hepatitis - Labor ROTHEN

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NR. 2 | JUNI 2017 | www.labor-rothen.ch
HEPATITIS
Ein Thema von vielen
Seiten betrachtet.
INTERVIEW
Dr. med.
Claude Scheidegger MPH
– Erfahrungen aus dem
Praxisalltag.
HEPATITIS
UND IHRE FOLGEN
Als Hepatitis werden entzündliche Erkrankungen der Leber
bezeichnet. Die Ursachen für Hepatitiden sind vielfältig; es
handelt sich dabei um Erkrankungen aus den Bereichen der
Infektionskrankheiten, Autoimmunität, Toxikologie, Onkologie, Genetik oder Fehlernährung.
«Was häufig ist, ist häufig…» Auf den
ersten Blick sagt dieser Satz wenig
aus. Tatsächlich wenden wir aber diese allgemeingültige Regel fast täglich an. Aufgrund unserer Erfahrung
schätzen wir die Wahrscheinlichkeit
des Auftretens einer Krankheit ab
und setzen die Diagnosemittel entsprechend ein. Diese Regel versagt
aber, wenn wir uns gar nicht bewusst
sind, in welcher Häufigkeit eine Erkrankung auftritt und sie lange Zeit
symptomlos bleibt. Das ist genau die
Situation der Hepatitis C.
In diesen News dreht sich alles um
«Hepatitis». Als medizinisches Labor
unterstützen wir die nationalen Bemühungen der Hepatitis-Strategie, die
Hepatitiden zu erkennen und einer Behandlung zuzuführen, und helfen aktiv
an vorderster Front mit, diese Krankheit auszurotten. Verschiedene Blickwinkel beleuchten die Krankheit und
die Folgen.
Bei Fragen rund um die Hepatitis sind
wir als Labor ganz in Ihrer Nähe! Selbstverständlich geben wir sehr gerne Auskunft – für alle Belange der medizinischen Analysen.
Als Labor gehen wir in der Diagnostik abhängig von der Anamnese und Fragestellung
stufenweise vor. Das heisst: so viel Analytik wie nötig und so wenig wie möglich, um
eine maximale Kosteneffizienz zu gewährleisten.
Claude Rothen
Dr. med. MSc Laborspezialist FAMH
Telefon 061 269 81 84
[email protected]
Die Rothen-News beschreiben die Labordiagnostik der Hepatitis, stellen die HepatitisStrategie Schweiz vor und beschreiben, wie das Ziel der Elimination unterstützt werden kann. Aktuelle Aspekte werden vom Experten aus der Praxis, Dr. med. Claude
Scheidegger MPH, beleuchtet.
Da die Labordiagnostik erst seit 1989 in der Lage ist, die Hepatitis B und C zu identifizieren, wurden vorher die Erkrankungen als «Non-A»- und «Non-B»-Hepatitis beschrieben oder verpasst. Dies hat zur Folge, dass viele Leute lange mit bestehenden
Erkrankungen lebten und/oder immer noch leben, von denen sie möglicherweise gar
nichts wissen. Ansteckungsgefahr bestand beim Gebrauch von unsauberen Injektionsutensilien (bei Drogenkonsumierenden Nadeln, Spritzen, aber auch Löffel, Filter
und Röhrchen zum Inhalieren) und Bluttransfusionen bzw. dem Einsatz von kontaminierten Instrumenten im Medizinalbereich. Andere Übertragungswege werden diskutiert, sind jedoch selten dokumentiert.
Die Erkrankungen können jahrelang unerkannt bleiben und schwere Folgen bis zur
Entwicklung von Leberzirrhose und Leberzellkarzinomen aufweisen. Die Symptomatik einer chronischen Hepatitis C ist oft unspezifisch und kann sich in Unwohlsein,
Müdigkeit oder unerklärbare Gelenkschmerzen manifestieren. Gelegentlich wird die
Erkrankung erst bei Auftreten einer Spätkomplikation wie Lymphom oder Diabetes
mellitus entdeckt. Allein in der Schweiz rechnet man mit bis zu 40000 unerkannten
Hepatitis-C-Erkrankungen.
