Teil 2: Botanisieren nahe Scheffsnoth bei Lofer

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Bericht über die Exkursion vom Moorverein Wasenmoos am Sonntag, 03. Juli 2016:
Führung durch einen Kräutergarten bei Unken und Botanisieren nahe Scheffsnoth bei Lofer.
Teil 2: Botanisieren nahe Scheffsnoth bei Lofer
(Neues aus dem Wasenmoos Nr. 52, Februar 2017)
Nach einer Vorbegehung am 21. Juni 2016 hatte am Nachmittag des 3. Juli 2016 eine kleine Teilnehmergruppe das Ziel, an einigen der in den Gemeinden Scheffsnoth und Au von der Biotopkartierung des Landes
Salzburg (1994) ausgewiesenen Flächen botanische Beobachtungen anzustellen. Maria Enzinger übernahm
die fachliche Betreuung. Der Bericht gibt eine kleine Auswahl vom Gesehenen wieder, auch werden ein paar
der beobachteten Kleintiere besprochen.
Vorweg ein paar allgemeine Angaben
Anfahrt (mit dem Auto)
In Lofer von der B311 250 m südlich vom Kreisverkehr nach Scheffsnoth abzweigen. Nach der Brücke über
die Saalach 100 m entlang dieser und nach Nordost 3 km bis zum nicht mehr bewirtschafteten Gasthof
Knappenstadl (mit Parkplatz, 800 m Höhe).
Die Wanderung
Abb. 1: Plan mit Flächen der Biotopkartierung
(Quelle: SAGIS)
Vom Parkplatz aus (Abb.1) geht ein kleiner Fußsteig nach Norden zur 200 m entfernten HubertusKapelle. Bei einem Wechsel von Glatthaferwiese,
Wald, Gebüsch und Niedermoor sind auf diesem
kurzen Stück bereits viele interessante Pflanzenbeobachtungen möglich. Einblicke in ein durch
einen Bach zweigeteiltes Niedermoor hat man
linkerhand (unterhalb) des Steiges.
Geht man den Bogen der Asphaltstraße 150 m
nach Süden zu einem rechterhand gelegenen
Trespen-Halbtrockenrasen, so kann das Niedermoor von der Straße aus besehen werden. (Bild 2)
Bild 2: Blick vom Straßenbogen nach Süden über das Niedermoor zum Knappenstadl und dem Kienberg (1304 m).
Im Vordergrund links ein Bestand der Großen Sterndolde (Tipp: Bild zoomen). Rechts im Hintergrund der TrespenHalbtrockenrasen.
Die Wanderung führt nun nach Norden am asphaltierten Güterweg Hagengut. Für die botanischen
Beobachtungen sollte man diesem zumindest etwa 1 km bis zum rechterhand gelegenen Ferienhaus (835m)
folgen, hinter dem ein schönes Niedermoor liegt. Am halben Weg dorthin beginnen (nach dem Passieren
einiger Niedermoorreste und eines Feldgehölzes) die eigentlichen Auerwiesen, artenreiche Blumenwiesen,
deren Fortbestand zum Teil durch vertraglich festgelegte Dünge- und Mähregelungen gesichert wird.
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Sowohl die Moorflächen als auch die Wiesen sollten nur vom Rand aus betrachtet werden, der Ertrag der
naturkundlichen Beobachtungen ist auch so überaus reich. Ab Mitte Juni bis in den Juli trifft man die Wiesen
in Vollblüte an, das ist auch zum Bewundern der Orchideen eine günstige Zeit.
Am Rückweg lohnt sich der kleine Abstecher zum
Jägersitz, vom dem sich über einem Felsabsturz ein
schöner Blick nach Au (Abb. 3) oder auch über das
Saalachtal hinweg zur Loferer Alm eröffnet.
Abb.3: Blick vom Jägersitz auf die Ortschaft Au. Im
rechten Bildhintergrund liegt die romantische, aber wenig
bekannte Mayrbergklamm.
Ein paar Erläuterungen
zu den in Abb. 1 ausgewiesenen Biotopflächen:
Kurzcharakteristik einiger Wiesentypen
sehr feucht
feucht
frisch
trocken
sehr trocken
Düngung:
Pfeifengraswiese
TrespenHalbtrockenrasen
Trockenrasen
keine
Kohldisteltyp
Glatthafer- und
Goldhafer-Wiese
(Blumenwiese)
Salbeityp
wenig
Knaulgraswiese
Raygraswiese
mittel
intensiv
Quellenangabe: http://www.naturscouts.at/downloads/wiesen/w_infoblatt_kurzcharakteristik.pdf
Die Wiesen werden nach der hochwüchsigen (Ober-) Grasart benannt. Gedüngte Wiesen werden als Fettwiesen bezeichnet. Die Glatthaferwiese geht mit zunehmender Höhenlage in eine Goldhaferwiese über, was
auch im Exkursionsgebiet bemerkbar ist.
