Monte-Carlo-Simulation mit Copula Quantitatives Risikomanagement vorgelegt von Kevin Schellkes und Christian Hendricks Bergische Universität Wuppertal Fachbereich C - Stochastik Dozent: M.Sc. Brice Hakwa 29. August 2010 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 2 Korrelationsansatz 2 3 4 5 2.1 Herleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2.2 Portfoliowert in K Tagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2.3 Monte-Carlo-Simulation mit Korrelationsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Copulaansatz 5 3.1 Gauÿ-Copula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 3.2 t-Copula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 3.3 Tailabhängkeit Gauÿ- und t-Copula . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 3.4 Simulation der Renditen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 3.4.1 Bestimmung der Randverteilungen 3.4.2 Copula-Parameterschätzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 3.4.3 Praktische Umsetzung mit einer Monte-Carlo-Simulation . . . . . . . . . 14 Numerische Tests 10 15 4.1 Berechnung des Value at Risk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4.2 Backtest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Fazit 17 1 1 Einleitung Ziel dieser Arbeit ist es, basierend auf dem Working Paper von Patrick Deuÿ zum Thema Measuring the Value at Risk of a Stock Portfolio - The Copula Approach zwei Verfahren vorzustellen, mit denen an Hand von Monte-Carlo-Simulationen der Value at Risk eines Aktienportfolios ermittelt werden kann. Das erste Verfahren baut auf dem herkömmlichen Ansatz auf, eine lineare Abhängigkeitsstruktur der Aktienrenditen anzunehmen, während der zweite Ansatz die Abhängigkeit mittels einer Copula erklärt. 2 Korrelationsansatz 2.1 Herleitung Der Standardansatz geht von einer Aktienkursbewegung aus, die sich gemäÿ der folgenden stochastischen Dierentialgleichung entwickelt: dSti = µi (St , t)dt + σi (St , t)idWti für 0≤t≤T und i = 1, ...I Die Bewegung der Aktie i wird also durch einen deterministischen Updrift und eine Zufalls- Wti ermittelt, wobei Wti ∼ N (0, t) σi (St , t) fest, ergibt sich die Darstellung komponente in Form eines Wiener Prozesses Wählt man die Funktionen µi (St , t) und Sti = S0i µi dt + σi S0i dWti verteilt ist. 0≤t≤T für mit der analytischen Lösung Sti = S0i exp (µi − 12 σi2 ) t + σi Wti ) | {z } (1) =:αi ⇔ Si ln( Sti ) 0 = αi t + σi Wti (2) In Matrixschreibweise, mit St := (St1 , ..., StI ) α := (α1 , ..., αI ) Wt := (Wt1 , ..., WtI ) σ1 0 .. D := . 0 σI lässt sich die Lösung umschreiben S01 St = ... S0I α1 . exp .. σ1 .. t + αI 0 2 0 . Wt1 .. . σI WtI Man erkennt leicht, dass die einzelnen Aktienkurse zum Zeitpunkt t unabhängig voneinander sind. In der Realität trit dieses Verhalten allerdings nicht zu. Daher wollen wir im Folgenden annehmen, dass eine Korrelation innerhalb der Aktienkursdynamik besteht. Sie kann durch die Kovarianzmatrix Σ der beobachteten logarithmischen Renditen beschrieben werden und ermöglicht die Modellierung einer linearen Abhängigkeitsstruktur. ρ1,1 σ1 σ1 . . . ρ1,I σ1 σI . . .. . . Σ = . . . ρI,1 σI σ1 . . . ρI,I σI σI σ1 0 1 ρi,j σ1 .. .. = . . 