2014 hat die Schweiz die WHO-Resolution zur Bekämpfung von viraler Hepatitis
unterzeichnet und in der Folge wurde durch eine private Initiative eine Strategie
etabliert mit dem Ziel der Elimination der Hepatitis B und C durch Impfung und
Behandlung. Die Hepatitis-B-Impfung ist sehr effizient und die neuen Therapien
gegen Hepatitis C sind hochwirksam. Getragen wird dieses Netzwerk in der Schweiz
von über 70 ehrenamtlich tätigen Personen aus Wirtschaft, Politik, Patientenorganisationen sowie Krankenkassen.
HEPATITIS IM ÜBERBLICK
Am Beginn einer Hepatitis steht immer die Schädigung und Zerstörung von Leberzellen (Hepatozyten).
Die Ursachen dieser Schädigung können eine rein mechanische oder physikalische Beeinträchtigung
sein (Strahlung, Trauma, Blutabflussstörung etc.), toxische Substanzen (Medikamente, Drogen, Gifte)
oder Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Parasiten).
Im Folgenden werden schwergewichtig die infektiösen Hepatitiden beschrieben:
■ Entdeckung der Hepatitis-Viren
1970 HBV
1978 HAV
1982 HDV
1989 HCV
1992 HEV
1992
HGV
■ Symptomatik der aktiven Hepatitis
Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit
Erbrechen, Diarrhö
Dunkler Urin, grauer Stuhl
Ikterus
Arthralgien
Makulopapulöses Erythem
Ausfall der Synthese-Funktion der Leber
Hepatomegalie
Ödeme, Petechien, Splenomegalie
■ Laboranalytik
Die Laboranalysen beschreiben die beeinträchtigten Funktionen der Leber:
Die Schädigung der Leberzellen in einer Erhöhung der Leberenzyme ASAT, ALAT, alkalische Phosphatase,
Gamma-gT
Die reduzierte Syntheseleistung der Leber wird in einer Abnahme der Albuminkonzentration und einer
Erhöhung des INR oder einer Zunahme des CDT messbar.
Die verminderte Entsorgungsleistung zeigt sich in einer Erhöhung des Ammoniaks und des Bilirubins.
HEPATITIS A
Als Hepatitis A bezeichnet man eine durch das Hepatitis-A-Virus verursachte Infektionskrankheit der
Leber. Das Hepatitis-A-Virus (HAV) gehört zur Familie der Picornaviridae. Die Hepatitis A verläuft niemals
chronisch und heilt in der Regel spontan und ohne Komplikationen aus. Die Infektion erfolgt fäkal-oral
mit einer Inkubationszeit von 2–7 Wochen durch kontaminierte Lebensmittel wie zum Beispiel Muscheln,
oder als Schmierinfektion bei mangelhafter Hygiene. In unseren Breiten handelt es sich meist um importierte Erkrankungen nach einem Aufenthalt in Risikogebieten. Im Erwachsenenalter gibt es fulminante
Verläufe mit Hospitalisationen, weshalb eine Impfung bei Reisen in «unhygienischere Länder» sehr empfohlen wird.
■ Verlauf
Beschreibung: HAV-Serologie
Infektion
Prodromi
Symptome
Ikterus
Anti-HAV (IgG)
im Serum
Virus
im Stuhl
0
■ Labortests
ALAT
4
Anti-HAV (IgM)
im Serum
8
12
■ Bedeutung eines reaktiven Resultates
Hepatitis A-Ak total Impfung oder durchgemachte Erkrankung
Hepatitis A-Ak IgM Frischinfektion
16
Wochen
HEPATITIS B
Die Hepatitis B, früher auch Serumhepatitis genannt, ist durch das Hepatitis-B-Virus (HBV), ein
DNA-Virus der Familie der Hepadnaviridae, verursacht. Die Erkrankung verläuft bei Erwachsenen meist
asymptomatisch (85–90 %), in bis zu 10 % chronisch. Hepatitis B gehört weltweit zu einer der häufigsten
Virusinfektionen. Die Krankheit wird vorwiegend durch Blut- und Sexualkontakte sowie vertikal
(Mutter–Kind) übertragen und ist sehr ansteckend. Der chronische Verlauf kann nach Jahren zu
Leberzirrhosen sowie Leberzellkarzinomen führen. Es existiert eine Impfung, die in der Schweiz weit
verbreitet eingesetzt wird.
