verkaufs- und beratungsgespräche beim älteren

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VERKAUFSUND
BERATUNGSGESPRÄCHE
BEIM ÄLTEREN MENSCHEN
Johannes Eitner
Schweizer Kongress der Hörgeräteakustiker
16. Mai 2009
2
©BrandtMarke www.pixelio.de
©pauline www.pixelio.de
16.05.2009
sich Zeit nehmen
3
©Gerd-Altmann www.pixelio.de
16.05.2009
Angehörige
ins Boot holen
4
16.05.2009
Angst
nehmen
5
16.05.2009
Bedienung
geduldig erklären
6
16.05.2009
beginnen wir systematisch
7
älterer Kunde
Gespräche
Verkauf und Beratung
16.05.2009
8
älterer Kunde
16.05.2009
©Rainer-Sturm www.pixelio.de
9
16.05.2009
10
16.05.2009
©Rainer-Sturm www.pixelio.de
11
16.05.2009
Demografische Entwicklung Schweiz
(Bundesamt für Statistik BFS, Stand 2005)
Anteil in %
40
20
0
0 - 19
20 - 39
40 - 64
65 +
16.05.2009
Demografische Entwicklung Schweiz
(Bundesamt für Statistik BFS, Stand 2005)
Anteil in %
%
40
20
0
0 - 19
Anteil in %
20 - 39
0 - 19
21,9
Anteil in %
40 - 64
20 - 39
27,3
65 +
40 - 64
34,8
65 +
16
16.05.2009
von der Pyramide zum Pilz
Statistik, Prognosen
„Die Alterung der Bevölkerung stellt alle Kantone
vor eine grosse Herausforderung“
(Bundesamt für Statistik BFS, 2007)
Im Laufe der nächsten 25 Jahre altert die Bevölkerung in allen Kantonen stark. Dafür gibt es
zwei Gründe:


Einerseits die tiefe Geburtenhäufigkeit der vergangenen und vermutlich auch der künftigen
Jahrzehnte,
andererseits die Zunahme der Lebenserwartung, für die in den oberen Altersgruppen noch keine
Verlangsamung in Sicht ist.
Nur die städtischen Kantone können dank der Migration die Alterung leicht bremsen, ohne
diese jedoch zu stoppen.
Teilgebiete
der Gerontologie
Geriatrie
Altersmedizin
Geriatrics
Biologische
Alternsforschung
Alternspsychiatrie
Biology of Aging
Geropsychiatry
Gerontopsychiatrie
Gerontologie
Wissenschaft vom
Altern
Gerontology
Gerontopsychologie
Geragogik
Alternspädagogik
Educational
Gerontology
Alterns-psychologie
Psychology of Aging
Soziale
Gerontologie
Alternssoziologie
Social Gerontology
Morphologische und physiologische
Veränderungen im Alter
Greisen
-alter
Erwachsenenalter
Jugend
Kindheit
Säuglingsalter
Lebensphasen
18
Säuglingsalter
Kindheit
Jugend
Erwachsenenalter
16.05.2009
Greisenalter
Einstellungswandel
19

Zum einen …
wird man den sehr unterschiedlichen Entwicklungsphasen des
langwährenden Erwachsenenalters nicht gerecht.
Bei zunehmend höherer Lebenserwartung erstreckt sich der
Bereich des Alters inzwischen über mehr als 5 Jahrzehnte.
16.05.2009
wachsende Sensibilität für die Begriffe
20

Zum anderen …
ist der Begriff Greis in der heutigen Zeit nicht mehr
akzeptabel.
Sein begrifflich-assoziatives Umfeld erscheint uns offenbar
zu endgültig, zu unumkehrbar, zu konfrontierend, zu
unmenschlich, zu unsensibel, jede Empathie vermissend und
beinahe altersdiskriminierend.
16.05.2009
wachsende Sensibilität für die Begriffe
21


Stattdessen bevorzugt man ein Repertoire an Begriffen, das eher geprägt
ist von neutraler Benennung, behutsamer Beschreibung oder Wertschätzung
und Anerkennung.
Die „Mildeformel“ kommt zur Anwendung, indem wir statt von “Alten“
zunehmend von „Älteren“ sprechen. Statt „Altersheim“ verwenden wir
„Einrichtung der Altenpflege“ oder sogar „Seniorenresidenz“. Und der
verpönte Begriff „Greis“ weicht Worten wie „Hochbetagter“ oder
„Pflegesenior“.
16.05.2009
Entwicklungsphasen im Alter
zwei Altersbilder
23
» young Old «
©RainerSturm www.pixelio.de
» old Old «
©Gerd-Altmann www.pixelio.de
16.05.2009
eine frühe Altersphase
24

„young Old“
„dritte Lebensspanne“

in der soziale Aktivitäten und Freizeitgestaltungen aufgrund geistiger und
körperlicher Fitness noch in hohem Maße möglich sind.

Die »jungen Alten« gelten als mobil und konsumfreudig.

Sie werden entsprechend in einem neu entstandenen Marktsegment, dem
sogenannten »Silbermarkt«, als Kunden stark umworben.

»Go-Gos« oder »Woopies« (Well-off older persons) sind die teils humorvollen, teils
karikierenden Bezeichnungen, mit denen der Altersdiskriminierung (»age-ism«)
entgegengewirkt werden soll.
16.05.2009
eine späte Altersphase
25

„old-Old“
„oldest-Old“
„vierte Lebensspanne“

die von zunehmend schlechter werdender Gesundheit (Multimorbidität) geprägt
ist.