0 σI ρj,i 1 0 Ziel ist es nun, einen Zufallsvektor 1 genügt . Y := αt + ΣWt Cholesky-Zerlegung von Y ∈ RI . σI Y ∼ N (αt, Σt) αt + ΣWt ∼ N (αt, ΣΣT t). Erst die führt auf das gewünschte Ergebnis: at + LWt ∼ N (αt, LLT t) ∼ N (αt, Σt) 1 .. zu erzeugen, der der Verteilung erfüllt diese Bedingung nicht, da Σ = LLT 0 gem. (2) , um logarithmische Renditen zu simulieren 3 2.2 Portfoliowert in K Tagen Nun möchten wir mittels Monte-Carlo-Simulation den Wert unseres Portfolios in K Tagen vorhersagen. Um verlässliche Daten zu erhalten, sollte die Anzahl N der ins Modell einieÿenden logarithmischen Tagesrenditen deutlich gröÿer sein als der vorherzusagende Zeitraum K. An dieser Stelle werden die täglichen log-Renditen auf den Zeitraum K transformiert, so dass später t = 1 gesetzt γi (l) für i = 1, ..., I in der Simulation werden kann, um den Assetkurs zum Zeitpunkt K zu erhalten. Wird mit und l = 1, ..., N die logarithmische δK := NK−1 durch Tagesrendite der Aktie i bezeichnet, lässt sich die K-Tagesrendite mit γi,k = K X γi (kK + n) für k = 0, ..., δK n=1 berechnen. Gilt hierbei N mod K=c mit c 6= 0, so werden die letzten c Datensätze vernach- lässigt und nicht weiter berücksichtigt. Der Erwartungswertschätzer der K-Tagesrenditen von Aktie i ist gegeben durch δ γiK = K 1 X γi,k δK + 1 k=0 Als Parameter für unsere spätere Simulation erhalten wir damit anzmatrix wird aus der transformierten Beobachtungsmatrix XK K γ1 .. K α := . . γIK := (γi,k )i=1,...,I Die Kovari- gewonnen. k=0,...,δK In Matlab z.B. mit dem Befehl cov(X Portfoliowert K ). Nachdem die Parameter geschätzt wurden, kann der 2 in K-Tagen mit einer Monte-Carlo-Simulation berechnet werden. 2.3 Monte-Carlo-Simulation mit Korrelationsansatz Algorithmus 1: Monte-Carlo mit Korrelationsansatz transformiere Beobachtungsmatrix auf logarithmische K-Tagesrenditen Schätze die Verteilungsparameter for j = 1 → R do ermittle Y = αK und ΣK aus der neuen Beobachtungsmatrix (y1 , ..., yI ) ∼ N (αK , ΣK ) for i = 1 → I do Ŝji = S0i exp(yi ) end forP Ŝj = 1 I end forP Ŝ = 2 1 R I l l=1 Ŝj (Portfoliowert in der j-ten Simulation) R l=1 Ŝl (Portfoliowert gem. Monte-Carlo) für ein gleichgewichtetes Portfolio 4 3 Copulaansatz Im vorherigen Modell wurde eine lineare Abhängigkeit der einzelnen Renditen in Form der Korrelation unterstellt. Es ist allerdings fragwürdig, ob damit alle Formen der Abhängigkeit erklärt werden können. Im folgenden Beispiel sind Realisationen von 2 Zufallsvariablen angegeben. In beiden Plots weisen die Zufallsvariablen neben den gleichen Randverteilungen auch die gleiche Korrelation auf. Dennoch sind die Abhängigkeitsstrukturen unterschiedlich, was besonders deutlich im unteren und oberen Randbereich zu erkennen ist. Bei Nutzung des Korrelationsansatzes würde nur die lineare Abhängigkeit in Form der Korrelation berücksichtigt. Daher wird in diesem Abschnitt die Abhängigkeitsstruktur mittels einer Copula modelliert, die in der Lage ist auch komplexere Abhängigkeitsstrukturen zu erfassen. Wir verwenden dabei die Gauÿ- und t-Copula. Abbildung 1: Embrechts' Fallacies (siehe [1]) 3.1 Gauÿ-Copula Die Gauÿ-Copula