deshalb war es erforderlich, elektronische Komponenten zu entwerfen, die zwischen Maschine und PC angeordnet werden. Die Aufgaben dieses Interface sind in der Tabelle 5.3 zusammengefat. Die Sensoren sind handelsbliche inkrementale Drehgeber. Die Elektronik hat die Aufgabe, die rohen Sensorsignale einzulesen und sowohl die Drehlage als auch die Geschwindigkeit in computerlesbare Daten umzuwandeln. Die Vierfachauswertung der Drehgeber fhrt zu einer Winkelinformation mit 400 Schritten der Drallachse und mit 1600 Schritten der Hauptachse. Um diese Information zum Rechner zu bertragen, werden diese Werte in die unteren 12 Bit eines 16-Bit Registers gespeichert. In den verbleibenden 4 Bit wird die Drehrichtungsinformation abgelegt. Die Geschwindigkeitsmessung geschieht dergestalt, da die Impulse eines hochfrequenten Oszillators gezhlt werden, die in der Zeit zwischen der Passage zweier 5.2 Realisation 97 Tabelle 5.3: Anforderungen an die elektronischen Komponenten Anforderung Zahlenwert Sensorik Einlesen Encoder Hauptantrieb Einlesen Encoder Drallantrieb Aktoren Strom Hauptantrieb Strom Drallantrieb Strom Magnet Kameraverschlu Stroboskopausl sung Versorgung des Blitzsensors 400 Striche 100 Striche 24 V, 3 A, PWM mit 250 Schritten 12 V, 1 A, PWM mit 250 Schritten 12 V, 0.5 A, an-aus mit schneller Entregung !nen/Schlieen mit Relais Encoderstriche stattnden. Der Kehrwert dieses Zhlergebnisses ist das Ma fr die Drehgeschwindigkeit. Da der Zhler durch ein 16-Bit Register realisiert ist, tritt bei sehr langsamen Drehgeschwindigkeiten ein berlauf des Zhlers ein, und eine Messung ist nicht mehr m glich. Bei hohen Drehgeschwindigkeiten ist die Anzahl der Pulse zwischen zwei Strichpassagen nur noch gering, was die Ergebnisgenauigkeit zunehmend schmlert. Diese beiden Grenzen k nnen jedoch mit der Wahl der Zhlfrequenz so eingestellt werden, da im relevanten Drehzahlbereich immer sinnvolle Messungen m glich sind. Das Zhlergebnis im Register kann der Steuerrechner in ein 16-Bit Register einlesen. Die Umrechnung von Zhlstrichen in die tatschliche Winkelstellung und die Berechnung der Geschwindigkeit aus dem Zhlerstand geschieht durch die Steuerungssoftware. Die Leistungssteuerung der Motoren wird mittels der Pulsweitenmodulation (PWM) durchgefhrt. Diese hat neben der vollen Linearitt und der verlustfreien Leistungsdosierung den Vorteil, da Logiksignale bis an die Gates der Leistungstransistoren gefhrt werden k nnen. Jeder Puls kann dabei in der Breite von 0 (Stillstand) bis 250 (Vollast) vom Steuerrechner eingestellt werden. Die Umsetzung dieses 8-Bit Signals in den entsprechenden Spannungspuls geschieht ebenfalls in der Leistungselektronik. Die sonstigen Steuerungssignale sind reine ja/nein-Informationen, die als einzelne Bits in einem 8-Bit Register vom Steuerrechner an die Elektronik gesendet werden. Dort geschieht fr den Magneten die Umsetzung in ein Leistungssignal. Zur Ausl sung des Stroboskobblitzes wird ein mit dem Triggereingang des Gertes kompatibles Logiksignal erzeugt, und der Kameraverschlu wird mittels eines Relais, das den Ausl seschalter eines modizierten Fernausl sers berbrckt, ge net und geschlossen. Eine Sonderstellung nimmt der Blitzsensor ein, mit dem berwacht werden soll, ob die ausgel sten Stroboskopblitze tatschlich stattgefunden haben. Ziel ist es, Wurfversuche, deren sptere Auswertung durch fehlende Blitze unm glich ist, sofort 98 5 Konstruktion der Wurfmaschine wiederholen zu k nnen. Der Sensor wird von der Elektronik mit Strom versorgt und erhlt die Blitzausl sesignale. Mit der Blitzsensor mit seinem Fototransistor einen darauolgenden Blitz, wird eine LED eingeschaltet. Leuchten nach Wurfende alle LEDs, haben alle ausgel sten Blitze ohne Zeitverz gerung tatschlich stattgefunden. Blitz Blitzsensor Kamera PC 486 Sensor-/ Leistungselektronik Wurfmaschine AT-BUS Steckkarte Bild 5.7: Signal- und Leistungsu der Wurfmaschine Die Gesamtkonguration ist in Bild 5.7 dargestellt. Der Steuerrechner (PC-486) enthlt eine speziell angefertigte Einsteckkarte, ber die die Kommunikation mit der Elektronik erfolgt. Der Signalu lt sich in den Sendezweig fr die Aktoren und den Empfangszweig fr das Auslesen der Drehgeber aufteilen. Von der Elektronik ieen Leistungsstr me und Logiksignale zur Wurfmaschine, und die rohen Sensorsignale werden eingelesen. In Bild 5.8 ist eine bersicht aller Komponenten der Versuchseinrichtung gezeigt. Zentrales Element ist die Wurfmaschine (Zier 4). Auf dem Tisch vor der Maschine steht vor einem schwarzen Vorhang der Datenbildschirm mit schwarzem Gehuse, der bei jedem Versuch mitfotograert wird (Zier 5). Auf dem Tisch vor der Maschine liegen einige Wurfk rper. Der Steuerrechner ist bei Zier 2 zu sehen. Die in diesem Abschnitt erklrten Elektronik-Komponenten stehen in der Mitte zwischen Steuerrechner und Wurfmaschine bei Zier 3. Ganz links im Bild ist die Stroboskoplampe zu sehen, dahinter ihre elektronische Versorgungseinheit (Zier 1). Die Kamera, mit der die Versuche aufgenommen wurden, stand noch weiter links hinter dem Stroboskop und ist auf diesem Foto nicht zu sehen. Whrend der Versuche war der Raum v llig abgedunkelt, der Standardbildschirm des Steuerrechners war ebenfalls abgeschaltet. Einzige Lichtquelle war der ebenfalls stark abgedunkelte Datenbildschirm. 5.2 Realisation 1 99 2 3 4 5 Bild 5.8: Foto der Versuchseinrichtung 5.2.4 Software Als Steuerrechner wird ein Standard-PC eingesetzt. Dieser hat den Vorteil, da er mit verschiedenen Sprachen frei und vor allem komfortabel programmierbar ist, jedoch den Nachteil, da die Echtzeitfhigkeit, die zur Realisation einer Regleranwendung erforderlich ist, nicht ohne weiteres vorhanden ist. Das Rechenprogramm hat die Aufgabe die Versuche zu verwalten, das heit Versuchsparameter zu speichern und fr eine Auswertung vorzubereiten, die Bahn zu planen und dann in einem Reglermodus den Ablauf eines Versuches in Echtzeit zu steuern. Der Ablauf des Programms ist in Bild 5.9 dargestellt. Der Rechner bendet sich zunchst im PC-Modus. Die gewnschten Wurfparameter werden eingegeben, die komplette Wurfbahn sowie der Hochlauf vorausberechnet. Danach wird der Rechner in einen Prozerechenmodus umgeschaltet: Es wird nur noch ein Steuer- und Regelunterprogramm mit einem festen Takt von 2500 Hz abgearbeitet. Dazu wird der Timer-Interrupt des Rechners auf den Regeltakt umprogrammiert und der Interrupt-Vektor, der sonst auf eine Betriebssystemroutine zeigt, auf das Reglerunterprogramm verlegt. In diesem Zustand fhrt der Rechner nur noch die gewnschte Steuerung durch. Die Antriebe werden geregelt, der Abwurf und die Blitze ausgel st und der Kameraverschlu gesteuert. Nach Ablauf des Versuchs wird der Rechner wieder in den PC-Modus zurckgesetzt, und abschlieende Berechnungen und die Archivierung von Daten werden durchgefhrt. PC-Mode 5 Konstruktion der Wurfmaschine Einlesen, Wurfplanung, Initialisieren der Hardware Aktuelle Bahnplanung Auslesen der Sensoren Regelung Antrieb Abwurf Auslösen Blitz/Kamera fester Takt (2500 Hz) Prozeßrechner Initialisieren des Prozessrechenmodes Deinitialisieren des Prozessrechenmodes PC-Mode Versuchsablauf 100 Archivieren von Ergebnissen, Postprocessing Bild 5.9: Programmablauf eines Wurfversuchs Das gesamte Programm wurde in der Programmiersprache C++ realisiert. Da das Programm immer einen nicht zeitkritischen Prolog und Epilog durchluft, treten die Probleme, die C++ in Echtzeitanwendungen verursachen kann, bei dieser Maschinensteuerung nicht auf. 5.3 Steuerung und Regelung In diesem Abschnitt wird die Bewegungssteuerung der Wurfmaschine erlutert. Ausgangspunkt ist eine Wunschlage und -geschwindigkeit, die der Wurfk rper im Moment des Stoes an einem denierten Ort haben soll. Daraus resultiert eine Wurftrajektorie, fr welche die Wurfmaschine die geeigneten Anfangsbedingungen einstellen mu. Aus diesen Anfangsbedingungen kann eine Hochlaufabfolge der einzelnen Antriebe berechnet werden, die dann durch eine geeignete Steuerung und Regelung auch gewhrleistet werden mu. 5.3.1 Wurfbahnplanung Das Versuchsziel besteht jeweils darin, einen Sto des Wurfk rpers mit gewnschten Stogeschwindigkeiten durchzufhren. Zustzlich soll sich der K rper dabei in einer gewnschten Winkellage benden. Die vier Zielgr en sind in Bild 5.10 dargestellt: Die Schwerpunktsgeschwindigkeit in x- und y-Richtung unmittelbar vor dem Sto (vxS und vyS ) sowie Winkellage 'S und -geschwindigkeit !S . Die Winkellage ist nur 5.3 Steuerung und Regelung 101 bei einem nicht rotationssysmmetrischen K rper von Bedeutung und wird bezglich eines geeigneten K rpermerkmals gemessen. Diese Zielgr en sind bei der Wurfmaschine nur indirekt einstellbar. Es ist m glich, die Abwurfgeschwindigkeit und -winkel des Wurfarms (im folgenden immer Hauptantrieb genannt) !Hab und 'Hab vorzugeben. Ebenso k nnen fr den zustzlichen Antrieb des Wurfk rpers (Drallantrieb) die Lage und Geschwindigkeit !Dab und 'Dab vorgegeben werden. Als zustzliche Gr en gehen in die Wurfbahnplanung der Radius des Wurfarmes R, der des Wurfk rpers r und die H he h des Wurfarmdrehpunktes ber der Stoche ein. Grundstzlich werden alle St e auf einer horizontalen Ebene durchgefhrt. Die letzte fr die Bahnberechnung wichtige Gr e ist die Erdbeschleunigung g. ϕH,ab R 2r h ϕS ωS vvor vy vx Bild 5.10: Geometrie der Wurfbahn Der Zusammenhang zwischen