Ablauf des Prozesses in der Pfarrei St. Norbert in Duisburg 01.11.2010 Pfarrer Andreas Willenberg schreibt dem Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, und bittet um Unterstützung bei der Findung einer Lösung in der finanziell wie auch pastoral schwierigen Lage der Pfarrei St. Norbert. Im Vorfeld hatte es eine Prüfung durch das Dezernat 3 (Kirchengemeinden) gegeben, die zu folgender Einschätzung kommt: „Die Auflistung der Wirtschaftlichkeitskosten der Pfarr-/Jugendheime und der Altenhilfe hat gezeigt, dass sich die Pfarrei die Beibehaltung aller Standorte nicht mehr leisten kann. Die Kosten für die Kirchengebäude weisen in die gleiche Richtung.“ Der Bischof hatte einige Monate vorher bei seinem ersten Besuch in der Pfarrei deutlich gemacht, dass er die Notwendigkeit der Aufgabe weiterer Gebäude für den Fall sieht, dass eine Kirchengemeinde mit den ihr zugewiesenen Mitteln nicht auskommt. 17.11.2010 Die Dezernenten Hans-Georg Hükelheim vom Dezernat Kirchengemeinden und Dr. Michael Dörnemann vom Dezernat Pastoral treten mit Pfarrer Willenberg in ein erstes Gespräch ein und überlegen das weitere Vorgehen. Pfr. Willenberg macht darauf aufmerksam, dass ein Prozess, in dem es zu weiteren Schließungen von Kirchen und Pfarrheimen kommt, für die Menschen vor Ort sehr schmerzhaft sei und dass er einen „Kampf“ zwischen einzelnen Gemeinden innerhalb der Pfarrei befürchte. Gleichzeitig bittet er noch einmal darum – wie er es bereits im Brief an den Bischof getan hat –, dass der Bischof und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst zeitnah ein klares und verlässliches Ziel benennen, für das gemeinsam mit den Ansprechpartnerinnen und –partnern im Generalvikariat Szenarien entwickelt werden können. 21.01. und 24.02.2011 Weitere Gespräche zwischen Pfarrer Willenberg und Vertretern des Dezernates 3 (Kirchengemeinden) bezüglich Perspektiventwicklung für die gesamte Pfarrei St. Norbert sowie Bearbeitung operativer Fragestellungen 04.04.2011 Weiteres Gespräch vor Ort zwischen Herrn Hükelheim, Dr. Dörnemann und Pfr. Willenberg. Es wird ein Prozess vereinbart. Pfr. Willenberg lädt zum 13.04.2011 zu einer nicht öffentlichen Sitzung von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat ein. In der Einladung heißt es: „Thema des Abends ist die ´Perspektiventwicklung´ für die Pfarrei St. Norbert. Neben den dem Pfarrgemeinderat bereits zur Verfügung gestellten pastoralen Zahlen sollen auch Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung vorgestellt und erläutert werden. Mit der Vorstellung möglicher „Szenarien“ soll ein Gesprächsprozess mit Begleitung durch das Bischöfliche Generalvikariat begonnen werden. An diesem Termin werden 2 seitens des Bistums Essen die Herren Thomas Diekamp und Thomas Tebruck aus dem Dezernat 3 (Kirchengemeinden) und Herr Winfried Quint aus dem Dezernat 1 (Pastoral) teilnehmen. Herr Quint hat sich bereit erklärt, als Moderator den Gesprächsprozess in der Pfarrgemeinde zu begleiten. 13.04.2011 Im Vorfeld der gemeinsamen Sitzung von Kirchenvorstand (KV) und Pfarrgemeinderat (PGR) sind vom Generalvikariat an Pfr. Willenberg elektronisch Daten aus dem GIS-Programm (wie Meldewesenzahlen, Altersgruppen, Sinus-Milieu-Verteilung, Einrichtungen in den Gemeinden etc.) zugeleitet und seínerseits den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt worden. Bei der Sitzung stellen die Herren Diekamp und Tebruck umfangreich die als Grundlage zur Entwicklung der Szenarien dienenden Merkmale der einzelnen Standorte dar: Erhebung Gebäudezustand, Abschätzung Investitions- und