ist deniert durch eine multivariate Normalverteilung φI (0, P ) := φIP der Dimension I mit Korrelationsmatrix P, sowie der univariaten Standardnormalverteilung als Randverteilungen φ. CPGa (v1 , ..., vI ) = φIP (φ−1 (v1 ), ..., φ−1 (vI )) Z φ−1 (v1 ) Z φ−1 (vI ) = ... −∞ mit |P | als Determinante von P und 1 (2π)1/2 |P |1/2 −∞ zi = φ−1 (vi ) für exp − 21 z T P −1 z dz1 . . . dzI i = 1, ..., I Die Dichte der Gauÿ-Copula ist −1/2 cGa P (v1 , ..., vI ) = |P | 5 exp − 12 z T (P −1 − IdI )z 3.2 t-Copula Weitgehend analog zur Gauÿ-Copula ist die t-Copula deniert. Sie hat neben der Korrelatiosmatrix P die Anzahl der Freiheitsgrade ν als weiteren Parameter. t −1 Cν,P (v1 , ..., vI ) = tIν,P (t−1 ν (v1 ), ..., tν (vI )) Z t−1 Z t−1 ν+I ν (vI ) ν (v1 ) Γ( 2 ) √ ... = ν I −∞ −∞ mit Γ als Gammafunktion und Γ( 2 ) (νπ) |P | 1+ z T P −1 z ν ν+I 2 dz1 . . . dzI zi = t−1 ν (vi ). Die Dichte der t-Copula ist ctν,P (v1 , ..., vI ) = |P |−1/2 − ν+I T −1 2 ν+I ν I 1+ z P z ν Γ( 2 ) Γ( 2 ) ν ν+1 !− ν+1 Γ( 2 ) Γ( 2 ) 2 QI zi2 i=1 1+ ν Verteilungsfunktion Gauß−Copula mit ρ=0.5 Dichtefunktion Gauß−Copula mit ρ=0.5 1 3 2 0.5 1 0 1 0.5 Y 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 0 1 1 0.5 Y X Verteilungsfunktion t−Copula mit ρ=0.5 und ν=5 4 0.5 2 0.5 Y 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 X Dichtefunktion t−Copula mit ρ=0.5 und ν=5 1 0 1 0 0 1 1 0.5 Y X 0 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 X Abbildung 2: Verteilungs- und Dichtefunktion der bivariaten Gauÿ- und t-Copula 6 3.3 Tailabhängkeit Gauÿ- und t-Copula Bei der Simulation eines Portfolios sind für uns vor allem die Wahrscheinlichkeiten von extremen Verlusten von Bedeutung. Eine Maÿzahl für diese Extrema ist der untere bzw. obere Tail-Abhängigkeitskoezient. Denition 1. allgemeine Tailabhängigkeit Für zwei stetige Zufallsvariablen X und Y mit Randverteilungen FX und FY ist, sofern der Limes existiert, der untere Abhängigkeitskoezient deniert durch λL (X, Y ) := lim P (X ≤ FX−1 (q)|Y ≤ FY−1 (q)) q→0+ und der obere Koezient durch λU (X, Y ) := lim P (X > FX−1 (q)|Y > FY−1 (q)) q→1− Denition 2. Tailabhängigkeit mit Copula Für zwei stetige Zufallsvariablen X und Y mit Randverteilungen FX ,FY und Copula C ist für q = FX (a) = FY (b) der untere Abhängigkeitskoezient deniert durch λL := lim q→0+ C(q, q) q und der obere Koezient durch λU := lim q→1− 1 − 2q + C(q, q) 1−q Ist die Korrelation zwischen zwei Zufallsvariablen 6= ±1, so folgt für die Gauÿ-Copula λL = λU = 0. Daraus folgt, dass selbst bei einer extrem starken positiven oder negativen Korrelation 6= ±1 zweier Zufallsvariablen, extreme Ausprägungen bei der Gauÿ-Copula unabhängig voneinader auftreten. Auf Grund dieser asymptotischen Unabhängigkeit eignet sie sich nicht zur Modellierung von Risiken mit Tail-Abhängigkeiten. Bei der t-Copula gilt für ρ > −1 stets λ > 0. Extreme Ausprägungen treten also tendenziell gleichzeitig auf, was die t-Copula geeignet 3 erscheinen lässt, um Risiken mit Tail-Abhängigkeit zu simulieren . 