Die »alten Alten« sind entsprechend häufiger auf Hilfe und Unterstützung
angewiesen.

Gebrechlichkeit, Demenz und Pflegebedürftigkeit sind die dominierenden
Assoziationen.

Sie werden, entsprechend der oben aufgezeigten Terminologie, auch als »SlowGos« und »No-Gos« bezeichnet.
16.05.2009
26
16.05.2009




27
Weil die Rippenknorpel verknöchern, wird die Atmung flacher. Die Folge
ist eine erhöhte Atemfrequenz. Die Kreislauf- und Atmungssituation
verschlechtert sich.
Die Blutgefäße verlieren an Elastizität, weil sich Eiweiß, Fett und Kalk
einlagern. Der steigende Blutdruck belastet das Herz.
Die Peristaltik der Verdauungsorgane nimmt ab, es werden weniger
Verdauungssäfte produziert, die Nieren- und Blasenfunktion wird geringer.
Nicht nur Verdauungsprobleme, sondern auch eine erhöhte Anfälligkeit für
Infektionen des Urogenitaltraktes sind die Folge.
Zu Bewegungsstörungen der Hände und des Kopfes kann es infolge
arteriosklerotisch bedingter Veränderungen im Bereich des Nervensystems
kommen. Dieser senile Tremor, der sich in rhythmischen Zuckungen mit
resultierendem Zittern äußert, stellt häufig ein Problem beim Einsetzen und
Bedienen des Hörgerätes dar.
16.05.2009
Defizitmodell der geistigen Entwicklung
Defizitmodell der geistigen Entwicklung
Dieses Modell ist aus heutiger Sicht vehement zu kritisieren:
das Konzept der „Allgemeinen Intelligenz“ ist überaltert
- aktuell unterscheidet man:


flüssige Intelligenz:
Fähigkeiten, die einem ermöglichen, sich auf neue, unbekannte Situationen
einzustellen
In diesem Bereich der Intelligenz ist eine Abnahme im Alter festzustellen
kristallisierte Intelligenz:
hiermit sind gemeint: Allgemeinwissen, Erfahrungswissen, Wortschatz und
Sprachverständnis.
In diesem Bereich der Intelligenz ist häufig ein Zuwachs im Alter zu
verzeichnen. Allerdings besteht ein Zusammenhang zur Höhe der
Umfeldanregungen.
Lernfähigkeit und Gedächtnis im Alter

Mehrspeichermodell des Gedächtnisses
Langzeitgedächtnis
Sensorisches
Gedächtnis
Ultrakurzzeitgedächtnis
Arbeitsgedächtnis
Kurzzeitgedächtnis
- episodisch
- semantisch
- prozedural
- Priming
Sensorisches Gedächtnis
(Ultrakurzzeitgedächtnis)



Umfeldinformationen werden über die Sinnesorgane dem zentralen
Nervensystem zugeführt. In diesem gigantisch großen Speicher haben
Eindrücke jedoch nur eine extrem kurze Verweildauer.
Gesehenes, Gehörtes, Gefühltes, Geschmecktes – alles ist für einen
Bruchteil einer Sekunde (maximal 1-2 Sekunden) flüchtig präsent.
Watzlawick (1985, 92) geht von 10.000 Sinneswahrnehmung pro
Sekunde aus.
Wird jedoch dem einzelnen Reiz keine Aufmerksamkeit zuteil, zerfallen
die Sinnesinformationen sofort wieder. Im anderen Fall erfolgt eine
Aufarbeitung für das Arbeitsgedächtnis.
Arbeitsgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis)



Die dort kurzfristig gespeicherten Daten (bis zu drei Minuten) können
wir willentlich »abrufen«. Sie dienen einer Orientierung in der Situation,
in der wir uns aktuell befinden.
In dieser Funktion des Gedächtnisses, gerade Wahrgenommenes
kurzfristig zu speichern und wieder verfügbar zu machen, machen sich
Altersunterschiede kaum bemerkbar.
Allerdings bereitet es älteren Menschen mehr Schwierigkeiten als
jüngeren, verschiedene Informationen gleichzeitig bewusst aufzunehmen.
Zudem benötigen sie mehr Zeit, um Informationen im Kurzzeitgedächtnis
»aufzufinden«. Dies zusammen erklärt, warum Ältere bei der Aufnahme
neuer Informationen eher irritiert und aus der Ruhe gebracht werden
können.
Langzeitgedächtnis
Nach Markowitsch (2002) lässt sich dieser Speicher, dem jeweiligen Inhalt
entsprechend, in 4 Grundtypen darstellen:




das episodische Gedächtnis (z. B. die erste Hörgeräteanpassung mit einem Kunden,
die Neueröffnung des Fachgeschäftes, etc.)
das semantische Gedächtnis, auch als Wissensgedächtnis bezeichnet (z. B.: die
üblichen Prüffrequenzen in der Tonaudiometrie liegen zwischen 125 Hz und
8000 Hz; »SE« ist eine Abkürzung für secret-ear; etc.)
das prozedurale Gedächtnis (z. B. Quick-Check eines Hörgerätes; Durchführen einer
Tympanometrie; etc.)
das Priming-Gedächtnis (z. B. das Wiedererkennen von Reizen, die man vorher
unbewusst, z. B. in der Werbung, wahrgenommen hat)
Aneignungsprozess


