NR. 2 | JUNI 2017 | www.labor-rothen.ch HEPATITIS Ein Thema von vielen Seiten betrachtet. INTERVIEW Dr. med. Claude Scheidegger MPH – Erfahrungen aus dem Praxisalltag. HEPATITIS UND IHRE FOLGEN Als Hepatitis werden entzündliche Erkrankungen der Leber bezeichnet. Die Ursachen für Hepatitiden sind vielfältig; es handelt sich dabei um Erkrankungen aus den Bereichen der Infektionskrankheiten, Autoimmunität, Toxikologie, Onkologie, Genetik oder Fehlernährung. «Was häufig ist, ist häufig…» Auf den ersten Blick sagt dieser Satz wenig aus. Tatsächlich wenden wir aber diese allgemeingültige Regel fast täglich an. Aufgrund unserer Erfahrung schätzen wir die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Krankheit ab und setzen die Diagnosemittel entsprechend ein. Diese Regel versagt aber, wenn wir uns gar nicht bewusst sind, in welcher Häufigkeit eine Erkrankung auftritt und sie lange Zeit symptomlos bleibt. Das ist genau die Situation der Hepatitis C. In diesen News dreht sich alles um «Hepatitis». Als medizinisches Labor unterstützen wir die nationalen Bemühungen der Hepatitis-Strategie, die Hepatitiden zu erkennen und einer Behandlung zuzuführen, und helfen aktiv an vorderster Front mit, diese Krankheit auszurotten. Verschiedene Blickwinkel beleuchten die Krankheit und die Folgen. Bei Fragen rund um die Hepatitis sind wir als Labor ganz in Ihrer Nähe! Selbstverständlich geben wir sehr gerne Auskunft – für alle Belange der medizinischen Analysen. Als Labor gehen wir in der Diagnostik abhängig von der Anamnese und Fragestellung stufenweise vor. Das heisst: so viel Analytik wie nötig und so wenig wie möglich, um eine maximale Kosteneffizienz zu gewährleisten. Claude Rothen Dr. med. MSc Laborspezialist FAMH Telefon 061 269 81 84 [email protected] Die Rothen-News beschreiben die Labordiagnostik der Hepatitis, stellen die HepatitisStrategie Schweiz vor und beschreiben, wie das Ziel der Elimination unterstützt werden kann. Aktuelle Aspekte werden vom Experten aus der Praxis, Dr. med. Claude Scheidegger MPH, beleuchtet. Da die Labordiagnostik erst seit 1989 in der Lage ist, die Hepatitis B und C zu identifizieren, wurden vorher die Erkrankungen als «Non-A»- und «Non-B»-Hepatitis beschrieben oder verpasst. Dies hat zur Folge, dass viele Leute lange mit bestehenden Erkrankungen lebten und/oder immer noch leben, von denen sie möglicherweise gar nichts wissen. Ansteckungsgefahr bestand beim Gebrauch von unsauberen Injektionsutensilien (bei Drogenkonsumierenden Nadeln, Spritzen, aber auch Löffel, Filter und Röhrchen zum Inhalieren) und Bluttransfusionen bzw. dem Einsatz von kontaminierten Instrumenten im Medizinalbereich. Andere Übertragungswege werden diskutiert, sind jedoch selten dokumentiert. Die Erkrankungen können jahrelang unerkannt bleiben und schwere Folgen bis zur Entwicklung von Leberzirrhose und Leberzellkarzinomen aufweisen. Die Symptomatik einer chronischen Hepatitis C ist oft unspezifisch und kann sich in Unwohlsein, Müdigkeit oder unerklärbare Gelenkschmerzen manifestieren. Gelegentlich wird die Erkrankung erst bei Auftreten einer Spätkomplikation wie Lymphom oder Diabetes mellitus entdeckt. Allein in der Schweiz rechnet man mit bis zu 40000 unerkannten Hepatitis-C-Erkrankungen. 