3 gem. [5] 7 3.4 Simulation der Renditen Die Simulation der Gauÿ- und t-Copula erfolgt weitgehend analog und wird an dieser Stelle mit Hilfe des Satzes von Sklar dargestellt. Satz 1. Satz von Sklar Sei F eine gemeinsame Verteilungsfunktion mit Randverteilungen F1 , ..., FI , dann gibt es eine Copula derart, dass F (z1 , ..., zI ) = C(F1 (z1 ), ..., FI (zI )) für alle z1 , ..., zI ∈ R. Falls die Randverteilungen stetig sind, ist C eindeutig. Andernfals ist C nur auf dem kartesischen Produkt der Wertebereiche von Fi für i = 1, ..., I eindeutig bestimmt. Mit Hilde des Satzes von Sklar kann die Simulation der Renditen grob in 2 Schritte aufgeteilt werden. Schritt 1: Modellierung der Einzelrenditen bzw. der Randverteilungen F1 , ..., FI Schritt 2: Wahl einer geeigneten Copula, sowie Anpassung ihrer Parameter - Modellierung der Abhängigkeit der Einzelrisiken Abbildung 3: Aufspaltung nach Sklar Denieren wir V1 := F1 (Z1 ), ..., VI := FI (ZI ), ergibt sich aus dem Satz von Sklar eine Berech- nungsmethode der Copula durch die Inversen der Randverteilungen C(v1 , ..., vI ) = F (F1−1 (v1 ), ..., FI−1 (vI )) Algorithmus 2: Simulation Copula 1. Generiere Z∼F und erhalte Realisation 2. Wende Randverteilung Fi z = (z1 , ..., zI )T auf jeden Eintrag zi des Vektors z an und erhalte v = (F1 (z1 ), ..., FI (zI ))T Der Vektor v erfüllt v ∼ C, Z ∼F Zi ∼ Fi verteilt und denn: verteilt, wobei teilung ist. Daraus folgt, dass Vi ∼ U (0, 1) Fi eine stetige und monoton wachsende Randver- verteilt, also gilt für die gemeinsame Verteilungs- 8 funktion FV FV (v1 , ..., vI ) = P (V1 ≤ v1 , ..., VI ≤ vI ) = P (F1 (Z1 ) ≤ v1 , ..., FI (ZI ) ≤ vI ) = P (Z1 ≤ F1−1 (v1 ), ..., ZI ≤ FI−1 (vI )) = F (F1−1 (v1 ), ..., FI−1 (vI )) Für F = φIP und Fi−1 = φ−1 bzw. F = tρ,ν und Fi−1 = t−1 ν ergeben sich damit die Gauÿ- bzw. t-Copula. Um damit unsere logarithmischen Renditen X = (X1 , ..., XI ) ∼ FX mit der entsprechenden Verteilung zu ermitteln, führen wir die Schritte 1 und 2 in umgekehrter Reihenfolge aus und es ergibt sich der folgende Algorithmus: Algorithmus 3: Simulation abhängiger Renditen 1. Generiere V ∼C mit Algorithmus 2 und erhalte Realisation 2. Wende Inverse der empirischen Randverteilung an und erhalte x= (F1−1 (v1 ), ..., FI−1 (vI ))T Fi v = (v1 , ..., vI )T auf jeden Eintrag vi des Vektors v Der erhaltene Vektor x erfüllt die gewünschte Verteilung und simuliert damit die logarithmischen Renditen mit der entsprechenden Abhängigkeit, denn: FX (x1 , ..., xI ) = P (X1 ≤ x1 , ..., XI ≤ xI ) = P (F1−1 (V1 ) ≤ x1 , ..., FI−1 (VI ) ≤ xI ) = P (v1 ≤ F1 (x1 ), ..., vI ≤ FI (xI )) = C(F1 (x1 ), ..., FI (xI )) da V ∼C 9 3.4.1 Bestimmung der Randverteilungen Zur Simulation der Randverteilungen bieten es sich an, entweder eine Verteilungsannahme zu machen und daraufhin die Parameter zu schätzen oder alternativ die empirischen Randverteilungen zu nutzen. Wir wollen uns innerhalb dieser Arbeit auf die zweite Variante beschränken. Die empirischen Randverteilungen werden aus den historischen Daten ermittelt. Bezeichnen wir mit X := (xi,j )i=1,...,I die Beobachtungsmatrix, die an Eintrag i, j die logarithmische Ta- j=1,...,N gesrendite der Aktie i in der j-ten Beobachtung enthält, so ist die empirische Randverteilung deniert durch: Denition 3. empirische Randverteilung