Kurzcharakteristik der Moore
Feuchtflächen mit Wasserüberschuss, mindestens 30 cm mächtiger Torfschicht und Torf bildender
Vegetation.
Niedermoor: Entstehung durch Verlandung offener Wasserflächen. Organisches Totmaterial (Schilf,
Sauergräser…) wird nur teilweise zersetzt. Von Grundwasser durchströmt und reicher an Mineralstoffen.
Hochmoor: durch Niederschlagswasser mit den darin gelösten Nährstoffen gespeist, Haupt-Torfbildner sind
Torfmoose.
Ausgewählte Beobachtungen vom 21. Juni und 3. Juli 2016
Am Fußsteig zwischen Parkplatz und Hubertuskapelle treffen wir offene wie bewaldete Flächen an.
Ein paar Sträucher:
der weiß blühende Liguster Ligustrum vulgare, die Feld-Rose Rosa arvensis, die nicht zu Unrecht auch
Liege-Rose genannt wird, oder der Echt-Seidelbast Daphne mezereum, der jetzt noch grüne Beeren trägt.
Im Unterwuchs von Wald und Gebüsch:
Türkenbund-Lilie Lilium martagon, Große Sterndolde Astrantia
major, Gelber Eisenhut Aconitum vulparia oder die Dunkle
Akelei Aquilegia atrata. Nebeneinander finden wir hier auch
Bärlauch, Maiglöckchen und Herbstzeitlose (Abb. 4), letztere
mit den 3-teiligen Fruchtkapseln in den Blattrosetten.
Abb. 4: Blätter von Bärlauch, Herbstzeitlose und Maiglöckchen
Die Hochstauden von Mädesüß Filipendula ulmaria, Bach-Kratzdistel Cirsium rivulare und Kohldistel
Cirsium oleraceum zeigen die Feuchte zu den Moorflächen hin an.
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Die Niedermoorflächen dieses Wegstückes sind als Davallseggenried anzusprechen.
Die Davalls-Segge Carex davalliana, auch Torf-Segge
oder Rau-Segge genannt (Abb. 5), wächst in dichten
Horsten, die Stängel fühlen sich oberwärts rau an. Die
Fruchtschläuche der Ähren der weiblichen Pflanzen
sind braun, lang geschnäbelt und stehen leicht
gekrümmt seitlich ab.
2 Orchideenbeispiele dieses Wegabschnittes:
Die Weiße Wald-Hyazinthe Platanthera bifolia
(Abb. 6): Der lateinische Artname nimmt auf die beiden
grundständigen Blätter Bezug (der altgriechische der
Schwesten-Art P. chlorantha hebt deren grünliche
Blüten hervor). Der Name Hyazinthe geht auf den ab
der Abenddämmerung auftretenden hyazinthenartigen
Duft zurück, mit dem die
Blüten Schwärmer (in Österreich Taubenschwänzchen
Macroglossum stellaturum
und Kiefernschwärmer
Hyloicus pinastri beobachtet)
anlocken.
Abb. 5 (oben):
Davallsegge, Ährenbüschel einer
fruchtenden Pflanze
Abb. 6 (links):
Weiße Wald-Hyazinthe
Abb. 7 (rechts):
Mücken-Händelwurz
Die Mücken-Händelwurz Gymnadenia conopsea (Abb. 7): Der altgriechische Artname bezieht sich auf das
mückenartige Aussehen der Blüten, die Bestäuber sind jedoch Schmetterlinge (aus verschiedenen Familien).
Mit der Beschreibung der Blütenblätter hat man gute Anhaltspunkte für die Bestimmung der Art, so auch mit
dem gegenüber dem Fruchtknoten viel längeren Sporn.
Beide Orchideen besitzen eine breite ökologische Amplitude, so kommen sie im lichtern Wald ebenso wie
im Niedermoor oder einer Magerwiese vor.
Im Exkursionsgebiet können wir übrigens etwa 10 Orchideenarten
begegnen.