Abwurfparametern und Auftregeschwindigkeiten lt sich als vxS = !Hab q cos 'Hab vyS = ; (!Hab sin 'Hab )2 + 2g(h ; r + R cos 'Hab) (5.1) (5.2) darstellen. Die Geschwindigkeit in y-Richtung ist im verwendeten Koordinatensystem unmittelbar vor dem Sto negativ. Diese Gleichungen mssen nun nach !Hab und 'Hab aufgel st werden, da diese Parameter in die Steuerung der Wurfmaschine eingehen. Das ist jedoch nicht analytisch m glich. Aus diesem Grund werden in der Steuerungssoftware der Wurfmaschine diese Parameter mit Hilfe eines numerischen Gleichungsl sers vor Beginn des Versuches berechnet. Ist die Wurfbahn vollstndig ermittelt, lassen sich nun auch der Auftrepunkt und die Flugzeit angeben. Der Auftrepunkt ist nicht whlbar. Er ergibt sich zwangslug aus den vorgegebenen 102 5 Konstruktion der Wurfmaschine Geschwindigkeiten. Dieses Problem ist aber dadurch zu l sen, da man sowohl die Auswertetechnik als auch spezielle Stopartner am bekannten Stopunkt plazieren kann. Die Flugzeit tF wird unter Verwendung der Beziehung fr den freien Fall berechnet, die einen Zusammenhang zwischen der Fallh he einerseits und der Fallzeit mit Erdbeschleunigung und Anfangsgeschwindigkeit andererseits herstellt: (h ; r) + R cos 'Hab = 12 g t2F + j!Hab sin 'Hab j tF . (5.3) Diese Gleichung kann nach tF aufgel st werden. Der Ort des Stopunktes xS lt sich ebenfalls ber die Flugzeit mit xS = !Hab cos 'Hab tF + R sin 'Hab (5.4) berechnen. Die Berechnung der Abwurfgr en fr den Drallantrieb ist einfacher. Fr die Stogeschwindigkeit und den Winkel gelten: !S = !Dab + !Hab 'S = 'Dab + (!Dab + !Hab) tF + 'Hab (5.5) (5.6) Da es sich bei den Gr en, die den Drall beschreiben, um Relativgr en bezglich des Wurfarmes handelt, gehen in die Berechnung der absoluten Stowerte die Abwurfparameter des Hauptarmes mit ein. Die Gleichungen k nnen direkt nach den fr die Maschinensteuerung wesentlichen Gr en !Dab und 'Dab aufgel st werden. In Gleichung 5.6 ist darauf zu achten da sich bei Berechnungen von Winkeln unter Umstnden Werte ergeben k nnen, die auf einen sinnvollen Bereich (zum Beispiel 0 - 360) normiert werden mssen. 5.3.2 Ablaufplanung Im vorangegangenen Abschnitt wurde berechnet, in welchem Zustand der Wurfk rper freigegeben werden mu, um den gewnschten Sto durchfhren zu k nnen. Die Beschleunigung des Hauptarmes auf die gewnschte Drehzahl und das Ausklinken des Wurfk rpers ist weder theoretisch noch praktisch ein Problem. Auch eine zustzliche Winkelgeschwindigkeit ist ohne Schwierigkeiten realisierbar. Kommt noch die Forderung dazu, da sich der Wurfk rper im Moment des Loslassens in einer bestimmten Winkelposition benden soll, sind diese Forderungen nicht mehr ohne weiteres zu erfllen. Ein Steuerungskonzept, das zunchst beide Antriebe auf die gewnschte Geschwindigkeit beschleunigt und dann im richtigen Moment ausklinkt, ist nicht ausreichend, da dann die korrekte Winkelstellung des Wurfk rpers nicht gewhrleistet ist. Um das Ziel des lage- und geschwindigkeitsgenauen Abwurfes zu erreichen, wird folgendes Konzept verwirklicht: Die Hochlaufbahn (Bahn als abstrakte Trajektorie im 5.3 Steuerung und Regelung 103 Phasenraum) mu exakt vorausgeplant und die Startwinkel vor Beginn des Hochlaufes so eingestellt werden, da im Moment des Ausl sens auch der Wurfk rper in der richtigen Position ist. Der Ablauf des Versuchs ist in Bild 5.11 dargestellt. Abwurf Auslösen ωH ϕH Zielwinkel jew ±360º ωD ϕD Winkeldiff. t Δtvor Korr. Hochlauf Flug Bremsen Bild 5.11: Planung des Bewegungsablaufes vor dem Wurf Der Versuchsablauf lt sich in vier Phasen untergliedern. Zunchst werden die Stellungen beider Antriebe in der Korrekturphase in die gewnschte Startposition gedreht. Der Wurfarm wird dabei aus einer beliebigen Stellung in die senkrechte Position gefahren. Der Drallantrieb wird ebenfalls in die ben tigte Startposition gebracht, die im folgenden erklrt wird. In der darauolgenden Hochlaufphase werden beide Antriebe mit einem rampenf rmigen Geschwindigkeitsverlauf beschleunigt, bis die jeweilige Wunschdrehzahl erreicht ist. Nach einer Beruhigungszeit, bei der beide Antriebe sich mit konstanter Drehzahl drehen, wird der Abwurfmechanismus ausgel st. Dies geschieht um das Intervall tvor vor dem eigentlichen Abwurfzeitpunkt, da der Ausl semechanismus eine kurze aber reproduzierbare Ausl severz gerung hat. Der Zeitpunkt der Ausl sung ist so berechnet, da der Wurfarm im Moment der Freigabe des Wurfk rpers 104 5 Konstruktion der Wurfmaschine in der gewnschten Position ist. Der Drallantrieb hat zu diesem Zeitpunkt auch die erforderliche Drehgeschwindigkeit. Die richtige Winkellage des Drallantriebs wird durch die Winkelkorrektur am Anfang erreicht. Die gestrichelte Linie in Bild 5.11 stellt den Hochlauf ohne vorherige Winkelkorrektur dar. Nach der Verdrehung wird auf der durchgezogenen Linie einer der gewnschten Abwurfwinkel erreicht. Da sich die Winkelstellung nach jeweils 360 wiederholt, ist eine Korrektur um maximal 180 erforderlich. Nach dem Abwurf werden die Stroboskopblitze ausgel st, die zur Versuchsbeobachtung und -auswertung dienen. Dieser Sachverhalt wird in Abschnitt 5.4 erlutert. In der Bremsphase werden Haupt- und Drallantrieb wieder zum Stillstand gebracht. Der Versuch ist damit abgeschlossen. Diese Bahnplanung ist nur sinnvoll, wenn die Wurfmaschine auch tatschlich die Bewegungen ausfhrt, die vorgesehen sind. Insbesondere ist hier eine hohe Przision erforderlich. Bereits ein Fehler im Abwurfwinkel von 1 kann den Versuch v llig verflschen. Deswegen mu die Steuerung der Maschine so przise gestaltet sein, da die Abweichung von Soll- zu Istbewegung zumindest in der Nhe des Abwurfmomentes geringer als 1 ist. Diese Forderung ist nur mit Hilfe eines geeigneten Reglers zu realisieren. 5.3.3 Antriebsregelung Der Regler hat die Aufgabe, die Wurfmaschine dazu zu zwingen, den Bewegungsvorgaben der Versuchssteuerung m glichst genau zu folgen. Bei der Auswahl des Reglerkonzeptes spielen folgende Punkte eine wesentliche Rolle: Die beiden Antriebe sind vollstndig entkoppelt. Das mechanische Modell beider Antriebe ist sehr einfach. Die Bahn ist im Phasenraum vorher genau bekannt. Die beiden letztgenannten Punkte erm glichen es, einen Regler mit ausgefeilter Vorsteuerung zu verwenden, welche die gesamte inverse Dynamik aufschaltet. Der Regler mu dann nur noch kleine Abweichungen um die sich verndernde Sollvorgabe korrigieren. Da beide Achsen entkoppelt sind, kann jeweils ein einfacher linearer Regler verwendet werden. Gewichtet werden mssen auf jeden Fall die Winkel- und die Geschwindigkeitsabweichung. Da es auf besondere Przision in der Nachfhrung des Winkels ankommt, ist auch der I-Anteil der Winkelabweichung erforderlich, der eine bleibende Regeldierenz beseitigt. Die Bewegungsgleichung fr die beiden Antriebe lautet jeweils: J !_ + C ! + MReib (!) = K u, (5.7) wobei ! die Winkelgeschwindigkeit, J das Trgheitsmoment, C und K Motorkonstanten und u der Stelleingri sind. In die Konstanten C und K geht neben den 5.3 Steuerung und Regelung 105 technischen Motordaten auch die im Antriebsstrang enthaltene Getriebebersetzung ein. K wird darberhinaus durch die Dimension des Stelleingris beeinut. Hier sind entweder die Motorspannung oder eine prozentuale oder absolute Pulsbreite denkbar. Das Gesamttrgheitsmoment enthlt alle rotierenden Teile der jeweiligen Antriebe. Beim Hauptantrieb ist der dominierende Trgheitsanteil der Wurfarm, obwohl der Motor mit einer bersetzung den Arm antreibt. Der Drallantrieb verfgt ber einen Direktantrieb, bei dem die Motortrgheit klein im Verhltnis zur Drehmasse der Halteplatten und des Wurfk rpers ist. Das Reibmoment ist eine Funktion der Drehgeschwindigkeit und entzieht sich einer genauen Berechnung. Der Hauptantrieb wird durch Reibung nur geringfgig beeinut. Beim Drallantrieb stellt die Reibung jedoch einen wesentlichen Systemparameter dar. Die inverse Dynamik besteht aus zwei Anteilen: Einerseits aus der statischen Vorsteuerung, die dem Motor ein Stellsignal aufschaltet, das ben tigt wird, um die zu erreichende Geschwindigkeit im Gleichgewichtszustand zu halten, andererseits dem dynamischen Anteil, der den zustzlichen Energiebedarf der Beschleunigung kompensiert. Der statische Anteil soll auch den nicht berechenbaren Reibanteil kompensieren, weshalb hier zum Mittel der Messung gegrien wurde. Der Stelleingri u wird schrittweise erh ht und die erreichte Drehgeschwindigkeit ! ermittelt. Hierbei mu jeweils gewartet werden, bis die Drehgeschwindigkeit gegen die Grenzdrehzahl hinreichend konvergiert ist. Der Zusammenhang wird durch die Funktion ! = f(u) =) u = f;1(!) (5.8) mit der Umkehrfunktion f;1 beschrieben. Um diese Umkehrung durchfhren zu k nnen, ist es erforderlich, die gemessenen Datenpunkte durch eine globale oder mehrere abschnittsweise umkehrbare Funktionen zu approximieren. Die dynamische Vorsteuerung wird aufgrund der einfachen Systemdynamik als Konstante angesetzt, die sich zu K=J berechnet. Das gesamte Vorsteuersignal uV ergibt sich damit zu: uV = f;1 (!) + KJ !_ (5.9) Die sinnvolle Anwendung dieser Vorsteuerung setzt voraus, da die Sollbeschleunigung bekannt ist. Da der gesamte Versuchsablauf von einem Rechner gesteuert wird, in dem Sollbahnen, Vorsteuerung und Regler digital vorausberechnet werden, ist dies problemlos m glich. Die gesamte Struktur eines Antriebes mit Regler ist in Bild 5.12 dargestellt. Der Sollbahngenerator stellt die Sollage, die -geschwindigkeit sowie die -beschleunigung zur Verfgung. Diese Gr en werden zeitdiskret berechnet. Die Sollbeschleunigung !