Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Statistik BFS BFS Aktuell 4 Volkswirtschaft Bruttoinlandprodukt nach Grossregionen und Kantonen Methodenbericht und kurze Analyse der Ergebnisse Auskünfte: David Vetterli, BFS, Sektion Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Tel. 032 713 62 47 E-Mail: [email protected] Bestellnummer: 1327-1300 Espace de l’Europe CH-2010 Neuchâtel www.statistik.admin.ch Neuchâtel, Mai 2013 bfs aktuell Inhaltsverzeichnis Vorwort 4 1 Einführung 5 2 Wirtschaftssektoren 6 2.1 Primärsektor 6 2.2 Sektor der nichtfinanziellen Kapital­gesellschaften 7 Sektor der Banken und übrigen finanziellen Kapitalgesellschaften 9 2.3 2.4 Versicherungen und Vorsorge (ohne Sozialversicherungen) 10 Öffentliche Verwaltungen und Sozialversicherungen 11 3 Von der Wertschöpfung zum BIP 13 4 Deflationierung 13 2.5 5 Kurze deskriptive Analyse 14 5.1 Anteile am BIP der Schweiz und ­Beiträge zum Wirtschaftswachstum 14 Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde nach Grossregion 18 5.3 BIP pro Einwohner/in 18 5.4 Zerlegung der Wachstumsrate des BIP pro Einwohner/in nach Grossregion 21 5.2 Abkürzungen 22 Literaturverzeichnis 23 3 bfs aktuell Vorwort Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat im Dezember 2012 zum ersten Mal Schätzungen des Bruttoinlandproduktes (BIP) nach Grossregionen1 und Kantonen veröffentlicht. Diese Schätzungen sowie die nach Branchengruppen aufgeschlüsselten Ergebnisse sind auf der Website des BFS2 einsehbar. Die Bestimmung des kantonalen BIP stellt eine Herausforderung dar, da auf regionaler Ebene statistische Wirtschaftsdaten fehlen. In einigen Fällen mussten deshalb Hypothesen formuliert werden. Für ein optimales Verständnis dieser Daten stellt das BFS diesen Methodenbericht sowie eine kurze deskriptive Analyse zur Verfügung. Diese Publikation besteht aus zwei Teilen: In den Kapiteln 1 bis 4 wird die Berechnungsmethode vorgestellt, während das Kapitel 5 eine deskriptive Analyse der BIP nach Grossregionen und Kantonen liefert. Das Kapitel 6 enthält ein Verzeichnis der im Text verwendeten Abkürzungen. Eine kurze Bibliografie bildet den Abschluss der Publikation. Die Grossregionen sind statistisch begründete Zusammenschlüsse von Kantonen. Die sieben Grossregionen sind die Genferseeregion (GE, VD, VS), der Espace Mittelland (FR, BE, JU, NE, SO), die Nordwestschweiz (AG, BL, BS), Zürich (ZH), die Ostschweiz (AI, AR, GL, GR, SG, SH, TG), die Zentralschweiz (LU, NW, OW, SZ, UR, ZG) und das Tessin (TI). http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/index/themen/04/02/05.html 1 2 4 bfs aktuell 1Einführung Im ersten Teil der Publikation werden die für die Schätzung des BIP nach Grossregionen und Kantonen verwendeten Methoden vorgestellt. Das BIP ist ein makroökonomischer Indikator, der die Wirtschaftsleistung eines Landes oder einer Grossregion innerhalb eines bestimmten Zeitraumes (Jahr, Quartal usw.) misst. Die Schätzungen des BIP können aus drei verschiedenen Berechnungsansätzen erfolgen: – Mit dem Produktionsansatz kann die Wertschöpfung, die die verschiedenen Wirtschaftssubjekte im Verlaufe einer Periode erwirtschaften, bestimmt werden. Diese Wertschöpfung entspricht dem Produktionswert abzüglich der Vorleistungen (Güter und Dienstleistungen, die im Produktionsprozess verbraucht werden)3. – Der Verwendungsansatz zeigt die Verwendung der Wertschöpfung. Diese ergibt sich aus der Summe des Konsums, der Investitionen und der Exporte abzüglich der Importe. – Der Einkommensansatz betrachtet die Entlohnung der Produktionsfaktoren, d.h. von Arbeit und Kapital. Auf regionaler Ebene hängt die Schätzung des BIP von den verfügbaren statistischen Informationen ab. Für den Verwendungs- sowie den Einkommensansatz ­müssten einerseits sämtliche interregionalen Güter- und Dienstleistungsströme (Exporte und Importe) bekannt sein und andererseits das Einkommen aus Arbeit und Kapital geschätzt werden, das von Nichtgebietsansässigen im betrachteten Wirtschaftsgebiet bzw. von Gebietsansässigen ausserhalb des Wohnkantons generiert wurde. Da diese Informationen jedoch nicht vorliegen, wird der Produktionsansatz bevorzugt. Für eine Schätzung des BIP auf kantonaler oder ­regionaler Ebene gibt es zwei Methoden: – Die Bottom-up-Methode geht von den statistischen Grundinformationen auf regionaler Ebene aus und ermöglicht so – durch fortlaufende Konsolidierung – den Aufbau einer Synthesestatistik. Die zweite Methode, die bei der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung angewandt wird, wurde vom Bundesamt für Statistik (BFS) bei den Schätzungen des BIP nach Grossregionen und Kantonen so weit wie möglich vorgezogen, um ein möglichst hohes Mass an Kohärenz mit der Arbeitsweise der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zu garantieren. Die Möglichkeit, das BIP auf drei unabhängige Arten zu berechnen, bedeutet eine Qualitätsgarantie für die ­Ergebnisse. Da einzig der Produktionsansatz angewandt werden konnte, wurde für den vorliegenden Fall eine neue Top-down-Methode entwickelt, um die Verlässlichkeit der Ergebnisse zu überprüfen. In den folgenden Kapiteln werden die Methoden zur Berechnung nach Wirtschaftssektor vorgestellt. Obschon sich Top-down-Methoden in gewissen Fällen nicht ­vermeiden liessen, wurden für die Schätzung des grössten Anteils der Wertschöpfung Bottom-up-Methoden angewandt. So wurden die Aggregate des Sektors der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften, der 70% des BIP ausmacht, auf der Basis von Einzeldaten geschätzt. ­Angesichts des Vorranges dieser Methode befasst sich ­dieser Bericht eingehender mit den Daten, die anhand der Bottom-up-Methode berechnet wurden. Um die ­Kohärenz mit den Ergebnissen des nationalen BIP zu ­garantieren, werden die Ergebnisse aus der Bottom-upMethode anhand der Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung kalibriert. Die Summe der BIP der Grossregionen bzw. der Kantone entspricht somit dem nationalen BIP. –Bei der Top-down-Methode werden die nationalen Daten anhand eines Verteilschlüssels nach Grossregionen aufgeschlüsselt. 3 Das BIP zu Marktpreisen errechnet sich aus der Summe der Bruttowertschöpfungen zuzüglich der Gütersteuern und abzüglich der Gütersubventionen. 5 bfs aktuell 2Wirtschaftssektoren 2.1 Primärsektor Die Bruttowertschöpfung des Primärsektors ergibt sich aus dem Saldo Produktion minus Vorleistungen. Diese beiden Ströme werden auf nationaler Ebene sehr detailliert erfasst und zwar anhand von verschiedenen Modulen4, die u.a. das Produktionskonto des Primärsektors ­bilden5. Kantonal erfolgt die Berechnung auf der Ebene der Aggregate des Produktionskontos (Produktionswert und Vorleistungen). Diese Methode erlaubt es, den ­primärwirtschaftlichen Tätigkeiten der Grossregionen und Kantone Rechnung zu tragen. 