Zum Charakter der bisherigen Wegstrecke passt die Beobachtung
der beiden folgenden Tierarten:
Die Alpine Strauchschrecke Pholidoptera aptera, eine Langfühlerschrecke (Abb. 8): Am häufigsten kommt sie zwischen 800 m und
1500 m, oft auf Waldlichtungen mit Hochstauden und Gebüsch, vor.
Sie lebt versteckt und ist am ehesten zu beobachten, wenn sie sich
bei Gefahr fallen lässt oder am Morgen zum Aufwärmen an die
Sonne kommt. Ernährung: Pflanzliche Kost und kleine Insekten. Im
Unterschied zu P. griseoaptera (Gewöhnliche Strauchschrecke) hat
sie einen breiten gelben Halsstreifen, am Bild im Zoom erkennbar.
Abb. 8: Alpine Strauchschrecke, Männchen (kein Legestachel)
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Der Schlehenspanner Angerona prunaria (Abb. 9):
Der sehr variabel gefärbte Falter fliegt in 1 (selten 2)
Generation(en), typischer Lebensraum sind lichte
buschige Wälder. Die Art überwintert als Raupe. Mit
Ausnahme der namengebenden Schlehe Prunus
spinosa sind die im Kosmos Schmetterlingsführer als
häufige Nahrungspflanzen genannten in der näheren
Umgebung vorhanden: Rote Heckenkirsche Lonicera
xylosterum, Zitterpappel Populus tremula, Faulbaum
Frangula alnus oder Heidelbeere Vaccinium myrtillus.
Abb. 9: Schlehenspanner, Weibchen (borstige Fühler,
hellere Flügel)
Dem Güterweg Hagengut entlang
Abgesehen von Waldrändern, kleineren Moorflächen und Feldgehölzen kann der Beobachtungsschwerpunkt
nun vom Wegrand aus auf die Pflanzen und Tiere der Blumenwiesen gelegt werden (siehe Abb.1).
Im Folgenden eine kleine Auswahl:
Die Aufrechte Trespe Bromus erectus, ein
Süßgras, ist Namen gebend für den Halbtrockenrasen. Die Blütenrispen verfügen über
büschelig zusammengefasste aufrecht
stehende Rispenäste (Abb. 10).
Abb. 10 (links) : Aufrechte Trespe, Rispenäste
Abb. 11 (rechts): Fliegen-Ragwurz, Einzelblüte
Kein Zufall, dass in der Nähe der fotografierten Trespe auf der Wegböschung eine
besondere Orchidee, die Fliegen-Ragwurz
Ophrys insectifera gesichtet werden konnte,
auch sie liebt den Halbtrockenrasen.
Mit ihren insektenähnlich gestalteten Blüten
(Abb. 11) gehört sie zu den Sexualtäuschblumen: Die oberen beiden Kronblätter sind wie Insektenfühler, das untere (die Lippe) ist wie ein
Insektenkörper samt Flügeln ausgebildet. Unterstützt durch die Aussendung eines dem Sexualhormon der
Ragwurz-Zikadenwespe Argogorytes mystaceus entsprechenden Stoffes werden fast ausschließlich die
Männchen dieser Grabwespenart angelockt. So getäuscht führen sie auf der Blüte Begattungsbewegungen
aus, dabei bleibt die als Pollinium ausgeformte klebrige Pollenmasse der Orchidee an ihrem Körper hängen.
Die Männchen beginnen um ein paar Wochen früher im Jahr als die Weibchen zu fliegen. In dieser Zeit
funktioniert die Übertragung auf die nächste Orchidee sehr gut, da ja die echte Konkurrenz fehlt. Die
Ragwurz sichert aber auch durch häufig vorkommende Selbstbestäubung ab.
Am Wegrand und in den Wiesen finden wir etliche Kleearten, zum Beispiel Hufeisenklee Hippocrepis
comosa (benannt nach den hufeisenförmigen Gliedern der Fruchthülse), Wundklee Anthyllis vulneraria (in
der Volksmedizin zur Wundheilung und als Hustenmittel), Gewöhnlicher Wiesen-Hornklee Lotus
corniculatus (Schiffchen der Blüte zur Spitze hin aufgebogen) (Abb. 13) oder die eigentlichen Kleearten
Gattung Trifolium, zum Beispiel Mittlerer Klee = Zickzack-Klee Trifolium medium (Wuchshöhe (?), hin-hergebogener Stängel).