■ Verlauf
Beschreibung: HBV-Serologie
Infektion
Krankheit oder
asymptomatisch
anti-HBc-IgG
anti-HBe
anti-HBs
HBsAg
HbeAg
HBV-DNA
0
■ Labortests
1
2
diagnost. Lücke
3
4
anti-HBc-IgM
5
6
7 Monate
■ Bedeutung eines reaktiven Resultates
HBs-Ak
Impfung oder abgelaufene Erkrankung
HBc-Ak
Kontakt mit HBV, aktiv oder abgelaufen, weitere Teste erforderlich
HBc-IgM Frischinfektion
HBs-Ag
aktive Infektion
HBe-Ag
Hinweis auf Infektiosität
HBe-Ak
Serokonversion, Hinweis auf verminderte Infektiosität
HBV-DNA Viruslast
HEPATITIS C
Das Hepatitis-C-Virus wurde 1989 entdeckt. Es ist verantwortlich für einen grossen Teil der früher als
«Non A-Non B»-bezeichneten Hepatitiden. Das Virus ist ein RNA-Virus und gehört zur Familie der Flaviviren. Die Hepatitis C zeichnet sich durch eine hohe Rate (60–80 %)chronischer Verläufe aus. Die Übertragung des Erregers erfolgt vorwiegend durch Blut. Oft verläuft die Primärerkrankung stumm, deshalb
ist die Rate der unerkannten Erkrankungen hoch. Auch bei einer chronischen Hepatitis C mit wenig oder
gar keinen Beschwerden kann es nach Jahren zu schweren Leberschädigungen bis zu Leberzirrhosen und
Leberzellkarzinomen kommen. Deshalb ist die Rate der unerkannten Erkrankungen hoch; die Prävalenz
beträgt 0,5–1 %.
Eine Impfung gegen die Hepatitis C ist leider nicht verfügbar.
■ Verlauf
In den ersten Wochen nach der Ansteckung können Viren mittels PCR nachgewiesen werden. Erst
nach mehreren Monaten tritt eine Erhöhung der Leberenzyme ALAT auf und werden die HCV-Antikörper nachweisbar.
Eine chronische Entzündung fällt oft nur durch eine schwache Erhöhung der ALAT auf.
■ Labortests
■ Bedeutung eines reaktiven Resultates
HCV-Ak
Kontakt mit HCV, aktive oder abgelaufene Erkrankung
RIBA
Bestätigungstest für reaktiven HCV-Ak-Test
HCV-PCR
Viruslast, Nachweis einer aktiven Infektion
HCV-Genotyp Der Genotyp (1–6) beeinflusst die Therapie.
Seltenere Formen der Hepatitis
HEPATITIS D
Die Hepatitis D ist eine seltene Infektionskrankheit. Das Hepatitis-D-Virus ist ein defektes RNA-Virus,
ein Virusoid, das sich nur mit Hilfe des vom Hepatitis-B-Virus stammenden Oberflächenproteins HBsAg
vermehren kann. Die Krankheit kommt also ausschliesslich bei Menschen mit vorhandener HBV-Infektion
vor. Auch hier kann es zu einem chronischen Verlauf kommen. Deshalb ist eine Impfung gegen Hepatitis B
sinnvoll, weil sie gleichzeitig auch gegen Hepatitis D schützt. Der Infektionsweg läuft wie bei HBV vorwiegend über Blutkontakte.