2.1.1 Landwirtschaft Die Branche «Landwirtschaft» umfasst die so genannte «klassische» Landwirtschaft (abgedeckt durch die Landwirtschaftliche Gesamtrechnung bzw. die Regionale Land­ wirtschaftliche Gesamtrechnung) und die Kleinbetriebe mit landwirtschaftlicher Produktion (Wein-, Obst- und Gemüsebau sowie Bienenzucht). – Die Top-down-Methode wird – ausser im Weinbau (erfolgt direkt auf kantonaler Ebene) – für die gesamte Branche anhand von Verteilschlüsseln (Gewichtung jedes Kantons auf nationaler Ebene) angewandt. Letztere werden auf der Basis der Grundkontopositio­ nen (Produktion und Vorleistungen) bestimmt. Dem Gleichgewicht zwischen Aufkommen und Verwendung wird auf nationaler Ebene Rechnung getragen. – Der Produktionswert setzt sich aus rund hundert Produkten (z.B. Weizen, Kartoffeln, Blumen, Milch usw.), die Vorleistungen aus rund dreissig Gütern und Dienstleistungen zusammen. Die Kantonalisierung berücksichtigt die regionalen und kantonalen Unterschiede und Ausprägungen, sofern Quellen vorhanden sind. Die wichtigsten Quellen für die Kantonalisierung sind: – die jährliche landwirtschaftliche Betriebstrukturerhebung (BFS), – die Gemüsestatistiken (Schweizerische Zentralstelle für Gemüsebau), – die Zuckerrübenstatistik (Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld AG), – die Milchstatistik (BLW), – die Obststatistik (BLW), – die administrativen Daten zu Direktzahlungen und Bodenmeliorationen (BLW), – das Buchhaltungsnetz landwirtschaftlicher Betriebe (ART) sowie – die Baustatistiken (BFS) und die Statistik zur Inverkehr­setzung von Motorfahrzeugen (BFS). Bei den landwirtschaftlichen Kleinstbetrieben wird der nationale Produktionswert anhand der Top-down-Methode nach Kanton aufgeschlüsselt, z.B. in Abhängigkeit der Anzahl Obstbäume oder Bienenvölker pro Kanton. 2.1.2 Forstwirtschaft 4 5 Die Module stehen für die verschiedenen Branchen des Primärsektors: Landwirtschaft («klassische» Landwirtschaft gemäss Landwirtschaftlicher Gesamtrechnung sowie landwirtschaftliche Kleinstbetriebe, die im Obst-, Wein- und Gemüsebau sowie in der Bienenzucht tätig sind), Forstwirtschaft (öffentliche Forstbetriebe, Privatwald, forstwirtschaftliche Dienstleistungsbetriebe und Forstbaumschulen), Fischerei (berufliche Seefischerei) und Fischzucht (Speisefischmast). Siehe: BFS, Gesamtrechnungen des Primärsektors – Resultate und Methoden, Juni 2008, Neuchâtel (http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/de/ index/themen/07/22/publ.html?publicationID=3229). 6 Die Branche «Forstwirtschaft» umfasst vier Bereiche ­(öffentliche Forstbetriebe, Privatwald, forstwirtschaftliche Dienstleistungsbetriebe und Forstbaumschulen). ­Deren nationale Werte werden ebenfalls gemäss dem Verteilerschlüssel der Wirtschaftseinheiten nach Kanton aufgeschlüsselt (Top-down-Methode). bfs aktuell – Die Forststatistik (BFS) nimmt kantonale Gewichtungen (Einnahmen und Ausgaben) für den Bereich «öffentliche Forstbetriebe» sowie die genauen Rohholzmengen pro Kanton für den Bereich «Privatwald» vor. – Der Bereich «forstwirtschaftliche Dienstleistungsbetriebe» wird durch die Betriebszählung 2008 (BZ 2008, BFS) abgedeckt. Seine Aufschlüsselung nach Kanton beruht auf der Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten (VZÄ). – Der Bereich «Forstbaumschulen» wird basierend auf der in den jährlichen landwirtschaftlichen Betriebstrukturerhebungen (BFS) angegebenen Fläche der Forstbaumschulen (auf landwirtschaftlicher Nutzfläche) nach Kanton aufgeschlüsselt. 2.1.3 Fischerei und Fischzucht Diese Branche ist in folgende zwei Bereiche unterteilt: die berufliche Seefischerei und die Fischzucht (Speisefischmast). – Die Schätzung der Fischproduktion erfolgt nach See und Fischart (Fischereistatistik des Bundesamtes für Umwelt, BAFU). Der Produktionswert jedes Sees wird gemäss der Beschäftigung in VZÄ der Ufergemeinden nach Uferkanton aufgefächert (BZ 2008). Die Produktionskosten werden im Verhältnis zum Produktionswert nach Kanton differenziert. – Die Rechnungsflüsse der Fischzucht werden – basierend auf der Beschäftigung in VZÄ – nach Kanton aufgeschlüsselt (BZ 2008). 2.2 Sektor der nichtfinanziellen Kapital­ gesellschaften 2.2.1 Einleitung Dieses Kapitel erläutert die Berechnung der Wertschöpfung des Sektors der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften. Dieser umfasst den sekundären und den tertiären Sektor ohne Finanzdienstleistungen und öffentliche ­Verwaltungen6. Die Wertschöpfungsstatistik (WS, BFS) ist die Hauptquelle für die Schätzung. Die Lohnstrukturerhebung (LSE, BFS), die BZ 2008, die Beschäftigungsstatistik (BESTA, BFS) sowie diverse Zusatzindikatoren dienen als Sekundärquellen. Die Berechnung erfolgt in zwei Schritten: anhand der Schätzung der Wertschöpfung der Grossregionen und anhand der Schätzung der Wertschöpfung der Kantone. Folgende Grafik zeigt das Vorgehen für die in der WS aufgeführten nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften. Die rotgestrichelten Kästchen zeigen die statistischen Quellen und die blauen Kästchen die Berechnungsschritte. Schema 1 Wertschöpfung Schweiz nach NOGAAbteilung (VGR) Wertschöpfung Unternehmen (Stichprobe) und VZÄ (BUR) VZÄ (BZ 08, BESTA) und Durchschnittsgehälter (LSE) Pseudo-bottom-upWertschöpfung nach Region und NOGA-­ Kategorie Top-down-Schätzung­ der Wertschöpfung nach Region und NOGA-Kategorie Top-down-Schätzung­ der Wertschöpfung nach Kanton und ­(zusammengefasster) NOGA-Kategorie Finale Schätzung der Wertschöpfung nach Kanton und (zusammengefasster) NOGAKategorie © Bundesamt für Statistik 6 Die Wirtschaftskategorien der NOGA 2008, die von der Wertschöpfungsstatistik abgedeckt werden: B und C (Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden und Herstellung von Waren), F (Bau), G (Handel und Reparatur von Fahrzeugen), H, I, J (Transport, Beherbergung und Gastronomie, Informationsdienstleistungen und Telekommunikation), L, M, N, R, S (Grundstücks- und Wohnungswesen, sonstige freiberufliche, wissenschaftliche und technische Tätigkeiten, wirtschaftliche Dienstleistungen, Kunst, Unterhaltung und Erholung, sonstige Dienstleistungen), D, E, P und Q ohne den Teilbereich 86 «Gesundheitswesen» (Energieversorgung, Wasserversorgung, Sammlung, Behandlung und Beseitigung von Abfällen, Erziehung und Unterricht). 