Es verwundert nicht, dass uns eine bestimmte Art der Sommerwurz Orobanche begegnet ist, nämlich die
Blutrot-Sommerwurz = Zierliche Sommerwurz Orobanche gracilis (Abb. 12). Der Vollschmarotzer
parasitiert weitgehend auf Kleearten, hier vermutlich vorwiegend auf Lotus (Abb. 13) und Trifolium.
Die früher zu den Braunwurzgewächsen (=Rachenblütler) gerechnete Gattung Orobanche wird heute zu
einer eigenen Familie, den Sommerwurz-Gewächsen Orobanchaceae gestellt. Diese Familie umfasst
Halbschmarotzer (parasitieren andere Pflanzen, betreiben aber auch selbst noch Photosynthese, sind also
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grüne Pflanzen) wie Augentrost Euphrasia, Wachtelweizen Melampyrum, Läusekraut Pedicularis,
Alpenhelm Bartia oder Klappertopf Rhinanthus und die beiden Vollschmarotzer Sommerwurz Orobanche
und Schuppenwurz Lathraea, die zur Gänze von den Stoffen der Wirtspflanze leben.
Für die sichere Bestimmung einer Sommerwurz sollte man die Pflanzen der unmittelbaren Nachbarschaft
festhalten sowie auf den Blütenduft achten. Die genaue Bestimmung unserer Sommerwurz erfolgte nach dem
Foto (Abb. 12). Da fehlt natürlich der Duft nach Gewürznelken, aber die Kleeblätter sind zu sehen. Als
übereinstimmende Merkmale mit der Blutrot-Sommerwurz wurden herangezogen: gelbliche Blüten-Krone
mit rotem Saum und roter Innenseite, gelbe Narbe mit rotem Rand. Eine Bestätigung ergibt sich daraus, dass
die Biotopkartierung (1994) nur diese eine Art ausweist.
Abb. 12 (links): Blutrot-Sommerwurz
Abb. 13 (rechts): Wiesen-Hornklee
Wenn wir eine Schwalbenschwanzraupe entdecken, finden wir sie (in unserer Gegend) meist auf einem
Doldenblütler (Apiaceae), viele Arten dieser Familie können als Futterpflanze dienen.
In unserem Bild (Abb. 14) könnten es Blätter vom
Wiesenbärenklau Chaerophyllum hirsutum sein, an
denen die Raupe gerade frisst.
Der Schwalbenschwanz Papilio machaon tritt bei uns
meist in 2 Generationen auf. Die Eier werden in der
Fläche weit verstreut einzeln auf den jungen Futterpflanzen abgelegt. Die glatte, grünliche Raupe mit ihren
schwarz-orange Querbinden ist unverwechselbar.
Abb. 14 (links): Raupe vom Schwalbenschwanz
beim Fraß auf einem Doldenblütler
Abb. 15 und 16 (unten): Schachbrettfalter auf BachKratzdistel, Ober- und Unterseite (Bilder:
2016-06-29, Heutal bei Unken, Maria Enzinger)
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Der hübsche Schachbrettfalter Melanargia galathea (Abb. 15 und
16) zählt zu den Augenfaltern Satyrinae, einer Unterfamilie der
Edelfalter Nymphalidae. Die Flügeloberseite zeigt das Schachbrett,
die Hinterflügel-Unterseite zusätzlich die Augen. Die Augenfalter
werden auch „Grasfalter“ genannt, die Raupen aller heimischen
Arten ernähren sich von Gräsern. Unsere Art wählt dabei auch gerne
die Aufrechte Trespe.
Eine die Auerwiesen bereichernde Blume aus der Familie der
Glockenblumengewächse Campanulaceae ist die Knäuel-Glockenblume =Büschel-Glockenblume Campanula glomerata (Abb. 17).
Ihre 2-3 cm großen Blüten stehen bis zu 20 in einem dichten Knäuel
am Ende des Stängels sowie in den oberen Blattachseln. Die Intensivierung der Landwirtschaft führte zu einem teilweise drastischen
Rückgang dieser im Land Salzburg gefährdeten Art. Sie ist daher
teilweise geschützt: ein Ausgraben und das Pflücken eines größeren
Straußes sind verboten.
Abb. 17: Blütenbüschel der Knäuel-Glockenblume
In der folgenden Pflanzenauswahl sei je 1 Beispiel aus den 3 Gruppen der Korbblütler Asteraceae dargestellt. Die Pflanzenfamilie ist dadurch gekennzeichnet, dass die scheinbare Blüte aus vielen in einem
Blütenkorb oder -Kopf vereinigten Einzelblüten besteht. Gruppe 1: die Krone jeder Einzelblüte ist zungenförmig (Zungenblütige Korbblütler, Pflanzen stets mit Milchsaft). Gruppe 2: Die Kronblätter aller Einzelblüten sind als Röhre ausgebildet (Röhrenblütige, die randständigen Blütenröhren sind oft stark verlängert).
