PITT - Theodor Fliedner Stiftung

Werbung
HERZLICH
WILLKOMMEN
Dr.
Claudia Gärtner
THEODOR FLIEDNER STIFTUNG / LEITUNG FORSCHUNG
„Es war schlimm und es ist vorbei – Bearbeitung von
Traumafolgestörungen mit der Psychodynamisch
Imaginativen Traumatherapie (PITT)“
„Es war schlimm und es ist vorbei“
Bearbeitung von
Traumafolgestörungen mit der
Psychodynamisch Imaginativen
Traumatherapie PITT
Dr. Claudia Gärtner
Fliedner Krankenhaus Ratingen
Patienten und Patientinnen mit traumatisch
belastenden Biographien in der Akutversorgung
• Viele unserer PatientInnen weisen in ihrer Biographie eine
Vielzahl traumainduzierender Erlebnisse auf, die die
Kategorien physische, sexualisierte und emotionale Gewalt
umfassen und können daher als komplextraumatisiert
bezeichnet werden. Dieser Umstand ist nur selten bis gar
nicht in einer ICD-konformen Diagnose abbildbar.
• Aufgrund der noch fehlenden Klassifikation als eigenständige
Störung sowohl im ICD-10, als auch im überarbeiteten DSM-V
bleibt diese Gruppe von PatientInnen diagnostisch immer
noch namenlos und heimatlos und TherapeutInnen sind
gezwungen, die zugehörigen Einzelsymptome unabhängig
voneinander wie komorbide Störungsbilder zu kodieren.
Komplexe psychische Traumata
• Beinhalten ihrem Wesen gemäß und aufgrund des Zeitpunktes ihres
Auftretens Extremformen traumatischer Belastung.
• Lebensbedrohlich und mit körperlichen Verletzungen verbunden
• Chronische Geschehnisse mit interpersonalem Charakter
• Sie beeinträchtigen die Persönlichkeitsentwicklung und das
Grundvertrauen der betroffenen Menschen in primären Beziehungen
 Komplexe Traumafolgestörungen beinhalten erheblich mehr, als der
klassischen Traumadefinition entspricht
 Beinhalten oft eine Kombination andere Störungen und Symptome
gemäß Achse I und Achse II (Persönlichkeit)
 Gesundheitliche Probleme nach Achse III
 Schwerwiegende psychosoziale Beeinträchtigungen nach Achse V
 Diagnostische Kriterien für PTBS im neuen DSM V deutlich erweitert
aber keine eigenständige Diagnose der komplexen
Traumafolgestörung aber eigenständige Diagnose im neuen ICD 11!!
Die
Psychodynamisch
Imaginative
Traumatherapie
PITT
nach Luise
Reddemann
Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
3 Phasen:
1. Die Phase der Ichstärkung oder
Stabilisierungsphase
2. Die Traumakonfrontationsphase
3. Die Integrationsphase
Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
Wir behandeln Menschen mit einer Haltung,
nicht mit einer Technik.
Es geht um Würde- und Wachstumsorientierung, um das Interesse, dass ein
Mensch erblühen kann, dass er in Kontakt
kommt mit seinen Ressourcen und seinem
wahren Kern.
Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
•
PITT versteht sich als angewandte Psychoanalyse mit Hilfe
des „ego-state-Ansatzes” nach Federn und Watkins.
•
Auf die Beachtung des ÜbertragungsGegenübertragungsgeschehens wird Wert gelegt.
•
Die daraus resultierenden Erkenntnisse werden genutzt,
die Patientin/den Patienten zu einem veränderten –
imaginativen sowie handlungsorientierten – Umgang mit
sich selbst anzuregen.
Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
•
Mitgefühl der Therapeutin/des Therapeuten und der
Patientin/des Patienten für sich selbst im Sinne einer
imaginativen Nachbeelterung nimmt einen zentralen Platz in
der therapeutischen Arbeit ein.
•
Die therapeutische Haltung begründet sich aus einer
phänomenologischen Sichtweise, einer Orientierung am
Würdeprinzip nach Kant, sowie Prinzipien der buddhistischen
Ethik (Achtsamkeit und Mitgefühl).