7 bfs aktuell 2.2.2Wertschöpfung nach Grossregion c) Die Schätzung der Wertschöpfung nach Grossregion ­erfolgt in fünf Schritten: Mithilfe von Schätzern8 wird die «Wertschöpfung pro VZÄ gewichtet» nach Grossregion, nach NOGA-Kategorie und nach Betriebsgrösse berechnet. Dank dieser ­Gewichtung berücksichtigt die Wertschöpfung pro VZÄ die interregionalen Lohnunterschiede innerhalb einer NOGA-Kategorie basierend auf den Durchschnittslöhnen gemäss LSE. Für alle Kombinationen Grossregion/NOGA-Kategorie/Betriebsgrösse werden vier Schätzer9 verwendet: Der Schätzer, dessen Resultat am ehesten dem Restricted-LikelihoodRatio-Test10 entspricht, wird schliesslich herangezogen. a)Umwandlung der WS-Stichprobe für Unternehmen in eine WS-Stichprobe für Betriebe Die WS ist eine Erhebung, die auf Stufe der Unternehmen durchgeführt wird. Damit jedoch jeder Betrieb nach Branche und Grossregion erfasst werden kann, muss die Wertschöpfung nach Betrieb bekannt sein. Aufgrund der verfügbaren Quellen ist eine Schätzung direkt auf kantonaler Ebene nicht möglich. Einerseits weil sich die WSStichprobe in gewissen Kantonen als zu klein für eine ­direkte Schätzung erweist, andererseits weil die Daten der LSE nur für die Grossregionen verfügbar sind. Da die Unternehmen der WS-Stichprobe auf der Stufe der Grossregionen in Betriebe unterteilt werden und diese Betriebe wiederum den NOGA-Kategorien, in denen sie tätig sind, zugeteilt werden, kann es sein, dass gewisse NOGA-Kategorien, die auf kantonaler Ebene geschätzt werden, aus zu wenigen Betrieben bestehen, um repräsentativ zu sein. Die Umwandlung der Stichprobe erfolgt anhand der VZÄ, die aus dem Betriebs- und Unternehmensregister (BUR) hervorgehen. Im BUR sind die Adresse und der NOGA-Code sämtlicher Betriebe zu finden. Aufgrund dieser Informationen lassen sich die Betriebe einer Grossregion und einer NOGA-­Kategorie zuweisen. d) Wertschöpfung pro VZÄ gewichtet Extrapolation Die unter Punkt c) erhaltenen Ergebnisse werden auf die Gesamtheit der Schweizer Unternehmen im entsprechenden Sektor hochgerechnet, indem sie mit den VZÄ gemäss BZ 200811 multipliziert und nach den Durchschnittslöhnen gemäss LSE gewichtet werden. Daraus ­ergibt sich die Wertschöpfung nach Grossregion und NOGA-Kategorie. e) Kalibrierung anhand gesamtschweizerischer Zahlen Diese Ergebnisse müssen anhand der für die Gesamtschweiz veröffentlichen Zahlen kalibriert werden, da die beiden Totale nicht zwingend übereinstimmen (die ­gesamtschweizerischen Zahlen stehen für Unternehmen, die regionalen Zahlen für Betriebe). 2.2.3Wertschöpfung nach Kanton b)Imputation der Wertschöpfung der Betriebe innerhalb eines jeden Unternehmes Auf kantonaler Ebene wird eine in zwei Berechnungsschritte unterteilte Top-down-Methode angewandt: Diese Imputation wird aufgrund der in der WS verfügbaren Informationen zum Unternehmen vorgenommen. Die unter Punkt a) berechnete Wertschöpfung nach ­Betrieb wird anhand einer aus der LSE hervorgegangenen Quote zu den Lohnunterschieden zwischen den Grossregionen korrigiert. Dank dieser Quote (Verhältnis zwischen den regionalen und den gesamtschweizerischen Löhnen innerhalb einer NOGA-Kategorie) kann den interregionalen Produktivitätsunterschieden innerhalb derselben Branche Rechnung getragen werden7. Die neuen Ergebnisse nach Betrieb werden anschliessend anhand der Ergebnisse der in der WS aufgeführten Unternehmen kalibriert. –Ausgehend von nationalen Daten nach NOGA-Kategorie wird eine Aufschlüsselung nach Kanton und Kategorie vorgenommen. Als Grundlage dienen dabei die VZÄ, die nach den regionalen Löhnen gemäss LSE Siehe 2.2.3 «Wertschöpfung nach Kanton». 7 8 Für weitere Informationen zu den Schätzern siehe: Guiblin, P., Longford, N., Higgins, N. (2004): Standard Estimators for Small Areas: SAS Programs and Documentation, in: The EURAREA Consortium (eds.) (2004): Project Reference Volume Vol. 3, Anhang A. 8 9 Getrimmtes, logarithmisches Mittel der Schweiz, direkter Schätzer nach Region, Small-Areas-Schätzer (Mixed-Effect-Modell) und synthetischer Schätzer. 10 Für weitere Informationen zum Restricted-Likelihood-Ratio-Test siehe: Crainiceanu, C. M., Ruppert, D. (2004): Likelihood ratio tests in linear mixed models with one variance component, Journal of the Royal Statistical Society Series B, 66(1), S. 165–185 und Greven, S., Crainiceanu, C., Peters, A., Küchenhoff, H. (2007): Likelihood ratio testing for zero variance components in linear mixed models, in: Del Castillo, J., Espinal, A., Puig, P. (eds.): Proceedings of the 22th International Workshop on Statistical Modelling, S. 300–305. 11 Für die Jahre nach 2008 werden die VZÄ gemäss BZ 2008 anhand der BESTA hochgerechnet. bfs aktuell gewichtet werden. Um die Qualität der kantonalen Ergebnisse zu erhöhen, wird ein zusätzlicher Korrekturfaktor verwendet. Dieser wird auf einem höheren Aggregationsniveau berechnet (zusammengefasste NOGA-Kategorien) und beruht auf den kantonalen Informationen, die aus der LSE hervorgegangen sind. Die Schätzung der Bruttowertschöpfung (BWS) nach Kanton und NOGA-Kategorie lässt sich anhand folgender Formel darstellen: Gleichung G1: Gleichung G1: ����� � ����� �� ����� ∑��� ������ ���� ∑��� �� ����� ���� ������ �� ������� �� ������ ����� � ����� wobei: k = Kanton zusammengefasste NOGA-Kategorien g = zusammengefasste NOGA-Kategorien NOGA-Kategorien j = NOGA-Kategorien Durchschnittslohn gemäss LSE w = Durchschnittslohn gemäss LSE = Grossregion, zu der der Kanton k gehört rk = Grossregion, zu der der Kanton k gehört Kanton Ausgehend von der unter diesem Punkt berechneten Wertschöpfung nach Kanton und nach zusammengefasster NOGA-Kategorie werden die Anteile nach Regionen berechnet. – Die Anteile aus dem ersten Berechnungsschritt werden für die im Abschnitt B berechnete regionale Wertschöpfung verwendet. Da die aus der Berechnung auf regionaler Ebene hervorgegangene Wertschöpfung anhand des nationalen BIP kalibriert wurde, stimmen die kantonalen Endergebnisse folglich ebenfalls mit den nationalen Ergebnissen überein. 2.2.5Private Haushalte als Arbeitgeber und Hersteller von Waren für den Eigenbedarf Die nationale Wertschöpfung, die sich aus dem Produktionskonto der privaten Haushalte als Arbeitgeber ergibt, wird proportional zur mittleren ständigen Wohnbevölkerung nach Kanton aufgeschlüsselt. Die Wertschöpfung von privaten Haushalten als Hersteller von Waren für den Eigenbedarf setzt sich aus den Mietzinseinnahmen der Haushalte und den unterstellten Mieten für selbstgenutztes Wohneigentum zusammen. Die nationale Wertschöpfung wird basierend auf den Mieten von Wohnungen, deren Eigentümerin bzw. Eigentümer gemäss eidgenössischer Volkszählung (VZ, BFS) als Haushalt gilt, sowie auf der Durchschnittsmiete nach Kanton aufgeschlüsselt. 2.3 Sektor der Banken und übrigen finanziellen Kapitalgesellschaften Die Wertschöpfung der Banken wird je nach Bankenkategorie13 anders geschätzt. Während bei Banken eine aus mehreren Berechnungsschritten bestehende Methode angewandt wird, wird bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sowie bei anderen finanziellen Kapitalgesellschaften ein direkter Ansatz verwendet, bei dem die ­nationale Bankenwertschöpfung anhand der Beschäftigung in VZÄ nach Kanton aufgeschlüsselt wird. Für den übrigen Sektor werden zudem die Komponenten der Bankenproduktion (FISIM14 und Nettokommissionserträge) unterschieden und den entsprechenden Anteilen der Wertschöpfung zugeteilt. 