Gruppe 3: Der Innenbereich besteht aus Röhrenblüten, um sie herum liegt ein Kranz von Zungenblüten
(Gemischtblütige). Gruppe 2 und 3 (Pflanzen ohne Milchsaft) werden auch gerne zusammengefasst.
Beispiel eines Röhrenblütigen Korbblütlers: die Skabiosen-Flockenblume Centaurea scabiosa (Abb. 18 und
20). Wer sie gegenüber Perücken-Flockenblume C. pseudophrygia oder Wiesen-Flockenblume C. Jacea
unterscheiden möchte, achtet besonders auf die fiederteiligen Blätter und die Hüllblätter des Blütenkorbes:
sie sind grün mit dunklen, 3-eckigen, kammförmig gefransten Anhängseln (Abb. 20). Die großen
randständigen Röhrenblüten sind oft am 5-zipfeligen Ende eingedreht (Abb. 18). Die Blume ist Nektarpflanze für viele Insekten, so auch für das Sechsfleck-Widderchen, Schwebfliegen (Abb. 18) oder den
Distelfalter Vanessa cardui (Abb. 20). Auch beim Schachbrettfalter und etlichen Wildbienen sind die an
Nektar reichen Blütenköpfe beliebt.
Das Sechsfleck-Widderchen Zygaena filipendulae (Abb. 18 und 19) wird in die große Gruppe der Kleinschmetterlinge gestellt. Es wird auch gerne (wie auch das Kohlröschen Nigritella austriaca und die BachNelkenwurz Geum rivale) „Blutströpfchen“ genannt. Das charakteristische Flügelmuster und die rein
schwarzen Fühlerspitzen machen die Bestimmung leicht. Die Raupen, die 1-2 Mal überwintern, entwickeln
sich meist auf Hornklee-Arten.
Abb. 18 (links): Blütenkopf der Skabiosen-Flockenblume mit 6-Fleck-Widderchen und Hummel-Schwebfliege
Abb. 19 (Mitte): 6-Fleck-Widderchen, Rast auf einem Mittleren Zittergras Briza media
Abb.20 (rechts): Distelfalter auf der Skabiosen-Flockenblume, im Hintergrund geschlossene Blütenköpfe
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Beispiel eines Gemischtblütigen Korbblütlers: das Weidenblättrige Ochsenauge Buphthalmum salicifolium.
Streckenweise beherrscht das Gelb des Ochsenauges das Bild der Wiese (Abb. 18). Die meist verzweigten,
gleichmäßig wechselständig beblätterten Stängel tragen endständige Blütenköpfe. Die goldgelben Zungen
der Strahlblüten sind meist über 2,5 mm breit, die inneren Röhrenblüten bilden eine relativ große Scheibe
(Abb. 21). Die Pflanze wird auch als Rindsauge bezeichnet, schließlich ist der Name Ochsenauge auch für
einen anderen Korbblütler, die Telekie Telekia speciosa, gebräuchlich.
Beispiel eines Zungenblütigen Korbblütlers: der Wiesenbocksbart Tragopogon pratensis. Es handelt sich um
eine formenreiche Art mit mehreren Unterarten, die jedoch uneinheitlich bewertet werden. Sein deutscher
Name bezieht sich auf das Aussehen des noch geschlossenen, reifenden Fruchtstandes, wo ein weißlicher
Haarbart aus den Hüllblättern herausragt (Abb. 22). Wie wir es vom Löwenzahn Taraxacum officinale her
kennen, tragen auch beim Bocksbart alle saftigen Pflanzenteile Milchsaft. Die Pflanze ziert gerne die
Wegränder, so auch in den Auerwiesen.
Abb. 21 (links): Blütenköpfe vom Rindsauge mit Röhren- und Zungenblüten
Abb. 22 (rechts): Bocksbart blühend und mit reifendem Fruchtstand, im Hintergrund die Loferer Steinberge
Das Niedermoor am Wendepunkt unserer Wanderung (Abb. 23) wird in der Biotopkartierung des Landes
Salzburg (1994) so beschrieben:
Niedermoor in den Auerwiesen, oberhalb der Asphaltstraße auf einer Geländeverebnung östlich der Almhütte vom Rendlbauer. Wunderschönes Übergangsmoor, mit der seltenen Zweihäusigen Segge. Stark gemuldet und gekupptes Gelände (überwachsene Felsbuckeln). Als Davall-Seggenried mit viel Breitblättrigem Wollgras anzusprechen, tlw. viel Bach-Kratzdistel. Viel Torfmoos.