_ S wird nur der Vorsteuerung zur Verfgung gestellt. Die Sollgeschwindigkeit !S wird einerseits von der Vorsteuerung ben tigt und andererseits zum SollIstvergleich an den Reglereingang weitergegeben. Die Sollage 'S wird nur mit dem entsprechenden Ist-Signal verglichen. 106 5 Konstruktion der Wurfmaschine Vorsteuerung ωS Sollbahn- ωS generator ϕS ωd - ϕd PID-Regler uR uV u Strecke ω ωmess ϕmess Messung Messung Bild 5.12: Signaluplan eines Antriebs Der lineare Regler gewichtet die Abweichungen auf Geschwindigkeits-, Lage- und integrierter Lageebene mit den Reglerkoezienten und bildet den Reglerausgang uR, der mit dem Ausgang uV der Vorsteuerung zum Stellsignal u verknpft wird. Dieses Signal wird in 250 Stufen diskretisiert und limitiert und ber die Leistungselektronik auf die Antriebsmotoren aufgeschaltet. Der Rckfhrzweig spaltet sich in eine Lage- und eine Geschwindigkeitsmessung auf, da beide Gr en unabhngig voneinander ausgewertet und dem Steuerrechner als zwei digitale Werte zur Verfgung gestellt werden. Aus der Perspektive der Reglerauslegung ist das wichtig, da die verwendeten Meverfahren fr beide Gr en mit unterschiedlichen Fehlern und Merauschen behaftet sind. Die Reglerauslegung erfolgt nach dem Kriterium des minimalen Abstandsquadrats zwischen Soll- und Istlage in der Nhe des Abwurfmomentes. Dieses Verfahren bietet die M glichkeit, die optimalen Reglerkoezienten im Frequenzbereich direkt zu bestimmen. Beim vorliegenden System fhrt das jedoch zu unbefriedigenden Resultaten: Der D-Anteil des Reglers wird bei dieser analytischen Optimierung zu hoch bewertet. Die Messung der Geschwindigkeit ist jedoch mit einem verhltnismig hohen Merauschen belastet, das dadurch erheblich verstrkt wird und zu einem sehr unruhigen Lauf des Antriebs fhrt. Aus diesem Grund wurde zur Auslegung des Reglers eine Hardware-in-the-Loop Optimierung durchgefhrt. Bei diesem Verfahren wird ein numerischer Optimierungsalgorithmus im Steuerrechner gestartet. Zur Ermittlung des Gtefunktionals fr eine Parameterkombination wird eine Sollbahn mit bestimmten Reglerkoezienten tatschlich nachgefahren und die Abweichung Soll-Ist aus automatischen Messungen des Versuchs bestimmt (Bild 5.13). Dieses Verfahren ist zwar einerseits zeitaufwendig, da die Bahnfahrten tatschlich in Echtzeit durchgefhrt werden mssen, hat aber andererseits den Vorteil, da alle nichtlinearen Eekte, die in einer Modellierung nur aufwendig nachzubilden 5.4 Gerte zur Messung der Versuche 107 Ziel: V(xi) → min Reglerkoeff. Schnittstelle Hard- Software Aufbereitung V(xi) Optimierungsprogramm optimales xopt Motorspannung Messung Unterprog. Gütefunktional WurfmaschinenSteuerung (feste Testbahn) Optimierungsalgorithmus xi Wurfmaschine Abw. Soll-Ist Steuerrechner Bild 5.13: Signalu und Ablaufstrategie der Hardware-in-theLoop Optimierung wren, immer richtig enthalten sind. 5.4 Gerte zur Messung der Versuche Bei der Beobachtung eines Stovorganges sind die Geschwindigkeiten der Stok rper unmittelbar vor und nach dem Sto von Interesse. Dies sind jedoch Gr en, die einer direkten Beobachtung nicht zugnglich sind. Man kann allenfalls die Geschwindigkeiten eine gewisse Zeit vor und nach dem Sto messen und daraus auf die unmittelbaren Stogeschwindigkeiten zurckschlieen. Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl des Mekonzeptes besteht darin, da die Bewegung des K rpers nach dem Sto unbekannt ist. Die Messung dieser Bewegung ist das eigentliche Erkenntnisziel des Versuchs. Die verwendete Meeinrichtung mu deshalb in der Lage sein, einen groen Bereich messend abzudecken. Zudem sollen nicht nur die translatorische Geschwindigkeit nach Gr e und Richtung bestimmt, sondern auch die Rotationsgeschwindigkeit und die Winkellage gemessen werden. Um alle diese Forderungen zu erfllen, wurde folgendes Mekonzept entwickelt: Der Versuch ndet in einem v llig abgedunkelten Raum vor dunklem Hintergrund statt. Whrend der Flugphase des K rpers werden zu denierten periodischen Zeitpunkten Stroboskopblitze ausgel st, die den iegenden Wurfk rper momentan beleuchten. Eine Fotokamera, deren Verschlu whrend des gesamten Versuchsablaufes ge net ist, nimmt den Versuch auf. Als Ergebnis zeigt sich auf dem belichteten Film pro Blitz eine Aufnahme des Wurfk rpers. Zudem wird ein Mastab und der Computerbildschirm des Steuerrechners, auf dem alle wichtigen Versuchsdaten eingeblendet 108 5 Konstruktion der Wurfmaschine werden, mitfotograert. ber die so in das Foto eingeblendete Blitzfrequenz lt sich durch Vermessung der Aufnahmen die Flugbahn des Wurfk rpers genau rekonstruieren. Der K rper ist mit einer Winkelmarkierung versehen, die es erm glicht, die Drehlage der Aufnahmen und damit auch die Drehgeschwindigkeit genau zu bestimmen. Dem Nachteil, da die Versuchsergebnisse erst nach Entwicklung und Auswertung der Fotos vorhanden sind, stehen folgende Vorteile gegenber: Das Bild beinhaltet die volle Versuchsinformation. Im Versuchsmoment treten nur systematische Fehler auf, die nach deren Erkennen sogar noch korrigiert werden k nnen (Verzerrungen o..). Statistische Auswertefehler, die zu unplausiblen Versuchsergebnissen fhren, sind durch erneute Betrachtung der Bilder meist korrigierbar. Die Ergebnisse sind handlich dokumentiert und archiviert. Durch Einblendung von Mastab und Versuchsparametern ist jedes Foto fr sich ohne weitere Information aussagekrftig. Nimmt man auch die Flugphase vor dem Wurf auf, werden Fehler beim Abwurf unwichtig, da die tatschliche Anuggeschwindigkeit gemessen wird. Bild 5.14: Beispiel eines Dias eines Wurfversuchs (Negativ) Um die Auswertung zu vereinfachen, werden Dias verwendet, die danach in einer gnstigen Auswertegr e auf ein gerastertes Papier projiziert werden. Dort werden dann die Schwerpunktslage und der Winkel der Markierung jeder Momentaufnahme gemessen. Fr die Rekonstruktion der kompletten Flugbahn reichen zwei Belichtungen pro Flugbahnabschnitt (vor und nach dem Sto) aus. Um die Sicherheit der 5.4 Gerte zur Messung der Versuche 109 Auswertung zu verbessern und eine Eingangsgr e fr die Fehlerrechnung zu erhalten, werden drei Belichtungen pro Flugbahnabschnitt vorgenommen. Das negativ eines reprsentativen Dias ist in Bild 5.14 gezeigt. Insgesamt sind sechs Belichtungen des Wurfk rpers zu sehen: Die Flugrichtung ist von links nach rechts. Die linken drei Bilder sind vor dem Sto, die rechten nach dem Sto aufgenommen. Deutlich ist auf dem Wurfk rper die dreieckige Winkelmarkierung zu erkennen, die zur Bestimmung der Drehlage dient. Im unteren Bildbereich ist die Stoche und im linken Bereich des Dias ist ein mitfotograerter Computerbildschirm zu sehen. Auf diesen blendet der Steuerrechner whrend des Fluges alle wichtigen Versuchsdaten, wie Datum, Uhrzeit, Blitzfrequenz, Abwurfgeschwindigkeiten und -winkellagen, Flugzeit, Auftrepunkt und eine laufende Nummer ein. Unter dieser Nummer werden alle Versuchsdaten in einer Datei gespeichert. 110 6 Auswertung der Stoversuche Kapitel 6 Auswertung der Stoversuche In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Stoversuche dargestellt. Dazu werden zunchst die Rechenschritte erlutert, die ben tigt werden, um aus den Fotoauswertungen die physikalischen Gr en zu gewinnen und die statistischen Methoden, um diese Ergebnisse zu verbessern und zu bewerten. In einem weiteren Abschnitt werden dann die Darstellungsarten der Ergebnisse erlutert. Den Kern dieses Kapitels stellt die Vorstellung der Versuchsergebnisse der durchgefhrten zentralen und exzentrischen Stoexperimente und der Vergleich mit den theoretischen Berechnungen dar. 6.1 Auswertemethodik In diesem Abschnitt soll die Aufbereitung der Informationen, die bei der Auswertung eines Dias gewonnen werden, dargestellt werden. Ziel ist es, im ersten Schritt die Geschwindigkeiten des Wurfk rpers unmittelbar vor und nach dem Sto zu berechnen. Daraus k nnen dann im weiteren die Impulse und mehrere dimensionslose Stomae abgeleitet werden. 