2014 hat die Schweiz die WHO-Resolution zur Bekämpfung von viraler Hepatitis unterzeichnet und in der Folge wurde durch eine private Initiative eine Strategie etabliert mit dem Ziel der Elimination der Hepatitis B und C durch Impfung und Behandlung. Die Hepatitis-B-Impfung ist sehr effizient und die neuen Therapien gegen Hepatitis C sind hochwirksam. Getragen wird dieses Netzwerk in der Schweiz von über 70 ehrenamtlich tätigen Personen aus Wirtschaft, Politik, Patientenorganisationen sowie Krankenkassen. HEPATITIS IM ÜBERBLICK Am Beginn einer Hepatitis steht immer die Schädigung und Zerstörung von Leberzellen (Hepatozyten). Die Ursachen dieser Schädigung können eine rein mechanische oder physikalische Beeinträchtigung sein (Strahlung, Trauma, Blutabflussstörung etc.), toxische Substanzen (Medikamente, Drogen, Gifte) oder Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Parasiten). Im Folgenden werden schwergewichtig die infektiösen Hepatitiden beschrieben: ■ Entdeckung der Hepatitis-Viren 1970 HBV 1978 HAV 1982 HDV 1989 HCV 1992 HEV 1992 HGV ■ Symptomatik der aktiven Hepatitis Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit Erbrechen, Diarrhö Dunkler Urin, grauer Stuhl Ikterus Arthralgien Makulopapulöses Erythem Ausfall der Synthese-Funktion der Leber Hepatomegalie Ödeme, Petechien, Splenomegalie ■ Laboranalytik Die Laboranalysen beschreiben die beeinträchtigten Funktionen der Leber: Die Schädigung der Leberzellen in einer Erhöhung der Leberenzyme ASAT, ALAT, alkalische Phosphatase, Gamma-gT Die reduzierte Syntheseleistung der Leber wird in einer Abnahme der Albuminkonzentration und einer Erhöhung des INR oder einer Zunahme des CDT messbar. Die verminderte Entsorgungsleistung zeigt sich in einer Erhöhung des Ammoniaks und des Bilirubins. HEPATITIS A Als Hepatitis A bezeichnet man eine durch das Hepatitis-A-Virus verursachte Infektionskrankheit der Leber. Das Hepatitis-A-Virus (HAV) gehört zur Familie der Picornaviridae. Die Hepatitis A verläuft niemals chronisch und heilt in der Regel spontan und ohne Komplikationen aus. Die Infektion erfolgt fäkal-oral mit einer Inkubationszeit von 2–7 Wochen durch kontaminierte Lebensmittel wie zum Beispiel Muscheln, oder als Schmierinfektion bei mangelhafter Hygiene. In unseren Breiten handelt es sich meist um importierte Erkrankungen nach einem Aufenthalt in Risikogebieten. Im Erwachsenenalter gibt es fulminante Verläufe mit Hospitalisationen, weshalb eine Impfung bei Reisen in «unhygienischere Länder» sehr empfohlen wird. ■ Verlauf Beschreibung: HAV-Serologie Infektion Prodromi Symptome Ikterus Anti-HAV (IgG) im Serum Virus im Stuhl 0 ■ Labortests ALAT 4 Anti-HAV (IgM) im Serum 8 12 ■ Bedeutung eines reaktiven Resultates Hepatitis A-Ak total Impfung oder durchgemachte Erkrankung Hepatitis A-Ak IgM Frischinfektion 16 Wochen HEPATITIS B Die Hepatitis B, früher auch Serumhepatitis genannt, ist durch das Hepatitis-B-Virus (HBV), ein DNA-Virus der Familie der Hepadnaviridae, verursacht. Die Erkrankung verläuft bei Erwachsenen meist asymptomatisch (85–90 %), in bis zu 10 % chronisch. Hepatitis B gehört weltweit zu einer der häufigsten Virusinfektionen. Die Krankheit wird vorwiegend durch Blut- und Sexualkontakte