Vor der Überführung von Informationen aus dem Arbeitsgedächtnis in
die Bereiche des Langzeitgedächtnisses, dem eigentlichen
Aneignungsprozess, prüfen wir auf der Grundlage unserer
Wertvorstellungen und Interessen, welche Daten für uns
»erinnerungswürdig« sind.
Die so ausgewählten Informationen erreichen den dauerhaften
Gedächtnisspeicher abhängig davon, wie gut das zu merkende
Material geordnet ist und in welchem Grade Merktechniken beherrscht
werden.
Probleme bei Überführung ins
Langzeitgedächtnis


Besonders der letztgenannte Punkt, die Überführung von Informationen in das
Langzeitgedächtnis, bereitet dem älteren Menschen Probleme. Hier macht sich vor
allem die Tatsache bemerkbar, dass von der älteren Generation kaum
Merktechniken beherrscht werden, die auch zur Erfassung abstrakteren Stoffes
geeignet sind.
Aber auch die Tatsache, dass sich nach einem langen Leben eine Fülle von
Erfahrungswissen im Langzeitspeicher »angesammelt« hat, wirkt sich erschwerend
aus, da das neu erworbene Wissen in einen Zusammenhang mit dem schon
vorhandenen Datenbestand gebracht werden muss. Dies macht ein neues Bewerten,
ein »Umräumen« und »Löschen« erforderlich. Von generellen Einbußen des
Erinnerungsvermögens mit zunehmendem Alter kann jedoch, von obigen Ergebnissen
ausgehend, nicht gesprochen werden.
Lernfähigkeit und Gedächtnis im Alter:
Beratungsregeln für den Umgang mit dem älteren Kunden
Die Erkenntnisse über Lernfähigkeit und Gedächtnis im Alter sind
grundlegend für Hörgeräteanpassung und Beratung beim älteren Kunden.
Folgende Regeln sind zu beachten:

Selbstvertrauen aufbauen


denn schlechtere Lern-Leistungen und Gedächtnis-Leistungen sind oft
Zeichen und Resultat von Unsicherheit
Sinnzusammenhänge herstellen

denn das Lernen und Behalten von abstrakten, nicht erklärten Wörtern
und Begriffen bereitet älteren Menschen deutlich mehr Probleme als
jüngeren
Lernfähigkeit und Gedächtnis im Alter:
Beratungsregeln für den Umgang mit dem älteren Kunden

gebremste Geschwindigkeit
 beim Erklären, Beraten und Anweisen, denn zu schnell gebotener Lernstoff
behindert Ältere nachweislich mehr als Jüngere

Bedenken: Lernen muss wieder gelernt werden!


Älteren fehlen oft Lerntechniken und Gedächtnistechniken, deshalb
Gedächtnisstützen und Kodierungshilfen geben
Lernstoff und Informationsstoff gliedern

denn je übersichtlicher, gegliederter und weniger komplex der
Aneignungsstoff ist, desto eher können einzelne Lernschritte nachvollzogen und
eingeprägt werden
Lernfähigkeit und Gedächtnis im Alter:
Beratungsregeln für den Umgang mit dem älteren Kunden

Motivation durch Selbstbestimmung

Ältere zeigten gute Testergebnisse, wenn sie das Gefühl
hatten, dass die Lernaktivitäten ihren eigenen Bedürfnissen
und Interessen dienten und wenn sie in das
Entscheidungsgeschehen miteinbezogen wurden
Psychomotorische Fähigkeiten
Psychomotorischen Fähigkeiten verändern sich im Alter.
Welche Bedeutung hat das für Audiometrie und
Hörgeräteanpassung beim älteren Kunden?

Alternsbedingte Verhaltens- und Leistungsveränderungen im Bereich der
psychomotorischen Leistungen sind nachgewiesen. Das Wissen um diese
Veränderungen ist für den Hörgeräteakustiker insofern von Bedeutung, als er
dem Kunden durch dessen Antwortreaktionen beim Audiometrieren
psychomotorische Leistungen abverlangt.



Knopfdruck,
Tastendruck,
Handheben
Psychomotorische Fähigkeiten



Die sensorische und die kognitive Phase werden zur
Prämotorischen Phase zusammengefasst. Diese Phase ist von
einem Leistungsabbau im Alter gekennzeichnet. Der ältere
Mensch braucht mehr Zeit, um sich einen Überblick über die
gegebene Situation zu verschaffen. Die Zeit vom Auftreten eines
Stimulus bis zur dadurch ausgelöste Bewegungsreaktion
verlängert sich.
durch ein Vorsignal, zum Beispiel ein optisches, wird diese
verlängerte Reaktionszeit bei älteren Menschen verkürzt. Es löst
eine Erwartungshaltung aus, motiviert und aktiviert.
Die Art des Signalangebotes beeinflusst die Reaktionszeit Älterer
in stärkerem Maße als die Jüngerer.
Psychomotorische Fähigkeiten
der psychomotorische Gesamtablauf besteht aus drei Phasen:
Reiz-Aufnahme
(sensorische Phase)
Reiz-Verarbeitung
(kognitive Phase)
Reiz-Umsetzung
(motorische Phase)
Persönlichkeitsveränderungen
5 Persönlichkeitsachsen