6.1.1 Rekonstruktion der Flugbahn Pro Flugbahnabschnitt werden durch drei Stroboskopblitze drei Aufnahmen gemacht, wobei theoretisch zwei Aufnahmen gengen wrden, um die Flugbahn exakt rekonstruieren zu k nnen. Die Redundanz in den Aufnahmen dient einerseits dazu, die Aussagekraft des Ergebnisses durch Mittelwertbildung zu verbessern, und andererseits mit Hilfe von statistischen Methoden die Messungsqualitt abschtzen zu k nnen. Dieses Vorgehen wird in Abschnitt 6.1.2 beschrieben. Zur Beschreibung der Flugbahn wird, wie in Bild 6.1 dargestellt, ein x-y-Koordinatensystem verwendet, in welchem die y-Achse senkrecht nach oben und die x-Achse in horizontale Richtung zeigt. Der Wurf erfolgt immer so, da in der Anugphase eine Geschwindigkeit in positiver x- und negativer y-Richtung vorhanden ist. Bei 6.1 Auswertemethodik 111 x1 ϕ1 y1 y x xv(t) yv(t) ϕv(t) xn(t) yn(t) ϕn(t) Bild 6.1: Auswertungsschema der Berechnung der Flugbahn wird von einer idealen widerstandsfreien Wurfparabel ausgegangen, was sich bei der Auswertung der Wurfversuche besttigt hat. Im Moment des Stoes ndet eine unstetige Umlenkung statt. Deshalb werden zwei Interpolationsfunktionen verwendet, die eine vor dem Sto (Index v) und eine nach dem Sto (Index n). Beschrieben werden die Bewegungen in x- und y-Richtung sowie der Drehwinkel '. Die Modellfunktionen sind bei Gleichungsnummer (6.1) zusammengefat: xn(t) = xn0 + vxnt xv (t) = xv0 + vxv t yn(t) = yn0 + vyn t ; 12 gt2 yv (t) = yv0 + vyv t ; 12 gt2 (6.1) 'v (t) = 'v0 + !v t 'n(t) = 'n0 + !nt Diese Modellfunktionen k nnen nun nach einem Minimierungskriterium an die Mepunkte angepat werden. Die zw lf hierbei zu bestimmenden Gr en sind xv0 , yv0, 'v0 , xn0, yn0, 'n0, vxv , vyv , !v , vxn, vyn und !n (siehe Abschnitt 6.1.2). Sind diese Gr en bestimmt, kann nun ber den Schnitt der beiden Wurfbahnanteile der Stozeitpunkt tS bestimmt werden: ; yv0 (6.2) yv0 + vyv tS = yn0 + vyn tS =) tS = vyn0 ; yv vyn Der Stozeitpunkt k nnte auch ber den Schnitt der beiden Anteile der x- oder '-Bewegung bestimmt werden. Nachteilig ist hierbei, da sich bei gewissen Stokongurationen die Geschwindigkeit in x- bzw. '-Richtung nicht ndert und somit die Berechnung von tS nicht gelingt. Aufgrund des Stoes ist eine deutliche "nderung der Geschwindigkeiten in y-Richtung immer gewhrleistet. Auf dem Auswertefoto ist der exakte Auftrepunkt des Wurfk rpers nicht zu erkennen. Die Wahl des Koordinatenursprungs ist deshalb auch willkrlich. Mit der Kenntnis des Stozeitpunktes kann die Auftreh he (6.3) h = yv0 + vyv tS ; 12 gt2S 112 6 Auswertung der Stoversuche berechnet werden. Wesentlich fr die Auswertung der St e sind die Geschwindigkeiten unmittelbar vor (Index A) und nach (Index E) dem Sto. Zustzlich ist bei exzentrischen St en noch die Kenntnis des Verdrehwinkels des Wurfk rpers im Stomoment wichtig. Fr die Bewegung in x-Richtung und die Drehgeschwindigkeit ist dies einfach, da sich die Geschwindigkeiten annahmegem whrend der Flugphasen nicht ndern. Somit gilt: vxA = vxv vxE = vxn !A = !v !E = !n (6.4) Fr die Geschwindigkeit in y-Richtung und den K rperbezugswinkel unmittelbar vor dem Sto mu die Stozeit in die Gleichungen (6.1) eingesetzt werden. Die Winkel 'A und 'E mssen nach der Stoannahme identisch sein. Dies bietet eine zustzliche Kontrolle fr die Richtigkeit der Messungsauswertung: vyA = vyv ; gtS vyE = vyn ; gtS 'A = 'v0 + !v tS 'E = 'n0 + !ntS (6.5) Diese Geschwindigkeiten und Lagen beinhalten die gesamte Information, die bei einem Stoversuch gemessen werden kann. Daraus k nnen in weiteren Schritten die Relativgeschwindigkeitsnderungen, die Stokoezienten und mit Kenntnis der Trgheitsparameter des Wurfk rpers auch die bertragenen Impulse berechnet werden. 6.1.2 Statistische Bearbeitung und Fehlerrechnung Generell soll zur statistischen Auswertung der Messungen ein Interpolationsverfahren auf Minimierungsbasis verwendet werden. Ziel ist einerseits eine Verbesserung des Ergebnisses durch Mittelwertbildung und andererseits die Abschtzung der Ergebnisqualitt durch einen geeigneten Vergleich der Mepunkte mit der interpolierten Funktion. Zur Auswertung stehen 6 Messungsquadrupel (ti xi yi 'i) zur Verfgung, an die die Modellfunktionen (Gleichungen 6.1) angepat werden sollen. Besonders zu beachten ist hierbei: Die beiden Abschnitte der Funktionen mssen fr alle Koordinaten aneinander passen. Auch die Zeitpunkte ti k nnen fehlerbehaftet sein. Die Bercksichtigung dieser beiden Punkte wrde die statistische Auswertung erheblich erschweren, da beide Bedingungen die lineare Ausgleichsrechnung in ein nichtlineares Ausgleichsproblem verwandeln wrden. 6.1 Auswertemethodik 113 Die Verknpfungsbedingung wurde fallengelassen, da die Berechnung des Schnittpunktes der beiden Achsen (wie in Abschnitt 6.1.1) fr die Koordinate y gut, fr x und ' jedoch sehr schlecht konditioniert sein kann. Eine Verbesserung des Ergebnisses ist deshalb mit Hilfe dieser Zusatzbedingung nicht zu erwarten. Bei der statistischen Behandlung von Mewerten sind in der Regel die Funktionswerte ber bestimmten Sttzwerten aufgetragen. Im vorliegenden Fall sind es Lagen und Winkel ber der Zeit. Hierbei ist grundstzlich zu klren, ob nur die Funktionswerte oder auch die Lage der Sttzstellen fehlerbehaftet sind. Das Meprinzip, das fr die Wurfmessungen verwendet wird, kann grundstzlich auch Fehler in den Sttzstellen enthalten. Dieses Phnomen tritt ein, wenn die Blitze nicht zum exakt gewnschten Zeitpunkt stattnden. Die Formulierung der Ausgleichsrechnung ist auch fr Mereihen mit gestreuten Sttzwerten durchfhrbar, jedoch entstehen keine linearen Gleichungen mehr, und die Berechnung von Fehlerschranken ist wesentlich aufwendiger. Ein fehlerhafter Blitz in einem Wurfbahnabschnitt wrde zu statistischen Fehlern in allen drei Interpolationskurven fr x, y und ' fhren. Bei den durchgefhrten 600 Experimenten wurden insgesamt 2 Versuche identiziert, bei denen oensichtlich ein Blitz zum falschen Zeitpunkt auftrat. Diese Versuche wurden ausgesondert. Auf eine statistische Bercksichtigung von Blitzfehlern wurde angesichts der scheinbar hohen Zuverlssigkeit der Blitzzeitpunkte verzichtet. Somit sind fr jeden Sto sechs unabhngige Interpolationsaufgaben zu l sen: Die Ausgleichsgeraden fr x, y und ', jeweils vor und nach dem Sto. Jede Ausgleichsgerade wird durch den Achsenabschnitt und die Steigung charakterisiert. Da die Zeitpunkte als genau angenommen werden k nnen, wird die Bahnkrmmung infolge der Erdbeschleunigung durch die Transformation yi = yi + 12 g((i ; 1)TB )2 (6.6) mit der Erdbeschleunigung g und der Blitzfolgezeit TB herausgerechnet. Die Interpolationsaufgabe ist am Beispiel der y-Werte in Bild 6.2 dargestellt, gilt aber genauso fr x und '. Die Werte y1 bis y3 wurden vor dem Sto aufgenommen, die Werte y4 bis y6 danach. Die Achsenabschnitte der beiden Interpolationsgeraden werden mit av (vorher) und an (nachher) bezeichnet, die Steigungen mit bv und bn . Diese Gr en entsprechen, im Fall der y-Werte den Parametern yv0 etc. in Gleichung (6.1). Die Interpolationsgleichungen lauten: av = 16 (5y1 + 2y2 ; y3) bv = 2T1B (y3 ; y1) an = 13 (7y4 + y5 ; 5y6) bn = 2T1B (y6 ; y4) (6.7) In Bild 6.2 ist angedeutet, da die Werte vor dem Sto in diesem ktiven Beispiel wesentlich strker streuen als nach dem Sto. Es mssen folglich Me- oder Auswer- 6 Auswertung der Stoversuche gemessene Größe 114 an 1 y*2 1 av Stoß bn bv y*4 y*3 y*5 y*6 y*1 0 T 2T Zeit 3T 4T 5T Bild 6.2: Interpolation und Ausgleich der Messungen tefehler passiert sein. Diese Tatsache kann man bei redundanten Messungen dadurch erfassen, da man die Streuung der Interpolationswerte berechnet 65]. 5 (y1 ; 2y2 + y3)2 a2v = 36 b2v = 121T 2 (y1 ; 2y2 + y3)2 B (y4 ; 2y5 + y6)2 a2n = 25 18 b2n = 121T 2 (y4 ; 2y5 + y6)2 B (6.8) Diese Gr en bedrfen einer gewissen Interpretation. Es wird davon ausgegangen, da die Mefehler normalverteilt sind. Das heit, die Wahrscheinlichkeit, da ein Mewert um einen gewissen Betrag von der physikalischen Realitt abweicht, wird durch die Normalverteilung beschrieben. Dies ist eine wenn auch weit verbreitete Annahme, die auf einfache Gleichungen fhrt. Wichtige Gr e in diesem Zusammenhang ist die Streuung . Sind Messungen schlecht zeigen sie eine groe Streuung. Es ist davon auszugehen, da auch aus ihnen abgeleitete Gr en keine hohe Qualitt haben, was sich seinerseits in einer groen Streuung dieser Gr en ausdrckt. Die Streuung der Messung einer Belichtung bei den in dieser Arbeit durchgefhrten Versuchen ist unbekannt. Da aber in der Regel drei Bilder pro Wurfbahnabschnitt gemacht wurden, kann nach der Interpolation ber die Abweichung der Mepunkte von der Interpolationsgeraden eine Qualittsaussage gemacht werden. Die Mewerte y1 bis y3 in Bild 6.2 zeigen eine deutliche Abweichung von der Geraden. Das Vertrauen in die ermittelten Werte von av und bv ist demnach viel geringer, als in an und bn , die in diesem Beispiel oensichtlich mit besseren Messungen bestimmt wurden. Die mathematische Formulierung dieser Erfahrungsaussage steckt in den Gleichungen (6.8). Liegen die Mewerte auf einer Geraden, verschwindet im Grenzfall der Klammerausdruck in jedem Term, und die Ergebnisse haben keine Streuung. Weichen sie strker davon ab, wird auch die Streuung gr er. Mit der Streuung kann man folgende Aussage machen: Die Wahrscheinlichkeit, da der physikalisch echte Wert im Bereich um den gemessenen oder abgeleiteten Wert liegt, betrgt 67%, im Bereich 2 95%. 