Datum: 12.01.2014 SonntagsZeitung 8021 Zürich 044/ 248 40 40 www.sonntagszeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 177'411 Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 728.4 Abo-Nr.: 1090645 Seite: 53 Fläche: 81'949 mm² Hoffnung für Patienten mit Hepatitis C Zehntausende Schweizer tragen das Virus in sich: Neue Medikamente sollen vor den tödlichen Spätfolgen schützen Zürcher Drogenszene beim Letten in den 90er-Jahren: Durch kontaminierte Spritzen wurde das Virus übertragen VON THOMAS MEISSNER Die chronische Hepatitis C ist eine still verlaufende Krankheit. Zwei, drei Jahrzehnte lang treten kaum Symptome auf. Macht sie sich schliesslich bemerkbar, ist die Ent- zündung bereits fortgeschritten: Leberfibrose (Verhärtung) und Leberzirrhose (Schrumpfleber) mit Konsequenzen für den ganzen Körper können die Spätfolgen sein. Oder gar Leberkrebs. Eine Reihe von neuen Medikamenten soll nun vielen Patienten helfen. rOTO EYSTO pertengruppe für virale Hepatitis mit Drogen experimentiert, wür(SEVHep) das Virus in sich. «Wir den sich heute aber niemals zu schätzen, dass etwa die Hälfte dieser Risikogruppe zählen und nichts von der Infektion weiss», sind nie auf Hepatitis C getestet sagt Philip Bruggmann, Präsident worden.» Es genügt, nur ein einder SEVHep und Chefarzt für In- ziges Mal kontaminierte Injeknere Medizin an den Arud Zent- tionsutensilien zu benutzen, um ren für Suchtmedizin in Zürich. das Virus zu übertragen. Betroffen seien vor allem die Doch weder Bevölkerung noch Geburtsjahrgänge 1955 bis 1975. Ärzte und Politiker seien sich aus«Sie machen über 60 Prozent al- reichend bewusst, dass bis etwa ler Hepatitis-C-Betroffenen aus», 2030 zunehmend mit Spätfolgen erklärt Bruggmann. Dies habe der Hepatits-C-Epidemie in der unter anderem mit der Welle int- Bevölkerung gerechnet werden ravenösen Drogenkonsums in müsse, betont Bruggmann. Rund 50 000 bis 70 000 Schwei- den 1970er- und 1980er-Jahren zu zer tragen laut der Schweizer Ex- tun. «Viele Leute haben damals Von Therapiefähigen kann ein Viertel nicht behandelt werden Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52460730 Ausschnitt Seite: 1/3 Datum: 12.01.2014 SonntagsZeitung 8021 Zürich 044/ 248 40 40 www.sonntagszeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 177'411 Erscheinungsweise: wöchentlich Die bisherigen Standardmedikamente Interferon und Ribavirin zulande höchstens jeder zehnte haben erhebliche NebenwirkunInfizierte behandelt. «Und von jegen, die teils sogar die Berufsausnen Patienten, bei denen die TheNach seinen Angaben wird hier- rapiefähigkeit abgeklärt wurde, kann etwa ein Viertel nicht behandelt werden.» Ein Grund sind schwere Nebenwirkungen der Standardmedikamente. Damit steht die Schweiz nicht allein da. Laut der europäischen Patientenorganisation Elpa (European Liver Patients Association) sind selbst in europäischen Ländern mit grossem Bewusstsein für das Problem weniger als 40 Prozent der Infizierten erkannt. Jedes Jahr stürben etwa 125 000 Menschen in Europa an Hepatitis-Folgen. Die Elpa fordert daher nationale Strategie- übung verunmöglichen und das über Therapiezeiträume von bis zu anderthalb Jahren. Das soll sich ändern. Künftig werden zunehmend Interferonfreie und einfachere Behandlun- Themen-Nr.: 728.4 Abo-Nr.: 1090645 Seite: 53 Fläche: 81'949 mm² 900 Franken je Tablette auf den US-Markt bringen, die Gesamt- therapie soll dort etwa 76 000 Franken kosten. Auch für andere neue Therapien werden fünfstellige Summen veranschlagt. Bevor jedoch die Betroffenen behandelt werden können, müssen sie erst erkannt werden. Die Zah- len der Hepatitis-C-Infizierten gen zur Verfügung stehen. Einige basieren lediglich auf Schätzunneue Wirkstoffe wie Telaprevir gen. In der Schweiz beispielswei- und Sofosbuvir gibt es bereits, se stammen die letzten Studien