sowie vertikal (Mutter–Kind) übertragen und ist sehr ansteckend. Der chronische Verlauf kann nach Jahren zu Leberzirrhosen sowie Leberzellkarzinomen führen. Es existiert eine Impfung, die in der Schweiz weit verbreitet eingesetzt wird. ■ Verlauf Beschreibung: HBV-Serologie Infektion Krankheit oder asymptomatisch anti-HBc-IgG anti-HBe anti-HBs HBsAg HbeAg HBV-DNA 0 ■ Labortests 1 2 diagnost. Lücke 3 4 anti-HBc-IgM 5 6 7 Monate ■ Bedeutung eines reaktiven Resultates HBs-Ak Impfung oder abgelaufene Erkrankung HBc-Ak Kontakt mit HBV, aktiv oder abgelaufen, weitere Teste erforderlich HBc-IgM Frischinfektion HBs-Ag aktive Infektion HBe-Ag Hinweis auf Infektiosität HBe-Ak Serokonversion, Hinweis auf verminderte Infektiosität HBV-DNA Viruslast HEPATITIS C Das Hepatitis-C-Virus wurde 1989 entdeckt. Es ist verantwortlich für einen grossen Teil der früher als «Non A-Non B»-bezeichneten Hepatitiden. Das Virus ist ein RNA-Virus und gehört zur Familie der Flaviviren. Die Hepatitis C zeichnet sich durch eine hohe Rate (60–80 %)chronischer Verläufe aus. Die Übertragung des Erregers erfolgt vorwiegend durch Blut. Oft verläuft die Primärerkrankung stumm, deshalb ist die Rate der unerkannten Erkrankungen hoch. Auch bei einer chronischen Hepatitis C mit wenig oder gar keinen Beschwerden kann es nach Jahren zu schweren Leberschädigungen bis zu Leberzirrhosen und Leberzellkarzinomen kommen. Deshalb ist die Rate der unerkannten Erkrankungen hoch; die Prävalenz beträgt 0,5–1 %. Eine Impfung gegen die Hepatitis C ist leider nicht verfügbar. ■ Verlauf In den ersten Wochen nach der Ansteckung können Viren mittels PCR nachgewiesen werden. Erst nach mehreren Monaten tritt eine Erhöhung der Leberenzyme ALAT auf und werden die HCV-Antikörper nachweisbar. Eine chronische Entzündung fällt oft nur durch eine schwache Erhöhung der ALAT auf. ■ Labortests ■ Bedeutung eines reaktiven Resultates HCV-Ak Kontakt mit HCV, aktive oder abgelaufene Erkrankung RIBA Bestätigungstest für reaktiven HCV-Ak-Test HCV-PCR Viruslast, Nachweis einer aktiven Infektion HCV-Genotyp Der Genotyp (1–6) beeinflusst die Therapie. Seltenere Formen der Hepatitis HEPATITIS D Die Hepatitis D ist eine seltene Infektionskrankheit. Das Hepatitis-D-Virus ist ein defektes RNA-Virus, ein Virusoid, das sich nur mit Hilfe des vom Hepatitis-B-Virus stammenden Oberflächenproteins HBsAg vermehren kann. Die Krankheit kommt also ausschliesslich bei Menschen mit vorhandener HBV-Infektion vor. Auch hier kann es zu einem chronischen Verlauf kommen. Deshalb ist eine Impfung gegen Hepatitis B sinnvoll, weil sie gleichzeitig auch gegen Hepatitis D schützt. Der Infektionsweg läuft wie bei HBV vorwiegend über Blutkontakte. ■ Labortests ■ Bedeutung eines reaktiven Resultates HDV-Ag aktive Erkrankung HDV-Ak IgG aktive oder abgelaufene Erkrankung HDV-Ak IgM aktive Erkrankung HDV-PCR aktive Erkrankung HEPATITIS E Das Hepatitis-E-Virus (HEV) ist in Asien endemisch, ist fäkal-oral mit einer Inkubationszeit von 2 bis 9 Wochen übertragbar und verläuft nicht chronisch. In unseren Breiten ist die Seroprävalenz nicht zu unterschätzen, die Zahl der diagnostizierten Fälle – auch ohne Auslandaufenthalt – steigt. Übertragungsweg ist hier der Verzehr von ungekochtem