2.2.4Gesundheitswesen Die Schätzung der kantonalen Wertschöpfung des ­Gesundheitswesens erfolgt anhand einer Top-down-­ Methode, bei der die nationale Wertschöpfung der verschiedenen Gruppen dieses Bereichs nach Kanton aufgeschlüsselt wird. Die Verteilschlüssel beruhen auf Daten der Gesundheitsstatistik (BFS), der Spitex-Statistik (BFS), der BZ 2008 und der BESTA sowie auf Daten zum Einkommen der frei praktizierenden Ärzteschaft in der Schweiz12. 12 Die Statistiken zum Einkommen der frei praktizierenden Ärzteschaft sind auf der FMH-Website verfügbar: www.fmh.ch. 13 Es werden folgende Bankenkategorien unterschieden: Kantonalbanken, Grossbanken, Regionalbanken und Sparkassen, Raiffeisenbanken, Handelsbanken, Börsenbanken, Kleinkreditinstitute, sonstige Banken, ausländisch beherrschte Banken, Filialen ausländischer Banken und Privatbanken. 14 «Indirekt gemessene Finanzdienstleistungen»: Zu diesen Dienstleistungen gehören die von den Finanzinstituten erbrachten Dienste, die den Kundinnen und Kunden nicht explizit in Rechnung gestellt werden. Diese Dienstleistungen finanzieren die Institute durch eine Zinsmarge auf den Depots ihrer Kundinnen und Kunden sowie durch Kredite, die sie ihnen gewähren. 9 bfs aktuell 2.3.1 Banken Die Aufschlüsselung der Bankenwertschöpfung nach Kanton erfolgt in vier Schritten: – Die verschiedenen Komponenten der Bankenwertschöpfung werden den verschiedenen Bankenkategorien zugewiesen. – In der jeweiligen Kategorie werden die Komponenten den Unternehmen zugewiesen. Als Grundlage für die Einteilung dienen dabei die Kontenposten der Unternehmen. –Für einige wichtige Akteure wird eine spezifische Schätzung durchgeführt15. Die Verteilung auf die ­Betriebe auf kantonaler Ebene erfolgt direkt auf der Grundlage der VZÄ. –Eine Gesamtkalibrierung Unternehmen/Betrieb wird beim Saldo nach Bankenkategorie durchgeführt. Als Grundlage dient der Vergleich zwischen den VZÄ pro Unternehmen und den VZÄ pro Betrieb. Einige Kategorien werden anders behandelt. Die gesamtschweizerische Wertschöpfung der Raiffeisenbanken sowie der Privatbanken wird direkt in Abhängigkeit der VZÄ auf die Betriebe verteilt. Bei den Grossbanken (UBS und Credit Suisse) kommt eine Methode zur Anwendung, bei der die Daten zu den VZÄ nach Betrieb mit der in den übrigen Kategorien untersuchten Wertschöpfung pro Kopf kombiniert werden. 2.3.2SNB und andere finanzielle Kapitalgesellschaften Die Bankenstatistik liefert Daten zur SNB und zu gewissen anderen finanzielle Kapitalgesellschaften. Eine auf der Beschäftigung beruhende Aufschlüsselung kann somit auf Ebene der Wertschöpfungskomponenten durchgeführt werden. Bei den übrigen Kapitalgesellschaften muss die Aufschlüsselung nach VZÄ global erfolgen. 2.4 Versicherungen und Vorsorge (ohne Sozialversicherungen) Die Wertschöpfung des Teilsektors «Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen» ergibt sich aus mehreren Tätigkeiten: Versicherungs- und Immobiliendienstleistungen, mit Versicherungsdienstleistungen verbundene ­Tätigkeiten Kriterien dafür, dass bei einem Unternehmen eine spezifische Schätzung durchgeführt wird sind: 1) Beschäftigungsanteil von mehr als 3% innerhalb der jeweiligen Kategorie; 2) Beschäftigungsanteil von mehr als 20% ausserhalb des Kantons, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat. 15 10 und diverse Tätigkeiten von geringer Bedeutung16. Die Wertschöpfung aus den Versicherungsdienstleistungen gilt als vom Hauptsitz des Versicherers produziert, da dieser das Versicherungsrisiko in letzter Instanz trägt. 2.4.1 Versicherungsdienstleistungen Die Produktion aus Versicherungsdienstleistungen wird als Versicherungsleistung (oder Rückversicherungsleistung) bezeichnet. Die daraus generierte Wertschöpfung wird auf zwei verschiedene Arten nach Kanton aufgeschlüsselt: –Bei Versicherungsarten, bei denen die Daten auf Unternehmensstufe vorliegen, werden die Leistung und die davon abhängige Wertschöpfung nach Kanton gleich berechnet wie die nationale Wertschöpfung17. Diese Berechnung wird mit Ausnahme der Krankenkassen bei allen Versicherungsarten angewandt. –Bei den Krankenkassen liegen lediglich für die Gesamtheit der Krankenkassen detaillierte Daten vor. Aus diesem Grund lässt sich die für aggregierte Daten gedachte Berechnungsmethode bei den Einzeldaten nicht anwenden. In einem ersten Schritt wird die Wertschöpfung jeder Einheit anhand einer ähnlichen Methode wie jener für die aggregierten Daten berechnet. Diese Werte werden anschliessend nach Kanton umgruppiert. Daraus ergeben sich die Kantonsanteile auf nationaler Ebene. Anhand dieser Anteile wird schliesslich die Wertschöpfung, die für alle Krankenkassen gemeinsam veröffentlicht wird, nach Kanton aufgeschlüsselt (Quelle: Statistik der obligatorischen Krankenversicherung und FINMA). Es gilt zu beachten, dass der Wechsel von der nationalen auf die kantonale Ebene eine konzeptuelle Anpassung bei den Vorleistungen des Hauptsitzes voraussetzt. Dies betrifft die Ströme der Versicherungsagentinnen und -agenten, die für eine Regieagentur arbeiten. Letztere sind Mitarbeitende der Versicherungsgesellschaft. Da die Regieagenturen in der ganzen Schweiz verteilt sind, muss für die Berechnung des kantonalen BIP eine konzeptionelle Änderung bei der Behandlung der durch die Regieagenturen erfolgten Entlöhnung vorgenommen werden. Diese werden in Zukunft als Leistungserbringer und ­deren Entgelt als Vorleistung des Hauptsitzes (und nicht mehr als deren Wertschöpfung) behandelt. 16 Zum Beispiel: Beratungen, Materialverkauf oder Publikationen. 17 Die Berechnungsmethode jeder Versicherungsart wird bei den Einzeldaten angewandt. Dadurch kann die Wertschöpfung nach Unternehmen direkt berechnet werden. bfs aktuell 2.4.2Immobiliendienstleistungen Einen Teil der versicherungstechnischen Rückstellungen investieren die Versicherungen in Immobilien. Der Produktionswert, der aus der Vermietung von Gebäuden, den Vorleistungen und der finalen Wertschöpfung hervorgeht, wird für jede Versicherungsart geschätzt. Die Aufschlüsselung nach Kanton dieses Gesamtwertes erfolgt basierend auf den Daten der VZ, der durchschnittlichen kantonalen Miete und den Angaben zu den der SUVA gehörenden Gebäuden. 2.4.3Mit Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten Zu den mit Versicherungsdienstleistungen verbundenen Tätigkeiten zählen Versicherungsagenturen, die AHVAusgleichskassen, die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF), der Sicherheitsfonds BVG und die Gemeinsame Einrichtung KVG. Die Wertschöpfung, die von den Fonds des BVG, der VKF und der Gemeinsamen Einrichtung erzielt wird, wird den Kantonen zugeteilt, in denen sich der Sitz dieser Institutionen befindet. Für die AHV-Ausgleichskassen wird ein eigenes Produktionskonto erarbeitet. Die Versicherungsagenturen, bei denen Ad-hoc-Schätzungen durchgeführt werden müssen, lassen sich in zwei Kategorien aufteilen: in die Agenturen von privaten Versicherungsgesellschaften einerseits und die Agenturen der Krankenkassen und der SUVA andererseits. – Im Falle der Privatversicherungen muss zunächst der Produktionswert bestimmt werden. Dieser entspricht den Kaufkommissionen der Versicherungsgesellschaften, die über unabhängige oder Regieagenturen verfügen, sowie den Lohnzahlungen an Mitarbeitende von Regieagenturen. Ausgehend von den Daten der BZ 2008 wird anschliessend ein Raster für die kantonale Aufschlüsselung der VZÄ aller Versicherungsgesellschaften und unabhängigen Agenturen erstellt. Anhand dieses Rasters wird der Produktionswert nach Kanton aufgeschlüsselt. –Bei den Regieagenturen sind der Produktionswert und die Wertschöpfung identisch und entsprechen den Löhnen sowie den Kaufkommissionen. Dieser Betrag wird zu den Vorleistungen des Hauptsitzes addiert18. 