■ Labortests
■ Bedeutung eines reaktiven Resultates
HDV-Ag
aktive Erkrankung
HDV-Ak IgG
aktive oder abgelaufene Erkrankung
HDV-Ak IgM aktive Erkrankung
HDV-PCR
aktive Erkrankung
HEPATITIS E
Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist in Asien endemisch, ist fäkal-oral mit einer Inkubationszeit von 2 bis 9
Wochen übertragbar und verläuft nicht chronisch. In unseren Breiten ist die Seroprävalenz nicht zu
unterschätzen, die Zahl der diagnostizierten Fälle – auch ohne Auslandaufenthalt – steigt. Übertragungsweg ist hier der Verzehr von ungekochtem Schweinefleisch. Besondere Vorsicht ist während der
Schwangerschaft geboten, da das HEV-Virus zu Aborten und fulminanten Verläufen führen kann.
■ Labortests
■ Bedeutung eines reaktiven Resultates
HEV-IgG
aktive oder abgelaufene Erkrankung
HEV-IgM
aktive Erkrankung
HEV-PCR
aktive Erkrankung
Weitere Hepatitis-Ursachen
■ Viren:
EBV, CMV, Herpes, Adeno, Varizella, Entero, Gelbfieber, HGV
■ Bakterien:
Brucella, Salmonella, Leptospira, Mycobacterium Tuberculosis, Treponema pallidum
■ Parasiten:
Echinokokken, Amöben, Plasmodien, Leishmania
■ Autoimmunerkrankungen:
z. B. Primär biliäre Zirrhose, Autoimmunhepatitis
■ Genetische Erkrankungen:
z. B. Hämochromatose, m. Wilson
■ Medikamente:
Paracetamol, Isotretinoide, Anabolika, Antiepileptica
■ Andere:
Alkohol, Drogen, Tumore, Metastasen, Schwangerschaft
■ Labortests
Die Labortests werden gemäss der Grunderkrankung spezifisch gewählt.
Laborangebot Stufendiagnostik
■ So kommen wir der Hepatitis auf die Spur.
Mit der Stufendiagnostik prüfen wir in Absprache mit der Praxis die Ursachen einer Hepatitis gemäss
der Häufigkeit ihres Vorkommens.
Hepatitis
Das stufenweise Vorgehen richtet sich nach den Angaben der Praxis.
1. Stufe
Bilirubin, GPT, (ALAT), Hepatitis-A-Ak gesamt, Hepatitis-Bcore-Ak IgG, HBs-Ag, Hepatitis-Bs-Ak,
Hepatitis-C-Ak
2. Stufe
Je nach Resultat und Fragestellung unterschiedlich.
3. Stufe
Leber-Autoantikörper: Bestimmung der ANA, der antimitochondrialen Antikörper (M2-Ak),
eventuell anderer Antikörper nach Absprache.
Weitere Infektionsserologien
Schweizer Hepatitis-Strategie
Die Schweizer Hepatitis-Strategie ist ein Netzwerk von 70 Expertinnen und Experten aus Universitäten,
Spitälern, Praxen, Krankenkassen, Patientenorganisationen und Politik, welche auf das von der WHO
definierte Ziel hinarbeiten, die Hepatitis B und C bis ins Jahr 2030 weltweit zu eliminieren. In der Schweiz
gibt es schätzungsweise 80000 Betroffene, von denen ein grosser Teil noch unerkannt ist.
Risikogruppen sind die Jahrgänge 1950–1985, welche sich durch Bluttransfusionen, Operationen,
Blutkontakte (Tätowierung, Drogenexperimente) u. a. m. angesteckt haben können.
Nach 1985 war die Ansteckungsgefahr kleiner, weil die Labortests verfügbar wurden.
■ Ziele für die Schweiz sind:
■ Reduktion der chronischen Infektionen um 30 % bis 2020, um 90 % bis 2030
■ Reduktion von neuen Fällen um 50 % bis 2020 und um 100 % bis 2030
■ Kein Leberkrebs und keine Lebertransplantationen aufgrund viraler Hepatitis bis 2030
■ Aktionen 2017
Ziel ist es, bisher unbekannte Erkrankungen zu entdecken und einer Behandlung zuzuführen.