Neurotizismus – emotionale Stabilität
(leicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen (höhere Sensibilität) ODER eher
emotional stabil?)
Extraversion – Aktivität und kommunikatives Verhalten
(Ausgeglichen, zurückhaltend und gern allein ODER selbstsicher, aktiv und gesellig?)
Offenheit für Erfahrungen – Interesse, Erkundungsverhalten
(phantasievoll, interessiert, wissbegierig, unabhängig ODER konventionell, konservativ und
gedämpft in der emotionalen Reaktion?)
Verträglichkeit – zwischenmenschliches Verhalten
(mitfühlend, hilfsbereit, vertrauensvoll, kooperativ ODER egozentrisch, antagonistisch,
misstrauisch und kompetitiv?)
Gewissenhaftigkeit – Grad der Gewissenhaftigkeit
(organisiert, planvoll, sorgfältig, zuverlässig ODER chaotisch, unachtsam und ungenau?)
(Kommentierung in Klammern: Thomas Saum-Aldehoff , WDR 2, Sonntagsfragen 30.12.07)
gewisse Konstanz der
Persönlichkeitsmerkmale


In diesen fünf Dimensionen der Persönlichkeit – folgt man
den Autoren, sind dies Hauptcharakteristika der
menschlichen Persönlichkeit – bleiben die Werte im mittleren
und höheren Erwachsenenalter weitgehend konstant.
Schwere Krankheiten, erworbene Behinderungen sowie
emotionale Starkerlebnisse können jedoch zu abweichenden
Entwicklungen führen.
Belastungssituationen
Berufliche Situation
Soziale Kontakte
Wohnsituation
Gesundheit
Berufliche Situation



©Axel-Wolkowski www.pixelio.de
Bündelung von
Belastungssituationen
Änderungen: Wegfall des gewohnten Tageszeitrahmens, Wegfall der
beruflich bedingten sozialen Kontakte, Wegfall von Anerkennung und
Honorierung der gezeigten Leistungen, …
der Gesamtvorgang wird häufig vom alternden Menschen als Angriff
auf sein Selbstwertgefühl empfunden
Übergangsphase vom Arbeitsleben in den Ruhestand bringt eine Reihe
von Konflikten mit sich, die oft vorübergehende körperliche und/oder
psychische Veränderungen nach sich ziehen: z. B. Mangel an Motivation,
Lustlosigkeit, Antriebsschwäche, überzogene und oft unangebrachte
Kritik am Verhalten und den Leistungen anderer
46
16.05.2009
©michael-andre-may www.pixelio.de
Bündelung von Belastungssituationen
soziale Kontakte


Die Problematik sozialer Kontakte der Menschen im höheren
Lebensalter ist seit geraumer Zeit Forschungsobjekt der Gerontologen.
Die Erkenntnisse aus den durchgeführten Studien sind auch für die
Arbeit des Hörgeräteakustikers von Bedeutung.
So ist ein nachdenklich stimmendes Ergebnis der Untersuchungsreihen,
dass Ältere sich häufig zu »altersgemäßen« Verhaltensweisen
gezwungen sehen, obwohl diese weder ihren eigenen Wünschen noch
ihren eigentlichen Fähigkeiten entsprechen
soziale Kontakte



Diesem Verhalten liegt eine Diskrepanz zwischen »Selbstbild« und
»Fremdbild« zugrunde: Was man als älterer Mensch noch tun möchte und
auch durchaus noch tun könnte, stimmt oft nicht überein mit dem, was die
Gesellschaft vom älteren Menschen erwartet.
Gesellschaftliche Normen und Verhaltenserwartungen sind aber in der
Regel das Bezugssystem, an dem sich der Mensch orientiert. So werden die
allgemein üblichen Vorstellungen vom Altern zum Maßstab des eigenen Tuns
und Handelns.
Damit wäre Altern heute in erster Linie soziales Schicksal und erst
nachrangig morphologische und physiologische Veränderung
soziale Kontakte



Die »erfolgreiche« Bewältigung des
Alterns ist seit langem zentraler
Gegenstand gerontologischer Forschung.
Havighurst (1963) hat »successful aging«
als einen »inneren Zustand der
Zufriedenheit und des Glücks«
umschrieben
Verschiedene Alternsmodelle nehmen für
sich in Anspruch, zu Lebenszufriedenheit
und subjektivem Wohlbefinden zu führen.
©R_by_adel-33 www.pixelio.de
Die Disengagement-Theorie



geht von der Annahme aus, dass der Rückzug Älterer aus Aktivitäten
und Verpflichtungen als natürlicher Vorgang der menschlichen
Entwicklung anzusehen sei.
Der ältere Mensch suche sogar die Distanz, um sich in Ruhe seinem
Lebensabend widmen und sich auf das Lebensende einstellen zu können.
Die Gesellschaft sei zu gleicher Zeit bereit, ihre Bindungen zu lösen.
Dieses Modell gilt inzwischen als empirisch wiederlegt und spielt
entsprechend in der Diskussion keine wesentliche Rolle mehr
Die These der Aktivitätstheorie ist, dass …