N Fi,N (x) := 1 X 1{xi,n ≤x} (x) für i = 1, ..., I N +1 n=1 1{xi,n ≤x} (x) bezeichnet dabei die Indikatorfunktion. Es wird durch den Faktor N + 1 dividiert, um Fi,N ∈ [0, 1) zu gewährleisten. Sie kann ezient und einfach für die einzelnen Beobachtungen 1, ..., N xi,j für i = 1, ..., I und j = berechnet werden, wenn man ausnutzt, dass N X 1{xi,n ≤x} (xi,j ) = rank(xi,j ) n=1 ⇔ Fi,N (xi,j ) = rank(xi,j ) N +1 In Matlab kann die Berechnung mit folgender Funktion implementiert werden: function U = Randverteilung(data) [I,N] = size(data); U = zeros(I,N); for i=1 : I temp1 = temp1 = temp1 = temp1 = U(i,:)= end [data(i,:)', (1:N)']; sortrows(temp1,1); [temp1, (1:N)'./(N+1)]; sortrows(temp1,2); temp1(:,3)'; Damit erhalten wir die Randverteilungsmatrix U = (ui,j )i=1,...,I j=1,...,N Beobachtungen. 10 mit ui,j = Fi,N (xi,j ) der FDt. Telekom, 1000(x) 0.6 0.4 0.2 0 −0.03 FRWE,40(x) 1 −0.02 −0.01 0 0.01 0.02 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −0.2 0.03 1 1 0.8 0.8 FRWE,1000(x) FDt. Telekom,40(x) 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 −0.03 −0.15 −0.1 −0.05 0 0.05 0.1 0.15 −0.15 −0.1 −0.05 0 0.05 0.1 0.15 0.6 0.4 0.2 −0.02 −0.01 0 0.01 0.02 0.03 0.04 0 −0.2 0.05 logarithmische Rendite Abbildung 4: empirische Randverteilgungen 11 3.4.2 Copula-Parameterschätzung Um die Copula gemäÿ Algorithmus 2 simulieren zu können, müssen die Parameter der Copula erst entsprechend geschätzt werden. Bei der Gauÿ-Copula gilt es die Korrelationskoezienten und bei der t-Copula neben den Korrelationskoezienten noch die Anzahl der Freiheitsgrade zu schätzen. Maximum-Likelihood-Methode Wir bedienen uns an dieser Stelle des Maximum-Likelihood-Schätzers. Idee dieses Schätzers ist es, diejenigen Parameter zu wählen, die auf Grund der gemachten Beobachtungen bzw. Realisationen am plausibelsten erscheinen. Wird mit θi für i = 1, ..., I θ der Parameter der Copula und werden mit die Parameter der Randverteilungen bezeichnet, so lässt sich unter der An- nahme, dass von stochastisch unabhängigen, identisch verteilten Beobachtungen ausgegangen wird, der Maximum-Likelihood-Schätzer als Maximum der folgenden Funktion aufschreiben L(x, θ, θ1 , ..., θI ) = N Y c(F1 (x1,i , θ1 ), ..., FI (xI,i , θI ), θ) i=1 I Y fi (xj,i , θj ) j=1 wobei c die Dichte der Copula ist, mit c(v1 , ..., vI , θ) = ∂ I C(v1 , ..., vI , θ) ∂v1 ...∂vI Nutzt man aus, dass der Logarithmus monoton ist und das Maximum der logarithmischen Dichte an der gleichen Stelle angenommen wird wie von der nicht logarithmierten Rendite und vernachlässigen wir die Dichten der Randverteilungen, da ihre Parameter schon implizit durch die empirischen Randverteilungen geschätzt wurden, so folgt der Log-Maximum-LikelihoodSchätzer l(x, θ) = N X ln(c(F1 (x1,i ), ..., FI (xI,i ), θ)) i=1 Da die genauen Randverteilungen nicht bekannt sind, sondern nur ihre empirischen Randverteilungen, die in der Matrix U berechnet wurden, wird mit den Pseudorealisationen der Randverteilungen in den beobachteten Realisationen gearbeitet. Es wird die sogenannte Pseude-LogMaximum-Likelihoodfunktion bezüglich l(x, θ) = N X θ maximiert ln(c(u1,i , ..., uI,i , θ)) mit uk,j = Fk (xk,j ) i=1 Gauÿ-Copula-Parameterschätzung 4 für den Parameter P Das Maximum des Log-Likelihood-Schätzers kann bei der Gauÿcopula mittels φ−1 (U ) := φ−1 (u1,1 ) . . . φ−1 (u1,N ) . . . .. . . . −1 −1 φ (uI,1 ) . . . φ (uI,N ) 4 gem. [4] Beispiel 5.53 12 . und der Korrelation der Einträge von φ−1 (U ) gefunden werden P̂ = ρ(φ−1 (U )) Algorithmus 4: Parameterschätzung Gauÿ-Copula 1. Bestimme die empirischen Verteilungsfunktionen Fi,N für i = 1, ..., I 2. Wende die erhaltenen Verteilunsfunktionen auf die Beobachtungsmatrix X an und speichere Ergebnisse in 3. Transformiere U auf U ∈ RI×N φ−1 (U ) 4. Berechne die Korrelationsmatrix P̂ ∈ [−1, 1]I×I von φ−1 (U ) t-Copula-Parameterschätzung Der Parameter P der t-Copula kann über die Beziehung zum Kendall'schen Rangkorrelationskoezienten τ gewonnen werden P̂ = sin( π 2 τ (U )). Die Freiheitsgrade ν werden mittels Maximum-Likelihood-Methode geschätzt max ν l(x, ν, P̂ ) Algorithmus 5: Parameterschätzung t-Copula 1. Bestimme die empirischen Verteilungsfunktionen Fi,N für i = 1, ..., I 2. Wende die erhaltenen Verteilunsfunktionen auf die Beobachtungsmatrix X an und speichere Ergebnisse in U ∈ RI×N 3. Berechne die Kendall'schen Rangkorrelationskoezienten mit erhalte I×I P̂ = sin( π 2 τ (U )) und P̂ ∈ [−1, 1] 4. Maximiere den Log-Maximum-Likelidhoodschätzer max ν merischen Methoden 13 l(x, ν, P̂ ) mit geeigneten nu- 3.4.3 Praktische Umsetzung mit einer Monte-Carlo-Simulation Nachdem jetzt alle Einzelschritte beschrieben wurden, müssen diese noch praktisch umgesetzt werden. Da wir, ähnlich wie im 2. Kapitel zur Simulation an Hand des Korrelationsansatzes, auch diesmal den Portfoliowert in K Tagen simulieren möchten, gilt es zunächst die täglichen log-Renditen in logarithmische K-Tagesrenditen zu transformieren. Dies erfolgt analog zu dem bereits bekannten Ansatz aus dem vorherigen Kapitel. Ausgehend von der nun erhaltenen Beobachtunsmatrix XK werden die empirischen Randverteilungen berechnet, so dass wir die zur Beobachtungmatrix gehörenden Randverteilungsrealisationen in Matrix Nachdem die Copulaparameter geschätzt wurden, kann im Anschluss U K ∈ RI×δK erhalten. der Vektor v ∼ C mit Algorithmus 2 simuliert werden. Dieser wird, gemäÿ Algorithmus 3, in die inversen Randverteilungen eingesetzt. Hierbei ergibt sich das Problem, dass wir nur eine diskrete Darstellung Fi−1 für die Beobachtungen kennen, so j ∈ {1, ..., N }. Ist N groÿ genug, so sind die Fi−1 (vi ) 6= xi,j der einzelnen dass im Allgemeinen gilt für alle Randverteilungen fast kontinuierlich, so dass Fi−1 (vi ) ≈ xi,ji∗ ji∗ = für min (3) j∈{1,...,δK } |ui,j − vi | für i = 1, ..., I (4) also Fi−1 (vi ) ≈ Fi−1 (ui,ji∗ ) = xi,ji∗ (5) gilt. Somit erhalten wir eine Annäherung an die inversen Randverteilungen. Alternativ könnte man die Zwischenräume auch interpolieren. Führt man die Einzelschritte R-mal hintereinander aus und ermittelt aus den erhaltenen Rendi- 5 ten den Portfoliowert , erhält man zusammengefasst den folgenden Monte-Carlo-Algorithmus: Algorithmus 6: Monte-Carlo-Simulation mit Copula transformiere Beobachtungsmatrix auf logarithmische K-Tagesrenditen berechne empirische