18 –Bei den unabhängigen Agenturen müssen die Vorleistungen ebenfalls nach Kanton aufgeschlüsselt werden, um die kantonale Wertschöpfung zu bestimmen. –Für die Agenturen der Krankenkassen und der SUVA liegen keine Daten vor, die verwertbare Erkenntnisse liefern würden. Ausgehend von der BZ 2008 werden die Löhne dieser beiden Versicherungskategorien folglich zwischen dem Hauptsitz und den Agenturen aufgeteilt. Dies erfolgt auf Unternehmensstufe anhand der Quote VZÄ der Agenturen/Total VZÄ. Dieser ­Betrag der Agenturen wird zu den Vorleistungen des Hauptsitzes dazugerechnet und anschliessend nach Kanton aufgeschlüsselt. Dadurch ergibt sich schliesslich die Wertschöpfung der Agenturen. 2.4.4 Sonstige Nebentätigkeiten Aus sonstigen Nebentätigkeiten stammende Einkommen (z.B. Beratungen, Verkauf von Material und Druckerzeugnissen, erwirtschaftete Rückversicherungsprovisionen) gelten als Produktionen des Hauptsitzes. Die Wertschöpfung wird deshalb jenem Kanton zugeschrieben, in dem sich dieser Hauptsitz befindet. 2.5 Öffentliche Verwaltungen und Sozialversicherungen Der Sektor Staat setzt sich aus vier Teilsektoren zusammen (Bund, Kantone, Gemeinden, Sozialversicherungen), deren Wertschöpfung hier nach Kanton geschätzt werden soll. Da das Arbeitnehmerentgelt insgesamt 80% der Bruttowertschöpfung der öffentlichen Verwaltungen ausmacht (die übrigen 20% sind Abschreibungen), erfolgt die Schätzung des kantonalen Lohnaufwandes nach Teilsektor. Ist der Lohnaufwand pro Teilsektor und Kanton bekannt, kann der Anteil jedes Kantons am nationalen Wert berechnet werden: Dadurch ergeben sich Verteilschlüssel, nach denen die aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung hervorgegangene, gesamtschweizerische Wertschöpfung des Sektors Staat aufgeschlüsselt wird. Daraus ergibt sich die Schätzung der Wertschöpfung für jeden Kanton. Da das Ziel die Bestimmung der Wertschöpfung nach Kanton ist, kann auf die Berechnung der Vorleistungen der Regieagenturen ebenso verzichtet werden wie darauf, diese Vorleistungen von jenen des Hauptsitzes in Abzug zu bringen, um anschliessend den Produktionswert der Agenturen (gemessen als Summe der Kosten) zu addieren. Es würde dasselbe ­ergeben, wenn die Wertschöpfung der Agenturen und die Vorleistungen des Hauptsitzes addiert würden. 11 bfs aktuell 2.5.1 Bund Der Bund setzt sich aus verschiedenen Organisationseinheiten zusammen, die in einem eidgenössischen Verzeichnis nach Departement oder nach Bundesamt aufgelistet sind19. Basierend auf der Staatsrechnung ist es möglich, den Lohnaufwand nach Organisationseinheit zurückzuverfolgen, bevor dieser anhand des eidgenössischen Verzeichnisses den Wohnkantonen zugewiesen wird. 2.5.2Kantone und Gemeinden Die auf Bundesebene angewandte Methode wird bei den Kantonen und Gemeinden wieder aufgenommen. Der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung liegen Daten der Eidgenössischen Finanzverwaltung zum Lohnaufwand der Kantone und Gemeinden vor. Dies erlaubt eine Schätzung der Wertschöpfung aller öffentlichen Verwaltungen auf kantonaler Ebene. 2.5.3Sozialversicherungen Dieser Teilsektor besteht aus vier Elementen: der AHV/ IV/EO, der ALV20, der Mutterschaftsversicherung des Kantons Genf und den Familienzulagen in der Landwirtschaft. Die Geschäftsberichte stellen dabei die wichtigste Informationsquelle für die Schätzungen dar. Ihnen wird der Lohnaufwand entnommen, der nach Kanton, in dem sich die betroffene Institution befindet, aufgeschlüsselt wird. – Im Falle der AHV/IV/EO wird der Lohnaufwand auf der Grundlage der IV-Stellen geschätzt, deren Geschäftsberichte und Liste der Standorte nach Kanton öffentlich zugänglich sind. –Bei der ALV erfolgt die Schätzung basierend auf den Arbeitslosenkassen. Auch diese verfügen über eine öffentlich einsehbare Liste der 180 Kassen in der Schweiz. Der Gesamtlohnaufwand wird in Abhängigkeit der kantonalen Arbeitslosenzahlen nach Kanton aufgeschlüsselt. – Da die Familienzulagen in der Landwirtschaft praktisch keine Wertschöpfung generieren, werden diese nicht berücksichtigt. – Die Wertschöpfung der Mutterschaftsversicherung des Kantons Genf fällt direkt dem Kanton Genf zu. Siehe: http://www.staatskalender.admin.ch. 19 AHV: Alters- und Hinterlassenenversicherung, IV: Invalidenversicherung, EO: Erwerbsersatzordnung, ALV: Arbeitslosenversicherung. 20 12 bfs aktuell 3Von der Wertschöpfung zum BIP Der Saldo aus Gütersteuern und Gütersubventionen wird auf nationaler Ebene berechnet, bevor es von den einzelnen kantonalen Wertschöpfungen abgezogen wird und zwar nach derselben Aufschlüsselung wie für die kantonalen Anteile an der gesamtschweizerischen Wertschöpfung. Es erfolgt somit ein Wechsel von Basispreisen zu Marktpreisen 4Deflationierung Die Methode für die Berechnung des BIP zu konstanten Preisen ist bei allen hier beschriebenen Branchen ähnlich. Um die Ergebnisse zu Preisen des Vorjahres zu erhalten, werden die Schätzungen zu laufenden Preisen mit den impliziten Deflatoren aus der Volkswirtschaftlichen ­Gesamtrechnung deflationiert. Die impliziten Deflatoren sind Indizes zu den Preisänderungen, die sich aus der ­Division des Wertes der Aggregate zu laufenden Preisen durch deren Wert zu Preisen des Vorjahres ergeben. 13 bfs aktuell 5Kurze deskriptive Analyse Die ersten Schätzungen der Bruttoinlandprodukte (BIP) nach Grossregion und Kanton erlauben es, das Analysefeld zur Struktur der Schweizer Wirtschaft zu erweitern. Diese neue statistische Grundlage bietet zahlreiche neue Möglichkeiten zur Analyse der Branchen, der Wirtschafts­ sektoren sowie der Volkswirtschaft. Da die kantonalen Ergebnisse noch provisorisch sind und wir erst über wenig Daten verfügen (2008 bis 2010), hat die nachfolgende strukturelle Analyse überwiegend beschreibenden Charakter. Ein besonderes Augenmerk gilt der Entwicklung des BIP zu laufenden Preisen (relative Anteile an der Volkswirtschaft, Beiträge zum Wirtschaftswachstum), der Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde sowie des BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner im Zeitraum 2008–2010. 