nur derjenige im Alter glücklich und zufrieden ist, der etwas leisten und aktiv Einfluss
nehmen kann sowie von anderen Menschen »gebraucht« wird.
Die gesellschaftliche Realität sieht jedoch ganz anders aus: Sowohl die räumliche
Ausgliederung des Älteren aus der Familie als auch die Pensionierung haben einen
Rollenverlust und damit letztlich einen Funktionsverlust des älteren Menschen zur
Folge. Sein Verhaltensspielraum wird dadurch erheblich begrenzt.
Das Gefühl des Überflüssigseins ist in dieser Altersgruppe weit verbreitet. Empirisch
konnte nachgewiesen werden, dass informelle Aktivitäten, wie z. B. durch Kontakte
zu Freunden, Verwandten und Nachbarn, aber auch in Vereinen, Seniorenclubs oder
Seniorentagesstätten, in hohem Maße mit Lebenszufriedenheit zusammenhängen.
Der grundsätzlich richtige Aktivierungsansatz erntet jedoch in seinem
universalistischen und generalistischen Anspruch Kritik.
Kompetenzmodell




Die Lebensspannenkonzeption von Baltes & Baltes (1989), basierend auf der
Annahme von Gewinnen, Stabilität und Verlusten im Alter, ist Hintergrund des
Kompetenzmodells.
Zentrale Annahme ist, dass die bio-psycho-sozialen Leistungs- und
Kapazitätsreserven im Schnitt abnehmen, sich aber zugleich vorhandene Ressourcen
nutzen und ausbauen sowie neue erwerben lassen.
Durch Strategien, Übung, Training und Lernen kann es gelingen, ein relativ stabiles
Funktionsniveau, ein positives Selbstbild und ein hohes subjektives Wohlbefinden
aufrecht zu erhalten (Martin & Kliegel 2005).
Dies ist, der Theorie folgend, mit den drei Anpassungsprozessen der Selektion, der
Optimierung und der Kompensation (SOK-Modell) zu erreichen (Wirsing 2007, 115)
SOK-Modell
Verlust an
biologischen
Entwicklungsund
Kapazitätsreserven
Selektion
Optimierung
Kompensation
eingeschränktes,
aber
selbstwirksames
Leben
SOK-Modell



Selektion (Auswahl):
Durch bewusste Auswahl können sich alte Menschen auf die für sie bedeutsamen
Lebensbereiche beschränken. Sie passen den Umfang ihrer Aktivitäten den
ihnen verfügbaren körperlichen, geistigen und sozialen Ressourcen an.
Optimierung (Training):
Damit die selegierten Ziele erreicht werden können, wird zum einen
vorhandenes Können fit gehalten. Zum anderen werden zielrelevante Ressourcen
und Handlungsweisen neu erworben.
Kompensation (Ausgleich):
Körperliche und mentale Schwächen oder dauerhafte Einschränkungen werden
ausgeglichen durch Inanspruchnahme sozialer Unterstützung oder technischer
Hilfen.
Bündelung von Belastungssituationen
Wohnsituation


Wohlbefinden, Gesundheit und Lebensfreude sind eng mit der
Wohnsituation verbunden. Die Wohnsituation der über 65-jährigen ist
beim Vergleich zur Gesamtbevölkerung in Bezug auf Ausstattung und
Komfort noch immer sehr ungünstig.
Für ältere Menschen, die in Einrichtungen der Altenpflege leben, ergibt
sich oft eine besondere Problematik: die persönliche Identität ist
bedroht durch den Verlust des gewohnten sozialen und räumlichen
Bezugrahmens. Hinzu kommt die Aufgabe der eigenverantwortlichen
Lebensführung. Das Gefühl des Abgeschobenwerdens und der
Endgültigkeitscharakter führen oft zu apathischem Verhalten, Bitterkeit
und Reizbarkeit.
Wohnsituation in Deutschland (2006)
Bündelung von Belastungssituationen
Die Wahrscheinlichkeit von Krankheiten
und körperlichen Leistungseinbußen
steigt im Alter erheblich. Die
gesundheitlichen Beeinträchtigungen
sind psychisch stark belastend.
Schmerzzustände, Ängste, Hilflosigkeit
und Überforderung führen oft zu
typischen psychischen Reaktionen wie
Altersstarrsinn, regressive
Verhaltensweisen, Verdrängung,
Egozentrizität, leichte Beeinflussbarkeit
und aggressives Verhalten, …
©Günter-Havlena www.pixelio.de
Gesundheit
Reaktionen auf
Krankheiten und zusätzliche Behinderungen



Schwächung der Ich-Stärke
Einschränkung rationaler Verarbeitungsmöglichkeiten
krisenhafter Situationen
Altersstarrsinn
 Festklammern an gewohnten Situationen, um
innerpsychische Stabilität zu bewahren
(Schutzmechanismus gegen Bedrohung der
Unabhängigkeit und das Selbstwertgefühls)
Reaktionen auf Krankheiten und
zusätzlichen Behinderungen


regressive Verhaltensweisen
 Rückfall in kindliche Verhaltensweisen
(Schutzmechanismus des Ich, um den Verlust an
Selbstständigkeit zu bewältigen)
Verdrängung
 die Person weicht einer realistischen Auseinandersetzung
mit der Krankheit aus und wehrt Ängste und Unsicherheit
ab
Reaktionen auf Krankheiten und
zusätzlichen Behinderungen

Egozentrizität


leichte Beeinflussbarkeit durch Ratgeber


ein auf Selbsterhaltung gerichtetes Verhalten. Solche Verhaltensmuster
stellen jedoch eine Belastung für die soziale Umwelt dar
soziale Umwelt kann sehr leicht stützenden oder verschlechternden
Einfluss auf psychische Verfassung ausüben
aggressives Verhalten