weitere wie Boceprevir, Faldapre- aus den 1990er-Jahren. Eine Möglichkeit wären Screenvir, S im eprevir, Asunaprevir und Deleobuvir werden hinzu- ing-Programme für bestimmte Ri- kommen. Sie hemmen Enzyme, sikogruppen. Dazu zählen ehewelche die Viren benötigen, um malige Drögeler, Gefängnisinsassich zu vermehren. Die Therapie- sen oder Migranten aus Ländern dauer werde sich im Durchschnitt mit vielen Hepatitis-C-Fällen. auf acht bis zwölf Wochen verkür- Menschen, die früher infizierte pläne gegen Hepatitis wie in zen, sagt Bruggmann. «Es gibt Blutprodukte erhalten haben, Frankreich oder Schottland. vielversprechende Hinweise, sind bereits weitgehend erfasst. Die SEVHep hat gemeinsam mit Allerdings könnte die bereits dass die neuen Medikamente weiteren Organisationen eine nadeutlich weniger toxisch sind.» ansteigende Erkrankungswelle flacher verlaufen als befürchtet. Offen ist, ob die Viren mit der tionale Hepatitis-C-Strategie vor- Denn die Behandlungsmöglich- Zeit resistent gegen diese Wirk- bereitet, die sie noch im Januar vorstellen wird. Sie soll vor keiten sollen sich in den nächsten stoffe werden. allem ein Bewusstsein für die Jahren deutlich verbessern. Kann Screening-Programme zum Gefahr schaffen sowie ein Testdie bisherige StandardbehandErkennen der Krankheit lung nur maximal 50 Prozent der Patienten mit dem häufigsten He- Zu Diskussionen könnten die hopatitis-C-Virustyp dauerhaft hel- hen Therapiekosten führen. Das fen, könnten es mit den neuen Pharmaunternehmen Gilead etwa Medikamenten bald über 90 Pro- möchte seinen neuen Wirkstoff Sofosbuvir für umgerechnet etwa zent sein, hoffen Experten. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen programm initiieren. Nur dann, so Bruggmann, könnten die «grossen Chancen der neuen Medikamen- te» genutzt und der befürchtete Anstieg von Folgeerkrankungen verhindert werden. ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52460730 Ausschnitt Seite: 2/3 Datum: 12.01.2014 SonntagsZeitung 8021 Zürich 044/ 248 40 40 www.sonntagszeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 177'411 Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 728.4 Abo-Nr.: 1090645 Seite: 53 Fläche: 81'949 mm² Böse Überraschung nach Jahren Eine Leberentzündung (Hepatitis) kann unterschiedliche Gründe haben, zum Beispiel eine Virusinfektion (Hepatitis A, B/D, C, E). Das Hepatitis-C-Virus (HCVJ wurde 1989 entdeckt und existiert in sieben verschiedenen Varianten (Genotyp 1 bis 7). Übertragen wird es fast ausschliesslich über Blut, vor allem durch kontaminiertes Injektions-, Tätowierungs- und Piercingbesteck, nur selten beim Geschlechtsverkehr und kaum noch über Bluttransfusionen. Laut Schätzungen sind in Europa neun Millionen Menschen mit Hepatitis C infiziert. Die meisten wissen davon nichts, weil die akute Infektion oft kaum Beschwerden auslöst. Bis zu 85 Prozent der Infektionen verlaufen chronisch mit milden, uncharakteristischen Symptomen wie Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden oder Leistungsabfall. Von den Infizierten bekom- Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen men 10 bis 20 Prozent eine Leberzirrhose und 5 bis 10 Prozent als Folge Leberkrebs. Als erfolgreich gilt eine Hepatitis C-Therapie, wenn sechs Monate nach ihrem Ende keine Viren mehr im Blut nachweisbar sind. Patienten mit den HCVGenotypen 2 und 3 haben mit den bisherigen Medikamenten eine 80-prozentige Heilungschance. Am häufigsten kommt jedoch der Genotyp 1 vor, bei dem die gängige Zweierkombination nur eine etwa 50-prozentige Heilungschance bietet. Bei ein bis zwei Prozent der erfolgreich Behandelten kehrt die Krankheit wieder, weil sich irgendwo im Körper Viren «verstecken» können. www.viralhepatitis.ch www.hep-index.eu ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 52460730 Ausschnitt Seite: 3/3