6.1 Auswertemethodik 115 Die Fortpanzung der Streuung auf einen abgeleiteten Wert geschieht wie folgt: Ist c = f (a1 : : : an) eine von n ai mit bekannten ai abhngige Gr e, gilt v u n @f !2 u X t c = a2i : @a i i=1 (6.9) Auch dieser Beziehung liegt die Annahme normalverteilter Fehler zugrunde. Fhrt man diese Streuungsfortpanzung mehrfach hintereinander aus, liegen aber nur wenige Basisgr en zugrunde, so kann es passieren, da die Streuung zu hoch geschtzt wird, da sich die Fehler ein und derselben Gr e in fortgesetzter Verknpfung eliminieren k nnen, die Streuungsberechnung diese Ausl schungseekte jedoch nicht bercksichtigt und das Ergebnis schlechter bewertet wird, als es tatschlich ist. Dies wird hier in Kauf genommen. Dementsprechend sind die weiter abgeleiteten Gr en wie Impulse und Reibwerte auch mit gr eren Streuungen behaftet. In allen Ergebnisdiagrammen in den Abschnitten 6.2 und 6.3 sind zu allen Meergebnissen Streuungsbalken mit dem Bereich eingetragen. Zustzlich zu den im Abschnitt 6.1.1 bereits dargestellten Gr en wurden die folgenden weiteren Auswerteschritte durchgefhrt (Die Streuungsfortpanzung gem Gleichung (6.9) ist hier aus Platzgrnden nicht dargestellt): Dimensionslose Geschwindigkeiten: (6.10) = ; vvxA TE = ; vvxE yA yA Normaler Stokoezient: "N = ; vvyE yA (6.11) Tangentialimpuls (Mittelwertbildung): J 1 T = m(vxE ; vxA) + (!E ; !A) 2 r Dimensionslose Impulse: T N = 1 + "N T = ; mv yA Mittlere Tangentialgeschwindigkeit: vmitt = 21 (vxE + vxA) Mittlerer Reibwert: = T N (6.12) (6.13) (6.14) (6.15) 116 6 Auswertung der Stoversuche 6.2 Zentrale Ste In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der zentralen Stoversuche dargestellt. Es wurden insgesamt vier verschiedene Wurfk rper verwendet, die mit unterschiedlichen Kontaktpartnern in Kollision gebracht wurden. In Tabelle 6.1 sind die Wurfk rper mit ihren wichtigsten Eigenschaften zusammengestellt. Tabelle 6.1: Eigenschaften der verwendeten rotationssymmetrischen Wurfk rper Material Radius mm] Masse g] Trgheit kgmm2] Partner PVC Teon Gummi a Stahl b 27 27 30 30 58 90 66 142 20 30 25 85.7 Melamin Melamin Melamin Stahl, Alu a Scheibe, aus einem Gummiball herausgeschnitten b Stahlring auf einem PVC-Grundkrper Die Ergebnisse werden fr alle Kontaktpartner getrennt, aber in gleicher Form dargestellt. Abgesehen von Sonderdarstellungen, die an der Stelle ihres Auftretens erlutert werden, werden folgende Darstellungsweisen gewhlt: 1. Die ermittelte Stozahl "N als Betrag des Verhltnis von g_ NE zu g_ NA wird dargestellt ber der Normalgeschwindigkeit g_ NA vor dem Sto. Ziel dieser Darstellung ist es, eine gegebenenfalls vorhandene Abhngigkeit der Stozahl von der Stogeschwindigkeit zu erkennen. Es ist jeweils eine Trendlinie eingezeichnet, die mit einer Fehlerbetrags-Minimierung gebildet wurde (Bilder A.1, A.6, A.7 und A.9). 2. Die dimensionslose tangentiale Relativgeschwindigkeit TE nach dem Sto wird ber der tangentialen Relativgeschwindigkeit vor dem Sto aufgetragen. Prototyp dieser Diagramme ist Bild 4.4. Es ist ein Schlsseldiagramm, mit dem die Vorhersagbarkeit der Stoexperimente durch das Impulsstomodell gezeigt werden kann (Bilder 6.3, A.3, 6.5, A.8, 6.9, A.10 und 6.12). Mit der Kenntnis der Stozahl "N kann man aus diesem Diagramm auch und "T identizieren. Die daraus resultierenden Vergleichskennlinen sind ebenfalls eingezeichnet. 3. Der dimensionslose tangentiale Gesamtimpuls N wird aufgetragen ber der tangentiale Relativgeschwindigkeit . Auch dieses Diagramm eignet sich gut, die Gltigkeit des Stogesetzes zu verizieren. Prototyp ist das Diagramm in Bild 4.5 (Bilder A.2, A.4, 6.6, 6.10 und A.11). 4. Das Verhltnis von Tangentialimpuls zu Normalimpuls ist ein Ma fr die Reibungsverhltnisse whrend des Stoes. Es wird ber der mittleren Tangentialgeschwindigkeit (vmitt ) aufgetragen (Bilder 6.4, A.5, 6.7, 6.11 und A.12). 6.2 Zentrale Ste 117 Da die Darstellung aller Bilder im Text zuviel Platz ben tigen wrde und dabei die ssige Lesbarkeit des Textes verloren ginge, sind nur die wichtigsten Diagramme im Text dargestellt. Die weiteren benden sich im Anhang A. Im Anschlu an die Darstellung der Ergebnisse wird noch das Phnomen von Reibwerten gr er als eins diskutiert. 6.2.1 Stoversuche mit dem PVC-Wurfkrper Die Abhngigkeit der Stozahl "N von der Stogeschwindigkeit ist beim Stopaar PVC-Melamin nur gering ausgeprgt (Bild A.1). 1 0.5 γTE 0 -0.5 -1 PVC Theorie -1.5 -1 -0.5 γ 0 0.5 1 Bild 6.3: Tangentiale Relativgeschwindigkeit PVC Die Tangentialgeschwindigkeiten im Bild 6.3 zeigen in ausgeprgter Weise das Verhalten eines tangentialplastischen Stoes mit "T = 0. Der zweite und der vierte Quadrant sind leer, es ndet keine Umkehrung der tangentialen Relativgeschwindigkeit statt. Im Bereich um = 0 bendet sich der Haftbereich. Bei St en in diesem Anfangsgeschwindigkeitsbereich reicht die Reibkraft aus, um den K rper im Stokontakt so abzubremsen, da am Stoende im Kontaktpunkt die Rollbedingung gilt. Ist die Relativgeschwindigkeit vor dem Sto gro genug, wird diese nur verringert und der K rper verlt den Kontakt gleitend. Die Ergebnisse der Versuche, bei denen dieses Phnomen auftrat, liegen auf den Geraden, die mit der Steigung eins durch den ersten und dritten Quadranten verlaufen. Die Vergleichskurve wurde mit den Stoparametern "N = 0:68, "T = 0:0 und = 0:05 berechnet. Diesen Vergleichsgeraden liegt die Annahme zugrunde, da fr alle St e die gleichen Stoparameter gelten. 118 6 Auswertung der Stoversuche Den normalen Stokoezienten kann man aus Bild A.1 gewinnen. Da "T = 0 gilt, erkennt man daran, da die Punkte im Haftbereich auf der -Achse in Bild 6.3 liegen. Man wei nun, da die St e mit stndigem Gleiten immer auf Geraden mit der Steigung eins liegen mssen. Legt man durch diese Punkte eine Ausgleichsgerade, kann man deren Schnittpunkt mit der -Achse bestimmen und dort grenz ablesen, das fr den positiven und den negativen Ast den gleichen Betrag haben sollte. Aus Tabelle 4.1 entnimmt man grenz = ;;(1 + "N ). "N ist bereits bekannt, ; eine reine Massen- und Geometriegr e, die fr den Wurfk rper feststeht. Somit lt sich aus der Bedingung fr grenz der Reibwert bestimmen. Fr den PVC-Wurfk rper gilt ; = 3:11. Mit den Ausgleichsgeraden wurde grenz 0:26 bestimmt, daraus folgt = 0:05. Inwieweit ein nicht fr alle Versuche gleiches diese Identikation verflschen kann wird im Abschnitt 6.2.4 gezeigt. In Bild A.2 sind die tangentialen Stoimpulse T ber der Relativgeschwindigkeit aufgetragen. Da der dimensionslose Normalimpuls immer N = 1 + "N betrgt, stellen der linke und der rechte horizontale Ast den Tangentialimpuls an der Haftgrenze dar. Im bergangsbereich wird nur der Teil des bertragbaren Impulses ausgesch pft, der tatschlich ben tigt wird um Haften zu erreichen. 0.1 PVC 0.08 0.06 Reibwert μ* 0.04 0.02 0 -0.02 -0.04 -0.06 -0.08 -4 -2 0 2 4 6 Mittlere Tangentialgeschwindigkeit 8 10 Bild 6.4: Reibverhltnisse PVC Der Grund fr die zunehmende Abweichung der gemessenen Impulse von den theoretisch berechneten fr gr ere Geschwindigkeiten wird beim Blick auf Bild 6.4 erklrbar: Dort ist das Verhltnis des Tangential- zum Normalimpuls aufgetragen. Dieses Verhltnis ist ein Ma fr die Reibverhltnisse, die whrend des Stoes herrschen und wird mit bezeichnet. Aufgetragen ist ber der mittleren tangentia- 6.2 Zentrale Ste 119 len Relativgeschwindigkeit. Bei geringen Geschwindigkeiten, die zu Haften fhren, schwankt zwischen einem Minimal- und einem Maximalwert, der dem Haftreibwert entspricht. Im Bereich des Gleitens ist zu beobachten, da bei zunehmender mittlerer Relativgeschwindigkeit kleiner wird. Hier spiegelt sich eine klassische Reibkennlinie wider, die bei zunehmender Reibgeschwindigkeit einen zunchst abfallenden Reibkoezienten zeigt. Zusammenfassend kann man folgendes feststellen: Der Kontakt PVC-Melamin zeigt nur eine geringe Abhngigkeit der normalen Stozahl "N von der Kollisionsgeschwindigkeit. Es treten keine tangentialreversiblen Eekte auf. Der Haftreibkoezient liegt bei ca. 0.05, bei h heren Geschwindigkeiten sinkt er bis auf 0.04 ab. Die St e lassen sich mit dem Impulsstogesetz gut vorhersagen. 6.2.2 Stoversuche mit dem Teon-Wurfkrper Mit dem Teon-Wurfk rper wurden alle St e mit der gleichen normalen Kollisionsgeschwindigkeit durchgefhrt. Deshalb ist das Stozahl-Diagramm nicht aussagekrftig und es wird auf die Darstellung verzichtet. Der Stokoezient ergibt sich zu "N = 0:68. Aus dem Relativgeschwindigkeits-Diagramm (Bild A.3) lt sich, analog zum Verhalten von PVC ein komplett tangentialirreversibler Sto mit = 0:06 ablesen, wobei aufgrund der geringen Zahl von Messungen hier eine groe Unsicherheit verbleibt. Die Tangentialimpulse verhalten sich ebenfalls so, wie es bei den identizierten Stokoezienten zu erwarten ist (Bild A.4). Wie man in Bild A.5 erkennen kann, hat auch die Paarung Teon-Melamin eine fallende Reibkennlinie. Zusammenfassend kann man feststellen, da sich die Wurfk rper aus PVC und Teflon bis auf kleine Schwankungen in den Stokoezienten identisch verhalten Es ndet bei diesen Paarungen ein tangentialplastischer Sto statt. Dieser ist hier auch identisch zum reinen Reibsto. 6.2.3 Stoversuche mit dem Gummi-Wurfkrper Wie auch schon im Kapitel 5 beschrieben, war eines der Hauptziele dieser Arbeit, tangentialreversible St e zu untersuchen. Von vornherein war bekannt, da diese Art von St en bei Gummik rpern auftreten kann. Zunchst ist in Bild A.6 die Abhngigkeit des Stokoezienten "N von der normalen Stogeschwindigkeit dargestellt. Hier ist ein deutlicher Trend zu erkennen: Die Stozahl verringert sich von 0.8 bei geringen bis zu 0.6 bei groen Stogeschwindigkeiten. Die Ursache dafr ist, da der Gummi des Wurfk rpers bei schnellen 120 6 Auswertung der Stoversuche 3 Gummi Theorie alt Theorie neu 2.5 2 γTE 1.5 1 0.5 0 -0.5 -8 -6 -4 γ -2 0 2 Bild 6.5: Tangentiale Relativgeschwindigkeit Gummi Kollisionen strker zusammengedrckt wird und dadurch eine gr ere Abplattungsche entsteht. Dadurch kann mehr Energie in innerer Reibung dissipiert werden. Als Wert zur Berechnung der Vergleichskurven in den weiteren Diagrammen wird "N = 0:75 gewhlt. In Bild 6.5 ist die tangentiale Reversibilitt deutlich erkennbar. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, wurden nur St e mit negativer Relativgeschwindigkeit vor dem Sto durchgefhrt. Die tangentiale Expansionsgeschwindigkeit zeigt immer einen Vorzeichenwechsel. Den Stokoezienten "T kann man in der Umgebung des Ursprungs bestimmen, dort bendet sich der Bereich A gem Tabelle 4.1. Man legt eine Ausgleichsgerade durch die Mepunkte und bestimmt deren Steigung, die gem Stomodell ;"N "T betragen mu. Da "N bereits bekannt ist, kann "T = 0:9 bestimmt werden. Zur Identikation von eignet sich der Schnittpunkt Schnitt einer Ausgleichsgeraden fr die weiter links liegenden Punkte mit der -Achse. Dieser liegt immer im Bereich des Falls B2. Aus der Gleichung fr TE in diesem Bereich ergibt sich = Schnitt=(;(1 + "N )). Fr Schnitt = 6:5 kann man mit ; = 3:376 fr den Gummiwurfk rper 1:1 berechnen. Der aullige Unterschied in der Gr e der Fehlerbalken fr verschiedene Werte von lt sich wie folgt erklren: Die Wrfe mit besonders groer Relativgeschwindigkeit (weit links in Bild 6.5) wurden mit sehr geringer Anuggeschwindigkeit auf kurzem Anugweg mit hoher Blitzfrequenz aufgenommen. Dadurch erh hen sich die statistischen Fehler. Im Bild 6.5, wie auch im Bild 6.6 sind jeweils zwei Vergleichskurven zu theoretischen Modellen eingetragen. Die mit Theorie alt bezeichneten Kurven entstehen, wenn man das Stomodell aus 22] verwendet. Die Kurven Theorie neu entstehen, wenn 6.2 Zentrale Ste 121 man das Stogesetz aus Abschnitt 3.6 verwendet, das in Gleichung (3.26) die Gr e g_ TE0 einfhrt. Dadurch verschwindet der kurze horizontale Abschnitt in der Vergleichskurve bei TE = 0. Bei einem "T von ungefhr eins fllt dieser Unterschied kaum auf, in den Abschnitten, in denen die Ergebnisse fr den Stahlwurfk rper vorgestellt werden (6.2.4 und 6.2.5), ist er deutlicher. 2.5 Gummi Theorie alt Theorie neu Impuls tangential ΛT 2 1.5 1 0.5 0 -0.5 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 Relativgeschwindigkeit tangential γ -1 0 1 Bild 6.6: Tangentialimpuls Gummi Die Tangentialimpulse (Bild 6.6) zeigen ebenfalls eine gute bereinstimmung zwischen Rechnung und Messung. Auch hier scheint die Theorie neu die Versuchsergebnisse besser erklren zu k nnen. Ein besonders beachtenswertes Ergebnis ist in Bild 6.7 dargestellt: Der Reibkoezient erreicht Werte, die gr er als eins, bis hin zu 1.2 sein k nnen. Die Oberche des Stok rpers ist so rauh, da derartige Werte auch plausibel erscheinen. Der Beweis in Abschnitt 6.2.6 zeigt, da damit auch whrend des Stoes ein aktueller Reibwert dieser Gr e geherrscht haben mu. Zusammenfassend kann zu den Stoversuchen mit dem Gummiwurfk rper folgendes gesagt werden: Die Stozahl in Normalenrichtung hngt in strkerem Ma von der Kollisionsgeschwindigkeit ab, als es bei starren Wurfk rpern der Fall ist. Es zeigt sich ein ausgeprgtes tangentialreversibles Verhalten mit "T = 0:9. Es treten bei dem verwendeten Stomaterial Reibkoezienten von > 1 auf. Das Impulsstogesetz kann den Sto gut nachbilden. Die bessere bereinstimmung durch die Modikation mit g_ TE0 ist hier erkennbar. 122 6 Auswertung der Stoversuche 1.4 Gummi 1.2 Reibwert μ* 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -0.2 -3.5 -3 -2.5 -2 -1.5 -1 -0.5 Mittlere Tangentialgeschwindigkeit 0 0.5 Bild 6.7: Reibverhltnisse Gummi Zum Abschlu dieses Abschnitts soll noch ein Beispiel dafr gezeigt werden, welche eigenartigen Flugbahnen auftreten k nnen, wenn Gummik rper St e mit starken tangentialreversiblen Eekten durchfhren. Ein spektakulres Beispiel ist in Bild 6.8 (Negativ) dargestellt. Anflug 2. Stoß 1. Stoß Bild 6.8: Flugbahn des Gummiwurfk rpers bei extremer negativer Relativgschwindigkeit vor dem Sto. Der Wurfk rper iegt von links heran und hat im Stomoment eine Schwerpunktsgeschwindigkeit von 5 m/s horizontal und 4 m/s senkrecht nach unten. Die Winkel- 6.2 Zentrale Ste 123 geschwindigkeit des K rpers betrgt 40 U/s im Gegenuhrzeigersinn. Damit ergibt sich eine tangentiale Relativgeschwindigkeit im Kontakt von ca. 12.5 m/s. Diese Ausgangskonguration fhrt im ersten Sto zu zwei Konsequenzen: Erstens kehrt sich die Richtung der Schwerpunktsbewegung um, der K rper iegt in Wurfrichtung zurck und zweitens rotiert der K rper bedingt durch den tangentialreversiblen Sto danach in entgegengesetzte Richtung. Im zweiten Sto kehren sich die Verhltnisse erneut um: Bedingt durch den groen Drall iegt der K rper wieder in die ursprngliche horizontale Flugrichtung und auch die Rotation ndet wieder im Uhrzeigersinn statt. Nach einer langgestreckten Parabelugbahn k nnte erneut ein derartiges Stopaar auftreten. 6.2.4 Stoversuche Stahlwurfkrper auf Stahl Nach den etwas exotischen Materialpaarungen in den Abschnitten 6.2.1, 6.2.2 und 6.2.3 sollen zwei technisch relevante Stopartner untersucht werden: Im folgenden der Sto eines Stahlwurfk rpers auf eine Stahlplatte und im Abschnitt 6.2.5 der Sto desselben K rpers auf eine Aluminiumplatte. Auch beim Kontakt Stahl-Stahl zeigt sich eine Abhngigkeit der Stozahl "N von der Kollisionsgeschwindigkeit# sie schwankt zwischen 0.7 und 0.8 (Bild A.7). Fr die Vergleichsrechnungen wird "N = 0:75 verwendet. Die tangentiale Relativgeschwindigkeit ist in zwei Diagrammen dargestellt: In Bild A.8 ist der gesamte Verlauf zu sehen und in Bild 6.9 eine Ausschnittvergr erung. Aus der Steigung in der Nhe des Ursprungs kann man "T = 0:25 identizieren. Der Schnittpunkt der Geraden fr kleine Gleitgeschwindigkeiten erm glicht mit ; = 2:49 fr den Stahlwurfk rper die Bestimmung von = 0:14. In Bild 6.9 ist im Bereich ;0:6 < < ;0:4 erkennbar, da sich das modizierte Modell mit g_ TE0 dem Modell ohne diese Verschiebung der Kennlinie als berlegen zeigt. Ein Bereich der tangentialen Relativgeschwindigkeit vor dem Sto, bei dem reines Haften herrscht, eingeschlossen von einem tangentialreversiblen und einem reinen Reibbereich, ist auch physikalisch unanschaulich. Die Darstellung der Tangentialimpulse, dargestellt in Bild 6.10, zeigt im Bereich A (vgl. Tabelle 4.1) eine gute bereinstimmung zwischen Rechnung und Messung. Im Bereich des reinen Gleitens wird die bereinstimmung bei zunehmender Relativgeschwindigkeit schlechter. Die Ursache wird bei der Betrachtung von Bild 6.11 deutlich: Hier wird eine Reibkurve (vrel ) sichtbar. Der Reibwert schwankt im Gleitbereich zwischen 0.14 fr kleine und 0.08 fr groe Relativgeschwindigkeiten. Da die Vergleichskurven immer mit einem konstanten = 0:14 berechnet wurden, ist die hiermit Diskrepanz leicht zu erklren. Zusammenfassend kann zu den St en Stahl-Stahl gesagt werden: Es ist eine geringe Abhngigkeit der Stozahl "N von der Kollisionsgeschwindigkeit gegeben. 124 6 Auswertung der Stoversuche 0.2 0.1 0 γTE -0.1 -0.2 -0.3 -0.4 StahlStahl Theorie alt Theorie neu -0.5 -0.6 -1 -0.8 -0.6 -0.4 γ -0.2 0 0.2 0.4 Bild 6.9: Tangentiale Relativgeschwindigkeit Stahl-Stahl, Teilansicht 0.3 StahlStahl Theorie alt Theorie neu 0.25 Impuls tangential ΛT 0.2 0.15 0.1 0.05 0 -0.05 -0.1 -0.15 -0.2 -3 -2.5 -2 -1.5 -1 -0.5 Relativgeschwindigkeit tangential γ 0 0.5 Bild 6.10: Tangentialimpuls Stahl-Stahl Auch beim Kontakt Stahl-Stahl treten tangentialreversible Eekte auf ! Bei diesem Sto mu die starke Abhngigkeit des Reibwertes von der tangentialen Relativgeschwindigkeit bercksichtigt werden. 6.2 Zentrale Ste 125 0.2 StahlStahl 0.15 Reibwert μ* 0.1 0.05 0 -0.05 -0.1 -0.15 -1 0 1 2 3 4 5 6 Mittlere Tangentialgeschwindigkeit 7 8 9 Bild 6.11: Reibverhltnisse Stahl-Stahl 6.2.5 Stoversuche Stahlwurfkrper auf Aluminium Der Sto Stahl-Aluminium stellt ebenfalls eine technisch relevante Materialpaarung dar. Zur Durchfhrung dieser St e wurde der Stahlwurfk rper auf eine Aluminiumplatte geworfen. Die Abhngigkeit von "N von der Kollisionsgeschwindigkeit ist nur gering ausgeprgt (Bild A.9). Als Mittelwert zur Erzeugung der Vergleichskurven wurde "N = 0:75 gewhlt. Die tangentiale Relativgeschwindigkeit TE ist in zwei Bildern dargestellt: in einer Ausschnittvergr erung (Bild 6.12) und einer Gesamtansicht (Bild A.10). Aus der Steigung der TE -Kurve identiziert man "T = 0:25 und = 0:18. In Bild 6.12 ist deutlich zu erkennen, da das in dieser Arbeit vorgestellte Impulsstogesetz auch den bergangsbereich vom reversiblen Sto zu reinem Gleiten ;0:8 < < ;0:4 gut beschreiben kann. Die zunehmende Diskrepanz zwischen Rechnung und Messung fr gr ere Relativgeschwindigkeiten in den Bildern A.10 und A.11 liegt auch bei dieser Materialpaarung in der fallenden Reibkennlinie begrndet. In Bild A.12 zeigt sich, da zwischen 0.2 an der Haftgrenze und 0.1 bei groen Gleitgeschwindigkeiten schwanken kann. Zusammenfassend kann festgestellt werden, da sich die St e des Stahlwurfk rpers auf eine Aluminiumplatte hnlich verhalten wie die auf eine Stahlplatte. Die normalen und tangentialen Stokoezienten sind gleich, der Reibwert um ca. 30% h her. Die bereinstimmung Rechnung-Messung ist gut und kann durch Einfhrung eines geschwindigkeitsabhngigen noch verbessert werden. 