Unzufriedenheit, Besserwisserei, Meckern, Feindseligkeit, Misstrauen –
dahinter stecken oft: Angstzustände, Hilflosigkeit, heftige
Schmerzzustände, Frustrationen
Erkenntnisse aus der Psychotherapie

Richtberg (2007) weist aus seiner
psychotherapeutischen Praxis auf eine
»spezifische psychische und
psychosomatische Verwundbarkeit«
hin, die sich bei älteren, schwerhörigen
Menschen besonders häufig in
Depressionen äußert:
©Gerd-Altmann www.pixelio.de
Depressionen


Erschöpfungsdepressionen –
Kommunikation unter den bisher mehrfach aufgeführten, erschwerten
Bedingungen einer Hörschädigung ist enorm energiezehrend. Wenn einem
Erholungspausen versagt bleiben und aufgrund der ständigen Anspannung
auch der Schlaf gestört ist, führt dies zu »einer Entleerung des Antriebs und
der Energie sowie zu erhöhter Ermüdbarkeit und Aktivitätseinschränkung«
(ebd.)
Verbitterungsdepressionen –
Enttäuschungen und Ausgrenzungen in sich häufig wiederholenden Form
können zu Verzweiflung und Wut und schließlich zu einer
Vermeidungshaltung und zu Rückzug führen: lasst mich in Ruhe!
Depressionen



Entmutigungsdepressionen – Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen schwinden und
führen zu sozialem Kompetenzverlust. Dies zeigt sich in Vermeidungsverhalten und
Versagensängsten. Wesentliche Ursache kann die verloren gegangene Synchronität
von Hören und Verstehen sein, die ein eigenes Sich-Einbringen in
Gesprächssituationen weitgehend unmöglich macht.
Vereinsamung – Nicht-Verstehen und Miss-Verstehen führen oft zu frustriertem SichZurückziehen und damit in die soziale Isolation.
Wahnhafte Störungen – Aus gestörter Beziehungsfähigkeit und der Entfremdung
der Wahrnehmungswelten kann schleichend ein »Kontaktmangelparanoid«
entstehen. Dies kann sich in Dialogen mit nicht wirklich anwesenden Personen äußern
oder auch im Sich-Bedroht-, Bedrängt- oder Drangsaliert-Fühlen durch virtuelle
Gesprächspartner.
Alter und Hörschädigung


»Erfolgreiches Altern« ein Modell auch für Menschen mit Hörschädigung?
Gemeint ist damit ein Gegenentwurf zum weit
verbreiteten Defizit-Modell des Alterns. Ein Modell,
das überwiegend von Abbauprozessen geprägt ist,
erschwert Interventionsmöglichkeiten und stimmt
pessimistisch.
Empowerment



Tesch-Römer (2001, 226 ff) lenkt am Ende seiner groß angelegten,
mehrjährigen Studie zum Thema »Schwerhörigkeit im Alter« den Blick eher
auf ein Konzept des Empowerment.
Gemeint ist damit eine Stärken- und Kompetenzorientierung.
Die optimistische Sicht geht vom Altern als einer Lebensphase aus, die zu
gestalten ist und in der vorhandene Potentiale zu nutzen sind, um objektives
und subjektives Wohlergehen maximal zu fördern.
Bezogen auf die besondere Situation hörgeschädigter Menschen im Alter
heißt das, den Ergebnissen der o.g. Studie folgend:
Fazit




Die Auseinandersetzung mit dem »Altern« als eine gemeinsame
gesellschaftliche Aufgabe betrachten.
Dazu gehört eine gänzlich andere Werte-Perspektive, in der bestimmte
Ressourcen im Alter abnehmen »dürfen«, während andere in ihrer Präsenz
gestärkt werden.
Dazu zählt ebenfalls die Einsicht, dass Kommunikationskompetenz ein
transaktionales Phänomen ist. Lazarus (1990, 205) beschreibt den
Kompetenzbegriff als eine Wechselwirkung zwischen den Potentialen des
Individuums und des personalen Umfeldes. Tesch-Römer nennt es eine
»dyadische Bewältigung von Kommunikationsproblemen« (2001, 228).
Gemeint ist die gegenseitige Wertschätzung von Interaktionspartnern und ein
entsprechend gemeinsames, aufeinander abgestimmtes Verhalten.
Wo stehen wir?



Zurzeit sind wir davon noch weit entfernt. Noch scheint in der
Gesellschaft trotz aller wissenschaftlicher Erkenntnisse das DefizitModell als ein übermächtiges Altersstereotyp vorzuherrschen.
Dies wirkt sogar erheblich in jüngere Altersgruppen hinein. Einer
Hörschädigung haftet nicht nur das Stigma »Behinderung« an, es wird
auch direkt mit dem Begriff »Alter« assoziiert (vgl. Pelz 2007).
Weil eine »Alters-Kultur« (s.o.) sich in unserer Gesellschaft noch nicht
etablieren konnte, entsteht in der Vorstellungswelt der Betroffenen ein
doppeltes Stigma. Dem folgt eine strikte Vermeidungshaltung.
68
16.05.2009
Sender, Empfänger …