Es gilt den Grundgedanken des
beidäugigen Sehens von Leid, aber auch
von Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen
Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
•
Leitend ist auch das Konzept eines „heilen Kerns“ und
daraus abgeleitet die Notwendigkeit der Unterstützung
selbstregulativer Prozesse, also Resilienz- und
Ressourcenorientierung.
•
So wird über das Medium einer hilfreichen Beziehung vor
allem die Selbstbeziehung und
Selbstberuhigungsfähigkeit betont und mittels
Imagination angeregt, diese neu zu gestalten und
seelische Wunden damit einer Heilung zuzuführen.
Die Schwerpunkte in der Arbeit mit PITT
• die Sicherheit spendende therapeutische Beziehung;
• Ressourcen, Resilienz;
• beidäugiges Sehen, daraus Pendeln zwischen
Traumainhalten und stabilen, resilienten Inhalten;
• Herzstück von PITT: Versorgung verletzter Anteile;
• Selbstliebe, Trost, Mitgefühl;
Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
• Es wird geklärt, worin die Traumatisierung bestanden hat. Eine
detaillierte Befragung wird dem Patienten erspart, es reicht, wenn er/sie
„eine Überschrift“ für das Erlebte finden kann.
•
Ergänzt werden soll die „Traumaanamnese“ stets von der Frage, „
„was hat zum Überleben geholfen (wer, was)?“ (Überlebenskunst).
• Das sog. Traumatalking der Patienten untereinander soll unterbleiben.
Die Patienten müssen über den Grund aufgeklärt werden: das beständige
Wiederholen des Schreckens lässt diesen immer wieder neu durchleben
und verfestigt Erinnerungsspuren. Hilfreich ist oft die Frage an den
Patienten, „glauben sie, dass das ständige Erzählen und Sprechen über
das Erfahrene hilfreich für sie ist“.
• Es gibt naturgemäß „den Sog des Schlimmen“:
 negative Erfahrungen werden länger und tiefer erinnert
(Evolutionsbedingt);
 daraus ergibt sich die Notwendigkeit daran zu arbeiten, das Gute
festzuhalten und zu verankern.
Stabilisierung
Bereits in der Stabilisierungsphase geht es darum, ein
Gegengewicht zu den inneren Schreckenswelten
aufzubauen, um positive Emotionen wahrzunehmen
und zu verankern, insbesondere eine Haltung von
Mitgefühl mit sich selbst. Darüber wird die Entwicklung
einer Selbstberuhigungsfähigkeit möglich
Stabilisierung
• Bei der Ressourcenaktivierung soll erst geschaut werden, was der
Patient schon hat. Dieses gilt es dann, im Laufe der Behandlung zu
mehren und bewusst zu machen.
• Also: die Wahrnehmungsfähigkeit auf Seiten des Patienten stärken:
 was macht Freude;
 Fähigkeiten und Fertigkeiten;
Stärken;
 gute Erfahrungen in der Biographie (Freudebiographie);
• Imaginationen sind eine weitere Möglichkeit, mit Ressourcen in
Kontakt zu kommen, bzw. diese auszubauen.
• Auch hier macht es Sinn, auf bereits vorhandene hilfreiche Bilder
der Patienten zurückzugreifen (Urlaub, Hobby, Interesse – und
wenn er davon erzählt, erinnert er und Erinnern ist imaginieren).
Über die Bilder der Patienten ins Gespräch kommen und darüber
hilfreiche Bilder verankern, z.B. der Ort der Geborgenheit.
Distanzierung und das BASC-Modell nach PITT
Spricht der Patient über traumatische Erfahrungen, soll er
zur weitest möglichen Distanzierung angeleitet werden, die
Beschreibung anhand des BASK-Modell vorzunehmen. Das
Ganze erfolgt in der 3. Person
• Behaviour – Verhalten – was tut sie?
• Affect – Gefühl – was fühlt sie?
• Sensation – in welchem Körperteil ist das Gefühl besonders
präsent?
• Kognition – was denkt sie?
Distanzierung
• Zur Distanzierung des Schlimmen arbeiten wir mit dem
„Inneren Beobachter“:
• Einem Teil, der immer schon da war, der nur beobachtet,
ohne zu urteilen oder sich zu verwickeln, der emotional nicht
erlebend ist.