126 6 Auswertung der Stoversuche 0.15 0.1 0.05 γTE 0 -0.05 -0.1 -0.15 Stahl-Alu Theorie alt Theorie neu -0.2 -0.25 -1 -0.8 -0.6 -0.4 γ -0.2 0 0.2 0.4 Bild 6.12: Tangentiale Relativgeschwindigkeit Stahl-Aluminium, Teilansicht 6.2.6 Der Reibwert Bei den Versuchen mit dem Gummiwurfk rper wurden Impulsverhltnisse T = jj > 1 (6.16) N gemessen. An dieser Stelle soll geklrt werden, welche Rckschlsse damit auf den Reibkoezienten whrend des Stoes gezogen werden k nnen. Dazu wird die Reibfunktion T (t) = T (t)=N (t) deniert, die den aktuellen Reibbeiwert whrend des Stoes beschreibt. Herrscht zu einem Zeitpunkt t Gleiten, ist T (t) = (vrel) Whrend Haftphasen wird ;0 < t (t) < 0 gelten, je nach der Gr e der Zwangskraft T (t). Die Stoimpulse stellen die Integrale der Krfte (t) ber der Stozeit t dar. Somit gilt: Z T Z T (t)N (t) dt = T (t) dt = T T = N = Z T N (t) dt (6.17) Wichtig sind das erste und das letzte Glied dieser Gleichungskette. Da bei einem sinnvollen Sto immer N (t) > 0 gilt, kann man mit dem Mittelwertsatz der Integralrechnung folgende Aussage treen (siehe 46], S. 165): Die Reibfunktion T (t) erreicht zu mindestens einem Zeitpunkt whrend des Stoes den Wert . Ist dieser Wert gr er als 1, heit das, da whrend des Stoes tatschlich auch ein Reibwert gr er als 1 aufgetreten ist. 6.3 Exzentrische Ste 127 6.3 Exzentrische Ste In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der Stoversuche mit dem exzentrischen Wurfk rper dargestellt. Es wurden nur Versuche mit dem in Bild 5.2 dargestellten Gummiwurfk rper durchgefhrt. Grnde dafr waren: Die Untersuchung tangentialreversibler Eekte ist Schwerpunkt dieser Arbeit, sie treten bevorzugt bei Gummiwurfk rpern auf. Gummi hat einen besonders groen Reibkoezienten. Dieser ist Voraussetzung dafr, da die Reibeekte bei dieser Stoart gut hervortreten. Rutscht ein exzentrischer Wurfk rper beim Sto weg, wird in der Regel kein richtiges Abheben mehr stattnden k nnen. Er bleibt gegebenenfalls liegen oder wird erneute St e an anderen Stellen des K rpers ausfhren. Diese Flle sind mit dem verwendeten Meverfahren nicht auswertbar. Exzentrische St e lassen sich, im Gegensatz zu zentralen St en, nicht durch eine Variation einer einzigen Gr e wie beschreiben. Deshalb wird bei der Versuchsplanung wie auch bei der Auswertung ein anderer Weg beschritten: Es wird eine Serie von Wrfen mit folgenden Anfangswerten durchgefhrt: Die Schwerpunktsgeschwindigkeit des Wurfk rpers betrgt in Tangentialrichtung x_ A = 3 m/s und in Normalrichtung y_A = ;3:5 m/s. Die Winkelgeschwindigkeit wird so eingestellt, da bei senkrechtem Auftreen mit = 0 g_ TA = 0 gilt (keine tangentiale Relativgeschwindigkeit im Stokontakt). Dies wird mit !A = ;x_ A (R + rSM ) erreicht (Rollbedingung). yE ωA y xA α xE ωE x yA<0 Bild 6.13: Geometrie- und Kinematikgr en zur Auswertung des exzentrischen Stoes Bei der durchgefhrten Versuchsreihe wird der Auftrewinkel (siehe auch Bild 6.13) von ca. -20 bis 35 variiert. Gr ere Winkel fhren dazu, da nach diesem ersten Sto ein weiterer Sto an der benachbarten Ecke des Wurfk rpers auftrat. Mit dem verwendeten Meverfahren sind derartige Versuche nicht auswertbar. Der verwendete Wurfk rper hat folgende Massen- und Geometrieeigenschaften (zur Bedeutung siehe Abschnitt 4.2.2): Masse m = 40 g, Trgheitsmoment 128 6 Auswertung der Stoversuche J = 9600 gmm2, Rundungsradius R = 5 mm und Abstand des Rundungsmittelpunktes zum Schwerpunkt rSM = 25 mm. Die Kennzahlen des Stoes wurden in guter bereinstimmung mit den Ergebnissen fr den zentralen Sto mit = 1:1, "N = 0:8 und "T = 0:8 identiziert. Die Wahl des Reibwertes erweist sich hier als nebenschlich, da bei allen hier vorgestellten exzentrischen St en Haften vorliegt und nur gro genug sein mu, um dies zu gewhrleisten. Messung Rechnung ohne Wurfstreuung Abhebegeschwindigkeit in m/s 5 4 3 2 1 -20 -10 0 10 Auftreffwinkel α in grad 20 30 Bild 6.14: Normale Schwerpunktsgeschwindigkeit nach dem Sto In Bild 6.14 sind die normalen Abhebegeschwindigkeiten y_E dargestellt. ber dem Auftrewinkel sind die Ergebnisse der Wurfversuche dargestellt. Die Markierungen in Form eines + mit den Fehlerbalken stellen die Meergebnisse der einzelnen Versuche dar wobei als Bandbreite die 1-Streuung eingetragen ist. Die Kreuze in Form eines stellen die Vorhersage mit dem Impulsstogesetz dar. Eingangsgr e fr die Berechnung waren die Gr en x_ A , y_A, !A und aus der Messung der Flugbahn vor dem Sto. Bei jedem Winkel sind demnach je ein Mewert und ein berechneter Wert eingetragen. Mit einer gestrichelten Linie ist in den Bildern die Kurve eingetragen, die entstehen wrde, wenn die Anfangsbedingungen der St e genau den Vorgaben entsprochen htten. Da die Wurfmaschine jedoch eine gewisse Streuung bei der Verwirklichung der geforderten Anfangsbedingungen aufweist, liegen die Mewerte und die jeweils zugeh rigen berechneten Werte etwas abseits dieser Kurve. Wichtig zur Bewertung der bereinstimmung zwischen Rechnung und Messung ist nur der Vergleich der jeweiligen + mit dem zugeh rigen , die Abweichung von der Kurve macht letztlich eine Aussage ber die Funktionsqualitt der Wurfmaschine. 6.3 Exzentrische Ste 129 4 Messung Rechnung ohne Wurfstreuung Tangentialgeschwindigkeit in m/s 3.5 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0 -20 -10 0 10 Auftreffwinkel α in grad 20 30 Bild 6.15: Tangentiale Schwerpunktsgeschwindigkeit nach dem Sto Beim Winkel = 0, was einem zentralen Sto entspricht, ist die Abhebegeschwindigkeit 2.8 m/s, was bei der Anuggeschwindigkeit von -3.5 m/s die normale Stozahl "N = 0:8 besttigt. Bei Anugwinkeln < 0 springt der K rper deutlich acher ab. Dieser Eekt spiegelt sich auch in den Bildern wieder, die die Geschwindigkeit in x-Richtung und die Winkelgeschwindigkeit zeigen (Bilder 6.15 und 6.16). Bei = 0 ndern sich die Bewegungszustnde nicht: Der K rper iegt mit erfllter Rollbedingung an, st t ohne die Einwirkung eines Tangentialimpulses (Bild A.13) und iegt mit erfllter Rollbedingung (y_E = 3 m/s und !E = ;100 rad/s) weiter. Springt bei negativen Werten von der K rper acher ab, geht dies mit einer deutlichen Beschleunigung der Tangentialgeschwindigkeit und auch der Winkelgeschwindigkeit einher. Bei Winkeln < 20 kommt es zu gar keinem Abheben des K rpers mehr. Insgesamt zeigt sich fr den Bereich < 0 eine gute bereinstimmung zwischen Rechnung und Messung. Im Bereich > 0 spielen sich im wesentlichen die gegenteiligen Eekte ab wie im zuvor beschriebenen Bereich. Die Normalgeschwindigkeit nimmt zu und die Tangentialgeschwindigkeit ab. Im Grenzfall bei 35 verschwindet die tangentiale Schwerpunktsgeschwindigkeit und der Wurfk rper iegt, bereits mit einem Gegendrall versehen, senkrecht nach oben weg. In Bild 6.16 kann man den Einu der tangentialen Reversibilitt erkennen: Hier sind zustzlich noch Vergleichsrechnungen mit einem eingezeichnet, bei denen mit "T = 0 ohne tangentiale Reversibilitt gerechnet wurde. Man kann erkennen, da sich die Messungen damit nicht richtig nachbilden lassen. Die tangentialreversiblen Eekte spielen somit auch bei diesem Stotyp eine wichtige Rolle. 130 6 Auswertung der Stoversuche 200 Winkelgeschwindigkeit in rad/s 150 Messung Rechnung Rechnung ohne rev ohne Wurfstreuung 100 50 0 -50 -100 -150 -200 -20 -10 0 10 Auftreffwinkel α in grad 20 30 Bild 6.16: Winkelgeschwindigkeit nach dem Sto Die Bilder A.14 und A.13 zeigen die Impulse in normaler und tangentialer Richtung whrend des Stoes. Der Verlauf des Normalimpulses ist genau korreliert zur Abhebegeschwindigkeit y_E . Der Tangentialimpuls verschwindet, wenn = 0 gilt. Aullig bei allen Ergebnisbildern ist die zunehmend schlechte bereinstimmung der Meergebnisse mit den Rechnungen fr groe Winkel , insbesondere bei der Abhebegeschwindigkeit y_E , was sich auch in der Energiedierenz in Bild A.15 widerspiegelt. Bei diesen St en ist der Normalimpuls besonders gro. Das hat folgende Konsequenzen: Der Sto dauert lnger. Es sind deutliche "nderungen des Winkels whrend des Stoes denkbar, die das Ergebnis nicht mehr mit dem Impulsstomodell nachvollziehen lassen. Der Wurfk rper wird so stark elastisch verformt, da man nicht mehr von dem gleichen "N ausgehen kann, wie bei anderen Stokongurationen. Zusammenfassend lt sich feststellen: Bei den hier durchgefhrten St en steht die Impulsstohypothese bereits auf wackeligen Beinen. Bei den zentralen St en ist das nicht aufgefallen, da eine translatorische Verlagerung whrend des Stoes zu keiner Geometrienderung gefhrt hat. Zudem ist bei den Ballscheiben, die fr die zentralen Stoversuche verwendet wurden, die Kontaktsteigkeit h her, als bei dem mit kleinerem Radius an den Ecken abgerundeten exzentrischen Wurfk rper. Die Versuche untermauern die Stotheorie, insbesondere die tangentialreversiblen Eekte, zeigen aber zugleich die Grenzen des Impulsstomodells auf. 131 Kapitel 7 Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit ist es, einen Beitrag zum Verstndnis und zur Modellierung von Stoprozessen in Mehrk rpersystemen zu liefern. St e treten immer auf, wenn Teile eines Mehrk rpersystems untereinander oder mit einer inertialfesten Umgebung in Kontakt kommen und dabei eine Relativgeschwindigkeit zwischen den Kontaktpartnern vorhanden ist. In der Mechanik ist der Begri des Stoes eng mit der Vorstellung einer unstetigen Geschwindigkeitsnderung verknpft. Da in der Natur alle makroskopischen mechanischen Vorgnge stetig verlaufen, treten derartige bergnge nur bei einer massendiskreten Modellierung der beteiligten K rper auf. Insbesondere ist dies der Fall, wenn man die Modellvorstellung Starrk rper zugrunde legt. Es gibt kein allgemeingltiges Stomodell, das fr alle Berhrungsvorgnge in Mehrk rpersystemen gleichermaen geeignet ist. Nach dem Modellierungsgrundsatz so einfach wie m glich, so kompliziert wie n tig mu je nach spezischem Phnomen ein geeignetes Modell ausgewhlt werden. Bei sehr kurzen Stozeiten kann die Weiterbewegung der stoenden Teile whrend der Berhrzeit vernachlssigbar sein und die im Kontaktpunkt auftretenden Kraftspitzen k nnen die Betrge aller anderen eingeprgten Krfte im