ein Sender verschickt Informationen:
er sendet Inhalte
ein Empfänger nimmt diese Informationen wahr:
Reaktion ist abhängig von der Wahrnehmung
Sender und Empfänger beziehen sich aufeinander und wirken aufeinander
ein
Interaktion
Interaktion
 Antoine
de Saint-Exupéry:
„Die Sprache ist die Quelle
aller Missverständnisse.“
… alles klar!
oder ?
Schulz von Thun:
Mit 4 Ohren hören …
Sachinhalt
Selbstoffenbarung
Nachricht
Beziehung
Appell
„Anatomie“ einer Nachricht
Sachinhalt
Worüber wird informiert?
Appell
Wozu will der Sender den
Empfänger veranlassen?
Selbstoffenbarung
Beziehung
Was sagt der Sender über sich selbst aus ?
(Ich-Botschaft)
Was hält der Sender vom Empfänger ?
(= Du- u. Wir-Botschaften)
Selbstoffenbarung oder Beziehung?


wichtige Fragestellung für die Interaktion: hat die
Nachricht eher Selbstoffenbarungscharakter oder
Beziehungscharakter?
letztendlich bestimmt dies der Empfänger. Seine
Entscheidung ist abhängig von



seiner Persönlichkeit
seinem Selbstwertgefühl
seinem momentanen Befinden
Selbstoffenbarung oder Beziehung?

Empfänger mit stabilem
Selbstbewusstsein:
 empfängt überwiegend die
Selbstoffenbarungsseite
einer Nachricht
 er diagnostiziert, was der
Sender über sich aussagt
©Paul-Georg-Meister www.pixelio.de.
Selbstoffenbarung oder Beziehung?

Empfänger mit geringem
Selbstbewusstsein, der seelisch
unausgeglichen ist, der sich in
einer Selbstwertkrise oder in einer
Lebenskrise befindet:


er neigt dazu, selbst in
beziehungsneutralen Nachrichten
oder Handlungen eine
Stellungnahme zu seiner Person
zu sehen
bei ihm ist das Beziehungsohr
besonders ausgeprägt und oft
überempfindlich
©Gerd-Altmann www.pixelio.de
Menschen mit geringem Selbstbewusstsein …








„ beziehen alles auf sich
nehmen alles persönlich
fühlen sich leicht angegriffen und beleidigt
Wenn jemand wütend ist, fühlen Sie sich beschuldigt
wenn jemand lacht, fühlen Sie sich ausgelacht
wenn jemand guckt, fühlen Sie sich kritisch gemustert
wenn jemand wegguckt, fühlen Sie sich gemieden und abgelehnt
Sie liegen ständig auf Beziehungslauer „
Beziehungsohr überempfindlich
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Gerade unter den schwerhörigen und Ertaubten befinden sich
besonders viele Menschen mit geringem oder vorübergehend aus der
Balance geratenem Selbstwertgefühl. Ihr Beziehungsohr ist deshalb oft
überempfindlich.
Grundhaltung des Hörgeräteakustikers:
Beziehungsbotschaften sensibel senden und eindeutig sein!
daran denken: auf der Beziehungsseite bringt man zum Ausdruck, was
man vom Empfänger erhält, welches Bild man sich von ihm gemacht hat
Worum geht‘s?
Verstehhilfe
StigmaSymbol
Verständigungshilfe
Hörgeräte
Kommunikationsbrücke
Krachmacher
Prothese
Hilfsmittel
vom ungeliebten „Hilfsmittel“ …
zum „must-have“ ?
Wir wollen …
hören
verstehen
dabei sein
= teilhaben
Was sind wir bereit, dafür zu tun?
Stigma-Last
Zugewinn an
sozialer
Teilhabe
8
Transzendenz
7
Selbstverwirklichung
6
Ästhetische
Bedürfnisse
5
Kognitive Bedürfnisse
4
Wertschätzung
3
Bindung
2
Sicherheit
1
86
Biologische Bedürfnisse
16.05.2009
Relevanz der Bedürfnisstufen
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abhängig vom Grad der Hörschädigung
abhängig von der Kommunikationsbeeinträchtigung
abhängig vom Zeitpunkt des Auftretens der
Hörschädigung
Nutzwert
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
Zielsituation klären
Nutzwert bildhaft darstellen
Nutzenbrücke
Nutzwert
mehr Unabhängigkeit
Höreindrücke
Sicherheit
erhöhtes Selbstwertgefühl
Erleichterungen im Alltag
soziale Dazugehörigkeit
Dabeisein
Mitredenkönnen
bessere Berufschancen
Welche Rolle spielen beim Lernen ...
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


die Sinne
der Abstraktionsgrad
der Kontext
der Einbezug des Lernenden
sein Vorwissen und seine Erfahrung
Klassisch – traditionelle Unterscheidung

Unterscheidung der lernförderlichen Wirkung nach dem
Sinneskanal:
„Alles soll wo immer möglich den Sinnen vorgeführt werden, was sichtbar
dem Gesicht, was hörbar dem Gehör, was schmeckbar dem Geschmack,
was fühlbar dem Tastsinn. Und wenn etwas durch verschiedene Sinne
aufgenommen werden kann, soll es den verschiedenen zugleich
vorgesetzt werden.“ (Comenius „Didacta Magna“, 1654)
Lernintensität:
„Summierungs“-These in der Mediendidaktik
1
Verbal
2
Bild
3
Modell
4
Real
1
Zuhören
1
-
-
4 (?)
2
Betrachten
-
4
6
8
3
Beobachten
-
-
9
12
4
Handeln
-
-
12
16
Behaltensquote
Behaltensquote in %
90
100
90
70
80
70
50
60
50
30
40
20
30
20
10
10
0
Lesen
Hören
Sehen
Hören und Sprechen Handeln
Sehen im Dialog
Aktive Einbeziehung des Kunden