Abb. 23: Das Niedermoor, im Bild erkennbar der Teppich aus Breitblättrigem Wollgras und einzelne BachKratzdisteln
Das Breitblättrige Wollgras Eriophorum latifolium zeigt uns die Kalkzügigkeit an. In der Palette der MoorPflanzen sind uns noch aufgefallen: Zusammengedrücktes Quellried Blysmus compressus, Sumpf-Läusekraut
Pedicularis palustris, und im Übergang zur Wiese Wiesen-Platterbse Lathyrus pratensis und Nesselblättrige
Glockenblume Campanula trachelium.
Machen wir uns zum Schluss noch bewusst, dass wir die Landschaft und ihrer Elemente rund um die
Auerwiesen genießen können, solange hier eine behutsame und maßvolle Bewirtschaftung, gefördert durch
den Vertragsnaturschutz, stattfindet.
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Anhang
Auswahl verwendeter Bücher:
Norbert Griebl: Die Orchideen Österreichs, Freya 2013
A. Thomasser u.a.: Geschützte Pflanzen in Salzburg, Broschüre SLK 2010
M. Fischer u. a. Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol, 3. Aufl. 2008, Biologiezentrum Linz
Ch. Stettmer u.a.: Die Tagfalter Bayerns und Österreichs, ANL 2. Aufl. 2007
Heiko Bellmann: Der neue Kosmos Schmetterlingsführer, Franckh-KOSMOS 2003
Auswahl verwendeter und/oder weiterführender Internetseiten
https://www.salzburg.gv.at/sagis/  SAGISonline, Boden, Natur, Biotope
Hinweis: Detailinformationen nur für Berechtigte
Wiesen
https://www.infoflora.ch/de/lebensraeume/4-grnland-naturrasen-wiesen-und-weiden.html
Bärlauch
http://www.apotheken-umschau.de/  Suchbegriff: Bärlauch (Frühlingskraut)
Davall-Segge
https://www.infoflora.ch/de/flora/2718-carex-davalliana.html
Wald-Hyazinthe
https://www.botanik-bochum.de/jahrbuch/Pflanzenportraet_Platanthera_bifolia.pdf
Orchideen
http://www.aho-bayern.de/taxa/fs_taxa_01.html
Strauchschrecke
http://www.orthoptera.ch/arten/item/pholidoptera-aptera-aptera
Schlehenspanner
http://www.euroleps.ch/seiten/s_art.php?art=geo_prunaria
Aufrechte Trespe
http://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=891&
https://www.infoflora.ch/de/flora/2896-bromus-erectus-sstr.html
Fliegen-Ragwurz
http://www.zobodat.at/pdf/DENISIA_0020_0255-0294.pdf weiterführende Literatur zur
Bestäubung von Ophrys-Arten (2007)
Sommerwurz
http://flora.nhm-wien.ac.at/Seiten-Familien/Orobanchaceae.htm Arten-Überblick
Schmetterlinge
http://schmetterlinge.bund-rlp.de/wissenswertes/artenportraets/
(Tagfalter)
z.B.  Schwalbenschwanz, Schachbrett, Distelfalter
Glockenblume
http://flora.nhm-wien.ac.at/Seiten-Gattungen/Campanula.htm Arten-Überblick
Pflanzenfamilien
https://www.bayceer.uni-bayreuth.de/pfloek/de/lehre/5415/Pflanzenfamilien.pdf
Korbblütler
http://www.ausgabe.natur-lexikon.com/korbbluetler.php
https://cms.uni-konstanz.de/fileadmin/biologie/ag-doerken/pdf/Bestimmungs%C3%BCbungen/Asteraceae.pdf
Flockenblume
http://flora.nhm-wien.ac.at/Seiten-Gattungen/Centaurea.htm Arten-Überblick
Blütenbesucher
http://www.stiftungnatur.at/downloads  Bewertung verschiedener Wildblumen…
Widderchen
http://www.lepiforum.de/lepiwiki.pl?Zygaena_Filipendulae
Biotopkartierung
Text und Bilder (außer Abb. 1, 4, 15 und 16, dort angegeben): Wolf Kunnert
Moorverein Wasenmoos, Februar 2017
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