Am 28. Juli ist jeweils der Welt-Hepatitis-Tag. Zum diesjährigen Hepatitis-Tag sind diverse Aktivitäten
geplant: Die Bevölkerung ist eingeladen, sich auf Hepatitis B und C untersuchen zu lassen. Wer ein Risiko
hat, infiziert zu sein, kann auf einer Webseite einen Gutschein beziehen, der zur Blutentnahme bei einem
ärztlichen Zentrum und der Laboranalytik berechtigt.
Das Labor Rothen führt zusammen mit anderen Zentren die Analytik der Proben durch.
Da der Welt-Hepatitis-Tag in der Schweiz in die Sommerferien fällt, wird im September eine HepatitisWoche mit diversen Aktivitäten geplant:
So ist geplant, in diversen Städten mit einem «Testbus» präsent zu sein.
Auf der Webseite der Hepatitis-Strategie (www.hepatitis-schweiz.ch) ist ein Online-Risikotool aufgeschaltet, das Betroffenen zur Einschätzung des individuellen Risikos dient.
Greatest Hits 1950-1985
1
auch
Kennst Du
die Kehrseite?
Greatest Risks 1950-1985
2
Virale Hepatitis – 100'000 Betroffene
die Hälfte weiss es nicht
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mit Dr. med. Claude Scheidegger MPH
WENIG BEKANNT,
Hepatitis im Praxisalltag aus der Sicht eines Infektiologen
Dr. med. Claude Scheidegger führt eine eigene Praxis
und arbeitet seit vielen Jahren eng mit der Klinik für
Infektiologie & Spitalhygiene am Universitätsspital
Basel sowie mit mehreren suchtmedizinischen Institutionen in der Region Basel zusammen. Er ist in
verschiedenen nationalen Gremien aktiv, speziell in
der Bekämpfung von Virushepatitis.
Weshalb wird der Bekämpfung der Hepatitis B und
C besondere Aufmerksamkeit geschenkt?
Eine Ende April 2017 veröffentlichte Situationsanalyse des BAG hat ergeben, dass aktuell ca.
80000 Personen in der Schweiz chronisch mit einer Virushepatitis B oder C infiziert sind. Die Krankheitslast für die Betroffenen, aber auch für die
öffentliche Gesundheit bzw. die Bevölkerung ist
hoch (zum Vergleich: die Anzahl HIV-Infizierter
beträgt 15000–20000). Im Gegensatz zu der in den
letzten Jahren beobachteten massiven Abnahme
der Sterberate wegen HIV-Infektion blieb die
Sterberate infolge chronischer Hepatitis C (nun
mindestens fünfmal höher als wegen HIV-Infektion)
seit Jahren unverändert. Ziel ist die Elimination dieser Infektionen in der Schweiz bis zum Jahr 2030,
wie es die WHO weltweit anstrebt. Um dieses Ziel zu
erreichen, sind grosse Anstrengungen aller beteiligten Kreise erforderlich.
Wer soll sich testen lassen?
Es müssen unbedingt a) alle Personen, welche intravenös oder inhalativ Drogen konsumiert haben
(und sei es nur einmal vor vielen Jahren), b) alle Personen mit möglicher Exposition im Rahmen von
invasiven medizinischen Interventionen ohne angemessen Präventionsmassnahmen (insbesondere
Bluttransfusionen in der Schweiz vor 1992) und c)
alle Personen mit erhöhten Leberwerten bzw. chronischen Leberkrankheiten (selbst wenn die Ursache
scheinbar bekannt ist) für Hepatitis B und C getestet werden. Dazu kommen Personen mit Migrationshintergrund, welche aus Gebieten mit hoher
Prävalenz für Hepatitis B oder C stammen (gemäss
der bereits erwähnten neuen BAG-Studie auch vor
Jahrzehnten aus südlichen europäischen Ländern
Zugewanderte, inkl. deren Familien). Schliesslich
soll sich auch testen lassen, wer sich unter nicht
sterilen Bedingungen hat tätowieren lassen oder
denkt, dass eine sexuell übertragene Hepatitisinfektion erfolgt sein könne (insbesondere bei einer
Partnerin respektive einem Partner mit bekannter
Infektion oder nach Kontakten mit multiplen Partnern).