Sanierungsbedarf, „laufende Kosten“ je Standort, Investive Maßnahmen (AOH) der letzten zehn Jahre. Anschließend präsentierten sie mit Pfr. Willenberg und Herrn Winfried Quint die vorab entwickelten drei Szenarien und die Rahmenbedingungen: 1. St. Norbert, St. Peter, St. Hildegard 2. St. Norbert, Herz Jesu, St. Barbara (Ein Gebäude auf dem Gebiet St. Peter bleibt als Ort der Liturgie, der Diakonie und der Katechese) 3. St. Norbert, Herz Jesu, St. Georg (Gottesdienststandort), (Ein Gebäude auf dem Gebiet St. Peter bleibt als Ort der Diakonie, der Liturgie und der Katechese) Folgende Rahmenbedingungen sind in den Überlegungen gesetzt: St. Norbert als Pfarrkirche und als zentraler Ort der Pfarrei ist gesetzt. Höchstens zwei der drei großen älteren Kirchen St. Norbert, Herz Jesu und St. Peter sind dauerhaft zu halten. Im Blick dürfen nicht nur die „derzeit aktiven Katholiken“ sein, sondern auch alle in Hamborn lebenden Menschen (missionarischer und diakonischer Auftrag der Kirche) Die Pfarrei muss dauerhaft wirtschaftlich wie pastoral handlungsfähig sein. Die weiter zurückgehenden Zahlen der aktiven Priester und der anderen in der Pastoral tätigen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Blick zu behalten. Die demographische Entwicklung (2006 hatte die Pfarrei 22 698 Katholiken, Ende 2010: 20 167) ist im Blick. Nach der Bearbeitung von Nachfragen und der Einigung auf das weitere Vorgehen, bilden sich im Zufallsverfahren drei Gruppen zur qualifizierenden Bearbeitung der Szenarien. Dem soll auch weiteres ausgehändigtes Datenmaterial zu pastoralen sowie baulichen und finanziellen Aspekten dienen. Die Bearbeitung durch die Gruppen mündet in eine weitere gemeinsame Sitzung von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat am Sonntag, 26.06.2011. 3 26.06.2011 Die Sitzung wird wiederum moderiert von Herrn Quint, auch Herr Diekamp ist seitens des Bistums wieder anwesend. Die Ergebnisse der Bearbeitung der drei Szenarien werden von den Gruppen, z. T. mit Vorschlägen für Varianten oder Ergänzungen, vorgestellt, erläutert und besprochen: 1. St. Norbert, St. Peter, St. Hildegard Vorschlag der Gruppe: St. Norbert, Herz Jesu, St. Hildegard, mit pastoralem Raum in St. Peter 2. St. Norbert, Herz Jesu, St. Barbara Vorschlag der Gruppe: St. Hildegard, Herz Jesu, St. Peter, oder: die Pfarrei heißt weiter St. Norbert, St. Peter wird als „Fingerzeig Gottes“ vom Bistum finanziert, eine künftige Kooperation (Übergang) in die Gründergemeinde St. Johann ist möglich. 3. St. Norbert, Herz Jesu, St. Georg Vorschlag der Gruppe: St. Norbert, Herz Jesu, St. Hildegard St. Peter wird als sozial-pastorales Projekt in Marxloh herausgenommen. Pfr. Willenberg übernimmt es, die Ergebnisse des Treffens mit Anmerkungen seinerseits an Bischof Dr. Overbeck weiterzuleiten, damit dieser bis Ende der Herbstferien eine Entscheidung fällen kann. In diese Sitzung hinein kommt die Entscheidung des Kirchenvorstands von St. Norbert, die Kirche Herz Jesu in Neumühl zu schließen, da aufgrund des Gewölbeschadens die Sicherheit der Gottesdienstmitfeiernden nicht mehr gewährleistet werden kann. Juli 2011 In Gesprächen zwischen Bischof Dr. Overbeck und seinen Mitarbeitern im Generalvikariat, u.a. Domkapitular Pfeffer (Dezernat Personal/Pastoral) und Domkapitular Dr. Dörnemann (Dezernat Pastoral) werden die dem Bischof vorgelegten Ergebnisse aus St. Norbert besprochen. Herr Pfeffer bringt noch einmal die sehr dramatische Situation des Rückgangs des pastoralen Personals vor. Dr. Dörnemann weist auf die schwierigen pastoralen Herausforderungen in St. Norbert