Randverteilungsmatrix UK schätze Copula-Parameter for j = 1 → R do erhalte Vektor x = (x1 , ..., xI ) for i = 1 → I do aus Algorithmus 3 unter Verwendung von (4) und (5) Ŝji = S0i exp(xi ) end forP Ŝj = 1 I end forP Ŝ = 5 1 R I l l=1 Ŝj (Portfoliowert in der j-ten Simulation) R l=1 Ŝl (Portfoliowert gem. Monte-Carlo) für ein gleichgewichtetes Portfolio 14 4 Numerische Tests 4.1 Berechnung des Value at Risk Innerhalb des Risikomanagements ist allerdings nicht der Portfoliowert von primären Interesse, sondern vielmehr das Risikokapital, das auf Grund gesetzlicher Bestimmungen ermittelt werden muss (z.B. zur Errechnung des Mindestkapitals/Solvenzkapitals). Der Value at Risk (VaR) dient diesbezüglich als Maÿzahl des Risikos. Denition 4. Value at Risk V aR(X, α) := FX−1 (α) FX−1 = min{x|FX (x) ≥ α} wobei FX−1 die Quantilfunktion der Verteilungsfunktion FX bezeichnet. Interpretieren lässt sich der VaR als Verlust, der mit der Mindestwahrscheinlichkeit α nicht überschritten wird. Vice versa beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass Verluste, die gröÿer als der VaR sind, höchstens 1 − α. Um den VaR praktisch berechnen zu können, benötigen wir nicht den Portfoliowert, sondern die einzelnen Ausgänge Ŝj für j = 1, ..., R aus den Portfoliosimulationen, um daraus die Dichte approximieren zu können. Die folgenden numerischen Experimente geben immer den prozentualen Wert des Portfolios gegenüber dem Anfangswert von 1 bzw. 100% 6 an. Das Portfolio besteht aus den Aktien der 4 Gesellschaften Dt. Telekom AG, RWE AG, BMW AG und Inneon AG mit jeweils identischer Gewichtung und N = 1158 in der Zeit vom 02.01.2007 bis 29.07.2011. K=10 K=20 12 6 Verlust Gewinn Verlust 10 5 8 4 6 3 4 2 2 1 0 0.7 VaR 1 1.2 1.4 1.6 0 0.7 1.8 VaR Gewinn 0.9 1 1.1 1.2 1.3 Abbildung 5: Dichte und VaR bei 100.000 Simulationen mit t-Copula für 1.4 1.5 α = 0.99 Da die Verluste auf der linken Seite der Dichtefunktion liegen, wird der Value at Risk mittels Matlab mit 6 V aRα = quantile(Ŝr , 1 indem Aktienstartwerte S0i = 1 − α) berechnet. gesetzt wurden 15 Tage K=5 K = 10 K = 20 Kondenzniveau COP Gauÿ-Copula COP t-Copula COR α = 0.99 α = 0.99 α = 0.99 0.9076 0.9044 0.9245 0.8703 0.8655 0.8899 0.8158 0.8105 0.8394 Tabelle 1: VaR - Berechnung Der VaR unter Verwendung der Copula-Ansätze ist gegenüber dem Korrelationsansatz in beiden Zeitperioden niedriger. Im Vergleich der beiden Copulaansätze ist der VaR der t-Copula geringer. Für den Praktiker bedeutet dies, dass bei der Verwendung der Copulas mehr Risikokapital vorgehalten werden muss. 4.2 Backtest Im vorherigen Abschnitt konnte experimentell festgestellt werden, dass bei Verwendung der Copulaansätze in der Praxis mehr Risikokapital bereitgestellt werden musste. Es stellt sich die Frage, ob dieses wirklich gemacht werden muss. Dies wollen wir innerhalb eines Backtests beantworten. K = 10 K = 20 0.25 0.25 0.2 0.2 0.15 0.15 0.1 0.1 0.05 0.05 0 0 −0.05 −0.05 −0.1 −0.1 −0.15 −0.15 −0.2 0 −0.2 20 40 60 80 100 −0.25 0 120 10 20 30 40 50 60 Abbildung 6: Backtest mit historischen logarithmierten K-Tages-Renditen Betrachtet man die historischen logarithmischen Renditen im Vergleich zum