Schweinefleisch. Besondere Vorsicht ist während der Schwangerschaft geboten, da das HEV-Virus zu Aborten und fulminanten Verläufen führen kann. ■ Labortests ■ Bedeutung eines reaktiven Resultates HEV-IgG aktive oder abgelaufene Erkrankung HEV-IgM aktive Erkrankung HEV-PCR aktive Erkrankung Weitere Hepatitis-Ursachen ■ Viren: EBV, CMV, Herpes, Adeno, Varizella, Entero, Gelbfieber, HGV ■ Bakterien: Brucella, Salmonella, Leptospira, Mycobacterium Tuberculosis, Treponema pallidum ■ Parasiten: Echinokokken, Amöben, Plasmodien, Leishmania ■ Autoimmunerkrankungen: z. B. Primär biliäre Zirrhose, Autoimmunhepatitis ■ Genetische Erkrankungen: z. B. Hämochromatose, m. Wilson ■ Medikamente: Paracetamol, Isotretinoide, Anabolika, Antiepileptica ■ Andere: Alkohol, Drogen, Tumore, Metastasen, Schwangerschaft ■ Labortests Die Labortests werden gemäss der Grunderkrankung spezifisch gewählt. Laborangebot Stufendiagnostik ■ So kommen wir der Hepatitis auf die Spur. Mit der Stufendiagnostik prüfen wir in Absprache mit der Praxis die Ursachen einer Hepatitis gemäss der Häufigkeit ihres Vorkommens. Hepatitis Das stufenweise Vorgehen richtet sich nach den Angaben der Praxis. 1. Stufe Bilirubin, GPT, (ALAT), Hepatitis-A-Ak gesamt, Hepatitis-Bcore-Ak IgG, HBs-Ag, Hepatitis-Bs-Ak, Hepatitis-C-Ak 2. Stufe Je nach Resultat und Fragestellung unterschiedlich. 3. Stufe Leber-Autoantikörper: Bestimmung der ANA, der antimitochondrialen Antikörper (M2-Ak), eventuell anderer Antikörper nach Absprache. Weitere Infektionsserologien Schweizer Hepatitis-Strategie Die Schweizer Hepatitis-Strategie ist ein Netzwerk von 70 Expertinnen und Experten aus Universitäten, Spitälern, Praxen, Krankenkassen, Patientenorganisationen und Politik, welche auf das von der WHO definierte Ziel hinarbeiten, die Hepatitis B und C bis ins Jahr 2030 weltweit zu eliminieren. In der Schweiz gibt es schätzungsweise 80000 Betroffene, von denen ein grosser Teil noch unerkannt ist. Risikogruppen sind die Jahrgänge 1950–1985, welche sich durch Bluttransfusionen, Operationen, Blutkontakte (Tätowierung, Drogenexperimente) u. a. m. angesteckt haben können. Nach 1985 war die Ansteckungsgefahr kleiner, weil die Labortests verfügbar wurden. ■ Ziele für die Schweiz sind: ■ Reduktion der chronischen Infektionen um 30 % bis 2020, um 90 % bis 2030 ■ Reduktion von neuen Fällen um 50 % bis 2020 und um 100 % bis 2030 ■ Kein Leberkrebs und keine Lebertransplantationen aufgrund viraler Hepatitis bis 2030 ■ Aktionen 2017 Ziel ist es, bisher unbekannte Erkrankungen zu entdecken und einer Behandlung zuzuführen. Am 28. Juli ist jeweils der Welt-Hepatitis-Tag. Zum diesjährigen Hepatitis-Tag sind diverse Aktivitäten geplant: Die Bevölkerung ist eingeladen, sich auf Hepatitis B und C untersuchen zu lassen. Wer ein Risiko hat, infiziert zu sein, kann auf einer Webseite einen Gutschein beziehen, der zur Blutentnahme bei einem ärztlichen Zentrum und der Laboranalytik berechtigt. Das Labor Rothen führt zusammen mit anderen Zentren die Analytik der Proben durch. Da der Welt-Hepatitis-Tag in der Schweiz in die Sommerferien fällt, wird im September eine HepatitisWoche mit diversen Aktivitäten geplant: So ist geplant, in diversen Städten mit einem «Testbus» präsent