Hoffnung für Patienten mit Hepatitis C

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Datum: 12.01.2014
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Hoffnung für Patienten mit Hepatitis C
Zehntausende Schweizer tragen das Virus in sich: Neue
Medikamente sollen vor den tödlichen Spätfolgen schützen
Zürcher Drogenszene beim Letten in den 90er-Jahren: Durch kontaminierte Spritzen wurde das Virus übertragen
VON THOMAS MEISSNER
Die chronische Hepatitis C ist eine
still verlaufende Krankheit. Zwei,
drei Jahrzehnte lang treten kaum
Symptome auf. Macht sie sich
schliesslich bemerkbar, ist die Ent-
zündung bereits fortgeschritten:
Leberfibrose (Verhärtung) und
Leberzirrhose (Schrumpfleber)
mit Konsequenzen für den ganzen
Körper können die Spätfolgen
sein. Oder gar Leberkrebs. Eine
Reihe von neuen Medikamenten
soll nun vielen Patienten helfen.
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pertengruppe für virale Hepatitis mit Drogen experimentiert, wür(SEVHep) das Virus in sich. «Wir den sich heute aber niemals zu
schätzen, dass etwa die Hälfte dieser Risikogruppe zählen und
nichts von der Infektion weiss», sind nie auf Hepatitis C getestet
sagt Philip Bruggmann, Präsident worden.» Es genügt, nur ein einder SEVHep und Chefarzt für In- ziges Mal kontaminierte Injeknere Medizin an den Arud Zent- tionsutensilien zu benutzen, um
ren für Suchtmedizin in Zürich. das Virus zu übertragen.
Betroffen seien vor allem die Doch weder Bevölkerung noch
Geburtsjahrgänge 1955 bis 1975. Ärzte und Politiker seien sich aus«Sie machen über 60 Prozent al- reichend bewusst, dass bis etwa
ler Hepatitis-C-Betroffenen aus», 2030 zunehmend mit Spätfolgen
erklärt Bruggmann. Dies habe der Hepatits-C-Epidemie in der
unter anderem mit der Welle int- Bevölkerung gerechnet werden
ravenösen Drogenkonsums in müsse, betont Bruggmann.
Rund 50 000 bis 70 000 Schwei- den 1970er- und 1980er-Jahren zu
zer tragen laut der Schweizer Ex- tun. «Viele Leute haben damals Von Therapiefähigen kann ein
Viertel nicht behandelt werden
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Die bisherigen Standardmedikamente Interferon und Ribavirin
zulande höchstens jeder zehnte
haben erhebliche NebenwirkunInfizierte behandelt. «Und von jegen, die teils sogar die Berufsausnen Patienten, bei denen die TheNach seinen Angaben wird hier-
rapiefähigkeit abgeklärt wurde,
kann etwa ein Viertel nicht behandelt werden.» Ein Grund sind
schwere Nebenwirkungen der
Standardmedikamente.
Damit steht die Schweiz nicht
allein da. Laut der europäischen
Patientenorganisation
Elpa
(European Liver Patients Association) sind selbst in europäischen Ländern mit grossem Bewusstsein für das Problem weniger als 40 Prozent der Infizierten
erkannt. Jedes Jahr stürben etwa
125 000 Menschen in Europa an
Hepatitis-Folgen. Die Elpa fordert daher nationale Strategie-
übung verunmöglichen und das
über Therapiezeiträume von bis
zu anderthalb Jahren.
Das soll sich ändern. Künftig
werden zunehmend Interferonfreie und einfachere Behandlun-
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900 Franken je Tablette auf den
US-Markt bringen, die Gesamt-
therapie soll dort etwa 76 000
Franken kosten. Auch für andere
neue Therapien werden fünfstellige Summen veranschlagt.
Bevor jedoch die Betroffenen behandelt werden können, müssen
sie erst erkannt werden. Die Zah-
len der Hepatitis-C-Infizierten
gen zur Verfügung stehen. Einige basieren lediglich auf Schätzunneue Wirkstoffe wie Telaprevir gen. In der Schweiz beispielswei-
und Sofosbuvir gibt es bereits, se stammen die letzten Studien
weitere wie Boceprevir, Faldapre- aus den 1990er-Jahren.