• Die Distanzierung durch den inneren Beobachter hat zwei
Funktionen:
 Genaues Wahrnehmen
 Schutz durch Distanz
Distanzierung
Eine andere, häufig benutzte Distanzierung ist die so genannte
“Bildschirmtechnik“:
• "Stellen Sie sich vor, dass Sie die Geschichte wie einen Film auf
einem Bildschirm betrachten. Sie haben eine Fernbedienung, die es
Ihnen ermöglicht, das Bild näher heranzuholen, größer zu machen,
intensiver wahrzunehmen usw.
• Spielen Sie mit diesen Möglichkeiten."
• Der Patient erzählt die Geschichte in der 3. Person.
• Wichtig ist, dass der Patient die Erfahrung macht, dass er die
Kontrolle über die Bilder hat. Es geht darum, zu lernen mit der
Fernbedienung umzugehen.
Versorgung jüngerer, verletzter Ich-Anteile
Sehr heftige Gefühle sind ein Anzeichen dafür, dass jüngere
Ichs (verletzte Ichs) involviert sind und reagieren. Genau um
diesen Teil sollten wir uns dann kümmern, der Therapeut
gemeinsam mit dem erwachsenen Ich, so dass der Patient
mehr und mehr lernen kann, diese Versorgung alleine zu
schaffen:
was hätte der Teil damals schon gebraucht?
Das kann jetzt auf der imaginativen Ebene nachgeholt
werden.
Dabei ist die Wahrnehmung hilfreich: es ist vorbei.
Deshalb kann der verletzte Teil aus der damaligen Situation
herausgenommen und versorgt werden und schließlich am
Ort der Geborgenheit verbleiben, versorgt mit ausreichenden
Helferwesen.
Versorgung jüngerer, verletzter Ich-Anteile
Voraussetzung ist ein einigermaßen stabiles erwachsenes Ich.
Es kann helfen - und ist oft erforderlich! - sich das kindliche Ich
räumlich entfernt vorzustellen, ggf. auch auf einem Bildschirm.
•
•
Die erwachsene Person stellt einen Kontakt mit dem jüngeren Ich her, es ist
deutlich und erlebbar, dass es sich um zwei voneinander getrennte Wesen
handelt. Ggfs. muss man die Fähigkeit zur Selbstdistanzierung erst erarbeiten
Die erwachsene Person versichert dem jüngeren Ich, dass es um seinen
Schmerz weiß und es versteht, d.h. sie zeigt Mitgefühl. Es hat sich als hilfreich
erwiesen, das jüngere Ich einzuladen, sein erwachsenes Ich genau
wahrzunehmen, zu erkennen, was dieses erwachsene Ich alles kann. Danach
kann eine Erklärung erfolgen, dass jetzt eine andere Zeit ist, und dass diese
andere Zeit viele Möglichkeiten bietet, die es damals nicht gab. Dies sollte
ausführlich erklärt werden. Bei sehr kleinen Kindern muss dies erfahren
werden, denn Erklärungen helfen weniger.
Versorgung jüngerer, verletzter Ich-Anteile
•
•
•
•
Das jüngere Ich aus der belastenden Szene herausholen. – Es kann auch sein,
dass dies der 1. Schritt sein muss, d.h. das jüngere Ich muss sofort aus der
belastenden Szene herausgeholt werden, vor allem bei massiven
traumatischen Erfahrungen
Das jüngere Ich an den Ort der Geborgenheit bringen, falls die erwachsene
Person das nicht kann, dazu die Hilfe der Helferwesen oder idealer Eltern
beanspruchen.
Dem jüngeren Ich am Ort der Geborgenheit Trost und Unterstützung geben so
viel wie es braucht. Alle Gefühle des Kindes sind in Ordnung, was auch immer,
ebenso seine Reaktionen auf Gefühle.
Abschließend Arbeit am Transfer in den Alltag: Was bedeutet es für den
erwachsenen Menschen hinsichtlich seiner Kompetenz im Hier und Jetzt, wenn
das jüngeres Ich jetzt in Sicherheit ist? Zur Imagination einladen, wie sich
Situationen verändern, wenn ein jüngeres Ich gut versorgt ist. Was bedeutet es
künftig für das problematische Verhalten, wenn dieser Teil in Sicherheit ist?