hin. Es wird in den Beratungen immer deutlicher, dass St. Johann und St. Norbert zusammen gesehen werden müssen. Auch die demographische Entwicklung wird in den Focus genommen. Es herrscht Einigkeit, dass den Menschen in St. Norbert in fünf oder acht Jahren nicht wieder ein nächster Prozess von Strukturanpassung zugemutet werden kann. Wenn man jetzt schon klar erkennt, dass langfristig nur eine Pfarrei sinnvoll ist, dann muss der Schritt jetzt erfolgen. Bei dieser Einschätzung wird aber nicht das Problem ausgeklammert, dass damit die vorab von Bischof und Generalvikariat vorgegebenen Rahmenbedingungen für den Prozess in St. Norbert im Nachgang verändert werden. Das wird schwierig zu vermitteln sein. Aufgrund des „Staatspatronates“ der Abteikirche St. Johann macht nur diese Kirche, auch als älteste Kirche in diesem Ortsteil, als Pfarrkirche Sinn. Dann müsste auch ein Chorherr der Prämonstratenser langfristig der Pfarrer sein. 4 Bischof Dr. Overbeck entscheidet, dass er auf Abt Albert zugeht mit der Bitte, ob er mit seinem Konvent zukünftig den Pfarrer und bis zu drei weitere Priester der Abtei für die priesterlichen Dienste zur Verfügung stellen kann. Weiterhin ist daran gedacht, dass Gemeindereferent(inn)en und/oder Diakone mit den Prämonstratensern die Seelsorge sichern. 09.08.2011 Gespräch zwischen Abt Albert und Bischof Dr. Overbeck in Anwesenheit von Domkapitular Pfeffer und Domkapitular Dr. Dörnemann im Bischofshaus. Ergebnis: Abt Albert berät, u.a. mit dem Abtsrat, bis zum 09.09.2011, ob und wie die Abtei St. Johann langfristig das pastorale Personal im Gebiet des ehemaligen Dekanates Hamborn stellen kann. 09.09.2011 Weiteres Gespräch zwischen Abt Albert und Bischof Dr. Overbeck in Anwesenheit von Generalvikar Dr. Thönnes, Domkapitular Pfeffer und Domkapitular Dr. Dörnemann. Die Prämonstratenserabtei sagt zu, langfristig das priesterliche Personal in Hamborn zu stellen. Ohne konkrete Namen zu nennen, versicherte Abt Albert, dass ein Chorherr das Amt des Pfarrers übernehmen könnte. Ferner können weitere Chorherren als Priester in der Seelsorge tätig sein. Die am 26.06.2011 vorgelegten Ergebnisse aus St. Norbert sollen Berücksichtigung finden, nach denen St. Hildegard und Herz Jesu als Gemeindekirchen erhalten bleiben und ein sozial-pastoral-caritativer Standort in St. Peter und Paul, Marxloh, entwickelt werden soll. 10.10.2011 Auf Einladung des Bischofs werden alle Mitglieder des Pastoralteams St. Norbert und des Pastoralteams St. Johann über die langfristig angezielte pastorale Struktur in Hamborn direkt durch den Bischof informiert. Hierbei wird auch eine konkrete Zeitschiene bis Ende 2015 als begründeter Vorschlag präsentiert auf denen die Gremien aus St. Norbert und St. Johann bis Ende November 2011 reagieren können. Die beiden Pfarrer Andreas Willenberg und Dominik Kitta OPraem wurden vorher am 30.09.2011 über die Planungen durch die Domkapitulare Pfeffer und Dörnemann unterrichtet. Am Abend des 11.10. haben Herr Hükelheim, Herr Diekamp, Herr Quint und Dr. Dörnemann den Gremien KV und PGR aus St. Norbert den begründeten Vorschlag des Bischofs erläutert und zwei Tage später dem KV und PGR von St. Johann. Die Gremien werden gebeten, sich bis Ende November zu diesem Vorschlag des Bischofs zu äußern. 16.10.2011 Der Brief des Bischofs zum begründeten Vorschlag wird in den Sonntagsgottesdiensten aller Kirchen der Pfarreien St. Norbert und St. Johann verlesen. 