VaR mit beiden Ansätzen, so ist zu erkennen, dass der Korrelationsansatz (rote Linie) schlechter abschneidet als die Copulaansätze (grüne Linie). Obwohl auch der VaR mittels Copula nicht alle Renditen abdecken kann, deckt er sie dennoch besser ab als der Korrelationsansatz. Das Risiko wird beim Korrelationsansatz deutlich unterschätzt, was dafür spricht, dass nicht alle Abhängigkeiten durch die Korrelation erfasst wurden. Es bleibt noch zu klären, welche der beiden Copulaansätze bessere Ergebnisse erzielt. Gemäÿ der Arbeit von Patrick Deuÿ erzielt die t-Copula bessere Ergebnisse, was er auf die starke untere Tailabhängigkeit der Aktienrenditen zurückführt, die durch die t-Copula besser abgebildet werden kann. Ob wirklich eine Tailabhängigkeit besteht, soll an dieser Stelle an einem Beispiel mit dem unteren Tailabhängigkeitsschätzer getestet werden. 16 Denition 5. Tailabhängigkeitsschätzer7 bL (q) := λ #{(x, y) ∈ Beob. : x < FX−1 (q) ∧ y < FY−1 (q)} #{(x, y) ∈ Beob. : y < FY−1 (q)} bU (q) := λ #{(x, y) ∈ Beob. : x > FX−1 (q) ∧ y > FY−1 (q)} #{(x, y) ∈ Beob. : y > FY−1 (q)} 1 0.9 Bedingte Wahrscheinlichkeit 0.8 0.7 0.6 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 0 0 0.01 0.02 0.03 0.04 0.05 0.06 0.07 0.08 0.09 0.1 q Abbildung 7: unterer Tailabhängigkeitsschätzer für tägliche logarithmische Renditen der Telekom AG und RWE AG Es zeigt sich, dass im Testdatensatz eine starke untere Tailabhängigkeit herrscht und für diesen Datensatz die These der unteren Tailabhängigkeit von Aktienrenditen als wahr angesehen werden kann. 5 Fazit Innerhalb dieser Arbeit wurde sowohl der Korrelationsansatz und auch der Copulaansatz zur Ermittlung des Value at Risk eines Portfolios praxisnah vorgestellt. In dem anschlieÿenden numerischen Experiment konnte die Überlegenheit des Copulaansatzes, auch komplexere Abhängigkeitsstrukturen zu erfassen, an realen Daten getestet werden. Der Backtest zeigte, dass der herkömmliche Korrelationsansatz das Risiko systematisch unterschätzt. Diese Unterschätzung führt im Praxiseinsatz zu zu niedrigen Risikokapitalreserven und hat bei Börsencrashs unter Umständen dramatische Auswirkungen auf die Unternehmen. Daher sollte der Copulaansatz, trotz eventuell höherer Kapitalkosten, dem Korrelationansatz vorgezogen werden. 7 gem. [2] 17 Literatur [1] Abhängigkeitsmessung: Neuere Entwicklungen und Anwen- www.statistik.wiso.uni erlangen.de/lehre/diplom/versicherungsoekonomie/cops.pdf , Matthias Fischer dungen, (03. Dezember 2007) − anhand von Copulas, (28. Januar 2010) www.opt.math.tu − graz.ac.at/ cela/V orlesungen/Risk09 − 10/praesentationSchitteretal.pdf , Lisa Stadl- [2] Abhängigkeitsmodell müller, Christian Schitter, Peter Scheibelhofer, Wolfgang Draxler [3] Measuring the Value at Risk of a Stock Portfolio - The Copula Approach, (Januar 2009) www.imacm.uni − wuppertal.de/f ileadmin/imacm/preprints/amna0 90 2.pdf , Patrick Deuÿ [4] Quantitative Risk Management, (26. September 2005), A. McNeil, R. Frey, P.Embrechts [5] Risikoanalyse: Modellierung, Beurteilung und Management von Risiken mit Praxisbeispielen, Auage: 1 (15. September 2009), Claudia Cottin, Sebastian Döhler 18