Eine Möglichkeit wären Screenvir, S im eprevir, Asunaprevir
und Deleobuvir werden hinzu- ing-Programme für bestimmte Ri-
kommen. Sie hemmen Enzyme, sikogruppen. Dazu zählen ehewelche die Viren benötigen, um malige Drögeler, Gefängnisinsassich zu vermehren. Die Therapie- sen oder Migranten aus Ländern
dauer werde sich im Durchschnitt mit vielen Hepatitis-C-Fällen.
auf acht bis zwölf Wochen verkür- Menschen, die früher infizierte
pläne gegen Hepatitis wie in zen, sagt Bruggmann. «Es gibt Blutprodukte erhalten haben,
Frankreich oder Schottland.
vielversprechende
Hinweise, sind bereits weitgehend erfasst.
Die SEVHep hat gemeinsam mit
Allerdings könnte die bereits dass die neuen Medikamente
weiteren
Organisationen eine nadeutlich
weniger
toxisch
sind.»
ansteigende Erkrankungswelle
flacher verlaufen als befürchtet. Offen ist, ob die Viren mit der tionale Hepatitis-C-Strategie vor-
Denn die Behandlungsmöglich- Zeit resistent gegen diese Wirk- bereitet, die sie noch im Januar
vorstellen wird. Sie soll vor
keiten sollen sich in den nächsten stoffe werden.
allem ein Bewusstsein für die
Jahren deutlich verbessern. Kann Screening-Programme zum
Gefahr schaffen sowie ein Testdie bisherige StandardbehandErkennen der Krankheit
lung nur maximal 50 Prozent der
Patienten mit dem häufigsten He- Zu Diskussionen könnten die hopatitis-C-Virustyp dauerhaft hel- hen Therapiekosten führen. Das
fen, könnten es mit den neuen Pharmaunternehmen Gilead etwa
Medikamenten bald über 90 Pro- möchte seinen neuen Wirkstoff
Sofosbuvir für umgerechnet etwa
zent sein, hoffen Experten.
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programm initiieren. Nur dann, so
Bruggmann, könnten die «grossen
Chancen der neuen Medikamen-
te» genutzt und der befürchtete
Anstieg von Folgeerkrankungen
verhindert werden.
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Böse Überraschung nach Jahren
Eine Leberentzündung (Hepatitis) kann unterschiedliche Gründe
haben, zum Beispiel eine Virusinfektion (Hepatitis A, B/D, C, E).
Das Hepatitis-C-Virus (HCVJ
wurde 1989 entdeckt und existiert
in sieben verschiedenen Varianten (Genotyp 1 bis 7). Übertragen
wird es fast ausschliesslich über
Blut, vor allem durch kontaminiertes Injektions-, Tätowierungs- und Piercingbesteck,
nur selten beim Geschlechtsverkehr und kaum noch über
Bluttransfusionen.
Laut Schätzungen sind in Europa
neun Millionen Menschen mit
Hepatitis C infiziert. Die meisten
wissen davon nichts, weil die
akute Infektion oft kaum
Beschwerden auslöst. Bis zu
85 Prozent der Infektionen
verlaufen chronisch mit milden,
uncharakteristischen Symptomen wie Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden oder Leistungsabfall. Von den Infizierten bekom-
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men 10 bis 20 Prozent eine
Leberzirrhose und 5 bis 10 Prozent als Folge Leberkrebs.
Als erfolgreich gilt eine Hepatitis C-Therapie, wenn sechs
Monate nach ihrem Ende keine
Viren mehr im Blut nachweisbar
sind. Patienten mit den HCVGenotypen 2 und 3 haben mit den
bisherigen Medikamenten eine
80-prozentige Heilungschance.
Am häufigsten kommt jedoch
der Genotyp 1 vor, bei dem die
gängige Zweierkombination
nur eine etwa 50-prozentige
Heilungschance bietet. Bei ein
bis zwei Prozent der erfolgreich
Behandelten kehrt die Krankheit
wieder, weil sich irgendwo
im Körper Viren «verstecken»
können.
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www.hep-index.eu
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