Hörgeräte
betrachten
 in die Hand nehmen
 befühlen
lassen


Kunde beginnt „psychisch
Besitz von der Ware zu
ergreifen“
 Zeigen- und
Hantierenlassen
fördert das Entstehen
einer ersten „inneren
Beziehung“ zum
Hörgerät
Axiom ...

kein
sprechbegleitendes Zeigen!
... sondern abwechselndes

Sprechen
 und
Zeigen
weitere Grundsätze




Dinge nicht isoliert sondern im Funktionszusammenhang
darstellen
prägnante, aber immer adressatenbezogene Sprache
verwenden
Herausstellen der wesentlichen Merkmale („AhaErlebnisse“)
Wiederholung durch eigenes Handeln des Kunden
Transaktionsanalyse


Methode zur Analyse und zum
Verständnis menschlicher
Beziehungen
Begründer:
ERIC BERNE,
amerikanischer Psychologe
Bausteine der Beziehungsanalyse

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grundlegende Bausteine, in denen wir
uns abwechselnd befinden können:
3 Persönlichkeitsinstanzen
melden sich als Ich-Zustände
zu Wort
in jedem Ich-Zustand können wir eine
Zeit bleiben, oder schnell zwischen ihnen
wechseln
Eltern-Ich
Erwachsenen-Ich
Kind-Ich
Eltern-Ich
fürkritisch sorglich
100
Im Zustand des Eltern-Ich spiegelt sich all
dass wieder, was uns die Eltern, als wir
Kind waren, vermittelt haben.
Einstellungen, Wertvorstellungen und
Verhaltensweisen sind zwei Aspekten
zuzuordnen: Eltern waren fürsorglich,
unterstützend und ermutigend. Sie waren
aber auch streng, kritisch und
reglementierend.
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Erwachsenen-Ich
rebellisch
• kritisch
101
Im Erwachsenen-Ich sind wir im aktuellen
Hier und Jetzt. Wir nehmen Informationen
realitätsbezogen und analysierend auf,
schätzen Wahrscheinlichkeiten ein und
wägen rational ab. Wir verhalten uns
logisch und konsequent. Unser Umfeld
informieren wir aus einer soliden und
vernünftigen Haltung heraus.
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Kind-Ich
natürlich
rebellisch
angepasst
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Das Kind-Ich entspringt unserer eigenen
Kindheitserfahrung. Unser natürliches
Verhalten ist frei, spontan, unverbildet,
kreativ und ausgelassen. Wir können aber
ebenso rebellisch, patzig, spitz und trotzig
werden. Andererseits haben wir auch die
Erfahrung der Unterordnung und
Anpassung machen müssen.
Entsprechend können wir in diesem
Zustand angepasst, hilfsbedürftig und
schmollend sein.
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Transaktionen
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
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… sind Austausch von Anstößen
(deshalb „Transaktionsanalyse“)
jeweilige Ich-Zustände der Beteiligten sind Ausgangs- und Zielpunkte
um die Kommunikation zu analysieren und um mögliche Störungen
auszumachen, lassen sich Sender und Empfänger durch je drei Kreise darstellen
die Nachricht ist ein Pfeil, der von einem der 3 Ich-Zustände des Senders
ausgeht und sich an einen der 3 Ich-Zustände des Empfängers wendet
„sich wenden“ bedeutet, den Empfänger verführen, aus diesem Ich-Zustand zu
antworten
Transaktionen

drei Arten von Transaktionen:
 komplementäre
Transaktionen
 Über-Kreuz-Transaktionen
 verdeckte Transaktionen
105
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©Gerd-Altmann www.pixelio.de
Kurzbeschrieb
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Beratung und Verkauf vollziehen sich in Interaktionen zwischen den Beteiligten.
Kennzeichnend für eine Interaktion ist das wechselseitige Aufeinandereinwirken der
miteinander Kommunizierenden. Je besser es dem Hörgeräteakustiker gelingt, sich
auf die Kunden einzustellen, desto erfolgreicher kann er sich in die Interaktion
einbringen.
Die Hauptklientel des Hörgeräteakustikers sind bekanntlich Menschen im höheren
Lebensalter. Beratungs- und Verkaufsprozesse zielgenauer gestalten zu können,
setzt im Sinne einer gelingenden Interaktion ein profundes Wissen über die
besonderen Bedingungen bei älteren Menschen voraus. In welcher Altersphase
befindet sich der Kunde? Von welchen alternsbedingten psychischen und sozialen
Veränderungen ist auszugehen? Welche Bedürfnisse lassen sich aus den
Erkenntnissen ableiten?
Rahmengebend ist ein Konzept des Empowerment. Es orientiert sich an den
verbliebenen und zugewachsenen Kompetenzen und Stärken des älteren Kunden.
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Quellen
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Fotos aus: www.pixelio.de
Eitner, Johannes (2008). Zur Psychologie und Soziologie von Menschen mit
Hörschädigung. Median-Verlag. Heidelberg.
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