5.1 Anteile am BIP der Schweiz und ­Beiträge zum Wirtschaftswachstum Die Grafik G1 zeigt, bezogen auf den Zeitraum 2008– 2010, dass sich die BIP-Anteile von drei Grossregionen deutlich von jenen der übrigen Grossregionen abheben. Die Regionen Zürich, Genferseeregion und Espace Mittelland machen im Jahresdurchschnitt zusammen mehr als 60% des BIP der Schweiz aus. Da die Anteile der Grossregionen unverändert bleiben, sind über den gesamten betrachteten Zeitraum keine strukturellen Veränderungen festzustellen. Obschon dieser kurze Überblick auf Stufe der Grossregionen bereits einige interessante Informationen liefert, soll die Analyse noch vertieft werden, indem der Fokus auf die Kantone gerichtet wird (siehe Grafik G2). Anteile des BIP nach Grossregionen am BIP der Schweiz, im Jahresdurchschnitt (2008–2010), in Prozent, zu laufenden Preisen G1 25% 20% 15% 10% 5% 0% Zürich Quelle: BFS 14 Genferseeregion Espace Mittelland Nordwestschweiz Ostschweiz Zentralschweiz Tessin © Bundesamt für Statistik (BFS) bfs aktuell Anteile des BIP nach Kantonen am BIP der Schweiz, im Jahresdurchschnitt (2008–2010), in Prozent, zu laufenden Preisen G2 25% 20% 15% 10% 5% Zü ric h Be rn G e W nf aa Aa dt St rga .G u Ba all se en l-S ta Lu dt Ba ze r se l-L Te n an ssi ds n ch a W ft So all lo is th ur n Zu Fr g ei b Th urg N ur eu ga G en u ra bu ub rg ün de Sc Sch n ha w ffh yz au se n Ap Ju p. ra N A. R id w h. al de G n l O ar bw us al de n Ap U r p. i I. Rh . 0% Quelle: BFS Auf kantonaler Ebene ist festzustellen, dass sich die ­relativen Anteile am gesamtschweizerischen BIP stark unterscheiden. Zwei Kantone weisen einen Anteil von über 10% auf (Zürich und Bern). Das BIP dieser beiden Kantone zusammen macht mehr als ein Drittel des nationalen BIP aus. Dahinter folgen die Kantone Genf, Waadt, Aargau, St. Gallen und Basel-Stadt. Mehr als zwei Drittel des nationalen BIP verteilen sich im betrachteten Zeitraum auf diese sieben Kantone. Bis hierhin beruhte die Analyse auf der Beobachtung und der Interpretation der relativen Anteile. Diese Anteile an sich vermitteln jedoch lediglich einen groben Überblick über die tatsächliche Rolle, die eine Grossregion oder ein Kanton bei der Wachstumsrate des BIP spielt. Aus diesem Grund sollen im Rahmen dieser Analyse die Beiträge21 zum Wirtschaftswachstum gemessen werden. Das BIP der Schweiz zu laufenden Preisen registrierte 2009 einen Rückgang von 2,4% und 2010 eine Zunahme von 3,6%. Die Grafiken G3 und G4 zeigen die Beiträge der Grossregionen, die zu diesem Resultat geführt haben, während die Grafiken G5 und G6 die Beiträge der Kantone präsentieren. Die Grafiken G3 und G4 zeigen, welchen Beitrag die Grossregionen in den Jahren 2009 und 2010 zum Wachstum der Schweizer Wirtschaft geleistet haben22. 21 Für weitere Informationen zu den Beiträgen siehe: Bundesamt für Statistik (BFS), Die Schweizer Wirtschaft von den Neunzigerjahren bis heute. Wichtige Fakten und Konjunkturanalysen, Neuchâtel, 2005. 22 Die Beiträge sind in Prozentpunkten angegeben. Die Summe aller Beiträge der Grossregionen entspricht der Wachstumsrate des nationalen BIP, zu laufenden Preisen, in einem bestimmten Jahr. © Bundesamt für Statistik (BFS) Das Jahr 2009, als die Auswirkungen der Finanzkrise noch zu spüren waren, war geprägt von der allgemeinen Abschwächung der Schweizer Wirtschaft sowie der Abnahme des BIP zu laufenden Preisen (-2,4%). Die Schweizer Exportwirtschaft, insbesondere die Industrie, wurde vom globalen Abschwung erfasst, da Letzterer zu einer Verschlechterung des Wirtschaftsumfelds der wichtigsten Handelspartner geführt hatte. Somit ist es nicht verwunderlich, dass alle Grossregionen negative Wachstumsbeiträge beigesteuert haben. Für den negativsten Beitrag war mit -0,6 Prozentpunkten der Espace Mittelland verantwortlich. Das Ergebnis dieser Region lässt sich mit ihrem grossen Anteil am nationalen BIP (über 20% im betrachteten Zeitraum) sowie dem markanten Rückgang ihres BIP im Jahr 2009 (-3,1%) erklären. Es widerspiegelt ausserdem den starken Einbruch der Industrie (-9,4%), die über ein Viertel des BIP dieser Grossregion ausmacht. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise, die Banken und Versicherungen hart traf, wies die Region Zürich 2009 einen Wachstumsbeitrag von -0,5 Prozentpunkten auf. In dieser Grossregion, in der der Finanzsektor sehr stark vertreten ist, nahm das BIP um 2,4% ab. 15 bfs aktuell Im Jahr 2010 zeigte sich in der Schweiz eine deutliche Zunahme des Wirtschaftswachstums (Anstieg des BIP zu laufenden Preisen um 3,6%). Die Exportbranchen, namentlich die Industrie, konnten von einer deutlich günstigeren internationalen Wirtschaftslage profitieren und eine markante Wertschöpfungssteigerung verbuchen. Auch der Maschinen- und Anlagegüterindustrie kam der starke Investitionsanstieg in der Schweiz zugute. Das Baugewerbe profitierte weiterhin von äusserst niedrigen Zinsen und der grossen Nachfrage. Alle Grossregionen beeinflussten das allgemeine Wirtschaftswachstum in der Schweiz positiv. In diesem Jahr lieferte die Genferseeregion mit ­ inem Beitrag von +0,8 Prozentpunkten den grössten e Beitrag. In absoluten Zahlen macht dieses Ergebnis knapp ein Viertel des BIP-Wachstums in der Schweiz aus. Mit der Ausweitung der Analyse auf die Kantone zeigt sich, dass das Wallis 2009 der einzige Kanton war, der einen positiven Beitrag zum Wirtschaftswachs­ tum in der Schweiz lieferte (+0,1 Prozentpunkte). Trotz der Finanzkrise verbuchte das Wallis ein markantes Wachstum seines BIP zu laufenden Preisen (+2,0%). Beiträge zum BIP-Wachstum in der Schweiz nach Grossregion, in Prozentpunkten, zu laufenden Preisen, 2009 G3 0,0% -0,1% -0,2% -0,3% -0,4% -0,5% -0,6% -0,7% Genferseeregion Espace Mittelland Nordwestschweiz Zürich Ostschweiz Quelle: BFS Zentralschweiz Tessin © Bundesamt für Statistik (BFS) Beiträge zum BIP-Wachstum in der Schweiz nach Grossregion, in Prozentpunkten, zu laufenden Preisen, 2010 G4 0,9% 0,8% 0,7% 0,6% 0,5% 0,4% 0,3% 0,2% 0,1% 0,0% Genferseeregion Quelle: BFS 16 Espace Mittelland Nordwestschweiz Zürich Ostschweiz Zentralschweiz Tessin © Bundesamt für Statistik (BFS) bfs aktuell Insbesondere die Finanz- und Versicherungsbranche (+22%) dank der zunehmenden Aktivitäten im Rückversicherungsgeschäft sowie die Energieproduktion (+5,3%) trugen zum Wirtschaftswachstum des Kantons bei. Im Jahr 2010 waren die Kantone Bern (+0,44 Prozentpunkte), Genf (+0,38 Prozentpunkte) und Waadt (+0,36 Prozentpunkte) die Hauptantriebskräfte des natio­ Beiträge zum BIP-Wachstum in der Schweiz nach Kanton, in Prozentpunkten, zu laufenden Preisen, 2009 nalen Wirtschaftswachstums. Alle drei Kantone wiesen BIP-Wachstumsraten von über 4% auf. Hervorzuheben ist ausserdem, dass der Kanton Zürich trotz eines nur leichten Wachstums seines BIP zu laufenden Preisen (+1,4%) mit einem Beitrag zum nationalen BIP-Wachstum von +0,30 Prozentpunkten an vierter Stelle lag. G5 0,1% 0,0% -0,1% -0,2% -0,3% -0,4% -0,5% W aa d W t al G lis en f Be r Fr ei n So bur lo g N th eu ur en n bu rg Ba Ba se sel Jura l-L -S an tad ds t ch Aa aft rg a Zü u ric Sc G h Ap haf