zu sein. Auf der Webseite der Hepatitis-Strategie (www.hepatitis-schweiz.ch) ist ein Online-Risikotool aufgeschaltet, das Betroffenen zur Einschätzung des individuellen Risikos dient. Greatest Hits 1950-1985 1 auch Kennst Du die Kehrseite? Greatest Risks 1950-1985 2 Virale Hepatitis – 100'000 Betroffene die Hälfte weiss es nicht Teste jetzt Dein Risiko auf www.hepatitis-schweiz.ch Hauptsponsoren Sponsoren mit Dr. med. Claude Scheidegger MPH WENIG BEKANNT, Hepatitis im Praxisalltag aus der Sicht eines Infektiologen Dr. med. Claude Scheidegger führt eine eigene Praxis und arbeitet seit vielen Jahren eng mit der Klinik für Infektiologie & Spitalhygiene am Universitätsspital Basel sowie mit mehreren suchtmedizinischen Institutionen in der Region Basel zusammen. Er ist in verschiedenen nationalen Gremien aktiv, speziell in der Bekämpfung von Virushepatitis. Weshalb wird der Bekämpfung der Hepatitis B und C besondere Aufmerksamkeit geschenkt? Eine Ende April 2017 veröffentlichte Situationsanalyse des BAG hat ergeben, dass aktuell ca. 80000 Personen in der Schweiz chronisch mit einer Virushepatitis B oder C infiziert sind. Die Krankheitslast für die Betroffenen, aber auch für die öffentliche Gesundheit bzw. die Bevölkerung ist hoch (zum Vergleich: die Anzahl HIV-Infizierter beträgt 15000–20000). Im Gegensatz zu der in den letzten Jahren beobachteten massiven Abnahme der Sterberate wegen HIV-Infektion blieb die Sterberate infolge chronischer Hepatitis C (nun mindestens fünfmal höher als wegen HIV-Infektion) seit Jahren unverändert. Ziel ist die Elimination dieser Infektionen in der Schweiz bis zum Jahr 2030, wie es die WHO weltweit anstrebt. Um dieses Ziel zu erreichen, sind grosse Anstrengungen aller beteiligten Kreise erforderlich. Wer soll sich testen lassen? Es müssen unbedingt a) alle Personen, welche intravenös oder inhalativ Drogen konsumiert haben (und sei es nur einmal vor vielen Jahren), b) alle Personen mit möglicher Exposition im Rahmen von invasiven medizinischen Interventionen ohne angemessen Präventionsmassnahmen (insbesondere Bluttransfusionen in der Schweiz vor 1992) und c) alle Personen mit erhöhten Leberwerten bzw. chronischen Leberkrankheiten (selbst wenn die Ursache scheinbar bekannt ist) für Hepatitis B und C getestet werden. Dazu kommen Personen mit Migrationshintergrund, welche aus Gebieten mit hoher Prävalenz für Hepatitis B oder C stammen (gemäss der bereits erwähnten neuen BAG-Studie auch vor Jahrzehnten aus südlichen europäischen Ländern Zugewanderte, inkl. deren Familien). Schliesslich soll sich auch testen lassen, wer sich unter nicht sterilen Bedingungen hat tätowieren lassen oder denkt, dass eine sexuell übertragene Hepatitisinfektion erfolgt sein könne (insbesondere bei einer Partnerin respektive einem Partner mit bekannter Infektion oder nach Kontakten mit multiplen Partnern). Wie gross ist die Anzahl unerkannter Hepatitis-Erkrankungen in der Region Basel? Es gibt keine zuverlässigen Zahlen, um diese Frage zu beantworten. Es müssen einige Tausend sein. Es wird davon ausgegangen, dass ein wesentlicher Anteil aller Betroffenen auch noch heute nicht von der chronischen Infektion weiss. Was geschieht, wenn bei jemandem eine Erkrankung nachgewiesen