Wie gross ist die Anzahl unerkannter Hepatitis-Erkrankungen in der Region Basel?
Es gibt keine zuverlässigen Zahlen, um diese Frage zu beantworten. Es müssen einige Tausend sein.
Es wird davon ausgegangen, dass ein wesentlicher
Anteil aller Betroffenen auch noch heute nicht von
der chronischen Infektion weiss.
Was geschieht, wenn bei jemandem eine Erkrankung nachgewiesen wird?
Zunächst wird festgestellt, wie weit die Lebererkrankung fortgeschritten ist. Dazu ist heutzutage in
vielen Fällen keine Leberbiopsie mehr notwendig.
Zudem muss sorgfältig evaluiert werden, ob angesichts der systemischen Viruserkrankung nicht eine
extrahepatische Manifestation (z.B. assoziiert mit
einer Kryoglobulinämie – aber auch Diabetes mellitus oder schwere Fatigue) vorhanden ist.
Wie ist die Erfolgschance und Verträglichkeit der
Therapie?
Die Therapie der chronischen Hepatitis C ist zu einer der grössten Erfolgsgeschichten in der Medizin
geworden, mit Heilungsraten über 90–95 % für alle
Betroffenen, und dies bei einer Therapiedauer von
8–12 Wochen (für Einzelne bis 24 Wochen) sowie
mit nur selten relevanten Nebenwirkungen. Bei der
chronischen Hepatitis B werden bis zu einem entsprechenden Durchbruch noch einige Jahre vergehen. Hier setzten wir auf eine die Virämie und chro-
SCHWERE FOLGEN.
nische Entzündung kontrollierende Behandlung
gemäss gut etablierten Kriterien.
Wer trägt die Kosten?
Für eine Therapie einer chronischen Hepatitis B
ist die Kostenübernahme durch die Krankenkasse
keine Diskussion. Die Kostenvergütung bei chronischer Hepatitis C bleibt vorerst eine leidige Geschichte. Aus der Sicht der Schweizer Hepatitis
Strategie müssten die Kosten für alle Infizierten von
den Krankenkassen übernommen werden - um
Komplikationen zu verhindern, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und Neuansteckungen zu verhindern. Nur so kann das Ziel einer
Elimination von Hepatitis C erreicht werden. Der
Zugang für eine Behandlung von allen Infizierten
wird in immer mehr Ländern angestrebt und realisiert, so zuletzt seit kurzem auch in Frankreich.
Begründet durch die horrend hohen Medikamentenkosten in der Schweiz hat hingegen das BAG
die Behandlung einer chronischen Hepatitis C und
damit auch deren Kostenübernahme durch die
Krankenkassen bis jetzt auf bestimmte Gruppen
begrenzt. Gemäss BAG sind dies aktuell neben
Patienten mit zumindest mässig fortgeschrittener
Leberfibrose (F2 mittels Leberbiopsie oder FibroScan®) jene mit extrahepatischen Manifestationen
(darum ist eine Erkennung solcher entscheidend)
und seit dem 1. Mai 2017 neu intravenös Drogenkonsumierende sowie mit HIV oder Hepatitis B
Koinfizierte (diese letzten beiden Gruppen unabhängig vom aktuellen Leberfibrosegrad).
Für alle anderen mit chronischer Hepatitis C Infizierten besteht nach wie vor keine Pflicht der Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Allerdings
besteht die Möglichkeit, für die eigene Behandlung
qualitativ hochwertige Medikamente aus dem Ausland zu einem Bruchteil der in unserem Land geltenden Medikamentenkosten in die Schweiz einzuführen.
Es kann nur gehofft und verlangt werden, dass in
absehbarer Zeit die Medikamentenkosten für eine
Therapie einer chronischen Hepatitis C auch in der
Schweiz massiv gesenkt werden und damit verbunden letztlich alle Betroffenen Zugang zu einer Behandlung erhalten.
Was passiert, wenn jemand sich nicht behandeln
lässt?