Versorgung jüngerer, verletzter Ich-Anteile
• Da es bei Verletzungen in der Kindheit, im familiären Umfeld
zumeist viele verletzte Ichs gibt, hilft eine frühzeitige Imagination,
dass alle verletzten Ichs, die im „Panoramablick“ zu erkennen sind
(nicht detailliert), jeweils ein eigenes altersgerechtes Helferwesen
bekommen und an einen guten Ort, dem Ort der Geborgenheit
gebracht werden, wo es ihnen besser gehen kann, als in der
belastenden Kindheit und Jugend.
• Hierüber kann i.d.R. eine gewisse Absenkung des Arousals des
Patienten erreicht werden.
• In der Folge kann mit einzelnen verletzten Ichs genauer und
individuell gearbeitet werden.
Stabilisierung
• Die so wichtige Versorgung von häufig zahlreichen
verletzten jüngeren Ichs ist mehr als reine Stabilisierung.
• Es beinhaltet bereits konfrontative Elemente in der
Auseinandersetzung mit kindlich erfahrenem Leid, das
aber bereits in der frühen Behandlungsphase, also der
Stabilisierungsphase vom erwachsenen Ich zu leisten ist,
so dass hierüber Kontrolle und Steuerungsfähigkeit von
der Patientin oder dem Patienten erfahren werden kann,
was gleichsam stabilisierend und stärkend wirkt.
Stabilisierung
• Die Selbstwirksamkeit, aber auch Selbstmitgefühl, das die
PatientInnen in der Arbeit mit PITT über eine schonende
und mitfühlende Versorgung innerer Kindanteile
erfahren, führt letztendlich dazu, die Fähigkeit von
eigener Kontrolle und Steuerung zu bemerken und
unterbricht das das alte Muster eines Gefühls der
Mangelhaftigkeit, Hilflosigkeit und Abhängigkeit.
• Die Arbeit mit den jüngeren Anteilen führt auch zu der
Erfahrung den Prozess steuern zu können und damit auch
zu einer Verbesserung der Selbstregulationsfähigkeiten.
KoKo Konfrontation bei
Komplextraumatisierung –
Eine qualitative Studie zur subjektiven
Wahrnehmung konfrontativer Erfahrungen
bei komplextraumatisierten PatientInnen
Claudia Gärtner1, Martina Hahn2,
Luise Reddemann3
Theodor Fliedner Stiftung, Fliedner Krankenhaus Ratingen
2 Psychotherapeutische Praxis, Neuss
3 Universität Klagenfurt
1
Helios Forschungsförderung grant-ID: 001860
KoKo
Semistrukturierte Interviews mit anschließender
kategorienbasierter inhaltsanalytischer Auswertung
Auswahlkriterium:
• (Komplexe) Traumafolgestörung
• In ambulanter PITT-Therapie (streng nach Manual)
• Ausreichende Stabilität
Stichprobe: N=20 (♀= 18 /♂= 2 ) Alter Ø = 50 (Min= 30 Max = 68)
F43.1 posttraumatische Belastungsstörung
F43.2 Anpassungsstörungen
DESNOS
F48.0 Neurasthenie
F48.1 Depersonalisations- und Derealisationssyndrom
F45.4 anhaltende somatoforme Schmerzstörung
F45.0 Somatisierungsstörung
F45.9 somatoforme Störung nicht näher bez.
F45.3 somatoforme autonome Funktionsstörung
F44.0 dissoziative Amnesie
F44.3 Trance- und Besessenheitszustände
F44.7 dissoziative Störungen (Konversionsstörung) gemischt
F44.9 dissoziative Störungen (Konversionsstörung) nicht näher bez.
F40.01 Agoraphobie mit Panikstörung
F41.0 Panikstörung
F41.1 generalisierte Angststörung
F 32.1 mittelgradige depressive Episode
F33.1 rezidivierende depressive Störung gegenwärtig mittelgradige Episode
F10.2 Abhängigkeitssyndrom Alkohol
F10.24 gegenwärtiger Substanzgebrauch (Alkohol) gegenwärtige Abhängigkeit
F50.1 Atypische Anorexia Nervosa
F60.6 ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung
12
1
16
9
1
2
2
2
1
1
1
4
2
1
4
4
9
8
1
1
1
1
Begegnung mit
jüngeren
verletzten
Anteilen
Konfrontative Erfahrung mit
körperlicher Abreaktion und
Überflutung mit negativen
Emotionen
Verbesserung der
Lebensqualität
Ressourcenarbeit
Erfahrung den Prozess
steuern zu können und
Verbesserung der
Selbstregulationsfähigkeiten
Erlernen von
Distanzierungstechniken
Selbstmitgefühl
verbessert sich
Versorgung der jüngeren
verletzten Anteile
Gefühl der Selbstwirksamkeit und
Kontrolle
Belastung nimmt ab
Gärtner, Hahn, Reddemann (in Vorb.)