wird? Zunächst wird festgestellt, wie weit die Lebererkrankung fortgeschritten ist. Dazu ist heutzutage in vielen Fällen keine Leberbiopsie mehr notwendig. Zudem muss sorgfältig evaluiert werden, ob angesichts der systemischen Viruserkrankung nicht eine extrahepatische Manifestation (z.B. assoziiert mit einer Kryoglobulinämie – aber auch Diabetes mellitus oder schwere Fatigue) vorhanden ist. Wie ist die Erfolgschance und Verträglichkeit der Therapie? Die Therapie der chronischen Hepatitis C ist zu einer der grössten Erfolgsgeschichten in der Medizin geworden, mit Heilungsraten über 90–95 % für alle Betroffenen, und dies bei einer Therapiedauer von 8–12 Wochen (für Einzelne bis 24 Wochen) sowie mit nur selten relevanten Nebenwirkungen. Bei der chronischen Hepatitis B werden bis zu einem entsprechenden Durchbruch noch einige Jahre vergehen. Hier setzten wir auf eine die Virämie und chro- SCHWERE FOLGEN. nische Entzündung kontrollierende Behandlung gemäss gut etablierten Kriterien. Wer trägt die Kosten? Für eine Therapie einer chronischen Hepatitis B ist die Kostenübernahme durch die Krankenkasse keine Diskussion. Die Kostenvergütung bei chronischer Hepatitis C bleibt vorerst eine leidige Geschichte. Aus der Sicht der Schweizer Hepatitis Strategie müssten die Kosten für alle Infizierten von den Krankenkassen übernommen werden - um Komplikationen zu verhindern, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und Neuansteckungen zu verhindern. Nur so kann das Ziel einer Elimination von Hepatitis C erreicht werden. Der Zugang für eine Behandlung von allen Infizierten wird in immer mehr Ländern angestrebt und realisiert, so zuletzt seit kurzem auch in Frankreich. Begründet durch die horrend hohen Medikamentenkosten in der Schweiz hat hingegen das BAG die Behandlung einer chronischen Hepatitis C und damit auch deren Kostenübernahme durch die Krankenkassen bis jetzt auf bestimmte Gruppen begrenzt. Gemäss BAG sind dies aktuell neben Patienten mit zumindest mässig fortgeschrittener Leberfibrose (F2 mittels Leberbiopsie oder FibroScan®) jene mit extrahepatischen Manifestationen (darum ist eine Erkennung solcher entscheidend) und seit dem 1. Mai 2017 neu intravenös Drogenkonsumierende sowie mit HIV oder Hepatitis B Koinfizierte (diese letzten beiden Gruppen unabhängig vom aktuellen Leberfibrosegrad). Für alle anderen mit chronischer Hepatitis C Infizierten besteht nach wie vor keine Pflicht der Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Allerdings besteht die Möglichkeit, für die eigene Behandlung qualitativ hochwertige Medikamente aus dem Ausland zu einem Bruchteil der in unserem Land geltenden Medikamentenkosten in die Schweiz einzuführen. Es kann nur gehofft und verlangt werden, dass in absehbarer Zeit die Medikamentenkosten für eine Therapie einer chronischen Hepatitis C auch in der Schweiz massiv gesenkt werden und damit verbunden letztlich alle Betroffenen Zugang zu einer Behandlung erhalten. Was passiert, wenn jemand sich nicht behandeln lässt? Die Bedeutung einer chronischen Virushepatitis B oder C für die Betroffenen und die Allgemeinbevölkerung wurde bereits erwähnt, inkl. die anhaltend hohe Sterberate wegen chronischer Hepatitis C. Bei fortschreitender