System bersteigen. Unter diesen Bedingungen ist es m glich, ein sogenanntes Impulsstogesetz zu verwenden. Dabei lt man in einem Grenzproze die Stozeit verschwinden und geht von unstetigen Geschwindigkeitsnderungen aus, die durch Kraftimpulse verursacht werden. Diese Impulse entsprechen dem Integral der Kontaktkraftspitzen ber die Stozeit. Findet ein Sto an mehreren Stellen im System gleichzeitig statt, was immer der Fall ist, wenn in einem System mehrere geschlossene Bindungen vorhanden sind, kann die auf einen Zeitpunkt reduzierte Impulsstobeschreibung nicht mehr zulssig sein. Auch komplizierte Haft-Gleit-bergnge in einem Kontakt k nnen bereits ein Modell, bei dem der Sto zeitlich aufgel st wird, notwendig machen. In dieser Arbeit wird dazu ein Hybrides Stomodell vorgestellt, das die Annahme konstanter Lagen der am Sto beteiligten K rper mit der M glichkeit beliebiger zeitlich aufgel ster Kontaktabfolgen verknpft. Mit diesem Modell ist es auch m glich, den Einu eingeprgter Krfte zu bercksichtigen, die die Gr enordnung der Stokontaktkrfte 132 7 Zusammenfassung erreichen. Die Stomodellierung von elastischen K rpern mu immer zeitkontinuierlich erfolgen, da die Speicherung und Entspeicherung von Energie nicht auf einen Punkt konzentriert werden kann, sondern der gesamte K rper zu diesem Proze beitrgt. Besonders aufwendig wird die Beschreibung, wenn man die Wellenausbreitung in den K rpern bercksichtigen mu, die zu v llig anderen Resultaten des Stovorgangs fhren kann, als es mit den anderen Modellen vorhersagbar ist. Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Darstellung eines Impulsstomodells, das einen m glichst groen Bereich von denkbaren Starrk rperst en abdecken soll. Insbesondere werden die Vorgnge in Richtung der Stotangente ausfhrlich modelliert. Dabei spielt nicht nur die Reibung eine Rolle, ohne die in Tangentialrichtung keine Krfte auftreten k nnen, sondern auch sogenannte tangentialreversible Eekte. Diese beschreiben, da whrend eines Stoes nicht nur in Normalenrichtung, sondern auch in tangentialer Richtung eine Umwandlung von kinetischer in potentielle Energie stattndet, die bei ihrer Rckumwandlung die Separation der K rper beziehungsweise eine tangentiale Relativgeschwindigkeit herbeifhrt. Der Sto teilt sich dabei angelehnt an das Poisson'sche Stogesetz in eine Kompressions- und eine Expansionsphase auf. In der Kompressionsphase werden die Kontaktpunkte so abgebremst, da keine weitere Annherungsgeschwindigkeit mehr vorhanden ist. Dabei k nnen auch in der Tangentialrichtung Geschwindigkeitsbergnge mit entsprechenden Reibphnomenen stattnden. Ein durch den Stokoezienten "N berechneter Anteil des Kompressionsimpulses wird in der Expansionsphase wieder verwendet, um die Separation der K rper zu erreichen oder zumindest ein weiteres Eindringen zu verhindern. Zustzlich entspeichert sich ein Teil des Tangentialimpulses, der durch die im Kontakt bertragbare Reibung begrenzt wird. Dafr wird der tangentiale Stokoezient "T eingefhrt. Somit ist auch in Tangentialrichtung eine Umkehrung der Relativbewegung m glich. Dieser Vorgang wird als tangentialreversibler Sto bezeichnet. Das Gesetz ist auch auf Mehrfachkontakte anwendbar, da die Bewegungsnderungen ber Impulsbilanzen fr das Gesamtsystem berechnet werden und eine Formulierung mit einseitigen Bindungen die Impenetrabilitt der beteiligten K rper immer garantiert. Mit einer Versuchseinrichtung wurde das vorgestellte Stogesetz mit Experimenten verglichen. Diese Anlage besteht einerseits aus einer Wurfmaschine, die scheibenf rmige Probek rper aus nahezu beliebigen Materialien auf eine Unterlage iegen und dort stoen lt und andererseits aus der zugeh rigen Auswertetechnik. Die Bahn des Wurfk rpers wird whrend der gesamten Flugphase mittels einer Stroboskopbeleuchtung fotograert. Anhand der Auswertung dieser Fotos kann die translatorische und rotatorische Geschwindigkeit des K rpers vor und nach dem Sto bestimmt werden. Damit lassen sich die Stoimpulse und die Reibkoezienten der Kontaktpartner bestimmen. Zentrale Stoversuche wurden mit verschiedenen Materialpaarungen durchgefhrt. Die St e von PVC- und Teon-Wurfk rpern auf eine Melamintischplatte zeigen das 133 Verhalten eines reinen Reibstoes. Die Tangentialgeschwindigkeit im Kontakt wird entweder bis hin zur Rollbedingung abgebremst oder der K rper rutscht whrend des Stoes komplett durch. Der Wurfk rper mit dem Stobelag aus einem Gummiball zeigt ein ausgeprgtes tangentialreversibles Verhalten. Reicht die Reibung aus, um Haften whrend des Stoes zu gewhrleisten, wird die Tangentialbewegung nahezu vollstndig umgekehrt. Hier zeigen sich Eekte, die von sogenannten Superbllen bekannt sind. Fr den tangentialen Stokoezienten konnten aus den Messungen Werte von "T 0:8 ermittelt werden# sie liegen damit in der gleichen Gr enordnung wie der normale Stokoezient "N fr diese Materialien. Ein besonders interessantes Ergebnis dieser Arbeit ist, da tangentialreversible Effekte auch bei den technisch relevanten Materialpaarungen Stahl-Stahl und StahlAluminium auftreten. Diese Eekte sind nicht so ausgeprgt wie bei einem Gummik rper, treten aber dennoch deutlich auf. Der tangentiale Stokoezient liegt fr beide Materialpaarungen bei "T 0:25# zudem zeigt sich bei groen Relativgeschwindigkeiten deutlich der Eekt der fallenden Reibkennlinie. Mit einem dreieckf rmigen Gummiwurfk rper wurden exzentrische Stoversuche durchgefhrt. Die Ergebnisse stimmen ebenfalls gut mit dem theoretischen Stomodell berein. Die Stokoezienten sind mit den Koezienten des zentralen Stoes nahezu identisch. Somit scheint auch der tangentiale Stokoezient ein Materialparameter zu sein. Bei den exzentrischen St en, bei denen ein besonders tiefes Eindringen mit relativ langer Kontaktzeit auftritt, stimmen die Versuchsergebnisse schlechter mit den theoretischen Berechnungen berein. Hier ist die Annahme der konstanten Lagen whrend einer vernachlssigbaren Stozeit nicht mehr erfllt. Damit ist die Modellierung dieser St e mit dem Impulsstogesetz oensichtlich nicht mehr zulssig. Das in dieser Arbeit vorgestellte Stomodell ist in der Lage einen weiten Bereich von St en, wie sie in Mehrk rpersystemen auftreten, richtig zu beschreiben. Von besonderer Wichtigkeit ist das Konzept des tangentialreversiblen Stoes, der auch bei technisch relevanten Stopaarungen auftreten kann. Damit ist es m glich, St e in Mehrk rpersystemen realistischer zu beschreiben, als es bisher der Fall war. 134 A Bildanhang Anhang A Bildanhang Auf den folgenden Seiten sind die Versuchsergebnisse in Bildern dargestellt, die im Kapitel 6 erklrt sind, dort aber keinen Platz fanden. Zentrale Stoversuche 1 PVC Trend Stosszahl εN 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -6.5 -6 -5.5 -5 -4.5 -4 -3.5 normale Stossgeschwindigkeit vorher vn Bild A.1: Normale Stozahl PVC -3 -2.5 135 0.15 PVC Theorie Impuls tangential ΛT 0.1 0.05 0 -0.05 -0.1 -1 -0.5 0 0.5 Relativgeschwindigkeit tangential γ 1 Bild A.2: Tangentialimpuls PVC 0.6 0.4 0.2 γTE 0 -0.2 -0.4 -0.6 -0.8 Teflon Theorie -1 -0.5 0 γ 0.5 Bild A.3: Tangentiale Relativgeschwindigkeit Teon 1 136 A Bildanhang 0.15 Teflon Theorie Impuls tangential ΛT 0.1 0.05 0 -0.05 -0.1 -0.15 -1 -0.5 0 0.5 Relativgeschwindigkeit tangential γ 1 Bild A.4: Tangentialimpuls Teon 0.08 Teflon 0.06 0.04 Reibwert μ* 0.02 0 -0.02 -0.04 -0.06 -0.08 -0.1 -3 -2 -1 0 1 2 Mittlere Tangentialgeschwindigkeit Bild A.5: Reibverhltnisse Teon 3 4 137 1 Gummi Trend Stosszahl εN 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -6.5 -6 -5.5 -5 -4.5 -4 -3.5 -3 -2.5 normale Stossgeschwindigkeit vorher vn -2 -1.5 Bild A.6: Normale Stozahl Gummi 1 Stahl-Stahl Trend Stosszahl εN 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -5 -4.5 -4 -3.5 -3 -2.5 normale Stossgeschwindigkeit vorher vn Bild A.7: Normale Stozahl Stahl-Stahl -2 -1.5 138 A Bildanhang 0.5 0 γTE -0.5 -1 -1.5 -2 -2.5 StahlStahl Theorie alt Theorie neu -3 -2.5 -2 -1.5 γ -1 -0.5 0 0.5 Bild A.8: Tangentiale Relativgeschwindigkeit Stahl-Stahl 1 Stahl-Alu Trend Stosszahl εN 0.8 0.6 0.4 0.2 0 -5 -4.5 -4 -3.5 -3 -2.5 normale Stossgeschwindigkeit vorher vn Bild A.9: Normale Stozahl Stahl-Aluminium -2 -1.5 139 0.5 0 γTE -0.5 -1 -1.5 -2 Stahl-Alu Theorie alt Theorie neu -3 -2.5 -2 -1.5 γ -1 -0.5 0 0.5 Bild A.10: Tangentiale Relativgeschwindigkeit Stahl-Aluminium 0.4 Stahl-Alu Theorie alt Theorie neu Impuls tangential ΛT 0.3 0.2 0.1 0 -0.1 -0.2 -0.3 -3 -2.5 -2 -1.5 -1 -0.5 Relativgeschwindigkeit tangential γ Bild A.11: Tangentialimpuls Stahl-Aluminium 0 0.5 140 A Bildanhang 0.25 Stahl-Alu 0.2 Reibwert μ* 0.15 0.1 0.05 0 -0.05 -0.1 -0.15 -1 0 1 2 3 4 5 6 Mittlere Tangentialgeschwindigkeit Bild A.12: Reibverhltnisse Stahl-Aluminium 7 8 9 141 Exzentrische Stoversuche Tangentialimpuls in kgm/s 0.15 Messung Rechnung ohne Wurfstreuung 0.1 0.05 0 -0.05 -20 -10 0 10 Auftreffwinkel α in grad 20 30 Bild A.13: Tangentialimpuls des Stoes Messung Rechnung ohne Wurfstreuung Normalimpuls in kgm/s 0.35 0.3 0.25 0.2 0.15 -20 -10 0 10 Auftreffwinkel α in grad Bild A.14: Normalimpuls des Stoes 20 30 142 A Bildanhang 0 Messung Rechnung ohne Wurfstreuung Energiedifferenz -0.05 -0.1 -0.15 -0.2 -0.25 -0.3 -20 -10 0 10 Auftreffwinkel α in grad 20 Bild A.15: Energieverlust durch den Sto 30 143 Anhang B Literatur 1] Adams, G. 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