Verletzende Anteile / Täterintrojekte
• Den Schutzcharakter verstehen: Täterintrojekte entstehen zum Schutz, damit
das Kind am Leben bleibt  die Beziehung zu den Eltern muss geschützt
werden, damit man am Leben bleibt
• Entstehen immer in einer abhängigen Beziehung
• Verletzende Anteile können identifizierbar mit einem Trauma in Verbindung
gebracht werden
• Den Anteil würdigen und eine Gestalt geben
 Den Anteil fragen: „Weißt Du wie alt ich bin?“
 „Wie verändert sich das Leben, wenn der Anteil eine andere Aufgabe
bekommt?“
 Mit dem Anteil aushandeln, wie die Hilfe in Zukunft aussieht
• Wenn die Patientin den Anteil vernichten möchte, haben wir das zu
akzeptieren  Drachentötermodell
Konfrontation
• Konfrontation ist nicht identisch mit Erzählen!
• Es geht darum, dass bei einer Traumakonfrontation eine
Auseinandersetzung en detail mit der traumatischen
Erfahrung stattfinden soll.
• Das bedeutet, dass die Patientin auch den Schmerz und alle
belastenden Gefühle von damals noch einmal – mehr oder
weniger heftig – erlebt
• Dazu muss sie in der Lage sprich stabil genug sein.
Keine
Konfrontation bei
bestehendem
Täterkontakt!!!!!!!!!
Kontraindikation für Konfrontation
• Täterkontakt
• Keine äußere Sicherheit
• Psychose
• Suizidalität
• Schwere körperliche Erkrankung
• Instabile psychosoziale Situation
• Mangelnde Affekttoleranz
• Anhaltende schwere Dissoziationsneigung
• Unkontrolliertes autoaggressives Verhalten (an Täterkontakt bzw.
Beeinflussung denken!)
• Mangelnde Distanzierungsfähigkeit zum traumatischen Ereignis
Konfrontation
Wenn PatientInnen durch das Sprechen über traumatische
Erfahrungen massiv unter Druck geraten, so dass einige Stunden
oder auch unmittelbar danach Symptome entstehen wie
Schneidedruck, Alkohol-und Medikamentenabusus, Intrusion,
Flashbacks oder abendliche Erregungszustände, ist dies ein
Hinweis darauf, dass traumatische Erfahrungen dissoziiert
gespeichert wurden. In diesem Fall ist eine vertiefende
Traumaexploration- oder gar Exposition kontraindiziert.
Reddemann, 2015
Vorbereitung der Konfrontation
• Treffen Sie die Entscheidung zur Konfrontation gemeinsam mit der
Patientin (shared-decision making)
• Die Patientin hat ein recht auf NEIN!!
• Erklären Sie genau den Ablauf / die Technik
(Beobachter/Bildschirm)
•
Üben Sie die Technik vorab an einem positiven Beispiel
• Aufsuchen der traumatischen Situation in einem klar strukturierten
Setting
• Arbeiten Sie nur mit kurzen Sequenzen, legen Sie Anfang und Ende
vorher fest.
• Vereinbaren Sie ein Stopp-Signal – Stopp ist Stopp, ohne
Rechtfertigungszwang!!
Vorbereitung der Konfrontation
• Legen Sie gemeinsam mit der Patientin fest, wie diese nach
der konfrontativen Sitzung gut für sich sorgen kann.
• Planen Sie ausreichend Zeit ein!