Lebererkrankung droht ein Leberversagen oder die Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms. Folgen einer Virushepatitis sind bereits heute die häufigste Ursache von Lebertransplantationen. Nicht vergessen werden dürfen die Konsequenzen von mit Virushepatitis assoziierten extrahepatischen Manifestationen für die Gesundheit und die Lebensqualität sowie die damit verbundenen zusätzlichen hohen Krankheitskosten. Dr. med. Claude Scheidegger MPH Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH Infektiologie FMH Intensivmedizin FMH Birsigstrasse 10 4058 Basel Team Administration Abschied von Hans Bucher Nachdem Hans Bucher auf seinem Velo für das Labor Rothen rechnerisch schon 3-mal die Erde umrundet hat, verabschieden wir ihn in seinen wohlverdienten Ruhestand. Wobei wir nicht davon ausgehen, dass Hans nach 15 Jahren als Kurier und all seinen technischen Arbeiten bei uns im Labor sich auf die faule Haut legen wird. So fit und aktiv, wie er ist, wird er wohl auch in Zukunft sehr viel unternehmen. Seit drei Monaten hat er schon seinen Nachfolger, Martin Villalba, eingearbeitet. Auch dieser kein ganz Unbekannter, hat Martin doch schon früher als Metrokurier sich um die Logistik unserer Proben gekümmert. Herzlich willkommen! Und an Hans: Alles Gute und bleib weiterhin so fit! Unser Team, das die Besucher empfängt, Telefone entgegennimmt, Aufträge erfasst, Proben auspackt, muss nicht nur jeden Tag den Überblick und einen kühlen Kopf bewahren, sondern auch noch über jede Menge medizinisches Wissen verfügen. In hektischen Zeiten kann es durchaus auch mal sehr turbulent werden – umso mehr freut es uns, neben schon langzeitigen, erfahrenen Mitarbeiterinnen mit vielen neuen und jungen Mitarbeitenden unser Team ergänzen zu können. Neuer Kopf des Teams ist Tamara Hodel. Früher hat sie im Rechnungswesen und in der Administration gearbeitet – heute leitet sie nun neu die Abteilung Administration, in welcher das Rechnungswesen integriert wurde. Somit kann das ganze Team von Synergien im Bereich Patientenadministration profitieren. Neu im Team: Ebru Kablan. Bitte beachten: neue Webseite! Seit Ostern ist unsere neue Webseite aufgeschaltet. Damit möchten wir es unseren Besuchern noch einfacher machen, das Labor Rothen kennenzulernen oder spezifische Informationen zu liefern. Wir freuen uns über jede Rückmeldung – positiv oder negativ. Besten Dank! www.labor-rothen.ch Neues vom Bakteriologielabor in Sachen Präanalytik Probengefäss eSwab für Abstriche: Der optimale Tupfer kann entsprechend der Abstrichlokalisation aus 3 verschieden dicken Tupfern gewählt werden. Damit ist das enthaltene Transportmedium gleichermassen für kulturelle Nachweise von Bakterien und Pilzen (Hefen und Schimmel) sowie auch PCR geeignet. Es ist für die weitere Verarbeitung sowie eine optimale Sensitivität von Vorteil, wenn der verwendete Tupfer im Medium mit eingeschickt wird. Probenbehältnis Dermapak für Hautschuppen und Nägel: Wie ein Briefumschlag gestaltet, ist dieses Transportbehältnis für den Nachweis von Dermatophyten geeignet. Hautschuppen können vom Rand der Hautläsion durch Abschaben direkt in dieses Briefchen befördert werden. Auch abgeschnittene Nägel können darin gut transportiert werden.