Die Bedeutung einer chronischen Virushepatitis B
oder C für die Betroffenen und die Allgemeinbevölkerung wurde bereits erwähnt, inkl. die anhaltend hohe Sterberate wegen chronischer Hepatitis
C. Bei fortschreitender Lebererkrankung droht ein
Leberversagen oder die Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms. Folgen einer Virushepatitis sind bereits heute die häufigste Ursache von
Lebertransplantationen. Nicht vergessen werden
dürfen die Konsequenzen von mit Virushepatitis
assoziierten extrahepatischen Manifestationen für
die Gesundheit und die Lebensqualität sowie die
damit verbundenen zusätzlichen hohen Krankheitskosten.
Dr. med. Claude Scheidegger MPH
Facharzt für
Allgemeine Innere Medizin FMH
Infektiologie FMH
Intensivmedizin FMH
Birsigstrasse 10
4058 Basel
Team Administration
Abschied von
Hans Bucher
Nachdem Hans Bucher auf seinem
Velo für das Labor Rothen rechnerisch
schon 3-mal die Erde umrundet hat,
verabschieden wir ihn in seinen wohlverdienten Ruhestand. Wobei wir nicht davon ausgehen, dass Hans nach 15 Jahren
als Kurier und all seinen technischen Arbeiten bei uns im Labor sich auf die faule
Haut legen wird. So fit und aktiv, wie er
ist, wird er wohl auch in Zukunft sehr viel
unternehmen. Seit drei Monaten hat er
schon seinen Nachfolger, Martin Villalba,
eingearbeitet. Auch dieser kein ganz
Unbekannter, hat Martin doch schon
früher als Metrokurier sich um die Logistik unserer Proben gekümmert. Herzlich
willkommen!
Und an Hans:
Alles Gute und bleib weiterhin so fit!
Unser Team, das die Besucher empfängt, Telefone entgegennimmt, Aufträge erfasst, Proben
auspackt, muss nicht nur jeden Tag den Überblick und einen kühlen Kopf bewahren, sondern
auch noch über jede Menge medizinisches Wissen verfügen. In hektischen Zeiten kann es
durchaus auch mal sehr turbulent werden – umso mehr freut es uns, neben schon langzeitigen, erfahrenen Mitarbeiterinnen mit vielen neuen und jungen Mitarbeitenden unser
Team ergänzen zu können. Neuer Kopf des Teams ist Tamara Hodel. Früher hat sie im Rechnungswesen und in der Administration gearbeitet – heute leitet sie nun neu die Abteilung
Administration, in welcher das Rechnungswesen integriert wurde. Somit kann das ganze Team
von Synergien im Bereich Patientenadministration profitieren. Neu im Team: Ebru Kablan.
Bitte beachten: neue Webseite!
Seit Ostern ist unsere neue Webseite aufgeschaltet. Damit möchten wir es unseren
Besuchern noch einfacher machen, das
Labor Rothen kennenzulernen oder spezifische Informationen zu liefern. Wir freuen
uns über jede Rückmeldung – positiv oder
negativ. Besten Dank! www.labor-rothen.ch
Neues vom Bakteriologielabor in Sachen Präanalytik
Probengefäss eSwab für Abstriche:
Der optimale Tupfer kann entsprechend der Abstrichlokalisation aus 3 verschieden dicken Tupfern gewählt werden.
Damit ist das enthaltene Transportmedium gleichermassen
für kulturelle Nachweise von Bakterien und Pilzen (Hefen und Schimmel) sowie auch PCR geeignet. Es ist für die
weitere Verarbeitung sowie eine optimale Sensitivität von
Vorteil, wenn der verwendete Tupfer im Medium mit eingeschickt wird.
Probenbehältnis Dermapak für Hautschuppen und Nägel:
Wie ein Briefumschlag gestaltet, ist dieses Transportbehältnis für den Nachweis von Dermatophyten geeignet.
Hautschuppen können vom Rand der Hautläsion durch
Abschaben direkt in dieses Briefchen befördert werden.
Auch abgeschnittene Nägel können darin gut transportiert
werden.
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