18.11.2011 Vertreter aus den Gemeinden St. Peter und Paul, St. Hildegard und Herz Jesu übermitteln über Pfr. Willenberg per E-Mail getrennt voneinander ein Votum zum verbindlichen Vorschlag an den Dezernenten Pastoral. Am Nachmittag findet ein Treffen mit Vertretern aus den Gemeinderäten von St. Norbert und St. Barbara mit Pfarrer Willenberg und den Dezernenten Hükelheim, Pfeffer und Dr. 5 Dörnemann statt. Hier werden wiederum zwei unterschiedliche Voten zum verbindlichen Vorschlag des Bischofs übergeben. Dem Bischof liegt somit keine einmütige Stellungnahme zum Vorschlag vor, sondern fünf. In einem Punkt stimmen die Voten überein: dass im Westen der Pfarrei, möglichst im Ortsteil Marxloh, eine kirchliche Präsenz, möglichst mit Kirchbau, erhalten bleiben soll. November 2011 Domkapitular Pfeffer ist im Kontakt mit Abt Albert bezüglich des zukünftigen priesterlichen Personals seitens der Prämonstratenser. 29.11.2011 Die PGR-Vorsitzende von St. Norbert, Frau Angelika Hoffmann, hat alle Interessierten, u.a. auch PGRVorsitzende aus dem Bistum, nach St. Norbert eingeladen. Der Diskussion, die von einem Duisburger Ratsherrn moderiert wird, stellen sich aus dem Generalvikariat die Dezernenten Hükelheim, Pfeffer und Dr. Dörnemann. Auch Herr Winfried Quint ist anwesend. Ca. 150 Personen waren gekommen. Ein sehr großer Prozentsatz kam aus den beiden Pfarreien St. Johann und St. Norbert, einige wenige PGRVorsitzende aus dem Bistum. Auffällig war, dass sehr wenig jüngere Leute aus den Gemeinden St. Barbara und St. Norbert anwesend waren. 30.11.2011 Propst Dominik Kitta OPraem übergibt im Bischofshaus das Votum zum verbindlichen Vorschlag des Bischofs von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat der Pfarrei St. Johann. Dezember 2011 Es finden Einzelgespräche zwischen Bischof Dr. Overbeck und den Pfarrern Dominik Kitta OPraem und Andreas Willenberg statt. 03.01.2012 Bischof Dr. Overbeck geht durch die Gemeinden von St. Norbert. Damit löst er ein Versprechen ein, dass er am 10.11.2011 protestierenden Christen aus St. Barbara und St. Norbert vor dem KardinalHengsbach-Haus gegeben hat. Januar 2012 Es wird eine endgültige Entscheidung des Bischofs in den Dezernaten 1 (Pastoral)und 3 (Kirchengemeinden) in enger Anbindung an das Dezernat 4.1 (Personal/Pastoral) für den Bischof vorbereitet. Gleichzeitig wird auch die Personalfrage mit Abt Albert einer weiteren Klärung zugeführt. 20.01.2012 Gespräch zwischen Bischof Dr. Overbeck und den beiden Pfarrern Dominik Kitta OPraem und Andreas Willenberg unter Beteiligung der Dezernenten Klaus Pfeffer und Dr. Michael Dörnemann über die endgültige Entscheidung 6 21.01.2012 Bekanntgabe der endgültigen Entscheidung in den Gremien durch die Dezernenten Dr. Michael Dörnemann und Hans-Georg Hükelheim, anschließend Pressegespräch. 21./22.01.2012 Information der Pfarreien durch einen Brief des Bischofs in den Vorabendmessen und Sonntagsgottesdiensten bis 31.01.2012 Bildung von Koordinierungsausschüssen mit Vertretern aus beiden bisherigen Pfarreien in Bezug auf Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat ab Februar 2012 Langsames Zusammenführen der Gemeinden Klärung der Fragen bezüglich der Standorte auf dem Gebiet der derzeitigen Pfarrei St. Johann Zuordnung der Gemeinden im Gebiet der zukünftigen neuen Pfarrei St. Johann Vorbereitung eines neuen gemeinsamen Pastoralplanes Immobilien und Finanzplan In der Klärung dieser Fragen werden die Gremien vor Ort in den kommenden Jahren begleitet durch die Herren Rolf Preiss-Kirtz (Dezernat Pastoral) und Thomas Diekamp (Dezernat Kirchengemeinden). spätestens 01.11.2015 Zupfarrung der bisherigen Pfarrei St. Norbert zur Pfarrei St. Johann und Gründung der neuen Pfarrei St. Johann