lar pe fha us n Ap ze use pe ll A n nz . R el h. l St I. R . G G h. ra al ub len ün Th den ur ga Lu u ze rn Sc Uri O hw bw yz N ald id e w n al de n Zu g Te ss in -0,6% Quelle: BFS Beiträge zum BIP-Wachstum in der Schweiz nach Kanton, in Prozentpunkten, zu laufenden Preisen, 2010 © Bundesamt für Statistik (BFS) G6 0,45% 0,40% 0,35% 0,30% 0,25% 0,20% 0,15% 0,10% 0,05% W aa d W t al li G s en f B Fr ern ei So bu lo rg N thu eu en rn bu rg Ba Ba se se Jura l-L l-S an tad ds t ch Aa aft rg a Zü u ric Sc G h Ap haf lar pe fha us Ap nze use pe ll A n nz . R el h . l St I. R . G Ga h. ra ub llen ün Th den ur ga Lu u ze rn U Sc ri O hw bw yz N ald id w en al de n Zu g Te ss in 0,00% Quelle: BFS © Bundesamt für Statistik (BFS) 17 bfs aktuell 5.2 Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde nach Grossregion23 Die Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde24 ist das Verhältnis zwischen dem BIP und der Anzahl effektiv ­geleisteter Arbeitsstunden (oder dem Arbeitsvolumen) im betrachteten Wirtschaftsgebiet25. Diese Quote ist ein Indikator, der zeigt, mit welcher Effizienz der Faktor ­«Arbeit» im Produktionsprozess eingesetzt wird. Zu erwähnen ist, dass es sich dabei um eine scheinbare ­Arbeitsproduktivität handelt, denn der hier verwendete Analyserahmen berücksichtigt weder das Kapital noch den technischen Fortschritt. Im Jahr 2009 ging die Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde in der Schweizer Wirtschaft um 2,4% zurück. Wie die Tabelle T1 zeigt, verzeichneten alle Grossregionen ein negatives Wachstum. Der Kanton Zürich verzeichnete den stärksten Einbruch (-4,3%). Dieses Ergebnis lässt sich mit dem Rückgang des kantonalen BIP um 2,4% und einem starken Anstieg der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden erklären (+2,0%). Die Region Zürich ist die einzige Grossregion, bei der das Arbeitsvolumen im Berichtsjahr derart stark angestiegen ist. In der Genferseeregion widerspiegelt die rückläufige Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde (-0,6%) hingegen den Rückgang ihres BIP um 1,5% sowie ihres Arbeitsvolumens um 0,9%. Mit anderen Worten: Dank der Abnahme der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden konnten die Auswirkungen der negativen Entwicklung der Bruttowertschöpfung (BWS) «kompensiert» werden. Im Jahr 2010 war insbesondere die Situation der Grossregion Tessin interessant. Diese verzeichnete eine starke Abnahme ihrer Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde (-3,5%), während alle anderen Grossregionen sowie die Schweizer Wirtschaft positive Raten aufwiesen. Dieses ­Ergebnis widerspiegelt nicht einen Rückgang der Wirtschaftstätigkeit (Zunahme des BIP um 3,2%) sondern ­einen starken Anstieg des Arbeitsvolumens (+6,9%), nachdem dieses 2009 noch um 1,0% gesunken war. Die Aufschlüsselung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden ist lediglich auf der Ebene der Grossregionen verfügbar. 23 Für weitere Informationen zur Arbeitsproduktivität siehe: Bundesamt für Statistik (BFS), Arbeitsproduktivität: Methode und Analyse der wichtigsten Ergebnisse von 1991 bis 2006, Neuchâtel, 2008. 24 Für weitere Informationen zu den Begriffen «gebietsansässig» und «Wirtschaftsgebiet» siehe: 1. Statistisches Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat), Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen, ESVG 1995, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften, Luxemburg, 1996. 2. BFS, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung: eine Einführung in Theorie und Praxis. Methoden und Konzepte des ESVG, Neuchâtel, 2003. 25 18 T 1 Entwicklung der Produktivität pro geleisteter ­Arbeitsstunde nach Grossregion, zu laufenden ­Preisen Grossregionen 2009 2010 08–10 Genferseeregion -0,6% 1,2% 0,3% Espace Mittelland -2,4% 3,8% 0,7% Nordwestschweiz -1,8% 1,9% 0,0% Zürich -4,3% 1,2% -1,6% Ostschweiz -3,2% 2,0% -0,7% Zentralschweiz -2,4% 4,6% 1,0% Tessin -1,5% -3,5% -2,5% Schweiz -2,4% 1,9% -0,3% 5.3 BIP pro Einwohner/in Das BIP sowie das BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner sind Indikatoren der Wirtschaftstätigkeit, mit denen die wirtschaftliche Entwicklung eines bestimmten Landes oder Gebietes gemessen und analysiert werden kann. Das BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner wird normalerweise als Indikator für den Lebensstandard eines Landes herangezogen, ist jedoch nicht für eine Wohlstandsanalyse geeignet. Die Einteilung der BIP nach Einwohnerin bzw. Einwohner sowie nach Grossregion zwischen 2008 und 2010 zeigt mehrere interessante Aspekte (siehe Grafik G7). ­Erstens nimmt die Region Zürich in allen drei Jahren die Spitzenposition ein. Zweitens bleibt die Reihenfolge der Grossregionen während des gesamten Zeitraums unverändert. Weitet man die Analyse auf die kantonale Ebene aus (siehe Grafiken G8 und G9), zeigen sich bei der Reihenfolge der kantonalen BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner in den Jahren 2008 und 2010 leichte Unterschiede. Einerseits wurde der Kanton Zürich von den Kantonen Basel-Stadt, Zug und Genf überholt und figuriert in beiden Jahren an vierter Stelle Andererseits zeigt sich, dass sich diese vier Kantone von den übrigen abheben und im Jahr 2010 zusammen mit dem Kanton Schaffhausen eine Gruppe bildeten, deren BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner höher lag als jenes des nationalen Durchschnitts. Bei den übrigen Kantonen waren die Unterschiede geringer, was sich in den Rangverschiebungen im betrachteten Zeitraum (2008 bis 2010) manifestiert. bfs aktuell Wichtig ist jedoch zu betonen, dass beim Interpretieren der Ergebnisse in dieser Grafik eine gewisse Vorsicht geboten ist. Das BIP misst die in einem Wirtschaftsgebiet produzierte Wertschöpfung, unabhängig davon, ob sie von in der Schweiz oder im Ausland wohnhaften Personen geleistet wird. Umgekehrt umfasst die Bevölkerung, die bei der Messung des BIP nach Einwohnerin bzw. Einwohner berücksichtigt wird, lediglich die im betrachteten Wirtschaftsgebiet ansässigen Personen26. Diese Präzisierung ist deshalb wichtig, weil die Analyse auf kantonaler Ebene durchgeführt wird. In dieser Studie werden Kantone als in sich geschlossene Wirt- schaftsgebiete betrachtet. Anders ausgedrückt: Eine Person, die im Aargau wohnt und in Zürich arbeitet, liefert einen Beitrag zum BIP des Kantons Zürich, zählt jedoch nicht zur Bevölkerung dieses Kantons. Idealerweise müsste die Analyse deshalb die Einkünfte aus interkantonalen Produktionsfaktoren (Arbeit und Kapital) von gebietsfremden Wirtschaftsakteuren berücksichtigen, um das kantonale Bruttoeinkommen zu bestimmen. Zurzeit liegen in der Schweiz keine Daten vor, die eine Messung des kantonalen Bruttoeinkommens erlauben27. Die Daten des kantonalen BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner sollten nicht überinterpretiert werden. BIP pro Einwohner/in nach Grossregion, zu laufenden Preisen, in Franken pro Einwohner/in G7 100 000 2008 2009 2010 75 000 50 000 25 000 0 Zürich Nordwestschweiz Genferseeregion Zentralschweiz Tessin Espace Mittelland Quelle: BFS © Bundesamt für Statistik (BFS) 27 26 Für nähere Informationen: Bundesamt für Statistik (BFS), Strukturelle Analyse der Schweizer Wirtschaft, Wachstumsrate des BIP und des BNE pro Einwohner, Neuchâtel, 2007. Ostschweiz Das Konzept des Bruttonationaleinkommens geht vom Standort des Eigentümers der Produktionsfaktoren aus und umfasst alle Einkommen, die von den Wirtschaftsakteuren als Gegenleistung für die Mitwirkung an ­einer Wirtschaftstätigkeit – innerhalb oder ausserhalb des Wirtschaftsgebiets – bezogen werden. 