 Es ist sehr wichtig, dass Sie genügend Zeit haben der Patientin
zu helfen, sich zu reorientieren und zu trösten (ca. 1/3 der
Gesamtzeit)
• Planen Sie kurzfristige Termine ein oder die Möglichkeit der
Kontaktaufnahme (Email; Telefon, SMS…)
Protokoll der Beobachter-Technik
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Die traumatische Situation benennen
Womit beginnt das belastende Ereignis, womit endet es, klären
SUD klären
Body-Check
Die negative Kognition benennen
Eine positive Kognition erarbeiten und mit der VoC-Skala einschätzen
Merke: Wir bearbeiten immer einen „alten Film“, das Ereignis findet nicht
jetzt statt.
Klären, ob andere jüngere oder ältere Ichs von diesem Trauma betroffen
sein könnten. Das geht am besten mit Hilfe der Vorstellung eines
Lebenspanoramas oder auch einer Lebenslinie
Alle erlebenden Teile an den sicheren Ort bringen, bzw. einladen, dorthin
zu gehen.
Auch das erlebende Ich von heute sollte an den sicheren Ort gehen.
Ggf. bleibt das am Trauma beteiligte Ich weit entfernt dabei und schaut
von weitem zu, z.B. vom sicheren Ort aus.
Protokoll der Beobachter-Technik
• Der beobachtende Teil und das handelnde – erzählende - Ich von heute
arbeiten zusammen, d.h. der beobachtenden Teil berichtet dem
erzählenden Ich von heute, was er beobachtet und zwar sowohl die
Erfahrungen des Körpers, die Gedanken, die Bilder und die Gefühle (s.
BASK-Modell. Z.B. „das Kind wird geschlagen, sein Rücken tut weh, ist
traurig und verzweifelt und denkt, ich habe es verdient, usw.).
• Die Therapeutin achtet darauf, dass alle Bereiche des seelischen Erlebens
vom erwachsenen Ich von heute mit Hilfe des beobachtenden Teils
wahrgenommen werden und fragt ggf. nach.
• Die Therapeutin achtet darauf, dass alle erlebenden Teile in Sicherheit
bleiben. Sollte das nicht der Fall sein, bemerkt man es meist an der
Physiologie (Angstzeichen) und sollte es ansprechen und behilflich sein,
dass erlebende Teile wieder in Sicherheit gebracht werden.
Trostphase
• Wenn das Trauma durchgearbeitet erscheint, klären, ob das Trauma
wirklich „ganz“ durchgearbeitet ist
• Und erst dann fragen, was das verletzte jüngere Ich jetzt braucht, das es
damals gebraucht hätte und von wem dies gegeben werden kann (Ich von
heute, Helfer, ideale Eltern). Die Bedürfnisse des verletzten Ich werden
imaginativ befriedigt. Zeit lassen!
• Noch in derselben Sitzung oder in der folgenden Grad der Belastung
erneut einschätzen. Es sollte wenigstens eine Verbesserung um einen
Punkt erfolgt sein.- Nicht selten geht die Belastung stark zurück. Bei
chronisch Traumatisierten kann man das allerdings in der Regel nicht
erwarten, es sei denn es wäre das letzte Trauma. Ebenso die Kognitionen
klären und erneuter body-check.
Nach der Konfrontation
• Stellen Sie sicher, dass die Patientin wieder im Hier-und-Jetzt
ist, helfen Sie ggf. bei der Reorientierung
• Überprüfen Sie , dass die Patientin weiß:
Das war damals, ich habe überlebt, es ist vorbei!!!
• Nach der traumatischen Erfahrung ist es besonders heilsam,
wenn die Betroffenen Trost und Mitgefühl erfahren (Luise
Reddemann, 2012)
„Es ist Aufgabe des Arztes manchmal zu heilen, oft zu lindern und
immer zu trösten“ (Eckard Nagel, 2010)
Trauern und Neuorientierung (Integration)
•
•
•
•
•
Der Trauer eine Gestalt und Raum geben
Die Grenzen akzeptieren
Die Folgen des Grauens erkennen, benennen und durcharbeiten
Veränderungen im Umgang mit sich selbst und in Beziehungen erproben
(Beziehungs-)Konflikte rücken in den Vordergrund
 Seien Sie als TherapeutIn offen für die Lebenslösungen Ihrer PatientInnen,
die völlig anders sind, als Sie es sich vorstellen können.
Danke
für Ihre
Aufmerksamkeit!
Herunterladen