19 20 dt Zu G g e Sc Z nf ha ü ffh ric au h Ba se S se c l-L h n an we ds iz ch af N B t eu er en n bu W rg aa Te dt s Aa sin St rga .G u al l L en So uze lo rn N thu id w rn O ald bw en G ra ald ub e ün n de G n la ru s Th Jura ur ga W u al Sc lis Ap F hwy p re z Ap enz ibu pe ell rg nz I. el Rh lA . .R h. U ri l-S ta se Ba se l -S ta dt Zu g G en Zü f r Sc Sch ich Ba ha w se ff eiz l-L ha an us d e N sch n eu a en ft bu Aa rg rg au Be Te rn s W sin St aad .G t So alle lo n th u Lu rn ze G rn la ru G ra J s ub ur ü a O nd bw en a Th lde n N urg id a w u al d Sc en hw y W z Ap F all p re is Ap en ibu pe zell rg nz I. el Rh lA . .R h. U ri Ba bfs aktuell BIP pro Einwohner/in nach Kanton, 2008, zu laufenden Preisen, in Franken pro Einwohner/in Quelle: BFS BIP pro Einwohner/in nach Kanton, 2010, zu laufenden Preisen, in Franken pro Einwohner/in Quelle: BFS G8 160 000 140 000 120 000 100 000 80 000 60 000 40 000 20 000 0 © Bundesamt für Statistik (BFS) G9 160 000 140 000 120 000 100 000 80 000 60 000 40 000 20 000 0 © Bundesamt für Statistik (BFS) bfs aktuell 5.4 Zerlegung der Wachstumsrate des BIP pro Einwohner/in nach Grossregion28 Mit der Analyse des BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner lassen sich zwei zentrale Erklärungsfaktoren isolieren, die die sozioökonomische Entwicklung eines Wirtschaftsgebiets prägen. Diese Faktoren sind die Entwicklung der Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde und der Effekt der Verwendung der Arbeitskräfte. Letzterer drückt – für ein bestimmtes Jahr – die durchschnittliche Anzahl der von jeder bzw. jedem im betrachteten Wirtschaftsgebiet ansässigen Einwohnerin bzw. Einwohner geleisteten ­Arbeitsstunden aus. Damit kann die Intensität beziffert werden, mit der der Produktionsfaktor «Arbeit» im Produktionsprozess einer Volkswirtschaft eingesetzt wird. Aus der Zerlegung der Wachstumsrate des BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner nach Grossregion gehen mehrere interessante Elemente hervor (Grafik G10). Die markante Steigerung des Effektes der Verwendung der Arbeitskräfte im Tessin (+2,0%) zwischen 2008 und 2010 zeigt sich auch im Anstieg der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden (+2,9%), während die Entwicklung der mittleren Wohnbevölkerung mit einem Wachstum von +0,8% nahezu stagnierte. Dank der ­positiven Entwicklung des Effektes der Verwendung der Arbeitskräfte konnten im Tessin die negativen Auswirkungen der Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde (-2,5%) auf das Wachstum des BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner (-0,5%) abgefedert werden. Ein ähnliches Bild ergab sich in der Ostschweiz. In der Region Zürich entwickelte sich der Effekt der Verwendung der Arbeitskräfte im selben Zeitraum negativ (-0,3%). Gründe dafür sind die Zunahme der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden (+1,1%) sowie der Wohnbevölkerung (+1,3%). Die in dieser Region beobachtete Abnahme des BIP pro Einwohnerin bzw. Einwohner lässt sich primär durch die negative Entwicklung der Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde zwischen 2008 und 2010 erklären (-1,6%). Eine umgekehrte Entwicklung zeigte sich beim Espace Mittelland und bei der Genferseeregion: In beiden Regionen nahm der Effekt der Verwendung der Arbeitskräfte ab, wobei dessen negative Auswirkungen auf das BIP-Wachstum pro Einwohnerin bzw. Einwohner durch die positive Entwicklung der Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde kompensiert wurde. Zerlegung der Wachstumsrate des BIP pro Einwohner/in nach Grossregion, im Jahresdurchschnitt (2008–2010), zu laufenden Preisen G 10 2,5% BIP pro Einwohner/in Arbeitsstundenproduktivität Effekt der Verwendung der Arbeitskräfte 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% 0,0% -0,5% -1,0% -1,5% -2,0% -2,5% -3,0% Genferseeregion Espace Mittelland Nordwestschweiz Zürich Quelle: BFS 28 Ostschweiz Zentralschweiz Tessin © Bundesamt für Statistik (BFS) Die Aufschlüsselung der tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden ist ­lediglich auf der Ebene der Grossregionen verfügbar. 21 bfs aktuell Abkürzungen AHVAlters- und Hinterlassenenversicherung ARTForschungsanstalt Agroscope ­Reckenholz-Tänikon BAFUBundesamt für Umwelt BESTABeschäftigungsstatistik BFSBundesamt für Statistik BIPBruttoinlandprodukt BLWBundesamt für Landwirtschaft BURBetriebs- und Unternehmensregister BVGBundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge BZBetriebszählung FINMAEidgenössischen Finanzmarktaufsicht FISIMFinancial Intermediation Services Indirectly Measured KVGBundesgesetz über die Krankenversicherung LSELohnstrukturerhebung NOGAAllgemeine Systematik der Wirtschaftszweige SNBSchweizerische Nationalbank SPITEXSpitalexterne Hilfe und Pflege (SPITEX Verband Schweiz) SUVASchweizerische Unfallversicherungsanstalt VGR Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung VKF Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen VZEidgenössische Volkszählung VZÄ Vollzeitäquivalent WS Wertschöpfungsstatistik 22 bfs aktuell Literaturverzeichnis Bundesamt für Statistik (BFS), Gesamtrechnungen des Primärsektors, Resultate und Methoden, Neuchâtel, 2008. Bundesamt für Statistik (BFS), Die Schweizer Wirtschaft von den Neunzigerjahren bis heute, Wichtige Fakten und Konjunkturanalysen, Neuchâtel, 2005. Bundesamt für Statistik (BFS), Arbeitsproduktivität: ­Methode und Analyse der wichtigsten Ergebnisse von 1991 bis 2006, Neuchâtel, 2008. Bundesamt für Statistik (BFS), Volkswirtschaftliche ­Gesamtrechnung: eine Einführung in Theorie und Praxis. Methoden und Konzepte des ESVG, Neuchâtel, 2003. Bundesamt für Statistik (BFS), Strukturelle Analyse der Schweizer Wirtschaft, Wachstumsrate des BIP und des BNE pro Einwohner, Neuchâtel, 2007. Crainiceanu, C. M., Ruppert, D. (2004): Likelihood ratio tests in linear mixed models with one variance component, Journal of the Royal Statistical Society Series B,­66(1), S. 165–185. Greven, S., Crainiceanu, C., Peters, A., Küchenhoff, H. (2007): Likelihood ratio testing for zero variance components in linear mixed models, in: Del Castillo, J., Espinal, A., Puig, P. 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